2022 08 03: Straßenfest [by Laila]
von Jahreskalender
Kurzbeschreibung
Raphael und Tyler feiern ein Straßenfest mit einer Überraschung
OneshotLiebesgeschichte / P12 / MaleSlash
03.08.2022
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Tag der Veröffentlichung: 03.08.2022
Titel der Geschichte: Straßenfest
Song: Tanz von Culcha Candela
Autor: Laila
Kommentar des Autors: Die Idee zu der Geschichte hatte ich ganz spontan. Es ist eine kleine Erinnerung an meine Oma.
Straßenfest
Es war nicht leicht in dieser Welt. Das wussten auch Raphael und Tyler.
Sie waren jetzt seit zehn Jahren ein Paar und lebten seit acht Jahren zusammen in einem Haus in einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt.
Es war zu Beginn nicht einfach gewesen. Die Menschen hier hatten eine Abneigung gegen alle, die anders waren, und sie waren schwul.
Gerade die älteren Leute machten ihnen das Leben schwer und wollten sie nicht hier haben. Für sie war es eine Krankheit, die man behandeln musste. Da konnten Politiker und Stars schwul sein, das war egal, denn das war weit weg.
Nicht selten hatten sich einige nach den Zeiten des deutschen Reiches und der Säuberung zurückgesehnt und es ihnen direkt gesagt. Dennoch hatten sie nicht aufgegeben.
Tyler arbeitete als Elektriker und liebte seinen Job. Er war richtig gut darin und hatte an ihrem Haus fast alles selber gemacht.
Raphael organisierte Feiern und Partys. Er arbeitete ehrenamtlich im Kindergarten und im Dorfverein.
Dorthin zu kommen war schwer gewesen.
Die meisten Älteren hatten in ihnen ein krankes Paar gesehen, das sich nicht entscheiden konnte, ob es männlich oder weiblich sein wollte.
Erst als man merkte, dass keiner von beiden eine Drag Queen war, wurde es besser.
Aber auch als die jungen Mütter und Frauen sich mit ihnen anfreundeten. Es hatte viel Überzeugung und Zeit gekostet, dass sich Raphael um Kinder kümmern durfte.
Mittlerweile hatten sie auch zwei wundervolle Töchter.
Das Leben hatte begonnen, gut zu werden.
Heute war das jährliche Straßenfest geplant in ihrem kleinen Dorf.
Raphael hatte wie immer die Planung dazu übernommen. Es würde einen Sänger geben. Der würde eine große Palette an Stilrichtungen abdecken.
Denn das war ihm wichtig gewesen.
Gerade ihre Nachbarin Rosa Stallknecht mochte lieber ältere Lieder, aber sie hatte auch gefallen an “Tanz” von Culcha Candela gefunden. Bei diesem Lied klatschte sie immer begeistert mit und vergaß die schmerzenden Glieder.
„Ich freue mich auf nachher. Ich bin gespannt, was du wieder alles auf die Beine gestellt hast“, sagte Tyler.
Er grinste seinen Mann an, der vor dem Spiegel stand und seine Haare stylte. Das gehörte für ihn einfach dazu und es war ihm wichtig, gut auszusehen.
„Das wirst du sehen. Ich habe auch eine Überraschung für dich. Immerhin haben wir morgen Hochzeitstag. Diesen verbringen wir dann aber alleine“, gab Raphael zurück.
Die Kinder würden morgen bei ihrer besten Freundin Dani und deren Mann Petri sein.
Tyler hob eine Braue und trat zu seinem Mann. Er schlang die Arme um ihn und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. So sahen sie sich im Spiegel an und Tyler wusste wieder, warum er diesen Mann so sehr liebte.
Es war nicht nur dessen Äußeres, sondern alles an ihm. Dieser Blick bescherte ihm regelrecht eine Gänsehaut und es fühlte sich gut an.
Sein Mann war freundlich, gutherzig und ein kleiner Charmeur. Er wusste genau, wie er seinen Willen durchsetzen konnte. Deswegen verstand er sich auch so gut mit Rosa.
Sie hatte einen Narren an ihm gefressen und wenn sie jünger wäre, müsste Tyler eifersüchtig sein.
„Ich habe morgen auch eine Überraschung für dich, mein Hübscher. Alleine klingt auf jeden Fall sehr gut.“
Raphael hob eine Braue und grinste dann lüstern.
„Dann weiß ich, dass wir morgen im Bett bleiben.“
Das Fest war in vollem Gange und alle hatten Spaß.
Es gab Spiele für die Kinder jeden Alters. Diese waren von den Eltern und Großeltern organisiert worden, aber eben auch von Raphael.
Eine gute Freundin war Kindergärtnerin und hatte viele Ideen und Tipps geben können.
So gab es die Möglichkeit zum Toben, Singen, aber auch zum Kreativsein und dieses Angebot wurde gut genutzt. Es kamen auch viele Familien aus anderen Dörfern.
Zu essen und trinken gab es dank der Hilfe der Hausfrauen reichlich. Das Geld würde später auch genutzt werden, um den Ort zu verschönern und den Kindern etwas bieten zu können.
Kinder tobten und jagten durch die Gegend. Alle hatten Spaß und lachten.
Auch die Eltern.
Als es dunkel wurde und alle Kinder im Bett lagen, wurden Fackeln angezündet und die Musik wurde lauter.
Der Alkohol floss in Strömen und alle hatten Spaß, auch die älteren Leute. Vor allem Rosa. Da war sie auch nicht müde oder schimpfte über den Lärm.
Die Musik verstummte und Raphael trat auf die kleine Bühne. Er räusperte sich und sah in die Runde. Neben der Bühne standen ein paar Frauen.
Tyler hob überrascht eine Braue und sah nach vorn.
„Ich unterbreche das Ganze mal kurz, da ich eine Überraschung für Tyler habe. Wie einige wissen, haben wir morgen Hochzeitstag und nun ja. Baby, ich liebe dich und will noch mehr Jahre mit dir.“
Damit gab er dem DJ ein Zeichen und Musik setzte ein.
Lautes Seufzen war zu hören und einige lächelten bei Raphaels Worten.
Tyler saß einfach nur still da und starrte zu seinem Mann, der sich im Takt der Musik bewegte und “Tanz” von Culcha Candela zu singen begann.
Seine Augen glühten regelrecht im Schein der Fackeln. Genau das machte Raphael Spaß.
Das war das Lied, mit dem er Tyler immer hatte zum Tanzen bringen wollen. Heute sang er es selber und es klang wunderschön.
Die fünf Frauen betraten nun auch die Bühne und begannen einen frenetischen Tanz.
Aber das sah Tyler nicht. Er sah und hörte nur Raphael.
Als dieser dann die spanischen Sätze sang, traten ihm Tränen in die Augen. Dabei war es ihm egal, dass man ihn anstarrte.
Einige tuschelten, auch wenn es nicht böse gemeint war.
Viele Paare fanden sich zusammen und die Männer nahmen ihre Frauen in die Arme.
Rosa sang neben ihm leise mit und legte ihm eine Hand auf den Arm.
Sie zwinkerte und dachte dabei wohl an ihren Mann Walter, der schon fünfzehn Jahre tot war.
Das Publikum klatschte und sang ebenfalls mit. Aber dies störte den Auftritt nicht im Geringsten.
Die letzten Zeilen verklungen und Raphael trat zu ihm. Er grinste und legte das Mikrofon weg.
„War es so schlimm, dass du weinen musst?“, fragte er leise.
Tyler schüttelte nur den Kopf und drängte sich dann an ihn. Fest schloss Raphael ihn in seine Arme.
„Ich liebe dich“, flüsterte er.
Tyler schniefte und murmelte. „Ich dich auch, du verrückter Kerl.“
Alle Feiernden klatschten und pfiffen. Ob das nun den Frauen auf der Bühne oder dem Paar galt, war nicht zu deuten und auch egal.
Sie standen eine ganze Weile schweigend zusammen, bis Raphael ihn küsste.
Sanft strich er Tyler dabei über den Rücken und genoss das Glück, das er im Leben hatte. Zwei Kinder, einen Mann und ein Dorf, welches jetzt hinter ihm stand.
Später zog er Tyler auf die Tanzfläche und sie genossen den Abend zusammen.
ENDE
Titel der Geschichte: Straßenfest
Song: Tanz von Culcha Candela
Autor: Laila
Kommentar des Autors: Die Idee zu der Geschichte hatte ich ganz spontan. Es ist eine kleine Erinnerung an meine Oma.
Straßenfest
Es war nicht leicht in dieser Welt. Das wussten auch Raphael und Tyler.
Sie waren jetzt seit zehn Jahren ein Paar und lebten seit acht Jahren zusammen in einem Haus in einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt.
Es war zu Beginn nicht einfach gewesen. Die Menschen hier hatten eine Abneigung gegen alle, die anders waren, und sie waren schwul.
Gerade die älteren Leute machten ihnen das Leben schwer und wollten sie nicht hier haben. Für sie war es eine Krankheit, die man behandeln musste. Da konnten Politiker und Stars schwul sein, das war egal, denn das war weit weg.
Nicht selten hatten sich einige nach den Zeiten des deutschen Reiches und der Säuberung zurückgesehnt und es ihnen direkt gesagt. Dennoch hatten sie nicht aufgegeben.
Tyler arbeitete als Elektriker und liebte seinen Job. Er war richtig gut darin und hatte an ihrem Haus fast alles selber gemacht.
Raphael organisierte Feiern und Partys. Er arbeitete ehrenamtlich im Kindergarten und im Dorfverein.
Dorthin zu kommen war schwer gewesen.
Die meisten Älteren hatten in ihnen ein krankes Paar gesehen, das sich nicht entscheiden konnte, ob es männlich oder weiblich sein wollte.
Erst als man merkte, dass keiner von beiden eine Drag Queen war, wurde es besser.
Aber auch als die jungen Mütter und Frauen sich mit ihnen anfreundeten. Es hatte viel Überzeugung und Zeit gekostet, dass sich Raphael um Kinder kümmern durfte.
Mittlerweile hatten sie auch zwei wundervolle Töchter.
Das Leben hatte begonnen, gut zu werden.
Heute war das jährliche Straßenfest geplant in ihrem kleinen Dorf.
Raphael hatte wie immer die Planung dazu übernommen. Es würde einen Sänger geben. Der würde eine große Palette an Stilrichtungen abdecken.
Denn das war ihm wichtig gewesen.
Gerade ihre Nachbarin Rosa Stallknecht mochte lieber ältere Lieder, aber sie hatte auch gefallen an “Tanz” von Culcha Candela gefunden. Bei diesem Lied klatschte sie immer begeistert mit und vergaß die schmerzenden Glieder.
„Ich freue mich auf nachher. Ich bin gespannt, was du wieder alles auf die Beine gestellt hast“, sagte Tyler.
Er grinste seinen Mann an, der vor dem Spiegel stand und seine Haare stylte. Das gehörte für ihn einfach dazu und es war ihm wichtig, gut auszusehen.
„Das wirst du sehen. Ich habe auch eine Überraschung für dich. Immerhin haben wir morgen Hochzeitstag. Diesen verbringen wir dann aber alleine“, gab Raphael zurück.
Die Kinder würden morgen bei ihrer besten Freundin Dani und deren Mann Petri sein.
Tyler hob eine Braue und trat zu seinem Mann. Er schlang die Arme um ihn und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. So sahen sie sich im Spiegel an und Tyler wusste wieder, warum er diesen Mann so sehr liebte.
Es war nicht nur dessen Äußeres, sondern alles an ihm. Dieser Blick bescherte ihm regelrecht eine Gänsehaut und es fühlte sich gut an.
Sein Mann war freundlich, gutherzig und ein kleiner Charmeur. Er wusste genau, wie er seinen Willen durchsetzen konnte. Deswegen verstand er sich auch so gut mit Rosa.
Sie hatte einen Narren an ihm gefressen und wenn sie jünger wäre, müsste Tyler eifersüchtig sein.
„Ich habe morgen auch eine Überraschung für dich, mein Hübscher. Alleine klingt auf jeden Fall sehr gut.“
Raphael hob eine Braue und grinste dann lüstern.
„Dann weiß ich, dass wir morgen im Bett bleiben.“
Das Fest war in vollem Gange und alle hatten Spaß.
Es gab Spiele für die Kinder jeden Alters. Diese waren von den Eltern und Großeltern organisiert worden, aber eben auch von Raphael.
Eine gute Freundin war Kindergärtnerin und hatte viele Ideen und Tipps geben können.
So gab es die Möglichkeit zum Toben, Singen, aber auch zum Kreativsein und dieses Angebot wurde gut genutzt. Es kamen auch viele Familien aus anderen Dörfern.
Zu essen und trinken gab es dank der Hilfe der Hausfrauen reichlich. Das Geld würde später auch genutzt werden, um den Ort zu verschönern und den Kindern etwas bieten zu können.
Kinder tobten und jagten durch die Gegend. Alle hatten Spaß und lachten.
Auch die Eltern.
Als es dunkel wurde und alle Kinder im Bett lagen, wurden Fackeln angezündet und die Musik wurde lauter.
Der Alkohol floss in Strömen und alle hatten Spaß, auch die älteren Leute. Vor allem Rosa. Da war sie auch nicht müde oder schimpfte über den Lärm.
Die Musik verstummte und Raphael trat auf die kleine Bühne. Er räusperte sich und sah in die Runde. Neben der Bühne standen ein paar Frauen.
Tyler hob überrascht eine Braue und sah nach vorn.
„Ich unterbreche das Ganze mal kurz, da ich eine Überraschung für Tyler habe. Wie einige wissen, haben wir morgen Hochzeitstag und nun ja. Baby, ich liebe dich und will noch mehr Jahre mit dir.“
Damit gab er dem DJ ein Zeichen und Musik setzte ein.
Lautes Seufzen war zu hören und einige lächelten bei Raphaels Worten.
Tyler saß einfach nur still da und starrte zu seinem Mann, der sich im Takt der Musik bewegte und “Tanz” von Culcha Candela zu singen begann.
Seine Augen glühten regelrecht im Schein der Fackeln. Genau das machte Raphael Spaß.
Das war das Lied, mit dem er Tyler immer hatte zum Tanzen bringen wollen. Heute sang er es selber und es klang wunderschön.
Die fünf Frauen betraten nun auch die Bühne und begannen einen frenetischen Tanz.
Aber das sah Tyler nicht. Er sah und hörte nur Raphael.
Als dieser dann die spanischen Sätze sang, traten ihm Tränen in die Augen. Dabei war es ihm egal, dass man ihn anstarrte.
Einige tuschelten, auch wenn es nicht böse gemeint war.
Viele Paare fanden sich zusammen und die Männer nahmen ihre Frauen in die Arme.
Rosa sang neben ihm leise mit und legte ihm eine Hand auf den Arm.
Sie zwinkerte und dachte dabei wohl an ihren Mann Walter, der schon fünfzehn Jahre tot war.
Das Publikum klatschte und sang ebenfalls mit. Aber dies störte den Auftritt nicht im Geringsten.
Die letzten Zeilen verklungen und Raphael trat zu ihm. Er grinste und legte das Mikrofon weg.
„War es so schlimm, dass du weinen musst?“, fragte er leise.
Tyler schüttelte nur den Kopf und drängte sich dann an ihn. Fest schloss Raphael ihn in seine Arme.
„Ich liebe dich“, flüsterte er.
Tyler schniefte und murmelte. „Ich dich auch, du verrückter Kerl.“
Alle Feiernden klatschten und pfiffen. Ob das nun den Frauen auf der Bühne oder dem Paar galt, war nicht zu deuten und auch egal.
Sie standen eine ganze Weile schweigend zusammen, bis Raphael ihn küsste.
Sanft strich er Tyler dabei über den Rücken und genoss das Glück, das er im Leben hatte. Zwei Kinder, einen Mann und ein Dorf, welches jetzt hinter ihm stand.
Später zog er Tyler auf die Tanzfläche und sie genossen den Abend zusammen.
ENDE