L'histoire d'un elfe, c'est...
von RedonneMoi
Kurzbeschreibung
Geduld ist die Kunst, etwas auszuhalten, weil man fühlt, dass eine Veränderung ansteht. Vertrauen ist die Kunst, zu wissen, dass alles zum richtigen Zeitpunkt ein Ende findet. Diese Weisheit hat Harry Potter in seinen jungen Jahren trotz aller Widrigkeiten für sich erkennen können, denn egal was passiert - die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Und wenn ein Brief seiner Mutter etwas bewiesen hat, dann ist es die Tatsache, dass definitiv alles zum richtigen Zeitpunkt ein Ende finden wird, auch ein Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Abenteuer, Freundschaft, Romantik - P16, (Pre-)MaleSlash, Het
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / MaleSlash
Anthony Goldstein
Harry Potter
Hermine Granger
Luna Lovegood
OC (Own Character)
Remus "Moony" Lupin
29.07.2022
27.03.2023
30
257.011
26
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Dieses Kapitel
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15.09.2022
6.499
A.d.A.: Danke für die Rückmeldungen! :)
Der Winter hatte sich zurückgezogen, der Schnee war allmählich getaut und aus dem feuchten Gras begannen die ersten kleinen Blumen und Kräuter sich der wärmenden Sonne entgegenzustrecken. Seit ihrer Erkenntnisse hinsichtlich Nicolas Flamel, dem Stein der Weisen und der Wahrscheinlichkeit, dass dieser Stein von dem dreiköpfigen Hund bewacht wurde, hatte sich wenig ereignet. Es war, beinahe unerträglich, ruhig gewesen in den vergangenen Wochen.
Hermine hatte nach den Ferien Harrys Bücher begeistert durchgesehen, mit leuchtenden Augen von Seite zu Seite geblättert, sich vereinzelte Notizen gemacht und den Schwarzhaarigen angestrahlt. Als Harry ihr offenbarte, dass er eine ganze Bibliothek mit alten Familienerbstücken besaß, wurden ihre Augen größer als sie es vorher schon waren. Harry meinte zu ihr, dass sie ihn in den Sommerferien gerne besuchen kommen könnte, um die Bibliothek zu begutachten, woraufhin diese begeistert in die Hände klatschte und zustimmte.
Um sich ein wenig aus dem Trubel der sich anbahnenden Prüfungsphasen herauszuziehen, waren Harry, Anthony und Hermine dazu übergegangen, mehr Zeit in einem der abgelegensten Winkel der Bibliothek zu verbringen, wo sie nicht von Dauerseufzen, Haareraufen und kleineren Wutausbrüchen abgelenkt wurden, die sie bei den älteren Schülern wahrnahmen, die vor wichtigen Prüfungen standen, welche wiederum deren späteren Lebensläufe deutlich beeinflussen würden. Da sie selbst jedoch nur kleinere Abschlussprüfungen hatten, machten sich die drei jedoch um ihre Ergebnisse weniger Sorgen.
Im Großen und Ganzen waren sie mit ihren Leistungen der letzten Zeit weitestgehend zufrieden, Hermine glänzte in sämtlichen Fächern, Anthony hatte ein gewisses Händchen für Verwandlung bewiesen und Harry war nach wie vor von Zauberkunst begeistert. Was Harry jedoch am Meisten genoss, war die Abwesenheit von Konkurrenz-, und Wettkampfdenken unter ihnen und, dass sich Hermine als laufendes Lexikon herausstellte, die jedes noch so kleine Detail eines Buches in Erinnerung behalten konnte, begeisterte die beiden durchaus. Ein Großteil ihrer Freizeit verbrachten sie häufig zu dritt, wenn auch Neville manchmal sich zu ihnen gesellte, da er sich mit Hermine gut verstand. Seit dem Heuler, den Ron von seiner Mutter bekommen hatte, und den darauffolgenden heimlichen Streichen, denen Ron, Seamus und Dean von den Zwillingen ausgesetzt waren, hatte Neville keinen Anlass mehr, sich gegen die drei behaupten zu müssen, was zur Folge hatte, dass die Gryffindors sich bis zu einem gewissen Punkt ganz gut verstanden – mehr oder weniger hatten die Zwillinge die Jungs zum Umdenken gezwungen. Sie waren zwar keine wirklich guten Freunde, aber er war immerhin nicht ganz allein, wenn er nicht mit Hermine unterwegs war.
Der Einzige, der jedoch nach wie vor auf Neville rumhackte, war Malfoy – dieser ließ absolut keine Möglichkeit aus, den jungen Gryffindor vor anderen bloßzustellen. So ereignete es sich an einem verregneten Tag im Februar, als sie alle zum Mittagessen gehen wollten und Neville, tollpatschig wie er war, mit ein paar Büchern in seinem Arm, auf dem Weg zur Großen Halle in einer nassen Pfütze ausrutschte, die Bücher hoch und anschließend auf seinen Kopf flogen und er einige blaue Flecken und eine kleine Beule von den schweren Bänden davon trug.
„Ehrlich, Longbottom. Kannst du überhaupt irgendwas, außer Kessel zum Schmelzen bringen?“, spottete Malfoy im Vorbeigehen. „Wenn Hirn und Talent in Gold gewogen würden, wärst du ärmer als Weasley und das will was heißen.“
Die umstehenden Mitschüler begannen zu lachen, Ron und Neville bekamen rote Köpfe und die Zwillinge, die das Spektakel mitbekamen, als sie zur Großen Halle bogen, schnaubten. Die zwei Rotschöpfe sahen sich mit funkelnden Augen an und Harry musste schmunzeln. Er sah, wie sie ihre Zauberstäbe zückten und Fred nur leise „Schnürsenkel“ zu George murmeln hörte, woraufhin Harry ebenfalls heimlich seinen Zauberstab zog. Als ein kleines, helles Licht aus dem Zauberstab des Gryffindors schoss und kurz davor war Dracos Schnürsenkel miteinander zu verknoten, schoss Harry leise einen weiteren kleinen Eiszauber, den er fleißig weitergeübt hatte, hinterher, der den Boden unter Dracos Schuhe traf und dafür sorgte, dass er nicht nur ausrutschte, sondern durch die verknoteten Schnürsenkel ziemlich ungalant auf dem Hintern landete. Auf das ziemlich hohe Jaulen des Blonden hin begannen die Meisten der umstehenden Schüler laut zu lachen und der Kopf des Slytherins wurde dunkelrot vor Wut. Neville hatte derweil mit Seamus seine Bücher wieder aufgehoben und sich in die Menge der umstehenden Leute zurückgezogen.
„Passt bloß auf.“, spie Malfoy, entknotete seine Schnürsenkel und stürmte dampfend an der Ansammlung von Menschen vorbei in die Große Halle. Da keiner gesehen hatte, woher die Zauber kamen, drehten sich Anthony und Hermine zu Harry um, der sie aus großen, grünen Augen ansah.
„Harry.“, sagten beide im Chor und verschränkten die Arme.
„Was?“, fragte er unschuldig. Beide zogen zeitgleich ihre Augenbraue hoch und schmunzelten. Anthony schüttelte seinen Kopf und nickte anerkennend.
„Gut gemacht.“, kam es seitlich von Fred, der sich neben Harry gestellt hatte. George nickte grinsend und zeigte mit dem Daumen nach oben, woraufhin Harrys Mundwinkel verdächtig zuckten.
„Du könntest bei uns mit einsteigen, weißt du?“, schlug George vor und sah nachdenklich in die Luft.
„Der Retter der Zaubererwelt wird zum Tunichtgut.“, philosophierte Fred und stemmte die Hände in die Hüften. „Das wären Schlagzeilen, George. Was denkst du?“
„Absolut.“
„Nein, danke.“, lachte Harry.
„Langweilig.“, kam es von den Zwillingen, die nach einem Klopfer auf Harrys Schultern in die Große Halle liefen.
„Ein bisschen hat er Recht.“, meinte Anthony. „Es ist langweilig momentan.“
„Reichen dir die drei Köpfe im Schloss nicht, die uns hier dauernd vor Rätsel stellen?“, zischte Hermine und schüttelte den Kopf.
„Vier Köpfe wären doch mal spannend, oder?“
„Anthony.“, meinten Harry und Hermine im Chor und zogen den Dunkelblonden in die Große Halle.
Dieses kleine Intermezzo war in der langen Zeit zwischen dem Ende der Ferien und dem Frühlingsanfang das Einzige gewesen, was in irgendeiner Form größeres Interesse hätte auf sich ziehen können und Hermine, Harry und Anthony begannen ein wenig misstrauisch zu werden. Es war einfach zu ruhig. Der Zwischenfall mit dem Troll und Snapes Bein, die seltsame Unterhaltung zwischen Snape und Quirrel,… Quirrel, dessen Stottern rapide zugenommen hatte und dessen Turban von Woche zu Woche unangenehm fauliger roch. Es war auffallend unauffällig. Und die Drei hatten keine Erklärung dafür.
Es war Anfang April und eine rege Diskussion erfüllte den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. „Ist etwas passiert?“, fragte Harry und ging zu Robert, der mit Thomas, Markus und den anderen des Quidditchteams diskutierte.
„Das Spiel morgen gegen Hufflepuff.“, meinte Markus kurzangebunden. Harry legte den Kopf schief und deutete ihm an weiterzusprechen. „Es wird von Snape referiert. Er ersetzt Madame Hooch.“
„Warum?“, fragte Harry verblüfft und zog die Augenbrauen zusammen. Anthony sah ihn ebenso stirnrunzelnd an und verschränkte die Arme.
„Wissen wir nicht. Es hieß nur, Snape wollte das Spiel unbedingt referieren.“, meinte Thomas und kratzte sich am Kopf. „Aber das ist nicht weiter schlimm. Eigentlich.“
„Warum?“, fragte Harry erneut und blickte in die Runde.
„Snape hat kein Problem mit Ravenclaw, seine Hauptbeschäftigung ist es, Gryffindor das Leben schwer zu machen.“, antwortete Thomas und Robert nickte zustimmend.
„Snape hat ein Problem mit mir.“, entgegnete Harry trocken und seufzte. Robert zog die Augenbraue hoch. „Du bist doch gut in Zaubertränke?“, fragte er.
„Ja, aber er hat ein persönliches Problem mit mir. Ich weiß bis heute nicht warum.“
„Seltsam. Dann lassen wir ihm einfach keinen Grund offen, dich zu kritisieren.“, meinte Robert und klopfte ihm auf die Schulter.
„Wenn du meinst. Wir sehen uns heute Abend beim Training.“, entgegnete Harry und lief mit Anthony die Treppen zum Schlafsaal hoch.
„Meinst du Snape will Schiedsrichter sein, weil er wieder an deinem Besen rumpfuschen will?“, fragte Anthony, als er am Fenster stand und seine Katze streichelte. „Es ist seltsam.“
„Es ist seltsam.“, bestätigte Harry und setzte sich mit dem Rücken zum brennenden Ofen auf den Boden. „Und es ergibt einfach keinen Sinn. Snape hat mit Quidditch so viel am Hut wie ich mit Ballett.“
„Wir werden sehen, was morgen passiert.“
Die gesamte Schülerschaft hatte sich auf den Tribünen des Quidditchfeldes zusammengefunden und Jubel dröhnte allen Seiten. Selbst der gesamte Lehrkörper, inklusive Dumbledore, hatte sich auf den Lehrertribünen eingefunden. Die Hufflepuffs hatten sich alle in ihren Hausfarben angezogen, ebenso die Ravenclaws, und jubelten mit Fahnen und Bannern ihrem jeweiligen Quidditchteam zu. Die Gryffindors und Slytherins hatten sich größtenteils neutral angezogen und klatschten für beide Teams.
Die beiden Teams von Hufflepuff und Ravenclaw liefen auf das Spielfeld, jeder hatte seinen Besen fest im Griff. Sie alle liefen auf die Mitte des Spielfeldes, positionierten sich und machten sich bereit zum Abstoß. Thomas lief auf den Kapitän der Hufflepuffs zu, sie gaben sich die Hand und stiegen auf ihre Besen.
„Jeder auf seine Position.“, rief Snape trocken und pfiff in seine Pfeife. Alle Spieler stießen sich ab und positionierten sich in der Luft. Harry schluckte und atmete tief durch. Er wusste, dass Snape ihm als Schiedsrichter nichts antun konnte. Er wusste, dass wenn sogar Dumbledore hier war, würde sich der Hauslehrer der Schlangen nicht trauen, ihn wieder versuchen ihn vom Besen zu werfen.
Snape entließ den Schnatz und die Klatscher, pfiff in seine Pfeife und schoß mit einem Schwung seines Zauberstabes den Quaffel in die Luft. Das Spiel begann ruppig und hart, die Klatscher wurden heftig in sämtliche Richtungen geschlagen und Harry versuchte ausfindig zu machen, wo er Schnatz war, als kurze Zeit später, nachdem ein Klatscher in Snapes Richtung flog, bereits der erste Abpfiff für Ravenclaw zu Gunsten von Hufflepuff stattfand, was den Hufflepuffs die ersten Punkte einbrachte. Die Hufflepuffs klatschten und jubelten und mehrere Buh-Rufe von der anderen Seite der Tribüne drangen an Harrys Ohr. Er sah Hermine und Anthony auf den Tribünen sitzen, Hermine mit gezücktem Zauberstab und Anthony in Halb-Acht-Stellung. Sie winkten ihm zu und er winkte zurück, als nach wenigen Augenblicken der zweite, ebenfalls grundlose, Abpfiff zugunsten von Hufflepuff erfolgte. Harry knirschte mit den Zähnen und wurde wütend. Der Spielekommentator auf der Lehrertribüne, Lee Jordan, gab entsprechende Kommentare zur möglichen Voreingenommenheit gegenüber Ravenclaw, wurde jedoch daraufhin von McGonagall gescholten. Harry kratzte sich an seinen Ohren und schnaubte. Kurz darauf sah er den Schnatz um Snape herumschwirren, preschte hervor, schnellte an Snape vorbei, packte goldenen Ball und hielt die Hand in die Luft.
Stille legte sich über das Spielfeld. Snape sah ihn mit großen Augen an, die anderen Spieler blickten mit offenem Mund auf ihn herab.
„Und hiermit haben wir innerhalb von weniger als fünf Minuten das Spiel beendet. Potter fängt den Schnatz, Ravenclaw gewinnt!“, rief Lee in das Mikrophon und die Ravenclaws jubelten lautstark, die Gryffindors und vereinzelte Slytherins klatschten Beifall und Hufflepuff war still.
„Autsch.“, meinte der Sucher der Hufflepuffs, Cedric Diggory, schmunzelnd als er an Harry vorbeiflog und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Starke Leistung.“
„Danke.“, meinte Harry und lächelte leicht.
Sie landeten alle wieder auf dem Boden und beglückwünschten sich, woraufhin Snape lediglich an Harry mit wehendem Umhang vorbeistürmte, ihm einen kalten Blick zuwarf und verschwand. Hermine und Anthony rannten auf ihn zu und drückten erleichtert ihre Freude und Glückwünsche aus.
Die Freude im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws war groß und Harry freute sich größtenteils darüber, dass das Spiel schnell vorbei gewesen war und er keine Zwischenfälle mit seinem Besen gehabt hatte. Nach einer Weile war die Siegesfeier bei den Ravenclaws im vollen Gange und Harry lief zu Anthony, der wieder einen gequälten Gesichtsausdruck machte.
„Komm.“, meinte er zu ihm und zog ihm am Handgelenk zum Gemeinschaftsraum raus.
„Gehen wir zu Hermine?“, fragte er nach einer Weile und Harry nickte. „Danke übrigens.“, fügte er leise hinterher.
„Kein Thema.“, lächelte Harry. „Du wirst immer besser, kann das sein?“
„Du musst mir keiner Komplimente machen, wenn ich so ein Gesicht ziehe, Harry. Aber ja, es wird besser. Ich kriege es langsam besser im Griff.“, meinte Anthony und seufzte. „Weißt du wo Hermine ist?“
„Im Gemeinschaftsraum.“
„Weißt du wo der ist?“
„Nein.“
„Schlau.“
„Entschuldigung, wo geht es zum Gryffindorturm?“, fragte Harry daraufhin eines der Portraits, welches in die entgegengesetzte Richtung deutete, aus der sie gekommen waren. „Danke.“, meinte er und sie liefen weiter. Als sie nach ein paar Minuten am Portrait der Fetten Dame ankamen, sah diese sie nur skeptisch an.
„Ihr habt keinen Zutritt.“, sprach sie nur und drehte sich weg.
„Wir möchten zu Hermine.“, sagte Anthony. „Könnten Sie sie holen?“
„Ich bin doch kein Laufbursche, Junge.“, entgegnete sie empört und schürzte die Lippen.
„Pfff.“, entgegnete Anthony und schüttelte den Kopf. „Gehen wir.“
Harry nickte und wollte sich umdrehen, als Anthony der Fetten Dame noch einen bösen Blick zuwarf. „Danke für nichts.“, fügte er mit gerümpfter Nase hinzu und lief mit Harry die Korridore entlang. Sie setzten sich auf eine breite Fensterbank in einer Nische eines verlassenen Korridors und sahen zum Fenster heraus.
„Ich finde es schade, dass wir nicht in die anderen Gemeinschaftsräume dürfen. Schlafsäle kann ich verstehen, aber jemanden besuchen… Das wäre doch auch mal nett, oder?“, durchbrach Anthony nach einer Weile die Stille und Harry nickte. Er drehte seinen Zauberstab zwischen Fingern und sah Anthony an. „Es wäre nett, ja.“
Die darauffolgenden Tage zogen dahin und das Wetter wurde wärmer, sodass wieder mehr Leben außerhalb des Schlosses stattfand. Harry, der mit Hedwig über die Wiesen zog, sah von Weitem, wie Theodore mit seiner Waldkatze Odin am Rande des Verbotenen Waldes spazierte. Er wurde aus dem honigblonden Slytherin nicht wirklich schlauer. Er lächelte oder winkte ihm nach wie vor manchmal zu, saß in Zaubertränke stets neben ihm, aber er sprach nicht mit ihm. Nicht, dass es Harry in irgendeiner Form stören würde, aber er würde sich durchaus gerne mal mit dem Jungen unterhalten, da dieser, so wie Harry es mitbekommen hatte, viel Wissen und ein ziemlich gutes Händchen für Zaubertranke hatte. Aber Theodore machte keine Anstalten, ein Gespräch mit ihm beginnen zu wollen, aber er zeigte immerhin auch keine Abneigung.
Hedwig flog ihre Kreise über Harry, ließ sich im sanften Frühjahrswind treiben, flog höher und ließ sich im Sturzflug wieder zu ihm herunterfallen, setzte sich auf seine Schulter und zwickte ihm sanft ins Ohr. So liefen sie über die Wiesen, am Rande des Verbotenen Waldes entlang – Theodore war bereits verschwunden – und er ließ seine Gedanken fliegen.
Als die Glocken des Turmes zum Abend läuteten, ließ Harry seine Schneeeule wieder zur Eulerei hochfliegen und lief zum Abendessen. Auf dem Weg zur Großen Halle traf er auf Anthony und Hermine, die vor dem großen Portal auf ihn warteten.
„Was hältst du davon, wenn wir heute Abend Hagrid einen kleinen Besuch abstatten?“, fragte Hermine leise.
„Hört sich nach einer guten Idee an. Ich habe das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen.“, entgegnete Harry.
Nachdem sie gegessen hatten, trafen sie sich wieder am Innenhof des Glockenturms und liefen gemeinsam in Richtung von Hagrids Hütte. Sie klopften an dessen Tür, woraufhin er diese nur einen Spalt öffnete und meinte, er habe gerade keine Zeit.
„Wir wissen vom Stein der Weisen.“, sagten die drei im Chor und Hagrid riss die Tür auf.
„Nicht so laut!“, mahnte er und ließ sie eintreten.
„Und wir glauben, dass Snape ihn stehlen will.“, meinte Harry und setzte sich auf einen Stuhl.
„Das ist doch absurd.“, entgegnete Hagrid und schüttelte den Kopf. Warum sollte er sowas tun?“
„Wissen wir nicht. Aber er hat auch mit Harrys Besen seinen Unfug getrieben und als der Troll ins Schloss gelassen wurde kam er mit einem blutigen Bein bei uns im Mädchenklo an.“, entgegnete Anthony und setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl.
„Ach.. absoluter Unsinn, Kinder. Professor Snape is‘ einer derjenigen, der den Stein hilft zu beschützen, da wird er ihn sicherlich nich‘ stehlen wollen.“, meinte Hagrid und sah nervös zu seinem Kamin.
„Also ist dort unter der Falltür wirklich der Stein.“, stellte Harry schmunzelnd fest und Hagrid machte nur ein „Umpf.“
„Ich sollte weniger reden…“, murmelte er und seufzte. „Wie dem auch sei, ihr müsst Professor Snape nich‘ verdächtigen. ‘s ist alles unter Kontrolle.“
„Hagrid.“, meinte Hermine skeptisch. „Was zum Henker…“, begann sie, als sie in das Feuer blickte und in dem Kessel, der über dem Feuer hing, ein großes Ei hin und her wackelte.
„Eh…ja. Das…“
„Das ist ein Drachenei.“, stellte Anthony trocken fest, als er in den Kessel sah und blickte mit großen Augen zu Hagrid. „Und… es schlüpft bald.“
„Ja, deswegen… hatt‘ ich eigentlich keine Zeit für euch drei.“, meinte Hagrid und lachte unangenehm berührt. Harry lief zum Kessel und war fasziniert von den Farben des Eis. Es wackelte unruhig hin und her und Hagrid lief mit zwei Topflappen zum Kessel, um das Ei herauszuholen.
„Huff…Heiß. Heiß, heiß,…“, murmelte er zischend und legte das Ei auf den großen Tisch. Risse bildeten sich in der Schale und das Ei begann zu knacken. Kleine Teile der Schale flogen auf die Seite und kleine Klauen bohrten sich durch die Haut und den gerissenen Schalenteilen heraus. Fasziniert sahen sie alle zu, wie die Schalen weiter aufbrachen und nach einigen Minuten ein kleiner Babydrache auf dem Tisch lag. Harry fand, dass er aussah, wie ein kleiner, zerknitterter Regenschirm, da der Körper sehr dünn und knorrig war, die Flügel ledrig und faltig. Der Drache hatte große, orangene Augen und eine lange Schnauze mit großen Nüstern. Stacheln zogen sich vom Kopf über die Wirbelsäule entlang. Harry hatte sich den Drachen ein wenig anders vorgestellt, er empfand den Drachen nicht als wirklich hübsch anzusehen, aber was konnte das Tier schon dafür?
„Das ist ein Norwegischer Stachelbuckel. Die sind ziemlich selten und ziemlich aggressiv.“, meinte Anthony und legte den Kopf schief.
„Ach… Norbert wird nicht aggressiv.“, entgegnete Hagrid und sah den Drachen liebevoll an.
„Norbert.“, wiederholte Harry skeptisch.
„Ja, er braucht ja einen Namen.“
„Hagrid, deine Hütte ist aus Holz.“, stellte Hermine nüchtern fest und zweifelte ein wenig an Hagrids Verstand. „Da ist ein Drache nicht sehr förderlich.“
„Aber er braucht doch seine Mama. Nicht wahr, Norbert?“, meinte er an den Drachen gewandt, der mit einem kleinen Niesen Hagrids Bart in Brand setzte. Dieser tippte sich das Feuer mit den Handschuhen aus und lächelte den Drachen an.
„Er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.“, murmelte Anthony zu Harry, der mit einem kritischen Blick den Kopf schüttelte.
„Wo hast du ihn her?“, fragte Harry und sah, wie Hagrid den Inhalt einer Flasche Brandy in eine Schüssel mit etwas, das große Ähnlichkeit mit Blut hatte, goss. „Und was ist das?“
„Brandy und Hühnerblut, dass Norbert groß und stark wird.“, meinte Hagrid. „Hab ihn gewonnen. Unten im Dorf, im Pub.“
„Wie gewonnen?“
„Da war so’n Kerl, Ire oder Grieche, hab’s nich‘ mehr genau in Erinnerung. Jedenfalls haben wir Karten gespielt und der Preis war das Ei. War bestimmt n Drachenhändler oder so. War n lustiger Abend, vielleicht n bisschen zu viel Whiskey, aber nichts, was ich nicht wegstecke.“, meinte Hagrid und begann den Drachen zu füttern.
„Du triffst einfach so einen Mann, der ein Ei dabei hat? Und er will nichts dafür?“, fragte Hermine mit Skepsis in der Stimme.
„Er wollte nur wissen, ob ich denn mit Drachen umgehen kann, da hab ich ihm erzählt, dass ich mit großen Tieren gut zurechtkomm. Er war echt interessiert an Fluffy, das sag ich euch. Musik, hab ich gesagt, is‘ der Schlüssel zum Erfolg bei allen wilden Tieren. Auf jeden Fall, ich hab das Ei hier gewonnen und Norbert wird mal n ganz Prächtiger, hm?“
„Okay, Hagrid – du solltest den Drachen abgeben.“, meinte Anthony und schüttelte den Kopf.
„Nein! Er braucht seine Mama.“
Die Drei rollten mit den Augen und schüttelten den Kopf. Sie verabschiedeten sich von Hagrid und machten sich auf den Weg zurück ins Schloss und sahen sich skeptisch an. Sie waren sich einig, dass Hagrid den Drachen abgeben musste und sie mussten nur noch herausfinden, wo er hin konnte.
„Die Zwillinge haben mir erzählt, dass ihr Bruder Charlie in Rumänien in einem Drachenreservat arbeitet.“, meinte Harry leise.
„Bestimmt kennt Hagrid Charlie aus seiner Schulzeit und wird ihn in seine Hände geben, wenn er weiß, dass es dem Drachen dort gut geht.“, meinte Hermine nachdenklich. Sie verabschiedeten sich voneinander und machten sich auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume, da es nur noch wenige Minuten bis zur Sperrstunde war.
Bei dem Abbiegen um eine Ecke sahen sie noch im letzten Augenblick hellblonde Haare im Dunkeln verschwinden.
„Und auf den müssen wir auch aufpassen.“, kam es von Anthony und Harry stimmte brummend zu.
Beinahe drei Wochen dauerte es, während Harry, Anthony und Hermine fleißig für ihre Prüfungen lernten, bis die Überzeugungsarbeit, inklusive versengter Gardinen, einem Bett mit Brandflecken, einen Biss in Fangs Schwanz und eine Verbrennung an Anthonys Arm, Hagrid überzeugten, dass Norbert gefährlicher war als er es ursprünglich zugeben wollte. Er wollte sich zunächst weiterhin weigern, aber als sie ihm auch noch drohten zu Dumbledore zu gehen und das ganze Drachendebakel auffliegen zu lassen, hatte Hagrid klein beigegeben. Was noch viel unangenehmer war, war die Tatsache, dass sie Hagrid offenbarten, dass Malfoy ihnen hinterherschlich und ihnen höchstwahrscheinlich auf der Spur war. Harry fand sich gar nicht so gut bei dem Gedanken Hagrid erpressen und zur Vernunft zwingen zu müssen, aber sie wollten auch nicht, dass Norbert ihn im Schlaf in einem Flammenmeer begraben würde. Auf den Hinweis, den Drachen einfach freizulassen, erwiderte Hagrid geschockt, dass er noch viel zu jung und nicht alleine überlebensfähig sei.
Hagrid hatte niedergeschlagen eine Eule nach Rumänien zu Charlie Weasley geschickt, von dessen Talent mit magischen Kreaturen er tatsächlich sehr viel hielt, was ihm diesen Schritt ein wenig erleichterte. So kam es, dass Charlie umgehend eine Antwort schrieb und sie darauf hinwies, dass er am letzten Freitag im Mai zwei seiner Kollegen vorbeischicken würde, die den Stachelbuckel abholen würden. Die Aktion musste jedoch im Dunkeln stattfinden, da sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen durften, da Hagrids blinde Aktion hochgradig illegal war.
An dem besagten Abend schlichen sich Harry, Hermine und Anthony aus ihren Schlafsälen, um sich auf den Weg zu Hagrids Hütte zu machen, wo dieser bereits niedergeschlagen auf der Treppe saß. Harry zog den Tarnumhang von ihren Köpfen und Hagrid sah sie traurig an. Schwer seufzte Hagrid und deutet an, ihnen zu folgen. Er nahm einen eisernen Käfig, der hinter seiner Hütte stand, in die Hand. Sie liefen mit Hagrid am Rande des Verbotenen Waldes entlang, zu einer Lichtung, die Harry nicht bekannt war, bis sie an einem kleinen Hügel ankamen. Zwei große Männer in dunkler Lederkleidung begrüßten sie freundlich und nahmen den Käfig mit dem Drachen entgegen.
„Schönes Tier. Furchtbares Temperament diese Stachelbuckel.“, meinte einer der beiden und lachte. Der andere nickte beschwichtigend und deutete auf eine Narbe an seinem Hals.
„Mach’s gut, Norbert.“, jammerte Hagrid und seufzte. Harry und Hermine klopften Hagrid tröstend auf den Arm und sie verabschiedeten sich von Charlies Freunden, die ihren Portschlüssel aktivierten. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zu Hagrids Hütte, um sich von Hagrid zu verabschieden. Als sie sich umdrehten, sahen sie einen blonden Kopf ins Schloss zurückrennen. Hastig rannten sie ins Schloss zurück, als Harry kurz anhielt.
„Mein Tarnumhang liegt noch bei Hagrid!“, meinte er und rannte zurück. Bevor Anthony und Hermine protestieren konnten, war Harry bereits weg und nach ein paar Minuten wieder da. Sie liefen zur Treppe hoch, als Harry nach Atem rang.
„Verdammter Malfoy. Meint ihr er petzt? Das kann nur Ärger geben, oder?“, meinte Harry und sah Anthony große Augen bekommen.
„Das gibt definitiv Ärger.“, antwortete Anthony und Hermine entwich nur ein „Oh, oh.“. Harry blickte von Anthony langsam nach vorne direkt in das höchst unerfreute Gesicht von Professor McGonagall, in Begleitung von Malfoy.
„Richtig erkannt, Mr. Goldstein.“, entgegnete die Hauslehrerin der Gryffindors und deutete in Richtung ihres Büros. „Mitkommen. Sie alle.“
Stillschweigend folgten sie der Lehrerin in ihr Büro und standen wie begossene Pudel in einer Reihe, lediglich Malfoy trug ein süffisantes Grinsen im Gesicht.
„Was fällt Ihnen ein, um diese Uhrzeit außerhalb Ihrer Gemeinschaftsräume auf den Korridoren umherzuwandern? Und dann auch noch außerhalb des Schlosses? Wissen Sie, was alles passieren könnte?“, begann McGonagall sie zu schelten. „Fünfzig Punkte Abzug, für jeden von Ihnen. Sie Vier werden morgen über Ihre Strafarbeit und Nachsitzen informiert werden.“ Stille. Sie schluckten. Hundert Punkte Abzug für Ravenclaw und Hermine sah ebenfalls aus, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggleiten.
„Entschuldigen Sie, Professor. Aber habe ich richtig gehört? Sie… Vier?“, fragte Malfoy auf einmal sichtlich unwohl, jedoch nicht weniger schnarrend.
„Offensichtlich haben Sie richtig gehört, Mr. Malfoy, denn wie Sie unschwer erkennen können, befinden auch Sie sich gerade außerhalb Ihres Gemeinschaftsraumes und sind offensichtlich herumgewandert.“, entgegnete McGonagall scharf, woraufhin der Blonde einen Schritt zurückwich. „So… scheinbar… nobel Ihre Absicht auch hätte sein wollen, stellen Sie bestimmt keine Ausnahme für die Regeln dar.“
Keiner der vier Erstklässler wagte ein weiteres Wort zu sprechen. McGonagall schickte sie ohne Umwege in ihre Gemeinschaftsräume zurück und versicherte ihnen, dass sie beim Mittagessen die Form ihrer Strafe mitgeteilt bekommen würden.
Das Mittagessen am folgenden Tag verlief weniger erfreulich für die beiden Ravenclaws, da hundert Punkte Abzug für Ravenclaw einem Mordanschlag auf das Leistungsego vieler Adler gleichkam. Sie taktierten die beiden Jungs mit bösen Blicken und Kopfschütteln, sparten sich jedoch ihre Kommentare. Professor Flitwick kam mit ernstem Blick auf die beiden zu und sah sie enttäuscht an. „Wirklich, Goldstein – Potter, ich hätte mehr von Ihnen erwartet. Heute Abend um zwanzig Uhr werden Sie am Portal zum Glockenturm von Mr. Filch abgeholt, um Ihre Strafe abzusitzen. Machen Sie bitte keinen Unfug.“ Beide nickten wortlos und setzten sich an den Tisch zum Essen.
„Wir haben’s doch gesagt, Harry.“, lachten Fred und George, als sie an den beiden vorbeiliefen. Harry streckte den beiden die Zunge raus, woraufhin diese empört beleidigt einatmeten und ihre Hände an die Brust legten.
„Pfff.“, meinte Anthony und stach missmutig in sein Essen.
Anthony und Harry liefen gerade die Treppen zum zweiten Stock herunter, um in Richtung des Portals zum Innenhof des Glockenturms zu gelangen, als ihnen Hermine entgegenkam.
„Und?“, fragte Harry die Braunhaarige, die nur mit den Schultern zuckte.
„Ich glaube mich trifft es mehr als die anderen.“, antwortete sie nüchtern. Harry gab nur ein „Hm“ von sich und als sie am Portal ankamen, sahen sie Malfoy bereits bei Mr. Filch stehen, der sie mit einem sinistren Grinsen empfing.
„Mitkommen.“, meinte er lediglich und lief mit einer Laterne aus dem Schloss heraus. Wortlos folgten sie dem Hausmeister, der ihnen seinen Missmut entgegenbrachte, dass die Zeiten leider vorbei waren, in denen Schüler zur Strafe in den Kerkern an den Händen gefesselt an den Wänden hingen. „Das waren noch Zeiten.“, seufzte er mit diesem Unterton und führte sie in Richtung von Hagrids Hütte. Dieser stand bereits mit einer Laterne, einer Armbrust und seinem Hund Fang bereit.
„Was ist unsere Strafe?“, fragte Anthony verwirrt.
„Wir müss‘n in den Wald, was suchen.“, meinte Hagrid und legte sich die Armbrust um.
„Im Verbotenen Wald?“, fragte Malfoy ungläubig. Er sah zu Filch und zu Hagrid. „Das muss ein Scherz sein! Das geht nicht! Da gibt es Werwölfe!“
Harry schluckte kurz, da er, nach einem Blick in den Himmel, feststellte, dass es tatsächlich Vollmond war. Die Bedenken gegenüber Werwölfen waren also tatsächlich berechtigt. Er fragte sich jedoch zunächst eher, wie es Remus ginge und hoffte, dass dieser die Nacht gut überstehen würde.
„Da gibt es noch ganz andere Dinge in dem Wald.“, lachte Filch.
„Ich geh bestimmt nicht in den Wald!“, spie Malfoy ihm entgegen.
„Du kannst deine Strafarbeit auch mit mir absitzen.“, entgegnete Filch und sah Malfoy mit einem kalten Grinsen an.
„Ich geh in den Wald.“, antwortete Malfoy nur knapp und wich vor Filch zurück. Harry und Anthony grinsten sich bei dem Wortwechsel an und Anthony biss sich auf die Lippen. Das Amüsement über die Auseinandersetzung übertönte für einen kurzen Moment ihr Unbehagen über die Strafe selbst.
„Viel Spaß.“, lachte der Hausmeister hämisch und ging zurück zum Schloss. Hagrid führte sie über eine breite Lichtung in den Wald hinein, das helle Mondlicht viel fleckig durch das Blätterdach und die knorrigen Äste des Waldes. Je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto größer und unheimlicher wurden die Bäume, desto undeutlicher die Wege und vereinzelte unheimliche Geräusche drangen an ihre Ohren.
„Hagrid, was machen wir hier?“, fragte Hermine nach einer Weile.
„Ihr helft mir n verletztes Einhorn im Wald zu finden. Hier, seht her.“, meinte er und deutete auf eine große, silbrig glänzende Pfütze an einem Baum.
„Was ist das? Quecksilber?“, fragte Harry und sah ungläubig zu Hagrid.
„‘S is Einhornblut. Irgendetwas hat vor Kurzem schon eins gerissen und jetzt läuft noch eins hier verletzt rum. Wir müssen es entweder retten oder erlösen. Ab hier gehen wir in zwei Richtungen. Hermine, Anthony – ihr kommt mit mir. Harry, Malfoy, ihr geht den anderen Weg entlang. Wenn ihr etwas findet, dann schießt rote Funken aus eurem Zauberstab.“
‚Na toll‘, dachte sich Harry und rollte mit den Augen. Im Verbotenen Wald und dann auch noch mit Malfoy.
„Ich will den Hund!“, forderte Malfoy und Hagrid lachte.
„‘S is der größte Schisser, der gute Fang. Aber ja, nimm ihn mit.“
Daraufhin trennten sich ihre Wege und Harry lief schweigend neben Malfoy her. Dieser hielt die Laterne hoch, um den Weg möglichst weit zu erhellen, was sich jedoch schwierig herausstellte, da die Dunkelheit des Waldes jegliches Licht zu verschlucken schien. Lediglich der Mond durchbrach an einigen Stellen das Blätterdach und hüllte den Weg in ein schummriges Licht. „Lumos.“, flüsterte Harry mit gezücktem Zauberstab und hielt ihn ausgestreckt vor sich, um das Licht der Laterne zu verstärken. Er sah, wie Malfoy ihm einen stirnrunzelnden Blick zuwarf, aber nichts sagte.
So liefen sie eine Weile den Weg entlang und stockten, als Fang begann zu knurren. Harry und Malfoy blickten geradeaus und zogen geschockt die Luft ein. Mehrere Meter vor ihnen lag ein großes, totes Einhorn auf dem Boden und über ihm gebeugt eine dunkel verhüllte Gestalt. Schmatzende Geräusche drangen an ihre Ohren und sie erkannten, dass sich die Gestalt am Hals des Einhorns zu schaffen machte. Als die Gestalt den Kopf hob, sahen sie, wie das silbrige Einhornblut unter der Kapuze, die das Gesicht verdeckte, heruntertropfte. Malfoy stieß einen panischen Schrei aus und rannte, gefolgt von Fang, unentwegt schreiend den Weg zurück. Harry konnte nicht einmal schreien, er war zu geschockt von dem Anblick, der sich vor ihm bot. Harry versuchte seinen Zauberstab zu erheben, doch seine Hände bewegten sich nicht und mit welchen Zauber würde er sich wehren wollen? Er wollte losrennen, doch auch seine Füße bewegten sich keinen Millimeter. Er atmete zischend ein und hob sich die Hand an die plötzlich schmerzende Stirn, denn in dem Moment, als sich die Gestalt aufrichtete, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz hinter seiner Narbe, der sich ausbreitete wie Feuer. Die Gestalt bewegte sich schwebend auf ihn zu und er wollte nach hinten laufen, stolperte jedoch über eine Wurzel und fiel in eine kleine Kuhle unter einem Baum. Die Figur kam näher und ehe er schreien oder sich aus der Kuhle erheben konnte, hörte er laute Hufgeräusche. Er blickte hoch und hielt den Atem an. Mit einem großen Satz sah er die Unterseite eines Pferdes über die Anhöhe springen und auf die Gestalt vorpreschen. Auf den Hinterbeinen aufgerichtet trat das Wesen nach der Gestalt, woraufhin diese die Flucht ergriff und im dunklen Dickicht des Waldes verschwand.
Als Harry aus seiner Schockstarre erwachte, kroch er aus der Kuhle hervor und lief zu dem Wesen. Vor ihm stand ein großer Zentaur wie er sie nur aus den Märchenbüchern kannte. Ein kräftiger Körper mit goldglänzendem Fell und der Oberkörper eines kräftigen Mannes mit langem, hellblondem Haar und leuchtend blauen Augen. Sein Gesichtsausdruck war ernst, aber er hatte dennoch eine freundliche Ausstrahlung, um die Schultern hingen Pfeil und Bogen.
„Harry Potter.“, sagte der Zentaur und neigte seinen Kopf.
„Ha..Hallo.“, entgegnete Harry und neigte ebenfalls seinen Kopf, jedoch ein wenig tiefer, als er es vor dem Kobold getan hatte. „Danke.“, fügte er mit zittriger Stimme hinzu. Woher wusste der Zentaur, wie er hieß?“
„Mein Name ist Firenze.“, sprach der Zentaur und musterte ihn. „Es sind gefährliche Zeiten angebrochen, um hier des Nachts im Wald unterwegs zu sein. Die Gefahren sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen., du solltest hier nicht sein.“
„Was war das? Und… warum das Einhorn? Warum hat es sein Blut getrunken?“, fragte er Firenze nervös.
„Einhörner sind mit die reinsten und edelsten Wesen, die diese Erde bewandern. Ihr Blut hat besondere magische Kräfte – wer das Blut eines Einhornes trinkt, der kann sein Leben verlängern, auch wenn der Tod auf der Schwelle steht. Doch etwas so Reines zu töten hat seinen Preis. Wer das Blut eines Einhornes trinkt hat nur noch ein halbes, ein verfluchtes Leben.“
„Ich verstehe nicht… Wer will so etwas tun?“, fragte Harry kopfschüttelnd.
„Weißt du, was zu diesem Zeitpunkt im Schloss versteckt ist?“, fragte Firenze und sah Harry eindringlich aus den blauen Augen an. Harry schluckte und nickte.
„Der Stein der Weisen.“
„Wer oder was hätte Interesse daran, sein Leben zu verlängern und unsterblich zu werden?“
Seine Augen wurden groß, sich seine Gedanken begannen zu überschlagen. „Voldemort.“ Firenze nickte und lief einen Schritt auf Harry zu und beugte sich zu ihm herunter.
„Harry Potter, hör mir genau zu. Die Sterne haben schon lange Jahre Unheil angekündigt.“, begann er leise, doch eindringlich, zu sprechen. „Es zeigt sich jedoch nicht, wann der Höhepunkt des Unheils eintreffen wird, aber sei gewarnt!“ Er sah Harry mit einem ernsten Blick an. Blau bohrte sich in Grün und Harry hatte das Gefühl, als würde der Zentaur ihn von innen heraus durchleuchten.
„Die Hüterin der Schwelle hat dich ausgewählt. Sie wird dich schützen und begleiten, aber deine Zeit ist noch nicht gekommen. Die Schwelle bleibt dir noch verborgen, aber dennoch, du musst aufpassen. Das Dunkle findet seine Wege, deshalb… sollte man das Licht – “, sprach Firenze kryptisch.
„ – nicht aus dem Blick verlieren.“, beendete Harry den Satz und der Zentaur nickte langsam.
„Du musst den Wald verlassen, es ist zu gefährlich. Steig auf, Kind.“, forderte Firenze und zog Harry an den Armen hoch, um ihn auf seinen Rücken zu setzen. „Halt dich fest.“ Harry schlang seine Arme um den Oberkörper des Zentauren und schloss die Augen, als dieser mit einem unglaublichen Tempo losgaloppierte.
An einer weiteren Lichtung angekommen hielt der Zentaur an als Harry ein gedonnertes „FIRENZE!“ hörte. Harry blickte in die Richtung aus der die Stimme kam und riss geschockt die Augen auf, als er eine ganze Herde Zentauren sah, angeführt von einem großen, grimmig dreinblickenden Zentauren mit dunklem Haar und Fell.
„Bane.“, antwortete Firenze ruhig.
„Wie tief muss man sinken, einen Menschen auf sich reiten und sich zu einem Esel degradieren zu lassen?“, fragte er eisig.
„Er ist ein Kind, Bane. Du weißt, was im Wald umherirrt.“, antworte Firenze ruhig und lief an dem dunkleren Zentauren vorbei. „Oder haben dich die Sterne nicht in das Geheimnis eingeweiht? Hast du ignoriert, was das Himmelszelt uns mitgeteilt hat?“
„Es ist eine Schande! Wir arbeiten nicht mit Menschen zusammen!“
„Die Hüterin hat ihn auserwählt! Und du hast die Einhörner gesehen, du weißt, was das bedeutet. Ich habe mich dem Monster, das sich an diesen Einhörnern vergreift, entgegengesetzt, Bane. Und ich werde es wieder tun, auch mit den Menschen zusammen, wenn ich keine andere Möglichkeit habe.“, entgegnete Firenze und drehte den Kopf zu Harry um. „Festhalten.“, sagte er knapp und galoppierte noch schneller als zuvor durch den Wald über die Lichtungen, bis Harry in der Ferne eine Laterne leuchten sah. Sie preschten weiter über die Lichtung vor und nach ein paar Augenblicken konnte er Hagrid und anderen erkennen, die seinen Namen riefen.
„Harry!“, rief Anthony laut und als Harry „Hier!“ rief, drehten sie ihre Köpfe zu Firenze und ihm. „Firenze!“, rief Hagrid und kam auf sie zu.
„Ein Zentaur!“, staunte Anthony laut und als Firenze vor ihm stand, neigte Anthony seinen Kopf. „Es ist mir eine Ehre.“, sagte er und richtete sich wieder auf.
„Die Freude ist ganz meinerseits, Kind.“, antwortete Firenze und hob Harry von seinem Rücken herab. „Verlasst den Wald, so schnell ihr könnt.“, mahnte der Zentaur und drehte sich zu Harry. „Ab hier verlasse ich dich nun, Harry Potter. Vorerst bist du sicher, doch ich hoffe, dass die Sterne, wie so oft, falsch gelesen wurden. Denk‘ an meine Worte, Harry Potter.“, sprach er, nickte ihm zu und preschte in den Wald zurück.
„Wow.“, staunte Anthony und sah dem Zentauren hinterher.
„Ist alles in Ordnung, Harry?“, fragte Hermine und Hagrid drehte sich zu ihm.
„Was ist passiert?“, fragte Hagrid mit Besorgnis in der Stimme.
„Da war… eine dunkle Kreatur. Und sie hat das Einhorn getötet, es liegt noch dort.“, meinte Harry nachdenklich. Er blickte zu Malfoy, der ihn stillschweigend ansah und dann wegschaute. Hagrid führte sie nach einem schweigenden Nicken aus dem Wald heraus und brachte sie ins Schloss zurück, um sich selbst bei Gelegenheit um das Einhorn zu kümmern.
Malfoy lief wortlos, ohne sich einmal umzudrehen oder auch nur den Ansatz einer schnippischen Bemerkung zu machen, in Richtung der Kerker und als das Trio die Treppen hochlief, sah Hermine kritisch zu Harry rüber. „Was ist passiert? Ein Zentaur lässt nicht einfach so einen Menschen auf sich reiten, ich habe einiges über sie gelesen. Was war dort im Wald? Was ist passiert?“
„Ich habe Firenze das Gleiche gefragt… Und er hat mir erklärt, dass Einhornblut das Leben verlängert, aber das Leben zu einem verdammten Leben macht, weil es so abgrundtief böse ist, ein Einhorn zu töten und sein Blut zu trinken.“, flüsterte Harry und seufzte. Seine Gedanken überschlugen sich von den Eindrücken und der Schmerz in seiner Narbe war noch nicht gänzlich abgeklungen.
„Wer oder was macht sowas?“, fragte Anthony angewidert.
„Voldemort.“, sagte Harry und sah ernst zu Hermine und Anthony herüber.
„Du machst Witze.“, meinten beide gleichzeitig und sahen mit hochgezogenen Augenbrauen zu Harry.
„Nein. Er ist da draußen und trinkt Einhornblut, um sich am Leben zu halten. Er ist nicht tot, ich…“, begann Harry und sein Puls stieg. Seine Hände wurden schwitzig und kalt, er wischte seine Handinnenflächen an seinem Umhang ab. „Ich habe Firenze zuerst nicht geglaubt, nicht so wirklich… aber meine Narbe hat auf einmal so unheimlich geschmerzt und… er hat sie mir ja auch verpasst, oder? Warum sollte Firenze lügen? Ich mache mir eher Gedanken, was wir mit dieser Information generell anfangen sollen.“
„Harry.“, sprach Hermine sanft. „Du bist in Hogwarts. Dumbledore ist der Einzige, vor dem er sich immer gefürchtet hat, das weiß jeder. Solange du bei Dumbledore bist, kann dir nichts passieren.“
„Stimmt schon, was sie sagt.“, meinte Anthony und deutete mit einem Finger auf Hermine. Harry atmete tief durch und nickte leicht mit dem Kopf. „Okay.“, flüsterte er und sah auf den Boden. „Danke.“
„Kein Thema.“, entgegnete Hermine und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Harry, es wird alles gut. Wir sehen uns morgen, Jungs. Gute Nacht!“
„Gute Nacht.“, antworteten die beiden im Chor und bogen an der nächsten Treppe ab, um den in den Gemeinschaftsraum zu laufen. Schweigend liefen sie nebeneinander her und Harry hob überrascht den Kopf, als Anthony wortlos seinen Arm um Harrys Schultern legte, während sie zum Gemeinschaftsraum liefen. Anthony lächelte ihn nur an und Harrys Mundwinkel wanderten leicht nach oben.
Im Gemeinschaftsraum angekommen gingen beide wortlos an ihren Hauskameraden vorbei und machten sich fürs Bett fertig. Frisch geduscht und müde lagen die beiden Adler im Bett und sahen sich stillschweigend an. Lediglich das Schnurren von Iduna und vereinzelte Laute von Edd durchdrangen den Schlafsaal.
„Harry?“
„Hm?“
„Du bist nicht alleine, ja? Ich lass dich nicht alleine, egal was kommt.“
„Danke.“
„Selbstverständlich.“
„Für mich nicht.“
„Sei ruhig.“
„Okay.“
„Gute Nacht, Harry.“
„Schlaf gut.“
~oOo~
Der Winter hatte sich zurückgezogen, der Schnee war allmählich getaut und aus dem feuchten Gras begannen die ersten kleinen Blumen und Kräuter sich der wärmenden Sonne entgegenzustrecken. Seit ihrer Erkenntnisse hinsichtlich Nicolas Flamel, dem Stein der Weisen und der Wahrscheinlichkeit, dass dieser Stein von dem dreiköpfigen Hund bewacht wurde, hatte sich wenig ereignet. Es war, beinahe unerträglich, ruhig gewesen in den vergangenen Wochen.
Hermine hatte nach den Ferien Harrys Bücher begeistert durchgesehen, mit leuchtenden Augen von Seite zu Seite geblättert, sich vereinzelte Notizen gemacht und den Schwarzhaarigen angestrahlt. Als Harry ihr offenbarte, dass er eine ganze Bibliothek mit alten Familienerbstücken besaß, wurden ihre Augen größer als sie es vorher schon waren. Harry meinte zu ihr, dass sie ihn in den Sommerferien gerne besuchen kommen könnte, um die Bibliothek zu begutachten, woraufhin diese begeistert in die Hände klatschte und zustimmte.
Um sich ein wenig aus dem Trubel der sich anbahnenden Prüfungsphasen herauszuziehen, waren Harry, Anthony und Hermine dazu übergegangen, mehr Zeit in einem der abgelegensten Winkel der Bibliothek zu verbringen, wo sie nicht von Dauerseufzen, Haareraufen und kleineren Wutausbrüchen abgelenkt wurden, die sie bei den älteren Schülern wahrnahmen, die vor wichtigen Prüfungen standen, welche wiederum deren späteren Lebensläufe deutlich beeinflussen würden. Da sie selbst jedoch nur kleinere Abschlussprüfungen hatten, machten sich die drei jedoch um ihre Ergebnisse weniger Sorgen.
Im Großen und Ganzen waren sie mit ihren Leistungen der letzten Zeit weitestgehend zufrieden, Hermine glänzte in sämtlichen Fächern, Anthony hatte ein gewisses Händchen für Verwandlung bewiesen und Harry war nach wie vor von Zauberkunst begeistert. Was Harry jedoch am Meisten genoss, war die Abwesenheit von Konkurrenz-, und Wettkampfdenken unter ihnen und, dass sich Hermine als laufendes Lexikon herausstellte, die jedes noch so kleine Detail eines Buches in Erinnerung behalten konnte, begeisterte die beiden durchaus. Ein Großteil ihrer Freizeit verbrachten sie häufig zu dritt, wenn auch Neville manchmal sich zu ihnen gesellte, da er sich mit Hermine gut verstand. Seit dem Heuler, den Ron von seiner Mutter bekommen hatte, und den darauffolgenden heimlichen Streichen, denen Ron, Seamus und Dean von den Zwillingen ausgesetzt waren, hatte Neville keinen Anlass mehr, sich gegen die drei behaupten zu müssen, was zur Folge hatte, dass die Gryffindors sich bis zu einem gewissen Punkt ganz gut verstanden – mehr oder weniger hatten die Zwillinge die Jungs zum Umdenken gezwungen. Sie waren zwar keine wirklich guten Freunde, aber er war immerhin nicht ganz allein, wenn er nicht mit Hermine unterwegs war.
Der Einzige, der jedoch nach wie vor auf Neville rumhackte, war Malfoy – dieser ließ absolut keine Möglichkeit aus, den jungen Gryffindor vor anderen bloßzustellen. So ereignete es sich an einem verregneten Tag im Februar, als sie alle zum Mittagessen gehen wollten und Neville, tollpatschig wie er war, mit ein paar Büchern in seinem Arm, auf dem Weg zur Großen Halle in einer nassen Pfütze ausrutschte, die Bücher hoch und anschließend auf seinen Kopf flogen und er einige blaue Flecken und eine kleine Beule von den schweren Bänden davon trug.
„Ehrlich, Longbottom. Kannst du überhaupt irgendwas, außer Kessel zum Schmelzen bringen?“, spottete Malfoy im Vorbeigehen. „Wenn Hirn und Talent in Gold gewogen würden, wärst du ärmer als Weasley und das will was heißen.“
Die umstehenden Mitschüler begannen zu lachen, Ron und Neville bekamen rote Köpfe und die Zwillinge, die das Spektakel mitbekamen, als sie zur Großen Halle bogen, schnaubten. Die zwei Rotschöpfe sahen sich mit funkelnden Augen an und Harry musste schmunzeln. Er sah, wie sie ihre Zauberstäbe zückten und Fred nur leise „Schnürsenkel“ zu George murmeln hörte, woraufhin Harry ebenfalls heimlich seinen Zauberstab zog. Als ein kleines, helles Licht aus dem Zauberstab des Gryffindors schoss und kurz davor war Dracos Schnürsenkel miteinander zu verknoten, schoss Harry leise einen weiteren kleinen Eiszauber, den er fleißig weitergeübt hatte, hinterher, der den Boden unter Dracos Schuhe traf und dafür sorgte, dass er nicht nur ausrutschte, sondern durch die verknoteten Schnürsenkel ziemlich ungalant auf dem Hintern landete. Auf das ziemlich hohe Jaulen des Blonden hin begannen die Meisten der umstehenden Schüler laut zu lachen und der Kopf des Slytherins wurde dunkelrot vor Wut. Neville hatte derweil mit Seamus seine Bücher wieder aufgehoben und sich in die Menge der umstehenden Leute zurückgezogen.
„Passt bloß auf.“, spie Malfoy, entknotete seine Schnürsenkel und stürmte dampfend an der Ansammlung von Menschen vorbei in die Große Halle. Da keiner gesehen hatte, woher die Zauber kamen, drehten sich Anthony und Hermine zu Harry um, der sie aus großen, grünen Augen ansah.
„Harry.“, sagten beide im Chor und verschränkten die Arme.
„Was?“, fragte er unschuldig. Beide zogen zeitgleich ihre Augenbraue hoch und schmunzelten. Anthony schüttelte seinen Kopf und nickte anerkennend.
„Gut gemacht.“, kam es seitlich von Fred, der sich neben Harry gestellt hatte. George nickte grinsend und zeigte mit dem Daumen nach oben, woraufhin Harrys Mundwinkel verdächtig zuckten.
„Du könntest bei uns mit einsteigen, weißt du?“, schlug George vor und sah nachdenklich in die Luft.
„Der Retter der Zaubererwelt wird zum Tunichtgut.“, philosophierte Fred und stemmte die Hände in die Hüften. „Das wären Schlagzeilen, George. Was denkst du?“
„Absolut.“
„Nein, danke.“, lachte Harry.
„Langweilig.“, kam es von den Zwillingen, die nach einem Klopfer auf Harrys Schultern in die Große Halle liefen.
„Ein bisschen hat er Recht.“, meinte Anthony. „Es ist langweilig momentan.“
„Reichen dir die drei Köpfe im Schloss nicht, die uns hier dauernd vor Rätsel stellen?“, zischte Hermine und schüttelte den Kopf.
„Vier Köpfe wären doch mal spannend, oder?“
„Anthony.“, meinten Harry und Hermine im Chor und zogen den Dunkelblonden in die Große Halle.
Dieses kleine Intermezzo war in der langen Zeit zwischen dem Ende der Ferien und dem Frühlingsanfang das Einzige gewesen, was in irgendeiner Form größeres Interesse hätte auf sich ziehen können und Hermine, Harry und Anthony begannen ein wenig misstrauisch zu werden. Es war einfach zu ruhig. Der Zwischenfall mit dem Troll und Snapes Bein, die seltsame Unterhaltung zwischen Snape und Quirrel,… Quirrel, dessen Stottern rapide zugenommen hatte und dessen Turban von Woche zu Woche unangenehm fauliger roch. Es war auffallend unauffällig. Und die Drei hatten keine Erklärung dafür.
~oOo~
Es war Anfang April und eine rege Diskussion erfüllte den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. „Ist etwas passiert?“, fragte Harry und ging zu Robert, der mit Thomas, Markus und den anderen des Quidditchteams diskutierte.
„Das Spiel morgen gegen Hufflepuff.“, meinte Markus kurzangebunden. Harry legte den Kopf schief und deutete ihm an weiterzusprechen. „Es wird von Snape referiert. Er ersetzt Madame Hooch.“
„Warum?“, fragte Harry verblüfft und zog die Augenbrauen zusammen. Anthony sah ihn ebenso stirnrunzelnd an und verschränkte die Arme.
„Wissen wir nicht. Es hieß nur, Snape wollte das Spiel unbedingt referieren.“, meinte Thomas und kratzte sich am Kopf. „Aber das ist nicht weiter schlimm. Eigentlich.“
„Warum?“, fragte Harry erneut und blickte in die Runde.
„Snape hat kein Problem mit Ravenclaw, seine Hauptbeschäftigung ist es, Gryffindor das Leben schwer zu machen.“, antwortete Thomas und Robert nickte zustimmend.
„Snape hat ein Problem mit mir.“, entgegnete Harry trocken und seufzte. Robert zog die Augenbraue hoch. „Du bist doch gut in Zaubertränke?“, fragte er.
„Ja, aber er hat ein persönliches Problem mit mir. Ich weiß bis heute nicht warum.“
„Seltsam. Dann lassen wir ihm einfach keinen Grund offen, dich zu kritisieren.“, meinte Robert und klopfte ihm auf die Schulter.
„Wenn du meinst. Wir sehen uns heute Abend beim Training.“, entgegnete Harry und lief mit Anthony die Treppen zum Schlafsaal hoch.
„Meinst du Snape will Schiedsrichter sein, weil er wieder an deinem Besen rumpfuschen will?“, fragte Anthony, als er am Fenster stand und seine Katze streichelte. „Es ist seltsam.“
„Es ist seltsam.“, bestätigte Harry und setzte sich mit dem Rücken zum brennenden Ofen auf den Boden. „Und es ergibt einfach keinen Sinn. Snape hat mit Quidditch so viel am Hut wie ich mit Ballett.“
„Wir werden sehen, was morgen passiert.“
Die gesamte Schülerschaft hatte sich auf den Tribünen des Quidditchfeldes zusammengefunden und Jubel dröhnte allen Seiten. Selbst der gesamte Lehrkörper, inklusive Dumbledore, hatte sich auf den Lehrertribünen eingefunden. Die Hufflepuffs hatten sich alle in ihren Hausfarben angezogen, ebenso die Ravenclaws, und jubelten mit Fahnen und Bannern ihrem jeweiligen Quidditchteam zu. Die Gryffindors und Slytherins hatten sich größtenteils neutral angezogen und klatschten für beide Teams.
Die beiden Teams von Hufflepuff und Ravenclaw liefen auf das Spielfeld, jeder hatte seinen Besen fest im Griff. Sie alle liefen auf die Mitte des Spielfeldes, positionierten sich und machten sich bereit zum Abstoß. Thomas lief auf den Kapitän der Hufflepuffs zu, sie gaben sich die Hand und stiegen auf ihre Besen.
„Jeder auf seine Position.“, rief Snape trocken und pfiff in seine Pfeife. Alle Spieler stießen sich ab und positionierten sich in der Luft. Harry schluckte und atmete tief durch. Er wusste, dass Snape ihm als Schiedsrichter nichts antun konnte. Er wusste, dass wenn sogar Dumbledore hier war, würde sich der Hauslehrer der Schlangen nicht trauen, ihn wieder versuchen ihn vom Besen zu werfen.
Snape entließ den Schnatz und die Klatscher, pfiff in seine Pfeife und schoß mit einem Schwung seines Zauberstabes den Quaffel in die Luft. Das Spiel begann ruppig und hart, die Klatscher wurden heftig in sämtliche Richtungen geschlagen und Harry versuchte ausfindig zu machen, wo er Schnatz war, als kurze Zeit später, nachdem ein Klatscher in Snapes Richtung flog, bereits der erste Abpfiff für Ravenclaw zu Gunsten von Hufflepuff stattfand, was den Hufflepuffs die ersten Punkte einbrachte. Die Hufflepuffs klatschten und jubelten und mehrere Buh-Rufe von der anderen Seite der Tribüne drangen an Harrys Ohr. Er sah Hermine und Anthony auf den Tribünen sitzen, Hermine mit gezücktem Zauberstab und Anthony in Halb-Acht-Stellung. Sie winkten ihm zu und er winkte zurück, als nach wenigen Augenblicken der zweite, ebenfalls grundlose, Abpfiff zugunsten von Hufflepuff erfolgte. Harry knirschte mit den Zähnen und wurde wütend. Der Spielekommentator auf der Lehrertribüne, Lee Jordan, gab entsprechende Kommentare zur möglichen Voreingenommenheit gegenüber Ravenclaw, wurde jedoch daraufhin von McGonagall gescholten. Harry kratzte sich an seinen Ohren und schnaubte. Kurz darauf sah er den Schnatz um Snape herumschwirren, preschte hervor, schnellte an Snape vorbei, packte goldenen Ball und hielt die Hand in die Luft.
Stille legte sich über das Spielfeld. Snape sah ihn mit großen Augen an, die anderen Spieler blickten mit offenem Mund auf ihn herab.
„Und hiermit haben wir innerhalb von weniger als fünf Minuten das Spiel beendet. Potter fängt den Schnatz, Ravenclaw gewinnt!“, rief Lee in das Mikrophon und die Ravenclaws jubelten lautstark, die Gryffindors und vereinzelte Slytherins klatschten Beifall und Hufflepuff war still.
„Autsch.“, meinte der Sucher der Hufflepuffs, Cedric Diggory, schmunzelnd als er an Harry vorbeiflog und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Starke Leistung.“
„Danke.“, meinte Harry und lächelte leicht.
Sie landeten alle wieder auf dem Boden und beglückwünschten sich, woraufhin Snape lediglich an Harry mit wehendem Umhang vorbeistürmte, ihm einen kalten Blick zuwarf und verschwand. Hermine und Anthony rannten auf ihn zu und drückten erleichtert ihre Freude und Glückwünsche aus.
Die Freude im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws war groß und Harry freute sich größtenteils darüber, dass das Spiel schnell vorbei gewesen war und er keine Zwischenfälle mit seinem Besen gehabt hatte. Nach einer Weile war die Siegesfeier bei den Ravenclaws im vollen Gange und Harry lief zu Anthony, der wieder einen gequälten Gesichtsausdruck machte.
„Komm.“, meinte er zu ihm und zog ihm am Handgelenk zum Gemeinschaftsraum raus.
„Gehen wir zu Hermine?“, fragte er nach einer Weile und Harry nickte. „Danke übrigens.“, fügte er leise hinterher.
„Kein Thema.“, lächelte Harry. „Du wirst immer besser, kann das sein?“
„Du musst mir keiner Komplimente machen, wenn ich so ein Gesicht ziehe, Harry. Aber ja, es wird besser. Ich kriege es langsam besser im Griff.“, meinte Anthony und seufzte. „Weißt du wo Hermine ist?“
„Im Gemeinschaftsraum.“
„Weißt du wo der ist?“
„Nein.“
„Schlau.“
„Entschuldigung, wo geht es zum Gryffindorturm?“, fragte Harry daraufhin eines der Portraits, welches in die entgegengesetzte Richtung deutete, aus der sie gekommen waren. „Danke.“, meinte er und sie liefen weiter. Als sie nach ein paar Minuten am Portrait der Fetten Dame ankamen, sah diese sie nur skeptisch an.
„Ihr habt keinen Zutritt.“, sprach sie nur und drehte sich weg.
„Wir möchten zu Hermine.“, sagte Anthony. „Könnten Sie sie holen?“
„Ich bin doch kein Laufbursche, Junge.“, entgegnete sie empört und schürzte die Lippen.
„Pfff.“, entgegnete Anthony und schüttelte den Kopf. „Gehen wir.“
Harry nickte und wollte sich umdrehen, als Anthony der Fetten Dame noch einen bösen Blick zuwarf. „Danke für nichts.“, fügte er mit gerümpfter Nase hinzu und lief mit Harry die Korridore entlang. Sie setzten sich auf eine breite Fensterbank in einer Nische eines verlassenen Korridors und sahen zum Fenster heraus.
„Ich finde es schade, dass wir nicht in die anderen Gemeinschaftsräume dürfen. Schlafsäle kann ich verstehen, aber jemanden besuchen… Das wäre doch auch mal nett, oder?“, durchbrach Anthony nach einer Weile die Stille und Harry nickte. Er drehte seinen Zauberstab zwischen Fingern und sah Anthony an. „Es wäre nett, ja.“
~oOo~
Die darauffolgenden Tage zogen dahin und das Wetter wurde wärmer, sodass wieder mehr Leben außerhalb des Schlosses stattfand. Harry, der mit Hedwig über die Wiesen zog, sah von Weitem, wie Theodore mit seiner Waldkatze Odin am Rande des Verbotenen Waldes spazierte. Er wurde aus dem honigblonden Slytherin nicht wirklich schlauer. Er lächelte oder winkte ihm nach wie vor manchmal zu, saß in Zaubertränke stets neben ihm, aber er sprach nicht mit ihm. Nicht, dass es Harry in irgendeiner Form stören würde, aber er würde sich durchaus gerne mal mit dem Jungen unterhalten, da dieser, so wie Harry es mitbekommen hatte, viel Wissen und ein ziemlich gutes Händchen für Zaubertranke hatte. Aber Theodore machte keine Anstalten, ein Gespräch mit ihm beginnen zu wollen, aber er zeigte immerhin auch keine Abneigung.
Hedwig flog ihre Kreise über Harry, ließ sich im sanften Frühjahrswind treiben, flog höher und ließ sich im Sturzflug wieder zu ihm herunterfallen, setzte sich auf seine Schulter und zwickte ihm sanft ins Ohr. So liefen sie über die Wiesen, am Rande des Verbotenen Waldes entlang – Theodore war bereits verschwunden – und er ließ seine Gedanken fliegen.
Als die Glocken des Turmes zum Abend läuteten, ließ Harry seine Schneeeule wieder zur Eulerei hochfliegen und lief zum Abendessen. Auf dem Weg zur Großen Halle traf er auf Anthony und Hermine, die vor dem großen Portal auf ihn warteten.
„Was hältst du davon, wenn wir heute Abend Hagrid einen kleinen Besuch abstatten?“, fragte Hermine leise.
„Hört sich nach einer guten Idee an. Ich habe das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen.“, entgegnete Harry.
Nachdem sie gegessen hatten, trafen sie sich wieder am Innenhof des Glockenturms und liefen gemeinsam in Richtung von Hagrids Hütte. Sie klopften an dessen Tür, woraufhin er diese nur einen Spalt öffnete und meinte, er habe gerade keine Zeit.
„Wir wissen vom Stein der Weisen.“, sagten die drei im Chor und Hagrid riss die Tür auf.
„Nicht so laut!“, mahnte er und ließ sie eintreten.
„Und wir glauben, dass Snape ihn stehlen will.“, meinte Harry und setzte sich auf einen Stuhl.
„Das ist doch absurd.“, entgegnete Hagrid und schüttelte den Kopf. Warum sollte er sowas tun?“
„Wissen wir nicht. Aber er hat auch mit Harrys Besen seinen Unfug getrieben und als der Troll ins Schloss gelassen wurde kam er mit einem blutigen Bein bei uns im Mädchenklo an.“, entgegnete Anthony und setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl.
„Ach.. absoluter Unsinn, Kinder. Professor Snape is‘ einer derjenigen, der den Stein hilft zu beschützen, da wird er ihn sicherlich nich‘ stehlen wollen.“, meinte Hagrid und sah nervös zu seinem Kamin.
„Also ist dort unter der Falltür wirklich der Stein.“, stellte Harry schmunzelnd fest und Hagrid machte nur ein „Umpf.“
„Ich sollte weniger reden…“, murmelte er und seufzte. „Wie dem auch sei, ihr müsst Professor Snape nich‘ verdächtigen. ‘s ist alles unter Kontrolle.“
„Hagrid.“, meinte Hermine skeptisch. „Was zum Henker…“, begann sie, als sie in das Feuer blickte und in dem Kessel, der über dem Feuer hing, ein großes Ei hin und her wackelte.
„Eh…ja. Das…“
„Das ist ein Drachenei.“, stellte Anthony trocken fest, als er in den Kessel sah und blickte mit großen Augen zu Hagrid. „Und… es schlüpft bald.“
„Ja, deswegen… hatt‘ ich eigentlich keine Zeit für euch drei.“, meinte Hagrid und lachte unangenehm berührt. Harry lief zum Kessel und war fasziniert von den Farben des Eis. Es wackelte unruhig hin und her und Hagrid lief mit zwei Topflappen zum Kessel, um das Ei herauszuholen.
„Huff…Heiß. Heiß, heiß,…“, murmelte er zischend und legte das Ei auf den großen Tisch. Risse bildeten sich in der Schale und das Ei begann zu knacken. Kleine Teile der Schale flogen auf die Seite und kleine Klauen bohrten sich durch die Haut und den gerissenen Schalenteilen heraus. Fasziniert sahen sie alle zu, wie die Schalen weiter aufbrachen und nach einigen Minuten ein kleiner Babydrache auf dem Tisch lag. Harry fand, dass er aussah, wie ein kleiner, zerknitterter Regenschirm, da der Körper sehr dünn und knorrig war, die Flügel ledrig und faltig. Der Drache hatte große, orangene Augen und eine lange Schnauze mit großen Nüstern. Stacheln zogen sich vom Kopf über die Wirbelsäule entlang. Harry hatte sich den Drachen ein wenig anders vorgestellt, er empfand den Drachen nicht als wirklich hübsch anzusehen, aber was konnte das Tier schon dafür?
„Das ist ein Norwegischer Stachelbuckel. Die sind ziemlich selten und ziemlich aggressiv.“, meinte Anthony und legte den Kopf schief.
„Ach… Norbert wird nicht aggressiv.“, entgegnete Hagrid und sah den Drachen liebevoll an.
„Norbert.“, wiederholte Harry skeptisch.
„Ja, er braucht ja einen Namen.“
„Hagrid, deine Hütte ist aus Holz.“, stellte Hermine nüchtern fest und zweifelte ein wenig an Hagrids Verstand. „Da ist ein Drache nicht sehr förderlich.“
„Aber er braucht doch seine Mama. Nicht wahr, Norbert?“, meinte er an den Drachen gewandt, der mit einem kleinen Niesen Hagrids Bart in Brand setzte. Dieser tippte sich das Feuer mit den Handschuhen aus und lächelte den Drachen an.
„Er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.“, murmelte Anthony zu Harry, der mit einem kritischen Blick den Kopf schüttelte.
„Wo hast du ihn her?“, fragte Harry und sah, wie Hagrid den Inhalt einer Flasche Brandy in eine Schüssel mit etwas, das große Ähnlichkeit mit Blut hatte, goss. „Und was ist das?“
„Brandy und Hühnerblut, dass Norbert groß und stark wird.“, meinte Hagrid. „Hab ihn gewonnen. Unten im Dorf, im Pub.“
„Wie gewonnen?“
„Da war so’n Kerl, Ire oder Grieche, hab’s nich‘ mehr genau in Erinnerung. Jedenfalls haben wir Karten gespielt und der Preis war das Ei. War bestimmt n Drachenhändler oder so. War n lustiger Abend, vielleicht n bisschen zu viel Whiskey, aber nichts, was ich nicht wegstecke.“, meinte Hagrid und begann den Drachen zu füttern.
„Du triffst einfach so einen Mann, der ein Ei dabei hat? Und er will nichts dafür?“, fragte Hermine mit Skepsis in der Stimme.
„Er wollte nur wissen, ob ich denn mit Drachen umgehen kann, da hab ich ihm erzählt, dass ich mit großen Tieren gut zurechtkomm. Er war echt interessiert an Fluffy, das sag ich euch. Musik, hab ich gesagt, is‘ der Schlüssel zum Erfolg bei allen wilden Tieren. Auf jeden Fall, ich hab das Ei hier gewonnen und Norbert wird mal n ganz Prächtiger, hm?“
„Okay, Hagrid – du solltest den Drachen abgeben.“, meinte Anthony und schüttelte den Kopf.
„Nein! Er braucht seine Mama.“
Die Drei rollten mit den Augen und schüttelten den Kopf. Sie verabschiedeten sich von Hagrid und machten sich auf den Weg zurück ins Schloss und sahen sich skeptisch an. Sie waren sich einig, dass Hagrid den Drachen abgeben musste und sie mussten nur noch herausfinden, wo er hin konnte.
„Die Zwillinge haben mir erzählt, dass ihr Bruder Charlie in Rumänien in einem Drachenreservat arbeitet.“, meinte Harry leise.
„Bestimmt kennt Hagrid Charlie aus seiner Schulzeit und wird ihn in seine Hände geben, wenn er weiß, dass es dem Drachen dort gut geht.“, meinte Hermine nachdenklich. Sie verabschiedeten sich voneinander und machten sich auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume, da es nur noch wenige Minuten bis zur Sperrstunde war.
Bei dem Abbiegen um eine Ecke sahen sie noch im letzten Augenblick hellblonde Haare im Dunkeln verschwinden.
„Und auf den müssen wir auch aufpassen.“, kam es von Anthony und Harry stimmte brummend zu.
Beinahe drei Wochen dauerte es, während Harry, Anthony und Hermine fleißig für ihre Prüfungen lernten, bis die Überzeugungsarbeit, inklusive versengter Gardinen, einem Bett mit Brandflecken, einen Biss in Fangs Schwanz und eine Verbrennung an Anthonys Arm, Hagrid überzeugten, dass Norbert gefährlicher war als er es ursprünglich zugeben wollte. Er wollte sich zunächst weiterhin weigern, aber als sie ihm auch noch drohten zu Dumbledore zu gehen und das ganze Drachendebakel auffliegen zu lassen, hatte Hagrid klein beigegeben. Was noch viel unangenehmer war, war die Tatsache, dass sie Hagrid offenbarten, dass Malfoy ihnen hinterherschlich und ihnen höchstwahrscheinlich auf der Spur war. Harry fand sich gar nicht so gut bei dem Gedanken Hagrid erpressen und zur Vernunft zwingen zu müssen, aber sie wollten auch nicht, dass Norbert ihn im Schlaf in einem Flammenmeer begraben würde. Auf den Hinweis, den Drachen einfach freizulassen, erwiderte Hagrid geschockt, dass er noch viel zu jung und nicht alleine überlebensfähig sei.
Hagrid hatte niedergeschlagen eine Eule nach Rumänien zu Charlie Weasley geschickt, von dessen Talent mit magischen Kreaturen er tatsächlich sehr viel hielt, was ihm diesen Schritt ein wenig erleichterte. So kam es, dass Charlie umgehend eine Antwort schrieb und sie darauf hinwies, dass er am letzten Freitag im Mai zwei seiner Kollegen vorbeischicken würde, die den Stachelbuckel abholen würden. Die Aktion musste jedoch im Dunkeln stattfinden, da sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen durften, da Hagrids blinde Aktion hochgradig illegal war.
An dem besagten Abend schlichen sich Harry, Hermine und Anthony aus ihren Schlafsälen, um sich auf den Weg zu Hagrids Hütte zu machen, wo dieser bereits niedergeschlagen auf der Treppe saß. Harry zog den Tarnumhang von ihren Köpfen und Hagrid sah sie traurig an. Schwer seufzte Hagrid und deutet an, ihnen zu folgen. Er nahm einen eisernen Käfig, der hinter seiner Hütte stand, in die Hand. Sie liefen mit Hagrid am Rande des Verbotenen Waldes entlang, zu einer Lichtung, die Harry nicht bekannt war, bis sie an einem kleinen Hügel ankamen. Zwei große Männer in dunkler Lederkleidung begrüßten sie freundlich und nahmen den Käfig mit dem Drachen entgegen.
„Schönes Tier. Furchtbares Temperament diese Stachelbuckel.“, meinte einer der beiden und lachte. Der andere nickte beschwichtigend und deutete auf eine Narbe an seinem Hals.
„Mach’s gut, Norbert.“, jammerte Hagrid und seufzte. Harry und Hermine klopften Hagrid tröstend auf den Arm und sie verabschiedeten sich von Charlies Freunden, die ihren Portschlüssel aktivierten. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zu Hagrids Hütte, um sich von Hagrid zu verabschieden. Als sie sich umdrehten, sahen sie einen blonden Kopf ins Schloss zurückrennen. Hastig rannten sie ins Schloss zurück, als Harry kurz anhielt.
„Mein Tarnumhang liegt noch bei Hagrid!“, meinte er und rannte zurück. Bevor Anthony und Hermine protestieren konnten, war Harry bereits weg und nach ein paar Minuten wieder da. Sie liefen zur Treppe hoch, als Harry nach Atem rang.
„Verdammter Malfoy. Meint ihr er petzt? Das kann nur Ärger geben, oder?“, meinte Harry und sah Anthony große Augen bekommen.
„Das gibt definitiv Ärger.“, antwortete Anthony und Hermine entwich nur ein „Oh, oh.“. Harry blickte von Anthony langsam nach vorne direkt in das höchst unerfreute Gesicht von Professor McGonagall, in Begleitung von Malfoy.
„Richtig erkannt, Mr. Goldstein.“, entgegnete die Hauslehrerin der Gryffindors und deutete in Richtung ihres Büros. „Mitkommen. Sie alle.“
Stillschweigend folgten sie der Lehrerin in ihr Büro und standen wie begossene Pudel in einer Reihe, lediglich Malfoy trug ein süffisantes Grinsen im Gesicht.
„Was fällt Ihnen ein, um diese Uhrzeit außerhalb Ihrer Gemeinschaftsräume auf den Korridoren umherzuwandern? Und dann auch noch außerhalb des Schlosses? Wissen Sie, was alles passieren könnte?“, begann McGonagall sie zu schelten. „Fünfzig Punkte Abzug, für jeden von Ihnen. Sie Vier werden morgen über Ihre Strafarbeit und Nachsitzen informiert werden.“ Stille. Sie schluckten. Hundert Punkte Abzug für Ravenclaw und Hermine sah ebenfalls aus, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggleiten.
„Entschuldigen Sie, Professor. Aber habe ich richtig gehört? Sie… Vier?“, fragte Malfoy auf einmal sichtlich unwohl, jedoch nicht weniger schnarrend.
„Offensichtlich haben Sie richtig gehört, Mr. Malfoy, denn wie Sie unschwer erkennen können, befinden auch Sie sich gerade außerhalb Ihres Gemeinschaftsraumes und sind offensichtlich herumgewandert.“, entgegnete McGonagall scharf, woraufhin der Blonde einen Schritt zurückwich. „So… scheinbar… nobel Ihre Absicht auch hätte sein wollen, stellen Sie bestimmt keine Ausnahme für die Regeln dar.“
Keiner der vier Erstklässler wagte ein weiteres Wort zu sprechen. McGonagall schickte sie ohne Umwege in ihre Gemeinschaftsräume zurück und versicherte ihnen, dass sie beim Mittagessen die Form ihrer Strafe mitgeteilt bekommen würden.
Das Mittagessen am folgenden Tag verlief weniger erfreulich für die beiden Ravenclaws, da hundert Punkte Abzug für Ravenclaw einem Mordanschlag auf das Leistungsego vieler Adler gleichkam. Sie taktierten die beiden Jungs mit bösen Blicken und Kopfschütteln, sparten sich jedoch ihre Kommentare. Professor Flitwick kam mit ernstem Blick auf die beiden zu und sah sie enttäuscht an. „Wirklich, Goldstein – Potter, ich hätte mehr von Ihnen erwartet. Heute Abend um zwanzig Uhr werden Sie am Portal zum Glockenturm von Mr. Filch abgeholt, um Ihre Strafe abzusitzen. Machen Sie bitte keinen Unfug.“ Beide nickten wortlos und setzten sich an den Tisch zum Essen.
„Wir haben’s doch gesagt, Harry.“, lachten Fred und George, als sie an den beiden vorbeiliefen. Harry streckte den beiden die Zunge raus, woraufhin diese empört beleidigt einatmeten und ihre Hände an die Brust legten.
„Pfff.“, meinte Anthony und stach missmutig in sein Essen.
Anthony und Harry liefen gerade die Treppen zum zweiten Stock herunter, um in Richtung des Portals zum Innenhof des Glockenturms zu gelangen, als ihnen Hermine entgegenkam.
„Und?“, fragte Harry die Braunhaarige, die nur mit den Schultern zuckte.
„Ich glaube mich trifft es mehr als die anderen.“, antwortete sie nüchtern. Harry gab nur ein „Hm“ von sich und als sie am Portal ankamen, sahen sie Malfoy bereits bei Mr. Filch stehen, der sie mit einem sinistren Grinsen empfing.
„Mitkommen.“, meinte er lediglich und lief mit einer Laterne aus dem Schloss heraus. Wortlos folgten sie dem Hausmeister, der ihnen seinen Missmut entgegenbrachte, dass die Zeiten leider vorbei waren, in denen Schüler zur Strafe in den Kerkern an den Händen gefesselt an den Wänden hingen. „Das waren noch Zeiten.“, seufzte er mit diesem Unterton und führte sie in Richtung von Hagrids Hütte. Dieser stand bereits mit einer Laterne, einer Armbrust und seinem Hund Fang bereit.
„Was ist unsere Strafe?“, fragte Anthony verwirrt.
„Wir müss‘n in den Wald, was suchen.“, meinte Hagrid und legte sich die Armbrust um.
„Im Verbotenen Wald?“, fragte Malfoy ungläubig. Er sah zu Filch und zu Hagrid. „Das muss ein Scherz sein! Das geht nicht! Da gibt es Werwölfe!“
Harry schluckte kurz, da er, nach einem Blick in den Himmel, feststellte, dass es tatsächlich Vollmond war. Die Bedenken gegenüber Werwölfen waren also tatsächlich berechtigt. Er fragte sich jedoch zunächst eher, wie es Remus ginge und hoffte, dass dieser die Nacht gut überstehen würde.
„Da gibt es noch ganz andere Dinge in dem Wald.“, lachte Filch.
„Ich geh bestimmt nicht in den Wald!“, spie Malfoy ihm entgegen.
„Du kannst deine Strafarbeit auch mit mir absitzen.“, entgegnete Filch und sah Malfoy mit einem kalten Grinsen an.
„Ich geh in den Wald.“, antwortete Malfoy nur knapp und wich vor Filch zurück. Harry und Anthony grinsten sich bei dem Wortwechsel an und Anthony biss sich auf die Lippen. Das Amüsement über die Auseinandersetzung übertönte für einen kurzen Moment ihr Unbehagen über die Strafe selbst.
„Viel Spaß.“, lachte der Hausmeister hämisch und ging zurück zum Schloss. Hagrid führte sie über eine breite Lichtung in den Wald hinein, das helle Mondlicht viel fleckig durch das Blätterdach und die knorrigen Äste des Waldes. Je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto größer und unheimlicher wurden die Bäume, desto undeutlicher die Wege und vereinzelte unheimliche Geräusche drangen an ihre Ohren.
„Hagrid, was machen wir hier?“, fragte Hermine nach einer Weile.
„Ihr helft mir n verletztes Einhorn im Wald zu finden. Hier, seht her.“, meinte er und deutete auf eine große, silbrig glänzende Pfütze an einem Baum.
„Was ist das? Quecksilber?“, fragte Harry und sah ungläubig zu Hagrid.
„‘S is Einhornblut. Irgendetwas hat vor Kurzem schon eins gerissen und jetzt läuft noch eins hier verletzt rum. Wir müssen es entweder retten oder erlösen. Ab hier gehen wir in zwei Richtungen. Hermine, Anthony – ihr kommt mit mir. Harry, Malfoy, ihr geht den anderen Weg entlang. Wenn ihr etwas findet, dann schießt rote Funken aus eurem Zauberstab.“
‚Na toll‘, dachte sich Harry und rollte mit den Augen. Im Verbotenen Wald und dann auch noch mit Malfoy.
„Ich will den Hund!“, forderte Malfoy und Hagrid lachte.
„‘S is der größte Schisser, der gute Fang. Aber ja, nimm ihn mit.“
Daraufhin trennten sich ihre Wege und Harry lief schweigend neben Malfoy her. Dieser hielt die Laterne hoch, um den Weg möglichst weit zu erhellen, was sich jedoch schwierig herausstellte, da die Dunkelheit des Waldes jegliches Licht zu verschlucken schien. Lediglich der Mond durchbrach an einigen Stellen das Blätterdach und hüllte den Weg in ein schummriges Licht. „Lumos.“, flüsterte Harry mit gezücktem Zauberstab und hielt ihn ausgestreckt vor sich, um das Licht der Laterne zu verstärken. Er sah, wie Malfoy ihm einen stirnrunzelnden Blick zuwarf, aber nichts sagte.
So liefen sie eine Weile den Weg entlang und stockten, als Fang begann zu knurren. Harry und Malfoy blickten geradeaus und zogen geschockt die Luft ein. Mehrere Meter vor ihnen lag ein großes, totes Einhorn auf dem Boden und über ihm gebeugt eine dunkel verhüllte Gestalt. Schmatzende Geräusche drangen an ihre Ohren und sie erkannten, dass sich die Gestalt am Hals des Einhorns zu schaffen machte. Als die Gestalt den Kopf hob, sahen sie, wie das silbrige Einhornblut unter der Kapuze, die das Gesicht verdeckte, heruntertropfte. Malfoy stieß einen panischen Schrei aus und rannte, gefolgt von Fang, unentwegt schreiend den Weg zurück. Harry konnte nicht einmal schreien, er war zu geschockt von dem Anblick, der sich vor ihm bot. Harry versuchte seinen Zauberstab zu erheben, doch seine Hände bewegten sich nicht und mit welchen Zauber würde er sich wehren wollen? Er wollte losrennen, doch auch seine Füße bewegten sich keinen Millimeter. Er atmete zischend ein und hob sich die Hand an die plötzlich schmerzende Stirn, denn in dem Moment, als sich die Gestalt aufrichtete, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz hinter seiner Narbe, der sich ausbreitete wie Feuer. Die Gestalt bewegte sich schwebend auf ihn zu und er wollte nach hinten laufen, stolperte jedoch über eine Wurzel und fiel in eine kleine Kuhle unter einem Baum. Die Figur kam näher und ehe er schreien oder sich aus der Kuhle erheben konnte, hörte er laute Hufgeräusche. Er blickte hoch und hielt den Atem an. Mit einem großen Satz sah er die Unterseite eines Pferdes über die Anhöhe springen und auf die Gestalt vorpreschen. Auf den Hinterbeinen aufgerichtet trat das Wesen nach der Gestalt, woraufhin diese die Flucht ergriff und im dunklen Dickicht des Waldes verschwand.
Als Harry aus seiner Schockstarre erwachte, kroch er aus der Kuhle hervor und lief zu dem Wesen. Vor ihm stand ein großer Zentaur wie er sie nur aus den Märchenbüchern kannte. Ein kräftiger Körper mit goldglänzendem Fell und der Oberkörper eines kräftigen Mannes mit langem, hellblondem Haar und leuchtend blauen Augen. Sein Gesichtsausdruck war ernst, aber er hatte dennoch eine freundliche Ausstrahlung, um die Schultern hingen Pfeil und Bogen.
„Harry Potter.“, sagte der Zentaur und neigte seinen Kopf.
„Ha..Hallo.“, entgegnete Harry und neigte ebenfalls seinen Kopf, jedoch ein wenig tiefer, als er es vor dem Kobold getan hatte. „Danke.“, fügte er mit zittriger Stimme hinzu. Woher wusste der Zentaur, wie er hieß?“
„Mein Name ist Firenze.“, sprach der Zentaur und musterte ihn. „Es sind gefährliche Zeiten angebrochen, um hier des Nachts im Wald unterwegs zu sein. Die Gefahren sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen., du solltest hier nicht sein.“
„Was war das? Und… warum das Einhorn? Warum hat es sein Blut getrunken?“, fragte er Firenze nervös.
„Einhörner sind mit die reinsten und edelsten Wesen, die diese Erde bewandern. Ihr Blut hat besondere magische Kräfte – wer das Blut eines Einhornes trinkt, der kann sein Leben verlängern, auch wenn der Tod auf der Schwelle steht. Doch etwas so Reines zu töten hat seinen Preis. Wer das Blut eines Einhornes trinkt hat nur noch ein halbes, ein verfluchtes Leben.“
„Ich verstehe nicht… Wer will so etwas tun?“, fragte Harry kopfschüttelnd.
„Weißt du, was zu diesem Zeitpunkt im Schloss versteckt ist?“, fragte Firenze und sah Harry eindringlich aus den blauen Augen an. Harry schluckte und nickte.
„Der Stein der Weisen.“
„Wer oder was hätte Interesse daran, sein Leben zu verlängern und unsterblich zu werden?“
Seine Augen wurden groß, sich seine Gedanken begannen zu überschlagen. „Voldemort.“ Firenze nickte und lief einen Schritt auf Harry zu und beugte sich zu ihm herunter.
„Harry Potter, hör mir genau zu. Die Sterne haben schon lange Jahre Unheil angekündigt.“, begann er leise, doch eindringlich, zu sprechen. „Es zeigt sich jedoch nicht, wann der Höhepunkt des Unheils eintreffen wird, aber sei gewarnt!“ Er sah Harry mit einem ernsten Blick an. Blau bohrte sich in Grün und Harry hatte das Gefühl, als würde der Zentaur ihn von innen heraus durchleuchten.
„Die Hüterin der Schwelle hat dich ausgewählt. Sie wird dich schützen und begleiten, aber deine Zeit ist noch nicht gekommen. Die Schwelle bleibt dir noch verborgen, aber dennoch, du musst aufpassen. Das Dunkle findet seine Wege, deshalb… sollte man das Licht – “, sprach Firenze kryptisch.
„ – nicht aus dem Blick verlieren.“, beendete Harry den Satz und der Zentaur nickte langsam.
„Du musst den Wald verlassen, es ist zu gefährlich. Steig auf, Kind.“, forderte Firenze und zog Harry an den Armen hoch, um ihn auf seinen Rücken zu setzen. „Halt dich fest.“ Harry schlang seine Arme um den Oberkörper des Zentauren und schloss die Augen, als dieser mit einem unglaublichen Tempo losgaloppierte.
An einer weiteren Lichtung angekommen hielt der Zentaur an als Harry ein gedonnertes „FIRENZE!“ hörte. Harry blickte in die Richtung aus der die Stimme kam und riss geschockt die Augen auf, als er eine ganze Herde Zentauren sah, angeführt von einem großen, grimmig dreinblickenden Zentauren mit dunklem Haar und Fell.
„Bane.“, antwortete Firenze ruhig.
„Wie tief muss man sinken, einen Menschen auf sich reiten und sich zu einem Esel degradieren zu lassen?“, fragte er eisig.
„Er ist ein Kind, Bane. Du weißt, was im Wald umherirrt.“, antworte Firenze ruhig und lief an dem dunkleren Zentauren vorbei. „Oder haben dich die Sterne nicht in das Geheimnis eingeweiht? Hast du ignoriert, was das Himmelszelt uns mitgeteilt hat?“
„Es ist eine Schande! Wir arbeiten nicht mit Menschen zusammen!“
„Die Hüterin hat ihn auserwählt! Und du hast die Einhörner gesehen, du weißt, was das bedeutet. Ich habe mich dem Monster, das sich an diesen Einhörnern vergreift, entgegengesetzt, Bane. Und ich werde es wieder tun, auch mit den Menschen zusammen, wenn ich keine andere Möglichkeit habe.“, entgegnete Firenze und drehte den Kopf zu Harry um. „Festhalten.“, sagte er knapp und galoppierte noch schneller als zuvor durch den Wald über die Lichtungen, bis Harry in der Ferne eine Laterne leuchten sah. Sie preschten weiter über die Lichtung vor und nach ein paar Augenblicken konnte er Hagrid und anderen erkennen, die seinen Namen riefen.
„Harry!“, rief Anthony laut und als Harry „Hier!“ rief, drehten sie ihre Köpfe zu Firenze und ihm. „Firenze!“, rief Hagrid und kam auf sie zu.
„Ein Zentaur!“, staunte Anthony laut und als Firenze vor ihm stand, neigte Anthony seinen Kopf. „Es ist mir eine Ehre.“, sagte er und richtete sich wieder auf.
„Die Freude ist ganz meinerseits, Kind.“, antwortete Firenze und hob Harry von seinem Rücken herab. „Verlasst den Wald, so schnell ihr könnt.“, mahnte der Zentaur und drehte sich zu Harry. „Ab hier verlasse ich dich nun, Harry Potter. Vorerst bist du sicher, doch ich hoffe, dass die Sterne, wie so oft, falsch gelesen wurden. Denk‘ an meine Worte, Harry Potter.“, sprach er, nickte ihm zu und preschte in den Wald zurück.
„Wow.“, staunte Anthony und sah dem Zentauren hinterher.
„Ist alles in Ordnung, Harry?“, fragte Hermine und Hagrid drehte sich zu ihm.
„Was ist passiert?“, fragte Hagrid mit Besorgnis in der Stimme.
„Da war… eine dunkle Kreatur. Und sie hat das Einhorn getötet, es liegt noch dort.“, meinte Harry nachdenklich. Er blickte zu Malfoy, der ihn stillschweigend ansah und dann wegschaute. Hagrid führte sie nach einem schweigenden Nicken aus dem Wald heraus und brachte sie ins Schloss zurück, um sich selbst bei Gelegenheit um das Einhorn zu kümmern.
Malfoy lief wortlos, ohne sich einmal umzudrehen oder auch nur den Ansatz einer schnippischen Bemerkung zu machen, in Richtung der Kerker und als das Trio die Treppen hochlief, sah Hermine kritisch zu Harry rüber. „Was ist passiert? Ein Zentaur lässt nicht einfach so einen Menschen auf sich reiten, ich habe einiges über sie gelesen. Was war dort im Wald? Was ist passiert?“
„Ich habe Firenze das Gleiche gefragt… Und er hat mir erklärt, dass Einhornblut das Leben verlängert, aber das Leben zu einem verdammten Leben macht, weil es so abgrundtief böse ist, ein Einhorn zu töten und sein Blut zu trinken.“, flüsterte Harry und seufzte. Seine Gedanken überschlugen sich von den Eindrücken und der Schmerz in seiner Narbe war noch nicht gänzlich abgeklungen.
„Wer oder was macht sowas?“, fragte Anthony angewidert.
„Voldemort.“, sagte Harry und sah ernst zu Hermine und Anthony herüber.
„Du machst Witze.“, meinten beide gleichzeitig und sahen mit hochgezogenen Augenbrauen zu Harry.
„Nein. Er ist da draußen und trinkt Einhornblut, um sich am Leben zu halten. Er ist nicht tot, ich…“, begann Harry und sein Puls stieg. Seine Hände wurden schwitzig und kalt, er wischte seine Handinnenflächen an seinem Umhang ab. „Ich habe Firenze zuerst nicht geglaubt, nicht so wirklich… aber meine Narbe hat auf einmal so unheimlich geschmerzt und… er hat sie mir ja auch verpasst, oder? Warum sollte Firenze lügen? Ich mache mir eher Gedanken, was wir mit dieser Information generell anfangen sollen.“
„Harry.“, sprach Hermine sanft. „Du bist in Hogwarts. Dumbledore ist der Einzige, vor dem er sich immer gefürchtet hat, das weiß jeder. Solange du bei Dumbledore bist, kann dir nichts passieren.“
„Stimmt schon, was sie sagt.“, meinte Anthony und deutete mit einem Finger auf Hermine. Harry atmete tief durch und nickte leicht mit dem Kopf. „Okay.“, flüsterte er und sah auf den Boden. „Danke.“
„Kein Thema.“, entgegnete Hermine und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Harry, es wird alles gut. Wir sehen uns morgen, Jungs. Gute Nacht!“
„Gute Nacht.“, antworteten die beiden im Chor und bogen an der nächsten Treppe ab, um den in den Gemeinschaftsraum zu laufen. Schweigend liefen sie nebeneinander her und Harry hob überrascht den Kopf, als Anthony wortlos seinen Arm um Harrys Schultern legte, während sie zum Gemeinschaftsraum liefen. Anthony lächelte ihn nur an und Harrys Mundwinkel wanderten leicht nach oben.
Im Gemeinschaftsraum angekommen gingen beide wortlos an ihren Hauskameraden vorbei und machten sich fürs Bett fertig. Frisch geduscht und müde lagen die beiden Adler im Bett und sahen sich stillschweigend an. Lediglich das Schnurren von Iduna und vereinzelte Laute von Edd durchdrangen den Schlafsaal.
„Harry?“
„Hm?“
„Du bist nicht alleine, ja? Ich lass dich nicht alleine, egal was kommt.“
„Danke.“
„Selbstverständlich.“
„Für mich nicht.“
„Sei ruhig.“
„Okay.“
„Gute Nacht, Harry.“
„Schlaf gut.“