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L'histoire d'un elfe, c'est...

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / MaleSlash
Anthony Goldstein Harry Potter Hermine Granger Luna Lovegood OC (Own Character) Remus "Moony" Lupin
29.07.2022
27.03.2023
30
257.011
26
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Dieses Kapitel
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11.12.2022 11.529
 
Schweißgebadet und mit pochender Stirn wachte Harry auf und drückte sich ächzend die flache Hand auf die Stirn, in der Hoffnung, dass seine kühle Hand den stechenden Schmerz in seiner Narbe lindern würde. Der gewünschte Effekt blieb jedoch aus, da seine Hand, wie der Rest seines Körpers, regelrecht glühte. Langsam richtete er sich auf und schleppte sich aus dem Bett ins Bad, darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, um Remus nebenan nicht zu wecken.

Die Sonne war gerade aufgegangen und mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch die offenen Badfenster hereinfielen, blickte Harry mit dunklen Schatten unter den Augen in den Spiegel und schluckte, als er seine Narbe ansah, die auf den ersten Blick aussah, als wäre sie frisch entstanden, hervorgehoben durch den leuchtend roten Herd, der sich darum gebildet hatte. Seufzend füllte Harry das Waschbecken mit kaltem Wasser und drückte seinen Kopf hinein, in der Hoffnung, dass das kalte Wasser das Pochen aus seiner Stirn, das sich über die Schläfen ausbreitete, dämpfen würde. Als der Punkt erreicht war, dass er keine Luft mehr bekam, zog er den Kopf wieder hoch und atmete schwer, die Arme am Rand des Waschbeckens abgestützt. Als das Pochen peu à peu nachließ prasselten die Erinnerungen des Alptraums, der mit der schmerzenden Narbe geendet hatte, auf ihn ein und ein weiteres Mal drückte er seinen Kopf ins Wasser, um sich von eben jenen Eindrücken abzulenken.

Erschöpft blickte Harry in den Spiegel und seufzte. Und der Dunkle Lord wird wieder auferstehen mit Hilfe seines Dieners. Trelawneys Worte hallten in seinem Kopf wider und ratlos ließ er sich auf den Rand der Badewanne sinken, blickte in die wachsende Morgenröte und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Er hatte den Diener gesehen. Den Feigling, die Ratte. Wie er sich vor einem Sessel stets verbeugte und wortwörtlich auf den Knien gekrochen war, vor seinem Lord. Er hatte Voldemort nicht gesehen, aber die Stimme, die durch den Raum hallte, war seine gewesen, dessen war sich Harry sicher. Die hohe, kalte Stimme, die Eis hätte zerschneiden können, erinnerte Harry an seine Begegnung mit Quirrel und Voldemort in den Untergrundkammern und stellten ihm die Nackenhaare auf. Was ihn verwirrte, war als sie von Plänen gesprochen hatten, die laut Pettigrew wie geplant abliefen und ein reibungsloses Vorgehen versicherten. Es waren Namen gefallen, die Harry nicht einordnen konnte und er erinnerte sich, dass er eine riesige Schlange gesehen hatte, die Voldemort von einem fremden Mann im Flur eines alten Hauses berichtete, woraufhin die Tür aufschwang und das letzte was er vor dem Aufwachen gesehen hatte, war Pettigrews durchtriebenes Grinsen und leuchtendes, grünes Licht – das gleiche Licht, das ihn so oft in seinen Träumen heimgesucht hatte.

Harry bließ die Backen auf und ließ die Luft langsam entweichen. Jetzt wo er wach und an Schlaf nicht mehr zu denken war, konnte er sich auch gleich für den Tag fertig machen, weshalb er sich gedankenverloren die Zähne putzte und anschließend die Duschvorhänge der Badewanne zuzog, um sich mit einer heißen Dusche zu entspannten und anschließend mit kaltem Wasser die letzten Reste der Nacht aus den Knochen zu jagen.

Harry war gerade dabei sich abzutrocknen, als er im Flur leise Schritte hörte, weshalb er sich das Handtuch um die Hüften wickelte und gerade die Badezimmertür öffnete, als Remus verschlafen vor ihm stand und blinzelte. Nach einem kurzen „Guten Morgen“ lief Harry zurück in sein Zimmer und als er seine Unterhose hochgezogen hatte, ließ er sich grübelnd auf sein Bett plumpsen. Wem sollte er von dem Traum erzählen? Er wusste, dass Remus stets ein offenes Ohr für ihn hatte, doch er wollte ihn auch nicht allzu sehr mit seinem Traum belasten, da in drei Tagen Vollmond war und Remus bereits ziemlich mitgenommen war. Dumbledore wäre eine Möglichkeit, aber er wollte den Schulleiter auch nicht wegen eines Alptraumes direkt einen Brief schreiben – das hatte für seinen Geschmack zu viel von einem Kind, das den Kopf gestreichelt bekommen möchte; obwohl er sich auch sicher war, dass Dumbledore ihn ernst nehmen würde. Anthony war unterwegs mit seinen Eltern und Hermine würde er am Abend treffen, da sie beide zur Abreise für die Quidditch Weltmeisterschaft bei den Weasleys einen Abend vorher eingeladen worden waren, da die Abreise am Tag der Weltmeisterschaft in aller Herrgottsfrüh stattfinden würde.

Sirius, dachte sich Harry und kratzte sich nachdenklich an der Nase. Sirius war in einem von Dunkler Magie geprägten Haushalt aufgewachsen, möglicherweise hatte er eine Idee. Und im gleichen Zug konnte er sich nach ihm erkundigen, denn seit den kleinen Kuchen zum Geburtstag, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Nachdem er sich ein weites Shirt und eine kurze Stoffhose angezogen hatte, setzte er sich an den Schreibtisch, nahm sich ein Pergament und die Adlerfeder und füllte das neue Tintenglas mit schwarzer Tinte und begann ein paar Zeilen zu schreiben. Vorerst erwähnte er den Traum nicht, da es ihm irgendwie seltsam vorkam, lediglich die Tatsache seiner schmerzenden Narbe und die Verbindung zu Voldemorts Anwesenheit im ersten Schuljahr schrieb er wage in den Brief mit hinein. Nachdem er mit dem Brief zufrieden war, packte er ihn in einen Umschlag, versiegelte ihn mit Wachs und ging zum Fenster, um nach Hedwig zu pfeifen, die es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, morgens nach dem Jagen am offenen Fenster zu sitzen und von ihm begrüßt zu werden. Er band seiner Schneeeule den Brief ans Bein und streichelte ihr noch einmal sanft über den Kopf.

„Der Brief muss zu Sirius; ich bin mir sicher, dass du ihn finden wirst – aber pass auf dich auf, okay?“, sagte er leise, woraufhin Hedwig ihn ernst ansah und nach einem kurzen Knabbern an seinem Finger ihre Flügel ausbreitete und losflog. Harry sah Hedwig hinterher, bis sie im Sonnenlicht am Horizont verschwunden war und seufzte leise. Er hoffte, dass alles gut gehen würde und räumte die Schreibsachen auf seinem Tisch wieder auf. Leise summte er vor sich hin und begann ein paar Klamotten für die zwei Tage in seinen Rucksack einzupacken, in denen er mit den Weasleys und Hermine unterwegs war und sah nachdenklich in den Garten hinaus, während ihn die Erkenntnis beschlich, dass er in all den Jahren noch nie ohne Flohfeuer den Weg zu den Weasleys in Angriff genommen hatte – und er wusste, dass sie nicht allzu weit weg von den Lovegoods nahe des Flusses wohnten, der durch Ottery St. Catchpole und in der Nähe von Lunas Zuhause vorbeifloss. Einmal hatte er sie besucht, nachdem er Ginny aus der Kammer gerettet hatte, aber das war es auch gewesen. Nachdem er seine Klamotten, Zahnbürste und Seife eingepackt hatte, machte er sein Bett und griff anschließend nach seinem Buch von Hicks, das Hermine ihm geschenkt hatte, und lief in die Küche. Mit seinem Buch und einem Glas Wasser bewaffnet schnappte er sich noch eine kleine Decke und legte sich im Garten in den Schatten einer alten Linde nahe des Gewächshauses, um weiterzulesen. Die Kopie des Buches von Professor Flitwick hatte er mit Hedwigs Hilfe wieder zurückgeschickt, mit einem kleinen Brief, in dem er sich für das Buch bedankte und nur kurz offenbarte, dass er eine Kopie des Buches zum Geburtstag bekommen hatte. Sein ‚PS: Richten Sie bitte Professor Trelawney liebe Grüße aus, ich bin mir sicher, sie hat diese schwerwiegende Entscheidung meinerseits kommen sehen. hatte er mit einem breiten Schmunzeln hinzugefügt und war sich sicher, dass es auch seinem Hauslehrer ein Lachen entlocken würde.

Lange lag er dort, arbeitete sich durch Kapitel für Kapitel, steckte Lesezeichen an interessanten Passagen zwischen die Seiten, um sich später ein paar Notizen zu machen, und nippte gelegentlich an seinem Wasser, als er merkte, wie etwas kleines über seinen Kopf krabbelte und in am Ohr piekste.

„Edd.“, lachte Harry und hielt ihm seine Hand hin. Dieser sah ihn aus den kleinen, schwarzen Knopfaugen an und gab ein paar empörte Laute von sich. „Ich weiß, ich habe dich die letzten Tage nicht wirklich beachtet, aber ich habe gesehen, dass sich ein paar weitere Bowtruckles in der Eberesche angesiedelt haben, da dachte ich, du hast gute Gesellschaft.“ Der Bowtruckle sah ihn beleidigt an und piekste ihm mit seinen kleinen Fingern – oder Zweigen, Harry war sich nach wie vor nicht so sicher – in den Handballen. „Tut mir ja leid.“, murrte Harry und setzte den Bowtruckle auf seiner Schulter ab.

Nach einer Weile des Lesens sah er von Weitem wie die Fensterläden von Remus‘ Schlafzimmer geöffnet wurden, woraufhin Harry alles zusammenpackte und in die Küche lief, um das Frühstück vorzubereiten. Er stapelte kleine Hölzer im Herd und nachdem er alles vorbereitet hatte, kam Remus bereits die Treppen herunter, begrüßte ihn noch einmal – diesmal etwas wacher – und schoss mit dem Zauberstab eine Flamme in den Herd, die ein prasselndes Feuer entfachte.

„Guten Morgen.“, meinte Harry, nahm sich eine der Pfannen von der Wand und stellte sie auf den Herd, um sie heiß werden zu lassen. „Alles gut?“

„Nur müde.“, entgegnete Remus und setzte sich an den Küchentisch. „Warum warst du so früh wach?“

„Hab nicht so gut geschlafen, wilde Träume.“, entgegnete Harry und legte reichlich Speck in die Pfanne. Er konnte nach wie vor die Begeisterung für ein herzhaftes Frühstück nicht wirklich nachvollziehen – bei Remus konnte er es bedingt durch die Lykanthropie verstehen, da mit der Zunahme des Mondes auch dessen Lust auf Fleisch zunahm – aber bei ein paar Eiern sagte auch mittlerweile er nicht nein. Nachdem der Speck gebraten war, folgten die Eier und unterdessen hatte Remus bereits den Tisch gedeckt und Tee gekocht, der gemächlich aus der Teekanne dampfte.

„Waren es die gleichen Träume wie nach den Dementoren letztes Jahr?“, fragte Remus, während er Tee in die Tassen goss. Harry stellte das Essen auf den Tisch und schüttelte nur den Kopf. „Nichts, was jetzt für Kopfzerbrechen sorgen müsste.“

„Nur weil ich in drei Tagen mehr Fell habe, heißt das nicht, dass du die maximale Schonkur fahren musst, Harry.“, meinte Remus und lächelte leicht. „Ich bin es gewohnt, glaub mir. Und der Trank macht es um einiges einfacher.“

„Macht Snape den Trank weiterhin für dich?“, fragte Harry trocken und schmierte sich ein Butter und Marmelade aufs Brot.

„Nein. Nach dem Vorfall vor zwei Monaten habe ich Dumbledore gesagt, dass ich vorerst nicht von Snape abhängig sein werde. Letzten Monat habe ich ihn gekauft und mit Aileen die Vereinbarung getroffen, dass sie den Trank auch für mich braut und ich ihr die Zutaten bezahle. Zufälligerweise, Harry, hast du ihr den Zugang zu den zwei teuersten Zutaten ermöglicht, ohne es zu wissen, was das Ganze für mich auch… erschwinglicher macht.“

„Was?“, fragte Harry und hielt in seiner Bewegung – den Toast zum Mund zu führen – inne und sah Remus überrascht an.

„Die Blutbeere und der Gauklermohn. Sie wollte dir vorerst nicht offenbaren, was es mit den beiden auf sich hat, da sie deine Nettigkeit nicht aus Mitleid wollte, sondern auf einer eher… fachlichen Basis, wenn du verstehst. Als sie gesehen hatte, was im Garten wächst, kam sie ziemlich euphorisch auf mich zu, während du mit Joshua noch Kirschen pflücken warst, und hat mir mitgeteilt, dass sie damit den Wolfsbanntrank auch für mich herstellen kann. Beziehungsweise so, dass ich ihn auch bezahlen kann.“

„Das ist perfekt, Remus, aber du weißt auch, dass du dich an den Verliesen für den Trank bedienen kannst.“, sagte Harry und lächelte leicht. „Hat sie sich genug Ableger geschnitten?“

„Ja, sie hat sie so geschnitten, dass sie aus möglichst wenig Ablegern das Meiste rausholen kann, ohne deine Pflanzen im Garten zu sehr zu schwächen. Bis sie die richtige Größe haben, habe ich ihr gestattet, die Beeren und Blüten hier im Garten zu holen. Bei Gelegenheit möchte sie dir dann zeigen, wie der Trank gebraut wird – als kleines Dankeschön.“

„Sehr gut.“, meinte Harry und grinste nach einigen Augenblicken.

„Was?“, fragte Remus.

„Und das alles nur, weil Joshua meine Tasche in Brand gesetzt hat.“, meinte Harry, was Remus nur mit einem schmunzelnden Schnauben quittierte.

Der Rest des Frühstücks verlief in schweigender Stille und Harry war gerade dabei, den Tisch abzuwischen, und gerade als Remus das Geschirr fertig verräumt hatte drehte er sich stirnrunzelnd um. Harry hielt inne und hörte nach wenigen Augenblicke leise Schritte die Kellertreppe hochkommen. Für einen kurzen Moment wünschte sich Harry die verfeinerten Sinne eines Werwolfs und als er zur Treppe blickte, sah er Mrs. Brooks mit einem kleinen Kupferkessel mit Deckel in der Hand stehen.

„Gute Morgen.“, sagte sie und lächelte leicht. Harry fand, dass sie mindestens einen so erschöpften und müden Eindruck machte, wie Remus, aber dennoch eine fröhliche Ausstrahlung hatte. Die aschblonden Haare waren zu einem lockeren Knoten am Hinterkopf zusammengebunden und durch das luftige Sommerkleid sah er dunkles Narbengewebe am Schlüsselbein, was er auf den Biss zurückführte. „Ich wusste nicht, ob du noch zeitig vorbeikommst, Remus, deswegen habe ich den Trank direkt hergebracht. Hi, Harry.“

„Guten Morgen, Mrs. Brooks.“, entgegnete Harry und wischte den Tisch fertig ab.

„Alles in Ordnung, du hast den richtigen Zeitpunkt erwischt.“, meinte Remus und holte zwei große Tassen aus dem Schrank. Mrs. Brooks stellte den Kessel auf dem Tisch ab, zog eine Schöpfkelle aus Kupfer aus ihrer Tasche und verteilte die benötigte Menge auf zwei große Tassen. Neugierig sah Harry zu, wie sie sich zunickten und mit einem „Zum Wohl“ den Trank an die Lippen führten. Simultan verzogen sie beide das Gesicht und kippten den noch heißen Trank in einem Zug runter. Remus schüttelte sich leicht und Mrs. Brooks verzog das Gesicht. Es tat Harry irgendwie ein wenig leid, aber bei dem Anblick musste er dennoch ein wenig schmunzeln.

„Lach du nur.“, meinte Remus und rümpfte die Nase.

„Es sah schon lustig aus.“, entgegnete Harry und sah zu Mrs. Brooks. „Warum haben Sie eine Schöpfkelle aus Kupfer? Wir benutzen nur Messing.“

„Der Wolfsbanntrank ist ein Trank, bei dem ich persönlich kein Risiko eingehe ihn mit einem anderen Metall außer Kupfer in Berührung zu bringen. Manche achten da nicht drauf, ich gehe das Risiko generell nicht ein, auch wenn keine Zutat im Trank ist, die mit Messing reagiert.“

„Spannend. Würde ein Silberkessel auch funktionieren? Die Bisswunden werden doch mit Silber und Diptam behandelt.“

„Das Silber würde mit dem Akonit im Trank reagieren, das geht nicht. Ich habe übrigens deine Ableger dabei.“, meinte sie und griff tief in ihre Tasche, wo sie eine weitere Stofftasche herauszog, aus der sie einige feuchte Stofftücher herausholte und aufwickelte. Darin lagen fein säuberlich nebeneinander mehrere Pflanzen, die bereit waren, eingepflanzt zu werden.

„Akonit, Flussgras, Alraune – du hast keine Alraunen im Garten, Harry und ein guter Hexengarten braucht Alraunen. Und diese sind noch so klein, die schreien glücklicherweise noch nicht. Und als weiteres Dankeschön, dass diese seltenen Pflanzen von dir geteilt werden, habe ich einen kleinen Ableger meiner Geflügelten Schattentrompete mitgebracht.“

„Danke.“, staunte Harry und blickte auf die Pflanzen, die ziemlich einen sehr kräftigen Eindruck auf ihn machten. Als Mrs. Brooks das letzte Stofftuch aufklappte blickte er auf eine Pflanze, mit sehr kleinen dunkelgrünen Blättchen an der Wurzel und einem langen Kelch, der von dunkelgrün nach oben hin breiter und kräftig violett wurde. Am Rand des Kelches war ein großes Blatt, das wie ein Deckel an einem Scharnier aussah und ebenfalls kräftig violett war.

„Das sieht aus wie eine Fleischfressende Pflanze.“, meinte Harry und sah sich die Pflanze genau an.“

„Ist es auch, sie ist aus der Familie der Sarracenien, allerdings ist es eine magische Variante. Die Flügel bekommt sie erst in ein paar Jahren, dann bilden sich an der Haube oben zwei weitere kleine Blätter, die wie kleine Flügel abstehen. Der Nektar der Pflanze ist in diversen Zaubertränken recht nützlich und es ist eine wirkliche Rarität hier in Europa. Sie braucht allerdings Moorboden.“

„Ich habe keinen Moorboden oder Torf hier.“, entgegnete Harry. „Ich muss das dann erst besorgen.“

Mrs. Brooks lächelte nur leicht und zog einen großen Sack aus ihrer Tasche heraus und stellte diesen auf den Tisch. „Nicht nötig. Das ist meine Art, mich zu bedanken. Ich teile mein Hobby.“, lachte sie.

„Super. Ich kenne mich mit Flussgras nicht aus, das müssen Sie mir auch zeigen, wie ich es anpflanzen muss.“

„Hast du Zeit? Dann können wir es jetzt gleich machen.“, schlug sie vor, woraufhin Harry nickte und ihr den Sack mit dem Torf und ein Stofftuch mit den Alraunen abnahm und in den Garten folgte. Harry lief mit ihr in Richtung des Schuppens, wo er alles abstellte und zwei kleine Schaufeln und eine kleine Hacke suchte, die er rausbrachte. Mrs. Brooks lief mit ihm ein zweites Mal in den Schuppen und deutete auf einen größeren Tontopf.

„Für die Schattentrompete nehmen wir am besten den Tontopf, dann kannst du oder Remus nämlich immer den Unterteller mit Wasser füllen, sodass die Erde stets feucht bleibt. Auf der Terrasse wäre der perfekte Platz, dann vergisst Remus ihn nicht, wenn du in Hogwarts bist und sie ist für den Anfang gut geschützt.“

„Perfekt.“, meinte Harry und begann den Tontopf mit dem Torf zu füllen und ließ sich von Mrs. Brooks zeigen, wie die Geflügelte Schattentrompete gehandhabt werden musste und betonte zweimal, dass sie auf keine Fälle gedüngt werden durfte – egal, wie stark der Dünger verdünnt war, die Wurzeln würden damit nicht zurechtkommen. Als sie fertig waren, ließ sie den Topf mit einem Schwung ihres Zauberstabes zur Treppe der Terrasse schweben.

Als nächstes folgten die Alraunen, die sie in eines der leeren Beete pflanzten und daneben am Rand des Beetes das Flussgras entlangpflanzten, welches sich dort ausbreiten konnte. Nachdem die Jungpflanzen des Eisenhuts ebenfalls den Weg in eines der Beete gefunden hatte, gossen sie alles an und Harry blickte zufrieden in den Garten.

„Euer Garten ist ein kleines Paradies, Harry.“, meinte Mrs. Brooks und sah sich lächelnd um. „Deine Vorfahren wussten, wie sie mit den Energien im Garten umgehen mussten, um das Beste aus den Pflanzen zu holen.“

„Wie meinen Sie das?“, fragte Harry.

„Schau, wie sich die Wege durch den Garten schlängeln, kein Beet ist eckig angelegt, es sind alles fließende, organische Strukturen – an bestimmten Stellen wachsen Bäume, an anderen Hecken, die Beete gehen teilweise nahtlos ineinander über. Es wirkt auf den ersten Blick chaotisch, aber es ist eine Ordnung dahinter, die in alten Zeiten weitergegeben wurden. Was meinst du, wie in all den Jahren, wo keiner hier gelebt hat, diese Pflanzen größtenteils weitergewachsen sind? Natürlich, es war, so hat es mir Remus erzählt, alles ziemlich überwuchert und chaotisch, aber in diesem Garten, dem ganzen Grundstück, steckt altes Wissen.“

„So habe ich das noch nie betrachtet. Ich dachte immer, dass es einfach ihr Geschmack war, dass es einfach so aussieht wie ein verwunschener Garten aus einem Muggelmärchen.“

„Nein, das war bewusste Planung, um den Fluss der Energie aufrecht zu erhalten. Dabei geht es nicht nur um magische Pflanzen, auch die gewöhnlichen – warum denkst du, ist der Vorgarten voller Rosen? Warum wächst ausgerechnet eine Kletterrose an der Hausfront entlang? Dornen sind wie Schwerter, die schlechte Energien am Eindringen ins Haus hindern. Und sowohl euer näheres Grundstück um das Haus als auch euer Garten werden jeweils von einer kreisförmigen Steinmauer umrundet, das ist auch kein Zufall. Die Greenwoods wussten was sie machen.“

„Das ist spannend.“, murmelte Harry und sah sich mit einem regelrecht neuen, frischen Blick im Garten um. Die Wege, die kleinen Steinmauern, die ganze Struktur des Gartens ergab für ihn auf einmal ein ganz neues Bild.

„Und du hast es im Blut.“, meinte Mrs. Brooks knapp und lächelte. „Du hast die Eberesche an genau den richtigen Fleck gepflanzt, deswegen ist sie in der kurzen Zeit auch schon so groß geworden. Remus hat mir erzählt, dass ihr sie zum Einzug geschenkt bekommen hat – und es leben jetzt schon Bowtruckles darin. Das ist wirklich saubere Arbeit, Harry.“

„Danke.“, entgegnete er und lächelte verlegen. „Aber woher wissen Sie von den Greenwoods?“

„Die alten Reinblutfamilien kennen die meisten Familiengeschichten der anderen Reinblutfamilien, auch wenn sich die Greenwoods zurückgehalten haben, man hat immer gut von ihnen gesprochen; sie waren selbst unter den speziellsten Familien recht gut angesehen, bis zu dem Zeitpunkt als deine Großmutter eingeheiratet wurde. Das hat für einigen Aufruhr in diversen Kreisen gesorgt.“, meinte Aileen zum Ende hin nachdenklich. „Wie dem auch sei, nach einem Blick auf die Grundstückspläne hat es ein ganzes Bild ergeben, jetzt liegt es lediglich an dir, dich mit der Materie vertraut zu machen und das Wissen fortzuführen. Aber das hat Zeit.“

~oOo~


Es war am frühen Nachmittag und Remus saß mit einer Tasse Tee auf dem Sofa, blätterte in einem Buch. Harry stand am Fenster, blickte in den Garten hinaus und strich gedankenverloren über die Kristallkugel auf dem Bronzefuß, welche seit drei Jahren unverändert auf der Kommode am Fenster stand. Er war je nach Tageszeit immer wieder fasziniert, wie sich die Sonnenstrahlen in der Kugel brachen und wie viele kleine Regenbögen auf den Boden fielen. Während er mit seinen Fingerspitzen über die kühle und glatte Oberfläche fuhren drifteten seine Gedanken zu dem Traum zurück, der ihn um einige Stunden Schlaf gebracht hatte. Kurz schmunzelte er, als er an Anthonys Worte hinsichtlich des verlorenen Schlafes, der ein Traum hätte werden können, denken musste und runzelte die Stirn, als er merkte, wie sich ein warmes Kribbeln durch seine Fingerspitzen ausbreitete. Als er auf seine Hand blickte sah er, wie sich in der sonst glasklaren Kugel heller Nebel zu bilden begann, der sich zu dichten Wolken verformte und langsam immer dunkler wurde. Es sah aus wie Gewitterwolken, die in der Kristallkugel aufzogen und als diese immer dichter wurden schien es, als würden diese für einen Augenblick aufbrechen und für einen kurzen Moment hätte Harry schwören können, dass zwei rote Augen aus den Wolken hervorblitzten. Verwirrt blinzelte er ein paar Mal und schüttelte den Kopf und als er wieder hinsah, war die Kugel wieder glasklar, von Wolken und roten Augen keine Spur.

„Alles in Ordnung?“, fragte Remus und riss Harry aus seinen Gedanken.

„Ja, alles in Ordnung.“

„Du hast mir nicht mehr verraten, worum es in deinem Traum ging.“, meinte der Werwolf und sah Harry besorgt an.

„Es war nichts Wildes... Wahrscheinlich spielt mein Hirn mir nur ein paar Streiche.“

Remus zog die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sagte nichts und sah Harry auffordernd an. Dieser seufzte leise und kratzte sich am Kopf.

„Es war Pettigrew, in einem alten Haus. Und Voldemort, aber ich habe ihn nicht gesehen, nur gehört.“

„Das ist nicht alles, nehme ich an?“

„Meine Narbe hat unglaublich weh getan, als ich aufgewacht bin und sie war auch  feuerrot, wie eine Entzündung.“, entgegnete Harry und zuckte mit den Schultern.

Remus sah ihn nur skeptisch an und nickte langsam. „Wenn die Träume öfter vorkommen, dann gibst du mir Bescheid, okay?“, sprach er und sein Unterton verdeutlichte Harry, dass dies keine Bitte war.

„Mach ich.“, sagte Harry und blickte auf die Uhr. „Wenn ich den Besen nehmen will, dann muss ich jetzt los.“

„Dein Rucksack ist gepackt? Hast du auch alles?“, fragte Remus und legte sein Buch zur Seite.

„Ja, den Tarnumhang habe ich auch eingepackt – und ja, ich passe auf. Es ist etwa eine halbe Stunde Flug durch den Wald zu Lunas Haus und dann am Fluss ein paar Kilometer abwärts, ich habe auf die Karte geschaut.“

„Pass auf dich auf, okay?“, sagte Remus und brachte Harry zur Tür. „Du könntest auch einfach das Flohnetzwerk nehmen.“

„Aber es ist so schönes Wetter.“, meinte Harry und lächelte. „Ich pass auf mich auf, keine Sorge. Es ist noch lange hell und “ – er deutete auf seinen Kopf – „…ich kenne mich im Wald gut aus. Wir sehen uns in zwei Tagen!“, sagte er und verabschiedete sich noch einmal. Er schnappte sich seinen Feuerblitz, warf den Tarnumhang über sich und den Besen und stieß sich vom Boden ab.



Nach einem recht zügigen Flug durch den Wald kam er zeitnah an der Lichtung vorbei, die in Richtung des Hauses der Lovegoods verlief und folgte einige weitere Minuten jenem Pfad, der ihn aus dem Wald herausführte. Von Weitem konnte er das an einen Schachturm erinnernde Haus erkennen und stieg er ein wenig empor, um den Fluss zu finden, welchen er nach einigen Augenblicken finden konnte. Gut gelaunt stieg er noch ein paar Meter höher, zog den Tarnumhang fester um sich und schoss mit gewohntem Tempo voraus den Fluss abwärts entlang.

Nach wenigen Kilometern sah er nahe des Flusses ein größeres, krumm und bucklig aussehendes Haus, was ihn an einen in sämtliche Richtungen ausgebauten Schweinestall erinnerte – mehrere Stockwerke hoch, von der Statik durchaus interessant und wenn Harry es mit einem Wort beschreiben müsste: chaotisch. Aber es gefiel ihm, es hatte durchaus Charme und fernab von einem perfekt gestriegelten Haus hatte er persönlich auch so etwas erwartet. Es hatte Charakter. Als er am großen Tor ankam, sah er das Schild, auf dem Fuchsbau geschrieben war und auf dem Weg zur Haustür war er sich sicher, dass er den ein oder anderen Gnom entdeckte, der zwischen den Hecken herumrannte.

Es hatte sich nichts verändert, dachte er sich und klopfte beherzt an die Haustür, welche wenige Augenblicke später von einer strahlenden Mrs. Weasley geöffnet wurde. „Willkommen im Fuchsbau, mein Lieber.“, sprach sie und zog Harry in eine enge Umarmung. „Du kommst genau richtig, wir bereiten gerade alles für Kaffee und Kuchen vor.“

„Danke nochmal für die Einladung.“, meinte Harry und stellte seinen Besen neben der Tür ab. Sie schob ihn in eine recht vollgestellte, aber dennoch gemütliche Wohnküche und als sie ihn durch den Raum führte, blieb er nachdenklich vor den zwei Uhren stehen, die am Kamin an der Wand hingen – eine der Uhren hatte lediglich nur einen Zeiger und deutete auf Dinge wie Hühner füttern, Tee kochen, Einkaufen – oder Harrys persönlicher Favorit: Du bist zu spät.

Die Uhr daneben faszinierte ihn noch mehr, denn auch diese Uhr zeigte keine Uhrzeiten an, sondern zeigte mit so vielen Zeigern, wie die Weasleys Familienmitglieder hatten, auf deren Örtlichkeiten hin: Schule, Arbeit, Einkaufen, Zuhause, Unterwegs, Verlaufen, … Dort wo eigentlich die Zwölf stehen würde stand jedoch „In tödlicher Gefahr!“. Bis auf Mr. Weasley, Bill und Charlie – den Harry nicht kannte – deren Zeiger auf Unterwegs standen, waren alle zuhause, doch konnte er keinen ausmachen, bis –

„Da ist er ja - “, hörte er plötzlich rechts von sich und blickte in Freds grinsendes Gesicht.

„… unser Retter in der Not.“, kam es von seiner Linken und George sah ihn grinsend an.

„Hi Harry.“, grüßten ihn beide anschließend im Chor.

„Hey.“, meinte Harry und stopfte den Tarnumhang in seinen Rucksack. Er hörte weitere Schritte und als er sich umdrehte, sah er Ginny und Ron auf ihn zukommen, die ihn fröhlich begrüßten und als die Uhr einen kleinen Gong von sich gab, begann der Zeiger von Mr. Weasley sich in Richtung Zuhause zu bewegen und wenige Augenblicke später ging die Tür auf Mr. Weasley betrat im Beisein von Hermine die Wohnküche.

„Harry! Schön dich zu sehen!“, freute sich der Familienvater und schüttelte begeistert seine Hand. „Jetzt wo du und Hermine da sind, könnt ihr mir ja ein paar Fragen bezüglich einigen Muggelgegenständen beantworten und…“

„Zuerst wird gegessen und dann ist immer noch genug Zeit für deinen Muggelkrimskrams.“, warf Mrs. Weasley ein, woraufhin die Zwillinge sich schnaubend und breit grinsend umdrehten und Ginny und Ron die Augen verdrehten.

„Hi, Harry.“, meinte Hermine und begrüßte Harry mit einer festen Umarmung.

„Hey.“, entgegnete Harry und lächelte Hermine breit an. „Alles gut bei dir?“

„Alles Bestens. Ist alles ok bei dir? Deine Stirn…“, meinte sie zum Ende hin leise, doch Harry schüttelte nur unmerklich den Kopf. Die Zwillinge wollten gerade zum Sprechen ansetzen, als eine weitere Uhr ein kurzes Bimmeln von sich gab, woraufhin Mrs. Weasley alle an den großen Esstisch schickte, wo sich nach einem kurzen Schwung des Zauberstabes Teller, Besteck und Tassen – nichts davon passte zusammen – ebenfalls auf den Weg dorthin machten und sich vor Jedem platzierten. Zwei große Kuchen, Kekse und Tee wurden von ihr und Ginny an den Tisch gebracht, die sie großzügig anschnitt und auf alle Teller verteilte.

„Bevor ich es vergesse – “, sagte Harry und lief kurz zu seinem Rucksack, wo er ein paar Gläser verschiedener Marmeladen herausholte und Mrs. Weasley auf die Arbeitsplatte neben dem Herd stellte. „Von Remus und mir, ein kleines Dankeschön.“

„Das wäre doch nicht nötig gewesen!“, freute sie sich und sah sich die verschiedenen Gläser an. „Selbstgemacht?“

„Ja, alles aus dem Garten. Mein persönlicher Favorit ist die Zwetschgenmarmelade, aber Remus schwört auf Himbeere.“

„Brombeere ist das einzig Wahre!“, rief George vom Tisch herüber, woraufhin Harry ein Glas Brombeere hochhielt. Mrs. Weasley bedankte sich ausgiebig und scheuchte ihn wieder an den Tisch und ließ mit einem Schwung ihres Zauberstabes noch etwas Obst zum Tisch schweben. Kurz darauf flammte der Kamin grün auf und Harry sah, wie Bill aus dem Kamin heraustrat – lässig gekleidet wie bei ihrer ersten Begegnung im letzten Sommer – gefolgt von einem nicht allzu großen, eher kräftigen, rothaarigen jungen Mann mit unglaublich vielen Sommersprossen und blauen Augen, von dem Harry vermutete, dass es Charlie sein musste. Er warf ein gut gelauntes „Hallo“ in die Runde und stellte sich Harry und Hermine als eben jener vor. Als er Harry von oben bis unten kurz begutachtete, begann er zu grinsen.

„Du bist also der legendäre Sucher. Hab schon einiges von dir gehört.“

„Man munkelt.“, entgegnete Harry grinsend und zuckte mit den Schultern. „Nichts Weltbewegendes. Du bist dann wohl der, der mit den Drachen spielt.“

„Der bin ich. Und wir werden noch sehen, wie weltbewegend deine Flugkünste sind.“

„Harry hat seinen Feuerblitz dabei, damit wird das nichts für dich, Charlie.“, feixte Ron.

„Verführerisch.“, murmelte Charlie, der den Blick zur Tür wandern ließ, wo der Besen stand. „Wirklich, verführerisch.“

„Jetzt wird gegessen!“, schalt Mrs. Weasley und deutete ihre beiden Söhne an, sich hinzusetzen und teilte weiteren Kuchen aus.

Es war Abend geworden, das Abendessen war reichlich und üppig gewesen – und Harry musste sich eingestehen, dass Mrs. Weasleys Kochkünste wirklich unglaublich gut waren – als er mit Hermine an der Hintertür zum Garten saß und den Sonnenuntergang beobachtete. Mrs. Weasley hatte ihre Kinder zum Packen für die Weltmeisterschaft geschickt, da sie kurz nach Sonnenaufgang aufstehen mussten und dann keine Zeit mehr haben würden.

„Wie geht’s dir, Harry?“, fragte Hermine leise. „Du siehst aus als hättest du Fieber gehabt.“

„Ich hatte einen Traum, mit Pettigrew und Voldemort. Ich habe Voldemort nicht gesehen, aber ich habe ihn gehört – sie haben von Plänen gesprochen, von großen Ereignissen und, dass alles reibungslos abläuft, weil Pettigrew eine Frau namens Bertha Jorkins entführt hat, die wichtige Informationen für Voldemort hatte. Aber es hat sich nicht so angehört, dass sie einer von seinen Anhängern war. So wie sie über sie gesprochen haben, gehe ich davon aus, dass sie tot ist. Keine Verwendung hört sich für mich an wie… Problembeseitigung.“

„Das ist seltsam, Harry. Und was hat es mit deiner Stirn auf sich?“

„Als ich aufgewacht bin, hatte ich unglaubliche Schmerzen in der Narbe. Das letzte Mal, als das passiert ist, war ich mit Voldemort und Quirrel unten in den Kammern.“

Hermine sah Harry an und schürzte nachdenklich die Lippen. Er sah, wie die Gedanken durch ihren Kopf ratterten, versuchten ein Ganzes zu ergeben, doch nach einigen Minuten schüttelte sie nur leicht den Kopf.

„So in diesem Zusammenhang, und den wenigen Dingern die wir über ihn wissen, weiß ich nicht, was richtig ist. Wir wissen nicht, ob es nur ein Traum oder… etwas anderes war. Wenn wir in Hogwarts sind, werde ich mich mal durch die Bibliothek wühlen.“

„Ich schau mal, ob ich bei mir zuhause in der Bibliothek etwas finde – aber… unter was? Traumdeutung? Visionen? Es gibt so viele… unerklärliche Dinge, die ich nicht einmal benennen kann, um danach zu suchen.“, meinte Harry leise, mit den Bildern von seinen Traum im Steinkreis in Erinnerung.

„Vielleicht solltest du Dumbledore davon erzählen.“

„Ich will nicht wegen einem Traum bei ihm rumheulen. Aber ich hab‘ Sirius einen Brief geschrieben, vielleicht weiß er was, er ist schließlich in einem schwarzmagischen Haushalt groß geworden.“

„Vielleicht wäre das ein Anfang. Hast du Antho…“, begann Hermine, jedoch schreckten beide hoch, als es laut hinter ihnen pfiff.

„Wen haben wir denn da?“, fragte George säuselnd.

„Ein bisschen Romantik am Abend, meine Lieben?“, seufzte Fred und ließ sich dramatisch in Georges Arme fallen.

„Deppen.“, schnaubte Harry. „Was gibt’s?“

„Harry, wir wollen dir was zeigen. Komm mal mit.“, antwortete Fred und funkelte ihn verschwörerisch an. Er blickte mit einem kurzen Seitenblick zu Hermine, die nur mit den Schultern zuckte.

„Okay.“, meinte er und lief ihnen die Treppen hoch hinterher in ihr Zimmer, welches, als er sich darin umsah, recht chaotisch aussah und ziemlich stark nach Schießpulver roch. „Was wollt ihr mir zeigen? Und warum macht ihr… Romantikwitze?“, fragte er und setzte sich auf den Rand von einem der zwei Betten.

„Ach, falls unser Ronnypups etwas hören würde, wäre er bestimmt ziemlich eifersüchtig.“, lachte Fred und warf sich neben Harry aufs Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste. „Und das wäre ziemlich witzig.“

„Auf mich… und Hermine.“, sagte Harry und runzelte die Stirn. „Wäre er wirklich eifersüchtig?“

„Absolut. Du siehst doch, wie er Hermine anschaut. Die Frauenwelt ist nicht so seine Stärke, weißt du.“, meinte George und zog einen großen Koffer unter seinem Bett hervor.

„Ich hatte so etwas schon vermutet.“, murmelte Harry und sah zu Fred. „Aber ich weiß nicht, was Hermine in der Hinsicht von ihm hält.“

„Wer weiß.“, meinte Fred und richtete sich auf. „So wie Ginny dich anhimmelt, wer weiß, ob du dich irgendwann unsterblich in sie verliebst.“, feixte er schließlich und Harry sah ihn mit großen Augen an. „Jetzt wo die Ratte weg ist, alle Wogen geglättet sind zwischen den beiden und jetzt die Weltmeisterschaft…das ist eine große Einladung, Harrylein.“

„Es ist Zeit für…Liebe.“, schnurrte George langegezogen und wackelte mit den Augenbrauen, während er seine Finger durch Harrys Haare zog.

„Eh… nein?“, lachte er und schlug Georges Hand weg. „Was wolltet ihr mir jetzt zeigen?“

„Das, Harry, ist unsere Zukunft.“, meinte George daraufhin ernst und klappte einen Koffer auf, in dem mehrere Gläser, Schachteln, Phiolen und viele Pergamente lagen, auf denen mehr Gekritzel als sinnvolle Worte geschrieben waren.

„Was ist das?“, fragte Harry und setzte sich neben George auf den Boden. „Das sind doch Rezepte.“

„Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Wir arbeiten an… Süßigkeiten, Scherzartikeln, allerlei Dingen, um das Leben mit Spaß und Tollerei zu versüßen.“, erklärte Fred und zog eine Schachtel hoch. „Hier sind Toffees, die die Zunge anschwellen lassen.“ Er griff nach einem Säckchen. „Hier basteln wir gerade an einem Pulver, das, wenn es explodiert, eine große Rauchwolke verursacht und den ganzen Raum verdunkelt, es gibt so etwas Ähnliches in Peru, aber das können wir so nicht kaufen, viel zu teuer. Und hier…“, er zog eine Phiole heraus, „ – ist gerade ein aktuelles Problem. Wir versuchen Kotzpastillen zu entwickeln, aber wir haben noch nicht das richtige Mittel gefunden, um den Brechreiz kontrolliert auszulösen, ohne allzu große Vergiftungen zu verursachen.“

„Auf jeden Fall wollten wir dir einfach zeigen, was wir machen, weil wir denken, dass du ein würdiger Eingeweihter bist.“, sagte George. „Nach deinem kleinen Schabernack in der Großen Halle im ersten Schuljahr wussten wir… ja, wir haben es gesehen und gefühlt, dass auch in dir ein kleiner Scherzkeks steckt. Du hast dich bewiesen, Harry.“  Stolz sah er ihn an und grinste schelmisch. Harry lachte und kratzte sich nachdenklich am Kinn.

„Das hört sich ziemlich cool an. Und wenn alles funktioniert, scheint es auch eine solide Idee zu sein. Wie entwickelt ihr das alles ohne Magie?“

„Wir entwickeln die Ideen hier zuhause und was ohne Magie und größere Kostenaufwendungen funktioniert wird hier auch hergestellt. Alles andere muss warten, bis wir wieder in Hogwarts sind, wenn unsere Mutter herausfindet, dass wir zaubern, sind wir drei Köpfe kürzer.“, antwortete Fred und Harry nickte. Er griff nach den Rezepten und blätterte sie durch. „Das ist interessant. Und euch fehlt das richtige Brechmittel für die Kotzpastillen?“

„Richtig. Wir haben es mit Hyazinthen, Schlangengift, Aaronstab und zwei verschiedenen Pilzen versucht, aber die sind entweder zu schwach und verändern dann die Konsistenz zu sehr oder sie arbeiten zu unberechenbar. Unser Gegengiftvorrat neigt sich dem Ende zu, musst du wissen. Wir haben hier nicht mehr viel Möglichkeiten, großartig ins Schwarze zu experimentieren.“

„Holunder.“, meinte Harry.

„Holunder.“, wiederholte George ungläubig. Fred richtete sich mit gewecktem Interesse auf.

„Holunder.“, wiederholte Harry und lächelte. „Rinde, Blätter, rohe Beeren… löst alles Brechreize aus. Und es ist günstiger, wenn nicht sogar kostenlos, im Gegensatz zu Brechnüssen, die man ebenso verwenden könnte – die sind allerdings auch um einiges giftiger. Die Rinde wird von unten nach oben geschält und kann so benutzt werden, um Brechreize auszulösen, wenn sie verarbeitet wird. Oder die rohen Beeren im Herbst, können ebenfalls Erbrechen auslösen. Theoretisch könnt ihr die Rinde und die Beeren mit einem Alkoholauszug potenzieren oder trocknen und als Pulver dosieren und euch dann Stück für Stück vorantasten, bis ihr die richtige Potenzierung gefunden habt, je nachdem ob ihr bei der Herstellung den Alkohol auskochen könnt.“

„Wir wussten, auf dich ist Verlass. Die Brechnüsse können wir uns nicht leisten, deswegen haben wir das von vorneherein schon gestrichen. Holunder wächst hier bestimmt in der Nähe, aber wir haben da wirklich nicht dran gedacht.“, sagte George und Fred nickte zustimmend.

„Stets zu Diensten.“, meinte Harry und sah die beiden fragend an. „Aber sagt mal,… warum riecht’s hier eigentlich nach Schießpulver?“

„Manche Experimente brauchen eben ein bisschen Starthilfe.“, meinte George und lächelte breit.

Nachdem Fred und George ihn noch eine Weile in ihre Pläne eingeweiht haben – und Harry war ziemlich begeistert von den Ideen –, machte er sich wieder auf den Weg nach unten und traf Ginny, die gerade aus ihrem Zimmer herauskam und auf dem Weg ins Bad war.

„Hi Harry.“, sagte sie und lächelte ihn ein wenig schüchtern an. „Hast du es überlebt?“

„Klar, es war ziemlich amüsant.“, meinte Harry. „Alles gut bei dir?“

„Ja, alles gut. Weißt du, keiner von uns weiß, was sie in ihrem Zimmer veranstalten – aber Explosionen und Geschrei gehört mittlerweile zur Tagesordnung, niemand hinterfragt das mehr. Wenn einer von uns nachschaut, dann geht es ihnen trotzdem immer erstaunlich gut.“

„Oh, ich denke, es lässt sich bestimmt irgendwann eine Erklärung dafür finden.“, meinte Harry und zuckte mit den Schultern.

„Du weißt etwas.“

„Ich weiß viele Dinge.“, feixte er und lief um den Tisch herum, um seinen Rucksack zu suchen. „Aber es gibt mehr Dinge, die ich nicht weiß. Wo mein Rucksack ist zum Beispiel.“

„Oben, in Rons Zimmer. Mum hat ihn hochgebracht. Da Bill und Charlie auch hier sind, ist kein Zimmer frei und du schläfst bei Ron, Hermine schläft bei mir. Ich glaube, Fred und George wollten, dass du bei ihnen im Zimmer schläfst, aber unsere Eltern wollten dir glaube ich eine sichere Nacht ermöglichen – oder zumindest genügend Schlaf.“

„Das ist nett. Vielleicht auch nicht ganz verkehrt… aber dann werd ich mal hoch gehen und mich fürs Bett fertig machen.“

„Schlaf gut, Harry. Und wundere dich nicht, wenn es auf dem Dachboden rumpelt – da wohnt der Ghul.“

„Ihr habt einen Ghul? Das hat mir beim letzten Mal keiner erzählt.“

„Ja, aber er stört keinen so richtig, deswegen lassen wir ihn dort.“

„Spannend. Gute Nacht!“, lachte Harry und lief die Treppen hoch, wo er an Rons Zimmertür klopfte und reinkam. Der erste Eindruck von dem kleinen Dachzimmer war – orange. Überall hingen Quidditchposter und auch Rons Bettwäsche war im gleichen Orange gehalten. „Hey.“

„Hey.“, meinte Ron, der im Bett auf seinem Bauch lag und ein Quidditch Magazin durchblätterte. „Hast du den Ausflug in Fred und Georges Zimmer überlebt?“

„Das hat mich Ginny gerade schon gefragt.“, meinte Harry amüsiert und ließ sich auf die Matratze an der anderen Seite des Raumes fallen. „Aber ja, ich habe es unbeschadet überstanden.“

„Gut, weil keiner von uns weiß, was die beiden aushecken.“, sagte Ron und legte sein Magazin auf die Seite. Er sah ihn amüsiert, aber dennoch neugierig an. „Du weißt nichts, oder?“ Harry sah ihn nachdenklich an und zuckte mit den Schultern. „Sie haben mir ein paar Streiche für Filch offenbart.“

„Das passt.“, murmelte Ron und verschränkte die Arme gähnend hinter seinem Kopf. „Sag mal, Harry. Kann ich dich was fragen, was unter uns bleibt?“

„Klar.“

„Du bist ja Hermines bester Freund,… ist sie noch sauer auf mich? Für den… Mist von letztem Schuljahr?“

„Sie hat eure Einladung angenommen, oder?“

„Ja, schon.“

„Dann wird es wohl passen, nehme ich an.“, meinte Harry und zog sich seine Schlafsachen an. „Sie hat mit mir nicht mehr über dich oder die Sache gesprochen, sie hat mir nur einen Brief geschrieben, dass sie die Einladung angenommen hat und wir uns dann bei dir sehen. Ich schätze, dass das Thema für sie erledigt ist.“

„Das macht Sinn. Ich meine, sie versteht sich ja auch sehr gut mit Ginny.“

„Klar.“, murmelte Harry und schmunzelte leicht. Mit Zahnbürste und Zahnpasta bewaffnet machte er sich auf den Weg ins Bad, um sich geschwind für die Nacht fertig zu machen und als er wieder zurückkam, lag Ron bereits zugedeckt in seinem Bett. Als Harry sich hingelegt hatte, machte Ron das Licht aus und drehte sich im Gegenlicht des hereinfallenden Mondlichts noch einmal zu Harry.

„Seamus ist morgen auch auf der Weltmeisterschaft, er ist ganz scharf auf den Sieg von Irland - logischerweise. Aber ich hoffe ja, dass Bulgarien gewinnt – Viktor Krum spielt und er ist der beste Sucher überhaupt. Und er ist nicht sehr viel älter als wir beide.“

„Ich weiß gar nicht, für wen ich jubeln soll, beide Mannschaften sind unheimlich gut.“

„Bulgarien, Harry. Bulgarien.“

„Weißt du, wer noch kommt?“

„Ich weiß nur von Seamus. Allerdings gehe ich davon aus, dass alle, deren Eltern im Ministerium arbeiten oder bestimmte Positionen innehaben, dort sein werden. Es ist auch so eine kleine Prestigesache, weißt du.“

„Mhm, hab ich schon gehört.“, murmelte Harry und gähnte. „Gute Nacht, Ron.“

„Schlaf gut.“

~oOo~


Es war früh am Morgen, die Sonne war gerade aufgegangen und Harry blinzelte verschlafen, als er an der Schulter gerüttelt und mit seinem Namen angesprochen wurde.

„Morgen.“, murmelte er und richtete sich auf, rieb sich die Augen und sah Fred, der breit grinsend über ihm gebeugt stand.

„Morgen.“, entgegnete dieser und pfefferte Ron ein Kissen ins Gesicht. „Aufstehen, Ronnypups. Der Hahn hat gekräht.“, rief er und zog ihm die Decke weg.

„Hat er nicht.“, murrte Ron mit dem Rücken zu ihm gewandt..

„Kikeriki.“

„Haha.“

„Und zieh dich an, das will keiner sehen.“, meinte Ron und piekste seinem Bruder in die Seite.

Ron schreckte hoch und warf seinem Bruder genervt das Kissen hinterher, was ihn jedoch um ein Stück verfehlte und am Schrank abprallte. „Und zielen solltest du auch üben.“, rief er beim Hinausgehen. Er drehte sich noch einmal kurz um und grinste diabolisch. „Wenn er in fünf Minuten nicht wach ist, kommt George.“

„Ich bin wach!“, rief er genervt. „Hau ab, Fred!“

„Hach. Geschwisterliebe.“, säuselte dieser und schloss die Tür. Harry saß nur kopfschüttelnd auf der Matratze. Nachdem er sich gestreckt und zurechtgebogen hatte, zog er sich um und machte sich auf den Weg ins Bad, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Ron ebenfalls aufgestanden war.

Beim Frühstück im Morgengrauen saßen alle gemeinsam am Tisch und unterhielten sich über die Weltmeisterschaft, als Harry sich an Mr. Weasley wandte und fragte, wie sie dorthin kommen würden, wenn sie so früh aufstehen mussten.

„Das Ministerium hat an strategischen Punkten in ganz Großbritannien Portschlüssel verteilt, die genutzt werden können. Der Nächste von uns aus ist etwa eine Stunde zu Fuß zum Wieselkopf, ein Hügel ganz hier in der Nähe. Unterwegs werden sich wahrscheinlich noch ein paar Leute anschließen.“

„Kann man nicht einfach direkt dorthin flohen?“, fragte Ron und verzog das Gesicht, bei der Aussicht auf eine Stunde Fußmarsch.

„Nein, das Stadium wurde eigens für die Weltmeisterschaft in Dartmoor gebaut, sodass keine Muggel es finden können. Dort wurden sicherlich keine Kamine eingebaut; stell dir mal vor, was das für ein Chaos geben würde.“, warf Bill ein, während Charlie nur bestätigend nickte.

„Schade.“, murmelte Ron und zuckte mit den Schultern. Ginny und Hermine kamen gerade die Treppen runter und setzten sich mit an den Tisch, als eine Eule zum Fenster hereinflog und den Tagespropheten auf dem Frühstückstisch fallen ließ. Mrs. Weasley rollte die Zeitung auf und überflog das Titelblatt.

„Irgendwas Spannendes?“, fragte Arthur und trank einen Schluck Tee, während Mrs. Weasley ihm nur wortlos die Zeitung reichte. Dieser überflog ebenfalls das Titelblatt und schlug die nächste Seite auf und runzelte die Stirn.

„Bertha Jorkins wird vermisst.“, meinte er und sah nachdenklich zu seiner Frau.

„Wer ist Bertha Jorkins?“, fragte Ginny und während Arthur meinte, dass sie eine bekannte Mitarbeiterin des Zaubereiministeriums war, warf Harry Hermine einen langsamen Seitenblick zu, den diese erwiderte und in Zeitlupe ihre Augenbrauen anhob.

„Seltsam.“, murmelte Mrs. Weasley und blickte zur Uhr. „Ihr solltet euch dennoch beeilen, sonst kommt ihr noch zu spät!“

„Aye, Chef!“, salutierten die Zwillinge und das Frühstück wurde recht zügig beendet. Nachdem sie alle ihre Taschen geholt und das Haus verlassen hatten, blieb Charlies Blick an Harrys Besen hängen, der ihn daraufhin ansah und schmunzelte.

„Wenn wir zurück sind, darf ich ihn einmal fliegen?“, fragte Charlie hoffnungsvoll.

„Klar.“, meinte Harry.

„Yeah.“, freute sich der Rothaarige und schulterte zufrieden seinen Rucksack. Nach einem letzten vorfreudigen Blick auf den Besen schlossen sie sich den Anderen an, die sich bereits auf den Weg gemacht hatten und gemeinsam die Wege entlang in Richtung des Wieselkopfes.  

Hermine und Harry liefen mit einigen Schritten Abstand hinter den Weasleys her und schwiegen sich eine ganze Weile an, bis sie das Wort ergriff und sich ein wenig räusperte. „Nun…“, begann sie und Harry nickte langsam.

„Der Zeitungsartikel.“, murmelte er.

„Das gibt uns schonmal den Hinweis, dass es kein regulärer Traum war.“

„Vielleicht werde ich Trelawneys rechte Hand.“, meinte Harry, woraufhin Hermine sich merklich schüttelte und gequält das Gesicht verzog, was ihm lediglich ein lautes Lachen entlockte, was dazu führte, dass Ginny sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck und Fred und George mit wackelnden Augenbrauen und Kussmündern umdrehten.

„Oh, haut doch ab.“, murrte Harry und winkte nur mit der Hand ab, gefolgt von Hermines Augenrollen. Grinsend drehten sich die Zwillinge wieder um und Ginny wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als sie von Mr. Weasleys erfreutem Ausruf unterbrochen wurden, der Amos Diggory begrüßte, der gerade mit seinem Sohn im Schlepptau auf sie zugelaufen kam.

„Amos!“, freute sich Mr. Weasley und schüttelte dem älteren Mann die Hand, gefolgt von Cedric, der sich nochmal kurz vorstellte. Er grüßte die anderen in die Runde und Harry entging nicht das dezente Grinsen, das sich Hermine und Ginny zuwarfen, als Cedric sie begrüßt hatte.

„Harry Potter, mein Sohn hat mir schon viel erzählt.“, sagte Amos, als er ihm die Hand schüttelte und breit lächelte. „Hab gehört, du bist ein ausgezeichneter Sucher – natürlich, mein Sohn war ein Ticken besser, aber…“

„Er ist vom Besen gefallen.“, unterbrach Cedric seinen Vater und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Das passiert, keine Frage…“

„Wegen Dementoren, die ihn gejagt haben.“

„Ja, ich weiß ja, aber dennoch… hat Hufflepuff gewonnen.“

Harry sah den älteren Mann mit großen Augen an und nickte langsam. Er wusste nicht so recht, was er mit der Konversation anfangen sollte, denn jeder wusste, dass Cedric ein ausgezeichneter Quidditchspieler war, in der Schule herausragende Leistungen vollbrachte und mit seinem Aussehen jedes Mädchen bezauberte. Harry kratzte sich kurz am Kinn und nickte noch einmal kurz. „Ja. Hufflepuff hat gewonnen.“

„Wir müssen weiter, der Portschlüssel geht bald los.“, unterbrach Bill das Szenario, woraufhin Harry ihm einen dankbaren Blick zuwarf, den dieser mit einem Augenzwinkern kommentierte und sich die gesamte Mannschaft wieder in Bewegung setzte.

„Tut mir leid.“, sagte Cedric leise zu Harry, als die Erwachsenen ein wenig weiter vorgelaufen waren und beugte sich ein wenig zu ihm runter. „Er hat öfter den Drang ein gewisses… Revier zu markieren.“

„Kein Thema, er ist wohl einfach nur stolz auf dich.“, entgegnete Harry und zuckte mit den Schultern. „Was auch in Ordnung ist.“

„Nun, dieses Jahr können wir wohl ohne Dementoren den Kampf ausfechten.“, meinte Cedric mit einem schrägen Grinsen.

„Bestimmt.“, sagte Harry.

Nach einem letzten kurzen Fußmarsch kamen sie auf der Spitze des besagten Hügels an und positionierten sich um einen alten Stiefel herum, versuchten sich irgendwie daran festzuhalten und als Mr. Weasley langsam zurückzählte, wurden sie durch einen engen Wirbel gezogen. Wenige Augenblicke später blickte sich Harry staunend um, als sie auf einem großen Feld ankamen, welches zu einem Campingplatz umfunktioniert wurde – Unmengen von Menschen in den unterschiedlichsten Roben und Umhängen, die sich zwischen unzähligen Zelten umhertummelten, Fahnen und Flaggen von Irland und Bulgarien soweit das Auge reichte und zwischendurch einige Menschen auf Besen, die über ihre Köpfe hinwegflogen.

Sie verabschiedeten sich von den Diggorys und folgten Mr. Weasley und Bill über den Platz. Als sie an einem größeren Zelt abbogen, lief eine Gruppe märchenhafter Frauen mit langem, silberblonden Haar an ihnen vorbei, die ihnen breit lächelnd zuzwinkerten und Harry kam nicht umher zuzugeben, dass diese eine wirklich zauberhafte Ausstrahlung hatten – anders, als er es sonst bei anderen Menschen empfand. Als er sich umblickte, sah er, dass Fred, George und Ron ziemlich rote Ohren bekommen hatten und die Frauen anstarrten, während Bill lediglich mit roten Wangen grinste und seine Augen geschlossen hatte und Mr. Weasley ein wenig rot um die Nase geworden war und den Blick abwendete. Als er Charlie suchte, sah er, wie dieser sich weggedreht hatte und einer Gruppe Iren beim Tanzen zusah, weshalb er davon ausging, dass dieser nicht so seltsam und dezent dümmlich aus der Wäsche blickte, wie die anderen „Warum seid ihr alle auf einmal so seltsam?“, fragte Ginny nach einer Weile und sah die Anderen skeptisch an, wohingegen Hermine das Szenario vor sich recht nüchtern beobachtete. „Und warum sind Harry und Charlie keine sabbernden Dummbeutel?“

Hermine begann zu lachen und auf Ginnys letzte Frage hin schüttelten sich die Anderen wieder zurecht und räusperten sich verlegen.

„Das waren Veela, magische Wesen aus Osteuropa – wunderschöne Frauen, aber wenn sie wütend oder bedroht werden, werden sie zu gefährliche Bestien.“, sagte Bill und rieb sich mit der Hand über den Nacken.

„Das ist nicht das, was ich gefragt habe, Bill.“, meinte Ginny und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Veela haben einen Charme, ihre Art von Magie, um Männer anzuziehen und zu verführen. Und Charlie – hm, der wurde wohl nicht von ihnen angezogen, weil er mit den tanzenden Iren dort drüben beschäftigt war.“

„Und Harry? Warum war unser herzallerliebster Harry nicht peinlich?“, fragte Fred und zog die Augenbrauen zusammen, während er Harry skeptisch ansah.

„Hast du was gespürt, Harry?“, fragte Bill vorsichtig.

„Sie hatten eine ziemlich bezaubernde Ausstrahlung, aber nicht unangenehm. Es war wie… ein magischer Wirbel, der von ihnen ausging.“, meinte Harry und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber meine Gedanken waren ziemlich klar.“

Harry merkte, wie er von unterschiedlichen Blicken taxiert wurde und zuckte noch einmal deutlich mit den Schultern. Bill kratzte sich am Kinn und fuhr sich durch die langen Haare und zuckte ebenfalls mit den Schultern.

„Ich würde behaupten, Elfen werden von Veela nicht beeindruckt. Eine andere Erklärung habe ich jetzt nicht wirklich.“, meinte er und klopfte Charlie auf die Schultern, da sie weiterlaufen wollten. Charlie warf Harry einen nachdenklichen Blick zu und stapfte neben den anderen weiter in Richtung ihres Zelts her.

„Ich bin keine Elfe.“, meckerte Harry halblaut in seinen nicht vorhandenen Bart hinein und sah Hermine genervt an. „Hör auf zu grinsen. Ich bin keine Elfe.“

„Einer deiner Vorfahren war eine.“, entgegnete Hermine. „Ergo,… bist du zum Teil eine.“

„Sie hat leider recht, Harry.“, meinte Ginny und lief zu Bill und ihrem Vater vor, gefolgt von Ron, der mehr als peinlich berührt wirkte.

„Pfff.“, murrte er und stapfte den anderen hinterher, begleitet von grinsenden Zwillingen und Charlie, der ihn noch einmal für einen kurzen Blick nachdenklich ansah. Sie liefen weiter durch die Menschenmenge, trafen unterwegs Seamus und dessen Mutter, Ernie Macmillan samt Familie und konnten von Weitem auch Crabbe und Goyle ausfindig machen, die zusammen an einem Essenstand standen.

„Weißt du, wie weit die Generation zurückliegt mit deinen Elfenvorfahren?“, fragte Charlie nach einer Weile leise an Harry gewandt. „Es gibt nämlich nicht viele mit Elfenblut. Es gibt einige Familien mit Veela-, und Vampirblut, aber Elfen gibt es so gut wie keine mehr.“

„Keine Ahnung, ich weiß nur, dass meine Großmutter die gleichen Ohren hatte. Ich bin ehrlich, ich hatte zuerst Angst, dass es sich um Hauselfenblut handelt, als ich von Hauselfen gehört hatte, da meine Großmutter wohl auch nicht all zu groß war, aber… ich habe keine Ahnung.“, meinte Harry und kratzte sich am Kopf. Charlie sah ihn an und schüttelte den Kopf.

„Das ist… ziemlich… selten. Und dezent unangenehm, wenn du mich fragst, aber es gibt richtige Elfen, wie man sie sich vorstellt, aber sie leben zurückgezogen und kaum einer weiß, wie man dort hin kommt. Aber da du und deine Großmutter nur die Ohren habt, müsste es mehrere Generationen zurückliegen.“, sagte Charlie.

„Wie meinst du nur die Ohren?“, fragte Harry. „Ich habe bisher tatsächlich noch nicht so richtig in der Richtung geforscht.“

„Es gibt nicht sehr viele Quellen, die von den Elfen berichten, aber es müssen wohl recht große, anmutige Wesen gewesen sein, ähnlich den Veela. In Rumänien erzählen die Alten ihren Kindern Märchen von den Großen Elfen aus dem Norden, mit hellem Haar, hellen Augen und Haut wie Porzellan und von den Elfen aus dem Süden, mit Haar wie Kupfer und Augen wie Rehe. Bevor sie sich zurückgezogen haben, angeblich schon vor über tausend Jahren, waren sie wohl bekannt für ihre Kampfkunst und Magie. Die einen sagen es sind nur Märchen und Mythen, die anderen sagen, es beinhaltet Wahrheit.“

„Möglicherweise ist es beides.“, meinte Harry nach einigen Minuten. „Aber es ist interessant.“

„Das kann durchaus sein.“, antwortete Charlie. „Es wird sich früher oder später offenbaren.“

„Absolut.“, sagte Harry und verschwand nach ihm im Zelt.

~oOo~


Die Weltmeisterschaft war vorbei, Irland hatte gewonnen und Feuerwerke, Funken und Gejubel wehte über den großen Zeltplatz hinweg, Menschen feierten und trauerten, tanzten und flogen auf ihren Besen über den Zelten hin und her. Die Weasleys, Hermine und Harry waren gerade in ihrem Zelt am Feiern und lachten, als sich der Eingang des Zeltes öffnete und drei Personen – eine davon breit grinsend – ins Zelt hineinblickten.  „Klopf, klopf.“

„Anthony!“, riefen Harry und Hermine und begrüßten den grinsenden Ravenclaw mit einer fröhlichen Umarmung, begrüßten dessen Eltern und traten einen Schritt zur Seite, als Mr. Weasley auf die beiden zukam und sie fröhlich begrüßte.

„Schön euch zu sehen, ihr habt es ja doch noch geschafft.“, freute er sich und ließ die Drei eintreten. „Euer Zelt ist nicht weit weg von hier, oder, Thomas?“

„Danke, ja. Wir waren auf dem Rückweg zu unserem Zelt und haben die Möglichkeit genutzt, wenn wir sowieso hier vorbei müssen.“, meinte Mr. Goldstein und grinste breit. „Und zusammen feiern ist doch um Einiges amüsanter.“

„Absolut.“, meinte Bill im Vorbeigehen. Mrs. Goldstein lächelte ebenfalls leicht und nickte freundlich in die Runde. Im Vorbeigehen klopfte Mr. Goldstein Harry beherzt auf die Schultern und lief mit seiner Frau und Mr. Weasley zum großen Tisch hinterher, während Anthony sich mit Harry und Hermine zu den Jüngeren wieder zurückzog.

„Ihr hättet es sehen müssen.“, sprach Ron voller Begeisterung. „Krum… Wie er fliegt. Wie er dem Schnatz hinterhergeflogen ist. Wie… wie er seine Kunst vollbracht hat – wie er spielt, das ist nicht nur Sport. Er ist ein Künstler, er ist ein… er ist ein Gott!“

„Ich habe noch nie so viele intelligente Worte aus deinem Mund gehört, Ron.“, meinte George, woraufhin Hermine amüsiert schnaubte.

„Ron ist verliebt.“, säuseöte Ginny, was zur Folge hatte, dass sich die Farbe von Rons Ohren der seiner Haare anglichen und die Runde in lautes Lachen ausbrach.

„Lacht ihr nur! Ihr versteht das alle überhaupt nicht.“, empörte sich Ron und funkelte Ginny böse an, die ihn jedoch nur angrinste und mit den Augenbrauen wackelte.

„Oder wir stehen einfach nicht auf Krum, Ron.“, meinte Anthony und machte einen kleinen Kussmund.

„Schnauze!“, rief Ron und musste nach ein paar Augenblicken ebenfalls anfangen zu lachen. „Ihr seid alle verrückt.“

„Aber nicht so verrückt wie du nach Krum, Ronnypups.“, meinte Fred und warf ihm einen Luftkuss zu. „Vielleicht können wir euch ja miteinander bekannt machen.“

„Lieber Krum.“, begann George mit schräger Stimme und schrieb einen imaginären in die Luft. „Deine krumme Nase und deine starken Hände lösen in mir eine Sensation aus, die…“

„Okay, es reicht.“, warf Charlie nach einer Weile grinsend ein. „Lasst den Armen doch am Leben.“

„Danke.“, murrte Ron mit hochroten Ohren und schnappte sich eine Flasche Butterbier.

Die Feier verlief munter und ausgelassen weiter, als es nach einer Weile zu extrem lautem Krach und Explosionen anhörte und die Lautstärke außerhalb des Zeltes extrem zunahm.

„Diese Iren müssen irgendwie immer übertreiben, oder?“, fragte George.

„Vielleicht jagt Seamus deswegen immer alles in die Luft.“, meinte Anthony, was der Runde ein kollektives Lachen entlockte und nachdem Mr. Weasley und Mr. Goldstein aus dem Zelt herausliefen und Mr. Weasley mit bleichem Gesicht wieder ins Zelt stürmte, fiel das Lachen abrupt ab.

„Was ist los?“, fragte Bill und stand auf.

„Todesser.“, sagte Mr. Weasley kurzangebunden und lösche alle Feuer in den kleinen Öfen.

„Sie haben Muggel in Gewahrsam und machen einen Aufstand.“, schnaubte Mr. Goldstein, der ebenfalls ins Zelt zurückstürmte und zu Arthur blickte. „Wir müssen weg hier, sie kommen in unsere Richtung. Zauberstäbe bereithalten, Arthur und ich gehen voraus, ihr bleibt zusammen, egal was passiert. Verstanden?“ Mit großen Augen nickten sie alle, überrascht über den ausgewechselten Mr. Goldstein, der sie alle aus dem Zelt führte und trotz der Panik grinste Anthony kurz zu Harry. „So kenne ich meinen Papa.“, meinte er. Harry zog noch mit einer schnellen Bewegung seinen Rucksack aus der Ecke und sah Anthony ungläubig an. „Super.“, entgegnete Harry und hielt seinen Zauberstab fest in der Hand. „Wirklich, super. Ganz anderer Mensch, aber was zum Henker sind Todesser?“

„Das waren Voldemorts Gefolgsleute während des Kriegs.“, meinte Bill, der neben ihnen herlief und hin und herblickte, als sie das Zelt verlassen hatten. Als eine große Fackel auf sie zugeflogen kam, riss er den Zauberstab hoch, woraufhin diese in der Luft zerbarst und in einer Wolke aus Asche zu Boden fiel. „Mit denen ist nicht zu spaßen. Da drüben…“, er deutete weitere weg von ihnen, doch gerade als Harry etwas sagen konnte, rannte eine Horde Menschen panisch durch sie hindurch und riss ihre Gruppe auseinander.

„Hey!“, brüllte Bill, doch der Strom nahm nicht ab. Harry blickte sich um und griff Hermines Handgelenk, die Anthonys Kragen packte und ihn mitzog. Mit pochendem Herzen und schwitzigen Händen rannten sie über den Zeltplatz und sahen nach wenigen Augenblicken die Todesser auf sie zukommen – maskiert, in langen, schwarzen Umhängen, die Harry eher an Kutten erinnerten, und eine Familie kopfüber ihnen in der Luft schwebend. Wie angewurzelt blieben sie stehen, geschockt von dem Anblick und nichtwissend, wo sie hinsollten.

„Ihr solltet abhauen. Sie sind hinter Muggeln her.“, hörten sie eine Stimme neben sich und wirbelten herum, wo Draco Malfoy neben ihnen stand und sie ernst anschaute. „Haut ab.“

„Warum sind sie hinter Muggeln her?“, fragte Harry.

„Spielt das eine Rolle? Wenn sie Granger finden, wird sie ebenfalls mit ihren Höschen entblößt in der Luft hängen. Wenn sie dich finden, Potter, dann werden dir entweder die Ohren fehlen oder du kannst ‘nen Grabstein aufstellen lassen.“ antwortete er und blickte sich unruhig um. „Haut ab.“

„Okay.“, meinte Harry und rannte mit Anthony und Hermine weiter. Er sah wieder etwas Brennendes auf sie zufliegen und bevor er gedanklich schalten konnte, zog er den Zauberstab und stieß den brennenden Gegenstand mit einem „Flipendo!“ zurück, wo er auf eines der bereits brennenden Zelte fiel.

Sie rannten und rannten, doch der ganze Platz stand in Flammen, Rauchschwaden hingen dick in der Luft und panische Menschen rannten hin und her, getrieben wie wildes Vieh. Nach gefühlten Stunden des Laufens, Ausweichens und Duckens ebbte die Menschenflut ab und der Platz leerte sich – die Drei blickten sich unsicher um, kaum ein Mensch war noch zu sehen und nach wenigen Augenblicken stieß Hermine nur ein „Oh mein Gott“ aus und deutete auf den Himmel, wo eine schwarzgrüne Wolke wie ein riesiger, dunkler Totenkopf über dem Platz der Weltmeisterschaft schwebte, aus dessen Mund eine ebenso große Schlange herauskam.

„Was zum…“, begann Anthony, wurde jedoch von Harry mitsamt Hermine an den Armen auf den Boden gerissen als ein ganzer Chor aus „Stupor!“-Rufen gefolgt von roten Strahlen auf sie zugerast kamen. „STOP!“, hörten sie zwei Männer brüllen, doch bevor die Zauber über ihnen einschlugen, prallten sie an einer unsichtbaren Wand ab und zerbarsten mit einem lauten Donnern in sämtliche Richtungen. „Das sind unsere Kinder!“ Sie blickten hoch und sahen Mr. Weasley und Mr. Goldstein auf sie zurennen.

„Weg von ihnen!“, rief Mr. Goldstein und schwang seinen Zauberstab, woraufhin sich ein weiteres Schild um sie aufbaute, sodass keiner näherkommen konnte.

„Goldstein.“, sprach einer der Männer und kam auf ihn zugelaufen. „Auch wenn dein Sohn dabei ist, hat irgendeiner das Dunkle Mal heraufbeschworen.“

„Und dann lässt du zwei Hände voll Auroren einen Stupor auf drei Kinder abfeuern, Crouch? Seid ihr ganz bei Sinnen? Woher sollen die Drei den Spruch für das Dunkle Mal kennen?“, donnerte Mr. Goldstein.

„Was sind Auroren?“, flüsterte Harry. „Mich hat der ganze Politikmist nie interessiert.“

„Polizei.“, meinte Hermine leise, woraufhin er nur nickte und schwer ausatmete. Langsam richteten sie sich auf und blickten in die Gesichter der grimmig dreinblickenden Menschen um sie.

„Wir waren das nicht. Es ist plötzlich am Himmel erschienen, als wir uns hier versteckt haben.“, sagte Harry an den Mann mit kurzen, grauen Haaren, den Mr. Goldstein als Crouch angesprochen hatte. Mr. Weasley blickte Harry besorgt an und nickte.

„Eure Zauberstäbe.“, wies einer der Männer an und sah zu Anthonys Vater, der kurz nickte und mit einem kurzen Schwung des Zauberstabs den Schild um die Drei fallen ließ. Sie gaben dem Mann ihre Zauberstäbe, der einer nach dem anderen mit einem gemurmelten „Prior Incantato“ dazu zwang, den letzten Zauberspruch erneut auszuführen. Nachdem er bei keinem der Dreien den Zauberspruch für das Dunkle Mal gefunden hatte, gab er ihnen ihre Zauberstäbe zurück und sah Mr. Crouch kopfschüttelnd an.

„Nun.“, begann dieser und rieb sich nachdenklich die Stirn. „Das Ganze ist ein Desaster. Wir hatten Sicherheitsvorkehrungen getroffen und dennoch ist so ein Debakel entstanden. Arthur, Thomas, nehmt eure Kinder mit, wir müssen das Ganze hier noch absichern und die Erinnerungen der Muggel löschen, die hier her verschleppt wurden.“

„Viel Erfolg.“, murrte Mr. Goldstein, während Mr. Weasley die Drei zu sich holte und mit Mr. Goldstein gemeinsam zurücklaufen wollte.

„Goldstein.“, sprach einer der Auroren und kam mit einem Grinsen auf diesen zugelaufen. „Neun Stupors mit einem einzigen Schild abgeblockt – du hast es immer noch drauf. Komm doch wieder zurück.“ Harry sah zu Anthony, der das Ganze konzentriert beobachtete, und schürzte die Lippen. Das lächerliche Halbblut, mit dem lächerlichen Vater, der seine Karriere an den Nagel gehangen hat, weil er unter dem Scheffel seiner Frau steht – Anthonys Worte hallten in seinem Kopf als der Mann mit dem Pferdeschwanz die Hände in die Hüfte stemmte und weiter grinste. Warum hatte er diese Position abgegeben?

„Ich denk drüber nach, Williamson.“, entgegnete Mr. Goldstein knapp und fuhr sich mit der Hand durch die verschwitzten Haare. „Schönen Abend noch.“, fügte er kurz darauf hinzu und zog mit Mr. Weasley die Drei mit sich.

„Seid ihr in Ordnung? Ist irgendetwas passiert?“, fragte Mr. Weasley, woraufhin sie den Kopf schüttelten.

„Alles in Ordnung.“, meinte Hermine und atmete tief durch. „Nur hat Harry einmal gezaubert, sonst wären wir von einem brennenden Stuhl getroffen worden.“

„Bei dem Aufruhr heute wird das Ministerium über so etwas hinwegsehen können.“, entgegnete Mr. Goldstein trocken. „Die Anderen sind am Rande des Zeltplatzes. Sie waren beim Zelt, oder zumindest, was davon noch übrig ist. Einige Dinge sind verbrannt, aber die Rucksäcke sind weitestgehend unbeschadet. Und Harry,…“, begann er und wandte sich an den Jungen. „In so einem Notfall nimmt man seinen Rucksack nicht mit.“

„Tut mir leid.“, murmelte Harry. „Aber da war mein Tarnumhang drin und der war von meinem Vater, das konnte ich nicht riskieren.“

Mr. Goldstein nickte nur und rieb sich müde mit der Hand übers Gesicht. Mr. Weasley lief weiterhin mit gezücktem Zauberstab neben ihnen her, bis sie nach einer Weile bei den Anderen ankamen und besorgt von diesen empfangen wurden.

„Nehmt ihr Harry wieder mit zu euch oder sollen wir ihn nach Hause bringen?“, fragte Mr. Goldstein an Mr. Weasley gewandt, der diesem mitteilte, dass sie Harry mit zu sich nehmen würden, woraufhin dieser lediglich nickte und sich von allen verabschiedete. Nachdem Anthony sich von ihnen verabschiedet hatte, lief dieser mit seinen Eltern ein paar Schritte weg und waren mit einem kleinen Plopp verschwunden. Bill hob ein größeres Stück Holz vom Boden auf und murmelte ein paar Worte, bevor das Holz kurz aufleuchtete und er zufrieden nickte.

„Alle die Hand aufs Holz. Fünf, vier,…“, begann er herunterzuzählen und als er bei null ankam, wurden sie alle in einen engen Wirbel hineingezogen und standen wenige Augenblicke später im Garten des Fuchsbaus.

„Hat er einfach so einen Portschlüssel gebaut?“, fragte Harry ungläubig, woraufhin Ginny nickte. „Bill ist ziemlich gut.“

„Spannend.“, murmelte er und seufzte. „Zum Glück sind alle gesund.“

„So ziemlich, ja.“, entgegnete Fred und wollte gerade ansetzen, weiterzusprechen, als Mrs. Weasley aus der Tür herausgestürmt kam und sie alle in solch eine enge Umarmung zog, als wären es ihre letzten Momente auf der Erde gewesen.

„Oh, Kinder. Arthur. Sie haben direkt im Radio berichtet, was passiert ist und ich habe mir solche Sorgen gemacht. Es hätte weiß Merlin was passieren können und…“, begann sie ganz aufgelöst und wurde von Mr. Weasley in eine Umarmung gezogen.

„Alles gut, wir haben es alle gut gemeistert.“, versuchte dieser seine Frau zu beruhigen, woraufhin Bill und Charlie ihrer Mutter ebenfalls beruhigend die Hand auf ihre Schultern legten und auf sie einredeten. Nachdem sich die Anspannung ein wenig gelöst hatte, verschwand einer nach dem Anderen im Bad, um sich für ein wenig Schlaf vorzubereiten. Gerade als Harry aus dem Bad kam und ins Erdgeschoss lief, weil er sich mit Hermine noch unterhalten wollte, flammte der Kamin in der Küche auf. Mr. Weasley und Mrs. Weasley blickten überrascht zum Kamin und Harry sah wie Remus kreidebleich – blasser als er es sonst vor dem Vollmond war – aus dem Kamin stürmte.

„Wo ist Harry.“, knurrte er und blickte im Raum umher. Die Temperatur schien schlagartig zu sinken und keiner sprach ein Wort. Molly deutete wortlos auf Harry, der im Türrahmen stand und als Remus‘ Blick auf den Jungen fiel, wurden dessen Augen groß und wenige Momente später fand Harry sich in einer beinahe erdrückenden Umarmung wieder, wie er es von Remus nicht kannte.

„Harry.“, sagte er. „Geht’s dir gut?“

„Luft.“, krächzte Harry.“

„Was?“

„Luft.“, wiederholte er und klopfte Remus auf die Schultern.

„Oh.“, murmelte er und ließ Harry ein wenig los. „Ist dir etwas passiert?“

„Nein, alles gut. Wirklich, alles gut. Wer hat dir Bescheid gegeben? Wir haben kein Radio.“

„Molly hat mir eine Nachricht zukommen lassen, kurz bevor ihr gekommen seid. Ich musste mir nur noch einen Trank einflößen, weil… Ja.“

„Es ist alles in bester Ordnung, uns ist nichts passiert.“

„Remus, möchtest du eine Tasse Tee?“, fragte Molly, die auf sie zugelaufen kam. „Arthur und ich haben gerade eine Kanne frisch aufgebrüht. Lavendel und Melisse, für die Nerven.“

Remus seufzte leise und nickte. „Danke.“

Molly lief mit ihm zu den Sofas und drückte ihm eine dampfende Tasse in die Hand. Harry lächelte ihm zu und deutete kurz auf die Tür zum Garten, wo Hermine auf der Treppe saß. Remus nickte und Harry setzte sich neben Hermine, die Tür angelehnt.

„Findest du es nicht auch seltsam, dass du Träume mit schmerzender Narbe hast, Bertha Jorkins verschwindet und bei einem großen Ereignis Todesser einen Aufstand anzetteln und dann auch noch das Dunkle Mal im Himmel im Himmel auftaucht?“, fragte Hermine und sah Harry besorgt an. „Es ist… seltsam.“

„Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll.“, murmelte Harry und rieb sich den Kopf.

Die Schatten werden sichtbar. Die Dunkelheit breitet sich aus. Gib Acht, Kind. Die Worte, die ihm das… es aus Licht und Nebel im Steinkreis mitgeteilt hatte, hallten in seinen Erinnerungen wider und kurz spürte Harry, wie sich eine Gänsehaut vom Scheitel ausgehend in ihm ausbreite und seine Haut überzog. Er seufzte und drehte nachdenklich den Zauberstab zwischen den Fingern hin und her. „Hermine?“

„Ja?“

„Es scheint wirklich so, als dass dunkle Wolken aufziehen.“

„Wir sollten schlafen gehen.“, sagte sie nach einer Weile, Harrys letzte Worte ignorierend, und flocht sich die buschigen Haare zu einem Zopf zusammen. Harry nickte und lief mit Hermine ins Wohnzimmer zurück, wo Molly gerade das Geschirr verräumte und als sie Harry sah auf Remus deutete, der schlafend auf dem Sofa lag. Leise seufzte er – wenn Remus nach ein paar Schlucken Tee binnen weniger Minuten eingeschlafen war, konnte er sich ausmalen, wie müde der Werwolf wirklich war.

„Harry.“, flüsterte sie. „Wegen dem Vollmond, er…“

„Der Vollmond ist erst morgen, keine Sorge.“, unterbrach er sie leise, woraufhin sie nur nickte.

„Er war fix und fertig und macht sich Vorwürfe, dass er nicht für dich da war.“, sagte sie und strich dem Jungen mütterlich über die Schulter. „Lassen wir ihn schlafen, morgen ist ein neuer Tag.“ Harry nickte und bedanke sich leise bei ihr, verabschiedete sich von Hermine und setzte sich auf den Sessel neben Remus, nachdem er ihn mit einer von Mrs. Weasleys selbstgestrickten Decke zugedeckt hatte. Mrs. Weasley verabschiedete sich ebenfalls von ihm und bat ihn, sich noch zeitig schlafen zu legen. Gähnend lehnte sich Harry zurück und sah Remus müde zu, wie dessen Brustkorb sich rhythmisch hob und senkte.

„Du musst dir echt keine Vorwürfe machen.“, flüsterte Harry und ließ seinen Blick über die Narben auf Remus‘ Gesicht gleiten. Jede Narbe schien eine schmerzhafte Erinnerung zu erzählen und ehe sich Harry versah, merkte er, wie seine Lider schwerer wurden und er langsam in einen unruhigen Schlaf glitt.
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