Stockis zweiter Alptraum
von Leuchtboje85
Kurzbeschreibung
Ein Findelkind der besonderen Art bringt den Alltag von Rex, Moser und Stockinger gehörig durcheinander.
OneshotHumor / P6 / Gen
Ernst "Stocki" Stockinger
Rex
Richard "Richie" Moser
24.07.2022
24.07.2022
1
3.693
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Ein gequältes Schnaufen unterbrach die friedlich herbstliche Stille des Wiener Waldes. Richard Moser hielt an und stützte sich mit der rechten Hand am moosbedeckten Stamm einer alten Buche ab, deren bunte Blätter den Waldweg säumten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drückte er seine Hand auf den linken Oberbauch. Diese verdammten Seitenstiche!
Nachdem der Kommissar und seine Kollegen im Zuge der Ermittlungen zu einer Raubmordserie arbeitsintensive Wochen, mit vielen Überstunden, noch viel mehr Kaffee und wenig Freizeit hinter sich hatten, merkte Moser deutlich, wie sehr seine Kondition durch das fehlende Training der letzten Zeit gelitten hatte. Nun hieß es also Zähne zusammenbeißen, um die verloren gegangene Fitness wieder herzustellen. Als leitender Kriminalbeamte konnte er sich Unsportlichkeit in seiner Position nicht erlauben. Er hatte schließlich eine Vorbildfunktion seinen Kollegen gegenüber. Und dann war da ja auch noch diese neue, äußerst attraktive Kollegin im Raubdezernat…
Moser stützte sich mit beiden Händen auf seinen Knien ab. Deutlich hörbar atmete er ein und aus. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein vierbeiniger Trainingspartner nicht mehr an seiner Seite war. Wo hatte sich dieser Gauner bloß wieder versteckt? Suchend blickte Moser sich um, in der Erwartung Rex würde nur den passenden Zeitpunkt abwarten, um ihn aus dem Hinterhalt erschrecken zu können. Seitdem sie am Stadtrand, mit Nähe zum Wiener Wald wohnten, war „Herrchen erschrecken“ auf ihrer gemeinsamen Joggingtour nämlich Rex‘ Lieblingsspiel. „Rex?“, rief Moser laut in den Wald hinein. Keine Reaktion. „Rex!!!“ In der Ferne war plötzlich ein aufgeregtes Bellen zu hören. Der Kommissar kannte seinen Hund gut genug, um zu ahnen, dass Rex ihm dringend etwas zeigen wollte. So schnell er konnte, lief Moser in die Richtung, aus der er die Laute vernommen hatte.
Etwa zweihundert Meter entfernt am Rande des Waldweges, neben einem mächtigen Stapel abgesägter Baumstämme, erblickte Moser Rex, der ihn mit aufgeregt wedelnder Rute erwartete. „Ist ja gut, Rex!! Ich bin ja schon da! Was hast du denn?“ Leicht außer Atem tätschelte er beruhigend den Bauch seines Hundes. In diesem Moment fiel sein Blick in eine etwa ein Meter tiefe dunkle Grube neben dem Baumstapel. Aus dem Erdloch war ein klägliches Winseln zu hören. Zwei ängstliche Hundeaugen blickten den Kommissar an. „Mein Gott! Wer bist du denn?“ Moser kniete sich auf den Boden. Mit beiden Händen griff er vorsichtig das sichtlich verängstigte Tier und befreite es aus seiner misslichen Lage.
„Ist ja gut! Du bist jetzt in Sicherheit.“ Behutsam strich Moser dem Welpen über das braune Köpfchen. Der junge Hund hatte etwa eine Schulterhöhe von knapp zwanzig Zentimeter. Die beiden Knickohren standen leicht schräg zur Seite abfallend. Sein braunes Fell war durch den scheinbar nächtlichen Aufenthalt im Freien von Schmutz und Nässe deutlich gezeichnet. Die Stirn zierte ein weißer Fleck, der den Kommissar aufgrund seiner zackigen Ränder an einen Stern erinnerte. Von außen schien der kleine Kerl unversehrt zu sein. Das waren schonmal gute Nachrichten! „Bist du ganz allein hier? Wo sind denn deine Besitzer?“ Moser erhob sich und blickte sich suchend um, aber er konnte weit und breit niemanden sehen. „Hallo, ist da wer?“, rief er in den Wald hinein. Keine Antwort. Seufzend hockte er sich wieder auf den mit bunten Blättern bedeckten Waldboden und setzte das vierbeinige Findelkind ab. Neugierig beschnupperte Rex den fremden Welpen. Sofort wich dieser zurück und schaute den Rüden mit furchtsamem Blick an. Als er bemerkte, dass sein großer Artgenosse ihm anscheinend wohlgesonnen war, schloss er dann doch Vertrauen zu diesem und beschnüffelte Rex zaghaft, aber interessiert. „Das ist der Rex! Der hat dich gefunden!“, sagte der Kommissar mit einem seligen Lächeln, während er Rex zur Belohnung an seiner Lieblingsstelle hinter den Ohren kraulte.
„Und was mache ich jetzt mit dir?“ Moser blickte auf seinen Schützling, als erwarte er eine Antwort von ihm. „Hier kannst du auf jeden Fall nicht bleiben!“ Moser spürte, wie der Winzling unter seiner Hand zitterte. Er zog seinen grauen Kapuzenpullover aus und wickelte diesen vorsichtig um das Hundebaby. Nur mit einem blauen-T-Shirt bekleidet, fühlte Moser sofort die herbstliche Kälte auf seiner Haut. Aber das war ihm in diesem Moment egal. Jetzt musste erstmal dieser Kleine hier versorgt werden. Der Kommissar nahm das kuschelige Paket aus Welpe und Pullover auf seine Arme und drückte es beschützend an sich. Er spürte, wie sich das sichtlich erschöpfte Tier unter einem wohligen leisen Brummeln in den weichen warmen Pullover einkuschelte und jetzt deutlich entspannter wurde. „Ja, das tut dir gut, was?“ Moser kraulte dem Welpen beruhigend das Köpfchen, wodurch das zufriedene Brummeln hörbar lauter wurde.
„Komm Rex, schnell nach Hause!“
Zuhause angekommen, brachte Moser das winselnde Päckchen in seinem Arm schnurstracks ins Badezimmer, woraus alsbald diverse Wortfetzen und Geräusche zu hören waren: „Nicht mein T-Shirt…“, „Achtung, das…“ Dann ein Klirren, ein lautes Stöhnen. Das Brausen der Dusche ertönte, schließlich der Fön. Die Tür ging auf und heraus kam ein nasser Kommissar mit einem trockenen Welpen auf dem Arm. Ob die Pflege von Menschenbabys auch so anstrengend ist, wie die von Hundebabys, fragte Moser sich.
Er setzte den Kleinen in der Küche auf den Boden und holte eine weiße Porzellanschüssel aus dem Schrank, die er mit Wasser füllte und dem Winzling vor die Füße stellte. Der Welpe, der mittlerweile Vertrauen in dem freundlich dreinschauenden großen Mann mit den dunklen Haaren und seinem Schäferhund gefasst hatte, trank gierig aus dem Napfersatz. In Windeseile war die Schüssel leer geschlabbert. Auffordernd schob er Moser das leere Gefäß mit der Schnauze entgegen.
„Ich habe schon verstanden! Du musst ja wirklich kurz vorm Verdursten gewesen sein!“ Der Kommissar nahm die Schüssel vom Boden und füllte seinem Gast nach. Dann strich er ihm nachdenklich übers Fell und seufzte.
„Wenn ich nur wüsste, wem du überhaupt gehörst. Du wirst doch bestimmt schon irgendwo schmerzlich vermisst.“
Moser überlegte einen Augenblick. „Rex, kümmere dich mal um unseren kleinen Gast!“, sagte er zu seinem Hund, während er ins Wohnzimmer ging. Das ließ sich Rex nicht zweimal sagen. In Windeseile lag in der Küche auf dem Boden verstreut eine bunte Auswahl an Quietschtieren, Bällen und Kauknochen, die Rex aus sämtlichen Ecken der Wohnung zusammengetragen hatte.
Der Kommissar, der von dem entstandenen Chaos in der Küche noch nichts mitbekommen hatte, holte vom Schreibtisch im Wohnzimmer mehrere weiße leere Blätter Papier sowie einen schwarzen Stift. „Irgendwie müssen wir ja deine Besitzer wiederfinden“, sagte er, als säße der kleine Hund direkt neben ihm. Mit der ihm bestmöglichen Schönschrift schrieb er: „Kleiner brauner Hundewelpe mit weißem Stirnfleck gefunden: Bitte melden unter…“ auf das Blatt.
„So, das hängen wir gleich auf dem Weg ins Büro im Supermarkt und an der Bushaltestelle auf. Vielleicht meldet sich ja jemand. Hoffen wir’s! Und der Tierarzt soll sich dich auch gleich nochmal anschauen, sicher ist sicher!“
Moser nahm die Fahndungsplakate und ging zurück in die Küche, wo Rex und das vierbeinige Waisenkind miteinander spielten. Dabei schien sich der Kleine besonders eine Freude daraus zu machen, nach dem langen Wuschelschwanz seines großen Artgenossen zu schnappen, während dieser verzweifelt versuchte, sich vor den Attacken des Kleinen zu schützen.
„Rex, ich hatte gesagt, du sollst dich um ihn kümmern. Von einem Chaos anrichten war keine Rede!“, sagte Moser beim Blick in die Küche, die ihn gerade mehr an ein Fachgeschäft für Hundeausstattung erinnerte.
„Bis heute Abend ist das alles wieder weggeräumt, verstanden?“ Rex blieb stehen und blickte sein Herrchen fragend an. Er konnte dessen strengen Ton partout nicht verstehen. `Hab dich doch nicht so‘, schien er ihm sagen zu wollen.
Der Welpe nutzte die Chance, die ihm Rex‘ Ablenkung bot und biss mit seinen kleinen Zähnchen in den Schwanz des Schäferhundes, sodass Rex kurz aufjaulte. Moser hob den Welpen vom Boden auf seine Arme. „Du, das findet der Rex aber nicht so lustig, wenn du ihm in den Schwanz beißt.“ Als wolle sich sein Schützling für die kleine Neckerei an Rex entschuldigen, stützte er seine Vorderpfoten auf Mosers Brust ab und streckte ihm sein Köpfchen entgegen, um dem Kommissar mit der kleinen rosa Zunge über das Kinn zu lecken. „Ja, ja, fang du jetzt auch schon damit an“, erwiderte dieser die Zuneigung mit zusammengekniffenen Augen.
Dann setzte Moser den kleinen Hund neben Rex ab und ging ins Bad, um sich fürs Büro fertig zu machen. Nachdem alle tierischen und menschlichen Bedürfnisse gestillt wurden, war es an der Zeit ins Büro zu fahren. Ausnahmsweise hatte sogar Rex freiwillig auf dem Rücksitz Platz genommen. Schließlich musste er als großer Bruder auf Zeit während der Fahrt ein Auge auf den Karton haben, in den Moser den Findelwelpen behelfsweise in eine Decke gehüllt und für die Fahrt ins Büro gesetzt hatte. Eine Hundetransportbox hatte Moser nämlich all die Jahre, seitdem er Rex hatte, bisher nicht gebraucht und deshalb auch nie gekauft.
Unterwegs hängte der Kommissar noch die tierischen Fahndungsplakate auf und der Tierarzt bestätigte ihm, dass der kleine Hund von seinem nächtlichen Aufenthalt im Wald keinerlei Verletzungen davongetragen hatte.
Am Polizeipräsidium angekommen, blickte Moser skeptisch nach oben Richtung der Fensterfront ihres Büros. „Jetzt müssen wir dich irgendwie unauffällig ins Büro schmuggeln und dem Stockinger schonend beibringen, dass du zumindest vorübergehend zu uns gehörst. Sonst kriegt der Arme noch nen Herzinfarkt!“ Vorsichtig nahm er den kleinen Hund samt Decke aus dem Karton und versteckte ihn unter seinem schwarzen Mantel. „Du musst jetzt ganz leise sein, hast du verstanden? Ganz leise!“, sagte Moser, während er seine Hand vorsichtig auf die kleine Schnauze des Welpen legte. „Rex, nimmst du die Wurstsemmeln?“ Das ließ sich dieser nicht zweimal sagen und nahm die Plastiktüte mit der kostbaren Fracht in sein Maul.
Im Büro angekommen, saß sein Kollege und Freund Ernst Stockinger bereits pflichtbewusst an seinem Schreibtisch und studierte konzentriert aktuelle Fallakten.
„Servus, Stocki“, begrüßte Moser ihn betont unauffällig.
„Servus, Richard!“
„Bist‘ noch ganz alleine?“
„Ja, der Höllerer hat sich für heute krankgemeldet, irgendwas in Richtung Magen-Darm, meinte er!“ Moser ging in Richtung seines Schreibtisches, vorbei an seinem Kollegen, als ein leises Quieken zu hören war.
„Hast du das auch gehört?“, fragte Stockinger seinen Chef verwundert über das seltsame Geräusch.
„Ich habe nichts gehört!“, antwortete Moser scheinheilig.
„Aber da war doch gerade so ein komisches…“ Stockinger unterbrach und blickte Moser skeptisch an, als ihm seltsame Bewegungen unter dessen Mantel auffielen.
„Was hast du denn da unter…“
„Darüber wollte ich mit dir gerade reden“, unterbrach der Kommissar ihn im Tonfall eines Kindes, das gerade dabei war, seinen Eltern den Vorfall mit einer zerbrochenen Fensterscheibe zu beichten, die beim Fußballspielen kaputt gegangen war. Stockinger wurde misstrauisch. Er kannte Richard mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass es nichts Gutes bedeuten konnte, wenn dieser einen Satz so begann.
„Bitte Stocki, dreh jetzt nicht durch“, sagte Moser mit schuldbewusster Mine, während er seine Hand aus dem Mantel hervorzog und der Welpe zum Vorschein kam, „aber dieser kleine Kerl ist uns heute Morgen beim Joggen quasi zugelaufen. Ich hätte ihn ja unmöglich den ganzen Tag alleine bei mir zuhause lassen können.“
„Richard, das ist nicht dein Ernst!“ Ungläubig schüttelte Stockinger mit dem Kopf und rollte abrupt mit seinem Bürostuhl zurück, wie als müsse er auf Sicherheitsabstand zu dem jungen Hund gehen.
„Stocki, es ist doch nur für ein, zwei Tage…also wahrscheinlich!“
„Wie, also wahrscheinlich?“
„Naja, also so lange, bis wir seine richtigen Besitzer gefunden haben! Ich verspreche dir auch, du wirst gar nicht bemerken, dass er hier ist!“
Stockinger sah Moser misstrauisch an. ‚Wenn Richard etwas versprach…‘ dachte er. Aber was sollte er machen. Er konnte ja schlecht von seinem Chef verlangen, den kleinen Hund zuhause alleine zurückzulassen oder ihn im Tierheim abzugeben. Das würde Richard niemals übers Herz bringen und auch ihm, Stockinger, würde dies irgendwie leidtun. Also so ein kleines bisschen leid zu mindestens. Er war ja kein Unmensch.
Während Stockinger sich erstmal von diesem morgendlichen Schock erholen und mit dem Gedanken anfreunden musste, das Büro die kommenden Tage mit zwei Monstern auf vier Pfoten zu teilen, breitete Moser die mitgebrachte Decke neben Rex angestammten Platz aus und setzte den Welpen dort ab.
„Bleibe schön hier und ärgere den Stocki nicht! Sonst bringt der nie wieder Wurstsemmeln mit!“ Wurstsemmeln, das war das richtige Stichwort! Moser spürte ein aufkommendes Hungergefühl. Er stand auf und wollte die Tüte mit dem allseits beliebten Frühstückssnack holen.
Da hatte er die Rechnung aber ohne Rex gemacht. Schließlich hatte sein Herrchen den ganzen Morgen seine Aufmerksamkeit fast ausschließlich dem kleinen Findelwelpen geschenkt. Jetzt war es an der Zeit, dass auch Rex mal wieder an der Reihe war. Er lief seinem Herrchen hinterher und glitt, wie eine verschmuste Katze, um dessen Beine herum, sodass der Kommissar aufpassen musste, nicht über seinen treuen Freund zu fallen. ‚Los streichele mich!‘, war die unmissverständliche Aufforderung.
„Ich habe schon verstanden, mein Bester! Du wirst doch nicht wieder eifersüchtig sein?“, fragte Moser während er sich zu Rex hinunter hockte und beide Hände tief im kuschelig weichen Fell des zuneigungsbedürftigen Schäferhundes vergrub. „Weißt du, dass du heute wieder eine echte Heldentat vollbracht hast?“ Er gab seinem Hund einen dicken Schmatzer auf die Schnauze, welcher dies sogleich mit einer überschwänglich feuchten Liebesbekundung im Gesicht des Kommissars erwiderte.
Nach einer ausgiebigen Kuscheleinheit zwischen Hund und Herrchen, stand Moser auf und griff sich die Tüte mit den Wurstsemmeln. Rex schnappte sich seine Semmel, tapste zu seinem neuen Freund, der gerade eines von Rex‘ Spieltieren bearbeitete und legte ihm das belegte Brötchen vor die Pfoten. Neugierig schnüffelte dieser an dem für ihn bis dato scheinbar unbekannten, aber wohlriechenden Ding. Dann stupste er mit der schwarzen Nase die obere Semmelhälfte beiseite und zupfte mit den kleinen Zähnchen an der Wurstscheibe, welche schließlich auf etwas umständliche Art und Weise im Maul des Welpen verschwand.
Das Telefon klingelte. Kauend nahm Moser den Hörer ab und hörte zu. „Ist gut, Leo. Ich komme vorbei. Bis gleich!“ Er legte auf, erhob sich und griff nach seinem Mantel.
„Ich bin in der Gerichtsmedizin. Komm Rex! Stocki, pass bitte kurz auf unseren kleinen Gast auf. Bis gleich!“, rief der Kommissar seinem Assistenten beim Rausgehen über die Schulter zu.
„Richard, das…“ Stockinger hörte nur noch, wie die Bürotür ins Schloss fiel. Ungläubig blickte Stockinger diese an. Das war mal wieder typisch Richard! Stets ohne Rücksicht auf Verluste vorauspreschend, ohne über die Konsequenzen seines Handels für sich und andere nachzudenken. Verärgert stemmte Stockinger seine Hände in die Seite und schüttelte mit dem Kopf. Richard wusste genau, welche Angst er vor Hunden hatte und trotzdem ließ er ihn mit dieser so unschuldig dreinschauenden vierbeinigen „Bestie“ hier allein. Egal wie klein oder groß ein Hund auch war, Stockinger mochte sie einfach nicht. Dafür mochten sie ihn leider meist umso lieber. Es ging Stockinger nicht um Antipathie gegenüber Hunden. Im Grunde seines Herzens war er ein tierlieber Mensch, auch wenn er als Kind nur ein Aquarium besaß. Mehr hatte seine Mutter damals leider nicht erlaubt. „Tiere machen doch nur Dreck“, hatte sie stets gesagt, wenn er seinen Wunsch nach einem Hamster oder Kanarienvogel geäußert hatte.
Stockinger hatte Angst vor Hunden, seitdem er als fünfjähriges Kind beim Spielen von einem fremden Hund in die linke Hand gebissen wurde. „Das ist ein ganz Lieber. Der tut nichts“, hörte er bis heute noch die Besitzerin, eine ältere Dame, sagen, als dieser plötzlich die kleine Kinderhand mit einem Knochen zu verwechseln schien und zubiss. Die schmerzhafte Wunde hatte sich anschließend böse entzündet. Eine Woche musste der kleine Ernst deswegen im Krankenhaus verbringen – allein und mit schrecklichem Heimweh.
Seit diesem Erlebnis machte Stockinger um Hunde einen möglichst großen Bogen, ebenso um Krankenhäuser.
Jetzt war er also allein mit diesem kleinen Monster. Seufzend setzte Stockinger sich an seinen Schreibtisch. Mit misstrauischem Blick fokussierte er den Welpen auf seiner Decke. „Damit eins klar ist. Ich tue dir nichts und du tust mir nichts, verstanden?“ Dem Kleinen schien der verunsicherte Kriminalbeamte herzlich egal zu sein. Stattdessen widmete er sich lieber eines von Rex Gummispielzeugtieren, um es mit seinen kleinen, spitzen Zähnen zu malträtieren. Ein helles Quietschen hallte durch das Büro. Stockinger stöhnte und verdrehte genervt die Augen. Andererseits, so dachte der Kriminalbeamte, schien der kleine Quälgeist aber so vorerst abgelenkt und beschäftigt zu sein, sodass keine Gefahr von ihm auszuging schien. Er atmete vorsichtig auf und versuchte sich seiner Arbeit zu widmen, um auf andere Gedanken zu kommen. Stockinger nahm eine rosa Akte vom Stapel links neben sich. Schon bald war er konzentriert in die Ermittlungsakte versunken.
Plötzlich wurde er stutzig. Irgendwas war anders, aber er wusste nicht genau was. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Diese Ruhe! Diese verdächtige Ruhe! Stockinger blickte von seinen Akten auf. Jetzt sah er, dass die Decke neben Rex‘ Platz leer war. Leer! Der Hund war weg! Das konnte in diesem Fall nichts Gutes bedeuten.
Stockinger fühlte, wie sein Puls in die Höhe schnellte. Für ihn kam diese Erkenntnis der Nachricht gleich, dass in seiner Nachbarschaft eine tödlich giftige Vogelspinne ausgebrochen wäre und diese jetzt frei im Wohngebiet umherkrabbeln würde. Wobei ihm eine Giftspinne auf Wanderschaft weitaus lieber wäre als ein unbeaufsichtigter Hund. Stockinger stand wie in Zeitlupentempo von seinem Schreibtisch auf und blickte sich alarmiert suchend im Büro um. Da spürte er plötzlich, wie es an seinem rechten Bein warm und feucht wurde. Nein, das konnte nicht wahr sein! Er blickte unter den Schreibtisch und sah nur noch, wie der kleine Hund neben seinem rechten Fuß sein Hinterbeinchen senkte, ihn mit unschuldigem Blick ansah und anschließend, als wäre nichts geschehen, zurück zu seinem Platz tapste. Das blöde Vieh hatte ihn doch tatsächlich ans Bein gepinkelt. Ein beißender Uringeruch stieg ihm in die Nase. Angeekelt verzog Stockinger das Gesicht. Der Angst in ihm war nun einer unbändigen Wut gewichen. Stockinger fühlte sich wie ein Dampfkessel, der kurz davor war, zu explodieren.
„Richard!“ Stockinger eilte aufgebracht und mit hoch rotem Kopf zur Tür, als Moser und Rex aus der Gerichtsmedizin zurückkehrten. „Der Hund hat mir ans Bein gepinkelt! So geht das nicht! Du hast ihn hier…“ „Wie ich sehe, habt ihr euch schon gut angefreundet“, erwiderte der Kommissar ironisch. Er klopfte seinem Kollegen freundschaftlich auf die Schulter. „Geb‘ mir die Rechnung, wenn du die Hose zur Reinigung gebracht hast.“ Moser zog seinen Mantel aus und ging zu seinem Schreibtisch. Fassungslos über das ignorante Verhalten seines Vorgesetzen zur Urinattacke dieses dahergelaufenen Hundes, stand Stockinger vor Mosers Schreibtisch. Ob nun fremder oder eigener Hund - so ein Verhalten muss doch Konsequenzen haben! Man kann sich doch von diesen vierbeinigen Terroristen nicht einfach so auf der Nase rumtanzen lassen. Kein Wunder, dass sie dann später nicht gehorchen, wenn aus ihnen ausgewachsene Riesen geworden sind. „Ist sonst noch was?“, fragte Moser mit Blick auf Stockinger trocken, als sein Handy klingelte. Stockinger winkte ab. Da war nichts zu machen. Resigniert ging er zu seinem Schreibtisch zurück.
„Ja, Moser hier…ah, schön…ja genau der!“ Stockinger horchte auf und beobachtete seinen Chef neugierig. Da war es wieder, dieses besondere Leuchten in seinen Augen, das er nur hatte, wenn er mit Frauen in seinem Alter telefonierte. „Heute gegen 19 Uhr passt mir gut…Ja, bei mir zuhause, genau die Adresse!“ Stockinger wurde hellhörig. Eine Frau? Heute Abend? Das konnte Stockingers Meinung nach nur eins bedeuten: Sein Chef war drauf und dran sich in die nächste Affäre zu stürzen. „Ich freue mich…Bis heute Abend dann!“ Moser legte sein Handy zur Seite. „Wer war denn das jetzt bitte schön schon wieder?“ „Kennst du nicht!“, antwortete Moser knapp. Stockinger schüttelte verständnislos mit dem Kopf. „Wenn du morgen wieder zu spät ins Büro kommst und total übernächtigt ausschaust, ist eh alles klar“ „Wenn du meinst?“ Moser zog spitzbübisch die Augenbrauen hoch, bevor er sich wieder der Arbeit widmete.
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Die Sonne war bereits untergegangen. Ein leichter Regen hatte mittlerweile eingesetzt und trommelte gegen die Fenster an Mosers Haus. Es war abends kurz nach sieben. An der Haustür klingelte es. Moser ging hin und öffnete. Eine junge Frau, etwa Anfang 30, stand vor der Tür und lächelte ihn freundlich an.
„Grüß Gott! Gruber mein Name. Wir hatten telefoniert?“, fragte sie und gab Moser die Hand. „Ja! Angenehm, Moser“, der Kommissar erwiderte die Begrüßung.
„Schön, dass sie da sind. Kommen sie doch bitte rein.“ Die junge Frau folgte der Einladung und betrat das Haus. Als sie im Hausflur standen, blickte sie hinter sich nach unten.
„Marie, das ist der nette Mann, der Sternchen gefunden hat. Sag doch bitte guten Tag!“ Scheu lugte ein kleines Mädchen hinter der Frau hervor, während sie das rechte Bein ihrer Mutter umklammerte. Die Kleine war etwa sechs Jahre alt. Ihr blondes Haar war seitlich zu zwei Zöpfen zusammengeflochten.
„Marie!!!“, ermahnte die Mutter ihre Tochter. „Bitte sag guten Tag!“ „Ist schon ok, wenn sie nicht mag“, winkte der Kommissar verständnisvoll ab.
„Guten Tag!“, war schließlich leise aus dem Kindermund zu hören. Marie blickte den fremden Mann schüchtern an und knabberte nervös an ihrem Zeigefinger. Moser ging in die Hocke.
„Hallo Marie! Du bist bestimmt gekommen, um deinen kleinen Freund abzuholen, oder?“ Wieder versteckte das Mädchen sich hinter den Beinen ihrer Mutter. Moser erhob sich.
„Ich war so froh, als ich heute beim Einkaufen zufällig ihren Zettel an der Eingangstür im Supermarkt gesehen hatte“, sagte die Frau sichtlich erleichtert.
„Wissen sie, wir sind erst vor Kurzem aus Kärnten nach Wien gezogen. Der ganze Umzug, die neue Umgebung war nicht leicht für Marie. Da hatten mein Mann und ich überlegt den Hund für sie anzuschaffen. Sternchen gab ihr Halt und hatte alles etwas einfacher für sie gemacht. Gestern Mittag im Wald, während unseres Spaziergangs, war Sternchen dann plötzlich verschwunden. Das war so schlimm für die Kleine. Überall hatten wir Sternchen gesucht. Die Kleine hatte die letzte Nacht kein Auge zubekommen und nur geweint.“
„Eigentlich war es ja mein Hund, der Sternchen gefunden hatte. Der Rex ist nämlich ein echter Polizeihund“, sagte Moser mit Blick auf Marie.
„Hast du schonmal einen echten Polizeihund gesehen, Marie?“, fragte er. Die Kleine schüttelte stumm mit dem Kopf. „Ach, dann sind sie Polizist?“, fragte die Frau interessiert. „Ja.“
Von dem eingetroffenen Besuch neugierig geworden, trottete Rex in den Hausflur, gefolgt von Sternchen. Kaum erblickte Marie ihren Hund, war plötzlich alle Ängstlichkeit verflogen. „Sternchen!!!“, rief sie und lief auf ihren so sehr vermissten Spielkameraden zu. Fest drückte sie den Welpen an sich, der das Wiedersehen mit seinem jungen Frauchen mit einem freudigen Quieken erwiderte. Aufmerksam beobachtete Rex die beiden, als er schließlich auf Marie zuging und ihren rechten Arm mit der feuchten Nase anstupste. Sie lächelte den großen Rüden überglücklich an.
„Danke Rex!“
--ENDE--
Nachdem der Kommissar und seine Kollegen im Zuge der Ermittlungen zu einer Raubmordserie arbeitsintensive Wochen, mit vielen Überstunden, noch viel mehr Kaffee und wenig Freizeit hinter sich hatten, merkte Moser deutlich, wie sehr seine Kondition durch das fehlende Training der letzten Zeit gelitten hatte. Nun hieß es also Zähne zusammenbeißen, um die verloren gegangene Fitness wieder herzustellen. Als leitender Kriminalbeamte konnte er sich Unsportlichkeit in seiner Position nicht erlauben. Er hatte schließlich eine Vorbildfunktion seinen Kollegen gegenüber. Und dann war da ja auch noch diese neue, äußerst attraktive Kollegin im Raubdezernat…
Moser stützte sich mit beiden Händen auf seinen Knien ab. Deutlich hörbar atmete er ein und aus. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein vierbeiniger Trainingspartner nicht mehr an seiner Seite war. Wo hatte sich dieser Gauner bloß wieder versteckt? Suchend blickte Moser sich um, in der Erwartung Rex würde nur den passenden Zeitpunkt abwarten, um ihn aus dem Hinterhalt erschrecken zu können. Seitdem sie am Stadtrand, mit Nähe zum Wiener Wald wohnten, war „Herrchen erschrecken“ auf ihrer gemeinsamen Joggingtour nämlich Rex‘ Lieblingsspiel. „Rex?“, rief Moser laut in den Wald hinein. Keine Reaktion. „Rex!!!“ In der Ferne war plötzlich ein aufgeregtes Bellen zu hören. Der Kommissar kannte seinen Hund gut genug, um zu ahnen, dass Rex ihm dringend etwas zeigen wollte. So schnell er konnte, lief Moser in die Richtung, aus der er die Laute vernommen hatte.
Etwa zweihundert Meter entfernt am Rande des Waldweges, neben einem mächtigen Stapel abgesägter Baumstämme, erblickte Moser Rex, der ihn mit aufgeregt wedelnder Rute erwartete. „Ist ja gut, Rex!! Ich bin ja schon da! Was hast du denn?“ Leicht außer Atem tätschelte er beruhigend den Bauch seines Hundes. In diesem Moment fiel sein Blick in eine etwa ein Meter tiefe dunkle Grube neben dem Baumstapel. Aus dem Erdloch war ein klägliches Winseln zu hören. Zwei ängstliche Hundeaugen blickten den Kommissar an. „Mein Gott! Wer bist du denn?“ Moser kniete sich auf den Boden. Mit beiden Händen griff er vorsichtig das sichtlich verängstigte Tier und befreite es aus seiner misslichen Lage.
„Ist ja gut! Du bist jetzt in Sicherheit.“ Behutsam strich Moser dem Welpen über das braune Köpfchen. Der junge Hund hatte etwa eine Schulterhöhe von knapp zwanzig Zentimeter. Die beiden Knickohren standen leicht schräg zur Seite abfallend. Sein braunes Fell war durch den scheinbar nächtlichen Aufenthalt im Freien von Schmutz und Nässe deutlich gezeichnet. Die Stirn zierte ein weißer Fleck, der den Kommissar aufgrund seiner zackigen Ränder an einen Stern erinnerte. Von außen schien der kleine Kerl unversehrt zu sein. Das waren schonmal gute Nachrichten! „Bist du ganz allein hier? Wo sind denn deine Besitzer?“ Moser erhob sich und blickte sich suchend um, aber er konnte weit und breit niemanden sehen. „Hallo, ist da wer?“, rief er in den Wald hinein. Keine Antwort. Seufzend hockte er sich wieder auf den mit bunten Blättern bedeckten Waldboden und setzte das vierbeinige Findelkind ab. Neugierig beschnupperte Rex den fremden Welpen. Sofort wich dieser zurück und schaute den Rüden mit furchtsamem Blick an. Als er bemerkte, dass sein großer Artgenosse ihm anscheinend wohlgesonnen war, schloss er dann doch Vertrauen zu diesem und beschnüffelte Rex zaghaft, aber interessiert. „Das ist der Rex! Der hat dich gefunden!“, sagte der Kommissar mit einem seligen Lächeln, während er Rex zur Belohnung an seiner Lieblingsstelle hinter den Ohren kraulte.
„Und was mache ich jetzt mit dir?“ Moser blickte auf seinen Schützling, als erwarte er eine Antwort von ihm. „Hier kannst du auf jeden Fall nicht bleiben!“ Moser spürte, wie der Winzling unter seiner Hand zitterte. Er zog seinen grauen Kapuzenpullover aus und wickelte diesen vorsichtig um das Hundebaby. Nur mit einem blauen-T-Shirt bekleidet, fühlte Moser sofort die herbstliche Kälte auf seiner Haut. Aber das war ihm in diesem Moment egal. Jetzt musste erstmal dieser Kleine hier versorgt werden. Der Kommissar nahm das kuschelige Paket aus Welpe und Pullover auf seine Arme und drückte es beschützend an sich. Er spürte, wie sich das sichtlich erschöpfte Tier unter einem wohligen leisen Brummeln in den weichen warmen Pullover einkuschelte und jetzt deutlich entspannter wurde. „Ja, das tut dir gut, was?“ Moser kraulte dem Welpen beruhigend das Köpfchen, wodurch das zufriedene Brummeln hörbar lauter wurde.
„Komm Rex, schnell nach Hause!“
Zuhause angekommen, brachte Moser das winselnde Päckchen in seinem Arm schnurstracks ins Badezimmer, woraus alsbald diverse Wortfetzen und Geräusche zu hören waren: „Nicht mein T-Shirt…“, „Achtung, das…“ Dann ein Klirren, ein lautes Stöhnen. Das Brausen der Dusche ertönte, schließlich der Fön. Die Tür ging auf und heraus kam ein nasser Kommissar mit einem trockenen Welpen auf dem Arm. Ob die Pflege von Menschenbabys auch so anstrengend ist, wie die von Hundebabys, fragte Moser sich.
Er setzte den Kleinen in der Küche auf den Boden und holte eine weiße Porzellanschüssel aus dem Schrank, die er mit Wasser füllte und dem Winzling vor die Füße stellte. Der Welpe, der mittlerweile Vertrauen in dem freundlich dreinschauenden großen Mann mit den dunklen Haaren und seinem Schäferhund gefasst hatte, trank gierig aus dem Napfersatz. In Windeseile war die Schüssel leer geschlabbert. Auffordernd schob er Moser das leere Gefäß mit der Schnauze entgegen.
„Ich habe schon verstanden! Du musst ja wirklich kurz vorm Verdursten gewesen sein!“ Der Kommissar nahm die Schüssel vom Boden und füllte seinem Gast nach. Dann strich er ihm nachdenklich übers Fell und seufzte.
„Wenn ich nur wüsste, wem du überhaupt gehörst. Du wirst doch bestimmt schon irgendwo schmerzlich vermisst.“
Moser überlegte einen Augenblick. „Rex, kümmere dich mal um unseren kleinen Gast!“, sagte er zu seinem Hund, während er ins Wohnzimmer ging. Das ließ sich Rex nicht zweimal sagen. In Windeseile lag in der Küche auf dem Boden verstreut eine bunte Auswahl an Quietschtieren, Bällen und Kauknochen, die Rex aus sämtlichen Ecken der Wohnung zusammengetragen hatte.
Der Kommissar, der von dem entstandenen Chaos in der Küche noch nichts mitbekommen hatte, holte vom Schreibtisch im Wohnzimmer mehrere weiße leere Blätter Papier sowie einen schwarzen Stift. „Irgendwie müssen wir ja deine Besitzer wiederfinden“, sagte er, als säße der kleine Hund direkt neben ihm. Mit der ihm bestmöglichen Schönschrift schrieb er: „Kleiner brauner Hundewelpe mit weißem Stirnfleck gefunden: Bitte melden unter…“ auf das Blatt.
„So, das hängen wir gleich auf dem Weg ins Büro im Supermarkt und an der Bushaltestelle auf. Vielleicht meldet sich ja jemand. Hoffen wir’s! Und der Tierarzt soll sich dich auch gleich nochmal anschauen, sicher ist sicher!“
Moser nahm die Fahndungsplakate und ging zurück in die Küche, wo Rex und das vierbeinige Waisenkind miteinander spielten. Dabei schien sich der Kleine besonders eine Freude daraus zu machen, nach dem langen Wuschelschwanz seines großen Artgenossen zu schnappen, während dieser verzweifelt versuchte, sich vor den Attacken des Kleinen zu schützen.
„Rex, ich hatte gesagt, du sollst dich um ihn kümmern. Von einem Chaos anrichten war keine Rede!“, sagte Moser beim Blick in die Küche, die ihn gerade mehr an ein Fachgeschäft für Hundeausstattung erinnerte.
„Bis heute Abend ist das alles wieder weggeräumt, verstanden?“ Rex blieb stehen und blickte sein Herrchen fragend an. Er konnte dessen strengen Ton partout nicht verstehen. `Hab dich doch nicht so‘, schien er ihm sagen zu wollen.
Der Welpe nutzte die Chance, die ihm Rex‘ Ablenkung bot und biss mit seinen kleinen Zähnchen in den Schwanz des Schäferhundes, sodass Rex kurz aufjaulte. Moser hob den Welpen vom Boden auf seine Arme. „Du, das findet der Rex aber nicht so lustig, wenn du ihm in den Schwanz beißt.“ Als wolle sich sein Schützling für die kleine Neckerei an Rex entschuldigen, stützte er seine Vorderpfoten auf Mosers Brust ab und streckte ihm sein Köpfchen entgegen, um dem Kommissar mit der kleinen rosa Zunge über das Kinn zu lecken. „Ja, ja, fang du jetzt auch schon damit an“, erwiderte dieser die Zuneigung mit zusammengekniffenen Augen.
Dann setzte Moser den kleinen Hund neben Rex ab und ging ins Bad, um sich fürs Büro fertig zu machen. Nachdem alle tierischen und menschlichen Bedürfnisse gestillt wurden, war es an der Zeit ins Büro zu fahren. Ausnahmsweise hatte sogar Rex freiwillig auf dem Rücksitz Platz genommen. Schließlich musste er als großer Bruder auf Zeit während der Fahrt ein Auge auf den Karton haben, in den Moser den Findelwelpen behelfsweise in eine Decke gehüllt und für die Fahrt ins Büro gesetzt hatte. Eine Hundetransportbox hatte Moser nämlich all die Jahre, seitdem er Rex hatte, bisher nicht gebraucht und deshalb auch nie gekauft.
Unterwegs hängte der Kommissar noch die tierischen Fahndungsplakate auf und der Tierarzt bestätigte ihm, dass der kleine Hund von seinem nächtlichen Aufenthalt im Wald keinerlei Verletzungen davongetragen hatte.
Am Polizeipräsidium angekommen, blickte Moser skeptisch nach oben Richtung der Fensterfront ihres Büros. „Jetzt müssen wir dich irgendwie unauffällig ins Büro schmuggeln und dem Stockinger schonend beibringen, dass du zumindest vorübergehend zu uns gehörst. Sonst kriegt der Arme noch nen Herzinfarkt!“ Vorsichtig nahm er den kleinen Hund samt Decke aus dem Karton und versteckte ihn unter seinem schwarzen Mantel. „Du musst jetzt ganz leise sein, hast du verstanden? Ganz leise!“, sagte Moser, während er seine Hand vorsichtig auf die kleine Schnauze des Welpen legte. „Rex, nimmst du die Wurstsemmeln?“ Das ließ sich dieser nicht zweimal sagen und nahm die Plastiktüte mit der kostbaren Fracht in sein Maul.
Im Büro angekommen, saß sein Kollege und Freund Ernst Stockinger bereits pflichtbewusst an seinem Schreibtisch und studierte konzentriert aktuelle Fallakten.
„Servus, Stocki“, begrüßte Moser ihn betont unauffällig.
„Servus, Richard!“
„Bist‘ noch ganz alleine?“
„Ja, der Höllerer hat sich für heute krankgemeldet, irgendwas in Richtung Magen-Darm, meinte er!“ Moser ging in Richtung seines Schreibtisches, vorbei an seinem Kollegen, als ein leises Quieken zu hören war.
„Hast du das auch gehört?“, fragte Stockinger seinen Chef verwundert über das seltsame Geräusch.
„Ich habe nichts gehört!“, antwortete Moser scheinheilig.
„Aber da war doch gerade so ein komisches…“ Stockinger unterbrach und blickte Moser skeptisch an, als ihm seltsame Bewegungen unter dessen Mantel auffielen.
„Was hast du denn da unter…“
„Darüber wollte ich mit dir gerade reden“, unterbrach der Kommissar ihn im Tonfall eines Kindes, das gerade dabei war, seinen Eltern den Vorfall mit einer zerbrochenen Fensterscheibe zu beichten, die beim Fußballspielen kaputt gegangen war. Stockinger wurde misstrauisch. Er kannte Richard mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass es nichts Gutes bedeuten konnte, wenn dieser einen Satz so begann.
„Bitte Stocki, dreh jetzt nicht durch“, sagte Moser mit schuldbewusster Mine, während er seine Hand aus dem Mantel hervorzog und der Welpe zum Vorschein kam, „aber dieser kleine Kerl ist uns heute Morgen beim Joggen quasi zugelaufen. Ich hätte ihn ja unmöglich den ganzen Tag alleine bei mir zuhause lassen können.“
„Richard, das ist nicht dein Ernst!“ Ungläubig schüttelte Stockinger mit dem Kopf und rollte abrupt mit seinem Bürostuhl zurück, wie als müsse er auf Sicherheitsabstand zu dem jungen Hund gehen.
„Stocki, es ist doch nur für ein, zwei Tage…also wahrscheinlich!“
„Wie, also wahrscheinlich?“
„Naja, also so lange, bis wir seine richtigen Besitzer gefunden haben! Ich verspreche dir auch, du wirst gar nicht bemerken, dass er hier ist!“
Stockinger sah Moser misstrauisch an. ‚Wenn Richard etwas versprach…‘ dachte er. Aber was sollte er machen. Er konnte ja schlecht von seinem Chef verlangen, den kleinen Hund zuhause alleine zurückzulassen oder ihn im Tierheim abzugeben. Das würde Richard niemals übers Herz bringen und auch ihm, Stockinger, würde dies irgendwie leidtun. Also so ein kleines bisschen leid zu mindestens. Er war ja kein Unmensch.
Während Stockinger sich erstmal von diesem morgendlichen Schock erholen und mit dem Gedanken anfreunden musste, das Büro die kommenden Tage mit zwei Monstern auf vier Pfoten zu teilen, breitete Moser die mitgebrachte Decke neben Rex angestammten Platz aus und setzte den Welpen dort ab.
„Bleibe schön hier und ärgere den Stocki nicht! Sonst bringt der nie wieder Wurstsemmeln mit!“ Wurstsemmeln, das war das richtige Stichwort! Moser spürte ein aufkommendes Hungergefühl. Er stand auf und wollte die Tüte mit dem allseits beliebten Frühstückssnack holen.
Da hatte er die Rechnung aber ohne Rex gemacht. Schließlich hatte sein Herrchen den ganzen Morgen seine Aufmerksamkeit fast ausschließlich dem kleinen Findelwelpen geschenkt. Jetzt war es an der Zeit, dass auch Rex mal wieder an der Reihe war. Er lief seinem Herrchen hinterher und glitt, wie eine verschmuste Katze, um dessen Beine herum, sodass der Kommissar aufpassen musste, nicht über seinen treuen Freund zu fallen. ‚Los streichele mich!‘, war die unmissverständliche Aufforderung.
„Ich habe schon verstanden, mein Bester! Du wirst doch nicht wieder eifersüchtig sein?“, fragte Moser während er sich zu Rex hinunter hockte und beide Hände tief im kuschelig weichen Fell des zuneigungsbedürftigen Schäferhundes vergrub. „Weißt du, dass du heute wieder eine echte Heldentat vollbracht hast?“ Er gab seinem Hund einen dicken Schmatzer auf die Schnauze, welcher dies sogleich mit einer überschwänglich feuchten Liebesbekundung im Gesicht des Kommissars erwiderte.
Nach einer ausgiebigen Kuscheleinheit zwischen Hund und Herrchen, stand Moser auf und griff sich die Tüte mit den Wurstsemmeln. Rex schnappte sich seine Semmel, tapste zu seinem neuen Freund, der gerade eines von Rex‘ Spieltieren bearbeitete und legte ihm das belegte Brötchen vor die Pfoten. Neugierig schnüffelte dieser an dem für ihn bis dato scheinbar unbekannten, aber wohlriechenden Ding. Dann stupste er mit der schwarzen Nase die obere Semmelhälfte beiseite und zupfte mit den kleinen Zähnchen an der Wurstscheibe, welche schließlich auf etwas umständliche Art und Weise im Maul des Welpen verschwand.
Das Telefon klingelte. Kauend nahm Moser den Hörer ab und hörte zu. „Ist gut, Leo. Ich komme vorbei. Bis gleich!“ Er legte auf, erhob sich und griff nach seinem Mantel.
„Ich bin in der Gerichtsmedizin. Komm Rex! Stocki, pass bitte kurz auf unseren kleinen Gast auf. Bis gleich!“, rief der Kommissar seinem Assistenten beim Rausgehen über die Schulter zu.
„Richard, das…“ Stockinger hörte nur noch, wie die Bürotür ins Schloss fiel. Ungläubig blickte Stockinger diese an. Das war mal wieder typisch Richard! Stets ohne Rücksicht auf Verluste vorauspreschend, ohne über die Konsequenzen seines Handels für sich und andere nachzudenken. Verärgert stemmte Stockinger seine Hände in die Seite und schüttelte mit dem Kopf. Richard wusste genau, welche Angst er vor Hunden hatte und trotzdem ließ er ihn mit dieser so unschuldig dreinschauenden vierbeinigen „Bestie“ hier allein. Egal wie klein oder groß ein Hund auch war, Stockinger mochte sie einfach nicht. Dafür mochten sie ihn leider meist umso lieber. Es ging Stockinger nicht um Antipathie gegenüber Hunden. Im Grunde seines Herzens war er ein tierlieber Mensch, auch wenn er als Kind nur ein Aquarium besaß. Mehr hatte seine Mutter damals leider nicht erlaubt. „Tiere machen doch nur Dreck“, hatte sie stets gesagt, wenn er seinen Wunsch nach einem Hamster oder Kanarienvogel geäußert hatte.
Stockinger hatte Angst vor Hunden, seitdem er als fünfjähriges Kind beim Spielen von einem fremden Hund in die linke Hand gebissen wurde. „Das ist ein ganz Lieber. Der tut nichts“, hörte er bis heute noch die Besitzerin, eine ältere Dame, sagen, als dieser plötzlich die kleine Kinderhand mit einem Knochen zu verwechseln schien und zubiss. Die schmerzhafte Wunde hatte sich anschließend böse entzündet. Eine Woche musste der kleine Ernst deswegen im Krankenhaus verbringen – allein und mit schrecklichem Heimweh.
Seit diesem Erlebnis machte Stockinger um Hunde einen möglichst großen Bogen, ebenso um Krankenhäuser.
Jetzt war er also allein mit diesem kleinen Monster. Seufzend setzte Stockinger sich an seinen Schreibtisch. Mit misstrauischem Blick fokussierte er den Welpen auf seiner Decke. „Damit eins klar ist. Ich tue dir nichts und du tust mir nichts, verstanden?“ Dem Kleinen schien der verunsicherte Kriminalbeamte herzlich egal zu sein. Stattdessen widmete er sich lieber eines von Rex Gummispielzeugtieren, um es mit seinen kleinen, spitzen Zähnen zu malträtieren. Ein helles Quietschen hallte durch das Büro. Stockinger stöhnte und verdrehte genervt die Augen. Andererseits, so dachte der Kriminalbeamte, schien der kleine Quälgeist aber so vorerst abgelenkt und beschäftigt zu sein, sodass keine Gefahr von ihm auszuging schien. Er atmete vorsichtig auf und versuchte sich seiner Arbeit zu widmen, um auf andere Gedanken zu kommen. Stockinger nahm eine rosa Akte vom Stapel links neben sich. Schon bald war er konzentriert in die Ermittlungsakte versunken.
Plötzlich wurde er stutzig. Irgendwas war anders, aber er wusste nicht genau was. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Diese Ruhe! Diese verdächtige Ruhe! Stockinger blickte von seinen Akten auf. Jetzt sah er, dass die Decke neben Rex‘ Platz leer war. Leer! Der Hund war weg! Das konnte in diesem Fall nichts Gutes bedeuten.
Stockinger fühlte, wie sein Puls in die Höhe schnellte. Für ihn kam diese Erkenntnis der Nachricht gleich, dass in seiner Nachbarschaft eine tödlich giftige Vogelspinne ausgebrochen wäre und diese jetzt frei im Wohngebiet umherkrabbeln würde. Wobei ihm eine Giftspinne auf Wanderschaft weitaus lieber wäre als ein unbeaufsichtigter Hund. Stockinger stand wie in Zeitlupentempo von seinem Schreibtisch auf und blickte sich alarmiert suchend im Büro um. Da spürte er plötzlich, wie es an seinem rechten Bein warm und feucht wurde. Nein, das konnte nicht wahr sein! Er blickte unter den Schreibtisch und sah nur noch, wie der kleine Hund neben seinem rechten Fuß sein Hinterbeinchen senkte, ihn mit unschuldigem Blick ansah und anschließend, als wäre nichts geschehen, zurück zu seinem Platz tapste. Das blöde Vieh hatte ihn doch tatsächlich ans Bein gepinkelt. Ein beißender Uringeruch stieg ihm in die Nase. Angeekelt verzog Stockinger das Gesicht. Der Angst in ihm war nun einer unbändigen Wut gewichen. Stockinger fühlte sich wie ein Dampfkessel, der kurz davor war, zu explodieren.
„Richard!“ Stockinger eilte aufgebracht und mit hoch rotem Kopf zur Tür, als Moser und Rex aus der Gerichtsmedizin zurückkehrten. „Der Hund hat mir ans Bein gepinkelt! So geht das nicht! Du hast ihn hier…“ „Wie ich sehe, habt ihr euch schon gut angefreundet“, erwiderte der Kommissar ironisch. Er klopfte seinem Kollegen freundschaftlich auf die Schulter. „Geb‘ mir die Rechnung, wenn du die Hose zur Reinigung gebracht hast.“ Moser zog seinen Mantel aus und ging zu seinem Schreibtisch. Fassungslos über das ignorante Verhalten seines Vorgesetzen zur Urinattacke dieses dahergelaufenen Hundes, stand Stockinger vor Mosers Schreibtisch. Ob nun fremder oder eigener Hund - so ein Verhalten muss doch Konsequenzen haben! Man kann sich doch von diesen vierbeinigen Terroristen nicht einfach so auf der Nase rumtanzen lassen. Kein Wunder, dass sie dann später nicht gehorchen, wenn aus ihnen ausgewachsene Riesen geworden sind. „Ist sonst noch was?“, fragte Moser mit Blick auf Stockinger trocken, als sein Handy klingelte. Stockinger winkte ab. Da war nichts zu machen. Resigniert ging er zu seinem Schreibtisch zurück.
„Ja, Moser hier…ah, schön…ja genau der!“ Stockinger horchte auf und beobachtete seinen Chef neugierig. Da war es wieder, dieses besondere Leuchten in seinen Augen, das er nur hatte, wenn er mit Frauen in seinem Alter telefonierte. „Heute gegen 19 Uhr passt mir gut…Ja, bei mir zuhause, genau die Adresse!“ Stockinger wurde hellhörig. Eine Frau? Heute Abend? Das konnte Stockingers Meinung nach nur eins bedeuten: Sein Chef war drauf und dran sich in die nächste Affäre zu stürzen. „Ich freue mich…Bis heute Abend dann!“ Moser legte sein Handy zur Seite. „Wer war denn das jetzt bitte schön schon wieder?“ „Kennst du nicht!“, antwortete Moser knapp. Stockinger schüttelte verständnislos mit dem Kopf. „Wenn du morgen wieder zu spät ins Büro kommst und total übernächtigt ausschaust, ist eh alles klar“ „Wenn du meinst?“ Moser zog spitzbübisch die Augenbrauen hoch, bevor er sich wieder der Arbeit widmete.
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Die Sonne war bereits untergegangen. Ein leichter Regen hatte mittlerweile eingesetzt und trommelte gegen die Fenster an Mosers Haus. Es war abends kurz nach sieben. An der Haustür klingelte es. Moser ging hin und öffnete. Eine junge Frau, etwa Anfang 30, stand vor der Tür und lächelte ihn freundlich an.
„Grüß Gott! Gruber mein Name. Wir hatten telefoniert?“, fragte sie und gab Moser die Hand. „Ja! Angenehm, Moser“, der Kommissar erwiderte die Begrüßung.
„Schön, dass sie da sind. Kommen sie doch bitte rein.“ Die junge Frau folgte der Einladung und betrat das Haus. Als sie im Hausflur standen, blickte sie hinter sich nach unten.
„Marie, das ist der nette Mann, der Sternchen gefunden hat. Sag doch bitte guten Tag!“ Scheu lugte ein kleines Mädchen hinter der Frau hervor, während sie das rechte Bein ihrer Mutter umklammerte. Die Kleine war etwa sechs Jahre alt. Ihr blondes Haar war seitlich zu zwei Zöpfen zusammengeflochten.
„Marie!!!“, ermahnte die Mutter ihre Tochter. „Bitte sag guten Tag!“ „Ist schon ok, wenn sie nicht mag“, winkte der Kommissar verständnisvoll ab.
„Guten Tag!“, war schließlich leise aus dem Kindermund zu hören. Marie blickte den fremden Mann schüchtern an und knabberte nervös an ihrem Zeigefinger. Moser ging in die Hocke.
„Hallo Marie! Du bist bestimmt gekommen, um deinen kleinen Freund abzuholen, oder?“ Wieder versteckte das Mädchen sich hinter den Beinen ihrer Mutter. Moser erhob sich.
„Ich war so froh, als ich heute beim Einkaufen zufällig ihren Zettel an der Eingangstür im Supermarkt gesehen hatte“, sagte die Frau sichtlich erleichtert.
„Wissen sie, wir sind erst vor Kurzem aus Kärnten nach Wien gezogen. Der ganze Umzug, die neue Umgebung war nicht leicht für Marie. Da hatten mein Mann und ich überlegt den Hund für sie anzuschaffen. Sternchen gab ihr Halt und hatte alles etwas einfacher für sie gemacht. Gestern Mittag im Wald, während unseres Spaziergangs, war Sternchen dann plötzlich verschwunden. Das war so schlimm für die Kleine. Überall hatten wir Sternchen gesucht. Die Kleine hatte die letzte Nacht kein Auge zubekommen und nur geweint.“
„Eigentlich war es ja mein Hund, der Sternchen gefunden hatte. Der Rex ist nämlich ein echter Polizeihund“, sagte Moser mit Blick auf Marie.
„Hast du schonmal einen echten Polizeihund gesehen, Marie?“, fragte er. Die Kleine schüttelte stumm mit dem Kopf. „Ach, dann sind sie Polizist?“, fragte die Frau interessiert. „Ja.“
Von dem eingetroffenen Besuch neugierig geworden, trottete Rex in den Hausflur, gefolgt von Sternchen. Kaum erblickte Marie ihren Hund, war plötzlich alle Ängstlichkeit verflogen. „Sternchen!!!“, rief sie und lief auf ihren so sehr vermissten Spielkameraden zu. Fest drückte sie den Welpen an sich, der das Wiedersehen mit seinem jungen Frauchen mit einem freudigen Quieken erwiderte. Aufmerksam beobachtete Rex die beiden, als er schließlich auf Marie zuging und ihren rechten Arm mit der feuchten Nase anstupste. Sie lächelte den großen Rüden überglücklich an.
„Danke Rex!“
--ENDE--