Deine Melodie in mir
von AlwaysKlako
Kurzbeschreibung
Musik war das Einzige, was Klaas jemals machen wollte. Der große Durchbruch jedoch, der schien nach über zehn Jahren im Business weiter entfernt, als jemals zuvor. Dann lernt der Musiker auf einem Event den charismatischen Joko Winterscheidt kennen, der ihn in seinen Bann zieht und der die Erfüllung von Wünschen und Träumen zu versprechen scheint, von denen Klaas gar nicht wusste, dass er sie hegte. [AU]
GeschichteRomance, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Joachim "Joko" Winterscheidt
Klaas Heufer-Umlauf
12.06.2022
05.02.2023
35
188.600
75
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
8 Reviews
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05.02.2023
3.600
Ihr Lieben,
nun ist es also wirklich soweit. Da gibt’s jetzt auch kein Verdrängen mehr, dass das nicht wirklich das Ende ist :( Zumindest das vorläufige. Weil so richtig werde ich mich von den beiden wahrscheinlich nie verabschieden können, deswegen wird es vielleicht hier und da mal einen kleinen Blick in die Zukunft von Melodie-Joko&Klaas geben :) Fürs Erste ist nun an dieser Stelle aber erst einmal das Ende erreicht, deswegen möchte ich auf jeden Fall nochmal die Gelegenheit ergreifen, euch allen zu danken.
Ohne euch wäre diese Reise ganz eindeutig eine ganz andere gewesen, und dafür kann ich euch am Ende auch gar nicht genug danken ❤️ Der Austausch mit euch war zu jeder Sekunde so unendlich bereichernd und besonders, und ich weiß das alles so sehr zu schätzen❤️ Habt ganz herzlichen Dank für jedes Review, jedes Wort, jedes Herz und jeden Stern ❤️ Ich werde ganz besonders auch den Austausch mit euch vermissen und hoffe, dass wir uns an anderer Stelle wieder“sehen“ werden ❤️
Natürlich möchte ich zum Abschluss auch noch einmal ein dickes Dankeschön an Kismet raussenden ❤️ Ohne dich wäre die Geschichte nicht das, was sie geworden ist und knapp 190k Wörter später hast du immer noch nicht die Nase voll von meinem Geschreibe und meinen Fehlern, und ich weiß nicht, womit ich das verdient habe ❤️ Vielen lieben Dank ❤️ You are a rockstar ❤️
In meinem Kopf blubbert schon die nächste Geschichte sehr, sehr laut, es wird also bestimmt bald weitergehen. Aber in ein paar Stunden geht’s erstmal in den Urlaub (talk about timing :D) – für einen Moment wird es also auch etwas ruhiger hier. Verzeiht also bitte, falls Antworten ein bisschen länger dauern als sonst :)
Unendlich viel Liebe für euch, ihr Mäuse! Passt gut auf euch auf ❤️❤️❤️ Und einen wunderbaren, erholsamen Sonntag euch!
@Kismet: Pack den Koffer! We are going on an adventure!
(P.S. Falls sich jemand fragt, wie weit mein innerer Monk bereit ist zu gehen, der möge gerne einmal auf die Anzahl der Wörter schauen und den Kopf schütteln. Ob ich gerade noch Wörter sammle, um eine gerade Zahl zu bekommen? Vielleicht. Aber immerhin hat der Monk auch für regelmäßige, sonntägliche Updates gesorgt :D)
Absolute Ruhe umgab Klaas, als er seinen Blick durch die wandhohen Fenster über Berlin gleiten ließ.
Seine Fingerspitzen prickelten von der stundenlangen Session, die er gerade mit seiner Gitarre verbracht hatte und die nun eine kurze Auszeit bekamen, während Klaas seine Gedanken ordnete. Nur noch ein paar Zeilen würde er brauchen, um seinen neuesten Song zu vollenden. Ein Song, mit dem er so eigentlich schon gar nicht mehr gerechnet hatte, nachdem er und Gloria gerade schon kurz davorstanden, die Produktion des neuen Albums abzuschließen.
Eigentlich waren sie damit auch wirklich schon fast fertig. Mussten eigentlich nur noch zwei der zwölf neuen Songs mischen, damit die Platte für die Veröffentlichung und die Promotion in ein paar Wochen bereit sein würde. Der Gedanke daran ließ auch ganz andere Stellen als nur Klaas‘ Fingerspitzen kribbeln; ließ seinen Magen flattern und sein Herz voller Freude hüpfen. So, wie es auch die Erinnerungen an die gemeinsame Arbeit mit der Band selbst taten, die überhaupt erst dazu geführt hatte, dass es ein Album gab, das veröffentlicht werden konnte.
Während dieser Wochen und Monate waren Klaas und Gloria spürbar noch sehr viel näher zusammengerückt, und nach wie vor konnte der Brünette sein Glück kaum fassen, mit diesen fantastischen Menschen Musik machen zu dürfen.
Anfangs hatte sich der Brünette zwar noch für einen Augenblick schwergetan bei der Vorstellung, beim Schreiben seiner Lieder nicht mehr völlig frei zu sein, doch er wurde schnell eines Besseren belehrt. Denn zu seiner großen Erleichterung blieb ihm seine Freiheit, und wurde darüber hinaus noch erweitert um jene, gleichzeitig auch aus der Kreativität der Bandmitglieder schöpfen zu dürfen, die ein sehr gutes Gespür dafür hatten, wo sie Input liefern konnten und wo Klaas einen Moment brauchte, um in seinem Kopf abtauchen zu können.
Der Prozess war erfüllend gewesen. Ja, sogar fast berauschend, weil selbst nach der erfolgreichen Tour alles immer noch besser zu werden schien. Und Klaas könnte nicht dankbarer sein.
Von seinem Musikzimmer aus beobachtete der Braunhaarige, wie die untergehende Herbstsonne die Baumkronen der Straße in goldenes Licht tauchte.
Den Herbst hatte der Musiker immer schon am meisten gemocht, entfalteten doch die gelben und goldenen Farben dann auch für ihn ihre volle Pracht, wo Wälder und Wiesen ansonsten immer nur ein trostloses Grün für ihn ausstrahlten.
Sein Herz erfüllte sich mit wohliger Zufriedenheit bei dem Anblick, und er ließ sich umhüllen von der Schönheit und von dem Gefühl, dass alles perfekt war, so wie es gerade war.
Ein sanftes Lächeln legte sich auf Klaas‘ Lippen, als die Worte jenes Liedes durch seinen Kopf geisterten, das er gerade erst zu Papier gebracht hatte. Es war ruhiger als die Upbeat-Songs, die sie bisher für das neue Album hauptsächlich geschrieben hatten. Und obwohl Klaas jeden einzelnen davon liebte, hallte dieser neueste trotzdem ganz besonders laut nach.
Er würde Mark später anrufen und ihm davon berichten müssen. Um es ihm vielleicht auch direkt vorzuspielen, damit sie es gegebenenfalls zur Diskussionen stellen konnten, ob das Lied noch Platz finden sollte auf dem Album oder nicht. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfallen würde – und Klaas hatte ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie diese Entscheidung aussehen sollte – würden sie in den kommenden Tagen wohl auch die Band noch einmal für eine impromptu Aufnahmesession zusammentrommeln müssen.
Bis zu diesem Anruf bei Mark würde Klaas jedoch noch für eine Weile den sonntäglichen Frieden genießen, der sich über sein und Jokos Zuhause gelegt hatte.
Mit einem letzten Gleiten seiner Augen über den Berliner Abendhimmel drehte sich Klaas herum und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Raum, in dem er stand. Dem Raum, der seit Monaten nun schon eine Quelle der Inspiration war und ein Rückzugsort nicht nur für ihn, sondern auch für den Mann, mit dem er sein Leben teilte.
Das Musikzimmer war noch kurz vor der Tour nach Klaas‘ Wünschen fertiggestellt worden; und obwohl Joko ihm diesen Raum hatte schenken wollen, hatte Klaas darauf bestanden, sich zumindest um die Einrichtung selbst kümmern zu dürfen, weil alles andere schlichtweg ein viel zu teures Geschenk geworden wäre. Außerdem war es für den Brünetten ohnehin Geschenk genug gewesen, dass Joko ihn überhaupt auf diese Weise in sein Leben gelassen hatte. Dass er ihn bei sich haben wollte, tagein und tagaus.
Und dieses Geschenk hörte auch Monate später nicht auf, ein Geschenk zu sein. Denn für Klaas war es nach wie vor das größte Geschenk neben Joko einzuschlafen und auch wieder neben ihm aufwachen zu dürfen. Genauso, wie jeder Augenblick, den sie zwischen diesen beiden Momenten miteinander teilten, ein Geschenk war.
Von diesen Momenten hatten sie viele angesammelt in diesem Jahr. Allein beruflich waren es so viele gewesen, dass Klaas sie kaum noch zählen konnte.
Doch jeder einzelne davon stand im Schatten all jener Augenblicke, die sie privat miteinander erlebt hatten. Selbst jeder noch so flüchtige Kuss übertrumpfte jede noch so berauschende Minute auf der Bühne, und Klaas hatte schon vor langer Zeit begriffen, dass sich diese Tatsache vermutlich auch nicht mehr ändern würde. Und besser noch – es gelang ihm auch immer öfter, Joko glaubhaft davon zu überzeugen, dass dem so war. Dass das, was sie abseits ihrer musikalischen Reisen gefunden hatten, so unendlich viel mehr wert war als der Preis und die Goldene Schallplatte, die einen Platz in seinem Musikzimmer gefunden hatten.
Das Lächeln auf Klaas‘ Gesicht legte noch etwas an Strahlkraft zu, als sein Fokus durch den Raum glitt, der sein Musikzimmer war und gleichzeitig doch auch so viel mehr.
Jokos ganze Wohnung war unfassbar gemütlich und schön eingerichtet, war sie immer schon gewesen. Trotzdem hatte der Blonde seinem Freund auch freie Hand gelassen, die Wohnung so zu verändern, dass es sich auch für ihn nach zuhause anfühlen würde.
Doch das war nie wirklich Thema gewesen.
Weil Klaas sowieso immer zuhause war, solange Joko nur bei ihm war. Daran hätte weder neue Deko oder ein neues Sofa noch eine offizielle Bestätigung in einem Grundbuch oder ein Mietvertrag irgendetwas geändert.
Das Musikzimmer allerdings, das war sehr schnell das Herzstück ihrer Wohnung geworden. Und war wohl neben dem Schlafzimmer jener Ort, an dem sie die meisten privaten Momente erlebten, sofern sie zuhause waren.
Klaas‘ Blick streifte fast schon beiläufig an seinem Computer und dem Mischpult vorbei, und auch an den Gitarrenständern und dem anderen Kram, der in der Musikecke Platz gefunden hatte, bis er schließlich auf ihre Kuschelecke traf, wie Joko sie liebevoll getauft hatte. In ihr befand sich ein großes, graues Sofa, das gegenüber eines großen Kamins stand, der bisher nur einmal bei Inbetriebnahme getestet worden war, nun aber mit den kälter werdenden Tagen sicher auch bald zu einem regelmäßigen Einsatz kommen würde. Leider hatten sie zwar wegen des teuren Equipments auf einen echten Holzofen verzichten müssen, aber auch dieses moderne Teil würde seinen Zweck ohne Zweifel erfüllen, dachte Klaas mit einem schmunzelnden Blick Richtung Feuerstelle.
Entlang der Längswand auf der gegenüberliegenden Seite erstreckte sich über die gesamte Fläche ein deckenhohes Regal, das gefüllt war mit ihrer beiden Schallplatten- und CD-Sammlungen, und mit Klaas‘ Schallplattenspieler, der schon an sehr vielen Abenden für die musikalische Untermalung kuscheliger und intimerer Momente auf dem Sofa gesorgt hatte.
Und auch so verbrachten sie sehr viel Zeit in diesem Raum. Joko liebte es, Klaas beim Musizieren zu beobachten, und auch wenn der Blonde oft genug versucht hatte, diese Tatsache hinter Laptop und E-Mails und vorgeschobener Arbeit zu verstecken, während er auf der Couch lümmelte, so hatte Klaas ihn auch mindestens genauso oft dabei erwischt, wie er ihn verträumt angeschaut hatte und sie letztlich beide von ihrer Arbeit abgelenkt wurden, weil der Bedürfnis, sich zu küssen oder sich nahe zu sein in diesen Augenblicken meistens übermächtig wurde.
Klaas würde es jedoch nicht anders wollen. Nichts davon. Nicht sein Leben mit der Musik. In der Öffentlichkeit. Und noch viel weniger sein Leben mit Joko. Das auch Musik war. Auf so unendlich viel bessere Weise.
Die Worte stolperten durch seinen Kopf und wurden begleitet von letzten Tönen und Akkorden, die Klaas zur Vollendung des Liedes noch gefehlt hatten. Es kribbelte direkt wieder in den Spitzen seiner Finger; weniger nun von der Überbeanspruchung dieser, sondern mehr mit dem Drang, das zu Ende zu bringen, was sie angefangen hatten.
Er stieß sich gerade vom Fenstersims ab, um zurück zu der zweiten Couch im Raum zu laufen, die seine Musikecke vervollständigte und auf der auch seine blaue Yamaha gerade noch lag, als er von einem sanften Klopfen an der Tür abgelenkt wurde.
Schon im nächsten Augenblick steckte Joko erst seinen Kopf durch die Tür und schob dann auch den Rest seines Körpers hinterher.
Klaas‘ Aufmerksamkeit ruhte jedoch ausschließlich auf dem Gesicht seines Freundes, das ohne ersichtlichen Grund noch heller strahlte als sonst.
„Du wirst nicht glauben, was gerade passiert ist.“
Jokos Stimmfarbe war mindestens eine Oktave höher im Vergleich zu dem, wie er sonst sprach. Und in seinen Augen funkelte der Schelm.
„Meistens, wenn deine Sätze so anfangen, kann ich das wirklich nicht“, bestätigte der Braunhaarige lachend und Nervosität begann sein Innerstes anzustacheln.
Mit zwei, drei großen Schritten kam Joko tiefer in den Raum, um erst direkt vor Klaas wieder stehen zu bleiben.
„Ich habe gerade mit jemandem telefoniert“, begann er und sein linker Mundwinkel zuckte verräterisch.
Der Musiker wartete noch ein paar Herzschläge lang, ob sein Gegenüber von sich aus weitersprechen würde, doch nachdem der Blonde nicht von sich aus in die Gänge kam, stupste Klaas ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf verbal an.
„Verrätst du mir auch, mit wem?“
Jokos Grinsen wurde breiter und das Prickeln um Klaas‘ Magen herum deutlich spürbarer.
„Mit Mary Cooper“, antwortete der Blonde und hielt wieder kurz inne. Diesmal wartete er mit einer weiteren Erklärung jedoch nicht so lange, dass Klaas ihn abermals antreiben musste. „Mary gehört zu einem Team von Agent:innen, die Coldplay betreuen.“
Klaas lauschte aufmerksam.
Die Worte ergaben auch Sinn, obwohl der Jüngere sich kaum ausmalen wollte, was das mit ihm zu tun haben könnte.
„Und weiter?“
Die Grübchen auf Jokos Wangen vertieften sich. „Halt dich fest… Sie haben angefragt, ob du Interesse hättest, Coldplay nächstes Jahr auf ihrer Europatournee zu begleiten!“
Schweigen.
Einen Herzschlag lang.
Noch einen weiteren, stockenden Herzschlag mehr.
„Ich… ich weiß, ich sollte das nicht mehr fragen… aber… verarschst du mich?“
Joko legte beide Hände auf Klaas‘ Schultern und Wärme durchflutete den Kleineren, während sein Freund mit dem Kopf schüttelte.
„Wie immer würde ich das niemals tun“, erwiderte er und die Rädchen in Klaas‘ Kopf begannen sich ob der Bestätigung immer schneller zu drehen.
Wie war das nun wieder passiert?
Wie ihm überhaupt all diese wunderbaren Dinge passiert waren und immer noch passierten, war Klaas oft genug schleierhaft.
Natürlich war es genau das, was er sich immer gewünscht hatte. Und er wusste auch, dass seine Musik dafür gemacht war, von der Welt gehört zu werden. Nicht, weil er unbedingt glaubte, dass er der Beste war, nicht mal im Ansatz. Aber einfach, weil die Welt mehr von wohltuenden Klängen und aufregenden Emotionen brauchte, bei allem, was da sonst so in und auf ihr los war.
Dennoch verstand Klaas nach wie vor oft nicht, wieso er dieses Glück nun nach all diesen Jahren gefunden hatte.
Und jetzt auch noch das.
Eine Tour. Durch Europa. Mit Coldplay.
Wie war das sein Leben?
Noch während er in die erwartungsvollen Augen seines Freundes schaute, der ihn so glücklich und stolz anstrahlte, mischten sich in die Ungläubigkeit, die Jokos Verkündung ausgelöst hatte, erst noch schleichend und dann doch ganz schnell und mit blinkenden Lichtern auch ganz andere Gedanken.
Wollte er denn ein solches Leben? Das Leben eines Musikers, den es monatelang von Zuhause wegführte? Durch ganz Europa? Das Leben eines Musikers, der noch bekannter wurde? Noch öfter auf der Straße angesprochen wurde? Dessen Privatsphäre damit noch etwas mehr eingeschränkt werden würde?
Würde Mark das wollen? Charlotte? Erik? Oder Mario?
„Das scheint bei dir nicht die Begeisterung auszulösen, die eine solche Neuigkeit eigentlich auslösen sollte?“, stellte Joko in Frage und drückte sanft die Schultern des Jüngeren.
„Ich…“, begann Klaas, obwohl er gar nicht so genau wusste, was er eigentlich sagen sollte. Sagen wollte. Weshalb er nach dem nächstbesten Gedanken griff, der ihm durch den Kopf schwirrte. „Was ist mit unserer Tour? Wir haben doch gerade erst den Vorverkauf für nächste Woche angekündigt.“
„Das müsste man natürlich alles nochmal umorganisieren. Ist sicher nicht schön, aber trotzdem machbar. Wenn du das wollen würdest.“ Jokos Kopf neigte sich leicht und der strahlende Ausdruck auf seinem Gesicht wurde prüfender. „Aber das ist nicht alles, oder?“
Der Kleinere presste kurz seine Lippen zusammen, ehe er auch seinen anderen Gedanken freien Lauf ließ. „Wäre es… sehr vermessen, zu sagen… dass ich mein Leben eigentlich so liebe, wie es gerade ist?“
Überraschung und auch ein bisschen Verwirrung huschten durch Jokos braune Augen. „Ich glaube, ich versteh‘ nicht ganz…“
Mit einem tiefen Atemzug erkaufte sich Klaas noch eine Sekunde Bedenkzeit, obwohl er nun aber eigentlich sehr genau, was er sagen wollte.
„Ich meine… wir produzieren gerade ein mega Album. Haben eine ganze Tour im nächsten Jahr darum geplant… das ist mehr, als ich mir jemals erträumt habe.“ Er atmete nochmal bedächtig ein und wieder aus. „Und ich liebe es, dass ich das machen kann, was ich immer machen wollte, auf einem Niveau, das ich mir immer gewünscht habe.“ Klaas‘ Hände fanden Jokos Brust und er streichelte sanft über das schwarze T-Shirt, das ihn von einem direkten Kontakt trennte.
„Ich weiß nicht, ob ich mehr möchte als das“, gab der Brünette schließlich zu. „Ich glaube, ich will nicht monatelang von hier weg sein. Von dir weg sein. Und ich will auch nicht noch mehr Aufmerksamkeit.“
Er ließ seine Hände tiefer wandern, bis sie an Jokos Taille zu seinem Rücken gleiten konnten und sich dort miteinander verschränkten.
„Ich liebe es zu sehr, dass wir immer noch teilweise unerkannt durch Berlin spazieren können… laufen gehen oder ins Kino gehen können, ohne ständig beobachtet oder angesprochen zu werden. Das… das will ich irgendwie nich‘ aufs Spiel setzen… wäre das okay?“
Jokos prüfender Blick verharrte noch für eine Sekunde, bevor er abgelöst wurde von einem umso sanfteren. „Hätte nicht gedacht, dass das überhaupt noch möglich ist… aber vielleicht hab‘ ich mich gerade noch ein bisschen mehr in dich verliebt.“
Der Knoten, der sich zwischen Klaas‘ Magen und Herz gebildet hatte, löste sich mit einem Ruck und machte es dem Musiker leichter, auch seine flatterigen Nerven mit mehreren, sich beruhigenden Herzschlägen in den Griff zu kriegen.
„Also… ist es okay?“
Joko beugte sich zu ihm und drückte einen unendlich zärtlichen Kuss auf den Mund des Musikers. Er war viel zu schnell vorüber, wie Klaas missmutig dachte, aber die Stimme seines Gegenübers fing ihn direkt wieder ein.
„Als dein Manager sollte ich dir vermutlich raten, das Angebot nicht abzulehnen… sowas ist ‘ne once in a lifetime Geschichte… aber das weißt du ja sicher.” Jokos Daumen streichelten sanft über Klaas’ Wangen, um die sie sich vor wenigen Augenblicken gelegt hatten. „Als dein Freund sollte ich dich wahrscheinlich auch überreden, das nicht aufzugeben… aber ich verstehe gleichzeitig nur zu gut, was du meinst und ganz uneigennützig kann und mag ich dir auch nicht widersprechen.“
Ein kleines Schmunzeln formte Klaas‘ Lippen. „Dann solltest du das ganz uneigennützig auch nicht tun“, bestätigte der Brünette, wurde dann aber doch auch nochmal ernster, trotz aller Erleichterung, die er angesichts der Zustimmung fühlte, die er von seinem Freund erhalten hatte. „Wir sollten das natürlich noch mit der Band diskutieren… ihre Meinung zählt da ja auch.“
Joko nickte. „Klar. Auf jeden Fall. Aber ich würde mal wagen, zu behaupten, dass die da auch on board sein werden. Mia wird nächstes Jahr eingeschult. Und Charlotte und Emilia wollen ja schwanger werden… deswegen ist unsere Tour ja geplant, wie sie geplant ist…“
„Ja, das seh‘ ich auch so. Da wird sicher kein Gegenwind kommen…“, mutmaßte Klaas und ließ das Glück und die Erleichterung weiterhin durch ihn fließen.
Während der Musiker in Jokos funkelnde Augen schaute, horchte er noch einmal tief in sich hinein, ob das wirklich der richtige Weg sein würde, den er in seinem Kopf irgendwie bereits betreten hatte.
Doch da war nichts.
Kein Zwiespalt darüber, ob eine Absage die richtige Entscheidung sein würde.
Kein noch so kleiner Zweifel, dass alles, was er hatte, ihn nicht mit absoluter Glückseligkeit erfüllte. An diesem Tag. Und an jedem Tag seiner Zukunft.
Der er voller Zuversicht sprichwörtlich in die Augen blickte.
In dessen goldenen Tiefen er sich verlor und sich von ihr umhüllen ließ.
Mit der unumstößlichen Gewissheit, dass er nie mehr brauchen würde als das.
Als Joko.
Als das Leben, das sie gemeinsam führten.
Und als die Liebe, die sie miteinander verband.
Klaas lächelte.
Zufrieden.
Glücklich.
Genauso, wie Joko das tat.
„Ich liebe dich wirklich mehr, als ich jemals dachte, einen anderen Menschen lieben zu können“, sagte Klaas und verfestigte seinen Halt um Joko, um ihn damit noch ein bisschen näher an sich zu ziehen.
Der Ältere leistete wie immer keinen Widerstand und ließ sich willig in die Umarmung fallen. „Ich dich auch, Hase. Mit jedem Tag offenbar immer noch ein bisschen mehr.“
Bevor Klaas darauf die neckende Antwort geben konnte, die auf seiner Zungenspitze tanzte, hatte Joko ihre Lippen schon miteinander verbunden.
Ein wohliges Kribbeln durchfuhr den Körper des Jüngeren und ließ ihn dabei leicht erzittern, was aus Joko ein zufriedenes Seufzen hervorkitzelte, während er den Kleineren noch näher an sich zog.
Der Braunhaarige lächelte glücklich in den Kuss hinein, und ein antwortendes Grinsen seines Freundes führte schließlich dazu, dass sie sich schon kurz darauf voneinander lösten; wenn auch nicht weiter als unbedingt notwendig.
„Ich bin mit „Kompass“ fertig. Willst du’s hören?“, durchbrach Klaas nach zwei oder drei polternden Herzschlägen die Stille, und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema.
Streng genommen war das Lied zwar noch nicht fertig fertig, weil die letzten Zeilen und Akkorde noch nicht zu Papier gebracht waren; dennoch hallte auch das Lied mit so klarer Deutlichkeit in seinem Kopf, dass er es unbedingt mit seinem Partner teilen wollte.
„Was für eine Frage“, antwortete Joko und ließ so spürbar und schnell von Klaas ab, dass kein Zweifel daran blieb, wie begierig er war, den Song zu hören, von dem der Braunhaarige bisher nur erzählt hatte.
Er schnappte sich seine Gitarre und nahm anschließend neben Joko auf dem Sofa Platz, sein Blick auf den Älteren gerichtet.
„Bereit für den Scheiß?“
„Sowas von bereit.“
Joko warf ihm ein breites Grinsen zu, das sich schon im nächsten Augenblick in ein seliges Lächeln verwandelte, als Klaas damit begann, die ersten Akkorde des Liedes zu spielen.
Für einen kurzen Moment schloss der Musiker die Augen.
Konzentrierte sich.
Fokussierte sich.
Fand die Liebe, die durch ihn pulsierte.
Fühlte nach der Melodie, die in ihm vibrierte.
Spürte den Takt, der seiner war.
Den Takt, der ihrer war.
Und den der Musiker nie mehr verstummen lassen würde.
Ihre zwei Herzen verbanden sich. So, wie ihre Blicke es taten, nachdem der Brünette seine Augen wieder öffnete.
Erfüllt von Liebe und Glück begann Klaas zu singen und zu spielen.
Mit Jokos Melodie für immer in seinem Herzen.
nun ist es also wirklich soweit. Da gibt’s jetzt auch kein Verdrängen mehr, dass das nicht wirklich das Ende ist :( Zumindest das vorläufige. Weil so richtig werde ich mich von den beiden wahrscheinlich nie verabschieden können, deswegen wird es vielleicht hier und da mal einen kleinen Blick in die Zukunft von Melodie-Joko&Klaas geben :) Fürs Erste ist nun an dieser Stelle aber erst einmal das Ende erreicht, deswegen möchte ich auf jeden Fall nochmal die Gelegenheit ergreifen, euch allen zu danken.
Ohne euch wäre diese Reise ganz eindeutig eine ganz andere gewesen, und dafür kann ich euch am Ende auch gar nicht genug danken ❤️ Der Austausch mit euch war zu jeder Sekunde so unendlich bereichernd und besonders, und ich weiß das alles so sehr zu schätzen❤️ Habt ganz herzlichen Dank für jedes Review, jedes Wort, jedes Herz und jeden Stern ❤️ Ich werde ganz besonders auch den Austausch mit euch vermissen und hoffe, dass wir uns an anderer Stelle wieder“sehen“ werden ❤️
Natürlich möchte ich zum Abschluss auch noch einmal ein dickes Dankeschön an Kismet raussenden ❤️ Ohne dich wäre die Geschichte nicht das, was sie geworden ist und knapp 190k Wörter später hast du immer noch nicht die Nase voll von meinem Geschreibe und meinen Fehlern, und ich weiß nicht, womit ich das verdient habe ❤️ Vielen lieben Dank ❤️ You are a rockstar ❤️
In meinem Kopf blubbert schon die nächste Geschichte sehr, sehr laut, es wird also bestimmt bald weitergehen. Aber in ein paar Stunden geht’s erstmal in den Urlaub (talk about timing :D) – für einen Moment wird es also auch etwas ruhiger hier. Verzeiht also bitte, falls Antworten ein bisschen länger dauern als sonst :)
Unendlich viel Liebe für euch, ihr Mäuse! Passt gut auf euch auf ❤️❤️❤️ Und einen wunderbaren, erholsamen Sonntag euch!
@Kismet: Pack den Koffer! We are going on an adventure!
(P.S. Falls sich jemand fragt, wie weit mein innerer Monk bereit ist zu gehen, der möge gerne einmal auf die Anzahl der Wörter schauen und den Kopf schütteln. Ob ich gerade noch Wörter sammle, um eine gerade Zahl zu bekommen? Vielleicht. Aber immerhin hat der Monk auch für regelmäßige, sonntägliche Updates gesorgt :D)
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Epilog
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Epilog
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Absolute Ruhe umgab Klaas, als er seinen Blick durch die wandhohen Fenster über Berlin gleiten ließ.
Seine Fingerspitzen prickelten von der stundenlangen Session, die er gerade mit seiner Gitarre verbracht hatte und die nun eine kurze Auszeit bekamen, während Klaas seine Gedanken ordnete. Nur noch ein paar Zeilen würde er brauchen, um seinen neuesten Song zu vollenden. Ein Song, mit dem er so eigentlich schon gar nicht mehr gerechnet hatte, nachdem er und Gloria gerade schon kurz davorstanden, die Produktion des neuen Albums abzuschließen.
Eigentlich waren sie damit auch wirklich schon fast fertig. Mussten eigentlich nur noch zwei der zwölf neuen Songs mischen, damit die Platte für die Veröffentlichung und die Promotion in ein paar Wochen bereit sein würde. Der Gedanke daran ließ auch ganz andere Stellen als nur Klaas‘ Fingerspitzen kribbeln; ließ seinen Magen flattern und sein Herz voller Freude hüpfen. So, wie es auch die Erinnerungen an die gemeinsame Arbeit mit der Band selbst taten, die überhaupt erst dazu geführt hatte, dass es ein Album gab, das veröffentlicht werden konnte.
Während dieser Wochen und Monate waren Klaas und Gloria spürbar noch sehr viel näher zusammengerückt, und nach wie vor konnte der Brünette sein Glück kaum fassen, mit diesen fantastischen Menschen Musik machen zu dürfen.
Anfangs hatte sich der Brünette zwar noch für einen Augenblick schwergetan bei der Vorstellung, beim Schreiben seiner Lieder nicht mehr völlig frei zu sein, doch er wurde schnell eines Besseren belehrt. Denn zu seiner großen Erleichterung blieb ihm seine Freiheit, und wurde darüber hinaus noch erweitert um jene, gleichzeitig auch aus der Kreativität der Bandmitglieder schöpfen zu dürfen, die ein sehr gutes Gespür dafür hatten, wo sie Input liefern konnten und wo Klaas einen Moment brauchte, um in seinem Kopf abtauchen zu können.
Der Prozess war erfüllend gewesen. Ja, sogar fast berauschend, weil selbst nach der erfolgreichen Tour alles immer noch besser zu werden schien. Und Klaas könnte nicht dankbarer sein.
Von seinem Musikzimmer aus beobachtete der Braunhaarige, wie die untergehende Herbstsonne die Baumkronen der Straße in goldenes Licht tauchte.
Den Herbst hatte der Musiker immer schon am meisten gemocht, entfalteten doch die gelben und goldenen Farben dann auch für ihn ihre volle Pracht, wo Wälder und Wiesen ansonsten immer nur ein trostloses Grün für ihn ausstrahlten.
Sein Herz erfüllte sich mit wohliger Zufriedenheit bei dem Anblick, und er ließ sich umhüllen von der Schönheit und von dem Gefühl, dass alles perfekt war, so wie es gerade war.
Heimat ist schon lange nicht mehr nur noch ein Wort
Seit du in meinem Leben bist, ist’s auch nicht mal mehr nur ein Ort
Du gibst mir ein Zuhause und das besteht nicht aus vier Wänden
Das finde ich in deinen Augen und Armen und Händen
Seit du in meinem Leben bist, ist’s auch nicht mal mehr nur ein Ort
Du gibst mir ein Zuhause und das besteht nicht aus vier Wänden
Das finde ich in deinen Augen und Armen und Händen
Ein sanftes Lächeln legte sich auf Klaas‘ Lippen, als die Worte jenes Liedes durch seinen Kopf geisterten, das er gerade erst zu Papier gebracht hatte. Es war ruhiger als die Upbeat-Songs, die sie bisher für das neue Album hauptsächlich geschrieben hatten. Und obwohl Klaas jeden einzelnen davon liebte, hallte dieser neueste trotzdem ganz besonders laut nach.
Er würde Mark später anrufen und ihm davon berichten müssen. Um es ihm vielleicht auch direkt vorzuspielen, damit sie es gegebenenfalls zur Diskussionen stellen konnten, ob das Lied noch Platz finden sollte auf dem Album oder nicht. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfallen würde – und Klaas hatte ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie diese Entscheidung aussehen sollte – würden sie in den kommenden Tagen wohl auch die Band noch einmal für eine impromptu Aufnahmesession zusammentrommeln müssen.
Bis zu diesem Anruf bei Mark würde Klaas jedoch noch für eine Weile den sonntäglichen Frieden genießen, der sich über sein und Jokos Zuhause gelegt hatte.
Mit einem letzten Gleiten seiner Augen über den Berliner Abendhimmel drehte sich Klaas herum und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Raum, in dem er stand. Dem Raum, der seit Monaten nun schon eine Quelle der Inspiration war und ein Rückzugsort nicht nur für ihn, sondern auch für den Mann, mit dem er sein Leben teilte.
Das Musikzimmer war noch kurz vor der Tour nach Klaas‘ Wünschen fertiggestellt worden; und obwohl Joko ihm diesen Raum hatte schenken wollen, hatte Klaas darauf bestanden, sich zumindest um die Einrichtung selbst kümmern zu dürfen, weil alles andere schlichtweg ein viel zu teures Geschenk geworden wäre. Außerdem war es für den Brünetten ohnehin Geschenk genug gewesen, dass Joko ihn überhaupt auf diese Weise in sein Leben gelassen hatte. Dass er ihn bei sich haben wollte, tagein und tagaus.
Und dieses Geschenk hörte auch Monate später nicht auf, ein Geschenk zu sein. Denn für Klaas war es nach wie vor das größte Geschenk neben Joko einzuschlafen und auch wieder neben ihm aufwachen zu dürfen. Genauso, wie jeder Augenblick, den sie zwischen diesen beiden Momenten miteinander teilten, ein Geschenk war.
Von diesen Momenten hatten sie viele angesammelt in diesem Jahr. Allein beruflich waren es so viele gewesen, dass Klaas sie kaum noch zählen konnte.
Doch jeder einzelne davon stand im Schatten all jener Augenblicke, die sie privat miteinander erlebt hatten. Selbst jeder noch so flüchtige Kuss übertrumpfte jede noch so berauschende Minute auf der Bühne, und Klaas hatte schon vor langer Zeit begriffen, dass sich diese Tatsache vermutlich auch nicht mehr ändern würde. Und besser noch – es gelang ihm auch immer öfter, Joko glaubhaft davon zu überzeugen, dass dem so war. Dass das, was sie abseits ihrer musikalischen Reisen gefunden hatten, so unendlich viel mehr wert war als der Preis und die Goldene Schallplatte, die einen Platz in seinem Musikzimmer gefunden hatten.
Das Lächeln auf Klaas‘ Gesicht legte noch etwas an Strahlkraft zu, als sein Fokus durch den Raum glitt, der sein Musikzimmer war und gleichzeitig doch auch so viel mehr.
Jokos ganze Wohnung war unfassbar gemütlich und schön eingerichtet, war sie immer schon gewesen. Trotzdem hatte der Blonde seinem Freund auch freie Hand gelassen, die Wohnung so zu verändern, dass es sich auch für ihn nach zuhause anfühlen würde.
Doch das war nie wirklich Thema gewesen.
Weil Klaas sowieso immer zuhause war, solange Joko nur bei ihm war. Daran hätte weder neue Deko oder ein neues Sofa noch eine offizielle Bestätigung in einem Grundbuch oder ein Mietvertrag irgendetwas geändert.
Das Musikzimmer allerdings, das war sehr schnell das Herzstück ihrer Wohnung geworden. Und war wohl neben dem Schlafzimmer jener Ort, an dem sie die meisten privaten Momente erlebten, sofern sie zuhause waren.
Klaas‘ Blick streifte fast schon beiläufig an seinem Computer und dem Mischpult vorbei, und auch an den Gitarrenständern und dem anderen Kram, der in der Musikecke Platz gefunden hatte, bis er schließlich auf ihre Kuschelecke traf, wie Joko sie liebevoll getauft hatte. In ihr befand sich ein großes, graues Sofa, das gegenüber eines großen Kamins stand, der bisher nur einmal bei Inbetriebnahme getestet worden war, nun aber mit den kälter werdenden Tagen sicher auch bald zu einem regelmäßigen Einsatz kommen würde. Leider hatten sie zwar wegen des teuren Equipments auf einen echten Holzofen verzichten müssen, aber auch dieses moderne Teil würde seinen Zweck ohne Zweifel erfüllen, dachte Klaas mit einem schmunzelnden Blick Richtung Feuerstelle.
Entlang der Längswand auf der gegenüberliegenden Seite erstreckte sich über die gesamte Fläche ein deckenhohes Regal, das gefüllt war mit ihrer beiden Schallplatten- und CD-Sammlungen, und mit Klaas‘ Schallplattenspieler, der schon an sehr vielen Abenden für die musikalische Untermalung kuscheliger und intimerer Momente auf dem Sofa gesorgt hatte.
Und auch so verbrachten sie sehr viel Zeit in diesem Raum. Joko liebte es, Klaas beim Musizieren zu beobachten, und auch wenn der Blonde oft genug versucht hatte, diese Tatsache hinter Laptop und E-Mails und vorgeschobener Arbeit zu verstecken, während er auf der Couch lümmelte, so hatte Klaas ihn auch mindestens genauso oft dabei erwischt, wie er ihn verträumt angeschaut hatte und sie letztlich beide von ihrer Arbeit abgelenkt wurden, weil der Bedürfnis, sich zu küssen oder sich nahe zu sein in diesen Augenblicken meistens übermächtig wurde.
Klaas würde es jedoch nicht anders wollen. Nichts davon. Nicht sein Leben mit der Musik. In der Öffentlichkeit. Und noch viel weniger sein Leben mit Joko. Das auch Musik war. Auf so unendlich viel bessere Weise.
Du bist Leuchtturm, Hafen und Anker
Bist Segel, Antrieb und Kompass
Bist Segel, Antrieb und Kompass
Die Worte stolperten durch seinen Kopf und wurden begleitet von letzten Tönen und Akkorden, die Klaas zur Vollendung des Liedes noch gefehlt hatten. Es kribbelte direkt wieder in den Spitzen seiner Finger; weniger nun von der Überbeanspruchung dieser, sondern mehr mit dem Drang, das zu Ende zu bringen, was sie angefangen hatten.
Er stieß sich gerade vom Fenstersims ab, um zurück zu der zweiten Couch im Raum zu laufen, die seine Musikecke vervollständigte und auf der auch seine blaue Yamaha gerade noch lag, als er von einem sanften Klopfen an der Tür abgelenkt wurde.
Schon im nächsten Augenblick steckte Joko erst seinen Kopf durch die Tür und schob dann auch den Rest seines Körpers hinterher.
Klaas‘ Aufmerksamkeit ruhte jedoch ausschließlich auf dem Gesicht seines Freundes, das ohne ersichtlichen Grund noch heller strahlte als sonst.
„Du wirst nicht glauben, was gerade passiert ist.“
Jokos Stimmfarbe war mindestens eine Oktave höher im Vergleich zu dem, wie er sonst sprach. Und in seinen Augen funkelte der Schelm.
„Meistens, wenn deine Sätze so anfangen, kann ich das wirklich nicht“, bestätigte der Braunhaarige lachend und Nervosität begann sein Innerstes anzustacheln.
Mit zwei, drei großen Schritten kam Joko tiefer in den Raum, um erst direkt vor Klaas wieder stehen zu bleiben.
„Ich habe gerade mit jemandem telefoniert“, begann er und sein linker Mundwinkel zuckte verräterisch.
Der Musiker wartete noch ein paar Herzschläge lang, ob sein Gegenüber von sich aus weitersprechen würde, doch nachdem der Blonde nicht von sich aus in die Gänge kam, stupste Klaas ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf verbal an.
„Verrätst du mir auch, mit wem?“
Jokos Grinsen wurde breiter und das Prickeln um Klaas‘ Magen herum deutlich spürbarer.
„Mit Mary Cooper“, antwortete der Blonde und hielt wieder kurz inne. Diesmal wartete er mit einer weiteren Erklärung jedoch nicht so lange, dass Klaas ihn abermals antreiben musste. „Mary gehört zu einem Team von Agent:innen, die Coldplay betreuen.“
Klaas lauschte aufmerksam.
Die Worte ergaben auch Sinn, obwohl der Jüngere sich kaum ausmalen wollte, was das mit ihm zu tun haben könnte.
„Und weiter?“
Die Grübchen auf Jokos Wangen vertieften sich. „Halt dich fest… Sie haben angefragt, ob du Interesse hättest, Coldplay nächstes Jahr auf ihrer Europatournee zu begleiten!“
Schweigen.
Einen Herzschlag lang.
Noch einen weiteren, stockenden Herzschlag mehr.
„Ich… ich weiß, ich sollte das nicht mehr fragen… aber… verarschst du mich?“
Joko legte beide Hände auf Klaas‘ Schultern und Wärme durchflutete den Kleineren, während sein Freund mit dem Kopf schüttelte.
„Wie immer würde ich das niemals tun“, erwiderte er und die Rädchen in Klaas‘ Kopf begannen sich ob der Bestätigung immer schneller zu drehen.
Wie war das nun wieder passiert?
Wie ihm überhaupt all diese wunderbaren Dinge passiert waren und immer noch passierten, war Klaas oft genug schleierhaft.
Natürlich war es genau das, was er sich immer gewünscht hatte. Und er wusste auch, dass seine Musik dafür gemacht war, von der Welt gehört zu werden. Nicht, weil er unbedingt glaubte, dass er der Beste war, nicht mal im Ansatz. Aber einfach, weil die Welt mehr von wohltuenden Klängen und aufregenden Emotionen brauchte, bei allem, was da sonst so in und auf ihr los war.
Dennoch verstand Klaas nach wie vor oft nicht, wieso er dieses Glück nun nach all diesen Jahren gefunden hatte.
Und jetzt auch noch das.
Eine Tour. Durch Europa. Mit Coldplay.
Wie war das sein Leben?
Noch während er in die erwartungsvollen Augen seines Freundes schaute, der ihn so glücklich und stolz anstrahlte, mischten sich in die Ungläubigkeit, die Jokos Verkündung ausgelöst hatte, erst noch schleichend und dann doch ganz schnell und mit blinkenden Lichtern auch ganz andere Gedanken.
Wollte er denn ein solches Leben? Das Leben eines Musikers, den es monatelang von Zuhause wegführte? Durch ganz Europa? Das Leben eines Musikers, der noch bekannter wurde? Noch öfter auf der Straße angesprochen wurde? Dessen Privatsphäre damit noch etwas mehr eingeschränkt werden würde?
Würde Mark das wollen? Charlotte? Erik? Oder Mario?
„Das scheint bei dir nicht die Begeisterung auszulösen, die eine solche Neuigkeit eigentlich auslösen sollte?“, stellte Joko in Frage und drückte sanft die Schultern des Jüngeren.
„Ich…“, begann Klaas, obwohl er gar nicht so genau wusste, was er eigentlich sagen sollte. Sagen wollte. Weshalb er nach dem nächstbesten Gedanken griff, der ihm durch den Kopf schwirrte. „Was ist mit unserer Tour? Wir haben doch gerade erst den Vorverkauf für nächste Woche angekündigt.“
„Das müsste man natürlich alles nochmal umorganisieren. Ist sicher nicht schön, aber trotzdem machbar. Wenn du das wollen würdest.“ Jokos Kopf neigte sich leicht und der strahlende Ausdruck auf seinem Gesicht wurde prüfender. „Aber das ist nicht alles, oder?“
Der Kleinere presste kurz seine Lippen zusammen, ehe er auch seinen anderen Gedanken freien Lauf ließ. „Wäre es… sehr vermessen, zu sagen… dass ich mein Leben eigentlich so liebe, wie es gerade ist?“
Überraschung und auch ein bisschen Verwirrung huschten durch Jokos braune Augen. „Ich glaube, ich versteh‘ nicht ganz…“
Mit einem tiefen Atemzug erkaufte sich Klaas noch eine Sekunde Bedenkzeit, obwohl er nun aber eigentlich sehr genau, was er sagen wollte.
„Ich meine… wir produzieren gerade ein mega Album. Haben eine ganze Tour im nächsten Jahr darum geplant… das ist mehr, als ich mir jemals erträumt habe.“ Er atmete nochmal bedächtig ein und wieder aus. „Und ich liebe es, dass ich das machen kann, was ich immer machen wollte, auf einem Niveau, das ich mir immer gewünscht habe.“ Klaas‘ Hände fanden Jokos Brust und er streichelte sanft über das schwarze T-Shirt, das ihn von einem direkten Kontakt trennte.
„Ich weiß nicht, ob ich mehr möchte als das“, gab der Brünette schließlich zu. „Ich glaube, ich will nicht monatelang von hier weg sein. Von dir weg sein. Und ich will auch nicht noch mehr Aufmerksamkeit.“
Er ließ seine Hände tiefer wandern, bis sie an Jokos Taille zu seinem Rücken gleiten konnten und sich dort miteinander verschränkten.
„Ich liebe es zu sehr, dass wir immer noch teilweise unerkannt durch Berlin spazieren können… laufen gehen oder ins Kino gehen können, ohne ständig beobachtet oder angesprochen zu werden. Das… das will ich irgendwie nich‘ aufs Spiel setzen… wäre das okay?“
Jokos prüfender Blick verharrte noch für eine Sekunde, bevor er abgelöst wurde von einem umso sanfteren. „Hätte nicht gedacht, dass das überhaupt noch möglich ist… aber vielleicht hab‘ ich mich gerade noch ein bisschen mehr in dich verliebt.“
Der Knoten, der sich zwischen Klaas‘ Magen und Herz gebildet hatte, löste sich mit einem Ruck und machte es dem Musiker leichter, auch seine flatterigen Nerven mit mehreren, sich beruhigenden Herzschlägen in den Griff zu kriegen.
„Also… ist es okay?“
Joko beugte sich zu ihm und drückte einen unendlich zärtlichen Kuss auf den Mund des Musikers. Er war viel zu schnell vorüber, wie Klaas missmutig dachte, aber die Stimme seines Gegenübers fing ihn direkt wieder ein.
„Als dein Manager sollte ich dir vermutlich raten, das Angebot nicht abzulehnen… sowas ist ‘ne once in a lifetime Geschichte… aber das weißt du ja sicher.” Jokos Daumen streichelten sanft über Klaas’ Wangen, um die sie sich vor wenigen Augenblicken gelegt hatten. „Als dein Freund sollte ich dich wahrscheinlich auch überreden, das nicht aufzugeben… aber ich verstehe gleichzeitig nur zu gut, was du meinst und ganz uneigennützig kann und mag ich dir auch nicht widersprechen.“
Ein kleines Schmunzeln formte Klaas‘ Lippen. „Dann solltest du das ganz uneigennützig auch nicht tun“, bestätigte der Brünette, wurde dann aber doch auch nochmal ernster, trotz aller Erleichterung, die er angesichts der Zustimmung fühlte, die er von seinem Freund erhalten hatte. „Wir sollten das natürlich noch mit der Band diskutieren… ihre Meinung zählt da ja auch.“
Joko nickte. „Klar. Auf jeden Fall. Aber ich würde mal wagen, zu behaupten, dass die da auch on board sein werden. Mia wird nächstes Jahr eingeschult. Und Charlotte und Emilia wollen ja schwanger werden… deswegen ist unsere Tour ja geplant, wie sie geplant ist…“
„Ja, das seh‘ ich auch so. Da wird sicher kein Gegenwind kommen…“, mutmaßte Klaas und ließ das Glück und die Erleichterung weiterhin durch ihn fließen.
Während der Musiker in Jokos funkelnde Augen schaute, horchte er noch einmal tief in sich hinein, ob das wirklich der richtige Weg sein würde, den er in seinem Kopf irgendwie bereits betreten hatte.
Doch da war nichts.
Kein Zwiespalt darüber, ob eine Absage die richtige Entscheidung sein würde.
Kein noch so kleiner Zweifel, dass alles, was er hatte, ihn nicht mit absoluter Glückseligkeit erfüllte. An diesem Tag. Und an jedem Tag seiner Zukunft.
Der er voller Zuversicht sprichwörtlich in die Augen blickte.
In dessen goldenen Tiefen er sich verlor und sich von ihr umhüllen ließ.
Mit der unumstößlichen Gewissheit, dass er nie mehr brauchen würde als das.
Als Joko.
Als das Leben, das sie gemeinsam führten.
Und als die Liebe, die sie miteinander verband.
Klaas lächelte.
Zufrieden.
Glücklich.
Genauso, wie Joko das tat.
„Ich liebe dich wirklich mehr, als ich jemals dachte, einen anderen Menschen lieben zu können“, sagte Klaas und verfestigte seinen Halt um Joko, um ihn damit noch ein bisschen näher an sich zu ziehen.
Der Ältere leistete wie immer keinen Widerstand und ließ sich willig in die Umarmung fallen. „Ich dich auch, Hase. Mit jedem Tag offenbar immer noch ein bisschen mehr.“
Bevor Klaas darauf die neckende Antwort geben konnte, die auf seiner Zungenspitze tanzte, hatte Joko ihre Lippen schon miteinander verbunden.
Ein wohliges Kribbeln durchfuhr den Körper des Jüngeren und ließ ihn dabei leicht erzittern, was aus Joko ein zufriedenes Seufzen hervorkitzelte, während er den Kleineren noch näher an sich zog.
Der Braunhaarige lächelte glücklich in den Kuss hinein, und ein antwortendes Grinsen seines Freundes führte schließlich dazu, dass sie sich schon kurz darauf voneinander lösten; wenn auch nicht weiter als unbedingt notwendig.
„Ich bin mit „Kompass“ fertig. Willst du’s hören?“, durchbrach Klaas nach zwei oder drei polternden Herzschlägen die Stille, und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema.
Streng genommen war das Lied zwar noch nicht fertig fertig, weil die letzten Zeilen und Akkorde noch nicht zu Papier gebracht waren; dennoch hallte auch das Lied mit so klarer Deutlichkeit in seinem Kopf, dass er es unbedingt mit seinem Partner teilen wollte.
„Was für eine Frage“, antwortete Joko und ließ so spürbar und schnell von Klaas ab, dass kein Zweifel daran blieb, wie begierig er war, den Song zu hören, von dem der Braunhaarige bisher nur erzählt hatte.
Er schnappte sich seine Gitarre und nahm anschließend neben Joko auf dem Sofa Platz, sein Blick auf den Älteren gerichtet.
„Bereit für den Scheiß?“
„Sowas von bereit.“
Joko warf ihm ein breites Grinsen zu, das sich schon im nächsten Augenblick in ein seliges Lächeln verwandelte, als Klaas damit begann, die ersten Akkorde des Liedes zu spielen.
Für einen kurzen Moment schloss der Musiker die Augen.
Konzentrierte sich.
Fokussierte sich.
Fand die Liebe, die durch ihn pulsierte.
Fühlte nach der Melodie, die in ihm vibrierte.
Spürte den Takt, der seiner war.
Den Takt, der ihrer war.
Und den der Musiker nie mehr verstummen lassen würde.
Ihre zwei Herzen verbanden sich. So, wie ihre Blicke es taten, nachdem der Brünette seine Augen wieder öffnete.
Erfüllt von Liebe und Glück begann Klaas zu singen und zu spielen.
Mit Jokos Melodie für immer in seinem Herzen.
Du bist Leuchtturm, Hafen und Anker
Bist Segel, Antrieb und Kompass
Du bist Osten, Süden, Westen und Norden
Bist meine aufregendste Reise und mein Ankommen geworden
Bist Segel, Antrieb und Kompass
Du bist Osten, Süden, Westen und Norden
Bist meine aufregendste Reise und mein Ankommen geworden
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