Wo ist G? - NCIS:LA
von KarlottaBergmann
Kurzbeschreibung
Die Fortsetzung von "Where is Eric Beale?"
GeschichteDrama / P18 / Het
Grisha "G" Callen
OC (Own Character)
21.05.2022
21.05.2022
2
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21.05.2022
18.317
Malgorzatta wartete auf Sam in der Eingangshalle.
Berührte während der Zeit immer wieder nervös ihren Seidenblüten-Ring, ihren Verlobungs-Ring von G. Klickte mit dem Daumennagel dagegen als wäre es ein Wunschring, als brauche sie es nur oft genug zu tun und sich dabei nur sehnlichst genug zu wünschen, dass G zurück kam.
Sam brauchte knappe fünfzehn Minuten, um zum Krankenhaus zu kommen, und er rief sie in dieser Zeit drei Mal an.
Um zu fragen, ob G wieder zurück war.
Um ihr zu sagen, dass er auch nichts von ihm gehört hatte.
Malgorzatta hatte ihn noch nie so aufgeregt erlebt.
Er kam in die Eingangshalle geeilt, sah sich suchend nach ihr um.
Malgorzatta winkte, trat schnell in sein Blickfeld.
"Sam!"
"Malin!"
Sam kam zu ihr.
"Was ist los? Wo ist G?"
Er war unübersehbar besorgt, aufgeregt.
"Er wollte sich nur eben einen Kaffee holen bevor wir nach Hause fahren!" erzählte Malgorzatta ihm rasch.
"Oben im Flur steht ein Kaffeeautomat, aber G war nicht zu sehen. Im Gang nicht. Hier unten nicht! Ich ... ich hatte den Eindruck, er hat mir das nur erzählt weil er weg wollte! Weil er etwas erledigen wollte! Etwas Wichtiges für ihn!"
"Was, Malin?" fragte Sam eindringlich.
Sein Atem ging rasch.
"Ich weiß es nicht! Er hat nichts gesagt! Ich hab` das Gefühl es geht ... um ... um ... Efremil!"
"Das ist Dein Ex-Mann, nicht wahr?" fragte Sam.
Sein Blick lag unablässig auf ihrem Gesicht.
"Ist der nicht irgendwo ... in Europa? Kiew?"
"Ich habe gehört, er ist wieder zurück in Prag." gab Malgorzatta zurück.
"Er wurde ausgewiesen mit seinem Bruder ... den ihr jetzt verhaftet habt. Weil er damals ... auf mich geschossen hat, Efremil! Wie gesagt, Sam ... das ist alles nur so zusammengereimt! Nach Gefühl! Es kann auch etwas ganz anderes sein!"
Sam atmete tief aus.
"Wie geht es Dir?" fragte er dann, sah sie weiter aufmerksam an.
"Wie fühlst Du Dich?"
"Ich werde gerade verrückt vor Sorge!" antwortete Malgorzatta ehrlich. Sie musste es zugeben. Sie würde es alleine nicht durchstehen können!
Sam nickte.
Er legte seine Hand an ihre Schulter.
"Komm, wir fahren! Wenn G nicht ... wenn er sich nicht gemeldet hat muss Hetty ihn suchen lassen!"
Malgorzatta nickte bedrückt.
"Ich versuche ihn erst noch `mal anzurufen!"
Sam nahm sein Mobiltelefon aus seiner Hosentasche. Warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
"Wie lange ist das jetzt her dass er weg ist?"
"Fünfzig Minuten." antwortete Malgorzatta.
Sie konnte das kleine Zittern in ihrer Stimme nicht zurück halten.
Sam nickte.
Er hatte Gs Nummer auf dem Display seines Telefons bestätigt und hielt es nun an sein Ohr, lauschte.
Malgorzatta beobachtete ihn bange.
Sie betete, flehte innerlich darum, dass G das Gespräch annahm.
Sam ließ es lange klingeln.
Dann schüttelte er resigniert den Kopf, nahm das Telefon herunter und unterbrach die Verbindung. Er ließ es zurück in seine Hosentasche gleiten und sah sie an.
"Komm!" meinte er dann und strich ihr kurz über die Schulter.
"Danke Sam!" Malgorzatta lächelte verängstigt zu ihm auf.
Sie folgte ihm aus dem Gebäude.
Der Challenger stand nur ein paar Meter vom Eingang entfernt, zwar akkurat am Gehsteigrand, doch hier direkt vor dem Krankenhaus im direkten Parkverbot. Sam schien Parken genau so lässig zu nehmen wie G.
Sam öffnete ihr die Beifahrertür und ließ sie einsteigen.
Schloss die Tür hinter ihr und ging um den Wagen herum, stieg auf der Fahrerseite ein. Er zog die Tür hinter sich zu, schnallte sich an und startete den Motor.
Bevor er den Wagen auf die Straße lenkte wandte er den Kopf und sah sie fragend an.
Malgorzatta lächelte ihm vertrauensvoll zu.
Sam fuhr sie zur Zentrale. Es vergingen weitere zwanzig Minuten.
Hetty stand im Flur als sie hereinkamen.
Sie wirkte sehr ernst.
Malgorzatta sah schnell nach rechts.
Kensi und Deeks saßen an ihren Schreibtischen.
Eigentlich hätte Gs Tasche neben seinem Schreibtisch auf dem ihren angestammten, bekannten Platz liegen müssen. Sie war nicht dort!
Es war merkwürdig zu sehen.
"Malin! Mister Hanna! Darf ich sie in mein Büro bitten!" meinte Hetty ohne Umschweife und ohne einen Zweifel daran zu lassen, dass es cih doch nicht um eine Bitte handelte. Die Geste ihres Zeigefingers sprach ebenfalls dagegen.
"Hallo Hetty! Natürlich!" gab Malgorzatta zurück.
Sie hatte den unangenehmen Eindruck, dass Hetty bereits umfassend informiert war.
Hetty ging voran in ihre Büroecke und nahm hinter ihren Schreibtisch Platz. Sie wies auf die beiden Korbstühle davor.
Malgorzatta sah zu Sam während sie Platz nahm. Sie fühlte sich nur noch mehr verunsichert.
Sams Gesicht war sehr ernst.
"Hetty!" meinte er auffordernd als sie saßen.
"Malin! Wie geht es Ihnen?" erkundigte sich Hetty freundlich bei ihr und sah sie an.
"Nicht gut!" erwiderte Malgorzatta einfach.
"Ich mache mir gerade ziemlich Sorgen um Mister Callen!"
Hetty nickte.
"Das tun wir alle, Malin!" gab sie in ihrer ruhigen Art zurück.
"Mister Callen befindet sich augenblicklich auf dem Weg nach Rom. Er hat auf dem Luftwaffenstützpunkt Coronado eine Transportmaschine bestiegen, die ihn nach Europa bringt! Wir hoffen, ihn bei der Landung auf dem Stützpunkt abfangen zu können. Was wissen Sie darüber, Malin?"
Sie sah sie abwartend an. Nicht `mal unfreundlich.
"Nichts!" entfuhr es Malgorzatta entsetzt, verblüfft.
"Und Sie, Mister Hanna?" fragte Hetty weiter und sah Sam an.
"Hetty, nichts!" wehrte Sam beinahe entrüstet ab.
"Sam, wie lange fliegt man nach Rom?" fragte Malgorzatta ihn leise.
Sam warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr.
"Um die zwölf Stunden Militär, normal etwas länger." gab er genau so leise zurück.
"Danke." flüsterte sie ihm zu.
"Hetty, können Sie uns hinterher schicken?" fragte Sam und sprach ihr damit direkt aus dem Herzen.
"Mister Hanna, nein, aus welchem Grund?" entrüstete sich Hetty.
"Mister Callen wird von Rom direkt wieder zurück geschickt, denn es gibt gar keinen Grund für ihn, dort zu sein! Ist es eine Privatangelegenheit, die ihn dorthin führt ... "
Sie machte eine kleine, bedeutungsvolle Pause, die eigentlich gar keinen Zweifel daran ließ, dass es sich nur um eine solche handeln konnte.
" ... dann sollte er sich lieber etwas sehr Gutes einfallen lassen wenn er zurück kommt!"
Sam seufzte leise.
Malgorzatta ging in Gedanken schon die Möglichkeiten durch, die USA auf eigene Faust zu verlassen und nach Italien zu fliegen. Doch wenn G auf einem Militärstützpunkt ankam würde sie ihn dort gar nicht zu fassen kriegen weil sie keinen Zutritt gewährt bekommen würde.
Was wollte er eigentlich in Rom?
Oder würde es dort nur ein Zwischenstopp für ihn sein?
"Danke Hetty!" meinte Sam.
Er wandte sich ihr zu und Malgorzatta spürte seine große warme Hand auf ihrer. Er sah sie an.
"Du kommst mit nach uns bis wir mehr wissen! Michelle möchte das auch!"
Der Ton seiner Stimme duldete keinen Widerspruch.
Malgorzatta atmete erst einmal tief aus.
Das war ihr alles zu viel im Moment!
Sie konnte nicht fassen, was passiert war! Sie hatte sich die Zeit nach ihrem Krankenhausaufenthalt, mit G, anders vorgestellt. Sie wollte ihn wiederhaben! Sie wollte G nicht im Ausland, einfach so, ohne zu wissen wie und warum!
"Mister Hanna, das ist nett, dass Sie sich um Malin kümmern!" fuhr Hetty einfach fort.
"Ich lasse es Sie wissen, wenn Mister Callen zurück ist!"
"Ich würde lieber hierbleiben!" widersprach Malgorzatta tapfer.
Hetty lächelte.
"Natürlich würden Sie das, Malin! Und ich wünsche, ich könnte es Ihnen gestatten! Doch es gibt Nichts, mit dem ich Ihre Anwesenheit hier rechtfertigen könnte wenn zum Beispiel der Assistent-Direktor hier plötzlich auftauchen würde!"
Ihr Lächeln war liebenswürdig.
Ihre ausgewählten Worte und der Ton ihrer Stimme kamen jedoch einem Todesurteil gleich. Sie duldete keinen Widerspruch, daran ließ sie keinen Zweifel.
G hatte ihr ein paar Mal erzählt, wie es war, wenn man bei Hetty abblitzte.
Genau so musste es sich anfühlen!
In diesem Moment hasste sie Hetty Almighty!
"Komm!" meinte Sam rasch und legte seine Hand auffordernd an ihre Schulter.
Der sanfte, drängende Ton seiner Stimme implizierte ihr, dass er es für besser hielt, dass sie nun wirklich gingen.
Selbst er gab ihr klein bei.
Nur ungern ließ sie sich von Sam aus der Büroecke führen.
Kaum hatten sie den Flur Richtung Ausgang erreicht als Kensi hinter ihrem Schreibtisch aufsprang und zu ihnen kam.
"Malin, wie geht es Dir?" fragte sie atemlos.
Malgorzatta hatte den Eindruck, dass sie eigentlich etwas ganz anderes interessierte. Auch Marty kam jetzt langsam dazu.
"Alles okay?" fragte er halblaut.
""Ganz gut. Danke." antwortete Malgorzatta knapp.
"Wo ist Callen?"
Malgorzatta erwiderte Martys kleines Lächeln während Kensi jetzt fragte.
"Der musste weg!" antwortete Sam ihr barsch.
"Komm!"
Malgorzatta spürte Sams Hand wieder an ihrer Schulter.
Ihr fiel noch etwas anderes ein.
“Sam, wo ist Eric? Ist er oben? Wie geht es ihm?”
“Mit Eric ist alles okay!”
Sam schob sie zielstrebig Richtung des Ausganges.
“Hetty hat ihn für ein paar Tage beurlaubt, damit er sich ausruhen kann. Alles okay mit ihm!”
Er öffnete ihr die Tür und führte sie, mit der Hand an ihrem Arm, Richtung des Parkplatzes, öffnete ihr die Beifahrertür des Challengers und blieb neben ihr stehen bis sie eingestiegen war.
"Warte hier, ja! Ich hole eben meine Sachen, dann fahren wir, okay!"
Er sah sie eindringlich an.
"Ja, Sam. Danke." antwortete Malgorzatta ihm gehorsam.
Sam schlug die Beifahrertür zu und ging zum Gebäude zurück.
Malgorzatta sah ihm nach.
Natürlich dachte sie daran, auszusteigen und zu flüchten. Doch wo sollte sie hin?
G hatte die Schlüssel zu ihrem neuen Haus.
Hatte alle ihrer beider Sachen in seinem Wagen, der sich nichtmal hier befand. Er hatte sie Sam ausgeliefert. Wahrscheinlich sogar absichtlich, weil er wusste, dass sie bei ihm gut aufgehoben sein würde.
Sie hatte Angst. Angst um G. Was hatte er vor?
Warum ließ er sie so einfach alleine? Was, wenn ihm etwas passierte? Wenn sie ihn nicht lebend wiedersehen würde?
Das könnte sie nicht ertragen!
Sam kam mit seiner Tasche zurück.
Er stellte sie auf den Rücksitz, schloss die Tür, setzte sich dann neben sie, auf den Fahrersitz, und sah sie aufmerksam an.
"Alles okay, Malin? Sollen wir noch zu einem Art fahren oder ist alles gut mit Dir? Was haben sie gesagt im Krankenhaus?"
"War nur eine Allergie, Sam, das ist alles gut jetzt." antwortete sie ihm.
Sam nickte ruhig.
"Und wie geht es Dir sonst?"
"Ganz gut." log sie ihn an.
Sam nickte nach einem langen Moment ruhig.
"Okay. Fahren wir!"
Er startete den Wagen.
"Ist es nicht besser, wir bleiben hier? Hier kriegen wir doch so schnell wie möglich die Neuigkeiten von G!" brach es aus Malgorzatta heraus.
Sie sah zu Sam. Fühlte sich verzweifelt und alleine gelassen.
"Natürlich." erwiderte Sam ruhig und geduldig während er den Wagen auf die Straße lenkte.
"Aber Hetty hat versprochen, dass sie es mich wissen lässt, sobald sie etwas von G weiß! Und das wird sie auch! Es ist besser, Du ruhst Dich noch etwas aus, bei uns! Wenn G auf dem Weg nach Rom ist, warum auch immer, wird es sowieso noch ein paar Stunden dauern bis er ankommt! Hast Du irgendeine Ahnung ... was er dort will?"
"Nicht die Geringste, Sam!" antwortete Malgorzatta ihm ehrlich.
Sam nickte.
Beschleunigte den Wagen auf der Straße.
Malgorzatta begann, wieder zu rechnen.
Wie lange G ungefähr nach Coronado gebraucht hatte.
Wann er wohl in Rom sein würde falls er auf der Militärbasis gleich einen Flug bekommen hatte. Die Zeitumstellung in Europa.
Hetty ließ am nächsten Morgen Gs Auto aus Coronado holen.
Sam brachte Gs und ihre Sachen mit.
G hatte nichts mitgenommen.
"Sein Handy und sein Laptop sind bei Hetty!" meinte Sam zu ihr mit einem kleinen Schulterzucken. "Gehört beides dem NCIS!"
"Ich weiß."
Malgorzatta nickte.
Strich über den rauen Stoff von Gs Tasche.
"Und seine Waffe?"
Sam schüttelte leicht den Kopf.
"War im Auto."
Malgorzatta nickte erneut.
Es war Gs NCIS-Waffe.
Sie kannte ihn gut genug um fast sicher zu wissen, dass er bestimmt noch eine Zweite hatte.
Und so wie Sam sie ansah vermutete er das auch!
Sams Mobiltelefon klingelte.
Er langte sofort danach, zog es aus der Tasche seiner dunklen Jeans, meldete sich nachdem er den Bildschirm frei gewischt hatte.
"Ja ... stellen Sie durch! ... Hallo?"
Er lauschte. Sein Gesicht begann, Verwunderung zu zeigen.
" ... in der Obhut des NCIS ... ja ... ja ... ich weiß ... "
Er sah sie an.
Atmete tief ein.
"Ja ... in einer Stunde! Bis dann!"
Er unterbrach das Gespräch. Sah sie an während er das kleine Telefon wieder in seine Hosentasche gleiten ließ.
"Das war Akardy Kolcheck. Du kennst ihn?"
"Ja." antwortete Malgorzatta einfach.
Sam nickte leicht.
"Er sagt, G sei in Prag. Er würde uns seine Privatmaschine zur Verfügung stellen um mit uns dorthin zu fliegen! Was sagst Du dazu? Weißt Du, was G in Prag will?"
Malgorzatta spürte, wie ein kalter Schauer ihren Rücken hinab lief. Urplötzlich rutschte alles für sie an seinen Platz und machte Sinn.
"Mein Ex-Mann lebt dort!"
Sam brauchte einen Moment länger. Dann atmete er scharf ein.
"Und Du meinst ... ?"
Malgorzatta nickte sofort.
Sie hatte nicht den geringsten Zweifel nach dem, was G ihr im Krankenhaus gesagt hatte.
"Sollen wir fliegen?" fragte Sam zurückhaltend.
"Bitte!"
Malgorzatta sah ihn an.
Dabei wurde ihr bewusst, dass sie Sams Zustimmung nicht brauchte.
Sie würde so oder so fliegen.
Sam nickte.
"Okay! Dann pack` ein paar Sachen zusammen! Ich sag` Michelle Bescheid!"
Er wandte sich ab.
"Michelle!"
Malgorzatta fühlte sich sogleich etwas besser.
Jetzt hatte sei Infos, mit denen sie arbeiten konnte. Sie kannte sich aus in Prag. Wusste, wo Efremil wohnte! Wo er sein Büro hatte!
Die einzige Unsicherheit war, dass G sich vielleicht schon auf dem Rückweg befand wenn sie eintrafen! Oder Schlimmeres!
Ihr Mobiltelefon auf dem Nachttisch neben dem Bett vibrierte leicht.
Malgorzatta eilte dort, riss es von dem Möbel und strich den Bildschirm frei.
"Alles okay! Mach` Dir keine Sorgen! Ich liebe Dich! G." las sie.
Sie brauchte lange Sekunden bis sie es begriff.
Hastig, mit zitternden Fingern, versuchte sie, sich die Nummer des Absenders anzeigen zu lassen. Sie wurde unterdrückt!
Ihr Herz raste!
Dann, von einer Sekunde zur Nächsten, war sie plötzlich seelenruhig!
Es würde alles gut gehen! G würde nichts geschehen! Sie würde ihn lebend wiedersehen, was auch immer er vorhatte! Es würde ihm nichts passieren!
Sie drückte das Telefon für einen langen Moment beinahe selig an sich.
G hatte an sie gedacht.
Hatte daran gedacht, dass sie sich Sorgen um ihn machte und sich bei ihr gemeldet, wenn auch nur kurz, vermutlich von einem nicht registrierten Mobiltelefon.
Er war vorsichtig.
So kannte sie ihn! So liebte sie ihn!
Sie überlegte, ob sie Sam von der SMS erzählen sollte. Doch ihr Gefühl sprach dagegen.
Im Augenblick brachte ihnen das eh keine nützlichen Informationen!
War G wirklich in Prag, hinter Efremil her, so hatte sie Ansatzpunkte.
Sam fuhr mit ihr zum Flughafen.
Auf den abgesperrten Bereich für die Privatmaschinen.
Arkady Kolcheck erwartete sie in einer der überaus eleganten Lounges für die Leute, die nicht auf die normalen Flugzeuge angewiesen waren.
Er stand sofort auf als sie hereinkamen.
Wieder hatte er zwei Bodyguards bei sich, die sich ebenfalls rasch erhoben, dabei zuerst Sam und dann sie mit Blicken misstrauisch abcheckten.
Kolcheck gab ihnen ein Handzeichen. Daraufhin entspannten sie sich wieder sichtlich während er ihre Richtung einschlug.
"Mrs. Vendulova!"
Kolcheck streckte ihr in einer mitleidigen Geste beide Hände entgegen. Auch der Ton seiner Stimme verriet Mitgefühl, Bedauern.
"Ich heiße Callen!" verbesserte Malgorzatta ihn rasch.
"Oh, G hat geheiratet! Warum hat er mich nicht eingeladen?" gab Kolcheck zurück während er ihre Rechte mit seinen beiden großen Händen umfasste, sie sanft drückte.
Malgorzatta musste lachen.
Seit Gs fast freundschaftlichem Umgang mit Kolcheck konnte sie ihn richtig gut leiden. Vor allen Dingen spürte sie sein Wohlwollen für G! Und sie mochte seinen trockenen Humor!
"Nein, G hat nicht geheiratet! Ich heiße jetzt nur auch so!"
Kolcheck sah sie verwundert an. Man konnte erkennen, dass er die Möglichkeiten durchging, wie das sein konnte.
"Kolcheck, was haben Sie für uns?" drängte Sam jetzt.
Er klang ungeduldig, nervös. Er war besorgt um G.
Malgorzatta hingegen wollte es jetzt einfach nur hinter sich bringen.
"Ich habe Geschäftsbeziehungen nach Prag." antwortete Kolcheck ihm mit einem lapidaren Schulterzucken, mit einem raschen Seitenblick zu Sam.
"Sehr gute Geschäftsbeziehungen. Die Leute dort haben mich gefragt, ob ich wüsste, warum ein Amerikaner in Prag sich nach Efremil Vendulov erkundigt! Sie sagten, es ist sehr gefährlich, was er dort macht!"
Er sah zu Sam.
Malgorzatta musste schlucken.
Sie konnte erkennen, wie Sams breite Schultern resigniert nach unten sanken. Er suchte ihren Blick. "Dann zeigen Sie jetzt Ihre Pässe und dann können wir starten!" fuhr Kolcheck fort.
Er machte eine kleine rasche Kopfbewegung Richtung des Schalters neben dem Eingang, hinter dem eine Frau in einem adretten dunkelblauen Kostüm befand.
"Gib` mir Deinen Ausweis, ja?" meinte Sam zu ihr, machte eine kleine aufordernde Handbewegung. Malgorzatta reichte ihm das Dokument.
Sie fühlte sich noch immer sehr ruhig, fast heiter, beschwingt, weil es nun endlich los ging. Weil sie G nun endlich nach Hause holen würden. Noch immer hatte sie diese tiefe Überzeugung, die sie nicht erklären konnte, die ihr aber unumstößlich vermittelte, dass alles gut gehen würde! Sie brauchte keine Angst um G zu haben!
Sam ging zum Schalter und zeigte ihre Ausweise vor.
Malgorzatta suchte Kolchecks Blick.
"Danke, dass Sie das möglich machen! Es war eine unheimliche Erleichterung zu hören, wo G ist. Und es ist mir so wichtig, dass er wieder wohlbehalten zurück kommt!"
Kolcheck nickte ungeduldig.
Vermutlich konnte auch er - wie viele Menschen - mit einem ehrlichen Lob schlecht umgehen!
"Das ist mir auch wichtig, Mrs. Ven ... Mrs. Callen! Es ist mir beim ersten Mal nicht gelungen, G zu retten! Vielleicht schaffe ich es diesmal ... ihn aus Schwierigkeiten herauszuhalten!"
"Das ist sehr nett von Ihnen, Mister Kolcheck! Danke! Und bitte, nennen Sie mich `Malin`!"
Kolcheck lächelte breit. Legte mit einem kleinen Nicken seine Kopf für einen Moment etwas schief. "Ich heiße Arkady!"
"Danke." meinte Malgorzatta berührt.
Sam kam zurück und reichte ihr ihren Pass.
"Wir können los!" meinte er auffordernd, mit einem sehr sanften Unterton.
Arkady wandte sich der Glastür zu, die auf das Rollfeld führte.
Einer der beiden Männer, die hier mit Arkady gewartet hatten, zog rasch die Tür für ihn auf und hielt sie auch für sie und Sam geöffnet.
"Danke." meinte Malgorzatta während sie Arkady folgte.
Sam war dicht an ihrer Seite.
Arkady blieb an der ausgeklappten Treppe der Gulfstream, die nur in wenigen Metern Entfernung zum Gebäude auf der rechten Seite stand, stehen, und reichte ihr die Hand. Half ihr - ganz gentlemanlike - die wenigen Stufen hinauf.
Malgorzatta bedankte sich bei ihm.
Sie war erst einmal in einer Privatmaschine geflogen.
Mit G und den anderen nach Washington, zur Trauerfeier von Lara Macy.
Arkady veranstaltete eine rasche kleine Führung für sie bevor er das Zeichen zum Start gab.
Es gab einen komfortablen Waschraum. Ein großes Schlafzimmer. Eine kleine Küchenzeile. Und einen luxuriösen Aufenthaltsbereich mit Couch, Sesseln, Fernsehbildschirmen und sogar einer Bar.
Es war ein junger Bursche, der fragte, ob er ihnen etwas bringen könne, er schien einer von Arkadys Angestellten zu sein, Malgorzatta meinte, ihn bereits in Arkadys Haus gesehen zu haben als sie mit G dort gewesen war.
Außerdem begleiteten sie sein Fahrer Boris und Timur, sein Sekretär.
"Möchtest Du Dich etwas hinlegen, Malin?" fragte Sam sie fürsorglich.
Sie spürte seine Hand leicht an ihrer Schulter als er neben ihrem Sessel stehen blieb und sie fragend ansah.
Malgorzatta schenkte ihm ein Lächeln.
"Nein, danke, Sam! Alles gut!"
"Möchten Sie ein Glas Champagner?! bot Arkady ihr an.
"Oh nein, danke!" lehnte Malgorzatta ab.
"Aber ein Kaffee wäre schön!"
"Sehr gerne, Ma´m!" gab der junge Angestellte zurück ...
Kapitel 9
... Fast kam es Malgorzatta wie eine Urlaubsreise vor.
Sie musste sich ab und zu ins Gedächtnis rufen, dass es darum ging, G zurück zu holen. Das Fehlen von Angst, nur das leichte Gefühl der Besorgnis um ihn, ließ sie fast vergessen, wie viel hier auf dem Spiel stand.
Bewusst erinnerte sie sich, während sie in einem der dicken Sesseln sass, um sich abzulenken, daran, als sie mit G nach Puerto Vallarta geflogen war:
Es war Februar gewesen. G hatte sie zum Valentinstag eingeladen.
Sie hatte damals noch immer nicht ganz begriffen, was ihr geschehen war.
G war im Dezember in der Botschaft in Kiew aufgetaucht.
Nur ein paar Tage später hatte er sie in Rio aufgespürt, wohin sie ihren Ex-Mann auf Geschäftsreise begleitet hatte.
Sie hatte seinen überaus subtilen Advancen nicht widerstehen können. Hatte das auch gar nicht gewollt!
Es war schon in Kiew ihr glühender Wunsch gewesen, G wiederzusehen.
Schon drei Tage später, nach Rio, hatte sie ihn zu Weihnachten in Los Angeles besucht. Es war wundervoll gewesen.
Silvester hatten sie zusammen in Aspen verbracht.
Im Januar hatte sie G bloss für einen Nachmittag in Kiew getroffen. Es war extra für ein paar Stunden mit ihr nach Europa geflogen. Es war quälend gewesen, die endlosen Tage ohne ihn, ohne zu wissen, wann sie ihn wiedersah. Sie konnten auch nicht oft telefonieren, wegen seiner Arbeit, wegen der Zeitverschiebung. Dann hatte G sie eingeladen. Nach Mexico. Zum Valentinstag.
Und dann hatte sie am Flughafen von L.A. gestanden und auf G gewartet
Es wurde knapp.
G hatte ihr vor einer Viertelstunde eine SMS geschrieben, dass er auf dem Weg war. Mittlerweile war ihr Flug schon ausgerufen worden.
Allmählich bekam sie Angst, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffte.
Es stand niemand mehr am Airline-Schalter zum Einchecken. Nervös sah sie auf ihr Mobiltelefon.
Dann sah sie wieder in die Halle.
Es verging nicht eine Stunde, in der sie nicht an G dachte.
Ihn sich immer wieder vorstellte.
Deswegen erkannte sie ihn jetzt nicht gleich im ersten Moment, auf den ersten Blick als er durch die Halle kam.
Sondern erst beim Zweiten.
Sie hatten sich am Check-In verabredet.
Rasch ging sie ihm entgegen.
Ein Lächeln huschte auf Gs Gesicht als ihre Blicke sich trafen.
Malgorzatta erschrak.
Er war blass. Sah müde aus.
Als sie bei ihm ankam, als G seinen Arm nach ihr ausstreckte und einfach nur „Mali!“ meinte, registrierte sie seine kleinen geröteten Augen.
„Hallo G! Schön, dass Du da bist!“
Rasch schmiegte sie sich in seinen Arm, an ihn.
„Mali!“ meinte G einfach noch `mal.
Er klang so überwältigt wie sie sich fühlte. Zog sie nah an sich. Malgorzatta spürte seinen ungenauen Kuss an ihrer Wange. Das leichte Beben seines Körpers. Sie merkte schon jetzt, nach den wenigen Augenblicken, dass er schlecht dran war.
„Komm, lass` uns einchecken!“
G zog sie sanft mit in Richtung des Schalters.
„Tut mir leid, ich bin spät!“ meinte er dabei.
„Ist ja nicht schlimm, jetzt bist Du ja da!“ versicherte sie ihm rasch, beruhigend, streichelte mit der Hand kurz über seine Brust.
Sie traten an den Schalter.
G deutete ihr mit einer raschen Kopfbewegung an, ihren Trolley auf das Band zu stellen während er die Tickets aus der Innentasche seiner Jacke nahm und auf den Tresen legte.
Die hochgestylte Stewardess dahinter nahm sie mit einem unpersönlichen Lächeln.
„Guten Tag … Mrs. und Mister … Tedrow!“
G schob zwei Ausweise auf den Tresen. Stellte seine Tasche dann zu ihrem Trolley.
Die Stewardess nahm die Dokumente und sah kurz hinein. Sah sie dann prüfend nacheinander an. Lächelte nichtssagend.
Derweil versah ihre Kollegin ihr Gepäck mit den Papierbändern.
„Mrs. Tedrow! Mister Tedrow! Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug!“
Die Stewardess schob Ausweise und Tickets über den Tresen zurück.
G nahm sie.
„Meine Kollegin wird Sie zum Flugzeug begleiten!“ fuhr die Angestellte der Airline fort.
„Danke.“ meinte G knapp.
Malgorzatta lächelte ihr kurz zu.
Die Kollegin, die ihr Gepäck abgefertigt hatte, war in der Zwischenzeit aus dem Schalterbereich hinaus getreten. Sie führte sie nun durch eine Zwischentür, über einen schmalen, fensterlosen Gang, direkt durch den Boardingbereich, dessen Schalter bereits geschlossen war, in die Maschine.
Dort `übergab` sie sie einer der Stewardessen und ging davon, nachdem sie ihnen einen guten Flug gewünscht hatte.
Die Stewardess, die nun für sie zuständig war, geleitete sie in die erste Klasse, direkt hinter dem Eingang.
Es waren nur fünf Reihen mit je zwei sehr breiten dicken Ledersitzen links und rechts, nach der letzten Reihe nach hinten getrennt durch einen Vorhang von den übrigen Passagieren.
Ein Pärchen saß hier, in der zweiten Reihe rechts.
Die Stewardess führte sie zu der vierten Reihe auf der linken Seite.
„Mrs. Tedrow, Mister Tedrow, Ihre Plätze! Wenn ich Sie bitten darf, sich gleich anzuschnallen! Wir sind nur ein paar Minuten vor dem Start!“
„Danke.“ meinte Malgorzatta rasch zu ihr, mit einem kleinen Lächeln.
„Willst Du am Fenster sitzen?“ fragte G und blieb neben den Sitzen stehen.
„Gerne.“ gab Malgorzatta zurück.
„Gib` mir Deine Jacke!“ meinte G und half ihr sanft hinaus, verstaute sie dann zusammen mit seiner Jacke oben im Gepäckfach.
Malgorzatta rutschte auf den Sitz innen. Er war herrlich bequem, weich, komfortabel. Sie schnallte sich gleich an.
G setzte sich neben sie.
Bevor er sich anschnallte beugte er sich zu ihr herüber, legte seine Hand an ihre Wange und küsste sie. Malgorzatta stöhnte überrascht auf. Legte ihre Hand rasch an seinen Hals und erwiderte seinen Kuss hastig. Sie hatte das Kratzen seiner Barthärchen an ihrer Haut vermisst.
Seine Wärme. Seinen Geruch. Seinen Geschmack.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie rasch, atemlos nach seinem Kuss.
Gs Lächeln war zärtlich.
Er befestigte seinen Gurt.
Dann beugte er sich, so gut es ging, wieder zu ihr herüber, küsste sie erneut.
Diesmal etwas langsamer, geduldiger.
„Ich habe Dich schrecklich vermisst!“ raunte er ihr zu.
Die Maschine setzte sich langsam in Bewegung.
Auf den kleinen Bildschirmen erschienen die Sicherheitshinweise. Malgorzatta hatte sie gestern Morgen noch gesehen, in einer anderen Sprache, mit anderen Bildern, auf dem sechzehnstündigen Flug von Kiew nach Los Angeles.
„Ich liebe Dich auch! Ich habe mich so gefreut über Deine Einladung, G! Danke!“
Sie hatte das kleine Fenster in ihrem Rücken. So fiel das Tageslicht direkt auf G.
Seine Haut war blass. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und seine sonst so klaren, schönen blauen Augen waren gerötet.
Sein Körper bebte noch immer leicht. Sie spürte es an ihrer Hand.
„Hattest Du viel zu tun, G? Du siehst müde aus!“ fragte sie ihn besorgt.
Die Stewardess ging langsam durch den Gang und achtete darauf, ob sie alle angeschnallt und die Gepäckfächer richtig verschlossen waren.
„Ich komm` direkt von einer Überwachung, ich hab` zwischendurch gedacht, ich schaff` es nicht mehr rechtzeitig!“ gab G zurück. Seine Hand streichelte zärtlich über ihre Wange.
Malgorzatta konnte von der Berührung gar nicht genug bekommen.
„Wir waren da sechzig Stunden dran … ich hab` … glaube ich, nur zwei Stunden geschlafen … „
Er lächelte kurz, hart.
„Das ist sogar für mich zu wenig!“
„Du ruhst Dich jetzt in den nächsten Tagen aus!“ raunte sie ihm zärtlich zu, streichelte über seine Schulter.
Durch den dünnen Stoff seines grünes Shirts spürte sie die Wärme seiner Haut. Seine verhaltene Kraft. Sie bekam so richtig Lust auf ihn.
„Wie lange fliegen wir jetzt eigentlich?“
„Ungefähr sechs Stunden.“ gab G zurück.
Er sah sie an.
„Wie lange bist Du schon unterwegs?“
Das Flugzeug nahm Fahrt auf.
Malgorzatta hatte Angst vor dem Fliegen, mochte aber Starts ganz gerne. Vor allen Dingen den Moment, in dem der Flieger abhob.
Ihre Linke suchte Gs Hand. Schob sich unter seine Finger.
G sah sie verwundert an.
„Hast Du Angst vorm Fliegen?“
„Etwas.“ antwortete sie zögerlich, lächelte ihm zu.
„Ich bin gestern morgen losgeflogen! Gestern morgen bei uns!“
Sie schloss ihre Finger fest um seine als sich die Nase des Fliegers zu heben begann.
G lächelte zärtlich.
Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie.
„Danke, dass Du das alles auf Dich nimmst!“
Malgorzatta umfasste seine Finger noch fester.
„Ich hätte Deine Einladung nie ausschlagen können! Ich wäre auch noch von viel weiter … „
Sie konnte einen Moment nicht weitersprechen als sich die Räder des Flugzeuges gut spürbar vom Boden lösten.
Gs kleines Lächeln zu ihr herüber war leicht erstaunt.
Malgorzatta erwiderte seinen Blick fragend.
„Was … ?“
„Das machst Du auch immer wenn wir zusammen schlafen.“ raunte G ihr zu. Er hatte den Kopf über seine Schulter leicht schief gelegt in ihre Richtung während er ihre Hand noch immer ganz fest hielt.
Der Flieger stieg stetig.
Sie wusste, was er meinte. Es wunderte sie nur, dass es ihm aufgefallen war. In ihren Augen war es eine Winzigkeit.
„Ich kann es kaum noch abwarten, das wieder mit Dir zu tun!“ flüsterte G ihr weiter zu.
Sein Kopf war dem ihren so nah dass sie seinen warmen Atem an ihrer Wange spüren konnte. Sein Daumen streichelte behutsam über ihren Handrücken.
„Ich hab`s mir immer wieder vorgestellt seit Du weg warst! Es ist so schön mit Dir … „
„Ich finde es furchtbar in der Flugzeugtoilette, aber wenn Du nicht aufhörst davon zu reden müssen wir Beide gleich dahin!“ gab sie zurück, leise, so ernst wie nur eben möglich.
„Dann kann ich nicht bis zum Hotel warten!“
„Warum findest Du es in der Flugzeugtoilette furchtbar?“ erkundigte sich G ruhig, gelassen bei ihr, mit einem so neutralen Gesichtsausdruck, als diskutiere er einen Zeitungsartikel.
„Hast Du da schon … Erfahrungen?“
„Nein!“ gab Malgorzatta schnell zurück.
„Das möchte ich aber auch nicht unbedingt!“
Der Flieger legte sich gerade. Sie schienen ihre Flughöhe erreicht zu haben.
„Warum?“ fragte G weiter und sah sie interessiert an.
Malgorzatta musste lachen.
„Ich … ich stell` mir das unbequem vor!“ antwortete Malgorzatta verblüfft.
Gs Interesse erstaunte sie. Er hatte es doch wohl nicht wirklich in Erwägung gezogen?
„Ich würde … ein bequemes Hotelbett … vorziehen!“
Gs Lachen war leise. Amüsiert.
Er ließ seine Hand an ihren Nacken rutschen. Zog sie ein wenig zu sich und küsste sie. Langsam, hingebungsvoll, zärtlich.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte er.
„Ich habe Dich unendlich vermisst, seit ich Dich das letzte Mal gehen lassen musste. Auch wenn das bloß fünf Tage her ist!“
G ließ sein Gesicht dem ihren so nah, dass sie seinen warmen Atem an ihrer Wange spürte. Die Bewegung seiner Lippen gegen ihre Haut.
Malgorzatta genoss es.
Seine Wortwahl hatte sie schon berührt.
Für ihn war sie nicht einfach geflogen! Er hatte sie gehen lassen müssen!
Sie hörte wie die Signallampe, die ihnen anzeigte, dass sie bitte sitzen und angeschnallt bleiben sollten, mit dem üblichen kleinen Glockenton verlöschte.
„Ich freu` mich total auf die vier Tage mit Dir, G!“
Sie streichelte sanft über seine Wange.
Ließ etwas verlegen ihre Hand sinken weil die Stewardess jetzt zu ihnen kam.
„Ich werde Ihnen in ein paar Minuten einen kleinen Imbiss servieren!“ ließ sie sie wissen.
„Möchten Sie vorher einen Aperitif?“
„Nein, danke!“ lehnte G sofort ab.
„Danke, für mich auch nicht!“ ergänzte Malgorzatta. Sie vertrug Alkohol schlecht. Ihre kostbare begrenzte Zeit mit G wollte sie nicht mit Unwohlsein vertun!
„Haben Sie sonst einen Wunsch? Kann ich Ihnen eine aktuelle Tageszeitung anbieten?“
Malgorzatta musste ein bisschen grinsen. Sie saßen ziemlich nah beieinander und es war eigentlich offensichtlich, dass sie ihre Finger nicht von G lassen konnte. Dass sie anderes im Sinn hatte als Zeitung lesen!
„Nein, danke.“ meinte G.
Die Stewardess lächelte ihnen zu und ging davon.
Kam nur ein paar Minuten später wieder mit einem kleinen Tablett, auf dem zwei zusammengerollte beigefarbene Gästetücher lagen. Malgorzatta mochte diese Tücher. Sie waren feucht, aromatisiert, und sie schienen eine geheime Zutat zu besitzen, denn ihre Hände wurden immer ganz wunderbar glatt und weich davon.
„Danke schön.“
Malgorzatta nahm ihr Tuch, rollte es erwartungsvoll auseinander und fuhr sich damit genießerisch über die Hände.
Nach einem langen Moment fiel ihr auf, dass G sie dabei beobachtete.
Verwundert sah sie ihn an.
„Hm?“
G grinste ein bisschen.
„Du magst diese Dinger, nicht wahr? Du sieht aus … als genießt Du das!“
Malgorzatta musste lachen.
„Ja … das macht die Hände so schön weich … „
Sie langte hinüber zu G, streichelte kurz über seine Hand.
„ … in Europa gibt es immer nur … diese einzeln verpackten … Erfrischungstücher! So dünne … maschinell hergestellte! Die hier sind … herrlich!“
G lachte leise. Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie rasch.
„Hast Du welche bekommen auf dem Weg nach Los Angeles?“
Er klappte den Tisch im Sitz vor sich herunter und legte das Tuch darauf ab.
„Wie war Dein Flug überhaupt?“
Er streichelte sanft über ihren Rücken.
In diesem Moment kam die Stewardess wieder.
Von einem Wagen servierte sie ihnen die kleinen Tabletts mit den Mahlzeiten.
„Ich habe Rührei-Medaillons mit Krabben auf einem Senf-Honig-Spiegel für Sie! Wir empfehlen einen kalten Chabli dazu!“
„Danke, für mich nicht!“ lehnte G ab.
„Für mich auch nicht, danke schön!“ meinte auch Malgorzatta.
„Darf ich Ihnen etwas anderes zu trinken bringen?“ erkundigte sich die Flugbegleiterin.
„Ein Kaffee wäre schön.“ gab Malgorzatta zurück und lächelte ihr zu.
„Für mich auch einen!“ fügte G an.
„Natürlich. Sehr gerne.“ gab die Stewardess zurück, nickte ihnen mit einem Lächeln zu und ging davon.
Malgorzatta hielt – während sie zu ihrem Besteck griff – für einen Moment inne.
Sie sah zu G.
Er kam ihr vor als würde sie ihn seit Jahren kennen. Dabei waren es gerade `mal acht Wochen. In dieser Zeit hatte er – nach ihrem Empfinden – schon Unsummen ausgegeben. Ihre Flüge bezahlt. Den Luxus-Urlaub in Aspen. Dieses Valentinswochenende. Es kam ihr immer alles sündhaft teuer vor.
Ob er so gut verdiente?
„Was ist?“
G sah sie an.
Malgorzatta räusperte sich rasch.
„Du hast vorhin nach meinem Flug gefragt! Er war schrecklich! Dagegen ist das jetzt hier ... unvergleichlich! Ich fühle mich richtig verwöhnt! Danke G!“
„Keine Ursache!“ gab G ernst zurück. Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie. Langsam. Hingebungsvoll.
Seine Hand streichelte über ihren Rücken.
Er war ihr schon so unendlich vertraut.
Sein Geruch, wenn er aufwachte, wenn er geduscht hatte oder sie zusammen geschlafen hatten.
Sie wusste, wie er seine Tasse hielt wenn er Kaffee trank, wie er sein Besteck hielt oder wie er seine Jacke anzog, sein Shirt auszog.
Sie kannte die Haltung seiner Hand, wenn sie über ihre Schulter rutschte bevor er sie zu sich zog.
Sie wusste sogar, wie er schmeckte, wenn er geschlafen hatte, sie kannte den Geschmack von dem Schweiß auf seiner Haut.
„Es ist so schön wieder bei Dir zu sein!“
Seine Stimme an ihrem Ohr war ein leises Raunen.
Rasch wandte sie den Kopf. Berührte mit den Lippen seine kratzige Wange.
„Ich liebe Dich … „
Sie spürte sein tiefes Ausatmen. Fast wie ein kleiner Seufzer. Sein warmer Atem streifte ihre Haut. Sie suchte seinen Blick, lächelte ihm zu.„Lass` es Dir schmecken! Wenn Du so lange auf Überwachung warst, hast Du sicher auch nichts Ordentliches zu Essen gehabt, oder?“
G lächelte kurz.„Stimmt. So etwas wie hier gab es natürlich nicht!“
Die Stewardess kam mit den zwei Tassen Kaffee an ihre Sitzplätze.
„Bitte sehr!“
Sie stellte die Tassen auf den kleinen Tischchen ab.
„Stimmt etwas nicht mit Ihrem Essen? Sie haben noch nicht … Soll ich Ihnen lieber etwas anderes bringen? Wir haben auch Reistaler mit Kaviar oder Lachsröllchen in Blätterteig!“
„Nein, danke, alles in Ordnung!“ versicherte Malgorzatta ihr rasch.
„Wir waren nur … abgelenkt!“
„Wirklich Ma`m?“ fragte die Stewardess und klang aufrichtig besorgt.
Malgorzatta nickte ihr zu. Lächelte.
„Ja. Bestimmt. Danke für den Kaffee!“
„Gerne, Ma`m!“
Die Flugbegleiterin ging davon.
Malgorzatta sah zu G.
„Wir essen jetzt und flirten danach noch ein bisschen weiter, ja?“
G lachte kurz.
Malgorzatta genoss sein Lachen.
Sie sah, hörte es nicht oft. Er war viel zu ernst. Sie ahnte nur vage, was dahinter steckte.
Er hatte ihr noch nicht viel von seiner Vergangenheit erzählt. Er war auch sehr vorsichtig mit seiner Gegenwart, die er ihr präsentierte. Sie vermutete, dass das nur zu einem Teil mit seinem Job zusammen hing. Doch sie hatte das Gefühl, damit umgehen zu können!
Die Geduld für ihn aufbringen zu können!
„Okay. Lass` es Dir schmecken, Mali!“
G beugte sich zu ihr herüber und drückte ihr einen raschen Kuss auf die Wange.
„Danke, G! Du Dir auch!“
Sie streichelte über seine Hand bevor sie zu ihrem Besteck griff und dann doch erst einen Schluck von ihrem Kaffee nahm.
Er schmeckte frisch aufgebrüht. Er war noch heiß. Und er tat gut.
„Oh, der ist gut!“
Der Kaffee auf dem Weg von Kiew in die USA war grauenhaft gewesen.
Sie hätte lieber eine internationale Fluggesellschaft gebucht, doch ihr Ehemann, so uninteressiert er auch bei ihr Reisen war, hatte ihr nahe gelegt, als Frau des Botschafters eine heimische Airline zu bevorzugen. In Aussicht auf ein Wochenende mit G, das sie auf gar keinen Falle gefährden wollte, hatte sie zugestimmt.
G warf ihr einen kurzen Blick zu. Probierte dann von seinem Kaffee.
„Ja, Du hast Recht!“
Sie tranken beide gerne Kaffee.
„Wie schmeckt es Dir?“ erkundigte sie sich sanft.
„Ist sehr gut.“ gab G zurück, sah sie fragend an.
„Schmeckt es Dir auch?“
„Es ist wunderbar.“ lächelte sie ihm zu.
Als Hauptgericht gab es ein zartes Rindermedaillon im Tagliatellenest mit Käseflöckchen und gefüllten Champignons, und als Nachspeise ein Törtchen aus weißer Mousse au chocolat mit einem Kleks warmer Zartbittersauce an drei Himbeeren.
Es erinnerte Malgorzatta an das köstliche Weihnachtsessen im Chateau Marmont, wo sie mit G am Weihnachtsabend in Los Angeles zum Essen gewesen war.
„Was kann ich Ihnen noch bringen?“ fragte die Stewardess nachdem sie abgeräumt hatte.
„Einen Digestiv, vielleicht einen Likör oder einen Kräuterschnaps? Vielleicht einen Wodka?“
„Nein, danke. Gar nichts für mich!“ lehnte Malgorzatta ab. G schüttelte den Kopf.
Nachdem die Stewardess gegangen war, lehnte er sich in dem breiten Ledersessel zurück.
Malgorzatta sah, dass ihm seine ohnehin schon kleinen Augen fast zufielen.
Langsam, vorsichtig beugte sie sich zu ihm hinüber und legte ihre Hand sanft auf seine Brust.
„Schlaf` ein bisschen!“ flüsterte sie ihm zu.
„Du bist müde! Mach` einfach die Augen zu! Wir fliegen ja noch ein Weilchen!“
G riss die Augen auf, wandte den Kopf und sah sie an.
Er langte nach ihrer Hand, zog ihre Finger an seine Lippen und drückte einen zärtlichen Kuss darauf.
„Ich will nicht schlafen wenn unser Wochenende gerade angefangen hat!“
Malgorzatta streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Über Weihnachten, als sie bei ihm gewesen war, hatte er schlecht geschlafen. Immer nur wenige Stunden am Stück, sie hatte es auf seinen Job geschoben. Und vielleicht auch auf seine veränderte Lebenssituation mit ihr.
„Sollst Du aber! Du bist müde! Bitte G! Ich mach` auch ein bisschen die Augen zu!“
Sie legte den Kopf an seine Schulter. Schmiegte sich an ihn.
Gs kleines Lachen klang zärtlich.
„Okay.“ meinte er halblaut.
Sie spürte seine Lippen an ihren Haaren. Wie er beide Arme um sie legte, sie an sich drückte.
Durch den dünnen Stoff seines Shirts spürte sie die Wärme seiner Haut. So eben seinen kräftigen Herzschlag von der anderen Seite an ihrer Wange.
Und wie seine Atemzüge regelmäßig wurden. Die Kraft seiner Arme an ihren Schultern sich lockerte. G schien eingeschlafen.
Das eintönige Motorengeräusch lullte einen ein. Nur ganz entfernt waren die anderen Passagiere, ihre Unterhaltungen, durch den Vorhang gedämpft in den Reihen weit hinter ihnen zu hören.
Malgorzatta hob vorsichtig den Kopf und sah zu G.
Seine Augen waren geschlossen. Die Atembewegungen seiner Brust gegen ihren Arm ganz ruhig, regelmäßig. Doch selbst jetzt, ihm Schlaf, war sein Gesicht nicht entspannt. So eben waren kleine Fältchen auf seiner Stirn zu sehen, seine Lippen waren fest zusammengepresst. Er war noch immer blass.
„Entschuldigung, Ma`m!“
Die Stewardess blieb bei ihnen stehen.
„Möchten Sie eine Decke?“
Sie langte schon zuvorkommend zu dem Gepäckfach über ihren Köpfen.
„Ja, sehr gerne! Danke!“
„Bitte sehr!“
Die Flugbegleiterin reichte ihr das große, überaus flauschige Stück Stoff aus superweicher Mikrofaser, mit eingearbeitetem Emblem der Airline.
„Haben Sie sonst noch einen Wunsch? Ich könnte Ihnen noch ein Nackenkissen bringen! Für Ihren Mann?“
„Das wäre nett!“ erwiderte Malgorzatta geschmeichelt.
„Sehr gerne.“
Die Stewardess nickte und ging davon. Kam wenige Minuten später zurück mit einem kleinen Kissen mit einem ganz weichen hellblauen Baumwollüberzug.
„Danke schön.“ meinte Malgorzatta.
Die Flugbegleiterin lächelte ihr freundlich zu und ging wieder davon.
Malgorzatta schob behutsam ihre Hand unter Gs Hinterkopf, hob ihn so behutsam wie nur eben möglich an und schob mit der anderen Hand das kleine Kissen darunter.
Natürlich wurde G wach. Zumindest etwas.
Er öffnete die Augen und sah sie an, ohne sie wahrscheinlich richtig zu sehen. Sein Blick rutschte über ihr Gesicht, leer, verschlafen. Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
„Schlaf` weiter, G!“ flüsterte sie ihm zu, küsste ihn rasch auf die Wange.
„Ich hab` Dir nur ein Kissen in den Nacken geschoben, ist sicher ein bisschen bequemer, hm? Alles gut mein Schatz!“
Sie drückte seinen Kopf behutsam gegen das Kissen zurück. G ließ es geschehen. Schloss die Augen wieder. Gab einen unbestimmten Laut von sich. Sie konnte sehen, wie sein Schlaf wieder tiefer wurde. Sein Kopf leicht zur Seite sank.
Malgorzatta musste lächeln.
Konnte den Blick gar nicht abwenden von G weil sie ihn so lange nicht gesehen hatte. Sie freute sich auf ihn. Auf die ungestörte Zeit mit ihm zusammen.
Schon jetzt alleine an ihn gekuschelt bei ihm zu sitzen tat ihr gut. Es gab keinen anderen Ort auf der ganzen Welt wo sie lieber gewesen wäre.
Sie war überzeugt davon, dass es ihr Schicksal war, dass sie ihn getroffen hatte. Dass sie den Umweg über Efremil hatte nehmen müssen um zu G zu gelangen. Sie war auch überzeugt davon, dass sie eines Tages offiziell, legal mit ihm zusammen sein würde.
Sie wusste nur noch nicht, wie das geschehen würde.
G schreckte mit einem Aufkeuchen hoch.
Malgorzatta rutschte von seiner Schulter, von seiner Seite, erschrocken, rappelte sich hoch, desorientiert, während sie sich instinktiv an G festhielt, ihn festhielt.
„Alles gut! Du hast schlecht geträumt, G! Alles in Ordnung!“
Sie musste selbst erst einmal nach Luft schnappen. Ihr Herz raste. Für einen kurzen Moment musste sie überlegen, wo sie eigentlich war.
„Tut mir leid!“
G drückte sie fest an sich.
Malgorzatta spürte seinen flüchtigen Kuss an ihrer Wange. Dass er zitterte. Seine Lippen waren kühl.
Als sie ihren Arm um seinen Nacken legte spürte sie an ihrer Hand den leichten Schweißfilm auf seiner Haut.
„Alles gut, G!“
Sie sah ihn an.
„Ich hab` … „ G fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
„ … die letzten Tage waren ziemlich anstrengend! Tut mir leid!“
Er küsste sie noch `mal, allerdings rasch, abgelenkt.
„Dann ist ja gut, dass Du jetzt ein paar Tage zum Ausruhen hast!“ gab Malgorzatta bemüht sanft zurück. Langsam streichelte sie über seine Schulter.
Sie fühlte sich irritiert.
Dieses Hochschrecken aus dem Schlaf kannte sie von ihm von Weihnachten, als sie bei ihm in Los Angeles gewesen war. Sie kannte es auch von Silvester, das sie zusammen in Aspen verbracht hatten. Damals hatte sie es für eine vorübergehende Sache gehalten. Jetzt war sie sich nicht mehr ganz so sicher!
G versuchte sie mit einem weiteren Kuss zu beruhigen. Sie konnte merken, wie abgelenkt er selbst noch war.
Offenbar verschwieg er ihr etwas! Etwas, das ihn belastete! Sie kannte ihn noch nicht gut genug.
Aber vielleicht hatten sie an diesem Wochenende ein bisschen Zeit zum Reden. Um sich noch weiter kennen zu lernen.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie ihm zu, drückte ihre Wange leicht an seine.
G seufzte leise.
Malgorzatta sah ihn an.
`Was ist?` wollte sie ihn fragen.
Doch in diesem Moment kam die Stewardess zu ihnen und räusperte sich dezent.
Malgorzatta gab Gs Nähe nur ein paar Zentimeter auf.
„Ma`m! Sir! Wir werden in etwa vierzig Minuten in Puerto Vallarta landen! Darf ich Ihnen vorher noch einen Espresso servieren? Oder haben Sie einen anderen Wunsch?“
„Ein Kaffee wäre schön!“ gab G knapp zurück.
„Für mich auch einen bitte!“ ergänzte Malgorzatta.
„Sehr gerne.“
Die Flugbegleiterin lächelte ihnen zu und ging dann davon.
Malgorzatta sah G an.
Der Schlaf hatte ihm nicht wirklich gut getan. Er wirkte nicht erholt.
Die kleinen Fältchen in seinem Gesicht, die sie so sehr an ihm mochte, wirkten um so ausgeprägter.
Sonst, wenn er ausgeruht war, waren sie fast verschwunden und ließen ihn beneidenswert jünger erscheinen.
„Entschuldige mich kurz!“
G küsste sie rasch, ließ sie dann los und stand auf, ging in Richtung der Bordtoilette vorne davon.
Malgorzatta strich ihr Shirt glatt, setzte sich wieder gerade in ihren Sessel.
Die Stewardess brachte zuerst wieder ein kleines Tablett mit zwei zusammengerollten aromatisierten feuchten Gästetüchern.
Malgorzatta nahm ihr Tuch langsam. Strich sich damit über die Hände. Sie konnte es nicht mehr so genießen wie vorhin. Langsam machte sie sich Sorgen um G.
Die Stewardess servierte gerade den Kaffee mit einem kleinen Gebäckstück als er zurück kam.
„Danke.“ meinte er knapp bevor er wieder in seinem Sessel Platz nahm.
Malgorzatta sah ihn prüfend an während G zu dem kleinen Erfrischungstuch griff, es auseinander fallen ließ und sich damit über die Hände fuhr.
Natürlich spürte er ihren Blick und sah sie fragend an.
Malgorzatta erschrak über den langen Moment, in dem sein Gesicht völlig ausdruckslos, sein Blick hart war, bevor ihre Augen sich trafen und G ihr rasch zulächelte.
„Alles gut, Mali, alles okay?“
Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie kurz während er das Tuch beiseite legte.
„Alles gut!“ log Malgorzatta ihn an, streichelte über seinen Arm.
„Ich freu` mich!“
Das war nicht gelogen.
Aber sie sah den freien Tagen mit ihm nicht mehr so sorglos entgegen wie noch ein paar Stunden zuvor.
Die Zeitverschiebung zwischen Los Angeles und Puerto Vallarta schenkte ihnen zwei zusätzliche Stunden.
Während die Passagiere der Economy-Class der Landung gebeten wurden, noch ein paar Minuten auf ihren Plätzen zu bleiben, kam eine Airline-Angestellte direkt nach dem Öffnen der Tür zu ihnen und brachte sie von Bord.
Sie führte sie durch den Zoll, durch die Passabfertigung und gleich zur Autovermietung, wo neben ihrem Mietwagen auch bereits ihr Gepäck wartete.
Malgorzatta war – aufgrund des Botschafterstatus ihres Mannes – ein gewisser Luxus bekannt. Doch diese problemlose zuvorkommende Abfertigung beeindruckte sie um noch einiges mehr!
Sie sah G zu, wie er das Gepäck in den Kofferraum legte, den Deckel schloss und dann um den Wagen herum ging, zur Beifahrerseite, wo er ihr die Tür öffnete.
„Danke G!“
Sie blieb an der offenen Tür stehen, strich über Gs Brust.
G beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
Langsam, hingebungsvoll. Er legte seine Hand sanft an ihre Wange. Ließ sie behutsam bis an ihren Nacken rutschen. Malgorzatta konnte einen Laut des Wohlbefindens nicht zurück halten. Lehnte sich gegen ihn.
„Ich liebe Dich.“ flüsterte G.
Er legte auch seinen anderen Arm um sie. Zum Glück waren sie alleine hier in der Etage des Parkhauses, in dem ausnahmslos teure Wagen standen.
„Danke, G!“ gab sie leise zurück. Streichelte mit der Hand über seine Brust.
„Ich fühle mich unheimlich geschmeichelt … seit Kiew. Und seit Du mir das das erste Mal gesa … geschrieben hast!“
Gs Lachen war leise, zärtlich. Sinnlich.
„Ich kann es kaum abwarten, dass wir im Hotel sind!“ flüsterte er ihr zu.
Malgorzatta musste lächeln. Ließ ihren Arm um seine Seite, unter seine Jacke rutschen.
Gs Stimme an ihrem Ohr war ein leises Raunen.
„ Obwohl ... wenn Du so nah bei mir bist … Dich so an mich lehnst … dann müssen wir wahrscheinlich im Auto … „
Sie musste lachen.
„Oh nein, G, ich glaube nicht! Hast Du schon `mal im Auto?“
„Fast.“ gab G zurück.
Malgorzatta verging das Lachen augenblicklich.
Sie hatte mit einem klaren `Nein` gerechnet!
Natürlich war ihr irgendwo, im Hinterkopf, beruhigend weit entfernt, bewusst gewesen, dass sie nicht die erste Frau in Gs Leben war. Natürlich nicht!
Aber jetzt so überraschend damit konfrontiert zu werden, machte ihr ihre Eifersucht erst richtig bewusst.
Es war völlig albern auf Gs Vergangenheit eifersüchtig zu sein, auf Dinge, die nicht mehr ungeschehen gemacht werden konnten.
Aber das lag daran, dass sie viel zu wenig Zeit mit ihm verbringen konnte! Dass sie viel zu wenig von ihm wusste!
„Hast Du schon `mal?“ fragte G sanft.
Seine Fingerspitzen kraulten sacht ihren Nacken. Sein Blick, der den ihren zärtlich festhielt, strahlte Zärtlichkeit und Wärme aus, die sie tief in ihrem Inneren berührten.
„Nein. Und ich möchte das auch nicht.“
G lachte. Küsste sie rasch.
„Selbst mit mir nicht?“
Malgorzatta stemmte sich auf die Zehenspitzen, suchte sich mit den Lippen an seiner kratzigen Wange bis zu seinem Ohr entlang.
„Any time you want to you can turn me on to anything you want to, any time at all!“
G genoss es.
Sie spürte es daran, wie er seine Schulter an der Seite seines Ohres etwas hoch zog. Wie er seinen Körper an ihren schmiegte und sie dabei sogar ein wenig Richtung des Wagens drückte.
Sie mochte es, die Wärme seines Körpers, seine Kraft an ihrem, sie fast ein wenig überwältigend zu spüren.
„Aber nur mit getönten Scheiben! Auf der Rückbank! Und nicht hier im Parkhaus!“
G lachte.
„Ich halt` das `mal im Hinterkopf! Fahren wir jetzt … „
Er küsste sie. Schob sie sanft Richtung des Beifahrersitzes.
„ … zum Hotel?“
„Sehr gerne, G!“
Malgorzatta erwiderte seinen Kuss sekundenlang rasch.
Dann rutschte sie auf den Sitz.
G schloss die Tür.
Ging um den Wagen herum und stieg auf der Fahrerseite ein. Er zog die Tür hinter sich zu, startete den Motor, legte den Sicherheitsgurt an und lenkte den Wagen dann aus dem Parkhaus.
Malgorzatta legte ihre Linke auf seinen Oberschenkel.
Bereits eine Angewohnheit wenn sie mit ihm fuhr.
G schaltete die Klimaanlage etwas höher.
Malgorzatta kannte Mexiko nicht. War noch nie im Land gewesen.
Schon die Architektur unterschied sich gravierend von der der USA. Die Leute sahen anders aus. Die Straßen waren bunter. Auch dreckiger. Werbetafeln in anderer Sprache für andere Produkte.
Allmählich fühlte es sich nach der Flucht aus dem Alltag an, die sie betrieben.
Der Blick auf die Küste war atemberaubend.
Ein breiter Strand, an dem der Sand wirklich eine goldene Farbe hatte. Sacht liefen die Wellen des Pazifik daran aus, der zum Horizont hin viele verschiedene Blautöne aufwies. Malgorzatta fühlte sich ganz kurz, verschwommen, an einige von Gs blauen Shirts, seine Hemden erinnert.
An die andere Seite des Strandes grenzten hohe Hotelkomplexe so weit das Auge reichte. Ein typischer Urlauberstrand.
Es wirkte nicht unbedingt romantisch.
Und es war ziemlich heiß.
Malgorzatta freute sich trotzdem darauf.
Auf ein luftiges, sonniges, sauberes Zimmer mit G, auf ein paar Stunden am Strand mit ihm, auf ein paar ruhige ansprechende Mahlzeiten und vielleicht auch einen kleinen Bummel in der Stadt.
Sie freute sich darauf, an seiner Seite zu schlafen, bei ihm zu liegen, einfach nur, bei ihm zu sein.
Sie würde sich auch mit viel weniger zufrieden geben, hatte sie nur seine Gesellschaft.
`Puerto Vallarta Spa and Resort` hieß ihr Hotel.
Es war ein hoher, lang gezogener Bau, strahlend weiß im Sonnenschein, mit unzähligen blitzenden Fensterscheiben und vielen, am breiten Eingang geschäftig hin und her flitzenden Angestellten.
Zwei öffneten ihnen die Wagentüren nachdem sie vorgefahren waren. Einer nahm G die Autoschlüssel ab und reichte ihm eine Parkkarte. Wünschte ihm eine angenehmen Aufenthalt.
Ein anderer führte sie ins Hotel zur Rezeption. Und wünschte ihnen einen angenehmen Aufenthalt.
Die Anmeldung lag in einer weiten lichtdurchfluteten Halle mit einer Glaswand, in der einige Scheiben offen standen. Man roch direkt den Sonnenschein, den Sand und das Wasser da draußen.
Eine ständig lächelnde, nichtssagend freundliche Angestellte checkte sie als Mister Jason und Mrs. Malin Tedrow ein. Malgorzatta gefiel ihr Pseudonym von Mal zu Mal besser. Sie kannte es seit Aspen.
Die servile Angestellte brachte sie hinauf in die Imperial Suite.
Sie lag im obersten Stockwerk.
Malgorzatta konnte nur dastehen und staunen während G die Angestellte mit einem Trinkgeld verabschiedete nachdem sie sie kurz in der Suite herumgeführt hatte. Dann musste sie einfach noch `mal herumgehen und sich alles genau ansehen.
Es gab einen großen Wohnraum mit kühl gekacheltem Boden, einer weiten Sitzlandschaft in Beige mit vielen kleinen farblich passenden Kissen und einem riesigen Fernseher im Regal gegenüber. Die Glaswand war nicht mehr als eine große Schiebetür, die hinaus auf eine große Terasse führte. Die dünnen Gardinen bauschten sich leicht in der Brise, die hereinwehte, weil die Tür einen breiten Spalt offen stand.
Vom Wohnraum gelangte man in den Schlafraum.
Hier gab es ein großes Bett, weiß, vor einer hellgrauen Wand, mit vier dicken und zwei kleineren weißen blitzsauberen Kissen an den Kopfenden, einer weißen Decke und einer hellgrauen Tagesdecke zur Hälfte darüber gezogen. Es lagen tatsächlich rote Rosenblätter darauf verteilt.
Der Schrank hatte verspiegelte Türen. Auch hier gab es einen großen Fernseher. Eine schmale gepolsterte Bank stand am Fußende des hohen Bettes. Eine sanft geschwungene Chaiselongue befand sich links neben der Terrassentür, richtig schön altmodisch und ein wunderbarer Hingucker in dem sonst so modern eingerichteten Raum mit den übrigen zwei hellen Wänden und den klaren Formen.Das Bad war ebenfalls großzügig.
Die Badewanne war frei stehend, oval, mit wellenförmigem Rand. Es gab eine Dusche mit breitem eckigen Duschkopf, durch eine blitzsaubere Glaswand vom übrigen Raum getrennt. Zwei eckige Waschbecken vor einer langen Spiegelwand. Die Toilette befand sich getrennt.
Zwei herrlich flauschig aussehende Bademäntel hingen an Haken links neben der Tür. Unzählige kleine Flaschen mit Shampoo, Conditioner, Duschgel und Badegel standen an den Waschbecken. Es gab kleine Seifen in einer Schale, kleine Tuben mit Zahnpasta und in Plastiktüten verschweißte Zahnputzbecher aus schwerem Kristall.
Vom Schlafraum aus gelangte man ebenfalls durch eine breite Glasfront auf die Terrasse. Sie war groß.
Zur Hälfte überspannt von einem Sonnendach aus hellem Segeltuch.
Ein Geländer aus Glasscheiben begrenzte sie zur rechten Seite hin. Der Boden war hell gefliesst.
Ihre unsymmetrische Form ergab sich durch die Begrenzung durch die Felswand an der Kopfseite, das Hotel reichte bis an die nebenliegende Klippe heran.
Dort hinein war ein kleiner Wasserfall angelegt worden, breitflächig, schmal, ein absoluter Hingucker mit leisem gefälligem Rauschen.
Links gab es einen Jakuzzi. Daneben luden zwei Sonnenliegen aus dunklem Korb mit dicken hellen Polstern zum Entspannen ein, ein niedriger Tisch stand zwischen ihnen. Weiter vorne am Geländer gab es noch eine kleine Sitzgruppe unter einem Sonnenschirm.
An der Kopfseite der Terrasse, schräg zum Geländer, stand eine Cabana mit einer breiten hellen Liegefläche, Nackenrollen und sich sanft in der Brise bauschenden, zurückgebunden Vorhängen.
Malgorzatta stand völlig überwältigt in der offenen Glastür nach draußen.
Das war purer, völlig unerwarteter, unbekannter Luxus. Sie war einiges an Annehmlichkeiten gewöhnt wenn sie mit Efremil reiste. Doch das hier übertraf ihre Vorstellungen für dieses lange Wochenende bei Weitem.
G musste sich in horrende Unkosten gestürzt haben. Wie in Aspen schon.
Sie schloss die Augen um den Moment für immer zu speichern. Das Gefühl des breiten Sonnenstrahles auf ihren Füßen. Den Windhauch an ihren Armen. Sie roch den Pazifik. Hörte das Rauschen der Wellen. Und das leise, angenehme Plätschern des Wasserfalles.
Und jetzt spürte sie Gs Hand, sacht an ihrem Rücken während er an sie herantrat, die Wärme seines Körpers an den ihrem kam
„G, ich möchte bitte unbedingt einmal in der Cabana mit Dir schlafen!“
G lachte.
„Gefällt es Dir?“
Seine Stimme war halblaut.
Malgorzatta wandte sich ihm zu und sah ihn an.
G berührte mit den Lippen ihre Haare.
„Es ist wunderschön hier!“
Sie umarmte ihn, schmiegte sich an ihn.
„Du musst ein Vermögen … „
G küsste sie rasch. Sie konnte nicht weitersprechen.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte er halblaut, sah sie an.
Durch das helle Tageslicht hier leuchtete das Blau seiner Augen um so mehr. Seine Haut war noch immer blass. Die kleinen Fältchen um seine Augen deutlich. Die Barthärchen über seinen Wangen, seinem Kinn, über seiner Oberlippe und an seinem Hals waren dunkel. Lang.
Behutsam legte sie ihre Hand an seine linke Wange und streichelte sanft darüber.
„Du sollst nicht so viel Geld für mich ausgeben, G!“ mahnte sie leise.
G lächelte.
Er wirkte müde.
Rasch wandte er den Kopf, zu ihrer Hand, und drückte einen Kuss in ihre Handinnenfläche.
„Ich liebe Dich, cormoara meu!“ meinte er bloß noch `mal.
„Ich geh` eben duschen! Ich bin von der Überwachung direkt zum Flughafen. Es fühlt sich grad` … nicht so gut an!“
Er wollte sich abwenden.
Malgorzatta hielt ihn fest. Am Arm.
Stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn rasch.
„Du fühlst Dich wunderbar an! Danke G!“
G lachte ein bisschen verlegen. Er konnte schlecht mit Komplimenten umgehen.
Seine Hand strich leicht über ihren Arm bevor er sich abwandte und ins Schlafzimmer zurück ging.
Malgorzatta sah ihm nach. Sah auf seine breiten, muskulösen Schultern. Seinen akkuraten Haarschnitt mit dem absolut geraden Abschluss im Nacken. G hielt den Kopf gesenkt.
Malgorzatta schlüpfte aus ihren Schuhen und trat auf die Terrasse. Sofort hüllte die warme Luft sie ein. Es war fast so, als tauche man in Sonnenstrahlen ein. Die Atmosphäre war ganz klar und sauber hier, man spürte die reinen Moleküle fast direkt auf der Haut.
Sie ging zu dem Geländer auf der rechten Seite. Der Blick über den Pazifik war weit. Wieder konnte man die verschiedenen Blautöne erkennen, türkis zum Strand hin bis dunkelblau zum Horizont. Unterbrochen von der weißen Gischt der schmalen Wellen.
Ein paar Schwimmer waren unterwegs. Ein paar Jet-Ski-Fahrer. Ein paar kleine Motorboote.
Ein paar bunte Tupfen am Strand waren Menschen in Badebekleidung, ausgebreitete Strandtücher, Sonnenschirme.
Der Restaurantbetrieb des Hotels grenzte dem Gebäude direkt an und lief zum Strand hin aus.
Malgorzatta ging langsam über die Terrasse, begutachtete den Jakuzzi, in dessen Wasser ebenfalls Rosenblüten schwammen.
Dann ging sie wieder hinein.
Vielleicht konnte sie G in der Dusche überraschen. Sie hatte jetzt richtig Lust auf ihn. Vielleicht ließ er sich verführen wenn er sich in der luxuriösen Dusche etwas besser fühlte.
Malgorzatta stoppte in der Schlafzimmertür.
Abrupt.
G lag auf dem Bett. Auf dem Rücken. Wie auf den Rand gesetzt und nach hinten umgekippt. Seine Haltung war so merkwürdig, dass sie erstmal besorgt an das Bett schlich und auf Gs Oberkörper starrte. Er hob und senkte sich ganz regelmäßig mit dem Stoff seines Shirts. Ab und zu war ein kleiner Schnarcher zwischen Gs Atemzügen. G schlief.
Malgorzatta musste nach der ersten Verblüffung lächeln. Der Anblick rührte sie.
Er musste totmüde gewesen sein.
Er hatte sogar seine Schuhe noch an.
Seine Arme lagen, in einer rührenden Art und Weise, wie sie sie sonst nur von sehr kleinen Kindern kannte, rechts und links neben seinem Körper über Schulterhöhe. Sein Gesichtsausdruck war nicht entspannt. Wirkte verkniffen. Sie konnte sehen, dass seine Augenlider leicht zitterten. Wie sich im Schlaf seine Augäpfel unter den Lidern bewegten.
Gerne hätte sie etwas getan, dass sein Schlaf ruhiger, erholsamer wurde. Doch sie wusste nicht, was!
Ihr Aufenthalt hier erschien ihr plötzlich nicht mehr ganz so sonnig.
Bedrückt verließ sie leise den Schlafraum. Nach Aspen hatte sie wirklich gehofft, dass Gs Leben ein bisschen ruhiger werden würde. Das ihre gefestigte Beziehung ihm gut tun würde. Doch offensichtlich hatte es nichts mit ihnen Beiden zu tun!
In der kleinen Küchenzeile im Eingangsbereich öffnete sie so leise wie nur eben möglich den Kühlschrank und nahm eine kleine Flasche Orangensaft heraus.
Dann ging sie durch die offen stehende Glastür im Wohnraum wieder auf die Terrasse.
Sie setzte sich in einen der breiten bequemen Korbsessel.
Es war herrlich.
Die Polster waren weich. Die Luft hier fühlte sich an wie gereinigt, roch nach Pazifik und fühlte sich samtweich auf der Haut an. Allmählich spürte sie auch ihre Erschöpfung, nach der langen Anreise nach Los Angeles, und die Zeitverschiebung.
Behutsam trank sie einen kleinen Schluck von dem Orangensaft. Sie wollte sich auch etwas ausruhen.
Aber sie war ja nicht mit G hergekommen um getrennt von ihm zu sein.
Also ging sie wieder in den Schlafraum und streckte sich dort neben G aus, rutschte so nahe wie möglich an ihn heran möglichst ohne ihn zu wecken.
So eben spürte sie die Wärme seines Körpers an ihrem Arm. Sie lauschte auf Gs Atemzüge. Sie waren ganz ruhig. Regelmäßig.
Die Matratze war dick. Hoch. Angenehm straff. Die Tagesdecke war weich, dicht vom Stoff her und sie roch, genau wie das kleine Kissen, auf das sie ihren Kopf gelegt hatte, frisch und sauber.
Es tat gut, einfach nur zu liegen, die angespannten Muskeln nach und nach zu entspannen. Ihre Gedanken jetzt endlich `mal zur Ruhe kommen lassen zu können. Der einzige Mann, um den sie sich immer sorgte, wenn er nicht bei ihr war, lag nun nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt. Sie brauchte keine Angst zu haben, dass ihm etwas passierte, dass er einen gefährlichen Auftrag hatte. Es ging ihm nur nicht gut.
Aber vielleicht würde sie das in den nächsten Tagen ändern können. Jetzt würde ihm sicher erst einmal der Schlaf gut tun!
Eine ungenaue Berührung an der Wange weckte sie so eben. Sie musste eingeschlafen sein. Fühlte sich daneben als sie nun Gs Kuss neben ihren Lippen spürte. Dass er sich leicht über sie gebeugt hatte!
Dann weckte sie endgültig ein Geräusch.
Das Klappern einer Tür.
Als sie blinzelte, sich verschlafen auf den Bauch drehte, erkannte sie so eben G, der aus dem Badezimmer kam, nur mit einem Badetuch um die Hüften gewickelt.
„Mmhh … man denkt, man träumt immer noch wenn man die Augen aufmacht und Dich so herumlaufen sieht!“
G lachte.
Er kam zum Bett, rutschte auf die dicke Matratze, neben sie, beugte sich über sie und drückte ihr einen langen Kuss in den Nacken.
Es waren noch einige Wassertropfen in seinen Barthärchen, die sie jetzt an ihrer Haut spürte. Seine Haut war weich, aufgequollen vom Duschen. Er roch betörend.
Malgorzatta langte mit ihrem rechten Arm nach hinten und schlang ihn, so gut es ging, um Gs Arm.
„Hast Du gut geschlafen?“ hörte sie ihn fragen, spürte seine Lippen weiterwandern, Richtung ihres Halses, ihrer Wange, ihres Ohres.
„Ja, ganz gut. Und Du?“
Langsam zog sie seinen Arm weg.
G lachte.
Er ließ es geschehen.
Malgorzatta drehte sich rasch auf den Rücken als sie spürte, wie G sich über sie sinken ließ. So gut es ging rutschte sie nah unter seinen Körper während sie ihre Hände sacht an seinen Seiten streicheln ließ.
Sie beobachtete, wie Gs Gesicht sekundenlang einen achtsamen Ausdruck annahm bevor er sich darauf einließ. Sein Gewicht auf seinen Unterarmen neben ihrem Kopf abstützte während er die Finger seiner rechten Hand leicht, spielerisch durch ihre Haare streicheln ließ.
„Ja … tat ganz gut.“ meinte er dabei. Er sah sie einen langen Moment an bevor er den Kopf senkte und sie küsste.
Malgorzatta ließ es geschehen. Streckte ihren Körper unter seinem aus, versuchte, sich noch ein bisschen zu entspannen. Es sofort zu genießen, statt sich langsam dahin führen zu lassen, wie meist. Wie immer war ihre Zeit begrenzt. Sie wollte so viele Erinnerungen wie nur möglich mitnehmen.
„Du hast nicht … so ganz entspannt ausgesehen als Du geschlafen hast, G!“
Behutsam streichelte sie mit den Fingerspitzen über seine Brust. Sah ihn prüfend an. G wirkte nicht mehr ganz so müde. Der Schlaf schien ihm diesmal gut getan zu haben.
„Hast Du sehr viel gearbeitet in den letzten Tagen? Ich mach` mir ein bisschen Sorgen um Dich!“
„Das musst Du nicht!“
G schob seinen linken Arm unter ihren Kopf, in ihren Nacken.
Seine Rechte streichelte warm zu ihrer Wange.
„Es ist alles in Ordnung … vor allen Dingen jetzt … so nah bei Dir … ich hab` mir das so gewünscht!“
Malgorzatta musste lächeln. Geschmeichelt.
„Ich auch, G! Es ist so schön mit Dir hier … in dieser wunderschönen Umgebung … es ist schön, dass wir endlich ein bisschen Zeit haben!“
„Es ist wunderbar mit Dir, Mali … „
G senkte den Kopf und küsste sie.
Seine Rechte streichelte ihre Wange hinab. Über ihren Hals. Über ihr Dekollette und hin zu der Knopfleiste ihrer Bluse. Langsam begann er, die kleinen Knöpfe durch die Löcher zurück zu schieben.
Es gelang ihm mit einer Hand nur umständlich weil die Knöpfe sehr klein, flach waren.
„Soll ich Dir helfen?“ flüsterte sie ihm leise, amüsiert zu als sie spürte, wie seine Finger zu zittern begannen.
„Ja … mach` … sonst reiß` ich sie Dir gleich `runter … „ gab G nach einem Moment ergeben zurück.
Malgorzatta schob seine Hand sanft beiseite, knöpfte ihre Bluse auf. G ließ sich etwas zurück auf die Matratze sinken. Malgorzatta registrierte irritiert, wie interessiert er ihr zusah. Langsam ließ sie den dünnen Stoff von ihren Schultern rutschen.
G streichelte kurz über ihren Arm.
„Machst Du weiter?“
Eigentlich liebte sie es wenn sie sich gegenseitig auszogen. Es war wie ein Geschenk auszupacken wenn sie sich lange nicht gesehen hatten. G hatte es Weihnachten so genannt.
Das Interesse in seinen Augen, jetzt, wo er ihr zusah, verwirrte sie ein bisschen. Gefiel ihr jedoch auch!
Also ließ sie ihre Bluse langsam neben sich auf die Matratze fallen.
Langsam strich sie erst den einen, dann den anderen Träger ihres Hemdes von ihren Schultern. Schlüpfte langsam mit den Armen hinaus. Dann griff sie zum Saum und zog sich das Hemd über den Kopf.
Gs Blick auf ihrem nun fast nackten Oberkörper war ihr unangenehm, auch wenn sie ihren BH extra wieder für ihn gekauft hatte.
Es gefiel ihm, wenn sie schöne Unterwäsche trug. Hatte es von Anfang an.
„Du sieht wunderschön aus!“ meinte G leise, berührt, und seine Stimme zitterte ein bisschen.
„Du hast wieder … so etwas Schönes an!“
Er beugte sich etwas zu ihr vor und strich mit dem Zeigefinger den Spitzenträger von ihrer Schulter, drückte ihr einen langen Kuss auf die Haut.
„Ich hab` das eigentlich lieber wenn Du das machst, G … „
Sie streichelte über seine Schulter.
„Und ich habe gerade festgestellt, wie wunderbar ich das finde, Dir dabei zuzusehen!“ erwiderte G halblaut, zärtlich. Er ließ seine Lippen von ihrer Schulter über ihr Dekollettè rutschen, langsam ihren Hals hinauf, bis hin zu ihren Lippen. Er küsste sie. Malgorzatta streichelte mit der Hand leicht über seinen Hinterkopf. Genoss das Kratzen seiner kurzen Haare gegen ihre Handinnenfläche. Sie spürte noch die Feuchtigkeit vom Duschen.
Gs Finger streichelte leicht über die weiße Spitze, die weißen Seidenbänder ihres Bhs.
„Das fühlt sich wunderbar an!“ flüsterte er ihr zu, streichelte mit den Lippen über ihre Wange, Richtung ihres Ohres.
„Und Du siehst immer so hübsch aus in diesen Sachen!“
„Danke G!“ flüsterte sie ein wenig verlegen zurück.
„Darf ich Dir gleich … Dein Badetuch ausziehen? Oder möchtest Du, dass ich zugucke wenn Du es machst?“
G lachte auf.
Das geschah nicht oft.
Deswegen sah er für sie fast fremd aus wenn er lachte.
„Ich denke, das hat sich gleich schon von alleine erledigt. Es fühlt sich ziemlich locker an … „
„Oh … „
Malgorzatta streichelte mit der Hand langsam seine Seite hinab. Bis zu Gs Hüfte, bis zum Rand des dickes Badetuches. Behutsam schob sie ihren Zeigefinger unter die unterste Lage an seiner Haut.
G streichelte mit den Fingern spielerisch durch ihre Haare.
„Es ist schön, wieder mit Dir zusammen zu sein, Mali, es wirkt immer alles so … einfach mit Dir … ich habe mich wirklich danach gesehnt!“
Er küsste sie nachdrücklich auf die Stirn.
Malgorzatta hielt ganz still. Suchte dann seinen Blick.
„Wie meinst Du das, G?“
G erwiderte ihren Blick ernst. Ruhig.
„Dass ich gerne wieder mit Dir zusammen sein wollte!“
Erst jetzt blitzte der Schalk in seinen blauen Augen. Malgorzatta musste lachen. Sie drängte sich an ihn.
„Ja … habe ich verstanden … „
Sie reckte den Kopf zu ihm hinauf. Küsste ihn.
„Ich liebe Dich, G!“ meinte sie dann, streichelte mit der Linken über seine Brust. Seine Haut war makellos. Glatt. Weich. Das hatte sie in Rio schon bewundert.
„Ich liebe Dich wirklich, G … „
G senkte den Kopf und küsste sie. Malgorzatta erwiderte seinen Kuss. Vorsichtig bewegte sie ihre Finger um das Tuch zu lockern, doch sie spürte, wie G rasch seine Hand auf ihre legte, sie festhielt.
„Du bist noch nicht dran! Du hast noch viel mehr an .. „
Sie musste lachen.
Es verging ihr schnell als G seine Lippen über ihren Hals hinabstreichen ließ, über ihr Dekollete, ihre Brust hinab. Tupften ihren Oberkörper hinunter, ab und zu mit einem Streicheln seiner Zungenspitze dazwischen bis zu ihrem Bauchnabel am Bund ihrer Leinenhose.
Seine Hände wanderten langsam zu dem Knopf. Schoben ihn noch langsamer durch das Knopfloch zurück. Behutsam zog G den Reißverschluss zurück. Dann strichen seine Finger den Stoff beiseite.
Er ließ seine Lippen weiterwandern. Zum Rand ihrer Shorts.
Malgorzatta strich mit der Hand abgelenkt über seinen Kopf, über seine kurzen Haare während sie den kleinen Rausch in ihren Kopf genoss.
G zog den hellen leichten Leinenstoff von ihren Hüften, von ihren Beinen. Er warf ihn auf die Matratze. Spielerisch streichelte er mit der Hand über ihren Bauch. Behutsam über den spitzenverzierten Stoff ihrer Shorts. Seine Finger zupften leicht an den Seidenschleifen. Wieder senkte er den Kopf, über ihren Bauch, umspielte mit der Zungenspitze sacht ihren Bauchnabel. Er zupfte mit den Zähnen behutsam an ihrer Haut bevor er mit den Lippen weiter hinabstrich, zum Saum ihrer Shorts, den er mit den Fingern noch etwas weiter hinabschob, seine Lippen folgen ließ.
„G … „
Malgorzatta hielt ganz unwillkürlich den Atem an.
Gs Hände wanderten langsam ihren Oberkörper hinauf. Rutschten an ihren Rücken, zum Verschluss ihres BHs, und öffneten ihn geschickt. Auf dem Weg nach vorne nahmen seine Finger langsam den Stoff mit. Malgorzatta schlüpfte mit den Armen hinaus.
G ließ den Stoff von ihrem Körper rutschen. Streichelte mit seinen warmen Händen langsam, sanft über ihren Oberkörper.
Seine unendlich sachten Berührungen verstärkten ihr Verlangen, ihn ganz nah bei sich haben zu wollen, schnell.
„Komm, G … bitte … „
G hob den Kopf und sah sie an.
Sein Gesichtsausdruck war ernst. Angespannt.
Er ließ seine Hände zu ihrem Nacken wandern. Beugte sich über sie und küsste sie. Malgorzatta rutschte noch ein bisschen mehr unter seinen Körper.
Schlang beide Arme um seinen Nacken während sie sich an seinen nackten Oberkörper schmiegte. Seine Haut an ihrer war warm, weich.
Seine Nähe hüllte sie ein.
„Mmmh … das ist schön mit Dir, Mali … „
Gs Kuss war innig. Fordernd.
Malgorzatta konnte sich gut darauf einlassen.
Mittlerweile harmonisierten sie gut zusammen. Das hatte sich in Los Angeles sehr schnell ergeben, wo sie fast unendlich Zeit füreinander gehabt hatten.
„Ich bis so froh, dass ich wieder bei Dir bin, G!“
Behutsam ließ sie ihre Finger zu seinen Wangen streicheln. Nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn. G erwiderte ihren Kuss sofort.
Seine Hände strichen langsam von ihrem Nacken über ihre Schultern hinab, über ihre Oberarme und dann von dort über ihre Seiten hinab bis zum Bund ihrer Shorts.
Vorsichtig, langsam begann er, den leichten Spitzenstoff über ihre Hüften hinab zu ziehen.
Malgorzatta musste lachen.
Behutsam löste sie die Lippen von den seinen, behielt ihr Gesicht dem seinen aber ganz nah.
„Du schummelst! Du warst noch gar nicht dran!“ meinte sie während sie bereitwillig aus den Shorts schlüpfte.
G lachte.
„Was meinst Du?“
Seine Lippen streichelten über ihre Wange während er ihr die Frage zuraunte.
Seine Hände wanderten langsam über ihren unteren Rücken. Strichen warm über die Wölbung ihres Pos.
Im ersten Moment konnte sie nicht antworten.
Sie musste sich räuspern.
„Das ist schön, G … aber wir wollten doch … abwechselnd … ?“
„Wenn Du so schöne Sachen anhast kann ich mich nicht zurück halten!“
Sie spürte Gs warmen Atem an ihrem Ohr während er flüsterte. Schmiegte sich noch etwas enger an ihn. Langsam streichelte sie mit ihrer Hand, ihren Fingernägeln seinen Rücken hinab.
G stöhnte leise, behaglich.
„Ich merke genau, was Du da machst!“ flüsterte er ihr zu, küsste ihre Lippen fest.
Malgorzatta hatte ihre Finger suchend nach dem Ende des Badetuches tasten lassen während sie Gs Kuss erwiderte.
Jetzt bekam sie die Ecke zu fassen und zog sie aus dem Stoff, lockerte das dicke weiche Tuch.
G lachte.
Es war eine Mischung aus amüsiert und angespannt.
Malgorzatta streifte den Stoff beiseite ohne Hinzusehen weil Gs Blick den ihren festhielt.
Sie konnte gegen ihren Oberkörper seine raschen Atembewegungen spüren. Den leichten Schweißfilm an seiner Haut.
Durch die einen Spalt offen stehende Glastür konnte sie einen leichten Lufthauch an ihren Füßen merken.
Ihr wurde noch viel wärmer als G jetzt das Badetuch mit einer kurzen raschen Bewegung zwischen ihrer beider Körper wegzog. Sein warmer Körper sich an ihren schob, schwer, flächig.
G streckte seine Arme aus, ließ seine Finger an ihren Armen entlang streicheln, bis zu ihren Händen. Fest grub er seine Finger zwischen die ihren.
Malgorzatta stöhnte leise.
Sie mochte es, Gs Kraft, seine Stärke zu spüren. Wie unendlich zärtlich er damit sein konnte.
Sein Kuss war intensiv. Das Spiel seiner Zunge mit der ihren begehrlich.
„Komm … G … „ flüsterte sie ihm schließlich zu, als sie atemlos war, löste ihre Rechte aus seiner Hand und streichelte mit dem Arm hinauf bis zu seiner Schulter, bis an seinen Nacken. An ihrer Haut spürte sie den leichten Schweißfilm dort.
„Jetzt … ja … ?“
Gs Stimme war ein leises Raunen. Sein Blick rutschte fragend über ihr Gesicht.
Es war so süß von ihm, dass er durchgehend um ihr Wohlergehen besorgt war. Malgorzatta berührte das seit Rio. Am Meisten beeindruckten sie seine kleinen, wie selbstverständlichen zärtlichen Gesten, von denen sie sich wunderte, wie er dazu gekommen war. Soweit sie wusste, hatte er schon seit Längerem keine lebenden Angehörigen mehr. Dazu hatte er wohl eine unruhige Kindheit gehabt. Einige seiner Verhaltensmuster wiesen darauf hin. Um so mehr wunderte sie dieses
besorgte Vertrauen ihr gegenüber einmal mehr.
Malgorzatta reckte den Kopf hoch und küsste ihn.
Langsam nahm sie ihre Beine ein wenig auseinander. Erwartungsvoll.
G küsste sie kurz.
Sein Blick blieb an ihrem Gesicht hängen, achtsam, angespannt, sehr ernst.
Sie hatte ihm das noch nicht abgewöhnen können. Sie hatte es nicht gerne so ernst. Unbeschwertheit und Humor waren ihr dabei lieber. Sie mochte es, wenn sie dabei lachten.
Eine ganz leichte feuchte Spur zog sich ihren Oberschenkel hinauf, an der Innenseite, als Gs Glied über ihre Haut strich, auf dem Weg hinauf.
Ganz unwillkürlich hielt sie den Atem an. Wandte den Blick nicht von seinem Gesicht.
„Schön … mach weiter!“
Gs Körper schob sich ganz langsam, schwer über ihren.
„Alles okay für Dich?“
Seine Stimme war leise. Rau. Zärtlich-besorgt.
„Alles wunderbar, G … „
Sie drängte sich ihm entgegen. Streichelte mit der Rechten langsam seinen Rücken hinab, ließ ihre Linke folgen, ließ sie an der sanften Wölbung seines unteren Rückens liegen wie um ihn zu ermutigen, aufzufordern.
G verharrte still. Schloss für einen kurzen Moment die Augen bevor er sie wieder ansah. Kleine Schweißperlen waren mit einem Mal auf seiner Stirn zu sehen.
Malgorzatta wischte behutsam mit dem Zeigefinger darüber. Reckte den Kopf und küsste G auf die Lippen.
„Das ist so schön wieder so nah bei Dir … „
Sie streichelte mit den Händen über seine warme Haut.
G senkte den Kopf und küsste sie.
Seine Zungenspitze streichelte aufreizend langsam über ihre Lippen. Sehr behutsam begann er, sich geben sie zu bewegen.
Malgorzatta seufzte leise. Drängte sich ihm entgegen.
„Das fühlt sich so gut an mit Dir, Mali … „ raunte G.
Malgorzatta schlang ihre Beine über Gs. Ihre Hände konnten gar nicht so schnell über seinen Körper streicheln wie sie ihn fühlen wollte.
Gs Küsse wurden ungestüm. Seine Bewegungen gegen ihren Körper nahmen sehr rasch an Intensität zu.
Das erste Mal, wenn sie sich lange nicht gesehen hatten, dauerte nie lange. Da konnte sie es kaum erwarten. Und G wohl auch nicht!
Er war zärtlich und achtsam, wie immer, aber sie wollte keine zärtliche Spielerei, wie sie sie sonst meist hatten. Wenn sie sich lange nach ihm gesehnt hatte war sie zu ungeduldig dafür. G schien es nicht anders zu gehen.
Doch mehr noch als ihren eigenen Höhepunkt genoss sie dann eigentlich Gs.
Diesen langen Moment, in dem er sie ganz fest an sich presste, atemlos, so nah, dass sie seinen jagenden Herzschlag gegen ihre Brust spüren konnte. Er hielt seine Wange ganz dicht an ihre gedrückt. Seine Haut war schweißnass, heiß.
Ganz allmählich ebbte auch die Anspannung in ihrem Körper ab.
Kehrte ihr Bewusstsein wieder komplett in die Realität zurück, zu der dicken Matratze mit der zerwühlten Decke, dem warmen Lufthauch von der Tür durch den Raum, über das Bett, über ihre erhitzte Körper.
Und zu Gs Liebeserklärung ganz nah an ihrem Ohr, während seine Hände über ihre Schultern mit einem leichten Zittern an ihren Nacken rutschten.
Seine Stimme war ein heiseres, halblautes Raunen.
„Cormoara meu … das ist so schön mit Dir … „
Er küsste sie ungenau auf die Wange.
„Das war wunderschön, G … „
Sie konnte sich nicht entschließen, ihn los zu lassen. Wollte noch nicht `mal ihre Umarmung lockern.
Dennoch löste sich ihr Griff etwas als G sich in ihren Armen etwas aufrichtete, den Kopf wandte und sie auf die Lippen küsste.
Sein Lächeln war zärtlich. Klein. Er wirkte erschöpft.
Malgorzatta streichelte mit der Hand behutsam über seine verschwitzte gerötete Wange. Strich mit dem Handgelenk sanft die kleinen Schweißperlen von seiner Stirn.
G ließ es geschehen.
Legte für einen Moment den Kopf in den Nacken, schloss die Augen. Dann sah er sie wieder an. Der Blick seiner schönen blauen Augen war ein wenig verhangen. Doch so zärtlich, dass Malgorzatta einmal mehr ganz warm in der Herzgegend wurde.
„Ich liebe Dich.“ flüsterte sie ihm zu.
G lächelte matt.
„Sagst Du`s noch `mal!“ raunte er ihr zu, senkte leicht den Kopf, küsste sie. Ein kleiner Schweißtropfen war an seine Lippen geraten. Er schmeckte salzig.
„Ich liebe Dich, G! Ich kann Dir das das ganze Wochenende über sagen!“
G lachte leise.
„Entschuldige!“ raunte er ihr zu, rutschte neben sie.
Malgorzatta hielt für einen Moment den Atem an.
G wusste, wie gerne sie es hatte, wenn er noch möglichst lange bei ihr blieb. Nur klappte das nicht immer.
„Tut mir leid!“
Malgorzatta empfand es als unheimlich liebevoll wie G sich an ihrer Seite ausstreckte, seine Hand an ihre Wange legte und sie langsam küsste.
Sie legte ihre Hand auf seine. Erwiderte seinen Kuss.
„Ich hol` uns `was zu trinken, ja?“
Malgorzatta nickte.
Sie sah ihm nach wie er von der dicken Matratze rutschte und nach nebenan ging. Bewunderte die Selbstverständlichkeit, mit der er sich ihr nackt zeigte. Sie konnte das nicht so gut.
G war auch besser in Form.
Er war nicht durchtrainiert, muskulös, aber er war kräftig und er wusste diese Kraft auch einzusetzen. Sie mochte seine definierten Oberarme. Seine weiche makellose, leicht gebräunte Haut. Die ganz feinen, hellbraunen Härchen auf seiner Brust und auf seinen Unterarmen.
Es wirkte sehr sexy wie er jetzt aus dem Wohnraum kam, nackt, nur mit zwei kleinen Flaschen Mineralwasser in der Hand. Sie mochte das Wort eigentlich nicht. Doch ihr fiel kein Besseres ein.
G wirkte sehr entspannt. Das kannte sie kaum von ihm. Es war schön, ihn so zu sehen.
Er kam zum Bett und setzte sich auf den Bettrand. Reichte ihr eine Flasche Mineralwasser.
„Danke.“
Malgorzatta nahm einen kleinen Schluck. Dann rutschte sie hinter G. Sie legte ihre Hand an seine Schulter und drückte eine Reihe von Küssen langsam, zärtlich von seinem Nacken seine Wirbelsäule hinab.
Seine Haut war stumpf vom Schwitzen. Schmeckt ein bisschen nach Salz.
G lachte leise, genießerisch.
„Das fühlt sich gut an, Mali!“
„Für mich fühlt es sich gut an, dass wir noch so viel Zeit haben!“ erwiderte sie ihm leise, sanft, zwischen den einzelnen Küssen.
„Ich freue mich darauf, dass wir endlich `mal wieder zusammen aufwachen können. Das wir zusammen essen können. Zusammen fernsehen. Dass wir so viel Zeit zusammen haben wie in Los Angeles, Weihnachten. Das war schön!“
„Ja. Das war wunderschön.“
G stellte seine Flasche Mineralwasser auf dem Fußboden ab und ließ sich auf die Matratze sinken, auf den Rücken. Dabei streckte er seinen linken Arm zu ihr aus und zog sie vorsichtig zu sich.
Malgorzatta beugte sich über ihn und küsste ihn.
Seine Lippen waren noch feucht vom Mineralwasser.
G ließ seine Hand leicht über ihren Rücken streicheln.
„Weißt Du, nachdem Du mich besucht hast, Weihnachten, hab` ich mir manchmal vorgestellt, wie das wäre … wenn Du … immer … bei mir wärst!“
Er sah zu ihr hoch. Ruhig.
Malgorzatta hatte gar keinen Zweifel daran, dass er meinte, was er sagte. Sie hatte sich das auch schon vorgestellt.
„G … „
Sie streichelte zärtlich über seine immer noch erhitzte Stirn. Lächelte ihm zu.
„Wie stellst Du Dir das vor? Erzähl` mir bitte!“
G schloss ein wenig die Augen. Genoss ihre Zärtlichkeiten. Es war schön, das zu sehen.
„Wir würden vielleicht morgens zusammen aufstehen.“ ließ er sie nach einem Moment wissen.
„Ich würde arbeiten fahren. Du vielleicht auch. Oder Du bleibst zu Hause. Kochst mir etwas Schönes. Wenn ich nach Hause komme, essen wir, gehen vielleicht weg oder bleiben einfach daheim!“
Malgorzatta lächelte.
Das klang nach einem ganz normalen Leben. Bei seinem Job war das so gut wie unmöglich.
Sie küsste ihn nachdrücklich auf die Nasenspitze.
„Bevor Du Dir falsche Hoffnungen machst … ich kann nicht kochen!“
G schlug die Augen auf und sah zu ihr hoch. Lächelte.
„Dann gehen wir essen. Oder bestellen etwas!“
Malgorzatta musste lachen. Geschmeichelt, dass er so einfach darüber hinweg sah.
„Was sollte ich den ganzen Tag machen, G?“
G zuckte leicht die Schultern. Sein Gesicht war mit einem Mal sehr ernst.
„Ich weiß nicht! Das, was Du jetzt machst? Was möchtest Du tun? Etwas ganz anderes?“
„Weißt Du, was ich jetzt mache, G?“ fragte sie ihn ernst.
Sie bemühte sich, ihre Hand ruhig weiterstreicheln zu lassen.
G rollte sich auf die linke Seite.
Setzte sich dann auf und sah sie an.
„Nicht genau.“
Er streichelte mit der Hand über ihre Schulter. Ihren Arm. Beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
„Ich kann es nur vermuten … genau so, wie ich vermute, dass es für uns wahrscheinlich sehr schwierig werden wird!“
„Warum?“ fragte Malgorzatta leise.
Sie kannte die Antwort. Aber sie wollte sicher gehen, dass sie Beiden den gleichen Grund hatten.
G schluckte. Atmete tief aus.
Er streichelte mit dem Zeigefinger sanft an ihrem Unterkiefer längs.
„Du bist verheiratet.“ antwortete er ihr.
„Verheiratet in Europa. Weit weg von mir!“
Malgorzatta musste lächeln.
Sie musste daran denken, was ihr im Flugzeug durch den Kopf gegangen war. Ihre feste Überzeugung, dass sie mit ihm zusammen sein würde. Egal, wie oder wo!
Sie streichelte über seine Wange. Seine langen Barthärchen kratzten.
„Das ist nett, dass Du das sagst … weit weg von Dir! Mir ist das auch zu weit! Aber … noch mal zurück! Hast Du immer pünktlich Feierabend? Was ist mit Überstunden? Sind Deine Arbeitskollegen nett? Nimmst Du mich mit zu eurer Weihnachtsfeier im Büro?“
G lachte. Wirklich amüsiert und frei heraus. Das war schön.
„Mali … Du bist so süß!“
Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie. Malgorzatta spürte seine Hand über ihre Wange streicheln. Sie ließ ihre Finger sacht über die weiche Haut seiner Arme wandern. Kratzte leicht mit den Fingernägeln darüber.
Gs Kuss wurde ein bisschen nachdrücklicher. Seine Hand rutschte an ihre Wange.
Malgorzatta schloss ein wenig die Augen. Sie streichelte leicht über seinen Oberkörper. Beugte sich ihm etwas entgegen.
Es schmeichelte ihr, dass sie sich bei sich haben wollte. In seinem Alltag, und jetzt offensichtlich erneut.
„G?“
„Hm?“
Er hatte die Augen leicht geschlossen. Nahm ihre Linke und führte sie langsam an seinem Oberkörper hinab. Malgorzatta genoss den Moment. Seine nackte Haut.
„Efremil hat das Angebot bekommen, als Botschafter nach Los Angeles zu gehen!“
G öffnete die Augen und sah sie an.
Für einen Moment war sein Blick wach, erstaunt, fast alarmiert.
„Ich möchte Dich … nicht unbedingt mit Deinem Ehemann in Los Angeles.“ erwiderte er dann halblaut.
„Erstmal?“ meinte Malgorzatta leise und sah ihn an.
Merkwürdigerweise rief diese Frage bei G viel mehr Interesse hervor als die zaghafte Ankündigung.
„Du … kannst es Dir vorstellen, Mali? Du kannst es Dir wirklich vorstellen, bei mir zu sein?
Es erschreckte sie ein wenig, wie erstaunt er klang. Offenbar war sie ihm emotional weit voraus!
„Ich kann es mir nicht nur vorstellen, G … „ gab sie ihm sanft, halblaut zurück. Langsam streichelte sie mit der Hand von seinem Bauchnabel über seine Leiste.
„ … ich weiß, dass das passieren wird! Ich weiß nicht wann und ich weiß nicht wie! Aber ich weiß, dass! Eines Tages wohne ich bei Dir in Los Angeles! Wenn Du das möchtest!“
G sah sie verwundert an
„Woher weißt Du das?“
Er schien so verblüfft, dass er ihre Zärtlichkeiten momentan nicht weiter beachtete.
Malgorzatta zuckte lächelnd die Schultern.
„Ich kann das nicht erklären, G! Ich weiß das einfach! Tief innen drin … so tief innen drin … wie ich Dich vorhin spüren durfte!“
Gs kleines Lächeln war ehrlich verblüfft.
Er legte beide Hände an ihre Wangen. Küsste sie.
Drückte sie dabei mit seinem Gewicht vorsichtig nach hinten zurück in die dicken Kissen.
Malgorzatta seufzte behaglich während sie es geschehen ließ. Legte beide Arme um seinen Nacken während sie seinen Kuss erwiderte. Während sie es genoss, dass seine warme Haut großflächig an ihrer rieb als er sich behutsam über sie schob.
„Mh … das ist so schön mit Dir, G … „
Sie kratzte mit den Fingernägeln sacht über seine Wirbelsäule.
G senkte für einen Moment den Kopf. Sie konnte sehen, dass er die Augen schloss. Wie er ihre Berührung genoss. So sehr, dass sie an ihrer Leiste, so eben, eine kleine Bewegung seines Gliedes an ihrer Haut spürte.
Langsam bewegte sie ihre Hand dorthin. Tupfte mit den Fingerkuppen so eben an eine der empfindlichsten Stellen an seinem Körper.
Selbst mit ihren ganz glatten manikürten Fingernägeln musste sie da vorsichtig sein.
G seufzte leise.
Er sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war angespannt. Selbst als ihre Blicke sich trafen und sie ihm zulächelte verzogen seine Lippen sich kaum merklich.
„Du lächelst sonst immer wenn ich das dran bin!“
G grinste. Über das ganze Gesicht.
„Ich genieße das gerade, was Du da machst! Es fühlt sich so gut an … vor allen Dingen … „
Er verstummte weil sie ihre Finger hatte weiterrutschen lassen. Behutsam über die Wölbung legte. Leicht krümmte.
G verlagerte sein Gewicht etwas auf seine andere Seite.
So dass ihre Finger etwas mehr Raum hatten.
Malgorzatta begann, ihre Finger behutsam ein wenig auf und ab zu bewegen. Richtete ihren Blick auf Gs Gesicht.
Sie mochte es zu sehen, wie er genoss, was sie tat. Dass er sich darauf einlassen konnte, ihr vertraute. Sich ihr anvertraute und daran teilhaben ließ.
„Schön.“ flüsterte G.
Sie konnte sehen, dass er die Augen ein wenig geschlossen hatte. Nach einem Moment reckte sie den Kopf zu seiner Wange, streichelte mit den Lippen darüber Richtung seines Ohres.
„Leg` Dich hin!“ flüsterte sie ihm zu, tupfte mit der Zungenspitze leicht gegen sein Ohrläppchen.
„Wir können auch … noch etwas ganz anderes machen!“
„Mmhh ...“ machte G leise, behaglich.
„Du meist vielleicht … mit Deiner Zunge … so wie letztens?“
Malgorzatta musste lachen. Geschmeichelt. Dass er danach fragte, bedeutete ihr, dass es ihm gefallen hatte.
„War das schön für Dich?“ flüsterte sie ihm zu.
Sie spürte Gs Lächeln an ihrer Wange.
„Es war noch schöner als das, was Du gerade machst!“
„Dann leg` Dich doch einfach hin … „
Sie versuchte, sich aufzurichten, G so etwas mehr neben sich auf die Matratze rutschen zu lassen.
Er ließ es geschehen während er sie küsste.
Malgorzatta erwiderte seinen Kuss ausführlich bevor sie ihre Lippen schließlich von seinen löste und über sein unrasiertes Kinn hinabwandern ließ, über seinen Hals und über seinen Oberkörper hinab ...
Es war spät in der Nacht als sie in Prag landeten.
Auf dem privaten Teil des Vaclav Havel-Airports, hell beleuchtet von unzähligen hohen Scheinwerfern, Laternen und den Lichtern der umliegenden Gebäude.
Es waren nur ein paar Meter Fußweg zu dem flachen Gebäude in dem sich die Abfertigung für die Passagiere der Privatmaschinen befand, auch hier mit einem noblen Empfangsbereich.
Malgorzatta sah schon beim Hereinkommen den großen Fernsehbildschirm an der Wand.
Es lief eine Nachrichtensendung. Eine Sondersendung.
Zum Tod eines der Ehrenbürger der Stadt Prag, Efremil Vendulov, der am Vormittag tot in seinem Haus aufgefunden worden war. Unter bisher nicht geklärten Umständen.
Malgorzatta stockte im ersten Moment der Atem.
Sam sah sie verstohlen von der Seite an während sie zum Schalter der Passkontrolle gingen. Auch Arkady sah sie an.
Malgorzatta spürte ihre Wangen brennen als habe sie ihn persönlich umgebracht.
Der Schalterbeamte griff zuerst zu ihrem Pass.
"Dobrý veer!" begrüßte er sie auf Tschechisch.
"Willkommen in Prag, Pani ... Callen!"
Er sah sie an. Dann rutschten seine braunen Augen hinüber zu dem Fernsehbildschirm. Danach sah er sie wieder an.
Malgorzatta spürte, dass er sekundenlang verwirrt war. Versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
"Ich ... wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserer wunderschönen Stadt!"
"Dkuji!" erwiderte Malgorzatta und griff betont langsam nach dem Pass, den er ihr zurückgab. Schenkte dem Mann ein freundliches Lächeln während sie ihn fest ansah.
"Das ist sehr nett von Ihnen!"
Der Schalterbeamte sah auch bei den Ausweisen von Sam und Arkady genau hin, ebenso bei den Dokumenten von Boris und Timur. Malgorzatta wusste nicht genau, was ihn stutzig machte. Sie hatte nur so eine unbestimmte Ahnung.
"Verdammt, was war das?" zischte Sam als sie schließlich die Halle Richtung Ausgang durchquerten.
Er tauschte einen Blick mir Arkady. Sah sie dann an.
"Ich denke, er war verwundert!" suchte Malgorzatta eine Erklärung.
"Ich habe einen amerikanischen Pass und einen amerikanischen Namen, aber ich sehe Malgorzatta Vendulova noch immer sehr ähnlich. Vielleicht hat er sich an sie erinnert, auch wenn sie tot ist! Ich hätte nicht damit gerechnet!"
"Dann bleiben Sie aus der Öffentlichkeit `raus, Malin!" meinte Arkday einfach.
"Wir fahren jetzt erst einmal ... was?"
Er wandte sich zu ihr um.
Malgorzatta hatte ihre Hand in Sams Ärmel gekrallt. War stehen geblieben.
Auf einem der Fernsehbildschirme an der Wand hier in der Halle hatte sie aus dem Augenwinkel Efremils Bild aufflackern sehen.
Eine ganz in Schwarz gekleidete Nachrichtensprecherin erzählte jetzt vor einem Schwarz-Weiß-Portrait von Efremil Vendulov, dass der Großunternehmer und ehemalige Botschafter des Landes in Kiew und Los Angeles heute Morgen in seinem Haus im Nobelviertel Vinorady erschossen worden war. Man vermutete, dass er einen Einbrecher überrascht hatte, dem es trotz erheblicher Sicherheitsvorkehrungen gelungen war, ins Haus zu kommen.
Der Täter war unerkannt entkommen, doch man rechnete damit, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er gefasst wurde, denn sämtliche Aufnahmen der angrenzenden Sicherheitskameras wurden ausgewertet.
Flughäfen, Bahnhöfe und Grenzübergänge wurden scharf überwacht.
In drei Tagen sollte ein Staatsbegräbnis statt finden. Bis dahin wehten alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast.
Sam verzog fast angewidert das Gesicht.
Malgorzatta suchte nach einer Erklärung, die G ausschloss.
"Fahren wir erst einmal ins Hotel!" drängte Arkady.
"Nichts hier in der Öffentlichkeit!"
Sam nickte und zog sie sacht mit Richtung Ausgang.
Arkady hatte kein Luxushotel ausgesucht um nicht aufzufallen.
Er entschuldigte sich bei ihnen dafür, dass es nur etwas bessere Mittelklasse war, doch es nahm keiner von ihnen daran Anstoß.
Malgorzatta fragte sich, wo G wohl untergekommen war.
Arkday ging telefonieren nachdem sie eingecheckt hatten.
Auf dem Rückweg brachte er ihnen etwas zu Essen mit, ein paar Sandwiches, Getränke.
Mittlerweile fühlte Malgorzatta sich ungleich beunruhigter.
Sie war noch immer der Überzeugung dass alles gut ausgehen würde. Doch sie würden Schwierigkeiten bekommen! Wenn alles ganz schlecht lief, würde man sie erkennen!
"Ich hab` ein paar Leute angerufen, die nach G Ausschau halten!" meinte Arkady beim Essen.
"Er scheint noch im Land zu sein, die Grenzen sind dicht. Es geht das Wort, dass ein Amerikaner in der Stadt ist, der sich verborgen hält. Ab morgen Mittag haben wir einen Pass für ihn. Jetzt müssen wir ihn nur noch finden! Bevor die Polizei es tut!"
Er sah interessiert in die Runde während er kaute.
"Warum ... hat er Ihren Mann ... verzeihen Sie, Malin ... Ex-Mann, umgebracht? Ehm, wir sind uns doch alle einig, dass er es war? Deswegen ist er doch hier, oder?"
Sam stöhnte genervt und wandte sich ab.
Malgorzatta stellte einmal mehr in ihrem Leben fest, dass etwas zu wissen und es laut auszusprechen zwei gänzlich verschiedenen Sachen waren.
Sie vermutete, dass G es gewesen war. Konnte es sich sehr gut vorstellen. Doch so lange es nur in ihrem Kopf war, war da noch der Hauch einer Chance der Unschuld.
"Wenn G es war würde ich Ihnen gerne alles erklären wenn wir zurück sind, Arkady!" erwiderte sie. Arkady sah sie an.
Nickte dann.
"Okay." meinte er einfach.
Malgorzatta bat Sam, ob er die Nacht nicht bei ihr verbringen konnte. Normal machte es ihr nicht aus, alleine zu sein.
Doch heute schien es ihr unerträglich.
"Natürlich." meinte Sam und bettete seine große massige Gestalt auf der Couch.
Arkady verabschiedete sich am nächsten Morgen nach dem Frühstück um - wie er sagte - einigen Geschäftsbeziehungen nachzugehen.
Es war unerträglich warm hier in Prag.
Malgorzatta hatte die Tür zu dem kleinen Balkon offen stehen und ging zwischendurch immer wieder hinaus um Abkühlung zu suchen.
Ab und zu wehte von der Moldau ein kühles Lüftchen herüber.
Die schöne Karlsbrücke lag rechts vom Hotel, mit ihren schwungvollen Bögen, dem wuchtigen Gemäuer und den dreißig Statuen von Heiligen und Patronen.
Sie konnte nicht erklären, warum ihr gerade jetzt die Bilder in den Kopf kamen. Die Bilder von Los Angeles, vom Cunoles Boulevard am Venice Beach. Es war der 5. Mai gewesen. Vor drei Jahren. G hatte sie angerufen und gefragt, ob sie Zeit hatte zu ihm zu kommen. Sie wohnten seit März in der Botschaft in Los Angeles. Seitdem war es sehr viel leichter geworden, dass sie sich trafen.
G hatte ihr einen Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben. Doch sie mochte seine Räume nicht ohne ihn betreten. Also wartete sie, bis sie den dunklen Challenger in der Seitenstraße auftauchen sah. Er fuhr rechts an den Straßenrand. G stieg nach einem langen Moment aus. Sie hatte noch gedacht, dass es ungewöhnlich für ihn war, dass er ein weißes Hemd zu seinen Jeans trug. Meistens favorisierte er ein bequemes Shirt dazu. Er sah sich an der Staßenecke, an dem Obst- und Gemüseladen, über dem sein Appartement lag, um.
Malgorzatta wollte über die Straße zu ihm.
Dann war der schwarze Van aufgetaucht. Rollte langsam die Straße hinab.
Es fielen die ersten Schüsse.
Malgorzatta war sofort bewusst gewesen, dass sie G galten. Sekundenlang hatte sie das Gefühl gehabt, ihr Herz würde stehen bleiben.
Der Van verdeckte die Sicht auf G. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken mit den Möglichkeiten, ob und wie G hätte in Deckung gehen können.
Das Geschrei der Passanten rundherum, die hinter parkenden Wagen in Deckung gingen, nahm sie nur ganz entfernt war. Sie konnte nicht mal an Schutz denken. Sie fühlte sich wie erstarrt. Irgendjemand rief nach G.
Dann gab der Van Gas. Brauste davon.
G lag reglos auf dem Bürgersteig. Nur zu deutlich sah sie die fünf roten Flecke auf seinem weißen Hemd.
Mit völlig leerem Kopf tastete sie nach ihrem Smartphone in ihrer Tasche. Ihre Hände zitterten. Ihr war eiskalt und übel.
Sie wollte über die Straße zu G laufen.
In diesem Moment kam Sam bei ihm an.
Riss ihn hoch in seinen Arm während er ein Telefon an sein Ohr gepresst hielt ...
Die Sirene eines Notfallfahrzeuges in einer der umliegenden Straßen hatte sie daran erinnert. Malgorzatta spürte selbst jetzt noch, wie die Erinnerung ihren Herzschlag hochjagte. Schweiß brach ihr aus allen Poren. Sekundenlang fühlte sie sich so elend, dass sie sich am warmen Metallgitter des Balkons festhalten musste. Mit einem Mal verspürte sie einen Anflug von Panik, dass es auch hier ein schlechtes Ende nehmen würde.
Rasch wandte sie sich um und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf den
Fernsehbildschirm im Wohnraum.
Es liefen Sondersendungen über Efremil Vendulov.
Darüber, was er alles für seine Heimat getan hatte, auch im Ausland. Seine beruflichen Erfolge. Sein Werdegang. Die bisher bekannten Umstände seines Todes. Sein Privatleben.
Im Moment wurde die Obduktion durchgeführt. Erste Ergebnisse wurden für heute Nachmittag erwartet.
Efremil Vendulov sollte ab Morgen aufgebahrt werden bevor in drei Tagen seine Beerdigung statt fand.
Die Polizei hatte für Hinweise eine Belohung von 20.000 Euro ausgesetzt. Efremils Familie hatte auf 50.000 Euro erhöht.
Malgorzatta befürchtete, dass dieser stattlichen Summe nicht lange jemand würde widerstehen können.
Sam saß am Fußende des Bettes und sah sich alles an.
Und dann rief er sie hinein.
Malgorzatta sah sich selbst auf dem Bildschirm.
Ein paar Bilder von sich und Efremil, kurze Video-Einspielungen, von ihrer Verlobung, ihrer Hochzeit in Kiew und von ein paar wichtigen Veranstaltungen.
Es wurde erzählt, wie sie Efremil kennen gelernt hatte.
Dass er sie in den USA erschossen hatte wurde als tragischer Unglücksfall hingestellt, verbunden mit der daraus resultierenden Ausweisung Efremils aus Amerika; eine völlig überzogene Reaktion des Gastgeberlandes.
Malgorzatta war das peinlich vor Sam.
Genau wie G wählte sie sehr bestimmt aus, wem sie etwas Privates anvertraute.
Es war nicht so, als ob sie Sam nicht traute.
Nur entschied sie gerne selbst, wer wann etwas von ihr zu hören bekam. Mit erklärenden Worten.
Hier jetzt wurde alles an die Öffentlichkeit gezerrt, ob es ihr passte oder nicht!
Ihre Wangen brannten. Ihr war heiß.
Sam sah sie vom Bett aus an.
"Du hast ein wichtiges Leben an seiner Seite gehabt, nicht wahr?"
Malgorzatta nickte langsam.
"Ja."
Auf dem Fernsehschirm waren gerade Bilder von Efremil bei einer Veranstaltung zu sehen. Mit einer wesentlich jüngeren, größeren, schlankeren Frau an seiner Seite als sie es war. Sie waren eindeutig nach ihrem "Tod" aufgenommen worden. Es berührte sie nicht im Geringsten.
"Und dann hast Du G getroffen?" fragte Sam weiter.
Malgorzatta sah ihn an.
Sie merkte, dass G ihm nie erzählt hatte, wie sie sich kennengelernt hatten. Dass Sam es gerne wissen wollte. Im Moment bekam sie es aber einfach nicht über die Lippen.
"Ja."
"Eine der besten Sachen, die ihm je in seinem Leben passiert sind!" gab Sam sehr ernst zurück.
Malgorzatta spürte ihre Wangen nur noch um so mehr brennen.
Es klopfte an der Tür.
"Ich bin`s! Arkday!"
Sam stand auf und öffnete.
Arkady kam herein.
"Wir sollten auschecken!" meinte er.
"Ich habe gehört, dass es eine Pension gibt, die wir uns unbedingt `mal ansehen sollten! Am Flughafen wird schon `mal alles starklar für uns gemacht! Kommt ihr mit?"
Malgorzatta gab einen kleinen erschrockenen Laut von sich.
Arkady hatte G gefunden.
Jetzt würde alles gut werden!
Arkady sah sie an.
Sam sah sie an.
"Natürlich kommen wir mit!" versicherte sie rasch und wunderte sich, wie heiter ihre Stimme klang. Die Beiden würden sie sicher für verrückt halten.
"Woher haben Sie Ihre Informationen?" fragte Sam scharf und schaltete den Fernseher aus.
Arkady zuckte die Schultern.
"Ein paar Bekannte haben sich für mich umgehört!" gab er harmlos zurück.
"Einfach so?" fragte Sam weiter.
Mit einem Mal klang er angespannt. Misstrauisch.
Arkady lachte.
"Solche Informationen bekommt man nicht einfach so! Ich habe Leute, die mir noch Gefallen schuldig waren ... und ich habe ein bisschen Geld investiert ... und jetzt kommen Sie! Je länger wir warten um so brisanter wird es für uns!"
"Sam, bitte!"
Malgorzatta streichelte mit zitternden Fingerspitzen über seinen Arm während sie rasch ihre wenigen Sachen zusammen packte. Die Aussicht, G schon in wenigen Stunden wieder bei sich zu haben, machte sie ganz ungewohnt ungeduldig.
Es war nicht mehr als ein hastiges Werfen ihrer Sachen in die Taschen.
Innerhalb der nächsten Viertelstunden hatten sie ausgecheckt und saßen in dem Mietwagen auf dem Weg in die Altstadt.
Malgorzatta versuchte, ruhig zu bleiben.
Es konnte auch sein, dass die Informationen falsch waren. Sie glaubte es erst, wenn sie G gegenüber stand. Sie war sehr misstrauisch, auch wenn sie Arkady mittlerweile bis zu einem bestimmten Punkt vertraute. Auch er hatte wenig Einfluss auf seine Informanten.
Sie wollte erst reagieren wenn sie G wirklich gefunden hatten! Noch waren sie vom Wohlwollen anderer Leute abhängig! Das konnte sie so gar nicht haben!
Die Pension hieß "Hvzda" und hätte selbst im wohlwollensten Hotelführer der Stadt nicht mal einen bekommen.
Sie war klein, unauffällig, schon beim ersten Hinsehen schmuddelig, ein Nebenhaus in einer dreckigen Seitenstraße.
Der Portier, ein schmutziger kleiner Mann mit fettigen Haaren und löcherigem Strickpullover, sah erstaunt auf als die zu Dritt den kleinen Vorraum betraten.
"Ja, bitte?" nuschelte er. Ihm fehlten einige Zähne.
Arkady trat an den halbhohen, wacklig aussehenden Holztresen, von dem grüne Farbe großzügig abblätterte.
Es war eine unglaublich lässige Geste mit der er in seine Anzugjacke griff und, einen zusammengefalteten grünen Geldschein ergriff und ihn dem Mann über den Tresen reichte.
"Schauen Sie `mal eine halbe Stunde weg, okay!"
Der Mann griff hastig nach dem Schein.
"Ano, Pán!"
Er wandte sich rasch ab und verschwand durch einen unvollständigen Holzkugelvorhang in ein angrenzendes Zimmer.
Arkady nickte ihnen zu und machte eine kleine auffordernde Kopfbewegung Richtung der Treppe.
Es war halbdunkel hier, schmutzig, die Luft stand, stank, es war unerträglich warm, fast feucht.
Malgorzatta drehte sich beinahe der Magen um bei dem Gedanken, dass G sich hier versteckt hielt.
Arkady hatte über den Tresen gelangt und ein zerrissenes, dreckiges Buch hinauf befördert, dessen Seiten er nun rasch überflog.
"Zimmer einundzwanzig." meinte er halblaut und warf das abgegriffene Buch zurück.
Sie gingen hoch in den ersten Stock.
Hier war es nicht viel besser.
Der Läufer hier war starr vor Dreck, kaputt, und er rutschte über die Löcher im Boden. Farbe blätterte in großen Splitter von den Wänden. Es roch nach Essen, Schweiß, Rauch, die Luft war so dreckig, dass sie sich direkt auf die Haut zu legen schien.
Es war einfach widerlich.
Malgorzatta sehnte sich umgehend nach einer Dusche.
Nach dem Waschbecken, der gut duftenden Seife und den flauschigen Handtüchern im Waschraum in Arkadys Flugzeug.
Zimmer 21 lag links im Gang, es war das Zweite nach der Treppe.
Malgorzatta spürte, wie Sam sanft ihren Arm umfasste.
"Du musst klopfen und fragen `Mister Beale`?`" meinte er zu ihr.
"G wird Deine Stimme erkennen und öffnen!"
Malgorzatta sah ihn ein wenig verwundert an.
Sie benutzten Erics Namen für ihre Undercover-Einsätze?
Eric würde sich geschmeichelt fühlen wenn er es je erfuhr!
Für einen Moment musste sie lächeln.
Sie war aufgeregt. Ihr Herz klopfte jetzt bis zum Hals. Ihre Finger zitterten. Waren eiskalt.
Entschlossen klopfte sie an das absplitternde Holz der Tür.
"Mister Beale? Mister Eric Beale?"
Sie lauschte. Hielt den Atem an.
Sam stand dicht bei ihr. Hielt seinen Kopf ganz nah an die Tür...
... Leise Geräusche waren im Zimmer zu hören. Schritte.
Dann drehte sich der Schlüssel im Schloss.
Die Tür wurde einen Spalt geöffnet. Malgorzatta sah sich G gegenüber. Sofort wurde sie sehr ruhig.
" Was ... "
Sam, der links neben ihr stand, legte sofort seine Hand an die Tür und stieß sie auf.
G wich zwei Schritte zurück.
"G, alles in Ordnung?"
Sam drängte sich vor ihr in den Raum.
Malgorzatta folgte ihm.
Es war schrecklich hier.
Ein schmales wackeliges Holzbett, ungemacht, ein sehr einfacher Schrank, ein Holzstuhl, ein einfacher Tisch. Das Waschbecken links hinter der Tür, mit einem halbblinden, zerbrochene Spiegel darüber.
Das zerknitterte Rollo vor dem Fenster war hinabgezogen, es war so dünn, dass es trotzdem das helle Tageslicht hindurch ließ.
"Ja, alles okay." erwiderte G.
Er klang völlig unbeteiligt.
Auch Arkady kam herein. Er blieb an der Tür stehen, schloss sie bis auf einen Spalt, sah hinaus auf den Flur.
Malgorzatta machte die wenigen Schritte zu G.
Sein grünes Shirt war dreckig, verschwitzt, ebenso seine Jeans. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und wirkte unendlich erschöpft und müde. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Dort war rechts auch eine blutige Schramme zu sehen, mit einem dicken Bluterguss darunter. Er wirkte so mitgenommen und hinfällig, wie sie ihn bisher noch nie erlebt hatte.
Seine Augen waren klein.
Und er roch als habe er seit dem Krankenhaus, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, weder geduscht noch seine Klamotten gewechselt, und nach viel zu viel verbrauchtem Adrenalin in seinem Körper.
Sein Blick rutschte über ihr Gesicht, unruhig, unstet.
Malgorzatta wollte ihn gerne berühren, umarmen. Wollte es nicht vor Sam. Auch G rührte sich nicht. Sah sie bloß an.
"Wir müssen von hier verschwinden!" drängte Sam.
"Lass` uns abhauen! Arkady hat einen Jet am Flughafen für uns!"
G reagierte nicht. Sah sie noch immer einfach bloß an.
Malgorzatta spürte ihre Kehle eng werden. Tränen schossen ihr in die Augen.
Es war als würde ihr erst jetzt langsam richtig bewusst, was G wahrscheinlich für sie getan hatte obwohl sie es die ganze Zeit bereits ahnte, vermutete.
Sie schlang einfach beide Arme um ihn, drückte sich an ihn. Für ein, zwei schrecklich lange Sekunden reagierte G überhaupt nicht. Dann legte er seine Arme um sie. Drückte sie an sich. Ein paar Herzschläge lang so fest, dass sie nicht atmen konnte.
"Ich liebe Dich!" flüsterte sie atemlos.
Sie spürte Gs tiefes Ausatmen gegen ihren Oberkörper. Er seufzte. Es klang wie ein leises Wimmern. Sie konnte merken, wie seine Hand sich in ihre kurzen Haare wühlte. Dass er noch immer bis zum Äußersten angespannt, alarmiert war. Sein Körper bebte leicht.
"Alles gut, G! Wir nehmen Dich jetzt mit zurück! Komm! Alles okay!"
"Lass` uns hier verschwinden, G!" drängte Sam noch `mal.
"Wir müssen hier schnellstens weg!"
"Komm!" flüsterte Malgorzatta an Gs Ohr, drückte ihm einen raschen Kuss auf die schwitzige Wange.
"Hast Du Sachen, die wir mitnehmen müssen?"
Sie zog ihn sanft ein paar Schritte beiseite. Um ihn zu bewegen. Aus seiner Starre zu bringen.
"Nur meine Jacke!"
G ließ seinen Arm in ihren Nacken rutschen, schob ihren Kopf so in seine Richtung und drückte ihr einen festen, fast schmerzhaften Kuss auf die Lippen.
Dann ließ er sie los, ging zu dem wackeligen Holzstuhl, zog seine Jacke von der Lehne.
Malgorzatta tastete verstohlen nach ihrer Unterlippe.
Rasch lächelte sie G zu als er wieder zu ihr kam während er seine Jacke überstreifte.
Arkady sah sich zu ihnen um und griff in seine Anzugjacke, reichte G einen Reisepass bevor er die Tür freigab.
"Hast Du eine Waffe, G?" fragte Sam halblaut.
"Nein." gab G zurück.
Er warf einen kurzen Blick in den Pass, klappte ihn dann zu, ließ ihn in der Innentasche seiner Jacke verschwinden.
Er wirkte jetzt sehr sicher, geschäftsmäßig, professionell.
Erst als er im Flur seine Hand an ihren Rücken legte, ihr wieder ganz nah kam, da spürte Malgorzatta, wie zitterig er noch immer war.
Sie lehnte sich ein wenig gegen ihn. Im Moment konnte sie nicht mehr tun als ihm sicher zulächeln.
Der dünne Portier hatte sich gerade wieder nach vorne hinter seinen Tresen gewagt als sie die Treppen hinab kamen. Flink wie ein Wiesel huschte er wieder zurück als er sie hörte.
Sie gelangten unbehelligt zum Auto.
Arkady nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Sam rutschte neben G und sie auf den Rücksitz.
"Zum Flughafen!" meinte Arkady rasch, ohne Umschweife zu seinem Fahrer, Boris, der die ganze Zeit hier auf sie gewartet hatte.
Der startete umgehend den Wagen.
Malgorzatta spürte, wie G leicht gegen sie sank.
Sie sah zu ihm.
Seine Körperspannung hatte deutlich nachgelassen.
Rasch legte sie ihre Hand an seine Brust, beute sich ein wenig zu ihm herüber.
G legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie leicht zu sich. Er lächelte ihr zu.
"Warum seid ihr hier?"
Seine Stimme war halblaut.
Malgorzatta verzog das Gesicht.
"Weil ich Dich unbedingt wiederhaben wollte! Und Arkady und Sam mir die wunderbare Möglichkeit gegen haben! Und Du hier nichts zu suchen hast ... "
G lachte leise.
Es belebte seine müden geröteten Augen sekundenlang.
Dann wurde er wieder ernst, zog sie noch etwas näher.
"Hast Du Schwierigkeiten gehabt, hier?"
"Warum sollte ich Schwierigkeiten gehabt haben?"
Sie sah ihn verwundert an.
"Ich hab` Dein Bild im Fernsehen gesehen!" erwiderte G leise.
"Schließlich warst Du `mal ... seine Frau!"
"Mein Name ist Malin Callen, wie es auch in meinem Reisepass steht!" gab Malgorzatta bestimmt zurück.
"Ich bin amerikanischen Staatsbürgerin und ich habe hier in Prag meinen Ehemann ... "
Sie sah ihn abwartend an.
" ... der vielleicht einen tschechischen Namen hat ... "
G reagierte nicht. Sah sie bloß aufmerksam an.
" ... aber dennoch vielleicht die amerikanischen Staatsbürgerschaft besitzt ... G, Du musst mir an dieser Stelle jetzt sagen, welcher Name in Deinem Pass steht!"
G lachte. Dann wurde er ernst.
Er lehnte sich etwas vor und klopfte Boris kurz an die Schulter.
"Halten Sie `mal an!"
Boris lenkte nach rechts an den Straßenrand und stoppte den Wagen.
Arkady drehte sich auf dem Rücksitz zu ihnen um und suchte ihren Blick.
"Was ist?"
G öffnete die Tür und stieg aus.
"Ich weiß es nicht!" gab Malgorzatta angespannt, fast ängstlich zurück.
G ging zu der niedrigen Mauer am Straßenrand.
Er nahm etwas aus der Innentasche seiner Jacke, zerriss es und warf es in die Moldau.
Dann kam er zum Wagen zurück, stieg wieder ein, zog die Tür zu.
"Okay!"
Boris setzte den Wagen wieder in Bewegung.
Malgorzatta sah G fragend an.
"Ich musste meinen amerikanischen Pass loswerden mit dem ich hergekommen bin!" meinte G rasch, erklärend.
Er legte seinen Arm wieder um ihre Schultern.
"Erzähl` weiter! Das klang gut!"
Er lächelte zärtlich.
"Dein Name." drängte Malgorzatta.
"Ich denke `mal nicht, das Du hier Jason Tedrow heißt?!"
"Pavel Horák." warf Arkady ein.
Er sah G direkt an.
"Bis zum Flughafen solltest Du den aber noch auswendig wissen!"
G nickte ihm bloß zu.
Sah sie auffordernd an.
"Ich hab` gerade den Faden verloren!" gab Malgorzatta zu.
"Es hat Dich niemand erkannt hier?" kürzte G ab und sah sie an.
"Malgorzatta Vendulova ist tot." gab Malgorzatta zurück.
"Und dennoch wollte ihr Ex-Mann sie wiederhaben!" raunte G ihr leise, ernst zu.
"Und wenn er es wusste, können es auch andere wissen!"
"Wir sind in ein paar Minuten am Flughafen und kriegen hoffentlich sofort die Starterlaubnis!" gab Malgorzatta sanft zurück, streichelte langsam über seine Brust.
"Das Wichtigste ist, dass wir Dich jetzt problemlos hier aus dem Land kriegen!"
G seufzte leicht. Es klang ganz ungewohnt ungeduldig von ihm.
Malgorzatta suchte seinen Blick.
Doch G wich ihr aus...
Berührte während der Zeit immer wieder nervös ihren Seidenblüten-Ring, ihren Verlobungs-Ring von G. Klickte mit dem Daumennagel dagegen als wäre es ein Wunschring, als brauche sie es nur oft genug zu tun und sich dabei nur sehnlichst genug zu wünschen, dass G zurück kam.
Sam brauchte knappe fünfzehn Minuten, um zum Krankenhaus zu kommen, und er rief sie in dieser Zeit drei Mal an.
Um zu fragen, ob G wieder zurück war.
Um ihr zu sagen, dass er auch nichts von ihm gehört hatte.
Malgorzatta hatte ihn noch nie so aufgeregt erlebt.
Er kam in die Eingangshalle geeilt, sah sich suchend nach ihr um.
Malgorzatta winkte, trat schnell in sein Blickfeld.
"Sam!"
"Malin!"
Sam kam zu ihr.
"Was ist los? Wo ist G?"
Er war unübersehbar besorgt, aufgeregt.
"Er wollte sich nur eben einen Kaffee holen bevor wir nach Hause fahren!" erzählte Malgorzatta ihm rasch.
"Oben im Flur steht ein Kaffeeautomat, aber G war nicht zu sehen. Im Gang nicht. Hier unten nicht! Ich ... ich hatte den Eindruck, er hat mir das nur erzählt weil er weg wollte! Weil er etwas erledigen wollte! Etwas Wichtiges für ihn!"
"Was, Malin?" fragte Sam eindringlich.
Sein Atem ging rasch.
"Ich weiß es nicht! Er hat nichts gesagt! Ich hab` das Gefühl es geht ... um ... um ... Efremil!"
"Das ist Dein Ex-Mann, nicht wahr?" fragte Sam.
Sein Blick lag unablässig auf ihrem Gesicht.
"Ist der nicht irgendwo ... in Europa? Kiew?"
"Ich habe gehört, er ist wieder zurück in Prag." gab Malgorzatta zurück.
"Er wurde ausgewiesen mit seinem Bruder ... den ihr jetzt verhaftet habt. Weil er damals ... auf mich geschossen hat, Efremil! Wie gesagt, Sam ... das ist alles nur so zusammengereimt! Nach Gefühl! Es kann auch etwas ganz anderes sein!"
Sam atmete tief aus.
"Wie geht es Dir?" fragte er dann, sah sie weiter aufmerksam an.
"Wie fühlst Du Dich?"
"Ich werde gerade verrückt vor Sorge!" antwortete Malgorzatta ehrlich. Sie musste es zugeben. Sie würde es alleine nicht durchstehen können!
Sam nickte.
Er legte seine Hand an ihre Schulter.
"Komm, wir fahren! Wenn G nicht ... wenn er sich nicht gemeldet hat muss Hetty ihn suchen lassen!"
Malgorzatta nickte bedrückt.
"Ich versuche ihn erst noch `mal anzurufen!"
Sam nahm sein Mobiltelefon aus seiner Hosentasche. Warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
"Wie lange ist das jetzt her dass er weg ist?"
"Fünfzig Minuten." antwortete Malgorzatta.
Sie konnte das kleine Zittern in ihrer Stimme nicht zurück halten.
Sam nickte.
Er hatte Gs Nummer auf dem Display seines Telefons bestätigt und hielt es nun an sein Ohr, lauschte.
Malgorzatta beobachtete ihn bange.
Sie betete, flehte innerlich darum, dass G das Gespräch annahm.
Sam ließ es lange klingeln.
Dann schüttelte er resigniert den Kopf, nahm das Telefon herunter und unterbrach die Verbindung. Er ließ es zurück in seine Hosentasche gleiten und sah sie an.
"Komm!" meinte er dann und strich ihr kurz über die Schulter.
"Danke Sam!" Malgorzatta lächelte verängstigt zu ihm auf.
Sie folgte ihm aus dem Gebäude.
Der Challenger stand nur ein paar Meter vom Eingang entfernt, zwar akkurat am Gehsteigrand, doch hier direkt vor dem Krankenhaus im direkten Parkverbot. Sam schien Parken genau so lässig zu nehmen wie G.
Sam öffnete ihr die Beifahrertür und ließ sie einsteigen.
Schloss die Tür hinter ihr und ging um den Wagen herum, stieg auf der Fahrerseite ein. Er zog die Tür hinter sich zu, schnallte sich an und startete den Motor.
Bevor er den Wagen auf die Straße lenkte wandte er den Kopf und sah sie fragend an.
Malgorzatta lächelte ihm vertrauensvoll zu.
Sam fuhr sie zur Zentrale. Es vergingen weitere zwanzig Minuten.
Hetty stand im Flur als sie hereinkamen.
Sie wirkte sehr ernst.
Malgorzatta sah schnell nach rechts.
Kensi und Deeks saßen an ihren Schreibtischen.
Eigentlich hätte Gs Tasche neben seinem Schreibtisch auf dem ihren angestammten, bekannten Platz liegen müssen. Sie war nicht dort!
Es war merkwürdig zu sehen.
"Malin! Mister Hanna! Darf ich sie in mein Büro bitten!" meinte Hetty ohne Umschweife und ohne einen Zweifel daran zu lassen, dass es cih doch nicht um eine Bitte handelte. Die Geste ihres Zeigefingers sprach ebenfalls dagegen.
"Hallo Hetty! Natürlich!" gab Malgorzatta zurück.
Sie hatte den unangenehmen Eindruck, dass Hetty bereits umfassend informiert war.
Hetty ging voran in ihre Büroecke und nahm hinter ihren Schreibtisch Platz. Sie wies auf die beiden Korbstühle davor.
Malgorzatta sah zu Sam während sie Platz nahm. Sie fühlte sich nur noch mehr verunsichert.
Sams Gesicht war sehr ernst.
"Hetty!" meinte er auffordernd als sie saßen.
"Malin! Wie geht es Ihnen?" erkundigte sich Hetty freundlich bei ihr und sah sie an.
"Nicht gut!" erwiderte Malgorzatta einfach.
"Ich mache mir gerade ziemlich Sorgen um Mister Callen!"
Hetty nickte.
"Das tun wir alle, Malin!" gab sie in ihrer ruhigen Art zurück.
"Mister Callen befindet sich augenblicklich auf dem Weg nach Rom. Er hat auf dem Luftwaffenstützpunkt Coronado eine Transportmaschine bestiegen, die ihn nach Europa bringt! Wir hoffen, ihn bei der Landung auf dem Stützpunkt abfangen zu können. Was wissen Sie darüber, Malin?"
Sie sah sie abwartend an. Nicht `mal unfreundlich.
"Nichts!" entfuhr es Malgorzatta entsetzt, verblüfft.
"Und Sie, Mister Hanna?" fragte Hetty weiter und sah Sam an.
"Hetty, nichts!" wehrte Sam beinahe entrüstet ab.
"Sam, wie lange fliegt man nach Rom?" fragte Malgorzatta ihn leise.
Sam warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr.
"Um die zwölf Stunden Militär, normal etwas länger." gab er genau so leise zurück.
"Danke." flüsterte sie ihm zu.
"Hetty, können Sie uns hinterher schicken?" fragte Sam und sprach ihr damit direkt aus dem Herzen.
"Mister Hanna, nein, aus welchem Grund?" entrüstete sich Hetty.
"Mister Callen wird von Rom direkt wieder zurück geschickt, denn es gibt gar keinen Grund für ihn, dort zu sein! Ist es eine Privatangelegenheit, die ihn dorthin führt ... "
Sie machte eine kleine, bedeutungsvolle Pause, die eigentlich gar keinen Zweifel daran ließ, dass es sich nur um eine solche handeln konnte.
" ... dann sollte er sich lieber etwas sehr Gutes einfallen lassen wenn er zurück kommt!"
Sam seufzte leise.
Malgorzatta ging in Gedanken schon die Möglichkeiten durch, die USA auf eigene Faust zu verlassen und nach Italien zu fliegen. Doch wenn G auf einem Militärstützpunkt ankam würde sie ihn dort gar nicht zu fassen kriegen weil sie keinen Zutritt gewährt bekommen würde.
Was wollte er eigentlich in Rom?
Oder würde es dort nur ein Zwischenstopp für ihn sein?
"Danke Hetty!" meinte Sam.
Er wandte sich ihr zu und Malgorzatta spürte seine große warme Hand auf ihrer. Er sah sie an.
"Du kommst mit nach uns bis wir mehr wissen! Michelle möchte das auch!"
Der Ton seiner Stimme duldete keinen Widerspruch.
Malgorzatta atmete erst einmal tief aus.
Das war ihr alles zu viel im Moment!
Sie konnte nicht fassen, was passiert war! Sie hatte sich die Zeit nach ihrem Krankenhausaufenthalt, mit G, anders vorgestellt. Sie wollte ihn wiederhaben! Sie wollte G nicht im Ausland, einfach so, ohne zu wissen wie und warum!
"Mister Hanna, das ist nett, dass Sie sich um Malin kümmern!" fuhr Hetty einfach fort.
"Ich lasse es Sie wissen, wenn Mister Callen zurück ist!"
"Ich würde lieber hierbleiben!" widersprach Malgorzatta tapfer.
Hetty lächelte.
"Natürlich würden Sie das, Malin! Und ich wünsche, ich könnte es Ihnen gestatten! Doch es gibt Nichts, mit dem ich Ihre Anwesenheit hier rechtfertigen könnte wenn zum Beispiel der Assistent-Direktor hier plötzlich auftauchen würde!"
Ihr Lächeln war liebenswürdig.
Ihre ausgewählten Worte und der Ton ihrer Stimme kamen jedoch einem Todesurteil gleich. Sie duldete keinen Widerspruch, daran ließ sie keinen Zweifel.
G hatte ihr ein paar Mal erzählt, wie es war, wenn man bei Hetty abblitzte.
Genau so musste es sich anfühlen!
In diesem Moment hasste sie Hetty Almighty!
"Komm!" meinte Sam rasch und legte seine Hand auffordernd an ihre Schulter.
Der sanfte, drängende Ton seiner Stimme implizierte ihr, dass er es für besser hielt, dass sie nun wirklich gingen.
Selbst er gab ihr klein bei.
Nur ungern ließ sie sich von Sam aus der Büroecke führen.
Kaum hatten sie den Flur Richtung Ausgang erreicht als Kensi hinter ihrem Schreibtisch aufsprang und zu ihnen kam.
"Malin, wie geht es Dir?" fragte sie atemlos.
Malgorzatta hatte den Eindruck, dass sie eigentlich etwas ganz anderes interessierte. Auch Marty kam jetzt langsam dazu.
"Alles okay?" fragte er halblaut.
""Ganz gut. Danke." antwortete Malgorzatta knapp.
"Wo ist Callen?"
Malgorzatta erwiderte Martys kleines Lächeln während Kensi jetzt fragte.
"Der musste weg!" antwortete Sam ihr barsch.
"Komm!"
Malgorzatta spürte Sams Hand wieder an ihrer Schulter.
Ihr fiel noch etwas anderes ein.
“Sam, wo ist Eric? Ist er oben? Wie geht es ihm?”
“Mit Eric ist alles okay!”
Sam schob sie zielstrebig Richtung des Ausganges.
“Hetty hat ihn für ein paar Tage beurlaubt, damit er sich ausruhen kann. Alles okay mit ihm!”
Er öffnete ihr die Tür und führte sie, mit der Hand an ihrem Arm, Richtung des Parkplatzes, öffnete ihr die Beifahrertür des Challengers und blieb neben ihr stehen bis sie eingestiegen war.
"Warte hier, ja! Ich hole eben meine Sachen, dann fahren wir, okay!"
Er sah sie eindringlich an.
"Ja, Sam. Danke." antwortete Malgorzatta ihm gehorsam.
Sam schlug die Beifahrertür zu und ging zum Gebäude zurück.
Malgorzatta sah ihm nach.
Natürlich dachte sie daran, auszusteigen und zu flüchten. Doch wo sollte sie hin?
G hatte die Schlüssel zu ihrem neuen Haus.
Hatte alle ihrer beider Sachen in seinem Wagen, der sich nichtmal hier befand. Er hatte sie Sam ausgeliefert. Wahrscheinlich sogar absichtlich, weil er wusste, dass sie bei ihm gut aufgehoben sein würde.
Sie hatte Angst. Angst um G. Was hatte er vor?
Warum ließ er sie so einfach alleine? Was, wenn ihm etwas passierte? Wenn sie ihn nicht lebend wiedersehen würde?
Das könnte sie nicht ertragen!
Sam kam mit seiner Tasche zurück.
Er stellte sie auf den Rücksitz, schloss die Tür, setzte sich dann neben sie, auf den Fahrersitz, und sah sie aufmerksam an.
"Alles okay, Malin? Sollen wir noch zu einem Art fahren oder ist alles gut mit Dir? Was haben sie gesagt im Krankenhaus?"
"War nur eine Allergie, Sam, das ist alles gut jetzt." antwortete sie ihm.
Sam nickte ruhig.
"Und wie geht es Dir sonst?"
"Ganz gut." log sie ihn an.
Sam nickte nach einem langen Moment ruhig.
"Okay. Fahren wir!"
Er startete den Wagen.
"Ist es nicht besser, wir bleiben hier? Hier kriegen wir doch so schnell wie möglich die Neuigkeiten von G!" brach es aus Malgorzatta heraus.
Sie sah zu Sam. Fühlte sich verzweifelt und alleine gelassen.
"Natürlich." erwiderte Sam ruhig und geduldig während er den Wagen auf die Straße lenkte.
"Aber Hetty hat versprochen, dass sie es mich wissen lässt, sobald sie etwas von G weiß! Und das wird sie auch! Es ist besser, Du ruhst Dich noch etwas aus, bei uns! Wenn G auf dem Weg nach Rom ist, warum auch immer, wird es sowieso noch ein paar Stunden dauern bis er ankommt! Hast Du irgendeine Ahnung ... was er dort will?"
"Nicht die Geringste, Sam!" antwortete Malgorzatta ihm ehrlich.
Sam nickte.
Beschleunigte den Wagen auf der Straße.
Malgorzatta begann, wieder zu rechnen.
Wie lange G ungefähr nach Coronado gebraucht hatte.
Wann er wohl in Rom sein würde falls er auf der Militärbasis gleich einen Flug bekommen hatte. Die Zeitumstellung in Europa.
Hetty ließ am nächsten Morgen Gs Auto aus Coronado holen.
Sam brachte Gs und ihre Sachen mit.
G hatte nichts mitgenommen.
"Sein Handy und sein Laptop sind bei Hetty!" meinte Sam zu ihr mit einem kleinen Schulterzucken. "Gehört beides dem NCIS!"
"Ich weiß."
Malgorzatta nickte.
Strich über den rauen Stoff von Gs Tasche.
"Und seine Waffe?"
Sam schüttelte leicht den Kopf.
"War im Auto."
Malgorzatta nickte erneut.
Es war Gs NCIS-Waffe.
Sie kannte ihn gut genug um fast sicher zu wissen, dass er bestimmt noch eine Zweite hatte.
Und so wie Sam sie ansah vermutete er das auch!
Sams Mobiltelefon klingelte.
Er langte sofort danach, zog es aus der Tasche seiner dunklen Jeans, meldete sich nachdem er den Bildschirm frei gewischt hatte.
"Ja ... stellen Sie durch! ... Hallo?"
Er lauschte. Sein Gesicht begann, Verwunderung zu zeigen.
" ... in der Obhut des NCIS ... ja ... ja ... ich weiß ... "
Er sah sie an.
Atmete tief ein.
"Ja ... in einer Stunde! Bis dann!"
Er unterbrach das Gespräch. Sah sie an während er das kleine Telefon wieder in seine Hosentasche gleiten ließ.
"Das war Akardy Kolcheck. Du kennst ihn?"
"Ja." antwortete Malgorzatta einfach.
Sam nickte leicht.
"Er sagt, G sei in Prag. Er würde uns seine Privatmaschine zur Verfügung stellen um mit uns dorthin zu fliegen! Was sagst Du dazu? Weißt Du, was G in Prag will?"
Malgorzatta spürte, wie ein kalter Schauer ihren Rücken hinab lief. Urplötzlich rutschte alles für sie an seinen Platz und machte Sinn.
"Mein Ex-Mann lebt dort!"
Sam brauchte einen Moment länger. Dann atmete er scharf ein.
"Und Du meinst ... ?"
Malgorzatta nickte sofort.
Sie hatte nicht den geringsten Zweifel nach dem, was G ihr im Krankenhaus gesagt hatte.
"Sollen wir fliegen?" fragte Sam zurückhaltend.
"Bitte!"
Malgorzatta sah ihn an.
Dabei wurde ihr bewusst, dass sie Sams Zustimmung nicht brauchte.
Sie würde so oder so fliegen.
Sam nickte.
"Okay! Dann pack` ein paar Sachen zusammen! Ich sag` Michelle Bescheid!"
Er wandte sich ab.
"Michelle!"
Malgorzatta fühlte sich sogleich etwas besser.
Jetzt hatte sei Infos, mit denen sie arbeiten konnte. Sie kannte sich aus in Prag. Wusste, wo Efremil wohnte! Wo er sein Büro hatte!
Die einzige Unsicherheit war, dass G sich vielleicht schon auf dem Rückweg befand wenn sie eintrafen! Oder Schlimmeres!
Ihr Mobiltelefon auf dem Nachttisch neben dem Bett vibrierte leicht.
Malgorzatta eilte dort, riss es von dem Möbel und strich den Bildschirm frei.
"Alles okay! Mach` Dir keine Sorgen! Ich liebe Dich! G." las sie.
Sie brauchte lange Sekunden bis sie es begriff.
Hastig, mit zitternden Fingern, versuchte sie, sich die Nummer des Absenders anzeigen zu lassen. Sie wurde unterdrückt!
Ihr Herz raste!
Dann, von einer Sekunde zur Nächsten, war sie plötzlich seelenruhig!
Es würde alles gut gehen! G würde nichts geschehen! Sie würde ihn lebend wiedersehen, was auch immer er vorhatte! Es würde ihm nichts passieren!
Sie drückte das Telefon für einen langen Moment beinahe selig an sich.
G hatte an sie gedacht.
Hatte daran gedacht, dass sie sich Sorgen um ihn machte und sich bei ihr gemeldet, wenn auch nur kurz, vermutlich von einem nicht registrierten Mobiltelefon.
Er war vorsichtig.
So kannte sie ihn! So liebte sie ihn!
Sie überlegte, ob sie Sam von der SMS erzählen sollte. Doch ihr Gefühl sprach dagegen.
Im Augenblick brachte ihnen das eh keine nützlichen Informationen!
War G wirklich in Prag, hinter Efremil her, so hatte sie Ansatzpunkte.
Sam fuhr mit ihr zum Flughafen.
Auf den abgesperrten Bereich für die Privatmaschinen.
Arkady Kolcheck erwartete sie in einer der überaus eleganten Lounges für die Leute, die nicht auf die normalen Flugzeuge angewiesen waren.
Er stand sofort auf als sie hereinkamen.
Wieder hatte er zwei Bodyguards bei sich, die sich ebenfalls rasch erhoben, dabei zuerst Sam und dann sie mit Blicken misstrauisch abcheckten.
Kolcheck gab ihnen ein Handzeichen. Daraufhin entspannten sie sich wieder sichtlich während er ihre Richtung einschlug.
"Mrs. Vendulova!"
Kolcheck streckte ihr in einer mitleidigen Geste beide Hände entgegen. Auch der Ton seiner Stimme verriet Mitgefühl, Bedauern.
"Ich heiße Callen!" verbesserte Malgorzatta ihn rasch.
"Oh, G hat geheiratet! Warum hat er mich nicht eingeladen?" gab Kolcheck zurück während er ihre Rechte mit seinen beiden großen Händen umfasste, sie sanft drückte.
Malgorzatta musste lachen.
Seit Gs fast freundschaftlichem Umgang mit Kolcheck konnte sie ihn richtig gut leiden. Vor allen Dingen spürte sie sein Wohlwollen für G! Und sie mochte seinen trockenen Humor!
"Nein, G hat nicht geheiratet! Ich heiße jetzt nur auch so!"
Kolcheck sah sie verwundert an. Man konnte erkennen, dass er die Möglichkeiten durchging, wie das sein konnte.
"Kolcheck, was haben Sie für uns?" drängte Sam jetzt.
Er klang ungeduldig, nervös. Er war besorgt um G.
Malgorzatta hingegen wollte es jetzt einfach nur hinter sich bringen.
"Ich habe Geschäftsbeziehungen nach Prag." antwortete Kolcheck ihm mit einem lapidaren Schulterzucken, mit einem raschen Seitenblick zu Sam.
"Sehr gute Geschäftsbeziehungen. Die Leute dort haben mich gefragt, ob ich wüsste, warum ein Amerikaner in Prag sich nach Efremil Vendulov erkundigt! Sie sagten, es ist sehr gefährlich, was er dort macht!"
Er sah zu Sam.
Malgorzatta musste schlucken.
Sie konnte erkennen, wie Sams breite Schultern resigniert nach unten sanken. Er suchte ihren Blick. "Dann zeigen Sie jetzt Ihre Pässe und dann können wir starten!" fuhr Kolcheck fort.
Er machte eine kleine rasche Kopfbewegung Richtung des Schalters neben dem Eingang, hinter dem eine Frau in einem adretten dunkelblauen Kostüm befand.
"Gib` mir Deinen Ausweis, ja?" meinte Sam zu ihr, machte eine kleine aufordernde Handbewegung. Malgorzatta reichte ihm das Dokument.
Sie fühlte sich noch immer sehr ruhig, fast heiter, beschwingt, weil es nun endlich los ging. Weil sie G nun endlich nach Hause holen würden. Noch immer hatte sie diese tiefe Überzeugung, die sie nicht erklären konnte, die ihr aber unumstößlich vermittelte, dass alles gut gehen würde! Sie brauchte keine Angst um G zu haben!
Sam ging zum Schalter und zeigte ihre Ausweise vor.
Malgorzatta suchte Kolchecks Blick.
"Danke, dass Sie das möglich machen! Es war eine unheimliche Erleichterung zu hören, wo G ist. Und es ist mir so wichtig, dass er wieder wohlbehalten zurück kommt!"
Kolcheck nickte ungeduldig.
Vermutlich konnte auch er - wie viele Menschen - mit einem ehrlichen Lob schlecht umgehen!
"Das ist mir auch wichtig, Mrs. Ven ... Mrs. Callen! Es ist mir beim ersten Mal nicht gelungen, G zu retten! Vielleicht schaffe ich es diesmal ... ihn aus Schwierigkeiten herauszuhalten!"
"Das ist sehr nett von Ihnen, Mister Kolcheck! Danke! Und bitte, nennen Sie mich `Malin`!"
Kolcheck lächelte breit. Legte mit einem kleinen Nicken seine Kopf für einen Moment etwas schief. "Ich heiße Arkady!"
"Danke." meinte Malgorzatta berührt.
Sam kam zurück und reichte ihr ihren Pass.
"Wir können los!" meinte er auffordernd, mit einem sehr sanften Unterton.
Arkady wandte sich der Glastür zu, die auf das Rollfeld führte.
Einer der beiden Männer, die hier mit Arkady gewartet hatten, zog rasch die Tür für ihn auf und hielt sie auch für sie und Sam geöffnet.
"Danke." meinte Malgorzatta während sie Arkady folgte.
Sam war dicht an ihrer Seite.
Arkady blieb an der ausgeklappten Treppe der Gulfstream, die nur in wenigen Metern Entfernung zum Gebäude auf der rechten Seite stand, stehen, und reichte ihr die Hand. Half ihr - ganz gentlemanlike - die wenigen Stufen hinauf.
Malgorzatta bedankte sich bei ihm.
Sie war erst einmal in einer Privatmaschine geflogen.
Mit G und den anderen nach Washington, zur Trauerfeier von Lara Macy.
Arkady veranstaltete eine rasche kleine Führung für sie bevor er das Zeichen zum Start gab.
Es gab einen komfortablen Waschraum. Ein großes Schlafzimmer. Eine kleine Küchenzeile. Und einen luxuriösen Aufenthaltsbereich mit Couch, Sesseln, Fernsehbildschirmen und sogar einer Bar.
Es war ein junger Bursche, der fragte, ob er ihnen etwas bringen könne, er schien einer von Arkadys Angestellten zu sein, Malgorzatta meinte, ihn bereits in Arkadys Haus gesehen zu haben als sie mit G dort gewesen war.
Außerdem begleiteten sie sein Fahrer Boris und Timur, sein Sekretär.
"Möchtest Du Dich etwas hinlegen, Malin?" fragte Sam sie fürsorglich.
Sie spürte seine Hand leicht an ihrer Schulter als er neben ihrem Sessel stehen blieb und sie fragend ansah.
Malgorzatta schenkte ihm ein Lächeln.
"Nein, danke, Sam! Alles gut!"
"Möchten Sie ein Glas Champagner?! bot Arkady ihr an.
"Oh nein, danke!" lehnte Malgorzatta ab.
"Aber ein Kaffee wäre schön!"
"Sehr gerne, Ma´m!" gab der junge Angestellte zurück ...
Kapitel 9
... Fast kam es Malgorzatta wie eine Urlaubsreise vor.
Sie musste sich ab und zu ins Gedächtnis rufen, dass es darum ging, G zurück zu holen. Das Fehlen von Angst, nur das leichte Gefühl der Besorgnis um ihn, ließ sie fast vergessen, wie viel hier auf dem Spiel stand.
Bewusst erinnerte sie sich, während sie in einem der dicken Sesseln sass, um sich abzulenken, daran, als sie mit G nach Puerto Vallarta geflogen war:
Es war Februar gewesen. G hatte sie zum Valentinstag eingeladen.
Sie hatte damals noch immer nicht ganz begriffen, was ihr geschehen war.
G war im Dezember in der Botschaft in Kiew aufgetaucht.
Nur ein paar Tage später hatte er sie in Rio aufgespürt, wohin sie ihren Ex-Mann auf Geschäftsreise begleitet hatte.
Sie hatte seinen überaus subtilen Advancen nicht widerstehen können. Hatte das auch gar nicht gewollt!
Es war schon in Kiew ihr glühender Wunsch gewesen, G wiederzusehen.
Schon drei Tage später, nach Rio, hatte sie ihn zu Weihnachten in Los Angeles besucht. Es war wundervoll gewesen.
Silvester hatten sie zusammen in Aspen verbracht.
Im Januar hatte sie G bloss für einen Nachmittag in Kiew getroffen. Es war extra für ein paar Stunden mit ihr nach Europa geflogen. Es war quälend gewesen, die endlosen Tage ohne ihn, ohne zu wissen, wann sie ihn wiedersah. Sie konnten auch nicht oft telefonieren, wegen seiner Arbeit, wegen der Zeitverschiebung. Dann hatte G sie eingeladen. Nach Mexico. Zum Valentinstag.
Und dann hatte sie am Flughafen von L.A. gestanden und auf G gewartet
Es wurde knapp.
G hatte ihr vor einer Viertelstunde eine SMS geschrieben, dass er auf dem Weg war. Mittlerweile war ihr Flug schon ausgerufen worden.
Allmählich bekam sie Angst, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffte.
Es stand niemand mehr am Airline-Schalter zum Einchecken. Nervös sah sie auf ihr Mobiltelefon.
Dann sah sie wieder in die Halle.
Es verging nicht eine Stunde, in der sie nicht an G dachte.
Ihn sich immer wieder vorstellte.
Deswegen erkannte sie ihn jetzt nicht gleich im ersten Moment, auf den ersten Blick als er durch die Halle kam.
Sondern erst beim Zweiten.
Sie hatten sich am Check-In verabredet.
Rasch ging sie ihm entgegen.
Ein Lächeln huschte auf Gs Gesicht als ihre Blicke sich trafen.
Malgorzatta erschrak.
Er war blass. Sah müde aus.
Als sie bei ihm ankam, als G seinen Arm nach ihr ausstreckte und einfach nur „Mali!“ meinte, registrierte sie seine kleinen geröteten Augen.
„Hallo G! Schön, dass Du da bist!“
Rasch schmiegte sie sich in seinen Arm, an ihn.
„Mali!“ meinte G einfach noch `mal.
Er klang so überwältigt wie sie sich fühlte. Zog sie nah an sich. Malgorzatta spürte seinen ungenauen Kuss an ihrer Wange. Das leichte Beben seines Körpers. Sie merkte schon jetzt, nach den wenigen Augenblicken, dass er schlecht dran war.
„Komm, lass` uns einchecken!“
G zog sie sanft mit in Richtung des Schalters.
„Tut mir leid, ich bin spät!“ meinte er dabei.
„Ist ja nicht schlimm, jetzt bist Du ja da!“ versicherte sie ihm rasch, beruhigend, streichelte mit der Hand kurz über seine Brust.
Sie traten an den Schalter.
G deutete ihr mit einer raschen Kopfbewegung an, ihren Trolley auf das Band zu stellen während er die Tickets aus der Innentasche seiner Jacke nahm und auf den Tresen legte.
Die hochgestylte Stewardess dahinter nahm sie mit einem unpersönlichen Lächeln.
„Guten Tag … Mrs. und Mister … Tedrow!“
G schob zwei Ausweise auf den Tresen. Stellte seine Tasche dann zu ihrem Trolley.
Die Stewardess nahm die Dokumente und sah kurz hinein. Sah sie dann prüfend nacheinander an. Lächelte nichtssagend.
Derweil versah ihre Kollegin ihr Gepäck mit den Papierbändern.
„Mrs. Tedrow! Mister Tedrow! Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug!“
Die Stewardess schob Ausweise und Tickets über den Tresen zurück.
G nahm sie.
„Meine Kollegin wird Sie zum Flugzeug begleiten!“ fuhr die Angestellte der Airline fort.
„Danke.“ meinte G knapp.
Malgorzatta lächelte ihr kurz zu.
Die Kollegin, die ihr Gepäck abgefertigt hatte, war in der Zwischenzeit aus dem Schalterbereich hinaus getreten. Sie führte sie nun durch eine Zwischentür, über einen schmalen, fensterlosen Gang, direkt durch den Boardingbereich, dessen Schalter bereits geschlossen war, in die Maschine.
Dort `übergab` sie sie einer der Stewardessen und ging davon, nachdem sie ihnen einen guten Flug gewünscht hatte.
Die Stewardess, die nun für sie zuständig war, geleitete sie in die erste Klasse, direkt hinter dem Eingang.
Es waren nur fünf Reihen mit je zwei sehr breiten dicken Ledersitzen links und rechts, nach der letzten Reihe nach hinten getrennt durch einen Vorhang von den übrigen Passagieren.
Ein Pärchen saß hier, in der zweiten Reihe rechts.
Die Stewardess führte sie zu der vierten Reihe auf der linken Seite.
„Mrs. Tedrow, Mister Tedrow, Ihre Plätze! Wenn ich Sie bitten darf, sich gleich anzuschnallen! Wir sind nur ein paar Minuten vor dem Start!“
„Danke.“ meinte Malgorzatta rasch zu ihr, mit einem kleinen Lächeln.
„Willst Du am Fenster sitzen?“ fragte G und blieb neben den Sitzen stehen.
„Gerne.“ gab Malgorzatta zurück.
„Gib` mir Deine Jacke!“ meinte G und half ihr sanft hinaus, verstaute sie dann zusammen mit seiner Jacke oben im Gepäckfach.
Malgorzatta rutschte auf den Sitz innen. Er war herrlich bequem, weich, komfortabel. Sie schnallte sich gleich an.
G setzte sich neben sie.
Bevor er sich anschnallte beugte er sich zu ihr herüber, legte seine Hand an ihre Wange und küsste sie. Malgorzatta stöhnte überrascht auf. Legte ihre Hand rasch an seinen Hals und erwiderte seinen Kuss hastig. Sie hatte das Kratzen seiner Barthärchen an ihrer Haut vermisst.
Seine Wärme. Seinen Geruch. Seinen Geschmack.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie rasch, atemlos nach seinem Kuss.
Gs Lächeln war zärtlich.
Er befestigte seinen Gurt.
Dann beugte er sich, so gut es ging, wieder zu ihr herüber, küsste sie erneut.
Diesmal etwas langsamer, geduldiger.
„Ich habe Dich schrecklich vermisst!“ raunte er ihr zu.
Die Maschine setzte sich langsam in Bewegung.
Auf den kleinen Bildschirmen erschienen die Sicherheitshinweise. Malgorzatta hatte sie gestern Morgen noch gesehen, in einer anderen Sprache, mit anderen Bildern, auf dem sechzehnstündigen Flug von Kiew nach Los Angeles.
„Ich liebe Dich auch! Ich habe mich so gefreut über Deine Einladung, G! Danke!“
Sie hatte das kleine Fenster in ihrem Rücken. So fiel das Tageslicht direkt auf G.
Seine Haut war blass. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und seine sonst so klaren, schönen blauen Augen waren gerötet.
Sein Körper bebte noch immer leicht. Sie spürte es an ihrer Hand.
„Hattest Du viel zu tun, G? Du siehst müde aus!“ fragte sie ihn besorgt.
Die Stewardess ging langsam durch den Gang und achtete darauf, ob sie alle angeschnallt und die Gepäckfächer richtig verschlossen waren.
„Ich komm` direkt von einer Überwachung, ich hab` zwischendurch gedacht, ich schaff` es nicht mehr rechtzeitig!“ gab G zurück. Seine Hand streichelte zärtlich über ihre Wange.
Malgorzatta konnte von der Berührung gar nicht genug bekommen.
„Wir waren da sechzig Stunden dran … ich hab` … glaube ich, nur zwei Stunden geschlafen … „
Er lächelte kurz, hart.
„Das ist sogar für mich zu wenig!“
„Du ruhst Dich jetzt in den nächsten Tagen aus!“ raunte sie ihm zärtlich zu, streichelte über seine Schulter.
Durch den dünnen Stoff seines grünes Shirts spürte sie die Wärme seiner Haut. Seine verhaltene Kraft. Sie bekam so richtig Lust auf ihn.
„Wie lange fliegen wir jetzt eigentlich?“
„Ungefähr sechs Stunden.“ gab G zurück.
Er sah sie an.
„Wie lange bist Du schon unterwegs?“
Das Flugzeug nahm Fahrt auf.
Malgorzatta hatte Angst vor dem Fliegen, mochte aber Starts ganz gerne. Vor allen Dingen den Moment, in dem der Flieger abhob.
Ihre Linke suchte Gs Hand. Schob sich unter seine Finger.
G sah sie verwundert an.
„Hast Du Angst vorm Fliegen?“
„Etwas.“ antwortete sie zögerlich, lächelte ihm zu.
„Ich bin gestern morgen losgeflogen! Gestern morgen bei uns!“
Sie schloss ihre Finger fest um seine als sich die Nase des Fliegers zu heben begann.
G lächelte zärtlich.
Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie.
„Danke, dass Du das alles auf Dich nimmst!“
Malgorzatta umfasste seine Finger noch fester.
„Ich hätte Deine Einladung nie ausschlagen können! Ich wäre auch noch von viel weiter … „
Sie konnte einen Moment nicht weitersprechen als sich die Räder des Flugzeuges gut spürbar vom Boden lösten.
Gs kleines Lächeln zu ihr herüber war leicht erstaunt.
Malgorzatta erwiderte seinen Blick fragend.
„Was … ?“
„Das machst Du auch immer wenn wir zusammen schlafen.“ raunte G ihr zu. Er hatte den Kopf über seine Schulter leicht schief gelegt in ihre Richtung während er ihre Hand noch immer ganz fest hielt.
Der Flieger stieg stetig.
Sie wusste, was er meinte. Es wunderte sie nur, dass es ihm aufgefallen war. In ihren Augen war es eine Winzigkeit.
„Ich kann es kaum noch abwarten, das wieder mit Dir zu tun!“ flüsterte G ihr weiter zu.
Sein Kopf war dem ihren so nah dass sie seinen warmen Atem an ihrer Wange spüren konnte. Sein Daumen streichelte behutsam über ihren Handrücken.
„Ich hab`s mir immer wieder vorgestellt seit Du weg warst! Es ist so schön mit Dir … „
„Ich finde es furchtbar in der Flugzeugtoilette, aber wenn Du nicht aufhörst davon zu reden müssen wir Beide gleich dahin!“ gab sie zurück, leise, so ernst wie nur eben möglich.
„Dann kann ich nicht bis zum Hotel warten!“
„Warum findest Du es in der Flugzeugtoilette furchtbar?“ erkundigte sich G ruhig, gelassen bei ihr, mit einem so neutralen Gesichtsausdruck, als diskutiere er einen Zeitungsartikel.
„Hast Du da schon … Erfahrungen?“
„Nein!“ gab Malgorzatta schnell zurück.
„Das möchte ich aber auch nicht unbedingt!“
Der Flieger legte sich gerade. Sie schienen ihre Flughöhe erreicht zu haben.
„Warum?“ fragte G weiter und sah sie interessiert an.
Malgorzatta musste lachen.
„Ich … ich stell` mir das unbequem vor!“ antwortete Malgorzatta verblüfft.
Gs Interesse erstaunte sie. Er hatte es doch wohl nicht wirklich in Erwägung gezogen?
„Ich würde … ein bequemes Hotelbett … vorziehen!“
Gs Lachen war leise. Amüsiert.
Er ließ seine Hand an ihren Nacken rutschen. Zog sie ein wenig zu sich und küsste sie. Langsam, hingebungsvoll, zärtlich.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte er.
„Ich habe Dich unendlich vermisst, seit ich Dich das letzte Mal gehen lassen musste. Auch wenn das bloß fünf Tage her ist!“
G ließ sein Gesicht dem ihren so nah, dass sie seinen warmen Atem an ihrer Wange spürte. Die Bewegung seiner Lippen gegen ihre Haut.
Malgorzatta genoss es.
Seine Wortwahl hatte sie schon berührt.
Für ihn war sie nicht einfach geflogen! Er hatte sie gehen lassen müssen!
Sie hörte wie die Signallampe, die ihnen anzeigte, dass sie bitte sitzen und angeschnallt bleiben sollten, mit dem üblichen kleinen Glockenton verlöschte.
„Ich freu` mich total auf die vier Tage mit Dir, G!“
Sie streichelte sanft über seine Wange.
Ließ etwas verlegen ihre Hand sinken weil die Stewardess jetzt zu ihnen kam.
„Ich werde Ihnen in ein paar Minuten einen kleinen Imbiss servieren!“ ließ sie sie wissen.
„Möchten Sie vorher einen Aperitif?“
„Nein, danke!“ lehnte G sofort ab.
„Danke, für mich auch nicht!“ ergänzte Malgorzatta. Sie vertrug Alkohol schlecht. Ihre kostbare begrenzte Zeit mit G wollte sie nicht mit Unwohlsein vertun!
„Haben Sie sonst einen Wunsch? Kann ich Ihnen eine aktuelle Tageszeitung anbieten?“
Malgorzatta musste ein bisschen grinsen. Sie saßen ziemlich nah beieinander und es war eigentlich offensichtlich, dass sie ihre Finger nicht von G lassen konnte. Dass sie anderes im Sinn hatte als Zeitung lesen!
„Nein, danke.“ meinte G.
Die Stewardess lächelte ihnen zu und ging davon.
Kam nur ein paar Minuten später wieder mit einem kleinen Tablett, auf dem zwei zusammengerollte beigefarbene Gästetücher lagen. Malgorzatta mochte diese Tücher. Sie waren feucht, aromatisiert, und sie schienen eine geheime Zutat zu besitzen, denn ihre Hände wurden immer ganz wunderbar glatt und weich davon.
„Danke schön.“
Malgorzatta nahm ihr Tuch, rollte es erwartungsvoll auseinander und fuhr sich damit genießerisch über die Hände.
Nach einem langen Moment fiel ihr auf, dass G sie dabei beobachtete.
Verwundert sah sie ihn an.
„Hm?“
G grinste ein bisschen.
„Du magst diese Dinger, nicht wahr? Du sieht aus … als genießt Du das!“
Malgorzatta musste lachen.
„Ja … das macht die Hände so schön weich … „
Sie langte hinüber zu G, streichelte kurz über seine Hand.
„ … in Europa gibt es immer nur … diese einzeln verpackten … Erfrischungstücher! So dünne … maschinell hergestellte! Die hier sind … herrlich!“
G lachte leise. Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie rasch.
„Hast Du welche bekommen auf dem Weg nach Los Angeles?“
Er klappte den Tisch im Sitz vor sich herunter und legte das Tuch darauf ab.
„Wie war Dein Flug überhaupt?“
Er streichelte sanft über ihren Rücken.
In diesem Moment kam die Stewardess wieder.
Von einem Wagen servierte sie ihnen die kleinen Tabletts mit den Mahlzeiten.
„Ich habe Rührei-Medaillons mit Krabben auf einem Senf-Honig-Spiegel für Sie! Wir empfehlen einen kalten Chabli dazu!“
„Danke, für mich nicht!“ lehnte G ab.
„Für mich auch nicht, danke schön!“ meinte auch Malgorzatta.
„Darf ich Ihnen etwas anderes zu trinken bringen?“ erkundigte sich die Flugbegleiterin.
„Ein Kaffee wäre schön.“ gab Malgorzatta zurück und lächelte ihr zu.
„Für mich auch einen!“ fügte G an.
„Natürlich. Sehr gerne.“ gab die Stewardess zurück, nickte ihnen mit einem Lächeln zu und ging davon.
Malgorzatta hielt – während sie zu ihrem Besteck griff – für einen Moment inne.
Sie sah zu G.
Er kam ihr vor als würde sie ihn seit Jahren kennen. Dabei waren es gerade `mal acht Wochen. In dieser Zeit hatte er – nach ihrem Empfinden – schon Unsummen ausgegeben. Ihre Flüge bezahlt. Den Luxus-Urlaub in Aspen. Dieses Valentinswochenende. Es kam ihr immer alles sündhaft teuer vor.
Ob er so gut verdiente?
„Was ist?“
G sah sie an.
Malgorzatta räusperte sich rasch.
„Du hast vorhin nach meinem Flug gefragt! Er war schrecklich! Dagegen ist das jetzt hier ... unvergleichlich! Ich fühle mich richtig verwöhnt! Danke G!“
„Keine Ursache!“ gab G ernst zurück. Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie. Langsam. Hingebungsvoll.
Seine Hand streichelte über ihren Rücken.
Er war ihr schon so unendlich vertraut.
Sein Geruch, wenn er aufwachte, wenn er geduscht hatte oder sie zusammen geschlafen hatten.
Sie wusste, wie er seine Tasse hielt wenn er Kaffee trank, wie er sein Besteck hielt oder wie er seine Jacke anzog, sein Shirt auszog.
Sie kannte die Haltung seiner Hand, wenn sie über ihre Schulter rutschte bevor er sie zu sich zog.
Sie wusste sogar, wie er schmeckte, wenn er geschlafen hatte, sie kannte den Geschmack von dem Schweiß auf seiner Haut.
„Es ist so schön wieder bei Dir zu sein!“
Seine Stimme an ihrem Ohr war ein leises Raunen.
Rasch wandte sie den Kopf. Berührte mit den Lippen seine kratzige Wange.
„Ich liebe Dich … „
Sie spürte sein tiefes Ausatmen. Fast wie ein kleiner Seufzer. Sein warmer Atem streifte ihre Haut. Sie suchte seinen Blick, lächelte ihm zu.„Lass` es Dir schmecken! Wenn Du so lange auf Überwachung warst, hast Du sicher auch nichts Ordentliches zu Essen gehabt, oder?“
G lächelte kurz.„Stimmt. So etwas wie hier gab es natürlich nicht!“
Die Stewardess kam mit den zwei Tassen Kaffee an ihre Sitzplätze.
„Bitte sehr!“
Sie stellte die Tassen auf den kleinen Tischchen ab.
„Stimmt etwas nicht mit Ihrem Essen? Sie haben noch nicht … Soll ich Ihnen lieber etwas anderes bringen? Wir haben auch Reistaler mit Kaviar oder Lachsröllchen in Blätterteig!“
„Nein, danke, alles in Ordnung!“ versicherte Malgorzatta ihr rasch.
„Wir waren nur … abgelenkt!“
„Wirklich Ma`m?“ fragte die Stewardess und klang aufrichtig besorgt.
Malgorzatta nickte ihr zu. Lächelte.
„Ja. Bestimmt. Danke für den Kaffee!“
„Gerne, Ma`m!“
Die Flugbegleiterin ging davon.
Malgorzatta sah zu G.
„Wir essen jetzt und flirten danach noch ein bisschen weiter, ja?“
G lachte kurz.
Malgorzatta genoss sein Lachen.
Sie sah, hörte es nicht oft. Er war viel zu ernst. Sie ahnte nur vage, was dahinter steckte.
Er hatte ihr noch nicht viel von seiner Vergangenheit erzählt. Er war auch sehr vorsichtig mit seiner Gegenwart, die er ihr präsentierte. Sie vermutete, dass das nur zu einem Teil mit seinem Job zusammen hing. Doch sie hatte das Gefühl, damit umgehen zu können!
Die Geduld für ihn aufbringen zu können!
„Okay. Lass` es Dir schmecken, Mali!“
G beugte sich zu ihr herüber und drückte ihr einen raschen Kuss auf die Wange.
„Danke, G! Du Dir auch!“
Sie streichelte über seine Hand bevor sie zu ihrem Besteck griff und dann doch erst einen Schluck von ihrem Kaffee nahm.
Er schmeckte frisch aufgebrüht. Er war noch heiß. Und er tat gut.
„Oh, der ist gut!“
Der Kaffee auf dem Weg von Kiew in die USA war grauenhaft gewesen.
Sie hätte lieber eine internationale Fluggesellschaft gebucht, doch ihr Ehemann, so uninteressiert er auch bei ihr Reisen war, hatte ihr nahe gelegt, als Frau des Botschafters eine heimische Airline zu bevorzugen. In Aussicht auf ein Wochenende mit G, das sie auf gar keinen Falle gefährden wollte, hatte sie zugestimmt.
G warf ihr einen kurzen Blick zu. Probierte dann von seinem Kaffee.
„Ja, Du hast Recht!“
Sie tranken beide gerne Kaffee.
„Wie schmeckt es Dir?“ erkundigte sie sich sanft.
„Ist sehr gut.“ gab G zurück, sah sie fragend an.
„Schmeckt es Dir auch?“
„Es ist wunderbar.“ lächelte sie ihm zu.
Als Hauptgericht gab es ein zartes Rindermedaillon im Tagliatellenest mit Käseflöckchen und gefüllten Champignons, und als Nachspeise ein Törtchen aus weißer Mousse au chocolat mit einem Kleks warmer Zartbittersauce an drei Himbeeren.
Es erinnerte Malgorzatta an das köstliche Weihnachtsessen im Chateau Marmont, wo sie mit G am Weihnachtsabend in Los Angeles zum Essen gewesen war.
„Was kann ich Ihnen noch bringen?“ fragte die Stewardess nachdem sie abgeräumt hatte.
„Einen Digestiv, vielleicht einen Likör oder einen Kräuterschnaps? Vielleicht einen Wodka?“
„Nein, danke. Gar nichts für mich!“ lehnte Malgorzatta ab. G schüttelte den Kopf.
Nachdem die Stewardess gegangen war, lehnte er sich in dem breiten Ledersessel zurück.
Malgorzatta sah, dass ihm seine ohnehin schon kleinen Augen fast zufielen.
Langsam, vorsichtig beugte sie sich zu ihm hinüber und legte ihre Hand sanft auf seine Brust.
„Schlaf` ein bisschen!“ flüsterte sie ihm zu.
„Du bist müde! Mach` einfach die Augen zu! Wir fliegen ja noch ein Weilchen!“
G riss die Augen auf, wandte den Kopf und sah sie an.
Er langte nach ihrer Hand, zog ihre Finger an seine Lippen und drückte einen zärtlichen Kuss darauf.
„Ich will nicht schlafen wenn unser Wochenende gerade angefangen hat!“
Malgorzatta streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Über Weihnachten, als sie bei ihm gewesen war, hatte er schlecht geschlafen. Immer nur wenige Stunden am Stück, sie hatte es auf seinen Job geschoben. Und vielleicht auch auf seine veränderte Lebenssituation mit ihr.
„Sollst Du aber! Du bist müde! Bitte G! Ich mach` auch ein bisschen die Augen zu!“
Sie legte den Kopf an seine Schulter. Schmiegte sich an ihn.
Gs kleines Lachen klang zärtlich.
„Okay.“ meinte er halblaut.
Sie spürte seine Lippen an ihren Haaren. Wie er beide Arme um sie legte, sie an sich drückte.
Durch den dünnen Stoff seines Shirts spürte sie die Wärme seiner Haut. So eben seinen kräftigen Herzschlag von der anderen Seite an ihrer Wange.
Und wie seine Atemzüge regelmäßig wurden. Die Kraft seiner Arme an ihren Schultern sich lockerte. G schien eingeschlafen.
Das eintönige Motorengeräusch lullte einen ein. Nur ganz entfernt waren die anderen Passagiere, ihre Unterhaltungen, durch den Vorhang gedämpft in den Reihen weit hinter ihnen zu hören.
Malgorzatta hob vorsichtig den Kopf und sah zu G.
Seine Augen waren geschlossen. Die Atembewegungen seiner Brust gegen ihren Arm ganz ruhig, regelmäßig. Doch selbst jetzt, ihm Schlaf, war sein Gesicht nicht entspannt. So eben waren kleine Fältchen auf seiner Stirn zu sehen, seine Lippen waren fest zusammengepresst. Er war noch immer blass.
„Entschuldigung, Ma`m!“
Die Stewardess blieb bei ihnen stehen.
„Möchten Sie eine Decke?“
Sie langte schon zuvorkommend zu dem Gepäckfach über ihren Köpfen.
„Ja, sehr gerne! Danke!“
„Bitte sehr!“
Die Flugbegleiterin reichte ihr das große, überaus flauschige Stück Stoff aus superweicher Mikrofaser, mit eingearbeitetem Emblem der Airline.
„Haben Sie sonst noch einen Wunsch? Ich könnte Ihnen noch ein Nackenkissen bringen! Für Ihren Mann?“
„Das wäre nett!“ erwiderte Malgorzatta geschmeichelt.
„Sehr gerne.“
Die Stewardess nickte und ging davon. Kam wenige Minuten später zurück mit einem kleinen Kissen mit einem ganz weichen hellblauen Baumwollüberzug.
„Danke schön.“ meinte Malgorzatta.
Die Flugbegleiterin lächelte ihr freundlich zu und ging wieder davon.
Malgorzatta schob behutsam ihre Hand unter Gs Hinterkopf, hob ihn so behutsam wie nur eben möglich an und schob mit der anderen Hand das kleine Kissen darunter.
Natürlich wurde G wach. Zumindest etwas.
Er öffnete die Augen und sah sie an, ohne sie wahrscheinlich richtig zu sehen. Sein Blick rutschte über ihr Gesicht, leer, verschlafen. Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
„Schlaf` weiter, G!“ flüsterte sie ihm zu, küsste ihn rasch auf die Wange.
„Ich hab` Dir nur ein Kissen in den Nacken geschoben, ist sicher ein bisschen bequemer, hm? Alles gut mein Schatz!“
Sie drückte seinen Kopf behutsam gegen das Kissen zurück. G ließ es geschehen. Schloss die Augen wieder. Gab einen unbestimmten Laut von sich. Sie konnte sehen, wie sein Schlaf wieder tiefer wurde. Sein Kopf leicht zur Seite sank.
Malgorzatta musste lächeln.
Konnte den Blick gar nicht abwenden von G weil sie ihn so lange nicht gesehen hatte. Sie freute sich auf ihn. Auf die ungestörte Zeit mit ihm zusammen.
Schon jetzt alleine an ihn gekuschelt bei ihm zu sitzen tat ihr gut. Es gab keinen anderen Ort auf der ganzen Welt wo sie lieber gewesen wäre.
Sie war überzeugt davon, dass es ihr Schicksal war, dass sie ihn getroffen hatte. Dass sie den Umweg über Efremil hatte nehmen müssen um zu G zu gelangen. Sie war auch überzeugt davon, dass sie eines Tages offiziell, legal mit ihm zusammen sein würde.
Sie wusste nur noch nicht, wie das geschehen würde.
G schreckte mit einem Aufkeuchen hoch.
Malgorzatta rutschte von seiner Schulter, von seiner Seite, erschrocken, rappelte sich hoch, desorientiert, während sie sich instinktiv an G festhielt, ihn festhielt.
„Alles gut! Du hast schlecht geträumt, G! Alles in Ordnung!“
Sie musste selbst erst einmal nach Luft schnappen. Ihr Herz raste. Für einen kurzen Moment musste sie überlegen, wo sie eigentlich war.
„Tut mir leid!“
G drückte sie fest an sich.
Malgorzatta spürte seinen flüchtigen Kuss an ihrer Wange. Dass er zitterte. Seine Lippen waren kühl.
Als sie ihren Arm um seinen Nacken legte spürte sie an ihrer Hand den leichten Schweißfilm auf seiner Haut.
„Alles gut, G!“
Sie sah ihn an.
„Ich hab` … „ G fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
„ … die letzten Tage waren ziemlich anstrengend! Tut mir leid!“
Er küsste sie noch `mal, allerdings rasch, abgelenkt.
„Dann ist ja gut, dass Du jetzt ein paar Tage zum Ausruhen hast!“ gab Malgorzatta bemüht sanft zurück. Langsam streichelte sie über seine Schulter.
Sie fühlte sich irritiert.
Dieses Hochschrecken aus dem Schlaf kannte sie von ihm von Weihnachten, als sie bei ihm in Los Angeles gewesen war. Sie kannte es auch von Silvester, das sie zusammen in Aspen verbracht hatten. Damals hatte sie es für eine vorübergehende Sache gehalten. Jetzt war sie sich nicht mehr ganz so sicher!
G versuchte sie mit einem weiteren Kuss zu beruhigen. Sie konnte merken, wie abgelenkt er selbst noch war.
Offenbar verschwieg er ihr etwas! Etwas, das ihn belastete! Sie kannte ihn noch nicht gut genug.
Aber vielleicht hatten sie an diesem Wochenende ein bisschen Zeit zum Reden. Um sich noch weiter kennen zu lernen.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie ihm zu, drückte ihre Wange leicht an seine.
G seufzte leise.
Malgorzatta sah ihn an.
`Was ist?` wollte sie ihn fragen.
Doch in diesem Moment kam die Stewardess zu ihnen und räusperte sich dezent.
Malgorzatta gab Gs Nähe nur ein paar Zentimeter auf.
„Ma`m! Sir! Wir werden in etwa vierzig Minuten in Puerto Vallarta landen! Darf ich Ihnen vorher noch einen Espresso servieren? Oder haben Sie einen anderen Wunsch?“
„Ein Kaffee wäre schön!“ gab G knapp zurück.
„Für mich auch einen bitte!“ ergänzte Malgorzatta.
„Sehr gerne.“
Die Flugbegleiterin lächelte ihnen zu und ging dann davon.
Malgorzatta sah G an.
Der Schlaf hatte ihm nicht wirklich gut getan. Er wirkte nicht erholt.
Die kleinen Fältchen in seinem Gesicht, die sie so sehr an ihm mochte, wirkten um so ausgeprägter.
Sonst, wenn er ausgeruht war, waren sie fast verschwunden und ließen ihn beneidenswert jünger erscheinen.
„Entschuldige mich kurz!“
G küsste sie rasch, ließ sie dann los und stand auf, ging in Richtung der Bordtoilette vorne davon.
Malgorzatta strich ihr Shirt glatt, setzte sich wieder gerade in ihren Sessel.
Die Stewardess brachte zuerst wieder ein kleines Tablett mit zwei zusammengerollten aromatisierten feuchten Gästetüchern.
Malgorzatta nahm ihr Tuch langsam. Strich sich damit über die Hände. Sie konnte es nicht mehr so genießen wie vorhin. Langsam machte sie sich Sorgen um G.
Die Stewardess servierte gerade den Kaffee mit einem kleinen Gebäckstück als er zurück kam.
„Danke.“ meinte er knapp bevor er wieder in seinem Sessel Platz nahm.
Malgorzatta sah ihn prüfend an während G zu dem kleinen Erfrischungstuch griff, es auseinander fallen ließ und sich damit über die Hände fuhr.
Natürlich spürte er ihren Blick und sah sie fragend an.
Malgorzatta erschrak über den langen Moment, in dem sein Gesicht völlig ausdruckslos, sein Blick hart war, bevor ihre Augen sich trafen und G ihr rasch zulächelte.
„Alles gut, Mali, alles okay?“
Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie kurz während er das Tuch beiseite legte.
„Alles gut!“ log Malgorzatta ihn an, streichelte über seinen Arm.
„Ich freu` mich!“
Das war nicht gelogen.
Aber sie sah den freien Tagen mit ihm nicht mehr so sorglos entgegen wie noch ein paar Stunden zuvor.
Die Zeitverschiebung zwischen Los Angeles und Puerto Vallarta schenkte ihnen zwei zusätzliche Stunden.
Während die Passagiere der Economy-Class der Landung gebeten wurden, noch ein paar Minuten auf ihren Plätzen zu bleiben, kam eine Airline-Angestellte direkt nach dem Öffnen der Tür zu ihnen und brachte sie von Bord.
Sie führte sie durch den Zoll, durch die Passabfertigung und gleich zur Autovermietung, wo neben ihrem Mietwagen auch bereits ihr Gepäck wartete.
Malgorzatta war – aufgrund des Botschafterstatus ihres Mannes – ein gewisser Luxus bekannt. Doch diese problemlose zuvorkommende Abfertigung beeindruckte sie um noch einiges mehr!
Sie sah G zu, wie er das Gepäck in den Kofferraum legte, den Deckel schloss und dann um den Wagen herum ging, zur Beifahrerseite, wo er ihr die Tür öffnete.
„Danke G!“
Sie blieb an der offenen Tür stehen, strich über Gs Brust.
G beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
Langsam, hingebungsvoll. Er legte seine Hand sanft an ihre Wange. Ließ sie behutsam bis an ihren Nacken rutschen. Malgorzatta konnte einen Laut des Wohlbefindens nicht zurück halten. Lehnte sich gegen ihn.
„Ich liebe Dich.“ flüsterte G.
Er legte auch seinen anderen Arm um sie. Zum Glück waren sie alleine hier in der Etage des Parkhauses, in dem ausnahmslos teure Wagen standen.
„Danke, G!“ gab sie leise zurück. Streichelte mit der Hand über seine Brust.
„Ich fühle mich unheimlich geschmeichelt … seit Kiew. Und seit Du mir das das erste Mal gesa … geschrieben hast!“
Gs Lachen war leise, zärtlich. Sinnlich.
„Ich kann es kaum abwarten, dass wir im Hotel sind!“ flüsterte er ihr zu.
Malgorzatta musste lächeln. Ließ ihren Arm um seine Seite, unter seine Jacke rutschen.
Gs Stimme an ihrem Ohr war ein leises Raunen.
„ Obwohl ... wenn Du so nah bei mir bist … Dich so an mich lehnst … dann müssen wir wahrscheinlich im Auto … „
Sie musste lachen.
„Oh nein, G, ich glaube nicht! Hast Du schon `mal im Auto?“
„Fast.“ gab G zurück.
Malgorzatta verging das Lachen augenblicklich.
Sie hatte mit einem klaren `Nein` gerechnet!
Natürlich war ihr irgendwo, im Hinterkopf, beruhigend weit entfernt, bewusst gewesen, dass sie nicht die erste Frau in Gs Leben war. Natürlich nicht!
Aber jetzt so überraschend damit konfrontiert zu werden, machte ihr ihre Eifersucht erst richtig bewusst.
Es war völlig albern auf Gs Vergangenheit eifersüchtig zu sein, auf Dinge, die nicht mehr ungeschehen gemacht werden konnten.
Aber das lag daran, dass sie viel zu wenig Zeit mit ihm verbringen konnte! Dass sie viel zu wenig von ihm wusste!
„Hast Du schon `mal?“ fragte G sanft.
Seine Fingerspitzen kraulten sacht ihren Nacken. Sein Blick, der den ihren zärtlich festhielt, strahlte Zärtlichkeit und Wärme aus, die sie tief in ihrem Inneren berührten.
„Nein. Und ich möchte das auch nicht.“
G lachte. Küsste sie rasch.
„Selbst mit mir nicht?“
Malgorzatta stemmte sich auf die Zehenspitzen, suchte sich mit den Lippen an seiner kratzigen Wange bis zu seinem Ohr entlang.
„Any time you want to you can turn me on to anything you want to, any time at all!“
G genoss es.
Sie spürte es daran, wie er seine Schulter an der Seite seines Ohres etwas hoch zog. Wie er seinen Körper an ihren schmiegte und sie dabei sogar ein wenig Richtung des Wagens drückte.
Sie mochte es, die Wärme seines Körpers, seine Kraft an ihrem, sie fast ein wenig überwältigend zu spüren.
„Aber nur mit getönten Scheiben! Auf der Rückbank! Und nicht hier im Parkhaus!“
G lachte.
„Ich halt` das `mal im Hinterkopf! Fahren wir jetzt … „
Er küsste sie. Schob sie sanft Richtung des Beifahrersitzes.
„ … zum Hotel?“
„Sehr gerne, G!“
Malgorzatta erwiderte seinen Kuss sekundenlang rasch.
Dann rutschte sie auf den Sitz.
G schloss die Tür.
Ging um den Wagen herum und stieg auf der Fahrerseite ein. Er zog die Tür hinter sich zu, startete den Motor, legte den Sicherheitsgurt an und lenkte den Wagen dann aus dem Parkhaus.
Malgorzatta legte ihre Linke auf seinen Oberschenkel.
Bereits eine Angewohnheit wenn sie mit ihm fuhr.
G schaltete die Klimaanlage etwas höher.
Malgorzatta kannte Mexiko nicht. War noch nie im Land gewesen.
Schon die Architektur unterschied sich gravierend von der der USA. Die Leute sahen anders aus. Die Straßen waren bunter. Auch dreckiger. Werbetafeln in anderer Sprache für andere Produkte.
Allmählich fühlte es sich nach der Flucht aus dem Alltag an, die sie betrieben.
Der Blick auf die Küste war atemberaubend.
Ein breiter Strand, an dem der Sand wirklich eine goldene Farbe hatte. Sacht liefen die Wellen des Pazifik daran aus, der zum Horizont hin viele verschiedene Blautöne aufwies. Malgorzatta fühlte sich ganz kurz, verschwommen, an einige von Gs blauen Shirts, seine Hemden erinnert.
An die andere Seite des Strandes grenzten hohe Hotelkomplexe so weit das Auge reichte. Ein typischer Urlauberstrand.
Es wirkte nicht unbedingt romantisch.
Und es war ziemlich heiß.
Malgorzatta freute sich trotzdem darauf.
Auf ein luftiges, sonniges, sauberes Zimmer mit G, auf ein paar Stunden am Strand mit ihm, auf ein paar ruhige ansprechende Mahlzeiten und vielleicht auch einen kleinen Bummel in der Stadt.
Sie freute sich darauf, an seiner Seite zu schlafen, bei ihm zu liegen, einfach nur, bei ihm zu sein.
Sie würde sich auch mit viel weniger zufrieden geben, hatte sie nur seine Gesellschaft.
`Puerto Vallarta Spa and Resort` hieß ihr Hotel.
Es war ein hoher, lang gezogener Bau, strahlend weiß im Sonnenschein, mit unzähligen blitzenden Fensterscheiben und vielen, am breiten Eingang geschäftig hin und her flitzenden Angestellten.
Zwei öffneten ihnen die Wagentüren nachdem sie vorgefahren waren. Einer nahm G die Autoschlüssel ab und reichte ihm eine Parkkarte. Wünschte ihm eine angenehmen Aufenthalt.
Ein anderer führte sie ins Hotel zur Rezeption. Und wünschte ihnen einen angenehmen Aufenthalt.
Die Anmeldung lag in einer weiten lichtdurchfluteten Halle mit einer Glaswand, in der einige Scheiben offen standen. Man roch direkt den Sonnenschein, den Sand und das Wasser da draußen.
Eine ständig lächelnde, nichtssagend freundliche Angestellte checkte sie als Mister Jason und Mrs. Malin Tedrow ein. Malgorzatta gefiel ihr Pseudonym von Mal zu Mal besser. Sie kannte es seit Aspen.
Die servile Angestellte brachte sie hinauf in die Imperial Suite.
Sie lag im obersten Stockwerk.
Malgorzatta konnte nur dastehen und staunen während G die Angestellte mit einem Trinkgeld verabschiedete nachdem sie sie kurz in der Suite herumgeführt hatte. Dann musste sie einfach noch `mal herumgehen und sich alles genau ansehen.
Es gab einen großen Wohnraum mit kühl gekacheltem Boden, einer weiten Sitzlandschaft in Beige mit vielen kleinen farblich passenden Kissen und einem riesigen Fernseher im Regal gegenüber. Die Glaswand war nicht mehr als eine große Schiebetür, die hinaus auf eine große Terasse führte. Die dünnen Gardinen bauschten sich leicht in der Brise, die hereinwehte, weil die Tür einen breiten Spalt offen stand.
Vom Wohnraum gelangte man in den Schlafraum.
Hier gab es ein großes Bett, weiß, vor einer hellgrauen Wand, mit vier dicken und zwei kleineren weißen blitzsauberen Kissen an den Kopfenden, einer weißen Decke und einer hellgrauen Tagesdecke zur Hälfte darüber gezogen. Es lagen tatsächlich rote Rosenblätter darauf verteilt.
Der Schrank hatte verspiegelte Türen. Auch hier gab es einen großen Fernseher. Eine schmale gepolsterte Bank stand am Fußende des hohen Bettes. Eine sanft geschwungene Chaiselongue befand sich links neben der Terrassentür, richtig schön altmodisch und ein wunderbarer Hingucker in dem sonst so modern eingerichteten Raum mit den übrigen zwei hellen Wänden und den klaren Formen.Das Bad war ebenfalls großzügig.
Die Badewanne war frei stehend, oval, mit wellenförmigem Rand. Es gab eine Dusche mit breitem eckigen Duschkopf, durch eine blitzsaubere Glaswand vom übrigen Raum getrennt. Zwei eckige Waschbecken vor einer langen Spiegelwand. Die Toilette befand sich getrennt.
Zwei herrlich flauschig aussehende Bademäntel hingen an Haken links neben der Tür. Unzählige kleine Flaschen mit Shampoo, Conditioner, Duschgel und Badegel standen an den Waschbecken. Es gab kleine Seifen in einer Schale, kleine Tuben mit Zahnpasta und in Plastiktüten verschweißte Zahnputzbecher aus schwerem Kristall.
Vom Schlafraum aus gelangte man ebenfalls durch eine breite Glasfront auf die Terrasse. Sie war groß.
Zur Hälfte überspannt von einem Sonnendach aus hellem Segeltuch.
Ein Geländer aus Glasscheiben begrenzte sie zur rechten Seite hin. Der Boden war hell gefliesst.
Ihre unsymmetrische Form ergab sich durch die Begrenzung durch die Felswand an der Kopfseite, das Hotel reichte bis an die nebenliegende Klippe heran.
Dort hinein war ein kleiner Wasserfall angelegt worden, breitflächig, schmal, ein absoluter Hingucker mit leisem gefälligem Rauschen.
Links gab es einen Jakuzzi. Daneben luden zwei Sonnenliegen aus dunklem Korb mit dicken hellen Polstern zum Entspannen ein, ein niedriger Tisch stand zwischen ihnen. Weiter vorne am Geländer gab es noch eine kleine Sitzgruppe unter einem Sonnenschirm.
An der Kopfseite der Terrasse, schräg zum Geländer, stand eine Cabana mit einer breiten hellen Liegefläche, Nackenrollen und sich sanft in der Brise bauschenden, zurückgebunden Vorhängen.
Malgorzatta stand völlig überwältigt in der offenen Glastür nach draußen.
Das war purer, völlig unerwarteter, unbekannter Luxus. Sie war einiges an Annehmlichkeiten gewöhnt wenn sie mit Efremil reiste. Doch das hier übertraf ihre Vorstellungen für dieses lange Wochenende bei Weitem.
G musste sich in horrende Unkosten gestürzt haben. Wie in Aspen schon.
Sie schloss die Augen um den Moment für immer zu speichern. Das Gefühl des breiten Sonnenstrahles auf ihren Füßen. Den Windhauch an ihren Armen. Sie roch den Pazifik. Hörte das Rauschen der Wellen. Und das leise, angenehme Plätschern des Wasserfalles.
Und jetzt spürte sie Gs Hand, sacht an ihrem Rücken während er an sie herantrat, die Wärme seines Körpers an den ihrem kam
„G, ich möchte bitte unbedingt einmal in der Cabana mit Dir schlafen!“
G lachte.
„Gefällt es Dir?“
Seine Stimme war halblaut.
Malgorzatta wandte sich ihm zu und sah ihn an.
G berührte mit den Lippen ihre Haare.
„Es ist wunderschön hier!“
Sie umarmte ihn, schmiegte sich an ihn.
„Du musst ein Vermögen … „
G küsste sie rasch. Sie konnte nicht weitersprechen.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte er halblaut, sah sie an.
Durch das helle Tageslicht hier leuchtete das Blau seiner Augen um so mehr. Seine Haut war noch immer blass. Die kleinen Fältchen um seine Augen deutlich. Die Barthärchen über seinen Wangen, seinem Kinn, über seiner Oberlippe und an seinem Hals waren dunkel. Lang.
Behutsam legte sie ihre Hand an seine linke Wange und streichelte sanft darüber.
„Du sollst nicht so viel Geld für mich ausgeben, G!“ mahnte sie leise.
G lächelte.
Er wirkte müde.
Rasch wandte er den Kopf, zu ihrer Hand, und drückte einen Kuss in ihre Handinnenfläche.
„Ich liebe Dich, cormoara meu!“ meinte er bloß noch `mal.
„Ich geh` eben duschen! Ich bin von der Überwachung direkt zum Flughafen. Es fühlt sich grad` … nicht so gut an!“
Er wollte sich abwenden.
Malgorzatta hielt ihn fest. Am Arm.
Stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn rasch.
„Du fühlst Dich wunderbar an! Danke G!“
G lachte ein bisschen verlegen. Er konnte schlecht mit Komplimenten umgehen.
Seine Hand strich leicht über ihren Arm bevor er sich abwandte und ins Schlafzimmer zurück ging.
Malgorzatta sah ihm nach. Sah auf seine breiten, muskulösen Schultern. Seinen akkuraten Haarschnitt mit dem absolut geraden Abschluss im Nacken. G hielt den Kopf gesenkt.
Malgorzatta schlüpfte aus ihren Schuhen und trat auf die Terrasse. Sofort hüllte die warme Luft sie ein. Es war fast so, als tauche man in Sonnenstrahlen ein. Die Atmosphäre war ganz klar und sauber hier, man spürte die reinen Moleküle fast direkt auf der Haut.
Sie ging zu dem Geländer auf der rechten Seite. Der Blick über den Pazifik war weit. Wieder konnte man die verschiedenen Blautöne erkennen, türkis zum Strand hin bis dunkelblau zum Horizont. Unterbrochen von der weißen Gischt der schmalen Wellen.
Ein paar Schwimmer waren unterwegs. Ein paar Jet-Ski-Fahrer. Ein paar kleine Motorboote.
Ein paar bunte Tupfen am Strand waren Menschen in Badebekleidung, ausgebreitete Strandtücher, Sonnenschirme.
Der Restaurantbetrieb des Hotels grenzte dem Gebäude direkt an und lief zum Strand hin aus.
Malgorzatta ging langsam über die Terrasse, begutachtete den Jakuzzi, in dessen Wasser ebenfalls Rosenblüten schwammen.
Dann ging sie wieder hinein.
Vielleicht konnte sie G in der Dusche überraschen. Sie hatte jetzt richtig Lust auf ihn. Vielleicht ließ er sich verführen wenn er sich in der luxuriösen Dusche etwas besser fühlte.
Malgorzatta stoppte in der Schlafzimmertür.
Abrupt.
G lag auf dem Bett. Auf dem Rücken. Wie auf den Rand gesetzt und nach hinten umgekippt. Seine Haltung war so merkwürdig, dass sie erstmal besorgt an das Bett schlich und auf Gs Oberkörper starrte. Er hob und senkte sich ganz regelmäßig mit dem Stoff seines Shirts. Ab und zu war ein kleiner Schnarcher zwischen Gs Atemzügen. G schlief.
Malgorzatta musste nach der ersten Verblüffung lächeln. Der Anblick rührte sie.
Er musste totmüde gewesen sein.
Er hatte sogar seine Schuhe noch an.
Seine Arme lagen, in einer rührenden Art und Weise, wie sie sie sonst nur von sehr kleinen Kindern kannte, rechts und links neben seinem Körper über Schulterhöhe. Sein Gesichtsausdruck war nicht entspannt. Wirkte verkniffen. Sie konnte sehen, dass seine Augenlider leicht zitterten. Wie sich im Schlaf seine Augäpfel unter den Lidern bewegten.
Gerne hätte sie etwas getan, dass sein Schlaf ruhiger, erholsamer wurde. Doch sie wusste nicht, was!
Ihr Aufenthalt hier erschien ihr plötzlich nicht mehr ganz so sonnig.
Bedrückt verließ sie leise den Schlafraum. Nach Aspen hatte sie wirklich gehofft, dass Gs Leben ein bisschen ruhiger werden würde. Das ihre gefestigte Beziehung ihm gut tun würde. Doch offensichtlich hatte es nichts mit ihnen Beiden zu tun!
In der kleinen Küchenzeile im Eingangsbereich öffnete sie so leise wie nur eben möglich den Kühlschrank und nahm eine kleine Flasche Orangensaft heraus.
Dann ging sie durch die offen stehende Glastür im Wohnraum wieder auf die Terrasse.
Sie setzte sich in einen der breiten bequemen Korbsessel.
Es war herrlich.
Die Polster waren weich. Die Luft hier fühlte sich an wie gereinigt, roch nach Pazifik und fühlte sich samtweich auf der Haut an. Allmählich spürte sie auch ihre Erschöpfung, nach der langen Anreise nach Los Angeles, und die Zeitverschiebung.
Behutsam trank sie einen kleinen Schluck von dem Orangensaft. Sie wollte sich auch etwas ausruhen.
Aber sie war ja nicht mit G hergekommen um getrennt von ihm zu sein.
Also ging sie wieder in den Schlafraum und streckte sich dort neben G aus, rutschte so nahe wie möglich an ihn heran möglichst ohne ihn zu wecken.
So eben spürte sie die Wärme seines Körpers an ihrem Arm. Sie lauschte auf Gs Atemzüge. Sie waren ganz ruhig. Regelmäßig.
Die Matratze war dick. Hoch. Angenehm straff. Die Tagesdecke war weich, dicht vom Stoff her und sie roch, genau wie das kleine Kissen, auf das sie ihren Kopf gelegt hatte, frisch und sauber.
Es tat gut, einfach nur zu liegen, die angespannten Muskeln nach und nach zu entspannen. Ihre Gedanken jetzt endlich `mal zur Ruhe kommen lassen zu können. Der einzige Mann, um den sie sich immer sorgte, wenn er nicht bei ihr war, lag nun nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt. Sie brauchte keine Angst zu haben, dass ihm etwas passierte, dass er einen gefährlichen Auftrag hatte. Es ging ihm nur nicht gut.
Aber vielleicht würde sie das in den nächsten Tagen ändern können. Jetzt würde ihm sicher erst einmal der Schlaf gut tun!
Eine ungenaue Berührung an der Wange weckte sie so eben. Sie musste eingeschlafen sein. Fühlte sich daneben als sie nun Gs Kuss neben ihren Lippen spürte. Dass er sich leicht über sie gebeugt hatte!
Dann weckte sie endgültig ein Geräusch.
Das Klappern einer Tür.
Als sie blinzelte, sich verschlafen auf den Bauch drehte, erkannte sie so eben G, der aus dem Badezimmer kam, nur mit einem Badetuch um die Hüften gewickelt.
„Mmhh … man denkt, man träumt immer noch wenn man die Augen aufmacht und Dich so herumlaufen sieht!“
G lachte.
Er kam zum Bett, rutschte auf die dicke Matratze, neben sie, beugte sich über sie und drückte ihr einen langen Kuss in den Nacken.
Es waren noch einige Wassertropfen in seinen Barthärchen, die sie jetzt an ihrer Haut spürte. Seine Haut war weich, aufgequollen vom Duschen. Er roch betörend.
Malgorzatta langte mit ihrem rechten Arm nach hinten und schlang ihn, so gut es ging, um Gs Arm.
„Hast Du gut geschlafen?“ hörte sie ihn fragen, spürte seine Lippen weiterwandern, Richtung ihres Halses, ihrer Wange, ihres Ohres.
„Ja, ganz gut. Und Du?“
Langsam zog sie seinen Arm weg.
G lachte.
Er ließ es geschehen.
Malgorzatta drehte sich rasch auf den Rücken als sie spürte, wie G sich über sie sinken ließ. So gut es ging rutschte sie nah unter seinen Körper während sie ihre Hände sacht an seinen Seiten streicheln ließ.
Sie beobachtete, wie Gs Gesicht sekundenlang einen achtsamen Ausdruck annahm bevor er sich darauf einließ. Sein Gewicht auf seinen Unterarmen neben ihrem Kopf abstützte während er die Finger seiner rechten Hand leicht, spielerisch durch ihre Haare streicheln ließ.
„Ja … tat ganz gut.“ meinte er dabei. Er sah sie einen langen Moment an bevor er den Kopf senkte und sie küsste.
Malgorzatta ließ es geschehen. Streckte ihren Körper unter seinem aus, versuchte, sich noch ein bisschen zu entspannen. Es sofort zu genießen, statt sich langsam dahin führen zu lassen, wie meist. Wie immer war ihre Zeit begrenzt. Sie wollte so viele Erinnerungen wie nur möglich mitnehmen.
„Du hast nicht … so ganz entspannt ausgesehen als Du geschlafen hast, G!“
Behutsam streichelte sie mit den Fingerspitzen über seine Brust. Sah ihn prüfend an. G wirkte nicht mehr ganz so müde. Der Schlaf schien ihm diesmal gut getan zu haben.
„Hast Du sehr viel gearbeitet in den letzten Tagen? Ich mach` mir ein bisschen Sorgen um Dich!“
„Das musst Du nicht!“
G schob seinen linken Arm unter ihren Kopf, in ihren Nacken.
Seine Rechte streichelte warm zu ihrer Wange.
„Es ist alles in Ordnung … vor allen Dingen jetzt … so nah bei Dir … ich hab` mir das so gewünscht!“
Malgorzatta musste lächeln. Geschmeichelt.
„Ich auch, G! Es ist so schön mit Dir hier … in dieser wunderschönen Umgebung … es ist schön, dass wir endlich ein bisschen Zeit haben!“
„Es ist wunderbar mit Dir, Mali … „
G senkte den Kopf und küsste sie.
Seine Rechte streichelte ihre Wange hinab. Über ihren Hals. Über ihr Dekollette und hin zu der Knopfleiste ihrer Bluse. Langsam begann er, die kleinen Knöpfe durch die Löcher zurück zu schieben.
Es gelang ihm mit einer Hand nur umständlich weil die Knöpfe sehr klein, flach waren.
„Soll ich Dir helfen?“ flüsterte sie ihm leise, amüsiert zu als sie spürte, wie seine Finger zu zittern begannen.
„Ja … mach` … sonst reiß` ich sie Dir gleich `runter … „ gab G nach einem Moment ergeben zurück.
Malgorzatta schob seine Hand sanft beiseite, knöpfte ihre Bluse auf. G ließ sich etwas zurück auf die Matratze sinken. Malgorzatta registrierte irritiert, wie interessiert er ihr zusah. Langsam ließ sie den dünnen Stoff von ihren Schultern rutschen.
G streichelte kurz über ihren Arm.
„Machst Du weiter?“
Eigentlich liebte sie es wenn sie sich gegenseitig auszogen. Es war wie ein Geschenk auszupacken wenn sie sich lange nicht gesehen hatten. G hatte es Weihnachten so genannt.
Das Interesse in seinen Augen, jetzt, wo er ihr zusah, verwirrte sie ein bisschen. Gefiel ihr jedoch auch!
Also ließ sie ihre Bluse langsam neben sich auf die Matratze fallen.
Langsam strich sie erst den einen, dann den anderen Träger ihres Hemdes von ihren Schultern. Schlüpfte langsam mit den Armen hinaus. Dann griff sie zum Saum und zog sich das Hemd über den Kopf.
Gs Blick auf ihrem nun fast nackten Oberkörper war ihr unangenehm, auch wenn sie ihren BH extra wieder für ihn gekauft hatte.
Es gefiel ihm, wenn sie schöne Unterwäsche trug. Hatte es von Anfang an.
„Du sieht wunderschön aus!“ meinte G leise, berührt, und seine Stimme zitterte ein bisschen.
„Du hast wieder … so etwas Schönes an!“
Er beugte sich etwas zu ihr vor und strich mit dem Zeigefinger den Spitzenträger von ihrer Schulter, drückte ihr einen langen Kuss auf die Haut.
„Ich hab` das eigentlich lieber wenn Du das machst, G … „
Sie streichelte über seine Schulter.
„Und ich habe gerade festgestellt, wie wunderbar ich das finde, Dir dabei zuzusehen!“ erwiderte G halblaut, zärtlich. Er ließ seine Lippen von ihrer Schulter über ihr Dekollettè rutschen, langsam ihren Hals hinauf, bis hin zu ihren Lippen. Er küsste sie. Malgorzatta streichelte mit der Hand leicht über seinen Hinterkopf. Genoss das Kratzen seiner kurzen Haare gegen ihre Handinnenfläche. Sie spürte noch die Feuchtigkeit vom Duschen.
Gs Finger streichelte leicht über die weiße Spitze, die weißen Seidenbänder ihres Bhs.
„Das fühlt sich wunderbar an!“ flüsterte er ihr zu, streichelte mit den Lippen über ihre Wange, Richtung ihres Ohres.
„Und Du siehst immer so hübsch aus in diesen Sachen!“
„Danke G!“ flüsterte sie ein wenig verlegen zurück.
„Darf ich Dir gleich … Dein Badetuch ausziehen? Oder möchtest Du, dass ich zugucke wenn Du es machst?“
G lachte auf.
Das geschah nicht oft.
Deswegen sah er für sie fast fremd aus wenn er lachte.
„Ich denke, das hat sich gleich schon von alleine erledigt. Es fühlt sich ziemlich locker an … „
„Oh … „
Malgorzatta streichelte mit der Hand langsam seine Seite hinab. Bis zu Gs Hüfte, bis zum Rand des dickes Badetuches. Behutsam schob sie ihren Zeigefinger unter die unterste Lage an seiner Haut.
G streichelte mit den Fingern spielerisch durch ihre Haare.
„Es ist schön, wieder mit Dir zusammen zu sein, Mali, es wirkt immer alles so … einfach mit Dir … ich habe mich wirklich danach gesehnt!“
Er küsste sie nachdrücklich auf die Stirn.
Malgorzatta hielt ganz still. Suchte dann seinen Blick.
„Wie meinst Du das, G?“
G erwiderte ihren Blick ernst. Ruhig.
„Dass ich gerne wieder mit Dir zusammen sein wollte!“
Erst jetzt blitzte der Schalk in seinen blauen Augen. Malgorzatta musste lachen. Sie drängte sich an ihn.
„Ja … habe ich verstanden … „
Sie reckte den Kopf zu ihm hinauf. Küsste ihn.
„Ich liebe Dich, G!“ meinte sie dann, streichelte mit der Linken über seine Brust. Seine Haut war makellos. Glatt. Weich. Das hatte sie in Rio schon bewundert.
„Ich liebe Dich wirklich, G … „
G senkte den Kopf und küsste sie. Malgorzatta erwiderte seinen Kuss. Vorsichtig bewegte sie ihre Finger um das Tuch zu lockern, doch sie spürte, wie G rasch seine Hand auf ihre legte, sie festhielt.
„Du bist noch nicht dran! Du hast noch viel mehr an .. „
Sie musste lachen.
Es verging ihr schnell als G seine Lippen über ihren Hals hinabstreichen ließ, über ihr Dekollete, ihre Brust hinab. Tupften ihren Oberkörper hinunter, ab und zu mit einem Streicheln seiner Zungenspitze dazwischen bis zu ihrem Bauchnabel am Bund ihrer Leinenhose.
Seine Hände wanderten langsam zu dem Knopf. Schoben ihn noch langsamer durch das Knopfloch zurück. Behutsam zog G den Reißverschluss zurück. Dann strichen seine Finger den Stoff beiseite.
Er ließ seine Lippen weiterwandern. Zum Rand ihrer Shorts.
Malgorzatta strich mit der Hand abgelenkt über seinen Kopf, über seine kurzen Haare während sie den kleinen Rausch in ihren Kopf genoss.
G zog den hellen leichten Leinenstoff von ihren Hüften, von ihren Beinen. Er warf ihn auf die Matratze. Spielerisch streichelte er mit der Hand über ihren Bauch. Behutsam über den spitzenverzierten Stoff ihrer Shorts. Seine Finger zupften leicht an den Seidenschleifen. Wieder senkte er den Kopf, über ihren Bauch, umspielte mit der Zungenspitze sacht ihren Bauchnabel. Er zupfte mit den Zähnen behutsam an ihrer Haut bevor er mit den Lippen weiter hinabstrich, zum Saum ihrer Shorts, den er mit den Fingern noch etwas weiter hinabschob, seine Lippen folgen ließ.
„G … „
Malgorzatta hielt ganz unwillkürlich den Atem an.
Gs Hände wanderten langsam ihren Oberkörper hinauf. Rutschten an ihren Rücken, zum Verschluss ihres BHs, und öffneten ihn geschickt. Auf dem Weg nach vorne nahmen seine Finger langsam den Stoff mit. Malgorzatta schlüpfte mit den Armen hinaus.
G ließ den Stoff von ihrem Körper rutschen. Streichelte mit seinen warmen Händen langsam, sanft über ihren Oberkörper.
Seine unendlich sachten Berührungen verstärkten ihr Verlangen, ihn ganz nah bei sich haben zu wollen, schnell.
„Komm, G … bitte … „
G hob den Kopf und sah sie an.
Sein Gesichtsausdruck war ernst. Angespannt.
Er ließ seine Hände zu ihrem Nacken wandern. Beugte sich über sie und küsste sie. Malgorzatta rutschte noch ein bisschen mehr unter seinen Körper.
Schlang beide Arme um seinen Nacken während sie sich an seinen nackten Oberkörper schmiegte. Seine Haut an ihrer war warm, weich.
Seine Nähe hüllte sie ein.
„Mmmh … das ist schön mit Dir, Mali … „
Gs Kuss war innig. Fordernd.
Malgorzatta konnte sich gut darauf einlassen.
Mittlerweile harmonisierten sie gut zusammen. Das hatte sich in Los Angeles sehr schnell ergeben, wo sie fast unendlich Zeit füreinander gehabt hatten.
„Ich bis so froh, dass ich wieder bei Dir bin, G!“
Behutsam ließ sie ihre Finger zu seinen Wangen streicheln. Nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn. G erwiderte ihren Kuss sofort.
Seine Hände strichen langsam von ihrem Nacken über ihre Schultern hinab, über ihre Oberarme und dann von dort über ihre Seiten hinab bis zum Bund ihrer Shorts.
Vorsichtig, langsam begann er, den leichten Spitzenstoff über ihre Hüften hinab zu ziehen.
Malgorzatta musste lachen.
Behutsam löste sie die Lippen von den seinen, behielt ihr Gesicht dem seinen aber ganz nah.
„Du schummelst! Du warst noch gar nicht dran!“ meinte sie während sie bereitwillig aus den Shorts schlüpfte.
G lachte.
„Was meinst Du?“
Seine Lippen streichelten über ihre Wange während er ihr die Frage zuraunte.
Seine Hände wanderten langsam über ihren unteren Rücken. Strichen warm über die Wölbung ihres Pos.
Im ersten Moment konnte sie nicht antworten.
Sie musste sich räuspern.
„Das ist schön, G … aber wir wollten doch … abwechselnd … ?“
„Wenn Du so schöne Sachen anhast kann ich mich nicht zurück halten!“
Sie spürte Gs warmen Atem an ihrem Ohr während er flüsterte. Schmiegte sich noch etwas enger an ihn. Langsam streichelte sie mit ihrer Hand, ihren Fingernägeln seinen Rücken hinab.
G stöhnte leise, behaglich.
„Ich merke genau, was Du da machst!“ flüsterte er ihr zu, küsste ihre Lippen fest.
Malgorzatta hatte ihre Finger suchend nach dem Ende des Badetuches tasten lassen während sie Gs Kuss erwiderte.
Jetzt bekam sie die Ecke zu fassen und zog sie aus dem Stoff, lockerte das dicke weiche Tuch.
G lachte.
Es war eine Mischung aus amüsiert und angespannt.
Malgorzatta streifte den Stoff beiseite ohne Hinzusehen weil Gs Blick den ihren festhielt.
Sie konnte gegen ihren Oberkörper seine raschen Atembewegungen spüren. Den leichten Schweißfilm an seiner Haut.
Durch die einen Spalt offen stehende Glastür konnte sie einen leichten Lufthauch an ihren Füßen merken.
Ihr wurde noch viel wärmer als G jetzt das Badetuch mit einer kurzen raschen Bewegung zwischen ihrer beider Körper wegzog. Sein warmer Körper sich an ihren schob, schwer, flächig.
G streckte seine Arme aus, ließ seine Finger an ihren Armen entlang streicheln, bis zu ihren Händen. Fest grub er seine Finger zwischen die ihren.
Malgorzatta stöhnte leise.
Sie mochte es, Gs Kraft, seine Stärke zu spüren. Wie unendlich zärtlich er damit sein konnte.
Sein Kuss war intensiv. Das Spiel seiner Zunge mit der ihren begehrlich.
„Komm … G … „ flüsterte sie ihm schließlich zu, als sie atemlos war, löste ihre Rechte aus seiner Hand und streichelte mit dem Arm hinauf bis zu seiner Schulter, bis an seinen Nacken. An ihrer Haut spürte sie den leichten Schweißfilm dort.
„Jetzt … ja … ?“
Gs Stimme war ein leises Raunen. Sein Blick rutschte fragend über ihr Gesicht.
Es war so süß von ihm, dass er durchgehend um ihr Wohlergehen besorgt war. Malgorzatta berührte das seit Rio. Am Meisten beeindruckten sie seine kleinen, wie selbstverständlichen zärtlichen Gesten, von denen sie sich wunderte, wie er dazu gekommen war. Soweit sie wusste, hatte er schon seit Längerem keine lebenden Angehörigen mehr. Dazu hatte er wohl eine unruhige Kindheit gehabt. Einige seiner Verhaltensmuster wiesen darauf hin. Um so mehr wunderte sie dieses
besorgte Vertrauen ihr gegenüber einmal mehr.
Malgorzatta reckte den Kopf hoch und küsste ihn.
Langsam nahm sie ihre Beine ein wenig auseinander. Erwartungsvoll.
G küsste sie kurz.
Sein Blick blieb an ihrem Gesicht hängen, achtsam, angespannt, sehr ernst.
Sie hatte ihm das noch nicht abgewöhnen können. Sie hatte es nicht gerne so ernst. Unbeschwertheit und Humor waren ihr dabei lieber. Sie mochte es, wenn sie dabei lachten.
Eine ganz leichte feuchte Spur zog sich ihren Oberschenkel hinauf, an der Innenseite, als Gs Glied über ihre Haut strich, auf dem Weg hinauf.
Ganz unwillkürlich hielt sie den Atem an. Wandte den Blick nicht von seinem Gesicht.
„Schön … mach weiter!“
Gs Körper schob sich ganz langsam, schwer über ihren.
„Alles okay für Dich?“
Seine Stimme war leise. Rau. Zärtlich-besorgt.
„Alles wunderbar, G … „
Sie drängte sich ihm entgegen. Streichelte mit der Rechten langsam seinen Rücken hinab, ließ ihre Linke folgen, ließ sie an der sanften Wölbung seines unteren Rückens liegen wie um ihn zu ermutigen, aufzufordern.
G verharrte still. Schloss für einen kurzen Moment die Augen bevor er sie wieder ansah. Kleine Schweißperlen waren mit einem Mal auf seiner Stirn zu sehen.
Malgorzatta wischte behutsam mit dem Zeigefinger darüber. Reckte den Kopf und küsste G auf die Lippen.
„Das ist so schön wieder so nah bei Dir … „
Sie streichelte mit den Händen über seine warme Haut.
G senkte den Kopf und küsste sie.
Seine Zungenspitze streichelte aufreizend langsam über ihre Lippen. Sehr behutsam begann er, sich geben sie zu bewegen.
Malgorzatta seufzte leise. Drängte sich ihm entgegen.
„Das fühlt sich so gut an mit Dir, Mali … „ raunte G.
Malgorzatta schlang ihre Beine über Gs. Ihre Hände konnten gar nicht so schnell über seinen Körper streicheln wie sie ihn fühlen wollte.
Gs Küsse wurden ungestüm. Seine Bewegungen gegen ihren Körper nahmen sehr rasch an Intensität zu.
Das erste Mal, wenn sie sich lange nicht gesehen hatten, dauerte nie lange. Da konnte sie es kaum erwarten. Und G wohl auch nicht!
Er war zärtlich und achtsam, wie immer, aber sie wollte keine zärtliche Spielerei, wie sie sie sonst meist hatten. Wenn sie sich lange nach ihm gesehnt hatte war sie zu ungeduldig dafür. G schien es nicht anders zu gehen.
Doch mehr noch als ihren eigenen Höhepunkt genoss sie dann eigentlich Gs.
Diesen langen Moment, in dem er sie ganz fest an sich presste, atemlos, so nah, dass sie seinen jagenden Herzschlag gegen ihre Brust spüren konnte. Er hielt seine Wange ganz dicht an ihre gedrückt. Seine Haut war schweißnass, heiß.
Ganz allmählich ebbte auch die Anspannung in ihrem Körper ab.
Kehrte ihr Bewusstsein wieder komplett in die Realität zurück, zu der dicken Matratze mit der zerwühlten Decke, dem warmen Lufthauch von der Tür durch den Raum, über das Bett, über ihre erhitzte Körper.
Und zu Gs Liebeserklärung ganz nah an ihrem Ohr, während seine Hände über ihre Schultern mit einem leichten Zittern an ihren Nacken rutschten.
Seine Stimme war ein heiseres, halblautes Raunen.
„Cormoara meu … das ist so schön mit Dir … „
Er küsste sie ungenau auf die Wange.
„Das war wunderschön, G … „
Sie konnte sich nicht entschließen, ihn los zu lassen. Wollte noch nicht `mal ihre Umarmung lockern.
Dennoch löste sich ihr Griff etwas als G sich in ihren Armen etwas aufrichtete, den Kopf wandte und sie auf die Lippen küsste.
Sein Lächeln war zärtlich. Klein. Er wirkte erschöpft.
Malgorzatta streichelte mit der Hand behutsam über seine verschwitzte gerötete Wange. Strich mit dem Handgelenk sanft die kleinen Schweißperlen von seiner Stirn.
G ließ es geschehen.
Legte für einen Moment den Kopf in den Nacken, schloss die Augen. Dann sah er sie wieder an. Der Blick seiner schönen blauen Augen war ein wenig verhangen. Doch so zärtlich, dass Malgorzatta einmal mehr ganz warm in der Herzgegend wurde.
„Ich liebe Dich.“ flüsterte sie ihm zu.
G lächelte matt.
„Sagst Du`s noch `mal!“ raunte er ihr zu, senkte leicht den Kopf, küsste sie. Ein kleiner Schweißtropfen war an seine Lippen geraten. Er schmeckte salzig.
„Ich liebe Dich, G! Ich kann Dir das das ganze Wochenende über sagen!“
G lachte leise.
„Entschuldige!“ raunte er ihr zu, rutschte neben sie.
Malgorzatta hielt für einen Moment den Atem an.
G wusste, wie gerne sie es hatte, wenn er noch möglichst lange bei ihr blieb. Nur klappte das nicht immer.
„Tut mir leid!“
Malgorzatta empfand es als unheimlich liebevoll wie G sich an ihrer Seite ausstreckte, seine Hand an ihre Wange legte und sie langsam küsste.
Sie legte ihre Hand auf seine. Erwiderte seinen Kuss.
„Ich hol` uns `was zu trinken, ja?“
Malgorzatta nickte.
Sie sah ihm nach wie er von der dicken Matratze rutschte und nach nebenan ging. Bewunderte die Selbstverständlichkeit, mit der er sich ihr nackt zeigte. Sie konnte das nicht so gut.
G war auch besser in Form.
Er war nicht durchtrainiert, muskulös, aber er war kräftig und er wusste diese Kraft auch einzusetzen. Sie mochte seine definierten Oberarme. Seine weiche makellose, leicht gebräunte Haut. Die ganz feinen, hellbraunen Härchen auf seiner Brust und auf seinen Unterarmen.
Es wirkte sehr sexy wie er jetzt aus dem Wohnraum kam, nackt, nur mit zwei kleinen Flaschen Mineralwasser in der Hand. Sie mochte das Wort eigentlich nicht. Doch ihr fiel kein Besseres ein.
G wirkte sehr entspannt. Das kannte sie kaum von ihm. Es war schön, ihn so zu sehen.
Er kam zum Bett und setzte sich auf den Bettrand. Reichte ihr eine Flasche Mineralwasser.
„Danke.“
Malgorzatta nahm einen kleinen Schluck. Dann rutschte sie hinter G. Sie legte ihre Hand an seine Schulter und drückte eine Reihe von Küssen langsam, zärtlich von seinem Nacken seine Wirbelsäule hinab.
Seine Haut war stumpf vom Schwitzen. Schmeckt ein bisschen nach Salz.
G lachte leise, genießerisch.
„Das fühlt sich gut an, Mali!“
„Für mich fühlt es sich gut an, dass wir noch so viel Zeit haben!“ erwiderte sie ihm leise, sanft, zwischen den einzelnen Küssen.
„Ich freue mich darauf, dass wir endlich `mal wieder zusammen aufwachen können. Das wir zusammen essen können. Zusammen fernsehen. Dass wir so viel Zeit zusammen haben wie in Los Angeles, Weihnachten. Das war schön!“
„Ja. Das war wunderschön.“
G stellte seine Flasche Mineralwasser auf dem Fußboden ab und ließ sich auf die Matratze sinken, auf den Rücken. Dabei streckte er seinen linken Arm zu ihr aus und zog sie vorsichtig zu sich.
Malgorzatta beugte sich über ihn und küsste ihn.
Seine Lippen waren noch feucht vom Mineralwasser.
G ließ seine Hand leicht über ihren Rücken streicheln.
„Weißt Du, nachdem Du mich besucht hast, Weihnachten, hab` ich mir manchmal vorgestellt, wie das wäre … wenn Du … immer … bei mir wärst!“
Er sah zu ihr hoch. Ruhig.
Malgorzatta hatte gar keinen Zweifel daran, dass er meinte, was er sagte. Sie hatte sich das auch schon vorgestellt.
„G … „
Sie streichelte zärtlich über seine immer noch erhitzte Stirn. Lächelte ihm zu.
„Wie stellst Du Dir das vor? Erzähl` mir bitte!“
G schloss ein wenig die Augen. Genoss ihre Zärtlichkeiten. Es war schön, das zu sehen.
„Wir würden vielleicht morgens zusammen aufstehen.“ ließ er sie nach einem Moment wissen.
„Ich würde arbeiten fahren. Du vielleicht auch. Oder Du bleibst zu Hause. Kochst mir etwas Schönes. Wenn ich nach Hause komme, essen wir, gehen vielleicht weg oder bleiben einfach daheim!“
Malgorzatta lächelte.
Das klang nach einem ganz normalen Leben. Bei seinem Job war das so gut wie unmöglich.
Sie küsste ihn nachdrücklich auf die Nasenspitze.
„Bevor Du Dir falsche Hoffnungen machst … ich kann nicht kochen!“
G schlug die Augen auf und sah zu ihr hoch. Lächelte.
„Dann gehen wir essen. Oder bestellen etwas!“
Malgorzatta musste lachen. Geschmeichelt, dass er so einfach darüber hinweg sah.
„Was sollte ich den ganzen Tag machen, G?“
G zuckte leicht die Schultern. Sein Gesicht war mit einem Mal sehr ernst.
„Ich weiß nicht! Das, was Du jetzt machst? Was möchtest Du tun? Etwas ganz anderes?“
„Weißt Du, was ich jetzt mache, G?“ fragte sie ihn ernst.
Sie bemühte sich, ihre Hand ruhig weiterstreicheln zu lassen.
G rollte sich auf die linke Seite.
Setzte sich dann auf und sah sie an.
„Nicht genau.“
Er streichelte mit der Hand über ihre Schulter. Ihren Arm. Beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
„Ich kann es nur vermuten … genau so, wie ich vermute, dass es für uns wahrscheinlich sehr schwierig werden wird!“
„Warum?“ fragte Malgorzatta leise.
Sie kannte die Antwort. Aber sie wollte sicher gehen, dass sie Beiden den gleichen Grund hatten.
G schluckte. Atmete tief aus.
Er streichelte mit dem Zeigefinger sanft an ihrem Unterkiefer längs.
„Du bist verheiratet.“ antwortete er ihr.
„Verheiratet in Europa. Weit weg von mir!“
Malgorzatta musste lächeln.
Sie musste daran denken, was ihr im Flugzeug durch den Kopf gegangen war. Ihre feste Überzeugung, dass sie mit ihm zusammen sein würde. Egal, wie oder wo!
Sie streichelte über seine Wange. Seine langen Barthärchen kratzten.
„Das ist nett, dass Du das sagst … weit weg von Dir! Mir ist das auch zu weit! Aber … noch mal zurück! Hast Du immer pünktlich Feierabend? Was ist mit Überstunden? Sind Deine Arbeitskollegen nett? Nimmst Du mich mit zu eurer Weihnachtsfeier im Büro?“
G lachte. Wirklich amüsiert und frei heraus. Das war schön.
„Mali … Du bist so süß!“
Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie. Malgorzatta spürte seine Hand über ihre Wange streicheln. Sie ließ ihre Finger sacht über die weiche Haut seiner Arme wandern. Kratzte leicht mit den Fingernägeln darüber.
Gs Kuss wurde ein bisschen nachdrücklicher. Seine Hand rutschte an ihre Wange.
Malgorzatta schloss ein wenig die Augen. Sie streichelte leicht über seinen Oberkörper. Beugte sich ihm etwas entgegen.
Es schmeichelte ihr, dass sie sich bei sich haben wollte. In seinem Alltag, und jetzt offensichtlich erneut.
„G?“
„Hm?“
Er hatte die Augen leicht geschlossen. Nahm ihre Linke und führte sie langsam an seinem Oberkörper hinab. Malgorzatta genoss den Moment. Seine nackte Haut.
„Efremil hat das Angebot bekommen, als Botschafter nach Los Angeles zu gehen!“
G öffnete die Augen und sah sie an.
Für einen Moment war sein Blick wach, erstaunt, fast alarmiert.
„Ich möchte Dich … nicht unbedingt mit Deinem Ehemann in Los Angeles.“ erwiderte er dann halblaut.
„Erstmal?“ meinte Malgorzatta leise und sah ihn an.
Merkwürdigerweise rief diese Frage bei G viel mehr Interesse hervor als die zaghafte Ankündigung.
„Du … kannst es Dir vorstellen, Mali? Du kannst es Dir wirklich vorstellen, bei mir zu sein?
Es erschreckte sie ein wenig, wie erstaunt er klang. Offenbar war sie ihm emotional weit voraus!
„Ich kann es mir nicht nur vorstellen, G … „ gab sie ihm sanft, halblaut zurück. Langsam streichelte sie mit der Hand von seinem Bauchnabel über seine Leiste.
„ … ich weiß, dass das passieren wird! Ich weiß nicht wann und ich weiß nicht wie! Aber ich weiß, dass! Eines Tages wohne ich bei Dir in Los Angeles! Wenn Du das möchtest!“
G sah sie verwundert an
„Woher weißt Du das?“
Er schien so verblüfft, dass er ihre Zärtlichkeiten momentan nicht weiter beachtete.
Malgorzatta zuckte lächelnd die Schultern.
„Ich kann das nicht erklären, G! Ich weiß das einfach! Tief innen drin … so tief innen drin … wie ich Dich vorhin spüren durfte!“
Gs kleines Lächeln war ehrlich verblüfft.
Er legte beide Hände an ihre Wangen. Küsste sie.
Drückte sie dabei mit seinem Gewicht vorsichtig nach hinten zurück in die dicken Kissen.
Malgorzatta seufzte behaglich während sie es geschehen ließ. Legte beide Arme um seinen Nacken während sie seinen Kuss erwiderte. Während sie es genoss, dass seine warme Haut großflächig an ihrer rieb als er sich behutsam über sie schob.
„Mh … das ist so schön mit Dir, G … „
Sie kratzte mit den Fingernägeln sacht über seine Wirbelsäule.
G senkte für einen Moment den Kopf. Sie konnte sehen, dass er die Augen schloss. Wie er ihre Berührung genoss. So sehr, dass sie an ihrer Leiste, so eben, eine kleine Bewegung seines Gliedes an ihrer Haut spürte.
Langsam bewegte sie ihre Hand dorthin. Tupfte mit den Fingerkuppen so eben an eine der empfindlichsten Stellen an seinem Körper.
Selbst mit ihren ganz glatten manikürten Fingernägeln musste sie da vorsichtig sein.
G seufzte leise.
Er sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war angespannt. Selbst als ihre Blicke sich trafen und sie ihm zulächelte verzogen seine Lippen sich kaum merklich.
„Du lächelst sonst immer wenn ich das dran bin!“
G grinste. Über das ganze Gesicht.
„Ich genieße das gerade, was Du da machst! Es fühlt sich so gut an … vor allen Dingen … „
Er verstummte weil sie ihre Finger hatte weiterrutschen lassen. Behutsam über die Wölbung legte. Leicht krümmte.
G verlagerte sein Gewicht etwas auf seine andere Seite.
So dass ihre Finger etwas mehr Raum hatten.
Malgorzatta begann, ihre Finger behutsam ein wenig auf und ab zu bewegen. Richtete ihren Blick auf Gs Gesicht.
Sie mochte es zu sehen, wie er genoss, was sie tat. Dass er sich darauf einlassen konnte, ihr vertraute. Sich ihr anvertraute und daran teilhaben ließ.
„Schön.“ flüsterte G.
Sie konnte sehen, dass er die Augen ein wenig geschlossen hatte. Nach einem Moment reckte sie den Kopf zu seiner Wange, streichelte mit den Lippen darüber Richtung seines Ohres.
„Leg` Dich hin!“ flüsterte sie ihm zu, tupfte mit der Zungenspitze leicht gegen sein Ohrläppchen.
„Wir können auch … noch etwas ganz anderes machen!“
„Mmhh ...“ machte G leise, behaglich.
„Du meist vielleicht … mit Deiner Zunge … so wie letztens?“
Malgorzatta musste lachen. Geschmeichelt. Dass er danach fragte, bedeutete ihr, dass es ihm gefallen hatte.
„War das schön für Dich?“ flüsterte sie ihm zu.
Sie spürte Gs Lächeln an ihrer Wange.
„Es war noch schöner als das, was Du gerade machst!“
„Dann leg` Dich doch einfach hin … „
Sie versuchte, sich aufzurichten, G so etwas mehr neben sich auf die Matratze rutschen zu lassen.
Er ließ es geschehen während er sie küsste.
Malgorzatta erwiderte seinen Kuss ausführlich bevor sie ihre Lippen schließlich von seinen löste und über sein unrasiertes Kinn hinabwandern ließ, über seinen Hals und über seinen Oberkörper hinab ...
Es war spät in der Nacht als sie in Prag landeten.
Auf dem privaten Teil des Vaclav Havel-Airports, hell beleuchtet von unzähligen hohen Scheinwerfern, Laternen und den Lichtern der umliegenden Gebäude.
Es waren nur ein paar Meter Fußweg zu dem flachen Gebäude in dem sich die Abfertigung für die Passagiere der Privatmaschinen befand, auch hier mit einem noblen Empfangsbereich.
Malgorzatta sah schon beim Hereinkommen den großen Fernsehbildschirm an der Wand.
Es lief eine Nachrichtensendung. Eine Sondersendung.
Zum Tod eines der Ehrenbürger der Stadt Prag, Efremil Vendulov, der am Vormittag tot in seinem Haus aufgefunden worden war. Unter bisher nicht geklärten Umständen.
Malgorzatta stockte im ersten Moment der Atem.
Sam sah sie verstohlen von der Seite an während sie zum Schalter der Passkontrolle gingen. Auch Arkady sah sie an.
Malgorzatta spürte ihre Wangen brennen als habe sie ihn persönlich umgebracht.
Der Schalterbeamte griff zuerst zu ihrem Pass.
"Dobrý veer!" begrüßte er sie auf Tschechisch.
"Willkommen in Prag, Pani ... Callen!"
Er sah sie an. Dann rutschten seine braunen Augen hinüber zu dem Fernsehbildschirm. Danach sah er sie wieder an.
Malgorzatta spürte, dass er sekundenlang verwirrt war. Versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
"Ich ... wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserer wunderschönen Stadt!"
"Dkuji!" erwiderte Malgorzatta und griff betont langsam nach dem Pass, den er ihr zurückgab. Schenkte dem Mann ein freundliches Lächeln während sie ihn fest ansah.
"Das ist sehr nett von Ihnen!"
Der Schalterbeamte sah auch bei den Ausweisen von Sam und Arkady genau hin, ebenso bei den Dokumenten von Boris und Timur. Malgorzatta wusste nicht genau, was ihn stutzig machte. Sie hatte nur so eine unbestimmte Ahnung.
"Verdammt, was war das?" zischte Sam als sie schließlich die Halle Richtung Ausgang durchquerten.
Er tauschte einen Blick mir Arkady. Sah sie dann an.
"Ich denke, er war verwundert!" suchte Malgorzatta eine Erklärung.
"Ich habe einen amerikanischen Pass und einen amerikanischen Namen, aber ich sehe Malgorzatta Vendulova noch immer sehr ähnlich. Vielleicht hat er sich an sie erinnert, auch wenn sie tot ist! Ich hätte nicht damit gerechnet!"
"Dann bleiben Sie aus der Öffentlichkeit `raus, Malin!" meinte Arkday einfach.
"Wir fahren jetzt erst einmal ... was?"
Er wandte sich zu ihr um.
Malgorzatta hatte ihre Hand in Sams Ärmel gekrallt. War stehen geblieben.
Auf einem der Fernsehbildschirme an der Wand hier in der Halle hatte sie aus dem Augenwinkel Efremils Bild aufflackern sehen.
Eine ganz in Schwarz gekleidete Nachrichtensprecherin erzählte jetzt vor einem Schwarz-Weiß-Portrait von Efremil Vendulov, dass der Großunternehmer und ehemalige Botschafter des Landes in Kiew und Los Angeles heute Morgen in seinem Haus im Nobelviertel Vinorady erschossen worden war. Man vermutete, dass er einen Einbrecher überrascht hatte, dem es trotz erheblicher Sicherheitsvorkehrungen gelungen war, ins Haus zu kommen.
Der Täter war unerkannt entkommen, doch man rechnete damit, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er gefasst wurde, denn sämtliche Aufnahmen der angrenzenden Sicherheitskameras wurden ausgewertet.
Flughäfen, Bahnhöfe und Grenzübergänge wurden scharf überwacht.
In drei Tagen sollte ein Staatsbegräbnis statt finden. Bis dahin wehten alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast.
Sam verzog fast angewidert das Gesicht.
Malgorzatta suchte nach einer Erklärung, die G ausschloss.
"Fahren wir erst einmal ins Hotel!" drängte Arkady.
"Nichts hier in der Öffentlichkeit!"
Sam nickte und zog sie sacht mit Richtung Ausgang.
Arkady hatte kein Luxushotel ausgesucht um nicht aufzufallen.
Er entschuldigte sich bei ihnen dafür, dass es nur etwas bessere Mittelklasse war, doch es nahm keiner von ihnen daran Anstoß.
Malgorzatta fragte sich, wo G wohl untergekommen war.
Arkday ging telefonieren nachdem sie eingecheckt hatten.
Auf dem Rückweg brachte er ihnen etwas zu Essen mit, ein paar Sandwiches, Getränke.
Mittlerweile fühlte Malgorzatta sich ungleich beunruhigter.
Sie war noch immer der Überzeugung dass alles gut ausgehen würde. Doch sie würden Schwierigkeiten bekommen! Wenn alles ganz schlecht lief, würde man sie erkennen!
"Ich hab` ein paar Leute angerufen, die nach G Ausschau halten!" meinte Arkady beim Essen.
"Er scheint noch im Land zu sein, die Grenzen sind dicht. Es geht das Wort, dass ein Amerikaner in der Stadt ist, der sich verborgen hält. Ab morgen Mittag haben wir einen Pass für ihn. Jetzt müssen wir ihn nur noch finden! Bevor die Polizei es tut!"
Er sah interessiert in die Runde während er kaute.
"Warum ... hat er Ihren Mann ... verzeihen Sie, Malin ... Ex-Mann, umgebracht? Ehm, wir sind uns doch alle einig, dass er es war? Deswegen ist er doch hier, oder?"
Sam stöhnte genervt und wandte sich ab.
Malgorzatta stellte einmal mehr in ihrem Leben fest, dass etwas zu wissen und es laut auszusprechen zwei gänzlich verschiedenen Sachen waren.
Sie vermutete, dass G es gewesen war. Konnte es sich sehr gut vorstellen. Doch so lange es nur in ihrem Kopf war, war da noch der Hauch einer Chance der Unschuld.
"Wenn G es war würde ich Ihnen gerne alles erklären wenn wir zurück sind, Arkady!" erwiderte sie. Arkady sah sie an.
Nickte dann.
"Okay." meinte er einfach.
Malgorzatta bat Sam, ob er die Nacht nicht bei ihr verbringen konnte. Normal machte es ihr nicht aus, alleine zu sein.
Doch heute schien es ihr unerträglich.
"Natürlich." meinte Sam und bettete seine große massige Gestalt auf der Couch.
Arkady verabschiedete sich am nächsten Morgen nach dem Frühstück um - wie er sagte - einigen Geschäftsbeziehungen nachzugehen.
Es war unerträglich warm hier in Prag.
Malgorzatta hatte die Tür zu dem kleinen Balkon offen stehen und ging zwischendurch immer wieder hinaus um Abkühlung zu suchen.
Ab und zu wehte von der Moldau ein kühles Lüftchen herüber.
Die schöne Karlsbrücke lag rechts vom Hotel, mit ihren schwungvollen Bögen, dem wuchtigen Gemäuer und den dreißig Statuen von Heiligen und Patronen.
Sie konnte nicht erklären, warum ihr gerade jetzt die Bilder in den Kopf kamen. Die Bilder von Los Angeles, vom Cunoles Boulevard am Venice Beach. Es war der 5. Mai gewesen. Vor drei Jahren. G hatte sie angerufen und gefragt, ob sie Zeit hatte zu ihm zu kommen. Sie wohnten seit März in der Botschaft in Los Angeles. Seitdem war es sehr viel leichter geworden, dass sie sich trafen.
G hatte ihr einen Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben. Doch sie mochte seine Räume nicht ohne ihn betreten. Also wartete sie, bis sie den dunklen Challenger in der Seitenstraße auftauchen sah. Er fuhr rechts an den Straßenrand. G stieg nach einem langen Moment aus. Sie hatte noch gedacht, dass es ungewöhnlich für ihn war, dass er ein weißes Hemd zu seinen Jeans trug. Meistens favorisierte er ein bequemes Shirt dazu. Er sah sich an der Staßenecke, an dem Obst- und Gemüseladen, über dem sein Appartement lag, um.
Malgorzatta wollte über die Straße zu ihm.
Dann war der schwarze Van aufgetaucht. Rollte langsam die Straße hinab.
Es fielen die ersten Schüsse.
Malgorzatta war sofort bewusst gewesen, dass sie G galten. Sekundenlang hatte sie das Gefühl gehabt, ihr Herz würde stehen bleiben.
Der Van verdeckte die Sicht auf G. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken mit den Möglichkeiten, ob und wie G hätte in Deckung gehen können.
Das Geschrei der Passanten rundherum, die hinter parkenden Wagen in Deckung gingen, nahm sie nur ganz entfernt war. Sie konnte nicht mal an Schutz denken. Sie fühlte sich wie erstarrt. Irgendjemand rief nach G.
Dann gab der Van Gas. Brauste davon.
G lag reglos auf dem Bürgersteig. Nur zu deutlich sah sie die fünf roten Flecke auf seinem weißen Hemd.
Mit völlig leerem Kopf tastete sie nach ihrem Smartphone in ihrer Tasche. Ihre Hände zitterten. Ihr war eiskalt und übel.
Sie wollte über die Straße zu G laufen.
In diesem Moment kam Sam bei ihm an.
Riss ihn hoch in seinen Arm während er ein Telefon an sein Ohr gepresst hielt ...
Die Sirene eines Notfallfahrzeuges in einer der umliegenden Straßen hatte sie daran erinnert. Malgorzatta spürte selbst jetzt noch, wie die Erinnerung ihren Herzschlag hochjagte. Schweiß brach ihr aus allen Poren. Sekundenlang fühlte sie sich so elend, dass sie sich am warmen Metallgitter des Balkons festhalten musste. Mit einem Mal verspürte sie einen Anflug von Panik, dass es auch hier ein schlechtes Ende nehmen würde.
Rasch wandte sie sich um und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf den
Fernsehbildschirm im Wohnraum.
Es liefen Sondersendungen über Efremil Vendulov.
Darüber, was er alles für seine Heimat getan hatte, auch im Ausland. Seine beruflichen Erfolge. Sein Werdegang. Die bisher bekannten Umstände seines Todes. Sein Privatleben.
Im Moment wurde die Obduktion durchgeführt. Erste Ergebnisse wurden für heute Nachmittag erwartet.
Efremil Vendulov sollte ab Morgen aufgebahrt werden bevor in drei Tagen seine Beerdigung statt fand.
Die Polizei hatte für Hinweise eine Belohung von 20.000 Euro ausgesetzt. Efremils Familie hatte auf 50.000 Euro erhöht.
Malgorzatta befürchtete, dass dieser stattlichen Summe nicht lange jemand würde widerstehen können.
Sam saß am Fußende des Bettes und sah sich alles an.
Und dann rief er sie hinein.
Malgorzatta sah sich selbst auf dem Bildschirm.
Ein paar Bilder von sich und Efremil, kurze Video-Einspielungen, von ihrer Verlobung, ihrer Hochzeit in Kiew und von ein paar wichtigen Veranstaltungen.
Es wurde erzählt, wie sie Efremil kennen gelernt hatte.
Dass er sie in den USA erschossen hatte wurde als tragischer Unglücksfall hingestellt, verbunden mit der daraus resultierenden Ausweisung Efremils aus Amerika; eine völlig überzogene Reaktion des Gastgeberlandes.
Malgorzatta war das peinlich vor Sam.
Genau wie G wählte sie sehr bestimmt aus, wem sie etwas Privates anvertraute.
Es war nicht so, als ob sie Sam nicht traute.
Nur entschied sie gerne selbst, wer wann etwas von ihr zu hören bekam. Mit erklärenden Worten.
Hier jetzt wurde alles an die Öffentlichkeit gezerrt, ob es ihr passte oder nicht!
Ihre Wangen brannten. Ihr war heiß.
Sam sah sie vom Bett aus an.
"Du hast ein wichtiges Leben an seiner Seite gehabt, nicht wahr?"
Malgorzatta nickte langsam.
"Ja."
Auf dem Fernsehschirm waren gerade Bilder von Efremil bei einer Veranstaltung zu sehen. Mit einer wesentlich jüngeren, größeren, schlankeren Frau an seiner Seite als sie es war. Sie waren eindeutig nach ihrem "Tod" aufgenommen worden. Es berührte sie nicht im Geringsten.
"Und dann hast Du G getroffen?" fragte Sam weiter.
Malgorzatta sah ihn an.
Sie merkte, dass G ihm nie erzählt hatte, wie sie sich kennengelernt hatten. Dass Sam es gerne wissen wollte. Im Moment bekam sie es aber einfach nicht über die Lippen.
"Ja."
"Eine der besten Sachen, die ihm je in seinem Leben passiert sind!" gab Sam sehr ernst zurück.
Malgorzatta spürte ihre Wangen nur noch um so mehr brennen.
Es klopfte an der Tür.
"Ich bin`s! Arkday!"
Sam stand auf und öffnete.
Arkady kam herein.
"Wir sollten auschecken!" meinte er.
"Ich habe gehört, dass es eine Pension gibt, die wir uns unbedingt `mal ansehen sollten! Am Flughafen wird schon `mal alles starklar für uns gemacht! Kommt ihr mit?"
Malgorzatta gab einen kleinen erschrockenen Laut von sich.
Arkady hatte G gefunden.
Jetzt würde alles gut werden!
Arkady sah sie an.
Sam sah sie an.
"Natürlich kommen wir mit!" versicherte sie rasch und wunderte sich, wie heiter ihre Stimme klang. Die Beiden würden sie sicher für verrückt halten.
"Woher haben Sie Ihre Informationen?" fragte Sam scharf und schaltete den Fernseher aus.
Arkady zuckte die Schultern.
"Ein paar Bekannte haben sich für mich umgehört!" gab er harmlos zurück.
"Einfach so?" fragte Sam weiter.
Mit einem Mal klang er angespannt. Misstrauisch.
Arkady lachte.
"Solche Informationen bekommt man nicht einfach so! Ich habe Leute, die mir noch Gefallen schuldig waren ... und ich habe ein bisschen Geld investiert ... und jetzt kommen Sie! Je länger wir warten um so brisanter wird es für uns!"
"Sam, bitte!"
Malgorzatta streichelte mit zitternden Fingerspitzen über seinen Arm während sie rasch ihre wenigen Sachen zusammen packte. Die Aussicht, G schon in wenigen Stunden wieder bei sich zu haben, machte sie ganz ungewohnt ungeduldig.
Es war nicht mehr als ein hastiges Werfen ihrer Sachen in die Taschen.
Innerhalb der nächsten Viertelstunden hatten sie ausgecheckt und saßen in dem Mietwagen auf dem Weg in die Altstadt.
Malgorzatta versuchte, ruhig zu bleiben.
Es konnte auch sein, dass die Informationen falsch waren. Sie glaubte es erst, wenn sie G gegenüber stand. Sie war sehr misstrauisch, auch wenn sie Arkady mittlerweile bis zu einem bestimmten Punkt vertraute. Auch er hatte wenig Einfluss auf seine Informanten.
Sie wollte erst reagieren wenn sie G wirklich gefunden hatten! Noch waren sie vom Wohlwollen anderer Leute abhängig! Das konnte sie so gar nicht haben!
Die Pension hieß "Hvzda" und hätte selbst im wohlwollensten Hotelführer der Stadt nicht mal einen bekommen.
Sie war klein, unauffällig, schon beim ersten Hinsehen schmuddelig, ein Nebenhaus in einer dreckigen Seitenstraße.
Der Portier, ein schmutziger kleiner Mann mit fettigen Haaren und löcherigem Strickpullover, sah erstaunt auf als die zu Dritt den kleinen Vorraum betraten.
"Ja, bitte?" nuschelte er. Ihm fehlten einige Zähne.
Arkady trat an den halbhohen, wacklig aussehenden Holztresen, von dem grüne Farbe großzügig abblätterte.
Es war eine unglaublich lässige Geste mit der er in seine Anzugjacke griff und, einen zusammengefalteten grünen Geldschein ergriff und ihn dem Mann über den Tresen reichte.
"Schauen Sie `mal eine halbe Stunde weg, okay!"
Der Mann griff hastig nach dem Schein.
"Ano, Pán!"
Er wandte sich rasch ab und verschwand durch einen unvollständigen Holzkugelvorhang in ein angrenzendes Zimmer.
Arkady nickte ihnen zu und machte eine kleine auffordernde Kopfbewegung Richtung der Treppe.
Es war halbdunkel hier, schmutzig, die Luft stand, stank, es war unerträglich warm, fast feucht.
Malgorzatta drehte sich beinahe der Magen um bei dem Gedanken, dass G sich hier versteckt hielt.
Arkady hatte über den Tresen gelangt und ein zerrissenes, dreckiges Buch hinauf befördert, dessen Seiten er nun rasch überflog.
"Zimmer einundzwanzig." meinte er halblaut und warf das abgegriffene Buch zurück.
Sie gingen hoch in den ersten Stock.
Hier war es nicht viel besser.
Der Läufer hier war starr vor Dreck, kaputt, und er rutschte über die Löcher im Boden. Farbe blätterte in großen Splitter von den Wänden. Es roch nach Essen, Schweiß, Rauch, die Luft war so dreckig, dass sie sich direkt auf die Haut zu legen schien.
Es war einfach widerlich.
Malgorzatta sehnte sich umgehend nach einer Dusche.
Nach dem Waschbecken, der gut duftenden Seife und den flauschigen Handtüchern im Waschraum in Arkadys Flugzeug.
Zimmer 21 lag links im Gang, es war das Zweite nach der Treppe.
Malgorzatta spürte, wie Sam sanft ihren Arm umfasste.
"Du musst klopfen und fragen `Mister Beale`?`" meinte er zu ihr.
"G wird Deine Stimme erkennen und öffnen!"
Malgorzatta sah ihn ein wenig verwundert an.
Sie benutzten Erics Namen für ihre Undercover-Einsätze?
Eric würde sich geschmeichelt fühlen wenn er es je erfuhr!
Für einen Moment musste sie lächeln.
Sie war aufgeregt. Ihr Herz klopfte jetzt bis zum Hals. Ihre Finger zitterten. Waren eiskalt.
Entschlossen klopfte sie an das absplitternde Holz der Tür.
"Mister Beale? Mister Eric Beale?"
Sie lauschte. Hielt den Atem an.
Sam stand dicht bei ihr. Hielt seinen Kopf ganz nah an die Tür...
... Leise Geräusche waren im Zimmer zu hören. Schritte.
Dann drehte sich der Schlüssel im Schloss.
Die Tür wurde einen Spalt geöffnet. Malgorzatta sah sich G gegenüber. Sofort wurde sie sehr ruhig.
" Was ... "
Sam, der links neben ihr stand, legte sofort seine Hand an die Tür und stieß sie auf.
G wich zwei Schritte zurück.
"G, alles in Ordnung?"
Sam drängte sich vor ihr in den Raum.
Malgorzatta folgte ihm.
Es war schrecklich hier.
Ein schmales wackeliges Holzbett, ungemacht, ein sehr einfacher Schrank, ein Holzstuhl, ein einfacher Tisch. Das Waschbecken links hinter der Tür, mit einem halbblinden, zerbrochene Spiegel darüber.
Das zerknitterte Rollo vor dem Fenster war hinabgezogen, es war so dünn, dass es trotzdem das helle Tageslicht hindurch ließ.
"Ja, alles okay." erwiderte G.
Er klang völlig unbeteiligt.
Auch Arkady kam herein. Er blieb an der Tür stehen, schloss sie bis auf einen Spalt, sah hinaus auf den Flur.
Malgorzatta machte die wenigen Schritte zu G.
Sein grünes Shirt war dreckig, verschwitzt, ebenso seine Jeans. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und wirkte unendlich erschöpft und müde. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Dort war rechts auch eine blutige Schramme zu sehen, mit einem dicken Bluterguss darunter. Er wirkte so mitgenommen und hinfällig, wie sie ihn bisher noch nie erlebt hatte.
Seine Augen waren klein.
Und er roch als habe er seit dem Krankenhaus, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, weder geduscht noch seine Klamotten gewechselt, und nach viel zu viel verbrauchtem Adrenalin in seinem Körper.
Sein Blick rutschte über ihr Gesicht, unruhig, unstet.
Malgorzatta wollte ihn gerne berühren, umarmen. Wollte es nicht vor Sam. Auch G rührte sich nicht. Sah sie bloß an.
"Wir müssen von hier verschwinden!" drängte Sam.
"Lass` uns abhauen! Arkady hat einen Jet am Flughafen für uns!"
G reagierte nicht. Sah sie noch immer einfach bloß an.
Malgorzatta spürte ihre Kehle eng werden. Tränen schossen ihr in die Augen.
Es war als würde ihr erst jetzt langsam richtig bewusst, was G wahrscheinlich für sie getan hatte obwohl sie es die ganze Zeit bereits ahnte, vermutete.
Sie schlang einfach beide Arme um ihn, drückte sich an ihn. Für ein, zwei schrecklich lange Sekunden reagierte G überhaupt nicht. Dann legte er seine Arme um sie. Drückte sie an sich. Ein paar Herzschläge lang so fest, dass sie nicht atmen konnte.
"Ich liebe Dich!" flüsterte sie atemlos.
Sie spürte Gs tiefes Ausatmen gegen ihren Oberkörper. Er seufzte. Es klang wie ein leises Wimmern. Sie konnte merken, wie seine Hand sich in ihre kurzen Haare wühlte. Dass er noch immer bis zum Äußersten angespannt, alarmiert war. Sein Körper bebte leicht.
"Alles gut, G! Wir nehmen Dich jetzt mit zurück! Komm! Alles okay!"
"Lass` uns hier verschwinden, G!" drängte Sam noch `mal.
"Wir müssen hier schnellstens weg!"
"Komm!" flüsterte Malgorzatta an Gs Ohr, drückte ihm einen raschen Kuss auf die schwitzige Wange.
"Hast Du Sachen, die wir mitnehmen müssen?"
Sie zog ihn sanft ein paar Schritte beiseite. Um ihn zu bewegen. Aus seiner Starre zu bringen.
"Nur meine Jacke!"
G ließ seinen Arm in ihren Nacken rutschen, schob ihren Kopf so in seine Richtung und drückte ihr einen festen, fast schmerzhaften Kuss auf die Lippen.
Dann ließ er sie los, ging zu dem wackeligen Holzstuhl, zog seine Jacke von der Lehne.
Malgorzatta tastete verstohlen nach ihrer Unterlippe.
Rasch lächelte sie G zu als er wieder zu ihr kam während er seine Jacke überstreifte.
Arkady sah sich zu ihnen um und griff in seine Anzugjacke, reichte G einen Reisepass bevor er die Tür freigab.
"Hast Du eine Waffe, G?" fragte Sam halblaut.
"Nein." gab G zurück.
Er warf einen kurzen Blick in den Pass, klappte ihn dann zu, ließ ihn in der Innentasche seiner Jacke verschwinden.
Er wirkte jetzt sehr sicher, geschäftsmäßig, professionell.
Erst als er im Flur seine Hand an ihren Rücken legte, ihr wieder ganz nah kam, da spürte Malgorzatta, wie zitterig er noch immer war.
Sie lehnte sich ein wenig gegen ihn. Im Moment konnte sie nicht mehr tun als ihm sicher zulächeln.
Der dünne Portier hatte sich gerade wieder nach vorne hinter seinen Tresen gewagt als sie die Treppen hinab kamen. Flink wie ein Wiesel huschte er wieder zurück als er sie hörte.
Sie gelangten unbehelligt zum Auto.
Arkady nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Sam rutschte neben G und sie auf den Rücksitz.
"Zum Flughafen!" meinte Arkady rasch, ohne Umschweife zu seinem Fahrer, Boris, der die ganze Zeit hier auf sie gewartet hatte.
Der startete umgehend den Wagen.
Malgorzatta spürte, wie G leicht gegen sie sank.
Sie sah zu ihm.
Seine Körperspannung hatte deutlich nachgelassen.
Rasch legte sie ihre Hand an seine Brust, beute sich ein wenig zu ihm herüber.
G legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie leicht zu sich. Er lächelte ihr zu.
"Warum seid ihr hier?"
Seine Stimme war halblaut.
Malgorzatta verzog das Gesicht.
"Weil ich Dich unbedingt wiederhaben wollte! Und Arkady und Sam mir die wunderbare Möglichkeit gegen haben! Und Du hier nichts zu suchen hast ... "
G lachte leise.
Es belebte seine müden geröteten Augen sekundenlang.
Dann wurde er wieder ernst, zog sie noch etwas näher.
"Hast Du Schwierigkeiten gehabt, hier?"
"Warum sollte ich Schwierigkeiten gehabt haben?"
Sie sah ihn verwundert an.
"Ich hab` Dein Bild im Fernsehen gesehen!" erwiderte G leise.
"Schließlich warst Du `mal ... seine Frau!"
"Mein Name ist Malin Callen, wie es auch in meinem Reisepass steht!" gab Malgorzatta bestimmt zurück.
"Ich bin amerikanischen Staatsbürgerin und ich habe hier in Prag meinen Ehemann ... "
Sie sah ihn abwartend an.
" ... der vielleicht einen tschechischen Namen hat ... "
G reagierte nicht. Sah sie bloß aufmerksam an.
" ... aber dennoch vielleicht die amerikanischen Staatsbürgerschaft besitzt ... G, Du musst mir an dieser Stelle jetzt sagen, welcher Name in Deinem Pass steht!"
G lachte. Dann wurde er ernst.
Er lehnte sich etwas vor und klopfte Boris kurz an die Schulter.
"Halten Sie `mal an!"
Boris lenkte nach rechts an den Straßenrand und stoppte den Wagen.
Arkady drehte sich auf dem Rücksitz zu ihnen um und suchte ihren Blick.
"Was ist?"
G öffnete die Tür und stieg aus.
"Ich weiß es nicht!" gab Malgorzatta angespannt, fast ängstlich zurück.
G ging zu der niedrigen Mauer am Straßenrand.
Er nahm etwas aus der Innentasche seiner Jacke, zerriss es und warf es in die Moldau.
Dann kam er zum Wagen zurück, stieg wieder ein, zog die Tür zu.
"Okay!"
Boris setzte den Wagen wieder in Bewegung.
Malgorzatta sah G fragend an.
"Ich musste meinen amerikanischen Pass loswerden mit dem ich hergekommen bin!" meinte G rasch, erklärend.
Er legte seinen Arm wieder um ihre Schultern.
"Erzähl` weiter! Das klang gut!"
Er lächelte zärtlich.
"Dein Name." drängte Malgorzatta.
"Ich denke `mal nicht, das Du hier Jason Tedrow heißt?!"
"Pavel Horák." warf Arkady ein.
Er sah G direkt an.
"Bis zum Flughafen solltest Du den aber noch auswendig wissen!"
G nickte ihm bloß zu.
Sah sie auffordernd an.
"Ich hab` gerade den Faden verloren!" gab Malgorzatta zu.
"Es hat Dich niemand erkannt hier?" kürzte G ab und sah sie an.
"Malgorzatta Vendulova ist tot." gab Malgorzatta zurück.
"Und dennoch wollte ihr Ex-Mann sie wiederhaben!" raunte G ihr leise, ernst zu.
"Und wenn er es wusste, können es auch andere wissen!"
"Wir sind in ein paar Minuten am Flughafen und kriegen hoffentlich sofort die Starterlaubnis!" gab Malgorzatta sanft zurück, streichelte langsam über seine Brust.
"Das Wichtigste ist, dass wir Dich jetzt problemlos hier aus dem Land kriegen!"
G seufzte leicht. Es klang ganz ungewohnt ungeduldig von ihm.
Malgorzatta suchte seinen Blick.
Doch G wich ihr aus...
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