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Wo ist G? - NCIS:LA

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P18 / Het
Grisha "G" Callen OC (Own Character)
21.05.2022
21.05.2022
2
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21.05.2022 20.131
 
… Sie erreichten den Abflugterminal für Privatflugzeuge problemlos.
Auch jetzt standen Polizeibeamte vorm dem Eingang.
Sie ließen sie ungehindert passieren.
Malgorzatta suchte schon die ganze Zeit nach einer Ausrede, falls einer der Beamten Gs desolaten Zustand ansprechen sollte.
Der Beamte am Ausgang zum Rollfeld sah immer wieder zu ihnen herüber während der Schalterbeamte ihre Pässe kontrollierte.
"Alles in Ordnung, Pan Horák?" fragte er prompt.
"Sie wirken ... krank? Können Sie die Reise wirklich antreten?"
"Geht schon." gab ihm G in gebrochenem Tschechisch zurück.
"Ist nur ... `ne heftige Migräne. Ich kann mich gleich an Bord hinlegen!"
"Dann gute Besserung und eine guten Flug!" meinte der Beamte und schon ihm den Ausweis über den Tresen zu.
Er nickte in ihre Richtung.
Malgorzatta atmete insgeheim etwas auf.
"Danke schön."
Auch der Beamte am Ausgang ließen sie daraufhin ungehindert gehen. Malgorzatta spürte einen riesengroßen Stein von ihrem Herzen fallen als sie schließlich abhoben. Doch sie konnte sich nicht wirklich beruhigen.
Gs Verhalten besorgte sie.
Kaum waren sie in der Luft, war er wie ausgewechselt.
Er wirkte seltsam aufgedreht, als wären die letzten Tage nicht gewesen.
"Ich wusste gar nicht, dass Du Tschechisch sprichst!" tastete sie sich vorsichtig an ihn heran, streichelte leicht über seine Brust.
"Miluj t婠!" raunte G ihr zu.
Malgorzatta sah ihn überrascht an.
"Ich brauchte es bisher nicht." meinte G heiter und zog sie weg von der Tür, an der sie standen, in den kleinen Flur.
Er küsste sie rasch.
Malgorzatta legte ihre Hand an seine Seite.
"Willst Du Dich nicht ein bisschen hinlegen, G? Du siehst müde aus und wir sind noch eine ganze Weile unterwegs!"
G schüttelte den Kopf.
"Ich bin nicht müde!"
"Hast Du Kopfschmerzen?"
Ihr Blick rutschte wie von selbst zu der Schramme an seiner Stirn.
Hier, im hellen Licht des kleinen Flures, konnte man erkennen, wie frisch sie noch war, blutig-verkrustet, dunkelblau geschwollen.
"Nein."
G beugte sich zu ihr vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ging dann an ihr vorbei den Aufenthaltsbereich.
Malgorzatta sah ihm verblüfft nach.
G hatte sie noch nie stehen lassen.
Sam kam in den Vorraum.
Er musste sich bücken, damit seine große Gestalt durch die kleine Flugzeugtür passte.
E suchte ihren Blick sofort.
"Malin? Alles in Ordnung?"
"Nicht wirklich." gab Malgorzatta, noch immer erstaunt, zurück.
Sam sah sie aufmerksam an während er bei ihr stehen blieb.
"Was ist?"
Malgorzatta konnte es nicht besser ausdrücken als mit einem Schulterzucken.
"G ... verhält sich merkwürdig! So anders! Er ... ist nicht so ganz ... er!"
"Ist er okay?" fragte Sam weiter.
Seine Stimme klang alarmiert.
"Ich glaube nicht." antwortete Malgorzatta langsam.
Sam nickte.
G saß auf der Couch und las Zeitung als sie in den kleinen Aufenthaltsbereich zurück kehrten.
Er aß keinen Bissen, nachdem Arkady eine Kleinigkeit hatte zubereiten lassen, sondern trank zwei Flaschen Bier rasch hintereinander.
Etwas, das Malgorzatta noch nie bei ihm beobachtet hatte, nicht `mal an einem freien Tag.
Sam tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit ihr.
"Melde Dich, wenn `was ist!" meinte er drängend zu ihr als sie schließlich Los Angeles wieder erreicht hatten.
Es war stockdunkel. 1.20 Uhr, mitten in der Nacht.
Nur die umgebenden Flughafengebäude waren erleuchtet.
Arkady hatte insistiert, dass sie mit ihm nach Hause fuhren, damit sie dort ein paar Tage zur Ruhe kommen konnten.
G hatte erstaunlicherweise nicht widersprochen.
Malgorzatta hatte den unterschwelligen Verdacht, dass er es gar nicht richtig mitbekommen hatte.
Sie hatte innerlich aufgeatmet.
Sie hätte sich nur schwer vorstellen können, jetzt mit G in einem leeren Haus zu wohnen oder auf die Schnelle in einem Hotel unterzukommen.
Die Vorstellung von ein paar unbesorgten Tagen in Arkadys luxuriösem Haus gefiel ihr gut.
Doch sie kamen nicht so weit.
Zuerst hatte sie geglaubt, dass G nur eingeschlafen wäre.
Auf der breiten großen Rückbank von Arkadys Maybach, dass die Müdigkeit ihn endlich überkommen hatte.
Sein Kopf sank gegen ihre Schulter.
Sein Körper merkwürdig schwer gegen ihren.
"G?"
Seine Atemzüge kamen ihr etwas mühsam vor. Unregelmäßig.
Sie versuchte darauf zu horchen, während sie ihre Hand an seine Brust legte.
Durch den dünnen Stoff seines Shirts spürte sie die Hitze seiner Haut. Ein Schweißfilm lag darauf.
Sie spürte es auch an seiner Wange an ihrem Hals.
Beunruhigt tastete sie nach seinem Handgelenk. Schob das breite Armband seiner Uhr ein wenig beiseite um seinem Puls fühlen zu können. Das viel zu schnelle Klopfen erschreckte sie.
"G?"
Er antwortete nur so eben mit einem Unmutslaut.
"Was ist?"
Arkady drehte sich auf dem Beifahrersitz alarmiert zu ihr um.
"Bitte, lassen Sie uns zu einem Krankenhaus fahren!"
Es war heraus bevor sie darüber nachgedacht hatte.
Arkady sagte etwas auf Russisch zu Boris, machte ein kleines, winkendes Handzeichen.
Boris gab etwas mehr Gas.
"Was ist mit ihm?" fragte Arkady jetzt, mit einer kleinen ungeduldigen Kopfbewegung zu G. Dann sah er sie an.
"Ich glaube, sein Kreislauf ist völlig durcheinander." gab Malgorzatta einfach zurück. Hoffte, dass es nicht mehr war!
Dennoch konnte sie das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht verbergen.
Gs Körper lehnte noch immer schwer gegen ihren.
Seine Augen waren geschlossen.
Ängstlich tastete sie erneut nach seinem Puls.
Das Klopfen seines Herzschlages war viel zu schnell, nicht so kräftig wie sonst.
Boris lenkte den Wagen jetzt über einen Parkplatz, zu einem hell erleuchteten Eingang.
Er schaltete den Motor aus. Stieg aus dem Wagen.
Ein kleiner Schnarcher kam über Gs leicht geöffnete Lippen, ganz hinten aus seiner Kehle.
Malgorzatta dachte im ersten Moment daran, Arkady zu bitten, weiter zu fahren. Zu seinem Haus, damit G sich ausruhen konnte.
Doch sie wusste, dass es besser sein würde wenn ein Arzt nach ihm sah.
Er schien viel durchgemacht zu haben die letzten Tage, mehr, als man ihm ansah.
Noch bevor Boris den Eingang erreicht hatte öffnete sich die breite, saubere Milchglastür und ein Pfleger in einer typischen hellblauen Hose, mit einem typischen hellblauen Kasack darüber, mit einem Stethoskop um den Hals, kam heraus.
Er sah zu Boris. Blieb bei ihm stehen.
Arkadys Fahrer sprach mit ihm. Wies kurz zum Auto.
Der Pfleger nickte.
Dann wandte er sich wieder dem Eingang zu und verschwand im Gebäude.
Boris kam zum Wagen zurück.
Er trat hinten rechts an die Tür, öffnet sie nur einen Spalt.
Malgorzatta spürte Gs Atemzüge gegen ihre Hand.
Sie waren langsam, tief.
Die Tür des Gebäudes öffnete sich wieder und der Pfleger von eben kam heraus. Er schob einen Rollstuhl vor sich her. Ein zweiter Pfleger folgte ihm.
Der Pfleger brachte den Rollstuhl zum Wagen während Boris nun die Tür an Gs Seite vollständig öffnete.
Malgorzatta fühlte sich von einer Sekunde zur anderen völlig verunsichert.
Sie hatte G bisher nur einmal so schwach, handlungsunfähig erlebt. Und auch das nur fast wie aus zweiter Hand.
Jetzt war sie ganz dicht dabei!
Sie musste G regelrecht aus der Hand geben!
Die Pfleger beförderten G mit geübten, schonenden Griffen von der Rückbank, aus dem Auto, in den Rollstuhl.
Malgorzatta sah, wie G kurz den Kopf hob. Sich blinzelnd um sah.
Hastig rutschte sie von der Rückbank.
Eilte zu dem Grüppchen, das sich bereits wieder in Richtung des Gebäudes in Bewegung gesetzt hatte, schloss mit dem Rollstuhl auf.
"Wo sind wir?" hörte sie G fragen.
Es klang schwerfällig, benommen. Rasch legte sie ihre Hand an seine Schulter.
"Wir sind in Los Angeles, G! Ein Arzt wird gleich nach Dir sehen!"
Aus dem Augenwinkel sah sie - erleichtert - dass Arkady sich ihnen anschloss. Dass er sie nicht alleine ließ.
Es beunruhigte sie, dass G nicht `mal protestierte.
Durch die Glastür betraten sie einen kurzen Flur, von dem links mehrere Türen abgingen.
Rechts war ein Empfangstresen. Daneben ein kleiner Wartebereich. Zwei Türen, die wohl zu Fahrstühlen führten.
Um dieses Zeit war der Empfangstresen nicht mehr besetzt.
Die Pfleger brachten G in das zweite Zimmer auf der linken Seite.
Als sie hinterher eilte, den Raum betrat, hatten sie ihn gerade schon auf ein breites Bett an der Kopfseite des Raumes gelegt.
"Bitte, nehmen Sie Platz, Ma`m!" meinte einer der Pfleger zu ihr und wies auf die beiden Stühle rechts an der Wand.
""Ein Arzt wird sofort nach ... nach Ihrem Mann sehen!"
Er ging hinaus.
"Danke." gab Malgorzatta zurück. Sie musste ein bisschen schmunzeln darüber. Verfolgte mit den Augen, wie der andere Pfleger die graue Klammer eines Pulsoximeters an Gs rechten Zeigefinger klemmte.
Er schaltete das dazugehörige Gerät ein.
Sofort erklang ein viel zu schnelles Piepsen.
Malgorzatta sah sofort auf den Bildschirm.
Eine blaue Linie mit viel zu schnell aufeinanderfolgenden, viel zu hohen Spitzen lief darüber.
Daneben stand ein roter Wert von 79%.
Malgorzatta beruhigte sich augenblicklich.
Es war richtig gewesen, G herzubringen. Etwas war nicht in Ordnung!
Der Pfleger drehte den Ton leiser, so dass er eben noch zu hören war und nicht mehr den Raum erfüllte, nicht mehr so nervös machte.
Dann nahm er eine Sauerstoffsonde aus dem Regal über dem Bett, rollte den Schlauch behutsam auseinander und legte die beiden kleinen Öffnungen vor Gs Nasenöffnung, führte den Schlauch vorsichtig über seinen Kopf zurück, so dass er auf dem Kissen zu liegen kam und nicht störte.
Er drehte den Anschluss der Sauerstoffversorgung über dem Bett auf.
Dann nickte er ihr leicht zu und ging hinaus.
"Danke schön." meinte Malgorzatta rasch hinter ihm her.
Arkady war in der Zwischenzeit hereingekommen. Er blieb an den Stühlen stehen. Boris stand neben der Tür.
Malgorzatta trat an das Bett. legte ihre Hand an Gs linken Arm.
Durch das kalte Neonlicht war es sehr hell im Raum.
Es war zu hell für G.
Malgorzatta sah ihn blinzeln.
Er wandte den Kopf leicht zu Seite, stöhnte unterdrückt.
Sie legte behutsam ihre Hand an seine Stirn, versuchte, seine Augen etwas abzuschirmen.
Arkady, der das offensichtlich beobachtet hatte, machte die wenigen Schritte zur Tür und legte mit einer rigorosen Handbewegung den Schalter dort um, löschte damit das Deckenlicht.
Malgorzatta drehte sich kurz zu ihm um, lächelte ihm zu.
"Danke."
Jetzt brannte nur noch eine kleine indirekte Leuchte in der Versorgungsleiste über dem Bett.
Das warme, gedämpfte Licht war um einiges gnädiger mit Gs Aussehen als das Neonlicht es gewesen war.
Merkwürdigerweise wirkte er jünger mit seinen langen, dichten Barthärchen. Malgorzatta wusste nur zu genau, wie erstaunlich weich sie sich anfühlten.
Gs Gesicht war blass. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen.
Die Schramme an seiner Stirn war eher klein, jedoch war ein dicker Bluterguss darunter, der eine Beule hatte entstehen lassen. Die dunkelblaue, fast violette Farbe verriet, wie frisch sie noch war.
An ihrer Hand an seinem Arm spürte sie, dass er leicht zitterte.
"Guten Abend!"
Ein großer, stämmiger Mann vielleicht Anfang, Mitte Fünfzig betrat den Raum.
Er trug einen weißen Kittel über blauer Pflegerkluft, ein Stethoskop um den Hals.
"Ich bin Doktor Formin. Was kann ich für Sie tun?"
Er wartete keine Antwort ab. Hielt sich nicht erst damit auf, sie zu begrüßen.
Er wandte sich gleich dem Bett zu.
Warf einen prüfenden Blick auf G.
Zog dann eine kleine Stablampe aus seiner Kitteltasche und überprüfte Gs Pupillenreflexe.
G wandte den Kopf beiseite und gab einen Unmutslaut von sich.
Malgorzatta schob ihre Hand in seine. Drückte seine Finger leicht.
Dr. Formin zupfte eine Hautfalte an Gs Unterarm hoch und beobachtete ihr Verschwinden.
Dann sah er von ihr zu Arkady.
Malgorzatta wusste nicht, was sie sagen sollte.
"Er war im Ausland." meinte Arkady zu dem Arzt.
"In Europa. Es geht ihm nicht gut!"
Dr. Formin nickte.
Er sah zu dem Pfleger, der kurz nach ihm ebenfalls wieder den Raum betreten hatte.
"Ich brauche ein großes Blutbild!" meinte er zu ihm.
"Das Übliche! Ein EKG und er bekommt einen i.v.-Zugang. Er scheint mir dehydriert, wir lassen Flüssigkeit `reinlaufen während der Untersuchungen!"
Es klang lässig, was er sagte.
Aber durchaus vernünftig, Malgorzatta hatte genug Ahnung von Medizin um damit etwas anfangen zu können. Und sich noch etwas weiter zu beruhigen. Es klang nicht lebensbedrohlich.
Der Pfleger brachte Dr. Formin eine Nierenschale.
Ein Stauschlauch befand sich darin, Tupfer, eine Flasche mit Desinfektionsmittel, mehrere verpackte Kanülen.
Während er ihm die Schale reichte hängte er mit der Rechten, fast ohne hinzusehen, einen Infusionsbeutel aus Plastik, der mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war, an einen der Haken an dem Gestänge über dem Bett.
Dr. Formin schob den Stauchschlauch um Gs rechten Oberarm und zog ihn fest.
G wandte sich leicht zur Seite.
Er öffnete die Augen. Sah sich benommen um. Sein Blick wirkte verhangen.
"Alles in Ordnung, G!"
Malgorzatta beugte sich leicht über ihn, schloss ihre Finger etwas fester um seine.
"Es geht Dir gleich besser! Ruh` Dich einfach etwas aus! Es ist alles in Ordnung!"
Dr. Formin klopfte ein paar Mal auf Gs Handrücken bevor er ihn großzügig mit dem Desinfektionsmittel einsprühte. Er ließ es einwirken.
Dann bog er Gs Finger zur Faust und wählte eine der Kanülen aus der Schale, nahm sie aus ihrer Verpackung.
Er entfernte die durchsichtige Schutzhülle von der Nadel und schob sie dann - für Malgorzattas Geschmack zu langsam - in eine der beiden so eben sichtbaren Venen auf Gs Handrücken.
G wand sich. Stöhnte auf.
Malgorzatta grub den Nagel ihre Daumens kurz in seine Haut um ihn abzulenken. Ihre manikürten Fingernägel waren ganz glatt, doch vielleicht richtete der Druck alleine seine Aufmerksamkeit kurz auf seine andere Körperhälfte.
Dr. Formin fixierte die Kanüle an Gs Handrücken sorgfältig mit durchsichtigem Pflaster.
Dann trat der Pfleger an das Bett, mit einer zweite Schale, in der sich einige verschieden farbige, verschieden große Plastikröhrchen befanden.
Er begann, durch den dünnen Plastikschlauch an der liegenden Kanüle eines der Röhrchen nach dem anderen mit Gs Blut zu befüllen.
Es lief nur ganz langsam in die Untersuchungsbehältnisse. Malgorzatta sah, dass der Pfleger Mühe hatte, es durch den Schlauch aus der Vene zu bekommen.
G ließ es mittlerweile geschehen.
Er sah sie an.
"Was ist?" wollte er wissen.
Seine Stimme klang leise, belegt. Verunsichert, weil er nicht wusste, was geschah.
"Dir wird gerade Blut abgenommen für die Untersuchungen und das tut Dir sicher ein bisschen weh!" flüsterte sie ihm halblaut zu.
"Danach bekommst Du ein bisschen Flüssigkeit und wenn Du ein einfach versuchst, etwas zu schlafen, geht es Dir auch schnell wieder besser, hm?"
Sie streichelte mit dem Daumen sanft über seinen Handrücken.
Beugte sich dann rasch über ihn und rückte ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Haut war kühl. Das war etwas, was sie nur selten von ihm kannte.
Aus dem Augenwinkel sah sie den Blick des Pflegers auf sich.
Als sie zu ihm herüber sah, schenkte er ihr ein kleines Lächeln. Anerkennend.
So, als hätte sie etwas getan, was ihm gefiel.
Dann nahm er den dünnen Plastikschlauch, der vom Beutel hing, und befestigte ihn am Ende der Kanüle in Gs Handrücken.
Danach regulierte er die Tropfgeschwindigkeit der Flüssigkeit in Gs Kreislauf an dem kleinen Zahnrad am Schlauch.
"Ich bringe das eben ins Labor, dann komme ich und leite das EKG ab!"
meinte er zu ihnen, zu Dr. Formin, der sich abgewandt hatte und an einem Stehpult Notizen verfasste.
Dr. Formin nickte, sah zu ihnen herüber.
"Ich komme wieder zu Ihnen sobald wir die Ergebnisse vorliegen haben!" sagte er zu ihnen, mit einem kleinen Nicken und wandte sich dann, wie der Pfleger, zum Gehen.
Arkady folgte ihnen hinaus.
Malgorzatta wunderte sich einen kurzen Moment darüber.
Sie drückte leicht Gs Hand.
Er hatte die Augen schon wieder geschlossen, doch als sie sich noch einmal über ihn beugte und mit den Lippen behutsam die seinen berührte, erwiderte er ihren Kuss so eben.
"Ich liebe Dich!" flüsterte sie ihm ganz leise ans Ohr.
Boris musste das nicht unbedingt hören.
"Dich auch!" flüsterte G zurück, wandte den Kopf in Richtung ihrer Stimme ohne die Augen zu öffnen.
Malgorzatta ließ den Blick über seinen Körper wandern.
"Ich zieh` Dir die Schuhe aus, das ist dann ein bisschen bequemer für Dich!" meinte sie dann zu ihm, streichelte rasch über seinen Arm.
G reagierte nicht darauf.
Also trat sie an das Fußende und öffnete die Reißverschlüsse seiner dunklen Boots, zog sei von seinen Füßen und stellte sie unter das Bett auf den Boden.
Zwei Krankenschwestern kamen herein.
"Guten Abend!"
Es waren Püppchen.
Beide bestimmt nicht älter als Anfang Zwanzig, selbst um diese Uhrzeit perfekt geschminkt, gestylt, mit unüberhörbarem russischem Akzent, für Malgorzattas Begriffe wären sie an der Anmeldung besser aufgehoben, was auch immer sie jetzt auch hier zu tun gedachten.
Die etwas Größere von Beiden sah zu G.
Sie rümpfte die Nase. Es schien eine Art unbewusste Geste zu sein.
Doch sie tat es.
Dann zog sie sich demonstrativ ein Paar Handschuhe aus einer Box im Regal und streifte sie langsam über ihre Hände mit den rosa lackierten Fingernägeln.
"Wenn Sie bitte hinausgehen würden! Wir möchten eben ... eh ... den Patienten versorgen!"
"Ich möchte hierbleiben!" widersprach Malgorzatta sofort, bestimmt, und trat demonstrativ wieder an die rechte Seite der Liege. Legte ihre Hand an Gs Arm.
Es war ihr sofort klar, dass sie G mit diesen Beiden nicht allein lassen würde.
Zu ihrer Verwunderung zuckte die Schwester bloß uninteressiert die Schulter.
"Ganz wie Sie möchten!" gab sie wie gelangweilt zurück, wandte sich G zu, griff zu dem hochgeschobenen rechten Ärmel seines Shirts und ließ ihn sofort wieder los.
"Ehm ... es macht Ihnen doch sicher nichts aus, wenn wir den Pulli aufschneiden, oder? Ich meine ... "
Sie rümpfte wieder die Nase.
" ... den hat Ihr Mann doch bestimmt schon drei Wochen an?!"
Malgorzatta spürte ganz übergangslos ihre Sicherungen durchbrennen. Das war ihr noch nie passiert!
"Was fällt Ihnen ein!"
Die Schwester zuckte noch `mal uninteressiert die Schultern.
"Er ist doch bestimmt Alkoholiker, oder?"
Malgorzatta war mit drei Schritten um das Fußende der Liege.
Weiter kam sie nicht.
Dann war Boris zwischen ihnen und schob mit seiner breiten kräftigen Gestalt die beiden Krankenschwestern aus dem Zimmer.
Malgorzatta spürte für einen Moment, wie ein Lächeln auf ihrem Gesicht gefror.
Boris hatte die Beiden vor ihr beschützt und nicht umgekehrt.
Dann schossen ihr die Tränen aus den Augen. Sie tastete nach Gs Fuß.
Konnte das Schluchzen nicht unterdrücken.
Sie hatte Angst, dass G es hörte, mitbekam, doch sie konnte es nicht zurückhalten, es drängte aus ihrer Kehle während ihr die Tränen unaufhörlich über die Wangen liefen.
Es war so unverschämt.
G riskierte fast täglich sein Leben für die Leute in diesem Land!
Damit sie sicher leben und arbeiten konnten!
Und diese ... aufgetakelte ... Schnepfe ...
Arkady rauschte herein.
Trotz ihres tränenverschwommenen Blickfeldes erkannte sie sein besorgtes Gesicht.
"Na, na." hörte sie ihn sagen.
Seine dunkle Stimme war ganz sanft.
Er blieb neben ihr stehen. Versuchte sie zu beruhigen, zu trösten. Wollte ihr dabei aber nicht zu nahe treten.
Malgorzatta beruhigte sich schnell wieder weil sie es so süß von ihm fand.
Er war immer ganz Gentleman.
Rasch wischte sie sich die Tränen von den Wangen und schluckte energisch.
Drängte damit auch noch zwei Schluchzer zurück.
"Ist schon gut. Tut mir leid ... ich hab` eben ... etwas die Nerven verloren!"
Sie streichelte über Gs Fuß.
Durch den dünnen Stoff seiner dunklen Socke spürte sie die Kühle seiner Haut.
Entschlossen faltete sie die dünne Decke, die unter Gs Füßen lag, auseinander, und breitete sie bis seiner Hüfte über ihn, schlug sie sorgsam um seine Füße.
Dr. Formin eilte herein.
Er hatte einen Plastikbecher in der Hand, den er ihr reichte. Er wirkte aufgebracht.
"Es tut mir sehr leid, Ma`m! Bitte entschuldigen Sie die Äußerungen von Schwester Darjena! Sie spiegelt in keiner Weise die Meinung unserer Klinik wieder! Seien Sie versichert, es wird nicht wieder vorkommen! Mister Kolcheck ... "
Er suchte Arkadys Blick.
Deutete fast eine Verbeugung vor ihm am.
" ... bitte sein Sie versichert, dass das ein absoluter Ausnahmefall war! Normalerweise ist unser Personal sehr höflich und zuvorkommend! Es tut mir sehr leid!"Arkady nickte.
"Okay." meinte er bloß.
Malgorzatta trank einen Schluck von dem Wasser. Einen Zweiten.
Die Flüssigkeit kühlte ihren engen Hals angenehm.
Sie stellte den Becher beiseite und trat wieder an die rechte Seite des Bettes, schob ihre Finger zwischen Gs. Sie warf einen Blick auf den kleinen Monitor.
Der Wert war auf 82% gestiegen.
Die Spitzen der Linie waren etwas abgeflacht. Sie folgten nicht mehr so schnell aufeinander.
Malgorzatta atmete ein bisschen auf.
Der Pfleger von vorhin kam wieder herein.
Er schob ein EKG-Gerät vor sich her.
Man sah ihm an, dass er wusste, was passiert war.
Er sah prüfend von Einem zum Anderen während er herein kam, das EKG-Gerät links neben dem Bett abstellte.
Er griff zu einer Verbandsschere.
"Ma`m, bitte, verzeigen Sie, ich würde das Shirt Ihres Mannes gerne aufschneiden damit wir das EKG ableiten können! Wir könnten es ihm natürlich auch ausziehen, aber wir sollten ihn nicht zu viel bewegen! Er scheint Ruhe zu brauchen!"
"Natürlich, bitte, machen Sie!" gab Malgorzatta sofort zurück.
"Er war ein paar Tage im Ausland ... "
"Ma`m, wir sind nur hier um Ihrem Mann und Ihnen zu helfen!" unterbrach sie der Pfleger sehr höflich, fast sanft.
Malgorzatta wusste nicht, ob er es ehrlich meinte oder er es vielleicht nur noch einmal "extra" eingetrichtert bekommen hatte nach dem "Ausfall" der Schwester vorhin.
Eigentlich war es ihr auch egal.
Sie trank noch einen langsamen Schluck von dem Wasser und beobachtete, wie der Pfleger begann, Gs Shirt am rechten Ärmel aufzuschneiden. Dann teilte er den Stoff über Gs Oberkörper.
In Höhe von Gs letzter Rippe, auf der rechten Seite, wurde ein großflächiger dunkelblauer Bluterguss sichtbar.
Malgorzatta zog erschrocken die Luft ein.
"Doktor Formin!" meinte der Pfleger alarmiert.
Der Doktor wandte sich ihm sofort zu. Sah auf den Bluterguss.
Dann tastete er Gs Bauch ab.
"Machen Sie noch einen Röntgen-Termin!" meinte er dann.
"Thorax, zwei Ebenen. Im Liegen!"
Der Pfleger nickte und griff im Hinausgehen zu einem kleinen Telefon in seiner Kasacktasche.
Der andere Pfleger kam herein.
Er hatte eine dünne Aktenmappe aus Pappe in der Hand, die er dem Arzt reichte.
"Die Blutergebnisse, Doc!" meinte er.
Dr. Formin nickte während er sie nahm.
"Danke."
Er schlug die Akte auf und sah hinein.
Es lag bloß ein Blatt Papier darin.
"Die Werte sind ganz gut." meinte er dann langsam, ohne Extra-Aufforderung, sah erst zu Arkady, dann zu ihr.
"Ihm fehlt wahrscheinlich nur etwas Flüssigkeit, damit sich diese Kreislaufunregelmäßigkeit stabilisiert! Er wirkt ... etwas mitgenommen, braucht bestimmt ein paar Tage Ruhe! Je nachdem, was das Röntgen ergibt, werde wir ihn vielleicht ein, zwei Tage hierbehalten! Ihn vielleicht ein bisschen aufpäppeln. Ich denke, das Röntgen wird schlimmstenfalls ein, zwei gebrochene Rippen ergeben. Es weist nichts auf etwas anderes hin! Nichts Dramatisches! Bitte ... machen Sie sich keine Sorgen, Ma`m!"
"Danke." meinte Malgorzatta.
Sie fühlte sich seltsam ruhig. Fast neben sich. Leicht unbeteiligt.
Sie vermutete, dass man ihr etwas in das Wasser getan hatte! Zur Beruhigung! Vielleicht auf Geheiß Arkadys!
"Kümmern Sie sich sehr gut um ihn!" sagte Arkady jetzt zu Dr. Formin.
Es klang sehr ernst, fast wie eine Drohung.
Der Pfleger kam wieder herein, das kleine Telefon noch in der Hand.
"Wir können jetzt gleich zum Röntgen!" meinte er und nahm vorsichtig die Klammer von Gs Zeigefinger, löste die Bremsen des Bettes und begann, es aus dem Zimmer zu schieben.
Malgorzatta folgte ihm sofort.
Sie überlegte, ob sie Sam anrufen sollte.
Doch sie wollte seine kostbare Familienzeit nicht stören. Sie würde ihm später eine SMS schicken.
Sie fühlte sich ganz gut.
So ein bisschen Unbeteiligt-sein war angenehm. Sie machte sich schnell verrückt vor Sorge um G, so wie damals, als er angeschossen worden war, oder auch als er untertauchte als es um geheime Akten seiner Schwester ging.
Normalerweise konnte sie sich gut beherrschen und war nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.
Doch wenn es um G ging war sie zu schnell zu besorgt, zu leidenschaftlich.
Es war schön, auch `mal etwas ruhiger an so eine Sache herangehen zu können!
Sie durften mit bis in den Flur zur Röntgenabteilung im ersten Stock.
Dort dann, in einer kleinen Sitzecke, wartete Arkady mit ihr. Wortlos. Geduldig.
Malgorzatta hatte beim Hereinkommen, durch die doppelflügelige Tür aus Milchglascheiben, die golden umrahmte Holzplakette an der rechten Wandseite gesehen.
So rasch, wie sie vorbeigegangen waren, hatte sie nur den Namen "Arkady Kolcheck" in goldenen Lettern lesen können. Sie meinte auch, das Wort "Donor" erkannte zu haben.
Kein Wunder also, dass Arkady hier so ehrfürchtig behandelt wurde.
"Danke." meinte sie jetzt einfach zu ihm als ihre Blick sich trafen und schenkte ihm ein Lächeln.
Arkady schüttelte bloß den Kopf.
Erwiderte ihr Lächeln, rasch.
"Nichts zu danken!" meinte er bloß.
"Gern geschehen!"
Er wirkte sehr besorgt um G.
"G wird schon wieder wenn er sich etwas ausgeruht hat!" versicherte sie ihm.
"Es hört sich alles nicht so schlimm an! Und die Leute hier ... scheinen sich sehr gut um ihn zu kümmern."
"Das sollte sie auch!" brummte Arkady
Auch er wirkte müde. Mitgenommen.
Es war mitten in der Nacht
Malgorzatta fühlte sich durcheinander. Erschöpft, aber nicht müde, denn die Sorge um G hielt sie wach.
Sie mochte die innere Ruhe, die man ihr aufgezwungen hatte! So konnte sie sich besser kümmern.
Als sie Hetty den Flur entlang kommen sah, glaubte sie für lange Sekunden zu halluzinieren. Deswegen reagierte sie zuerst auch gar nicht auf sie.
Erst als Arkady den Kopf wandte und in ihre Richtung sah, aufstand und "Mizz Lange!" meinte, da sah sie sie als real an.
"Hetty ... guten Abend!"
"Guten Abend!" Hettys verzog keine Miene.
"Malin! Mister Kolcheck! Wie geht es Mister Callen?"
Ihr ruhiger Blick blieb an ihr hängen.
Malgorzatta spürte als dass sie es wirklich sah, dass sie richtig sauer war. Auch das berührte sie angenehm wenig.
"Ganz gut, Hetty! Er ist nur etwas erschöpft, ausgetrocknet und im Moment röntgen sie ihn weil es sein kann, dass er Rippen gebrochen hat! Nichts Schlimmes bestimmt! Es ist nett, dass Sie extra hergekommen sind, danke!"
Hetty warf ihr einen bösen Blick zu.
"Ich bin keineswegs extra deswegen hergekommen, Malin! Und seien Sie gewiss, ich komme wieder! Mister Kolcheck!"
Sie bedachte auch ihn mit einem bösen Blick.
" ... Auf Wiedersehen!"
"Auf Wiedersehen!" erwiderte Malgorzatta.
"Auf Wiedersehen, Mizz Lange!" meinte Arkady, rasch höflich.
Er setzte sich erst wieder hin als Hetty durch die Glastür verschwunden war.
Dann suchte er ihren Blick.
"Manchmal macht sie mir Angst!"
"Das macht sie uns allen!" versicherte Malgorzatta ihm schnell.
Arkady lachte kurz.
"Boris, holst Du mir bitte einen Kaffee!" bat er dann.
"Malin ... Sie auch einen?"
"Sehr ... "
Die Tür zur Röntgenabteilung öffnete sich und Dr. Formin trat auf den Flur.
Bevor er etwas sagte lächelte er ihnen zu. Es wirkte beruhigend.
"Alles in Ordnung!" versicherte er ihnen dann.
"Es ist nur ein sehr großer, ausgedehnter Bluterguss, der aber nicht `mal besonders tief geht! Wir vermuten, dass Ihr Mann, Mrs. Tedrow, im Rahmen eines Flüsigkeits- und Elektrolyte-Mangels ein leichtes Durchgangssyndrom entwickelt hat. Wir werden das ausgleichen und mit etwas Ruhe sollte es ihm sehr schnell besser gehen! Wir haben ihm ein leichtes Schlafmittel verabreicht, etwas gegen die Schmerzen, und Mister Tedrow befindet sich bereits in einem Zimmer im fünften Stock. Falls Sie es wünschen, Mrs. Tedrow, können wir Ihnen die Übernachtung hier auch ermöglichen. Oder auch mehrere, falls es nötig sein sollte!"
"Sehr gerne, danke, ja!" meinte Malgorzatta sofort und nickte unmissverständlich.
"Danke, Doktor Formin!" meinte auch Arkady. Es klang sehr bestimmt.
"Kein Problem!" erwiderte der Arzt.
"Bitte entschuldigen Sie mich, dass ich Sie jetzt nicht hinaufbegleiten kann, aber ich werde in der Notaufnahme erwartet. Sie finden Mister Tedrow in Zimmer fünhundertdrei. Bitte entschuldigen Sie mich! Und bitte verzeihen Sie uns den kleinen ... Zwischenfall in der Notaufnahme! Wir haben uns in der Zwischenzeit von der betreffenden Schwester getrennt!"
Malgorzatta sah erschrocken zu Arkady.
Im ersten Moment erschien ihr die Reaktion übertrieben.
Doch dann stellte sie fest, dass es sie nicht wirklich berührte. Vielleicht waren noch andere Sachen vorgefallen? Vielleicht hatten sie hier eine andere Mentalität, andere Maßstäbe? Sie wollte sich jetzt nicht damit befassen! Sie wollte zu G!
Arkady und Boris begleiteten sie dorthin.
Boris blieb vor der Tür stehen. Arkady betrat mit ihr, nachdem er sie um Erlaubnis gefragt hatte, das überaus luxuriöse Krankenzimmer, das eher an eine Hotelsuite erinnerte.
Man durchquerte einen kleine gemütlichen Wohnbereich, bevor man das eigentliche Krankenzimmer betrat. Links an der Wand stand das Bett.
G schien zu schlafen.
Sein Kopf war auf dem kleinen Kissen, das auf dem Kopfkissen lag, leicht zur Seite gesunken. Seine Augen waren locker geschlossen.
Er trug ein gemustertes Krankenhaushemd und die leichte Decke, das einfache Kissen aus der Notaufnahme waren gegen dichte weiche Bettwäsche, die edel wirkte, getauscht worden.
Der Infusionsbeutel hing noch an dem Haken über dem Bett und zusätzlich war noch eine kleine Flasche mit einer satten gelben Flüssigkeit angeschlossen.
Malgorzatta hatte sofort den dazu passenden Geschmack auf der Zunge.
Es war reines B-Vitamin. Es würde ihm gut tun.
Die Klammer an seinem rechten Zeigefinger überwachte wieder seine Sauerstoffsättigung und seinen Puls, eine Manschette um seinen linken Oberarm seinen Blutdruck.
Die Sauerstoffsonde unter Gs Nase war wohl überflüssig geworden, sein Wert lag bei 91%. Sein Blutdruck war 105 zu 69 und sein Puls lag bei 92.
Das alles war beruhigend.
"Herein!" rief Arkady leise.
Malgorzatta hatte es gar nicht klopfen gehört.
Die Tür öffnete sich. Zwei Krankenschwestern rollten ein weiteres Bett herein. Sie stellten es rechts neben dem Bett von G ab und nahmen den Überzug ab.
Während die eine Schwester damit hinaus ging, blieb die andere bei ihr stehen und meinte: "Ma`m, Sie finden ein Übernachtungs-Kit im Bad. Falls Sie noch etwas benötigen bitte wählen Sie die Null auf dem Telefon! Falls irgend ein Notfall eintritt, bitte drücken Sie einfach den roten Knopf am Nachttisch!"
Sie machte eine rasche Kopfbewegung zu dem Telefon auf dem Nachttisch.
"Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe! Auf Wiedersehen, Mister Kolcheck!"
Sie nickte ihm zu während sie sich zum Gehen wandte.
"Auf Wiedersehen!" meinte Arkady hinter ihr her.
Malgorzatta sah zu G.
Trat an die rechten Seite des Bettes und legte ihre Hand auf seinen Arm.
Durch den dünnen Stoff fühlte seine Haut sich wieder warm an.
Zu ihrer grenzenlosen Überraschung öffnete G die Augen und suchte ihren Blick. Ein ganz kleines Lächeln verzog seine Lippen.
"Mali ...wo ... warst Du?"
Seine Stimme war leise. Sein Sprechen klang angestrengt. Er wirkte benommen.
"Ich durfte beim Röntgen nicht dabei sein und danach habe sie Dich gleich hier hoch auf das Zimmer gebracht!" erklärte sie ihm sanft.
"Wie fühlst Du Dich, G? Hast Du Schmerzen?"
"Müde." gab G zurück.
Malgorzatta beugte sich über ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. G wandte den Kopf und sie konnte spüren, wie er mit den Lippen ungenau die ihren suchte.
Sie ließ es geschehen, küsste ihn leicht auf den Mund. Seine Lippen waren warm. Es tat ihr gut zu spüren, dass er ihren Kuss schwach erwiderte.
"Ich liebe Dich!" flüsterte sie ihm zu, streichelte mit der Hand über seinen Arm.
"Schlaf` jetzt ein bisschen! Ich bleib` bei Dir!"
Sie sah, wie G die Augen schloss.
Streichelte über seine Wange.
Dann sah sie zu Arkady. Sah das kleine Lächeln auf seinem Gesicht.
Sie wandte sich ihm zu.
Arkady nickte leicht.
"Kommen Sie ohne mich klar? Oder soll ich hier bleiben?"
Malgorzatta ging zu ihm. Sie reichte ihm die Hand.
"Fahren Sie nach Hause, Arkady! Ruhen Sie sich aus! Sie haben so viel für uns getan und es war alles anstrengend! Danke für Ihre Hilfe!"
Arkady lächelte. Breit. Ehrlich.
"Keine Ursache!"
Er erwiderte ihren Händedruck wohlwollend.
"Kommen Sie wirklich klar jetzt?"
Malgorzatta nickte bestimmt.
"Ja. Danke."
Auch Arkady nickte.
"Ich komme gegen Mittag vorbei und sehen, wie es euch geht!" meinte er dann.
"Bleiben Sie ... so lange hier?"
Malgorzatta nickte sofort.
"Ich bleibe auf jeden Fall hier!"
Arkady nickte.
Dann wandte er sich ab und ging hinaus.
Malgorzatta atmete tief aus.
Dann ging sie zum Bett zurück und blieb wieder an Gs Seite stehen. Behutsam legte sie ihre Hand an seinen Arm.
Gs Atemzüge kamen ihr leichter vor, beruhigend regelmäßig nun.
Sein Gesichtsausdruck wirkte ruhig, fast entspannt, und sein Gesicht bekam allmählich wieder etwas Farbe. Die dunklen Schatten unter seinen Augen wurden etwas heller.
Sie war Arkady unendlich dankbar dafür, dass er so schnell für Hilfe gesorgt hatte.
Gs Haut unter dem dünnen Stoff des Krankenhaushemdes war warm.
Die Schramme an seiner Stirn wirkte kleiner jetzt wo sie gesäubert, versorgt worden war. Noch immer war die deutliche Blutansammlung darunter zu erkennen.
Sie hatte Durst.
Leise ging sie in den angrenzenden Raum.
In der Küchenzeile stand ein Wasserkocher, was sie neugierig machte. Also öffnete sie leise den Oberschrank und fand neben etwas Geschirr eine Holzkiste mit verschiedenen Teesorten. Sie setzte Wasser auf.
Während sie darauf wartete, dass es kochte, ging sie ins Baderzimmer, das sich links neben dem Schlafbereich befand, und von diesem durch eine Holzschiebetür getrennt war.
Auch hier gab es den puren Luxus.
Kein Vergleich zu einem normalen Krankenhaus mit seiner nüchternen Zweckmäßigkeit, hier gab es edle Holzverkleidung, viel Glas und blitzsaubere Zierkacheln.
Neben dem Waschbecken befand sich auf der Ablage ein Stoffbeutel mit kleinen Fläschchen Duschgel, Shampoo, Conditioner und Flüssigseife, hochwertiger als in so manchem Hotel.
Es lag auf einem flauschig weichen Handtuch, dieses wiederum auf einem flauschigen Badetuch, daneben lagen ein einfacher weißer Schlafanzug und ein paar dünne Slipper.
Zwei weiße Bademäntel hingen an Haken an der Wand.
Malgorzatta kehrte beeindruckt zur Küchenzeile zurück und goss das heiße Wasser über den Teebeutel.
Sie nahm ihre Tasse und ging nach nebenan, stellte sich einen Hocker neben Gs Bett und nahm darauf Platz.
Allmählich spürte sie, wie sie nun zur Ruhe kam.
Ganz langsam wich ihre Besorgnis um G. Sie konnte sehen, dass es ihm allmählich besser ging.
Seine Atemzüge waren mittlerweile ganz regelmäßig, ruhig, tief in seinem Schlaf. Er hatte sich ein bisschen auf die linke Seite gedreht. Seine rechten Hand mit der Kanüle ruhte auf der Bettdecke.
Seine Barthärchen wirkten noch länger, dichter. Er schien ihr fast fremd.
Gs Werte auf dem Monitor waren ganz gut.
Vielleicht konnten sie am Nachmittag schon nach Hause.
Doch wo würde das sein? Das nächste Hotel? Ihr Haus war wohl ohne Möbel! Sie hatte es nicht mal ganz gesehen! Sie wollte nicht, dass G frisch aus dem Krankenhaus dorthin kam! Sie wollte ein Heim für ihn, kein leeres Haus! Vielleicht konnte sie auf Arkadys Angebot zurückkommen! Ein paar sorglose ruhige Tage in seinem großen Haus wären schön!
Und es war doch nett von Hetty gewesen, dass sie vorbei gekommen war um sich nach G zu erkundigen! Sie mochte stinksauer auf ihn sein, doch sie machte sich auch Sorgen um ihn!
Ob Sam sie hatte wissen lassen, dass sie zurück waren?
Eher vermutete sie, dass eine von Hettys zahllosen ungenannten Quellen sie benachrichtigt hatte! Sie wusste, dass die ganze Sache ein Nachspiel haben würde! Für G!
Sie kannte Hetty nicht gut genug um zu vermuten, was auf G zukommen würde.
Aber sie kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie ihm das nicht ungestraft durchgehen lassen würde!
Es war kurz vor halb vier mittlerweile.
Sie fühlte sich erschöpft, aber nicht müde. Ihr Kopf kam nicht zur Ruhe!
Zu viel war passiert.
Sie konnte nicht abschalten.
Es war schön zu sehen, dass G schlief. In so einer angenehmen Umgebung während sein Körper mit gesunden Sachen versorgt wurde.
Keines der Motels, Hotels, in denen sie bisher gewohnt hatten, war auch nur annähernd so komfortabel gewesen wie dieses Krankenhaus.
Es würde vielleicht gut sein, wenn sie sich so schnell wie möglich daran machten, das Haus einzurichten. Sie wurden beide nicht jünger.
Sie brauchten allmählich etwas Beständigkeit!
Langsam trank sie ihren Tee aus.
Brachte die Tasse nach nebenan, spülte sie aus und kehrte dann wieder an Gs Bett zurück.
Insgeheim musste sie lächeln.
Es war selten, dass sie Gs so friedlich, so lange an einem Stück schlief.
Behutsam beugte sie sich über ihn und berührte mit den Lippen sacht seine kratzige Wange.
"Ich liebe Dich, mein Schatz!" flüsterte sie ihm zu.
Behutsam streichelte sie über seinen Arm.
Dann ging sie ins Bad und machte sich nachtfertig.
Schlüpfte danach in das andere Bett.
Lieber hätte sie sich an G gekuschelt.
Sie hatte so lange auf ihn verzichten müssen.
Aber vielleicht konnte sie ja schon heute Abend wieder ganz nah bei ihm schlafen!

Bestenfalls war sie zwischendurch immer wieder etwas weggedöst.
Die meiste Zeit war ihr bewusst, wo sie war. Dass G in dem Bett neben dem ihren lag.
Zwei Mal kam jemand herein und sah nach G. Bemüht leise, vorsichtig.
Jetzt war die kleine Flasche vom Haken über dem Bett verschwunden.
Der Beutel fast leer.
Es war 6.15 Uhr. Hell vor dem großen Fenster.
Sie fühlte sich miserabel.
Etwas hieß sie aufstehen.
Sie schlug die Decke zurück. Tappte zuerst hinüber zu Gs Bett.
Als sie sich über ihn beugte schlug er die Augen auf und sah sie an. Lächelte.
Malgorzatta fühlte sich sekundenlang überwältigt.
"G ... mein Schatz ... "
Sie streckte ihre Hand aus, streichelte über seine Schulter.
"Guten Morgen. Wie geht es Dir?"
Gs Blick hielt dem ihren stand.
Sein Gesicht hatte wieder Farbe, er wirkte nicht mehr so hinfällig.
Das Blau seiner Augen war gewohnt frisch, sein Blick ruhig und klar.
Mit einer kleinen Bewegung zog er sie zu sich hinab und küsste sie rasch.
Sein Kuss war überraschend bestimmt. Seine Lippen warm.
"Ganz gut."
Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.
"Was machen wir hier?"
Er hob seine rechte Hand etwa in ihre Augenhöhe. Fast anklagend.
Malgorzatta horchte noch dem Riesenbrocken nach, der gerade von ihrem Herzen gefallen war.
"Wir warten darauf, dass Dir jemand Sachen zum Anziehen bringt!"
Sie überging die medizinische Versorgung erstmal.
"Wer wird das sein?" fragte G weiter.
"Sam." antwortete ihm Malgorzatta.
"Sobald er weiß ... wo wird sind ... "
G hielt ihr seine Rechte entgegen.
"Machst Du das ab?"
Malgorzatta schüttelte den Kopf.
"Wir klingeln nach der Schwester! Die kann ... "
G streifte sich die graue Klammer des Pulsoximeters von seinem Zeigefinger. Dann riss er sich mit einer rigorosen, entschlossenen Handbewegung das Pflaster von seinem Handrücken, die Nadel aus seiner Vene.
Anders als im Fernsehen floss sofort Blut.
Er riss die EKG-Kabel von seinem Oberkörper, zog die Manschette des Blutdruckgerätes von seinem Oberarm.
"G ... "
Malgorzatta zögerte für den Hauch einer Sekunde. Sie kannte ihn kaum so.
Das Blut floss über Gs Hand, seine Finger, auf die Bettdecke, die er zurückschlug, auf den Fußboden, als er aufstand.
"Wo sind meine Sachen?"
"Dein Shirt haben sie aufgeschnitten und weggeschmissen! Deine Hose ... G, Du blutest hier alles voll!"
Sie riss das kleine Gästetuch vom Nachttisch, machte entschlossen die wenigen Schritte zu G und griff nach seiner rechten Hand, presste den Stoff darauf.
Für einen ganz kurzen Moment spürte sie, wie er ihr seine Hand entziehen wollte.
Es war schrecklich, das zu spüren.
Dann ließ er es geschehen.
Legte seine Linke an ihre Nacken und küsste sie.
"Tut mir leid! Ich bin durcheinander. Ich möchte weg hier! Du weißt ... Krankenhaus!"
Malgorzatta nickte zustimmend.
Sie war froh, dass er es zugab.
"Natürlich, G! Ich weiß! Ich rufe Sam gleich an ... "
Während sie mit der Linken noch immer fest den Lappen auf seinen Handrücken presste, legte sie den rechten Arm um seinen Nacken. Streichelte seine Schulter.
"Alles gut, G! Wir fahren gleich ... hier weg! Und tu` mir bitte den Gefallen wenn die Schwester gleich kommt und nachsieht, was der Alarm zu bedeuten hat, weil die ganzen Kabel ab sind, dann bleib` bitte mit dem Rücken zum Schrank stehen, denn Dein knackiger nackter Hintern geht sie gar nichts an!"
G hob den Kopf und sah sie an.
Malgorzatta sah für den Bruchteil einer Sekunde noch ein Glitzern in seinen Augen. Dan verzog ein kleines schiefes Lächeln seine Lippen.
"Sam sagt immer, mein Hintern ist knochig!"
Malgorzatta versuchte, entrüstet auszusehen.
"Kannst Du mir bitte `mal verraten, was Sam Dein Hintern angeht? Was treibt ihr Beiden eigentlich, wenn ihr auf Observierung draußen seid ... halt, ich will es gar nicht wissen!"
G lachte.
Malgorzatta spürte, wie er sich wieder entspannte. Langsam ließ sie ihre Hand seinen Rücken hinab streichen.
Es klopfte an der Tür.
Dann kam ein Pfleger herein.
Er wandte sich ihr sofort zu.
"Ma`m, alles in Ordnung?"
"Alles Bestens!" versicherte Malgorzatta ihm rasch.
"Mister Tedrow hat schlecht geträumt und ist aus dem Bett gesprungen, hat sich dabei die Kabel abgerissen! Haben Sie bitte ein Pflaster für uns?"
"Natürlich, Ma´m!"
Der Pfleger kam zu ihnen.
"Sir, würden Sie sich hinsetzen, bitte!"
Er wies zum Bett.
Malgorzatta schob G sanft in die Richtung, achtsam die Blutflecke auf dem Boden vermeidend.
"Setz` Dich!"
Es irritierte sie, wie G ihrer Aufforderung bereitwillig Folge leistete.
Der Pfleger warf einen Blick auf Gs Hand.
"Ich hol` eben ein Pflaster und nehme das hier ... "
Er griff zu dem bebluteten kleinen Handtuch und zu der Bettdecke.
" ... gleich mit! Wie sieht es bei Ihnen ... mit Frühstück aus?"
"Wäre schön!" antwortete Malgorzatta ehrlich.
"Okay!"
Der Pfleger ging hinaus.
Malgorzatta sah zu G.
Er erwiderte ihren Blick ruhig.
"Sam interessiert mein Hintern nicht wirklich!" meinte er todernst zu ihr.
Der Blick seiner blauen Augen war verschmitzt.
Malgorzatta war heilfroh, dass er scherzte. Das kam nicht oft vor.
"Das wäre ja auch noch schöner!"
G lachte.
Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie rasch.
Jetzt klopfte es wieder und der Pfleger kam zurück.
Er hatte eine saubere Decke dabei, die er an das Fußende des Bettes legte.
"Wir stellen Ihnen gerade das Frühstück zusammen!" meinte er während er ein Pflaster über die Einstichstelle an Gs Handrücken klebte.
"In zehn Minuten ungefähr ... "
"Danach werden wir sie verlassen!" deutete Malgorzatta schon `mal an.
"Bekommen wir noch Papiere?"
"Ja. " der Pfleger nickte.
"Ich sag` Bescheid, dass sie fertig gemacht werden! Es wird auch noch ein Arzt mit Ihnen sprechen!"
"Danke!" meinte Malgorzatta.
"Keine Ursache." gab der Pfleger zurück und wandte sich zum Gehen.
"Rufst Du Sam an?" drängte G als er draußen war.
"Ja." Malgorzatta griff zu ihrem Mobiltelefon.
Eigentlich mochte sie Sam so früh nicht stören!
Es wäre ihr auch lieber gewesen, wenn G noch ein bisschen hier blieb.
Während sie jetzt Sams Nummer auf dem Display bestätigte registrierte sie zu ihrer Verwunderung aus dem Augenwinkel, wie G sich wieder auf der Matratze ausstreckte und die Decke über sich breitete.
Wie unbeabsichtigt ging sie nach nebenan.
"Sam, guten Morgen, ich bin`s, Malin! Tut mir leid ... nein, alles gut mit G! Wir sind in einem Krankenhaus, es geht ihm aber trotzdem gut, wirklich! Bitte mach` Dir keine Sorgen! Es tut mir leid, Dich so früh ... Arkady hat uns heute Nacht noch hergebracht , vorsichtshalber! Ich wollte Dich nicht anrufen, es war spät und es ist wirklich nichts Schlimmes! Nein, Sam! Ich wollte Dich bitten, ob Du uns Gs Sachen bringen kannst! Ja, G möchte nach Hause, so schnell wie möglich! Wir sind in der Lower Street, es scheint hier eine Privatklinik zu sein. Es tut mir leid, es ist so früh und Du möchtest sicher Deine Tochter zur Schule bringen! Vielleicht danach? Bevor Du zur Arbeit fährst? Wäre schön! Ja, meine bitte auch! Danke Sam!"
Sie unterbrach das Gespräch nachdem Sam aufgelegt hatte.
Ging wieder nach nebenan. Trat zu G ans Bett.
Er schlief.
Sie musste überrascht lächeln. Zufrieden.
G hatte sich etwas auf die linke Seite gedreht. Sie konnte sehen, dass er sich unter der Decke etwas zusammengerollt hatte.
Er schlief nicht oft in der Embryohaltung.
Sein Gesichtsausdruck wirkte etwas angespannt. Er hatte die Augen locker geschlossen. Seine Wimpern zitterte leicht.
Gs Lippen warn leicht geöffnet. Ab und zu kam ein leiser Schnarcher hinten aus seiner Kehle.
Die Decke war bis zu seinem Oberkörper hinauf gezogen und sie konnte sehen, wie seine Brust sich ganz regelmäßig, ruhig hob und senkte. Der Bluterguss auf seiner Stirn war noch immer dunkelblau, fast violett.
Malgorzatta beugte sich leicht über ihn und zog die Decke etwas höher, über seinen Rücken, damit seine Haut nicht auskühlte durch den Spalt im Krankenhaushemd. Sein Körper war warm.
Behutsam berührte sie mit den Lippen seine Wange.
Spürte, genoss das Kitzeln seiner Barthärchen.
G wandte den Kopf leicht in ihre Richtung, gab einen unbestimmten Laut von sich. So eben spürte sie, wie er seine Lippen bewegte. Dann war er wieder in seinen Schlaf gerutscht.
Es klopfte.
Eine Krankenschwester brachte das Frühstück.
Sie servierte frischen heißen Kaffee, Croissants, Brot, Obstsalat, Rührei, Orangensaft, Aufschnitt, Marmelade, Malgorzatta konnte nach Herzenslust aussuchen, und die Schwester bat sie, sich zu melden, wenn Mister Tedrow aufwachte damit sie auch ihm Frühstück bringen konnte.
"Danke." meinte Malgorzatta hinter ihr her.
Die Schwester gab beim Herausgehen Sam die Klinke in die Hand.
Er trug Gs Tasche.
Malgorzatta machte sofort ein paar Schritte in seine Richtung.
"Sam, Du bist schon da! Du solltest doch nicht ... "
Sie sah den Blick von Sams dunklen Augen aufgeregt durch den Raum wandern.
"Malin, wie geht es ... "
Sein Blick blieb an dem Bett nebenan hängen.
Er stellte die Tasche ab und eilte in den Nebenraum, direkt an Gs Bett.
Er blieb einfach dort stehen.
Sah auf G!
Malgorzatta folgte ihm nicht gleich.
Wartete einen langen Moment im Nebenraum und sah durch den Durchgang zu den Beiden.
Es berührte ihr Herz.
Sam stand einfach neben dem Bett. Beide Hände auf das Bettgitter gelegt.
Er sah einfach auf G hinab.
Es erinnerte sie sofort an die Szene damals in Venice, nachdem G angeschossen worden war und Sam ihn vom Bürgersteig in seine Arme gezogen hatte.
Langsam ging sie nach nebenan.
Blieb neben Sam stehen und berührte kurz, sacht seinen muskulösen Arm.
"Er hat heute Nacht sehr gut geschlafen und er hat Medikamente und Flüssigkeit bekommen! Sie haben ihn nur etwas aufgepäppelt! Es ist alles in Ordnung, Sam, wirklich!"
Sam sah sie an.
Malgorzatta sah die Zweifel in seinem Blick.
Sie konnte es ihm nicht verdenken wenn G ihn ständig anlog.
"Sam, Du verhörst Leute! Du weißt, dass ich die Wahrheit sage!"
Sam grinste.
"Tut mir leid!"
Er wandte sich ihr zu, lächelte.
"Wie seid ihr hier gelandet?"
"G ging es auf dem Heimweg schlecht, er war so ein bisschen benommen und sein Kreislauf durcheinander!" ließ Malgorzatta ihn wissen.
"Es hörte sich an. als hätte er plötzlich Probleme mit dem Atmen. Arkady hat uns dann hier abgeliefert. Er hat ... "
Es klopfte.
"Herein!"
Als sie beiden zur Tür sahen kam Arkady herein, gefolgt von Timur, der die Tür hinter ihm schloss.
Arkadys Blick eilte suchend durch den Raum.
Blieb an Gs Bett, an ihnen hängen während er mit raschen Schritten näher kam.
"Was ist? Was ist mit G?"
"Er schläft."
Malgorzatta fühlte sich sekundenlang verblüfft.
"Es geht ihm gut. Er geht ihm viel besser als gestern, aber ich bin froh, wenn er sich noch etwas ausruht!"
Sie sah Arkady an.
"Wieso ... sind Sie hier?"
"Sam hat mich angerufen!" gab Arkady einfach zurück.
"Ich hab` mir Sorgen gemacht!"
Malgorzatta legte ihre Hand an Sams Arm und zog ihn sanft mit hinüber in den Nebenraum.
"Wie geht es Dir dabei, Malin?" erkundigte sich Sam bei ihr, wandte sich ihr zu, sah sie an.
"Seit es G besser geht, geht es mir auch wieder gut!" log sie Sam an.
Sam nickte.
"Wo seid ihr wenn G entlassen wird?" erkundigte er sich.
"Bei mir!" antwortete Arkady sofort.
"Malin, Sie bleiben mit G ein paar Tage bei mir, oder? G sagte, sein Haus sei noch nicht fertig!"
"Sehr gerne, Arkady!" stimmte Malgorzatta ihm zu.
Sie hatte gehofft, dass er es ihnen noch `mal anbieten würde.
"Ich hab` Deine Tasche noch im Auto!" meinte Sam zu ihr.
"Und noch ein paar Sache von euch!"
"Boris sitzt unten im Wagen!" meinte Arkady zu ihm.
"Geben Sie die Sachen einfach zu ihm herüber!"
Sam nickte.
Er suchte ihren Blick.
"Ich fahr`jetzt! Was soll ich den anderen sagen? Deeks fragt ständig nach Dir!"
Malgorzatta musste für einen Moment gerührt lächeln.
`Und Kensi wahrscheinlich nach G!` ging es ihr dann in einem Anflug von Eifersucht durch den Kopf.
Es wurde Zeit, dass Kensi und Deeks sich endlich ihren Gefühlen füreinander stellten.
Sie hatte keine Lust, auf jeden Blick von Mizz Blye zu G eifersüchtig zu reagieren. Es war albern, sie wusste es, aber sie kam nicht dagegen an!
"Ich schreibe ihm! Hast Du vielleicht seine Nummer für mich? Warte, ich hol` Dir mein Telefon!"
Sie nahm es vom Tisch und reichte es Sam.
Er gab Martys Nummer ein.
"Ruf` mich an, wenn `was ist!" bat er als er es ihr wiedergab.
"Und bitte melde Dich eben ... "
Er machte eine rasche Kopfbewegung zu Kolcheck.
" ... wenn ihr bei Arkady seid!"
Malgorzatta nickte.
"Danke, Sam. Ja, mach` ich!"
Sam nickte.
Beugte sich zu ihr hinab und umarmte sie kurz, freundschaftlich. Drückte sie leicht.
"Okay! Ich höre von Dir! Pass` auf Dich auf!"
"Danke Sam! Alles gut!"
"Arkady!"
Sam nickte ihm kurz zu bevor er hinaus ging.
Arkady erwiderte sein Nicken.
Sah sie dann als Sam hinausgegangen war.
"Sie rufen mich an wenn G entlassen wird? Boris wird sie dann abholen!"
Malgorzatta nickte sofort.
"Ja! Danke, Arkady! Das ist sehr nett von Ihnen!"
"Nicht der Rede wert!" gab Arkady locker zurück.
Er wandte sich zum Gehen.
"Also! Ich höre von Ihnen?"
"Auf jeden Fall!" meinte Malgorzatta rasch hinter ihm her. Sie musste ein bisschen lächeln.
Sie schenkte auch Timur ein kleines, dankbares Lächeln bevor er hinaus ging.
Dann wandte sie sich dem Frühstückstablett auf dem niedrigen Glastisch zu.
Aus dem Augenwinkel sah sie dabei Papier aus dem Seitenfach von Gs Tasche ragen, die Sam auf der Couch abgestellt hatte. Sie machte die wenigen Schritte dorthin und wollte es ganz hineinstopfen. Dabei fiel eines der Blätter auf den Boden. Als sie es aufhob erkannte sie, dass es ein Kontoauszug war. Sie wollte nicht auf die Summe unter dem Strich sehen, doch ihre Augen rutschten automatisch dahin.
Auf Gs Konto befanden sich 84 Dollar.
Malgorzatta musste schlucken.
Sie kannte die vierstellige Summe, die auf Gs wöchentlichem Gehaltscheck stand. Er brauchte nicht viel davon. Deswegen erschreckte es sie, dass die Summe auf seinem Konto so gering war. Rein von ihrem Gefühl her hätte es viel mehr sein müssen.
Hatte er alles für Prag verbraucht? Um an Informationen zu kommen?
Gut, dann würde sie sich eben eine Arbeit suchen!
Entschlossen griff sie zu der Tasse auf dem Tablett.
Der Kaffee war nicht mehr ganz heiß.
Rasch nahm sie zwei Schlucke. Die Wärme tat gut. Rasch nahm sie auch zwei Bisse von dem Rührei mit Buttertoast. Das Fett belebte ihre Lebensgeister wieder. Der kräftige Geschmack. Die Kalorien.
Langsam trank sie noch einen genießerischen Schluck Kaffee hinterher.
Dann ging sie wieder in den Nebenraum zurück. Trat an Gs Bett.
G schlief noch immer, seinen ruhigen, regelmäßigen Atemzügen nach sogar sehr fest.
Sie musste lächeln.
Streichelte mit dem Zeigefinger sanft über seine Wange, gegen den Strich seiner Barthärchen. So lang waren sie mittlerweile.
Allmählich verspürte sie Erleichterung. Dass alles fast vorbei war. Jetzt musste sie G nur noch nach Arkady ins Haus bekommen.
Es klopfte.
Die Tür öffnete sich und Dr. Formin kam herein.
Er hatte einen länglichen Umschlag in der Hand.
Er sah zu G. Dann zu ihr.
"Guten Morgen, Mrs. Tedrow. Wie geht es Ihrem Mann?"
Malgorzatta nickte dem Arzt mit einem kleinen Lächeln zu.
"Danke. Ganz gut. Der Schlaf tut ihm gut. Sie haben sich sehr viel Mühe mit ihm gegeben! Danke, Doktor Formin!"
"Keine Ursache, das ist meine Aufgabe!" gab Doktor Formin zurück.
Malgorzatta hatte jedoch die Vermutung, dass das mehr an Arkadys Geld lag und an seinem Einfluss.
"Ich habe hier den Entlassungsbericht Ihres Mannes!" meinte Dr. Formin und zeigte ihr kurz de Umschlag bevor er ihn auf dem Tisch ablegte.
"Bitte sorgen Sie dafür, dass sein behandelnder Art ihn bekommt! Ehm ... Mrs. Tedrow ... ?"
Er suchte ihren Blick.
"Ihr Mann ... ist in einem sehr schlechten Zustand! Ist Ihnen das bekannt?"
Malgorzatta sah ihn verblüfft an.
"Wie bitte?"
Dr. Formin räusperte sich leicht.
"Der Gesundheitszustand Ihres Mannes ... ist bedenklich! Ich meine ... jetzt nicht akut lebensbedrohlich! Er ist in einem sehr guten Trainingszustand. Darf ich fragen, was er beruflich macht?"
"Er ist ... " Malgorzatta suchte nach Worten.
"Im Sicherheitsbereich tätig!"
"Ja, ich verstehe!"
Dr. Formin nickte.
"Also ... was ich meine ... die Langzeitwerte Ihres Mannes sind alarmierend! Es gibt Ernährungswerte, Werte über die Langzeitversorgung mit Sauerstoff zum Beispiel, Adrenalin, Werte über Streßhormone und freie Radikale. Ich habe gesehen, dass Ihr Mann fünf ... Wu ... Narben an seinem Körper hat. Auch die beeinflussen seine Gesundheit!"
Malgorzatta fühlte sich bass erstaunt.
"Erzählen Sie mir bitte mehr, Doktor Formin!" bat sie rasch.
Sie verspürte Angst.
"Nun, fangen wir mit der Narbe an seiner rechten Ellenbeuge an!" fuhr Dr. Formin mit einem kleinen Nicken fort.
"Sie geht tief. Das ist kein oberflächlicher Kratzer! Fast alle diese Wunden gehen tief. Sie erinnern mich an Schusswunden! Die Wunde am Ellenbogengelenk hat, so wie es aussieht, einen kleinen Schaden am Knochen verursacht! Kann er seinen Arm problemlos bewegen?"
"J ... aa ..." Malgorzatta fühlte sich verunsichert. Spürte, wie ihre Angst sich verstärkte.
"Dasselbe gilt für die Verletzung am rechten Schultergelenk!" fuhr Dr. Formin erbarmungslos fort.
"Dort muss das Gelenk mehr oder weniger geschädigt worden sein, und es wird wohl über kurz oder lang zu Beeinträchtigungen kommen! Ist Mister Tedrow Rechtshänder?"
Malgorzatta nickte.
"Ja."
"Besorgniserregend sind in meinen Augen die beiden Wunden im Oberkörper!" meinte Dr. Formin.
"Wir haben beim Röntgen der Rippen Verdichtungen auf dem Bild gesehen und deswegen eine Kernspintomographie des Oberkörpers angeschlossen. Auf der rechten Seite sind sehr dichte Verwachsungen über dem Lungenflügel, die eigentlich auch schon Vernarbungen sein können und irgendwann die Atmung beeinträchtigen werden! Die Verletzung auf der linken Seite ist in Milzhöhe! Das Organ wurde nicht entfernt, deswegen gehen wir davon aus, dass es nicht verletzt wurde. Eine Verletzung der Milz hat immer einen sehr großen Blutverlust zur Folge. Aber auch hier sind Verdichtungen oder auch schon Vernarbungen des Peritoneums zu sehen. Auch das kann noch zu Problem führen! Ich möchte behaupten, die Verletzung am linken Oberarm ist lediglich eine Weichteilverletzung und deswegen relativ harmlos!"
Malgorzatta spürte, obwohl sie ganz ruhig dem Arzt gegenüber stand, wie sich ihre Schulter- und Nackenmuskulatur verspannte. Sie bekam Kopfschmerzen.
So richtig konnte sie gar nicht glauben, was sie da gehört hatte. G hatte bisher immer so einen robusten körperlichen Eindruck gemacht. Es stimmte, bisher hatte sie sich nie Gedanken über die Folgen der Verletzungen gemacht! Als sie ihn wiedergetroffen hatte, schienen die Schußwunden folgenlos für seine Physis verheilt.
Jetzt schien ihr langsam der Boden unter den Füßen zu entgleiten.
Dr. Formins Worte deuteten nicht `mal Endlichkeit an.
Aber ein Ende des Lebens, wie sie es bisher mit G kannte, noch schlimmer, wie es ihm wohl gefiel, weil er sich unter den wenig erfreulichen Umständen bisher ganz gut eingerichtet hatte!
Sie wusste nicht, ob er mit den Veränderungen klar kommen würde!
Mit einem Mal hatte sie wieder richtig Angst um G!
Warum hatte sie nicht `mal von alleine daran gedacht?
Sie kannte seine Narben in- und auswendig! Warum hatte sie nicht `mal hinterfragt, wie es darunter aussah? Sie hatte sich von G einlullen lassen, dass es ihm gut ging!
"Was schlagen Sie uns vor, Doktor Formin? Was können wird tun?"
Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben, ihre Furcht nicht mitklingen zu lassen. Sie wusste nicht, ob es ihr gelang!
"Ich denke, es ist das Beste wenn Mister Tedrow sich in regelmäßiger ärztlicher Kontrolle befindet!" fuhr Dr. Formin fort.
"Die Veränderungen unter seinen Narben sollten beobachtet werden! Eine Senkung seiner Streßhormone ist in jedem Fall anzustreben und eine ausgeglichenere Versorgung mit Vitaminen und Mineralien wäre von Vorteil! Auch die Anzahl der freien Radikale sollte sich vermindern lassen!"
Malgorzatta nickte. Selbst das tat ihr jetzt weh!
"Wir können das gerne übernehmen!" bot Dr. Formin jetzt an.
"Bitte ... "
Ein halblautes Summen aus seiner Kitteltasche unterbrach ihn.
Dr. Formin griff sofort hinein und förderte einen Pieper zutage, warf einen kurzen Blick darauf.
"Bitte, entschuldigen Sie! Ein Notfall! Ich muss in die Röntgenabteilung! Sie sind mit Ihrem Mann jederzeit willkommen hier, Mrs. Tedrow!"
Er reichte ihr rasch die Hand.
"Danke."
Malgorzatta erwiderte seinen Händedruck kurz.
"Auf Wiedersehen, Doktor Formin!"
"Auf Wiedersehen, Ma´m!"
Er eilte hinaus.
Malgorzatta atmete tief aus. Ihr Hals war eng. Sie spürte Tränen aufsteigen. Sie konnte einen Schluchzer nicht zurückhalten.
"Mali?" hörte sie Gs Stimme aus dem Nebenraum.
"Ja!"
Sie konnte den Wackler in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
Schluckte, blinzelte für einen Moment angestrengt bevor sie nach nebenan ging.
"Ja? Alles gut? G?"
Im ersten Moment sah sie ihn nur verschwommen.
Nur langsam ging sie zum Bett, versuchte auf dem Weg dorthin, sich zusammenzureißen um sich nichts anmerken zu lassen.
"Du hast noch `mal geschlafen, hm?"
Für einen Moment presste sie die Lippen fest zusammen, streichelte rasch über Gs Arm.
Sie sah ihn an. Er wirkte ausgeruht. Frisch. Fast entspannt. Der Blick seiner blauen Augen war klar und aufmerksam.
"Hast Du Sam ... was ist?"
"Nichts!" gab sie harmlos wie möglich zurück, lächelte ihm zu, streichelte erneut über seinen Arm.
"Ja, Sam hat Deine Sachen gebracht! Schönen Gruß von ihm! Er freut sich, dass es Dir besser geht!"
G griff zu ihrem Arm und zog sie näher.
"Was ist, Mali?" fragte er noch `mal.
Malgorzatta entschloss sich blitzschnell für das kleine Übel.
G kannte sie zu gut als dass sie ihn täuschen konnte.
Deswegen war die harmlose Wahrheit besser.
"Ich hab` ziemliche Kopfschmerzen, G! Ich hab` schlecht geschlafen hier, ich möchte mich einfach ein bisschen ausruhen! Arkady hat gesagt, wir können bei ihm wohnen, er hat uns eingeladen! Bitte, lass`uns ein paar Tage dorthin, ja? Bitte!"
G kannte diesen quengeligen Unterton in ihrer Stimme kaum. Sie konnte ihn meist verbergen!
Nun schlug G die Decke zurück.
Er stand auf, kam rasch um das Bett herum, zu ihr, zog sie in seine Arme, ganz eng an sich.
"Das tut mir leid, Mali ... cormoara meu ... "
Er hielt fest beide Arme um sie gelegt, hielt sie fest an sich gedrückt, wiegte sie ganz sacht hin und her.
Malgorzatta konnte das die ersten Sekunden kaum ertragen. Sie hatte noch immer Dr. Formins Worte im Kopf. Sie konnte es kaum aushalten, dass jetzt ausgerechnet G sie tröstete, obwohl er es war, der Zuspruch brauchte.
Aber offenbar waren im Moment ihre Rollen vertauscht.
Sie konnte das schlecht annehmen.
Normal besaß sie die Stärke für sie Beide!
"Wir machen das, Mali! Wie Du möchtest!"
G küsste sie behutsam auf die Wange.
Malgorzatta spürte seine Hand sehr zärtlich, behutsam an ihrer Schulter, an ihrem Nacken streicheln.
Sie war versucht, sich dem hinzugeben.
Es einfach so lange hinzunehmen wie G bereit war, es ihr zu gewähren.
Doch schon jetzt begann sie sich insgeheim unwohl zu fühlen.
Dr. Formins Worte vermittelten ihr im ersten Moment die Befürchtung, G könne jeden Augenblick tot umfallen.
Doch das war falsch.
Schließlich hatte der NCIS-Gesundheitsdienst ihn nach der Schießerei wieder gesund geschrieben! Es kam jetzt darauf an, dass das, was Dr. Formin beschrieben hatte, nicht eintrat! Dass sie es verhinderten!
Sie hatten eine wundervolle Chance dazu bekommen!
Der NCIS hatte sie ihm nicht gegeben!
Malgorzatta atmete tief aus.
Genoss noch für einen langen Moment Gs feste Umarmung, das beruhigende Flüstern seiner halblauten Stimme zärtlich an ihrem Ohr.
Dann schließlich legte sie ihre Hände auf Gs unteren Rücken.
Auf die sanfte Wölbung seines Gesäßes. Seine Haut war warm. Sie spürte die großen festen Muskeln darunter.
"Du sollst Dich doch bitte nicht mit dem Rücken zur Tür stellen!"
Es dauerte einen Moment bis sie G leise, kurz lachen hörte.
Dann sah er sie an.
Drückte ihr einen bestimmten Kuss auf die Lippen.
"Leg` Dich etwas hin, Mali, hm? Ruh` Dich aus! Ich zieh` mich an und dann fahren wir zu Arkady, okay?"
"Ich ruf` ihn an er soll uns abholen!"
Malgorzatta schmiegte sich an ihn.
Strich einmal langsam über die Wölbung seines unteren Rückens. Sie spürte, wie G es genoss.
Er brachte seine Lippen ganz nah an ihr Ohr.
"Vielleicht haben wir noch ein bisschen Zeit für uns!" raunte er halblaut.
"Wenn Du Dich besser fühlst!"
Sein warmer Atem kitzelte an ihrer Haut. Malgorzatta schauderte unwillkürlich.
"Ich fühl` mich jetzt schon besser so nah bei Dir, wenn Du mich festhälst!" flüsterte sie.
Es war nicht `mal gelogen.
Seine Nähe tat ihr gut. Beruhigte sie.
G lachte leise. Geschmeichelt.
Er ließ seine Lippen langsam über ihre Wange, in Richtung ihrer Lippen streicheln, küsste sie zärtlich.
"Ich liebe Dich!" flüsterte er ihr zu.
Malgorzatta musste lächeln.
Es tat ihr gut, das zu hören. Es war schön, ihn so nah bei sich zu spüren. G hatte seine Lippen ganz nah bei den ihren belassen. Sie spürte sein Flüstern, und G spürte ihr Lächeln.
Wieder ließ sie ihre Rechte noch ein bisschen über seine warme Haut wandern.
"Ich liebe Dich auch! Ich liebe Dich sehr! Zieh` Dich an, ja? Ich rufe Arkady an! Deine Tasche steht nebenan!"
G beugte sich zu ihr vor und küsste sie.

Arkady war mit Boris innerhalb einer Viertelstunde nach ihrem Anruf im Krankenhaus. Es war schön zu sehen, wie er G begrüßte, sichtbar erleichtert, dass es ihm besser ging.
Er stellte ihnen die Gästewohnung in einem der Flügel seines Hauses zur Verfügung.
Malgorzatta genoss es, ihre Sache in der großen komfortablen Wohnung abzustellen, mit dem dicken Teppichboden, der textilen Wandbespannung, den etwas ausladenden, fast protzigen Möbeln und den Reichtum vermittelnden Dekorationsgegenständen mit viel Gold.
G ging duschen.
Malgorzatta setzte in der kleinen Küche eine Kaffee auf.
Ging mit einer Tasse davon dann ins Bad.
Warme, feuchte Luft schlug ihr hier entgegen.
Wie auch der Rest der Wohnung war das Bad edel, mit hellem Mamorfußboden, goldenen verschnörkelten Wasserhähnen und einer Duschkabine mit Scheiben aus milchigem Muranoglas.
Sie waren von innen beschlagen.
Es roch nach Gs Duschgel.
Langsam ging sie zu der Duschkabine.
Nur so eben erkannte sie durch das nasse dicke Glas Gs Silhouette, seinen Körper, die leichte Bräune seiner Haut.
Sie bekam richtig Lust auf ihn.
G musste gehört haben dass herein kam. Das konnte er immer.
Jetzt öffnete er die Tür der Duschkabine einen Spalt und suchte ihren Blick.
Malgorzatta sah seine blauen Augen für einen Moment zu der Tasse in ihren Händen rutschen bevor er sie wieder ansah.
Sie mochte ihn unter der Dusche.
Die Wassertropfen, die über sein Gesicht, seinen nackten Körper liefen, sich ihren Weg zwischen seinen kurzen Haaren bahnten und jetzt vermehrt in seinen längeren Barthärchen hängen blieben, ebenso wie etwas Seifenschaum.
Seine Narben verwuchsen.
Waren deutlich kleiner geworden, aber immer noch gut sichtbar.
Über seinen unteren Rippen rechts breitete sich das großflächige Haematom aus, noch immer dunkelblau.
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus. Sah, wie G ihrer Bewegung mit den Augen folgte, sie geschehen ließ. Spürte, wie er sich in ihre Berührung schmiegte. Sie ließ ihre Hand langsam über seinen nackten Oberkörper, um seine Seite rutschen, während sie ihm die Tasse reichte.
G lachte.
"Versuchst Du mich zu bestechen?"
Er griff nach dem Tasse, trank einen langen Schluck.
Malgorzatta musste lachen.
"Hm, gute Idee!"
Sie schmiegte sich ein wenig an ihn.
"Hätte allerdings nicht gedacht, dass da eine Tasse Kaffee schon reicht!"
G lachte noch mehr.
Das war schön.
Ohne sie los zu lassen stellte er die Tasse in dem kleinen Duschregal aus Metall an, das an einer der Duschwände befestigt war.
Dann küsste er sie.
Er schmeckte nach wässrige Kaffee.
Malgorzatta spürte das fallende Wasser aus dem Duschkopf an ihrem Arm, warm. Ihr Ärmel war im Nu durchnässt. Dann ihr Shirt.
Gs Kuss war langsam. Hingebungsvoll. Genießerisch.
Sie genoss das Spiel seiner Zungenspitze mit der ihren.
Es festigte ihre Vertrautheit wieder.
"Ich hatte wirklich Angst als Du im Krankenhaus nicht wiedergekommen bist, G!"
Als sie beide atemlos waren, wandte sie den Kopf leicht beiseite.
Ließ ihre Hand langsam über seine Brust streicheln.
"Sam hat mich mit zu sich nach Hause genommen und ich war so erleichtert als Deine SMS kam. Es war nett von Arkady, dass er sein Flugzeug zur Verfügung gestellt hat! Dass er überhaupt wusste, wo Du bist! Ich bin so froh, dass Du wieder hier bist, G!"
Manchmal, wenn sie sich ihm emotional öffnete, folgte G und gab auch etwas preis.
Doch diesmal schien es nicht so zu sein.
"Tut mir leid!" raunte er bloß, streichelte mit den Lippen über ihre Wange dabei.
Mit der Rechten langte er zu den Armaturen und stellte das Wasser ab. Dann legte er beide Hände an ihre Hüften, schob seine Finger dabei leicht unter ihr Shirt, über ihre Haut.
Eine schmale Shampoospur lief über seine kurzen Haare, hinter seinem linken Ohr hinab.
Malgorzatta wischte sie sacht beiseite.
Sie erwiderte Gs Kuss, spürte, wie er dabei den Saum ihres Shirts ergriff und begann, es langsam über ihren Oberkörper hinaus zu streifen.
Seine Finger hinterließen eine warme feuchte Spur auf ihrer Haut. Sie schlüpfte aus dem Shirt, mit den Armen, mit dem Kopf, G warf das Shirt durch den Spalt der offen stehenden Tür der Duschkabine ohne hinzusehen, ohne darauf zu achten, wohin es fiel.
Der Blick seiner blauen Augen rutschte langsam über ihren Oberkörper. Sie hatte sich noch immer nicht wirklich daran gewöhnt. Gs Hand folgte seinem Blick, sehr behutsam, sanft ihre Schulter hinab, über ihre Brust und bis zu der Narbe dort.
Sanft streichelte er zwei Mal mit dem Daumen darüber bevor er sich zu ihr hinabbeugte und mit den Lippen sehr vorsichtig, zärtlich ihre Narbe berührte.
Sie konnte einen Laut des Wohlbefindens nicht unterdrücken.
Langsam streichelte sie mit der Rechten über seinen Hinterkopf. Ihre Hand wurde wieder nass von den zahlreichen Wassertropfen zwischen seinen kurzen Haaren.
"Das ist schön, G ... "
Sie spürte seine Lippen über ihren Oberkörper weiterstreichen, bis zu ihrer linken Brust. Seine Zungenspitze umspielte ihre Brustwarze leicht.
Malgorzatta drängte sich ihm entgegen.
Seine warme, noch feuchte Haut an ihrer war verführerisch. Sie streichelte über seinen breiten Rücken.
Genoss es, seine verhaltene Kraft zu spüren, erst recht, als G sich wieder aufrichtete, beide Arme um sie legte und begann, sie langsam, sacht aus der Duschkabine zu schieben.
"Komm!" raunte er ihr dabei zu.
Seine Lippen rutschten über ihre Wange, zu ihrem Hals. Sein warme Atem streichelte ihre Haut.
Malgorzatta konnte spüren, wie die Wassertropfen von seinem Körper durch den dünnen Stoff ihrer Hose drangen. Die feuchte Wärme seiner Haut.
"Schlafzimmer oder gleich hier?" flüsterte er atemlos.
Seine Stimme war leise, rau. Malgorzatta konnte spüren, dass ihre Zärtlichkeiten ihm gefallen hatten als sein Glied sich verführerisch, fest an ihren Bauch schmiegte.
Für einen Moment streckte sie sich langsam auf die Zehenspitzen.
Sie war sich wohl bewusst, dass G so nah bei ihr stand, dass der weiche Stoff ihrer Hose an seinem Genital rieb.
Sie berührte mit den Lippen die seinen, ließ ihre Hand seinen Rücken hinabwandern, zur leichten Wölbung seines unteren Rückens.
"Schlafz ... "
Es klopfte.
"G?"
Es war Arkadys Stimme.
G stöhnte unterdrückt. Leise. Atmete tief ein.
"Besuch für Dich!" fuhr Arkady fort.
"Entschuldige!"
G griff zu einem der Badetücher im Regal und schlang es sich um die Hüften.
Er küsste sie rasch, streichelte ihre Wange.
Dann wandte er sich ab und zog, bevor er das Bad verließ, den dicken dunkelblauen Bademantel über, der an einem Haken an der Tür hing.
Dann ging er hinaus.
Malgorzatta zog den andren Bademantel über.
Sie wartete noch einen Moment.
Dann öffnete sie die Tür einen Spalt. Es war ruhig im Raum dahinter. Natürlich. Es war das Schlafzimmer. G würde hier keinen Besuch empfangen.
Malgorzatta rechnete eigentlich damit, dass es Sam war.
Doch sie meinte, Hetty Stimme durch die geschlossene Tür im angrenzenden Wohnzimmer zu vernehmen als sie für einen Moment lauschte. Einmal schien sie sich sogar zu heben.
Sie schlüpfte aus ihrer nassen Hose und legte sie zum Trocknen über die Lehne eines Sessels.
Schaltete den Fernseher an und rutschte unter die Decke des gemütlich großen Bettes, um sich abzulenken. Die Matratze war angenehm hart. Die Bettwäsche ganz ungewohnt griffig, weich. Irgendwie dichter als normale Bettwäsche. Sie roch wie frisch gewaschen.
G war nicht lange weg.
Er sah sehr ernst aus, als er wiederkam, setzte sich zu ihr auf den Bettrand.
Malgorzatta schaltete sofort den Ton des Fernsehers leise als sie ihn fragend ansah.
"Was ist?"
G schüttelte kurz den Kopf.
"Das war Hetty! Sie ist ... ziemlich sauer!"
G konnte skrupellos sein.
Doch Hetty war ihm wichtig. Ihr Wohlbefinden. Dass zwischen ihnen alles stimmte.
Es ging ihm nicht um seine Stellung bei ihr.
Es gab einfach eine besondere Verbindung zwischen den Beiden.
Malgorzatta war sich nach wie vor sicher, dass Hetty mehr über Gs Vergangenheit wusste als sie ihm erzählte.
"Weil Du ... auf einmal weg warst?"
Malgorzatta sah ihn an. Streichelte über seinen Arm.
G nickte. Wich für einen Moment ihrem Blick aus. Presste die Lippen fest zusammen.
"Sie hat mich ... für zwei Wochen beurlaubt!" meinte er dann, sah sie wieder an.
"Ohne Bezahlung! Ich bekomme ... zwei Wochen kein Geld!"
Malgorzatta zog erschrocken die Luft ein. Streckte ihre Hände zu ihm aus.
"G, Dein Training!"
Sein Gehalt war ihr erstmal egal.
G hatte für nächste Woche einen Termin in Nevada gehabt, für ein Trainingswochende in einem Kill House um neue Waffen für das Team zu testen.
Er hatte sich sehr darauf gefreut.
G schüttelte leicht den Kopf. Senkte den Kopf.
"Das hat sie mir gestrichen! Sam wird wohl fliegen!"
Seine Stimme zitterte leicht.
"Das tut mir leid!"
Malgorzatta umfasste seine Hände, drückte sie leicht.
"Aber vielleicht ... überlegt sie es sich noch `mal! Zwei Wochen sind noch lang! Und Du bist der Chef des Teams!"
"Und beurlaubt!" fügte G bitter an.
Er konnte sie noch immer nicht ansehen.
Malgorzatta rutschte zu ihm.
Legte beide Hände an seine Wangen und hob seinen Kopf.
"G, es war Dir offensichtlich sehr wichtig, was Du getan hast! Du hast eine Menge riskiert! Ich weiß nicht, ob Du das erreicht hast, was Du wolltest! Aber ich habe Dich wieder! Der Rest ist mit egal!"
"Ich bekomme zwei Wochen kein Geld!" wiederholte G ernst, halblaut. Seine Stimme war dunkel.
"Und wir werden schon nicht verhungern, G!"
Malgorzatta streichelte mit den Daumen über seine Wangen.
"Wir haben noch beide Geld! Es ist alles gut! Zur Not bleiben wir zwei Wochen hier!"
G sah sie verblüfft an.
Er nahm ihre Hände von seinen Wangen und umschloss ihre Hände fest. Malgorzatta war über die Intensität verwundert.
"War nur Spaß, G! Ich kann es gar nicht erwarten, in Dein Haus zu ziehen!"
"Unser Haus!" verbesserte G sie sanft.
Er zog sie behutsam zu sich. Küsste sie. Schüttelte dann leicht den Kopf.
"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!"
Seine Stimme zitterte leicht. Malgorzatta bemerkte erstaunt, dass es in seinen Augen glitzerte.
"G ... "
Sie legte ihre Rechte an seine Wange, sah ihn verwundert an.
"Das ist doch nicht schlimm! Ich weiß, was Du in Prag gemacht hast, war Dir wichtig! Sonst hättest Du das alles nicht auf Dich genommen! Aber ich hatte wirklich Angst um Dich! Ich wollte Dich nur gesund zurück! Und jetzt habe ich Dich wieder! Alles andere ist mir egal! Ich liebe Dich doch, G!"
Gs blaue Augen standen in Tränen.
Malgorzatta hatte das schon einige Male bei ihm gesehen.
Es verursachte ihr jedes Mal körperliche Schmerzen. Auch dieses Mal.
"Ich werde Dir nicht sagen, was ich in Prag gemacht habe!"
G hatte seine Stimme nicht ganz in der Gewalt. Sie hörte das leichte Beben darin nur zu genau heraus und es tat ihr weh.
"Es ist besser ... Du weißt es nicht!"
Er schüttelte leicht den Kopf.
Malgorzatta ließ beide Arme um ihn rutschen und zog ihn bestimmt an sich. Drückte ihn fest gegen ihren Körper.
Sie spürte, wie G sich leicht gegen sie sinken ließ.
Im selben Moment wurde ihr die Verantwortung, die sie für ihn hatte, einmal mehr bewusst.
Behutsam lehnte sie den Kopf gegen seinen. Berührte mit den Lippen nachdrücklich seine Schläfe. Streichelte seinen Nacken.
"Ich liebe Dich, mein Schatz! Alles gut!"
G legte beide Arme um sie.
Sie spürte seine schweren Atemzüge.
"Alles gut, G! Alles in Ordnung!" flüsterte sie ihm zu.
Sie spürte den leichten Schauder, der seinen Körper überlief. Schmiegte sich an ihn.
"Alles in Ordnung, wirklich!"
Langsam ließ sie ihre Linke über seinen Rücken streicheln.
Sie spürte seine Atemzüge ruhiger werden.
Schließlich hob er den Kopf und suchte ihren Blick.
Malgorzatta lächelte ihm sofort bestimmt zu. Streichelte seine Wange.
"Ich liebe Dich, G!" flüsterte sie ihm ernst zu.
G nickte leicht.
Für einen langen Moment sah er sie bloß an.
Dann verzog ein kleines Lächeln sein Gesicht.
Es wirkte unendlich traurig und tat ihr weh.
"Komm her!" raunte er, ließ seinen Arm um ihren Nacken rutschen und zog sie zu sich, küsste sie hingebungsvoll.
"Ich bin froh, dass Du bei mir bist!"
Malgorzatta musste schlucken.
Gs Gefühlsregungen berührten sie immer. Tränen stiegen in ihrer Kehle, in ihren Augen hoch. Sie hatte Schwierigkeiten, sie hinunter zu drängen und gleichzeit Gs Kuss zu erwidern.
G löste seine Lippen von den ihren und sah sie fragend an. Seine Fingerkuppen verharrten sacht an ihrer Wange.
"Was ist?"
Malgorzatta schluckte mühsam. Blinzelte ihren Blick auf ihn frei.
"Ich bin so froh, dass ich Dich wiederhabe, G! Ich wusste ... dass es gut ausgeht! Aber ich wusste nicht ... wie ich Dich wiederbekomme ... was Du bis dahin getan hast ... in welchem Zustand wir Dich vorfinden!"
G sah sie an.
Schwieg. Presste für einen Moment die Lippen fest zusammen. Er wandte sekundenlang den Blick ab. Sah sie dann wieder an.
Er wollte reden. Sie sah es ihm an. Er wollte nicht noch mehr Geheimnisse mit sich herumtragen. Doch seine Sorge um sie hielt es zurück.
Eines Tages würde er es ihr erzählen. Sie wusste es. Er wurde es tun müssen! Es war besser für ihn!
Jetzt mühte sie sich ein Lächeln für ihn ab.
Streichelte über seine Wange.
G lächelte. Nur kurz, aber ehrlich.
Dan beugte er sich zu ihr vor und küsste sie, sehr ernst, nachdrücklich.
Malgorzatta spürte seine Hände über die Vorderseite ihres Bademantels rutschen, bis hinab zum Gürtel, zum Knoten, den er löste.
Sein Kuss wurde tiefer, fordernder, fast etwas ungestüm, während er den dicken Frotteemantel von ihren Schultern streifte, sich vorbeugte und sie mit seinem Gesicht nach hinten in die dicken Kissen drängte.

Sie hatte gut geschlafen. Tief und erholsam.
Dennoch schreckte sie sofort hoch als sie merkte, das G aufstand.
Es fehlte noch, dass sie jetzt noch seine Schlafgewohnheiten annahm.
Es war zehn nach acht.
Allmählich schien sich ihr Leben wieder auf Los Angeles einzupendeln.
Sie mussten jetzt nur noch ihren Alltag zurückbekommen. Das würde nicht so einfach werden mit Gs Beurlaubung für zwei Wochen!
Gs Gesicht verzog sich zu einem zärtlichen Lächeln als ihre Blicke sich trafen.
Er rutschte über die Matratze zu ihr, drückte ihr eine raschen Kuss auf die Lippen.
"Guten Morgen, cormoara meu! Hast Du gut geschlafen?"
Malgorzatta sah ihn an.
Legte rasch ihren rechten Arm um seinen Nacken, streichelte seine Schulter. G wirkte ausgeruht. Einigermaßen entspannt.
"Guten Morgen, mein Schatz! Wunderbar! Und Du? Hast Du gut geschlafen?"
G nickte. Er küsste sie rasch.
"Hör``mal, ich muss kurz weg, ja? Bleibst Du hier?"
Malgorzatta verspürte einen Anflug von Panik.
Sie wollte es sich nicht anmerken lassen.
Sie wollte vor allen Dingen nicht damit anfangen, noch mehr Angst um ihn zu bekommen wenn er von nun an alleine weg ging.
Sie fürchtete schon jeden Arbeitstag von ihm. Sie konnte das nicht auch noch im Privaten zulassen.
"Ja, sicher ... G."
Sein Blick lag ruhig auf ihrem Gesicht.
"Gute Stunde vielleicht, dann bin ich wieder hier, okay?" meinte er.
Seine Hand rutschte an ihren Nacken. Er küsste sie.
"Dann überlegen wir uns, was wir weiter machen, ja? Ob wir noch ein paar Tage hier bleiben! Dir gefällt es hier, ja?"
"Es ist wundervoll hier, G!"
Sie sah ihn an.
G lächelte. Zärtlich.
"Okay. " meinte er zu ihr.
Er beugte sich zu ihr vor, küsste sie, lange, zärtlich, hingebungsvoll.
"Warte hier auf mich!"
Malgorzatta nickte.
Streichelte rasch über seine kratzige Wange.
"Ja G!"
Sie sah ihm nach wie er ins Bad ging.
Hörte, wie kurz darauf die Dusche angestellt wurde.
Sie rutschte wieder etwas tiefer unter die Bettdecke und schloss die Augen. Sie wollte noch ein bisschen vor sich hinträumen, doch von einer Minute zur anderen fühlte sie sich zu wach.
Also stand sie auf und ging zu der kleinen Küchenzeile, setzte Kaffee auf.
Sie trank eine Schluck von dem Orangensaft im Kühlschrank.
Als sie sich dann eine halbe Tasse Kaffee eingegossen hatte hörte sie G aus dem Bad kommen.
"Mali?"
Er kam durch den Wohnraum in die Küche.
Malgorzatta sah, wie seine Nase sich prüfend bewegte, wie er schnupperte.
"Es riecht hier so nach ... Kaffee?"
Malgorzatta musste lächeln.
G und sie tranken gerne Kaffee.
Dass er jetzt wieder danach fragte war ein weiteres Stückchen Normalität.
Sie reichte ihm die Tasse.
"Danke."
G lächelte ihr zu. Griff zu der Tasse und nahm einen Schluck. Ließ dabei seine Rechte über ihren Rücken rutschen und zog sie zu sich. Küsste sie.
"Der Kaffee in Prag war ... schauderhaft!"
Seine Lippen schmeckten nach Kaffee.
Malgorzatta schmiegte sich in seinen Arm und streichelte mit der Hand über seine Brust.
G trug ein schwarzes Shirt zu seinen Jeans. Er trug nicht oft Schwarz. Meist trug er Blau. Es stand ihm hinreißend.
Doch die schwarze Farbe des Stoffes betonte jetzt den leichten Braunton seiner Haut. Sein Gesicht wirkte etwas voller. Und seine Haare heller!
"Du hättest einen im Flugzeug haben können, G!"
G schüttelte leicht den Kopf.
Trank wieder von dem Kaffee.
"Da brauchte ich etwas Stärkeres!"
Er sah sie an.
Sein Gesichtsausdruck war ruhig. Sein Blick klar, geordnet. Das Blau seiner Pupillen leuchtete geradezu magisch in der hellen Küchenzeile.
"Wie geht es Dir, cormoara meu?"
Malgorzatta lächelte zu ihm auf.
"Gut, G! Alles gut! Es wäre schön ... wenn wir noch ein paar Tage hier bleiben könnten! Es tut mir gut ... und Dir auch! Wenn wir uns ein paar Tage ... um nicht so viele Sachen kümmern müssen! Bitte!"
"Natürlich, Mali!"
G küsste sie.
Hielt sie für eine langen Moment fest an sich gedrückt. Sein Körper war warm. Er roch betörend nach seinem Duschgel.
"Ich liebe Dich!"
Seine Stimme war ein halbdunkles, zärtliches Raunen an ihrem Ohr.
Malgorzatta streichelte über seine Seite. Genoss seinen warmen Atem an ihrer Haut.
"Ich liebe Dich auch, G! Ich liebe Dich sehr!"
G atmete tief aus.
Er schmiegte sich an sie.
"Ich weiß!" flüsterte er.
"Du hast Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um mich aus Prag herauszuholen ... "
Seine Stimme zitterte ein bisschen.
" ... ich ... ich weiß das zu schätzen! Du hast hervorragend gearbeitet!"
"Ich hatte Hilfe von den Besten, vom Sam und Arkady!" gab Marlgorzatta zurück. Sie streichelte wieder über seine Seite. Ihr Hals wurde eng. Sie musste schlucken.
" ... ich weiß ... Du wolltest von alleine aus Prag zurückkehren! Du kannst das! Aber ... ich wollte nicht ... so lange warten ... "
Sie konnte kaum weitersprechen. Tränen standen in ihren Augen. Ihre Wangen brannten. Sie konnte G nicht ansehen.
Er drückte sie fest an sich.
Streichelte mit der Hand sanft über ihren Rücken während er seinen Kopf an ihren gelehnt hielt.
"Ja ... es hätte noch ein paar Tage gedauert! Der Trubel war ... unerwarteterweise ... "
Er lachte kurz, rau.
"Dein Mann war ganz schön bekannt!"
"Ex-Mann!" verbesserte Malgorzatta ihn sofort mit tränenerstickter Stimme.
G lachte leise.
"Ja ... so etwas hat noch nie jemand für mich getan ... "
Seine Hand rutschte warm an ihren Nacken. Er rieb seine kratzige Wange leicht an ihrer.
"Ich würde es jederzeit wieder tun! Ich wollte Dich unbedingt wiederhaben, heil und gesund!" flüsterte Malgorzatta ihm zu.
G ließ seine Hand an ihr Kinn rutschen, wandte sein Gesicht dem ihren zu und küsste sie.
Malgorzatta spürte seine Lippen leicht zittern.
"Ich bin eben weg!" meinte er dann.
"Darf ich Dein Telefon haben?"
Malgorzatta sah ihn im ersten Moment verblüfft an. Bis ihr einfiel, dass Hetty sein Telefon, seinen Laptop, seine Waffe konfisziert hatte.
"Ja ... liegt im Wohnzimmer auf dem Tisch, G ... "
Sie hielt ihn an der Tasche seiner Jeans zurück.
" .... wie ... kommst Du hier weg?"
"Arkady wird mir einen Wagen leihen!"
G küsste sie erneut.
"Gute Stunde, dann bin ich wieder da! Alles in Ordnung, Mali!"
Malgorzatta liebte ihn für diese Versicherung bloß noch mehr.
"Danke G! Paß`auf Dich auf!"
"Ja."
G ließ sie los und schob die Tasse auf die Anrichte. Dann wandte er sich ab und ging in den Wohnbereich. Margorzatta find sein Lächeln auf als er dann die Wohnung verließ.
Sie goss sich eine neue Tasse Kaffee ein und trank zwei Schlucke, ging dann ins Bad. Sie war nur unterschwellig etwas beunruhigt. Sie glaubte G. Er schien nichts Aufregendes vor zu haben!
Vielleicht fehlten ihm nur Klingen für seinen Rasierer. Oder er wollte sich ein Telefon holen. Das war wahrscheinlicher!
Sie musste ein bisschen grinsen.
Ging ins Bad und duschte, machte sich fertig.
Dann ging sie hinunter ins Erdgeschoss.
Noch während sie den riesigen funkelnden Lüster über der breiten Treppe bewunderte kam Timur von links in den tadellos sauberen, weiß-schwarz gefließten Flur.
"Guten Morgen, Ma`m! Wie darf ich Ihnen behilflich sein?"
Malgorzatta bewunderte die exzellenten Manieren von Arkadys Personal einmal mehr.
"Guten Morgen, Timur. Ich würde gerne Mister Kolcheck sprechen! Aber ich möchte ihn nicht stören!"
Timur lächelte.
Er trat sofort ein paar Schritte beseite, gab den Durchgang frei, durch den er gekommen war.
"Bitte, kommen Sie mit, Ma`m! Mister Kolcheck frühstückt gerade auf der Terasse! Bitte! Er wird sich freuen!"
"Danke!"
Timur ließ sie vorangehen, wies ihr den Weg.
Durch ein luxuriöses, von Antiquitäten nur so strotzendes Wohnzimmer hinaus auf die Terasse, im angenehmen Schatten einer Markise, wohingegen der riesig große, überaus gepflegte Garten im strahlenden kalifornischen Sonnenschein lag.
Ein Pool grenzte weiter unten der Terrasse an.
Malgorzatta verspürte kurzfristig das Verlangen nach dem kühlen Nass.
Sie war ewig nicht mehr geschwommen.
Arkady saß an einem reichlich gedeckten Tisch direkt an der Tür.
Er trug einen hellen Sommeranzug. Ein helles Polo-Hemd darunter. Er las die Morgenzeitung.
Timur hüstelte leicht.
"Arkady ... "
Arkady sah auf.
Sein Blick fiel auf sie.
Er faltete seine Zeitung sofort zusammen, legte sie auf den Tisch. Stand dabei auf.
"Malin!"
Er lächelte, machte ein paar Schritte zum nächsten Stuhl, zog ihn für sie vom Tisch ab.
"Bitte ... leisten Sir mir Gesellschaft ... Timur, bringst Du bitte noch ein zweites Gedeck!"
Er nickte ihm kurz zu. Timir ging davon.
"Danke, Arkady!" Malgorzatta nahm auf dem Stuhl Platz.
Arakdy nickte.
Setzte sich wieder auf seinen Platz.
"G ist ... weggefahren?"
Er sah sie fragend an. Sein Blick war wachsam.
"Er wollte etwas erledigen." gab Malgorzatta zurück. Augenblicklich fühlte sie sich verunsichert. Doch wieder verängstigt.
"Er wollte sich ... ein Auto von Ihnen leihen?"
"Ich hab` ihm den SUV gegeben!" meinte Arkady.
Timur kam mit einem zweiten Gedeck zurück und breitete es schnell auf dem Tisch vor ihr aus.
"Danke." meinte Malgorzatta rasch hinter ihm her als er danach möglichst unauffällig wieder davon ging.
"Greifen Sie zu!" forderte Arkady sie auf, wies über den Tisch.
Es gab verschiedene Sorten frisches Brot, Wurst, Konfitüre, Käse, Aufschnitt. Es gab frisches Obst, einige Cereals, Müsli.
"Möchten Sie Kaffee oder lieber Tee?"
"Ich trinke gerne einen Tee, bitte!" gab Malgorzatta zurück.
Arkady nickte und und langte über den Tisch, zur Teekanne auf dem Stövchen, goß ihr eine Tasse ein.
"Danke schön." meinte Malgorzatta.
Arkady schon ihr Zucker und Sahne zu.
"Geht es G gut?" erkundigte er sich dabei.
Malgorzatta sah auf, ihn an.
Arkady wirkte sehr ernst. Wirklich besorgt.
"Es geht ihm besser!" antwortete sie aufrichtig.
"Er frisst das in sich hinein! Wie alles!"
Arkady nickte zustimmend.
"Das hat er damals schon. Beim Briefing ... in Berlin ... merkte man ... er kannte seine Familie nicht, seine Geschichte nicht ... seinen Vornamen nicht ... es gab vor, dass es ihm egal sei ... doch er war jung und
zornig ... "
Malgorzatta nickte.
"Nehmen Sie!" forderte Arkady sie wieder auf.
"Danke ... ich kann mich so schlecht entscheiden! Es sieht alles so gut aus!" gab Marlgorzatta zurück.
Arkady lachte geschmeichelt.
"Gibt es ein Foto ... aus Berlin?" erkundigte sich Malgorzatta.
"Oder überhaupt ... von damals? Ich kenne leider kein Foto von G ... aus jungen Jahren!"
Arkady lachte.
"Ja. Es gibt tatsächlich eins. Es ist auf meinem PC. Ich zeige es Ihnen nachher!"
"Danke." Malgorzatta lächelte ihm zu. Legte eine Scheibe Käse auf ihr Brot.
Der Tee war heiß. Kräftig Russisch. Nicht Englisch-mild.
Das Brot war ganz frisch. Der Käse sahnig.
Das Frühstück in den Motels - wenn es den überhaupt welches gab - war selten so hochwertig, ganz zu schweigen von frisch.
Jetzt merkte sie einmal mehr wieder den Unterschied.
G legte kein Wert auf Frühstück. Ihm reichte ein Kaffee.
Am Wochenende, wenn er nicht arbeiten musste, wurde es schon eher etwas!
Manchmal konnte sie ihn dazu in ein Café locken.
Meistens holte er etwas.
Es musste schön sein, ihm demnächst ein reichhaltiges Frühstück in ihrem eigenen Eßzimmer anbieten zu können!
Doch bis dahin war es noch ein langer Weg!
"Arkady, danke! Danke, das Sie das alles möglich gemacht haben! Dass Sie G so schnell gefunden haben ... und dass wir ihn so problemlos abholen konnten!"
Arkady erwiderte ihren Blick sehr ernst.
"Es war mir wichtig!" gab er nach einem Moment zurück.
"Wissen Sie ... ich konnte ihn damals nicht retten! Nicht warnen! Ich hätte es nicht Alina überlassen sollen! Ich hätte es selbst machen sollen! Ich mag Sie, Malin ... Sie sind gut für G! Deswegen ... wenn ich Sie irgendwie unterstützen kann ... ich tue es gerne!"
Malgorzatta lächelte ihm zu.
"Danke! Das ist nett, Arkady!"
Sie trank einen Schluck von ihrem Tee. Biss von ihrem Brot.
Die Wärme und die frische Luft hier draußen taten gut.
Das aromatische Essen. Arkadys Wohlwollen und Unterstützung.
Ganz unvermittelt fiel ihr ein, dass sie von ihrem Haus bislang nicht `mal den Garten gesehen hatte.
Vielleicht hatten sie auch einen Pool.
Ob G Gartenarbeit konnte, mochte?
"Arkady!" vernahm sie Timus Stimme jetzt am Durchgang.
Arkady sah zu ihm.
Malgorzatta sah seinen Blick weiter rutschen.
"Hallo." hörte sie im selben Moment Sams Stimme.
Sofort fuhr sie herum. Spürte ihren Herzschlag hochjagen.
Es beruhigte sie kaum, dass Sam ihr zulächelte als ihre Blicke sich trafen.
"Hallo Malin!"
Er blieb am Tisch stehen.
Malgorzatta stand sofort auf. Wandte sich Sam zu, streckte beide Armke nach ihm aus.
"Hallo Sam!"
Sam zog sie in seine Umarmung. Drückte sie herzlich an sich.
"Wo ist G?" fragte er sie dann, als er sie los ließ, sah sie an.
"Er ist kurz weg, wollte `was erledigen!" antwortete sie ihm.
Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Verunsicherung nun in ihrer Stimme mitklang.
Sams Blick ruhte einen Moment prüfend auf ihr bevor er schließlich verstehend nickte.
Sein Lächeln zu ihr war ruhig.
"Ich wollte `mal eben sehen wie es euch geht! Hetty hat gesagt, G kommt erst in zwei Wochen wieder?"
Malgorzatta nickte.
"Ja."
Sie war sich nicht sicher, ob sie Sam erzählen sollte, was wirklich geschehen war. Dass er beurlaubt worden war.
Sie wollte dies G überlassen.
" ... das ist richtig!"
"Wie geht es euch?" erkundigte sich Sam und sah sie an.
Malgorzatta nickte. Lächelte ihm zu.
"Ganz gut."
"Wirklich?" horchte Sam nach. Malgorzatta konnte ihm nicht verdenken, dass er mißtrauisch war. Sie spürte seine Hand leicht an seiner Schulter.
"Wie geht es G?"
"Er berappelt sich." erwiderte Malgorzatta.
"Es wird. "
Sam nickte langsam.
Im Durchgang vom Flur tauchte eine Gestalt auf.
"Sam?"
Es war G.
Er kam langsam durch das große Wohnzimmer zur Terrassentür.
"Was tust Du hier?"
Malgorzatta verspürte riesengroße Erleichterung.
G machte einen ruhigen geordneten Eindruck.
Alles schien gut.
Sam wandte sich zu ihm um.
Betrachtete G für einen langen Moment prüfend von oben bis unten.
"Ich wollte sehen ob bei euch alles in Ordnung ist!" gab er dann ernst zurück.
G erwiderte seinen Blick beinahe verwundert.
"Ja ... "
Er kam zu ihr, blieb neben ihr stehen, legte seine Hand an ihren Rücken und küsste sie rasch auf die Wange.
"Alles gut?"
"Ja." versicherte ihm Malgorzatta rasch.
Sie streichelte kurz über seine Seite, sah prüfend zu ihm auf.
Er wirkte normal. Beruhigend.
"Hetty sagt, Du kommest erst in zwei Wochen wieder zurück?" meinte Sam jetzt zu ihm mit einem kleinen spöttischen Grinsen.
G nickte.
"Sie hat mich für zwei Wochen beurlaubt! Tut mir leid, Partner!"
Er grinste, um ein wenig zu verbergen, wie peinlich ihm das war.
"Kommt ihr klar?" erkundigte sich Sam todernst. Er sah zu G. Dann zu ihr.
"Ja." meinte G bloß.
"Danke Sam." erwiderte Malgorzatta gerührt.
Sam nickte.
"Okay." meinte er dann. Er sah zu G.
"Meld` Dich `mal! Ich krieg` wahrscheinlich nächste Woche Karten für die Lakers!"
G nickte.
"Malin, pass` auf ihn auf!"
Sam machte die wenigen Schritte zu ihr und beugte sich zu ihr hinab, umarmte sie kurz.
"Meld` Dich, wenn `was ist!"
"Danke, Sam!" meinte Malgorzatta noch `mal, suchte seinen Blick.
Sam nickte ihr zu.
"Arkady, danke!" meinte er dann bloss ernst, wandte sich zum Gehen, nachdem er G einen Blick zugeworfen hatte. Er stieß im Vorbeigehen seine Faust gegen seinen Oberarm.
Timur, der am Durchgang gewartet hatte, führte ihn hinaus.
"G, setz` Dich! Frühstücke erstmal!" forderte Arkady ihn auf, wies zum Tisch.
Malgorzatta hatte den Eindruck, dass der Blick, den G Arkady zurwarf, etwas spöttisch war.
Dennoch nahm er Platz.
Timur brachte - hellsehend - ein drittes Gedeck.
"Kaffee, Mister Tedrow?" fragte er zuvorkommend.
"Ja. " G nickte kurz.
Timur goss ihm welchen ein und ging dann diskret hinaus.
"Was ißt Du?"
G sah auf ihren Teller während er einen Schluck von seinem Kaffee nahm.
"Ist ein Möhren-Körnerbrot mit Käse."
Malgorzatta nahm die Scheibe von ihrem Teller und hielt G die unangebissene Seite entgegen.
"Willst Du `mal probieren? Ist echt gut!"
Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, doch G biss davon ab und kaute.
"Hmmh."
Sein Blick verharrte auf ihr. Eindringlich. Fast auffordernd. Ein kleines bisschen verschmitzt.
Malgorzatta wusste es nicht zu deuten.
"Was ... ?"
Seine blauen Augen leuchteten im Tageslicht, klar, wach.
Seine Haut wirkte samtig-braun. Wieder konnte sie einzelne graue Barthärchen an seiner rechten Wange erkennen.
Jetzt verzog ein kleines, erwartungsvolles Lächeln seine Lippen.
G griff in die Innentasche seiner Jacke, holte zwei Tickets heraus und legte sie vor ihr auf den Tisch. "Hast Du Lust?" fragte er sie erwartungsvoll.
Es waren Flugtickets.
' Departure: LAX' las Malgorzatta, im ersten Moment bloß völlig überrascht. Sie fand keinen Ankuftflughafen, so verblüfft war sie.
"Wo ... "
"Entschuldigt mich!" bat Arkady, stand auf und ging ins Haus.
' Arrival: LAS' hatten ihre Augen endlich die entsprechende Zeile gefunden.
"G ... das ist ... das ist .... Las Vegas?"
Sie sah ihn an. Ihr Herz pochte. Ihre Wangen brannten.
G grinste. Sein Gesichtsausdruck war erwartungsvoll mittlerweile.
"Hast Du Lust?" fragte er noch `mal.
Malgorzatta suchte in der Abflugzeile rasch nach dem Datum.
Die Flüge waren auf heute gebucht. 15.15 Uhr war die Uhrzeit.
Es waren noch knapp fünf Stunden bis dahin.
Gleichzeitig fiel ihr sein Kontostand ein.
Sie räusperte sich leicht. Suchte seinen Blick.
“G?”
“Hm?”
Er sah sie aufmerksam, verunsichert an.
“Ich hab` vorhin … vorhin im Krankenhaus ist ein Kontoauszug aus Deiner Tasche gefallen! Ich hab` gesehen … Du solltest mir nicht so eine Reise schenken bei der Summe, die da drauf` steht!”
Gs Lächeln war sanft. Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie zärtlich auf die Wange.
“Ich hab` mein Geld woanders! Nicht auf der Bank! Mach` Dir keine Sorgen! Hm? Was meinst Du?”
Malgorzatta fühlte sich augenblicklich erleichtert.
“Ich war noch nie in Vegas! Ich würde schrecklich gerne! Wie kommst Du darauf?"
G lächelte.
Er wirkte ein bisschen erleichtert. Zuckte leicht die Schultern.
"Ich dachte, es wäre schön, `mal ein paar Tage `raus zu kommen! Wir wollten schon einmal nach Vegas, erinnerst Du Dich?"
"Ja."
Malgorzatta lächelte.
Ließ ihre Rechte an seinen Nacken rutschen, streichelte mitz dem Daumen sacht über die kurzen Haare an seinem Haaransatz.
"Das ist so süß von Dir! Du wusstest noch, dass wir dahin wollten!"
G griff sich die Brotscheibe von ihrem Teller und aß sie auf. Er schien wirklich hungrig zu sein. Behutsam streichelte sie seinen Nacken.
"Ja." meinte er dann kurz.
"Also dachte ich ... jetzt ist die Gelegenheit!"
Malgorzatta ließ ihren Arm um seinen Nacken rutschen, beugte sich zu ihm vor und küsste ihn auf die Wange.
Durch seine Haut spürte sie noch die Bewegung seiner Muskeln weil er noch kaute.
"Danke, G! Das hört sich so gut an ... "
G warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
"Ich schlage vor, Du frühstückst und dann packen wir unsere Sachen hier!" meinte er.
"Ich möchte vorher noch am Haus vorbei, ob alles alles in Ordnung ist! Mh ... machst Du das andere auch noch für mich?"
Er machte einen raschen Fingerzeig zu der anderen Hälfte des Brotes auf ihrem Teller.
Malgorzatta musste lachen.
"Ich liebe Dich!" raunte sie ihm zu, küsste ihn und ließ ihn dann los, wandte sich ihrem Teller zu.
"Wie lange fliegt man nach Vegas?"
"Gute Stunde."
G trank von seinem Kaffee.
Beobachtete, wie sie Butter auf der Scheibe Brot verteilte, eine Scheibe Käse vom Teller nahm und darauf legte. Dann schob sie G den Teller hin und nahm seinen.
"Hier! Lass`es Dir schmecken mein Schatz!"
"Danke, Mali!"
G beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie rasch.
Dann nahm er das Brot vom Teller und biss hinein.
Malgorzatta löffelte sich etwas Obstsalat auf den Teller. Streute einen Löffel Cereals darüber, mischte es und begann zu essen.
Sie betrachtete G dabei.
Es geschah nicht oft, dass sie wirklich irgendwo in Ruhe, in so persönlichem Rahmen essen konnten.
Sie rechnete es Arkady sehr hoch an, dass sie auf seiner eigenen Terasse diskret alleine gelassen hatte.
Im Garten zwitscherten Vögel. Es war ruhig im Haus. Weder Arkady noch Timur waren zu sehen.
Sie war noch immer überrascht über Las Vegas. Freute sich darauf.
Es war immer schön mit G zu verreisen. Hatte sie damals schon gerne gemacht, als es heimlich geschehen musste weil sie noch verheiratet gewesen war. Sie hatten sich immer fortgestohlen, für ein langes Wochenende oder so.
Apropos ...
Sie warf einen raschen Blick auf die Tickets auf dem Tisch. Sah dann zu G. Streichelte rasch über seinen Arm.
"Es steht gar nicht mehr 'Jason Tedrow' auf den Tickets?"
G wandte den Kopf, sah sie an und grinste.
Er strich mit der Hand rasch über ihre Finger an seinem Arm.
"Jason Tedrow liegt im Moment bei Hetty in der Schublade. Sagen wir ... er hat Stubenarrest!"
Malgorzatta musste lächeln.
"Kriegst Du ... keine Schwierigkeiten wenn das alles unter Deinem richtigen Namen läuft?"
G zuckte leicht die Schultern.
Seine Hand hielt noch immer leicht ihre Fingerspitzen.
"Unser Haus läuft auf meinen richtigen Namen. Ich habe eine Kreditkarte, einen Führerschein, ich bezahle Steuern unter dem Namen. Im Moment komme ich nicht so schnell, und schon gar nicht legal, an andere Papiere heran! Vielleicht wird es für G Callen auch langsam Zeit, ein eigenes Leben zu führen!"
"Ja. Er ist ja ein ziemlich netter Kerl!" fügte Malgorzatta hinzu.
"Das hat er allmählich vielleicht `mal verdient!"
"Du sagst das nicht nur aus Mitleid für ihn?" fragte G und sah sie an.
Malgorzatta schüttelte sofort den Kopf.
Sie konnte sekundenlang nicht einordnen ob G es ernst meinte oder scherzte. Er scherzte nicht oft.
Leider fehlte ihm ein bisschen Humor.
"Nein! Ich bin hinter seinem Geld her! Er macht so wunderschöne Geschenke, Schmuck, Reisen!"
G sah sie an.
Es dauerte einen viel zu langen Moment bis er schließlich grinste.
Er legte seine Hand an ihren Hinterkopf und zog sie ein wenig zu sich, küsste sie.
Malgorzatta spürte, wie seine Finger sich in ihre Haare wühlten. An seiner Unterlippe war noch ein Krümel vom Brot.
G spürte es auch.
Er löste die Lippen von den ihren, wischte sich mit den Fingern kurz über den Mund.
"Verzeih`... "
Malgorzatta musste lächeln.
Sie nahm seine Hand und drückte sie gegen ihre Wange.
"Kein Problem! Es ist wunderschön, hier mit Dir zu sitzen! G, ich hab` Dich wieder und wir haben Zeit!"
G lächelte.
Seine Augen wanderten für einen langen Moment über ihr Gesicht.
Malgorzatta spürte seinen Daumen sanft über ihre Wange streicheln. "Vielleicht können wir morgen früh im Hotel schon auf dem Balkon frühstücken?"
Malgorzatta sah ihn überrascht an.
"Wir haben einen Balkon? Was haben wir für ein Hotel?"
G grinste ein bisschen.
"Ich möchte Dich lieber überraschen ... "
"Das ist lieb von Dir!"
Malgorzatta löste sacht ihre Hand von seinen Fingern, streichelte über seine kratzige Wange und küsste ihn.
"Du hast Dir richtig Mühe gegeben ... "
"Das hast Du auch als Du mich aus Prag `rausgeholt hast!" gab G halblaut zurück.
"Dann müssen wir Sam und Arkady auch mitnehmen!" erinnerte Malgorzatta.
G lachte leise.
Wieder legte er seine Hand an ihren Hinterkopf und zog sie zu sich, küsste sie.
"Ich würde auf die Beiden dann doch ganz gerne verzichten! Ich wäre lieber ein paar Tage mit Dir alleine!"
"Hmmh ... das hört sich gut an, G!"
Malgorzatta erwiderte seinen Kuss langsam.
Es war ihr etwas unangenehm, mit ihm hier herumzuknutschen, auch wenn die anderen sich rücksichtsvoll zurückgezogen hatten! Sie hatten es sicher nicht deswegen getan!
Langsam strich sie mit den Fingernägeln über die LInie seines Unterkiefers. Kratzte ein wenig gegen seine langen Barthärchen.
Sie genoss das sanfte Streicheln, Tupfen von Gs Zungenspitze an ihren Lippen.
"Vielleicht haben wir gleich noch ein wenig Zeit für uns bevor wir fahren!" flüsterte er ihr zu.
Malgorzatta musste lächeln.
"Hört sich verführerisch an, G!" erwiderte sie ihm.
Sie spürte seine Nasenspitze gegen ihre tupfen. Wie auffordernd.
"Hast Du unterwegs eigentlich schon `was gegessen?"
"Hast Du Angst, dass ich nicht durchhalte?" fragte G zurück. Ernst.
Malgorzatta musste dennoch lachen.
Behutsam legte sie beiden Hände an seine Wangen.
"Wenn ich mir um eines keine Sorgen mache, G, dann ist es, dass Du nicht `durchhälst'!" erwiderte sie ihm, betonte dabei absichtlich das letzute Wort.
Sie sah ihn weiter an während sie sprach, hielt den Blick seiner schönen blauen Augen mit den ihren fest.
"Nein, ich denke nur, dass Du die Tage in Prag ..."
Sie konnte nicht weitersprechen weil sie an ihren Fingerkuppen spürte, sie sah, wie G zu grinsen begann. Zweideutig. Ein wenig geschmeichelt. Wie sie es beabsichtigt hatte.
" ... nicht so viel zu Essen hattest! Und es war so schön, Dir gerade etwas zu machen!"
Gs Blick wanderte für einen langen Moment über ihr Gesicht.
Dann zog er eine Scheibe Brot auf seinen Teller und schob ihn ein Stückchen in ihre Richtung.
Malgorzatta zog ihn zu sich herüber. Schob ihren beiseite.
"Was möchtest Du drauf haben?"
"Hmmh ... mach` mir noch ein mit Käse und eins ... mit dem Aufschnitt da ... "
G wies ungenau zu der Platte mit den verschiedenen Wurstsorten.
Er wandte sich ihr zu.
Malgorzatta sprüte seine Rechte über ihren Oberschenkel streicheln.
Seine Linke an ihrem Rücken.
Seine Finger zupften am Saum ihres Shirts bevor er es ein wenig hoch schob und seine warmen Finger auf ihre Haut rutschen ließ.
"Ehm, G, ich hab` ein scharfes Messer in der Hand! Wenn Du mich ablenkst ... es könnte einen Unfall geben!"
"Denkst Du dran, dass Du Dich schneiden könntest oder drohst Du mir?" erkundigte sich G amüsiert.
Malgorzatta musste so sehr lachen, dass sie das Messer lieber für einen Moment beiseite legte.
"Weder noch! Ich erpresse Dich gerade! Wahrscheinlich mache ich es nicht besonders gut wenn Du es nicht merkst!"
G begann zu lachen. Lauthals für einen Moment.
Malgorzatta mochte zu sehen, wie Lachfalten sich um seine Augen kringelten. Gs Lachen war nicht so dunkel wie der Ton seiner Sprechstimme.
Sie nahm das Messer wieder auf und verteilte Butter auf den beiden Brothälften während sie Gs Hand weiter über ihren Rücken streicheln spürte.
"Wofür ... was willst Du erreichen?"
"Das, was Du mir hier schon die ganze Zeit am Tisch versprichst ... also nicht hier am Tisch ... Du hast gesagt, bevor wir fahren! Hier ... bitte, mein Schatz!"
Sie schob ihm den Teller hinüber und sah ihn an.
Gs Lächeln war zärtlich. Für einen langen Moment.
Dan drückte er ihr einen Kuss auf die Wange, klappte mit der Rechten die beiden Brothälften zusammen und stand auf.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du mich jemals dafür wirst erpressen müssen ... ich liebe Dich, Mali! Gehst` Du hoch? Ich sag` Arkady eben Bescheid, dass wir fliegen!"
"Danke." meinte Malgorzatta bloß.
Sie sah G nach wie er das Wohnzimmer durchquerte, davon ging.
Dann nahm sie die Flugtickets und verließ die Terrasse, ging in die Wohnung nach oben.
Sie legte die Tickets auf dem Glastisch im Wohnzimmer ab und begann dann, ihre Sachen einzupacken.
Sie fühlte sich noch immer grenzenlos geschmeichelt darüber, dass G sie nach Las Vegas einlud. Er war so aufmerksam. Zuvorkommend. Sie liebte ihn noch mehr dafür. Für ihre kleine Plänkelei gerade beim Frühstück. Für seine verbalen Zärtlichkeiten dabei.
Sie liebte ihn sehr.
Sie war neugierig auf Vegas.
Sie wusste, dass es ihr dort nicht wirklich gefallen würde.
Zu viel Trubel, zu viele Leute, zu viele Touristen und die Folgen.
Aber sie wollte es gerne einmal sehen, ob es wirklich so war, wie sie immer im Fernsehen sah, wie sie es vermutete. Sie freute sich einfach darauf!
Aber sie hätte genau so gut, hätte genau so gerne mit G noch ein paar Tage hier im Luxus von Arkadys Haus verbracht!
Sie war sich sicher, dass Arkady nichts dagegen gehabt hätte!
G kam herein.
Malgorzatta sah aus dem Augenwinkel, wie er mit einer beifälligen Handbewegung oben an der Tür diese verschloss.
"Alles okay." meinte er.
"Arkady hat gesagt, wir hätten auch gerne noch hier bleiben können! Er leiht uns ein Auto!"
Er zog seine Jacke aus und warf sie im Wohnzimmer über eine Sessellehne.
"Das ist nett von ihm!" meinte Malgorzatta.
Sie suchte seinen Blick.
G war im Wohnzimmer, am Sessel stehen geblieben. Beide Hände an die Hüften gestützt.
"War er damals schon so nett? In Berlin?" erkundigte sie sich in seine Richtung.
G preßte für einen Moment die Lippen fest zusammen.
"Das ist lange her!" meinte er dann. Es klang ausweichend.
"Wir haben uns alle ... verändert in der Zeit!"
Malgorzatta sah zu ihm herüber. Nickte nach einem Moment verstehend.
Sie verharrte an der Küchenzeile und betrachtete G im Gegenlicht des großen Fensters in seinem Rücken.
Er trug seine helle, verwaschene Jeans, die so besonders gut zu seinem schwarzen Shirt paßte. Die sehr dunkle Farbe des Stoffes betonte die leichte Bräune seiner Haut. Ließ seine blauen Augen leuchten.
Malgorzatta machte langsam die wenigen Schritte zu ihm. Streckte beide Arme aus und legte sie um seinen Oberkörper, schmiegte sich an ihn.
Es war ihr eine Genugtuung, dass G sofort beide Arme um sie legte. Sie an sich drückte. Sie spürte, wie er mit den Lippen sacht ihre Haare berührte. Sein tiefes Ausatmen gegen ihren Oberkörper.
"Wir könnten ... was hälst Du davon ... wenn wir endlich heiraten in Vegas?" fragte er dann leise.
Malgorzatta hob überrascht den Kopf und sah ihn an.
Als sie Gs Gesichtsausdruck sah, war ihr sofort klar, dass sie ihre Verblüffung vor ihm nicht verbergen konnte. Und dass ihn das irriterte!
"Das hört sich ganz wunderbar an, G!"
Sie drängte sich an ihn, strich mit der Rechten sanft über seinen Rücken.
"Aber ich möchte wirklich nicht in Vegas heiraten! Von mir aus können wir hier eben noch heiraten bevor wir fliegen gleich, oder der Kapitän im Flugzeug traut uns! Aber bitte nicht in Vegas!"
G schmunzelte.
"Warum?" erkundigte er sich ruhig bei ihr, ganz neutral.
Malgorzatta zuckte die rechte Schulter.
"Das machen so viele in Vegas! Das ist so ... gewöhnlich! Wir beide sind nicht gewöhnlich! Du hast mir einen wunderschönen Heiratsantrag gemacht, ich habe einen wunderschönen Ring! Ich möchte, dass unsere Hochzeit auch so ... speziell wird! Es muss keine große Feier sein ... "
Sie suchte seinen Blick, lächelte ihm zu.
" ... wir Beide würden sowieso nicht so viele Leute zusammen bekommen, oder? Es ist okay, wenn es nur wir Beide wären! Meinetwegen kann Hetty es auch machen, im OPS, Nottrauung oder so! Aber bitte nicht in Vegas, G!"
G lachte.
"Hetty? Im OPS? Sie ist keine Friedensrichterin! Obwohl ... "
"Das war nur ein Beispiel, G!" erklärte sie ihm sanft.
"Für eine spezielle Gelegenheit ... für uns! Für andere mag es banal erscheinen! Aber für uns ... ist es wichtig! Vegas ist nicht richtig für uns! War es damals schon nicht!"
G schmunzelte noch immer.
"Ich verstehe, was Du meinst!"
Er legte seine Hand an ihre Wange und hob ihren Kopf etwas, sah sie an.
"Ich habe nur Angst ... es gibt gar keine richtige Gelegenheit für uns!"
Malgorzatta sah ihn an und verzog das Gesicht.
Lächelte.
"Dann soll es auch nicht sein, G! Das müssen wir riskieren! Aber ich habe Dich bekommen ... ich habe Dich wiederbekommen ... "
Sie schob ihre Hand langsam über den Bund seiner Jeans, über seinen Gürtel, über seinen kleinen weichen Bauch seinen Oberkörper hinauf bis zu der Stelle links oben neben seinem Brustbein, der kleinen runden Verhärtung dort.
" ... und wir Beide haben das hier! Wir Beide wissen, wann es richtig ist! Wenn es nicht sein soll, heißt das nicht, dass ich Dich nicht liebe! Es soll dann halt nur nicht sein für uns! DAS soll nicht sein für uns! Es ist auch so ... wunderschön bei Dir zu sein!"
An ihrer Hand, noch immer unter Gs Shirt, spürte sie sein tiefes Einatmen. Es klang fast wie ein kleiner Seufzer. Als sie ihn ansah, meinte sie, ein kleines Glitzern in seinen Augen zu sehen.
G beugte sich zu ihr vor und küsste sie, unendlich sacht, unendlich zärtlich. Seine Hand rutschte an ihren Nacken.
"Ist okay." raunte er.
Seine Stimme klang etwas rau.
"Ich liebe Dich auch. Ich weiß ... was Du für mich getan hast ... wie wichtig Dir das offenbar war! Ich liebe Dich! Und ich möchte einfach nur, dass Du bei mir bleibst! Ich wünsche es mir! Bitte!"
Seine Hand rutschte an ihren Hinterkopf, seine Finger krallten sich ein wenig in ihre kurzen Haare.
Malgorzatta musste lächeln.
"Wir machen das, G! Wir machen das weiter wie bisher! Und wir warten einfach weiter auf unsere Gelegenheit! Und zuallererst machen wir uns ein paar schöne Tage in Las Vegas, ja?"
Sie sah ihn auffordernd an. Lächelte ihm zu.
G erwiderte ihr Lächeln.
Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie. Hingebungsvoll.
Er nahm mit der Linken ihre andere Hand und schob sie ebenfalls unter sein Shirt. Malgorzatta konnte spüren, wie er seinen Körper an ihre Handflächen schmiegte.
Er ließ seine Linke an ihre Wange rutschten. Malgorzatta öffnete ihre Lippen noch ein wenig mehr. Ließ ihm ihre Zungenspitze entgegen kommen. Sie konnte einen Laut des Wohlbefindens nicht unterdrücken.
G ließ seine Zungenspitze mit der ihren spielen.
Sein Kuss wurde tief. Fordernd, während er sie an sich drängte, seine Finger sekundenlang in ihre Haare wühlte.
G stöhnte leise, behaglich.
"Du hast mich ganz heiß gemacht. Beim Frühstück ... " raunte er ihr zu.
Malgorzatta musste ein bisschen lachen.
"Du machst mich heiß seit ich Dich wiederhabe ... "
G konnte nicht gut mit Komplimenten umgehen. Selbst mit denen von ihrer Seite. Sein kleines Lachen war verlegen.
Er zog sie noch ein bisschen näher an sich.
Sie ließ ihre Hände sanft auf seinen Rücken rutschen. Lehnte sich etwas mehr gegen seine unverletzte linke Seite.
"Was machen Deine Rippen?" flüsterte sie ihm zu.
"Denke ich im Moment überhaupt nicht dran!" gab G zurück. Seine Stimme klang leidenschaftlich, emotional.
Ließ kaum einen Zweifel daran, auf was er jetzt aus war.
"Ich aber." gab sie einfach zurück, streichelte mit der Rechten über seinen Rücken hinab. Sie ließ ihren Zeigefinger die Linie seiner Wirbelsäule suchen. Strich sehr langsam daran hinab, mit leichtem Druck, bei jedem Wirbel die Härte des Knochens nachspürend.
G seufzte leise.
Wand sich ein bisschen unter der Berührung.
Er hatte die Augen leicht geschlossen. Sein Gesichtsausdruck war ruhig, fast entspannt. Malgorzatta mochte es, ihn so zu sehen. Der Bluterguss an seiner Schläfe war noch immer dunkelblau.
"Tut das noch weh?"
Sie stemmte sich auf die Zehenspitzen und berührte mit den Lippen ganz behutsam seine Schläfe.
"Nein."
Seine Antwort war halblaut, klang ein bisschen amüsiert.
"Nicht, wenn Du so etwas machst!"
"Dann mache ich noch ein bisschen weiter!"
Malgorzatts streichelte mit den Lippen behutsam über seine Wange.
Sie konnte erkennen, wie Gs Lippen sich in einem kleinen Lächeln verzogen.
Dr. Formins Worte kamen ihr wieder ins Gedächtnis.
Was er über die freien Radikal gesagt hatte.
Dann fielen ihr die Endorphine ein.
Konnten diese Glückshormone nicht wieder eine Menge gut machen? Es gab doch körpereigene Hormone, die das Immunsystem unterstützten, puschten. Lag es nicht in ihrer Hand, darauf günstigen Einfluss zu nehmen, zu versuchen, dass er so viele positive Emotionen wie nur eben möglich entwickelte, die dann die Reparaturfunktionen in seinem Körper übernahmen?
Natürlich konnte man damit niemanden unsterblich machen! Aber sicher konnte sie ein wenig mehr dafür tun, dass G sich in seinem Leben noch etwas wohler fühlte!
G ließ ihr seine Lippen entgegen kommen. Küsste sie.
"Ich liebe Dich!" flüsterte sie ihm dabei zu.
Sie spürte Gs leises Lachen dabei.
"Ich liebe Dich auch, cormoara meu! Ich liebe Dich sehr ... komm her ... "
Er wühlte seine Finger in seine Haare. Seine Kuss wurde intensiver.
Malgorzatta konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. Behaglich schmiegte sie sich an ihn. Ließ geschehen, dass G sie mit sich zog als er zwei Schritte nach hinten machte, sich etwas gegen die hohe Sessellehne zurück lehnte.
"Mmmh, G, das ist so schön mit Dir ... "
Sie ließ ihre Hände langsam über seinen Oberkörper hinab streicheln. Zum Bund seiner Jeans, zur Schnalle seines Gürtels tastend.
Langsam zog sie das Lederband heraus. Öffnete den Gürtel ganz. Öffnete den Metallknopf seiner Jeans.
Langsam streichelte sie mit den Fingern ihrer Linken über seinen Bauch, über den Bund, während sie mit der Rechten den Reißverschluss öffnete.
G verhielt seinen Kuss.
Seine Hände hatten sich warm auf ihre Wangen gelegt und jetzt veharrten seine Lippen an ihrer Oberlippe während er die Berührung ihrer Hände genoß.
Sein Atmen wurde tief. Er schloss leicht die Augen. Nur so eben berührten sich ihre Lippen. Er war abgelenkt. Sie mochte das zu spüren.
Langsam ließ sie ihre Fingernägel über die weiche Haut unterhalb seines Bauchnabels streicheln.
"Das ist schön ... " Gs Stimme war ganz leise. Tonlos. Genießerisch. Er stöhnte leise.
Malgorzatta griff entschlossen zum Saum seines Shirts und streifte den Stoff über seinen Oberkörper nach oben.
G zog seine Arme hinaus. Half ihr, es über seinen Kopf zu streifen und nahm es ihr aus der Hand, warf es ohne hinzusehen auf die Couch.
Malgorzatta streichelte mit den Händen über seinen Oberkörper. Legte beide Arme um ihn während sie den Kopf etwas vorstreckte und mit den Lippen seine Brust berührte.
Sie spürte sein tiefes Einatmen. Seine Rechte rutschte leicht an ihren Nacken.
Malgorzatta ließ ihre Lippen seinen Oberkörper hinab streicheln. Setzte einen Kuss nach dem anderen auf seine weiche warem Haut. Tupfte mit ihrer Zungenspitze dazwischen.
"Das ist ... wundervoll, Mali ... "
Behutsam schob sie mit den Fingerkuppen den breiten Bund seiner Shorts etwas nach unten.
Zog mit der Rechten leicht an dem festen Stoff seiner Jeans. Ab einem bestimmten Punkt unterhalb Gs Hüftknochens rutschte er von alleine hinab. Die Schnalle schlug mit einem leisen metallenen Klirren gedämpft auf dem hochflorigen Teppich auf.
Sie spürte, wie G sich noch ein bisschen zurücklehnte. Fast nach Halt am Sessel griff.
Sie wanderte mit ihren Lippen etwas weiter hinab. Unter seinen Bauchnabel, wo die feinen kurzen Härchen ihre Lippen kitzelten.
Langsam ließ sie sich auf die Knie sinken, auf den dicken Teppich. Zog dabei den leichten Stoff von Gs Shorts noch etwas weiter hinab. Behutsam ließ sie ihre Fingernägel dabei über seine linke Leiste kratzen. Tupfte mit den Lippen bis zu Gs Glied heran, das sich mittlerweile bereitwillig entgegenkommend an ihre rechte Handfläche schmiegte.
Es war nicht ihre Art von zärtlicher Spielerei.
G mochte es.
Die meisten Männer schienen es zu mögen. Sie hatte es nicht bei allen ausprobiert, mit denen sie geschlafen hatte. Die konnte man eh an einer Hand abzählen.
Um mit G zu schlafen reichte ein bisschen mehr als das Standard-Programm. Sie waren beide nicht so experimentierfreudig auf diesem Gebiet.
Ihn anzusehen dabei, wie er es genoß, war das Schönste für sie.
Behutsam streichelte sie mit der Zungenspitze am Übergang der weichen Haut seines Bauches zu dem festen Rund. Schloss die Finger sanft darum.
Sie spürte, wie G sich leicht wand. Sein Einatmen war tief, ein, zwei Mal verbunden mit einem kleinen Laut des Wohlbefindens.
Seine Hand verkrampfte sich leicht an ihren Haaren.
Langsam, vorsichtig ließ sie ihre Lippen weiterwandern, über die ganze Länge ...
Es klopfte.
"G! Besuch für Dich!"
Arkadys Stimme vor der Tür.
Malgorzatta zuckte regelrecht zusammen. G ebenfalls.
"Mister Callen, ich muss Sie dringend sprechen!" erklang jetzt auch Hettys Stimme vom Flur.
Malgorzatta stemmte sich etwas mühsam vom Teppich hoch.
G half ihr auf.
Zog den Stoff wieder hinauf. Schloss Hose und Gürtel.
"Tut mir leid!" raunte er, zog sie fest an sich und küsste sie.
"Und mir erstmal!" gab Margorzatta zurück. Sie spürte ihre Wangen brennen. Rasch strich sie ihre Sachen glatt.
G machte die wenigen Schritte zur Couch, ergriff sein Shirt, zog es über. Dann ging er zur Tür. Öffnete sie.
Hetty kam herein.
"Malin! Guten Tag!"
Sie nickte ihr mit einem kurzen Lächeln zu.
Arkady machte keine Anstalten, herein zu kommen.
Wandte sich zum Gehen. G schloss die Tür.
"Guten Tag, Hetty!"
Malgorzatta fühlte sich noch nicht wieder ganz zurück in der Realität. Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass Hetty wußte, was sie gerade getan hatten! Wie immer!
G blieb mit verschränkten Armen an der Küchenzeile stehen.
Er war beleidigt, nachdem Hetty ihn beurlaubt hatte. Das machte er überdeutlich.
"Haben Sie sich noch eine Strafe für mich ausgedacht, Hetty?"
Seine Stimme klang spöttisch.
Er hatte die Lippen ein wenig trotzig vorgeschoben, wie ein kleiner Junge.
Diese Emotion konnte er selten verbergen.
"Im Gegenteil, Mister Callen!"
Hetty wandte sich zu ihm um.
" ... so sehr es mir auch widerstrebt, ich muss Sie bitten, sich so schnell wie möglich im OPS einzufinden! Wir haben eine Angelegenheit, die die nationale Sichheit betrifft!"
G nickte bloss und blieb weiter mit verschränkten Armen stehen.
Malgorzatta brauchte einen langen Moment um zu begreifen, was das bedeutet.
Sie würden wieder nicht nach Vegas kommen!
Sie hatte keine zwei Wochen mehr mit G um vielleicht auch bloss ihr Haus einzurichten. Sie hatte vielleicht auch bloss noch eine angstfreie Stunde!
"Ich erwarte Sie dann dort!" meinte Hetty ohne Umschweife, warf ihr einen kurzen Blick über die Schulter zu bevor sie sich zum Gehen wandte.
"Auf Wiedersehen, Malin!"
"Auf Wiedersehen, Hetty!" gab Malgorzatta zurück.
G öffnete seiner Chefin die Tür nicht. Blieb weiter an der Küchenzeile stehen, auch nachdem Hetty die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Malgorzatta ging zu ihm. Blieb vor ihm stehen und streichelte über seinen Arm.
"Alles gut?" fragte sie ihn sanft.
G sah sie an.
Malgorzatta konnte sehen, dass er hin- und hergerissen war.
Zwischen der Arbeit, die er liebte, die er so ganz unvermittelt wieder aufnehmen durfte! Und ein paar Tagen Urlaub mit der Frau, die er liebte!
Schon alleine der Gedanke machte sie stolz. Ließ sie unwillkürlich lächeln.
G atmete tief aus.
Er umfaßte mit den Händen ihre Arme und zog sie zu sich.
"Tut mir leid!"
Seine Stimme war bedauernd,sanft.
Für sie war ohnehin schon alles klar!
"Ist schon gut, G!"
Sie wurschtelte ihre Hand frei und streichelte über seine Brust.
"Ist schon klar, dass sie ihren Besten dabei haben muss ... und den Team-Leader!"
"Hör` auf!"
G griff verlegen zu ihrer Hand, zog sie an seine Lippen und küsste ihre Fingerkuppen.
"Meinst Du ... wir könnten trotzdem ... noch?"
Er sah sie an.
Von unten, mit einem bezaubernden Augenaufschlag, der sie zum Lachen brachte.
Er konnte sehr manipulativ sein. Allerdings wandte er das bei ihr so gut wie nie an. Weil er wusste, dass sie ihn durchschaute. Deswegen brachte sie das jetzt hier um so mehr zum Lachen.
"Es war so schön gerade, G ... "
"Es hat sich wunderbar angefühlt, was Du gerade getan hast!"
G legte ihre Hand wieder an seine Brust.
Ließ seine Finger ihren Oberkörper hinabwandern, zum Bund ihrer Jeans. Er begann, den Knopf zu öffnen.
Malgorzatta schmiegte sich an ihn während sie es geschehen ließ. Suchte mit den Lippen sein Ohr.
"Vom Quickie zum OSP?"
G lachte leise.
Ihr warmer Atem kitzelte sein Ohr, sie konnte es daran erkennen als er kurz, leicht seine Schulter hochzog.
"Hört sich wundervoll an wenn Du das so sagst ... "
 
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