Nicht Jeder ist das was er zu sein scheint
von Silka
Kurzbeschreibung
Die 17-jährige Alex ist auf der Flucht und zieht nach Forks um sich dort zu verstecken und ihren Schulabschluss zu machen. Dabei trifft Sie auf die Cullens, die ihr merkwürdig und faszinierend zu gleich sind. Wird Sie hinter das Geheimnis der fünf Geschwister kommen? Und werden sie im Gegenzug Alex Geheimnis lüften? Kommt mit und findet es heraus. Pairing: Alex & Edward
GeschichteRomance, Fantasy / P18 / Gen
Edward Anthony Masen Cullen
OC (Own Character)
23.06.2022
17.09.2023
13
46.152
6
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23.09.2022
3.216
Die letzten zwei Wochen sind zum Glück schnell rum gegangen. Was wohl auch zum Großteil daran liegt, das wir uns im großen und ganzen um die Organisation der Klassenfahrt und deren Ablauf kümmern. Jetzt dauert es nicht mehr lange bis es dann auch los geht. Und ich freue mich wirklich. Das einzige was meine Freude dämpft, ist die Tatsache das wir nicht fliegen werden, sondern mit dem Bus fahren müssen. Siebzehneinhalb Stunden. Vermutlich etwas länger. Das wird die Hölle. Deshalb muss ich auch vorher noch einmal ganz dringend entweder nach Port Angeles oder nach Seattle. Wobei ich eher zu letzterem tendiere. Ich brauche etwas zu lesen, jede Menge zu lesen und vielleicht eine neue CD, sonst überlebe ich diese Fahrt nicht. Und so brauche ich dann auch mit niemandem reden.
Deshalb setzte ich diesen Plan auch heute um. Die letzten zwei Stunden fallen nämlich wegen einer Lehrerversammlung aus, weshalb ich jetzt auch schleunigst zu sehe das ich hier weg komme, bevor noch einer der Jungs auf die Idee kommt mich an zu quatschen. In den letzten Wochen konnte ich sie mir erstaunlich gut vom Hals halten, aber man soll sein Glück ja nicht herausfordern. Ich halte noch kurz zu Hause an um Geld zu holen und zu sehen ob ich noch was einkaufen muss, wenn ich schon mal unterwegs bin. Und dann geht es auch schon los. Da ich nicht die Freundin von langsamen fahren bin, bin ich nach etwas mehr als zwei Stunden an meinem Ziel, Seattle. Nach dem ich mein Auto abgestellt habe, laufe ich erst mal ziellos durch die Straßen. Hier und da sehe ich mir einen Laden mal etwas genauer an, finde aber noch nicht das richtige. Da ich allerdings langsam Hunger bekomme, gehe ich erst was essen und finde auf dem weg einen Buchladen der sehr vielversprechend aussieht.
Nach dem mein Magen was zu tun hat, gehe ich in den Laden und sehe mich erst mal genau um. Es dauert auch gar nicht lange und ich verlasse den Laden mit fünf neuen Büchern und drei CD´s. Die Busfahrt kann kommen.
Schnell gehe ich noch einkaufen und mache mich dann wieder auf den Weg zum Auto und dann nach Hause.
Als ich zu Hause ankomme, steht ein großes Paket vor der Tür. Im ersten Moment bin ich etwas irritiert, dann fällt mir aber ein, dass es nur von Lilyana sein kann. Schnell auf den Absender gesehen und meine Vermutung bestätigt sich. Na jetzt bin ich wirklich neugierig. Schnell packe ich es aus und bin sofort begeistert. Lilyana hat sich mal wieder selbst übertroffen. Ich gehe gleich ins Bad um es an zu probieren und fühle mich Pudelwohl. Und, wie ich es schon erwartet habe, passt es wie angegossen. Genau das was mir gefällt.
Schnell mache ich ein Foto und schreibe Lilyana eine Mail mit dem Foto im Anhang. Während ich auf eine Antwort warte, räume ich meine Sachen weg, bis das Telefon klingelt. Überrascht gehe ich ran und frage mich wer das sein kann. „Sattler“ „Hi Alex, ich bin es“ Ein leichtes Grinsen schleicht sich in mein Gesicht. „Hi Lilyana. Danke für das super schöne Kleid” „Es freut mich das es dir gefällt und es steht dir super. Ich hab da noch ein paar Kleider die ich dir demnächst schicke. Es sind neue Entwürfe für meine neue Kollektion. Würde mich freuen wenn ich deine Meinung dazu bekomme“ „Natürlich. Aber wie geht es dir eigentlich?“ Für Lilyana bin ich so was wie eine lebende Anziehpuppe. Aber das stört mich nicht. „Ganz gut. Habe gut zu tun und bin viel unterwegs gewesen. Jetzt habe ich etwas mehr Zeit. Und wie ist es bei dir?“ „Soweit ganz gut. Bis jetzt habe ich meine Ruhe und es ist auch nicht weiter was schlimmes passiert“ Kurz erzähle ich Ihr von dem Unfall von vor eineinhalb Monaten. Im ersten Moment hat auch Lilyana daran gedacht das meine Tante mich gefunden haben könnte, aber den Gedanken verwirft auch Sie schnell wieder.
„Jetzt würde ich aber gerne wissen wofür du das Kleid eigentlich brauchst?“ „Wir fahren in zwei Wochen auf Klassenfahrt nach Schottland und müssen dort auf eine Ball, da wir zum Frühjahrsball der Schule nicht da sind. Und da ich die Kleider die man hier so bekommt kenne, war mir sofort klar das ich deine Hilfe brauche“ „Das ist ja wohl auch selbstverständlich. Du glaubst doch nicht das ich dich in einem Kleid von der Stange auf einen Ball lasse. Soweit kommt das noch“ Ein kurzes Lachen kann ich mir nicht verkneifen. Das ist so typisch für Sie. Wir reden noch über eine Stunde bis wir uns verabschieden. „Wenn du zurück bist, musst du mir unbedingt alles erzählen. Wie es dir gefallen hat und so weiter“ „Vor allem werde ich dir erzählen könne wie die Anderen dein Kleid fanden“ „Das natürlich auch. Also Alex bis dann und pass auf dich auf“ „Das mache ich Lilyana. Bis dann“ Das hat mal wieder gut getan mit jemandem zu reden der mich versteht. Da es schon etwas später ist, beschließe ich schon mal ein paar Sachen die ich mitnehmen will zu packen. Und da ich gerade so gut dabei bin, ist schnell alles gepackt was ich für die zwei Wochen in Schottland brauchen werde. Das Wetter wird die Zeit über zwar trüb sein, aber das stört mich nicht. Das einzige was stört ist die lange Fahrt und das wir morgens um vier Uhr los fahren. Aber gut, jetzt mache ich mich erst mal fertig und gehe schlafen.
Und ruck zuck sind die letzten zwei Wochen bis zur Fahrt rum und wir stehen pünktlich um halb vier auf dem Parkplatz der Schule. Noch ist es schön ruhig, da die Meisten noch mehr oder weniger schlafen. Mir soll das nur recht sein, hab ich meine Ruhe. Nach dem alle noch mal durchgezählt sind und die Busse ankommen, wird das Gepäck eingeladen und wir steigen ein. Vollzählig in der letzten Reihe sitzen die Cullens. Ich platziere mich ein paar Reihen vor Ihnen und bleibe zum Glück alleine sitzen. Hinter mir sitzen Mike und Eric und vor mir Tyler. Na ganz toll. In der Reihe neben mir sind Jessica und Angela. Allerdings habe ich noch das Glück das die Fünf schnell einschlafen. In der Zeit hole ich meine Kopfhörer raus und blende damit meine Umwelt aus. Nach dem es dann draußen hell wird suche ich nach meinem Buch und fange an zu lesen. Das ist immer die beste Möglichkeit Andere davon abzuhalten mit einem zu reden.
Nach fünf Stunden machen wir eine kurze Pause um uns die Beine zu vertreten und wer will sich was zu essen zu kaufen. Gegen elf Uhr sollen wir dann an der Fähre sein. Die Überfahrt wird dann so um die sechs Stunden dauern und dann noch mal fünf Stunden mit dem Bus bis zu unserem Ziel. Die nächste größere Ortschaft vom Schloss aus ist Inverness. Der Ablauf der zwei Wochen ist recht zwanglos. Auf dem Programm ist nur streng geregelt: Theater und Museen in Edinburgh, eine Whisky-Brennerei, Steinkreise, Kirchen, Bagpipes and Drums. Den Rest der Zeit können wir uns frei einteilen, was mir sehr recht ist. Als wir endlich auf der Fähre sind und los fahren, habe ich das Gefühl nach langer Zeit frei zu sein. Hier muss ich nicht ständig wachsam sein. Da meine Tante nicht auf die Idee kommen wir, das ich das Land verlassen habe. Und so kann ich die nächsten zwei Wochen genießen. Während der Überfahrt schaffe ich es sogar den Anderen großteils aus dem weg zu gehen. Nur hier und da begegne ich einem und muss erheitert fest stellen, das sowohl Mike als auch Eric die Fahrt nicht so wirklich bekommt. Da ich den Anderen aber nicht auf ewig entkomme, sitzen wir schon bald in einer kleinen Gruppe zusammen, zu der sich auch die beiden Seekranken gesellen, denen es wohl schon wieder etwas besser geht.
„Habt ihr schon überlegt was wir in der freien Zeit die wir haben machen?“ Jessica kann es wohl kaum erwarten. Allerdings schütteln wir alle den Kopf. Ich werde mich auf jeden Fall abseilen und die Ruhe genießen und die Gegend erkunden. „Also was ich auf jeden Fall machen will ist, das typische Gericht von Schottland probieren“, meint Mike auf einmal. Ob er auch weiß was das hier in Schottland ist? Diese Frage scheint sich auch Jessica zu stellen, da Sie Mike fragt. Dieser schüttelt aber nur den Kopf und ich erbarme mich Ihn auf zu klären. „Hier in Schottland ist es das Scotch Haggis“ „Hört sich doch gut an“ „Ich hoffe du weist was das ist“ Zweifelnd sehe ich Ihn an und erkenne in seinem Blick, das er keine Ahnung hat. „Das ist ein mit Innereien gefüllter Schafsmagen“ Fasziniert beobachte ich wie sowohl Mike als auch Eric innerhalb von Sekunden grün werden und zur Toilette laufen. Hätte ich das vielleicht nicht sagen sollen? Ein Grinsen kann ich nicht unterdrücken. Das ist die Rache für die letzte Zeit.
Endlich sind wir da. Und das sogar etwas früher als erwartet. Es ist erst halb neun, aber wir sind alle froh endlich am Ziel zu sein. Als der Bus hält springen alle raus und warten das sie ihr Gepäck bekommen, um dann so schnell wie möglich auf ihre Zimmer zu können. In der Eingangshalle sehen sich alle interessiert um, während sich die Lehrer um die Zimmer kümmern. Eigentlich sollte es so sein, das sich immer Zwei ein Zimmer teilen, aber etwas ist bei der Reservierung schief gegangen und es wurden zwei Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer mit gebucht die nicht in unmittelbarer Nähe zu den anderen sind. Nun ist die große Frage wer die bekommen soll. Schnell erkläre ich mich bereit das eine Einzelzimmer zu beziehen, was auch nach kurzem Zögern erlaubt wird. Sehr zu meiner Freude und dem Missfallen von drei anderen Personen, was mir herzlich egal ist. Die anderen drei Zimmer werden von den Cullens bezogen. Damit kann ich leben. Also bekommen wir unsere Schlüssel und machen uns auf den Weg. Die Cullens folgen mir mit etwas Abstand.
Von dem Zimmer bin ich sofort begeistert. Der Blick aus dem zweiten Stock ist einmalig. Zu Füßen des Hotels schmiegt sich der See, der Loch Naw, lang hingezogen in ein enges Tal, eingerahmt von Hügeln, die mal mit frühlingsgrünem Wald, mal mit trockenem, braunen Heidekraut bewachsen sind. In dem leicht bewegten Wasser des Sees spiegeln sich die Gipfel der kahlen Felsen. Ich spüre eine große Vertrautheit, obwohl ich noch nie in meinem Leben in Schottland war. Das alles hier, die Berghänge, der weite Himmel, das Glitzern des vermutlich eiskalten Wassers berühren mich sehr. Auf den Weiden stehen einige weiße Flecken, wahrscheinlich Schafe. Die eine oder andere Feldsteinhütte, halb zerfallen zwischen dem Heidekraut, mag vor Zeiten den rauen Hochland-Bauern als Heim gedient haben. Ich habe den Eindruck, das Torffeuer zu riechen, die rauen Wollstoffe auf meiner Haut zu spüren und den Duft der kargen Mahlzeit zu riechen. Doch bevor ich weiter in meine Traumwelt driften kann, höre ich ein lautes Rumpeln vor meiner Tür und stöhne innerlich auf, als ich die Stimmen höre.
Kurz darauf klopft es auch schon. Genervt gehe ich zur Tür und setze ein freundliches Gesicht auf als ich sie öffne und zwei, der drei Nervensägen erblicke. „Was gibt es?“ „Wir wollten dich zum essen holen“ Schicksalsergeben seufze ich leise und gehe dann mit den Beiden mit, nach dem ich die Tür abgeschlossen habe. Ich bringe das ganze am besten schnell hinter mich. Als alle vollzählig im Speiseraum erschienen sind, wird uns kurz erklärt das wir morgen noch keine Ausflug machen werden, da wir uns erst mal ausschlafen sollen. Dann wird das Essen serviert und von überall hörte man Gerede. Ich höre gar nicht richtig zu, da ich mir schon Gedanken mache wie ich hier schnell weg komme, da ich noch etwas die frische Luft draußen genießen will und zwar alleine. Allerdings sind alle so mit sich und ihrem Essen beschäftigt, das es gar nicht auffällt, als ich mich heimlich aus dem Staub mache. Kurz gehe ich noch mal auf mein Zimmer um mir für alle Fälle eine dünne Jacke zu holen.
Kurz darauf bin ich auf einem steinigen Pfad der vom Hotel aus neben der Straße verläuft. Der frische, saubere Wind füllt meine Stadtluft gewöhnten Lungen mit prickelndem Atem. Es fühlt sich befreiend an. Ich werfe einen Blick zurück zum Schloss. Es liegt majestätisch vor der Gebirgskulisse auf einer Felsplatte, die halb in den Loch Naw hineinragt. Aus grauem Granit gebaut, trotzt es dem wilden Land das es umgibt.
Der Pfad führt von der Straße weg, runter zum Fluss, dessen Ufer von Heidekraut gesäumt ist. Eine flache Gesteinsscholle verführt mich zum hinaufklettern. Sie ist einigermaßen eben und beschert mir einen herrlichen Blick. Die Wolken haben sich mittlerweile aufgelöst und die ersten Sterne sind zu sehen. Das Schloss ist nur noch eine graue Silhouette, in der ein Fenster nach dem anderen aufleuchtet. Unsere Klasse wir wohl langsam ins Bett gehen. Soll mir nur recht sein.
Das Geräusch sich nähernder Schritte schreckt mich dann allerdings auf. „Keine Angst, junge Frrrau, ich tue euch nichts“ Ein, soweit ich das beurteilen kann, alter Mann steht an dem Felsrand und sieht zu mir rauf. Das Erstaunliche an ihm ist sein Gewand. Er trägt eine langen, dunklen Umhang, der in der Mitte mit einem Ledergürtel zusammengehalten wird. Im ersten Moment denke ich an einen Mönch, aber mit einer kleinen Verbeugung an die alte schottische Kultur, deklariere ich ihn zu einem Abkömmling der letzten Druiden.
Er ist aber eindeutig ein Bewohner dieser Gegend, denn so ein prächtiges rollendes Rrr bekommen nur die Highlander über die Lippen. Ein Original zumindest. Ich würde mir vermutlich die Zunge brechen.
„Ihr seit zu Gast in Drumnadruid Castle?“ „Ja, heute eingetroffen“ „Und schon habt Ihr die Stelle gefunden, wo in manchen Nächten das Schöne Volk tanzt“ Ja, definitiv ein Original. „Das schöne Volk?“ „Die Elfen und Feen, junge Frau. Hat man Euch das nicht gesagt?“ „Nein, davon hat man uns nichts gesagt. Aber man hat uns von einem Schlossgespenst berichtet“ Der alte Mann ist erstaunlich gelenkig. Mit einer schnellen, geschmeidigen Bewegung hat er sich zu mir auf den Felsen geschwungen. „Darf ich mich eine Weile zu euch setzten? Es ist einer meiner Lieblingsplätze in diesen sternenklaren Nächten“ „Natürlich“ Ich kann ja schlecht sagen, das er verschwinden soll. Immerhin habe ich kein anrecht auf diesen Platz. Und dafür fasziniert mich dieser Mann zu sehr.
„Werdet Ihr länger bleiben, junge Frau?“ „Ja, für zwei Wochen. Vielleicht habe ich so die Chance das Schlossgespenst und die Elfen zu sehen“ „Ihr nehmt das nicht ernst, nicht wahr?“ „Das mit dem Geist? Ich denke nicht das er so ist, wie man es uns erzählt hat. Und die Elfen.... Nun ich weiß nicht recht. Ich denke schon, das es auf dieser Welt Dinge gibt, die man nicht immer erklären kann“ Der Alte neben mir lacht leise, als wüsste er viel mehr, als er sagen will.
„Hat Euch eure Mutter nie von den tanzenden Feen erzählt, von den Elfen, die in jeder Blüte wohnen, von den Geistern, die am fließenden Wasser hausen und in mondhellen Nächsten betören singen?“ Er kann es nicht wissen, dieser seltsame alte Mann. Das er mit seiner Frage eine schmerzende Wunde berührt, die in den letzten Jahren nicht verheilt ist. Doch er ist empfindsamer als manch anderer, der mir bis jetzt begegnet ist. Er sieht mich mitfühlend an, als ich meine, „Doch, früher hat meine Mutter mir von ihnen erzählt“ „Dann fragt Sie nach eurer Rückkehr noch einmal, Kind“ Stumm schüttele ich den Kopf. „Ich kann Sie nicht mehr fragen. Sie ist seit Jahren tot“
„Armes Kind. Was ist ihr geschehen?“ Warum erzähle ich einem völlig Fremden, was ich sonst keinem Menschen anvertraue? Liegt es an der Stille der Nacht? Der Umgebung? Ich weiß es nicht.
„Sie war mit Freunden ausgegangen, das tat sie oft. In dieser Nacht kam sie nicht nach Hause, hat sich nicht wie sonst gemeldet wenn es später wurde. Auch am nächsten Tag kam Sie nicht. Ich wartete lange, entsetzlich lange. Bis dann… meine Tante Carolin kam und mich holte. Der Fahrer war betrunken gewesen, meine Mutter zu ihm ins Auto gestiegen. Er kam von einer Brücke ab und sie stürzten in den Fluss. Man hat mir gesagt, sie sei gleich tot gewesen“ „Kind“ Der Alte legt seine Hand auf meine und dies ist mehr Trost als ich je zuvor von einem Menschen erhalten habe.
Wir sitzen noch eine Weile schweigend da, bis ich mich etwas bewege, da mir langsam, aber sicher die Kälte in die Glieder kriecht. „Ja, es wird kalt. Kommt, ich helfe Euch aufstehen. Wir wollen gemeinsam zurückgehen“ „Ja und danke. Ich heiße übrigens Alexandra Sattler” „Ich bin Arthur Dougal. Und ich freue mich Euch kennengelernt zu haben“ Zusammen gehen wir zurück und vor der Einfahrt verabschieden wir uns. „Glaubt mir Kind, wenn diese Nacht auch dunkel ist, so wird sich doch in zwei Wochen der Mond wieder runden und sein silbernes Licht wird auch Eure Seele erhellen“ „Manchmal, Mr. Dougal, manchmal bezweifle ich das“ „Geht zu Bett, schlaft und träumt Kind“
Ein freundlicher Wunsch, der leider nicht in Erfüllung geht. Ich leide schon seit Jahren an Schlaflosigkeit. Aber daran habe ich mich schon gewöhnt. Ich gehe zwar ins Bett, aber statt in einen Traum zu gleiten, drängen sich mir die Erlebnisse des Tages noch einmal auf. Und so bin ich eine halbe Stunde vor Mitternacht immer noch hellwach. Ich versuche alles möglich um doch noch Schlaf zu finden, doch vergebens. Na dann, bleibt mir nichts anderes übrig als wach zu bleiben. Wird Zeit zu prüfen ob ich als Schlossgespenst Karriere machen kann. Zumindest sollte mir zu dieser Zeit keiner über den Weg laufen. Die Gänge sind nur spärlich beleuchtet, doch ich finde meinen Weg vorbei an der verwaisten Küche, sehe einige leere Salons und lande schlussendlich in der großen Halle. Im Kamin glimmt immer noch das Torffeuer. Ohne das künstliche Licht, macht das ganze einen sehr urtümlichen Eindruck. Ich setze mich in den Sessel und lasse das ganze auf mich wirken. Und wieder habe ich den Eindruck mit dieser Umgebung stark vertraut zu sein. Ich sehe die dunkle Schlosshalle auf deren Boden nicht mehr Teppiche liegen sondern Stroh. Rohe Holzbänke und Tische stehen hier. Es macht den Anschein, das vor kurzen ein heftiges Gelage stat gefunden hat. Ich glaube Leute in Kilts, mit Schwertern bewaffnet zu sehen.
Bevor meine Fantasie weiter mit mir durchgehen kann, werde ich ins hier und jetzt zurück geholt. Kurz sehe ich mich um, um herauszufinden wo das Geräusch, das ich gehört habe, herkommt. Nach einem Augenblick habe ich den Übeltäter gefunden. Eine reichlich verschnörkelte Kuckucksuhr surrt mich an. Irritiert betrachte ich dieses geschmacklose Ding. Wie das seinen Weg in die Highlands gefunden hat, mag ein anderer erraten.
Trotz allem wird mein Blick geradezu magisch von dieser Geschmacklosigkeit angezogen. Als die Zeiger auf die Zwölf springen, schnart das Türchen und es kommt nicht, wie ich vermutet habe, der Kuckuck heraus, sondern ein Rabe. Spinne ich jetzt völlig? Mit Mühe und Not kann ich ein Lachen unterdrücken. Als ich wider zur Uhr sehe, ist das Türchen wieder geschlossen. Irgendwie ist es beruhigend zu erkennen, dass man ganz einfach wahnsinnig ist. Immer noch lächelnd stehe ich auf und gehe zurück in mein Zimmer, wo ich nach kurzer Zeit in einen unglaublich erholsamen Schlaf falle.
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Teaser:
06. Da war ich wohl schon weg
Deshalb setzte ich diesen Plan auch heute um. Die letzten zwei Stunden fallen nämlich wegen einer Lehrerversammlung aus, weshalb ich jetzt auch schleunigst zu sehe das ich hier weg komme, bevor noch einer der Jungs auf die Idee kommt mich an zu quatschen. In den letzten Wochen konnte ich sie mir erstaunlich gut vom Hals halten, aber man soll sein Glück ja nicht herausfordern. Ich halte noch kurz zu Hause an um Geld zu holen und zu sehen ob ich noch was einkaufen muss, wenn ich schon mal unterwegs bin. Und dann geht es auch schon los. Da ich nicht die Freundin von langsamen fahren bin, bin ich nach etwas mehr als zwei Stunden an meinem Ziel, Seattle. Nach dem ich mein Auto abgestellt habe, laufe ich erst mal ziellos durch die Straßen. Hier und da sehe ich mir einen Laden mal etwas genauer an, finde aber noch nicht das richtige. Da ich allerdings langsam Hunger bekomme, gehe ich erst was essen und finde auf dem weg einen Buchladen der sehr vielversprechend aussieht.
Nach dem mein Magen was zu tun hat, gehe ich in den Laden und sehe mich erst mal genau um. Es dauert auch gar nicht lange und ich verlasse den Laden mit fünf neuen Büchern und drei CD´s. Die Busfahrt kann kommen.
Schnell gehe ich noch einkaufen und mache mich dann wieder auf den Weg zum Auto und dann nach Hause.
Als ich zu Hause ankomme, steht ein großes Paket vor der Tür. Im ersten Moment bin ich etwas irritiert, dann fällt mir aber ein, dass es nur von Lilyana sein kann. Schnell auf den Absender gesehen und meine Vermutung bestätigt sich. Na jetzt bin ich wirklich neugierig. Schnell packe ich es aus und bin sofort begeistert. Lilyana hat sich mal wieder selbst übertroffen. Ich gehe gleich ins Bad um es an zu probieren und fühle mich Pudelwohl. Und, wie ich es schon erwartet habe, passt es wie angegossen. Genau das was mir gefällt.
Schnell mache ich ein Foto und schreibe Lilyana eine Mail mit dem Foto im Anhang. Während ich auf eine Antwort warte, räume ich meine Sachen weg, bis das Telefon klingelt. Überrascht gehe ich ran und frage mich wer das sein kann. „Sattler“ „Hi Alex, ich bin es“ Ein leichtes Grinsen schleicht sich in mein Gesicht. „Hi Lilyana. Danke für das super schöne Kleid” „Es freut mich das es dir gefällt und es steht dir super. Ich hab da noch ein paar Kleider die ich dir demnächst schicke. Es sind neue Entwürfe für meine neue Kollektion. Würde mich freuen wenn ich deine Meinung dazu bekomme“ „Natürlich. Aber wie geht es dir eigentlich?“ Für Lilyana bin ich so was wie eine lebende Anziehpuppe. Aber das stört mich nicht. „Ganz gut. Habe gut zu tun und bin viel unterwegs gewesen. Jetzt habe ich etwas mehr Zeit. Und wie ist es bei dir?“ „Soweit ganz gut. Bis jetzt habe ich meine Ruhe und es ist auch nicht weiter was schlimmes passiert“ Kurz erzähle ich Ihr von dem Unfall von vor eineinhalb Monaten. Im ersten Moment hat auch Lilyana daran gedacht das meine Tante mich gefunden haben könnte, aber den Gedanken verwirft auch Sie schnell wieder.
„Jetzt würde ich aber gerne wissen wofür du das Kleid eigentlich brauchst?“ „Wir fahren in zwei Wochen auf Klassenfahrt nach Schottland und müssen dort auf eine Ball, da wir zum Frühjahrsball der Schule nicht da sind. Und da ich die Kleider die man hier so bekommt kenne, war mir sofort klar das ich deine Hilfe brauche“ „Das ist ja wohl auch selbstverständlich. Du glaubst doch nicht das ich dich in einem Kleid von der Stange auf einen Ball lasse. Soweit kommt das noch“ Ein kurzes Lachen kann ich mir nicht verkneifen. Das ist so typisch für Sie. Wir reden noch über eine Stunde bis wir uns verabschieden. „Wenn du zurück bist, musst du mir unbedingt alles erzählen. Wie es dir gefallen hat und so weiter“ „Vor allem werde ich dir erzählen könne wie die Anderen dein Kleid fanden“ „Das natürlich auch. Also Alex bis dann und pass auf dich auf“ „Das mache ich Lilyana. Bis dann“ Das hat mal wieder gut getan mit jemandem zu reden der mich versteht. Da es schon etwas später ist, beschließe ich schon mal ein paar Sachen die ich mitnehmen will zu packen. Und da ich gerade so gut dabei bin, ist schnell alles gepackt was ich für die zwei Wochen in Schottland brauchen werde. Das Wetter wird die Zeit über zwar trüb sein, aber das stört mich nicht. Das einzige was stört ist die lange Fahrt und das wir morgens um vier Uhr los fahren. Aber gut, jetzt mache ich mich erst mal fertig und gehe schlafen.
Und ruck zuck sind die letzten zwei Wochen bis zur Fahrt rum und wir stehen pünktlich um halb vier auf dem Parkplatz der Schule. Noch ist es schön ruhig, da die Meisten noch mehr oder weniger schlafen. Mir soll das nur recht sein, hab ich meine Ruhe. Nach dem alle noch mal durchgezählt sind und die Busse ankommen, wird das Gepäck eingeladen und wir steigen ein. Vollzählig in der letzten Reihe sitzen die Cullens. Ich platziere mich ein paar Reihen vor Ihnen und bleibe zum Glück alleine sitzen. Hinter mir sitzen Mike und Eric und vor mir Tyler. Na ganz toll. In der Reihe neben mir sind Jessica und Angela. Allerdings habe ich noch das Glück das die Fünf schnell einschlafen. In der Zeit hole ich meine Kopfhörer raus und blende damit meine Umwelt aus. Nach dem es dann draußen hell wird suche ich nach meinem Buch und fange an zu lesen. Das ist immer die beste Möglichkeit Andere davon abzuhalten mit einem zu reden.
Nach fünf Stunden machen wir eine kurze Pause um uns die Beine zu vertreten und wer will sich was zu essen zu kaufen. Gegen elf Uhr sollen wir dann an der Fähre sein. Die Überfahrt wird dann so um die sechs Stunden dauern und dann noch mal fünf Stunden mit dem Bus bis zu unserem Ziel. Die nächste größere Ortschaft vom Schloss aus ist Inverness. Der Ablauf der zwei Wochen ist recht zwanglos. Auf dem Programm ist nur streng geregelt: Theater und Museen in Edinburgh, eine Whisky-Brennerei, Steinkreise, Kirchen, Bagpipes and Drums. Den Rest der Zeit können wir uns frei einteilen, was mir sehr recht ist. Als wir endlich auf der Fähre sind und los fahren, habe ich das Gefühl nach langer Zeit frei zu sein. Hier muss ich nicht ständig wachsam sein. Da meine Tante nicht auf die Idee kommen wir, das ich das Land verlassen habe. Und so kann ich die nächsten zwei Wochen genießen. Während der Überfahrt schaffe ich es sogar den Anderen großteils aus dem weg zu gehen. Nur hier und da begegne ich einem und muss erheitert fest stellen, das sowohl Mike als auch Eric die Fahrt nicht so wirklich bekommt. Da ich den Anderen aber nicht auf ewig entkomme, sitzen wir schon bald in einer kleinen Gruppe zusammen, zu der sich auch die beiden Seekranken gesellen, denen es wohl schon wieder etwas besser geht.
„Habt ihr schon überlegt was wir in der freien Zeit die wir haben machen?“ Jessica kann es wohl kaum erwarten. Allerdings schütteln wir alle den Kopf. Ich werde mich auf jeden Fall abseilen und die Ruhe genießen und die Gegend erkunden. „Also was ich auf jeden Fall machen will ist, das typische Gericht von Schottland probieren“, meint Mike auf einmal. Ob er auch weiß was das hier in Schottland ist? Diese Frage scheint sich auch Jessica zu stellen, da Sie Mike fragt. Dieser schüttelt aber nur den Kopf und ich erbarme mich Ihn auf zu klären. „Hier in Schottland ist es das Scotch Haggis“ „Hört sich doch gut an“ „Ich hoffe du weist was das ist“ Zweifelnd sehe ich Ihn an und erkenne in seinem Blick, das er keine Ahnung hat. „Das ist ein mit Innereien gefüllter Schafsmagen“ Fasziniert beobachte ich wie sowohl Mike als auch Eric innerhalb von Sekunden grün werden und zur Toilette laufen. Hätte ich das vielleicht nicht sagen sollen? Ein Grinsen kann ich nicht unterdrücken. Das ist die Rache für die letzte Zeit.
Endlich sind wir da. Und das sogar etwas früher als erwartet. Es ist erst halb neun, aber wir sind alle froh endlich am Ziel zu sein. Als der Bus hält springen alle raus und warten das sie ihr Gepäck bekommen, um dann so schnell wie möglich auf ihre Zimmer zu können. In der Eingangshalle sehen sich alle interessiert um, während sich die Lehrer um die Zimmer kümmern. Eigentlich sollte es so sein, das sich immer Zwei ein Zimmer teilen, aber etwas ist bei der Reservierung schief gegangen und es wurden zwei Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer mit gebucht die nicht in unmittelbarer Nähe zu den anderen sind. Nun ist die große Frage wer die bekommen soll. Schnell erkläre ich mich bereit das eine Einzelzimmer zu beziehen, was auch nach kurzem Zögern erlaubt wird. Sehr zu meiner Freude und dem Missfallen von drei anderen Personen, was mir herzlich egal ist. Die anderen drei Zimmer werden von den Cullens bezogen. Damit kann ich leben. Also bekommen wir unsere Schlüssel und machen uns auf den Weg. Die Cullens folgen mir mit etwas Abstand.
Von dem Zimmer bin ich sofort begeistert. Der Blick aus dem zweiten Stock ist einmalig. Zu Füßen des Hotels schmiegt sich der See, der Loch Naw, lang hingezogen in ein enges Tal, eingerahmt von Hügeln, die mal mit frühlingsgrünem Wald, mal mit trockenem, braunen Heidekraut bewachsen sind. In dem leicht bewegten Wasser des Sees spiegeln sich die Gipfel der kahlen Felsen. Ich spüre eine große Vertrautheit, obwohl ich noch nie in meinem Leben in Schottland war. Das alles hier, die Berghänge, der weite Himmel, das Glitzern des vermutlich eiskalten Wassers berühren mich sehr. Auf den Weiden stehen einige weiße Flecken, wahrscheinlich Schafe. Die eine oder andere Feldsteinhütte, halb zerfallen zwischen dem Heidekraut, mag vor Zeiten den rauen Hochland-Bauern als Heim gedient haben. Ich habe den Eindruck, das Torffeuer zu riechen, die rauen Wollstoffe auf meiner Haut zu spüren und den Duft der kargen Mahlzeit zu riechen. Doch bevor ich weiter in meine Traumwelt driften kann, höre ich ein lautes Rumpeln vor meiner Tür und stöhne innerlich auf, als ich die Stimmen höre.
Kurz darauf klopft es auch schon. Genervt gehe ich zur Tür und setze ein freundliches Gesicht auf als ich sie öffne und zwei, der drei Nervensägen erblicke. „Was gibt es?“ „Wir wollten dich zum essen holen“ Schicksalsergeben seufze ich leise und gehe dann mit den Beiden mit, nach dem ich die Tür abgeschlossen habe. Ich bringe das ganze am besten schnell hinter mich. Als alle vollzählig im Speiseraum erschienen sind, wird uns kurz erklärt das wir morgen noch keine Ausflug machen werden, da wir uns erst mal ausschlafen sollen. Dann wird das Essen serviert und von überall hörte man Gerede. Ich höre gar nicht richtig zu, da ich mir schon Gedanken mache wie ich hier schnell weg komme, da ich noch etwas die frische Luft draußen genießen will und zwar alleine. Allerdings sind alle so mit sich und ihrem Essen beschäftigt, das es gar nicht auffällt, als ich mich heimlich aus dem Staub mache. Kurz gehe ich noch mal auf mein Zimmer um mir für alle Fälle eine dünne Jacke zu holen.
Kurz darauf bin ich auf einem steinigen Pfad der vom Hotel aus neben der Straße verläuft. Der frische, saubere Wind füllt meine Stadtluft gewöhnten Lungen mit prickelndem Atem. Es fühlt sich befreiend an. Ich werfe einen Blick zurück zum Schloss. Es liegt majestätisch vor der Gebirgskulisse auf einer Felsplatte, die halb in den Loch Naw hineinragt. Aus grauem Granit gebaut, trotzt es dem wilden Land das es umgibt.
Der Pfad führt von der Straße weg, runter zum Fluss, dessen Ufer von Heidekraut gesäumt ist. Eine flache Gesteinsscholle verführt mich zum hinaufklettern. Sie ist einigermaßen eben und beschert mir einen herrlichen Blick. Die Wolken haben sich mittlerweile aufgelöst und die ersten Sterne sind zu sehen. Das Schloss ist nur noch eine graue Silhouette, in der ein Fenster nach dem anderen aufleuchtet. Unsere Klasse wir wohl langsam ins Bett gehen. Soll mir nur recht sein.
Das Geräusch sich nähernder Schritte schreckt mich dann allerdings auf. „Keine Angst, junge Frrrau, ich tue euch nichts“ Ein, soweit ich das beurteilen kann, alter Mann steht an dem Felsrand und sieht zu mir rauf. Das Erstaunliche an ihm ist sein Gewand. Er trägt eine langen, dunklen Umhang, der in der Mitte mit einem Ledergürtel zusammengehalten wird. Im ersten Moment denke ich an einen Mönch, aber mit einer kleinen Verbeugung an die alte schottische Kultur, deklariere ich ihn zu einem Abkömmling der letzten Druiden.
Er ist aber eindeutig ein Bewohner dieser Gegend, denn so ein prächtiges rollendes Rrr bekommen nur die Highlander über die Lippen. Ein Original zumindest. Ich würde mir vermutlich die Zunge brechen.
„Ihr seit zu Gast in Drumnadruid Castle?“ „Ja, heute eingetroffen“ „Und schon habt Ihr die Stelle gefunden, wo in manchen Nächten das Schöne Volk tanzt“ Ja, definitiv ein Original. „Das schöne Volk?“ „Die Elfen und Feen, junge Frau. Hat man Euch das nicht gesagt?“ „Nein, davon hat man uns nichts gesagt. Aber man hat uns von einem Schlossgespenst berichtet“ Der alte Mann ist erstaunlich gelenkig. Mit einer schnellen, geschmeidigen Bewegung hat er sich zu mir auf den Felsen geschwungen. „Darf ich mich eine Weile zu euch setzten? Es ist einer meiner Lieblingsplätze in diesen sternenklaren Nächten“ „Natürlich“ Ich kann ja schlecht sagen, das er verschwinden soll. Immerhin habe ich kein anrecht auf diesen Platz. Und dafür fasziniert mich dieser Mann zu sehr.
„Werdet Ihr länger bleiben, junge Frau?“ „Ja, für zwei Wochen. Vielleicht habe ich so die Chance das Schlossgespenst und die Elfen zu sehen“ „Ihr nehmt das nicht ernst, nicht wahr?“ „Das mit dem Geist? Ich denke nicht das er so ist, wie man es uns erzählt hat. Und die Elfen.... Nun ich weiß nicht recht. Ich denke schon, das es auf dieser Welt Dinge gibt, die man nicht immer erklären kann“ Der Alte neben mir lacht leise, als wüsste er viel mehr, als er sagen will.
„Hat Euch eure Mutter nie von den tanzenden Feen erzählt, von den Elfen, die in jeder Blüte wohnen, von den Geistern, die am fließenden Wasser hausen und in mondhellen Nächsten betören singen?“ Er kann es nicht wissen, dieser seltsame alte Mann. Das er mit seiner Frage eine schmerzende Wunde berührt, die in den letzten Jahren nicht verheilt ist. Doch er ist empfindsamer als manch anderer, der mir bis jetzt begegnet ist. Er sieht mich mitfühlend an, als ich meine, „Doch, früher hat meine Mutter mir von ihnen erzählt“ „Dann fragt Sie nach eurer Rückkehr noch einmal, Kind“ Stumm schüttele ich den Kopf. „Ich kann Sie nicht mehr fragen. Sie ist seit Jahren tot“
„Armes Kind. Was ist ihr geschehen?“ Warum erzähle ich einem völlig Fremden, was ich sonst keinem Menschen anvertraue? Liegt es an der Stille der Nacht? Der Umgebung? Ich weiß es nicht.
„Sie war mit Freunden ausgegangen, das tat sie oft. In dieser Nacht kam sie nicht nach Hause, hat sich nicht wie sonst gemeldet wenn es später wurde. Auch am nächsten Tag kam Sie nicht. Ich wartete lange, entsetzlich lange. Bis dann… meine Tante Carolin kam und mich holte. Der Fahrer war betrunken gewesen, meine Mutter zu ihm ins Auto gestiegen. Er kam von einer Brücke ab und sie stürzten in den Fluss. Man hat mir gesagt, sie sei gleich tot gewesen“ „Kind“ Der Alte legt seine Hand auf meine und dies ist mehr Trost als ich je zuvor von einem Menschen erhalten habe.
Wir sitzen noch eine Weile schweigend da, bis ich mich etwas bewege, da mir langsam, aber sicher die Kälte in die Glieder kriecht. „Ja, es wird kalt. Kommt, ich helfe Euch aufstehen. Wir wollen gemeinsam zurückgehen“ „Ja und danke. Ich heiße übrigens Alexandra Sattler” „Ich bin Arthur Dougal. Und ich freue mich Euch kennengelernt zu haben“ Zusammen gehen wir zurück und vor der Einfahrt verabschieden wir uns. „Glaubt mir Kind, wenn diese Nacht auch dunkel ist, so wird sich doch in zwei Wochen der Mond wieder runden und sein silbernes Licht wird auch Eure Seele erhellen“ „Manchmal, Mr. Dougal, manchmal bezweifle ich das“ „Geht zu Bett, schlaft und träumt Kind“
Ein freundlicher Wunsch, der leider nicht in Erfüllung geht. Ich leide schon seit Jahren an Schlaflosigkeit. Aber daran habe ich mich schon gewöhnt. Ich gehe zwar ins Bett, aber statt in einen Traum zu gleiten, drängen sich mir die Erlebnisse des Tages noch einmal auf. Und so bin ich eine halbe Stunde vor Mitternacht immer noch hellwach. Ich versuche alles möglich um doch noch Schlaf zu finden, doch vergebens. Na dann, bleibt mir nichts anderes übrig als wach zu bleiben. Wird Zeit zu prüfen ob ich als Schlossgespenst Karriere machen kann. Zumindest sollte mir zu dieser Zeit keiner über den Weg laufen. Die Gänge sind nur spärlich beleuchtet, doch ich finde meinen Weg vorbei an der verwaisten Küche, sehe einige leere Salons und lande schlussendlich in der großen Halle. Im Kamin glimmt immer noch das Torffeuer. Ohne das künstliche Licht, macht das ganze einen sehr urtümlichen Eindruck. Ich setze mich in den Sessel und lasse das ganze auf mich wirken. Und wieder habe ich den Eindruck mit dieser Umgebung stark vertraut zu sein. Ich sehe die dunkle Schlosshalle auf deren Boden nicht mehr Teppiche liegen sondern Stroh. Rohe Holzbänke und Tische stehen hier. Es macht den Anschein, das vor kurzen ein heftiges Gelage stat gefunden hat. Ich glaube Leute in Kilts, mit Schwertern bewaffnet zu sehen.
Bevor meine Fantasie weiter mit mir durchgehen kann, werde ich ins hier und jetzt zurück geholt. Kurz sehe ich mich um, um herauszufinden wo das Geräusch, das ich gehört habe, herkommt. Nach einem Augenblick habe ich den Übeltäter gefunden. Eine reichlich verschnörkelte Kuckucksuhr surrt mich an. Irritiert betrachte ich dieses geschmacklose Ding. Wie das seinen Weg in die Highlands gefunden hat, mag ein anderer erraten.
Trotz allem wird mein Blick geradezu magisch von dieser Geschmacklosigkeit angezogen. Als die Zeiger auf die Zwölf springen, schnart das Türchen und es kommt nicht, wie ich vermutet habe, der Kuckuck heraus, sondern ein Rabe. Spinne ich jetzt völlig? Mit Mühe und Not kann ich ein Lachen unterdrücken. Als ich wider zur Uhr sehe, ist das Türchen wieder geschlossen. Irgendwie ist es beruhigend zu erkennen, dass man ganz einfach wahnsinnig ist. Immer noch lächelnd stehe ich auf und gehe zurück in mein Zimmer, wo ich nach kurzer Zeit in einen unglaublich erholsamen Schlaf falle.
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Teaser:
06. Da war ich wohl schon weg
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