Auf den Spuren des Dimensionskäfigs
von Grusha
Kurzbeschreibung
Zwei Jahre sind seit dem Vorfall mit Dr. Hawkin vergangen. Evelyn lebt das Leben, das sie sich immer gewünscht hat. Doch schon bald wird für sie der Traum zum Alptraum. Cain ist von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Verzweifelt denkt sie darüber nach, dass er sie verlassen hat, doch Able glaubt, dass etwas anderes dahinter steckt. Zusammen macht sich das ungleiche Duo auf die Suche, um Cain zu finden. Auf ihrer gemeinsamen Reise, lernen die beiden sich besser kennen. Plötzlich taucht Cain genauso schnell wieder auf, wie er verschwunden ist. Evelyn könnte nicht glücklicher sein, doch bricht für sie eine Welt zusammen. Er erinnert sich nicht mehr an sie. Aus purer Verzweiflung heraus sucht sie Hilfe bei Andrew, dem ehemaligen Wissenschaftler der Forschungseinrichtung. Durch seine Untersuchungen findet Andrew schon bald etwas erschreckendes heraus und auch Able ist ein bestimmtes Detail nicht entgangen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Können sie das Rätsel um Cain lösen?
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / Het
OC (Own Character)
SCP-073 / Cain
01.07.2022
30.04.2023
19
47.904
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01.07.2022
2.199
Hier findest du den Vorgänger
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Es ist ein wunderschöner Tag draußen. Die Vögel singen, die Schafe blöken. Able liegt faul in der Hängematte im Wintergarten und lauscht dieser friedvollen Stille. Evelyn steht in der Küche und bereitet einen Teil des Abendessens vor. Die gleichmäßigen Geräusche des Meeres haben Able schläfrig gemacht. Er öffnet entspannt seine grauen Augen, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Als er den Stand des kleinen Zeigers sieht, hat er binnen weniger Sekunden genervt das Gesicht verzogen. „Und vorbei ist es mit der Ruhe in drei...zwei...eins...“
„Daddy!“ Kaum hat Cain die Tür geöffnet, wird er von vier aufgedrehten Kindern begrüßt. „Hallo, meine Süßen!“ Alvaro, sein Erstgeborener springt ihm regelrecht ins Gesicht und krallt sich an ihm fest. Abel, sein Zweitgeborener und nach seinem Bruder benannter Sohn klammert sich an seinem rechten Bein fest, während die Zwillingsmädchen Hannah und Zoe an jeweils einem seiner Arme hängen. „Du meine Güte, lasst mich doch erst einmal reinkommen.“ Der vierfache Familienvater kann sich beinahe nicht mehr rühren. Able hat sich aus der Hängematte geschält, um sich das Spektakel anzusehen. „Heilige Scheiße, erinnert mich bloß daran niemals Kinder in die Welt zu setzen. Diese nervigen Blagen sind noch schlimmer als du, Cain.“ Der eben Angesprochene lacht einmal belustigt. „Du bist noch immer genauso herzlos wie früher. Kinder, wollt ihr nicht eure unbändige Liebe mit eurem Onkel teilen?“
„Auf ihn!“ Sofort lässt die Viererbande ihren Papa los, um sich direkt auf ihren mürrischen Onkel zu stürzen. „Was zur...? Lasst mich los, ihr elenden Plagegeister!“
Evelyn schnauft einmal belustigt. „Schön, dass du wieder da bist.“ Sie umarmt Cain und gibt ihm einen liebevollen Kuss. „Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“
„Nein, leider nicht. Aber dafür ist mir ein richtig dicker Fang gelungen. Mädchen, lasst von Onkel Able noch etwas übrig. Wenn ihr ihn umbringt gibt es heute nichts zum Abendessen. Ich brauche ihn noch.“ Sofort lassen seine Zwillingsmädchen von ihm ab. „Papa, du hast uns eine Überraschung versprochen!“
„Eine Überraschung, du hast versprochen!“
Cain muss lachen. „Ich weiß und ich habe es nicht vergessen. Die bekommt ihr aber nur wenn ich später leere Teller sehe.“ Er weiß eben genau wie er seine zwei Wirbelwinde bändigen kann. Evelyn schmunzelt. „Ich bin jeden Tag auf's neue erstaunt, wie gut du sie im Griff hast. Auf mich hören die beiden einfach nicht.“ Die Braunhaarige tauscht zarte Küsse mit ihm aus. „Oh Gott, nehmt euch ein Zimmer“, stöhnt Able genervt. „Wie bitte? Ich glaube du vergisst hier was. Cain und ich wohnen hier, du wirst nur geduldet.“ Eine dicke Wutader hat sich an seiner Schläfe gebildet. „Was...hast...du...gesagt?“
Able baut sich vor Evelyn auf und beugt sich drohend zu ihr herunter. „Sag das nochmal, Püppchen...“ Sie starrt ihn mit ihren smaragdgrünen Augen an. Plötzlich schnellt sie nach vorne, um Able einen Kuss auf den Mund zu geben. „Du wirst nur geduldet!“ Ganz perplex, hat er diese Aktion nicht kommen sehen. Er weicht zurück und wischt sich angewidert mit dem Unterarm mehrmals über den Mund. „Igitt, ist das widerlich!“ Cain bricht in schallendes Gelächter aus. „Jetzt weißt du endlich mal wie das ist, kleiner Bruder. Aber wenn du das nochmal machst, bekommst du Ärger mit mir, Evelyn.“ Sie hält sich verstohlen eine Hand vor den Mund und kichert. „Na gut, ich verzeihe dir. Komm schon, Able, ich brauch mal eben zwei helfende Hände.“ Der sture Bock grummelt einmal leise und wirft Evelyn lediglich einen vernichtenden Blick zu. Bevor sich die beiden Zwillingsmädchen an ihm rächen, geht er lieber die Bitte seines Bruders erfüllen. Auch ihre zwei älteren Brüder sind durchaus bereit ihre Mutter zu verteidigen, wobei Abel eine ganz besondere Bindung zu seinem herzlosen Onkel hat. „Alter, das ist doch nicht dein Ernst. Wo hast du den Brocken denn rausgezogen?“ Able traut seinen Augen nicht, als er den riesigen Thunfisch am Strand herumliegen sieht. „Ich hatte einfach Glück, dass er sich in eine der Fallen verfangen hat. Eigentlich war ich auf Hummer und Langusten aus gewesen, aber dieser fette Fisch wird uns eine Woche lang ernähren. Komm, tragen wir ihn rein. Für mich alleine ist er einfach zu schwer.“
Obwohl Able mehr ein Fleischfresser ist, hat er sich inzwischen damit abgefunden von den Geschenken des Meeres zu leben. Immerhin bietet man ihm Nahrung und ein bequemes Bett. Ab und zu schlachtet er auch mal eines seiner Lämmer zu besonderen Anlässen. Doch meistens verwenden sie die Milch der Tiere oder verkaufen ihre Wolle. „Also gut, bringen wir es hinter uns.“ Die beiden ungleichen Brüder packen den Thunfisch am Kopf und am Schwanz, um ihn gemeinsam in die Küche zu tragen. Evelyn gibt einen erstaunten Laut von sich. „Cain, was hast du getan? Wie soll ich denn den Brocken auseinandernehmen?“
„Keine Sorge, Liebling. Ich mach das schon für dich. Hannah, Zoe, geht bitte auf euer Zimmer. Das Ausnehmen ist nicht für eure Augen bestimmt.“ Die beiden Mädchen werden von Abel nach oben gebracht. „Okay, dann fangen wir mal an. Alvaro, komm her.“ Er drückt seinem ältesten Sohn ein Messer in die Hand. „Ähm...Dad...ich glaube nicht, dass ich das tun sollte. Und hast du nicht eben noch gesagt du machst das?“ Cain wuschelt ihm durch seine schwarzen Haare. „Versuche nicht dich zu drücken, Junge. Ich werde dir beibringen wie man einen Fisch ausnimmt.“ Der kleine Mini-Cain schaut einmal unsicher auf das riesige Ungeheuer. „Aber ich kann das nicht, Dad...“
„Ich kann das nicht. Ich bin nicht gut genug. Ich werde es ohnehin nicht schaffen. Wenn du dir solche Dinge einredest wird es auch nicht klappen. Denk daran was dein Urgroßvater immer gesagt hat. Na komm, ich helfe dir.“ Eine liebevolle Erinnerung durchströmt den Jungen plötzlich. Tonio hat ihm zu Lebzeiten viel beigebracht. Er ist noch immer sehr traurig, da sein geliebter Uropa letztes Jahr verstorben ist.
„Gut, ich versuche es.“ Cain umfasst das Handgelenk von Alvaro und führt ihn. Zusammen setzen sie einen gezielten Schnitt, um den Bauch des Thunfisches zu öffnen. Ihm kommt nur wenig Blut entgegen, da sein Vater dem Fisch unten am Strand schon die Kehle durchstochen hat. Er zeigt seinem Sohn wie man einen Fisch richtig ausnimmt. „Bei der Gallenblase musst du sehr vorsichtig sein. Wenn man sie beschädigt wird der Fisch ungenießbar.“ Alvaro muss zugeben, dass es ihm Spaß gemacht hat. Allerdings übernimmt es Cain selber den Thunfisch zu zerlegen. Das riesige Tier wird in Portionen unterteilt und danach fachgerecht verpackt und im Tiefkühler gelagert. Lediglich ein Teilfilet kommt an diesem Abend auf den Essenstisch. Cain sieht einmal zu Evelyn herüber. In den letzten Jahren haben sich ihre Kochkünste enorm verbessert. Sie kann inzwischen nach purer Herzenslust die verschiedensten Gerichte zaubern, da weder ihr Lebensgefährte noch ihre gemeinsamen Kinder von einer lästigen Teilanomalie behindert werden. Der Schwarzhaarige stopft sich etwas gebratene Aubergine in den Mund. Nebenbei füttert er Hannah, während Evelyn sich um Zoe kümmert. Obwohl seine beiden Mädchen in dem zarten Alter schon großes Talent zeigen, sind sie beim Thema Essen beide noch äußerst ungeschickt. Cain kann sich noch gut daran erinnern, als er nach der Entfernung seines Defizit angefangen hat pflanzliche Nahrung zu sich zu nehmen. Sein Körper war so sehr an die eiweißreiche Ernährung gewöhnt, dass er über einen langen Zeitraum unter bestialischen Bauchschmerzen und starken Durchfällen gelitten hat.
Evelyn hat ihn damals angefleht damit aufzuhören, doch er hat die schwere Zeit tapfer durchgestanden. Irgendwann hat sich sein Verdauungstrakt daran gewöhnt und nun ist er in der Lage so ziemlich alles zu essen. „Du hast uns eine Überraschung versprochen, Papa!“ Cain muss sein Wort halten, denn die Zwillinge haben ihre Teller leer gegessen. „Stimmt. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob die Überraschung noch in eure kleinen Bäuchlein passt.“ Er geht zum Froster und holt einige kleine Eisbecher heraus. „Überraschung! Papa hat Eis gemacht!“ Die Begeisterung bei den Zwillingen ist groß. Leckeres Speiseeis herzustellen hat Alica ihm einmal beigebracht. Cain hat von der alten Dame mehr gelernt als all die Jahre wo er in Gefangenschaft war. Evelyn lacht. „Du machst wirklich keine Kompromisse, was?“
„Keinesfalls. Immerhin sollen die beiden Disziplin und Ordnung lernen.“ Abel kichert und hätte sich fast an seinem Eis verschluckt. Immerhin hat auch er seinen Teller leer gegessen. „Beides, was man von Onkel Able nicht behaupten kann...“ Der mürrische Griesgram wirft seinem Neffen einen warnenden Blick zu. „Wo er Recht hat...“ Cain bläst die Backen auf, da Able Anstalten macht ihm eine überzuziehen. „Ich an deiner Stelle würde mal einen Gang zurückschalten, Able. Du bist alleine diesen Monat schon zweimal gestorben.“ Der aufkommende Wutanfall wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bevor das ganze eskaliert und ihre Zwillingsmädchen traumatisiert werden, besänftigt Evelyn ihn besser. „Okay, vielleicht beruhigen wir uns alle wieder. Abel, hör auf deinen Onkel zu ärgern. Und vielleicht solltest du dich in die Hängematte legen und ich mache dir noch eine Pizza mit einem dicken Käserand.“
Ihr Angebot scheint Wirkung zu zeigen, denn sein aufkommender Wutanfall legt sich wieder. Später knabbert er in aller Ruhe an seiner heiß geliebten Pizza herum. In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Cain und Able deutlich verbessert. Er hat ohnehin lange gebraucht, um Evelyn mit seinem jüngeren Bruder alleine zu lassen. Nachdem sie ihren Streit beendet hatten, hat Able dennoch regelmäßige Wutanfälle bekommen und hat alles in seiner Umgebung in Schutt und Asche gelegt. Alte Gewohnheiten lassen sich eben nur schwer ablegen. Zu seinem Glück hat er mittlerweile gelernt seine Wutausbrüche zu kontrollieren. Meistens jedenfalls.
Es ist spät geworden. Cain hat seinen Mädchen die Zähne geputzt und hat sie ins Bett gebracht. Sie teilen sich ein Zimmer und lauschen der Geschichte, die ihr Vater gerade vorliest. Er ist nicht einmal bis zum Ende gekommen, da sind Hannah und Zoe schon eingeschlafen. Cain lächelt. Er gibt seinen Töchtern noch einen Kuss und deckt sie anständig zu. Danach schaltet er das Licht aus, knipst das Nachtlicht an und geht. „Schlaft gut, meine Prinzessinnen...“
Als nächstes wird sich der vierfache Super-Daddy um seine beiden Jungs kümmern. Auch wenn seine Söhne schon etwas älter sind, haben auch sie ihre festen Rituale, die jeden Abend erfüllt werden müssen. Alvaro ist momentan sehr rauflustig, weshalb er erst ins Bett geht, wenn ihn sein Vater dreimal in Tic Tac Toe besiegt hat. „Oh Mann...“, stöhnt der Junge, als er dreimal in Folge eiskalt vernichtet wird. „Du bist einfach zu klug für mich, Dad. Das ist voll unfair.“
„Von wegen“, lacht er. „Du machst es mir nicht leicht.“ Er gibt Alvaro einen Kuss auf die Stirn. „Sei brav und schlaf jetzt.“ Der Mini-Cain kuschelt sich unter seine Decke. „Hab dich lieb, Papa.“
„Ich hab dich auch lieb. Gute Nacht, mein Großer.“ Abel ist doch ein paar Jahre jünger als sein großer Bruder, was man auch an seinem Verhalten merkt. Der vorlaute Bengel ist tagsüber frech und energiegeladen, doch nachts fürchtet er die Dunkelheit. Cain hat seinem Zweitgeborenen ein sehr helles Nachtlicht gebastelt, damit er keine Angst hat. Der Junge hat schon auf seinen Papa gewartet. Er legt sich zu Abel ins Bett und bleibt solange bei ihm, bis er eingeschlafen ist. Seine Mädchen wollen Geschichten hören, sein Erstgeborener fordert ihn heraus und sein Zweitgeborener braucht Gesellschaft beim Einschlafen. Diese unterschiedlichen Rituale hält er jeden Abend ab.
Zusammen mit Evelyn ergänzen sie sich gegenseitig. Während sie hauptsächlich den Haushalt und das Kochen erledigt, kümmert sich Cain um die Kindererziehung. Der vernarrte Familienvater ist sehr geduldig und würde für seinen Nachwuchs sogar einen Eselstritt einstecken. Wobei das dem Esel wahrscheinlich mehr wehtut als ihm. Durch Zufall hat er nämlich herausgefunden, dass seine Schadensreflektion auch bei Tieren funktioniert. Able hingegen hat nicht viel für seine Nichten und Neffen übrig. Zumindest gibt er es nicht zu. Ihn könnte man eher als den neuen Wachhund der Familie bezeichnen. Maya ist schon vor einer ganzen Weile gestorben.
Und nun ist es Able, der über Haus und Hof wacht. Seinen sensiblen Ohren entgeht so leicht nichts und dank seiner anomalen Eigenschaften ist es extrem schwer ihn zu besiegen. Also kurz gesagt: Der perfekte Torwächter. Auch wenn er zu seinem älteren Bruder eine bessere Beziehung pflegt, doch tief in seinem Inneren ist er immer noch äußerst bösartig. Er toleriert das Ganze auch nur weil er keine Lust hat sich selbst versorgen zu müssen. Da geht er ganz nach dem Motto: Die Hand, die dich füttert beißt man nicht.
Cain hat alles erledigt und legt sich nun zu Evelyn ins Bett. Sofort schmust sie sich an ihn und stöhnt einmal leise. „Danke, dass du dich immer so gut um alle kümmerst. Ohne dich wäre ich echt aufgeschmissen.“ Die beiden kuscheln miteinander. „Weißt du, ich habe mir etwas überlegt womit wir etwas Abwechslung schaffen können. Was hältst du davon, wenn wir alle zusammen einen Familienausflug machen?“ Sie lacht. „Das wird Able nicht gefallen. Du weißt wie sehr er Ausflüge hasst.“
„Natürlich weiß ich das. Er ist die absolute Spaßbremse. Und genau deswegen werde ich ihn erst recht mitschleppen.“ Die Braunhaarige schmunzelt. „Klingt super. Das wird bestimmt lustig.“ Evelyn ist gespannt, was für eine Art von Ausflug Cain sich vorgestellt hat. Sie wird morgen mit ihm darüber reden. Doch nun will sie erst einmal eine angenehme und ruhige Nacht mit ihm verbringen.
https://www.fanfiktion.de/s/61d497610005cbeb259878a3/1/Die-verbotene-Liebe-zweier-Herzen
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Es ist ein wunderschöner Tag draußen. Die Vögel singen, die Schafe blöken. Able liegt faul in der Hängematte im Wintergarten und lauscht dieser friedvollen Stille. Evelyn steht in der Küche und bereitet einen Teil des Abendessens vor. Die gleichmäßigen Geräusche des Meeres haben Able schläfrig gemacht. Er öffnet entspannt seine grauen Augen, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Als er den Stand des kleinen Zeigers sieht, hat er binnen weniger Sekunden genervt das Gesicht verzogen. „Und vorbei ist es mit der Ruhe in drei...zwei...eins...“
„Daddy!“ Kaum hat Cain die Tür geöffnet, wird er von vier aufgedrehten Kindern begrüßt. „Hallo, meine Süßen!“ Alvaro, sein Erstgeborener springt ihm regelrecht ins Gesicht und krallt sich an ihm fest. Abel, sein Zweitgeborener und nach seinem Bruder benannter Sohn klammert sich an seinem rechten Bein fest, während die Zwillingsmädchen Hannah und Zoe an jeweils einem seiner Arme hängen. „Du meine Güte, lasst mich doch erst einmal reinkommen.“ Der vierfache Familienvater kann sich beinahe nicht mehr rühren. Able hat sich aus der Hängematte geschält, um sich das Spektakel anzusehen. „Heilige Scheiße, erinnert mich bloß daran niemals Kinder in die Welt zu setzen. Diese nervigen Blagen sind noch schlimmer als du, Cain.“ Der eben Angesprochene lacht einmal belustigt. „Du bist noch immer genauso herzlos wie früher. Kinder, wollt ihr nicht eure unbändige Liebe mit eurem Onkel teilen?“
„Auf ihn!“ Sofort lässt die Viererbande ihren Papa los, um sich direkt auf ihren mürrischen Onkel zu stürzen. „Was zur...? Lasst mich los, ihr elenden Plagegeister!“
Evelyn schnauft einmal belustigt. „Schön, dass du wieder da bist.“ Sie umarmt Cain und gibt ihm einen liebevollen Kuss. „Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“
„Nein, leider nicht. Aber dafür ist mir ein richtig dicker Fang gelungen. Mädchen, lasst von Onkel Able noch etwas übrig. Wenn ihr ihn umbringt gibt es heute nichts zum Abendessen. Ich brauche ihn noch.“ Sofort lassen seine Zwillingsmädchen von ihm ab. „Papa, du hast uns eine Überraschung versprochen!“
„Eine Überraschung, du hast versprochen!“
Cain muss lachen. „Ich weiß und ich habe es nicht vergessen. Die bekommt ihr aber nur wenn ich später leere Teller sehe.“ Er weiß eben genau wie er seine zwei Wirbelwinde bändigen kann. Evelyn schmunzelt. „Ich bin jeden Tag auf's neue erstaunt, wie gut du sie im Griff hast. Auf mich hören die beiden einfach nicht.“ Die Braunhaarige tauscht zarte Küsse mit ihm aus. „Oh Gott, nehmt euch ein Zimmer“, stöhnt Able genervt. „Wie bitte? Ich glaube du vergisst hier was. Cain und ich wohnen hier, du wirst nur geduldet.“ Eine dicke Wutader hat sich an seiner Schläfe gebildet. „Was...hast...du...gesagt?“
Able baut sich vor Evelyn auf und beugt sich drohend zu ihr herunter. „Sag das nochmal, Püppchen...“ Sie starrt ihn mit ihren smaragdgrünen Augen an. Plötzlich schnellt sie nach vorne, um Able einen Kuss auf den Mund zu geben. „Du wirst nur geduldet!“ Ganz perplex, hat er diese Aktion nicht kommen sehen. Er weicht zurück und wischt sich angewidert mit dem Unterarm mehrmals über den Mund. „Igitt, ist das widerlich!“ Cain bricht in schallendes Gelächter aus. „Jetzt weißt du endlich mal wie das ist, kleiner Bruder. Aber wenn du das nochmal machst, bekommst du Ärger mit mir, Evelyn.“ Sie hält sich verstohlen eine Hand vor den Mund und kichert. „Na gut, ich verzeihe dir. Komm schon, Able, ich brauch mal eben zwei helfende Hände.“ Der sture Bock grummelt einmal leise und wirft Evelyn lediglich einen vernichtenden Blick zu. Bevor sich die beiden Zwillingsmädchen an ihm rächen, geht er lieber die Bitte seines Bruders erfüllen. Auch ihre zwei älteren Brüder sind durchaus bereit ihre Mutter zu verteidigen, wobei Abel eine ganz besondere Bindung zu seinem herzlosen Onkel hat. „Alter, das ist doch nicht dein Ernst. Wo hast du den Brocken denn rausgezogen?“ Able traut seinen Augen nicht, als er den riesigen Thunfisch am Strand herumliegen sieht. „Ich hatte einfach Glück, dass er sich in eine der Fallen verfangen hat. Eigentlich war ich auf Hummer und Langusten aus gewesen, aber dieser fette Fisch wird uns eine Woche lang ernähren. Komm, tragen wir ihn rein. Für mich alleine ist er einfach zu schwer.“
Obwohl Able mehr ein Fleischfresser ist, hat er sich inzwischen damit abgefunden von den Geschenken des Meeres zu leben. Immerhin bietet man ihm Nahrung und ein bequemes Bett. Ab und zu schlachtet er auch mal eines seiner Lämmer zu besonderen Anlässen. Doch meistens verwenden sie die Milch der Tiere oder verkaufen ihre Wolle. „Also gut, bringen wir es hinter uns.“ Die beiden ungleichen Brüder packen den Thunfisch am Kopf und am Schwanz, um ihn gemeinsam in die Küche zu tragen. Evelyn gibt einen erstaunten Laut von sich. „Cain, was hast du getan? Wie soll ich denn den Brocken auseinandernehmen?“
„Keine Sorge, Liebling. Ich mach das schon für dich. Hannah, Zoe, geht bitte auf euer Zimmer. Das Ausnehmen ist nicht für eure Augen bestimmt.“ Die beiden Mädchen werden von Abel nach oben gebracht. „Okay, dann fangen wir mal an. Alvaro, komm her.“ Er drückt seinem ältesten Sohn ein Messer in die Hand. „Ähm...Dad...ich glaube nicht, dass ich das tun sollte. Und hast du nicht eben noch gesagt du machst das?“ Cain wuschelt ihm durch seine schwarzen Haare. „Versuche nicht dich zu drücken, Junge. Ich werde dir beibringen wie man einen Fisch ausnimmt.“ Der kleine Mini-Cain schaut einmal unsicher auf das riesige Ungeheuer. „Aber ich kann das nicht, Dad...“
„Ich kann das nicht. Ich bin nicht gut genug. Ich werde es ohnehin nicht schaffen. Wenn du dir solche Dinge einredest wird es auch nicht klappen. Denk daran was dein Urgroßvater immer gesagt hat. Na komm, ich helfe dir.“ Eine liebevolle Erinnerung durchströmt den Jungen plötzlich. Tonio hat ihm zu Lebzeiten viel beigebracht. Er ist noch immer sehr traurig, da sein geliebter Uropa letztes Jahr verstorben ist.
„Gut, ich versuche es.“ Cain umfasst das Handgelenk von Alvaro und führt ihn. Zusammen setzen sie einen gezielten Schnitt, um den Bauch des Thunfisches zu öffnen. Ihm kommt nur wenig Blut entgegen, da sein Vater dem Fisch unten am Strand schon die Kehle durchstochen hat. Er zeigt seinem Sohn wie man einen Fisch richtig ausnimmt. „Bei der Gallenblase musst du sehr vorsichtig sein. Wenn man sie beschädigt wird der Fisch ungenießbar.“ Alvaro muss zugeben, dass es ihm Spaß gemacht hat. Allerdings übernimmt es Cain selber den Thunfisch zu zerlegen. Das riesige Tier wird in Portionen unterteilt und danach fachgerecht verpackt und im Tiefkühler gelagert. Lediglich ein Teilfilet kommt an diesem Abend auf den Essenstisch. Cain sieht einmal zu Evelyn herüber. In den letzten Jahren haben sich ihre Kochkünste enorm verbessert. Sie kann inzwischen nach purer Herzenslust die verschiedensten Gerichte zaubern, da weder ihr Lebensgefährte noch ihre gemeinsamen Kinder von einer lästigen Teilanomalie behindert werden. Der Schwarzhaarige stopft sich etwas gebratene Aubergine in den Mund. Nebenbei füttert er Hannah, während Evelyn sich um Zoe kümmert. Obwohl seine beiden Mädchen in dem zarten Alter schon großes Talent zeigen, sind sie beim Thema Essen beide noch äußerst ungeschickt. Cain kann sich noch gut daran erinnern, als er nach der Entfernung seines Defizit angefangen hat pflanzliche Nahrung zu sich zu nehmen. Sein Körper war so sehr an die eiweißreiche Ernährung gewöhnt, dass er über einen langen Zeitraum unter bestialischen Bauchschmerzen und starken Durchfällen gelitten hat.
Evelyn hat ihn damals angefleht damit aufzuhören, doch er hat die schwere Zeit tapfer durchgestanden. Irgendwann hat sich sein Verdauungstrakt daran gewöhnt und nun ist er in der Lage so ziemlich alles zu essen. „Du hast uns eine Überraschung versprochen, Papa!“ Cain muss sein Wort halten, denn die Zwillinge haben ihre Teller leer gegessen. „Stimmt. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob die Überraschung noch in eure kleinen Bäuchlein passt.“ Er geht zum Froster und holt einige kleine Eisbecher heraus. „Überraschung! Papa hat Eis gemacht!“ Die Begeisterung bei den Zwillingen ist groß. Leckeres Speiseeis herzustellen hat Alica ihm einmal beigebracht. Cain hat von der alten Dame mehr gelernt als all die Jahre wo er in Gefangenschaft war. Evelyn lacht. „Du machst wirklich keine Kompromisse, was?“
„Keinesfalls. Immerhin sollen die beiden Disziplin und Ordnung lernen.“ Abel kichert und hätte sich fast an seinem Eis verschluckt. Immerhin hat auch er seinen Teller leer gegessen. „Beides, was man von Onkel Able nicht behaupten kann...“ Der mürrische Griesgram wirft seinem Neffen einen warnenden Blick zu. „Wo er Recht hat...“ Cain bläst die Backen auf, da Able Anstalten macht ihm eine überzuziehen. „Ich an deiner Stelle würde mal einen Gang zurückschalten, Able. Du bist alleine diesen Monat schon zweimal gestorben.“ Der aufkommende Wutanfall wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bevor das ganze eskaliert und ihre Zwillingsmädchen traumatisiert werden, besänftigt Evelyn ihn besser. „Okay, vielleicht beruhigen wir uns alle wieder. Abel, hör auf deinen Onkel zu ärgern. Und vielleicht solltest du dich in die Hängematte legen und ich mache dir noch eine Pizza mit einem dicken Käserand.“
Ihr Angebot scheint Wirkung zu zeigen, denn sein aufkommender Wutanfall legt sich wieder. Später knabbert er in aller Ruhe an seiner heiß geliebten Pizza herum. In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Cain und Able deutlich verbessert. Er hat ohnehin lange gebraucht, um Evelyn mit seinem jüngeren Bruder alleine zu lassen. Nachdem sie ihren Streit beendet hatten, hat Able dennoch regelmäßige Wutanfälle bekommen und hat alles in seiner Umgebung in Schutt und Asche gelegt. Alte Gewohnheiten lassen sich eben nur schwer ablegen. Zu seinem Glück hat er mittlerweile gelernt seine Wutausbrüche zu kontrollieren. Meistens jedenfalls.
Es ist spät geworden. Cain hat seinen Mädchen die Zähne geputzt und hat sie ins Bett gebracht. Sie teilen sich ein Zimmer und lauschen der Geschichte, die ihr Vater gerade vorliest. Er ist nicht einmal bis zum Ende gekommen, da sind Hannah und Zoe schon eingeschlafen. Cain lächelt. Er gibt seinen Töchtern noch einen Kuss und deckt sie anständig zu. Danach schaltet er das Licht aus, knipst das Nachtlicht an und geht. „Schlaft gut, meine Prinzessinnen...“
Als nächstes wird sich der vierfache Super-Daddy um seine beiden Jungs kümmern. Auch wenn seine Söhne schon etwas älter sind, haben auch sie ihre festen Rituale, die jeden Abend erfüllt werden müssen. Alvaro ist momentan sehr rauflustig, weshalb er erst ins Bett geht, wenn ihn sein Vater dreimal in Tic Tac Toe besiegt hat. „Oh Mann...“, stöhnt der Junge, als er dreimal in Folge eiskalt vernichtet wird. „Du bist einfach zu klug für mich, Dad. Das ist voll unfair.“
„Von wegen“, lacht er. „Du machst es mir nicht leicht.“ Er gibt Alvaro einen Kuss auf die Stirn. „Sei brav und schlaf jetzt.“ Der Mini-Cain kuschelt sich unter seine Decke. „Hab dich lieb, Papa.“
„Ich hab dich auch lieb. Gute Nacht, mein Großer.“ Abel ist doch ein paar Jahre jünger als sein großer Bruder, was man auch an seinem Verhalten merkt. Der vorlaute Bengel ist tagsüber frech und energiegeladen, doch nachts fürchtet er die Dunkelheit. Cain hat seinem Zweitgeborenen ein sehr helles Nachtlicht gebastelt, damit er keine Angst hat. Der Junge hat schon auf seinen Papa gewartet. Er legt sich zu Abel ins Bett und bleibt solange bei ihm, bis er eingeschlafen ist. Seine Mädchen wollen Geschichten hören, sein Erstgeborener fordert ihn heraus und sein Zweitgeborener braucht Gesellschaft beim Einschlafen. Diese unterschiedlichen Rituale hält er jeden Abend ab.
Zusammen mit Evelyn ergänzen sie sich gegenseitig. Während sie hauptsächlich den Haushalt und das Kochen erledigt, kümmert sich Cain um die Kindererziehung. Der vernarrte Familienvater ist sehr geduldig und würde für seinen Nachwuchs sogar einen Eselstritt einstecken. Wobei das dem Esel wahrscheinlich mehr wehtut als ihm. Durch Zufall hat er nämlich herausgefunden, dass seine Schadensreflektion auch bei Tieren funktioniert. Able hingegen hat nicht viel für seine Nichten und Neffen übrig. Zumindest gibt er es nicht zu. Ihn könnte man eher als den neuen Wachhund der Familie bezeichnen. Maya ist schon vor einer ganzen Weile gestorben.
Und nun ist es Able, der über Haus und Hof wacht. Seinen sensiblen Ohren entgeht so leicht nichts und dank seiner anomalen Eigenschaften ist es extrem schwer ihn zu besiegen. Also kurz gesagt: Der perfekte Torwächter. Auch wenn er zu seinem älteren Bruder eine bessere Beziehung pflegt, doch tief in seinem Inneren ist er immer noch äußerst bösartig. Er toleriert das Ganze auch nur weil er keine Lust hat sich selbst versorgen zu müssen. Da geht er ganz nach dem Motto: Die Hand, die dich füttert beißt man nicht.
Cain hat alles erledigt und legt sich nun zu Evelyn ins Bett. Sofort schmust sie sich an ihn und stöhnt einmal leise. „Danke, dass du dich immer so gut um alle kümmerst. Ohne dich wäre ich echt aufgeschmissen.“ Die beiden kuscheln miteinander. „Weißt du, ich habe mir etwas überlegt womit wir etwas Abwechslung schaffen können. Was hältst du davon, wenn wir alle zusammen einen Familienausflug machen?“ Sie lacht. „Das wird Able nicht gefallen. Du weißt wie sehr er Ausflüge hasst.“
„Natürlich weiß ich das. Er ist die absolute Spaßbremse. Und genau deswegen werde ich ihn erst recht mitschleppen.“ Die Braunhaarige schmunzelt. „Klingt super. Das wird bestimmt lustig.“ Evelyn ist gespannt, was für eine Art von Ausflug Cain sich vorgestellt hat. Sie wird morgen mit ihm darüber reden. Doch nun will sie erst einmal eine angenehme und ruhige Nacht mit ihm verbringen.