L'histoire d'un elfe, c'est...
von RedonneMoi
Kurzbeschreibung
Geduld ist die Kunst, etwas auszuhalten, weil man fühlt, dass eine Veränderung ansteht. Vertrauen ist die Kunst, zu wissen, dass alles zum richtigen Zeitpunkt ein Ende findet. Diese Weisheit hat Harry Potter in seinen jungen Jahren trotz aller Widrigkeiten für sich erkennen können, denn egal was passiert - die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Und wenn ein Brief seiner Mutter etwas bewiesen hat, dann ist es die Tatsache, dass definitiv alles zum richtigen Zeitpunkt ein Ende finden wird, auch ein Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Abenteuer, Freundschaft, Romantik - P16, (Pre-)MaleSlash, Het
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / MaleSlash
Anthony Goldstein
Harry Potter
Hermine Granger
Luna Lovegood
OC (Own Character)
Remus "Moony" Lupin
29.07.2022
27.03.2023
30
257.011
26
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Dieses Kapitel
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22.09.2022
10.230
Wie erwartet rollten für alle Schüler in Hogwarts die unerfreulichste Zeit des Schuljahres an – die Prüfungsphase, in der die Lehrer auf unterschiedlichste Art und Weise das Wissen und Können ihrer Schüler testeten. Nicht selten war es vorgekommen, dass in den Gemeinschaftsräumen aller Häuser vereinzelte Tränen, Wutausbrüche oder eine ganze Reihe an Verzweiflungsseufzern der Mitschüler mitzuerleben waren oder, dass der ein oder andere verkrampfte Kiefer oder ein schmerzendes Handgelenk in der Bibliothek für ein leises Jammern sorgte – und bei den Fünft- und Siebtklässlern hin und wieder ein Besuch im Krankenflügel anstand, um sich von Madam Pomfrey wieder herrichten zu lassen, weil kein Essen im Magen behalten werden konnte oder der Schlaf gänzlich ausblieb. Für Harry und Anthony war es sowohl anstrengend als auch interessant, mitzuerleben, wie sich in solchen Phasen die Dynamiken im Gemeinschaftsraum veränderten – die einen wurden einfühlsamer und unterstützen ihre Mitschüler wo sie nur konnten, die anderen wurden unerträglich reizbar und sollten am besten gemieden werden.
Um sowohl den nach wie vor genervten Blicken ihrer Mitschüler aus dem Weg zu gehen, denn viele hatten noch immer einen Groll gegen die beiden Jungs wegen des Punkteverlustes, als auch aus dem einfachen Grund, in Ruhe lernen zu können, zogen sich Harry und Anthony, meist in Begleitung von Hermine, an eine abgelegene Stelle beim Großen See, wo sie ungestört lernen konnten. Hin und wieder gesellte sich Neville zu ihnen, da er vor allem in Zaubertränke große Probleme hatte – das Problem waren allerdings weniger die Abläufe der Zaubertrankbrauerei selbst, sondern seine enorme Angst vor Professor Snape. Neville hatte in einem leisen Nebensatz erwähnt, dass er im gesamten Schuljahr mindestens vier Kessel zum Schmelzen und zwei zum Überlaufen gebracht hatte, sehr zum Vergnügen seiner Mitschüler und zum Missmut des Professors, der ihm im gefühlten Viertelstundentakt die eigene Unfähigkeit vorhielt und Gryffindor einige Hauspunkte dafür abgezogen hatte. Aus diesem Grund hatten es sich Hermine und Harry zur Aufgabe gemacht, Neville möglichst intensiv auf Zaubertränke vorzubereiten, da sie wussten, dass Neville mit dem schriftlichen Teil zurecht kommen würde, da viele der Pflanzen aus Kräuterkunde auch in den Zaubertränken Anwendung fanden und diese ihm im Gesamten durchaus bekannt waren. Somit mussten sie es lediglich schaffen, dass Neville die vier Zaubertränke, die sie gelernt hatten, auswendig brauen konnte, ohne den Kessel zum Schmelzen zu bringen.
Häufig kam es vor, dass Anthony und Harry sich nur kopfschüttelnd ansahen, wenn sie mitbekamen, wie intensiv Hermine ihr Lernpensum vorantrieb, nur um auf absolut Nummer sicher zu gehen – sie könnte ja schließlich etwas vergessen. Oder es könnte etwas gefragt werden, was nicht im Unterricht behandelt wurde. Egal wie sehr Harry und Anthony ihr versicherten, dass nur das abgefragt würde, was behandelt wurde, Hermine wich nicht von ihrem Kurs ab. Nicht selten murmelte Anthony ein „Die spinnt doch“ vor sich hin, gefolgt von einem lauten „Ughhh.“, wenn sie einen Zauber zum hundertsten Male wiederholte, obwohl sie ihn schon beherrschte.
Harry und Anthony waren derweil alle Zaubersprüche aus Zauberkunst theoretisch und praktisch durchgegangen, Harry war absolut zufrieden, er beherrschte die Zauber im Schlaf und blickte zu seinem Tannenzapfen hoch, der sanft in der Luft schwebte.
„Incendio.“, sprach er und ließ ihn in Flammen aufgehen. Als lediglich die Reste des Tannenzapfens herunterfielen und still vor sich hinqualmten, lächelte er zufrieden und lehnte sich zurück.
„Nicht schlecht.“, kam es anerkennend von Anthony, der einen Stein ein wenig wackelig über dem See schweben ließ, nur um ihn dann lautstark ins Wasser fallen zu lassen. „Verwandlung macht trotzdem mehr Spaß.“ Harry schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und schloss die Augen.
„Dein Stein hat ziemlich gewackelt.“, meinte Hermine beiläufig und verschränkte die Arme mit einem Schmunzeln.
„Dein Hirn wackelt.“, entgegnete Anthony und warf ein Büschel Gras nach ihr.
In der darauffolgenden Woche war es schließlich soweit und die Prüfungen der Erstklässler mussten abgelegt werden. Am ersten Tag standen morgens alle Ravenclaws und Slytherins in den Kerkern im Klassenzimmer für Zaubertränke und Snape schlich unangenehm zwischen ihnen allen umher, während sie über ihren brodelnden Kesseln standen, stets darauf bedacht das Gefühl von Snapes Blicken in ihren Nacken zu ignorieren und sich dabei, welch ironischer Komiker Snape doch war, von ihnen zu fordern, wie man einen Vergesslichkeitstrank aus dem Gedächtnis heraus braute. Harry gab etwa eine Viertelstunde vor Abgabeschluss seine beschriftete Phiole mit dem fertigen Trank ab – er hatte möglicherweise zwei, drei Schritte und eine weitere Zutat mit einem der Rezepte seines Großvaters ergänzt, und gab den tieforangenen Trank seinem Dozent in die Hand, der ihn lediglich kalt anstarrte, den Trank begutachtete und schnaubte. Er deutete Harry mit einem Nicken an, dass er gehen konnte und lief weiter durch die Reihen. Beim Zusammenpacken konnte er sehen, dass Theodores Trank ebenfalls die richtige Farbe und Konsistenz angenommen hatte und atmete erleichtert auf, als er sah, dass Anthonys Trank lediglich ein Stück zu sehr einen Gelbton angenommen hatte, was ihm dennoch eine gute Note einbringen würde. Beim Herausgehen konnte er ebenfalls erkennen, dass Malfoys Trank einwandfrei war und die Tränke seiner zwei Lakaien eine unangenehme rote Farbe angenommen hatten und kurz davor waren überzukochen. Er verließ das Klassenzimmer und wartete an der großen Treppe, die zu den Kerkern herunterführte, auf Anthony.
Er war froh gewesen, dass die Prüfung in Zaubertränke doch nur eine Praktische gewesen war – die Aufregung vor der Prüfung selbst und die Tatsache, dass Snape alles in ihm herauskitzelte, was ihn an Vernon, Dudley und seine fiesen Freunde erinnerte und ihm nach wie vor immer wieder einen Kloß im Hals und einen Knoten im Magen bereitete, all das würde keine gute Kombination geben, wenn er von Snape mündlich abgefragt worden wäre. Auch wenn er es nach mehreren Monaten hinbekommen hatte, ohne zu stottern oder zu zögern dem Zaubertrankmeister zu antworten, seine Hände ballte er dennoch schwitzig unter dem Tisch zusammen, wenn er wieder versuchte ihn bloßzustellen.
Nach ein paar Minuten sah er von weitem, wie Theodore mit einem entspannten, fast schon erleichterten, Gesichtsausdruck die Treppen hochlief. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte Harry ihm freundlich zu, woraufhin der Slytherin das Lächeln erwiderte und ihm im Vorbeigehen leicht winkte, weiterlief und um die Ecke zur Großen Halle verschwand.
Am darauffolgenden Nachmittag fand die Zauberkunstprüfung statt, wo sie nacheinander von Professor Flitwick ins Klassenzimmer gerufen wurden und eine Ananas auf seinem Schreibtisch Stepptanzen lassen mussten. Harry freute sich über das anerkennende Nicken und das kleine Lob seines Hauslehrers und lief zu Anthony und Hermine, die vor dem Klassenzimmer auf ihn warteten.
„Und?“, fragte Anthony.
„Hat einwandfrei geklappt.“, meinte Harry und Hermine sah ihn zufrieden an.
„Ich finde es ja trotzdem blöd, dass es einen Punkteabzug gibt, wenn die Ananas einen Walzer und keinen Stepptanz hinlegt.“, meckerte Anthony und Harry lachte. „Beim nächsten Mal, Anthony.“
„Beim nächsten Mal wird es kein nächstes Mal mehr geben, mein Freund! Den Zauber braucht kein Mensch. Eine Ananas in Tanzschuhe verwandeln, das wäre viel sinnvoller!“, entgegnete er und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.
„Und schwieriger.“, fügte Hermine hinzu.
„Aber spannender. Punkt, aus, Ende.“, meckerte Anthony mit zuckenden Mundwinkeln weiter und lief mit erhobenem Kopf dramatisch den Korridor entlang.
„Er liebt das Drama, oder?“, fragte Hermine und sah aus dem Augenwinkel zu Harry, als sie Anthony hinterherliefen.
„Absolut.“, antwortete Harry und drehte sich mit Hermine noch einmal um, als sie lautes Lachen hörten. Sie sahen wie Seamus mit zerzausten Haaren und mit zermatschter Ananas im Gesicht und auf den Klamotten aus dem Klassenzimmer heraustrat und dezent geschockt aussah. „Er jagt auch wirklich alles in die Luft.“, murmelte Harry und Hermine schüttelte grinsend den Kopf.
Die zwei weiteren Prüfungstage verliefen ebenfalls weitestgehend ereignislos – in Verwandlung mussten sie alle eine Maus in eine kleine Teedose verwandeln. Je schöner das Muster, desto mehr Punkte gab es, wenn die Dose noch Schnurrhaare hatte, dann gab es Punkteabzug. Hermine und Anthony konnten eine einwandfreie Verwandlung vorweisen, erreichten eine volle Punktzahl für ein ausgefallenes Muster und kamen zufrieden aus dem Klassenzimmer heraus, wohingegen Harry die Maus ebenfalls vollständig verwandeln konnte, allerdings war das Muster der silbernen Dose optisch doch sehr ähnlich dem Mausefell – Harry hatte es als moderne Kunst und „gebürstetes Silber“, wie er es einmal bei Petunia gehört hatte, deklariert, aber McGonagall sah ihn nur über die Ränder ihrer Brille hinweg mit einem Schmunzeln an. Harry zuckte mit den Schultern und grinste verlegen. Immerhin keine Schnurrhaare – ein kreatives Fellmuster war ja immerhin auch nicht ganz unansehnlich.
Die Prüfungen waren beinahe alle vorbei, als der Freitagmorgen kam und die letzte Prüfung anstand – Geschichte der Zauberei. Eine einstündige schriftliche Abfrage über einen der Zauberer, der selbstrührende Kessel entwickelt hatte, und zwei Bonusfragen über Ulrich den Spinner. Als Harry abgegeben hatte, wartete er vor dem Klassenraum auf Anthony und als dieser zur Tür herauskam, machten sie sich auf den Weg zum Mittagessen.
„Harry.“
„Hm?“
„Wir haben’s geschafft.“
„Das stimmt.“, stellte Harry zustimmend fest.
Nach dem Essen fingen sie Hermine ab, um mit ihnen an den Großen See zu gehen, um ein wenig zu entspannen. Anthony war noch einmal zum Gemeinschaftsraum gelaufen, um seine Katze zu holen und lief wieder zurück zum Großen Portal. Sie liefen an die abgelegene Stelle, wo sie immer gelernt hatten und als sie ihre Decke auf dem Gras ausgebreitet hatten legten sie sich entspannt hin. Harry lehnte sich an einen der Felsen und drehte seinen Zauberstab zwischen den Fingern umher. Hermine klappte ein Buch auf und Anthony lag auf dem Rücken mit Iduna auf dem Bauch, die zufrieden schnurrte. Harry hatte Edd aus seiner Umhangtasche in das kleine Gebüsch neben ihnen gesetzt und schloss entspannt die Augen.
Seit dem Gespräch auf der Treppe nach der Begegnung mit Voldemort, am Abend des Nachsitzens, hatte das Trio nicht mehr über den Vorfall im Verbotenen Wald gesprochen. Auf der einen Seite war Harry froh, nicht darüber reden zu müssen, auf der anderen Seite beschäftigte es ihn ungemein. Offensichtlich war es ihm als Baby wohl doch nicht gelungen, den Dunklen Lord zu Fall zu bringen, wenn er irgendwo da draußen im Dunkeln umhergeisterte, wehrlose Einhörner umbrachte und sich irgendwie versuchte am Leben zu halten. Aber was war das Richtige, was sie tun konnten? Wussten Nicolas Flamel und Dumbledore mehr, als sie der Zauberergesellschaft zutrauen konnten oder wollten? Haben sie präventiv den Stein der Weisen im Schloss versteckt, weil sie wussten, dass etwas kommt, aber nicht wann? Wenn die Zentauren in den Sternen lesen konnten, dass Unheil nahte, dann waren doch so mächtige Zauberer wie Dumbledore in der Lage, zu erkennen, was vor sich geht. Oder?
Harry seufzte leise. Seine Gedanken begannen sich wieder zu überschlagen, obwohl er die letzten Monate stolz auf sich gewesen war, sich soweit abzulenken oder selbst zur Ruhe zu bringen, dass er nicht mehr in den Gedankenschleifen hängen blieb. Es war ein großes Gewicht auf seinen Schultern, dass die Erkenntnis, dass Voldemort irgendwo da draußen war, verursachte. Der Mörder seiner Eltern. Der Mann, der aus einem für ihn unerfindlichen Grund dafür gesorgt hatte, dass er zehn Jahre seines Lebens bei Menschen leben musste, die ihn weder liebten, noch wie einen würdevollen Mensch behandelt hatten. Der Mann, der dafür gesorgt hatte, dass die ersten Jahre seines Lebens ein Alptraum waren, die ihn nicht schlafen ließen. Der Mann, der aus ihm eine Legende gemacht hatte, der er augenscheinlich weder gerecht wurde noch gerecht werden wollte. Er war doch einfach nur Harry. Nur Harry. Harry Potter, ein einfacher, vielleicht auch etwas langweiliger, Junge mit unbändigem Haar und einer Narbe auf der Stirn, um die er nicht einmal gebeten hatte. Und den Ruhm, der mit ihr einherging, schon zweimal nicht. Er wollte doch eigentlich einfach nur seine Ruhe…
Aber er konnte die Vergangenheit nicht ändern. Hermine hatte einmal zu ihm gesagt, dass es Zauberer gab, die an der Zeit gespielt hatten – grausame Dinge waren passiert. Also musste er die Dinge so akzeptieren wie sie waren. Er wusste nicht einmal genau, was er spürte, wenn er an Voldemort dachte. Angst war es nicht – Wut? Abneigung? Hass? Harry wusste nicht, wie sich Hass anfühlt – nicht einmal die Dursleys hatten es aus ihm herausgekitzelt, wie sich dieses Gefühl anfühlen musste. Enttäuschung war es, die er bei den Dursleys fühlte. Enttäuschung und Traurigkeit, nicht wie Dudley von seinen Eltern in den Arm genommen zu werden, kleine Küsschen auf die Wange zu bekommen oder das freudige Strahlen in ihren Gesichtern, wenn er den Raum betrat.
Aber er hatte etwas viel Schöneres bekommen, als er es sich vorstellen konnte. Remus war für ihn da, er konnte in einem schönen kleinen Häuschen wohnen, hatte endlose Natur um sich herum und konnte Magie lernen. Er hatte Freunde gefunden und lebte in einem so bezaubernden und wunderschönen Schloss, wie manches Muggelkind es sich in den kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Dafür war er wirklich dankbar und jeder Tag, auch wenn es mal kein guter Tag war, war etwas Besonderes.
Doch die Tatsache, dass Voldemort da draußen war, auf der Suche nach dem Stein der Weisen, das belastete ihn. Er konnte verstehen, dass Voldemort nicht einfach so ins Schloss hineinspazieren konnte, es war zu gefährlich für ihn, denn offensichtlich war er schwach. So schwach, dass er Einhörner töten musste, was Harry nach wie vor zuwider war und abgrundtief anekelte, – und dann war auch noch Dumbledore im Schloss, den Voldemort offensichtlich fürchtete. Also brauchte er jemanden im Schloss, der ihm den Stein besorgte.
Und alles, was den Stein betraf, verlief so seltsam und beinahe zu zufällig. Auffallend unauffällig, hatte Luna einmal in einem ihrer Briefe geschrieben. Diese Wortwahl traf es ziemlich gut. In Gedanken ging Harry das gesamte Schuljahr noch einmal durch: Hagrid holte den Stein aus Gringotts – an diesem Tag wurde in Gringotts eingebrochen. Er kam nach Hogwarts, seine Narbe beginnt zu schmerzen und Snape scheint ihn zu hassen. Sie trafen auf den Troll, während Snape offensichtlich bei Fluffy war und verletzt wurde. Snape, der offensichtlich seinem Besen manipuliert hatte, trifft Quirrel mitten in der Nacht. „Überleg dir gut, wo deine Loyalität liegt, Quirrel. Du willst mich nicht zum Feind.“ Hagrid traf plötzlich und ganz unerwartet auf einen fremden Mann, der auch noch zufälligerweise ein Drachenei bei sich trägt und Interesse an Fluffy zeigt und Hagrid zum übermäßigen Alkoholtrinken motiviert. Im Verbotenen Wald trifft er auf Voldemort, der sich am Leben halten muss, und seine Narbe schmerzt wieder… Hagrid trifft auf einen vermummten Mann, der zufälligerweise ein Drachenei bei sich trägt und an Fluffy interessiert ist… nachdem Snape von Fluffy gebissen wurde.
„Scheiße.“, meinte Harry laut und schlug sich mit dem Kopf an die Stirn. „Wir waren echt blind.“
„Was meinst du?“, fragte Hermine und klappte ihr Buch zu. Anthony blickte zu Harry und zog eine Augenbraue hoch. „Hm?“
„Leute… Snape wurde von Fluffy gebissen, weil er nicht wusste, wie er an ihm vorbeikommt. Dann trifft Hagrid zufälligerweise einen fremden Mann im Pub, der auch noch viel zufälliger ein seltenes Drachenei mit sich herumträgt,… ein Mann, der Interesse an Fluffy zeigt? Und Hagrid erzählt ihm auch noch, dass man Fluffy mit Musik ruhig stellen kann? Im Verbotenen Wald stellt sich heraus, dass Voldemort sich mit blut am Leben hält, weil er nicht so ganz lebendig ist, und kann logischerweise nicht ins Schloss, weil Dumbledore dort ist. Also braucht er jemanden im Schloss, der den Stein für ihn besorgt. Snape will den Stein, um ihn Voldemort zu bringen!“
Hermine und Anthony sahen Harry mit großen Augen an und Hermine klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Warum sind wir nicht viel früher darauf gekommen?“
„Weil wir nicht mitgedacht haben.“, meinte Anthony und atmete tief ein. „Wir müssen jemandem Bescheid sagen.“
„Wir sollten mit Dumbledore reden.“, schlug Harry vor und Anthony schüttelte den Kopf.
„Wir wissen nicht, wo sein Büro ist, Harry.“
„McGonagall oder Flitwick? Die können uns zu ihm führen.“, fragte Hermine.
„Hm. Schauen wir, wen wir zuerst finden?“, schlug Harry vor und die anderen beiden nickten. Sie packten hastig ihre Sachen ein und liefen zum Schloss. Anthony setzte Iduna in den Korridoren ab, woraufhin diese die Treppen hinaufsprintete und sie machten sich auf den Weg zu Professor McGonagalls Büro, da dieses im ersten Stock nähergelegen war. Sie klopften vergeblich an der Bürotür, da niemand anzutreffen war und beeilten sich, um in den siebten Stock zu Professor Flitwicks Büro zu kommen. Als sie zur Tür kamen, öffnete diese sich bereits und McGonagall stand in der Tür, mit dem Rücken zu den Kindern gewandt.
„…und meinte, dass er etwa ein bis zwei Tage nicht hier sein wird, Filius.“, sprach sie zu ihrem Kollegen. „Deswegen wird die Besprechung morgen verscho…“
„Professor!“, sagte das Trio energisch.
„Ich werde nicht gerne unterbrochen.“, entgegnete sie und sah die drei fragend an. „Was ist so dringend?“
„Wir müssen zu Professor Dumbledore! Es ist wichtig.“, sagte Harry und stemmte die Hände in die Hüfte, um Luft zu holen.
„Professor Dumbledore hat heute Morgen eine Eule aus dem Ministerium erhalten, er wird heute und morgen nicht im Schloss sein.“
„Es gibt ein Problem. Ein großes Problem.“, meinte Anthony und versuchte Luft zu holen. „Kommen Sie rein, Mr. Goldstein.“, rief Flitwick und McGonagall schloss die Tür hinter sich, als alle im Büro waren.
„Was für ein Problem, Mr. Goldstein?“, fragte McGonagall.
„Der Stein der Weisen. Er ist in Gefahr, jemand versucht ihn zu stehlen!“, sprach Harry ernst. McGonagall und Flitwick sahen sich still an, zogen die Augenbrauen hoch und räusperten sich.
„Wir wissen nicht, wie Sie auf die Existenz und den Verbleib des Steins im Schloss gekommen sind, aber seien Sie gewiss, dass der Stein gut bewacht ist.“, sagte McGonagall in ebenso ernster Manier und sah kritisch zu den Dreien herunter.
„Es ist alles unter Kontrolle, Mr. Potter. Der Stein wurde ausreichend gesichert.“, fügte Flitwick beschwichtigend hinzu.
„Aber…“, begann Harry und McGonagall schüttelte den Kopf.
„Der Stein ist nichts, was Sie belasten und beschäftigen sollte. Genießen Sie die restlichen Tage hier im Schloss, bevor die Sommerferien beginnen.“, sprach sie und öffnete die Tür.
„Bitte, machen Sie keinen Unfug.“, bat Flitwick und blickte zu den Dreien.
„Okay.“, sagten sie gleichzeitig und verließen das Büro. Eine Weile liefen sie den Korridor entlang, nichtwissend, dass ein weiteres Paar Augen sie verfolgte. Als sie in den nächsten augenscheinlich leeren Korridor abbogen, sah Anthony zu Harry und Hermine.
„Wir werden Unfug machen, oder?“
„Heute Nacht.“, antwortete Harry.
„Es ist verrückt.“, meinte Hermine. „Aber wir können nicht zulassen, dass der Stein in die falschen Hände gerät.“
„Es ist aber auch ziemlich bescheiden, dass die Lehrer uns nicht glauben. Wenn wir das ganze Rätsel schon aufgedeckt haben, dann sollten wir doch ernst genommen werden, oder?“, fragte Harry genervt.
Als sie Schritte hörten, fuhren sie herum und sahen, wie Professor Snape mit wehendem Umhang durch den Gang auf sie zukam. Er blieb bei den Dreien stehen und sah sie sie stirnrunzelnd an. „Was treiben Sie sich hier im Gang herum?“, fragte er kühl und neigte seinen Kopf ein wenig.
„Wir waren bei Professor McGonagall und Flitwick, Sir.“, antwortete Hermine wahrheitsgetreu und Harry nickte. Als Harrys Blick den von Snape traf, hatte er ein seltsames Gefühl im Kopf und versuchte dem Blick auszuweichen. Er hatte wieder das Gefühl, als könnte Snape durch seinen Kopf hindurchschauen konnte und blickte zum Boden.
„Und lungern trotzdem einfach so hier herum? Man könnte meinen… Ihr heckt doch nicht etwa etwas aus, oder?“, fragte er langsam und betont.
„Nein, Sir.“, antwortete Anthony und Snape runzelte die Stirn, als er Anthony ansah.
„Dann sehen Sie zu, dass Sie nicht weiter hier herumlungern.“, meinte der Hauslehrer der Schlangen schroff und lief mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck weiter. Als er um die Ecke bog drehte Harry sich wieder zu Anthony und Hermine und schluckte.
„Okay, wir müssen heute Nacht da rein. Snape könnte uns schon zu viele Schritte voraus sein.“, flüsterte Harry.
„Wir treffen uns eine Stunde nach der Sperrstunde an der Tür im dritten Stock, okay?“, schlug Anthony leise vor und die anderen zwei nickten. Sie machten sich auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume, um sich noch ein wenig auszuruhen und die Zeit mit ein wenig Packen zu vertreiben, denn es waren nur noch wenige Tage bis zum Schuljahresende – da konnten diverse Pergamente, Mitschriften und kaputte Federn entspannt aussortiert werden. Anthony hatte sich in sein Bett gelegt, um ein wenig zu lesen, während Harry seinen Schrank und Schreibtischschubladen durchsah.
Harry begann all seine Bücher wieder fein säuberlich zu sortieren, ging die Bücher Titel für Titel durch, da er keines seiner Familienbücher irgendwo vergessen wollte, und runzelte die Stirn.
„Da fehlt mein Verteidigungsbuch.“, murmelte er vor sich hin.
„Das hier?“, fragte Anthony grinsend und hob das Buch in seiner Hand hoch.
„Ja.“, meinte Harry trocken und sah Anthony vorwurfsvoll an.
„Es lag auf dem Tisch… und wir müssen heute Abend auf alles vorbereitet sein!“, entgegnete er und hob entschuldigend die Hände hoch.
„Alles gut. Lies weiter.“, meinte Harry daraufhin und sortierte die Bücher in seinen großen Koffer ein. Nachdem seine Schreibutensilien eingeräumt, überflüssige Notizen und Pergamente im Ofen gelandet und mit einem „Incendio“ in Flammen gesetzt waren, sah er nachdenklich in seinen Koffer.
„Was ist?“, fragte Anthony nach einer Weile.
„Ich habe das Gefühl, als hätte ich was vergessen, aber es ist alles da.“
„Die stolze Erkenntnis, dass du einfach nicht viel besitzt?“
„Möglich.“, antwortete Harry und holte das Zauberstabpoliturset aus seinem Koffer heraus. Wenn er schon nicht viel aufräumen konnte, dann würde er auch seinen Zauberstab pflegen können.
Anthony blickte von dem Buch hoch und sah auf den Stuhl inmitten des Zimmers. Harry, der auf der Kante seines Bettes saß und die restliche Politur von seinen Zauberstab abwischte, blickte von Anthony zu dem Stuhl und wieder zurück.
„Was hast du vor?“, fragte Harry neugierig.
„Hier ist ein Zauberspruch, um Dinge oder Menschen wegzustoßen.“, meinte Anthony und grinste. „Wäre vielleicht nicht verkehrt.“
„Vielleicht solltest du mit einem Papier oder einer Feder üben.“
„Langweilig.“, entgegnete Anthony und zog seinen Zauberstab. Er richtete ihn auf den Stuhl und sprach: „Flipendo.“, woraufhin der Stuhl ein Stück nach hinten rutschte und umfiel.
„Interessant.“, murmelte Anthony und kratzte sich am Kopf. „Ein bisschen mehr Bumms wäre aber auch schön gewesen.“
„Wahrscheinlich kommt es auf deine Absicht an und die Kraft, die du in den Zauber reinlegst. Und Übung.“, meinte Harry und zuckte mit den Schultern.
„Probier du es mal.“, schlug Anthony vor, doch Harry schüttelte den Kopf.
„Nicht hier drin. Ich will nicht, dass unnötig viel Sachen kaputt gehen. Du hast gesehen, was mit dem Eiszauber passiert ist.“ Anthony nickte verstehend und streckte sich auf seinem Bett aus. Harry ließ sich ebenfalls in sein Bett fallen und schloss die Augen. Er war gespannt, was sie heute Abend erwarten würde. Sein Tarnumhang und die Flöte, die Hagrid ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, lagen schon griffbereit auf seinem Schreibtisch.
Es war eine Stunde nach der Ausgangssperre. Anthony und Harry hatten sich zeitig unter dem Tarnumhang aus dem Gemeinschaftsraum geschlichen, da noch vereinzelte der älteren Mitschüler auf den Sofas saßen und das Ende ihrer Prüfungen feierten, und machten sich auf den Weg zum verbotenen Korridor. Hinter einer der nahestehenden Statue eines bekannten Zauberers sahen sie Hermine hervorlugen. Vorsichtig zog Harry den Tarnumhang von seinem Kopf und machte ein leises „Psst“, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Als sie ihn sah, wollte sie gerade hinter der Figur hervorkommen, als sie ein leises „Stop!“ herumwirbeln ließ. Neville stand im Schatten einer Ecke und sah die beiden eindringlich an.
„Neville! Was machst du hier?“, fragte Harry leise und schüttelte den Kopf. Anthony steckte seinen Kopf unter dem Tarnumhang hervor und sah ebenfalls zu Neville.
„Geh, bevor du Ärger bekommst!“, fuhr er den Gryffindor an, welche jedoch den Kopf schüttelte.
„Ich hab gesehen, wie Hermine sich rausgeschlichen hat. Ihr bekommt nur wieder Ärger! Hört auf mit dem Unfug! Hermine, Gryffindor wird noch mehr Punkte verlieren und ihr beide werdet auch noch mehr Ärger bekommen. Und… der Korridor ist verboten! Ihr könntet sterben! Ich…ich warne euch!“, sprach Neville unsicher, aber dennoch mit einer gewissen… Entschlossenheit?
„Neville…“, begann Harry leise, doch der Gryffindor hob seine Fäuste. „Ich… ich kämpfe notfalls auch gegen euch!“, entgegnete er.
„Neville, es tut mir wirklich leid. Du weißt, wir sind Freunde und ich hab dich ganz gern.“, sagte Hermine, zog ihren Zauberstab und richtete ihn auf Neville. „Petrificus totalus.“, sprach sie und innerhalb eines Augenblickes war Neville wie versteinert, unfähig, sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Sie schoben den Gryffindor in den Schatten an die Statue, dass er nicht auf dem Boden landen würde.
„Du kannst gruselig sein, weißt du das?“, fragte Anthony leise und Hermine zuckte mit den Schultern. „Ein einfacher Bein-Klammer-Fluch, nichts, was ihr nicht auch könnt.“, entgegnete sie. Sie schlüpften unter den Tarnumhang und liefen zur Tür, welche Anthony mit einem „Alohomora“ öffnete. Sie schlossen die Tür wieder sorgsam hinter sich zu und liefen weiter zur Tür, hinter der sich der Cerberus befinden würde. Sie legten den Tarnumhang in einer dunklen Ecke neben der Tür ab, wo ihn niemand finden würde und sahen sich noch einmal nervös an.
„Wenn wir die Tür öffnen, spielst du sofort auf deiner Flöte, Harry. Verstanden?“, sagte Anthony, woraufhin er nickte und Hermine die Tür öffnete. Harry wollte gerade beginnen, auf der Flöte zu spielen, als sie sahen, dass Fluffy bereits eingeschlafen war. Eine verzauberte Harfe nahe des Cerberus spielte ein sanftes Schlaflied.
„Das ist nicht gut.“, stellte Hermine trocken fest. Sie zogen den Tarnumhang von sich herunter und Harry ließ die Flöte sinken. „Es ist schon jemand dort unten.“
„Wir müssen uns beeilen.“, sagte Harry entschlossen und wollte gerade die große Tatze des Cerberus mit Anthony zur Seite schieben, als die Harfe aufhörte zu spielen. Geschockt hielten die Drei inne und blickten zu den Köpfen, die wieder am Aufwachen waren und begannen zu knurren.
„Spiel!“, zischte Hermine und Harry versuchte ein Kinderlied zu spielen, das er einmal in der Grundschule gelernt hatte. Es hörte sich schräg an, doch der Klang der Flöte genügte, um das Monster wieder zum Schlafen zu bringen. Hermine und Anthony schoben die Tatze von der Falltür unter Ächzen zur Seite und öffneten sie. Anthony blieb an dem großen Bein des Cerberus stehen und streichelte dessen Fell bedächtig, beinahe ehrfürchtig und schien fasziniert von dem Ausmaß der Schädel im Vergleich zu seiner Größe.
„Du sollst keine Höllenhunde streicheln, Anthony!“, meinte Hermine genervt und klopfte Anthony auf die Schulter. Harry wollte weiterspielen, aber er verschluckte sich vor Lachen wegen Hermines Kommentar und begann zu Husten. Durch die Unterbrechung wachte der Hund wieder auf und ehe sie sich versahen, begann dieser das Trio mit seinen leuchtenden Augen zu fixieren und zu knurren. Anthony wich einen Schritt zurück, sah mit kreidebleichem Gesicht hoch und schluckte.
„Springt!“, rief er und wie von der Tarantel gestochen sprangen die drei gerade noch rechtzeitig in das Loch der Falltür, bevor der erste Kopf des Hundes nach ihnen schnappen konnte.
Harry lief den letzten Korridor entlang und atmete schwer. Er war nervös. Im Raum zuvor hatten sie das letzte Hindernis, ein Rätsel mit sieben verschiedenen Zaubertränken, gelöst, sodass Harry durch die nächste Tür hindurchlaufen und Hermine zu Anthony, der verletzt in dem Raum mit dem verzauberten Schachbrett lag, zurückkehren konnte. Unruhe breitete sich in Harry aus, nichtwissend, was ihn hinter der nächsten Tür erwarten würde. Der Korridor führte lange Treppen hinunter, tief in das Kerkergewölbe des Schlosses. Als er näher kam, schmerzte seine Narbe und er hatte das Gefühl, heiße Nadelns stachen direkt in seine Stirn. Er lief weiter, zischte schmerzhaft ein, als die Narbe begann zu brennen und heiß zu werden. Nicht aufgeben, dachte er sich und lief weiter. Er sah den Spiegel Nerhegeb und …
„Sie?“, rief Harry verwundert und blieb wie angewurzelt stehen.
„Potter.“, sagte Professor Quirrel langsam und drehte sich zu dem Jungen um. „Was für eine Überraschung.“
„Aber ich dachte… Snape…“, stammelte Harry und schluckte. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut.
„Snape. Ha! Das alles hier passt zu ihm, oder? Intrigen und die perfekte Allüre eines Bösewichts. Es war durchaus hilfreich, dass er stets wie eine übergroße Fledermaus durch die Gegend rennt und die Schüler in Angst und Schrecken versetzt. Wer würde im Vergleich hierzu denn schon den aa-a-rmen st-st-stotternden P-Professor Qu..que..Quirrel verdächtigen? Nein, Snape hat nichts mit diesem Moment hier zu tun, im Gegenteil. Der Gute hat stets versucht, mir Steine in den Weg zu legen.“
Harry sah Professor Quirrel kalt an und merkte, wie sich das Bild Stück für Stück zusammensetzte. Sie waren so falsch gelegen. „Sie haben Hagrid das Drachenei zukommen lassen, nachdem die Sache mit dem Troll nicht funktioniert hat! Aber Sie sind nicht an Fluffy vorbeigekommen und haben Hagrid betrunken gemacht, um an die Informationen zu kommen.“
„Schlau Kombiniert, Potter. Der dumme Riesentrottel trinkt aber leider auch mehr als ihm gut tut.“
„Hagrid ist ein guter und ehrlicher Mann! Reden Sie nicht so von ihm!“, spie Harry wütend.
„Schlammblüter halten wohl immer zusammen.“, spottete Quirrel und drehte sich wieder zum Spiegel um. „Es hätte alles viel einfacher sein können, wenn dir nicht immer jemand zur Hilfe gekommen wäre. Am ersten Tag, als ich dich gesehen habe, wusste ich, dass es mit dir nicht einfach wird. Es wäre ein wundervoller Unfall gewesen, wenn du vom Besen gefallen wärst und hätte Snape nicht seinen Gegenzauber gemurmelt und hätte sein Umhang nicht Feuer gefangen, wäre mein Plan viel früher aufgegangen. Und… du musst wissen, ich habe ein gewisses Händchen für Trolle. Wäre Snape mir nicht in den dritten Stock gefolgt, weil er mich die ganze Zeit verdächtigte, hätte alles schon viel früher passieren können. Natürlich… er hat mir danach nicht mehr vertraut. Wich‘ nicht mehr von meiner Seite, wollte mich nicht alleine lassen. Snape dachte, dass er mich beschatten kann, um mich alleine abzufangen, aber… Snape versteht das nicht. Ich bin niemals alleine.“, sprach Quirrel zum Schluss mit leerem Blick und sah kalt in den Spiegel.
Harry schluckte und begann langsam rückwärts zurückzuweichen, um zu fliehen, doch Quirrel drehte sich wieder um, hob die Hand und meterhohe Flammen begannen den Raum zu umzäunen. Das war schlecht, dachte sich Harry und atmete tief durch.
„Du bleibst hier.“, spie der Professor kalt und mit einem Schnipsen seiner Finger begannen sich Seile um Harrys Körper zu wickeln, die es ihm nicht ermöglichten, sich weiter zu bewegen. Panisch drehte sich Quirrel wieder zum Spiegel herum und blickte in ihn hinein, berührte die Oberfläche, griff an den Rahmen – wurde nervös.
„Meister, ich sehe ihn. Ich sehe ihn, wie ich ihn in der Hand halte,… Wie kriege ich ihn? Ich finde ihn nicht!“, sprach Quirrel verunsichert, mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
„Benutz‘ den Jungen!“, sprach eine hohe, kalte Stimme, die an den Wänden des hohen Gewölbes widerhallte. Harry riss die Augen auf.
„Potter!“, rief Quirrel und löste die Seile. „Komm her!“, befahl er und Harrys Beine bewegten sich Treppenstufe für Treppenstufe auf den Spiegel zu. „Schau in den Spiegel! Was siehst du?“
Harry schluckte. Er sah sein Spiegelbild und sah, wie sich seine Eltern auf ihn zubewegten. Seine Großeltern kamen ebenfalls näher und für einen kurzen Moment hielt er den Atmen an. Seine Großmutter Eloanne griff in ihre dunkle Robe und zog einen leuchtenden, blutroten Stein aus ihrer Tasche hervor, hielt ihn Harry auf der Flachen Hand entgegen, lächelte wissend und schob ihn vorsichtig in dessen Hosentasche, bevor sie ihm die Hand auf die Schulter legte. Harry vernahm einen kleinen Druck in der linken Hosentasche und spürte, wie sich etwas festes darin materialisierte.
„Sprich!“, befahl Quirrel forsch und Harry schluckte.
„Ich… Ich sehe mich. Und meine Familie, sie… begrüßen mich und umarmen mich.“
„Er lügt!“, rief die hohe, kalte Stimme und Quirrel zuckte zusammen.
„Ich lüge nicht, ich sehe meine Familie.“, entgegnete Harry ernst.
„Lass‘ mich mit ihm sprechen.“, befahl die Stimme.
„Aber Meister, Ihr seid noch zu schwach.“, entgegnete Quirrel und rieb sich nervös die Hände.
„Schweig! Ich will mit dem Jungen sprechen.“, befahl die Stimme und Quirrel nickte ergeben. Harry wich mehrere Schritte zurück, als der Mann begann langsam den Turban von seinem Kopf abzuwickeln. Als er die letzte Stofflage entfernte, riss Harry die Augen auf. Aus dem Hinterkopf von Quirrel blickte ein aschfahles Gesicht mit dünner, faltiger Haut, roten Augen und schmalen Lippen zu ihm.
Für einen kurzen Moment durchfuhr Harry ein Würgereiz, als er dieses… Etwas an Quirrels Hinterkopf sah, was ihm durchaus sein Abendessen wieder hochkommen lassen würde, wenn er sich nicht zusammengerissen hätte.
„Harry Potter.“, schnarrte das Gesicht und lächelte kalt. „So sehen wir uns wieder.“
„Voldemort.“, entgegnete Harry und sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem Gesicht.
„Nicht viele trauen sich, meinen Namen auszusprechen.“
„Es ist ja auch nicht gerade angsteinflößend, was mir hier entgegenblickt.“, entgegnete Harry kalt. „Ich habe keine Angst vor Ihnen.“ Seine Hände waren schwitzig, doch er wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte – also lieber selbstbewusster rüberkommen, als man es war.
„Das ist in Ordnung. Viele haben Angst vor mir. Aber das soll nicht das Thema unseres Gespräches sein.“, sprach Voldemort plötzlich ruhiger. „Du besitzt etwas, was ich haben will.“
„Einen eigenen Körper?“, fragte Harry und lief einen Schritt zurück. „Sie haben die Einhörner getötet, um SO zu existieren?“
„Du wagst es tatsächlich, so mit mir zu sprechen.“, zischte Voldemort. „Du bist ein törichter Narr, wie deine Eltern es waren, als sie sich mir in den Weg gestellt haben. Gib ihn mir!“
„Ich habe nichts.“, sagte Harry und Voldemort lachte.
„Was ist das in deiner Tasche?“, fragte er spöttisch und Harry griff unbewusst in seine Tasche hinein. Er spürte den Stein in seiner Hand und schüttelte den Kopf.
„Niemals!“
„Dummer Junge. Mit dem Stein könnten wir gemeinsam so vieles erreichen. Wir können sogar deine geliebten Eltern zurückbringen. Wäre das nicht schön? Wäre das kein faires Angebot?“, fragte Voldemort mit einem Hauch von Spott im Unterton.
„Sie lügen, man kann die Toten nicht zurückholen – das… ist gegen die Natur! Sie sind ein kaltblütiger Mörder! Sie sind abgrundtief böse, niemals werde ich mich darauf einlassen.“, entgegnete Harry.
„Gut… Böse… Hell… Dunkel… sind alles nur Facetten von ein und demselben, Harry. Es gibt nur Macht. Macht und diejenigen, die stark und intelligent genug sind, sie zu nutzen.“, sprach Voldemort kalt.
„Nur über meine Leiche!“, widersetzte sich Harry und wich einen Schritt zurück. Er blickte zu den Flammen und schluckte. Vielleicht könnte er mit ein paar Verbrennungen hindurchrennen, doch… was dann?“
„Ergreif ihn!“, befahl Voldemort und Quirrel preschte zu ihm vor, um ihm den Stein zu entreißen. Harry stolperte rückwärts nach hinten, schlug mit dem Rücken auf der Treppe auf und ächzte schmerzerfüllt auf. Quirrel packte ihn am Hals und drückte zu, woraufhin Harry begann zu röcheln und versuchte, Quirrels Hände von sich zu reißen. Im Moment, in dem Harry die Hände seines Lehrers berührte, begann dieser schmerzfüllt aufzuschreien – Brandflecken und Blasen begannen auf seiner Haut auszubrechen, breiteten sich wie ein Wanderfeuer über dessen Haut aus und entlockten ihm ohrenbetäubende Schmerzensschreie. Harry sah geschockt auf seine Hände.
„Pack ihn!“, befahl Voldemort.
„Ich kann nicht!“
„TU ES!“, schrie er und Quirrel versuchte noch einmal ihn anzufassen, doch Harry griff erneut nach seinen Händen, um ihn nicht an seinen Hals zu lassen, was dem Lehrer noch mehr Schreie entlockte. Harrys Herz schlug ihm bis zum Halse. Quirrel griff sich schreiend und ächzend ins Gesicht, als sich die Verbrennungen ausbreiteten. Schmerzen durchfuhren Harrys Kopf, stiegen ins Unermessliche und der Schwarzhaarige hatte das Gefühl, sein Kopf würde zerbersten. An dem Punkt, als die Schmerzen unerträglich wurden, wurde Harry schwarz vor Augen, Quirrels Schreie klangen in seinen Ohren ab und er sackte in sich zusammen.
Ein leises, ruhiges Atmen drang an Harrys Ohren und er begann sich langsam zu regen. Er spürte, dass er in einem weichen, warmen Bett lag und erkannte hinter den geschlossenen Lidern, dass er sich in einem hellen Raum befinden musste. Als er sich zu strecken begann, hörte er ein Stuhlrücken und Schritte. Als er blinzelnd die Augen öffnete, die Sicht geblendet vom hellen Licht, war das erste, was er sah, ein honigblonder Haarschopf, der durch die großen Holztüren des Krankenflügels verschwand. Er rieb sich verwirrt die Augen und sah sich blinzelnd um – er hatte es sich nicht eingebildet. Er lag im Krankenflügel, in einem sauberen, weißbezogenen Bett und auf einem Tischchen an dessen Fußende stapelten sich Schachteln und Päckchen voller Schokolade, Kekse und allerlei Süßigkeiten.
„Mr. Potter – schön, dass Sie endlich aufgewacht sind.“, sprach Madame Pomfrey, die ältere Medihexe, welche aus ihrem Büro herauskam und auf ihn zulief. Sie schwang ihren Zauberstab ein paar Mal über den Jungen und nickte zufrieden.
„Endlich?“, fragte Harry krächzend. Madame Pomfrey hielt ihm ein Glas Wasser hin, welches er dankbar annahm und austrank.
„Sie haben zwei Tage durchgeschlafen.“, antwortete sie und blickte zur Tür, als diese aufgestoßen wurde und Dumbledore den Krankenflügel betrat. „Albus.“, sagte Madame Pomfrey und nickte.
„Poppy, wie ich sehe, ist unser Harry wieder aufgewacht.“, sprach er und lächelte Harry freundlich an.
„Ja, er ist vor ein paar Minuten aufgewacht. Es ist alles in bester Ordnung.“
„Das freut mich. Poppy, würdest du uns für einen Moment entschuldigen?“ Die Medihexe nickte und verschwand in ihrem Büro.
„Professor.“, sprach Harry und lächelte leicht.
„Wie geht es dir Harry?“, fragte er und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett.
„Ganz okay, schätze ich? Ich weiß nicht, es… es ist alles ziemlich seltsam. Wie ein schlechter Film, wenn ich ehrlich bin.“, sprach Harry und richtete sich ein wenig auf. „Was ist passiert? Wo ist Voldemort?“
„Harry, was dort unten in den Kerkern passiert ist, muss dich vor einige Fragen stellen.“, sagte Dumbledore. Harry nickte und begann seine mit Mullbinden verbundenen Hände nervös zu kneten.
„Ist… ist Quirrel…“, begann er und stockte.
„Ja. Professor Quirrel lebt nicht mehr.“, sprach Dumbledore und blickte nachdenklich in Harrys Augen. Kein Funkeln war zu sehen.
„Habe ich… habe ich ihn umgebracht?“, fragte er leise.
„Nein, Harry, du hast nicht ihn umgebracht. Erinnerst du dich an das, was ich dir vor einem Jahr gesagt habe?“ Harry nickte. „Der Schutz deiner Mutter…, ihre Liebe, dieser uralte und unglaublich mächtige Schutzzauber, das war der Grund, warum Professor Quirrel dich nicht anfassen konnte. Voldemort kann dich nicht deswegen berühren und aus dem einfachen Grund, dass Professor Quirrel von Voldemort als Wirt wie von einem Parasiten benutzt wurde, galt das Gleiche auch für ihn.“
„Aber dann habe ich ihn doch…“, begann Harry, doch Dumbledore schüttelte den Kopf und unterbrach ihn. „Sein Körper hat Schaden davon getragen, massiven Schaden, ja. Es ist am Ehesten davon auszugehen, dass das, was Professor Quirrel umgebracht hat, die Schäden und die Schwächung waren, die Voldemort ihm zugefügt hatte – kein Körper kann zwei Wesenheiten in sich tragen, ohne Kräfte zu verlieren. Ja, du hast ihm massiven Schaden und Verletzungen zugefügt, doch der finale Stoß war Voldemort, der den Körper verlassen hat und ihm damit die letzte Kraft geraubt hat.“
„Hm.“, meinte Harry und sah auf seine Hände.
„Voldemort hat und wird nie die mächtigste Form Magie verstehen.“, sprach Dumbledore und funkelte Harry an.
„Liebe?“, fragte er leise und Dumbledore nickte.
„Richtig Harry. Liebe.“, antwortete er und drückte Harrys Hand.
„Konnte ich deshalb den Stein aus dem Spiegel finden?“, fragte er.
„Nein, Liebe kann nicht alles bewerkstelligen. Ich habe den Stein im Spiegel so versteckt und verzaubert, dass lediglich jemand, der den Stein finden, aber nicht benutzen will, ihn auch finden kann. Das… war eine, wenn ich so sagen darf, meiner brillanteren Ideen.“
„Aber das bedeutet, dass Voldemort nie an den Stein gekommen wäre.“
„Richtig. Aber Voldemort wird seine Wege finden, weshalb euer Abenteuer nicht ganz umsonst war.“, sprach Dumbledore nachdenklich. „Es gab Fehler im Detail, dessen bin ich mir bewusst und diese Fehler hätten umgangen werden können, aber es ist wie es ist. Der Stein ist erstmal sicher.“
„Was wird jetzt mit dem Stein passieren?“
„Nun, mein Freund Nicolas und ich haben nach einer intensiven Besprechung entschieden, dass es das Beste ist, den Stein zu zerstören.“
„Aber dann wird er sterben!“, meinte Harry und bekam große Augen. Ein beklemmendes Gefühl begann sich in seiner Brust auszubreiten, eine Welle schlechten Gewissens überrollte ihn wie eine Lawine. „Ich… Es…“, begann er und schluckte. „Hätte ich mich nicht eingemischt, müssten sie den Stein nicht zerstören.“
Dumbledore sah ihn über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an und lächelte. „Harry, seine Frau Perenelle und er haben genug Elixier um die wichtigsten Angelegenheiten noch zu klären. Nach so langer Zeit und einem gut gelebten Leben ist für einen gesunden Geist der Tod lediglich das nächste große Geheimnis, das es zu lüften gilt. Ich sehe, dass dich das Ganze mehr belastet, als es sollte. Sieh‘ es von der anderen Seite; wir reden hier von Nicolas Flamel, dem einzigen Alchemisten, dem es bisher gelang, den Stein der Weisen herzustellen – wenn er sich anders entscheiden würde, dann könnte er bereits heute einen neuen Stein herstellen, denkst du nicht?“
Harry sah schweigend zu Dumbledore und nickte. Irgendwo hatte der Schulleiter recht, aber dennoch war es rückwirkend nun einfacher zu sagen: ‚Hätten sie sich einfach nicht eingemischt.‘ Dumbledore lief zu dem Haufen Geschenke, die sich auf dem Tischchen an Harrys Fußende des Bettes stapelten und lächelte. „Es hat die Runde gemacht, dass du und deine Freunde in ein größeres Abenteuer verwickelt wart, was sich wohl oder übel in der Schule bereits herumgesprochen hat. Ich sehe, es haben dir einige deiner Freunde ein paar Präsente zukommen lassen.“, meinte er entzückt und sah über die Packungen hinweg. „Berty Bott’s Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen... Es ist Jahrzehnte her, seit ich die das letzte Mal gegessen habe. Es gab eine… unglückliche Begegnung mit einer Bohne, die nach Erbrochenem geschmeckt hat.“, sinnierte er schmunzelnd und sah zu Harry. Dieser deutete ihm an, sich eine zu nehmen, woraufhin Dumbledore erfreut die Packung öffnete und eine Bohne herausnahm. Er steckte sie sich in den Mund und rümpfte nach wenigen Momenten die Nase. „Ugh. Ohrenschmalz.“, stellte er fest und zuckte mit den Schultern. Er blickte Harry über die Gläser seiner Halbmondbrille hinweg an, nickte ihm lächelnd zu und lief zur Tür. Harry sah ihm grinsend hinterher und legte den Kopf schief, als Dumbledore plötzlich stehen blieb.
„Du hast Besuch.“, sprach er, noch bevor er bei der Tür angekommen war, und öffnete sie mit einem Schwung seiner Hand. Die Türen des Krankenflügels schwangen auf und Remus rauschte an Dumbledore vorbei, um auf Harry zuzulaufen.
„Harry.“, sprach er erleichtert und setzte sich an das Bett des Elfjährigen.
„Remus!“, freute sich Harry und wurde in eine innige Umarmung gezogen.
„Madame Pomfrey hat mich informiert, dass du wach bist. Ich bin die letzten drei Tage auf heißen Kohlen gesessen.“, sprach Remus und drückte den Jungen fest.
„Es geht mir gut.“, entgegnete Harry und legte seinen Kopf an Remus Schulter ab. Er sah, wie Dumbledore noch an der Tür stand und ihn funkelnden Augen anlächelte. Er winkte Harry kurz zu und verschwand aus dem Krankenflügel. „Du hättest nicht kommen müssen, Remus. Morgen fahren wir doch nach Hause.“
Remus sah ihn wortlos an und legte den Kopf schief. „Du hattest eine Begegnung mit einem Cerberus, hast dich mit Hermine und Anthony durch Teufelsschlingen, verzauberte Schachfiguren, ein Meer aus Schlüsseln und durch ein Zaubertrankrätsel geschlagen und bist Lord Voldemort begegnet, der es auf dich abgesehen hat.“, begann Remus zu sprechen und Harry wollte gerade den Mund öffnen, als er von Remus unterbrochen wurde. „Frag nicht, Anthony und Hermine haben mich bereits eingeweiht. Trotz alledem, dass ich dir verboten habe, dich mit wilden Kreaturen herumzuschlagen, hast du dieses… unverantwortliche Abenteuer angetreten und es mit mehr Glück als Verstand überstanden, lagst beinahe drei Tage im Tiefschlaf im Krankenflügel und sagst jetzt, ich hätte nicht kommen müssen?“
Zum Ende hin wurde der Ton des Werwolfs etwas schärfer und er sah Harry eindringlich an. Er blickte in Remus grüne Augen und schluckte. Er wollte nichts Falsches sagen, doch er wollte auch nicht, dass Remus sich unnötig Sorgen oder Umstände machte wegen ihm.
„Ich… ich wollte nicht, dass du dich sorgst.“
„Das wird immer passieren, wenn man jemandem wichtig ist, Harry. Egal wie viel Vertrauen man in die Fähigkeiten eines Menschen hat, wenn man jemanden mag, dann liegt es in der Natur der Dinge, sich bis zu einem gewissen Punkt Sorgen zu machen.“
Harry sah Remus an und nickte. Er legte seinen Kopf wieder an seine Schulter und atmete tief durch.
„Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.“
„Wir lassen das Ganze jetzt erstmal sacken und dann können wir es noch einmal in Ruhe besprechen. Morgen werde ich dich am Bahnhof in London abholen und dann überlegen wir uns, was wir in der Zeit alles erleben können, ja?“
„Ich freu mich schon.“, murmelte Harry und hielt sich die Hand an den grummelnden Bauch. Remus lachte und richtete sich auf. Er reichte Harry die Schulroben, die über einem der Stühle neben seinem Bett hingen. „Ich schlage vor, dass du dich erstmal duschst und dann in die Große Halle zum Mittagessen gehst. Du müffelst.“
„Okay, Remus.“
„Ich glaube, dass ich dich nicht zum Gemeinschaftsraum begleiten muss. Da steht schon jemand für dich an der Tür.“, meinte Remus und deutete zur Tür, wo Anthony und Hermine mit strahlenden Gesichtern standen.
„Wir sehen uns morgen am Bahnhof, Großer.“, sagte Remus, drückte Harry noch einmal fest und verließ den Krankenflügel.
„Bis morgen!“, meinte Harry und winkte dem Werwolf zum Abschied.
„Harry!“, riefen Hermine und Anthony, als sie in den Krankenflügel rannten, was einen strengen Blick von Madame Pomfrey zur Folge hatte.
„Hey.“, meinte Harry und lächelte. „Geht’s euch gut?“
„Klaro. Und dir?“, meinte Anthony. „Wir haben uns Sorgen gemacht.“
„Alles bestens.“, erwiderte Hermine und setzte sich auf die Bettkante von Harrys Bett.
„Mir geht’s auch gut, danke. Remus hat mir gesagt, dass ihr ihm alles erzählt habt.“, schmunzelte Harry.
„Wir mussten, Harry – wir hatten gar keine andere Wahl. Dein Pate ist ja ganz cool und nett, aber er kann auch echt… überzeugend sein, wenn er genaue Informationen will. Ich meine, Dumbledore hätte ihm wohl so oder so alles erzählt, aber er hat uns zuerst entdeckt, als er McGonagall gefragt hat, wo wir sind.“, meinte Anthony und verzog das Gesicht. Hermine schmunzelte und schüttelte augenrollend den Kopf.
„Mit was hat er euch überzeugt?“, fragte Harry stirnrunzelnd.
„Schokolade.“
Es war das Abschiedsfestmahl zum Schuljahresende und alle Schüler saßen versammelt in der Großen Halle an ihren Haustischen. Die Halle war Grün und Silber geschmückt, die Fahnen der Slytherins hingen von der Decke und die Schlangen saßen heiter und zufrieden an ihrem Haustisch. Dumbledore hielt seine Abschlussrede zum vergangenen Schuljahr und blickte in die Schüler vor ihm.
„Bevor wir das Festmahl beginnen, wird der diesjährige Hauspokal vergeben. Wie Sie alle sehen, sind die Punkte gezählt und der Gewinner steht fest.“, begann er und einige Pfiffe kamen aus den Reihen der Slytherins. „Auf Platz Vier: Hufflepuff mit dreihundertvierundfünfzig Punkten. Platz Drei: Ravenclaw mit dreihundertzweiundsiebzig Punkten. Platz zwei: Gryffindor mit vierhundertachtzehn Punkten. Und auf Platz 1: Slytherin mit vierhundertzweiundsiebzig Punkten. Das bedeutet, der Hauspokal geht dieses Jahr an Slytherin.“ Der Tisch der Schlangen brach in lauten Beifall und Jubel rufe aus, wurde jedoch durch eine erhobene Hand von Dumbledore in Stillschweigen versetzt. „Glückwunsch, Slytherin. Hervorragende Leistung! Allerdings – in Anbetracht jüngster Ereignisse, gilt es besondere Leistungen noch zu würdigen, weshalb ich noch einige weitere Punkte zu vergeben habe.“, fuhr Dumbledore fort und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen.
Harry blickte stirnrunzelnd durch die Halle, die meisten seiner Mitschüler blickten fragend zu Dumbledore hoch und als er über den Lehrertisch hinweg blickte, sah er ebenso viele Fragezeichen in den Gesichtern der Professoren – und ein besonderer Lehrer blickte höchst unamüsiert drein.
„An Miss Hermine Granger und ihren Einsatz von grandiosem Kalkül und Intellekt, um denen zu helfen, die in großer Gefahr schwebten, vergebe ich fünfzig Punkte.“ Der Tisch der Löwen brach in lautes Klatschen aus.
„Für Mr. Anthony Goldstein und der wohl gewagtesten Schachpartie, die Hogwarts seit Langem je gesehen hat – fünfzig Punkte.“ Der Ravenclawtisch brach ebenfalls in Beifall aus. Harry blickte strahlend zu Anthony, der ein wenig rot um die Nase wurde.
„An Mr. Harry Potter – “, begann Dumbledore und Harry schreckte hoch. Die Halle wurde leise. „vergebe ich für seine Liebe und seinen außerordentlichen Mut… sechzig Punkte."
Der Tisch der Ravenclaws brach in Beifall aus. „Das bedeutet, dass wir gewonnen haben.“, meinte Anthony begeistert zu Harry und die Adler brachen in tosende Jubelschreie aus.
„Es gibt noch ein paar allerletzte Punkte zu vergeben. Es mag uns vielleicht mutig erscheinen, wenn wir uns unseren Feinden in den Weg stellen, viel größeren Mut jedoch erfordert es, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen – daher vergebe ich noch einmal zehn Punkte… an Mr. Neville Longbottom.“
Auf eine kurze Stille hin brach der Tisch der Löwen und eine Reihe von Ravenclaws und Hufflepuffs in lauten Beifall aus. Harry und Anthony strahlten zu Neville herüber, der ungläubig zu Dumbledore hochblickte, welcher ihm stolz zunickte.
„Unglaublich.“, meinte Harry zu Anthony und schüttelte den Kopf.
„Absolut. Slytherin wurde auf den dritten Platz verjagt. Die sehen nicht wirklich begeistert aus.“, entgegnete er und Harry lächelte leicht. „Wenn mich meine Berechnungen nicht täuschen, dann wäre ein Umdekorieren angebracht.“, schmunzelte Dumbledore und klatschte in die Hände. Ein leichter Wind wehte durch die Halle und änderte die Farben und Fahnen der Slytherins in die der Gryffindors. „Herzlichen Glückwunsch, Gryffindor.“
Das Festmahl endete und die Schüler zogen sich alle zurück in ihre Gemeinschaftsräume. Harry sah mit großen Augen durch den Gemeinschaftsraum, wo sich die älteren Schüler in kleinen Gruppen zusammengefunden hatten und vereinzelte Tränen flossen, weil es für manche nun das letzte Jahr in Hogwarts gewesen war. Harry und Anthony saßen eine Weile auf dem Sofa bei Harrys Quidditchkameraden. Harry unterhielt sich noch eine Weile mit Robert und Thomas, während Markus und Anthony ein paar Partien Schach gegen Sarah und Helena, die ebenfalls begeisterte Schachspielerinnen waren.
Als der Abend in die Nacht überging, schickten die Vertrauensschüler die Jüngeren in ihre Schlafsäle hoch und Harry machte sich mit Anthony fürs Bett fertig. Gemeinsam saßen sie auf einer Decke an einem der bodentiefen Fenster und blickten über die dunkle Landschaft hinaus.
„Ich werde es vermissen.“, meinte Anthony leise und seufzte.
„Ja... Obwohl ich jetzt auch ein richtiges Zuhause habe, ist Hogwarts trotzdem wie ein Zuhause für mich geworden.“
„Geht mir auch so. Ich will nicht nach Hause.“, flüsterte Anthony und seufzte. Er legte seinen Kopf auf die angewinkelten Knie und sah zu Harry. „Mit dir ist es einfacher.“
„Wegen dem Streit?“, fragte Harry und Anthony nickte.
„Vielleicht kannst du mich ja ein paar Tage besuchen.“, meinte Harry und zuckte mit den Schultern. „Eventuell kann Remus deine Eltern umstimmen.“
„Mal schauen. Sie sind eigentlich schon ziemlich streng, was das angeht – oder sagen wir, meine Mutter…führt ein strenges Regiment.“
„Mhm. Hast du eigentlich jemals das Buch von Weihnachten gelesen?“
„Welches Buch?“, fragte Anthony schmunzelnd.
„Das Buch für fleißige Schüler?“
„Diese zweihundertachtzehn Seiten haben mir gute Dienste erwiesen.“
„Wie?“
„Ich habe zweihundertachtzehn Mal ‚Incendio‘ geübt.“, lachte Anthony und kratzte sich an der Nase. Harry begann ebenfalls zu lachen und deutete mit einem Fragezeichen im Gesicht auf den Ofen. Anthony nickte und räusperte sich. „Der Buchdeckel war das zweihundertneunzehnte Mal.“
„Oh, Anthony.“, schmunzelte Harry und lehnte den Kopf an die Scheibe. „Ich kann dich gut nachvollziehen.“
Anthony sah aus dem Fenster heraus und räusperte sich nach einer Weile. „Die Muggel, oder?“, fragte er leise. Harry sah ihn an und nickte leicht. „Du redest nie von ihnen.“
„Sie mochten mich nicht.“
„Weil du ein Zauberer bist?“
Harry nickte und fummelte am Saum seines T-Shirts herum. „Ja.“
„Aber immerhin hast du jetzt Remus.“
„Ich freue mich wirklich auf ihn.“
„Du hättest sein Gesicht sehen müssen, als wir ihm erzählt haben, was passiert war. Er ist fuchsteufelswild zu Dumbledores Büro gestürmt. Der sah richtig gefährlich aus, ich hätte schwören können, dass er geknurrt hat.“, meinte Anthony und lachte.
Harry verzog ein wenig das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Wie du schon sagtest… er kann sehr überzeugend sein. Gehen wir schlafen?“, fragte Harry, in der Hoffnung das Thema wechseln zu können. „Ich bin müde.“
„Ja, ich bin auch müde.“
Die gesamte Schülerschaft war bereits dabei, in den Hogwarts Express einzusteigen, als Harry hörte, wie er von weiter weg gerufen wurde. „Haltet mir einen Platz frei, ja?“, meinte er zu Anthony und Hermine, die nickend im Zug verschwanden. Harry drehte sich um und sah Hagrid auf ihn zukommen.
„Hey Hagrid.“, begrüßte Harry ihn und sah zu ihm hoch.
„Harry, ‘s is alles gut bei dir, ja?“, fragte er den Schwarzhaarigen, woraufhin dieser nickte und Hagrid fragend ansah.
„Was passiert mit Fluffy?“
„Ich wollte ihn im Verbotenen Wald aussetzen, aber Dumbledore meinte, ‘s wäre besser, wenn er in seine Heimat in Griechenland zurückkehr‘n kann.“, antwortete Hagrid. „Ich… ich hab noch was für dich.“, fuhr er nach ein paar Momenten fort und drückte Harry ein Buch in die Hand. Als Harry es öffnete, sah er Bilder von seinen Eltern, manche mit und manche ohne ihn, schön eingeklebt und beschriftet. Seine Augen wurden groß und mit jedem Bild, welches er umblätterte, schlug sein Herz schneller.
„Danke, Hagrid.“, sagte Harry erfreut und umarmte ihn – oder zumindest einen Teil seines Beines. Hagrid nahm den Jungen ebenfalls in den Arm und drückte ihn so sanft wie es ihm möglich war.
„Bitte. Ich hab alle Bilder zusammengesucht, die ich bekommen konnte. ‘s… gab nich‘ mehr so viele, weißt du? Musste n paar Eulen losschicken, paar alte Kontakte rauskramen… Auf jeden Fall, ich wünsch‘ dir schöne Ferien und wir sehen uns ja dann bald wieder.“, sprach Hagrid und klopfte Harry auf die Schultern, was ihn ein paar Schritte zur Seite stolpern ließ.“
„Vielen lieben Dank, Hagrid. Ich werd‘ drauf aufpassen. Wir sehen uns, Hagrid!“, meinte Harry und rannte zum Zug, der einen letzten Pfiff ausstieß, um alle zum Einsteigen zu bringen. Im Zug angekommen suchte er das Abteil, in dem seine Freunde saßen und stieß unweigerlich auf Malfoy, gefolgt von Crabbe und Goyle, die ihn spöttisch ansahen.
„Na, Narbengesicht? Hast du bei dem Riesentrottel noch ein paar Hauspunkte mit deiner Liebe ergattert?“, höhnte Malfoy und Harry sah ihn nüchtern an.
„Tut weh, vom ersten Platz runtergestoßen zu werden, oder?“, entgegnete Harry trocken und wollte weiterlaufen. „Und dann auch noch direkt auf den dritten Platz.“
„Nur mal nicht so frech, Halbmensch.“, zischte der Blonde und griff nach Harrys Schulter. „Du denkst wohl, du hast eine Sonderbehandlung verdient.“ Harry wirbelte herum und merkte, wie sich der Bowtruckle in seiner Hemdtasche regte.
„Halt die Klappe, Malfoy.“, entgegnete Harry und stieß die Hand von seiner Schulter.
„Ih… Crabbe, Goyle, ich muss mich schleunigst waschen, das wilde Halbblut hat mich angefasst. Nicht, dass es noch ansteckend ist und mir auch so lächerliche Ohren wachsen.“, spottete Malfoy und Harry schüttelte nur den Kopf.
„Du bist erbärmlich.“, sprach er und lief weiter. Er hörte, wie sie ihm hinterherliefen und mit gezücktem Zauberstab wirbelte er herum. „Haut ab.“, mahnte er die drei und sah sie kühl an. Malfoy deutete mit einer Kopfbewegung Goyle an, auf Harry zuzugehen, woraufhin dieser zwei Schritte zurückmachte und seinen Zauberstab auf Goyle richtete.
„Ich warne euch.“
„Potty, hat dir deine Mutter keinen Anstand beigebracht?“, lachte Malfoy und zog ebenfalls seinen Zauberstab. „Schnapp ihn dir, Goyle.“
Noch bevor Goyle nach Harry greifen konnte, hatte dieser einen Schritt nach vorne gemacht und seinen Zauberstab mit einem deutlichen „Flipendo!“ auf Goyle gerichtet, der mit einem kräftigen Ruck nach hinten gestoßen wurde und dadurch Crabbe und Malfoy mit zu Boden riss. Harry zog seine Augenbraue hoch, schüttelte den Kopf und lief den Zug entlang, bis er das Abteil seiner Freunde gefunden hatte.
„Alles in Ordnung?“, fragte Hermine skeptisch.
„Alles in Ordnung.“, antwortete Harry und setzte sich hin. „Malfoy hat wieder gestänkert und Goyle auf mich gejagt.“
„Und was hast du gemacht?“, fragte Anthony.
„Deinen Zauberspruch getestet.“
„Und?“
„Es war… umwerfend.“, antwortete Harry bemüht trocken und lehnte sich zurück. Hermine schüttelte schmunzelnd den Kopf und klappte eines ihrer Bücher auf.
„Ein würdiger Abschied, würde ich mal behaupten.“, meinte Anthony und streckte sich zufrieden.
Die restliche Fahrt nach London erwies sich als weitestgehend ereignislos. Harry und Anthony spielten noch ein wenig Karten, Hermine las ruhig in ihrem Buch weiter und zwischendurch schauten die ein oder anderen vertrauten Köpfe ins Abteil hinein, um sich noch kurz zu verabschieden, falls sie sich am Bahnhof nicht mehr sehen würde. Als Neville kurz in das Abteil hinein kam, entstand für einen kurzen Moment eine unangenehme Stille, bis er die drei anlächelte und ihnen versicherte, dass er ihnen nicht böse war – er verstand nur nicht ganz, was alles passiert war. Daraufhin erzählten sie Neville ausführlich, was alles passiert war, als dieser sie schlussendlich nur mit offenem Mund und großen Augen ansah.
„Ihr habt… Harry, du hast… gegen Du-Weißt-Schon-Wen…gekämpft? Schon wieder?“, fragte er mit einem ehrfürchtigen Unterton.
„Naja, nicht so ganz. Es war eher ein verzweifelter Versuch, Quirrel davon abzuhalten, dass er mich erwürgt.“, entgegnete Harry und rümpfte die Nase. „Aber ja,… das war unser Schuljahr.“
„Abgefahren.“, brachte Neville lediglich hervor und sah die drei mit einem anerkennenden Blick an. „Vielleicht… wenn ihr möchtet… können wir uns in den Ferien ja…“
„Gerne, Neville.“, meinte Harry, woraufhin Anthony und Hermine ebenfalls begeistert zustimmten. „Und wenn etwas dazwischen kommt, dann schreiben wir uns einfach.“
Der Hogwarts Express rollte langsam in den Bahnhof Kings Cross ein, Familien und Angehörige standen in großen Trauben am Gleis 9 ¾ und warteten mit größtenteils erfreuten Gesichtern auf ihre Kinder. Langsam stiegen die Schüler aus dem Hogwartsexpress aus und Harry verabschiedete sich ein bisschen traurig von Anthony, der ihm einen Blick zuwarf, der zwischen Traurigkeit und Hoffnung schwankte, lächelte ihm leicht entgegen und winkte ein letztes Mal, als er mit seinen Eltern in der Menge verschwand. Er verabschiedete sich noch von Hermine und Neville, der von seiner streng wirkenden Oma abgeholt wurde, und sah sich nach Remus um. Nach wenigen Augenblicken entdeckte er den Werwolf, wie er Harrys Koffer und Eulenkäfig vom Zugbegleiter in Empfang nahm und lief zu ihm. Als er ihn antippte, empfing dieser ihn mit einer freundlichen Umarmung und wuschelte ihm leicht durch die Haare.
„Hey.“, meinte Harry fröhlich und blickte zum Werwolf hoch.
„Hallo Harry. Gute Fahrt gehabt?“, entgegnete dieser lächelnd und Harry nickte. Remus deutete in die Richtung hinter Harry und schmunzelte. Er drehte sich um und sah Hermine mit ihren Eltern auf sie zukommen. Diese waren noch einmal umgekehrt, um Harry und Remus zu begrüßen und sich noch kurz vorzustellen – elterliches Interesse hatten es die beiden lachend genannt und Remus unterhielt sich noch ein paar Minuten mit ihnen. Als sie gerade gehen wollten, hörten sie hinter sich ein lautes „Remus!“, woraufhin sich die beiden umdrehten und eine Horde Rothaariger auf sich zukommen sahen.
„Arthur.“, entgegnete Remus lächelnd und schüttelte dem Mann die Hand. „Molly.“, fügte er danach hinzu und schüttelte danach der etwas rundlichen rothaarigen Frau ebenfalls die Hand, die ihn jedoch in eine herzliche Umarmung zog. „Harry, das sind Arthur und Molly Weasley.“, meinte er dann zu Harry, woraufhin dieser Arthur die Hand schüttelte und, zu seiner Überraschung, von Molly Weasley ebenfalls in eine herzliche Umarmung gezogen wurde.
„Mein lieber Harry.“, meinte Molly lachend und strahlte den Jungen an. „Fred und George haben so viel erzählt. Es freut mich wirklich, dass ihr euch alle so gut versteht.“, sprach sie begeistert und Harry konnte hinter ihr sehen, wie Ron, der ein paar Meter auf Abstand war, das Gesicht verzog und die Augen rollte. Neben ihm stand ein rothaariges Mädchen, das offensichtlich die Schwester der Jungs war, welche ihn lediglich mit großen Augen ansah und rot um die Nase wurde.
„Diese peinlich berührte junge Dame – “, begann Fred zu sprechen.
„ – ist unsere Schwester Ginny.“, führte George fort und klopfte ihr auf die Schulter. „Und sie ist ein großer Fan vom sagenumwobenen Harry Potter.“
„Hey! Hört auf!“, meinte sie und funkelte ihren Bruder böse an. Dieser täuschte einen kleinen Schwächeanfall vor und begann zu lachen.
„Leider wahr.“, sagte Fred und zuckte mit den Schultern.
„Oh, hört auf!“, schalt Molly ihre Kinder und schob sie zur Seite. „Remus, Harry. Fred und George hatten die Idee, euch in den Ferien einzuladen. Ich finde das eine großartige Idee, es wird ein großes Essen geben und einen entspannten Nachmittag und Kaffee und Kuchen.“
„Wir nehmen die Einladung gerne an, Molly.“, meinte Remus lächelnd und Harry nickte schmunzelnd. Er hatte auch das Gefühl, dass Widerrede bei dieser Frau zwecklos wäre. „Gerne.“, fügte Harry hinzu und nickte.
„Wunderbar! Wir klären alles Weitere per Post. Bis bald, ihr Lieben!“, sprach sie und klatschte begeistert in die Hände.
„Tschau, Harry!“, riefen die Zwillinge im Chor, Ginny winkte schüchtern und Ron nickte halbherzig.
„Tschüss!“, entgegnete Harryund winkte. Als die Weasleys gegangen waren, blickte Harry zu Remus hoch und legte den Kopf schief.
„Du hättest so oder so nicht ablehnen können, oder?“, fragte er schmunzelnd.
„Niemals. Dann kannst du auch gleich mit einem Drachen kuscheln, wenn du eine Einladung von Molly Weasley ablehnst. Aber die Weasleys sind eine sehr herzliche Familie, Harry. Sie haben das Herz am rechten Fleck.“
„Ron war nicht so begeistert.“, lachte Harry und nahm Hedwigs Käfig in die Hand.
„Da gibt es weitaus Schlimmeres.“, entgegnete Remus schmunzelnd und nahm Harrys Koffer. „Wollen wir?“, fragte er und hielt seinen Arm zu Harry hin, der sich bei Remus einhakte und mit einem kleinen ‚Plopp‘ verschwunden war.
Als sie vor ihrer Haustür ankamen, hörte er Hedwig aufgeregt fiepen, die die beiden mehr als unbegeistert anstarrte.
„Apparieren ist wohl nicht so ihr Ding.“, stellte Harry murmelnd fest und ließ sie aus dem Käfig heraus, woraufhin sie nach einem weiteren empörten Blick in den Kirschbaum flog. Remus stimmte ihm lachend zu und Harry sah mit einem Blick nach links, dass die Eberesche, die sie von den Lovegoods geschenkt bekommen hatte, im vergangenen Jahr schon wirklich viel gewachsen war. Harry setzte Edd auf einem der Äste ab und lief mit Remus ins Haus.
Zuhause, dachte sich Harry und lächelte. Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit und zum ersten Mal hatte er wirklich das Gefühl, dass der Gedanke, zuhause zu sein, etwas Schönes war.
Um sowohl den nach wie vor genervten Blicken ihrer Mitschüler aus dem Weg zu gehen, denn viele hatten noch immer einen Groll gegen die beiden Jungs wegen des Punkteverlustes, als auch aus dem einfachen Grund, in Ruhe lernen zu können, zogen sich Harry und Anthony, meist in Begleitung von Hermine, an eine abgelegene Stelle beim Großen See, wo sie ungestört lernen konnten. Hin und wieder gesellte sich Neville zu ihnen, da er vor allem in Zaubertränke große Probleme hatte – das Problem waren allerdings weniger die Abläufe der Zaubertrankbrauerei selbst, sondern seine enorme Angst vor Professor Snape. Neville hatte in einem leisen Nebensatz erwähnt, dass er im gesamten Schuljahr mindestens vier Kessel zum Schmelzen und zwei zum Überlaufen gebracht hatte, sehr zum Vergnügen seiner Mitschüler und zum Missmut des Professors, der ihm im gefühlten Viertelstundentakt die eigene Unfähigkeit vorhielt und Gryffindor einige Hauspunkte dafür abgezogen hatte. Aus diesem Grund hatten es sich Hermine und Harry zur Aufgabe gemacht, Neville möglichst intensiv auf Zaubertränke vorzubereiten, da sie wussten, dass Neville mit dem schriftlichen Teil zurecht kommen würde, da viele der Pflanzen aus Kräuterkunde auch in den Zaubertränken Anwendung fanden und diese ihm im Gesamten durchaus bekannt waren. Somit mussten sie es lediglich schaffen, dass Neville die vier Zaubertränke, die sie gelernt hatten, auswendig brauen konnte, ohne den Kessel zum Schmelzen zu bringen.
Häufig kam es vor, dass Anthony und Harry sich nur kopfschüttelnd ansahen, wenn sie mitbekamen, wie intensiv Hermine ihr Lernpensum vorantrieb, nur um auf absolut Nummer sicher zu gehen – sie könnte ja schließlich etwas vergessen. Oder es könnte etwas gefragt werden, was nicht im Unterricht behandelt wurde. Egal wie sehr Harry und Anthony ihr versicherten, dass nur das abgefragt würde, was behandelt wurde, Hermine wich nicht von ihrem Kurs ab. Nicht selten murmelte Anthony ein „Die spinnt doch“ vor sich hin, gefolgt von einem lauten „Ughhh.“, wenn sie einen Zauber zum hundertsten Male wiederholte, obwohl sie ihn schon beherrschte.
Harry und Anthony waren derweil alle Zaubersprüche aus Zauberkunst theoretisch und praktisch durchgegangen, Harry war absolut zufrieden, er beherrschte die Zauber im Schlaf und blickte zu seinem Tannenzapfen hoch, der sanft in der Luft schwebte.
„Incendio.“, sprach er und ließ ihn in Flammen aufgehen. Als lediglich die Reste des Tannenzapfens herunterfielen und still vor sich hinqualmten, lächelte er zufrieden und lehnte sich zurück.
„Nicht schlecht.“, kam es anerkennend von Anthony, der einen Stein ein wenig wackelig über dem See schweben ließ, nur um ihn dann lautstark ins Wasser fallen zu lassen. „Verwandlung macht trotzdem mehr Spaß.“ Harry schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und schloss die Augen.
„Dein Stein hat ziemlich gewackelt.“, meinte Hermine beiläufig und verschränkte die Arme mit einem Schmunzeln.
„Dein Hirn wackelt.“, entgegnete Anthony und warf ein Büschel Gras nach ihr.
In der darauffolgenden Woche war es schließlich soweit und die Prüfungen der Erstklässler mussten abgelegt werden. Am ersten Tag standen morgens alle Ravenclaws und Slytherins in den Kerkern im Klassenzimmer für Zaubertränke und Snape schlich unangenehm zwischen ihnen allen umher, während sie über ihren brodelnden Kesseln standen, stets darauf bedacht das Gefühl von Snapes Blicken in ihren Nacken zu ignorieren und sich dabei, welch ironischer Komiker Snape doch war, von ihnen zu fordern, wie man einen Vergesslichkeitstrank aus dem Gedächtnis heraus braute. Harry gab etwa eine Viertelstunde vor Abgabeschluss seine beschriftete Phiole mit dem fertigen Trank ab – er hatte möglicherweise zwei, drei Schritte und eine weitere Zutat mit einem der Rezepte seines Großvaters ergänzt, und gab den tieforangenen Trank seinem Dozent in die Hand, der ihn lediglich kalt anstarrte, den Trank begutachtete und schnaubte. Er deutete Harry mit einem Nicken an, dass er gehen konnte und lief weiter durch die Reihen. Beim Zusammenpacken konnte er sehen, dass Theodores Trank ebenfalls die richtige Farbe und Konsistenz angenommen hatte und atmete erleichtert auf, als er sah, dass Anthonys Trank lediglich ein Stück zu sehr einen Gelbton angenommen hatte, was ihm dennoch eine gute Note einbringen würde. Beim Herausgehen konnte er ebenfalls erkennen, dass Malfoys Trank einwandfrei war und die Tränke seiner zwei Lakaien eine unangenehme rote Farbe angenommen hatten und kurz davor waren überzukochen. Er verließ das Klassenzimmer und wartete an der großen Treppe, die zu den Kerkern herunterführte, auf Anthony.
Er war froh gewesen, dass die Prüfung in Zaubertränke doch nur eine Praktische gewesen war – die Aufregung vor der Prüfung selbst und die Tatsache, dass Snape alles in ihm herauskitzelte, was ihn an Vernon, Dudley und seine fiesen Freunde erinnerte und ihm nach wie vor immer wieder einen Kloß im Hals und einen Knoten im Magen bereitete, all das würde keine gute Kombination geben, wenn er von Snape mündlich abgefragt worden wäre. Auch wenn er es nach mehreren Monaten hinbekommen hatte, ohne zu stottern oder zu zögern dem Zaubertrankmeister zu antworten, seine Hände ballte er dennoch schwitzig unter dem Tisch zusammen, wenn er wieder versuchte ihn bloßzustellen.
Nach ein paar Minuten sah er von weitem, wie Theodore mit einem entspannten, fast schon erleichterten, Gesichtsausdruck die Treppen hochlief. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte Harry ihm freundlich zu, woraufhin der Slytherin das Lächeln erwiderte und ihm im Vorbeigehen leicht winkte, weiterlief und um die Ecke zur Großen Halle verschwand.
Am darauffolgenden Nachmittag fand die Zauberkunstprüfung statt, wo sie nacheinander von Professor Flitwick ins Klassenzimmer gerufen wurden und eine Ananas auf seinem Schreibtisch Stepptanzen lassen mussten. Harry freute sich über das anerkennende Nicken und das kleine Lob seines Hauslehrers und lief zu Anthony und Hermine, die vor dem Klassenzimmer auf ihn warteten.
„Und?“, fragte Anthony.
„Hat einwandfrei geklappt.“, meinte Harry und Hermine sah ihn zufrieden an.
„Ich finde es ja trotzdem blöd, dass es einen Punkteabzug gibt, wenn die Ananas einen Walzer und keinen Stepptanz hinlegt.“, meckerte Anthony und Harry lachte. „Beim nächsten Mal, Anthony.“
„Beim nächsten Mal wird es kein nächstes Mal mehr geben, mein Freund! Den Zauber braucht kein Mensch. Eine Ananas in Tanzschuhe verwandeln, das wäre viel sinnvoller!“, entgegnete er und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.
„Und schwieriger.“, fügte Hermine hinzu.
„Aber spannender. Punkt, aus, Ende.“, meckerte Anthony mit zuckenden Mundwinkeln weiter und lief mit erhobenem Kopf dramatisch den Korridor entlang.
„Er liebt das Drama, oder?“, fragte Hermine und sah aus dem Augenwinkel zu Harry, als sie Anthony hinterherliefen.
„Absolut.“, antwortete Harry und drehte sich mit Hermine noch einmal um, als sie lautes Lachen hörten. Sie sahen wie Seamus mit zerzausten Haaren und mit zermatschter Ananas im Gesicht und auf den Klamotten aus dem Klassenzimmer heraustrat und dezent geschockt aussah. „Er jagt auch wirklich alles in die Luft.“, murmelte Harry und Hermine schüttelte grinsend den Kopf.
Die zwei weiteren Prüfungstage verliefen ebenfalls weitestgehend ereignislos – in Verwandlung mussten sie alle eine Maus in eine kleine Teedose verwandeln. Je schöner das Muster, desto mehr Punkte gab es, wenn die Dose noch Schnurrhaare hatte, dann gab es Punkteabzug. Hermine und Anthony konnten eine einwandfreie Verwandlung vorweisen, erreichten eine volle Punktzahl für ein ausgefallenes Muster und kamen zufrieden aus dem Klassenzimmer heraus, wohingegen Harry die Maus ebenfalls vollständig verwandeln konnte, allerdings war das Muster der silbernen Dose optisch doch sehr ähnlich dem Mausefell – Harry hatte es als moderne Kunst und „gebürstetes Silber“, wie er es einmal bei Petunia gehört hatte, deklariert, aber McGonagall sah ihn nur über die Ränder ihrer Brille hinweg mit einem Schmunzeln an. Harry zuckte mit den Schultern und grinste verlegen. Immerhin keine Schnurrhaare – ein kreatives Fellmuster war ja immerhin auch nicht ganz unansehnlich.
Die Prüfungen waren beinahe alle vorbei, als der Freitagmorgen kam und die letzte Prüfung anstand – Geschichte der Zauberei. Eine einstündige schriftliche Abfrage über einen der Zauberer, der selbstrührende Kessel entwickelt hatte, und zwei Bonusfragen über Ulrich den Spinner. Als Harry abgegeben hatte, wartete er vor dem Klassenraum auf Anthony und als dieser zur Tür herauskam, machten sie sich auf den Weg zum Mittagessen.
„Harry.“
„Hm?“
„Wir haben’s geschafft.“
„Das stimmt.“, stellte Harry zustimmend fest.
Nach dem Essen fingen sie Hermine ab, um mit ihnen an den Großen See zu gehen, um ein wenig zu entspannen. Anthony war noch einmal zum Gemeinschaftsraum gelaufen, um seine Katze zu holen und lief wieder zurück zum Großen Portal. Sie liefen an die abgelegene Stelle, wo sie immer gelernt hatten und als sie ihre Decke auf dem Gras ausgebreitet hatten legten sie sich entspannt hin. Harry lehnte sich an einen der Felsen und drehte seinen Zauberstab zwischen den Fingern umher. Hermine klappte ein Buch auf und Anthony lag auf dem Rücken mit Iduna auf dem Bauch, die zufrieden schnurrte. Harry hatte Edd aus seiner Umhangtasche in das kleine Gebüsch neben ihnen gesetzt und schloss entspannt die Augen.
Seit dem Gespräch auf der Treppe nach der Begegnung mit Voldemort, am Abend des Nachsitzens, hatte das Trio nicht mehr über den Vorfall im Verbotenen Wald gesprochen. Auf der einen Seite war Harry froh, nicht darüber reden zu müssen, auf der anderen Seite beschäftigte es ihn ungemein. Offensichtlich war es ihm als Baby wohl doch nicht gelungen, den Dunklen Lord zu Fall zu bringen, wenn er irgendwo da draußen im Dunkeln umhergeisterte, wehrlose Einhörner umbrachte und sich irgendwie versuchte am Leben zu halten. Aber was war das Richtige, was sie tun konnten? Wussten Nicolas Flamel und Dumbledore mehr, als sie der Zauberergesellschaft zutrauen konnten oder wollten? Haben sie präventiv den Stein der Weisen im Schloss versteckt, weil sie wussten, dass etwas kommt, aber nicht wann? Wenn die Zentauren in den Sternen lesen konnten, dass Unheil nahte, dann waren doch so mächtige Zauberer wie Dumbledore in der Lage, zu erkennen, was vor sich geht. Oder?
Harry seufzte leise. Seine Gedanken begannen sich wieder zu überschlagen, obwohl er die letzten Monate stolz auf sich gewesen war, sich soweit abzulenken oder selbst zur Ruhe zu bringen, dass er nicht mehr in den Gedankenschleifen hängen blieb. Es war ein großes Gewicht auf seinen Schultern, dass die Erkenntnis, dass Voldemort irgendwo da draußen war, verursachte. Der Mörder seiner Eltern. Der Mann, der aus einem für ihn unerfindlichen Grund dafür gesorgt hatte, dass er zehn Jahre seines Lebens bei Menschen leben musste, die ihn weder liebten, noch wie einen würdevollen Mensch behandelt hatten. Der Mann, der dafür gesorgt hatte, dass die ersten Jahre seines Lebens ein Alptraum waren, die ihn nicht schlafen ließen. Der Mann, der aus ihm eine Legende gemacht hatte, der er augenscheinlich weder gerecht wurde noch gerecht werden wollte. Er war doch einfach nur Harry. Nur Harry. Harry Potter, ein einfacher, vielleicht auch etwas langweiliger, Junge mit unbändigem Haar und einer Narbe auf der Stirn, um die er nicht einmal gebeten hatte. Und den Ruhm, der mit ihr einherging, schon zweimal nicht. Er wollte doch eigentlich einfach nur seine Ruhe…
Aber er konnte die Vergangenheit nicht ändern. Hermine hatte einmal zu ihm gesagt, dass es Zauberer gab, die an der Zeit gespielt hatten – grausame Dinge waren passiert. Also musste er die Dinge so akzeptieren wie sie waren. Er wusste nicht einmal genau, was er spürte, wenn er an Voldemort dachte. Angst war es nicht – Wut? Abneigung? Hass? Harry wusste nicht, wie sich Hass anfühlt – nicht einmal die Dursleys hatten es aus ihm herausgekitzelt, wie sich dieses Gefühl anfühlen musste. Enttäuschung war es, die er bei den Dursleys fühlte. Enttäuschung und Traurigkeit, nicht wie Dudley von seinen Eltern in den Arm genommen zu werden, kleine Küsschen auf die Wange zu bekommen oder das freudige Strahlen in ihren Gesichtern, wenn er den Raum betrat.
Aber er hatte etwas viel Schöneres bekommen, als er es sich vorstellen konnte. Remus war für ihn da, er konnte in einem schönen kleinen Häuschen wohnen, hatte endlose Natur um sich herum und konnte Magie lernen. Er hatte Freunde gefunden und lebte in einem so bezaubernden und wunderschönen Schloss, wie manches Muggelkind es sich in den kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Dafür war er wirklich dankbar und jeder Tag, auch wenn es mal kein guter Tag war, war etwas Besonderes.
Doch die Tatsache, dass Voldemort da draußen war, auf der Suche nach dem Stein der Weisen, das belastete ihn. Er konnte verstehen, dass Voldemort nicht einfach so ins Schloss hineinspazieren konnte, es war zu gefährlich für ihn, denn offensichtlich war er schwach. So schwach, dass er Einhörner töten musste, was Harry nach wie vor zuwider war und abgrundtief anekelte, – und dann war auch noch Dumbledore im Schloss, den Voldemort offensichtlich fürchtete. Also brauchte er jemanden im Schloss, der ihm den Stein besorgte.
Und alles, was den Stein betraf, verlief so seltsam und beinahe zu zufällig. Auffallend unauffällig, hatte Luna einmal in einem ihrer Briefe geschrieben. Diese Wortwahl traf es ziemlich gut. In Gedanken ging Harry das gesamte Schuljahr noch einmal durch: Hagrid holte den Stein aus Gringotts – an diesem Tag wurde in Gringotts eingebrochen. Er kam nach Hogwarts, seine Narbe beginnt zu schmerzen und Snape scheint ihn zu hassen. Sie trafen auf den Troll, während Snape offensichtlich bei Fluffy war und verletzt wurde. Snape, der offensichtlich seinem Besen manipuliert hatte, trifft Quirrel mitten in der Nacht. „Überleg dir gut, wo deine Loyalität liegt, Quirrel. Du willst mich nicht zum Feind.“ Hagrid traf plötzlich und ganz unerwartet auf einen fremden Mann, der auch noch zufälligerweise ein Drachenei bei sich trägt und Interesse an Fluffy zeigt und Hagrid zum übermäßigen Alkoholtrinken motiviert. Im Verbotenen Wald trifft er auf Voldemort, der sich am Leben halten muss, und seine Narbe schmerzt wieder… Hagrid trifft auf einen vermummten Mann, der zufälligerweise ein Drachenei bei sich trägt und an Fluffy interessiert ist… nachdem Snape von Fluffy gebissen wurde.
„Scheiße.“, meinte Harry laut und schlug sich mit dem Kopf an die Stirn. „Wir waren echt blind.“
„Was meinst du?“, fragte Hermine und klappte ihr Buch zu. Anthony blickte zu Harry und zog eine Augenbraue hoch. „Hm?“
„Leute… Snape wurde von Fluffy gebissen, weil er nicht wusste, wie er an ihm vorbeikommt. Dann trifft Hagrid zufälligerweise einen fremden Mann im Pub, der auch noch viel zufälliger ein seltenes Drachenei mit sich herumträgt,… ein Mann, der Interesse an Fluffy zeigt? Und Hagrid erzählt ihm auch noch, dass man Fluffy mit Musik ruhig stellen kann? Im Verbotenen Wald stellt sich heraus, dass Voldemort sich mit blut am Leben hält, weil er nicht so ganz lebendig ist, und kann logischerweise nicht ins Schloss, weil Dumbledore dort ist. Also braucht er jemanden im Schloss, der den Stein für ihn besorgt. Snape will den Stein, um ihn Voldemort zu bringen!“
Hermine und Anthony sahen Harry mit großen Augen an und Hermine klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Warum sind wir nicht viel früher darauf gekommen?“
„Weil wir nicht mitgedacht haben.“, meinte Anthony und atmete tief ein. „Wir müssen jemandem Bescheid sagen.“
„Wir sollten mit Dumbledore reden.“, schlug Harry vor und Anthony schüttelte den Kopf.
„Wir wissen nicht, wo sein Büro ist, Harry.“
„McGonagall oder Flitwick? Die können uns zu ihm führen.“, fragte Hermine.
„Hm. Schauen wir, wen wir zuerst finden?“, schlug Harry vor und die anderen beiden nickten. Sie packten hastig ihre Sachen ein und liefen zum Schloss. Anthony setzte Iduna in den Korridoren ab, woraufhin diese die Treppen hinaufsprintete und sie machten sich auf den Weg zu Professor McGonagalls Büro, da dieses im ersten Stock nähergelegen war. Sie klopften vergeblich an der Bürotür, da niemand anzutreffen war und beeilten sich, um in den siebten Stock zu Professor Flitwicks Büro zu kommen. Als sie zur Tür kamen, öffnete diese sich bereits und McGonagall stand in der Tür, mit dem Rücken zu den Kindern gewandt.
„…und meinte, dass er etwa ein bis zwei Tage nicht hier sein wird, Filius.“, sprach sie zu ihrem Kollegen. „Deswegen wird die Besprechung morgen verscho…“
„Professor!“, sagte das Trio energisch.
„Ich werde nicht gerne unterbrochen.“, entgegnete sie und sah die drei fragend an. „Was ist so dringend?“
„Wir müssen zu Professor Dumbledore! Es ist wichtig.“, sagte Harry und stemmte die Hände in die Hüfte, um Luft zu holen.
„Professor Dumbledore hat heute Morgen eine Eule aus dem Ministerium erhalten, er wird heute und morgen nicht im Schloss sein.“
„Es gibt ein Problem. Ein großes Problem.“, meinte Anthony und versuchte Luft zu holen. „Kommen Sie rein, Mr. Goldstein.“, rief Flitwick und McGonagall schloss die Tür hinter sich, als alle im Büro waren.
„Was für ein Problem, Mr. Goldstein?“, fragte McGonagall.
„Der Stein der Weisen. Er ist in Gefahr, jemand versucht ihn zu stehlen!“, sprach Harry ernst. McGonagall und Flitwick sahen sich still an, zogen die Augenbrauen hoch und räusperten sich.
„Wir wissen nicht, wie Sie auf die Existenz und den Verbleib des Steins im Schloss gekommen sind, aber seien Sie gewiss, dass der Stein gut bewacht ist.“, sagte McGonagall in ebenso ernster Manier und sah kritisch zu den Dreien herunter.
„Es ist alles unter Kontrolle, Mr. Potter. Der Stein wurde ausreichend gesichert.“, fügte Flitwick beschwichtigend hinzu.
„Aber…“, begann Harry und McGonagall schüttelte den Kopf.
„Der Stein ist nichts, was Sie belasten und beschäftigen sollte. Genießen Sie die restlichen Tage hier im Schloss, bevor die Sommerferien beginnen.“, sprach sie und öffnete die Tür.
„Bitte, machen Sie keinen Unfug.“, bat Flitwick und blickte zu den Dreien.
„Okay.“, sagten sie gleichzeitig und verließen das Büro. Eine Weile liefen sie den Korridor entlang, nichtwissend, dass ein weiteres Paar Augen sie verfolgte. Als sie in den nächsten augenscheinlich leeren Korridor abbogen, sah Anthony zu Harry und Hermine.
„Wir werden Unfug machen, oder?“
„Heute Nacht.“, antwortete Harry.
„Es ist verrückt.“, meinte Hermine. „Aber wir können nicht zulassen, dass der Stein in die falschen Hände gerät.“
„Es ist aber auch ziemlich bescheiden, dass die Lehrer uns nicht glauben. Wenn wir das ganze Rätsel schon aufgedeckt haben, dann sollten wir doch ernst genommen werden, oder?“, fragte Harry genervt.
Als sie Schritte hörten, fuhren sie herum und sahen, wie Professor Snape mit wehendem Umhang durch den Gang auf sie zukam. Er blieb bei den Dreien stehen und sah sie sie stirnrunzelnd an. „Was treiben Sie sich hier im Gang herum?“, fragte er kühl und neigte seinen Kopf ein wenig.
„Wir waren bei Professor McGonagall und Flitwick, Sir.“, antwortete Hermine wahrheitsgetreu und Harry nickte. Als Harrys Blick den von Snape traf, hatte er ein seltsames Gefühl im Kopf und versuchte dem Blick auszuweichen. Er hatte wieder das Gefühl, als könnte Snape durch seinen Kopf hindurchschauen konnte und blickte zum Boden.
„Und lungern trotzdem einfach so hier herum? Man könnte meinen… Ihr heckt doch nicht etwa etwas aus, oder?“, fragte er langsam und betont.
„Nein, Sir.“, antwortete Anthony und Snape runzelte die Stirn, als er Anthony ansah.
„Dann sehen Sie zu, dass Sie nicht weiter hier herumlungern.“, meinte der Hauslehrer der Schlangen schroff und lief mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck weiter. Als er um die Ecke bog drehte Harry sich wieder zu Anthony und Hermine und schluckte.
„Okay, wir müssen heute Nacht da rein. Snape könnte uns schon zu viele Schritte voraus sein.“, flüsterte Harry.
„Wir treffen uns eine Stunde nach der Sperrstunde an der Tür im dritten Stock, okay?“, schlug Anthony leise vor und die anderen zwei nickten. Sie machten sich auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume, um sich noch ein wenig auszuruhen und die Zeit mit ein wenig Packen zu vertreiben, denn es waren nur noch wenige Tage bis zum Schuljahresende – da konnten diverse Pergamente, Mitschriften und kaputte Federn entspannt aussortiert werden. Anthony hatte sich in sein Bett gelegt, um ein wenig zu lesen, während Harry seinen Schrank und Schreibtischschubladen durchsah.
Harry begann all seine Bücher wieder fein säuberlich zu sortieren, ging die Bücher Titel für Titel durch, da er keines seiner Familienbücher irgendwo vergessen wollte, und runzelte die Stirn.
„Da fehlt mein Verteidigungsbuch.“, murmelte er vor sich hin.
„Das hier?“, fragte Anthony grinsend und hob das Buch in seiner Hand hoch.
„Ja.“, meinte Harry trocken und sah Anthony vorwurfsvoll an.
„Es lag auf dem Tisch… und wir müssen heute Abend auf alles vorbereitet sein!“, entgegnete er und hob entschuldigend die Hände hoch.
„Alles gut. Lies weiter.“, meinte Harry daraufhin und sortierte die Bücher in seinen großen Koffer ein. Nachdem seine Schreibutensilien eingeräumt, überflüssige Notizen und Pergamente im Ofen gelandet und mit einem „Incendio“ in Flammen gesetzt waren, sah er nachdenklich in seinen Koffer.
„Was ist?“, fragte Anthony nach einer Weile.
„Ich habe das Gefühl, als hätte ich was vergessen, aber es ist alles da.“
„Die stolze Erkenntnis, dass du einfach nicht viel besitzt?“
„Möglich.“, antwortete Harry und holte das Zauberstabpoliturset aus seinem Koffer heraus. Wenn er schon nicht viel aufräumen konnte, dann würde er auch seinen Zauberstab pflegen können.
Anthony blickte von dem Buch hoch und sah auf den Stuhl inmitten des Zimmers. Harry, der auf der Kante seines Bettes saß und die restliche Politur von seinen Zauberstab abwischte, blickte von Anthony zu dem Stuhl und wieder zurück.
„Was hast du vor?“, fragte Harry neugierig.
„Hier ist ein Zauberspruch, um Dinge oder Menschen wegzustoßen.“, meinte Anthony und grinste. „Wäre vielleicht nicht verkehrt.“
„Vielleicht solltest du mit einem Papier oder einer Feder üben.“
„Langweilig.“, entgegnete Anthony und zog seinen Zauberstab. Er richtete ihn auf den Stuhl und sprach: „Flipendo.“, woraufhin der Stuhl ein Stück nach hinten rutschte und umfiel.
„Interessant.“, murmelte Anthony und kratzte sich am Kopf. „Ein bisschen mehr Bumms wäre aber auch schön gewesen.“
„Wahrscheinlich kommt es auf deine Absicht an und die Kraft, die du in den Zauber reinlegst. Und Übung.“, meinte Harry und zuckte mit den Schultern.
„Probier du es mal.“, schlug Anthony vor, doch Harry schüttelte den Kopf.
„Nicht hier drin. Ich will nicht, dass unnötig viel Sachen kaputt gehen. Du hast gesehen, was mit dem Eiszauber passiert ist.“ Anthony nickte verstehend und streckte sich auf seinem Bett aus. Harry ließ sich ebenfalls in sein Bett fallen und schloss die Augen. Er war gespannt, was sie heute Abend erwarten würde. Sein Tarnumhang und die Flöte, die Hagrid ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, lagen schon griffbereit auf seinem Schreibtisch.
Es war eine Stunde nach der Ausgangssperre. Anthony und Harry hatten sich zeitig unter dem Tarnumhang aus dem Gemeinschaftsraum geschlichen, da noch vereinzelte der älteren Mitschüler auf den Sofas saßen und das Ende ihrer Prüfungen feierten, und machten sich auf den Weg zum verbotenen Korridor. Hinter einer der nahestehenden Statue eines bekannten Zauberers sahen sie Hermine hervorlugen. Vorsichtig zog Harry den Tarnumhang von seinem Kopf und machte ein leises „Psst“, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Als sie ihn sah, wollte sie gerade hinter der Figur hervorkommen, als sie ein leises „Stop!“ herumwirbeln ließ. Neville stand im Schatten einer Ecke und sah die beiden eindringlich an.
„Neville! Was machst du hier?“, fragte Harry leise und schüttelte den Kopf. Anthony steckte seinen Kopf unter dem Tarnumhang hervor und sah ebenfalls zu Neville.
„Geh, bevor du Ärger bekommst!“, fuhr er den Gryffindor an, welche jedoch den Kopf schüttelte.
„Ich hab gesehen, wie Hermine sich rausgeschlichen hat. Ihr bekommt nur wieder Ärger! Hört auf mit dem Unfug! Hermine, Gryffindor wird noch mehr Punkte verlieren und ihr beide werdet auch noch mehr Ärger bekommen. Und… der Korridor ist verboten! Ihr könntet sterben! Ich…ich warne euch!“, sprach Neville unsicher, aber dennoch mit einer gewissen… Entschlossenheit?
„Neville…“, begann Harry leise, doch der Gryffindor hob seine Fäuste. „Ich… ich kämpfe notfalls auch gegen euch!“, entgegnete er.
„Neville, es tut mir wirklich leid. Du weißt, wir sind Freunde und ich hab dich ganz gern.“, sagte Hermine, zog ihren Zauberstab und richtete ihn auf Neville. „Petrificus totalus.“, sprach sie und innerhalb eines Augenblickes war Neville wie versteinert, unfähig, sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Sie schoben den Gryffindor in den Schatten an die Statue, dass er nicht auf dem Boden landen würde.
„Du kannst gruselig sein, weißt du das?“, fragte Anthony leise und Hermine zuckte mit den Schultern. „Ein einfacher Bein-Klammer-Fluch, nichts, was ihr nicht auch könnt.“, entgegnete sie. Sie schlüpften unter den Tarnumhang und liefen zur Tür, welche Anthony mit einem „Alohomora“ öffnete. Sie schlossen die Tür wieder sorgsam hinter sich zu und liefen weiter zur Tür, hinter der sich der Cerberus befinden würde. Sie legten den Tarnumhang in einer dunklen Ecke neben der Tür ab, wo ihn niemand finden würde und sahen sich noch einmal nervös an.
„Wenn wir die Tür öffnen, spielst du sofort auf deiner Flöte, Harry. Verstanden?“, sagte Anthony, woraufhin er nickte und Hermine die Tür öffnete. Harry wollte gerade beginnen, auf der Flöte zu spielen, als sie sahen, dass Fluffy bereits eingeschlafen war. Eine verzauberte Harfe nahe des Cerberus spielte ein sanftes Schlaflied.
„Das ist nicht gut.“, stellte Hermine trocken fest. Sie zogen den Tarnumhang von sich herunter und Harry ließ die Flöte sinken. „Es ist schon jemand dort unten.“
„Wir müssen uns beeilen.“, sagte Harry entschlossen und wollte gerade die große Tatze des Cerberus mit Anthony zur Seite schieben, als die Harfe aufhörte zu spielen. Geschockt hielten die Drei inne und blickten zu den Köpfen, die wieder am Aufwachen waren und begannen zu knurren.
„Spiel!“, zischte Hermine und Harry versuchte ein Kinderlied zu spielen, das er einmal in der Grundschule gelernt hatte. Es hörte sich schräg an, doch der Klang der Flöte genügte, um das Monster wieder zum Schlafen zu bringen. Hermine und Anthony schoben die Tatze von der Falltür unter Ächzen zur Seite und öffneten sie. Anthony blieb an dem großen Bein des Cerberus stehen und streichelte dessen Fell bedächtig, beinahe ehrfürchtig und schien fasziniert von dem Ausmaß der Schädel im Vergleich zu seiner Größe.
„Du sollst keine Höllenhunde streicheln, Anthony!“, meinte Hermine genervt und klopfte Anthony auf die Schulter. Harry wollte weiterspielen, aber er verschluckte sich vor Lachen wegen Hermines Kommentar und begann zu Husten. Durch die Unterbrechung wachte der Hund wieder auf und ehe sie sich versahen, begann dieser das Trio mit seinen leuchtenden Augen zu fixieren und zu knurren. Anthony wich einen Schritt zurück, sah mit kreidebleichem Gesicht hoch und schluckte.
„Springt!“, rief er und wie von der Tarantel gestochen sprangen die drei gerade noch rechtzeitig in das Loch der Falltür, bevor der erste Kopf des Hundes nach ihnen schnappen konnte.
~oOo~
Harry lief den letzten Korridor entlang und atmete schwer. Er war nervös. Im Raum zuvor hatten sie das letzte Hindernis, ein Rätsel mit sieben verschiedenen Zaubertränken, gelöst, sodass Harry durch die nächste Tür hindurchlaufen und Hermine zu Anthony, der verletzt in dem Raum mit dem verzauberten Schachbrett lag, zurückkehren konnte. Unruhe breitete sich in Harry aus, nichtwissend, was ihn hinter der nächsten Tür erwarten würde. Der Korridor führte lange Treppen hinunter, tief in das Kerkergewölbe des Schlosses. Als er näher kam, schmerzte seine Narbe und er hatte das Gefühl, heiße Nadelns stachen direkt in seine Stirn. Er lief weiter, zischte schmerzhaft ein, als die Narbe begann zu brennen und heiß zu werden. Nicht aufgeben, dachte er sich und lief weiter. Er sah den Spiegel Nerhegeb und …
„Sie?“, rief Harry verwundert und blieb wie angewurzelt stehen.
„Potter.“, sagte Professor Quirrel langsam und drehte sich zu dem Jungen um. „Was für eine Überraschung.“
„Aber ich dachte… Snape…“, stammelte Harry und schluckte. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut.
„Snape. Ha! Das alles hier passt zu ihm, oder? Intrigen und die perfekte Allüre eines Bösewichts. Es war durchaus hilfreich, dass er stets wie eine übergroße Fledermaus durch die Gegend rennt und die Schüler in Angst und Schrecken versetzt. Wer würde im Vergleich hierzu denn schon den aa-a-rmen st-st-stotternden P-Professor Qu..que..Quirrel verdächtigen? Nein, Snape hat nichts mit diesem Moment hier zu tun, im Gegenteil. Der Gute hat stets versucht, mir Steine in den Weg zu legen.“
Harry sah Professor Quirrel kalt an und merkte, wie sich das Bild Stück für Stück zusammensetzte. Sie waren so falsch gelegen. „Sie haben Hagrid das Drachenei zukommen lassen, nachdem die Sache mit dem Troll nicht funktioniert hat! Aber Sie sind nicht an Fluffy vorbeigekommen und haben Hagrid betrunken gemacht, um an die Informationen zu kommen.“
„Schlau Kombiniert, Potter. Der dumme Riesentrottel trinkt aber leider auch mehr als ihm gut tut.“
„Hagrid ist ein guter und ehrlicher Mann! Reden Sie nicht so von ihm!“, spie Harry wütend.
„Schlammblüter halten wohl immer zusammen.“, spottete Quirrel und drehte sich wieder zum Spiegel um. „Es hätte alles viel einfacher sein können, wenn dir nicht immer jemand zur Hilfe gekommen wäre. Am ersten Tag, als ich dich gesehen habe, wusste ich, dass es mit dir nicht einfach wird. Es wäre ein wundervoller Unfall gewesen, wenn du vom Besen gefallen wärst und hätte Snape nicht seinen Gegenzauber gemurmelt und hätte sein Umhang nicht Feuer gefangen, wäre mein Plan viel früher aufgegangen. Und… du musst wissen, ich habe ein gewisses Händchen für Trolle. Wäre Snape mir nicht in den dritten Stock gefolgt, weil er mich die ganze Zeit verdächtigte, hätte alles schon viel früher passieren können. Natürlich… er hat mir danach nicht mehr vertraut. Wich‘ nicht mehr von meiner Seite, wollte mich nicht alleine lassen. Snape dachte, dass er mich beschatten kann, um mich alleine abzufangen, aber… Snape versteht das nicht. Ich bin niemals alleine.“, sprach Quirrel zum Schluss mit leerem Blick und sah kalt in den Spiegel.
Harry schluckte und begann langsam rückwärts zurückzuweichen, um zu fliehen, doch Quirrel drehte sich wieder um, hob die Hand und meterhohe Flammen begannen den Raum zu umzäunen. Das war schlecht, dachte sich Harry und atmete tief durch.
„Du bleibst hier.“, spie der Professor kalt und mit einem Schnipsen seiner Finger begannen sich Seile um Harrys Körper zu wickeln, die es ihm nicht ermöglichten, sich weiter zu bewegen. Panisch drehte sich Quirrel wieder zum Spiegel herum und blickte in ihn hinein, berührte die Oberfläche, griff an den Rahmen – wurde nervös.
„Meister, ich sehe ihn. Ich sehe ihn, wie ich ihn in der Hand halte,… Wie kriege ich ihn? Ich finde ihn nicht!“, sprach Quirrel verunsichert, mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
„Benutz‘ den Jungen!“, sprach eine hohe, kalte Stimme, die an den Wänden des hohen Gewölbes widerhallte. Harry riss die Augen auf.
„Potter!“, rief Quirrel und löste die Seile. „Komm her!“, befahl er und Harrys Beine bewegten sich Treppenstufe für Treppenstufe auf den Spiegel zu. „Schau in den Spiegel! Was siehst du?“
Harry schluckte. Er sah sein Spiegelbild und sah, wie sich seine Eltern auf ihn zubewegten. Seine Großeltern kamen ebenfalls näher und für einen kurzen Moment hielt er den Atmen an. Seine Großmutter Eloanne griff in ihre dunkle Robe und zog einen leuchtenden, blutroten Stein aus ihrer Tasche hervor, hielt ihn Harry auf der Flachen Hand entgegen, lächelte wissend und schob ihn vorsichtig in dessen Hosentasche, bevor sie ihm die Hand auf die Schulter legte. Harry vernahm einen kleinen Druck in der linken Hosentasche und spürte, wie sich etwas festes darin materialisierte.
„Sprich!“, befahl Quirrel forsch und Harry schluckte.
„Ich… Ich sehe mich. Und meine Familie, sie… begrüßen mich und umarmen mich.“
„Er lügt!“, rief die hohe, kalte Stimme und Quirrel zuckte zusammen.
„Ich lüge nicht, ich sehe meine Familie.“, entgegnete Harry ernst.
„Lass‘ mich mit ihm sprechen.“, befahl die Stimme.
„Aber Meister, Ihr seid noch zu schwach.“, entgegnete Quirrel und rieb sich nervös die Hände.
„Schweig! Ich will mit dem Jungen sprechen.“, befahl die Stimme und Quirrel nickte ergeben. Harry wich mehrere Schritte zurück, als der Mann begann langsam den Turban von seinem Kopf abzuwickeln. Als er die letzte Stofflage entfernte, riss Harry die Augen auf. Aus dem Hinterkopf von Quirrel blickte ein aschfahles Gesicht mit dünner, faltiger Haut, roten Augen und schmalen Lippen zu ihm.
Für einen kurzen Moment durchfuhr Harry ein Würgereiz, als er dieses… Etwas an Quirrels Hinterkopf sah, was ihm durchaus sein Abendessen wieder hochkommen lassen würde, wenn er sich nicht zusammengerissen hätte.
„Harry Potter.“, schnarrte das Gesicht und lächelte kalt. „So sehen wir uns wieder.“
„Voldemort.“, entgegnete Harry und sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem Gesicht.
„Nicht viele trauen sich, meinen Namen auszusprechen.“
„Es ist ja auch nicht gerade angsteinflößend, was mir hier entgegenblickt.“, entgegnete Harry kalt. „Ich habe keine Angst vor Ihnen.“ Seine Hände waren schwitzig, doch er wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte – also lieber selbstbewusster rüberkommen, als man es war.
„Das ist in Ordnung. Viele haben Angst vor mir. Aber das soll nicht das Thema unseres Gespräches sein.“, sprach Voldemort plötzlich ruhiger. „Du besitzt etwas, was ich haben will.“
„Einen eigenen Körper?“, fragte Harry und lief einen Schritt zurück. „Sie haben die Einhörner getötet, um SO zu existieren?“
„Du wagst es tatsächlich, so mit mir zu sprechen.“, zischte Voldemort. „Du bist ein törichter Narr, wie deine Eltern es waren, als sie sich mir in den Weg gestellt haben. Gib ihn mir!“
„Ich habe nichts.“, sagte Harry und Voldemort lachte.
„Was ist das in deiner Tasche?“, fragte er spöttisch und Harry griff unbewusst in seine Tasche hinein. Er spürte den Stein in seiner Hand und schüttelte den Kopf.
„Niemals!“
„Dummer Junge. Mit dem Stein könnten wir gemeinsam so vieles erreichen. Wir können sogar deine geliebten Eltern zurückbringen. Wäre das nicht schön? Wäre das kein faires Angebot?“, fragte Voldemort mit einem Hauch von Spott im Unterton.
„Sie lügen, man kann die Toten nicht zurückholen – das… ist gegen die Natur! Sie sind ein kaltblütiger Mörder! Sie sind abgrundtief böse, niemals werde ich mich darauf einlassen.“, entgegnete Harry.
„Gut… Böse… Hell… Dunkel… sind alles nur Facetten von ein und demselben, Harry. Es gibt nur Macht. Macht und diejenigen, die stark und intelligent genug sind, sie zu nutzen.“, sprach Voldemort kalt.
„Nur über meine Leiche!“, widersetzte sich Harry und wich einen Schritt zurück. Er blickte zu den Flammen und schluckte. Vielleicht könnte er mit ein paar Verbrennungen hindurchrennen, doch… was dann?“
„Ergreif ihn!“, befahl Voldemort und Quirrel preschte zu ihm vor, um ihm den Stein zu entreißen. Harry stolperte rückwärts nach hinten, schlug mit dem Rücken auf der Treppe auf und ächzte schmerzerfüllt auf. Quirrel packte ihn am Hals und drückte zu, woraufhin Harry begann zu röcheln und versuchte, Quirrels Hände von sich zu reißen. Im Moment, in dem Harry die Hände seines Lehrers berührte, begann dieser schmerzfüllt aufzuschreien – Brandflecken und Blasen begannen auf seiner Haut auszubrechen, breiteten sich wie ein Wanderfeuer über dessen Haut aus und entlockten ihm ohrenbetäubende Schmerzensschreie. Harry sah geschockt auf seine Hände.
„Pack ihn!“, befahl Voldemort.
„Ich kann nicht!“
„TU ES!“, schrie er und Quirrel versuchte noch einmal ihn anzufassen, doch Harry griff erneut nach seinen Händen, um ihn nicht an seinen Hals zu lassen, was dem Lehrer noch mehr Schreie entlockte. Harrys Herz schlug ihm bis zum Halse. Quirrel griff sich schreiend und ächzend ins Gesicht, als sich die Verbrennungen ausbreiteten. Schmerzen durchfuhren Harrys Kopf, stiegen ins Unermessliche und der Schwarzhaarige hatte das Gefühl, sein Kopf würde zerbersten. An dem Punkt, als die Schmerzen unerträglich wurden, wurde Harry schwarz vor Augen, Quirrels Schreie klangen in seinen Ohren ab und er sackte in sich zusammen.
~oOo~
Ein leises, ruhiges Atmen drang an Harrys Ohren und er begann sich langsam zu regen. Er spürte, dass er in einem weichen, warmen Bett lag und erkannte hinter den geschlossenen Lidern, dass er sich in einem hellen Raum befinden musste. Als er sich zu strecken begann, hörte er ein Stuhlrücken und Schritte. Als er blinzelnd die Augen öffnete, die Sicht geblendet vom hellen Licht, war das erste, was er sah, ein honigblonder Haarschopf, der durch die großen Holztüren des Krankenflügels verschwand. Er rieb sich verwirrt die Augen und sah sich blinzelnd um – er hatte es sich nicht eingebildet. Er lag im Krankenflügel, in einem sauberen, weißbezogenen Bett und auf einem Tischchen an dessen Fußende stapelten sich Schachteln und Päckchen voller Schokolade, Kekse und allerlei Süßigkeiten.
„Mr. Potter – schön, dass Sie endlich aufgewacht sind.“, sprach Madame Pomfrey, die ältere Medihexe, welche aus ihrem Büro herauskam und auf ihn zulief. Sie schwang ihren Zauberstab ein paar Mal über den Jungen und nickte zufrieden.
„Endlich?“, fragte Harry krächzend. Madame Pomfrey hielt ihm ein Glas Wasser hin, welches er dankbar annahm und austrank.
„Sie haben zwei Tage durchgeschlafen.“, antwortete sie und blickte zur Tür, als diese aufgestoßen wurde und Dumbledore den Krankenflügel betrat. „Albus.“, sagte Madame Pomfrey und nickte.
„Poppy, wie ich sehe, ist unser Harry wieder aufgewacht.“, sprach er und lächelte Harry freundlich an.
„Ja, er ist vor ein paar Minuten aufgewacht. Es ist alles in bester Ordnung.“
„Das freut mich. Poppy, würdest du uns für einen Moment entschuldigen?“ Die Medihexe nickte und verschwand in ihrem Büro.
„Professor.“, sprach Harry und lächelte leicht.
„Wie geht es dir Harry?“, fragte er und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett.
„Ganz okay, schätze ich? Ich weiß nicht, es… es ist alles ziemlich seltsam. Wie ein schlechter Film, wenn ich ehrlich bin.“, sprach Harry und richtete sich ein wenig auf. „Was ist passiert? Wo ist Voldemort?“
„Harry, was dort unten in den Kerkern passiert ist, muss dich vor einige Fragen stellen.“, sagte Dumbledore. Harry nickte und begann seine mit Mullbinden verbundenen Hände nervös zu kneten.
„Ist… ist Quirrel…“, begann er und stockte.
„Ja. Professor Quirrel lebt nicht mehr.“, sprach Dumbledore und blickte nachdenklich in Harrys Augen. Kein Funkeln war zu sehen.
„Habe ich… habe ich ihn umgebracht?“, fragte er leise.
„Nein, Harry, du hast nicht ihn umgebracht. Erinnerst du dich an das, was ich dir vor einem Jahr gesagt habe?“ Harry nickte. „Der Schutz deiner Mutter…, ihre Liebe, dieser uralte und unglaublich mächtige Schutzzauber, das war der Grund, warum Professor Quirrel dich nicht anfassen konnte. Voldemort kann dich nicht deswegen berühren und aus dem einfachen Grund, dass Professor Quirrel von Voldemort als Wirt wie von einem Parasiten benutzt wurde, galt das Gleiche auch für ihn.“
„Aber dann habe ich ihn doch…“, begann Harry, doch Dumbledore schüttelte den Kopf und unterbrach ihn. „Sein Körper hat Schaden davon getragen, massiven Schaden, ja. Es ist am Ehesten davon auszugehen, dass das, was Professor Quirrel umgebracht hat, die Schäden und die Schwächung waren, die Voldemort ihm zugefügt hatte – kein Körper kann zwei Wesenheiten in sich tragen, ohne Kräfte zu verlieren. Ja, du hast ihm massiven Schaden und Verletzungen zugefügt, doch der finale Stoß war Voldemort, der den Körper verlassen hat und ihm damit die letzte Kraft geraubt hat.“
„Hm.“, meinte Harry und sah auf seine Hände.
„Voldemort hat und wird nie die mächtigste Form Magie verstehen.“, sprach Dumbledore und funkelte Harry an.
„Liebe?“, fragte er leise und Dumbledore nickte.
„Richtig Harry. Liebe.“, antwortete er und drückte Harrys Hand.
„Konnte ich deshalb den Stein aus dem Spiegel finden?“, fragte er.
„Nein, Liebe kann nicht alles bewerkstelligen. Ich habe den Stein im Spiegel so versteckt und verzaubert, dass lediglich jemand, der den Stein finden, aber nicht benutzen will, ihn auch finden kann. Das… war eine, wenn ich so sagen darf, meiner brillanteren Ideen.“
„Aber das bedeutet, dass Voldemort nie an den Stein gekommen wäre.“
„Richtig. Aber Voldemort wird seine Wege finden, weshalb euer Abenteuer nicht ganz umsonst war.“, sprach Dumbledore nachdenklich. „Es gab Fehler im Detail, dessen bin ich mir bewusst und diese Fehler hätten umgangen werden können, aber es ist wie es ist. Der Stein ist erstmal sicher.“
„Was wird jetzt mit dem Stein passieren?“
„Nun, mein Freund Nicolas und ich haben nach einer intensiven Besprechung entschieden, dass es das Beste ist, den Stein zu zerstören.“
„Aber dann wird er sterben!“, meinte Harry und bekam große Augen. Ein beklemmendes Gefühl begann sich in seiner Brust auszubreiten, eine Welle schlechten Gewissens überrollte ihn wie eine Lawine. „Ich… Es…“, begann er und schluckte. „Hätte ich mich nicht eingemischt, müssten sie den Stein nicht zerstören.“
Dumbledore sah ihn über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an und lächelte. „Harry, seine Frau Perenelle und er haben genug Elixier um die wichtigsten Angelegenheiten noch zu klären. Nach so langer Zeit und einem gut gelebten Leben ist für einen gesunden Geist der Tod lediglich das nächste große Geheimnis, das es zu lüften gilt. Ich sehe, dass dich das Ganze mehr belastet, als es sollte. Sieh‘ es von der anderen Seite; wir reden hier von Nicolas Flamel, dem einzigen Alchemisten, dem es bisher gelang, den Stein der Weisen herzustellen – wenn er sich anders entscheiden würde, dann könnte er bereits heute einen neuen Stein herstellen, denkst du nicht?“
Harry sah schweigend zu Dumbledore und nickte. Irgendwo hatte der Schulleiter recht, aber dennoch war es rückwirkend nun einfacher zu sagen: ‚Hätten sie sich einfach nicht eingemischt.‘ Dumbledore lief zu dem Haufen Geschenke, die sich auf dem Tischchen an Harrys Fußende des Bettes stapelten und lächelte. „Es hat die Runde gemacht, dass du und deine Freunde in ein größeres Abenteuer verwickelt wart, was sich wohl oder übel in der Schule bereits herumgesprochen hat. Ich sehe, es haben dir einige deiner Freunde ein paar Präsente zukommen lassen.“, meinte er entzückt und sah über die Packungen hinweg. „Berty Bott’s Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen... Es ist Jahrzehnte her, seit ich die das letzte Mal gegessen habe. Es gab eine… unglückliche Begegnung mit einer Bohne, die nach Erbrochenem geschmeckt hat.“, sinnierte er schmunzelnd und sah zu Harry. Dieser deutete ihm an, sich eine zu nehmen, woraufhin Dumbledore erfreut die Packung öffnete und eine Bohne herausnahm. Er steckte sie sich in den Mund und rümpfte nach wenigen Momenten die Nase. „Ugh. Ohrenschmalz.“, stellte er fest und zuckte mit den Schultern. Er blickte Harry über die Gläser seiner Halbmondbrille hinweg an, nickte ihm lächelnd zu und lief zur Tür. Harry sah ihm grinsend hinterher und legte den Kopf schief, als Dumbledore plötzlich stehen blieb.
„Du hast Besuch.“, sprach er, noch bevor er bei der Tür angekommen war, und öffnete sie mit einem Schwung seiner Hand. Die Türen des Krankenflügels schwangen auf und Remus rauschte an Dumbledore vorbei, um auf Harry zuzulaufen.
„Harry.“, sprach er erleichtert und setzte sich an das Bett des Elfjährigen.
„Remus!“, freute sich Harry und wurde in eine innige Umarmung gezogen.
„Madame Pomfrey hat mich informiert, dass du wach bist. Ich bin die letzten drei Tage auf heißen Kohlen gesessen.“, sprach Remus und drückte den Jungen fest.
„Es geht mir gut.“, entgegnete Harry und legte seinen Kopf an Remus Schulter ab. Er sah, wie Dumbledore noch an der Tür stand und ihn funkelnden Augen anlächelte. Er winkte Harry kurz zu und verschwand aus dem Krankenflügel. „Du hättest nicht kommen müssen, Remus. Morgen fahren wir doch nach Hause.“
Remus sah ihn wortlos an und legte den Kopf schief. „Du hattest eine Begegnung mit einem Cerberus, hast dich mit Hermine und Anthony durch Teufelsschlingen, verzauberte Schachfiguren, ein Meer aus Schlüsseln und durch ein Zaubertrankrätsel geschlagen und bist Lord Voldemort begegnet, der es auf dich abgesehen hat.“, begann Remus zu sprechen und Harry wollte gerade den Mund öffnen, als er von Remus unterbrochen wurde. „Frag nicht, Anthony und Hermine haben mich bereits eingeweiht. Trotz alledem, dass ich dir verboten habe, dich mit wilden Kreaturen herumzuschlagen, hast du dieses… unverantwortliche Abenteuer angetreten und es mit mehr Glück als Verstand überstanden, lagst beinahe drei Tage im Tiefschlaf im Krankenflügel und sagst jetzt, ich hätte nicht kommen müssen?“
Zum Ende hin wurde der Ton des Werwolfs etwas schärfer und er sah Harry eindringlich an. Er blickte in Remus grüne Augen und schluckte. Er wollte nichts Falsches sagen, doch er wollte auch nicht, dass Remus sich unnötig Sorgen oder Umstände machte wegen ihm.
„Ich… ich wollte nicht, dass du dich sorgst.“
„Das wird immer passieren, wenn man jemandem wichtig ist, Harry. Egal wie viel Vertrauen man in die Fähigkeiten eines Menschen hat, wenn man jemanden mag, dann liegt es in der Natur der Dinge, sich bis zu einem gewissen Punkt Sorgen zu machen.“
Harry sah Remus an und nickte. Er legte seinen Kopf wieder an seine Schulter und atmete tief durch.
„Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.“
„Wir lassen das Ganze jetzt erstmal sacken und dann können wir es noch einmal in Ruhe besprechen. Morgen werde ich dich am Bahnhof in London abholen und dann überlegen wir uns, was wir in der Zeit alles erleben können, ja?“
„Ich freu mich schon.“, murmelte Harry und hielt sich die Hand an den grummelnden Bauch. Remus lachte und richtete sich auf. Er reichte Harry die Schulroben, die über einem der Stühle neben seinem Bett hingen. „Ich schlage vor, dass du dich erstmal duschst und dann in die Große Halle zum Mittagessen gehst. Du müffelst.“
„Okay, Remus.“
„Ich glaube, dass ich dich nicht zum Gemeinschaftsraum begleiten muss. Da steht schon jemand für dich an der Tür.“, meinte Remus und deutete zur Tür, wo Anthony und Hermine mit strahlenden Gesichtern standen.
„Wir sehen uns morgen am Bahnhof, Großer.“, sagte Remus, drückte Harry noch einmal fest und verließ den Krankenflügel.
„Bis morgen!“, meinte Harry und winkte dem Werwolf zum Abschied.
„Harry!“, riefen Hermine und Anthony, als sie in den Krankenflügel rannten, was einen strengen Blick von Madame Pomfrey zur Folge hatte.
„Hey.“, meinte Harry und lächelte. „Geht’s euch gut?“
„Klaro. Und dir?“, meinte Anthony. „Wir haben uns Sorgen gemacht.“
„Alles bestens.“, erwiderte Hermine und setzte sich auf die Bettkante von Harrys Bett.
„Mir geht’s auch gut, danke. Remus hat mir gesagt, dass ihr ihm alles erzählt habt.“, schmunzelte Harry.
„Wir mussten, Harry – wir hatten gar keine andere Wahl. Dein Pate ist ja ganz cool und nett, aber er kann auch echt… überzeugend sein, wenn er genaue Informationen will. Ich meine, Dumbledore hätte ihm wohl so oder so alles erzählt, aber er hat uns zuerst entdeckt, als er McGonagall gefragt hat, wo wir sind.“, meinte Anthony und verzog das Gesicht. Hermine schmunzelte und schüttelte augenrollend den Kopf.
„Mit was hat er euch überzeugt?“, fragte Harry stirnrunzelnd.
„Schokolade.“
~oOo~
Es war das Abschiedsfestmahl zum Schuljahresende und alle Schüler saßen versammelt in der Großen Halle an ihren Haustischen. Die Halle war Grün und Silber geschmückt, die Fahnen der Slytherins hingen von der Decke und die Schlangen saßen heiter und zufrieden an ihrem Haustisch. Dumbledore hielt seine Abschlussrede zum vergangenen Schuljahr und blickte in die Schüler vor ihm.
„Bevor wir das Festmahl beginnen, wird der diesjährige Hauspokal vergeben. Wie Sie alle sehen, sind die Punkte gezählt und der Gewinner steht fest.“, begann er und einige Pfiffe kamen aus den Reihen der Slytherins. „Auf Platz Vier: Hufflepuff mit dreihundertvierundfünfzig Punkten. Platz Drei: Ravenclaw mit dreihundertzweiundsiebzig Punkten. Platz zwei: Gryffindor mit vierhundertachtzehn Punkten. Und auf Platz 1: Slytherin mit vierhundertzweiundsiebzig Punkten. Das bedeutet, der Hauspokal geht dieses Jahr an Slytherin.“ Der Tisch der Schlangen brach in lauten Beifall und Jubel rufe aus, wurde jedoch durch eine erhobene Hand von Dumbledore in Stillschweigen versetzt. „Glückwunsch, Slytherin. Hervorragende Leistung! Allerdings – in Anbetracht jüngster Ereignisse, gilt es besondere Leistungen noch zu würdigen, weshalb ich noch einige weitere Punkte zu vergeben habe.“, fuhr Dumbledore fort und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen.
Harry blickte stirnrunzelnd durch die Halle, die meisten seiner Mitschüler blickten fragend zu Dumbledore hoch und als er über den Lehrertisch hinweg blickte, sah er ebenso viele Fragezeichen in den Gesichtern der Professoren – und ein besonderer Lehrer blickte höchst unamüsiert drein.
„An Miss Hermine Granger und ihren Einsatz von grandiosem Kalkül und Intellekt, um denen zu helfen, die in großer Gefahr schwebten, vergebe ich fünfzig Punkte.“ Der Tisch der Löwen brach in lautes Klatschen aus.
„Für Mr. Anthony Goldstein und der wohl gewagtesten Schachpartie, die Hogwarts seit Langem je gesehen hat – fünfzig Punkte.“ Der Ravenclawtisch brach ebenfalls in Beifall aus. Harry blickte strahlend zu Anthony, der ein wenig rot um die Nase wurde.
„An Mr. Harry Potter – “, begann Dumbledore und Harry schreckte hoch. Die Halle wurde leise. „vergebe ich für seine Liebe und seinen außerordentlichen Mut… sechzig Punkte."
Der Tisch der Ravenclaws brach in Beifall aus. „Das bedeutet, dass wir gewonnen haben.“, meinte Anthony begeistert zu Harry und die Adler brachen in tosende Jubelschreie aus.
„Es gibt noch ein paar allerletzte Punkte zu vergeben. Es mag uns vielleicht mutig erscheinen, wenn wir uns unseren Feinden in den Weg stellen, viel größeren Mut jedoch erfordert es, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen – daher vergebe ich noch einmal zehn Punkte… an Mr. Neville Longbottom.“
Auf eine kurze Stille hin brach der Tisch der Löwen und eine Reihe von Ravenclaws und Hufflepuffs in lauten Beifall aus. Harry und Anthony strahlten zu Neville herüber, der ungläubig zu Dumbledore hochblickte, welcher ihm stolz zunickte.
„Unglaublich.“, meinte Harry zu Anthony und schüttelte den Kopf.
„Absolut. Slytherin wurde auf den dritten Platz verjagt. Die sehen nicht wirklich begeistert aus.“, entgegnete er und Harry lächelte leicht. „Wenn mich meine Berechnungen nicht täuschen, dann wäre ein Umdekorieren angebracht.“, schmunzelte Dumbledore und klatschte in die Hände. Ein leichter Wind wehte durch die Halle und änderte die Farben und Fahnen der Slytherins in die der Gryffindors. „Herzlichen Glückwunsch, Gryffindor.“
Das Festmahl endete und die Schüler zogen sich alle zurück in ihre Gemeinschaftsräume. Harry sah mit großen Augen durch den Gemeinschaftsraum, wo sich die älteren Schüler in kleinen Gruppen zusammengefunden hatten und vereinzelte Tränen flossen, weil es für manche nun das letzte Jahr in Hogwarts gewesen war. Harry und Anthony saßen eine Weile auf dem Sofa bei Harrys Quidditchkameraden. Harry unterhielt sich noch eine Weile mit Robert und Thomas, während Markus und Anthony ein paar Partien Schach gegen Sarah und Helena, die ebenfalls begeisterte Schachspielerinnen waren.
Als der Abend in die Nacht überging, schickten die Vertrauensschüler die Jüngeren in ihre Schlafsäle hoch und Harry machte sich mit Anthony fürs Bett fertig. Gemeinsam saßen sie auf einer Decke an einem der bodentiefen Fenster und blickten über die dunkle Landschaft hinaus.
„Ich werde es vermissen.“, meinte Anthony leise und seufzte.
„Ja... Obwohl ich jetzt auch ein richtiges Zuhause habe, ist Hogwarts trotzdem wie ein Zuhause für mich geworden.“
„Geht mir auch so. Ich will nicht nach Hause.“, flüsterte Anthony und seufzte. Er legte seinen Kopf auf die angewinkelten Knie und sah zu Harry. „Mit dir ist es einfacher.“
„Wegen dem Streit?“, fragte Harry und Anthony nickte.
„Vielleicht kannst du mich ja ein paar Tage besuchen.“, meinte Harry und zuckte mit den Schultern. „Eventuell kann Remus deine Eltern umstimmen.“
„Mal schauen. Sie sind eigentlich schon ziemlich streng, was das angeht – oder sagen wir, meine Mutter…führt ein strenges Regiment.“
„Mhm. Hast du eigentlich jemals das Buch von Weihnachten gelesen?“
„Welches Buch?“, fragte Anthony schmunzelnd.
„Das Buch für fleißige Schüler?“
„Diese zweihundertachtzehn Seiten haben mir gute Dienste erwiesen.“
„Wie?“
„Ich habe zweihundertachtzehn Mal ‚Incendio‘ geübt.“, lachte Anthony und kratzte sich an der Nase. Harry begann ebenfalls zu lachen und deutete mit einem Fragezeichen im Gesicht auf den Ofen. Anthony nickte und räusperte sich. „Der Buchdeckel war das zweihundertneunzehnte Mal.“
„Oh, Anthony.“, schmunzelte Harry und lehnte den Kopf an die Scheibe. „Ich kann dich gut nachvollziehen.“
Anthony sah aus dem Fenster heraus und räusperte sich nach einer Weile. „Die Muggel, oder?“, fragte er leise. Harry sah ihn an und nickte leicht. „Du redest nie von ihnen.“
„Sie mochten mich nicht.“
„Weil du ein Zauberer bist?“
Harry nickte und fummelte am Saum seines T-Shirts herum. „Ja.“
„Aber immerhin hast du jetzt Remus.“
„Ich freue mich wirklich auf ihn.“
„Du hättest sein Gesicht sehen müssen, als wir ihm erzählt haben, was passiert war. Er ist fuchsteufelswild zu Dumbledores Büro gestürmt. Der sah richtig gefährlich aus, ich hätte schwören können, dass er geknurrt hat.“, meinte Anthony und lachte.
Harry verzog ein wenig das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Wie du schon sagtest… er kann sehr überzeugend sein. Gehen wir schlafen?“, fragte Harry, in der Hoffnung das Thema wechseln zu können. „Ich bin müde.“
„Ja, ich bin auch müde.“
~oOo~
Die gesamte Schülerschaft war bereits dabei, in den Hogwarts Express einzusteigen, als Harry hörte, wie er von weiter weg gerufen wurde. „Haltet mir einen Platz frei, ja?“, meinte er zu Anthony und Hermine, die nickend im Zug verschwanden. Harry drehte sich um und sah Hagrid auf ihn zukommen.
„Hey Hagrid.“, begrüßte Harry ihn und sah zu ihm hoch.
„Harry, ‘s is alles gut bei dir, ja?“, fragte er den Schwarzhaarigen, woraufhin dieser nickte und Hagrid fragend ansah.
„Was passiert mit Fluffy?“
„Ich wollte ihn im Verbotenen Wald aussetzen, aber Dumbledore meinte, ‘s wäre besser, wenn er in seine Heimat in Griechenland zurückkehr‘n kann.“, antwortete Hagrid. „Ich… ich hab noch was für dich.“, fuhr er nach ein paar Momenten fort und drückte Harry ein Buch in die Hand. Als Harry es öffnete, sah er Bilder von seinen Eltern, manche mit und manche ohne ihn, schön eingeklebt und beschriftet. Seine Augen wurden groß und mit jedem Bild, welches er umblätterte, schlug sein Herz schneller.
„Danke, Hagrid.“, sagte Harry erfreut und umarmte ihn – oder zumindest einen Teil seines Beines. Hagrid nahm den Jungen ebenfalls in den Arm und drückte ihn so sanft wie es ihm möglich war.
„Bitte. Ich hab alle Bilder zusammengesucht, die ich bekommen konnte. ‘s… gab nich‘ mehr so viele, weißt du? Musste n paar Eulen losschicken, paar alte Kontakte rauskramen… Auf jeden Fall, ich wünsch‘ dir schöne Ferien und wir sehen uns ja dann bald wieder.“, sprach Hagrid und klopfte Harry auf die Schultern, was ihn ein paar Schritte zur Seite stolpern ließ.“
„Vielen lieben Dank, Hagrid. Ich werd‘ drauf aufpassen. Wir sehen uns, Hagrid!“, meinte Harry und rannte zum Zug, der einen letzten Pfiff ausstieß, um alle zum Einsteigen zu bringen. Im Zug angekommen suchte er das Abteil, in dem seine Freunde saßen und stieß unweigerlich auf Malfoy, gefolgt von Crabbe und Goyle, die ihn spöttisch ansahen.
„Na, Narbengesicht? Hast du bei dem Riesentrottel noch ein paar Hauspunkte mit deiner Liebe ergattert?“, höhnte Malfoy und Harry sah ihn nüchtern an.
„Tut weh, vom ersten Platz runtergestoßen zu werden, oder?“, entgegnete Harry trocken und wollte weiterlaufen. „Und dann auch noch direkt auf den dritten Platz.“
„Nur mal nicht so frech, Halbmensch.“, zischte der Blonde und griff nach Harrys Schulter. „Du denkst wohl, du hast eine Sonderbehandlung verdient.“ Harry wirbelte herum und merkte, wie sich der Bowtruckle in seiner Hemdtasche regte.
„Halt die Klappe, Malfoy.“, entgegnete Harry und stieß die Hand von seiner Schulter.
„Ih… Crabbe, Goyle, ich muss mich schleunigst waschen, das wilde Halbblut hat mich angefasst. Nicht, dass es noch ansteckend ist und mir auch so lächerliche Ohren wachsen.“, spottete Malfoy und Harry schüttelte nur den Kopf.
„Du bist erbärmlich.“, sprach er und lief weiter. Er hörte, wie sie ihm hinterherliefen und mit gezücktem Zauberstab wirbelte er herum. „Haut ab.“, mahnte er die drei und sah sie kühl an. Malfoy deutete mit einer Kopfbewegung Goyle an, auf Harry zuzugehen, woraufhin dieser zwei Schritte zurückmachte und seinen Zauberstab auf Goyle richtete.
„Ich warne euch.“
„Potty, hat dir deine Mutter keinen Anstand beigebracht?“, lachte Malfoy und zog ebenfalls seinen Zauberstab. „Schnapp ihn dir, Goyle.“
Noch bevor Goyle nach Harry greifen konnte, hatte dieser einen Schritt nach vorne gemacht und seinen Zauberstab mit einem deutlichen „Flipendo!“ auf Goyle gerichtet, der mit einem kräftigen Ruck nach hinten gestoßen wurde und dadurch Crabbe und Malfoy mit zu Boden riss. Harry zog seine Augenbraue hoch, schüttelte den Kopf und lief den Zug entlang, bis er das Abteil seiner Freunde gefunden hatte.
„Alles in Ordnung?“, fragte Hermine skeptisch.
„Alles in Ordnung.“, antwortete Harry und setzte sich hin. „Malfoy hat wieder gestänkert und Goyle auf mich gejagt.“
„Und was hast du gemacht?“, fragte Anthony.
„Deinen Zauberspruch getestet.“
„Und?“
„Es war… umwerfend.“, antwortete Harry bemüht trocken und lehnte sich zurück. Hermine schüttelte schmunzelnd den Kopf und klappte eines ihrer Bücher auf.
„Ein würdiger Abschied, würde ich mal behaupten.“, meinte Anthony und streckte sich zufrieden.
Die restliche Fahrt nach London erwies sich als weitestgehend ereignislos. Harry und Anthony spielten noch ein wenig Karten, Hermine las ruhig in ihrem Buch weiter und zwischendurch schauten die ein oder anderen vertrauten Köpfe ins Abteil hinein, um sich noch kurz zu verabschieden, falls sie sich am Bahnhof nicht mehr sehen würde. Als Neville kurz in das Abteil hinein kam, entstand für einen kurzen Moment eine unangenehme Stille, bis er die drei anlächelte und ihnen versicherte, dass er ihnen nicht böse war – er verstand nur nicht ganz, was alles passiert war. Daraufhin erzählten sie Neville ausführlich, was alles passiert war, als dieser sie schlussendlich nur mit offenem Mund und großen Augen ansah.
„Ihr habt… Harry, du hast… gegen Du-Weißt-Schon-Wen…gekämpft? Schon wieder?“, fragte er mit einem ehrfürchtigen Unterton.
„Naja, nicht so ganz. Es war eher ein verzweifelter Versuch, Quirrel davon abzuhalten, dass er mich erwürgt.“, entgegnete Harry und rümpfte die Nase. „Aber ja,… das war unser Schuljahr.“
„Abgefahren.“, brachte Neville lediglich hervor und sah die drei mit einem anerkennenden Blick an. „Vielleicht… wenn ihr möchtet… können wir uns in den Ferien ja…“
„Gerne, Neville.“, meinte Harry, woraufhin Anthony und Hermine ebenfalls begeistert zustimmten. „Und wenn etwas dazwischen kommt, dann schreiben wir uns einfach.“
Der Hogwarts Express rollte langsam in den Bahnhof Kings Cross ein, Familien und Angehörige standen in großen Trauben am Gleis 9 ¾ und warteten mit größtenteils erfreuten Gesichtern auf ihre Kinder. Langsam stiegen die Schüler aus dem Hogwartsexpress aus und Harry verabschiedete sich ein bisschen traurig von Anthony, der ihm einen Blick zuwarf, der zwischen Traurigkeit und Hoffnung schwankte, lächelte ihm leicht entgegen und winkte ein letztes Mal, als er mit seinen Eltern in der Menge verschwand. Er verabschiedete sich noch von Hermine und Neville, der von seiner streng wirkenden Oma abgeholt wurde, und sah sich nach Remus um. Nach wenigen Augenblicken entdeckte er den Werwolf, wie er Harrys Koffer und Eulenkäfig vom Zugbegleiter in Empfang nahm und lief zu ihm. Als er ihn antippte, empfing dieser ihn mit einer freundlichen Umarmung und wuschelte ihm leicht durch die Haare.
„Hey.“, meinte Harry fröhlich und blickte zum Werwolf hoch.
„Hallo Harry. Gute Fahrt gehabt?“, entgegnete dieser lächelnd und Harry nickte. Remus deutete in die Richtung hinter Harry und schmunzelte. Er drehte sich um und sah Hermine mit ihren Eltern auf sie zukommen. Diese waren noch einmal umgekehrt, um Harry und Remus zu begrüßen und sich noch kurz vorzustellen – elterliches Interesse hatten es die beiden lachend genannt und Remus unterhielt sich noch ein paar Minuten mit ihnen. Als sie gerade gehen wollten, hörten sie hinter sich ein lautes „Remus!“, woraufhin sich die beiden umdrehten und eine Horde Rothaariger auf sich zukommen sahen.
„Arthur.“, entgegnete Remus lächelnd und schüttelte dem Mann die Hand. „Molly.“, fügte er danach hinzu und schüttelte danach der etwas rundlichen rothaarigen Frau ebenfalls die Hand, die ihn jedoch in eine herzliche Umarmung zog. „Harry, das sind Arthur und Molly Weasley.“, meinte er dann zu Harry, woraufhin dieser Arthur die Hand schüttelte und, zu seiner Überraschung, von Molly Weasley ebenfalls in eine herzliche Umarmung gezogen wurde.
„Mein lieber Harry.“, meinte Molly lachend und strahlte den Jungen an. „Fred und George haben so viel erzählt. Es freut mich wirklich, dass ihr euch alle so gut versteht.“, sprach sie begeistert und Harry konnte hinter ihr sehen, wie Ron, der ein paar Meter auf Abstand war, das Gesicht verzog und die Augen rollte. Neben ihm stand ein rothaariges Mädchen, das offensichtlich die Schwester der Jungs war, welche ihn lediglich mit großen Augen ansah und rot um die Nase wurde.
„Diese peinlich berührte junge Dame – “, begann Fred zu sprechen.
„ – ist unsere Schwester Ginny.“, führte George fort und klopfte ihr auf die Schulter. „Und sie ist ein großer Fan vom sagenumwobenen Harry Potter.“
„Hey! Hört auf!“, meinte sie und funkelte ihren Bruder böse an. Dieser täuschte einen kleinen Schwächeanfall vor und begann zu lachen.
„Leider wahr.“, sagte Fred und zuckte mit den Schultern.
„Oh, hört auf!“, schalt Molly ihre Kinder und schob sie zur Seite. „Remus, Harry. Fred und George hatten die Idee, euch in den Ferien einzuladen. Ich finde das eine großartige Idee, es wird ein großes Essen geben und einen entspannten Nachmittag und Kaffee und Kuchen.“
„Wir nehmen die Einladung gerne an, Molly.“, meinte Remus lächelnd und Harry nickte schmunzelnd. Er hatte auch das Gefühl, dass Widerrede bei dieser Frau zwecklos wäre. „Gerne.“, fügte Harry hinzu und nickte.
„Wunderbar! Wir klären alles Weitere per Post. Bis bald, ihr Lieben!“, sprach sie und klatschte begeistert in die Hände.
„Tschau, Harry!“, riefen die Zwillinge im Chor, Ginny winkte schüchtern und Ron nickte halbherzig.
„Tschüss!“, entgegnete Harryund winkte. Als die Weasleys gegangen waren, blickte Harry zu Remus hoch und legte den Kopf schief.
„Du hättest so oder so nicht ablehnen können, oder?“, fragte er schmunzelnd.
„Niemals. Dann kannst du auch gleich mit einem Drachen kuscheln, wenn du eine Einladung von Molly Weasley ablehnst. Aber die Weasleys sind eine sehr herzliche Familie, Harry. Sie haben das Herz am rechten Fleck.“
„Ron war nicht so begeistert.“, lachte Harry und nahm Hedwigs Käfig in die Hand.
„Da gibt es weitaus Schlimmeres.“, entgegnete Remus schmunzelnd und nahm Harrys Koffer. „Wollen wir?“, fragte er und hielt seinen Arm zu Harry hin, der sich bei Remus einhakte und mit einem kleinen ‚Plopp‘ verschwunden war.
Als sie vor ihrer Haustür ankamen, hörte er Hedwig aufgeregt fiepen, die die beiden mehr als unbegeistert anstarrte.
„Apparieren ist wohl nicht so ihr Ding.“, stellte Harry murmelnd fest und ließ sie aus dem Käfig heraus, woraufhin sie nach einem weiteren empörten Blick in den Kirschbaum flog. Remus stimmte ihm lachend zu und Harry sah mit einem Blick nach links, dass die Eberesche, die sie von den Lovegoods geschenkt bekommen hatte, im vergangenen Jahr schon wirklich viel gewachsen war. Harry setzte Edd auf einem der Äste ab und lief mit Remus ins Haus.
Zuhause, dachte sich Harry und lächelte. Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit und zum ersten Mal hatte er wirklich das Gefühl, dass der Gedanke, zuhause zu sein, etwas Schönes war.