L'histoire d'un elfe, c'est...
von RedonneMoi
Kurzbeschreibung
Geduld ist die Kunst, etwas auszuhalten, weil man fühlt, dass eine Veränderung ansteht. Vertrauen ist die Kunst, zu wissen, dass alles zum richtigen Zeitpunkt ein Ende findet. Diese Weisheit hat Harry Potter in seinen jungen Jahren trotz aller Widrigkeiten für sich erkennen können, denn egal was passiert - die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Und wenn ein Brief seiner Mutter etwas bewiesen hat, dann ist es die Tatsache, dass definitiv alles zum richtigen Zeitpunkt ein Ende finden wird, auch ein Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Abenteuer, Freundschaft, Romantik - P16, (Pre-)MaleSlash, Het
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / MaleSlash
Anthony Goldstein
Harry Potter
Hermine Granger
Luna Lovegood
OC (Own Character)
Remus "Moony" Lupin
29.07.2022
27.03.2023
30
257.011
26
Alle Kapitel
20 Reviews
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Dieses Kapitel
1 Review
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06.09.2022
6.385
A.d.A.: Danke für die Rückmeldungen! Ich habe auch gesehen, dass die Geschichte von zehn Mal weiterempfohlen wurde... Vielen Dank! Ich würde mich trotzdem über ein paar mehr Reviews freuen :) Ich weiß, dass bisher die Abläufe recht canon-orientiert sind, das wird sich im Großen und Ganzen beim dritten, vierten und teilweise dem fünften Schuljahr so durchziehen, danach wird eher abgewichen, aber diese Stringenz ist einfach wichtig, um die Post-War Zeit richtig beginnen zu können. Wir werden Harry jetzt noch drei Kapitel im ersten Schuljahr begleiten, danach steigen wir in ein - etwas kürzeres - drittes Schuljahr ein. Viel Spaß!
„Potter!“
„Potter!“
„Potter!“
Es war Samstagabend nach dem ersten Quidditchspiel der Saison, Ravenclaw gegen Slytherin, und die Adler konnten den Sieg für sich ergattern. Die Menge feierte und sein Name hallte im Gemeinschaftsraum ohne Unterlass, Markus und Thomas trugen ihn auf ihren Schultern in die Höhe und drehten sich im Kreis, als wäre Harry eine Trophäe. Harry musste zwar etwas verhalten lachen, aber er wusste nicht, ob aus Freude oder Verzweiflung, weil ihm das Ganze doch ein wenig unangenehm war. Seine Hauskollegen riefen unisono seinen Namen, klatschten und jubelten. Anthony saß lächelnd und mit einem angestrengt konzentrierten Gesichtsausdruck am äußersten Rand des Gemeinschaftsraumes und klatschte dennoch starken Beifall.
„Genieß es, Potter. Du hast es verdient.“, lachte Thomas und klopfte Harry stolz ans Bein, welches er mit dem anderem Arm festhielt.
„Noch nie hat jemand den Schnatz mit seinem Mund gefangen.“, stimmte Robert lachend mit ein, der im Vorbeigehen Harry auf den Rücken klopfte.
„Muss ich noch weiter hier oben sitzen?“, fragte Harry ein wenig verzweifelt.
„Absolut.“, entgegnete Markus und sah grinsend zu dem Schwarzhaarigen hoch und zwinkerte ihm zu.
„Ok.“, gab sich Harry geschlagen. „Auch in Ordnung.“
„Besser so.“, antwortete Markus und hob seinen freien Arm nochmal siegreich in die Höhe, was seine Mitschüler erneut in tosenden Beifall ausbrechen ließ.
Der Sieg der Ravenclaws war an sich eine knappe Sache gewesen, denn hätte Harry sich nicht in wagemutigen Manövern hinter dem Schnatz hergemacht, dann wäre es wirklich eng geworden. Seine Mannschaftskameraden hatten nicht gelogen – Slytherin spielte nicht fair, absolut nicht. Marcus Flint, der Kapitän der Schlangen, war zwischendurch dazu übergegangen seine Treiber zu ersetzen und die Klatscher auf die Jäger und den Hüter der Ravenclaws zu schlagen; die Jäger gingen davon aus, dass Quidditch eine intensive Kontaktsportart war und das Ziel darin bestand, andere vom Besen zu stoßen und dadurch unnötig viele Tore werfen zu können. Sarah, eine der Jägerinnen, musste sogar mit einer leichten Gehirnerschütterung in den Krankenflügel.
Was Harry allerdings noch ein wenig in den Knochen saß war der Fakt, dass Harrys Besen mitten im Spiel angefangen hatte verrückt zu spielen und ihn beinahe abgeworfen hatte. Anthony und Hermine waren der Meinung, dass Snape Harrys Besen verhext hatte, weshalb die Hexe in Windeseile über das Spielfeld zu der Tribüne der Lehrer gerannt war und Snapes Roben in Brand gesetzt hatte, was für genug Ablenkung sorgte. Kurz darauf konnte er sich wieder auf seinen Besen schwingen, dem Schnatz hinterherjagen und in einer doch recht gewagten Manier auf seinen Besen zu steigen, um den Schnatz zu fangen. Allerdings rutschte er ab und statt mit der Hand fing er den Schnatz mit dem Mund, den er ein Stück weit geschluckt hatte. Harry war sich sicher gewesen, dass irgendjemand etwas mit seinem Besen gemacht haben musste, denn weniger Tage zuvor hatte er ein Paket erhalten, mit einem beiliegenden Brief. Der Brief wies ihn darauf hin, dass in dem Paket ein Besen, ein brandneuer Nimbus 2000, enthalten sei und er ihn nicht in der Großen Halle auspacken sollte. Als Harry die Unterschrift von Professor Flitwick gesehen hatte, dachte er kurz, dass ihm die Augen aus dem Kopf fielen würden. Er stürmte mit Anthony aus der Halle heraus und traf auf Malfoy in Begleitung seiner Lakaien, welcher das Paket mit engen Augen ansah.
Auf die Feststellung hin, dass in dem Paket ein Besen war und dazu noch ein nagelneuer Nimbus 2000, wie die Form des Besens erahnen ließ, lief dessen Kopf rot an. Als Professor McGonagall an ihnen vorbeigelaufen war, konnte er es sich nicht nehmen lassen, Harry bei ihr zu verpetzen und anzuprangern, dass er einen Besen bekommen hatte und Erstklässler laut Regeln ja keinen Besen besitzen durften. Daraufhin hatte sie nur erwidert, dass sie wisse, dass Harry den Besen bekommen würde, hatte ihm zu dem neuen Modell gratuliert und viel Erfolg beim kommenden Spiel gewünscht. Im Vorbeigehen sah Harry ihre Mundwinkel verdächtig zucken und hatte daraufhin selbst nur geschmunzelt.
Nachdem sich die Menge beruhigt hatte und sich eine gepflegte Feier mit Knabbereien, Süßem und allerlei Getränken entwickelte, – Harry war sich sicher, dass er bei den älteren Schüler die ein oder andere Flasche Feuerwhiskey im Umhang verschwinden gesehen hatte – ging er zu Anthony und setzte sich neben ihn. Dieser warf ihm ein stolzes Lächeln zu und klopfte ihm auf die Schulter.
„Richtig gut, Harry. Richtig gut.“, meinte er und knabberte genüsslich an einer Zuckerfeder.
„Ich bin ja auch immer wieder sprachlos.“, entgegnete Harry.
„Wegen…?“
„… der Menge die du immer futterst und keinen Gramm zunimmst.“, lachte er.
Anthony sah ihn mit offenem Mund an. „Gute Gene.“, antwortete er schnippisch, konnte sich jedoch das Grinsen nicht verkneifen. „Außerdem muss ich noch wachsen.“
„Du bist jetzt schon größer als ich.“
„Das ist ja auch keine Kunst.“
„Hey!“
„Hey.“
Harry schüttelte grinsend den Kopf und schnappte sich eine von Anthonys Zuckerfedern.
„Ich habe übrigens einen Plan.“, sagte er leise, als er sich zu Anthonys Ohr beugte, damit nicht jeder mithören könnte.
„Bezüglich drei Köpfen und üblem Mundgeruch?“, fragte er und sah Harry erwartungsvoll an.
„Oh ja.“, entgegnete Harry.
„Was ist dein Plan?“
„Hagrid.“
Anthony zog die Augenbraue hoch und kratzte sich am Kinn. Nachdenklich sah er in die Luft und begann langsam zu nicken. „Das könnte klappen. Wir müssen es nur schlau anstellen. Organisch, verstehst du. Er mag dich ja ganz gern Harry, wir können ihn nicht einfach überfallen.“
„Mhm. Reden wir einfach mal mit Hermine und beim nächsten Mal, wenn Hagrid uns einlädt, dann fragen wir ihn. Meinst du, Hermine ist noch mit dabei?“
„Klar. Während dem Quidditchspiel haben wir uns unterhalten, sie hatte zugegeben, dass sie das Thema nach wie vor beschäftigt hatte, nur ihr Stolz stand ein wenig im Weg. Aber sie ist zu keiner weiteren Schlussfolgerung gekommen.“
„Ist ihr Snapes Bein auch aufgefallen?“
„Jup.“
„Ich bin mir sicher, dass Snape das, was da unten verborgen liegt, stehlen will.“, meinte Harry und rümpfte die Nase.
„Vielleicht ist es eine besonders magische Seife.“
Harry lachte und schüttelte den Kopf. „Wenn es wirklich das ist, was Hagrid aus Gringotts geholt hat, muss es etwas immens Wichtiges sein.“, meinte er und zuckte mit den Schultern.
„Ihr sitzt hier wie zwei alte Waschweiber. Kommt, setzt euch zu uns und feiert mit.“, meinte Robert, der plötzlich vor ihnen stand und die Hände in die Hüfte stemmte. Er sah sie freundlich, aber erwartungsvoll an.
„Okay.“, antworteten Harry und Anthony und liefen mit Robert zu den Sofas vor dem Kamin, setzten sich auf ein paar Kissen auf dem Boden und lauschten den Gesprächen der älteren Schüler. Der ein oder andere humorvolle Kommentar, vereinzelte Tratschereien und hin und wieder recht interessante Gedankengänge und Kommentare rundeten den das Zusammensein zu einem gelungenen Abend ab und Harry erwischte sich das ein oder andere Mal bei dem Gedanken, dass ihm die Gesellschaft mit seinen Mannschaftskollegen richtig gut gefiel – und dass Anthony mit dabei war freute ihn umso mehr.
Der Dezember brach herein und brachte den Winter mit sich. Schnee fiel unentwegt leise vom Himmel und begrub die Ländereien von Hogwarts unter einen weißen Schleier, der Schwarze See fest zugefroren. Der Anblick der schneebehangenen Berge in der Ferne, das Knistern des frischgefallenen Schnees unter den Schuhen, der jeden Lärm in sich zu verschlingen schien und die eisige Luft, die die Lungen erfüllte, verströmten ihre ganz eigene Magie. Harry stand an einer der Zinnen des Astronomieturms, seinen Schal eng um den Hals gewickelt, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Er ließ seinen Blick über das sich vor ihm darbietende Panorama gleiten und atmete tief durch. Selten hatte er etwas Schöneres gesehen als das, was sich ihm hier offenbarte.
Die Weihnachtsferien hatten begonnen und die meisten Schüler, wie auch Hermine, waren nach Hause gefahren – Harry hatte ursprünglich geplant, nach Hause zu fahren und Weihnachten mit Remus zu verbringen, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht, dass Anthony alleine Weihnachten feiern musste.
Dieser hatte ihm erzählt, dass seine Eltern über die gesamten Weihnachtsferien Termine und Sitzungen in Mitteleuropa wahrnehmen mussten und daher Weihnachten nicht mit ihm verbringen würden – auf Nachfrage der beiden Jungs verneinten die Eltern, laut Anthony war es eigentlich nur seine Mutter, die Möglichkeit, dass er mit Harry bei diesem zuhause die Ferien verbringen könnte. Sie wollten ihren Sohn nicht bei fremden Menschen wissen, die sie nicht kannten – auch nicht, wenn es beim ‚legendären‘ Harry Potter war. Das hatte den Ravenclaw ziemlich geknickt und Harry hatte daraufhin Remus einen Brief geschrieben und ihm die Situation geschildert. Remus nahm das Ganze jedoch eher gelassen; auch wenn sich der Werwolf auf das erste Weihnachten mit Harry gefreut hatte, so würde er es begrüßen, wenn er ein schönes Weihnachten mit seinem Freund verbringen würde und die gemeinsame Zeit nutzte, um sich auch ein paar schöne Ferientage zu machen. Sie hatten sich jedoch noch gemeinsam verabredet, sich an Weihnachten einen schönen Tag in Hogsmeade zu machen, nachdem Remus Professor Flitwick einen Brief zukommen hat lassen und ihn darüber informierte, dass er am 1. Weihnachtsfeiertag Harry am großen Tor für den Tag abholen würde.
Mit dieser Entscheidung waren alle im Großen und Ganzen zufrieden und Harry war gespannt, wie sie ihre Ferien gestalten würden – denn eines war sicher, sie mussten viel forschen.
Wenige Tage zuvor war das Trio wieder einmal bei Hagrid zu Tee und Felsenkeksen eingeladen worden, worauf sie sich wirklich gefreut hatten, und Harry packte die Möglichkeit beim Schopfe und sprach Hagrid auf den dreiköpfigen Hund an. Als dieser ihn geschockt angesehen und gefragt hatte, woher er von Fluffy, so hieß der Cerberus angeblich, wusste, erzählten sie Hagrid von ihrem ungeplanten Ausflug in den verbotenen Korridor des dritten Stocks am Tag ihres letzten Besuchs bei ihm. Hagrid kam etwas in der Bredouille und stammelte ein wenig vor sich hin, bis er lediglich entrüstet den Dreien an den Kopf warf, dass diese ganze Geschichte einzig und allein eine Sache war, die Dumbledore und Nicolas Flamel etwas angehen würde.
Und damit begannen die Gedankenkarusselle. Harry sah Hermine und Anthony kritisch an und biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, dass er den Namen Nicolas Flamel schon einmal irgendwo gelesen hatte, aber er wusste nicht mehr genau wo und in welchem Zusammenhang. Er hatte sich über die letzten Wochen und Monate so viele Informationen und Wissen erarbeitet, neues gelernt und mit Hilfe der furchtbaren Vorträge von Professor Binns ein Arsenal an Namen in seinen Wissensschatz aufgenommen, dass diese manchmal für Verwirrung sorgten, was zur Folge hatte, dass er beim Namen Flamel im Dunkeln tappte. Hermine hatte die Hogwartsbibliothek von oben bis unten durchforstet, hatte die unzähligen Regale abgegrast, unzählige von Büchern anhand der Titel abgesucht und war zu keinem Ergebnis gekommen. Anthony hatte sich Hermine mit dem Durchsuchen der Bibliothek angeschlossen, war jedoch eher frustriert ob des ausbleibenden Erfolgs und machte seinem Frust deutlich Luft, in dem er Harry gnadenlos beim Zaubererschach eine Partie nach der anderen fertig machte. Diesem war irgendwann die Lust herzlich vergangen und er hatte sich auf den Astronomieturm zurückgezogen.
Harry machte sich langsam auf den Weg in die Große Halle. Die Halle war zu Beginn der Weihnachtszeit, so empfand es Harry, traumhaft schön geschmückt worden – vom Himmel der Großen Halle fielen Schneeflocken, die sich einen Meter über ihren Köpfen in Luft auflösten, an den Wänden reihten sich zwölf riesige, kunstvoll geschmückte Tannenbäume voller glitzernder Feen entlang. Girlanden aus Mistelzweigen und Stechpalmen rankten an den Wänden der Halle entlang und das ganze Ambiente verströmte eine besinnliche, weihnachtliche Stimmung, sowohl in der Zeit vor den Ferien, aber besonders an Heiligabend. Anthony und Harry waren die einzigen Ravenclaws gewesen, die Weihnachten in Hogwarts verbrachten, wie sie sowohl im Gemeinschaftsraum vermuteten und beim Abendessen an Heiligabend bestätigt bekamen – über die Ferien waren lediglich ein paar Gryffindors, darunter die Weasleys, eine Hand voll Hufflepuffs und vier Slytherins, außer Ron und ihnen selbst Ravenclaws, alle aus höheren Jahrgängen, im Schloss geblieben, weshalb die Tische in der Großen Halle einem einzigen großen Tisch gewichen sind, an dem die Schüler und Lehrer gemeinsam aßen.
Ron setzte sich jedoch weiter weg von Harry, der wohl schlussendlich darauf gekommen war, dass Harry mit seinen Zwillingsbrüdern gesprochen hatte, was sich an dem verheißungsvollen Halloweenmorgen abgespielt hatte. Die Zwillinge hatten ihr Wort gehalten – sie hatten die Situation unter Kontrolle und ihr schelmisches Grinsen war nicht untertrieben gewesen. Sie hatten die Höchststrafe für ihren Bruder gewählt – Molly Weasley, die Mutter der Jungs. Sie hatten ihr kurzerhand die Information zukommen lassen, wie sich ihr jüngster Sohn aufführte, woraufhin diese ihm in der Folgewoche einen roten Brief zukommen hat lassen. Harry hörte nur Gelächter vom Gryffindortisch und als er Anthony fragte, was der rote Brief bedeutete, sagte dieser nur lachend „Heuler“ und das Szenario offenbarte sich in voller Pracht. Der Brief war in die Luft gestiegen, riss in der Mitte auf wie das Gebiss eines Tieres und die wütende Stimme von Rons Mutter hallte in der gesamten Großen Halle wider, als diese ihm jegliche Schande vom Himmel herunterschimpfte und sein Verhalten eine Schande für die Familie nannte. Am Ende wandte sich der Brief an Hermine und Neville mit einer sehr liebevollen Stimme, dass im Falle von wiederholten Drangsalen seitens ihres Sohnes, sie sich nicht scheuen sollten, ihr einen Brief zu schreiben und sie würde sich um alles Weitere kümmern. Der Brief wandte sich wieder zu Ron, streckte ihm laut eine lange Papierzunge heraus und ging in Flammen auf. Stille herrschte in der Großen Halle und der Gryffindortisch brach in schallendes Gelächter aus. Ron wurde puterrot und stapfte wütend aus der Halle. Harry hatte zu den Weasleyzwillingen herübergeblickt und sah sie mit großen Augen an. Das hatte er nicht erwartet. Fred und George hielten sich gegenseitig fest vor Lachen und wischten sich ausladend die echten Tränen aus den Augen.
Trotz alledem herrschte eine ausgelassene Stimmung beim Abendessen, es gab herrliche Braten vom Truthahn und Hähnchen, Terrinen voller Erbsen, Bratensoße und Puddings und Cranberrysoße, gefolgt von allerlei Nachtischen. Sie unterhielten sich ein wenig mit ihren Mitschülern, vereinzelt auch mit ihren Professoren und wurden von Dumbledore zu dem ein oder anderen Weihnachtslied animiert – Snape sang natürlich nicht mit.
Im Gemeinschaftsraum angekommen, er war ähnlich geschmückt und zwischen zwei bodentiefen Fenstern stand auch ein reichlich gezierter Weihnachtsbaum, machten es sich die beiden Jungs auf den weichen Sofas vor dem Kamin gemütlich und genossen die Ruhe und das Knistern des Feuers. Iduna, die es sich auf Anthonys Bauch bequem gemacht hatte, schnurrte leise vor sich hin.
„Harry?“, fragte Anthony nach einer Weile.
„Hm?“, kam es von Harry, der von seinem Buch über magische Qualitäten verschiedener Bäume hochblickte.
„Danke.“
„Wofür?“
„Dass du dein erstes, richtiges Weihnachten mit deiner Familie für ein Weihnachten mit mir getauscht hast.“, antwortete Anthony leise. „Das bedeutet mir echt viel.“
„Das ist doch selbstverständlich.“
„Nein, das ist es nicht.“
„Doch, für mich ist es das.“
„Du bist der Beste.“
Harry schluckte. Es war das erste Mal, dass Anthony so gefühlsvoll mit ihm gesprochen hatte und er merkte, dass es etwas in ihm auslöste, was er das erste Mal gefühlt hatte, als Anthony ihn generell als Freund betitelt hatte. Es war ein warmes Gefühl, etwas Schönes. Er wusste nur nicht, was er darauf erwidern sollte, das liebevollste, was er zu einem Menschen jemals gesagt hatte, war, als er zu Remus geäußert hatte, dass er glaubte, er sei ganz nett. Dass er sich an dem Abend, an dem Remus ihm schwimmen beigebracht hatte, an dessen Schulter angelehnt hatte, war seine Art gewesen, dem Werwolf zu zeigen, dass er ihn mochte, aber so etwas aussprechen, das war eine neue Herausforderung. Es lag eine Stille in der Luft, die jedoch keine Spannung in sich trug.
Harry legte sein Lesezeichen ins Buch, klappte es zu und sah zu Anthony rüber, der mit geschlossenen Augen auf dem Sofa lag und Iduna hinter den Ohren kraulte.
„Ich bin gerne dein Freund.“, sagte Harry und war erleichtert, als Anthony nur leicht lächelte und ein kurzes „Geht mir auch so“ erwiderte und das Thema damit beendete. Man musste ja auch nicht unentwegt auf Gefühlen rumreiten, fand Harry und fuhr mit seinem Buch fort. Es war eines der Bücher aus seiner privaten Bibliothek, weshalb er sich freute, dass immer mal wieder handschriftliche Kommentare und Notizen darin vorkamen. Er hatte Snape noch zwei weitere Male, zumindest in seinen Augen, damit drangsaliert, dass er die abgeänderten Versionen der Tränke gebraut hatte, was dazu führte, dass Snape ihn in fachlicher Hinsicht beim Brauen ein Stück weniger versuchte, auflaufen zu lassen und bloßzustellen. An seinen Aufsätzen konnte er auch nicht großartig meckern, also versuchte er es eben auf andere Art und Weise.
Aber das war Harry mittlerweile egal, er ließ sich nicht ärgern, auch wenn es manchmal schwierig war und die Slytherins, und damit meinte er hauptsächlich Malfoy und Konsorten, teilweise auch versuchten, seine Tränke zu manipulieren, wenn er nicht hinsah. Einmal hatte Crabbe im Vorbeigehen seinen Platz mit dem von Theodore vertauscht und damit zum Überlaufen gebracht, was Crabbe zwar mächtigen Ärger und Nachsitzen, aber keinen Punkteabzug gekostet hatte. Theodore war innerlich am Kochen gewesen, das hatte Harry in dessen Augen gesehen, doch der Slytherin beherrschte die Kunst sich maximal zusammenzureißen und Crabbe nur anzuschauen. Und Crabbe hatte nur geschluckt, als er den Blick seines Hauskameraden gesehen hatte und Harry wusste anschließend auch warum. Als Zaubertränke fertig war, beeilte er sich mit Anthony, den Slytherins hinterherzulaufen, nur um direkt mitzubekommen, wie Theodore leise seinen Zauberstab zückte und etwas murmelte, was einen feuerroten Strahl direkt auf Crabbe, der hinter den anderen herlief, direkt am Hintern traf und ihm einen Schweineschwanz verpasste und seine Ohren in Schweinsohren verwandelte. Als Crabbe jedoch schmerzhaft aufschrie, hörte sich sein Schrei wie der eines Schweines an und als er etwas sagen wollte, kam lediglich ein Grunzen aus dessen Mund. Theo lief seelenruhig weiter und Harry und Anthony kugelten sich vor Lachen hinter einem der Wandteppiche. Sehr zu Crabbes Nachteil wurde er auch von Malfoy und Goyle ausgelacht, was ihm ein weiteren und Grunzen entlockte und die Situation nicht wirklich besserte. Harry war begeistert von Theodores Zauberspruch, auch wenn er wahrscheinlich Crabbe vollständig in ein Schwein verwandeln wollte, was jedoch ziemlich fortgeschrittene Verwandlungsfähigkeiten voraussetzte. Und glücklicherweise war kein Lehrer in der Nähe gewesen.
„Harry! Wach auf!“, forderte Anthony aufgeregt und schüttelte Harry an der Schulter wach.
„Hm?“, fragte er verschlafen und gähnte.
„Geschenke!“
„Oh. Okay…Warte – Geschenke?“
„Geschenke!“, wiederholte Anthony und rannte, gefolgt von seiner Katze, die Treppen zum Gemeinschaftsraum herunter. Harry sprang aus dem Bett und folgte ihm. Im Gemeinschaftsraum sah er einige Geschenke unter dem Weihnachtsbaum auf zwei kleinen Stapeln verteilt liegen und er musste lächeln. Es waren die ersten Weihnachtsgeschenke, die er je bekommen hatte. Anthony saß bereits vor dem Baum auf dem Boden und wartete auf Harry. Dieser setzte sich zu ihm und sah auf das kleine Häufchen Geschenke, die mit seinem Namen beschriftet waren.
„Eigentlich, so wurde es mir gesagt, liegen die Geschenke immer am Fußende der Betten. Aber weil wir die Einzigen sind, wurden sie wahrscheinlich hierher gebracht.“, meinte Anthony und Harry nickte nachdenklich.
Als er das erste kunterbunt eingepackte Päckchen öffnete, musste er schmunzeln, als er die Karte von Luna und Mr. Lovegood las, die ihm ein wunderschönes Weihnachten wünschten und sie sich in den Sommerferien hoffentlich wieder sehen konnten. In der kleinen Schachtel kam eine sauber gefaltete Tüte zum Vorschein, in der es verdächtig raschelte. Harry drehte sie um und konnte Mondtau darauf lesen. Harry öffnete die Papiertüte vorsichtig und sah eine große Menge von Blumensamen des Mondtaus. Er freute sich und seufzte, als er noch eine kleine Spulenwurzel im Päckchen vorfand, mit einem kleinen Zettel dabei, der ihn darauf hinwies, dass er die Spulenwurzel doch bitte bei sich tragen sollte, um die Plimpys im Schwarzen See fernzuhalten.
Harry öffnete das nächste Paket, worin er eine Packung Schokofrösche von Hermine vorfand und ein weiteres, schmales Paket in braunem Papier eingepackt, worin sich eine selbstgeschnitzte Holzflöte von Hagrid befand. Harry probierte die Flöte aus und war überrascht über den angenehmen Klang des Instruments, obgleich er nicht wirklich Flöte spielen konnte. Anthony lachte, als er Harry Flöte spielen sah und zog die Augenbraue hoch.
„Hagrid.“, meinte Harry nur und öffnete einen Briefumschlag mit einer Karte von Remus.
Lieber Harry,
dein Weihnachtsgeschenk gibt es später. Ich möchte es dir persönlich geben.
Liebe Grüße und bis später,
Remus
Harry legte lächelnd die Karte beiseite und blickte auf ein großes, edel verpacktes Geschenk, das ebenfalls seinen Namen trug. Die Handschrift war fein und geschwungen, ihm gänzlich unbekannt. Unter den Schnüren, die das Paket zusammenhielten, klemmte ein Brief, den er öffnete und stirnrunzelnd las.
Dein Vater hat mir dies vor seinem Tod zur Aufbewahrung überreicht. Nun ist die Zeit gekommen, ihn dir zu geben. Gebrauche ihn klug. - Fröhliche Weihnachten wünsche ich Dir.
Keine Unterschrift, kein Name – nichts. Harry legte die Karte zur Seite und öffnete das Geschenk. Zum Vorschein kam ein zusammengefaltetes Stoffbündel, silbrig glänzend, weich wie Seide und es fühlte sich an, als würde der Stoff aus Wasser bestehen.
„Hm.“, meinte Harry und Anthony sah auf. Er las die Karte, die Harry ihm in die Hand drückte und Anthony meinte, er solle den Stoff aufwickeln. Zum Vorschein kam ein sehr großer Umhang und als Harry ihn sich umlegte, riss er die Augen auf – sein Körper war kopfabwärts unsichtbar geworden.
„Das ist ein Tarnumhang. Die sind echt selten und fast unbezahlbar!“, staunte Anthony und Harry drehte sich im Kreis. Als er den Umhang über den Kopf zog, fragte er seinen Freund, ob er vollständig unsichtbar war, was dieser bejahte. Harry lachte und faltete den Umhang wieder sorgfältig zusammen.
Harry blickte zufrieden auf die Geschenke, ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus und er war sich sicher, dass es das beste Weihnachten war, das er bisher jemals gehabt hatte. Als er zu Anthony blickte, dass dieser ein wenig betrübt auf seine Geschenke blickte.
„Was ist los?“, fragte Harry und legte den Kopf schief.
„Meine Mutter war wieder sehr persönlich und liebevoll in ihrer Geschenkeauswahl.“, sagte er missmutig und hob Harry das Buch „Wie Lernen optimiert und Leistungen gesteigert werden können. Ein Lehrbuch für ambitionierte Schüler“ entgegen.
Harry verzog ein wenig das Gesicht. „Und dein Vater?“, fragte er.
„Hat mir ein Zauberstabpflegeset und Schokolade geschenkt. Das ist schön, er weiß immerhin, was ich mag. Von meiner Tante habe ich zwei Galleonen und ein Säckchen Nüsse bekommen – sie ist auch sehr liebevoll, weißt du. Liegt in der Familie. Die Seite meiner Mutter war schon immer komisch.“, seufzte Anthony am Ende und zuckte mit den Schultern. Von Hermine hatte dieser eine Packung Zuckerfedern geschenkt bekommen und beim Auspacken des letzten Geschenks wurden dessen Augen groß, als er eine große Packung Schokofrösche und eine große Schwanenfeder mit einem in dunkelgrauen Leinen eingebundenen Buch mit leeren Seiten vorfand. Ungläubig sah er Harry an.
„Du hättest mir doch nichts schenken müssen! Ich konnte dir gar nichts schenken, meine Eltern…“, begann er und wurde zum Ende hin leise. „Danke, Harry!“
„Du musst mir nichts schenken; ich konnte dir auch nur etwas schenken, weil Remus es für mich besorgen konnte. Du wirkst so häufig in Gedanken versunken, wenn du dich unbeobachtet fühlst. Da dachte ich, es wäre doch schön, wenn die Gedanken aufgeschrieben werden könnten, falls sie mal nützlich sein sollten.“, meinte Harry.
„Danke dir, Harry. Ich werde es sicher gebrauchen können.“, entgegnete Anthony und legte alles sauber auf einen Stapel. Sie räumten noch ihre Sachen auf, trugen die Geschenke in ihren Schlafsaal – den Tarnumhang verstaute Harry vorsichtshalber in seinem Koffer, sollten ungebetene Gäste das Zimmer betreten – und gingen nach einer kurzen Dusche in die Große Halle zum Frühstück. In der Großen Halle wurden sie von einem heiteren Chor aus „Frohe Weihnachten!“ begrüßt und setzten sich an den Tisch.
Harry unterhielt sich ein wenig mit Fred, als sich Professor Flitwick zu ihm herüberbeugte.
„Potter, Ihr Vormund hat mich darüber informiert, dass er Sie um elf Uhr am großen Tor abholen möchte. Ich werde Sie dorthin begleiten, wir treffen uns im großen Innenhof vor dem Viadukt.“
„Okay. Danke, Professor.“, entgegnete Harry und führte sein Gespräch mit Fred fort.
„Sieh dich vor, Harry.“, meinte Fred verschwörerisch und George, der gegenüber von Harry saß, begann ebenfalls zu grinsen. „Das nächste Spiel ist Ravenclaw gegen Gryffindor. Wir werden es dir nicht leicht machen, haben wir dir das schon offenbart?“
„Ich glaube schon zweimal, ja.“, entgegnete Harry und schmierte sich seine Butter beiläufig aufs Brot, bevor er zur Zwetschgenmarmelade griff. „Aber mit McLaggen als Sucher mache ich mir keinen Stress.“, fügte er nonchalant hinzu und biss in sein Brot. Anthony lachte leise in sein Frühstück hinein, was George dazu brachte, ihn mit einem kleinen Stück Brot abzuwerfen.
„Mr. Weasley, beherrschen Sie sich.“, schnarrte Snape vom anderen Ende des Tisches und taxierte den Rothaarigen mit einem ernsten Blick. Dieser neigte, mit einem versteckten Grinsen, unterwürfig seinen Kopf und blickte aus den Augenwinkeln zu Anthony, dessen Mundwinkel verächtlich zuckten. Das weitere Frühstück verlief weitestgehend ruhig. Gemeinsam gingen Harry und Anthony wieder in den Gemeinschaftsraum, wo Harry seine Tasche packte und sich seinen warmen schwarzen Winterumhang und den langen, dicken Schal in den Ravenclawfarben um seinen Hals wickelte. Er verstaute Edd unter seinem Umhang in der Innentasche des Umhangs, verabschiedete sich von Anthony, der mit einem Buch und Schokolade vor dem Feuer saß und ihm viel Spaß wünschte, und lief, nach einem schnellen Zwischenstopp in einem der Gewächshäuser, um den Bowtruckle dort abzusetzen, zum Innenhof vor dem Viadukt, wo sein Hauslehrer bereits auf ihn wartete.
„Sehr schön. Gehen wir.“, meinte der Professor und stapfte mit ihm durch den Schnee über die gepflasterten Wege zum Großen Tor. „Wie geht es Ihnen, Potter?“
„Gut, danke. Ihnen auch?“, fragte Harry und sah zu seinem Hauslehrer.
„Alles in bester Ordnung. Haben Sie sich gut eingelebt?“
„Ich habe Ihren Rat beherzigt, Professor. Allerdings hat Quidditch mir mehr geholfen auf die anderen zuzugehen. Gezwungenermaßen.“, meinte Harry und lächelte leicht.
„Bodkin, Hilliard und Rivers sind sehr begeistert von Ihnen, Potter. Sie haben einen regelrechten Narren an Ihnen gefressen. Ich bin vor allem von Rivers überrascht, er ist sonst eher reservierter Natur.“, sprach Flitwick und blieb kurz stehen, um zu Harry zu schauen. „Darf ich Sie etwas fragen, Potter?“, fragte er ernst.
„Natürlich, Professor.“, antwortete Harry und sie liefen weiter.
„Wie Sie anhand meiner Größe unschwer erahnen können, war einer meiner Vorfahren ein Kobold.“, meinte er und Harry nickte. „Und wie Sie sich denken können, gibt es eine Hand voll Menschen, die damit ein Problem hatten und sich nicht scheuten, dieses zu zeigen.“, fuhr er fort. „Sie sind der einzige Schüler in Hogwarts der, aktuell, sichtbare nichthumane Merkmale aufweist. Wie gehen Ihre Mitschüler damit um?“
„Hm. Gute Frage… Es gibt Mitschüler, die es zum Schwerpunkt ihrer Beleidigungen machen, aber ich habe alles im Griff.“
„Sollte es ernsthaftere Probleme geben, kommen Sie bitte zu mir.“, sagte Flitwick ernst und Harry nickte. Sie kamen am Großen Tor, einem gunstvoll geschmiedeten Tor aus Gusseisen, an und Harry sah Remus dahinter stehen. Flitwick schwenkte seinen Zauberstab und das Tor öffnete sich.
„Remus!“, rief Harry und lief zum Werwolf, der ihn mit offenen Armen empfang und in eine warmherzige Umarmung schloss. „Schön, dass du da bist.“
„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Harry.“, antwortete Remus und drückte den Jungen fest. „Professor Flitwick, freut mich, Sie zu sehen! Frohe Weihnachten.“, meinte er anschließend an den Professor gewandt und gab ihm die Hand.
„Frohe Weihnachten Mr. Lupin, lange ist es her. Ich hoffe, es geht Ihnen gut?“, fragte Flitwick.
„Alles bestens, danke. Die Umstände erleichtern einiges.“, antwortete Remus lächelnd und Flitwick nickte erfreut. Der Hauslehrer der Ravenclaws war zu Beginn des Schuljahres über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen hinsichtlich Harrys Familiengeschichte und den sich daraus ergebenden Umständen aufgeklärt worden.
„Sehr schön. Ich warte um viertel nach fünf heute Abend wieder hier, um Potter in Empfang zu nehmen, oder hat sich etwas an Ihrem Plan geändert?“
„Nein, die Pläne haben sich nicht geändert.“
„Perfekt. Schönen Tag, die Herren.“, verabschiedete sich Flitwick und stapfte durch den Schnee zurück zum Schloss.
Als das Tor zugefallen war machten sich Remus und Harry in entspannter Stille auf den Weg nach Hogsmeade. Nach ein paar Minuten hatte es unterwegs wieder angefangen zu schneien und Harry sah zu Remus hoch, dessen Gesicht tief in seinem Schal vergraben war.
„Nachwehen von vor drei Tagen?“
„Ein Vollmond zur Wintersonnenwende, energetisch eine echte Herausforderung.“, entgegnete Remus. „Ich war ja nie sonderlich interessiert an Planeten und allem, was damit zusammenhängt, aber nach so einer Nacht kann ich verstehen, wieso die Zentauren so sehr in den Sternen hängen.“
„Trotz dem Wolfsbanntrank?“
„Mhm, aber der nächste Vollmond passend zur Wintersonnenwende, das wird wieder Jahre dauern, von daher passt alles erst einmal.“
„Okay. Aber irgendwie ist es schon spannend.“
„Irgendwie schon, ja.“
„Du hast einen neuen Umhang.“
„Ich hab mir deine Worte zu Herzen genommen und einen Millimeter meines Stolzes begraben, Harry.“, entgegnete der Werwolf schmunzelnd und sah zu Harry runter.
„Gut so.“, lachte Harry und ließ sich im Vorbeigehen ein wenig zurückfallen, um einen Schneeball zu formen. Als Remus sich nach Harry umdrehte, warf dieser seinen Schneeball und traf ihn an der Schulter.
„Na warte.“, entgegnete Remus, während Harry lachend den Weg entlangrannte, um mehr Abstand und Zeit zu gewinnen, einen weiteren Schneeball formen zu können. Gerade als er sich wieder aufrichtete, traf ihn einer der Schneebälle direkt im Gesicht und er sah empört zu Remus, der grinsend mit drei weiteren Bällen in der Hand etwas entfernt von ihm stand.
„Hey!“, rief Harry und warf seinen Schneeball nach Remus, der jedoch auswich. Dieser warf die drei Schneebälle nacheinander auf Harry, der jedoch nur einem davon ausweichen konnte, da er die Reflexe und Kraft des Werwolfs deutlich unterschätzt hatte. Ein Schneeball traf Harry am Kopf, der Andere an der Schulter und mit bedröppeltem Blick stand er auf dem Weg, mit zuckenden Mundwinkeln.
„Ich geb‘ auf.“, meinte Harry und rieb sich den Schnee vom Gesicht und schüttelte seinen Umhang ab.
„Jahrelange Übung. Wir haben regelrechte Schlachten in Hogwarts geführt, allerdings waren die Zauberstäbe nicht ganz unbeteiligt.“, lachte Remus und Harry schmunzelte.
„Die Zaubersprüche musst du mir zeigen.“, meinte Harry und sah Remus an. „Ich hab einen Eiszauber geübt, der ist aber gar nicht so einfach, ehrlich gesagt.“
„Welcher?“
„Glacies crescendi.“
„Mhm. Für den muss man konzentriert bleiben. Der geht sonst schief – hat mir meinen gesamten Arm eingefroren.“
„Bei mir wars nur die Hand und den Zauberstab, aber für den Troll hat es gereicht.“
„Troll? Davon hast du nichts in deinem letzten Brief erzählt, Harry.“, sagte Remus und sah ihn ernst an.
„Ich wollte dein Gesicht sehen bei der Geschichte.“, schmunzelte er unsicher und begann Remus die ganze Geschichte von Halloween, von Zauberkunst bis zum Trolldesaster zu erzählen. Remus sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
„Anthony und du habt einen ausgewachsenen Bergtroll, die unangenehmste Art der Trolle, mit einem Eis-, und Schwebezauber K.O. gehauen?“
„Ja. McGonagall nannte es unverschämtes Glück.“
„Da hat sie nicht ganz Unrecht.“, murmelte Remus. „Auch wenn ihr das wohl ganz gut gelöst habt und ich ein kleines bisschen stolz auf dich bin – beim nächsten Mal hältst du dich von solchen Kreaturen fern, ok? Ich habe keine Lust den nächsten Potter beerdigen zu müssen.“, mahnte er anschließend ernst. Harry schluckte und nickte langsam. Er würde definitiv nichts von Fluffy erzählen. Noch nicht.
Schweigend liefen beide nebeneinander her. Der Schnee fiel vom Himmel und die Säume ihrer Umhänge war vom Schnee bereits feucht, Kälte bahnte sich ihren Weg durch die vielen Lagen Stoff und Harry bekam langsam kalte Füße. Als sie Hogsmeade erreichten, liefen sie die Hauptstraße entlang und betraten die Drei Besen, wo sie von Madam Rosmertha freudig begrüßt und in das reservierte Nebenzimmer die Treppe hoch geführt wurden.
Das Zimmer war ein wenig kleiner als das, was sie letztes Mal hatten, doch es war weihnachtlich geschmückt und die Sofas vor dem Kamin luden zum Verweilen ein. Sie hingen ihre Umhänge an die Garderobe nahe des Feuers stellte ihre Schuhe daneben und ließen sich auf die warmen Polster fallen. Madam Rosmertha brachte ihnen beide eine heiße Schokolade und verabschiedete sich, woraufhin Harry sich entspannt zurücklehnte und die Augen schloss.
„Frohe Weihnachten, Harry.“, sagte Remus und hielt Harry ein schlicht verpacktes Geschenk hin.
„Danke, Remus! Dir auch Frohe Weihnachten.“, entgegnete Harry und öffnete sein Geschenk, worin ein Buch über die „Praktische Anwendung zur Verteidigung gegen die Dunklen Künste – Ein Lehrbuch für Anfänge.“ lag, sowie zwei Tafeln Schokolade mit getrockneten Kirschen.
„Ich weiß zwar, dass wir in unserer Bibliothek viele Bücher über Verteidigung gegen die Dunklen Künste besitzen, aber es waren keine Einstiegsbände vorhanden, lediglich für fortgeschrittene und erfahrene Zauberer. Und da du ja geschrieben hast, dass ihr nichts lernt, dachte ich mir, dass es doch ein guter Anfang wäre. Das Buch hatte ich auch in meiner Anfangszeit in Hogwarts gelesen, es ist wirklich gut geschrieben. Und die Schokolade ist selbstgemacht.“
„Es ist perfekt. Danke!“, freute sich Harry und packte das Geschenk in seine Tasche, wo er auch ein kleines Geschenk hervorholte und dem Braunhaarigen in die Hand drückte. „Für dich.“ Remus öffnete die Schachtel und zog eine der vielen Phiolen mit leuchtender, violetter Flüssigkeit heraus. Er lächelte.
„Schlaftränke? Das ist perfekt, Harry. Danke dir!“, entgegnete der Werwolf und Harry kratzte sich verlegen am Kopf.
„Ich konnte ja nicht wirklich einkaufen.. und ich hatte noch so viel davon im Kessel, da hab ich mehr abgefüllt, weil ich dachte, dass du das vielleicht brauchen kannst.“
„Definitiv, der Vorrat, den wir gebraut haben, hat sich schon dem Ende zugeneigt.“, entgegnete Remus und verstaute die Phiolen in seiner Tasche. Sie lehnten sich beide in die warmen Polster zurück und lauschten dem Knistern des Feuers im Kamin.
„Was hast du sonst noch die Zeit über so getrieben, Remus?“, fragte Harry nach einer Weile.
„Nun, ich hatte dir ja geschrieben, dass ich mich um einen Großteil der Obstbäume gekümmert habe – die Vorratskammer ist jetzt ziemlich gut gefüllt. Und einen Teil des Obstes habe ich in Ottery St. Catchpole, das Dorf ein paar Meilen vom Haus entfernt, auf dem Markt verkauft. Die Leute waren verrückt nach den Äpfeln und Quitten, Harry. Unglaublich.“
„Das ist schön. Im Sommer möchte ich mal das Dorf mal anschauen.“
„Das werden wir machen.“
„Hast du wieder Arbeit gefunden?“, fragte Harry vorsichtig. Remus hatte ihm an einem Abend am See erklärt, dass er aufgrund der Lykanthropie regelmäßig die Arbeitsplätze wechseln musste, sobald auch nur ein Hauch von Ahnung entstehen könnte, dass er ein Werwolf war.
„Tatsächlich, ja. Xenophilius ist auf mich zugekommen und hat mir angeboten in der Druckerei für den Klitterer mitzuarbeiten. Es ist nicht viel, aber es ist ausreichend.“
„Aber es erfüllt dich nicht.“
„Nein, nicht wirklich. Es ist eine entspannte Arbeit, nette Kollegen und durch die wenigeren Arbeitsstunden kann Xenophilius die Arbeitstage um Vollmond herum bauen. Ich würde wirklich gerne etwas arbeiten können, das meinen Fähigkeiten gerecht wird, weißt du?“
„Mhm, das ist blöd, so auf Dauer. Weiß er, dass du ein Werwolf bist?“
„Er hat es nicht ausgesprochen, aber… die Lovegoods sind schräge Vögel, weißt du? Im Positiven. Sie sind nicht voreingenommen. Manchmal haben sie seltsame Ansichten oder Gedanken, aber sie ehrliche Menschen. Er hat zwischen den Zeilen verlauten lassen, das sich ihm ohne Begründung die Tage nennen kann, an denen ich nicht arbeiten kann.“
„Das ist doch super, vielleicht kriegst du bei der Arbeit auch ein paar spannende Informationen, die man beim Tagespropheten oder den anderen Klatschblättern nicht bekommt.“, meinte Harry nachdenklich. Remus begann zu lachen.
„Ich kann dir Informationen über den Schrumpfhörnigen Schnarchkackler zukommen lassen.“
Harry sah Remus mit hochgezogener Augenbraue an und schmunzelte. „Eh…, nein.“
„Dachte ich mir. Aber es ist okay, wie es ist. Vorerst. Ich habe zumindest die Gewissheit, in vier Wochen nicht wieder etwas Neues suchen zu müssen. Außerdem muss ich mich ja auch um das Haus kümmern und den Garten so weit pflegen, wie es in meinen Möglichkeiten ist.“
„Hausfrau Remus, hm?“, lachte Harry und erhielt als Antwort einen kleinen Seitenhieb in die Rippe, woraufhin er laut aufquietschte.
„Hey!“
„Aufpassen, junger Mann. Aber genug von mir. Erzähl, was hast du alles gelernt? Wie kommst du mittlerweile mit Snape zurecht?“, fragte Remus und Harry begann zu erzählen, was er in den Briefen nicht erzählt hatte. Harry erzählte Remus begeistert von den Weasley Zwillingen, woraufhin Remus ihm offenbarte, dass deren Haus auch in der Nähe von Ottery St. Catchpole lag, einige Meilen entfernt vom Haus der Lovegoods.
Die Stunden zogen vorbei wie im Flug. Sie aßen gemeinsam zu Mittag, genossen Tee und Gebäck zum Nachmittag, spielten Karten und schmiedeten Pläne für die Sommerferien. Remus hatte Harry zu Weihnachten ein
Als die Uhr halb sechs zum Abend schlug machten sie sich wieder auf den Weg zurück zum Schluss, wo Professor Flitwick bereits am großen Eisentor auf sie wartete. Harry verabschiedete sich von Remus mit einer langen Umarmung, versprach ihm zu schreiben und sich hinsichtlich seltsamer Kreaturen weitestgehend zu benehmen. Mit einem kleinen ‚Plopp‘ war er disappariert und Harry stapfte neben Flitwick ins Schloss zurück.
Pünktlich zum Abendessen betraten beide die Große Halle und Harry ließ sich neben Anthony mit einem kurzen „Hey“ auf die Bank fallen.
„Hey, Harry.“, kam es von Anthony und den anderen im Chor und sie begannen zu essen. Nach dem Essen, Harry konnte sich bei der Treacletarte nicht zurückhalten, liefen er und Anthony zusammen in Richtung des Gemeinschaftsraumes, als Harry sich kurz umsah und leise zu Anthony sprach: „Ich hab‘ nen Plan.“
„Wegen… unserem Projekt?“, fragte Anthony leise und fuhr sich aufgeregt mit der Hand durch die dunkelblonden Haare.
„Ja.“
„Was ist der Plan?“
„Ich werde mein Geschenk weise nutzen.“, antwortete Harry schmunzelnd. Als sie die Treppe zum Ravenclawturm hoch gelaufen waren, standen sie vor dem großen Türklopfer, der sie sie ansah.
„Füge etwas hinzu und es wird kleiner. Nimm‘ etwas weg und es wird größer. Was ist es?“, fragte der Türklopfer nüchtern. Die beiden Jungs sahen sich stirnrunzelnd an.
„Manchmal hast du echt seltsame Rätsel.“, meinte Harry zum Türklopfer und kratzte sich am Kinn. „Keine Ahnung.“
„Ein Loch.“, meinte Anthony und die Tür schwang auf.
„Wow.“, kam es trocken von Harry.
Anthony grinste ihn nur schulterzuckend an. „So, wie ist der Plan?“
~oOo~
„Potter!“
„Potter!“
„Potter!“
Es war Samstagabend nach dem ersten Quidditchspiel der Saison, Ravenclaw gegen Slytherin, und die Adler konnten den Sieg für sich ergattern. Die Menge feierte und sein Name hallte im Gemeinschaftsraum ohne Unterlass, Markus und Thomas trugen ihn auf ihren Schultern in die Höhe und drehten sich im Kreis, als wäre Harry eine Trophäe. Harry musste zwar etwas verhalten lachen, aber er wusste nicht, ob aus Freude oder Verzweiflung, weil ihm das Ganze doch ein wenig unangenehm war. Seine Hauskollegen riefen unisono seinen Namen, klatschten und jubelten. Anthony saß lächelnd und mit einem angestrengt konzentrierten Gesichtsausdruck am äußersten Rand des Gemeinschaftsraumes und klatschte dennoch starken Beifall.
„Genieß es, Potter. Du hast es verdient.“, lachte Thomas und klopfte Harry stolz ans Bein, welches er mit dem anderem Arm festhielt.
„Noch nie hat jemand den Schnatz mit seinem Mund gefangen.“, stimmte Robert lachend mit ein, der im Vorbeigehen Harry auf den Rücken klopfte.
„Muss ich noch weiter hier oben sitzen?“, fragte Harry ein wenig verzweifelt.
„Absolut.“, entgegnete Markus und sah grinsend zu dem Schwarzhaarigen hoch und zwinkerte ihm zu.
„Ok.“, gab sich Harry geschlagen. „Auch in Ordnung.“
„Besser so.“, antwortete Markus und hob seinen freien Arm nochmal siegreich in die Höhe, was seine Mitschüler erneut in tosenden Beifall ausbrechen ließ.
Der Sieg der Ravenclaws war an sich eine knappe Sache gewesen, denn hätte Harry sich nicht in wagemutigen Manövern hinter dem Schnatz hergemacht, dann wäre es wirklich eng geworden. Seine Mannschaftskameraden hatten nicht gelogen – Slytherin spielte nicht fair, absolut nicht. Marcus Flint, der Kapitän der Schlangen, war zwischendurch dazu übergegangen seine Treiber zu ersetzen und die Klatscher auf die Jäger und den Hüter der Ravenclaws zu schlagen; die Jäger gingen davon aus, dass Quidditch eine intensive Kontaktsportart war und das Ziel darin bestand, andere vom Besen zu stoßen und dadurch unnötig viele Tore werfen zu können. Sarah, eine der Jägerinnen, musste sogar mit einer leichten Gehirnerschütterung in den Krankenflügel.
Was Harry allerdings noch ein wenig in den Knochen saß war der Fakt, dass Harrys Besen mitten im Spiel angefangen hatte verrückt zu spielen und ihn beinahe abgeworfen hatte. Anthony und Hermine waren der Meinung, dass Snape Harrys Besen verhext hatte, weshalb die Hexe in Windeseile über das Spielfeld zu der Tribüne der Lehrer gerannt war und Snapes Roben in Brand gesetzt hatte, was für genug Ablenkung sorgte. Kurz darauf konnte er sich wieder auf seinen Besen schwingen, dem Schnatz hinterherjagen und in einer doch recht gewagten Manier auf seinen Besen zu steigen, um den Schnatz zu fangen. Allerdings rutschte er ab und statt mit der Hand fing er den Schnatz mit dem Mund, den er ein Stück weit geschluckt hatte. Harry war sich sicher gewesen, dass irgendjemand etwas mit seinem Besen gemacht haben musste, denn weniger Tage zuvor hatte er ein Paket erhalten, mit einem beiliegenden Brief. Der Brief wies ihn darauf hin, dass in dem Paket ein Besen, ein brandneuer Nimbus 2000, enthalten sei und er ihn nicht in der Großen Halle auspacken sollte. Als Harry die Unterschrift von Professor Flitwick gesehen hatte, dachte er kurz, dass ihm die Augen aus dem Kopf fielen würden. Er stürmte mit Anthony aus der Halle heraus und traf auf Malfoy in Begleitung seiner Lakaien, welcher das Paket mit engen Augen ansah.
Auf die Feststellung hin, dass in dem Paket ein Besen war und dazu noch ein nagelneuer Nimbus 2000, wie die Form des Besens erahnen ließ, lief dessen Kopf rot an. Als Professor McGonagall an ihnen vorbeigelaufen war, konnte er es sich nicht nehmen lassen, Harry bei ihr zu verpetzen und anzuprangern, dass er einen Besen bekommen hatte und Erstklässler laut Regeln ja keinen Besen besitzen durften. Daraufhin hatte sie nur erwidert, dass sie wisse, dass Harry den Besen bekommen würde, hatte ihm zu dem neuen Modell gratuliert und viel Erfolg beim kommenden Spiel gewünscht. Im Vorbeigehen sah Harry ihre Mundwinkel verdächtig zucken und hatte daraufhin selbst nur geschmunzelt.
Nachdem sich die Menge beruhigt hatte und sich eine gepflegte Feier mit Knabbereien, Süßem und allerlei Getränken entwickelte, – Harry war sich sicher, dass er bei den älteren Schüler die ein oder andere Flasche Feuerwhiskey im Umhang verschwinden gesehen hatte – ging er zu Anthony und setzte sich neben ihn. Dieser warf ihm ein stolzes Lächeln zu und klopfte ihm auf die Schulter.
„Richtig gut, Harry. Richtig gut.“, meinte er und knabberte genüsslich an einer Zuckerfeder.
„Ich bin ja auch immer wieder sprachlos.“, entgegnete Harry.
„Wegen…?“
„… der Menge die du immer futterst und keinen Gramm zunimmst.“, lachte er.
Anthony sah ihn mit offenem Mund an. „Gute Gene.“, antwortete er schnippisch, konnte sich jedoch das Grinsen nicht verkneifen. „Außerdem muss ich noch wachsen.“
„Du bist jetzt schon größer als ich.“
„Das ist ja auch keine Kunst.“
„Hey!“
„Hey.“
Harry schüttelte grinsend den Kopf und schnappte sich eine von Anthonys Zuckerfedern.
„Ich habe übrigens einen Plan.“, sagte er leise, als er sich zu Anthonys Ohr beugte, damit nicht jeder mithören könnte.
„Bezüglich drei Köpfen und üblem Mundgeruch?“, fragte er und sah Harry erwartungsvoll an.
„Oh ja.“, entgegnete Harry.
„Was ist dein Plan?“
„Hagrid.“
Anthony zog die Augenbraue hoch und kratzte sich am Kinn. Nachdenklich sah er in die Luft und begann langsam zu nicken. „Das könnte klappen. Wir müssen es nur schlau anstellen. Organisch, verstehst du. Er mag dich ja ganz gern Harry, wir können ihn nicht einfach überfallen.“
„Mhm. Reden wir einfach mal mit Hermine und beim nächsten Mal, wenn Hagrid uns einlädt, dann fragen wir ihn. Meinst du, Hermine ist noch mit dabei?“
„Klar. Während dem Quidditchspiel haben wir uns unterhalten, sie hatte zugegeben, dass sie das Thema nach wie vor beschäftigt hatte, nur ihr Stolz stand ein wenig im Weg. Aber sie ist zu keiner weiteren Schlussfolgerung gekommen.“
„Ist ihr Snapes Bein auch aufgefallen?“
„Jup.“
„Ich bin mir sicher, dass Snape das, was da unten verborgen liegt, stehlen will.“, meinte Harry und rümpfte die Nase.
„Vielleicht ist es eine besonders magische Seife.“
Harry lachte und schüttelte den Kopf. „Wenn es wirklich das ist, was Hagrid aus Gringotts geholt hat, muss es etwas immens Wichtiges sein.“, meinte er und zuckte mit den Schultern.
„Ihr sitzt hier wie zwei alte Waschweiber. Kommt, setzt euch zu uns und feiert mit.“, meinte Robert, der plötzlich vor ihnen stand und die Hände in die Hüfte stemmte. Er sah sie freundlich, aber erwartungsvoll an.
„Okay.“, antworteten Harry und Anthony und liefen mit Robert zu den Sofas vor dem Kamin, setzten sich auf ein paar Kissen auf dem Boden und lauschten den Gesprächen der älteren Schüler. Der ein oder andere humorvolle Kommentar, vereinzelte Tratschereien und hin und wieder recht interessante Gedankengänge und Kommentare rundeten den das Zusammensein zu einem gelungenen Abend ab und Harry erwischte sich das ein oder andere Mal bei dem Gedanken, dass ihm die Gesellschaft mit seinen Mannschaftskollegen richtig gut gefiel – und dass Anthony mit dabei war freute ihn umso mehr.
~oOo~
Der Dezember brach herein und brachte den Winter mit sich. Schnee fiel unentwegt leise vom Himmel und begrub die Ländereien von Hogwarts unter einen weißen Schleier, der Schwarze See fest zugefroren. Der Anblick der schneebehangenen Berge in der Ferne, das Knistern des frischgefallenen Schnees unter den Schuhen, der jeden Lärm in sich zu verschlingen schien und die eisige Luft, die die Lungen erfüllte, verströmten ihre ganz eigene Magie. Harry stand an einer der Zinnen des Astronomieturms, seinen Schal eng um den Hals gewickelt, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Er ließ seinen Blick über das sich vor ihm darbietende Panorama gleiten und atmete tief durch. Selten hatte er etwas Schöneres gesehen als das, was sich ihm hier offenbarte.
Die Weihnachtsferien hatten begonnen und die meisten Schüler, wie auch Hermine, waren nach Hause gefahren – Harry hatte ursprünglich geplant, nach Hause zu fahren und Weihnachten mit Remus zu verbringen, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht, dass Anthony alleine Weihnachten feiern musste.
Dieser hatte ihm erzählt, dass seine Eltern über die gesamten Weihnachtsferien Termine und Sitzungen in Mitteleuropa wahrnehmen mussten und daher Weihnachten nicht mit ihm verbringen würden – auf Nachfrage der beiden Jungs verneinten die Eltern, laut Anthony war es eigentlich nur seine Mutter, die Möglichkeit, dass er mit Harry bei diesem zuhause die Ferien verbringen könnte. Sie wollten ihren Sohn nicht bei fremden Menschen wissen, die sie nicht kannten – auch nicht, wenn es beim ‚legendären‘ Harry Potter war. Das hatte den Ravenclaw ziemlich geknickt und Harry hatte daraufhin Remus einen Brief geschrieben und ihm die Situation geschildert. Remus nahm das Ganze jedoch eher gelassen; auch wenn sich der Werwolf auf das erste Weihnachten mit Harry gefreut hatte, so würde er es begrüßen, wenn er ein schönes Weihnachten mit seinem Freund verbringen würde und die gemeinsame Zeit nutzte, um sich auch ein paar schöne Ferientage zu machen. Sie hatten sich jedoch noch gemeinsam verabredet, sich an Weihnachten einen schönen Tag in Hogsmeade zu machen, nachdem Remus Professor Flitwick einen Brief zukommen hat lassen und ihn darüber informierte, dass er am 1. Weihnachtsfeiertag Harry am großen Tor für den Tag abholen würde.
Mit dieser Entscheidung waren alle im Großen und Ganzen zufrieden und Harry war gespannt, wie sie ihre Ferien gestalten würden – denn eines war sicher, sie mussten viel forschen.
Wenige Tage zuvor war das Trio wieder einmal bei Hagrid zu Tee und Felsenkeksen eingeladen worden, worauf sie sich wirklich gefreut hatten, und Harry packte die Möglichkeit beim Schopfe und sprach Hagrid auf den dreiköpfigen Hund an. Als dieser ihn geschockt angesehen und gefragt hatte, woher er von Fluffy, so hieß der Cerberus angeblich, wusste, erzählten sie Hagrid von ihrem ungeplanten Ausflug in den verbotenen Korridor des dritten Stocks am Tag ihres letzten Besuchs bei ihm. Hagrid kam etwas in der Bredouille und stammelte ein wenig vor sich hin, bis er lediglich entrüstet den Dreien an den Kopf warf, dass diese ganze Geschichte einzig und allein eine Sache war, die Dumbledore und Nicolas Flamel etwas angehen würde.
Und damit begannen die Gedankenkarusselle. Harry sah Hermine und Anthony kritisch an und biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, dass er den Namen Nicolas Flamel schon einmal irgendwo gelesen hatte, aber er wusste nicht mehr genau wo und in welchem Zusammenhang. Er hatte sich über die letzten Wochen und Monate so viele Informationen und Wissen erarbeitet, neues gelernt und mit Hilfe der furchtbaren Vorträge von Professor Binns ein Arsenal an Namen in seinen Wissensschatz aufgenommen, dass diese manchmal für Verwirrung sorgten, was zur Folge hatte, dass er beim Namen Flamel im Dunkeln tappte. Hermine hatte die Hogwartsbibliothek von oben bis unten durchforstet, hatte die unzähligen Regale abgegrast, unzählige von Büchern anhand der Titel abgesucht und war zu keinem Ergebnis gekommen. Anthony hatte sich Hermine mit dem Durchsuchen der Bibliothek angeschlossen, war jedoch eher frustriert ob des ausbleibenden Erfolgs und machte seinem Frust deutlich Luft, in dem er Harry gnadenlos beim Zaubererschach eine Partie nach der anderen fertig machte. Diesem war irgendwann die Lust herzlich vergangen und er hatte sich auf den Astronomieturm zurückgezogen.
Harry machte sich langsam auf den Weg in die Große Halle. Die Halle war zu Beginn der Weihnachtszeit, so empfand es Harry, traumhaft schön geschmückt worden – vom Himmel der Großen Halle fielen Schneeflocken, die sich einen Meter über ihren Köpfen in Luft auflösten, an den Wänden reihten sich zwölf riesige, kunstvoll geschmückte Tannenbäume voller glitzernder Feen entlang. Girlanden aus Mistelzweigen und Stechpalmen rankten an den Wänden der Halle entlang und das ganze Ambiente verströmte eine besinnliche, weihnachtliche Stimmung, sowohl in der Zeit vor den Ferien, aber besonders an Heiligabend. Anthony und Harry waren die einzigen Ravenclaws gewesen, die Weihnachten in Hogwarts verbrachten, wie sie sowohl im Gemeinschaftsraum vermuteten und beim Abendessen an Heiligabend bestätigt bekamen – über die Ferien waren lediglich ein paar Gryffindors, darunter die Weasleys, eine Hand voll Hufflepuffs und vier Slytherins, außer Ron und ihnen selbst Ravenclaws, alle aus höheren Jahrgängen, im Schloss geblieben, weshalb die Tische in der Großen Halle einem einzigen großen Tisch gewichen sind, an dem die Schüler und Lehrer gemeinsam aßen.
Ron setzte sich jedoch weiter weg von Harry, der wohl schlussendlich darauf gekommen war, dass Harry mit seinen Zwillingsbrüdern gesprochen hatte, was sich an dem verheißungsvollen Halloweenmorgen abgespielt hatte. Die Zwillinge hatten ihr Wort gehalten – sie hatten die Situation unter Kontrolle und ihr schelmisches Grinsen war nicht untertrieben gewesen. Sie hatten die Höchststrafe für ihren Bruder gewählt – Molly Weasley, die Mutter der Jungs. Sie hatten ihr kurzerhand die Information zukommen lassen, wie sich ihr jüngster Sohn aufführte, woraufhin diese ihm in der Folgewoche einen roten Brief zukommen hat lassen. Harry hörte nur Gelächter vom Gryffindortisch und als er Anthony fragte, was der rote Brief bedeutete, sagte dieser nur lachend „Heuler“ und das Szenario offenbarte sich in voller Pracht. Der Brief war in die Luft gestiegen, riss in der Mitte auf wie das Gebiss eines Tieres und die wütende Stimme von Rons Mutter hallte in der gesamten Großen Halle wider, als diese ihm jegliche Schande vom Himmel herunterschimpfte und sein Verhalten eine Schande für die Familie nannte. Am Ende wandte sich der Brief an Hermine und Neville mit einer sehr liebevollen Stimme, dass im Falle von wiederholten Drangsalen seitens ihres Sohnes, sie sich nicht scheuen sollten, ihr einen Brief zu schreiben und sie würde sich um alles Weitere kümmern. Der Brief wandte sich wieder zu Ron, streckte ihm laut eine lange Papierzunge heraus und ging in Flammen auf. Stille herrschte in der Großen Halle und der Gryffindortisch brach in schallendes Gelächter aus. Ron wurde puterrot und stapfte wütend aus der Halle. Harry hatte zu den Weasleyzwillingen herübergeblickt und sah sie mit großen Augen an. Das hatte er nicht erwartet. Fred und George hielten sich gegenseitig fest vor Lachen und wischten sich ausladend die echten Tränen aus den Augen.
Trotz alledem herrschte eine ausgelassene Stimmung beim Abendessen, es gab herrliche Braten vom Truthahn und Hähnchen, Terrinen voller Erbsen, Bratensoße und Puddings und Cranberrysoße, gefolgt von allerlei Nachtischen. Sie unterhielten sich ein wenig mit ihren Mitschülern, vereinzelt auch mit ihren Professoren und wurden von Dumbledore zu dem ein oder anderen Weihnachtslied animiert – Snape sang natürlich nicht mit.
Im Gemeinschaftsraum angekommen, er war ähnlich geschmückt und zwischen zwei bodentiefen Fenstern stand auch ein reichlich gezierter Weihnachtsbaum, machten es sich die beiden Jungs auf den weichen Sofas vor dem Kamin gemütlich und genossen die Ruhe und das Knistern des Feuers. Iduna, die es sich auf Anthonys Bauch bequem gemacht hatte, schnurrte leise vor sich hin.
„Harry?“, fragte Anthony nach einer Weile.
„Hm?“, kam es von Harry, der von seinem Buch über magische Qualitäten verschiedener Bäume hochblickte.
„Danke.“
„Wofür?“
„Dass du dein erstes, richtiges Weihnachten mit deiner Familie für ein Weihnachten mit mir getauscht hast.“, antwortete Anthony leise. „Das bedeutet mir echt viel.“
„Das ist doch selbstverständlich.“
„Nein, das ist es nicht.“
„Doch, für mich ist es das.“
„Du bist der Beste.“
Harry schluckte. Es war das erste Mal, dass Anthony so gefühlsvoll mit ihm gesprochen hatte und er merkte, dass es etwas in ihm auslöste, was er das erste Mal gefühlt hatte, als Anthony ihn generell als Freund betitelt hatte. Es war ein warmes Gefühl, etwas Schönes. Er wusste nur nicht, was er darauf erwidern sollte, das liebevollste, was er zu einem Menschen jemals gesagt hatte, war, als er zu Remus geäußert hatte, dass er glaubte, er sei ganz nett. Dass er sich an dem Abend, an dem Remus ihm schwimmen beigebracht hatte, an dessen Schulter angelehnt hatte, war seine Art gewesen, dem Werwolf zu zeigen, dass er ihn mochte, aber so etwas aussprechen, das war eine neue Herausforderung. Es lag eine Stille in der Luft, die jedoch keine Spannung in sich trug.
Harry legte sein Lesezeichen ins Buch, klappte es zu und sah zu Anthony rüber, der mit geschlossenen Augen auf dem Sofa lag und Iduna hinter den Ohren kraulte.
„Ich bin gerne dein Freund.“, sagte Harry und war erleichtert, als Anthony nur leicht lächelte und ein kurzes „Geht mir auch so“ erwiderte und das Thema damit beendete. Man musste ja auch nicht unentwegt auf Gefühlen rumreiten, fand Harry und fuhr mit seinem Buch fort. Es war eines der Bücher aus seiner privaten Bibliothek, weshalb er sich freute, dass immer mal wieder handschriftliche Kommentare und Notizen darin vorkamen. Er hatte Snape noch zwei weitere Male, zumindest in seinen Augen, damit drangsaliert, dass er die abgeänderten Versionen der Tränke gebraut hatte, was dazu führte, dass Snape ihn in fachlicher Hinsicht beim Brauen ein Stück weniger versuchte, auflaufen zu lassen und bloßzustellen. An seinen Aufsätzen konnte er auch nicht großartig meckern, also versuchte er es eben auf andere Art und Weise.
Aber das war Harry mittlerweile egal, er ließ sich nicht ärgern, auch wenn es manchmal schwierig war und die Slytherins, und damit meinte er hauptsächlich Malfoy und Konsorten, teilweise auch versuchten, seine Tränke zu manipulieren, wenn er nicht hinsah. Einmal hatte Crabbe im Vorbeigehen seinen Platz mit dem von Theodore vertauscht und damit zum Überlaufen gebracht, was Crabbe zwar mächtigen Ärger und Nachsitzen, aber keinen Punkteabzug gekostet hatte. Theodore war innerlich am Kochen gewesen, das hatte Harry in dessen Augen gesehen, doch der Slytherin beherrschte die Kunst sich maximal zusammenzureißen und Crabbe nur anzuschauen. Und Crabbe hatte nur geschluckt, als er den Blick seines Hauskameraden gesehen hatte und Harry wusste anschließend auch warum. Als Zaubertränke fertig war, beeilte er sich mit Anthony, den Slytherins hinterherzulaufen, nur um direkt mitzubekommen, wie Theodore leise seinen Zauberstab zückte und etwas murmelte, was einen feuerroten Strahl direkt auf Crabbe, der hinter den anderen herlief, direkt am Hintern traf und ihm einen Schweineschwanz verpasste und seine Ohren in Schweinsohren verwandelte. Als Crabbe jedoch schmerzhaft aufschrie, hörte sich sein Schrei wie der eines Schweines an und als er etwas sagen wollte, kam lediglich ein Grunzen aus dessen Mund. Theo lief seelenruhig weiter und Harry und Anthony kugelten sich vor Lachen hinter einem der Wandteppiche. Sehr zu Crabbes Nachteil wurde er auch von Malfoy und Goyle ausgelacht, was ihm ein weiteren und Grunzen entlockte und die Situation nicht wirklich besserte. Harry war begeistert von Theodores Zauberspruch, auch wenn er wahrscheinlich Crabbe vollständig in ein Schwein verwandeln wollte, was jedoch ziemlich fortgeschrittene Verwandlungsfähigkeiten voraussetzte. Und glücklicherweise war kein Lehrer in der Nähe gewesen.
„Harry! Wach auf!“, forderte Anthony aufgeregt und schüttelte Harry an der Schulter wach.
„Hm?“, fragte er verschlafen und gähnte.
„Geschenke!“
„Oh. Okay…Warte – Geschenke?“
„Geschenke!“, wiederholte Anthony und rannte, gefolgt von seiner Katze, die Treppen zum Gemeinschaftsraum herunter. Harry sprang aus dem Bett und folgte ihm. Im Gemeinschaftsraum sah er einige Geschenke unter dem Weihnachtsbaum auf zwei kleinen Stapeln verteilt liegen und er musste lächeln. Es waren die ersten Weihnachtsgeschenke, die er je bekommen hatte. Anthony saß bereits vor dem Baum auf dem Boden und wartete auf Harry. Dieser setzte sich zu ihm und sah auf das kleine Häufchen Geschenke, die mit seinem Namen beschriftet waren.
„Eigentlich, so wurde es mir gesagt, liegen die Geschenke immer am Fußende der Betten. Aber weil wir die Einzigen sind, wurden sie wahrscheinlich hierher gebracht.“, meinte Anthony und Harry nickte nachdenklich.
Als er das erste kunterbunt eingepackte Päckchen öffnete, musste er schmunzeln, als er die Karte von Luna und Mr. Lovegood las, die ihm ein wunderschönes Weihnachten wünschten und sie sich in den Sommerferien hoffentlich wieder sehen konnten. In der kleinen Schachtel kam eine sauber gefaltete Tüte zum Vorschein, in der es verdächtig raschelte. Harry drehte sie um und konnte Mondtau darauf lesen. Harry öffnete die Papiertüte vorsichtig und sah eine große Menge von Blumensamen des Mondtaus. Er freute sich und seufzte, als er noch eine kleine Spulenwurzel im Päckchen vorfand, mit einem kleinen Zettel dabei, der ihn darauf hinwies, dass er die Spulenwurzel doch bitte bei sich tragen sollte, um die Plimpys im Schwarzen See fernzuhalten.
Harry öffnete das nächste Paket, worin er eine Packung Schokofrösche von Hermine vorfand und ein weiteres, schmales Paket in braunem Papier eingepackt, worin sich eine selbstgeschnitzte Holzflöte von Hagrid befand. Harry probierte die Flöte aus und war überrascht über den angenehmen Klang des Instruments, obgleich er nicht wirklich Flöte spielen konnte. Anthony lachte, als er Harry Flöte spielen sah und zog die Augenbraue hoch.
„Hagrid.“, meinte Harry nur und öffnete einen Briefumschlag mit einer Karte von Remus.
Lieber Harry,
dein Weihnachtsgeschenk gibt es später. Ich möchte es dir persönlich geben.
Liebe Grüße und bis später,
Remus
Harry legte lächelnd die Karte beiseite und blickte auf ein großes, edel verpacktes Geschenk, das ebenfalls seinen Namen trug. Die Handschrift war fein und geschwungen, ihm gänzlich unbekannt. Unter den Schnüren, die das Paket zusammenhielten, klemmte ein Brief, den er öffnete und stirnrunzelnd las.
Dein Vater hat mir dies vor seinem Tod zur Aufbewahrung überreicht. Nun ist die Zeit gekommen, ihn dir zu geben. Gebrauche ihn klug. - Fröhliche Weihnachten wünsche ich Dir.
Keine Unterschrift, kein Name – nichts. Harry legte die Karte zur Seite und öffnete das Geschenk. Zum Vorschein kam ein zusammengefaltetes Stoffbündel, silbrig glänzend, weich wie Seide und es fühlte sich an, als würde der Stoff aus Wasser bestehen.
„Hm.“, meinte Harry und Anthony sah auf. Er las die Karte, die Harry ihm in die Hand drückte und Anthony meinte, er solle den Stoff aufwickeln. Zum Vorschein kam ein sehr großer Umhang und als Harry ihn sich umlegte, riss er die Augen auf – sein Körper war kopfabwärts unsichtbar geworden.
„Das ist ein Tarnumhang. Die sind echt selten und fast unbezahlbar!“, staunte Anthony und Harry drehte sich im Kreis. Als er den Umhang über den Kopf zog, fragte er seinen Freund, ob er vollständig unsichtbar war, was dieser bejahte. Harry lachte und faltete den Umhang wieder sorgfältig zusammen.
Harry blickte zufrieden auf die Geschenke, ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus und er war sich sicher, dass es das beste Weihnachten war, das er bisher jemals gehabt hatte. Als er zu Anthony blickte, dass dieser ein wenig betrübt auf seine Geschenke blickte.
„Was ist los?“, fragte Harry und legte den Kopf schief.
„Meine Mutter war wieder sehr persönlich und liebevoll in ihrer Geschenkeauswahl.“, sagte er missmutig und hob Harry das Buch „Wie Lernen optimiert und Leistungen gesteigert werden können. Ein Lehrbuch für ambitionierte Schüler“ entgegen.
Harry verzog ein wenig das Gesicht. „Und dein Vater?“, fragte er.
„Hat mir ein Zauberstabpflegeset und Schokolade geschenkt. Das ist schön, er weiß immerhin, was ich mag. Von meiner Tante habe ich zwei Galleonen und ein Säckchen Nüsse bekommen – sie ist auch sehr liebevoll, weißt du. Liegt in der Familie. Die Seite meiner Mutter war schon immer komisch.“, seufzte Anthony am Ende und zuckte mit den Schultern. Von Hermine hatte dieser eine Packung Zuckerfedern geschenkt bekommen und beim Auspacken des letzten Geschenks wurden dessen Augen groß, als er eine große Packung Schokofrösche und eine große Schwanenfeder mit einem in dunkelgrauen Leinen eingebundenen Buch mit leeren Seiten vorfand. Ungläubig sah er Harry an.
„Du hättest mir doch nichts schenken müssen! Ich konnte dir gar nichts schenken, meine Eltern…“, begann er und wurde zum Ende hin leise. „Danke, Harry!“
„Du musst mir nichts schenken; ich konnte dir auch nur etwas schenken, weil Remus es für mich besorgen konnte. Du wirkst so häufig in Gedanken versunken, wenn du dich unbeobachtet fühlst. Da dachte ich, es wäre doch schön, wenn die Gedanken aufgeschrieben werden könnten, falls sie mal nützlich sein sollten.“, meinte Harry.
„Danke dir, Harry. Ich werde es sicher gebrauchen können.“, entgegnete Anthony und legte alles sauber auf einen Stapel. Sie räumten noch ihre Sachen auf, trugen die Geschenke in ihren Schlafsaal – den Tarnumhang verstaute Harry vorsichtshalber in seinem Koffer, sollten ungebetene Gäste das Zimmer betreten – und gingen nach einer kurzen Dusche in die Große Halle zum Frühstück. In der Großen Halle wurden sie von einem heiteren Chor aus „Frohe Weihnachten!“ begrüßt und setzten sich an den Tisch.
Harry unterhielt sich ein wenig mit Fred, als sich Professor Flitwick zu ihm herüberbeugte.
„Potter, Ihr Vormund hat mich darüber informiert, dass er Sie um elf Uhr am großen Tor abholen möchte. Ich werde Sie dorthin begleiten, wir treffen uns im großen Innenhof vor dem Viadukt.“
„Okay. Danke, Professor.“, entgegnete Harry und führte sein Gespräch mit Fred fort.
„Sieh dich vor, Harry.“, meinte Fred verschwörerisch und George, der gegenüber von Harry saß, begann ebenfalls zu grinsen. „Das nächste Spiel ist Ravenclaw gegen Gryffindor. Wir werden es dir nicht leicht machen, haben wir dir das schon offenbart?“
„Ich glaube schon zweimal, ja.“, entgegnete Harry und schmierte sich seine Butter beiläufig aufs Brot, bevor er zur Zwetschgenmarmelade griff. „Aber mit McLaggen als Sucher mache ich mir keinen Stress.“, fügte er nonchalant hinzu und biss in sein Brot. Anthony lachte leise in sein Frühstück hinein, was George dazu brachte, ihn mit einem kleinen Stück Brot abzuwerfen.
„Mr. Weasley, beherrschen Sie sich.“, schnarrte Snape vom anderen Ende des Tisches und taxierte den Rothaarigen mit einem ernsten Blick. Dieser neigte, mit einem versteckten Grinsen, unterwürfig seinen Kopf und blickte aus den Augenwinkeln zu Anthony, dessen Mundwinkel verächtlich zuckten. Das weitere Frühstück verlief weitestgehend ruhig. Gemeinsam gingen Harry und Anthony wieder in den Gemeinschaftsraum, wo Harry seine Tasche packte und sich seinen warmen schwarzen Winterumhang und den langen, dicken Schal in den Ravenclawfarben um seinen Hals wickelte. Er verstaute Edd unter seinem Umhang in der Innentasche des Umhangs, verabschiedete sich von Anthony, der mit einem Buch und Schokolade vor dem Feuer saß und ihm viel Spaß wünschte, und lief, nach einem schnellen Zwischenstopp in einem der Gewächshäuser, um den Bowtruckle dort abzusetzen, zum Innenhof vor dem Viadukt, wo sein Hauslehrer bereits auf ihn wartete.
„Sehr schön. Gehen wir.“, meinte der Professor und stapfte mit ihm durch den Schnee über die gepflasterten Wege zum Großen Tor. „Wie geht es Ihnen, Potter?“
„Gut, danke. Ihnen auch?“, fragte Harry und sah zu seinem Hauslehrer.
„Alles in bester Ordnung. Haben Sie sich gut eingelebt?“
„Ich habe Ihren Rat beherzigt, Professor. Allerdings hat Quidditch mir mehr geholfen auf die anderen zuzugehen. Gezwungenermaßen.“, meinte Harry und lächelte leicht.
„Bodkin, Hilliard und Rivers sind sehr begeistert von Ihnen, Potter. Sie haben einen regelrechten Narren an Ihnen gefressen. Ich bin vor allem von Rivers überrascht, er ist sonst eher reservierter Natur.“, sprach Flitwick und blieb kurz stehen, um zu Harry zu schauen. „Darf ich Sie etwas fragen, Potter?“, fragte er ernst.
„Natürlich, Professor.“, antwortete Harry und sie liefen weiter.
„Wie Sie anhand meiner Größe unschwer erahnen können, war einer meiner Vorfahren ein Kobold.“, meinte er und Harry nickte. „Und wie Sie sich denken können, gibt es eine Hand voll Menschen, die damit ein Problem hatten und sich nicht scheuten, dieses zu zeigen.“, fuhr er fort. „Sie sind der einzige Schüler in Hogwarts der, aktuell, sichtbare nichthumane Merkmale aufweist. Wie gehen Ihre Mitschüler damit um?“
„Hm. Gute Frage… Es gibt Mitschüler, die es zum Schwerpunkt ihrer Beleidigungen machen, aber ich habe alles im Griff.“
„Sollte es ernsthaftere Probleme geben, kommen Sie bitte zu mir.“, sagte Flitwick ernst und Harry nickte. Sie kamen am Großen Tor, einem gunstvoll geschmiedeten Tor aus Gusseisen, an und Harry sah Remus dahinter stehen. Flitwick schwenkte seinen Zauberstab und das Tor öffnete sich.
„Remus!“, rief Harry und lief zum Werwolf, der ihn mit offenen Armen empfang und in eine warmherzige Umarmung schloss. „Schön, dass du da bist.“
„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Harry.“, antwortete Remus und drückte den Jungen fest. „Professor Flitwick, freut mich, Sie zu sehen! Frohe Weihnachten.“, meinte er anschließend an den Professor gewandt und gab ihm die Hand.
„Frohe Weihnachten Mr. Lupin, lange ist es her. Ich hoffe, es geht Ihnen gut?“, fragte Flitwick.
„Alles bestens, danke. Die Umstände erleichtern einiges.“, antwortete Remus lächelnd und Flitwick nickte erfreut. Der Hauslehrer der Ravenclaws war zu Beginn des Schuljahres über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen hinsichtlich Harrys Familiengeschichte und den sich daraus ergebenden Umständen aufgeklärt worden.
„Sehr schön. Ich warte um viertel nach fünf heute Abend wieder hier, um Potter in Empfang zu nehmen, oder hat sich etwas an Ihrem Plan geändert?“
„Nein, die Pläne haben sich nicht geändert.“
„Perfekt. Schönen Tag, die Herren.“, verabschiedete sich Flitwick und stapfte durch den Schnee zurück zum Schloss.
Als das Tor zugefallen war machten sich Remus und Harry in entspannter Stille auf den Weg nach Hogsmeade. Nach ein paar Minuten hatte es unterwegs wieder angefangen zu schneien und Harry sah zu Remus hoch, dessen Gesicht tief in seinem Schal vergraben war.
„Nachwehen von vor drei Tagen?“
„Ein Vollmond zur Wintersonnenwende, energetisch eine echte Herausforderung.“, entgegnete Remus. „Ich war ja nie sonderlich interessiert an Planeten und allem, was damit zusammenhängt, aber nach so einer Nacht kann ich verstehen, wieso die Zentauren so sehr in den Sternen hängen.“
„Trotz dem Wolfsbanntrank?“
„Mhm, aber der nächste Vollmond passend zur Wintersonnenwende, das wird wieder Jahre dauern, von daher passt alles erst einmal.“
„Okay. Aber irgendwie ist es schon spannend.“
„Irgendwie schon, ja.“
„Du hast einen neuen Umhang.“
„Ich hab mir deine Worte zu Herzen genommen und einen Millimeter meines Stolzes begraben, Harry.“, entgegnete der Werwolf schmunzelnd und sah zu Harry runter.
„Gut so.“, lachte Harry und ließ sich im Vorbeigehen ein wenig zurückfallen, um einen Schneeball zu formen. Als Remus sich nach Harry umdrehte, warf dieser seinen Schneeball und traf ihn an der Schulter.
„Na warte.“, entgegnete Remus, während Harry lachend den Weg entlangrannte, um mehr Abstand und Zeit zu gewinnen, einen weiteren Schneeball formen zu können. Gerade als er sich wieder aufrichtete, traf ihn einer der Schneebälle direkt im Gesicht und er sah empört zu Remus, der grinsend mit drei weiteren Bällen in der Hand etwas entfernt von ihm stand.
„Hey!“, rief Harry und warf seinen Schneeball nach Remus, der jedoch auswich. Dieser warf die drei Schneebälle nacheinander auf Harry, der jedoch nur einem davon ausweichen konnte, da er die Reflexe und Kraft des Werwolfs deutlich unterschätzt hatte. Ein Schneeball traf Harry am Kopf, der Andere an der Schulter und mit bedröppeltem Blick stand er auf dem Weg, mit zuckenden Mundwinkeln.
„Ich geb‘ auf.“, meinte Harry und rieb sich den Schnee vom Gesicht und schüttelte seinen Umhang ab.
„Jahrelange Übung. Wir haben regelrechte Schlachten in Hogwarts geführt, allerdings waren die Zauberstäbe nicht ganz unbeteiligt.“, lachte Remus und Harry schmunzelte.
„Die Zaubersprüche musst du mir zeigen.“, meinte Harry und sah Remus an. „Ich hab einen Eiszauber geübt, der ist aber gar nicht so einfach, ehrlich gesagt.“
„Welcher?“
„Glacies crescendi.“
„Mhm. Für den muss man konzentriert bleiben. Der geht sonst schief – hat mir meinen gesamten Arm eingefroren.“
„Bei mir wars nur die Hand und den Zauberstab, aber für den Troll hat es gereicht.“
„Troll? Davon hast du nichts in deinem letzten Brief erzählt, Harry.“, sagte Remus und sah ihn ernst an.
„Ich wollte dein Gesicht sehen bei der Geschichte.“, schmunzelte er unsicher und begann Remus die ganze Geschichte von Halloween, von Zauberkunst bis zum Trolldesaster zu erzählen. Remus sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
„Anthony und du habt einen ausgewachsenen Bergtroll, die unangenehmste Art der Trolle, mit einem Eis-, und Schwebezauber K.O. gehauen?“
„Ja. McGonagall nannte es unverschämtes Glück.“
„Da hat sie nicht ganz Unrecht.“, murmelte Remus. „Auch wenn ihr das wohl ganz gut gelöst habt und ich ein kleines bisschen stolz auf dich bin – beim nächsten Mal hältst du dich von solchen Kreaturen fern, ok? Ich habe keine Lust den nächsten Potter beerdigen zu müssen.“, mahnte er anschließend ernst. Harry schluckte und nickte langsam. Er würde definitiv nichts von Fluffy erzählen. Noch nicht.
Schweigend liefen beide nebeneinander her. Der Schnee fiel vom Himmel und die Säume ihrer Umhänge war vom Schnee bereits feucht, Kälte bahnte sich ihren Weg durch die vielen Lagen Stoff und Harry bekam langsam kalte Füße. Als sie Hogsmeade erreichten, liefen sie die Hauptstraße entlang und betraten die Drei Besen, wo sie von Madam Rosmertha freudig begrüßt und in das reservierte Nebenzimmer die Treppe hoch geführt wurden.
Das Zimmer war ein wenig kleiner als das, was sie letztes Mal hatten, doch es war weihnachtlich geschmückt und die Sofas vor dem Kamin luden zum Verweilen ein. Sie hingen ihre Umhänge an die Garderobe nahe des Feuers stellte ihre Schuhe daneben und ließen sich auf die warmen Polster fallen. Madam Rosmertha brachte ihnen beide eine heiße Schokolade und verabschiedete sich, woraufhin Harry sich entspannt zurücklehnte und die Augen schloss.
„Frohe Weihnachten, Harry.“, sagte Remus und hielt Harry ein schlicht verpacktes Geschenk hin.
„Danke, Remus! Dir auch Frohe Weihnachten.“, entgegnete Harry und öffnete sein Geschenk, worin ein Buch über die „Praktische Anwendung zur Verteidigung gegen die Dunklen Künste – Ein Lehrbuch für Anfänge.“ lag, sowie zwei Tafeln Schokolade mit getrockneten Kirschen.
„Ich weiß zwar, dass wir in unserer Bibliothek viele Bücher über Verteidigung gegen die Dunklen Künste besitzen, aber es waren keine Einstiegsbände vorhanden, lediglich für fortgeschrittene und erfahrene Zauberer. Und da du ja geschrieben hast, dass ihr nichts lernt, dachte ich mir, dass es doch ein guter Anfang wäre. Das Buch hatte ich auch in meiner Anfangszeit in Hogwarts gelesen, es ist wirklich gut geschrieben. Und die Schokolade ist selbstgemacht.“
„Es ist perfekt. Danke!“, freute sich Harry und packte das Geschenk in seine Tasche, wo er auch ein kleines Geschenk hervorholte und dem Braunhaarigen in die Hand drückte. „Für dich.“ Remus öffnete die Schachtel und zog eine der vielen Phiolen mit leuchtender, violetter Flüssigkeit heraus. Er lächelte.
„Schlaftränke? Das ist perfekt, Harry. Danke dir!“, entgegnete der Werwolf und Harry kratzte sich verlegen am Kopf.
„Ich konnte ja nicht wirklich einkaufen.. und ich hatte noch so viel davon im Kessel, da hab ich mehr abgefüllt, weil ich dachte, dass du das vielleicht brauchen kannst.“
„Definitiv, der Vorrat, den wir gebraut haben, hat sich schon dem Ende zugeneigt.“, entgegnete Remus und verstaute die Phiolen in seiner Tasche. Sie lehnten sich beide in die warmen Polster zurück und lauschten dem Knistern des Feuers im Kamin.
„Was hast du sonst noch die Zeit über so getrieben, Remus?“, fragte Harry nach einer Weile.
„Nun, ich hatte dir ja geschrieben, dass ich mich um einen Großteil der Obstbäume gekümmert habe – die Vorratskammer ist jetzt ziemlich gut gefüllt. Und einen Teil des Obstes habe ich in Ottery St. Catchpole, das Dorf ein paar Meilen vom Haus entfernt, auf dem Markt verkauft. Die Leute waren verrückt nach den Äpfeln und Quitten, Harry. Unglaublich.“
„Das ist schön. Im Sommer möchte ich mal das Dorf mal anschauen.“
„Das werden wir machen.“
„Hast du wieder Arbeit gefunden?“, fragte Harry vorsichtig. Remus hatte ihm an einem Abend am See erklärt, dass er aufgrund der Lykanthropie regelmäßig die Arbeitsplätze wechseln musste, sobald auch nur ein Hauch von Ahnung entstehen könnte, dass er ein Werwolf war.
„Tatsächlich, ja. Xenophilius ist auf mich zugekommen und hat mir angeboten in der Druckerei für den Klitterer mitzuarbeiten. Es ist nicht viel, aber es ist ausreichend.“
„Aber es erfüllt dich nicht.“
„Nein, nicht wirklich. Es ist eine entspannte Arbeit, nette Kollegen und durch die wenigeren Arbeitsstunden kann Xenophilius die Arbeitstage um Vollmond herum bauen. Ich würde wirklich gerne etwas arbeiten können, das meinen Fähigkeiten gerecht wird, weißt du?“
„Mhm, das ist blöd, so auf Dauer. Weiß er, dass du ein Werwolf bist?“
„Er hat es nicht ausgesprochen, aber… die Lovegoods sind schräge Vögel, weißt du? Im Positiven. Sie sind nicht voreingenommen. Manchmal haben sie seltsame Ansichten oder Gedanken, aber sie ehrliche Menschen. Er hat zwischen den Zeilen verlauten lassen, das sich ihm ohne Begründung die Tage nennen kann, an denen ich nicht arbeiten kann.“
„Das ist doch super, vielleicht kriegst du bei der Arbeit auch ein paar spannende Informationen, die man beim Tagespropheten oder den anderen Klatschblättern nicht bekommt.“, meinte Harry nachdenklich. Remus begann zu lachen.
„Ich kann dir Informationen über den Schrumpfhörnigen Schnarchkackler zukommen lassen.“
Harry sah Remus mit hochgezogener Augenbraue an und schmunzelte. „Eh…, nein.“
„Dachte ich mir. Aber es ist okay, wie es ist. Vorerst. Ich habe zumindest die Gewissheit, in vier Wochen nicht wieder etwas Neues suchen zu müssen. Außerdem muss ich mich ja auch um das Haus kümmern und den Garten so weit pflegen, wie es in meinen Möglichkeiten ist.“
„Hausfrau Remus, hm?“, lachte Harry und erhielt als Antwort einen kleinen Seitenhieb in die Rippe, woraufhin er laut aufquietschte.
„Hey!“
„Aufpassen, junger Mann. Aber genug von mir. Erzähl, was hast du alles gelernt? Wie kommst du mittlerweile mit Snape zurecht?“, fragte Remus und Harry begann zu erzählen, was er in den Briefen nicht erzählt hatte. Harry erzählte Remus begeistert von den Weasley Zwillingen, woraufhin Remus ihm offenbarte, dass deren Haus auch in der Nähe von Ottery St. Catchpole lag, einige Meilen entfernt vom Haus der Lovegoods.
Die Stunden zogen vorbei wie im Flug. Sie aßen gemeinsam zu Mittag, genossen Tee und Gebäck zum Nachmittag, spielten Karten und schmiedeten Pläne für die Sommerferien. Remus hatte Harry zu Weihnachten ein
Als die Uhr halb sechs zum Abend schlug machten sie sich wieder auf den Weg zurück zum Schluss, wo Professor Flitwick bereits am großen Eisentor auf sie wartete. Harry verabschiedete sich von Remus mit einer langen Umarmung, versprach ihm zu schreiben und sich hinsichtlich seltsamer Kreaturen weitestgehend zu benehmen. Mit einem kleinen ‚Plopp‘ war er disappariert und Harry stapfte neben Flitwick ins Schloss zurück.
Pünktlich zum Abendessen betraten beide die Große Halle und Harry ließ sich neben Anthony mit einem kurzen „Hey“ auf die Bank fallen.
„Hey, Harry.“, kam es von Anthony und den anderen im Chor und sie begannen zu essen. Nach dem Essen, Harry konnte sich bei der Treacletarte nicht zurückhalten, liefen er und Anthony zusammen in Richtung des Gemeinschaftsraumes, als Harry sich kurz umsah und leise zu Anthony sprach: „Ich hab‘ nen Plan.“
„Wegen… unserem Projekt?“, fragte Anthony leise und fuhr sich aufgeregt mit der Hand durch die dunkelblonden Haare.
„Ja.“
„Was ist der Plan?“
„Ich werde mein Geschenk weise nutzen.“, antwortete Harry schmunzelnd. Als sie die Treppe zum Ravenclawturm hoch gelaufen waren, standen sie vor dem großen Türklopfer, der sie sie ansah.
„Füge etwas hinzu und es wird kleiner. Nimm‘ etwas weg und es wird größer. Was ist es?“, fragte der Türklopfer nüchtern. Die beiden Jungs sahen sich stirnrunzelnd an.
„Manchmal hast du echt seltsame Rätsel.“, meinte Harry zum Türklopfer und kratzte sich am Kinn. „Keine Ahnung.“
„Ein Loch.“, meinte Anthony und die Tür schwang auf.
„Wow.“, kam es trocken von Harry.
Anthony grinste ihn nur schulterzuckend an. „So, wie ist der Plan?“