The very first night
von Jennajcseph
Kurzbeschreibung
Ein nicht vorhandener Kater und das Versprechen, nie wieder Alkohol zu trinken. So wacht Toni (OC) morgens in einer fremden Wohnung auf, ohne jegliche Erinnerungen an die letzte Nacht. Nach und Nach kommen jedoch die Erinnerungsfetzen zurück und als sie mit der Wahrheit konfrontiert wird bricht ihre Welt zusammen.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / FemSlash
Die deutsche Nationalmannschaft
VFL Wolfsburg
29.07.2022
29.03.2023
23
90.346
25
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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02.08.2022
3.423
Note: Hello again! Dieses Kapitel ist, wie versprochen, etwas kürzer als das erste. Die folgenden Kapitel werden sich auch so in diesem Bereich befinden (+ / -). Das Kapitel wollte ich tatsächlich schon gestern hochladen, mir ist aber (leider) ein spontaner Urlaub dazwischen gekommen, deswegen bin ich heute erst in der Lage, es zu veröffentlichen. Das heißt aber auch, dass die nächsten Tage vielleicht nichts kommt. Ich werde zwar fleißig weiter schreiben, kann aber nichts versprechen!
Jetzt aber viel Spaß beim lesen!
-LG, Jennajcseph
"Du wusstest also, dass Alex kein Typ ist? Sondern deine Kameradin?" die Frage stellte Toni ihrer besten Freundin gerade vermutlich zum 10ten Mal. Wie konnte Lena ihr das nur verheimlichen? Warum hatte sie heute morgen nicht schon gesagt, dass es sich bei diesem ominösen Alex nicht um einen Typen, sondern um eine Freundin von ihr handelte? Ungläubig starrte sie genau diese Freundin jetzt an. Das war vermutlich alles ein schlechter Scherz. Gleich würde Guido Cantz um die Ecke kommen und ihr mit einem breiten Grinsen beibringen, dass sie in der Show 'Verstehen Sie Spaß?' war. Obwohl Toni gerade überhaupt keinen Spaß mehr verstand war das die einzige Lösung, die in ihrem Kopf noch Sinn ergab.
Niemals würde sie… Nichtmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich vorstellen können mit… Alleine die Vorstellung daran, dass sie…
Nein. Das konnte nicht wahr sein. Sie stand ja noch nichtmal auf Frauen. Das glaube sie zumindest fest. Nicht, dass sie irgendeine Erfahrung in dem Bereich hatte, sie hatte nicht einmal auf Partys mit Freundinnen rumgemacht. Das lag vielleicht auch daran, dass sie früher auf keinen Partys war und außerdem auch kaum Freunde hatte. Sie hatte ja noch nicht mal ihren ersten richtigen Kuss gehabt. Klar, auf ihrer Abifeier hatten Toni und Lena aus Spaß ein bisschen geknutscht, aber da war kein ernster Hintergedanke dabei gewesen. Einfach ein kleiner Kuss unter Freundinnen.
Und jetzt sollte sie ihrer besten Freundin glauben, dass sie letzte Nacht komplett nackt im Bett einer anderen… Frau verbracht hatte? Niemals. Das würde sie nichteinmal Guido Cantz und seiner bescheuerten Show zutrauen.
Lena verdrehte genervt die Augen und nickte dann. "Aber versuch nicht die Schuld auf mich zu schieben! Ich wollte dir heute morgen schon beichten, dass Alex vielleicht nicht unbedingt ein Typ ist. Aber dann war dein Handyakku leer. Und als ich dir vorhin schreiben wollte warst du anscheinend voll in deiner Lernwelt gefangen. Und gerade, bevor Poppi uns unterbrochen hat und dir jegliche Farbe aus dem Gesicht flöten gegangen ist, wollte ichs' dir auch nochmal sagen! Also sag nicht ich habs nicht versucht" erklärte sie und hob die Hände. Toni sah sich kurz um und hoffte, niemand hatte ihr Gespräch mitbekommen. Aber die anderen schienen sich überhaupt nicht für die Beiden zu interessieren.
Toni und Lena hatten es sich in einer kleinen Gartenlounge gemütlich gemacht, etwas Abseits von dem ganzen Geschehen. In dem recht kleinen Garten hatten Svenja und ihre Frau eine Biertischgarnitur aufgebaut, dort saßen einige von Lenas Mitspielerinnen. Auf der gegenüberliegenden Seite stand eine weitere, etwas größere Gartenlounge, darauf hatten sich vier weitere Frauen niedergelassen. Toni erkannte Sara unter ihnen, ein weiteres Gesicht kam ihr zwar bekannt vor, sie hatte aber absolut keinen Namen dazu im Kopf. Sie kannte nicht mehr viele Namen, auf der Bank konnte sie Svenja erkennen, die sich gerade ganz ausgelassen mit Alex unterhielt.
Alex.
Apropos Alex, diese schien Tonis Blick zu spüren und sah in diesem Moment auf, nur um Tonis Blick zu erwidern. Oh Gott. Schnell wich Toni ihrem Blick aus und ließ ihn lieber weiter über den Garten wandern.
Neben der Terrassentür stand ein Tisch mit verschiedenen Snacks, Salaten und Dips, Svenja und Anja hatten sich definitiv selbst übertroffen. Toni würde sich später definitiv daran bedienen, ein Brötchen reichte dann doch nicht aus, um sie einen ganzen Tag satt zu halten. Jetzt musste sie aber erstmal mit Lena reden, der Hunger war ihr momentan etwas vergangen.
"Jetzt komm schon, so schlimm ist das doch nicht. Wir haben das doch alle irgendwie schonmal erlebt" Lenas kläglicher Versuch Toni aufzuheitern ging völlig in die Hose. Die Blondine sah sie völlig fassungslos an, Lena hob abwehrend die Hände. "Okay, anscheinend doch nicht" murmelte sie nur, konnte sich aber ein Grinsen nicht unterdrücken.
"Ist das lustig für dich? Ernsthaft? Ich wüsste nicht was daran lustig sein soll Lena. Immerhin gehts hier um mich, wenn dir sowas nichts ausmacht dann kannst du ja heute Nacht mit ihr in die Kiste steigen" giftete Toni ihre Freundin jetzt an. "Hey Hey Hey, zu meiner Verteidigung: Ich wusste nicht, dass Alex auch auf Frauen steht! Ich kannte nur Stories von ihrem Ex Freund. Und jetzt komm schon, ich würde da echt kein großes Theater draus machen Gurke, es war ja anscheinend nur was einmaliges." Lena hatte sich inzwischen das Grinsen aus dem Gesicht gestrichen und schien Toni das erste mal wirklich ernst zu nehmen. Diese seufzte jetzt leise und stützte den Kopf in die Hände.
"Es ist ja noch nichtmal das. Es ist… Du kennst meine Eltern Lena. Für die ist sowas doch völlig inakzeptabel. Oh Gott ich will gar nicht aufzählen wie oft mein Vater betont hat, dass das 'abartig' ist und bestraft gehört" flüsterte sie jetzt und sah ihre Freundin hilfesuchend an. Lena war so ziemlich die einzige die wusste, wie ihre Eltern waren. Sie war die einzige die wusste, was Toni als Kind alles durchmachen musste und sie wusste auch, dass Toni völlig Recht hatte. Wenn ihre Eltern, und besonders ihr Vater, etwas erfahren würden…
"Sie müssen es doch aber nicht wissen, oder? Wir verlieren einfach kein Wort mehr darüber. Wir tun so als wäre es nie passiert und deine Eltern werden es niemals erfahren. Es war ja immerhin nur eine Nacht." antwortete Lena ruhig und griff nach den Händen ihrer besten Freundin. "Und du hast selbst gesagt, dass es was einmaliges war und, dass du nicht auf Frauen stehst. Dann belassen wir es dabei." fügte sie hinzu und hob eine Augenbraue leicht an.
"Was ist wenn ich mir dabei aber nicht mehr so sicher bin?" gab Toni leise von sich, ihr Blick huschte wieder zu Alex und Svenja. Diesmal schien die Ältere nicht zu bemerken, dass sie beobachtet wurde. Sie unterhielt sich weiterhin ausgelassen mit ihrer Freundin, ihre Lippen wurden von einem konstanten Lächeln gezeichnet. Unwillkürlich musste auch Tonu etwas lächeln, dann schüttelte sie schnell den Kopf und sah wieder zu Lena. Anders als Alex, schien diese genau beobachtet zu haben was gerade passiert war. Seufzend rückte sie näher an ihre beste Freundin und legte ihr einen Arm um die Schulter.
"Dann finden wir das heraus. Du musst dich finden Toni, wissen wer du bist. Deine Eltern haben schon viel zu viel zerstört in deinem Leben. Wenn du dich nur wegen ihnen nicht darauf einlassen willst, dann wirst du vermutlich daran kaputt gehen. Und das kann ich nicht mitansehen." flüsterte sie und legte ihren Kopf auf Tonis Schulter ab. Diese griff jetzt nach dem Arm ihrer Freundin und schloss für einige Sekunden die Augen. Lena schien immer eine perfekte Antwort zu allen Problemen zu haben. Egal wann Toni verzweifelt war, ein Besuch bei ihrer besten Freundin und alle Probleme schienen ein wenig kleiner zu werden.
Aber diesmal konnten nicht einmal Lenas Worte ihren Gemütszustand beruhigen. Es war ein zu heikles Thema. Immerhin ermöglichten ihre Eltern ihr so ziemlich alles. Sie übernahmen die Miete ihrer Wohnung in Wolfsburg und die Studienkosten. Wenn sie nicht wären, wüsste Toni vermutlich nicht einmal was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Medizin wäre zwar niemals ihre erste Wahl gewesen, aber ihre Eltern hatten es so für sie bestimmt. Die finanzielle Unterstützung war hierbei definitiv als großzügige Geste ihrer Eltern zu bewerten..
"Das ist es nicht Lena. Sie ermöglichen mir einfach so viel hier, ich kann sie nicht noch einmal enttäuschen." gestand Toni leise und bereitete sich auf eine weitere Ansprache vor, die beiden wurden aber jäh von einer weiteren Stimme unterbrochen.
"Was findet denn hier für eine Kuschelrock Party statt?" Sara hatte es sich auf dem kleinen Sessel, der ebenfalls zur Gartenlounge gehörte, gemütlich gemacht, einen Teller mit Kuchen in ihrer linken und eine Tasse Kaffee in ihrer rechten Hand.
"Es gibt hier Kaffee und Kuchen? Ich fühl mich wie auf der Geburtstagsfeier meiner Oma!" Lena sprang grinsend auf und folgte Saras Anweisungen, wie sie Anja am besten davon überzeugen konnte, ihr ein Stück Karottenkuchen anzuvertrauen.
Dieser abrupte Themenwechsel hieß zwar nicht, dass das Thema aus der Welt war, aber Toni war gerade sehr froh nicht mehr darüber reden zu müssen. Plötzlich fiel ihr wieder auf, dass sie ja überhaupt nicht alleine waren und, dass sie jeder hätte sehen können. Als sie jedoch ihren Blick hob bemerkte sie, dass ihnen keiner so wirklich Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Einen Blick erwiderte sie aber.
Alex
Natürlich musste es genau sie sein, die die letzten Minuten zwischen Lena und Toni genau beobachtet hatte. Wer denn auch sonst? Ihr Blickkontakt wurde jedoch schnell wieder abgebrochen, als eine glücklich grinsende Lena von ihrem kleinen Abenteuer zurückkam und sich siegessicher mit einem Stück Kuchen wieder neben Toni setzte. In derselben Bewegung klatschte sie Sara ab, welche sich grinsend nach hinten lehnte und ihren Kuchen aß.
"Anja macht den besten Karottenkuchen den ich jemals gegessen habe! Den musst du unbedingt probieren." erklärte Lena, als sie den verwunderten Blick ihrer Freundin bemerkte. Toni nickte nur leicht und lehnte sich wieder nach hinten.
"Ich denke ich bediene mich gleich erstmal am Salat, direkt mit Kuchen zu starten wäre vermutlich nicht die allerbeste Idee" erklärte sie dann und stand wenige Sekunden später auf.
"Oh, dann musst du den Couscous Salat probieren…" fing Sara an und hob die Hand. "Lass mich raten, Anja macht auch den besten Couscous Salat jemals." unterbrach Toni die Ältere schmunzelnd, es war jedoch Lena die ihr antwortete.
"Ne den macht Sveni immer. Und das ist wirklich der beste jemals!" lachte sie und schob sich die nächste Gabel Kuchen in den Mund. Sara nickte nur zustimmend.
"Hey, wenn ihr so verliebt seid dann kann ich euch auch direkt die Schüssel mitbringen" bot Toni spaßeshalber an, Sara und Lena warfen sich jedoch einen ernst gemeinten Blick zu, schüttelten dann aber den Kopf.
"Wir haben ja jetzt Kuchen. Später vielleicht" erklärte Lena und erntete wieder ein zustimmendes Nicken von Sara.
"Später ist vielleicht alles leer weil er mir so gut geschmeckt hat und ich bisher nur von einem Brötchen lebe" murmelte Toni im fortgehen, sie bezweifelte dass Lena und Sara sie richtig verstanden hatten.
An dem kleinen Tisch angekommen nahm sie sich einen Teller und ein Stück Brot. Eigentlich war sie echt kein großer Couscous Fan, aber wenn Lena so ausdrücklich betonte, dass er gut war dann musste sie ihr glauben. Ihre beste Freundin hatte ein gutes Gespür dafür, was Toni schmecken würde und was nicht.
"Du musst unbedingt den Couscous Salat probieren, Sveni macht echt den besten den ich bisher gegessen habe." Toni erfor in ihrer Bewegung, wie schon das erste mal als sie die Stimme heute Abend gehört hatte. Sie war sogar kurz davor gewesen vor Schreck das Stück Brot fallen zu lassen.
Ruhig bleiben. Das war jetzt das A und O. Immerhin war es ja nur eine Nacht gewesen. Und beide waren doch wohl erwachsen genug um eben erwachsen mit dieser Situation umzugehen. Das redete Toni sich zumindest gerade ein.
Erwachsen reagieren.
Also drehte sie sich leicht um und blickte ihr genau ins Gesicht. Erneut schossen ihre einzelne Bilder von letzter Nacht durch den Sinn. Erwachsen reagieren hieß ja nicht direkt, dass man die Person auch ansehen musste, oder? Bestimmt. Also brach Toni den Blickkontakt wieder ab und widmete sich dem Essen.
Erwachsen reagieren hieß aber schon, miteinander zu sprechen. Also musste Toni gezwungenermaßen einige Wörter über die Lippen bringen und sagte deswegen, das erste das ihr einfiel.
"Du bist tatsächlich nicht die erste die mir das sagt." antworte die Jüngere in der Hoffnung, es klang nicht allzu unfreundlich. Sie war zwar nicht auf ein Gespräch aus, aber wirklich abwürgen wollte sie Alex dann auch nicht. Sie hatte etwas an sich, Toni konnte aber nicht erklären was genau es war.
"Kein Wunder, hier schwört jeder auf diesen Salat." ergänzte Alex und griff ebenfalls nach einem Teller. Sie plante also nicht direkt wieder die Fliege zu machen. Insgeheim hoffte Toni, dass Lena ihre missliche Lage erkannte und ihr wie ein Ritter in Rüstung zur Hilfe eilte, als sie jedoch einen Blick in Richtung ihrer besten Freundin warf, war diese tief in ein Gespräch mit Sara verwickelt. Vermutlich unterhielten sie sich über die beste Art einen Karottenkuchen zu essen oder so. Gefrustet seufzte Toni, bereute es aber sofort. Hoffentlich hatte Alex sie nicht gehört.
Ihr Wunsch ging jedoch nicht in Erfüllung, diese drehte sich jetzt nämlich um und hob eine ihrer Augenbrauen an. Dann stellte sie den Teller ab und steckte Toni die Hand entgegen, als wollte sie sie schütteln.
"Hey, ich bin Alex" sprach sie dann, um Toni herum bildeten sich gerade jedoch nur Fragezeichen und sie sah verwundert auf die Hand. Erneut schossen ihr Bilder durch den Kopf. Das konnte doch so nicht den ganzen Abend weitergehen…
"Ich weiß wer du bist, immerhin bin ich heute morgen nackt in deinem Schlafzimmer aufgewacht" murmelte Toni und wandte sich wieder den Salaten zu. Jetzt seufzte Alex leise.
"So war das ja auch nicht gedacht. Ich habe nur das Gefühl wir haben uns auf dem falschen Fuß erwischt. Als ich vorhin zu dir und Obi kam warst du total erstarrt und jeder hätte von dir ablesen können was letzte Nacht passiert ist. Und jetzt zeigst du mir die kalte Schulter. Ich möchte einfach nicht dass es unangenehm zwischen uns ist." erklärte Alex und stützte sich mit ihrer "freien" Hand auf der Tischplatte ab. Die andere hatte sie Toni immer noch entgegengestreckt.
Vermutlich hatte sie recht. Das war die am wenigsten unangenehmste Art und Weise dieses kleine Malheur zwischen den Beiden zu beseitigen. Anscheinend würden sie sich nämlich noch häufiger sehen, wenn Toni mit Lena und
ihren Freunden unterwegs war.
Also gab sie nach einigen Sekunden auf, stellte ihren Teller ab und schüttelte Alexs' Hand.
Sie hatte weiche Hände. Das wusste Toni selbst heute morgen noch, immerhin konnte sie Lena die Information am Telefon noch mitteilen. Sie musste definitiv herausfinden welche Produkte zur Handpflege sie benutzte.
Kurz darauf schüttelte sie den Kopf und zog ihre Hand wieder zurück, um sich nun endlich dem Salat zu widmen, ihr Magen rebellierte inzwischen auch hörbar.
"Du kennst zwar meinen Namen, ich aber deinen noch nicht." für eine kurze Sekunde hatte Toni doch tatsächlich vergessen, dass Alex noch immer neben ihr stand. Verwundert sah sie von ihrem Teller auf und traf den Blick der Älteren. Sie kannte ihren Namen nicht? Sie hatte sich gestern doch aber vorgestellt…
Als Alex jedoch anfing zu grinsen und den Blickkontakt abbrach fiel Toni auf wie ihre Aussage gemeint war.
Neuanfang.
Natürlich.
"Ich heiße Antonia" antwortete sie dann also und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
"Antonia, sehr schöner Name…" fing Alex an, die Art und Weise wie sie Tonis ganzen Namen aussprach hatte etwas an sich. Toni bemerkte ein leichtes Kribbeln in ihrer Bauchregion und stoppte in ihrer Bewegung. Was war das? Warum hatte sie so reagiert?
"...aber auch sehr lang. Kann man dich auch einfach Toni nennen?" fuhr Alex fort und sah sie jetzt von der Seite an.
"Nur meine Freunde" gab Toni frech zurück, die Reaktion ihres Körpers hatte sie noch nicht ganz verstanden. Alex schmunzelte leicht und nickte dann, ehe sie jedoch etwas sagen konnte vernahm Toni ihren Namen aus einer anderen Richtung.
Lena.
Endlich hatte ihre beste Freundin Tonis missliche Lage erkannt und winkte sie jetzt zu sich. Erleichterung bildete sich in Tonis Körper aus, sie drehte sich kurz zu Alex und deutete dann mit ihrem Kopf auf Lena.
"Ich muss wohl gehen. War nett dich kennenzulernen Alex." verabschiedete sie sich schnell und verschwand dann Richtung Lena und Sara. Alex beobachtete sie noch einige Sekunden, wandte sich dann aber ab und ging ebenfalls zurück zu ihrem Platz.
Erleichtert ließ sich Toni wieder auf ihren Platz neben Lena sinken.
"Danke, dass du mich da gerade rausgeholt hast. Ich weiß nicht wie lange ich das noch gepackt hätte" murmelte sie, erntete aber nur einen fragenden Blick von Lena.
"Ich wollte dich nur fragen was du besser findest, Karotten- oder Zitronenkuchen. Sara glaubt mir nämlich nicht, dass der Zitronenkuchen von meine Mutter besser ist als der Karottenkuchen von Anja." erklärte Lena dann und deutete auf ihren leeren Teller.
Toni schloss kurz die Augen und schüttelte dann den Kopf. Lena hatte das ganze Schauspiel also überhaupt nicht mitbekommen.
Toni könnte gerade vermutlich richtig sauer auf ihre Freundin sein, sie bekam aber nur ein Lachen über die Lippen. Diese Situation beschrieb Lena vermutlich perfekt.
"Naja, da ich den legendären Karottenkuchen von Anja ja noch nicht gegessen habe würde ich sagen, der Zitronenkuchen von deiner Mama ist definitiv der beste Kuchen den ich jemals gegessen habe." antwortete Toni dann nach einigen Sekunden sehr diplomatisch und beobachtete belustigt die hitzige Diskussion zwischen Lena und Sara. Keine der Beiden wollte in ihrem Standpunkt zurückschrauben.
Nach und nach setzten sich immer mehr Mannschafts-Kameradinnen dazu und klingten sich in die Diskussion ein, sodass nach gut 20 Minuten alle um die Gartenlounge saßen und diskutieren.
Toni hielt sich weitestgehend zurück, nickte nur zustimmend wenn Lena sie hilfesuchend ansah oder schmunzelte, wenn jemand etwas lustiges sagte. Die Stimmung war total ausgelassen und das erste Mal an diesem Abend konnte Toni sich total entspannen, für einige Minuten vergaß sie sogar völlig, dass Alex nicht so weit von ihr entfernt saß.
Außerdem war so eine Diskussion eine gute Möglichkeit für Toni einige Namen zu lernen. Neben ihr hatte sich Feli hingesetzt, ihren kompletten Namen hatte Toni noch nicht mitbekommen. Die Blondine die ihr vor einiger Zeit schon bekannt vorkam hieß Kathrin. Hier und da schnappte sie einige andere Namen auf, würde man sie morgen jedoch danach fragen hätte sie vermutlich jeden einzelnen davon vergessen.
Toni ließ ihren Blick weiter über die Runde laufen und erkannte Alex. Die beiden trennten nur drei Personen und auch wenn sie sich auf einen Neuanfang geeinigt hatten, war Toni nicht in der Lage ihrem Blick standzuhalten. Also wich sie diesem erneut aus und schenkte ihre Aufmerksamkeit lieber Feli, die ihr gerade zuflüsterte, wie wenig Sinn Almuths Argumentation ergab. Toni hatte zwar nicht mitbekommen was die Torhüterin gesagt hatte, sie nickte aber dennoch und stimmte Feli zu.
Am Ende der Diskussion, die tatsächlich fast eine halbe Stunde ging, musste Lena sich geschlagen geben. Sie, Toni, Feli und eine weitere Lena waren die einzigen die fanden, dass Zitronenkuchen besser war als Karottenkuchen. Lena quittierte ihre Niederlage nur mit dem Kommentar, dass sie das nächste Mal einen Zitronenkuchen ihrer Mutter mitbringen würde, dann könnten sie die Diskussion fortsetzen
Toni legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht, dass das alles nur ein Spaß war, war hier vermutlich jedem bewusst.
Die Gruppe löste sich nach der interessanten Diskussion nicht auf und blieb den restlichen Abend beieinander sitzen. Nach und nach lockerten die meisten auf und Toni stellte fest, dass Feli neben ihr ein richtiger Spaßvogel war. Die Beiden lachten vermutlich mehr als alle anderen zusammen an diesem Abend.
Tonis anfängliche Anspannung war völlig verschwunden. Sie notierte zwar, dass Alex immer wieder näher kam, weil einige gegangen waren, aber selbst als sie schließlich nebeneinander saßen, schien Toni sich beherrschen zu können. Keine plötzlichen Bauchkribbler oder unangenehme Situationen, die Beiden lachten ab und an auch mal zusammen.
Als Sara nach einiger Zeit verkündete nach Hause zu wollen, war Toni sogar etwas traurig die kleine Runde zu verlassen. Inzwischen waren sie nur noch sieben, es war aber total angenehm und ruhig geworden.
Also verabschiedete Toni sich zuerst von Svenja und Anja, bedankte sich vielmals dafür, dass sie bei ihnen sein durfte, und dann von Alex und Kathy. Selbst die Umarmung der Beiden war nicht großartig unangenehm, obwohl Toni einen leichten Anflug von Bauchkribbeln verspürte als sie ihren Geruch wahrnahm.
Bilder.
Sie überspielte es aber schnell und schloss sich dann schließlich Sara und Lena an, die den Garten durch ein kleines Gartentor verließen.
Jetzt aber viel Spaß beim lesen!
-LG, Jennajcseph
"Du wusstest also, dass Alex kein Typ ist? Sondern deine Kameradin?" die Frage stellte Toni ihrer besten Freundin gerade vermutlich zum 10ten Mal. Wie konnte Lena ihr das nur verheimlichen? Warum hatte sie heute morgen nicht schon gesagt, dass es sich bei diesem ominösen Alex nicht um einen Typen, sondern um eine Freundin von ihr handelte? Ungläubig starrte sie genau diese Freundin jetzt an. Das war vermutlich alles ein schlechter Scherz. Gleich würde Guido Cantz um die Ecke kommen und ihr mit einem breiten Grinsen beibringen, dass sie in der Show 'Verstehen Sie Spaß?' war. Obwohl Toni gerade überhaupt keinen Spaß mehr verstand war das die einzige Lösung, die in ihrem Kopf noch Sinn ergab.
Niemals würde sie… Nichtmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich vorstellen können mit… Alleine die Vorstellung daran, dass sie…
Nein. Das konnte nicht wahr sein. Sie stand ja noch nichtmal auf Frauen. Das glaube sie zumindest fest. Nicht, dass sie irgendeine Erfahrung in dem Bereich hatte, sie hatte nicht einmal auf Partys mit Freundinnen rumgemacht. Das lag vielleicht auch daran, dass sie früher auf keinen Partys war und außerdem auch kaum Freunde hatte. Sie hatte ja noch nicht mal ihren ersten richtigen Kuss gehabt. Klar, auf ihrer Abifeier hatten Toni und Lena aus Spaß ein bisschen geknutscht, aber da war kein ernster Hintergedanke dabei gewesen. Einfach ein kleiner Kuss unter Freundinnen.
Und jetzt sollte sie ihrer besten Freundin glauben, dass sie letzte Nacht komplett nackt im Bett einer anderen… Frau verbracht hatte? Niemals. Das würde sie nichteinmal Guido Cantz und seiner bescheuerten Show zutrauen.
Lena verdrehte genervt die Augen und nickte dann. "Aber versuch nicht die Schuld auf mich zu schieben! Ich wollte dir heute morgen schon beichten, dass Alex vielleicht nicht unbedingt ein Typ ist. Aber dann war dein Handyakku leer. Und als ich dir vorhin schreiben wollte warst du anscheinend voll in deiner Lernwelt gefangen. Und gerade, bevor Poppi uns unterbrochen hat und dir jegliche Farbe aus dem Gesicht flöten gegangen ist, wollte ichs' dir auch nochmal sagen! Also sag nicht ich habs nicht versucht" erklärte sie und hob die Hände. Toni sah sich kurz um und hoffte, niemand hatte ihr Gespräch mitbekommen. Aber die anderen schienen sich überhaupt nicht für die Beiden zu interessieren.
Toni und Lena hatten es sich in einer kleinen Gartenlounge gemütlich gemacht, etwas Abseits von dem ganzen Geschehen. In dem recht kleinen Garten hatten Svenja und ihre Frau eine Biertischgarnitur aufgebaut, dort saßen einige von Lenas Mitspielerinnen. Auf der gegenüberliegenden Seite stand eine weitere, etwas größere Gartenlounge, darauf hatten sich vier weitere Frauen niedergelassen. Toni erkannte Sara unter ihnen, ein weiteres Gesicht kam ihr zwar bekannt vor, sie hatte aber absolut keinen Namen dazu im Kopf. Sie kannte nicht mehr viele Namen, auf der Bank konnte sie Svenja erkennen, die sich gerade ganz ausgelassen mit Alex unterhielt.
Alex.
Apropos Alex, diese schien Tonis Blick zu spüren und sah in diesem Moment auf, nur um Tonis Blick zu erwidern. Oh Gott. Schnell wich Toni ihrem Blick aus und ließ ihn lieber weiter über den Garten wandern.
Neben der Terrassentür stand ein Tisch mit verschiedenen Snacks, Salaten und Dips, Svenja und Anja hatten sich definitiv selbst übertroffen. Toni würde sich später definitiv daran bedienen, ein Brötchen reichte dann doch nicht aus, um sie einen ganzen Tag satt zu halten. Jetzt musste sie aber erstmal mit Lena reden, der Hunger war ihr momentan etwas vergangen.
"Jetzt komm schon, so schlimm ist das doch nicht. Wir haben das doch alle irgendwie schonmal erlebt" Lenas kläglicher Versuch Toni aufzuheitern ging völlig in die Hose. Die Blondine sah sie völlig fassungslos an, Lena hob abwehrend die Hände. "Okay, anscheinend doch nicht" murmelte sie nur, konnte sich aber ein Grinsen nicht unterdrücken.
"Ist das lustig für dich? Ernsthaft? Ich wüsste nicht was daran lustig sein soll Lena. Immerhin gehts hier um mich, wenn dir sowas nichts ausmacht dann kannst du ja heute Nacht mit ihr in die Kiste steigen" giftete Toni ihre Freundin jetzt an. "Hey Hey Hey, zu meiner Verteidigung: Ich wusste nicht, dass Alex auch auf Frauen steht! Ich kannte nur Stories von ihrem Ex Freund. Und jetzt komm schon, ich würde da echt kein großes Theater draus machen Gurke, es war ja anscheinend nur was einmaliges." Lena hatte sich inzwischen das Grinsen aus dem Gesicht gestrichen und schien Toni das erste mal wirklich ernst zu nehmen. Diese seufzte jetzt leise und stützte den Kopf in die Hände.
"Es ist ja noch nichtmal das. Es ist… Du kennst meine Eltern Lena. Für die ist sowas doch völlig inakzeptabel. Oh Gott ich will gar nicht aufzählen wie oft mein Vater betont hat, dass das 'abartig' ist und bestraft gehört" flüsterte sie jetzt und sah ihre Freundin hilfesuchend an. Lena war so ziemlich die einzige die wusste, wie ihre Eltern waren. Sie war die einzige die wusste, was Toni als Kind alles durchmachen musste und sie wusste auch, dass Toni völlig Recht hatte. Wenn ihre Eltern, und besonders ihr Vater, etwas erfahren würden…
"Sie müssen es doch aber nicht wissen, oder? Wir verlieren einfach kein Wort mehr darüber. Wir tun so als wäre es nie passiert und deine Eltern werden es niemals erfahren. Es war ja immerhin nur eine Nacht." antwortete Lena ruhig und griff nach den Händen ihrer besten Freundin. "Und du hast selbst gesagt, dass es was einmaliges war und, dass du nicht auf Frauen stehst. Dann belassen wir es dabei." fügte sie hinzu und hob eine Augenbraue leicht an.
"Was ist wenn ich mir dabei aber nicht mehr so sicher bin?" gab Toni leise von sich, ihr Blick huschte wieder zu Alex und Svenja. Diesmal schien die Ältere nicht zu bemerken, dass sie beobachtet wurde. Sie unterhielt sich weiterhin ausgelassen mit ihrer Freundin, ihre Lippen wurden von einem konstanten Lächeln gezeichnet. Unwillkürlich musste auch Tonu etwas lächeln, dann schüttelte sie schnell den Kopf und sah wieder zu Lena. Anders als Alex, schien diese genau beobachtet zu haben was gerade passiert war. Seufzend rückte sie näher an ihre beste Freundin und legte ihr einen Arm um die Schulter.
"Dann finden wir das heraus. Du musst dich finden Toni, wissen wer du bist. Deine Eltern haben schon viel zu viel zerstört in deinem Leben. Wenn du dich nur wegen ihnen nicht darauf einlassen willst, dann wirst du vermutlich daran kaputt gehen. Und das kann ich nicht mitansehen." flüsterte sie und legte ihren Kopf auf Tonis Schulter ab. Diese griff jetzt nach dem Arm ihrer Freundin und schloss für einige Sekunden die Augen. Lena schien immer eine perfekte Antwort zu allen Problemen zu haben. Egal wann Toni verzweifelt war, ein Besuch bei ihrer besten Freundin und alle Probleme schienen ein wenig kleiner zu werden.
Aber diesmal konnten nicht einmal Lenas Worte ihren Gemütszustand beruhigen. Es war ein zu heikles Thema. Immerhin ermöglichten ihre Eltern ihr so ziemlich alles. Sie übernahmen die Miete ihrer Wohnung in Wolfsburg und die Studienkosten. Wenn sie nicht wären, wüsste Toni vermutlich nicht einmal was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Medizin wäre zwar niemals ihre erste Wahl gewesen, aber ihre Eltern hatten es so für sie bestimmt. Die finanzielle Unterstützung war hierbei definitiv als großzügige Geste ihrer Eltern zu bewerten..
"Das ist es nicht Lena. Sie ermöglichen mir einfach so viel hier, ich kann sie nicht noch einmal enttäuschen." gestand Toni leise und bereitete sich auf eine weitere Ansprache vor, die beiden wurden aber jäh von einer weiteren Stimme unterbrochen.
"Was findet denn hier für eine Kuschelrock Party statt?" Sara hatte es sich auf dem kleinen Sessel, der ebenfalls zur Gartenlounge gehörte, gemütlich gemacht, einen Teller mit Kuchen in ihrer linken und eine Tasse Kaffee in ihrer rechten Hand.
"Es gibt hier Kaffee und Kuchen? Ich fühl mich wie auf der Geburtstagsfeier meiner Oma!" Lena sprang grinsend auf und folgte Saras Anweisungen, wie sie Anja am besten davon überzeugen konnte, ihr ein Stück Karottenkuchen anzuvertrauen.
Dieser abrupte Themenwechsel hieß zwar nicht, dass das Thema aus der Welt war, aber Toni war gerade sehr froh nicht mehr darüber reden zu müssen. Plötzlich fiel ihr wieder auf, dass sie ja überhaupt nicht alleine waren und, dass sie jeder hätte sehen können. Als sie jedoch ihren Blick hob bemerkte sie, dass ihnen keiner so wirklich Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Einen Blick erwiderte sie aber.
Alex
Natürlich musste es genau sie sein, die die letzten Minuten zwischen Lena und Toni genau beobachtet hatte. Wer denn auch sonst? Ihr Blickkontakt wurde jedoch schnell wieder abgebrochen, als eine glücklich grinsende Lena von ihrem kleinen Abenteuer zurückkam und sich siegessicher mit einem Stück Kuchen wieder neben Toni setzte. In derselben Bewegung klatschte sie Sara ab, welche sich grinsend nach hinten lehnte und ihren Kuchen aß.
"Anja macht den besten Karottenkuchen den ich jemals gegessen habe! Den musst du unbedingt probieren." erklärte Lena, als sie den verwunderten Blick ihrer Freundin bemerkte. Toni nickte nur leicht und lehnte sich wieder nach hinten.
"Ich denke ich bediene mich gleich erstmal am Salat, direkt mit Kuchen zu starten wäre vermutlich nicht die allerbeste Idee" erklärte sie dann und stand wenige Sekunden später auf.
"Oh, dann musst du den Couscous Salat probieren…" fing Sara an und hob die Hand. "Lass mich raten, Anja macht auch den besten Couscous Salat jemals." unterbrach Toni die Ältere schmunzelnd, es war jedoch Lena die ihr antwortete.
"Ne den macht Sveni immer. Und das ist wirklich der beste jemals!" lachte sie und schob sich die nächste Gabel Kuchen in den Mund. Sara nickte nur zustimmend.
"Hey, wenn ihr so verliebt seid dann kann ich euch auch direkt die Schüssel mitbringen" bot Toni spaßeshalber an, Sara und Lena warfen sich jedoch einen ernst gemeinten Blick zu, schüttelten dann aber den Kopf.
"Wir haben ja jetzt Kuchen. Später vielleicht" erklärte Lena und erntete wieder ein zustimmendes Nicken von Sara.
"Später ist vielleicht alles leer weil er mir so gut geschmeckt hat und ich bisher nur von einem Brötchen lebe" murmelte Toni im fortgehen, sie bezweifelte dass Lena und Sara sie richtig verstanden hatten.
An dem kleinen Tisch angekommen nahm sie sich einen Teller und ein Stück Brot. Eigentlich war sie echt kein großer Couscous Fan, aber wenn Lena so ausdrücklich betonte, dass er gut war dann musste sie ihr glauben. Ihre beste Freundin hatte ein gutes Gespür dafür, was Toni schmecken würde und was nicht.
"Du musst unbedingt den Couscous Salat probieren, Sveni macht echt den besten den ich bisher gegessen habe." Toni erfor in ihrer Bewegung, wie schon das erste mal als sie die Stimme heute Abend gehört hatte. Sie war sogar kurz davor gewesen vor Schreck das Stück Brot fallen zu lassen.
Ruhig bleiben. Das war jetzt das A und O. Immerhin war es ja nur eine Nacht gewesen. Und beide waren doch wohl erwachsen genug um eben erwachsen mit dieser Situation umzugehen. Das redete Toni sich zumindest gerade ein.
Erwachsen reagieren.
Also drehte sie sich leicht um und blickte ihr genau ins Gesicht. Erneut schossen ihre einzelne Bilder von letzter Nacht durch den Sinn. Erwachsen reagieren hieß ja nicht direkt, dass man die Person auch ansehen musste, oder? Bestimmt. Also brach Toni den Blickkontakt wieder ab und widmete sich dem Essen.
Erwachsen reagieren hieß aber schon, miteinander zu sprechen. Also musste Toni gezwungenermaßen einige Wörter über die Lippen bringen und sagte deswegen, das erste das ihr einfiel.
"Du bist tatsächlich nicht die erste die mir das sagt." antworte die Jüngere in der Hoffnung, es klang nicht allzu unfreundlich. Sie war zwar nicht auf ein Gespräch aus, aber wirklich abwürgen wollte sie Alex dann auch nicht. Sie hatte etwas an sich, Toni konnte aber nicht erklären was genau es war.
"Kein Wunder, hier schwört jeder auf diesen Salat." ergänzte Alex und griff ebenfalls nach einem Teller. Sie plante also nicht direkt wieder die Fliege zu machen. Insgeheim hoffte Toni, dass Lena ihre missliche Lage erkannte und ihr wie ein Ritter in Rüstung zur Hilfe eilte, als sie jedoch einen Blick in Richtung ihrer besten Freundin warf, war diese tief in ein Gespräch mit Sara verwickelt. Vermutlich unterhielten sie sich über die beste Art einen Karottenkuchen zu essen oder so. Gefrustet seufzte Toni, bereute es aber sofort. Hoffentlich hatte Alex sie nicht gehört.
Ihr Wunsch ging jedoch nicht in Erfüllung, diese drehte sich jetzt nämlich um und hob eine ihrer Augenbrauen an. Dann stellte sie den Teller ab und steckte Toni die Hand entgegen, als wollte sie sie schütteln.
"Hey, ich bin Alex" sprach sie dann, um Toni herum bildeten sich gerade jedoch nur Fragezeichen und sie sah verwundert auf die Hand. Erneut schossen ihr Bilder durch den Kopf. Das konnte doch so nicht den ganzen Abend weitergehen…
"Ich weiß wer du bist, immerhin bin ich heute morgen nackt in deinem Schlafzimmer aufgewacht" murmelte Toni und wandte sich wieder den Salaten zu. Jetzt seufzte Alex leise.
"So war das ja auch nicht gedacht. Ich habe nur das Gefühl wir haben uns auf dem falschen Fuß erwischt. Als ich vorhin zu dir und Obi kam warst du total erstarrt und jeder hätte von dir ablesen können was letzte Nacht passiert ist. Und jetzt zeigst du mir die kalte Schulter. Ich möchte einfach nicht dass es unangenehm zwischen uns ist." erklärte Alex und stützte sich mit ihrer "freien" Hand auf der Tischplatte ab. Die andere hatte sie Toni immer noch entgegengestreckt.
Vermutlich hatte sie recht. Das war die am wenigsten unangenehmste Art und Weise dieses kleine Malheur zwischen den Beiden zu beseitigen. Anscheinend würden sie sich nämlich noch häufiger sehen, wenn Toni mit Lena und
ihren Freunden unterwegs war.
Also gab sie nach einigen Sekunden auf, stellte ihren Teller ab und schüttelte Alexs' Hand.
Sie hatte weiche Hände. Das wusste Toni selbst heute morgen noch, immerhin konnte sie Lena die Information am Telefon noch mitteilen. Sie musste definitiv herausfinden welche Produkte zur Handpflege sie benutzte.
Kurz darauf schüttelte sie den Kopf und zog ihre Hand wieder zurück, um sich nun endlich dem Salat zu widmen, ihr Magen rebellierte inzwischen auch hörbar.
"Du kennst zwar meinen Namen, ich aber deinen noch nicht." für eine kurze Sekunde hatte Toni doch tatsächlich vergessen, dass Alex noch immer neben ihr stand. Verwundert sah sie von ihrem Teller auf und traf den Blick der Älteren. Sie kannte ihren Namen nicht? Sie hatte sich gestern doch aber vorgestellt…
Als Alex jedoch anfing zu grinsen und den Blickkontakt abbrach fiel Toni auf wie ihre Aussage gemeint war.
Neuanfang.
Natürlich.
"Ich heiße Antonia" antwortete sie dann also und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
"Antonia, sehr schöner Name…" fing Alex an, die Art und Weise wie sie Tonis ganzen Namen aussprach hatte etwas an sich. Toni bemerkte ein leichtes Kribbeln in ihrer Bauchregion und stoppte in ihrer Bewegung. Was war das? Warum hatte sie so reagiert?
"...aber auch sehr lang. Kann man dich auch einfach Toni nennen?" fuhr Alex fort und sah sie jetzt von der Seite an.
"Nur meine Freunde" gab Toni frech zurück, die Reaktion ihres Körpers hatte sie noch nicht ganz verstanden. Alex schmunzelte leicht und nickte dann, ehe sie jedoch etwas sagen konnte vernahm Toni ihren Namen aus einer anderen Richtung.
Lena.
Endlich hatte ihre beste Freundin Tonis missliche Lage erkannt und winkte sie jetzt zu sich. Erleichterung bildete sich in Tonis Körper aus, sie drehte sich kurz zu Alex und deutete dann mit ihrem Kopf auf Lena.
"Ich muss wohl gehen. War nett dich kennenzulernen Alex." verabschiedete sie sich schnell und verschwand dann Richtung Lena und Sara. Alex beobachtete sie noch einige Sekunden, wandte sich dann aber ab und ging ebenfalls zurück zu ihrem Platz.
Erleichtert ließ sich Toni wieder auf ihren Platz neben Lena sinken.
"Danke, dass du mich da gerade rausgeholt hast. Ich weiß nicht wie lange ich das noch gepackt hätte" murmelte sie, erntete aber nur einen fragenden Blick von Lena.
"Ich wollte dich nur fragen was du besser findest, Karotten- oder Zitronenkuchen. Sara glaubt mir nämlich nicht, dass der Zitronenkuchen von meine Mutter besser ist als der Karottenkuchen von Anja." erklärte Lena dann und deutete auf ihren leeren Teller.
Toni schloss kurz die Augen und schüttelte dann den Kopf. Lena hatte das ganze Schauspiel also überhaupt nicht mitbekommen.
Toni könnte gerade vermutlich richtig sauer auf ihre Freundin sein, sie bekam aber nur ein Lachen über die Lippen. Diese Situation beschrieb Lena vermutlich perfekt.
"Naja, da ich den legendären Karottenkuchen von Anja ja noch nicht gegessen habe würde ich sagen, der Zitronenkuchen von deiner Mama ist definitiv der beste Kuchen den ich jemals gegessen habe." antwortete Toni dann nach einigen Sekunden sehr diplomatisch und beobachtete belustigt die hitzige Diskussion zwischen Lena und Sara. Keine der Beiden wollte in ihrem Standpunkt zurückschrauben.
Nach und nach setzten sich immer mehr Mannschafts-Kameradinnen dazu und klingten sich in die Diskussion ein, sodass nach gut 20 Minuten alle um die Gartenlounge saßen und diskutieren.
Toni hielt sich weitestgehend zurück, nickte nur zustimmend wenn Lena sie hilfesuchend ansah oder schmunzelte, wenn jemand etwas lustiges sagte. Die Stimmung war total ausgelassen und das erste Mal an diesem Abend konnte Toni sich total entspannen, für einige Minuten vergaß sie sogar völlig, dass Alex nicht so weit von ihr entfernt saß.
Außerdem war so eine Diskussion eine gute Möglichkeit für Toni einige Namen zu lernen. Neben ihr hatte sich Feli hingesetzt, ihren kompletten Namen hatte Toni noch nicht mitbekommen. Die Blondine die ihr vor einiger Zeit schon bekannt vorkam hieß Kathrin. Hier und da schnappte sie einige andere Namen auf, würde man sie morgen jedoch danach fragen hätte sie vermutlich jeden einzelnen davon vergessen.
Toni ließ ihren Blick weiter über die Runde laufen und erkannte Alex. Die beiden trennten nur drei Personen und auch wenn sie sich auf einen Neuanfang geeinigt hatten, war Toni nicht in der Lage ihrem Blick standzuhalten. Also wich sie diesem erneut aus und schenkte ihre Aufmerksamkeit lieber Feli, die ihr gerade zuflüsterte, wie wenig Sinn Almuths Argumentation ergab. Toni hatte zwar nicht mitbekommen was die Torhüterin gesagt hatte, sie nickte aber dennoch und stimmte Feli zu.
Am Ende der Diskussion, die tatsächlich fast eine halbe Stunde ging, musste Lena sich geschlagen geben. Sie, Toni, Feli und eine weitere Lena waren die einzigen die fanden, dass Zitronenkuchen besser war als Karottenkuchen. Lena quittierte ihre Niederlage nur mit dem Kommentar, dass sie das nächste Mal einen Zitronenkuchen ihrer Mutter mitbringen würde, dann könnten sie die Diskussion fortsetzen
Toni legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht, dass das alles nur ein Spaß war, war hier vermutlich jedem bewusst.
Die Gruppe löste sich nach der interessanten Diskussion nicht auf und blieb den restlichen Abend beieinander sitzen. Nach und nach lockerten die meisten auf und Toni stellte fest, dass Feli neben ihr ein richtiger Spaßvogel war. Die Beiden lachten vermutlich mehr als alle anderen zusammen an diesem Abend.
Tonis anfängliche Anspannung war völlig verschwunden. Sie notierte zwar, dass Alex immer wieder näher kam, weil einige gegangen waren, aber selbst als sie schließlich nebeneinander saßen, schien Toni sich beherrschen zu können. Keine plötzlichen Bauchkribbler oder unangenehme Situationen, die Beiden lachten ab und an auch mal zusammen.
Als Sara nach einiger Zeit verkündete nach Hause zu wollen, war Toni sogar etwas traurig die kleine Runde zu verlassen. Inzwischen waren sie nur noch sieben, es war aber total angenehm und ruhig geworden.
Also verabschiedete Toni sich zuerst von Svenja und Anja, bedankte sich vielmals dafür, dass sie bei ihnen sein durfte, und dann von Alex und Kathy. Selbst die Umarmung der Beiden war nicht großartig unangenehm, obwohl Toni einen leichten Anflug von Bauchkribbeln verspürte als sie ihren Geruch wahrnahm.
Bilder.
Sie überspielte es aber schnell und schloss sich dann schließlich Sara und Lena an, die den Garten durch ein kleines Gartentor verließen.