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Das peinliche Geheimnis des Donnergottes

von Grusha
Kurzbeschreibung
OneshotHumor / P12 / Gen
Loki Odin Poseidon Shiva Thor Zeus
15.05.2022
15.05.2022
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15.05.2022 1.539
 
Mit einer geschmeidigen und lockeren Bewegung seiner Finger hat sich Thor soeben sein eigenes Blut von seiner Brust gewischt. Mit einem gefühllosen, gar kalten Gesichtsausdruck, schaut er auf die enthauptete Leiche seines Feindes herunter. Der Kampf ist vorbei, der Donnergott hat gewonnen. Thor legt sich seinen riesigen Hammer über die Schulter und dreht dem Leichnam den Rücken zu. Still genießt er das laute Gejubel von den Zuschauern und ignoriert die feindseligen Kommentare, die man ihm ebenfalls an den Kopf wirft. Odin beobachtet seinen Sohn voller Stolz. Etwas anderes hat der höchste der Nordgötter nicht erwartet. „Gut gemacht“, flüstert er ihm leise zu. Wissend, dass Thor ihn gehört hat. Schweigend stampft er mit seinen schweren Stiefeln den finsteren Gang entlang und hat sich soeben auf dem Weg in sein Zimmer gemacht. Nichtsahnend, dass sein Vater beschlossen hat sich auf die Lauer zu legen. Ein jeder andere Gott würde nach so einem harten Kampf erstmal ausgiebig duschen und danach ein schönes, langes Nickerchen halten. Odin ist nun schon mehr wie nur einmal aufgefallen, dass Thor nach einem harten Kampf oft spurlos verschwindet und dann ganz plötzlich wieder auftaucht. Natürlich hat man den Donnerer schon darauf angesprochen, doch dieser hat dazu nur eisern geschwiegen.

Auch als er durch den Palast stolziert, behält er seine unnahbare Miene bei. Selbst in seinem Zimmer ändert er seinen Gesichtsausdruck nicht. Thor stöhnt einmal leise. Endlich ist er alleine und hat seine Ruhe vor diesem ganzen Chaos da draußen. Achtlos streift er sich seine goldenen Eisenstiefel ab und stellt sie achtlos in die Ecke zurück.  Obwohl er geschwitzt hat wie ein Schwein, macht er sich nicht die Mühe um duschen zu gehen, geschweige denn um sich das Blut abzuwaschen. Mjölnir lässt der Donnergott auch erst einmal links liegen, bevor er gezielt auf ein Bücherregal zugeht. Thor 'nimmt' ein ganz bestimmtes Buch aus dem Regal heraus, was einen geheimen Mechanismus auslöst. Eine versteckte Geheimtür öffnet sich. Elegant schlüpft der Donnerer hindurch, woraufhin sich die Tür wieder schließt. Nun verwandelt sich seine eiskalte und unnahbare Miene in ein vor freudiges und zufriedenes Lächeln. Am Ende des Tunnels angekommen, hat Thor seinen geheimen und wunderschönen, gut gepflegten Garten erreicht. Sofort wirft er seine Kampfkluft von sich, um sie augenblicklich gegen eine lockere Hose, ein paar Sandalen und einem rotbraunem Hemd mit einer Schürze einzutauschen. Sein rotes Haar bindet er zu einem lockeren Dutt zusammen und setzt sich anschließend einen Sonnenhut auf. Thor stöhnt einmal glücklich und lässt sich schwerelos in eine Hängematte fallen. „Endlich faulenzen und chillen...“ Odin würde aus allen Wolken fallen wenn er wüsste, dass sein kriegserfahrener Sohn am liebsten in einer Gärtnerkluft abhängt. Nicht umsonst hütet er dieses Geheimnis wie seinen eigenen Augapfel. Ein weißes Fellknäuel kommt angelaufen, das mit einem gezielten Sprung zu ihm kommt und sich freudig auf seiner muskulösen Brust zusammenrollt.

„Hallo, Lucy...“ Thor streichelt die anhängliche Kätzin, die ihn dafür mit lieblichen Schnurren belohnt. Der Donnerer schmust ein bisschen mit seinem geliebten Haustier, bevor sie dann auch genug hat und von dannen zieht. Das trifft sich wirklich gut, denn er wollte ohnehin gerade aufstehen und sich um seine Rosenstöcke kümmern. In aller Ruhe wässert der Rothaarige seine geliebten Pflanzen und lässt ihnen all seine Liebe zukommen. Von einem blutrünstigen und eiskalten Krieger würde man einen grünen Daumen gar nicht erwarten. Sein geheimes Talent zeigt sich darin, indem in seinem Garten eine beachtliche Vegetation zu finden ist. Es reicht von der einfachen Margerite, bis hin zu exotischen Südpflanzen. Erst als Thor mit der Pflege seiner heißgeliebten Rosenstöcke fertig ist, schlachtet er die kaltgestellte Wassermelone, um sich daraus einen Smoothie zu machen. Absolut gechillt, wirft er sich damit in seine Hängematte zurück. Nichtsahnend, dass sein Vater ihm auf der Spur ist.

Odin hat nun schon dreimal an die Tür seines Sohnes geklopft. Er hat keine Antwort bekommen, weshalb er diese einfach öffnet. „Thor, schläfst du?“ Der Vogelliebhaber spitzt in sein Zimmer herein. Es ist leer. „...Er ist nicht da...“ Odin kommt nun ganz herein und entdeckt die schweren Eisenstiefel, die traurig und alleingelassen in der Ecke stehen. Auch der riesige Hammer schmollt und vermisst sein verlorenes Herrchen. „Seltsam, er geht doch sonst nicht ohne Mjölnir weg...“ Langsam beginnt Odin sich Sorgen um ihn zu machen, also kommt er mit Loki, Shiva und Poseidon wieder zurück, um nach Hinweisen oder Spuren zu suchen. Der Tyrann der Meere hat allerdings so gar keine Lust darauf und stützt sich lieber auf seinem Dreizack ab, um ein kleines Nickerchen zu halten. Shiva fuchtelt mit seinen vier Armen herum und nimmt das Zimmer auseinander, während Loki fröhlich ein Lied vor sich her trällert und dabei lachend das Bücherregal ausräumt. Odin bekommt eine pochende Wutader und ermahnt die drei dazu die Sache gefälligst ernst zu nehmen, Als ob das Verschwinden von Thor nicht schon schlimm genug ist, kommen zu Odins Pech dann auch noch der entspannte Hermes und Zeus, der alte Knacker herein. „Na, was wird denn hier für eine Party gefeiert?“, röchelt der alte Sack. Der oberste Nordgott beginnt sich die Schläfen zu massieren. „Thor ist verschwunden und wir suchen nach Hinweisen, wo er sein könnte.“ Zeus pfeift einmal laut und wollte gerade etwas sagen. Doch ganz plötzlich fegt Loki das besondere Buch aus dem Regal, welches die Geheimtür öffnet.

Alle der Anwesenden tauschen einen irritierten Blick miteinander. Lediglich Poseidon muss man ein Buch an den Kopf werfen, damit der alte Schnarchsack auch mal was mitbekommt. Ihm ist soeben die kleine Blase aus seiner Nase geplatzt, weswegen der Meeresgott nun sehr verärgert aussieht. Trotzdem ist die Neugierde größer, als sich augenblicklich gegenseitig umbringen zu wollen. Also stampfen die sechs Götter in den Geheimgang, um voller Spannung an dessen Ende herauszukommen. Thor ist gerade dabei eine Hecke zu stutzen, während er genüsslich auf einem Stück von der Wassermelone herumkaut. Plötzlich fängt Lucy an zu fauchen, was den Donnergott aufsehen lässt. „Lucy, was hast du denn?“ Und dann sieht er den Grund, warum seine süße Mieze auf einmal so aggressiv reagiert hat. „...Ach du Scheiße...“ Thor trifft mit seinen Augen den Blick seines Vaters. Völlig überrumpelt lässt der Donnerer seine Heckenschere fallen. Sogar der kalte Poseidon macht ein What the Fuck Gesicht. Odin kann seinem verbliebenen Auge nicht trauen. Er ist so geschockt über diesen Anblick, dass er vor lauter Schreck seine Augenklappe verliert. Zeus hat einen zweisekündigen Herzstillstand erlitten, während Hermes einfach beschämt zur Seite blickt und sich dabei das Lachen verkneift. „Ähm...“, macht es Thor hilflos. „...Ich...kann das erklären...“

Loki bricht in schallendes Gelächter aus. Das macht Lucy so wütend, dass sie dem Gott der List mit ausgefahrenen Krallen ins Gesicht springt und ihm seine dumme Fratze zerkratzt. Shiva hat drei seiner Hände in die Hüfte gestemmt, während seine vierte sich nachdenklich am Kinn kratzt. „Abgefahren...“, meint der Hindugott schließlich. Als sich der erste Schock endlich gelegt hat, ergreift Odin das Wort. „Thor, deine Erklärung“, knurrt er verärgert. Zeus scheint der geheime Garten zu gefallen, denn der alte Knacker hat sich ein Stück von der Wassermelone geschnappt und sich damit in die Hängematte gelegt. Hermes dreht der Gruppe nun den Rücken zu, um den aufkommenden Lachanfall weiterhin zurückhalten zu können. Thor errötet nun und weicht dem Blick seines Vaters aus. „...Ich mag niedliche Dinge...“, flüstert er leise. „Entschuldigung...was?“ Anscheinend war er nicht laut genug. „ICH MAG NIEDLICHE DINGE“, brüllt der Donnergott nun laut heraus. Stille. In diesem Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Statt wütend zu werden oder sich vor lachen am Boden zu kringeln, schaut Odin einfach nur zu wie Loki von einer einfachen Katze in ein Kunstwerk verwandelt wird. Und dann stöhnt der Schwarzhaarige schließlich einmal schwer. „Ich glaube es ist an der Zeit dir eine Frau zu suchen. Langsam aber sicher scheinst du den Verstand zu verlieren.“ Odin geht an die Minibar, um sich dort einen Smoothie mit Eis zu nehmen. In einem Zug leert der Nordgott das kalte Getränk und schenkt sich gleich nochmal einen ein.

Im großen und ganzen scheint Odin das peinliche Geheimnis seines Sohnes ganz gut weggesteckt zu haben. Shiva betrachtet interessiert die Pflanzen, während Poseidon nach seinem anfänglichen Schock am Boden einfach eingepennt ist. Das laute Schnarchen von dem sabbernden Blondschopf ist wahrlich nicht zu überhören. Wenn der Meeresgott ehrlich zu sich selbst ist, dann gefällt ihm dieser Garten sehr. Er ist am liebsten alleine und hier würde es keine Sau geben, die ihm ständig auf den Sack geht. Hermes hat es gerade noch geschafft seinen aufkommenden Lachanfall zu unterdrücken, sonst wäre er das nächste Opfer von Lucy geworden. Loki hat sich inzwischen hinter Odin versteckt und schwingt eine weiße Friedensfahne. Er weiß jetzt schon, dass er sich mit Katzen definitiv nicht mehr anlegen wird. Für Thor eine Frau zu finden, kann sich Odin ebenfalls sparen. Die ganze Damenschaft da draußen braucht erst gar nicht versuchen mit seiner Gießkanne zu konkurrieren. Gelassen nimmt der Donnergott seine Heckenschere wieder zur Hand und grinst. Sollten sie doch alle über ihn denken was sie wollen. Er steht zu seiner Vorliebe und für das was er tut. Schließlich beginnt er fröhlich ein Lied vor sich her zu pfeifen. Und wenn es jemand in naher Zukunft wagen sollte seine Leidenschaft zu stören, wird er die gewaltige Kraft von Mjölnir zu spüren bekommen. Wie heißt das Sprichwort so schön? Ende gut – alles gut.
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