Quiet in Loud Places
von papirossy
Kurzbeschreibung
Am Rande ihrer Freundschaft findet Guy-Man ihn zusammengefaltet auf der Studio-Couch liegen und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Alte Gefühle werden wieder aufgekratzt wie Mückenstiche und entzünden sich. Eine Geschichte über einsame Sommer, einsame Herzen, sexuelles Erwachen, die erste Liebe und vielem dazwischen. [Slice of Life, Internalized Homophobia, Bisexuality, 90er, Working Class, Coming of Age, Mid-Life Crisis]
GeschichteRomance, Freundschaft / P18 / MaleSlash
Guy-Manuel de Homem-Christo
Thomas Bangalter
12.06.2022
18.03.2023
17
43.259
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18.03.2023
673
Songfetzen
Der Ball gleitet aus seiner Hand und flutscht durchs Netz. Immer und immer wieder. Wie eine reife Frucht. Guy tanzt über den Asphalt, hört harten Hip Hop, mal retro, mal modern, aus teuren Bluetooth-Kopfhörern, mit dröhnendem Sound. Der Wurf kommt aus den Zehenspitzen, fließt durch seinen Körper, durch die Fingerspitzen, direkt in den Ball. Das ist ein guter Wurf. Ein guter Tag.
Danach fliegt er nur so nach Hause, freut sich, duscht, hängt im Sessel und starrt vor sich hin. Der Kopf ist angenehm leer. Im Fernsehen läuft irgendwas. Aber er schaut gar nicht hin. Griff zum Handy.
Hey.
Wenige Stunden später liegt er im Bett und schlingt seine haarigen Beine um einen anderen Mann, spürt zum ersten Mal wie es ist, wenn einer in ihm kommt. Ein Gefühl, das er danach erst mal bei einem Joint begreifen muss. Völlige Entspannung, während nebenan die Dusche rauscht.
Ein wehleidiger Blick. Dann ein suchender, als er seine Sachen einsammelt.
Er muss gehen.
Aber er will nicht.
„Dann geh nicht.“
„Hm.“
Er geht.
Sie sehen sich im Studio wieder. Arbeit. Verbissenheit. Thomas will unbedingt, dass es läuft, während er an seinen Fingernägeln kaut und grübelt. Guy merkt, wie er es immer weniger will. Er ist mit den Gedanken woanders. Wo, weiß er auch nicht so genau, aber er ist nicht hier.
Sie haben viele Ideen. Vieles wird angefangen. Songfetzen, die wie Lappen von der Wäscheleine hängen und im Wind flattern.
Im Auto, als er ihn abends mit zu sich nimmt, dröhnt lauter Hip Hop.
It’s Friday again, it’s Saturday, Sunday, what…
„Was ist das denn?“, fragt Thomas.
„Wie meinst du, was das ist?“, sagt Guy, der seinen Porsche gelassen durch die Nacht lenkt. „Steht doch da, was das ist.“
„Ja, ich weiß, was das ist. Aber warum hörst du das?“
„Warum nicht? Ist ein guter Song.“
„Hm.“
Immer mehr Gespräche hören jetzt mit Hm auf. Guy macht die Musik aus und man hört nur noch das leise Schnurren des Motors. Gelegentlich das Ticken des Blinkers.
„Für mich musst du das nicht ausmachen.“
„Schon gut.“
Eine Weile lang Stille.
„Was ist los?“
„Nichts, was soll denn los sein?“
„Du wirkst gereizt.“
„Weiß nicht“, sagt Thomas leise und schaut lange aus dem Fenster. „Nichts läuft gerade so richtig.“
„Hm.“
Der einzige Ort, wo es gerade läuft, ist das Bett. Guy kann sich nicht beklagen. Auch wenn es nicht immer das volle Programm ist, heißt das nicht, dass es nicht weniger intensiv ist. Es ist immer noch sehr aufregend, einen anderen Mann auf sich zu spüren. Sein hartes Glied auf dem eigenen. Guy liegt gerne da und lässt sich verwöhnen, schließt einen Moment die Augen, stellt sich wieder vor, sie wären siebzehn.
„Warum hat es nie geklappt?“, fragt er am Rande einer aufregenden Nacht und zieht an seinem Joint – die Stimme kratzig und rau von Rauch, Wein und Blow Jobs.
„Wie meinst du das?“
Guy drückt den Joint aus und knipst das Licht aus. Er sinkt neben Thomas ins Bett und sie sehen sich durch die Dunkelheit an.
„Warum sind wir nie zusammengekommen?“
Es gab so viele Gelegenheiten. Geteilte Betten in Paris, Glasgow, Zürich, Miami, New York. Neugierige Blicke. So viele Beinahe-Dinger. Thomas kann ihm nicht erzählen, dass nicht schon damals etwas zwischen ihnen gewesen ist. Guy hat es einfach als dumme Schwärmerei abgetan. Ein Gefühl. Das mal kam und mal ging. Das mal in kalter Asche vor sich hin glühte, bis ein Windstoß kam und das alte Feuer wieder entfachte. Ein langer Blick nachts auf einem See in einem Ruderboot dahintreibend. Sehnsuchtsvolle Blicke auf der Tanzfläche. Verstohlene Blicke am Dinnertisch bei Freunden. Die Flucht in die Manie einer Verliebtheit, nachdem mit einem Mädchen Schluss war.
„Ich weiß nicht“, sagt Thomas und Guy kann sich vorstellen, dass Thomas tatsächlich nie darüber nachgedacht hat. Er ist einfach nicht so verkopft. „Hättest du denn früher gewollt, dass wir zusammenkommen?“, fragt Thomas jetzt zaghaft in die Nacht tastend.
„Ich weiß nicht“, lügt Guy. „Ich glaube ich habe es nie so richtig verstanden.“
„Nein, ich auch nicht.“
Der Ball gleitet aus seiner Hand und flutscht durchs Netz. Immer und immer wieder. Wie eine reife Frucht. Guy tanzt über den Asphalt, hört harten Hip Hop, mal retro, mal modern, aus teuren Bluetooth-Kopfhörern, mit dröhnendem Sound. Der Wurf kommt aus den Zehenspitzen, fließt durch seinen Körper, durch die Fingerspitzen, direkt in den Ball. Das ist ein guter Wurf. Ein guter Tag.
Danach fliegt er nur so nach Hause, freut sich, duscht, hängt im Sessel und starrt vor sich hin. Der Kopf ist angenehm leer. Im Fernsehen läuft irgendwas. Aber er schaut gar nicht hin. Griff zum Handy.
Hey.
Wenige Stunden später liegt er im Bett und schlingt seine haarigen Beine um einen anderen Mann, spürt zum ersten Mal wie es ist, wenn einer in ihm kommt. Ein Gefühl, das er danach erst mal bei einem Joint begreifen muss. Völlige Entspannung, während nebenan die Dusche rauscht.
Ein wehleidiger Blick. Dann ein suchender, als er seine Sachen einsammelt.
Er muss gehen.
Aber er will nicht.
„Dann geh nicht.“
„Hm.“
Er geht.
Sie sehen sich im Studio wieder. Arbeit. Verbissenheit. Thomas will unbedingt, dass es läuft, während er an seinen Fingernägeln kaut und grübelt. Guy merkt, wie er es immer weniger will. Er ist mit den Gedanken woanders. Wo, weiß er auch nicht so genau, aber er ist nicht hier.
Sie haben viele Ideen. Vieles wird angefangen. Songfetzen, die wie Lappen von der Wäscheleine hängen und im Wind flattern.
Im Auto, als er ihn abends mit zu sich nimmt, dröhnt lauter Hip Hop.
It’s Friday again, it’s Saturday, Sunday, what…
„Was ist das denn?“, fragt Thomas.
„Wie meinst du, was das ist?“, sagt Guy, der seinen Porsche gelassen durch die Nacht lenkt. „Steht doch da, was das ist.“
„Ja, ich weiß, was das ist. Aber warum hörst du das?“
„Warum nicht? Ist ein guter Song.“
„Hm.“
Immer mehr Gespräche hören jetzt mit Hm auf. Guy macht die Musik aus und man hört nur noch das leise Schnurren des Motors. Gelegentlich das Ticken des Blinkers.
„Für mich musst du das nicht ausmachen.“
„Schon gut.“
Eine Weile lang Stille.
„Was ist los?“
„Nichts, was soll denn los sein?“
„Du wirkst gereizt.“
„Weiß nicht“, sagt Thomas leise und schaut lange aus dem Fenster. „Nichts läuft gerade so richtig.“
„Hm.“
Der einzige Ort, wo es gerade läuft, ist das Bett. Guy kann sich nicht beklagen. Auch wenn es nicht immer das volle Programm ist, heißt das nicht, dass es nicht weniger intensiv ist. Es ist immer noch sehr aufregend, einen anderen Mann auf sich zu spüren. Sein hartes Glied auf dem eigenen. Guy liegt gerne da und lässt sich verwöhnen, schließt einen Moment die Augen, stellt sich wieder vor, sie wären siebzehn.
„Warum hat es nie geklappt?“, fragt er am Rande einer aufregenden Nacht und zieht an seinem Joint – die Stimme kratzig und rau von Rauch, Wein und Blow Jobs.
„Wie meinst du das?“
Guy drückt den Joint aus und knipst das Licht aus. Er sinkt neben Thomas ins Bett und sie sehen sich durch die Dunkelheit an.
„Warum sind wir nie zusammengekommen?“
Es gab so viele Gelegenheiten. Geteilte Betten in Paris, Glasgow, Zürich, Miami, New York. Neugierige Blicke. So viele Beinahe-Dinger. Thomas kann ihm nicht erzählen, dass nicht schon damals etwas zwischen ihnen gewesen ist. Guy hat es einfach als dumme Schwärmerei abgetan. Ein Gefühl. Das mal kam und mal ging. Das mal in kalter Asche vor sich hin glühte, bis ein Windstoß kam und das alte Feuer wieder entfachte. Ein langer Blick nachts auf einem See in einem Ruderboot dahintreibend. Sehnsuchtsvolle Blicke auf der Tanzfläche. Verstohlene Blicke am Dinnertisch bei Freunden. Die Flucht in die Manie einer Verliebtheit, nachdem mit einem Mädchen Schluss war.
„Ich weiß nicht“, sagt Thomas und Guy kann sich vorstellen, dass Thomas tatsächlich nie darüber nachgedacht hat. Er ist einfach nicht so verkopft. „Hättest du denn früher gewollt, dass wir zusammenkommen?“, fragt Thomas jetzt zaghaft in die Nacht tastend.
„Ich weiß nicht“, lügt Guy. „Ich glaube ich habe es nie so richtig verstanden.“
„Nein, ich auch nicht.“