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Amalias Welt und eine Laune der Natur- Teil 6

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P6 / Gen
24.07.2022
24.07.2022
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Amalias Welt und eine Laune der Natur



Ein leichtes Rütteln ließ Amalia erwachen. Sie lag völlig eingezogen in ihrem Panzer in einer Erdmulde. Oh, jetzt spürte sie es wieder, das leichte Rütteln entwickelte sich zu einem Beben. Die Erde erzitterte unter ihrem Körper.
An Weiterschlafen war wohl jetzt nicht mehr zu denken. Müde und noch leicht verträumt wartete sie auf eine Beruhigung der Erde. Doch als sie merkte, das die Abstände des Bebens kürzer wurden und auch die Stärke heftiger, beschloss sie aufzubrechen um nach ihren Freunden zu suchen.


Billy musste eigentlich ganz in der Nähe sein, denn sie hatte erst vor kurzem kleine, süße Babys bekommen. Ihr Nest lag direkt über Amalias Schlafplatz, in einer Spalte des Chikka Felsens. Billy hatte sich größte Mühe gegeben, das Nest gut zu verstecken, denn die Gefahr der Räuberei war sehr groß.
Wo Hugo und Luna schliefen wusste sie nicht. In der letzten Zeit hatte sie die beiden nur selten gesehen, da sie sich auf einer Wanderschaft befanden.


Langsam streckte Amalia ihren schuppigen Kopf aus dem Panzer und und schob ihre Nase durch die lockere Erde, bis sie frische Luft schnappen konnte. Sie nahm mehrere tiefe Atemzüge und fühlte sich sofort ein wenig wacher.
Plötzlich bemerkte sie, dass das Rütteln aufgehört hatte. Sie hielt inne und versuchte sich ganz genau darauf zu konzentrieren. Eine Zeit lang blieb sie so, bis die Erde nicht mehr erzitterte und das Beben vorüber war.
Amalia überlegte, ob sie nun weiterschlafen sollte, aber ihre Lebensgeister trieben sie jetzt an.


Mit ihren kurzen Beinchen grub sie sich schnell aus und wackelte in den frischen Morgen hinein. Sie kroch vorsichtig den langen Erdhügel entlang, in Richtung Abhang, um dort auf den Sonnenaufgang zu warten. Vorne angekommen schaute sie hinab in das wunderbare grüne Tal. Im Moment lag es noch finster vor ihr, doch bald würde es  golden leuchten und dieses düstere Bild völlig verändern.
Amalia liebte diese frühe Tageszeit in der eine ganz bestimmte Ruhe herrschte. Sie sog noch einmal die frische Brise in sich hinein, um den neuen Tag, der jetzt begann, zu spüren. Plötzlich brachen sie durch, die feurigen Sonnenstrahlen, sie erhellten das noch verschlafene Tal und tauchten es behutsam in goldenes Licht.
Sträucher, Kakteen und Wüstenblumen erwachten zum Leben und glänzten um die Wette, als würden sie die warmen Strahlen fühlen die ihnen die Sonne bescherte.


Auf einmal merkte Amalia wieder ein starkes Beben unter ihren Füßen. Plötzlich stürzte sie in die Tiefe.



Nach wenigen Minuten hörte das starke Zittern und Rütteln wieder auf, als wäre nie etwas passiert.



Billy lag eng umschlungen mit ihren Babys im Nest, doch auch sie hatte das Beben gespürt. Automatisch musste sie an Amalia, Hugo und Luna denken. Wo sie jetzt wohl waren und ob es ihnen gut ging?


Nach einer Weile befreite sie sich und unterbrach das Familienkuscheln, denn  ihre  Gedanken ließen ihr keine Ruhe. Sie machte sich große Sorgen und musste unbedingt nach den anderen sehen. Da Billy ihr Nest ziemlich weit oben, tief in einer Felsspalte  verborgen hatte, dauerte es eine gewisse Zeit, bis sie Amalias Schlafplatz erreichte. Doch ihre Erdmulde schien leer zu sein. Verwundert darüber, sie nicht angetroffen zu haben, überlegte Billy fieberhaft. Wo könnte sie um diese Tageszeit sein?


Ach ja der Sonnenaufgang, dachte Billy. Manchmal schaute sie ihn an, weil sie die frühen Morgenstunden am meisten mochte. Ihr Blick richtete sich zum Abgrund und sie erschrak, da ein riesiges Stück davon war einfach weggerissen war. Sie schlich vorsichtig, so weit es ihr möglich war, nach vorne und schaute nach unten. Sie sah ein gewaltiges Durcheinander von Erde, Steinen und Grashalmen, welche hervorlugten. Dieser frische Erdhügel musste erst vor kurzem entstanden sein, denn man konnte viele verschiedene Erdfarben und herausgerissene Wurzeln erkennen.


Sie ist doch wohl nicht abgestürzt, schoss es Billy durch den Kopf? Aber genau das war die Stelle, an der Amalia so oft stand, wenn sie sich den Sonnenaufgang anschauen wollte. Billy konnte es kaum glauben, dieser Absturz musste mit dem Erdbeben heute morgen zu tun haben. Sie hielt krampfhaft inne und überlegte. Könnte sie wirklich abgestürzt sein? Mitgerissen in die Tiefe? Aber wo war sie sonst um diese Tageszeit?


Vielleicht ist sie zu Hugo gewackelt, um nach ihm zu sehen. Denn sie wusste, Hugo hatte immer schreckliche Angst vor Erdbeben. Was könnte ich jetzt tun, dachte Billy angestrengt. Nichts?


Allein schaffe ich es nicht, ich muss Hugo und Luna finden, nur gemeinsam können wir nach Amalia suchen, dachte Billy.
Hin und hergerissen diesen Ort zu verlassen, um Hugo und Luna zu suchen, musste sie an ihren Nachwuchs denken, die sie allein zurück lassen musste.
Dann schlängelte sie eilig davon.


Unterdessen lagen Hugo und Luna zusammengerollt unter weißblühenden Sträuchern. Gestern dort angekommen, legten sie sich erst einmal dort hin, um sich von der langen Wanderschaft auszuruhen. Vier Tage und Nächte waren sie ununterbrochen unterwegs gewesen, um in ihr altes Revier zurückzugelangen. Auf dem Rückweg konnten sie nur wenig Beute machen, da ihnen fremde Wolfsrudel in die Quere kamen.


Auch für Luna wurde es zunehmend schwieriger, denn sie vermisste ihre Mutter und ihre alte Heimat. Aber was sollte sie tun? Sie musste sich entscheiden. Blieb sie bei ihrem Vater, würde sie mit ihm allein bleiben und hätte nur eine geringe Chance auf eine eigene Familie. Oder sie ging zurück, doch dann könnte ihr Vater nicht mitkommen und sie müssten sich wieder trennen, obwohl sie sich erst vor kurzer Zeit wiedergefunden hatten. Ihr Vater ahnte nichts von alledem und Luna wollte auch nicht mit ihm darüber reden, zu traurig empfand sie diese Lage.


Ein lautes Zischen und Klappern weckte die beiden abrupt auf.
Billy hatte sie tatsächlich gefunden!
„Hey, ihr Schlafmützen wacht endlich auf! Zum Glück seid ihr wieder zurück, ich brauche dringend eure Hilfe“, zischte sie aufgeregt.
Luna reagierte als erste und fragte „Was ist denn los? Ist etwas mit den Babys?“
„Nein denen geht es gut, aber Amalia!“ antworte Billy.
Hellhörig hob Hugo den Kopf und fragte besorgt „Was ist denn  mit Amalia?“
„Ich weiß nicht genau, sie könnte abgestürzt sein“, zischelte Billy sehr aufgeregt.
„Ihr müsst schnell mitkommen, ich bin mir nicht sicher, aber ich spüre, dass ihr etwas Schlimmes passiert ist.“


Erschrocken von dieser schlechten Nachricht standen sie wie angewurzelt vor Billy und rissen ihre Augen weit auf.
„Ja, wir müssen sie suchen“ erwiderte Luna angespannt. „Los geht`s!“ rief Hugo. „Wo ist sie denn abgestürzt, Billy? Kannst du uns die Stelle zeigen?“


Schon in den frühen Morgenstunden patrollierte ein großer und anmutiger Bussard sein riesiges Jagdgebiet. Mit besonderem Interesse umkreiste er sehr wachsam den kleinen Chikka-Felsen. Auch er hatte den gefährlichen Erdrutsch und damit den verbundenen Absturz von Amalia beobachtet. Ganz intensiv schaute er immer wieder auf eine einzige Stelle und beobachtete dabei eine Klapperschlange, die ihr Nest verließ. Dabei hoffte er, dass die Schlange ihren Nachwuchs allein zurück gelassen hatte. Dann könnte er Beute machen, um seine eigenen Jungtiere zu versorgen.
Doch er musste vorsichtig sein, sollte die Schlange vorzeitig zurück sein, würde das für ihn nicht gut ausgehen.


Seine Kreise wurden kleiner und sein Hunger immer größer. Jetzt flog er gezielt auf den Felsen zu, doch im letzten Moment drehte er ab. Sein Instinkt meldete sich und gab ihm zu verstehen, dass er noch warten sollte, bis die Mutter wirklich nicht mehr in der Nähe ist.


Er drehte noch ein paar extra Runden, um dann mit einem gezielten Anflug das Nest zu plündern. Geduld war noch nie seine Stärke gewesen und er wagte sich an die zerklüftete Felswand. Er stürzte in die Tiefe, krallte sich in einen riesigen Riss an der Felswand und spähte hinein. Doch es war nichts zu sehen, seine Vermutung, die Schlange könnte genau dort ihr Nest versteckt haben, war falsch.


Als er sich drehte, um einen neuen Versuch zu starten, hörte er plötzlich eine unbekannte Stimme. „Hey Bussard, suchst du etwas?“
Erschrocken kippte er nach hinten, überschlug sich zweimal und landete direkt vor Hugos Pfoten. „Na warum so stürmisch mein Bester, hast wohl ein schlechtes Gewissen?“ grinste Hugo spöttisch. Der Bussard lag mit ausgebreiteten Flügel auf dem Rücken. Er flatterte heftig mit seinen großen Schwingen, dabei versuchte er sich zu drehen, aber es gelang ihm nicht.


Auf einmal plusterte er sein Gefieder auf, zog den Kopf ein und schielte
mit nur einem geöffneten Auge seine Gegner an. Diese Körperhaltung sah so komisch aus, dass sich Luna das Lachen verkneifen musste. Billy schlängelte sich dazu und zischte wütend „Er wollte bestimmt mein Nest plündern und die Kleinen zum Frühstück verspeisen!“„Stimmt das Bussard?“ fragte Hugo streng.


„Lasst mich in Ruhe, was wollt ihr denn von mir? Ich habe nichts gefunden, glaubt mir“ gab er ängstlich zurück. „Kann es sein, dass wir noch rechtzeitig aufgetaucht sind und dich gestört haben, bei deiner Räuberei?“ fragte Luna nun gereizt.
„Man muss ja sehen, wo man bleibt, andere müssen auch leben“ antwortete er bestimmt zurück. „Jetzt reicht es aber Freundchen, du weißt schon, dass du hier in einer misslichen Lage bist, oder ?“ fauchte Billy.


„Beruhige dich wieder“ rief Hugo Billy zu. „Damit hat er nicht ganz Unrecht,
ein jeder von uns muss letztendlich sehen wo er bleibt“ mischte sich Luna ein.
Billy zog den grauen Schlangenkopf nach hinten und zischte „Hast ja Recht“.


Der Bussard saß in der Falle, das wusste er genau. „Sprich jetzt Kumpel, sonst lernst du mich kennen „Warum lungerst du gerade hier herum?“ wollte Hugo wissen. Nun faltete der Bussard seine riesigen Flügel vor seinen Bauch und öffnete zugleich das andere Auge. Seine Lider flatterten nervös und er sprach „Ich habe heute morgen gesehen, wie eine alte Kröte hier in den Abgrund gestürzt ist, kurz darauf kam diese Schlange. Sie kroch aus diesem Felsspalt  und suchte wohl etwas. Dann ist sie verschwunden und ich erkannte meine Chance“ gab er nun freiwillig zu.


„Das heißt, dass du sie schon länger beobachtet hast?“ fragte Hugo forschend.
„Naja, wenn man in diesem Gebiet sein Jagdrevier hat, schon“ stammelte der Raubvogel verlegen. „Aber die Babys, woher wusstest du von ihnen?“ fragte Luna neugierig. „Reine Vermutung“ log er verzweifelt.
„Gut, dann wollen wir dir mal Glauben schenken“ sagte Hugo, dabei warf er Billy einen scharfen Blick zu. Diese stand senkrecht auf Kampfposition und wartete darauf, den Bussard zu attackieren. Hugo wurde langsam nervös, er kannte Billys Temperament und wusste,wenn es um ihren Nachwuchs ging, kannte sie keine Gnade.


„Billy, bitte schau nach den Kleinen und wenn alles in Ordnung ist, gib uns sofort Bescheid“ bat Hugo sie. „Und jetzt zu dieser Schildkröte, die übrigens Amalia heißt, was hast du genau beobachtet?“ fragte er bestimmend. „Ich helfe euch nur, wenn ihr mich endlich aufstehen lasst, mir tut schon der Rücken weh!“ forderte der Bussard frech.


„Sonst noch Wünsche, du unverschämter Vogel!“ raunte Luna gereizt.
„Schließlich habe ich das Nest dieser Schlange nicht berührt und ihr möchtet von mir wissen, was mit der alten Schildkröte passiert ist!“ schrie er empört.
„Okay, wir lassen dich aufstehen, aber versuche keine Tricks mit uns, sonst muss ich grober werden“ warnte ihn Hugo.


Der Bussard brauchte eine Weile, um wieder auf die Füße zu kommen, doch mit großer Anstrengung gelang es ihm schließlich. Nun stand er in voller Pracht vor ihnen. Dabei spreizte er seine riesigen Schwingen und drehte den fedrigen Schopf hin und her, um zu schauen, ob seine schmerzenden Flügel noch intakt waren. Als dies geschehen war, klappte er sie sorgfältig auf den Rücken.
Mit angestrengter Miene schaute er nun geradewegs in Hugo`s Antlitz.


„Was hast du gesehen?“ fragte Luna ihn eindringlich. „Ich habe beobachtet, wie diese Schildkröte mit einem riesigen Stück Erdhügel abgestürzt ist, sie stand ganz vorne am Abgrund“ prahlte er. „Hier, direkt vor uns, dieser Abhang?“ fragte Hugo erschrocken nach. „Ja, sag ich doch“ stimmte der Bussard zu.


Billy war inzwischen zurück und hatte diese Unterhaltung mitangehört.
„Mit den Kleinen ist alles in Ordnung. Er könnte die Wahrheit sagen“ zischte sie leise.“ Luna rief jetzt hastig „Wir müssen schnell nach unten, um sie auszugraben!“
Alle machten sich auf den Weg, bis auf den Bussard, dieser starrte ihnen hinterher, er  konnte diese Aufregung um das Leben einer Kröte überhaupt nicht verstehen.
Warum war ihnen das so wichtig?
Er überlegte ein wenig und irritiert schlenderte er zum Abhang und schaute hinunter, doch niemand war zu sehen. Er wartete noch einen Augenblick, breitete dann seine hellbraun gefiederten Flügel aus und hob ab.


Der Weg schien ihnen endlos lange, aber auf einmal standen sie vor dem hoch aufgetürmten Erdhaufen. Es waren Steine, Gräser und jede Menge Erdschichten in verschiedenen Farben zu sehen. Luna fragte ihren Vater „Wieso hat die Erde verschiedene Farben? Das habe ich noch nie gesehen!“ Hugo stutzte und meinte schließlich„ Das weiß ich leider auch nicht“.„Das könnte uns Amalia bestimmt jetzt beantworten“ gab Luna traurig zurück.


Sofort fingen Hugo und Luna heftig an zu graben, nur Billy starrte angespannt auf die farbigen Erdklumpen. Nach einer Weile brannte die Mittagssonne unermüdlich auf sie hinunter. Kurze Zeit später fielen die beiden Steppenwölfe erschöpft neben das große Loch, das sie schon gegraben hatten.

Hugo schnappte nach Luft und rief „Wir müssen eine Pause einlegen, und etwas Wasser trinken.“ Luna leckte sich über ihr ausgetrocknetes Maul und antwortete müde, „Wir haben vielleicht nicht mehr viel Zeit, aber ohne eine Pause schaffen wir es nie, sie zu finden.“„Also schnell zum Wasserloch, dann kommen wir sofort wieder zurück und buddeln weiter“ entgegnete Hugo entschlossen.


Billy lag zusammen gerollt neben dem Erdloch und schaute verzweifelt hinein. Sie hoffte, Amalia bald unverletzt zu finden und dachte dabei an die tolle Zeit mit ihr. Amalia hatte sehr viel Freude in ihr Leben gebracht und sie immer unterstützt.
In Gedanken versunken bemerkte sie nicht, das sich auch andere Tiere am Erdhügel versammelt hatten. Egon und Tilda, die kleinen Wühlmäuse, hatten sich in einer kleinen Mulde am Rand des Hügels versteckt gehalten. Inzwischen waren sie ein Liebespaar geworden und hatten auch schon eine Familie gegründet.


Auch der stolze Bussard drehte stetig seine Runden über diesem Stück Land.
Selbst Pepe, der freche Hyänenrüde, schlich heimlich umher. In sicherer Entfernung natürlich, denn er wollte nicht riskieren, mit Luna und Hugo aneinander zu geraten.
Doch neugierig wie er eben war, wollte er genau wissen, was da vor sich ging. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass so viele Tiere verschiedenster Art jemals  zusammen kamen.


Aber letztlich hatte es sich ziemlich schnell herumgesprochen, dass eine Schildkröte namens Amalia von einem riesigen Abhang gestürzt sei. Pepe mochte hinterlistig und verschlagen sein, doch das der klugen Schildkröte etwas Schlimmes passiert sein sollte, dass wünschte er ihr bestimmt nicht. Für einen kurzen Moment überlegte er sogar, beim Ausgraben zu helfen. Würde da nicht der dumme Streit zwischen ihnen liegen. Verstohlen schielte er aufmerksam in die Richtung des Erdhaufens und haderte mit der Entscheidung, nicht doch bei der Suchaktion zu helfen. Leider waren nur Billy und ein paar aufgeregte Mäuse am anderen Ende des Hügels zu sehen. Die Wühlmäuse diskutierten heftig, dabei liefen sie quirlig auf und ab. Pepe beobachtete das Geschehen genau.


Jetzt erschienen noch weitere Tiere an der Unfallstelle. Eine Prärie-Hundedame, mit drei halbwüchsigen Hunden, gesellte sich unmittelbar in Billys Nähe. Sie schienen sich zu unterhalten. Auch Hugo und Luna kehrten zurück und waren etwas verwundert, die vielen anderen Tiere hier anzutreffen.
Billy hob ihren Kopf, als Hugo die Prärie-Hundedame Lotte direkt ansprach „Was macht ihr denn alle hier?“


Lotte antwortete „Es hat sich rasant herumgesprochen, dass Amalia in Schwierigkeiten steckt. Wir möchten euch helfen, sie zu finden, also was können wir tun?“ gab sie Hugo höflich zurück.


In diesem Moment kamen auch die zwei Mäuse aus ihrem Versteck. „Wir wollen auch helfen!“ schrien sie tatkräftig. Billy schaute verdutzt auf die beiden Wühlmäuse und merkte, dass sie noch nichts gefrühstückt hatte. Aber in dieser Situation wäre es wohl unpassend, sich über dieses nette Fressen herzumachen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie verdrehte ihre grün funkelnden Augen und dachte schnell an etwas anderes.


Hugo merkte sehr wohl, was in Billy vorging und fragte sie rasch „Kannst du widerstehen?“ „Ja, kann ich, für Amalia würde ich alles tun!“ zischelte sie leise zurück. „Tja, und wenn ihr gerade dabei seid, Waffenstillstand zu beschließen, dann würde ich auch gerne nach der klugen und taffen Schildkröte suchen“ kam es aus einer anderen Ecke. Hugo traute seinen spitzen Ohren kaum, hatte er soeben nicht Pepes Stimme vernommen?


„Oh, was höre ich da, das Schlitzohr Pepe, willst du wirklich helfen?“ fragte Hugo verblüfft. „Gib mir eine zweite… oder auch dritte Chance Hugo, ich beweise es dir, ich mache es wieder gut, bi...bitte“ grinste Pepe arglistig.


Nun mischte sich Luna ein und schaute in die Runde. „Wir haben nicht mehr soviel Zeit zum Reden, wenn wir uns alle zusammen tun, schaffen wir es, sie zu finden. Also los jetzt, wir müssen tiefer graben!“ sprach sie laut und eindringlich.
Die Mäuse jubelten und waren sogleich im Erdreich verschwunden. Seite an Seite gruben sie bis in frühen Abendstunden, doch Amalia blieb verschwunden.


Das Abendrot zeigte sich prachtvoll am weiten Horizont. Schwere, blumige Düfte
durchzogen die Sonorawüste. Heiße Wüstenwinde trieben an den völlig erschöpften Tieren vorbei. Sie gruben und gruben, bis der letzte Sonnenstrahl erlosch.
Lotte die Präriehündin stieß auf einmal einen furchterregenden Laut aus und hielt abrupt inne. „Da ist etwas! Ich hab was gefunden!“ „Sei vorsichtig, lass uns mal schauen!“ schrie Hugo.


Sie waren schon fast am Ende des Hügels angekommen, nur noch eine sehr kleine Schicht trennte sie von dem eigentlichen Erdboden. Hugo raste zu Lotte und fing beharrlich an zu schnüffeln. Seine Pfoten scharrten sehr vorsichtig ein wenig Sand zur Seite. Jetzt kam es zum Vorschein. Eine harte Steinplatte, die leicht grünliche und braune Muster frei gab. Dieses Muster ähnelten stark Amalias Panzer.


Hugo war enttäuscht und doch froh sie nicht aufgespürt zu haben. Hugo rief ganz laut „Nein sie ist es nicht, es ist nur ein dummer Stein!“
Ein Seufzen der Erleichterung ging durch die Runde.


Billy verspürte plötzlich starke Angst und zischte missmutig „Wir werden sie nie mehr finden. Wo sollen wir denn suchen?“ Sie fing an sich hin und her zu werfen, ihr ganzer Körper zuckte wild. Luna rief ihren Vater zu Hilfe und Hugo versuchte mit ruhiger Stimme auf Billy einzureden. Doch Hugos Mühen waren vergebens, Billy ließ sich nicht beruhigen. Unermüdlich warf sie sich in den hellroten Sand, bis sie schließlich erschöpft und reglos liegen blieb.


Alle Tiere, die ihr Bestes gegeben hatten, um Amalia zu finden, saßen jetzt betrübt und müde an dem großen Erdloch. Vor sich hin starrend warteten sie auf ein Wunder.
Die Dunkelheit umfing sie langsam, während die Ungewissheit, Amalia verloren zu haben, sie plagte. Nach einer Weile lagen einige Tiere ausgestreckt und schlafend in alle Richtungen verteilt um das Erdloch. Die Wühlmäuse Egon und Tilda blieben versteckt, aus Angst doch noch verspeist zu werden.


Billy war aus lauter Verzweiflung in eine Art Schockstarre gefallen, aus der sie langsam erwachte. Sie öffnete erst die Augen, um dann den Kopf von ihrem verknoteten Körper zu lösen.


Und dann sah sie sie. Ihr Verstand musste träumen. Amalia blickte ihr direkt in die grünen Augen und lächelte. „Wow, eine Fata Morgana“ wisperte Billy leise.


„Wie bitte, ich bin doch keine Fata Morgana?“ schmunzelte Amalia. „Ich bin echt“ lachte sie laut. Dies hatte nicht nur Billy gehört, sondern auch Luna, Hugo und Lotte mit ihrem Nachwuchs. Langsam erwachten alle Tiere und jubelten. Sie freuten sich sehr Amalia gesund und munter zu sehen. Manche riefen durcheinander „Wo warst du denn die ganze Zeit?“ „ Geht es dir gut?“


Amalia grinste verschmitzt und sagte „Mir geht es prächtig! Aber was ist denn hier los?“ Lotte schrie „Wir haben dich gesucht, weil du in die Tiefe gestürzt bist!“
„Wir haben alle nach dir gesucht und uns große Sorgen gemacht“ sagte Hugo liebevoll.


„Aber jetzt bin ich wieder da und freue mich euch alle zu sehen, doch besonders freue ich mich darüber, das ihr alle gemeinsam nach mir gesucht habt. Übrigens möchte ich euch jemanden vorstellen. Sie wandte sich ein wenig zur Seite.
„Das ist Amadeus“. Zum Vorschein kam eine wunderschöne Landschildkröte, die Amalia zum Verwechseln ähnlich sah. Billy stotterte „Das gibts doch nicht, jetzt sehe ich auch noch doppelt“. Ein großes Gelächter brach aus, dabei lächelte Amalia verstohlen und zwinkerte ihnen zu.


Alle Tiere versammelten sich um die beiden Schildkröten, bis die Sterne am Himmel leuchteten. In dieser Nacht wurde noch lange gefeiert und ein neues Abenteuer konnte beginnen.
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