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PROJEKT COUNTRY ROADS

Kurzbeschreibung
GeschichteKrimi, Freundschaft / P18 / Mix
31.07.2022
21.03.2023
31
171.777
8
Alle Kapitel
61 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
19.03.2023 4.848
 
P R O J E K T   C O U N T R Y   R O A D S

Trilogie • Drama • Liebesromanze • Horror • Action • Schmerz/Trost • Freundschaft • P18 • Smut



Website I-III
The Playlist Band II




Kapitel 2o: Vom Loyal sein


„Ah“, machte Zeke und klang so etwas von überhaupt nicht eingeschüchtert und zog aufgrund dieses jämmerlichen Versuchs unimponiert die Augenbrauen empor, was irgendwie verständlich war. Natürlich, es war wirklich heroisch, wie Lenny versuchte den Macker heraushängen zu lassen und äußerst mutig Drohungen aussprach, die allerdings ein wenig verzweifelt und überhaupt nicht überzeugend wirkten. Nein, mein lieber Nerd knetete dabei auch noch ungemein nervös seine Hände, wobei er noch während seiner Drohung gefährlich mit seinem Zeigefinger auf Zekes Brust gezeigt hatte, was den Dunkelblonden allerdings nur interessiert beäugen ließ, was sein Gegenüber da tat.
„Wie heißt du noch mal?“, fragte der eindeutig gefährlichere Kerl der beiden, und sorgte damit dafür, dass Lennys Stirn noch mehr Schweiß zutage trug und er hartnäckig überlegte, ob er es wirklich riskieren konnte, seinen echten Namen zu sagen.
Ich glaubte sogar beinahe, dass er wirklich einen falschen sagen wollte, bevor er dann mit einem hinterhältigen Griff von Dwight in den Schwitzkasten genommen wurde, der wiederum schimpfte: „Man Lenny, wo warst du denn?“
„Lass das! Ich hab‘ V gefunden.“ Der Dunkelhaarige zeigte auf mich, wobei mein Lockenkopf erfreut zu sein schien, obgleich er konfus zu Zeke sah, der ruhig neben mir stand und mit dem ich auch leider seit unserem Lauf durch das Labyrinth kein Händchen mehr hielt.
„Wir haben uns Sorgen gemacht“, erwiderte Dwight und blieb irgendwie verhalten, während er uns musterte und dann beinahe brüderlich fragte, „wo warst du so lange?“
Eigentlich hatte ich eine Lüge erzählen wollen, aber noch während Dwight mich fragte, realisierte ich, dass eine Drohne über uns hinwegflog und sich sogar in einem Senkflug befand, was mich normalerweise nicht so abgelenkt hätte. Aber in diesem Fall war es einfach so, dass sie mir verdächtig bekannt vorkam und ich dementsprechend geradezu analysierend zu ihr sah, sodass ich nicht nur vergaß zu antworten, sondern auch noch ungemein bekloppt aussehen musste. Mir war es nicht klar und so reagierte ich erst als Dwight mich noch einmal ansprach und dann Zeke behauptete: „Sie hing allein in 'nem Netz im Zombieviertel, als ich sie fand. Hat sich bestimmt verlaufen.“
„Ah“, machte mein Freund, ehe ich dann noch immer abgelenkt nickte und es darauf beruhen ließ.
Die Drohne war weggeflogen und auch wenn ich ihr noch einmal nachsah, hörte ich, wie Lenny mich ansprach: „Erde an V! Ist nur 'ne Drohne, die gibt's hier überall.“
„Hä?“ Ich hatte gar nicht richtig zugehört und bemerkte deshalb erst verspätet die seltsame Stimmung, die hier herrschte. Immerhin sah Lenny mehr als mies gelaunt zu Zeke, der wiederum mir einen besorgten Blick schenkte, ehe Dwight ihm auf die Brust klopfte und ihn kumpelhaft lobte: „Danke dir. Was hast du da überhaupt gemacht?“
„Äh“, fing ich an, als ich bemerkte, dass zwar somit die letzte Stunde erklärt war, aber nicht, warum ich in diesem Viertel gewesen war, „war beim Blinddarm essen.“
Mir fiel auf die schnelle wirklich nichts Besseres ein und auch wenn zwei der drei Kerle mir konfuse Blicke schenkten, da es hier überall Speisen gab, genügte es am Ende, sodass sie es dabei beließen und Lenny stattdessen Dwight fragte, wo die anderen waren.
„Okay, bin gleich wieder da … haut nicht ab.“ Seine Warnung galt eindeutig Zeke und mir, aber da er mich nicht verraten hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass er es auch jetzt nicht tun würde und meine Bitte akzeptierte.
„Gut. Und was machen wir drei schönen jetzt?“ Dwight stellte sich einfach in unsere Mitte und legte nicht nur mir, sondern auch Zeke einen Arm um, was mich eindeutig verwirrte. Immerhin hatten sie zwar auch auf der gestrigen Party recht cool miteinander gewirkt, aber so freundschaftlich hatte ich sie doch noch nicht gesehen. Und tatsächlich, auch wenn Zeke verhaltener als Dwight war, fragte der Lockenkopf ihn geradezu rhetorisch, ob er bei uns bleiben würde, was dieser mit einem ergebenen „Klar“ erwiderte.
„Billy und Brandon sind übrigens deinetwegen aneinander geraten und suchen dich jetzt“, flüsterte Dwight in mein Ohr, weshalb ich kritisch zu ihm sah.
Ich glaube, er hatte eine andere Reaktion erwartet, aber um ehrlich zu sein, konnte ich nicht einmal mehr etwas vorspielen, wenn es um die beiden ging, da ich einfach nur noch genervt von ihnen war. Ja, sie ließen mich schlichtweg kalt, sodass es mir auch total gleich war, dass Dwight nicht nur überrascht, sondern auch konfus ausschaute. Ich überging es und fragte stattdessen einfach nur das, was mich wirklich interessierte: „Wo ist Paulina? Hat sie ein bisschen Spaß?“
„Ich weiß nicht … sie ist dich halt mit Brandon such-“
„Ich dachte Billy ist bei Brandon?“ Ich war mit einem Mal in höchster Alarmbereitschaft, weil ich definitiv nicht wollte, dass der Blonde bei meiner Schwester war. Denn um ehrlich zu sein war mir da Brandon um einiges lieber, denn dieser gab wenigstens richtig auf sie Acht und hätte sie auch mit seinem Leben beschützt. Ja, er war ein Arschloch in der Beziehung, aber wenn es um seine Familie oder Freunde ging, war er ein Held ohnegleichen, der nicht umsonst so beliebt war.
„Was?“ Dwight schien komplett irritiert von meiner Reaktion, wobei sogar Zeke mit einem Mal aufzuhorchen schien und wohl mitbekam, dass irgendetwas nicht stimmte, ehe dann der Lockenkopf erklärte: „Nein, sie ist bei Brandon, und Tyra ist Billy hinterher. Wie gesagt, sie sind zwar aneinander geraten, aber … dann getrennte Wege gegangen.“
Vermutlich war meine Erleichterung ein weiteres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmte und Dwight hellhörig wurde, aber anstatt darauf einzugehen, überging ich seine Blicke einfach und fragte stattdessen: „Und wo sind die anderen?“
„Hinten bei der großen Bühne auf der Blutstraße“, meinte er und nickte nebenbei hinter sich, wobei ich durch seine Erklärung schon erfasste, dass sie somit überhaupt nicht weit weg waren und dementsprechend nickte.
„Hast du Saint schon gesehen?“ Eigentlich hatte ich gar nicht so direkt fragen wollen, aber da ich es eigentlich vermeiden wollte, dass ich Zeke vor Dwight um mein Handy bat, blieb mir vorerst nichts anderes übrig. Und so erfasste ich zwar, wie mich beide ziemlich fragend ansahen, da sie vermutlich nicht angenommen hatten, dass mich explizit er interessieren würde, aber konzentrierte mich schlicht auf die Antwort.
„Äh, kein Plan. Was willst du von dem?“, hakte Dwight nach und beobachtete dann konfus, wie ich an Zeke herantrat und ihn kurz nach meinem Handy fragte.
In diesem Moment dachte ich mir einfach, dass es durchaus nichts Verwerfliches wäre, wenn jemand anderes etwas für mich trug und einpackte und obgleich der Lockenkopf sehr nachdenklich zu uns sah, hatte ich aufgrund der Drohne einen knallharten Schlag der Realität versetzt bekommen.
Natürlich, am liebsten hätte ich unentwegt mit Zeke abgehangen und wäre auch gerne noch weiter mit ihm weggerannt, aber trotz dessen dürfte ich nicht vergessen, weshalb ich eigentlich hergekommen war.
„Ist alles okay?“, fragte mich mein Schwarm leise und schien es genauso wie ich ein wenig zu übergehen, dass Dwight direkt neben uns stand. „Was willst du von Saint?“
„Er wollte mir nur etwas geben, weshalb ich ihn kurz treffen muss“, erwiderte ich und erzählte damit vielleicht zu viel, aber in dem Moment als ich befürchtet hatte, dass Billy mitsamt Paulina unterwegs wäre, war mir einfach so sehr das Herz in die Hose gerutscht, dass ich eine kleine Sekunde meine Deckung aufgab.
„Doch keine Drogen, oder?“, fragte mich Zeke leise und klang dabei ungemein besorgt, sodass er mich doch wieder für eine Sekunde ablenkte und zum Lächeln brachte, wobei er mir aufgrund dieser Befürchtung sogar kurz mein Handy verweigerte, ehe ich diese Frage mit einem Kopfschütteln und Schmunzeln verneinte. Es beschwichtigte ihn, aber auch wenn dem so war, schien er es ebenso ausnutzen zu wollen, dass ich auf ihn stand, weshalb er leise flüsternd und sichergehend, dass ich ihn dabei ansah, hinzufügte: „Du weißt hoffentlich, dass ich gegen Drogen bin, auch wenn ich deale.“
„Nein, wusste ich nicht, aber das ist gut zu wissen“, erwiderte ich mit einem Lächeln, da ich mir dadurch auch ziemlich sicher war, dass er selbst nichts konsumierte und doch gewisse Prinzipien hatte.

Es war wirklich schräg, wie manche Leute ihre Zuneigung zeigten oder aber verbargen, was mir besonders durch Dwight bewusst wurde. Natürlich, ich wusste, wie er in gewissen Momenten agierte und zu verschiedenem stand, aber die meiste Zeit war er doch ein Scherzbold, der gerne das Leben genoss und ein wenig neben der Spur lebte. Er war schlichtweg jemand, den man gerne unterschätzte und der immer ein wenig kopflos und waghalsig wirkte. Aber wenn er einen mochte, hatte er eine ganz andere Art, die mir zuvor wirklich noch nie aufgefallen war. Denn auch wenn wir uns damals beim Projekt gemeinsam abgelenkt und Sachen unternommen hatten, wurde mir in diesem Moment ebenso klar, dass er sich weiter entwickelt oder mir gegenüber noch mehr geöffnet hatte.
Keine Ahnung, was von beidem es war, aber in diesem Moment, so glaubte ich, fand er es zwar seltsam, was zwischen Zeke und mir war, aber ließ es kommentarlos geschehen. Ja, er beobachtete uns interessiert, vielleicht sogar besorgt, aber anders als Lenny sagte er nichts. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht damit gerechnet, da ich immer angenommen hatte, dass er Billy doch lieber als mich hatte und inniger mit ihm befreundet war, weshalb ich auch ziemlich ertappt zu ihm schaute. Ich hatte absolut keine Ahnung, was er dachte und um ehrlich zu sein, befürchtete ich wirklich, dass er mir sauer sein würde oder aber mir den Schlampenstempel aufsetzen würde. Denn tatsächlich hatte ich zunehmend das Gefühl, dass ich gerade den letzten Teil sehr gut in die Tat umsetzte und deshalb auch so eine große Scham empfand. Allerdings hatte ich dafür jetzt auch keinen Kopf, weshalb ich kurzum einfach Saint anrief, um ihn zu fragen, wo er war.
„Und wo ist er?“, fragte Zeke und schien gewillt mich zu begleiten, wobei auch Dwight so interessiert aussah, dass ich das Gefühl hatte, dass sie nicht auf die anderen warten und mich stattdessen begleiten wollten.
„Im Mysteryviertel“, antwortete ich und überlegte, ob ich nicht besser alleine gehen sollte, was sich allerdings auflöste, als Dwight ein: „Okay, lasst gehen“, aussprach.

„Sag‘ mal, hast du Angst vor den Dingern?“, fragte mich Zeke, nachdem wir schon die Blutstraße überquert hatten, und er auch wieder mein Handy weggesteckt hatte, und wir alle drei rauchten. Seine Frage galt ganz klar mir, denn auch wenn es hier vielleicht normal war, dass ungemein viele filmten, hatte mich diese eine Drohne vorhin so abgelenkt, dass ich mittlerweile bei so manchen erschrak und so manche sogar analysierte.
Dwight drehte sich ebenso zu mir, als er die Frage des dunkelblonden hörte, wobei er glaubte mich zu durchschauen und just meinte: „V, wir sind nicht in Chicago.“
Er glaubte wohl, dass ich mich zurückversetzt fühlte, was es aber nicht wirklich zu bedeuten hatte, obgleich er damit der Sache auf jeden Fall näher kam. Immerhin gab es damals auch so eine Drohne, die der, die ich vorhin glaubte gesehen zu haben, sehr nahekam.
„Alles gut, ich dachte nur, … egal.“ Ich beließ es dabei, denn auch wenn ich ursprünglich hatte lügen wollen, kam ich so langsam nicht mehr mit den ganzen Behauptungen zurecht und fühlte mich zunehmend unwohler. Ja, ich fand schlichtweg, dass, auch wenn ich mittlerweile paranoid war und keiner mir glauben würde, es einfach besser war nichts zu sagen. Bedauerlicherweise war das aber gar nicht so einfach, denn auch wenn aufgrund dessen ein Schweigen entstand, empfand ich es einfach nur als unangenehm und glaubte sogar, dass keiner recht wusste, was er sagen sollte. „D, wusstest du eigentlich, dass Lo öfter nach dir gefragt hat?“
„Echt?“ Der Lockenkopf klang irgendwie konfus, wobei er addierend dazu irgendwie die Augenbrauen herunterzog, ehe dann Zeke verblüfft fragte: „Sag‘ bloß, du hattest auch etwas mit der?“
„Doch, klar, jeder hatte was mit ihr … hab‘ mich nach Kyles Tod ein bisschen um sie gekümmert.“
Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass so ein Gespräch entstehen würde, zumal mich das Auch, das Zeke ausgesprochen hatte, ungemein verwirrte und weshalb ich mehr als interessiert lauschte und nach diesem kurzen Dialog gespielt desinteressiert nachfragte: „Sagt bloß, ihr hattet beide etwas mit ihr?“
„Wie gesagt, jeder hatte was mit ihr“, eröffnete mir Dwight noch einmal und sorgte damit dafür, dass Zeke gar nicht erst groß redete, sondern einfach nur zustimmte. Und so bekam ich meine Antwort leider nicht und musste noch spezifischer nachfragen, weshalb ich selten dämlich erst bei Dwight nachhakte: „Und du hattest 'was nach Kyles Tod mit ihr?“
„Ja, ist irgendwie passiert, als wir 'was getrunken hatten.“
„Hm“, machte ich und sah dann zu Zeke, der aber gar nicht zu bemerken schien, dass ich ihn ansah und den ich dann ziemlich direkt fragte, „und du?“
„Kein Plan, ist ewig her.“
Mich regte diese Aussage gelinde gesagt auf, denn auch wenn das schon Jahre zurücklag, hatte ich dadurch trotzdem keine Ahnung, ob sie nur miteinander geschlafen oder aber etwas Richtiges zu laufen gehabt hatten. Und das ärgerte mich schon. Denn das hieße, dass ich tatsächlich erst einmal mit Lo reden musste, um in Erfahrung zu bringen, ob ich mit ihm anbandeln dürfte – und das während sie total schlecht zu erreichen war und Karriere machte. Unsere Gespräche waren dadurch kurz gesagt rar und auch wenn ich ihre Nummer hatte, käme das ziemlich scheiße, wenn ich sie einfach so plötzlich anrief, nur um zu fragen, was zwischen ihr und Zeke gewesen war. Kurz gesagt: Ich verabscheute diese Situation und mein Leben, und dachte erneut nur an den Kerl neben mir, zumal ich, wenn ich Pech hatte, gar nicht für ihn schwärmen dürfte, ohne eine schlechte Freundin zu sein. „Scheiße“, entkam es mir leise, sodass ich plötzlich zwei ganz hellhörige und interessierte „Hmms“ mit Fragezeichenbetonung zu hören bekam, die ich allerdings abwandte, in dem ich behauptete, „hab‘ glaube ich 'ne Schnecke zertreten.“
„Echt? Hab‘ gar nichts knacken gehört.“
„Hab's aber gespürt“, erwiderte ich aufgrund von Dwights wirklich blöder Feststellung, obschon die sowieso überflüssig war, da es bei dem Übergang ins Mysteryviertel unheimlich voll wurde. Der Grund war eine kleine, schmale Brücke, die über einen Bach führte und damit dafür sorgte, dass man immer ein wenig verzögert in der Schlange vorankam und andauernd irgendwo geredet wurde.
Es war dementsprechend ein Moment, in dem man irgendwie mehrmals gezwungen war zu halten und dann irgendjemand jemand anderen begrüßte oder anbaggerte oder aufgrund des Kostüms ansprach. Letzteres geschah vor allem Dwight, der von einem Mädchen aufgrund seines Fred Feuerstein Gewands angesprochen wurde, wohingegen ihre Freundin wohl Zeke kannte und diesen begrüßte, während sie uns in der Schlange gegenüber standen, da sie wohl hinaus und wir hinein in das Viertel wollten.
Ich stand somit ziemlich unzufrieden als Cheerleaderin dazwischen und das mit Zeke vor und Dwight hinter mir, während ich geradezu das Engelchen und das Teufelchen verfluchte, die eindeutig viel zu sexy aussahen. Um ehrlich zu sein war es mir bei Dwight egal, da ich ihn voll und ganz in seiner Polygamie unterstützte, aber bei Zeke ärgerte es mich schon. Denn auch wenn er lediglich höflich blieb, schien der Teufel immer weiterzureden und eine Konversation anfangen zu wollen, die aber so langweilig war, dass man halb dabei einschlief.
Dementsprechend wunderte es mich aber auch gar nicht, dass Zeke mehr als einsilbig, wenn überhaupt antwortete, wohingegen ich nach rechts und somit zum Bach sah. Eigentlich hatte ich mir überhaupt nichts dabei gedacht, aber als ich es tat, sah ich schon wieder so eine Drohne, die mich einfach immens abfuckte und mich nicht nur andauernd an jemanden denken, sondern auch irgendwie besorgt seien ließ. Natürlich, es war normal, dass hier die fliegenden Objekte von den Filmfans herumflogen, aber nichtsdestotrotz fand ich doch, dass es übertrieben war, zumal es mich andauernd dazu brachte, dass ich sie geradezu fixierte, um auch ja sicherzugehen, dass es nicht dieselbe wie vorhin war. Denn auch wenn das vorhin nicht jene gewesen sein musste, von der ich es geglaubt hatte, ließ es mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Zumindest bis zu dem Moment, als ich hörte, wie Zeke irgendjemanden fragte, ob er etwas haben dürfte und dann eiskalt etwas nach dieser Drohne geworfen wurde, die daraufhin abstürzte.
Ich war vollkommen perplex, denn auch wenn jemand im Hintergrund aufschrie und sich empörte, dass seine Drohne gerade in den Bach geflogen war und er hindurchmüsse, kam ich nicht umhin, überrascht zu dem Langhaarigen neben mir zu sehen, der mir mit einem Anziehen seiner Augenbrauen verriet, dass man die Dinger so einfach loswerden konnte.
Gott, ich war ungemein begeistert von dieser Aktion und vielleicht sogar auch imponiert, zumal ich dadurch beinahe augenblicklich ein wenig entspannte und auch schon wieder in den Moment kam, in dem ich lächeln musste und auch ihm eins entlockte.
Es gefiel mir einfach, wie leicht er meine Spannung und auch mein Problem gelöst hatte und obgleich wir dann endlich ein Stück vorankamen, kam ich nicht umhin, dass ich immer wieder zu ihm sehen musste. Und ja, in diesem Moment war es mir sogar egal, dass dieses Mädchen im Teufelskostüm noch vor uns stand, denn auch wenn sie ihn fragte, ob irgendeines seiner Tattoos neu war und er knapp antwortete, erkannte ich durchaus, dass sie ihn komplett kaltließ und er mindestens genauso oft zu mir sah.
Ja, er hatte Manieren und besaß gegenüber anderen – auch Frauen – einen gewissen Grad der Höflichkeit, was aber gewiss nichts mit Flirten zu tun hatte. Und so erfasste ich auch, was ich davor nicht gesehen hatte, nämlich, dass er ihr eigentlich die kalte Schulter zeigte und mir zugewandt war, obgleich er vor mir in der Schlange stand.
Tatsächlich war ich alleine aufgrund dieses Faktes, der mich automatisch dazu brachte, dass ich versuchte, die Situation zu analysieren, abgelenkt und bekam deshalb auch nicht mit, wie jemand sich einfach zwischen die zwei Schlangen, die es gab, drängte und das in einer kompletten Ghostface Montur, die somit definitiv nicht Tyra war.
Nein, es war jemand anderes. Jemand, der aber trotzdem total dreist war und sich einfach bis zu mir durchkämpfte, nur um dann vor mir stehenzubleiben und mich anzusehen. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich das zuordnen sollte und auch nicht, wer das war, zumal diese Person gerade einmal so groß wie ich war und überhaupt nicht darauf reagierte, dass Dwight und auch Zeke denjenigen baten, damit aufzuhören.
„Checkst du es noch? Es reicht!“ Die beiden schienen so langsam wirklich die Geduld zu verlieren und schoben sich schon vor mich, ehe es dann weiterging und wir einfach die Brücke verließen.
Ich wusste nicht, was es war, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich diese Person gekannt hatte, was nicht zuletzt an diesem Parfüm lag, das ich gerochen hatte und weshalb ich auch mehr als konfus weitergezogen werden musste, während die beiden Männer an meiner Seite mich geradezu behütet wegbrachten und sich darüber beschwerten, was dieser Scheiß sollte.
„Manchmal rennen hier echt irre herum.“ Es war fast schon lustig, dass ausgerechnet Dwight das sagte, da er sonst immer derjenige war, über den man so redete.
„Ist alles okay?“
„Ja, alles gut“, meinte ich und sah mich noch einmal um, um zu sehen, ob die Person noch da war oder uns folgte.
Aber sie war einfach weg. Und das stellten auch die jungen Männer fest, die mich erneut in ihrer Mitte laufen ließen und meinem Blick gefolgt waren.
„Hast du wenigstens die Nummer von dem Mädchen klarmachen können?“ Meine Frage galt Dwight, der mich allerdings ziemlich konfus ansah und dann anmerkte, dass er das nicht hätte tun können, da mein neuer Scary Movie Freund ihn abgelenkt hätte, ehe dann Zeke so hilfreich war, dem Lockenkopf zu offenbaren: „Die beiden arbeiten im Krankenhaus, kann dir die Nummer besorgen.“
Ich bereute irgendwie, dass ich das angesprochen hatte, denn auch wenn ich nebenbei noch immer über diesen Geruch nachdachte und mich fragte, woran er mich erinnerte, hörte ich die reinste Männerunterhaltung, bei der Dwight sich wohl entsann, dass er sie da schon einmal gesehen hätte, und dann plötzlich von Essen redete.
Kurzum hatten beide wohl einen riesigen Kohldampf und wollten nach dem Treffen mit Saint irgendwo etwas essen gehen, wobei sie darüber debattierten, wo man hingehen könnte, während ich mich fragte, wie man so lange darüber reden konnte. Denn sie schienen wirklich bei diesem Thema aufzugehen, sodass ich stumm zwischen den beiden ging und einfach nur die vielen Bäume und Menschen beobachtete, die erneut von Kreaturen angegriffen wurden, während wieder andere Darsteller mit ihrem Gesicht zu den Bäumen standen, was sich eindeutig auf das Blair Witch Project oder Slender Man bezog. Sicher war ich mir nicht, aber wirklich interessieren tat es mich auch nicht, da auf einmal ein Werwolf mitsamt Mensch über den Weg rannte und mich damit ihm nachsehen ließ.
Tatsächlich war es hier durchaus normal, wenn man verschleppt und herumgetragen wurde, oder man von einer weinenden Person umarmt wurde, die danach wieder kreischend herumrannte. Ja, es war eindeutig ein sehr kurioses Viertel, in dem Neulinge zumeist komplett verwirrt waren, dass jemand weinend und verwirrt auf sie zutrat, und um Hilfe bat, wohingegen andere Geschichten über mystische Kreaturen erzählten und damit die Leute zu einer Schnitzeljagd einluden, die mit reichlich Schrecken verbunden war und ebenso gefilmt wurde. Im Anschluss konnte man den Film kaufen, wenn man wollte, aber das war zumeist wirklich nur etwas für Touristen, obgleich die Teilnehmer dadurch einen Vorteil hatten und Nachtsichtgeräte bekamen. Die übrigen von uns waren hingegen dessen auf die Taschenlampen angewiesen, die mal jemand hielt oder aber das eigene Handylicht, das wir aber nicht benutzen.
Es einfach amüsanter ohne, zumal man dadurch doch ein wenig angespannter war, da das Außerirdischen- und Mysteryviertel doch die dunkelsten auf dem Festival waren. Und so erschrak man auch ungemein, wenn auf einmal ein dunkler Schatten hinter einem lief, oder aber jemand einen anknurrte, während einen wieder andere zum Beispiel anknabberten. Wie zum Beispiel die komische Vampirfrau, die auf einmal Dwight ansprang und ihn eiskalt biss, sodass er nicht nur erschrak, sondern auch halb stolperte und von allen möglichen Leute in der Nähe angeleuchtet wurde, was wiederum dafür sorgte, dass der Vampir fauchte und dann abhaute. Es war ein ungemein lustiger Moment, denn auch wenn ein paar Leute total erschrocken gewesen waren, musste ich extrem über Dwights Aufschrei lachen, da er einfach wie eine Krähe geklungen hatte und sich dann sogar eiskalt auf den Boden schmiss und dort herumrollte, mit der Behauptung, dass er jetzt auch ein Vampir werden würde.
Bedauerlicherweise bekam ich just mein Karma für meine Aktion, denn besonders in diesem Teil des Parks waren die Schausteller sehr gemein, wenn jemand sie nicht ernst nahm und so starb ich auch tausend Tode als ein Kerl mit einer schaurigen halbtoten Darstellung, der vielleicht ein Kannibale sein sollte, einfach zwischen meinen Beinen durchkroch. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und stolperte deshalb nicht nur in einem panischen Rückwärtsgang, sondern fiel auch noch fast auf den Hintern und wurde geradeso von Zeke gehalten.
„Was zum Fick-“, hörte ich ihn fluchen, nachdem er mich hochgezogen hatte und an seiner Seite hielt, während er wiederum ziemlich ernst zu dem Möchtegern Monster sah, das uns lediglich anfauchte. „Die übertreiben echt … alles okay?“
Ich nickte, während ich mir meinen engen Rock wieder ein Stück herunterzog und dann von Zeke einfach weitergeführt wurde, der an Dwight gewandt sagte: „Wir gehen schon mal vor, Spinner.“ Es war nicht böse gemeint, aber ich glaubte, dass Zeke den Übergriff von dem Schausteller auch ein wenig extrem fand, weshalb er mir auch seinen Arm umlegte und mich an der Taille hielt, während wir weitergingen und somit so langsam den puren Waldteil verließen und wieder zu so einigen Attraktionen und Ständen kamen.
„Du“, fing ich an, als wir noch immer nebeneinander einhergingen und das in solch einer Dunkelheit, dass ich mich gar nicht traute laut zu sprechen, „musst dich übrigens nicht gezwungen fühlen mitzukommen … es ist schön und ich finde das auch echt nett, aber … nicht, dass du denkst-“
„Alles gut, Prinzessin, ich muss eh mit dem Idioten sprechen“, unterbrach mich Zeke und klang dabei ein wenig ernst, sodass ich mich fragte worum es gehen würde, ehe er mich an etwas erinnerte, „und du wolltest doch noch mit mir tanzen.“
Das stimmte und da er sich daran erinnerte, musste ich unweigerlich lächeln, zumal es wirklich so klang, als ob er das umsetzen wollte, obgleich ich eigentlich gar nicht damit gerechnet hatte.
„Und du warst ziemlich hartnäckig … ich glaube, da kann man gar nicht widerstehen“, fügte er seiner Aussage hinzu und auch wenn es nicht so klang, als ob er es ernst meinte, erinnerte ich mich doch, wie penetrant ich gewesen war. Und eben das ließ mich schon mit einem schlechten Gewissen zu ihm sehen, das er aber auch erfassen konnte, da wir so langsam wieder ins Licht traten.
„Du musst nicht, das war …“ Ich konnte nicht erklären, warum ich so verlangend gewesen war, aber da ich es so gerne gewollt hatte und er mich so unglaublich fasziniert hatte, war es einfach geschehen. „… keine Ahnung, was da in mich gefahren war ...“
„Violetta“, sprach er mich ernst an und sah mir dabei nicht nur ins Gesicht, sondern war mir aufgrund dessen, dass er mich beim Gehen noch immer an der Taille hielt, auch unglaublich nahe, „lass dich doch nicht so leicht ärgern.“
Ich beließ es dabei, denn vermutlich würde er mich damit ziemlich oft ärgern können. Allerdings hatte ich eine andere Frage, die sich mir schon am Tag davor eröffnet hatte, während wir über die Menschen hinweg sahen und die Augen beiläufig nach Saint aufhielten: „Sag‘ mal, warum sagst du eigentlich immer meinen ganzen Namen? V geht doch schneller.“
„Hm?“ Er sah mich überrascht an und zuckte die Schultern, während ich im Hintergrund hörte, wie Dwight rief, dass wir warten sollten. „Er klingt schön … findest du nicht?“
Ich antwortete darauf nicht, denn tatsächlich fand ich ihn auf Italienisch ein wenig angenehmer, aber da das die Amerikaner zumeist nicht hinbekamen, ließ ich sie immer in dem Glauben, dass mein Name eine englische Aussprache hätte. „Wofür steht eigentlich Zeke?“, fragte ich nach einem Moment, sodass er wohl auch bemerkte, dass er keine Antwort erhielt.
„Ezekiel.“
„Ernsthaft? Ich dachte für Zachary oder so … hm, Ezekiel.“ Ich wiederholte den Namen eigentlich nur, weil ich ihn wirklich hübsch fand, ehe ich ihn noch einmal ganz ausführte, um zu hören, wie er klang: „Ezekiel Copeland … klingt gut. Was?“
Er hatte mir noch während ich seinen Namen gesagt hatte einen Blick geschenkt, den ich einfach nicht verstand, den er dann aber erklärte, sodass ich ihn meinerseits ertappt ansah. „Woher kennst du meinen Nachnamen?“
„Lenny hat ihn erwähnt“, führte ich aus und schwieg geflissentlich darüber, dass das nur die Teilwahrheit gewesen war und ich mir generell mehrmals vorgestellt hatte, wie das zu meinem Namen passen würde und dann darüber geflucht hatte, dass das echt Scheiße klang. Diese Erkenntnis hatte mich sehr getroffen, aber im Endeffekt müsste ich sowieso erst Lo um Erlaubnis bitten und ihm vielleicht die richtige Aussprache meines Namens noch einmal vorführen, da das den Klang mit seinem Nachnamen doch angenehmer gestaltete.
„Ach so“, erwiderte er auf meine Erklärung hin, ehe ich dann doch nicht mehr an mich halten konnte und just meinte, „Du … egal.“ Sein neugieriger Blick hatte mich dann doch verunsichert, zumal ich mich nur einmal als Kind getraut hatte, andere zu korrigieren und ihn deshalb auch eigentlich nur sehr wenige Leute, plus meine Eltern beherrschten. Ja, ich hatte irgendwann aufgegeben und es angenommen, dass die meisten immer an die fünfhundert Versuche benötigten und es doch wieder vergaßen, weshalb eigentlich nur noch mein Vater die Leute darauf hinwies, wie mein Name ausgesprochen wurde. Wir übrigen hatten schlichtweg aufgegeben und so lebte ich einfach mit dieser komischen amerikanischen Aussprache, zumal mich selbst meine Mutter und Schwester nur Violet nannten.
„Was ist? Sag‘ schon“, machte Zeke auf sich aufmerksam und brachte mich dazu, dass ich überlegte, wie ich es sagen konnte. Und so klang ich auch äußerst leise, als ich ihm offenbarte: „Ähm, die meisten sprechen meinen Namen aber falsch aus …“
„Also, ist Violetta falsch? Wie wird dann ausgesprochen?“ Er beugte sich noch beim Gehen nahe zu mir herunter, da er anscheinend genau hören wollte, wie ich ihn betonte, ehe ich ihm erklärte, dass er Violi-ta ausgesprochen wurde und dabei die meiste Betonung auf dem Li lag, wohingegen auch das Vio nicht englisch ausgesprochen wurde.
Wie ich mir schon gedacht hatte, musste er sich mehrmals mit seinem Ohr zu mir bewegen, wobei ich zwischenzeitlich einzeln betonte: „Wie-Oh-Lie-Ta.“
„Violetta?“, fragte er und hatte es dann richtig hinbekommen, weshalb ich ein klein wenig stolz auf mich war, dass zumindest er es beherrschte, wobei er ihn dann mehrmals wiederholte und meinte: „Der ist sogar noch schöner.“
Ich glaubte ihm kein Wort, aber ließ es gut sein, da er zumindest mein erster Crush war, der das nicht nur wusste, sondern ihn auch noch ausgesprochen bekam. Und eben das machte mich schon ungemein froh, sodass ich ziemlich behämmert lächelte und nicht einmal mitbekam, dass Dwight schon längst hinter uns lief. Und so liefen Zeke und ich auch weiterhin so wie davor, wobei ich noch immer meine Hände vor meinem Bauch hielt und mich nicht traute ihn meinerseits richtig zu berühren.
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