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Deine Melodie in mir

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Joachim "Joko" Winterscheidt Klaas Heufer-Umlauf
12.06.2022
05.02.2023
35
188.600
75
Alle Kapitel
231 Reviews
Dieses Kapitel
8 Reviews
 
15.01.2023 6.077
 
Ihr Lieben,

mit diesem Kapitel biegen wir nun laaaangsam aber sicher auf die Zielgerade dieser Geschichte. Nach diesem hier wird es noch zwei weitere und einen Epilog geben, wonach wir die beiden dann hoffentlich in ein glückliches Leben entlassen werden können :) Nur schon mal als keine „Vorwarnung“.

Aber erstmal geht’s mit Kapitel 32 weiter :) und mit meiner Dankbarkeit, mit der ihr euch überschütten möchte für eure Worte und Reaktionen zum Kapitel davor ❤️  der Austausch mit euch bedeutet mir
wirklich die Welt ❤️

Ganz viel Spaß mit Teil 32 :) Habt einen erholsamen Sonntag und einen stressfreien Start in die neue Woche morgen! Und wie immer: passt gut auf euch auf ❤️



***
Kapitel 32
***


Die Haustür zu Jokos Wohnung wurde mit der Wucht geschlossen, mit der Klaas seinen Freund gegen diese drückte und ihn küsste.

Sekunden.

Minuten.

Einen leidenschaftlichen Kuss für jede verpasste Gelegenheit der letzten sieben Tage.

Und es waren viele Gelegenheiten, wie sich Klaas durchaus bewusst war. Doch niemand würde ihn an diesem Abend davon abhalten können, all die verlorene Zeit mit Joko aufzuholen.

Glücklicherweise war hier aber auch niemand, der das wollte. Joko spürbar am allerwenigsten.

Und der schlang auch schon im nächsten Augenblick seine Arme um den Kleineren und zog ihn so kraftvoll und nahe an sich heran, dass es beinahe wehtat.

Aber auch wirklich nur beinahe.

Denn Joko nahe zu sein, von ihm gehalten zu werden, so wie er das jetzt endlich wieder tat, das konnte niemals weh tun. Wie Klaas gelernt hatte, konnte das nur das Gegenteil von Nähe.

Deswegen schob er sich noch ein bisschen enger gegen seinen Freund. Hörte auch ihn kurz aufstöhnen durch die Kraft, die da gegen ihn drückte und Klaas küsste ihn noch einmal tief und auskostend, ehe er sich nach einer oder zwei zu kurzen Ewigkeiten endlich von Joko lösen konnte.

„Wenn du… nur noch eine Sekunde länger hättest bleiben wollen… auf diesem Event… hätt‘ ich dich vermutlich entführen müssen“, raunte Klaas zwischen mehreren, stockenden Atemzügen.

Joko gluckste leise, das Geräusch genauso heiser wie Klaas‘ Stimme. „Was… haste mir meinen Moment des Ruhms etwa nicht vergönnt?“ Da war ein neckendes Funkeln in seinen Augen, und Klaas‘ Herz schlug noch etwas schneller, als er den Frohmut dort entdeckte.

„Doch. Natürlich. Jede einzelne Sekunde davon. Doppelt und dreifach“, erwiderte der Jüngere ehrlich. „Aber ein Kuss war nicht genug“, gab er offen zu.

Bei dem einen Kuss auf der Tribüne, der lautstark von den umherstehenden Menschen gefeiert worden war, war es nämlich zu Klaas‘ großem Bedauern geblieben, und der hatte zudem auch viel zu schnell geendet, lange vorher noch, bevor sich der Rest der Menschheit auf sie hatte stürzen können. Was in dieser Hinsicht sicher nicht das verkehrteste gewesen war, aber die Sehnsucht nach über einer Woche Trennung hatte so natürlich nicht einmal im Ansatz gestillt werden können.

Joko hatte anschließend für Interviews und Fotos auf das Spielfeld zurückkehren müssen und auch bei dem offiziellen Empfang danach hatten die beiden in ihren jeweiligen Funktionen an diesem Tag genug zu tun gehabt, um irgendeine ruhige Minute für sich zu finden. Die zwei hatten es nicht einmal wirklich geschafft, auch nur ein paar Worte miteinander zu wechseln, aber wann immer sie sich zumindest in den gleichen Räumlichkeiten aufgehalten hatten, waren die Blicke, die sie einander zugeworfen hatten, verheißungsvoll genug gewesen, um zu wissen, dass sie später zweifelsohne gemeinsam nach Hause gehen würden.

Wo sie nun auch waren. Im Schutze von Jokos Wohnung und in der innigen Umarmung des jeweils anderen.

„Ich verstehe, was du meinst“, antwortete Joko, verfestigte seinen Halt noch einmal und verband ihre Lippen erneut.

Der Kuss war voller Hingabe und Zuneigung und Klaas wurde abermals bewusst, wie sehr er seinen Freund und diese Nähe vermisst hatte. Sein Körper sehnte sich danach. Nach noch mehr davon. Nach noch mehr Zuneigung und noch mehr Nähe, und am liebsten wäre er in Joko hineingekrochen, weil er dachte, nur umhüllt von seinem Freund jemals genug Nähe würde finden zu können.

Klaas vertiefte den Kuss, bat mit seiner Zunge um Einlass, den Joko ihm augenblicklich und mit einem stummen Seufzen gewährte. Sämtliche Atome im Körper des Jüngeren, die sich in den vergangenen sieben Tagen verdreht und verschoben hatten, fanden mit jeder küssend vergehenden Sekunde wieder auf ihren Platz zurück und Klaas konnte spüren, wie es klickte und einrastete, und wie seine Welt in der Tat wieder zu seiner Welt wurde.

Mehr denn je brauchte Klaas seinen Freund. Emotional. Mental. Und auch physisch. Er wollte ihn spüren. Wollte dessen Haut fühlen und sich in dessen Wärme verlieren und in der Sicherheit, dass Joko bei ihm war und auch bei ihm bleiben würde.

Das wollte der Kleinere seinem Freund auch zu verstehen geben; seinen Wunsch nach Nähe und das Bedürfnis nach Wärme. Aber als ob Joko wieder einmal seine Gedanken gelesen hatte, unterbrach er die Verbindung ihrer Münder und schaute ihn schwer atmend an.

„Ich…“ Der Ältere füllte erneut geräuschvoll seine Lunge. „Ich würd‘ gern mit dir reden… bevor wir…“ Er deutete mit dem Finger zwischen sie beide, während sein eindringlicher Blick nicht von seinem Gegenüber abwich.

Es dauerte einen Herzschlag lang, bis Klaas Jokos Worte durch den euphorisierten Nebel in seinem Kopf verarbeiten konnte.

Reden. Ja. Das sollten sie wohl tun. Und logisch betrachtet wusste Klaas auch, dass sie das wirklich sollten, bevor sie sich zurück in ihre Beziehung stürzten und alles andere erst einmal für eine ganze Weile in Vergessenheit geraten würde.

Er wusste, dass sie reden sollten. Und dennoch vibrierte sein Körper mit dem unbedingten Bedürfnis, Joko nahe zu sein. Ihn zu spüren. Auf jede nur erdenkliche Weise.

Wortlos blickten sie einander an, bis genug Verstand in Klaas‘ Kopf zurückgekehrt war und er dem Blonden nickend seine Zustimmung gab.

Anstatt sich von Joko zu lösen und sie ins Wohnzimmer zu steuern, wo sie in Ruhe hätten miteinander sprechen können, folgte Klaas seinen Instinkten und verschränkte seine Finger mit jenen seines Freundes, um ihn an der Verbindung ihrer Hände in die entgegengesetzte Richtung zum Schlafzimmer zu lenken.

Erst vor dem Bett hielten sie an, und Klaas stellte sich vor den Größeren und schaute ihn an. Die goldenen Flecken im geschmolzenen Braun funkelten ihm leuchtend entgegen und er hob seine Hand, um mit einem Finger liebevoll über Jokos linke Augenbraue zu streicheln.

Bevor der Ältere mit dem Reden beginnen konnte, brachte Klaas beide Hände zur Brust seines Freundes, der leicht erzitterte, als er ihn sanft dort streichelte. Das schien genug zu sein, um Joko noch einen Augenblick länger schweigen zu lassen, und der Brünette nutzte die Gelegenheit, um seine Finger über Jokos pastellrosa Hemd zu dessen Knopfleiste wandern zu lassen.

Er hinterfragte nicht, was er da tat oder ob es eine gute Idee sei, sondern drückte stattdessen den ersten Knopf durch das Knopfloch von Jokos Oberteil. Der Größere ließ ihn auch noch mit dem zweiten gewähren, ehe er seine Finger sanft um Klaas‘ Handgelenk wickelte.

„Ich dachte, wir wollten reden.“ Sein Tonfall war weich, und durchwoben von schmunzelndem Humor.

Es war die Weichheit am allermeisten, die Klaas‘ Fokus von Jokos Hemd zu dessen Augen zog. „Wir reden“, bestätigte er mit Überzeugungskraft in seiner Stimme. „Aber ich würd‘ gern… ich würd‘ gern deine Wärme spüren… ist das… in Ordnung?“

Der Ältere verstand ihn ohne weitere Erklärungen und lockerte direkt seinen Griff um Klaas‘ Hand, damit er ungehindert damit weitermachen konnte, was er angefangen hatte.

Was er auch tat.

Langsam.

Konzentriert.

Fast schon andachtsvoll löste der Brünette einen Knopf nach dem nächsten, bis auch der letzte seine Freiheit gefunden hatte und Klaas seine Hände an Jokos Schultern unter den Stoff schieben konnte, um es ihm von dort aus sachte vom Körper zu ziehen. In streichelnden Bewegungen fuhr er ihm die Arme entlang, bis das rosafarbene Hemd schließlich raschelnd zu Boden fiel.

Die ganze Zeit über verharrten ihre Augen aufeinander, und obwohl niemand ein Wort sagte, war der Raum zwischen ihnen dennoch gefüllt mit allem, was in diesem Moment wichtig war.

Als nächstes zog Klaas seinem Freund das weiße T-Shirt aus der Hose und zögerte auch damit nicht lange, es ihm anschließend vorsichtig über den Kopf zu ziehen. Nur kurz unterbrachen sie dabei den Blickkontakt und als sie sich wiederfanden und der Brünette seine Handflächen nun auf Jokos Brust legen konnte, durchzuckte diesen jäh ein Stromstoß und ein zufriedenes Seufzen purzelte von Klaas‘ Lippen, als er die Haut seines Freundes unter sich spüren konnte.

Der Ältere atmete tief und schwerfällig und sein Herz polterte so kräftig, dass Klaas es unter seiner Berührung erfühlen konnte. Das gleichmäßige Atmen war noch für eine ganze Weile das einzige Geräusch, das den Raum erfüllte, während der Jüngere damit fortfuhr, seinen Freund zu entkleiden.

Jokos Hose war als nächstes dran und Klaas‘ Finger fingen an, leicht zu zittern, als er erst den Gürtel öffnete und anschließend auch den Knopf und den Reißverschluss. Er ließ sich weiterhin von seinen Instinkten leiten, ließ seine Finger machen und schaute dabei einzig und allein in Jokos Augen, die noch so viel sanfter waren, als Klaas sich erinnern konnte, sie jemals gesehen zu haben.

Die Energie zwischen ihnen flirrte, warf kleine Funken, die ihre Augen erleuchteten. Gleichzeitig war da trotz aller Spannung, die sie aneinanderband, auch eine tiefe Ruhe, die sich in Klaas einstellte. Eine Gänsehaut krabbelte ihm über die Arme, während Wärme und Zuneigung sich um sein Herz schmiegten.

Nach dem Öffnen der Hose rutschte dem Blonde der dunkle Stoffe fast ungehindert von den Hüften, aber Klaas half dennoch nach; zog seinem Freund die Schuhe aus und unterstützte dabei, dass sein Gegenüber sicher aus den Hosenbeinen steigen konnte.

Ihre Blicke fanden sich in jener Sekunde sofort wieder, in der Klaas sich erneut vor ihm aufrichtete und seine Hände abermals mit Jokos Haut verband. Seine Temperatur schien wie so oft mehrere Grad zuzulegen und Klaas machte noch einen weiteren Schritt auf ihn zu, um seine Wange für einen kurzen Augenblick an dessen Brust zu betten. Der Ältere erzitterte erneut, wickelte seine Arme dabei um den Brünetten und verankerte sie beide in diesem Moment.

Klaas nahm mehrere geräuschvolle Atemzüge, um sein Herz zu beruhigen und Jokos Duft bis in sein tiefstes Innerstes aufzusaugen. Er konnte fühlen, wie der Andere seine Nase durch Klaas‘ dunkle Strähnen gleiten ließ und ebenfalls tiefe Atemzüge nahm, um das Gleiche zu tun.

Die Zeit schien sich ihrer physikalischen Gesetze zu entledigen; fühlte sich nach Zeitlupe und doppelter Geschwindigkeit gleichzeitig an und Klaas drückte seinen Freund noch ein bisschen fester, damit er ganz nahe bei ihm bleiben würde.

Mehrere Herzschläge lang hielten sie einander einfach nur fest, bis Klaas die Umarmung löste und sich dann langsam daran machte, seinen Freund auch noch der letzten Barriere zu entledigen.

Jokos Blick wurde hitziger und seine Wangen schimmerten in dem gedimmten Licht seines Schlafzimmers etwas rötlicher, als sie das sonst taten. Er blieb regungslos stehen und ließ Klaas machen; ließ ihn über dessen Schultern streicheln und hinauf zu seinem Hals und seinem Nacken, um ihn festzuhalten und ihre Lippen zu verbinden. Um ihn zu küssen, langsam, hungrig, und voller Liebe, bis ihnen beiden schwindelig wurde.

Anschließend befreite Klaas auch sich selbst von seiner Kleidung. Zog sich erst ganz unzeremoniell den Pulli samt T-Shirt über den Kopf, bevor seine Hände auch an seiner Hose nestelten. Wieder waren dabei ihre Blicke fest ineinander verhakt, und Jokos Augen wurden mit jeder Sekunde noch ein bisschen dunkler. Sprühten mit jeder Sekunde noch ein paar mehr Funken, die auch die allerletzten, dunkle Stellen in Klaas entzündeten und erhellten, und auch diese unwiderruflich an Joko banden.  

Schweigend schauten sie sich an.

Atmeten schwer.

Hörten nur das Poltern ihrer Herzen.

Und spürten die Zuneigung, die durch ihre Körper pulsierte.

Nachdem schließlich auch noch das letzte Kleidungsstück gefallen war, suchte Klaas‘ Körper von ganz allein seinen Weg erneut in Jokos Arme und fast wollte er weinen vor Erleichterung und Glück, seinen Freund endlich wieder auf diese Weise erfahren zu dürfen. Dessen Wärme legte sich wie ein Kokon um sie beide und wenn es nach Klaas ginge, würde er sich auch nie wieder aus diesem Kokon herausbewegen.

Joko streichelte ihm mehrere Augenblicke lang sanft über den Rücken, bis er sie bald schon mit einem kleinen Schritt rückwärts auf das Bett zubewegte.

Für einen winzigen Moment lösten sie sich dort voneinander, jedoch nur lange genug, um unter die große Bettdecke zu kriechen und sich in der Mitte des übergroßen Bettes wiederzufinden. Wie Magnete zogen sie einander an, allerdings wahrten sie diesmal zumindest etwas Abstand, damit sie einander richtig ansehen würden können, wenn sie gleich ohne Zweifel jenes klärende Gespräch beginnen würden, das noch zwischen ihnen stand.

Sie hielten sich an ihren Händen, während Klaas darauf wartete, dass sein Freund den Anfang machen würde.

Als das jedoch auch nach mehreren Augenblicken nicht passierte, versuchte der Braunhaarige dessen Zurückhaltung irgendwie zu überwinden.

„Du siehst anders aus”, benannte er die eine Tatsache, die ihm gerade am allerdeutlichsten auffiel.

Das war offenbar nichts, womit Joko gerechnet hatte, denn Klaas traf daraufhin ein verwirrter Blick.

„Was meinst du?“

Auf dem Gesicht des Kleineren breitete sich ein liebevolles Lächeln aus. „Deine Augen. Sie leuchten mehr“, erklärte er, ehe er eine Hand aus Jokos Griff löste und mit seinen Fingern über dessen Stirn und Schläfe streichelte. „Und dein Gesicht ist irgendwie… weicher… noch ‘n bisschen sanfter, als es eh schon immer gewesen ist.“

Joko biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und überlegte mehrere Herzschläge lang, was er darauf wohl sagen wollte.

„Ich weiß nicht, ob ich jemals glücklicher war als in dieser Sekunde“, waren schließlich die Worte, die es über Jokos Lippen schafften. Er lächelte und drückte die eine Hand von Klaas, die er noch fest umschlungen hielt.

„Die vergangene Woche war unendlich beschissen“, fuhr er fort und seufzte dabei leise. „Aber gerade in diesem Moment bin ich so glücklich wie nie zuvor.“

Klaas wollte an diesem Gefühl festhalten, das sich strahlend in seine eigene Brust bohrte und ihn von innen heraus wie warmes Licht ausfüllte. Gleichzeitig wusste er jedoch, dass es ganz so leicht leider nicht werden würde.

„Erklärst du mir, was vergangene Woche passiert ist?“

Joko zog leise einen Atemzug durch seine Nase, hielt ihn kurz fest und ließ ihn dann von seinen leicht geöffneten Lippen gleiten. Währenddessen schob er sein linkes Bein zwischen die von Klaas und stellte somit noch etwas mehr Nähe her, was der Jüngere mit einem wohligen Kribbeln unkommentiert begrüßte.

„Als ich die Schlagzeile gelesen hab‘, hat sich irgendein Schalter in meinem Kopf umgelegt… ich kann’s dir nicht anders beschreiben…“ Er seufzte leise und der traurige Blick in seinen Augen ziepte in Klaas‘ Brust. „Da war auf einen Schlag so viel Angst in mir… und ich hatte keinen Plan, wie ich jemals damit klarkommen sollte.“

Klaas musterte seinen Freund mit vorsichtiger Neugier. „Aber was genau hat dir denn eine solche Angst gemacht?“, bohrte er sachte nach, nachdem der Andere für einen Augenblick geschwiegen hatte.

„Alles… ich hatte Angst um dich… hatte Angst davor, dass du mich hasst, wenn ich dich in den Abgrund ziehe… ich hatte Angst um meinen Pa… nachdem das letzte Mal beinahe in einer Katastrophe geendet ist. Ich hatte Angst vor dem Echo. Vor dem Hass. Davor, dass mich die Medien ein weiteres Mal blutig schlagen und alle leiden müssen, denen ich nahestehe.“ Jokos Stimme wurde etwas zittriger, als er sprach, und brachte Klaas damit dazu, seine freie Hand beruhigend über Jokos Wange streicheln zu lassen.

„Es tut mir so leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe“, antwortete Klaas, fast flüsternd. „Das wollte ich—“

„Bitte entschuldige dich nicht… ich… du sollst dich niemals dafür entschuldigen, wenn du mir zeigst, dass du mich gern hast, okay?“ Er brachte ihre miteinander verschlungenen Hände zu seinem Gesicht und küsste Klaas‘ Handrücken. „Es tut mir leid, dass ich das jemals von dir verlangt hab‘.“

Klaas schüttelte postwendend den Kopf. „Trotzdem hätte ich deinen Wunsch respektieren sollen… er kam ja nicht von ungefähr.“

„Mag ja sein“, entgegnete Joko mit einem einseitigen Zucken seiner Schulter. „Aber es war trotzdem dumm von mir… so einen Aufstand zu machen, nur weil ich irgendwelche Traumata aus meiner Vergangenheit nicht überwunden habe.”

„Red‘ das bitte nich’ klein, Joko“, entgegnete Klaas sofort. „Als ich den Artikel am Samstag gelesen hab‘, hatte ich physische Schmerzen. Ich will gar nicht wissen, wie das vor zehn Jahren für dich gewesen sein muss. Das ist nicht nichts. Und ich hätte das bedenken müssen.“

„Hättest du nicht. Ich wusste ja selbst nicht mal, wie tief das alles noch saß“, entgegnete Joko und sein Fokus glitt für einen Augenblick an Klaas‘ Kopf vorbei, ehe er zurück zu ihm fand. „Aber ich weiß jetzt auch, dass vieles von dem, was ich gedacht habe, was passieren würde, nur in meinem Kopf stattgefunden hat… die Situation mit Leo damals war eine völlig andere… und die Welt war’s auch noch…“

Der Brünette lauschte den Worten seines Freundes und streichelte ihm dabei immer wieder über die Schulter. Den Hals. Über seinen Nacken und durch seine Haare, bis Joko jedes Mal aufs Neue seufzend die Augen schloss.

„Ich hab‘ die Tage viel mit meinem Pa gequatscht… auch da war so viel mehr in meinem Kopf, als es das dann wirklich war… einfach nur, weil ich so viel verdrängt und nie meinen Mund aufgemacht habe.“

Joko küsste noch einmal Klaas‘ Handrücken und ein angenehmes Kribbeln begann unter seiner Haut zu prickeln. Kurz lief der Jüngere Gefahr, sich in der Empfindung zu verlieren, und in der Nähe und der Sicherheit, die Joko trotz der Schwere des Gesprächs beständig ausstrahlte. Aber die Stimme des Älteren hielt ihn in dem Moment, und er lauschte weiter gebannt, was der Andere zu sagen hatte.

„Ich sehe vieles klarer jetzt… ich weiß, dass mein Pa mit allem fein ist und einfach nur möchte, dass ich glücklich bin. Und ich weiß auch, dass die Welt da draußen mittlerweile deutlich unterstützender ist, als sie das noch vor zehn oder fünfzehn Jahren war.“

„Das ist sie… ‘s gibt zwar auch immer noch genug schreckliche Leute da draußen, aber es gibt auch so, so viele gute Menschen, die uns nichts Böses wollen.“

„Ich weiß… das war sehr beeindruckend, wie sehr dich deine Fans da verteidigt haben... und ich bin so unendlich froh, dass dieser ganze Schlamassel keine negativeren Auswirkungen hatte als ein paar verlorene Follower.“

„Auf die ich auch wirklich gerne verzichte, das kannste mir glauben“, erwiderte Klaas mit einem kleinen Lächeln, während er über Jokos Brust streichelte. „Und mit deinem Papa ist wirklich alles okay?“

„Ja…“ Joko nickte. „Ich weiß auch nicht, warum… aber ich hab‘ immer geglaubt, dass er nie so zu einhundert Prozent hinter mir stand… dass er zwar akzeptiert hatte, dass ich schwul bin, aber dass er es immer besser gefunden hätte, wenn es anders wäre.“ Er stieß einen seufzenden Ton aus. „Ich hab‘ mich nie getraut, wirklich mit ihm darüber zu sprechen… was ich wohl mal hätte tun sollen, wie ich jetzt weiß.“

Der angestrengte Ausdruck wurde etwas sanfter, als die Falten auf Jokos Stirn weicher wurden.

„Manchmal ist das mit dem Kommunizieren einfach schwer… selbst mit Menschen, die man liebt“, erwiderte Klaas. „Vielleicht gerade mit Menschen, die man liebt.“

„Da hast du wahrscheinlich recht, ja…“ Joko drückte seine Hand. „Aber wir beide konnten das bisher eigentlich immer ganz gut… deswegen tut’s mir umso mehr leid, was ich letzte Woche alles zu dir gesagt habe… und wie sehr ich dich im Stich gelassen hab‘.“

Die Worte lösten sofort ein Kopfschütteln bei Klaas aus. „Du musst dich nicht entschuldigen… es war einfach eine Extremsituation.“

„Das rechtfertig trotzdem nicht, dass ich so reagiert habe, wie ich das habe…“, entgegnete Joko bestimmt. „Am allerwenigsten hätte ich jemals dir die Schuld an all dem geben dürfen… zum Küssen gehören immer zwei… und so oder so sollte ein Kuss und die Gefühle, die dahinterstecken, sowieso nie etwas sein, wofür man sich schuldig fühlen sollte. Oder was man zurückhalten sollte… tut mir wirklich leid, dass ich’s so kompliziert gemacht habe.“

Mit jedem weiteren Wort, das Joko ihm offenbarte, spürte Klaas die Liebe zu seinem Freund wachsen. Sie war so stark, dass sie ihn beinahe sofort vergessen ließ, wie beschissen sich die vergangene Woche angefühlt hatte, weil sich gleichzeitig eine unverrückbare Überzeugung in ihm verwurzelte, dass so etwas nie wieder passieren würde. Sie ließ ihn ein Stück näher an Joko heran rutschen, bis sich noch viel mehr ihrer entblößten Haut berührte als nur ihre Hände und ein Teil ihrer Beine.

„Können wir uns drauf einigen, dass wir beide wohl nicht die weisesten Dinge gesagt und getan haben? Und darauf, dass wir’s in Zukunft besser machen? Besser miteinander reden? Immer?“

„Ich versprech’s“, erwiderte der Blonde umgehend und unterstrich mit einem Nicken seinen Schwur.

„Gut. Dann… lass uns die letzte Woche aus unserer Erinnerung streichen?“

„Zumindest den Teil, der wehgetan hat…“, stimmte der Ältere zu. „Ein paar Erkenntnisse waren aber schon sehr wichtig… die würd‘ ich gern behalten.“

Jokos Gesichtszüge wurden noch ein bisschen weicher, als die momentane Anspannung wieder aus seinem Körper wich. Er lehnte sich dem Jüngeren entgegen und ihre Lippen trafen sich kurz aber intensiv, bis Joko sich abermals zurückzog.

„Eine Erkenntnis hab‘ ich noch“, sagte er und lächelte nun zwar etwas breiter, aber immer noch mit einer Sanftheit, die Klaas‘ Herz schneller schlagen und die Schmetterlinge in seinem Bauch verdoppeln und verdreifachen ließ.

„Ich will das mit dir nicht verstecken.“ Der Nachdruck in Jokos Tonfall vibrierte durch Klaas und ließ ihn wissen, dass er ihm gar nicht erst widersprechen brauchte. „Du machst mich so unendlich glücklich, Klausi… und ich will das nicht verstecken. Ich werde wahrscheinlich nie der Typ Mensch sein, der so Privates gerne in die Öffentlichkeit hinaustragen will… aber ich will deine Hand halten, wenn wir spazieren gehen. Oder dich unterm Sternenhimmel küssen, wenn uns danach ist. Lass uns da vielleicht einen Weg finden, der für uns beide passt?“

Seine Augen funkelten fragend und Klaas legte seinen Arm um Jokos Taille, um ihn noch ein bisschen näher an sich zu ziehen.

„Wir finden da unseren Weg“, bestätigte der Brünette mit mindestens genauso viel Nachdruck. „Alles andere steht nicht zur Debatte.“

Joko antwortete mit einem leisen Glucksen, das seine Augen noch ein bisschen befreiter strahlen ließ.

„Ich denke, damit kann ich leben.“

„Ich denke, das kann ich auch.“

Sie schauten sich noch einen kurzen Moment lang tief in die Augen, ehe Joko seine schloss und seine Stirn sachte gegen Klaas‘ kippen ließ.

„Ich hab‘ dich so sehr vermisst, Hase.“

„Jeden einzelnen, verdammten Tag“, seufzte Klaas und stupste daraufhin mit seiner Nase gegen die von Joko.

Wärme ummantelte den Jüngeren, als sie sich noch ein bisschen näherkamen und sich ihre Münder in einem weiteren, innigen Kuss trafen.

Der Brünette seufzte erleichtert auf, als sie sich nun komplett ohne Zurückhaltung und Barrieren begegneten und da war eine ganz neue Intensität an all jenen Stellen, an denen sich ihre Körper berührten. Dabei hatte es ohnehin schon nie an Intensität gemangelt, wenn sie auf diese Weise zusammen waren, einfach weil ihre Emotionen in diesen Momenten schon immer auf die explosivste Art kollidierten.

Trotzdem fühlte es sich an diesem Abend anders an.

Noch ein bisschen inniger.

Noch ein bisschen überwältigender.

Noch ein bisschen liebevoller.

Da schienen keine Grenzen mehr zu sein. In ihrem Miteinander. In der Form, wie sie sich berührten und küssten, ohne jegliche Kontrolle und mit völliger Hingabe und Vertrauen. Und auch keine Grenzen im Ausmaß der Zuneigung, die sie einander schenkten und in der Nähe, die sie teilten.

Sie hielten sich fest. Pressten jeden Quadratzentimeter Haut aneinander, bis nichts mehr zwischen ihnen Platz hatte, außer sie selbst. Außer ihrem Band, das stärker schien als je zuvor.

Joko war irgendwann der Erste, der sie in Bewegung setzte. Der Klaas auf den Rücken schob und sich anschließend auf ihn rollte und das Gefühl, Jokos Gewicht auf sich zu spüren, würde hoffentlich die eine Empfindung sein, an die der Kleinere sich nie gewöhnen würde. Denn zu keinem anderen Zeitpunkt war Klaas sich der Realität seines Freundes mehr bewusst, als wenn dieser auf ihm lag. Nie war er sich mehr der Sicherheit bewusst, die ihm Jokos Körper vermittelte. Und nie spürte er mehr Wärme, als wenn Joko bei ihm war und mit ihm war, ihn küsste und berührte und ein Feuer in ihm entzündete, gegen das es kein Mittel zur Bekämpfung gab.

Und auch wenn dieses Feuer auch an diesem Abend viel zu schnell in Klaas brannte und ihn verzehrte, wo er alles wollte und mehr, noch mehr Joko und Nähe und Erlösung, so nahmen sich die beiden dennoch Zeit.

Da war Joko, der Klaas mit so vielen Küssen bedeckte, bis der außer sich war vor Erregung und Lust und zu glauben begann, er würde nur von Jokos Lippen an seiner Haut kommen. Und Klaas, der umgekehrt jeden Zentimeter von Jokos Körper erkundete als wäre es das erste Mal. Der ihn mit seinen Fingern und seinem Mund zum Stöhnen und Erbeben brachte, quälend langsam und noch viel quälender ausdauernd.

Nur, dass es sich selbstverständlich nicht nach Qual anfühlte. Ganz im Gegenteil, war es vielleicht die inniglichste und hingebungsvollste Intimität, die sie bisher in ihrer Beziehung erlebt hatten. Klaas konnte es nicht sicher sagen, da sein Freund gerade an der empfindlichen Stelle seines Halses saugte, unter dem sein Puls aufgeregt gegen seine Haut schlug, und alles, was er noch denken konnte, war, wie er Joko für immer bei sich haben wollte. In seinem Alltag. In ihrem Bett. Und jetzt, in dieser Sekunde, bei ihm. In ihm. Er wollte alles von Joko und wollte alles mit ihm, und er wollte auch diese eine letzte Grenze überwinden, die bisher noch nicht gefallen war, weil es an diesem Abend keine einzige mehr davon geben sollte.

Als sich der Druck an Klaas‘ Hals nach einer kleinen Ewigkeit löste, die ausschließlich gefüllt gewesen war von tiefen, vibrierenden Atemzügen und zu viel Erregung, um noch irgendwie klar bei Verstand zu sein, zog der Jüngere den Kopf des Anderen zu sich, um ihm tief in die Augen zu sehen und ihm irgendwie zu verstehen zu geben, was er selbst nicht in Worte fassen konnte.

Joko stützte sich noch etwas mehr auf seine Arme, um den Kleineren in Augenschein zu nehmen und anstatt noch mehr zu sagen, nutzte Klaas den freigewordenen Bewegungsspielraum, um sich nach der Nachttischschublade auszustrecken und eine kleine Tube daraus hervorzuziehen, die sie vor noch nicht allzu langer Zeit erst dort platziert hatten.

Seine Hand zitterte ein wenig, als er es sich erneut unter Joko bequem machte und ihm das Gleitgel wortlos entgegenhielt. Der Blick des Älteren war noch kurz fragend, ehe er sich in einen verstehenden verwandelte, und das goldene Leuchten in eine schwarze Unendlichkeit.

Joko nahm ihm das rote Behältnis aus der Hand und legte es auf die Matratze neben Klaas, bevor er sich auf ihn zurücksinken ließ und ihn mit der Leidenschaft küsste, die der Brünette gerade noch in dessen Augen gesehen hatte. Eigentlich dachte Klaas, dass es nicht noch atemberaubender werden konnte; das Level an Intensität schon so weit über jeglicher Messbarkeit. Doch dann fand Jokos Blick erneut den von Klaas, und seine Stimme war so rau und ergriffen, dass noch ein paar weitere Sicherungen aus Klaas‘ Kopf flogen.

„Bist du dir sicher, dass du das willst?“

Da war keine Sekunde des Zögerns in Klaas, auch, wenn er ein wenig nervös war. „Ich will dich. Alles von dir.“

Der Blonde musterte ihn noch zwei oder drei Herzschläge lang prüfend, wartete wohl, ob Klaas es sich anders überlegen würde. Als er das jedoch nicht tat und Joko wieder zu sich zog, um ihn zu küssen, spürte er, wie sich sein Freund entspannte und ihn mit neuentflammter Gier noch tiefer küsste.

Alles, was sich diesem Kuss anschloss, nahm Klaas nur noch in einem erregten Delirium wahr. Joko ging mit so viel Vorsicht und Bedacht vor, dass der Jüngere ihn mehrere Male antreiben und rückversichern musste, dass er okay und nicht aus Zucker war. Joko ließ sich jedoch nicht beirren. Gab seinem Freund Zeit, sich an ihn zu gewöhnen. Und nahm sich selbst die Zeit, den Moment zu genießen.

Klaas konnte sehen, wie sehr auch Joko das hier wollte. Wie sehr er ihn wollte. Konnte das Feuer in dessen Augen sehen, als der Widerstand seines Körpers weniger wurde und er mit zwei Fingern immer einfacher durch den Muskelring gleiten konnte. Und nahm das schwerfällige Heben und Senken von dessen Brust wahr, das mit jedem leisen Ertönen von Klaas‘ Erregung noch ein bisschen schwerfälliger wurde.

Der Braunhaarige vergaß sich bald schon selbst. War zu einhundert Prozent auf seinen Freund fokussiert, der Dinge mit ihm machte und Empfindungen in ihm auslöste, die so völlig neu waren und nach denen er direkt süchtig wurde. Joko beobachtete ihn dabei akribisch; löste den Blickkontakt nur, wenn er ihn küsste oder huldigende Worte gegen sein Ohr flüsterte, und Klaas liebte ihn noch ein bisschen mehr dafür, dass er so sehr auf ihn achtgab und sich nicht einfach nahm, wonach sein Körper vielleicht verlangte.

Jokos Hitze füllte Klaas von innen heraus auf, wummerte durch sein Herz und seine Seele, heilte die restlichen Wunden der vergangenen Woche und ließ nichts als Liebe und Glück in ihm zurück. Und dann schmiegte sich die Hitze des Blonden auch von außen um ihn, als er Klaas zur Seite drehte und sich hinter ihn legte und seine Arme um ihn schlang.

Das Feuer brodelte unaufhaltsam in dem Kleineren; der innige Kontakt ihrer Körper alles, was er noch wahrnehmen konnte. Jokos Hände waren überall. Streichelten seine Brust, seinen Bauch, streichelten sein Glied, während Jokos Lippen an seinem Ohrläppchen knabberten, und alles in ihm kribbelte und pulsierte und viel zu schnell hätte fast nichts mehr gefehlt, um ihn über die Klippe stürzen zu lassen.

Doch so weit ließ Joko es noch nicht kommen. Stattdessen küsste er nun träge und liebevoll den Nacken des Jüngeren und löste auch den Griff um dessen Erektion, ehe Klaas spürte, wie sich sein Freund erneut hinter ihm bewegte, kurz mit der kleinen Tube hantierte und sich dann langsam und vorsichtig an ihn drückte.

„Alles gut?“, flüsterte er in Klaas‘ Ohr und platzierte knapp darunter einen weiteren Kuss.

„Ja“, krächzte der Brünette nur, da seine Stimme zu mehr nicht mehr fähig war. Er verschloss seine Hand mit der seines Freundes, die um seine Taille geschlungen war und schob ihm dabei seinen Po entgegen.

Die hitzige Berührung und eindeutige Einladung entrangen dem Älteren schließlich selbst ein heiseres Stöhnen, das gegen Klaas‘ Schulter brandete, als Joko seine Lippen auf sie presste und seine Erektion vorsichtig nach vorne gleiten ließ.

Klaas atmete ruhig und konzentriert, während Joko den Druck erhöhte und langsam in ihn eindrang. Kurz hielt er dann doch den Atem an, aber als da nur ein bisschen Schmerz und viel mehr gleißende Hitze und Erregung war, wich das geräuschvolle Ausatmen einem brummenden Aufstöhnen.

Für eine ganze Weile verharrten sie regungslos. Einzig Jokos Lippen führten ihre betörenden Bewegungen über Klaas‘ Haut fort; knabberten, saugten, küssten, so lange, bis Klaas mit der anschwellenden Lust zu zerbersten drohte. Mit einer Rückwärtsbewegung seines Beckens gab er Joko das Zeichen, sich zu bewegen und auch, wenn er das nur sehr bedacht und kontrolliert tat, folgte er dem Wunsch seines Freundes.

Und damit stellten dann auch die letzten Synapsen, die noch übriggeblieben waren, ihren Betrieb ein.

Hitze detonierte in seinem tiefsten Inneren und versengte alles in dessen Umgebung. Da war nur noch Joko, der in ihm war. Sich in ihm bewegte. Der ihm so nah war, wie er es nur sein konnte. Der überall war, nicht nur physisch, sondern auch emotional.

Klaas spürte ihn in seinem Kopf. In seinem Herz. In seinem Bauch. Spürte ihn in dem Kribbeln, das seine Zellen befiel und in den Endorphinen, die wie kleine Torpedos durch seine Blutbahnen schossen. Er spürte ihn in dem warmen Licht, das sein inneres Auge blendete. Er fühlte Joko an seiner Haut. Fühlte ihn unter seiner Haut. Spürte Küsse, die nicht nur seinen Hals bedeckten, sondern Stellen in ihm, die niemand je zuvor gesehen hatte.

Joko war überall.

Und vielleicht zum ersten Mal wirklich nahe genug, um dieses Sehnen in Klaas zu stillen, was bisher nichts anderes so wirklich vermocht hatte. Mit Joko zu schlafen hatte geholfen, einen Teil dieser Sehnsucht zu stillen. Für Stunden und manchmal Tage. Aber das hier, Joko so zu spüren, so nahe bei sich. So unendlich nahe in sich. Das war eine Erfahrung, die mit nichts auf dieser Welt zu vergleichen war.

Das Inferno riss sie bald schon beide mit. Ihre Bewegungen, die auch auf diese Weise instinktiv ihren perfekten Rhythmus gefunden hatten, trieben sie auf den Abgrund zu, zielgerichtet und ohne größeres Bedürfnis, dem noch zu entkommen. Zu überwältigend waren die Gefühle. Zu atemberaubend die Empfindungen, die Körper und Verstand beherrschten und die die ultimative Erlösung suchten.

Als schon alles kribbelte und flirrte; die Luft und sein Körper und die Energie, die sie umhüllte, drehte sich Klaas ein kleines Stück, nur so weit, um Joko ansehen und küssen zu können, der auch diesem Wunsch nur allzu gerne nachkam und ihre Lippen miteinander versiegelte.

Das gegenseitige Stöhnen wurde vom anderen gierig verschluckt und als Joko seine Hand abermals um Klaas‘ Glied schloss und ihn zärtlich, aber bestimmt zu pumpen begann, dauerte es nicht mehr lang, bis das Kribbeln zersprang und in Funken auf Klaas niederregnete, während das Ziehen in seinen Lenden sich zu seiner vollen Kraft anspannte und sich mit einem nächsten und letzten Stoß in Jokos Hand entlud.

Der Bedürfnis nach Sauerstoff durchbrach die Verbindung ihrer Lippen und Klaas entließ ein tiefes, hallendes „Joko“, das durch den Raum waberte und seinen Freund noch mehrere Male kraftvoll in ihn trieb, bevor auch der ihm auf seinem Flug durch die Sterne folgte.

Diese tanzten auch für die längste Zeit um Klaas‘ Augen, ganz egal, ob er sie geöffnet oder geschlossen hielt. Und er fand sie auch in Jokos Augen, wie kleine, funkelnde Kristalle, die von der tiefen Zufriedenheit und dem Glück zeugten, die auch Klaas aus jeder Pore schossen.

Joko küsste ihn tief und innig, als er sich vorsichtig aus Klaas zurückzog, und fast konnten dessen Lippen auch von dem Verlust der körperlichen Nähe ablenken. Aber eben auch nur fast. Deswegen drängte sich der Jüngere noch ein bisschen enger an seinen Freund. Ließ dessen Körperwärme ungefiltert in ihn eindringen und so die Lücken füllen, die entstanden waren.

„Das war…“, flüsterte Klaas nach einer weiteren Unendlichkeit, in der sie eng umschlungen und schweigend beieinander gelegen hatten. Wahrscheinlich hätte er jedoch noch ein paar weitere Sekunden schweigen sollen, um sich zu überlegen, was er überhaupt sagen wollte.

Doch Joko half ihm. Wie er das so oft tat. „Nah?“

Ja. Nah. Das war es.

„Ich wusste nich‘, dass es sich… so nah anfühlen würde.“ Seine Stimmbänder gehorchten ihm noch nicht wieder vollständig, und auch sein Kopf kam nur langsam wieder in Fahrt.

„Ziemlich abgefahren, oder?“ Auch Joko klang noch hörbar mitgenommen von dem, was sie geteilt und erlebt hatten, und sein Mund fand erneut Klaas‘ Nacken für den Hauch eines Kusses.

„Eine Offenbarung“, entgegnete Klaas und legte dabei eine so deutliche Betonung auf das Wort, dass er Jokos Lächeln an seiner Haut spüren konnte.

Danach rückte der Größere etwas von ihm ab und Klaas rollte sich auf seinen Rücken, um ihn anschauen zu können.

„Ich hab’ dir auch nicht wehgetan oder so… oder?“, fragte Joko, seine Stirn kaum merklich, aber doch leicht gewellt.

„Nicht mal im Ansatz“, erwiderte er mit einem überzeugten Kopfschütteln, das die Falten vertrieb und den Anderen selig lächeln ließ.

Ohne ihren warmen Kokon zu verlassen, säuberten sie sich gegenseitig so gut es ging, bevor sich Klaas auf Jokos Betthälfte in die Seite seines Freundes kuschelte. Der Ältere zog seine Decke über sie beide und drückte einen Kuss gegen die Stirn des Kleineren.

Schon wenig später war Jokos Atem ganz stetig und ruhig und auch von Klaas forderte die Erschöpfung des Tages schnell ihren Tribut.

In einem letzten Aufbäumen seiner Gedanken und Gefühle verstärkte er seinen Halt um den Blonden noch einmal und streifte mit seiner Nase über Jokos Brust, um die Essenz seines Freundes ein letztes Mal an diesem Tag ganz tief in sich aufzunehmen.

„Lass mich bitte nie wieder allein“, murmelte er gegen die weiche Haut unter seinen Lippen.

Joko streichelte ihm sanft über den Rücken und eine träge Gänsehaut schlich über seine Haut.

„Ich versprech’s dir, Klausi.“ Seine Lippen trafen erneut sanft auf seine Stirn und Klaas murmelte noch ein „Ich liebe dich“, dessen Erwiderung er jedoch kaum noch vernahm.

Mit seinem Kopf auf Jokos Brust gebettet, lullte ihn die Wärme und der Duft seines Freundes ein.

So, wie es dessen beständiger und versichernder Herzschlag ebenfalls tat.

In diesem Takt.

Der zu lange verschwunden war.

Und der nun endlich wieder seiner war.

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