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Hydra

Kurzbeschreibung
SammlungAllgemein / P12 / Div
Herbert Thiel Kriminalhauptkommissar Frank Thiel Kriminalkommissar Mirko Schrader Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne Rechtsmedizinerin Silke Haller Staatsanwältin Wilhelmine Klemm
23.07.2022
18.03.2023
9
7.965
4
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18.03.2023 1.148
 
A/N: Missing scene aus Alberichs PoV in „Des Teufels langer Atem“. Spielt gleich nachdem sie sich von Boerne nach dem (missglückten) Einbruch verabschiedet hat. ACHTUNG: Ziemlich düster und ich lasse an Boerne kein gutes Haar. Auch nichts für AlberichxBoerne-Shipper:innen.


A/N: Hierzu möchte ich etwas länger ausholen. Ich mag es sehr mich selbst herauszufordern. Und das hier war wirklich schwer bis unerträglich. Aber es musste sein. Es ist kein Geheimnis, wie sehr ich den Charakter Silke „Alberich“ Haller liebe und natürlich hat dadurch das Ship Alberich x Boerne bei mir einen besonderen Stellenwert. Und dennoch bin ich eine absolute Verfechterin davon, dass im Canon bitte alles so bleibt, wie es ist. Ich will nicht, dass sich da irgendetwas an dem Gefüge verändert. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Deshalb vielleicht auch mein Hang das Ganze auf der Polyebene weiterzuspinnen.

Seit Rhythm & Love – was inzwischen mein absoluter Liebling aus Münster ist – bin ich eigentlich nur noch maßlos enttäuscht vom Canon. So sehr, dass ich eigentlich keine Lust mehr auf die neuen Filme habe und deshalb auch MagicMom tunlichst meide. Irgendwie treibt mich deshalb die Frage um, warum ich das eigentlich so unbedingt will, dass es bei diesem Status Quo bleibt. Was stößt mir eigentlich in den letzten Filmen immer wieder so sauer auf?

Dank wirklich wertvoller und inspirierender Gespräche mit der Community in den letzten Tagen habe ich mir das alles mal durch eine sehr kritische Brille angesehen und mir viele unangenehme Fragen gestellt. Vor allem die eine habe ich immer wieder in meinem Kopf gewälzt: Was spricht denn gegen Alberich x Boerne? Also was über den Fakt hinaus, dass Alberich was Besseres verdient hat. Denn das ist für mich etwas, dass nur sie ganz allein entscheiden sollte.

Das hier ist meine Antwort. Sie ist nicht besonders schön. Deswegen ist das auch absolut nichts für Liebhaber:innen dieses Ships und auch nichts für Hardcorefans von Boerne. Ich stelle ihm hier kein besonders gutes Zeugnis aus. Und irgendwie Alberich, meinem erklärten Liebling, auch nicht. Ich gehe ziemlich hart mit beiden ins Gericht. Der gewählte Song ist auch etwas hart vielleicht und soll keinesfalls vergleichend sein. Bei Billie Eilish geht’s um viel krasseren Tobak. Aber einzelne Textstellen haben mich eben ins Grübeln gebracht.

Steinigt mich also bitte nicht gleich. Das habe ich schon selbst gemacht. Immerhin habe ich hier eines meiner Lieblingsships quasi einmal demontiert. Aber das war wichtig. Es bringt nichts, immer in der eigenen Bubble zu sitzen und sich im Recht zu sehen. Manchmal muss man sich damit eben konfrontieren. Mit den ganz schwierigen, unangenehmen Fragen, auch und gerade dann, wenn’s richtig wehtut.



Nr. 40: Des Teufels langer Atem – Deine Macht


(„Your Power“ – Billie Eilish)

Try not to abuse your power
I know we didn't choose to change
You might not wanna lose your power
But having it's so strange


Sie gab sich selbst die Schuld. Und genau das war das Problem.

Zunächst war sie nur wütend auf sich selbst gewesen. Das war beinahe schon ein Reflex, wenn sie sich von ihm zu irgendeiner völlig sinnbefreiten Aktion breitschlagen ließ. So auch dieses Mal. „Erfolg.“ Zischte sie erneut grimmig, während sie sich durch das dunkle Münster auf den Heimweg machte.

Nichts an diesem Einbruch war auch nur im Ansatz ein Erfolg gewesen, außer dass sie sich fast erfolgreich das Genick gebrochen hatte. Vermutlich hatte er sie tatsächlich auch nur deshalb aufgefangen, weil er nicht wollte, dass sie monatelang ausfiel.

Das stach mehr als es sollte, dass ihr einziger Wert darin bestand, dass sie seine beste Arbeitskraft war. Eine, die er nach Belieben vor seinen Karren spannen konnte. Denn der Mistkerl wusste es ganz genau. Wusste, dass sie niemals ‚Nein‘ sagen konnte, wenn er sich so richtig ins Zeug legte. Wenn er sie im wahrsten Sinne bekniete.

Und dieses Mal hatte er sie gleich doppelt ausgespielt. Erst die Karte des Vorgesetzten und dann die schmutzige, unfaire „Ich kann nicht ohne Sie.“ hinterher.

She said you were a hero, you played the part
But you ruined her in a year, don't act like it was hard
And you swear you didn't know
No wonder why you didn't ask


Und sie blöde Kuh hatte nachgegeben. Wie immer. Hatte sich erneut einspannen, benutzen lassen. Das willige Werkzeug in seiner Hand. Dabei müsste sie es doch nach all den Jahren besser wissen. Das hier. Das war doch genau sein Ding. Das war, worin er jeden anderen problemlos schlug. Bequatschen, manipulieren, Honig ums Maul schmieren, die Schwäche des Gegenübers ausnutzen und dann zuschlagen, wenn es sich anbot.

Er machte das so oft. Mit Thiel, mit Vivian und seit über 20 Jahren mit ihr. Das Schlimmste war wohl, dass sie ihm nicht mal einen Vorwurf machen konnte. Denn vermutlich tat er es wirklich nie mit Absicht. Vermutlich war es wirklich alles nur dem geschuldet, dass er es nicht verstand. Diesen Missbrauch seiner Macht über andere.

Thiels tiefe Freundschaft, Vivians anfängliche Bewunderung für den brillanten Professor, ihre eigene bedingungslose Liebe. Alles nur Tools in einem Set, dass er nach Lust und Laune einsetzte, ohne zu begreifen, was er da eigentlich bediente. Welchen Schaden er anrichten konnte, wenn er sich verschätzte.

I thought that I was special, you made me feel
Like it was my fault you were the devil, lost your appeal
Does it keep you in control?
For you to keep her in a cage?


Sie sollte längst über all diesen Dingen stehen. Viel zu oft behauptete sie genau das. Alles Lüge. Wenn er pfiff, dann sprang sie. So einfach, so simpel, so traurig war das. Sie hatte längst nicht mehr die Energie sich dagegen zu wehren. Also erlaubte sie es ihm, sie zu halten wie einen Vogel im goldenen Käfig, der sich genüsslich nach den paar Brocken Aufmerksamkeit reckte, die er ihr hier und da hinwarf.

Ein unbedachtes Liebesgeständnis hier. Ein unüberlegter, definitiv übergriffiger Kuss da. Sie nahm es alles hin. Mehr noch. Sie verzerrte sich danach, ohne es wirklich ernsthaft und mit Nachdruck infrage zu stellen. Erbärmlich? Sicher. Vielleicht hatte sie mittlerweile mehr mit einem gezähmten Zaunkönig gemein, als ihr lieb war.

Und natürlich hoffte sie, naiv wie sie manchmal war, immer noch auf Besserung. Hoffte, dass es ihm irgendwann, wie Schuppen von den Augen fallen würde, dass man Menschen nicht so behandelte. Vor allem nicht solchen, die einem etwas bedeuteten, zumindest irgendwie ein bisschen. Hoffte, dass er sich seiner Macht bewusstwurde und sie anders einsetzte. Sie hoffte, solang sie das eben noch konnte. Solang, bis sie kein bloßer Spielball mehr für ihn war. Solang bis es nicht mehr wehtat. Und wenn doch, dann hoffte sie eben auf etwas anderes. Auf das Entlieben, auf das Entkommen aus dem Käfig so unwahrscheinlich das auch war.

Try not to abuse your power
I know we didn't choose to change
You might not wanna lose your power
But power isn't pain
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