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Deine Melodie in mir

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Joachim "Joko" Winterscheidt Klaas Heufer-Umlauf
12.06.2022
05.02.2023
35
188.600
75
Alle Kapitel
231 Reviews
Dieses Kapitel
8 Reviews
 
16.10.2022 6.791
 
Hallo ihr Lieben,

euer Feedback hat mich abermals umgehauen und ich wünschte, ich könnte euch alle für eure Worte, eure Klicks und Herzen und Sterne ganz dolle drücken! Fühlt euch bitte auf jeden Fall virtuell umarmt und geherzt! Und viiielen lieben Dank für euer Feedback ❤

Habt einen wunderbaren Sonntag und einen guten Start in die neue Woche :) Und passt vor allem gut auf euch auf ❤

P.S.: Aus Gründen, die sich weiter unten erschließen, habe ich das Kapitel (auf mehrfache Empfehlung von lieben Mitschreiberlingen hier – vielen Dank ❤) mit den entsprechenden Tags schon vorab in Word vorbereitet, und ich sage euch: Gamechanger! Das ist am Upload-Tag so viel entspannter. Deswegen möchte ich das als Empfehlung gerne auch einmal weitergeben. Also für den Fall, dass ich nicht ohnehin schon die Letzte war, die die Upload-Funktion hier verwendet hat :D



***
Kapitel 19
***


Neben Joko aufzuwachen, das war definitiv das zweitbeste Gefühl der Welt, wie Klaas am nächsten Morgen lernte.

Anders als sonst, ließ er den Schlaf relativ schnell hinter sich, und weder kümmerte es ihn, dass es noch relativ früh zu sein schien, noch war er auch nur eine Sekunde desorientiert darüber, wo er war und warum eine andere Person mit ihm im Bett lag.

Das Einzige, was den Jüngeren ein wenig überraschte, war die Tatsache, wie nahe an Joko er aufgewacht war. Für gewöhnlich war er auch nachts kein großer Kuschler, sondern beanspruchte da lieber seine eigene Bettseite und die auch nur für sich. Dennoch berührte seine Stirn nun Jokos Schulter, und seine Hand lag etwas tiefer auf dessen Oberarm, und viel mehr noch als einen potenziellen Freiraum genoss er die Wärme und die Ruhe, die der Andere selbst im Schlaf ausstrahlte.

Der schien auch noch tief im Land der Träume versunken zu sein, denn sein Atem glitt ganz ebenmäßig und fast geräuschlos von seinen Lippen, während er sich auch sonst keinen Millimeter bewegte.

Klaas beobachtete den Größeren für einige Augenblicke, ließ sich hypnotisieren davon, wie sich Jokos Brust langsam hob und wieder senkte und von der Heimeligkeit, die sie beide hier umgab, bis sich seine Augen wie von selbst wieder schlossen und er noch ein bisschen näher an Joko heranrückte, weil Kuscheln im Bett vielleicht doch auch nicht so verkehrt war, wie er immer gedacht hatte.

Er drückte sich so vorsichtig er konnte gegen Jokos Seite, ließ seine Hand von dessen Oberarm zu seiner Brust gleiten, und vergrub seine Nase in Jokos weißem T-Shirt, wo er mehrere tiefe Atemzüge in sich aufnahm, bis er ganz benebelt war von dem Duft und der Nähe seines Freundes.

Vielleicht erschrak der Jüngere auch deshalb so, als ein kratziges, leises „Guten Morgen“ durch den Raum echote und sich eine Hand auf die seine legte und diese vorsichtig streichelte.

Der Braunhaarige zog seinen Kopf sogleich wieder etwas zurück und fand Joko, der mit verschlafenen Augen und einem seligen Lächeln zu ihm schaute.

„Guten Morgen“, begrüßte Klaas ihn, und verspürte einen fast überwältigenden Drang, Joko zu küssen, während ihn gleichzeitig ein ungewohntes Gefühl der Schüchternheit zurückhielt.

„Du bist immer noch da“, stellte Joko fest und rieb sich kurz über die Augen. „Kein Traum also.“

„Ne, definitiv kein Traum“, antwortete Klaas mit einem leisen Lachen, nachdem er seinen Kopf auf seinem Arm abgelegt hatte.

„Und du hast mir wirklich ein Lied geschrieben?“ Ohne Brille hatte es fast den Anschein, als würden die goldenen Flecken in Jokos Augen noch viel strahlender funkeln.

„Ja… ja, das hab‘ ich wohl“, bestätigte Klaas, und schob nun eines seiner Beine über die von Joko. „Darauf darfste dir jetz‘ übrigens auch offiziell was einbilden. Weil das mach‘ ich wirklich nich‘ für jeden.“

Eigentlich erschien es Klaas unmöglich, aber Jokos Augen leuchteten tatsächlich noch ein bisschen mehr.

„Das heißt, wir haben auch wirklich darüber gesprochen, das mit uns zu probieren?“, fragte der Ältere weiter, während seine Finger nun langsam an Klaas‘ Hand und Arm entlangstreichelten.

Für eine Sekunde wusste Klaas nicht, ob es die sanfte Berührung oder die Frage und die Antwort darauf waren, die sein Herz schneller schlagen ließen, aber am Ende war es auch egal.

„Das haben wir“, sagte er mit einem bestimmten Nicken, bevor er nun auch seine Hand auf Wanderschaft schickte, und sie langsam ein bisschen tiefer zu Jokos Bauch glitt.

Joko schloss für einen Moment seine Augen, und schien die Streicheleinheit von Klaas zu genießen. Als er sie kurz darauf wieder öffnete, wurde Klaas von dem glücklichen Leuchten fast geblendet.

„Und wir haben uns gestern wirklich geküsst?“, fragte der Größere und neigte seinen Kopf, um Klaas noch ein bisschen besser angucken zu können.

Statt auch diese Frage noch verbal zu beantworten, lehnte sich Klaas über ihn, und schenkte ihm noch ein kurzes, spitzbübisches Grinsen, bevor er seine Lippen auf Jokos legte. Der seufzte direkt in den Kuss und Klaas sog das Geräusch gierig in sich auf, ehe er mit seiner Zungenspitze langsam über Jokos Unterlippe streifte und sachte um Einlass bat.

Ihre Zungen berührten sich, und der kleine Stromstoß, der durch Klaas blitzte, erweckte auch die noch letzte verschlafene Zelle in seinem Körper zum Leben.

Jokos Hände fanden ihren Weg zu Klaas‘ Gesicht und umfassten es liebevoll, und der Jüngere fragte sich noch für einen flüchtigen Augenblick, wieso es sich wirklich so überhaupt gar nicht seltsam anfühlte, einen Mann zu küssen, und wie ein Kuss nach so kurzer Zeit schon so vertraut sein konnte, bis der Ältere ihn mit einem sanften, aber bestimmten Ruck auf sich zog, und auch in dieser Position fügten sie sich perfekt ineinander und alles, was Klaas dann noch denken konnte, war Joko. Immer nur Joko; und war das nicht ohnehin die Antwort auf alles?

Eine Hand des Blonden legte sich mit vorsichtigem Druck zwischen seine Schulterblätter und auch das bisschen Rest an Abstand, das da vielleicht noch zurückgeblieben war, machte sich aus dem Staub angesichts der Energie, die um sie herum zu flirren begann, und die nur noch mehr angeheizt wurde durch die Temperatur, die auf Jokos Haut anzusteigen schien.

Eine Woge der Wärme spülte auch durch seinen eigenen Körper und Klaas konnte das leichte Zittern in sich spüren, das mit der Welle kam, und ihn nach noch mehr Nähe suchen ließ, was physisch eigentlich schon fast unmöglich war.

Zumindest so. Mit Kleidung, die störte. Die Klaas dennoch immerhin nicht komplett den Verstand verlieren ließ.

Und trotzdem setzte sich der Gedanke fest.

Der Gedanke, keine Barrieren zwischen ihnen zu haben.

Joko anfassen zu können.

Ihn zu spüren, Haut an Haut.

Mit diesen Bildern kam eine ganz andere Hitze, die nicht nur von dem Mann unter Klaas ausging, sondern die auch in ihm selbst um mehrere Grad nach oben gedreht wurde. Plötzlich schien auch das nicht mehr so einschüchternd zu sein, wie es das am Vortag noch gewesen war, und wenn Joko nur ein einziges Signal gegeben hätte, diesen Kuss in mehr zu verwandeln, als es bereits war, Klaas hätte sich seinem Freund ohne zu zögern völlig hingegeben.

Weil es sich gut anfühlte.

Zu gut.

So verdammt perfekt.

Jede Berührung ließ Klaas innerlich vibrieren; und die Art, wie sich Jokos Lippen in perfekter Synchronität mit den seinen bewegten, schürten dieses betörende Kribbeln, das noch in einem Schlummerzustand verweilt zu haben schien, nun jedoch seine volle Kraft entfaltete.

Allerdings gab der Blonde keinerlei Anzeichen, dass ihm der Kuss nicht genug war; er hielt Klaas nur noch etwas fester und streifte sanft über seinen Rücken, und der Kleinere wollte eigentlich so viel mehr, und war gleichzeitig auf einer so tiefen Ebene in sich zufrieden mit dem Moment. Wollte ihn anhalten und auskosten.

Und deswegen tat er genau das, bis sie sich nach einer kleinen Ewigkeit schließlich doch voneinander lösten und sich schweratmend und dümmlich grinsend anguckten.

Jokos Augen funkelten mit den Sonnenstrahlen um die Wette, die durch die Fensterfront in Klaas‘ Rücken zu ihnen hereinschien.

„Vielleicht doch ein Traum?“, mutmaßte der Ältere mit belegter Stimme, und streifte dabei eine lose Haarsträhne von Klaas‘ Stirn, die jedoch direkt wieder an ihren Platz zurückfiel. „Ich glaube, du musst mich nochmal überzeugen.“

Der linke Mundwinkel des Jüngeren schob sich nach oben und anstatt Jokos doch sehr deutlichen Aufforderung zu folgen, kniff Klaas ihn in liebevollster Manier in die Brust, woraufhin Joko überrascht aufkeuchte.

„Sach ma‘!“, knurrte er, konnte sich aber das Lachen nicht verkneifen, als er sich theatralisch über jene Stelle rieb, an der Klaas ihn gerade gezwickt hatte.

„Na was? So beweist man doch, dass man nicht träumt, oder etwa nicht?“, erwiderte Klaas mit einer Unschuldsmiene, von der er bereits vermutete, dass sie vielleicht nicht besonders überzeugend war.

„Hatte eher auf eine etwas zärtlichere Taktik gehofft“, murrte Joko und streichelte sich nochmal unterstreichend über die Brust.

Klaas hob seinen Kopf etwas weiter an und brachte damit Abstand zwischen ihre Gesichter. „So? Und was hättest du dir da so vorgestellt?“

Jokos Blick wurde postwendend dunkler und abermals umfasste er mit beiden Händen Klaas‘ Gesicht, schaute ihn für einen langen Augenblick lang an, ehe er den Jüngeren langsam an sich zog und ihn so tief und auskostend küsste, dass der fast seinen eigenen Namen vergaß. Und so lange, dass Klaas‘ Blut zu kochen begann und in Ecken seines Körpers strömte, die der Ältere mit Sicherheit schon sehr bald spüren würde, wenn er so weitermachte.

Allerdings schien der Kuss auch Joko nicht kalt zu lassen, und das beruhigte Klaas auf eine angenehme Art und Weise. Gleichzeitig setzte die Realisierung, dass er der Grund für diese Art der körperlichen Reaktion war, eine Reihe ganz anderer Bilder in Klaas‘ Gedanken frei, die ihm ein leises Stöhnen entrangen, das ein ganz ähnliches Geräusch auch aus Joko hervorlockte.

Der Jüngere spürte es noch durch sich vibrieren, als der Blonde den Kontakt ihrer Lippen unterbrach.

„So in etwa“, sagte Joko und stupste mit seiner Nase gegen Klaas‘. „Aber das üben wir noch ein bisschen, keine Sorge.“

„Ich werde ein artiger Schüler sein“, antwortete Klaas ein wenig atemlos, grinste dabei aber frech.

„Na, immer musste gar nicht artig sein“, entgegnete der Größere und ließ sein Becken dabei in einer eindeutigen Weise gegen Klaas kreisen, die dem Jüngeren zeigte, dass er sehr wohl mitbekommen hatte, welchen Effekt Joko auf ihn hatte.

Klaas keuchte heiser, während die Erregung durch ihn zuckte, und er klaute sich noch einen letzten, abschließenden Kuss, bevor er sich von seinem Freund herunterrollte und mehrere Male seine Lungen mit frischem Sauerstoff füllte.

„Werd‘ ich wohl auch nich‘ sein können, wenn du so weitermachst“, sagte er, immer noch zwischen schweren Atemzügen.

„Ach ja? Was genau mache ich denn?“

Über den Körperkontakt, der geblieben war, ließ Klaas seine Hand von Jokos Brust langsam, aber in einem sehr deutlichen Zeichen, bis zu seinem Bauch wandern.

„Das weißt du ganz genau.“

Jokos Augen wurden etwas enger. „Well…“, sagte er, seine Stimme direkt noch etwas tiefer. „Du ja offenbar auch.“

Klaas‘ spitzbübisches Grinsen wurde breiter, als er sich schließlich auf seinen Rücken fallen ließ und noch einmal lautstark ausatmete.

Für einen kurzen Moment kehrte Stille ein, während der Jüngere versuchte, irgendwie seinen Herzschlag und seinen Blutfluss zu regulieren.

„Gehen wir joggen?”, fragte er kurz darauf ganz unvermittelt, nachdem die Idee durch seinen Kopf gehüpft war und ihm eine geeignete Gegenmaßnahme zu sein schien. „Ich glaub‘, ich muss etwas Energie loswerden“, fügte Klaas hinzu, und schaute zu seinem Freund.

„Das klingt eigentlich nach ‘nem vernünftigen Plan“, erwiderte Joko nach einem kurzen Augenblick des Grübelns.

Voller Tatendrang, und weil seine Arme und Beine mit überschüssiger Energie bebten, schlug Klaas seine Decke zurück und setzte sich auf. Seine Füße hatten schon den kühlen Laminatboden berührt, als er am T-Shirt festgehalten und bestimmt daran zurückgezogen wurde.

„Halt mal. Nicht so schnell, Mister.“

Klaas schaute über seine Schulter zurück zu Joko, der sich auf seine Seite gelegt hatte und den Jüngeren immer noch an seinem Oberteil festhielt.

„Was gibt’s noch?“

Der Blonde guckte so, als könne er kaum fassen, dass Klaas diese Frage überhaupt stellte. Er kroch dem Jüngeren seitlich liegend noch ein Stück weiter entgegen. „One for the road.“

Klaas verstand sofort und beugte sich lächelnd zu ihm. „Ich geh‘ doch nur kurz rüber, um mich umzuziehen“, sagte er dennoch, aber die Worte hielten seine Vorwärtsbewegung nicht auf.

„Ist mir egal“, antwortete Joko und zog noch ein bisschen mehr.

Ihre Lippen trafen sich, und die Funken explodierten erneut sofort unter Klaas‘ Haut, als Joko eine Hand an seine Wange legte. Trotzdem fühlte sich dieser Kuss etwas weniger aufheizend an als noch vor wenigen Momenten, selbst, als sich ihre Zungen für einen Moment sanft berührten und übereinander glitten.

Joko schaute fast etwas verträumt, als sie sich kurz darauf trennten, er Klaas am Kragen seines schwarzen Shirts jedoch weiter in seiner Nähe hielt.

„Klausi?“

„Hm?“

Der Ältere zögerte kurz, während sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht legte. „Gehst du heute Abend mit mir aus? Auf ‘n richtiges Date, meine ich?“

Die Frage und der Ausdruck auf dem Gesicht des Anderen ließen Klaas nochmal kurzzeitig überdenken, ob er wirklich aufstehen oder nicht vielleicht doch lieber den Rest des Morgens kuschelnd und knutschend mit Joko im Bett verbringen wollte. Es schien zu verlockend, und trotzdem auch irgendwie einschüchternd, nun, da sein Kopf wieder mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurde und ihm klar war, worin Kuscheln und Knutschen vielleicht enden würden.

Es war ja auch nicht so, dass er Angst davor hatte, ganz und gar nicht. Logisch betrachtet wusste er, wie das mit Männern funktionierte und er war absolut überzeugt davon, dass das mit Joko eine Erfahrung werden würde, die er niemals wieder vergessen würde. Eine Erfahrung, die alles andere in den Schatten stellen würde, was er bisher erlebt hatte. Aber er wollte unbedingt, dass es das auch für Joko wurde. Und dahingehend wusste er wiederum nicht, ob er die Sicherheit schon besaß, ihm das geben zu können, während sich alles noch so neu und überwältigend anfühlte.

„Klaas?“ Der leichte Zug an seinem T-Shirt ließ nach und sein Fokus kehrte zu Joko zurück. „Wir müssen nicht, wenn das zu schnell zu viel wird, oder so…“

„Ach Quatsch! Ist es überhaupt nich‘“, erwiderte der Braunhaarige sofort. „Tut mir leid, ich bin nur irgendwie kurz in meinem Kopf versunken gewesen“, schob er als Erklärung und Entschuldigung hinterher. „Aber ja, ich würd‘ sehr gerne mit dir ausgehen.“

Jokos Augenbrauen zogen sich kaum merklich zusammen. „Sicher?“

„Mehr als“, antwortete Klaas, und schloss erneut die Distanz, um seine Worte mit einem Kuss zu besiegeln.

Der Ältere seufzte gegen die Lippen des Anderen und der schlüpfte zwei Minuten später mit einem so glücklichen Grinsen in sein Zimmer, dass er es auch den Rest des Tages noch in seinen Wangen spürte.



„Wunderbar. Ich würde sagen, wir haben erstmal alles im Kasten für diese Woche“, sagte Mark und drückte dabei abschließend auf einigen der Knöpfe des Mischpultes herum, von denen Klaas auch nach all den Jahren immer noch keine Ahnung hatte, was sie taten. „Da kann ich dann am Wochenende auf jeden Fall mit Mischen und Feinschleifen weitermachen.“

„Das ist doch fantastisch“, sagte Klaas begeistert, während Betriebsamkeit in den Raum einkehrte.

Erik erhob sich von seinem Schlagzeug und Charlotte stellte ihre Bass-Gitarre in den Ständer zu ihrer Rechten, bevor sich der Eine neben Klaas auf das Sofa warf und die Andere vor dem Tisch stehen blieb, um sich von dort ihre Flasche Zitronenlimonade zu schnappen.

„Danke, Jungs, dass ihr heute alle so mit durchgezogen habt und wir’s jetzt wirklich pünktlich geschafft haben“, bedankte sich die blonde Bassistin.

„Aber klar“, erwiderte Mario, der gerade von seinem Keyboard zu ihnen herüberkam. „Als ob wir dir und Emilia euer Einjähriges versauen würden.“

Charlotte grinste dankerfüllt und erzählte anschließend von den Plänen, die sie und ihre Freundin für den Abend hatten. Währenddessen wurde auch etwas Ordnung in den Raum gebracht, nachdem sie diesmal erst am Montag zurückkehren, und nicht wie am vergangenen Wochenende auch am Samstag aufnehmen würden. Dafür war die Woche auch viel zu produktiv gewesen und sie alle hatten sich das Wochenende mehr als verdient.

Etwa eine Stunde später waren nur noch Mark, Joko und Klaas zurückgeblieben, da Klaas noch eine letzte Sache bei dem Hamburger ansprechen wollte.

„Joko und ich haben heute Morgen kurz darüber gesprochen, und ich würde „Echt“ nun doch gerne mit aufs Album packen“, erklärte der Musiker.

Marks Blick hakte sich sofort an Klaas fest und der Jüngere konnte die unausgesprochene Frage in den dunklen Augen direkt erkennen. Bisher hatten sie die Band noch nicht eingeweiht, da sie die Veränderung in ihrem Miteinander selbst erst einmal genießen wollten, und zudem auch keine Unruhe in die Produktion des Albums bringen wollten. Aber auch zukünftig würden sie auf der beruflichen Ebene die absolute Professionalität walten lassen, und nur denjenigen davon erzählen, mit denen sie das auch teilen wollten. Dazu würde die Band natürlich gehören. In ein paar Tagen oder Wochen.

Seinem Freund wollte Klaas aber zumindest trotzdem ein stummes Signal geben, weshalb er ihm ein kurzes, einseitiges Lächeln schenkte. Für mehr war allerdings weder der Raum noch die Zeit, und Joko schnappte sich ohnehin schon im nächsten Augenblick die volle Aufmerksamkeit des älteren Musikers.

„Wir hatten kurz diskutiert, ob wir nicht sogar vielleicht das Album so nennen sollen“, fügte der Blonde an. „Wir dachten an: Klaas – Echt. The Greatest Hits. Und natürlich: Featuring Gloria.“ Klaas schaute zwischen Joko und dem Hamburger hin und her. „Wenn das auch in eurem Sinne ist.“

Marks Augen wurden größer mit dem Lächeln, das sich auf seinen Lippen formte. „Na klar, über die Erwähnung würden wir uns natürlich echt freuen! Aber ich hoffe, ihr wisst auch, dass wir das nicht erwarten und das auch nicht notwendig ist, oder?“

„Tun wir“, antwortete Klaas sofort. „Aber ohne euch wäre das alles hier nicht so entspannt möglich, wie es das ist. Eben weil das zwischen uns auch einfach so gut passt.“ Gerade hatte er mit seinen Fingern noch auf seinen Knien getrippelt, jetzt aber legte er seine Hände ruhig darauf ab. „Und nach den zwei intensiven Wochen jetzt könnt‘ ich’s mir noch viel weniger vorstellen, das mit irgendjemand anderem durchzuziehen als mit euch.“

Der Dunkelhaarige griff nach Klaas und drückte ihm einmal kurz die Schulter. „Ich freu‘ mich immer noch, dass du gefragt hast. Und ich weiß auch, dass die anderen genauso viel Spaß haben wie ich. Wir machen das wirklich gerne.“

„Und das macht’s noch viel besser, dass wir das alle gerne machen und am gleichen Strang ziehen. Deswegen will ich das auch entsprechend deutlich machen auf dem Cover“, konstatierte der Braunhaarige mit einem dankbaren Grinsen.

„Das ist doch ein schönes Schlusswort vor dem Wochenende, würde ich sagen“, stellte Mark in den Raum und schaute sie beide fragend an.

Der Jüngste im Raum nickte erst noch nachdenklich, dann aber mit mehr Überzeugung. „Ja, ich denke auch.“

Die drei Männer quatschten noch für einige Augenblicke über ihre Pläne am Wochenende, die besonders bei Joko und Klaas eher vage formuliert waren, und nachdem Klaas seine blaue Yamaha erst sicher in ihrer Tasche verpackt hatte und sie kurz darauf auch auf der Rückbank von Jokos Audi verstaut war, verabschiedeten sie sich noch herzlich voneinander und machten sich nach kurzen Umarmungen gegen 18:30 Uhr zu guter Letzt auf den Weg in ein wirklich verdientes Wochenende.

Das Erste, was passierte, nachdem der Blonde seinen Wagen zum Leben erweckt und ihn auf die Straße gelenkt hatte, war, dass er seine Hand auf Klaas‘ Oberschenkel ablegte und zufrieden brummte, als der Jüngere seine eigene darauf platzierte und Wärme durch den Körperkontakt floss.

Das Zweite, was nur etwa drei Sekunden später passierte, war ein kräftiges Beben, das durch den Stoff von Klaas‘ Jeans vibrierte, und Joko einen schockierten Blick in die Richtung des Kleineren werfen ließ.

„Also ich weiß ja, dass ich magische Hände hab‘, aber so schnell und intensiv hat noch nie jemand auf mich reagiert“, stellte er fest und das wiederum zauberte einen ähnlich schockierten Ausdruck auf Klaas‘ Gesicht.

Joko Winterscheidt!“

Jokos Aufmerksamkeit galt schon wieder der Straße vor ihnen, aber Klaas entging trotzdem nicht das Schmunzeln und das amüsierte Flackern in dessen Augen.

Mehr sagte er jedoch nicht mehr dazu und Klaas zog stattdessen den einzigen Grund für das Beben in seiner Hose aus der linken Jeanstasche.

Etwas überrascht fand er dort mehrere verpasste Anrufe von Schmitti, sowie mehrere ungelesene Nachrichten; die letzte von vor etwa einer Minute.


Klaas?
18:05 Uhr

Klaas!!!
18:16 Uhr

Klaas Heufer-Umlauf!
Wo steckst du??

18:24 Uhr

Ich treffe mich in eineinhalb Stunden
mit Katha zu diesem Date und ich
brauche seelischen Beistand! Melde
dich!

18:28 Uhr


Leise in sich hineinlachend öffnete er ihr gemeinsames Chatfenster und begann auch sofort, eine Antwort einzutippen.


beruhig dich mal, mann! manche
menschen müssen arbeiten.
und außerdem, warum erfahre ich
erst jetzt davon?

18:31 Uhr


Du gehst ja nicht an dein Telefon! Und
wir haben es vorhin erst ausgemacht!

18:32 Uhr


Ohne seinen Freund hören oder sehen zu können, konnte Klaas den Älteren trotzdem deutlich sehen, und noch so viel lauter hören.


das ist doch toll! was habt ihr vor?
18:33 Uhr


Wir gehen zu Pepe’s. Wehe es ist nicht
mindestens halb so gut, wie ihr es
angepriesen habt!

18:34 Uhr

Und ich weiß immer noch nicht, was ich
hier überhaupt mache!

18:35 Uhr


Es fiel Klaas zunehmend schwerer, die Fassung zu wahren, weil Thomas‘ Verhalten viel zu lustig und gleichzeitig viel zu niedlich war. Das letzte Mal, dass der Mann ein Date gehabt hatte, war in der Tat schon eine Weile her, aber Klaas konnte sich nicht daran erinnern, dass er damals auch so aufgeregt gewesen war.

Dann wiederum war das damals eben auch nicht Katha, und manchmal machte die Person den ganzen Unterschied.


jetzt setz dich mal aufs sofa und
atme zwei minuten lang durch,
würd ich vorschlagen.

18:36 Uhr


Aber dann hab ich nur noch mehr Zeit,
um noch nervöser zu werden!

18:37 Uhr


„Alles okay? Du bist so schweigsam“, fragte Joko nach einer Weile, und riss Klaas aus seinen Gedanken und der Chat-Konversation mit Thomas.

Der Jüngere spürte den Blick des Anderen auf sich ruhen, und fand ihn auch noch kurz, ehe Joko sich wieder auf den Weg fokussierte.

„Ja, ‘s ist alles okay“, antwortete Klaas, der das Grinsen nicht zurückhalten konnte, obwohl Joko es gar nicht sehen würde. „Schmitti und Katha haben heute ihr erstes Date. Er ist ‘n bisschen nervös.“

Whaaat? Ihr erstes Date? Wie aufregend!“, hallte es euphorisch von der Fahrerseite. „Kein Wunder, dass er da aufgeregt ist! Is‘ ja wohl völlig normal!“

Klaas‘ Grinsen verwandelte sich zurück zu einem Schmunzeln, als er den Blonden musterte.

„Das heißt, du flippst innerlich auch gerade aus, weil wir heut‘ unser erstes Date haben?“

„Hmm“, summte Joko, und lenkte sie nach dem Setzen des Blinkers noch kurz auf die Hauptstraße, ehe er weitersprach. „Wir haben ja nicht wirklich unser erstes Date, oder?“

Der Gedanke wirbelte die Schmetterlinge in Klaas‘ Magengrube ordentlich durcheinander, und ein warmes Gefühl setzte sich ein wenig darüber fest.

„Stimmt. Da haste nich‘ so unrecht“, bestätigte der Braunhaarige und drückte dabei Jokos Hand, die immer noch auf seinem Bein ruhte.

„Könntest du’s an einem Treffen festmachen, wo es sich für dich das erste Mal nach Date angefühlt hat?“, wollte der Ältere wissen.

Klaas‘ Augen blieben noch einen Moment an Joko haften, bevor sie zu dem Fenster auf seiner eigenen Seite wanderten und kurz gedankenverloren nach draußen starrten. Er ließ ihre ganzen Treffen, gerade die von privater Natur, Revue passieren und stellte wieder einmal fest, wie viele Dates sie eigentlich schon gehabt hatten, ohne es jemals so genannt zu haben. Obwohl es eigentlich nicht offensichtlicher hätte sein können, jetzt, im Nachhinein betrachtet.

Aus den Dutzenden Verabredungen stach eine trotzdem ganz besonders hervor.

„Ich glaube, bei unserem Currywurst-Date“, antwortete Klaas schließlich und richtete seinen Blick dabei wieder auf Joko. „Da stand ich schon in Shorts und T-Shirt an der Tür und hatte irgendwie dann doch noch das Bedürfnis, mich etwas ordentlicher anzuziehen“, gab er ehrlich zu und die Erinnerungen an den Vormittag waren so präsent, als wäre es erst gestern passiert. „Und auf’m Heimweg hab‘ ich ernsthaft überlegt, wann ein Date eigentlich ein Date ist.“

„Und, hast du eine Antwort gefunden?“

„Zu dem Zeitpunkt hat’s noch ‘n bisschen gedauert. Aber zurückblickend ist es eigentlich schon ziemlich eindeutig gewesen“, erwiderte Klaas. „Und bei dir? Wann hat sich’s für dich so angefühlt?“

Der Ältere schwieg einen Augenblick und drückte die Lippen nachdenklich aufeinander.

„Bei unserem Currywurst-Date war es mir eigentlich schon klar“, sagte Joko wenig später. „Mich hat der Gedanke eigentlich schon bei unserem Spaziergang nach den Ani-Awards nicht losgelassen. Auch wenn das nur so ein kurzer Moment war.“

Auch diese Erinnerung fühlte sich an, als wäre es gestern gewesen, und sein Herz lief weiter voll mit Wärme, bis es überzusprudeln drohte.

Klaas begann sanft über Jokos Hand zu streicheln. „Das war schon ein sehr besonderer Abend. Hatte fast schon was von ‘nem kitschigen Liebesfilm, oder?“

Ein tiefes Kichern echote durch das Auto, während Joko nickte.

„Ja doch, das hatte es auf—“

Es vibrierte erneut lautstark, und der Ältere lachte abermals.

„Kümmer’ dich erstmal um Schmitti“, sagte Joko und warf seinem Freund fix ein Lächeln zu. „Und wir philosophieren nachher in aller Ruhe darüber, wann wir unser erstes Date hatten, ja?“

Klaas nickte ihm dankbar zu und ließ seine Hand ein letztes Mal liebevoll über die von Joko gleiten, ehe er beide dazu nutzte, um Thomas zu beruhigen.


Hallo?! Lass mich nicht allein!
Erzähl mir was! Irgendwas
Spannendes, damit ich mich  
ablenken kann!

18:40 Uhr


Der Braunhaarige überlegte keine Sekunde und tippte das Erste in das Nachrichtenfeld ein, das ihm in den Sinn kam.


ich geh heut mit joko aus.
18:41 Uhr


Was Spannendes, Klaas! Das
ist ein alter Hut.

18:41 Uhr

ne, schmitt. ich mein so richtig.
18:42 Uhr


wir haben uns gestern geküsst.
18:42 Uhr


UND WARUM ERFAHRE ICH DAS
ERST JETZT??

18:43 Uhr

du rufst mich ja nie an.
18:43 Uhr


Ich schwöre dir. Wenn deine erste Tat,
nach deiner Rückkehr nach Berlin nächste
Woche, nicht ein Antrittsbesuch bei
mir ist, dann setzt es was!

18:46 Uhr

hab dich auch lieb, tommi. und jetzt
beruhig dich mal lieber und freu dich
auf den abend! das wird gut werden!

18:47 Uhr


Aber ich weiß doch gar nicht, was
ich hier tue! Und überhaupt, was
soll ich anziehen??

18:48 Uhr

hose? oberteil?
18:49 Uhr


Du Trottel! Ich bin auch so nervös
genug, mach mich nicht fertig!

18:49 Uhr

schwarze hose. weißes hemd.
kriegste das hin?

18:50 Uhr


Was für eine Frage!
18:50 Uhr

na also dann. leg mal lieber los
jetzt. du willst doch nicht zu
spät kommen, oder?

18:51 Uhr


Nimm dir das lieber selbst zu
Herzen!

18:51 Uhr

weiß nicht, wovon du sprichst.
und nu leg das handy weg!

18:52 Uhr


und tu nichts, was ich nicht auch
tun würde! ich erwarte morgen
einen bericht.

18:52 Uhr


Ich übrigens auch!
18:53 Uhr

Und ich freu mich, wenn du zurück
in Berlin bist.

18:53 Uhr

ich mich auch, schmitti. viel
spaß heut abend!

18:54 Uhr


Wünsche ich dir auch! Bis morgen :)
18:54 Uhr



Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die Speicherstadt und an der Elbe entlang, sowie dem nachgeholten Sushi-Essen bei Henssler Henssler, stellten Klaas und Joko direkt nochmal leibhaftig fest, dass sich ihr zweites, erstes Date in der Tat nicht viel anders anfühlte als all ihre privaten Verabredungen zuvor.

Sie hatten sich immer noch viel zu erzählen, hatten noch mehr Geschichten auf Lager, die einander zum Lachen brachten, und sie konnten in den richtigen Momenten wunderbar miteinander die Ruhe genießen; zufrieden und glücklich in dem Wissen, dass der andere da war.

Das Einzige, was sich zu all ihren anderen Treffen an diesem Tag unterschied, war die Tatsache, dass sie sich nun küssten.

Die Tür von Jokos Hotelzimmer war am Ende des Abends noch gar nicht ganz ins Schloss gefallen, da fand sich der Ältere abermals gegen eine Wand gepinnt, und dem überraschten Japsen folgte schon eine Sekunde später ein tiefes Stöhnen, als Klaas sich an ihn presste und dessen Lippen in einem hungrigen Kuss einfing.

Schon den ganzen Abend hatte Klaas das tun wollen. So gesehen eigentlich den ganzen Tag. Aber außer zwei gestohlenen Küssen, während die Band ihrer Raucher- und Pipipausen gefrönt hatte, hatte es kaum eine Gelegenheit gegeben, sich nahe sein zu können. Und eigentlich sollte das auch gar kein besonders großes Problem sein für Klaas, weil er das ja ohnehin nie übermäßig gebraucht hatte, und doch hatte es ihn an diesem Tag fast in den Wahnsinn getrieben.

Umso größer war nun die Erleichterung endlich mit Joko allein zu sein, und diese Empfindung versuchte er ungefiltert in den Kuss zu legen, der alles in ihm kribbeln ließ. Das Feuer, das von diesem Morgen noch gar nicht ganz erloschen war, wurde sofort wieder angefacht; Jokos zustimmende Geräusche wie Öl auf diesen Flammen.

„Bett“, brummte Klaas schon bald ganz dringlich gegen die Lippen des Älteren, und ganz so, als wäre nicht er derjenige gewesen, der sie in diese Position befördert und dort festgehalten hatte.

„Klausi…“, seufzte der Andere zurück, in dieser einen Sekunde, in der Klaas von ihm abgelassen hatte.

Schon lagen seine Lippen auch wieder auf denen des Blonden, und am Kragen von Jokos Hemd zog Klaas sie tiefer in den Raum hinein.

Joko folgte ihm widerstandslos, ließ Klaas machen, und der liebte es zu wissen, dass bei aller Führung, die der Ältere gerade in ihrer professionellen Beziehung übernahm, er hier auf dieser Ebene scheinbar keine Probleme zu haben schien, Klaas die Kontrolle zu überlassen.

Das machte Klaas mehr an, als es das vielleicht sollte, und obwohl er wusste, dass es gefährlich war, küsste er seinen Freund noch etwas stürmischer und tiefer, ehe er ihn in deutlichem Kontrast dazu wenig später vorsichtig auf das Bett hinter ihm drückte.

Joko sah zu ihm auf, seine Augen jetzt schon bedrohlich dunkel und seine Lippen glänzend und voller, und so unendlich einladend.

„Darf ich…”, sagte Klaas mit schon hörbar rauerer Stimme, „darf ich heut wieder bei dir bleiben?”

Jokos Lächeln legte einen weichen Ausdruck auf sein Gesicht, der schlagartig die Hitzigkeit dämpfte, die er gerade noch ausgestrahlt hatte.

Er griff nach der Hand des Brünetten. „Wenn du das möchtest, darfst du das sehr gerne.“

Klaas machte noch einen Schritt auf Joko zu und nahm auch noch die andere Hand in seine. „Ich…“, begann er, wusste aber eigentlich gar nicht so recht, was er sagen sollte.

„No pressure, Klaas.“ Joko zog ihn auch noch die letzten paar Zentimeter zu sich und legte seine Hände schließlich auf dessen Taille ab. „Ich bin glücklich, wenn du einfach nur bei mir bist. Darüber hinaus habe ich keinerlei Erwartung, okay? Glaub mir das bitte.“

Die freigewordenen Arme von Klaas streiften nun über Jokos Schultern und legten sich dort ab, während seine Finger über seinen Nacken fuhren und sich dort in seine Haare vergruben.

„Das tu‘ ich, keine Sorge“, erwiderte der Braunhaarige mit einem versichernden Lächeln.

„Ich würd‘ glücklich sterben, wenn ich dich den Rest meines Lebens einfach nur küssen dürfte“, sagte Joko, noch mit mehr Nachdruck in seiner Stimme, die so aufrichtig klang, dass Klaas gar nicht anders gekonnt hätte, als ihm zu glauben.

Sterben musste an diesem Abend zum Glück keiner der beiden, aber Joko bewies ihm eindringlich und ausdauernd, wie happy es ihn machte, Klaas küssen zu dürfen, ihn zu halten und zu streicheln; und verwandelte sich dann umgekehrt fast in einen schnurrenden Kater, als Klaas ihn mit all der Zuneigung überhäufte, die sich ihren Weg nicht nur über seine Lippen suchte, sondern begierig auch seine Fingerspitzen immer weiter antrieb, Joko weitere dieser wohligen Töne zu entlocken.

Es war ein zärtliches Erkunden des jeweils anderen; die Berührungen weniger angetrieben von lusterfüllter Gier – auch wenn Klaas nicht hätte leugnen können oder wollen, dass die Zärtlichkeiten Dinge mit seinem Körper anstellten – sondern mehr von dem innigen Bedürfnis, ihr Gegenüber langsam und bedächtig auf diese intimere Art kennenzulernen. Das sanfte Seufzen und gleichermaßen das Funkeln in Jokos Augen trugen spürbar dazu bei, dass die Selbstsicherheit, die Klaas sonst so gerne an den Tag legte, auch in Bezug auf diese neue Ebene mit Joko stetig in ihm größer wurde.

Erst als es dunkel wurde im Raum, und nur noch die kleine Lampe auf Jokos Nachttisch eine warme Quelle des Lichtes war, zog der Blonde seinen Freund in seine Arme und die dünne Bettdecke über sie, und Klaas rutschte noch ein Stück näher an ihn heran, während er damit kämpfte, sein polterndes Herz und seine flatternden Lungenflügel zu besänftigen.

In seinen Ohren rauschte es, aber im Rest des Hotelzimmers kehrte eine beruhigende Stille ein. Jokos schwerfällige Atemzüge und das Sausen in Klaas‘ Gehörgängen waren für eine ganze Weile die einzigen Geräusche, die den Raum erfüllten. Und selbst die wurden mit jeder vorbeiziehenden Minute weniger, in denen die beiden weiter zur Ruhe fanden.

Joko gelang das deutlich schneller als Klaas, und er atmete schon bald wieder rhythmisch und ruhig, während sein Herz unter Klaas‘ Hand in diesem so einfangenden Takt trommelte.

Die physischen Reaktionen von Klaas brauchten da ein bisschen länger, um abzuklingen, und noch ein bisschen länger als die, brauchten seine Gedanken. Die erst aus ähnlich intensiven Bildern bestanden hatten wie schon am Morgen, ehe sie abermals durchzogen wurden von seiner Unsicherheit. Anders als vor einigen Stunden jedoch, mischte sich diesmal auch schon bald seine Neugier mit dazu, die sich um eine Frage ganz besonders drehte.

Er überlegte gar nicht lange, ob es eine gute Idee war, sie laut auszusprechen, aber er brauchte trotzdem einen Moment, um ein bisschen Mut zusammenzusuchen, die seine Neugier unterstützen sollte.

„Joko?“, durchbrach Klaas schließlich die Stille, als er so weit war.

„Hmm?“

Der Ältere klang so, als wäre er gleichsam ganz tief in seinen Kopf abgetaucht gewesen, aber Klaas‘ Worte hatten ihn offenbar zurückgeholt und ein wenig Spannung in seinen Körper gebracht.

„Darf ich dich was fragen?“

„Natürlich. Alles und immer“, erwiderte der Blonde unmittelbar.

Klaas hielt nur ganz kurz inne, um die nächsten Worte in seinem Kopf zu formulieren. „Wann warst du denn das letzte Mal… zum ersten Mal mit einem Mann… zusammen?“, fragte er und hoffte, dass der Andere verstand. „Also, vorausgesetzt, das war überhaupt schon mal der Fall, nachdem du… also nach deinem ersten Mal…“

Unter sich konnte der Jüngere spüren, wie sich Jokos Brustkorb wieder etwas kräftiger hob und senkte. „Tatsächlich kam das seither nicht mehr vor“, gab Joko ehrlich zu. „Aber ich kann mich trotzdem auch noch sehr gut daran erinnern, wie es für mich war.“

Mit der Antwort des Blonden taten sich sofort ein Dutzend neue Fragen in Klaas‘ Kopf auf und er grübelte mehrere Herzschläge lang, ob er weitere davon stellen sollte. Nachdem sein Mut jedoch immer noch sanft durch ihn waberte, entschied er sich, die Gelegenheit auszunutzen.

„Und wie war das für dich? Nur wenn du’s erzählen magst, natürlich.“

Erneut bewegte sich Jokos Brustkorb schwerfällig. „Nun ja… wie erste Male wohl meistens so sind, würde ich sagen…“, entgegnete Joko und gluckste leise. „Es war gut genug, um danach zu wissen, dass es das ist, was ich wirklich will. Aber da waren keine Emotionen im Spiel gewesen, und deswegen war’s jetzt auch keine mega spektakuläre Offenbarung.“

Klaas lauschte gebannt und sog jedes Wort auf, das Joko mit ihm zu teilen bereit war.

„Kam die später?“, fragte der Jüngere weiter, und merkte, wie es ihm schon etwas leichter fiel, nachzufragen, nachdem Joko so offen mit ihm war.

„Hmm“, summte der Ältere nachdenklich. „Ich glaube, auf die mega spektakuläre Offenbarung warte ich auch heute noch. Vielleicht bin ich da aber auch zu naiv… oder zu emotional, oder wie auch immer“, begann er und seine Hand fing an, langsam über Klaas‘ Rücken zu streicheln. „Aber in meiner Idealvorstellung gibt’s da draußen diesen einen Menschen, mit dem einfach alles besser ist.“

Diesmal war es Klaas, der ein leises „hmm“ brummte, aber bevor er mehr sagen konnte, sprach Joko weiter.

„Natürlich kann Sex auch so gut und befriedigend sein, keine Frage. Aber was mich am meisten anmacht, sind Gefühle, verstehst du? Eine echte, emotionale Verbindung. Das bringt mich mehr in Fahrt als der beste, emotionslose Blowjob oder Handjob, oder was man eben sonst so tut.“

Dass Joko ein emotionsgeladener Mensch war, kam natürlich nicht als besonders große Überraschung. Und vielleicht hätte es Klaas auch nicht verwundern sollen, dass dem Anderen das auch in diesem Aspekt seiner Beziehungen wichtig war, und trotzdem tat es das irgendwie doch. Weil Klaas sowas, gerade von Männern, bisher eher selten zu hören bekommen hatte.

Aber natürlich war Joko auch in dieser Hinsicht einfach besonders, und diese spezielle Erkenntnis – auch, wenn sie nicht neu war – nahm mit einem Mal spürbar einen großen Teil seiner Unsicherheiten, und spülte ihn unwiderruflich durch die Ritzen seiner oft harten Schale davon, die in Jokos Geborgenheit ganz weich und nachgiebig wurde.

„Und was das angeht…“ Der Jüngere spürte, wie Joko seine Nase noch kurz durch seine Haare gleiten ließ, ehe eine seiner Hände zu Klaas’ Gesicht fuhr und es vorsichtig anhob, damit sie sich anschauen konnten, „also echte, emotionale Verbindungen und Intimität“, fuhr er fort, „da sind meine Erfahrungen sehr limitiert, Klaas.“ Mit seinem Daumen streichelte Joko über die Wange des Braunhaarigen. „Wenn sich das zwischen uns in die Richtung entwickelt, in die ich mir das wirklich wünsche… und wenn es dann irgendwann so weit sein sollte… dann finden wir das gemeinsam raus, was sich für uns gut anfühlt, in Ordnung?“

Die nickende Antwort von Klaas kam automatisch, noch bevor er sich lange Gedanken darüber hatte machen können. „Ich denke, das werden wir hinkriegen.“

Der Ältere lächelte sanftmütig. „Würde ich auch sagen. Und bis dahin, zerbrich dir bitte nicht zu sehr den Kopf darüber, ja?“

„Ich fürchte, das Kopfzerbrechen liegt da zu sehr in meiner Natur“, entgegnete der Jüngere und ein dumpfes Lachen folgte seinen Worten.

„Aber was genau beschäftigt dich denn da so sehr?“, fragte Joko nun seinerseits und sein Blick wurde forschend.

Klaas‘ Finger begannen langsame Kreise über das weiße Stück Stoff zu ziehen, das ihn von Jokos Haut trennte. „Ich will einfach nichts falsch machen, wenn’s so weit ist… oder dich enttäuschen, oder so.“

Joko schüttelte sofort vehement den Kopf. „Das ist unmöglich, Klaas“, schob er auch verbal mit Nachdruck hinterher. „Schau, am Ende ist es wirklich ganz einfach: solange du mich gern hast, kannst du eigentlich überhaupt nichts falsch machen. Mehr als das brauch‘ ich nicht.“

Die Überzeugung in Jokos Stimme war so deutlich und bestechend, dass sie selbst die letzten Zweifel und Unsicherheiten in Klaas fürs Erste komplett verstummen ließ.

Klaas lehnte sich noch ein Stück weiter nach oben und Joko erkannte sein Ansinnen und kam ihm entgegen. Ihre Lippen bekräftigten ihre Worte, und tief in seinem Innersten begann die Überzeugung langsam Wurzeln zu schlagen, dass er das irgendwie hinbekommen würde. Dass es gut werden würde. So richtig, richtig gut.

Wenn dieser Kuss, und alle anderen davor, nur der Hauch eines Anzeichens dafür waren, würde mehr zwischen ihnen wahrscheinlich sogar mehr als richtig, richtig gut werden.

In diesem Moment blieb die Verbindung ihrer Lippen jedoch sanft und liebevoll und nachdem sie sich voneinander lösten, drehte Joko sich noch kurz auf seine Seite, um das Licht abzudrehen.

Der Jüngere rollte sich in der Zwischenzeit auf seine Seite und robbte dann dem Blonden entgegen, in einer stummen Einladung, sich von hinten an ihn zu schmiegen.

Joko verstand und tat genau das, und wärmer als jede Decke umhüllte Klaas die Sicherheit, die der Andere emittierte.

Als erneut Ruhe einkehrte, wusste Klaas, dass sie diesmal wohl für den Rest der Nacht bleiben würde. Die Müdigkeit entfaltete auch in ihm seine volle Kraft und der stetige Atem seines Freundes lullte ihn zusätzlich ein.

Jegliche Gedanken und Anstrengungen des Tages und der Woche verabschiedeten sich vorübergehend ins Nirvana seiner Seele und nur die Nähe zu Joko, die blieb.

Und ein einziger, letzter Gedanke, den er noch loswerden wollte.

„Du, Winti?“, flüsterte er ganz leise, für den Fall, dass Joko vielleicht schon eingeschlafen war.

„Ja?“, kam es ebenso flüsternd zurück.

Klaas legte seinen Arm auf den von Joko, der um seinen Brustkorb geschlungen war. „Ich hab‘ dich wirklich ziemlich gern.“

Der Größere antwortete nicht sofort und ein leises Kichern verpuffte in Klaas‘ Nacken. „Ziemlich gern?“

Das entrang auch Klaas ein leises Lachen, ehe er trotzdem mit aller Ernsthaftigkeit antwortete. „Ziiiemlich gern.“

Eine wohlige Gänsehaut jagte seine Wirbelsäule hinab, als Joko einen Kuss auf seinen Nacken drückte, und dabei offenbar eine ganz besonders empfindliche Stelle traf, die er noch gar nicht gekannt hatte. Ihm entkam ein zufriedenes Brummen und er zog den Arm noch ein bisschen fester um sich.

„Ich hab‘ dich auch ziemlich gern, Klausi“, hauchte Joko ihm gegen sein Ohr.

Klaas blieben nur noch wenige Augenblicke, in denen er diesen tiefgreifenden Frieden genießen konnte, bevor ihn der Schlaf zu guter Letzt übermannte; schneller noch, als die Gänsehaut zwischen ihren Körpern abklingen konnte.

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