Zwielicht
von bellmartha
Kurzbeschreibung
Spoiler für Episode 10 | Anderthalb Jahre nach den Ereignissen in Duskwood herrscht Funkstille zwischen Jake und Beth. Ohne ihr einen Grund zu nennen, hatte er den Kontakt nach zwei Treffen abgebrochen und sie in nagender Ungewissheit zurückgelassen. Kaum fühlt sie sich bereit, endlich mit ihm abzuschließen, geschieht das Unvorstellbare: In einem Kaufhaus eröffnen Unbekannte am helllichten Tag das Feuer auf ahnungslose Besucher – unter ihnen Beth. Nur wenig später wird in ihre Wohnung eingebrochen und sie selbst auf dem Heimweg verfolgt. Jemand scheint entschlossen, eine unerwünschte Augenzeugin loszuwerden. Hilfe verspricht ausgerechnet ein undurchsichtiger Journalist, der allerdings eine heikle Forderung stellt: Ihre Sicherheit für ein Gespräch mit Jake.
GeschichteKrimi, Romance / P16 / Het
Der Hacker
Jessica "Jessy" Hawkins
OC (Own Character)
06.06.2022
16.09.2023
16
30.765
3
Alle Kapitel
10 Reviews
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Dieses Kapitel
noch keine Reviews
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06.06.2022
1.996
Ein herzliches Hallo,
wie so viele andere Spieler auch hat Duskwood mich schnell in seinen Bahn gezogen und ich möchte Everbyte an dieser Stelle für dieses großartige Spiel danken. Außerdem freue ich mich riesig über die neuen Fanfictions, die seit dem Release der zehnten Episode erscheinen und das Fandom bereichern. Und weil's so schön ist, reihe ich mich gerne ein. :-)
Gleich vorab gibt's eine Spoilerwarnung, die sowohl für die Geschichte, als auch das restliche Vorwort gilt. Ein paar Hinweise sind nämlich unvermeidlich.
Die Handlung setzt anderthalb Jahre nach dem offiziellen Ende an und ist damit keine direkte Fortsetzung der letzten Episode. Es wird vorausgesetzt, dass Jake die Mine rechtzeitig verlassen konnte, ohne dem FBI dabei in die Hände zu fallen. Zu einem Liebesgeständnis fühlte er sich noch nicht bereit.
Um mich vor gewissen Themen (wie einer globalen Epidemie) zu drücken, habe ich ein bisschen an der Zeitlinie geschraubt. Wundert euch also nicht über die Jahresangabe im ersten Kapitel, die dient ausschließlich meiner eigenen Bequemlichkeit.
Wie ihr außerdem bemerken werdet, habe ich mich bei der Wahl des Settings gegen das beschauliche Duskwood entschieden, auch wenn einige bekannte Gesichter auftauchen und verschiedene Geschehnisse im Spiel in diversen Gesprächen thematisiert werden. Die Figurenpalette wird somit um ein paar neue Charaktere ergänzt und obwohl unser aller Liebe einem gewissen Hacker gehört, hoffe ich, dass ihr ihnen eine Chance gebt. ;-)
Als ich im Februar mit dem Schreiben begann, kursierten im Netz zahlreiche Spekulationen, wie die Geschichte enden würde und eine davon hat mir so sehr gefallen, dass ich sie als Headcanon übernommen und entsprechend eingearbeitet habe.
Im Spiel wurde innerhalb der Gruppe ja diskutiert, inwieweit ihre eigenständigen Ermittlungen rechtliche Konsequenzen haben könnten. Und wenn wir ehrlich sind, liegen diese auf der Hand, denn natürlich haben sie Beweismittel unterschlagen und die Justiz behindert, hinzu kommt noch die Zusammenarbeit mit einem straffällig gewordenen Hacker. Die Sorgen sind also berechtigt.
Wie mein Charakter sich entschieden hat, dürfte niemanden überraschen, trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass eine solche Wahl stattgefunden hat und entsprechende Folgen mit sich brachte.
Zu guter Letzt: Duskwood ist ein Messenger-Game und hat damit ein besonderes Flair, das ich unbedingt einfangen wollte. Daher habe ich verschiedene Elemente aus dem Spiel in die Geschichte eingebettet, sprich, es gibt neben dem üblichen Fließtext Chatgespräche, Mails etc. In einem Word-Dokument lässt sich das ganz gut voneinander abgrenzen und hübsch formatieren, hier auf Fanfiktion.de bin ich gezwungen, ein wenig zu experimentieren. Gebt mir Bescheid, falls ich arg daneben liege.
Generell freue ich mich über jede Art von Rückmeldung, sei es ein Review, Sternchen oder Favoriteneintrag. Obwohl der Plot steht und ich eine Menge Kapitel auf Vorrat habe, ist jede Motivation willkommen. <3
In diesem Sinne: Viel Spaß mit Jake und Beth!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Datum: 23. Oktober 2017
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: Einjähriges
Jake,
der einsame Strand, das Rauschen der Wellen, mein Schluckauf, weil ich so aufgeregt war, erinnerst du dich? Bis heute weiß ich nicht, wie du's ohne Wagen oder Fahrrad zu diesem abgelegenen Parkplatz geschafft hast und du wolltest mir bis zuletzt nichts verraten. Zu schade, dass es mir und Kipling nicht mal mit vereinten Kräften gelungen ist, dich dafür ins Wasser zu befördern. Obwohl der Hund, wenn wir ehrlich sind, keine echte Hilfe war. Aber keine Sorge, ich arbeite daran. Beim nächsten Mal weiß er, was zu tun ist. (Übrigens bin ich noch immer bereit, einen Zwanziger drauf zu setzen, dass du ein Taxi genommen hast. Los, trau dich!)
Mein platter Reifen bei unserer Rückkehr und unsere Ratlosigkeit, weil weder du noch ich jemals einen Reifen gewechselt hatten. Später, in der Werkstatt, haben sie mir dann den rostigen Nagel gezeigt, der bei der Fahrt über diesen blöden Schotterweg im Reifen stecken geblieben ist. (Ich hätte das Warnschild echt ernster nehmen sollen, nur ist die anderen Male nichts passiert. War eigentlich klar, dass Fortuna sich den Lacher extra für diesen besonderen Nachmittag aufgespart hat.)
Wir beide auf meiner Picknickdecke vor dem Wagen, die Flasche Wein, die wir uns geteilt haben, dieser Hauch von einem Kuss, schließlich der Anruf beim Abschleppdienst und unser Beinahe-Streit, weil du darauf bestanden hast, die zwei Stunden zu warten, obwohl du eigentlich schon woanders hättest sein sollen. Bis dann zufällig dieser Typ in seinem super engen Laufanzug vorbei kam und im Austausch gegen das letzte Drittel Wein mal eben den Ersatzreifen montiert hat. Noch heute muss ich lachen, wenn ich an dein Gesicht denke, als er fragte, ob wir beide Tindernutzer seien.
Dann die Rückfahrt. Je näher der Abschied rückte, desto schweigsamer wurdest du. Ich musste dich am Ortsrand absetzen, konnte dich nicht mal umarmen, so eilig hattest du es, auszusteigen.
Habe ich dich an diesem Nachmittag unwissentlich beleidigt? Mich dir aufgedrängt? Warst du enttäuscht? Wusstest du bereits, dass dieses Treffen unser letztes sein würde oder fiel die Entscheidung währenddessen? Wirst du mir jemals den Grund dafür nennen?
Hast du heute an mich gedacht? Denkst du überhaupt noch an mich?
Du hast alles mit dir genommen, als du gegangen bist. Jedes Gespräch, jedes Foto, jedes einzelne Wort. Als hätte es dich nie gegeben. Nur meine Erinnerungen sind mir geblieben, aber sie sind nicht genug.
Du fehlst mir noch immer. Jeden Tag.
Ich hoffe, es geht dir gut.
Beth
Datum: 2. März 2018
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: Reisefieber
Jake,
wir haben uns endlich entschieden: In den Semesterferien geht es nach Neuseeland. Jessy und ich haben lange gezögert, gefühlt war jeder schon mal dort und gerade im Sommer werden wir uns die Insel wohl mit viel zu vielen Touristen teilen müssen, aber nach Malaysia, Indonesien und den Philippinen im letzten Jahr wollte Jessy nicht schon wieder nach Asien, daher erscheint uns ein wenig ‹Herr der Ringe›-Flair als interessante Abwechslung. Auf Europa werden wir noch zwei Jahre sparen müssen – Jessy besteht darauf, mir Paris zu zeigen, sie sagt, nirgendwo wäre sie lieber mit mir (vielleicht war mein Auftritt bei ihrer Rettung aus Duskwood doch ein wenig zu dramatisch) – und die Flüge nach Neuseeland sind jetzt, im Frühjahr, noch erschwinglich. Um unsere Reisekasse aufzufüllen, habe ich einige zusätzliche Aufträge angenommen, das bedeutet zwar Freizeit adé, dürfte die Route, die Jessy gerade eifrig plant, jedoch beträchtlich verlängern. Dafür zieht es noch immer durch die Ritzen des Badezimmerfensters und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich daran bis zum Sommer nichts ändern wird. Mein alter Englischlehrer hat mal wieder recht behalten: Man muss Prioritäten setzen. Weiser Mann, trotzdem würde ich ihm gerne einen Haufen Hundescheiße in den Briefkasten stopfen. Kipling produziert davon ja zur Genüge.
Jessy meint, ich solle die Reise zum Anlass nehmen, einen Schlussstrich zu ziehen. Was ich hier tue, ist sinnlos, du wirst mir nicht antworten. Ich weiß es und kann doch nicht anders. Dich endgültig loszulassen, dazu fühle ich mich noch nicht bereit.
Hoffentlich geht es dir gut.
Beth
Bearfond. In einem Kaufhaus im Stadtzentrum sind offenbar mehrere Schüsse gefallen. Nach Angaben von Augenzeugen stürmten drei maskierte Täter am frühen Nachmittag das Gebäude und schossen zunächst mehrfach in die Luft, ehe sie das Feuer auf die in Panik versetzten Besucher eröffneten. Die Lage ist unübersichtlich, es wird von mehreren Verletzten ausgegangen. Die Polizei befindet sich im Großeinsatz, das Gebäude wurde weiträumig umstellt, sämtliche Straßen und Zufahrtswege sind abgesperrt. Ob die Täter sich derzeit noch im Kaufhaus aufhalten, ist unklar. Erste Videoaufnahmen wurden in den sozialen Medien veröffentlicht, in einem davon wird von mindestens zwei Todesopfern gesprochen. Bislang erfolgte noch keine Stellungnahme des Einsatzleiters. Der Polizeipräsident bittet, zum gegenwärtigen Zeitpunkt von Spekulationen abzusehen.
Datum: 31. Mai 2018
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: (kein Betreff)
Jake,
ich bin noch ganz durcheinander, verzeih, wenn das hier zusammenhanglos wird. Die polizei hat mich lange befragt, ich glaube, draußen ist es bereits dunkel. Ich sitze jetzt auf dem gang und sehe aus wie eine Obdachlose, aber niemand wollte mir diese decke abnehmen nachdem ich mich beim ersten versuch zur wehr gesetzt habe als ginge es um mein Leben. Sie haben mir Tee angeboten, ich weiß nicht mehr was ich geantwortet habe, irgendeinen unsinn. Jessy ist auf dem weg aber ich fühle mich so … schreiben hilft, den fingern Beschäftigung zu verschaffen beruhigt mich irgendwie. Vielleicht hast du in den nachrichten davon gelesen, es läuft auf allen Kanälen. Ich war dabei, Jake, mittendrin. Ich kann nicht beschreiben was
Die schreie hallen noch jetzt in meinem kopf wider. Ich wusste nicht, dass menschen so schreien können, zu welchen höhen die stimme in todesangst fähig ist. Sie haben geschossen, Jake, einfach so, wahllos. Auf frauen, Kinder, alte Menschen … ich habe löcher in einem kinderwagen gesehen, den Anblick werde ich nie vergessen. Was genau passiert ist weiß ich kaum noch, seit der befragung verschwimmen die bilder zunehmend vor meinen augen und mein Kopf tut so schrecklich weh. Sie kamen direkt auf uns zu, alle waren in Panik, wollten zu den ausgängen, irgendjemand hat mich zu Boden gestoßen, ich bin gegen die schaufensterscheibe eines Juweliergeschäfts geknallt, ironisch, nicht wahr? Platzwunde sagen die Sanitäter, dazu ein paar schrammen, ich hatte wohl glück, darum haben sie der Polizei auch erlaubt mich mitzunehmen. Einer ist so nahe an mir vorbei gelaufen er hätte mich ohne mühe
Ob ich die decke wieder abgeben muss? Die ist doch Eigentum des krankenhauses. Vorhin hörte ich, wie jemand von einem toten mann sprach, erschossen, ich glaube es war der Beamte der mir den tee bringen wollte. Mir gegenüber sitzt eine Frau die unaufhörlich schluchzt und ihr kind fast erdrückt, hoffentlich war es nicht ihr Ehemann. Sie konnten entkommen, über die tiefgarage, sind einfach durch eine der absperrungen gebrochen mit einem großen schwarzen Wagen wenn ich das richtig verstanden habe. Haben nichts gestohlen nichts gesagt, nur geschossen.
Jessy ist da, ich muss gehen
Datum: 06. Juni 2018
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: Statusbericht
Hallo Jake,
die letzte Mail war ein ziemlicher Unfall, nochmals Entschuldigung dafür. Ich schiebe es auf die leichte Gehirnerschütterung, die mein Hausarzt am nächsten Tag festgestellt hat. Er meinte, ich hätte anstatt zur Polizei ins Krankenhaus gehen sollen. (Was ist das mit diesen nachträglichen Ratschlägen, die einem nur was nützen, wenn man im Besitz einer blauen Telefonzelle ist?)
Egal, inzwischen habe ich mich einigermaßen erholt. Zwar hat Jessy mich gebeten, noch nicht wieder zur Uni zu gehen, aber mir hilft das, es bringt Ablenkung, außerdem stehen in gut vier Wochen die Prüfungen an, da sollte ich so viel wie möglich mitnehmen. Vorhin hat mich die Polizei angerufen, der Detective wollte wissen, ob mir noch irgendwas eingefallen ist, aber ich musste ihn enttäuschen. Mein Hirn weigert sich, die Bilder nochmal abzurufen, es ist einfach zu frisch. Neunzehn Menschen mussten sterben, ein ungeheuerliches Verbrechen und die Täter weiterhin unbekannt. Kein Bekennungsschreiben, keine Internetbotschaft, nichts. Nur Unverständnis und Fassungslosigkeit. Der Polizeibeamte hat mir eine Therapie empfohlen, damit ich keine Belastungsstörung entwickle und mir sogar zwei, drei Namen genannt. Er klang ziemlich routiniert, ich glaube, der Ärmste hat bereits den halben Tag über am Telefon gehangen und die ellenlange Zeugenliste abgeklappert. Nehme mal an, es wird jetzt einen regelrechten Ansturm auf die Praxen geben, ich bezweifle, dass da irgendwo ein Platz auf dem Sofa für mich übrig bleibt.
Daher habe ich beschlossen, mich nicht länger in der Wohnung zu verkriechen und geradeaus zu blicken. Auf unseren Sommerurlaub, der uns für ganze drei Wochen von hier fort bringt. Unsere Route steht, die Flüge sind gebucht und Jessy und ich studieren ausgiebig Reiseführer. Ob ich dir wieder so ausführlich berichte wie beim letzten Mal, weiß ich noch nicht. Vielleicht wäre es gut, Jessys Rat zu befolgen. Für sie war die Asienreise auch eine Art Heilung und ich glaube, diesmal kann ich's schaffen. Falls nicht, wirst du es sowieso zuerst erfahren.
Mach's gut, Jake
Beth
wie so viele andere Spieler auch hat Duskwood mich schnell in seinen Bahn gezogen und ich möchte Everbyte an dieser Stelle für dieses großartige Spiel danken. Außerdem freue ich mich riesig über die neuen Fanfictions, die seit dem Release der zehnten Episode erscheinen und das Fandom bereichern. Und weil's so schön ist, reihe ich mich gerne ein. :-)
Gleich vorab gibt's eine Spoilerwarnung, die sowohl für die Geschichte, als auch das restliche Vorwort gilt. Ein paar Hinweise sind nämlich unvermeidlich.
Die Handlung setzt anderthalb Jahre nach dem offiziellen Ende an und ist damit keine direkte Fortsetzung der letzten Episode. Es wird vorausgesetzt, dass Jake die Mine rechtzeitig verlassen konnte, ohne dem FBI dabei in die Hände zu fallen. Zu einem Liebesgeständnis fühlte er sich noch nicht bereit.
Um mich vor gewissen Themen (wie einer globalen Epidemie) zu drücken, habe ich ein bisschen an der Zeitlinie geschraubt. Wundert euch also nicht über die Jahresangabe im ersten Kapitel, die dient ausschließlich meiner eigenen Bequemlichkeit.
Wie ihr außerdem bemerken werdet, habe ich mich bei der Wahl des Settings gegen das beschauliche Duskwood entschieden, auch wenn einige bekannte Gesichter auftauchen und verschiedene Geschehnisse im Spiel in diversen Gesprächen thematisiert werden. Die Figurenpalette wird somit um ein paar neue Charaktere ergänzt und obwohl unser aller Liebe einem gewissen Hacker gehört, hoffe ich, dass ihr ihnen eine Chance gebt. ;-)
Als ich im Februar mit dem Schreiben begann, kursierten im Netz zahlreiche Spekulationen, wie die Geschichte enden würde und eine davon hat mir so sehr gefallen, dass ich sie als Headcanon übernommen und entsprechend eingearbeitet habe.
Im Spiel wurde innerhalb der Gruppe ja diskutiert, inwieweit ihre eigenständigen Ermittlungen rechtliche Konsequenzen haben könnten. Und wenn wir ehrlich sind, liegen diese auf der Hand, denn natürlich haben sie Beweismittel unterschlagen und die Justiz behindert, hinzu kommt noch die Zusammenarbeit mit einem straffällig gewordenen Hacker. Die Sorgen sind also berechtigt.
Die Theorie ging davon aus, dass man als MC am Ende eine Entscheidung treffen muss: Entweder die Gruppe vor einer Anklage schützen, indem man Jake verrät oder Jake schützen und dafür die Gruppe ausliefern. (Ehrlich, ich hätte diese Option im Spiel so gefeiert.)
Wie mein Charakter sich entschieden hat, dürfte niemanden überraschen, trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass eine solche Wahl stattgefunden hat und entsprechende Folgen mit sich brachte.
Zu guter Letzt: Duskwood ist ein Messenger-Game und hat damit ein besonderes Flair, das ich unbedingt einfangen wollte. Daher habe ich verschiedene Elemente aus dem Spiel in die Geschichte eingebettet, sprich, es gibt neben dem üblichen Fließtext Chatgespräche, Mails etc. In einem Word-Dokument lässt sich das ganz gut voneinander abgrenzen und hübsch formatieren, hier auf Fanfiktion.de bin ich gezwungen, ein wenig zu experimentieren. Gebt mir Bescheid, falls ich arg daneben liege.
Generell freue ich mich über jede Art von Rückmeldung, sei es ein Review, Sternchen oder Favoriteneintrag. Obwohl der Plot steht und ich eine Menge Kapitel auf Vorrat habe, ist jede Motivation willkommen. <3
In diesem Sinne: Viel Spaß mit Jake und Beth!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Datum: 23. Oktober 2017
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: Einjähriges
Jake,
der einsame Strand, das Rauschen der Wellen, mein Schluckauf, weil ich so aufgeregt war, erinnerst du dich? Bis heute weiß ich nicht, wie du's ohne Wagen oder Fahrrad zu diesem abgelegenen Parkplatz geschafft hast und du wolltest mir bis zuletzt nichts verraten. Zu schade, dass es mir und Kipling nicht mal mit vereinten Kräften gelungen ist, dich dafür ins Wasser zu befördern. Obwohl der Hund, wenn wir ehrlich sind, keine echte Hilfe war. Aber keine Sorge, ich arbeite daran. Beim nächsten Mal weiß er, was zu tun ist. (Übrigens bin ich noch immer bereit, einen Zwanziger drauf zu setzen, dass du ein Taxi genommen hast. Los, trau dich!)
Mein platter Reifen bei unserer Rückkehr und unsere Ratlosigkeit, weil weder du noch ich jemals einen Reifen gewechselt hatten. Später, in der Werkstatt, haben sie mir dann den rostigen Nagel gezeigt, der bei der Fahrt über diesen blöden Schotterweg im Reifen stecken geblieben ist. (Ich hätte das Warnschild echt ernster nehmen sollen, nur ist die anderen Male nichts passiert. War eigentlich klar, dass Fortuna sich den Lacher extra für diesen besonderen Nachmittag aufgespart hat.)
Wir beide auf meiner Picknickdecke vor dem Wagen, die Flasche Wein, die wir uns geteilt haben, dieser Hauch von einem Kuss, schließlich der Anruf beim Abschleppdienst und unser Beinahe-Streit, weil du darauf bestanden hast, die zwei Stunden zu warten, obwohl du eigentlich schon woanders hättest sein sollen. Bis dann zufällig dieser Typ in seinem super engen Laufanzug vorbei kam und im Austausch gegen das letzte Drittel Wein mal eben den Ersatzreifen montiert hat. Noch heute muss ich lachen, wenn ich an dein Gesicht denke, als er fragte, ob wir beide Tindernutzer seien.
Dann die Rückfahrt. Je näher der Abschied rückte, desto schweigsamer wurdest du. Ich musste dich am Ortsrand absetzen, konnte dich nicht mal umarmen, so eilig hattest du es, auszusteigen.
Habe ich dich an diesem Nachmittag unwissentlich beleidigt? Mich dir aufgedrängt? Warst du enttäuscht? Wusstest du bereits, dass dieses Treffen unser letztes sein würde oder fiel die Entscheidung währenddessen? Wirst du mir jemals den Grund dafür nennen?
Hast du heute an mich gedacht? Denkst du überhaupt noch an mich?
Du hast alles mit dir genommen, als du gegangen bist. Jedes Gespräch, jedes Foto, jedes einzelne Wort. Als hätte es dich nie gegeben. Nur meine Erinnerungen sind mir geblieben, aber sie sind nicht genug.
Du fehlst mir noch immer. Jeden Tag.
Ich hoffe, es geht dir gut.
Beth
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Datum: 2. März 2018
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: Reisefieber
Jake,
wir haben uns endlich entschieden: In den Semesterferien geht es nach Neuseeland. Jessy und ich haben lange gezögert, gefühlt war jeder schon mal dort und gerade im Sommer werden wir uns die Insel wohl mit viel zu vielen Touristen teilen müssen, aber nach Malaysia, Indonesien und den Philippinen im letzten Jahr wollte Jessy nicht schon wieder nach Asien, daher erscheint uns ein wenig ‹Herr der Ringe›-Flair als interessante Abwechslung. Auf Europa werden wir noch zwei Jahre sparen müssen – Jessy besteht darauf, mir Paris zu zeigen, sie sagt, nirgendwo wäre sie lieber mit mir (vielleicht war mein Auftritt bei ihrer Rettung aus Duskwood doch ein wenig zu dramatisch) – und die Flüge nach Neuseeland sind jetzt, im Frühjahr, noch erschwinglich. Um unsere Reisekasse aufzufüllen, habe ich einige zusätzliche Aufträge angenommen, das bedeutet zwar Freizeit adé, dürfte die Route, die Jessy gerade eifrig plant, jedoch beträchtlich verlängern. Dafür zieht es noch immer durch die Ritzen des Badezimmerfensters und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich daran bis zum Sommer nichts ändern wird. Mein alter Englischlehrer hat mal wieder recht behalten: Man muss Prioritäten setzen. Weiser Mann, trotzdem würde ich ihm gerne einen Haufen Hundescheiße in den Briefkasten stopfen. Kipling produziert davon ja zur Genüge.
Jessy meint, ich solle die Reise zum Anlass nehmen, einen Schlussstrich zu ziehen. Was ich hier tue, ist sinnlos, du wirst mir nicht antworten. Ich weiß es und kann doch nicht anders. Dich endgültig loszulassen, dazu fühle ich mich noch nicht bereit.
Hoffentlich geht es dir gut.
Beth
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────────────── 【 NEWSFLASH: SCHIEßEREI IN KAUFHAUS 】 ──────────────
Bearfond. In einem Kaufhaus im Stadtzentrum sind offenbar mehrere Schüsse gefallen. Nach Angaben von Augenzeugen stürmten drei maskierte Täter am frühen Nachmittag das Gebäude und schossen zunächst mehrfach in die Luft, ehe sie das Feuer auf die in Panik versetzten Besucher eröffneten. Die Lage ist unübersichtlich, es wird von mehreren Verletzten ausgegangen. Die Polizei befindet sich im Großeinsatz, das Gebäude wurde weiträumig umstellt, sämtliche Straßen und Zufahrtswege sind abgesperrt. Ob die Täter sich derzeit noch im Kaufhaus aufhalten, ist unklar. Erste Videoaufnahmen wurden in den sozialen Medien veröffentlicht, in einem davon wird von mindestens zwei Todesopfern gesprochen. Bislang erfolgte noch keine Stellungnahme des Einsatzleiters. Der Polizeipräsident bittet, zum gegenwärtigen Zeitpunkt von Spekulationen abzusehen.
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Datum: 31. Mai 2018
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: (kein Betreff)
Jake,
ich bin noch ganz durcheinander, verzeih, wenn das hier zusammenhanglos wird. Die polizei hat mich lange befragt, ich glaube, draußen ist es bereits dunkel. Ich sitze jetzt auf dem gang und sehe aus wie eine Obdachlose, aber niemand wollte mir diese decke abnehmen nachdem ich mich beim ersten versuch zur wehr gesetzt habe als ginge es um mein Leben. Sie haben mir Tee angeboten, ich weiß nicht mehr was ich geantwortet habe, irgendeinen unsinn. Jessy ist auf dem weg aber ich fühle mich so … schreiben hilft, den fingern Beschäftigung zu verschaffen beruhigt mich irgendwie. Vielleicht hast du in den nachrichten davon gelesen, es läuft auf allen Kanälen. Ich war dabei, Jake, mittendrin. Ich kann nicht beschreiben was
Die schreie hallen noch jetzt in meinem kopf wider. Ich wusste nicht, dass menschen so schreien können, zu welchen höhen die stimme in todesangst fähig ist. Sie haben geschossen, Jake, einfach so, wahllos. Auf frauen, Kinder, alte Menschen … ich habe löcher in einem kinderwagen gesehen, den Anblick werde ich nie vergessen. Was genau passiert ist weiß ich kaum noch, seit der befragung verschwimmen die bilder zunehmend vor meinen augen und mein Kopf tut so schrecklich weh. Sie kamen direkt auf uns zu, alle waren in Panik, wollten zu den ausgängen, irgendjemand hat mich zu Boden gestoßen, ich bin gegen die schaufensterscheibe eines Juweliergeschäfts geknallt, ironisch, nicht wahr? Platzwunde sagen die Sanitäter, dazu ein paar schrammen, ich hatte wohl glück, darum haben sie der Polizei auch erlaubt mich mitzunehmen. Einer ist so nahe an mir vorbei gelaufen er hätte mich ohne mühe
Ob ich die decke wieder abgeben muss? Die ist doch Eigentum des krankenhauses. Vorhin hörte ich, wie jemand von einem toten mann sprach, erschossen, ich glaube es war der Beamte der mir den tee bringen wollte. Mir gegenüber sitzt eine Frau die unaufhörlich schluchzt und ihr kind fast erdrückt, hoffentlich war es nicht ihr Ehemann. Sie konnten entkommen, über die tiefgarage, sind einfach durch eine der absperrungen gebrochen mit einem großen schwarzen Wagen wenn ich das richtig verstanden habe. Haben nichts gestohlen nichts gesagt, nur geschossen.
Jessy ist da, ich muss gehen
***
Datum: 06. Juni 2018
An: 01040jake@gmail.com
Betreff: Statusbericht
Hallo Jake,
die letzte Mail war ein ziemlicher Unfall, nochmals Entschuldigung dafür. Ich schiebe es auf die leichte Gehirnerschütterung, die mein Hausarzt am nächsten Tag festgestellt hat. Er meinte, ich hätte anstatt zur Polizei ins Krankenhaus gehen sollen. (Was ist das mit diesen nachträglichen Ratschlägen, die einem nur was nützen, wenn man im Besitz einer blauen Telefonzelle ist?)
Egal, inzwischen habe ich mich einigermaßen erholt. Zwar hat Jessy mich gebeten, noch nicht wieder zur Uni zu gehen, aber mir hilft das, es bringt Ablenkung, außerdem stehen in gut vier Wochen die Prüfungen an, da sollte ich so viel wie möglich mitnehmen. Vorhin hat mich die Polizei angerufen, der Detective wollte wissen, ob mir noch irgendwas eingefallen ist, aber ich musste ihn enttäuschen. Mein Hirn weigert sich, die Bilder nochmal abzurufen, es ist einfach zu frisch. Neunzehn Menschen mussten sterben, ein ungeheuerliches Verbrechen und die Täter weiterhin unbekannt. Kein Bekennungsschreiben, keine Internetbotschaft, nichts. Nur Unverständnis und Fassungslosigkeit. Der Polizeibeamte hat mir eine Therapie empfohlen, damit ich keine Belastungsstörung entwickle und mir sogar zwei, drei Namen genannt. Er klang ziemlich routiniert, ich glaube, der Ärmste hat bereits den halben Tag über am Telefon gehangen und die ellenlange Zeugenliste abgeklappert. Nehme mal an, es wird jetzt einen regelrechten Ansturm auf die Praxen geben, ich bezweifle, dass da irgendwo ein Platz auf dem Sofa für mich übrig bleibt.
Daher habe ich beschlossen, mich nicht länger in der Wohnung zu verkriechen und geradeaus zu blicken. Auf unseren Sommerurlaub, der uns für ganze drei Wochen von hier fort bringt. Unsere Route steht, die Flüge sind gebucht und Jessy und ich studieren ausgiebig Reiseführer. Ob ich dir wieder so ausführlich berichte wie beim letzten Mal, weiß ich noch nicht. Vielleicht wäre es gut, Jessys Rat zu befolgen. Für sie war die Asienreise auch eine Art Heilung und ich glaube, diesmal kann ich's schaffen. Falls nicht, wirst du es sowieso zuerst erfahren.
Mach's gut, Jake
Beth