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L'histoire d'un elfe, c'est...

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / MaleSlash
Anthony Goldstein Harry Potter Hermine Granger Luna Lovegood OC (Own Character) Remus "Moony" Lupin
29.07.2022
27.03.2023
30
257.011
26
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20.08.2022 6.782
 
Heute war der große Tag der Abreise und der erste Schritt in ein neues Abendteuer. Harry blickte in seinem Zimmer umher und packte die letzten Kleidungsstücke in seinen Koffer. Seine Schul-, und Notizbücher hatte er sorgfältig verstaut, einige weitere interessante und möglicherweise durchaus nützliche Bücher hatte er noch am Vorabend aus der Bibliothek geholt und in seinen Koffer gepackt.

„Hast du alles gepackt?“, fragte Remus, der im Türrahmen stand. In den letzten vier Wochen war ihm der Junge unheimlich ans Herz gewachsen und er war, auch wenn er es sich nicht wirklich eingestehen wollte, ein wenig traurig, sich jetzt schon verabschieden zu müssen.

„Ich glaube schon.“, meinte Harry nachdenklich und kontrollierte noch einmal alles.

„Klamotten?“

„Eingepackt.“

„Schulumhänge? Handtücher, Zahnbürste und alles andere?“

„Auch.“

„Schulbücher?“

„Sind drin.“

„Zaubertrankzutaten, Kessel, Waage? Schreibutensilien und deine Bücher?“

„Alles drin, mehr als genug Bücher aus der Bibliothek, meinen Zauberstab habe ich in der Tasche und den Holster hab ich im Koffer… und Edd sitzt in der Tasche.“, meinte er und deutete auf die kleine Hemdtasche. „Hedwig sitzt in ihrem Käfig und ein paar Kirschen hab‘ ich mir auch noch eingepackt.“, fügte er hinzu und zog eine große Papiertüte aus seiner Tasche. „Der Geldbeutel ist auch drin und ansonsten fällt mir nichts mehr ein.“

„Dann hast du wirklich alles gepackt.“, sagte Remus und seufzte leise. Er ging zu Harry und legte einen Arm um dessen Schulter. „Und wenn du doch etwas vergessen hast, dann kann ich es dir nachschicken. Auf geht’s, der Hogwarts Express wartet nicht auf uns.“ Harry nickte, nahm seinen Koffer an die Hand, drückte Remus Hedwigs Käfig in die Hand und lief mit ihm zum Haus raus. Er blickte sich noch einmal um, hakte sich in Remus‘ Arm ein und mit einem leisen ‚Plopp‘ waren sie verschwunden.

Als Harry seine Augen öffnete, war er begeistert, als er eine leuchtend rote und schwarze Dampflokomotive vor sich stehen sah, auf der groß ‚Hogwarts Express‘ stand. Harry blickte umher, sah das Schild vom Gleis 9 ¾ und schmunzelte. Um ihn und Remus herum herrschte ein reges Treiben, ein lautes Stimmenwirrwarr drang an seine Ohren. Eltern verabschiedeten sich von ihren Kindern, vereinzelte Köpfe ragten aus den Fenstern der Zugabteile hervor und winkten ihren Familien zum Abschied. Zwischendurch hörte er das ein oder andere Geschwisterkind weinen und bekam mit, wie ein Junge verzweifelt seine Kröte suchte und entsprechend von seiner Großmutter gerügt wurde. Als sie sich durch die Menge durcharbeiteten wurde Remus kurz von einem rothaarigen Ehepaar freundlich begrüßt und schob ihn weiter. Sehr zu Harrys Unbehagen fiel dem ein oder anderen Kind und Erwachsenen die Narbe auf seiner Stirn auf und vereinzelte Wortfetzen, die seinen Namen oder seine Ohren betrafen, drangen zu ihm vor. Remus führte Harry zum Abteil, an dem einer der Schaffner Hedwigs Käfig entgegennahm und half Harry, seinen Koffer in den Zug zu hieven.

Harry drehte sich zu Remus um und sah ihn mit gemischten Gefühlen entgegen. Er machte einen kleinen Schritt vorwärts und schlang seine Arme um den Bauch des Werwolfs und drückte ihn fest. Remus legte seine Arme um den Schwarzhaarigen und erwiderte die Umarmung. Er nahm Harry bei den Schultern und sah ihn mit strahlenden Augen an.

„Ich bin so stolz auf dich, Harry. Du hast in den letzten vier Wochen so viel gelernt und ich bin dankbar für jede Minute, die wir gemeinsam verbringen konnten. Schreib mir, wenn du angekommen bist und erzähl mir alles, ja? Ich bin gespannt, in welches Haus du kommst.“ Harry schluckte und lächelte Remus glücklich und aufgeregt an.

„Danke, Remus. Wirklich, ich… Danke für alles. Ich schreib‘ dir so bald wie möglich!“, sagte Harry etwas verlegen, drückte Remus noch einmal fest und stieg in den Zug ein. Remus winkte ihm noch einmal zum Abschied und Harry suchte sich ein leeres Abteil, welches er nach einer Weile gefunden hatte.

Er versuchte seinen Koffer auf die Ablage hochzuheben, schaffte es aufgrund seiner Größe jedoch nicht wirklich. Er wirbelte herum, als die Tür aufging und zwei Rotschöpfe, die offensichtlich Zwillinge sein mussten, ihren Kopf hereinsteckten.

„Hi. Brauchst du – “, begann der eine.

„ – eventuell Hilfe?“, beendete der andere seinen Satz.

„Ja, bitte.“, meinte Harry und bedankte sich, als die beiden Jungs mit einem Satz seinen Koffer auf die Ablage verfrachteten.

„Wir sind Fred – “, der eine deutete auf seinen Bruder.

„ – und George Weasley. Und wer bist du?“, sagte der andere und deutete auf den anderen.

„Harry Potter.“, antwortete der Schwarzhaarige und gab beiden die Hand. Fred und George sahen sich mit großen Augen und einem schelmischen Grinsen an und blickten zu Harry.

„Wir wussten gar nicht, dass Harry Potter ein Elf ist.“, meinte Fred grinsend und sah Harry eindringlich an.

„Er ist es aber tatsächlich. Krass.“, stellte George fest, als er auf die Stirn des Schwarzhaarigen sah.

„Ich bin kein richtiger Elf. Aber ich wusste es auch lange nicht.“, antwortete dieser und lächelte unsicher.

„Mach‘ dir nichts draus, Harry. Es gibt immer etwas zu entdecken, nicht wahr? Wenn du mal Hilfe in Hogwarts brauchst, komm‘ zu uns. Wir – “, begann Fred.

„ – haben immer eine … Lösung parat, wenn es Probleme gibt.“, ergänzte George und beide sahen sich schelmisch an. Harry schmunzelte. Er wusste nicht, welche Schlüsse er daraus ziehen sollte, aber er behielt sich das Angebot offen.

„Viel Spaß dir noch. Wir sehen uns!“, meinten beide im Chor und verschwanden. Harry setzte sich ans Fenster und blickte hinaus in den Bahnhof. Er sah Remus noch am Bahngleis stehen und winkte ihm ein letztes Mal, bevor dieser zurückwinkte und in der Menge verschwand.

Harry lehnte sich ein wenig zurück und nahm Edd auf seine Hand, um sich ein wenig abzulenken. Der Bowtruckle gab erfreute Laute von sich und sah Harry neugierig an.

„Jetzt geht’s gleich los, Edd.“, meinte Harry leise und streichelte ihn am Kinn. Zumindest ging Harry davon aus, dass dieser Bereich Edds Kinn sein könnte. Er nahm sich ein paar Kirschen aus seiner Tasche und schob sie sich gedankenverloren in den Mund, als die Uhr Elf schlug und das laute Pfeifen des Zuges das Gleis 9 ¾ erfüllte. Harry spürte, wie sich der Zug in Bewegung setzte und beobachtete die ganzen Familien, welche ihren Kindern noch hinterherwinkten. Harry lächelte. Er hätte sich nie vorstellen können, jetzt in diesem Zug zu sitzen, auf dem Weg zu einer Schule für Hexerei und Zauberei und auch so liebevoll von jemandem verabschiedet worden zu sein. Edd hatte es sich unterdessen wieder in Harrys Brusttasche seines Hemdes bequem gemacht, nachdem er eine kleine Fliege an der Fensterscheibe gefangen und verspeist hatte.

Nach einer Weile ging Harrys Abteiltür auf und ein dunkelblonder Junge mit einem freundlichen Gesicht schob seinen Kopf herein. Er blickte Harry aus seinen haselnussbraunen Augen an und machte ein etwas verlegenes Gesicht.

„Ist hier noch ein Platz frei?“, fragte er vorsichtig. „Der ganze Zug ist voll.“

„Klar, setz dich.“, meinte Harry und deutete auf den Platz von sich gegenüber.

„Oh, super! Danke!“, meinte der Junge erfreut und zog seinen Koffer ins Abteil. Nach einem verzweifelten Versuch, den Koffer alleine hochzuhieven, versuchte Harry ihm zu helfen und nach einer Weile schafften sie es mit viel Mühe und Not.

„Danke dir. Ich bin Anthony Goldstein, wie heißt du?“, fragte er und bot Harry die Hand.

„Harry Potter, freut mich.“, entgegnete der Schwarzhaarige und schüttelte die dargebotene Hand.

„Oh… ich habe das Flüstern am Bahngleis schon gehört, aber ich war mir nicht sicher, ob es nicht wieder nur seltsame Gerüchte waren.“, meinte Anthony und zuckte mit den Schultern.

„Ich habe es mitbekommen, ja. Schon komisch.“, entgegnete Harry und bot dem Dunkelblonden ein paar Kirschen an, die er dankend annahm.

„Warum komif?“, fragte dieser mit vollem Mund. Harry schmunzelte und räusperte sich kurz.

„Weil… ich bis vor einem Monat nicht einmal wusste, dass ich ein Zauberer bin.“, meinte Harry vorsichtig.

„Echt jetzt? Aber hier in der Zaubererwelt bist du eine Legende, wegen dem Ganzen Thema mit Du-weißt-schon-wem und … der Narbe.“, entgegnete Anthony gegen Ende hin vorsichtig. Harry fuhr sich unbewusst mit der Hand über die Stirn, als sein Gegenüber diese erwähnte und zuckte mit den Schultern.

„Ich bin bei Muggeln aufgewachsen.“, sagte Harry kurz und schob sich noch zwei Kirschen in den Mund.

„Hm. Komisch. Aber gut. Ich bin schon total aufgeregt, du auch?“, wechselte der Dunkelblonde das Thema. Harry war dankbar für den Themenwechsel und nickte zustimmend.

„Weißt du, wie wir in diese Häuser eingeteilt werden?“, fragte Harry und Anthony schüttelte den Kopf.

„Meine Eltern wollte es mir nicht verraten. Aber ich habe Gerüchte gehört, dass wir gegen einen Troll oder so kämpfen müssen. Irgendwas krasses. Ein Drache wäre aber cooler, Trolle sind recht dumm.“, meinte der Dunkelblonde und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Harry zog die Augenbrauen hoch. Er war sich sicher, wenn es irgendetwas Großes in diesem Ausmaß wäre, hätte Remus ihn bestimmt vorgewarnt – oder vorbereitet. So wie er ihn die letzten vier Wochen intensiv auf das vorbereitet hat, was ihn erwarten kann in einer Welt voller Magie und Zauberei.

„Meinst du echt?“

„Nö, nicht wirklich.“, lachte Anthony und holte ein Kartendeck heraus. „Möchtest du Schnippschnapp spielen?“

„Was ist das? Ich kenne keine Zaubererspiele. Zumindest noch nicht.“

„Oh, du wirst es lieben!“, entgegnete Anthony begeistert und begann Harry das Prinzip und die Regeln zu erklären. Und so spielten sie eine ganze Weile, bis die Tür ihres Abteiles noch einmal aufging und eine nette, ältere Dame, die einen Wagen voller Süßigkeiten und Leckereien vor sich herschob.

„Möchtet ihr etwas Süßes, meine Lieben?“, fragte sie und deutete auf den Wagen.

„Willst du was?“, fragte Anthony und ging zum Wagen. Harry sah den Wagen mit großen Augen an. Er musste kurz schmunzeln – Remus hatte nie Süßigkeiten mit ihm oder für ihn gekauft.

„Ich kenne noch nichts davon.“, meinte Harry und Anthony lachte. Der Dunkelblonde nannte der Hexe mehrere Dinge wie Schokofrösche, Zuckerfedern, Kesselkuchen, Kürbispasteten und weitere Kleinigkeiten und drückte ihr das Geld in die Hand. Harry wollte ihr auch Geld geben, doch Anthony winkte ab. „Das geht auf mich – es ist mir eine Freude, den großen Harry Potter in die Welt der magischen Süßigkeiten einzuführen.“, sagte Anthony gespielt theatralisch und verbeugte sich tief. Seine Lippen bebten durch das unterdrückte Lachen und Harry wurde ein wenig rot um die Nase.

„He! Nenn mich nicht so…“, murmelte dieser. „Aber danke.“, fügte er dann grinsend hinzu und setzte sich wieder mit ihm ins Abteil zurück. Harry öffnete eine Schachtel der Schokofrösche und war mehr überrascht als flink mit seinen Reflexen, als die Schokolade in Form eines Frosches aus der Packung an die Scheibe des Fensters hüpfte und aus dem gekippten Fenster sprang.

„Was zum…“, meinte Harry und sah Anthony skeptisch an.

„Du musst halt schneller sein.“, entgegnete dieser mit gespielt vorwurfsvollem Ton. „Welche Karte hast du drin?“ Harry zog die Karte aus der Packung blickte auf das Portrait eines alten Zauberers mit langen, weißen Haaren und einem ebenso langen, weißen Bart.

„Merlin.“, sagte er, nachdem er den Namen und die Beschreibung auf der Rückseite las.

„Mhm, intelligenter Zauberer. Hier, probier‘ mal die.“ Anthony hob ihm eine Box mit vielen kleinen bunten Bohnen entgegen. „Berti Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen.“, erklärte er und Harry nahm sich ein paar und probierte sie. „Und sie meinen wirklich sämtliche Geschmacksrichtungen. Manchmal gibt es sogar Popel oder Erbrochenes.“ Harry, der gerade auf die Bohne beißen wollte, rümpfte die Nase und spuckte die Bohne wieder raus und wickelte sie in ein Taschentuch, gefolgt von einem „Eh… Nein, danke.“.

So probierten sie sich durch die verschiedenen Süßigkeiten, Harry hatte besonderen Gefallen an den Kürbispasteten und der dunklen Schokolade gefunden, und spielten noch ein wenig Zauberschnippschnapp, als Harry Anthony ansah.

„Weißt du, worauf ich mich richtig freue?“

„Hm?“

„Das erste Mal meinen Zauberstab benutzen zu dürfen.“

„Ich auch, ich wollte heimlich zuhause zaubern, aber meine Eltern haben mir den Stab dann erstmal wieder abgenommen. Warst du auch bei Ollivander?“

„Ja. Komischer Mann, aber irgendwie auch cool. Musstest du viele probieren?“

„Er ist wirklich komisch, ja. Nein, nach drei oder vier Stäben hatte er den richtigen gefunden.“, meinte Anthony und zog einen hellbraunen Stab hervor, mit vereinzelten eingeschnitzten Runen im Bereich des Griffs. „Haselnuss und Einhornhaar. 12 Zoll glaube ich waren es. Schön, oder? Wie viele musstest du probieren?“ Harry sah den Stab begeistert an.

„Der ist wirklich schön. Sind das Runen? Ich musste schon viele ausprobieren… neun Stäbe glaube ich waren es, ich weiß gar nicht mehr genau, es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Aber irgendwann hab ich den Passenden bekommen.“, entgegnete Harry und zog seinen aus seiner Tasche raus. Er zeigte Anthony seinen Stab und dieser nickte anerkennend. „Erle, Phönixfeder und 13 Zoll.“

„Der ist schön. Das helle Holz schimmert ja fast ein kleines bisschen rötlich. Und ja, es sind Runen. Aber Ollivander hat mir nicht verraten, welche Runen es sind. Das muss ich wohl selbst rausfinden, aber Runen kann man erst im dritten Jahr wählen. Leider.“, antwortete Anthony und Harry nickte. „Muss ich wohl so herausfinden, was sie bedeuten.“

„Erstmal müssen wir die ersten zwei Jahre schaffen.“, lachte der Schwarzhaarige und schreckte hoch, als die Abteiltür ein erneutes Mal mit Schwung aufgerissen wurde und ein Mädchen mit buschigen, braunen Haaren, das bereits ihre Schulroben trug, eintrat.

„Hat jemand zufällig eine Kröte gesehen? Ein gewisser Neville hat seine verloren.“ Sie sah die Jungs auffordernd an, ihre Stimme klang etwas forsch.

„Nein, leider nicht.“, antworteten die beiden Jungs im Chor und der Blick des Mädchens fiel auf die gezückten Zauberstäbe.

„Oh, zaubert ihr gerade? Wie läuft es? Ich habe auch schon einige Zauber ausprobiert, sie haben alle funktioniert.“

„Nein, wir haben uns nur gerade über unsere Zauberstäbe und Mr. Ollivander unterhalten.“, meinte Harry und lächelte leicht.

„Spannend. Ich war auch bei Mr. Ollivander, sehr netter und intelligenter Mann. Hat direkt den passenden Stab für mich gefunden.“, meinte das Mädchen und zog ihren Zauberstab. „Weinrebe, Drachenherzfaser und 10 ¾ Zoll.“

„Der ist schön.“, sagte Anthony und Harry stimmte nickend zu, als er den braunen Stab mit den kleinen, helleren Ranken betrachtete, die sich am Stab entlangwunden.

„Danke. Ich bin Hermine Granger. Und wer seid ihr?“, fragte sie wieder in einem forschen Ton.

„ Freut mich. Anthony Goldstein.“, meinte der Dunkelblonde und nickte ihr zu. Sie erwiderte das Nicken und sah neugierig zu Harry.

„Harry Potter, freut mich.“, sagte dieser und lächelte leicht.

„Oh, dann waren die Gerüchte also wahr. Freut mich, dich kennen zu lernen. Ich gehe jetzt wieder Neville helfen seine Kröte zu suchen.“, entgegnete Hermine, stand auf und verließ das Abteil, drehte sich noch einmal um und sah zu Anthony. „Du hast Schokolade über den ganzen Mund geschmiert. Genau – “, sie bewegte ihre Hand über die Hälfte ihres Gesichtes im Kreis, „ – da überall. Wir kommen übrigens bald an, ihr solltet euch schonmal umziehen.“ Mit diesen Worten schloss sie die Tür des Zugabteils wieder und die beiden Jungs sahen sich mit großen Augen an. Nach einem kurzen Moment der Stille brach Anthony in schallendes Gelächter aus und Harry musste ein wenig kichern. Kurze Zeit später kündigte eine Zugdurchsage die baldige Ankunft in Hogwarts an und die Jungs zogen sich um. Beim Umziehen setzte Harry Edd kurz auf seinen Kopf, da er sich weigerte, auf das Polster des Zugsitzes zu sitzen und Harry, nach einer Weile der Versuche, ihn auf den Sitz zu setzen, laut protestierend die Handzweige hob und ihm die kleine Zunge rausstreckte.

„Ja, okay. Hab’s schon verstanden.“, meckerte Harry und setzte ihn auf seinen Kopf, um sich umzuziehen.

„Was ist denn bitte das?“, fragte Anthony und sah neugierig zu Edd. „Du hast einen Bowtruckle bei dir?

„Ja.“, meinte Harry und warf sich die Schulrobe über. Er setzte Edd in die Brusttasche seines weißen Schulhemdes und dieser machte es sich darin wieder bequem.

„Harry Potter ist also nicht nur berühmt, sondern auch noch ein Baum. Wow. Eiche? Buche?“, meinte Anthony lachend und wurde von Harry angefunkelt.

„Pfff.“, machte der Schwarzhaarige nur und verräumte seine Sachen in seiner Tasche. „Eiche.“, fügte er dann grinsend hinzu und Anthony lachte.  „Ich habe ihn tatsächlich an einer Eiche gefunden.“

„Ah. Spannend. Musst du mir bei Gelegenheit erzählen, ich glaube wir sind da.“, meinte Anthony und sah zum Abteil raus, in dem sich eine Schar von Schülern bereits versammelte. Der Hogwarts Express kam mit einem lauten Pfeifen zum Stillstand und die Schüler drängten sich alle auf das Gleis des Bahnhofs in Hogsmeade. Harry schmunzelte bei dem Gedanken, dass er jetzt wusste, warum Remus ihm nicht zu viel von Hogsmeade zeigen wollte.

„Erstklässler! Erstklässler zu mir!“, donnerte eine gewaltige Stimme und Harry blickte hoch, als er Hagrid von Weitem erkannte und mit Anthony in seine Richtung lief. Vereinzelte Erstklässler gaben staunende Laute von sich, als sie Hagrid sahen, andere schienen ein wenig verunsichert. Harry hielt sich relativ im Hintergrund, doch Hagrid hatte Harry bereits entdeckt und winkte ihm zu. Harry lächelte und winkte ihm zurück.

„Kennt ihr euch?“, fragte Anthony leise, als sie sich in Richtung eines kleinen Bootshäuschens machten, in dem sie angewiesen wurden, jeweils zu viert in ein Boot zu sitzen.

„Flüchtig.“, meinte Harry und setzt sich mit Anthony in eines der Boote, woraufhin Hermine und ein weiteres Mädchen noch zu ihnen hineinstieg. Hagrid setzte mit seinem Kommando die Bootsflotte in Bewegung und warnte alle Kinder eindringlich, sich nicht zu tief über den Rand zu beugen, da in dem großen See ein Riesenkrake wohne. Dieser sei allerdings ein liebes Tier, fügte Hagrid noch besänftigend hinzu, als der ein oder andere Angst äußerte. Harry musste ein bisschen lachen, als einer der Jungs ins Wasser fiel, war jedoch auch besorgt, wenn er daran dachte, dass er auch gerade vor geraumer Zeit erst richtig Schwimmen gelernt hatte. Mit großem Staunen sahen die Kinder, wie sich lange Tentakel aus dem Wasser emporhoben und den Jungen umschlossen, der wild im Wasser mit den Armen umherruderte, um ihn, nachdem er ein wenig abgetropft war, ins Boot zurücksetzte. Die Tentakel verschwanden wieder im Wasser und kurze Zeit später fuhren sie unter einem großen Baldachin aus Lianen und Zweigen durch und erblickten alle zum ersten Mal das Schloss. Ein Raunen und Staunen ging durch die Reihen, kaum einer sprach ein Wort, beim Anblick des Schlosses mit den leuchtenden Fenstern und offenen Toren in der Dunkelheit.

Hagrid führte die Kinder ein paar Treppen in eine Art Eingangskorridor. Harry machte große Augen, als er ein paar Geister herumschweben sah und musste ein wenig lachen, als sich ein Geist, der Fetter Mönch genannt wurde, vorstellte und ihnen viel Glück wünschte. Er stellte sich als Hausgeist von Hufflepuff vor und verschwand mit einem weiteren Geist.

Als sie die Treppen zur Eingangshalle weiter hochliefen, wartete Professor McGonagall in ihren Harry bereits bekannten smaragdgrünen Roben und dem schwarzen Hut auf die neuen Schüler. Ihr strenger Blick wanderte über die Schüler hinweg und machte jedem Einzelnen deutlich, dass mit ihr definitiv kein Schabernack getrieben werden konnte. Als sie Harrys Blick traf, sah dieser, dass ihr Mundwinkel unmerklich ein paar Millimeter zuckten und Harry lächelte sie verschmitzt an.

„Guten Abend und willkommen in Hogwarts. In wenigen Momenten werden Sie alle Ihren Schulkameraden beim Festmahl beiwohnen können, doch vorher müssen Sie alle einem Haus zugeteilt werden. Es gibt vier Häuser. Hufflepuff, Gryffindor, Ravenclaw und Slytherin. Ihre Häuser werden wie Ihre Familie sein. Zusammen erarbeiten Sie Punkte, bei Regelbrüchen werden Punkte abgezogen. Sie warten bitte alle hier, bis ich Sie alle abholen werde.“, sprach sie in strengem Ton und verschwand hinter einem Portrait, das aufschwang und eine Tür offenbarte.

„Es ist also wahr. Harry Potter ist nach Hogwarts gekommen.“, schnarrte ein blonder Junge und lief mit zwei größeren Jungs im Schlepptau zu Harry. Geflüster und Gemurmel brach unter den Kindern aus, welches Harry versuchte zu ignorieren. Dieser blickte den Blonden unbeeindruckt an und nickte ihm zu. „Ich bin Malfoy, Draco Malfoy.“, fügte er hinzu und sah Harry, so hatte er das Gefühl, erwartungsvoll an. Er sah, dass es der Junge aus Madam Malkins Laden war, der sich über die Hufflepuffs lustig gemacht hatte. Beim Nennen seines Namens grunzte ein rothaariger Junge neben ihm belustigt auf, woraufhin Malfoy seinen Kopf wütend in dessen Richtung drehte.

„Du denkst wohl, mein Name ist lustig, oder? Und wer bist du? Rote Haare, Sommersprossen und abgetragene Schulroben. Du musst wohl ein Weasley sein.“, sprach dieser den Rothaarigen herablassend an und blickte wieder zu Harry. Der Schwarzhaarige hatte unterdessen gedanklich schon die Verbindung des Jungen mit seinem Namen zu den Zwillingen geschlagen, die im Zug so freundlich zu ihm waren und ihm bei zukünftigen Problemen ihre Hilfe angeboten haben. Und, dass der Blonde sich über den Rothaarigen aufgrund dessen abgetragener Kleidung lustig gemacht hatte, das stieß Harry ein wenig sauer auf, da er genau wusste, wie es sich anfühlte, wenn man auf der Seite steht, die ausgelacht wurde.

„Du wirst merken, dass es Zaubererfamilien gibt, die besser sind als andere. Ich kann dir gerne behilflich sein, zu entscheiden, wer zur richtigen Sorte gehört und wer nicht.“, meinte Malfoy und hob ihm die Hand hin. Harry blickte auf die Hand und dann kühl in das Gesicht des Blonden.

„Danke. Ich kann das auch selbst entscheiden.“, entgegnete Harry trocken und blickte in Professor McGonagalls Gesicht, die mit verschränkten Armen hinter Malfoy stand und ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. Dieser drehte sich um und duckte sich unter dem strengen Blick der Professorin und lief zur Seite, jedoch nicht, ohne Harry noch einen taxierenden Blick zuzuwerfen und die Nase zu rümpfen.

„Folgen Sie mir in die Große Halle.“, sprach die Hexe knapp und drehte sich um. Sie führte die Schüler durch eine Tür durch einen großen Korridor und steuerte gerade aus auf ein großes Holzportal zu. Sie tippte die großen Flügeltüren an, die aufschwangen und in einer ordentlichen Reihe liefen sie alle der Professorin hinterher. Sie betraten alle eine große Halle, in der sich vier lange Tische entlangreihten, an denen eine große Zahl an Schülern saß, über denen hunderte von brennende Kerzen in der Luft schwebten und ein angenehmes Licht spendeten. Am Beeindruckendsten war jedoch die Decke der Halle, wohl die so verzaubert war, dass diese wie der echte Himmel aussah. Harry war beeindruckt und schmunzelte, als er hörte wie Hermine einer Mitschülerin erklärte, dass die Decke der Halle tatsächlich von den Gründen der Schule so verzaubert wurde, dass diese aussah, wie der echte Himmel – das habe sie in ‚Hogwarts – Eine Geschichte‘ gelesen.

McGonagall führte die Erstklässler zum vorderen Teil der Halle, auf dessen Podest sich ein großer Tisch befand, an der eine Reihe von Erwachsenen saß. In der Mitte, auf einem reich verzierten Stuhl mit goldenen Ornamenten, konnte Harry Professor Dumbledore erkennen, der freudig lächelnd und mit funkelnden Augen auf die neuen Schüler blickte.

Vor dem Lehrerpodest stand ein wackelig aussehender Stuhl, mit einem alten, geflickten Zaubererhut, der sich sogleich aufrichtete und begann, ein Lied zu singen. Harry hörte dem Lied gespannt zu und als das Lied, welches von den vier Gründern, dem Zusammenhalt unter den Häusern und dem Begraben alter Kämpfe und Rivalitäten handelte, begannen die Schüler und Lehrer zu klatschen.

„Wenn Ihr Name aufgerufen wird, kommen Sie bitte hier hoch und setzen sich auf diesen Stuhl. Der Sprechende Hut wird Sie dann in Ihr zukünftiges Haus einteilen.“, kündigte Professor McGonagall an und hob eine Liste in der einen Hand hoch. In der anderen Hand hielt sie den Hut und rief als Erstes Hannah Abbot auf, welche unsicher die Stufen hinauf lief und sich auf den Stuhl setzte. Als der Hut ihren Kopf berührte, rief der Hut laut „HUFFLEPUFF!“, woraufhin einer der vier Tische in Beifall ausbrach und das Mädchen in Empfang nahm.

„Susan Bones.“, sprach McGonagall und setzte ihr den Hut auf, der ebenfalls „HUFFLEPUFF!“ rief.

„Terry Boot.“ Ein großer, braunhaariger Junge mit breiten Schultern und einem verschmitzten Grinsen lief zum Sprechenden Hut, welcher ihn nach Ravenclaw einteilte, woraufhin der Nachbartisch in Beifall ausbrach. Harry begann bei all den Namen ein wenig gedanklich abzudriften und nur auf die Tische zu achten, die in Beifall ausbrachen, wenn der Sprechende Hut das entsprechende Haus verkündete. Als Vincent Crabbe aufgerufen wurde konnte Harry einen der Typen erkennen, die bei Malfoy im Schlepptau hingen, welcher direkt nach Slytherin eingeteilt wurde.

Es folgten noch einige weitere Schüler, bis Harrys Aufmerksamkeit geweckt war.

„Hermine Granger.“, sprach McGonagall, woraufhin die junge Hexe nervös, sich selbst gut zuredend, auf den Stuhl saß und den Hut aufgesetzt bekam. Mehrere Minuten passierte nichts, die Zeit schien sich wie Kaugummi zu ziehen, bis der Hut laut „GRYFFINDOR!“ rief, woraufhin der entsprechende Tisch in tosenden Beifall ausbrach.

„Anthony Goldstein.“ Der Dunkelblonde sah unsicher zu Harry, welcher ihm aufmunternd zunickte und klatschte, als der Hut den Jungen nach Ravenclaw schickte. Harry war sichtlich nervös geworden, da er weder optisch noch an anderen Punkten ausmachen konnte, warum die einzelnen Schüler wirklich dem jeweiligen Haus zugeteilt wurden. Neville Longbottom, der Junge, der wohl seine Kröte verloren hatte, wurde wie Hermine ebenfalls nach Gryffindor geschickt und als Draco Malfoy aufgerufen wurde, hatte der Hut nicht einmal den Kopf berührt, da hatte dieser bereits „SLYTHERIN!“ ausgerufen. Eine weitere Schülerin wurde nach Ravenclaw geschickt, ein weiterer ging nach Gryffindor.

„Theodore Nott.“, sagte McGonagall und Harry blickte auf. Da war er – der Junge mit dem Wacholderstab. Als dieser an Harry vorbeilief, sah dieser ihn aus den Augenwinkeln an und zuckte ein wenig mit den Mundwinkeln nach oben, wie er es bereits bei Ollivander getan hatte, und lief an ihm vorbei. Der Hut wurde auf seinen Kopf gesetzt und die Zeit verging… einige Minuten später rief der Hut laut „SLYTHERIN!“, woraufhin der Tisch Beifall klatschte. Als Theodore zum Tisch lief, hatte Harry das Gefühl, dass dieser, trotz seines weitestgehend neutralen Gesichtsausdruck, einen enttäuschten Ausdruck in den Augen hatte.

„Harry Potter.“

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sein Name vorgelesen wurde und er wieder das unangenehme Murmeln und Wortfetzen mit seinem Namen oder bezüglich seiner Narbe oder vereinzelt auch seine Ohren vernahm. Er lief vor und sah McGonagall in die Augen, welche ihm subtil zunickte und leicht lächelte. Harry setzte sich auf den Stuhl und sie setzte ihm den Hut auf, welcher ein wenig über seine Stirn rutschte, da er für seinen Kopf zu groß war.

„Ich habe mich schon gewundert, wann ich dich einteilen darf.“, hörte Harry die raue Stimme des Sprechenden Huts in seinem Kopf.

„Jetzt.“, dachte sich Harry und atmete tief durch.

„Ich sehe viel Talent bei dir, Junge. Sehr viel Talent und Mut, du bist wissbegierig und fleißig. Wo soll ich dich hinschicken? Ich sehe den Drang sich zu beweisen. Du bist gerissen und ambitioniert Slytherin wäre durchaus eine exzellente Wahl für dich.“

Natürlich wollte Harry sich beweisen – er wusste, dass er nicht blöd war und er hatte sich geschworen, sich nicht mehr kleiner zu machen, als er es ohnehin schon war. Schließlich war Dudley nicht mehr in seinem Leben, er hatte jetzt die Möglichkeit zu zeigen, was er konnte. Oder zumindest zu zeigen, dass er gewillt war, etwas zu erreichen. Aber dennoch… „Bitte nicht Slytherin.“, dachte Harry ein wenig verzweifelt, als er an Malfoy und seine Freunde dachte.

„Sicher? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Slytherin dir zu wahrer Größe und Ruhm verhelfen würde.“

„Das bedeutet mir nichts. Ich habe kein Interesse an Ruhm und Größe. Das bin ich nicht.“, dachte Harry unruhig und biss sich auf die Unterlippe.

Es ist nicht einfach mit dir, Junge. Ich sehe mehr als einen Weg für dich, aber sag mir, was willst du wirklich?“ Harry atmete tief ein und aus, da er nicht wusste, was er machen sollte. Was war das Richtige für ihn? Die Minuten zogen ins Land.

„Ich… Ich will die Rätsel des Lebens erkunden und seine Geheimnisse lüften.“, dachte Harry schlussendlich und atmete langsam aus.

„Aus dir wird einmal etwas ganz Großes, Junge, auch wenn du es noch nicht wahrhaben willst. Deine Vorfahren haben immer zwei Häuser auf ihrem Weg gewählt, so soll auch eines dieser beiden Häuser dir helfen, diese Geheimnisse zu lüften. Auf deinem Weg sei es für dich dann wohl…“

„RAVENCLAW!“, rief der Sprechende Hut in die Halle. – Stille. Man hörte kurze Zeit nichts und dann brach der Tisch der Adler in tobenden Beifall aus. Harry atmete erleichtert aus und stand auf. Minerva lächelte ihm, kaum merklich, stolz zu und deutete ihm an, Platz bei den Ravenclaws zu nehmen. Auf dem Weg zum Tisch hörte er aus dem Beifall heraus vom Tisch der Gryffindors die Weasley Zwillinge „Unfair! Wir wollten Potter!“ rufen und grinste. Er winkte ihnen im Vorbeigehen zu, woraufhin diese ihm nur lachend die Zungen rausstreckten.

Harry setzte sich neben Anthony, der ihn freudig anstrahlte und sah hoch zum Lehrertisch. Er ließ seinen Blick die einzelnen Personen schweifen und blieb an einem Paar dunkler Augen hängen, die ihn eindringlich musterten. Als hätte es der Zufall gewollt, durchzuckte ein stechender Schmerz kurzzeitig seine Narbe und er zischte kurz auf, die Hand auf seine Stirn gedrückt. Der Blickkontakt brach ab und Harry schüttelte kurz den Kopf, um sich zu ordnen. Das Paar dunkler Augen gehörte zu einem blassen Mann mit längeren, dunklen Haare und ernstem Gesichtsausdruck. Den Blick, den er Harry zuwarf, konnte der Junge nicht wirklich deuten und er tippte einen älteren Ravenclaw neben sich an.

„Wer ist der Mann, der neben dem Kerl mit dem Turban sitzt?“, fragte er.

„Das ist Professor Snape. Er unterrichtet Zaubertränke. Aber jeder weiß, dass er eigentlich Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichten will.“, erklärte er.

„Ah. Danke.“, murmelte Harry und ließ seinen Blick durch die Halle wandern. Er merkte, dass vereinzelt die Blicke auf ihm hängen blieben, er merkte jedoch, als der zum Slytherintisch herüberblickte, dass dieser Theodore ihn kurz beobachtete und, als sich ihre Blicke trafen, dieser schnell den Blick wieder auf die Einteilungszeremonie richtete, ohne die Miene zu verziehen. Die restlichen Erstklässler verfolgte Harry nur noch halbherzig, er bekam jedoch noch mit, dass der rothaarige Junge wirklich Ronald Weasley hieß und zu seinen Brüdern nach Gryffindor eingeteilt wurde.

Als alle Erstklässler eingeteilt waren erhob sich Dumbledore, begrüßte alle zu einem neuen Jahr und wünschte ihnen allen einen guten Appetit. Er klatschte in die Hände und aus dem Nichts deckten sich die Tische von selbst und Unmengen an dem beeindruckendsten und herrlichsten Essen, das Harry je gesehen hatte, erschien vor ihnen. Er sah noch einmal zum Lehrertisch hoch und blickte zu Dumbledore, der ihn aus den strahlend blauen, funkelnden Augen ansah und ihm zufrieden zunickte. Er hob kurz seinen Kelch und Harry nickte ihm lächelnd zu.

Das Abendessen verlief weitestgehend ruhig, Dumbledore erklärte noch einmal, dass der Verbotene Wald nicht umsonst verboten sei und nicht betreten werden dürfe, wobei er ein besonderes Augenmerk auf die Weasleys legte, die lediglich grinsten, und in einem trockenen Ton ankündigte, dass der rechte Flügel des Korridors im dritten Stock für jeden verboten war, der nicht eines qualvollen Todes sterben wollte. Daraufhin lachten vereinzelte Schüler, Harry schmunzelte, aber er merkte, dass Dumbledore es ernst meinte.

„Wie dem auch sei.“, fuhr der Schulleiter lachend fort. „Zeit fürs Bett. Auf, auf!“, sprach er und die Erstklässler wurden von ihren jeweiligen Vertrauensschülern in die Gemeinschaftsräume geführt. Der Gemeinschaftsraum der Ravenclaws befand sich in einem der Türme, welcher über eine Wendeltreppe im fünften Stock beginnend erreicht werden konnte. Den Eingang bildete eine Tür ohne Türknauf, an der jedoch ein bronzener Türklopfer in Form eines Adlers hing. Dieser würde, um Eintritt zu gewähren, ein Rätsel stellen. Wenn die Antwort falsch war, müsste man warten, bis jemand vorbeikommen würde und des Rätsels richtige Lösung nannte.

Als sie alle vor der Tür standen, begann der Türklopfer zu sprechen:  „Was kommt einmal in jeder Minute und zweimal in jedem Moment vor, aber niemals in tausend Jahren?“

Gemurmel brauch aus, ein Wetteifern, wer die schlaueste Antwort hatte und Unruhe, als nach einer Weile nach wie vor keiner die Antwort wusste. Harry runzelte die Stirn.

„Der Buchstabe M.“, flüsterte er leise zu Anthony und dieser sah ihn mit großen Augen an.

„Wenn DAS die gewünschte Antwort ist, dann putze ich eine Woche freiwillig unser Zimmer, falls wir in einem Zimmer landen.“, meinte er leise.

„Schlags vor.“, sagte Harry und grinste.

„Der Buchstabe M.“, sagte Anthony laut und die umstehenden Ravenclaws sahen ihn skeptisch an.

„Richtig.“, antwortete der Türklopfer und die Tür schwang auf. Harry grinste ihn an und lachte, als er Anthonys gequälten Gesichtsausdruck sah.

Als sie den Gemeinschaftsraum betraten staunte Harry sehr. Es eröffnete sich ein großer, runder Raum mit hohen Decken und ebenso hohen, kunstvoll geschwungenen Fenstern, die einem während des Tages einen herrlichen Blick über die Ländereien von Hogwarts ermöglichten. Die hohen Decken, an der ein großer bronzener Kronleuchter hing, waren von einem blauen Sternenhimmel geziert und von den Decken, sowie an den Wänden und neben den Fenstern hingen leichte, von hell-, bis dunkelblaue und bronzefarbene Stoffe, die den luftigen Charakter des Gemeinschaftsraumes unterstrichen. Vor dem großen Kamin reihten sich auf einem großen Teppich mehrere dunkelblau gepolsterte Sofas und Sessel entlang, in kleinen Nischen standen einzelne Tische und eine größere Nische, mit jeweils einer Säule zu beiden Seiten, auf der je ein großer, bronzener Adlern seine Flügel ausbreitete, führte zu einer eigenen, kleinen Bibliothek. Zwischen den Treppen, die zu den Schlafsälen führte, stand eine große, weiße Marmorstatue von Rowena Ravenclaw, wie es einer der Vertrauensschüler, der sich als Robert Hilliard vorgestellt hatte, erklärte. Harry fand, dass der Gemeinschaftsraum sehr gemütlich wirkte und bei Tag war er wahrscheinlich von herrlichem Licht durchflutet. Er fühlte sich direkt wohl. Was er hingegen von seinen Mitschülern halten sollte, wusste er noch nicht wirklich.

Der Vertrauensschüler hieß sie alle noch einmal herzlich willkommen, in dem wohl Seltsamsten und Exzentrischsten der vier Häuser Hogwarts‘ und gab das Wort an den Hauslehrer der Ravenclaws ab, der gerade den Gemeinschaftsraum betreten hatte. Ein kleiner, älterer Mann, bei dem Harry hätte schwören können, dass er einen Kobold als Vorfahre besaß, stellte sich den Erstklässlern als Professor Flitwick vor, Lehrer für Zauberkunst. Er erklärte ihnen, wo sie sein Büro finden würden und im Falle von Problemen und Fragen immer ein offenes Ohr für sie haben würde. Er mahnte sie noch einmal alle zum Zusammenhalt und, dass die Konkurrenz nicht ihren Gemeinschaftssinn trüben sollte. Ein Haus musste nach außen hin immer Zusammenhalt darstellen und es wäre wünschenswert, sich nicht an Hausrivalitäten zu beteiligen. Flitwick wünschte ihnen alle eine ruhige Nacht und verließ daraufhin wieder den Gemeinschaftsraum.

Robert führte die männlichen Erstklässler die Treppe zu den Schlafsälen, die sich in kleinen Türmen am Hauptturm befanden, der Jungs hoch und deutete auf die jeweiligen Türen. Terry Boot teilte sich mit Michael Corner und einem Jungen, dessen Namen er vergessen hatte, ein Zimmer, was bedeutete, dass Harry und Anthony zu zweit ein Zimmer beziehen würden.

„Eigentlich sind die Zimmer immer für vier Personen vorgesehen, aber dann wäre einer von euch alleine. So ist es halbwegs fair aufgeteilt. Die Jungs dürfen nicht in die Schlafgemächer der Mädchen, ihr werdet die Treppen auch nicht betreten können.“, erklärte Robert und grinste am Ende. Anthony rollte unmerklich mit den Augen und Harry lachte ein wenig. „Morgen früh beim Frühstück werdet ihr eure Stundenpläne bekommen und euch dann entsprechend danach ausrichten. Das Frühstück beginnt um 6:30 Uhr und dann habt ihr Zeit bis um 8:30 Uhr. Um 9:00 Uhr beginnt der Unterricht. Bleibt nicht zu lange wach. Ich wünsche euch eine schöne erste Nacht in Hogwarts und wenn ihr Fragen oder Probleme habt, mein Zimmer ist im Trakt der Fünftklässler. Gute Nacht!“, sprach Robert und lief den Gang zu seinem eigenen Schlafsaal weiter. Die Erstklässler verabschiedeten sich voneinander und Harry betrat mit Anthony ihren Schlafsaal.

Der Schlafsaal war ebenfalls rund aufgebaut und verfolgte die gleiche Farbgebung wie der Gemeinschaftsraum. Die drei großen, bodentiefen Fenster mit geschwungenen Fensterbögen konnten mit dunkelblauen Gardinen zugezogen werden und an den Wänden hingen bronzene Kerzenleuchter, auf denen weiße Kerzen brannten. Neben den zwei Himmelbetten, die ebenfalls mit dunkelblauen Seidenvorhängen zugezogen werden konnten, standen jeweils ein großer Schrank und ein Schreibtisch. An den Fußenden der Betten befand sich jeweils eine schlichte Holztruhe. In der Mitte des Raumes lag ein großer, runder, dunkelblauer Teppich auf dunklem Dielenboden. An einer Wand des Gemeinschaftsraumes war ein kleiner Ofen und daneben eine Tür, die zum Bad führte. Die Koffer der Jungs standen auf dem Boden vor dem Fußende ihrer Betten und als sie diese öffneten, sahen sie, dass die Kleidung bereits ordentlich in den Schränken verräumt war und die einst neutralen schwarzen Hogwartsroben mit  dem Schulwappen und in den Innensäumen die Ravenclawfarben und das Wappen des Hauses trugen, sowie die Krawatten und Schals für den Winter in ihrer Farbgebung angepasst wurden.

„Ich bin froh, dass ich mit dir das Zimmer teilen kann.“, meinte Anthony und warf sich gähnend aufs Bett, nachdem er seinen Schreibtisch eingeräumt, die Kleidung für den nächsten Tag vorbereitet und seine Bücher sortiert hatte. Harry zuckte mit den Ohren, als er ein Miauen hörte und drehte sich um. Auf Anthonys Bett saß eine große weiße Katze, mit langem, seidigen Fell und stechend blauen Augen.

„Ich auch. Wie heißt sie?“, fragte Harry und lief zu Anthonys Bett, um die Katze zu streicheln.

„Iduna. Sie ist seit einem Jahr bei mir.“, meinte Anthony und kraulte sie hinter den Ohren. Iduna schnurrte zufrieden und drehte sich verspielt auf den Rücken.

„Ich hoffe, sie will Edd nicht fressen.“, sagte Harry unsicher und holte Edd aus seiner Hemdtasche heraus, um ihn der Katze, mit Abstand, zu zeigen. Der Bowtruckle sah sie Katze und blickte sie unbeeindruckt an, was die Katze erwiderte und sich uninteressiert wegdrehte.

„Das wäre wohl geklärt.“, lachte Anthony und Harry nickte. Harry kontrollierte in seinem Koffer, ob all seine privaten Bücher noch da waren und war zufrieden, als er sah, dass die Bücher unberührt waren. Er schloss seinen Koffer, holte sich seinen Schlafanzug und ging ins Bad. Er sah, dass seine Handtücher und Hygieneartikel bereits in einem kleinen Badschrank, auf dem seine Initialen standen, verräumt waren. Die beiden Jungs putzten sich die Zähne und zogen ihre Schlafanzüge an, Harry war jedoch darauf bedacht sich schnell umzuziehen, als Anthony sich mit dem Rücken zu ihm drehte. Als sie ins Zimmer zurückgingen, hatte sich Edd bereits in Harrys Bett verkrochen und Harry machte sich gedanklich eine Notiz, am nächsten Tag eine Möglichkeit zu finden, dass der Bowtruckle auch irgendwie an Nahrung kommen würde.

„Weißt du was wir jetzt machen können?“, meinte Anthony grinsend, nachdem sie sich im Bad für die Nacht fertig gemacht hatten.

„Hm?“

„Wir dürfen zaubern. Was ist der erste Zauberspruch, den du ausprobieren willst?“

„Oh. Stimmt, ich war so beeindruckt von Allem, dass ich das ganz vergessen habe. Hm. Ich weiß nicht, etwas, was nicht zu schwer ist. Was willst du versuchen?“

„Gute Frage. Mein Vater hat immer Vögel aus seinem Zauberstab schießen lassen, um Iduna zu bespaßen. Vielleicht probiere ich das.“, meinte der Dunkelblonde und zog seinen Zauberstab. Harry blätterte unterdessen in seinem Notizbuch und schmunzelte. Er würde etwas Einfaches probieren, was keine besondere Bewegung benötigen wurde. Er zog seinen Zauberstab, setzte sich auf sein Bett und sah zu Anthony herüber, der konzentriert den Zauberstab in der Hand hielt und sich auf die Unterlippe biss.

„Avis.“, sagte er. Nichts passierte. „Avis.“, wiederholte er und sah nachdenklich in die Luft.

„Macht dein Vater eine Bewegung mit dem Stab?“

„Eine ganz leichte. Er wippt den Stab ganz leicht hoch.“

„Mach mal.“

„Avis.“, sagte Anthony voller Überzeugung und mit einem kleinen ‚Plopp‘ fiel eine kleine, zerfledderte gelbe Feder auf den Boden. Harry begann zu lachen, als Anthony bedröppelt auf die Feder blickte und ungläubig zu Harry hochsah. „Das war so nicht geplant. Da sollten mehrere schöne Vögel rauskommen!“, meinte er empört und musste dann selbst lachen. Iduna hatte unterdessen mit der Federn begonnen zu spielen. „Jetzt du, Harry!“

„Okay. Okay. Gut.“, sagte der Schwarzhaarige und hielt den Stab fest in seiner Hand. Er versuchte sich genau daran zu erinnern, was Remus gemacht hatte – und das war nur eine kleine Schleifenbewegung. Harry machte die Bewegung kurz nach, ohne etwas zu sagen und atmete dann noch einmal tief durch.

„Lumos.“, sagte er und bewegte den Zauberstab entsprechend. Er sah begeistert auf seinen Zauberstab, als dessen Spitze hell zu leuchten begann und den Raum ein wenig mehr erhellte.

„Abgefahren. Voll gut! Und wie geht er wieder aus?“

„Ehm. Gute Frage?“, meinte Harry und kratzte sich am Kopf. Was hatte Remus nochmal gemacht? Er versuchte seine Erinnerungen durchzuspielen, bis er die Situation bildhaft vor sich hatte, wie Remus das Licht seines Zauberstabes gelöscht hatte.

„Nox.“, sagte Harry und machte den Kurzen Schlenker mit dem Zauberstab. Nichts passierte.

„Nox.“, wiederholte er machte die Bewegung kürzer und prägnanter. Nichts.

„Nox.“ Nichts. Anthony lachte. Harry wurde unruhig.

„Nox.“ Das Licht erlosch. „Zum Glück.“, fügte er lachend hinzu und Anthony grinste ihn an.

„Ich sehe schon, wir werden viel Spaß haben hier.“, meinte Anthony und deckte sich zu. Er sah ein wenig unsicher zu Harry und kratzte sich verlegen die Nase. „Ist es ok, wenn wir die Gardinen offen lassen?“

„Zum Glück fragst du.“, murmelte Harry leise und deckte sich ebenfalls zu. Er legte seinen Zauberstab auf sein Nachttischchen und sah zu Anthony rüber. „Ja, ich würde sie gerne offen lassen.“

„Perfekt. Schlaf gut, Harry.“

„Gute Nacht, Anthony.“
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