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Day off - NCIS:LA

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Het
Grisha "G" Callen OC (Own Character)
15.05.2022
15.05.2022
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15.05.2022 13.625
 
Malgorzatta war erstaunt, dass G schlief.
Dass er noch schlief. Oder schon wieder.
Es war 3.20 Uhr.
Es war halbdunkel. Das Rollo vor dem großen rechteckigen Fenster war nur zur Hälfte herunter gezogen.
Sie hatte einen wundervollen Blick auf den Strand.
Wieder einmal aus einem Motelfenster. Obwohl sie ein Haus besaßen.
Unmöbliert.
Immerhin mit einigen Elektrogeräten in der Küche und im Hauswirtschaftsraum.
Ab und zu waren sie dort.
Um zu waschen. Und zu bügeln.
Malgorzatta ließ das Bügeleisen mittlerweise im Haus. Und auch einige ihrer Bekleidungsstücke.
G trennte sich nicht von seiner Teekiste, schleppte sie noch immer in seiner großen Tasche mit sich herum.
Zuerst war es ihr sehr schwer gefallen, das zu verstehen.
Zu begreifen, warum es nicht Gs nächstes Bestreben war, das Haus einzurichten, vielleicht nicht gleich vollständig aber dennoch so, dass sie es bewohnen konnten.
Mittlerweile kam sie damit klar.
Es war halt so.
Sie konnte ihre Verwunderung, die kleinen Unbequemlichkeiten besser ertragen als Gs Handeln in Frage zu stellen.
Es ging ihr Nichts über sein Wohlbefinden!
Gs Atemzüge waren ruhig.
Sie spürte die Schwere seines Körpers auf der Matratze. So eben seine Wärme. Im Halbdunkeln konnte sie nur so eben seine Umrisse erkennen.
Jetzt mischte sich ein kleiner Schnarcher in sein Atmen. Noch einer.
G gab einen leisen Unmutslaut von sich. Veränderte seine Lage ein wenig.
Dann wurden seine Atemzüge wieder gleichmäßig.
Malgorzatta rutsche vorsichtig unter der Decke hervor, stand auf.
Sie wollte ins Bad.
Doch sie konnte es vorher nicht lassen, am Fenster stehen zu bleiben und hinaus zu sehen.
Sie hatten selten zuvor eine Unterkunft mit einer so herrlichen Aussicht auf den Strand gehabt.
Ihr Zimmer lag im ersten Stock und sie konnten direkt auf die Promenade, den Strand und den Pazifik sehen.
Der Himmel über dem Wasser war dunkel. Vereinzelt funkelten Sterne darin.
Das Wasser glänzte metallisch.
Kleine Wellen liefen schaumig über dem Sand aus.
In einiger Entfernung konnten sie den Santa Monica Pier sehen. Um diese Zeit waren dort alle Lichter aus.
Sie ging ins Bad.
Auch hier war es ausnehmend luxuriös.
Eine Badewanne, eine Dusche, helle, saubere Kacheln, frisch duftende Hand- und Badetücher, kleine Shampoo- und Duschgel-Fläschchen.
Das hatte sie auch schon ganz anders kennen gelernt.
Vor allen Dingen schätzte sie die Sauberkeit.
Toilette, Bad, Dusche, Waschbecken, alles makellos geputzt, die Ränder, die Fugen, für eine Benutzung ohne sich ekeln zu müssen.
Auch das kannte sie anders.
Sie wusch sich die Hände. Cremte sie sich danach ein mit der Lavendel-Handlotion. Ihrer eigenen. Die hatte sie dabei.
Eine zweite Tube davon stand schon in ihrem Haus in der Baker Street.
Sie würden später dort sein.
Heute war Freitag.
G hatte frei.
Hatte welche von seinen unzähligen Überstunden genommen um mit ihr einzukaufen.
Er brauchte ein paar neue Sachen.
Und sie wollten nach einer Couch sehen.
Es war das erste Möbel, das er genannte hatte, als sie ihn fragte, was sie vorrangig kaufen sollten.
Nicht etwa ein Bett!
Es war mehr ein Zufall gewesen, dass sie den Grund erfahren hatte.
Eines Abends, in einem der anderen Motels, nach einem stressigen Drei-Tages-Einsatz für G, war sie aus dem Bad gekommen und hatte gesehen, wie er seine Schlafmatte, seinen Schlafsack auf dem Boden neben dem Bett ausrollte.
"Was machst Du da?" war es ihr völlig überrascht herausgerutscht.
G hatte sie angesehen. Hatte dann das Gesicht verzogen. Zu einem verlegenen Lächeln.
"Tut mir leid. Ich war in Gedanken."
Er bückte sich und begann, Matte und Schlafsack wieder einzurollen.
Malgorzatta sah ihm zu.
Reglos, während sie ganz langsam begriff:
Er hatte in den Motels, in denen er gewohnt hatte nachdem er aus dem Krankenhaus kam, nie in einem der Betten geschlafen!
Er hatte immer auf der Matte auf dem Boden, in seinem Schlafsack übernachtet, zum Einen aus Sicherheitsgründen, denn ein nächtlicher Eindringling würde sich zuerst dem Bett zuwenden und sein Opfer nicht auf dem Boden vermuten. Zum Anderen suchte er die Enge des Schlafsackes, die ihm Geborgenheit vermittelte.
"G ... "
Sie hatte ihr Entsetzen über diese Erkenntnis bis heute nicht verarbeitet.
Sie war einfach zu ihm gegangen, hatte beide Arme um ihn gelegt und ihn fest an sich gedrückt. G hatte es geschehen lassen.
Es erschütterte sie noch immer wenn sie an dem Moment zurück dachte an dem sie das begriffen hatte. Sich so verlassen zu fühlen musste schrecklich sein!
Sie wollte, dass er das nie wieder durchmachen musste!
Nun rückte ihre erste gemeinsame Übernachtung in ihren Haus in greifbare Nähe.
G hatte noch ein weiteres Mal dort alleine geschlafen.
Natürlich in seinem Schlafsack.
Malgorzatta hatte - abgesehen von dem Grund, den sie nun kannte - auch Bedenken wegen Gs Gesundheit, dass er mit seinen mittlerweile einundvierzig Jahren auf dem kalten harten Holzfußboden im Schlafsack dort schlief.
Sein Körper war mit den fünf Schusswunden vorbelastet, und schließlich war er auch nicht mehr der Jüngste. Allmählich begann er beim Lesen, die Schriftstücke etwas weiter von sich entfernt zu halten.
Insgeheim hatte sie letzte Woche, bei der halbjährlichen Gesundheitsüberprüfung, damit gerechnet, dass sein Sehtest erste Schwächen offenbarte. Doch noch hatte er ihn bestanden.
Leise ging sie in den Schlafraum zurück, trat ans Bett und rutschte vorsichtig unter die Decke zurück.
G gab einen Laut von sich, der an ein unwilliges Murren erinnerte.
Er langte zu ihr herüber und zog sie mit ganz ungewohnter Kraft ganz nah an sich.
Legte beide Arme um sie während er seinen warmen Körper an ihren drückte.
"Wo warst Du?"
Er grub sein Gesicht an ihren Nacken.
G klang verschlafen.
Nicht richtig wach, auch wenn die Kraft, mit der er sie hielt, etwas anderes vermuten ließ.
"Im Badezimmer, G! Alles gut!"
Sie umschloss seine Arme fest mit den ihren. Drückte ihre Wange an seine.
Dann wandte sie den Kopf und suchte mit den Lippen nach seinen, drückte einen Kuss darauf.
"Was machen Deine Ohren?"
G gab einen unbestimmten Laut von sich. Wie ein unterdrücktes Murmeln in sein Kopfkissen.
"Besser. Alles wieder gut."
Sie glaubte ihm das. Denn sie hatte absichtlich leise gesprochen. Heute Nachmittag hatte er sie in der Lautstärke nicht verstanden.
Sie hatte ihn aus dem Krankenhaus abholen müssen.
Im Rahmen eines Einsatzes war er gegen Mittag mit Sam einem Knalltrauma ausgesetzt gewesen. Eine Explosion in einem Lagerraum, den die Beiden überprüfen wollten. Zum Glück waren sie noch weit genug entfernt gewesen, doch die Schallwelle hatte vorübergehend ihr Hörvermögen beeinflusst. Sam hatte zudem Gleichgewichtsstörungen gehabt.
G hatte ihr gleich eine SMS aus der Notaufnahme geschickt. Dass alles in Ordnung sei. Dass sie ihn bitte abholen solle.
Sie war in der Stadt bummeln gewesen um sich ein bisschen nach ein paar Sachen für das Haus umzusehen. Natürlich hatte sie sich gleich auf den Weg gemacht.
G hatte ihr eine zweite SMS geschickt, in welchem Zimmer er sich befand.
Marty und Kensi hatten dort auf dem Flur gesessen, auf zwei Plastikstühlen.
Marty war augenblicklich aufgestanden als er sie den Flur entlang hasten sah, sich an den Türschildern nach der von G angegebenen Nummer orientierend.
"Alles in Ordnung, Malin, alles nicht schlimm!" hatte er ihr in seiner hibbeligen Art versichert, mit seiner Hand beruhigend in ihre Richtung ausgestreckt.
Kensi saß mit ausdruckslosem Gesicht daneben und sah sie nichtmal an.
"Danke, Marty!" hatte sie bloß gemeint und hatte an die Tür des Zimmers neben den Stühlen geklopft, war hastig eingetreten.
Ein Krankenzimmer.
Sam hatte in dem breiten Bett gelegen, mit einer Infusionskanüle im rechten Handrücken, die über einen dünnen Plastikschlauch mit dem Beutel mit der glasklaren Flüssigkeit über dem Bett verbunden war. Michelle saß links neben dem Bett und hatte eine Hand auf Sams Arm liegen. G saß rechts neben dem Bett.
Er stand sofort auf, als sie hereinkam, machte die wenigen Schritte zu ihr.
Er war ein wenig blass.
Malgorzatta hatte ihn sofort mit beiden Armen umschlungen, sich fest an ihn gedrückt. Sein blaues Hemd roch staubig. Es waren sogar noch vereinzelt kleine Rußflocken zwischen seinen Haaren.
"Wie geht es Dir, G?"
"Was?"
Gs Hörvermögen hatte sich im Laufe des Abends schon gebessert. Er hatte am Nachmittag ein bisschen geschlafen.
Sam hatte ihnen vor dem Zu-Bett-Gehen eine SMS geschickt, dass es ihm auch besser ging. Er war schon ein paar Stunden später aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Beide schienen es folgenlos überstanden zu haben.
Malgorzatta wusste von G, dass es nicht das erste Mal war, dass er sich so etwas zuzog.
Merkwürdigerweise konnte sie sich noch allzu gut an das erste Knalltrauma erinnern, das sie bei ihm mit erlebt hatte:
Es war an dem Tag gewesen als sie mit Efremil nach Los Angeles gekommen war wo ihr Mann nun als Botschafter eingesetzt worden war.
Sie hatte gewusst, dass G nicht im Land war. Seit 3 Tagen.
Doch dann, am Abend, hatte er ihr eine SMS geschickt.
Sie hatte alles liegen und stehen lassen in der Botschaft. Hatte ihren Ehemann mit einer billigen Ausrede abgespeist, die er ihr sogar einfach abgenommen hatte!
Sie war sofort zu G gefahren.
Er war in Afghanistan einer Explosion ausgesetzt gewesen.
Hatte eine Schramme an der Stirn abbekommen, viele kleine Kratzer im Gesicht, ein Knalltrauma und - sie vermutete- sogar eine leichte Gehirnerschütterung.
Sie hatte ihn zuvor noch nie so mitgenommen erlebt.
Dennoch war er sofort auf ihre Zärtlichkeiten eingegangen. Malgorzatta hatte sie ihm nur zu gerne gewährt.
Es war ihr Herzenswunsch gewesen, die erste Nacht hier in Amerika mit G zu verbringen, ungeachtet eventueller Konsequenzen.
G war nicht abgeneigt.
Er hatte ihr den Engelsflüsterer geschenkt, als Willkommensgeschenk.
Sie liebte den feinen Klang der kleinen lilanen Kugel in ihrer aufwendig gearbeiteten Silberhülle.
Seither waren noch ein paar Beeinträchtigungen seines Hörvermögens erfolgt, mehr oder weniger ausgeprägt. Malgorzatta war sich ziemlich sicher, dass G ihr auch das ein oder andere verschwiegen hatte.
Sie fürchtete bei einer Addition der kleinen Traumata auf Dauer um sein Hörvermögen.
"Schön, G! Dann versuch`, noch ein bisschen zu schlafen, hm?"
Sie drehte sich in seiner Umarmung und ließ ihren Arm um seinen Oberkörper rutschten, streichelte mit der Hand über seinen Rücken.
G küsste sie.
Sein Kuss war überraschend intensiv. Und wach.
Sie schmiegte sich an ihn.
Ließ ihren Fuß an seinen Beinen entlang streichen.
"Du hast doch gerade noch fest geschlafen, hm?"
Sie musste lachen, wand sich ein wenig als sie Gs Lippen über ihre Wange, Richtung ihres Ohres streicheln spürte.
"Und?" raunte er, halblaut, zärtlich. Begehrlich.
Sein warmer Atem kitzelte ihr Ohr.
G ließ seine Zungenspitze über ihr Ohrläppchen streicheln. Ein wenig an der Windung ihres Ohrknorpels entlang.
Es entlockte ihr ein behagliches Aufstöhnen.
Sie streckte sich wohlig an seinem Körper während sie seinen Kuss erwiderte.
Langsam ließ sie ihre Hand seinen Rücken hinabstreicheln.
Zum Saum seines Shirts. Behutsam unter den leichten Stoff.
Gs Haut war warm. Leicht geschwitzt. Fühlte sich etwas stumpf an.
"Ich hab` grad` von Kiew geträumt." raunte er ihr zu.
""Wie wunderbar ... Du in Deinem Kleid ausgesehen hast! Es waren nur ... ein paar ganz kurze Bilder. Aber das hat mich ganz heiß gemacht! Du hast so schön ausgesehen! Wie in dem Kleid ... Weihnachten ... als Du mich besucht hast!"
Malgorzatta musste geschmeichelt lächeln.
"Danke, G ... "
Sie streichelte mit der freien Hand über seinen Hinterkopf. Seine Haare waren so lang, dass sie mittlerweile nicht mehr gegen ihre Haut kratzten sondern sich weich anfühlten. Er war seit ein paar Tagen einfach nicht
dazu gekommen, sie zu kürzen. Langsam fing er an, etwas fremd auszusehen. Und was sie noch befremdlicher fand: Er wirkte deutlich jünger!
"Ich schneide mir nachher noch die Haare!" raunte er ihr prompt zu.
Malgorzatta streichelte mit der Hand über seinen Nacken, nach vorne, zu seiner kratzigen Wange. Strich mit dem Zeigefinger behutsam über die kräftigen Barthärchen auf seiner Oberlippe.
"Das macht mich jetzt fast noch heißer als das, was Du vorher gesagt hast!"
G lachte leise.
Er hörte sich beinahe an wie ein verlegener Teenager.
"Das ist schön!"
Seine halblaute Stimme klang zärtlich.
Für einen langen Moment hielt er ganz still, genoss das Streicheln ihres Fingers, das leichte Kratzen ihres glatten Fingernagels.
Dann berührte er mit den Lippen ihre Fingerkuppe. Umspielte sie mit seiner Zungenspitze.
Seine Hände rutschten an ihre Wangen und er beugte sich sacht über sie, drückte sie mit seinem Gewicht sacht in die Kissen während er sie zärtlich, hingebungsvoll küsste.
"Sollen wir?"
"Mmmmh ... sehr gerne, G ... "
Malgorzatta schmiegte sich an ihn. Ließ ihre Hände langsam, sanft seine Arme hinaufwandern, ihre Fingernägel dabei leicht über seine Haut kratzen.
Sie schob ihre Fingerkuppen unter die kurzen Ärmel seines Shirts, streichelte über seine muskulösen Oberarme bevor sie ihre Finger in seinem Shirt bis zu seinen Schultern streicheln ließ.
Sie hoffte, dass sie sich authentisch angehört hatte.
Es war nicht so, dass sie nicht wollte.
Aber sie hatte ein bisschen Angst davor.
Denn die letzten beiden Male hatten sie es nicht geschafft.
Sie wusste noch immer nicht, wie sie es bezeichnen sollte.
Eigentlich brauchte es für sie keine Worte.
Für sie war es ein ganz normaler Ausfall einer Körperfunktion, so wie wenn man eine Erkältung bekam weil das Immunsystem versagte.
Oder wenn man einen Zahn verlor.
Kein Körper funktionierte auf die Dauer perfekt.
Das weitaus Schwierigere war, G dieses Abweichen als normal zu vermitteln.
Sie hatte es bei ihm erst einmal kennen gelernt, damals in Washington, als er ziemlich unter Stress gestanden hatte.
Auch jetzt war wieder so eine Situation.
Teilweise hatte er, für den letzten Fall, zwanzig Stunden am Tag gearbeitet und war in zwei aufeinander folgenden Nächten erst gar nicht ins Hotel gekommen.
Auch der Besitz des Hauses machte ihm zu schaffen, auch wenn man das nicht für möglich hielt.
Sie merkte ihm das an, auch wenn sie gar nicht sicher war, ob G selbst es schon für sich realisiert hatte!
Dazu kam, dass er sich noch immer nicht darüber geäußert hatte, was geschehen war, nachdem er sie im Krankenhaus zurück ließ.
Sie spürte - während G seinen warmen schweren Körper ganz nah an ihre schob - die Härte seines Gliedes durch den dünnen Stoff seiner Shorts an ihrem Oberschenkel.
Langsam zog sie ihre Hände aus seinem Shirt.
Streichelte über seinen Rücken hinab und ergriff den Stoff, zog ihn über Gs Oberkörper hinauf.
G schlüpfte hinaus.
Ließ sich wieder über sie sinken, küsste sie.
Malgorzatta ließ das Shirt neben sich fallen während sie ihren linken Arm schon ungeduldig um Gs Nacken schlang, sie seinen leidenschaftlichen Kuss bereitwillig erwiderte.
"Ich liebe Dich, G!" flüsterte sie ihm zu.
"Du fühlst Dich so gut an!"
G lachte leise. Geschmeichelt.
Er streichelte mit den Lippen sanft, nachdrücklich über ihre Wange.
"Ich liebe Dich auch, cormoara meu ... es ist ... wundervoll mit Dir!"
Er ließ seine Zungenspitze erneut leicht über ihre Ohrmuschel streicheln. Spielte mit seinen Zähnen vorsichtig an der dünnen Haut dort.
Malgorzatta stöhnte leise, behaglich.
Sie spürte, dass er es darauf anlegte sie zu ... 'verführen' war das falsche Wort!
Er brauchte sie nicht zu etwas verleiten was sie ohnehin gerne wollte.
Er gab sich besondere Mühe.
So, als wolle er sie für etwas entschädigen, was wirklich nicht in seiner Schuld lag!
Gs Hände rutschten an den Saum ihres Shirts. Griffen den Stoff und zogen ihn langsam, liebevoll über ihren Oberkörper hinauf. Malgorzatta schlüpfte aus den kurzen Ärmeln hinaus.
Bevor G ihr das Shirt jedoch über den Kopf ziehen konnte suchte sie seine Lippen und küsste ihn.
G ließ es geschehen. Erwiderte ihren Kuss. Als er nach einem langen Moment seine Lippen von den ihren lösen wollte um ihr das Shirt endgültig über den Kopf zu streifen, verstärkte sie ihren Kuss.
Sie spürte, dass G lachen musste.
"Was tust Du?" raunte er ihr zu.
Malgorzatta suchte seinen Blick.
"Ich küsse Dich und genieße es unendlich!"
G lachte.
Er nutzte den Moment, um ihr das Shirt über den Kopf zu ziehen und es auf die Matratze neben sie fallen zu lassen.
Dann beugte er den Kopf hinab und berührte mit den Lippen sehr sacht die Haut unterhalb ihres Jugulums.
Behutsam ließ er seine Lippen weiterrutschen bis zu ihrer Narbe.
Wie sie es manchmal bei ihm machte, ließ er zärtlich seine Zungenspitze drum herum tupfen.
Malgorzatta schloss ein wenig die Augen.
Versuchte, es zu genießen während sie mit der Linken langsam über seinen Hinterkopf streichelte.
"Das ist schön, G ... das fühlt sich gut an ... "
Dennoch fühlte sie sich nicht ganz bei der Sache.
Sie fühlte sich schon jetzt unterschwellig verantwortlich dafür, dass es zu einem schönen - hoffentlich gemeinsamen - Abschluss kam.
Noch mehr wollte sie es für G. Sie wusste nicht, wann er anfangen würde, zu hinterfragen. Bisher schien er es hingenommen zu haben.
Die Barthärchen an seinem Kinn kratzten weiter über ihre Haut als G seine Lippen zu ihrer Brust wandern ließ.
Das Spiel seiner warmen feuchten Zungenspitze an ihrer Brustwarze machte ihr das Atmen schwer.
Ihr war heiß.
Sie spürte den Schweiß auf ihrer Haut.
Gs Rechte streichelte ihre Seite hinab. Schob sie an ihrem Po und unter den breiten Gummibund ihrer Schlafanzughose, ihrer Shorts, langsam über den großen Muskel zu ihrem Oberschenkel.
Seine Haut war warm.
Die kannte das Gefühl seiner Finger an ihrer Haut bestens.
Doch es jagte ihr noch immer einen Schauer über den Rücken wenn sie seine Fingerspitzen ganz leicht, nur so eben, aber unheimlich zärtlich und vorsichtig über ihre empfindliche Haut der Innenseite ihres Oberschenkels streicheln spürte.
Es fühlte sich noch immer aufregend an.
Steigerte ihr Verlangen, ihn ganz nah bei sich haben zu sollen, sehr schnell.
Gs andere Hand kam seiner Rechten zur Hilfe als er begann, den Stoff ihrer Schlafanzughose hinab zu ziehen. Er ließ ihre Shorts langsam folgen.
Malgorzatta schlüpfte mit den Beinen hinaus und schob den Stoff mit dem Fuß beiseite.
Sofort zog sie G wieder zu sich. Ließ ihren Arm um seinen Oberkörper rutschen, ihre Fingernägel über seine Haut kratzen.
G küsste sie.
Malgorzatta spürte den leichten Schweißfilm auf seiner Haut. Sein Kuss war fordernd, tief. Innig.
Er bewegte sich leicht gegen sie. Seine warme Haut rieb an ihrer.
Sie konnte merken, dass auch seine Atemzüge schneller, tiefer wurden.
"Komm!" flüsterte sie ihm leise, auffordernd zu.
Sie suchte seinen Blick. Es war schwer im Dunkeln.
Sie konnte seine Augen bloß erahnen.
Spürte das Kratzen seiner Barthärchen an ihren Lippen als sie sie über seine Wange streicheln ließ, Richtung seines Ohres raunte.
G gab einen leisen, unbestimmten Laut von sich.
Sie vermochte ihn nicht einzuordnen.
Also versuchte sie die Situation zu spüren.
Es war schön. Es fühlte sich gut an.
Auch G schien sich wohl zu fühlen.
Ihre Zärtlichkeiten schienen ihm zu gefallen, er schien sie zu genießen.
Aber sie wollte gerne auf Nummer sicher gehen.
Langsam ließ sie ihre Hände an seinen Seiten hinab streicheln.
An seine Leisten, zum Gummibund seiner Shorts.
Behutsam schob sie ihre Zeigefinger darunter.
Begann, langsam den Stoff hinab zu ziehen.
G hielt inne in ihrem Kuss.
Sie konnte deutlich merken, wie er ihren Bewegungen nachspürte.
Er stöhnte leise, behaglich.
"Wir haben lange nicht mehr im Dunkeln!"
Während sie sprach ließ sie ihre Lippen seine kratzige Wange berühren.
G wandte ihr seine Gesichtsseite weiter zu.
Sein Atem war warm an ihrer Haut, seine Atemzüge rasch.
"Und dabei sehe ich Dir so gerne zu wenn Du kommst!"
G lachte leise, kurz. Es klang angespannt.
Er schlüpfte aus seinen Shorts.
"Wenn Du nicht aufhörst, so zu reden, bist Du daran gleich nur noch indirekt beteiligt!"
Er schmiegte sich an sie während er seinen Körper über ihren schob.
Malgorzatta schlang beide Arme fest um ihn.
Seine Antwort brachte sie zum Lachen.
Sie mochte es, wenn sie Beide lachten dabei. Sie hatte es nicht gerne so ernst.
"Mach` ... "

Nach dem Frühstück am Morgen, in einem kleine Café am Strand, fuhren sie zu ihrem Haus.
Für Malgorzatta war es noch immer gewöhnungsbedürftig, G den langen Weg, die flachen Stufen hinauf zu folgen. Die Rasenflächen links und rechts des Weges sahen merkwürdig aus. Braun und mit komisch gekrümmten Halmen.
Ihr kam der Gedanke, dass sie sich selbst würden drum kümmern müssen.
Es war ihr Rasen.
Sie hatte keine Ahnung, ob G gartenmäßig bewandert war. Sie war es nicht. Vermutlich würden sie auch nicht die Zeit haben, sich ausreichend um den großen Garten zu kümmern, der sich hinter dem Haus befand.
"Hallo! Hallo Sie?"
G wandte sich um. Sah in Richtung der Stimme, die aus der Richtung des Bürgersteiges kam.
Malgorzatta folgte seinem Blick.
Unten an der Rasenfläche stand ein junges Mädchen, vielleicht sechzehn, siebzehn Jahre alt.
Sie trug ein Paar dieser modernen abgeschnittenen Jeans, Wedges und ein locker fallendes grünes Top dazu.
Ihre blonden Haare reichten ihr bis über die Schultern und waren sorgsam gestylt.
"Entschuldigen Sie!" meinte sie jetzt und kam ein paar Schritte über den Rasen hinauf.
"Sind Sie hier ... die neuen Nachbarn?"
Malgorzatta überlegte blitzschnell.
Es würde wenig nützen, es abzustreiten.
Früher oder später würde sie sie eh wieder hier sehen.
Sie suchte Gs Blick.
Er wirkte ebenfalls wie auf dem falschen Fuß erwischt.
"Ja." erwiderte sie deswegen rasch, machte instinktiv ein paar Schritte an G, der einfach auf dem Weg stehengeblieben war, vorbei, und blieb schräg vor ihm stehen.
"Wir haben das Haus ... erst vor sehr kurzem gekauft! Entschuldigen Sie bitte, wir sind etwas in Eile!"
"Oh, tut mir leid!"
Das Mädchen schloss rasch zu ihnen auf. Blieb direkt bei G stehen. Reichte ihm ihre Hand.
"Ich heiße Malisha Rafferty! Ich wohne mit meinen Eltern da drüben!"
Sie wies mit der freien Hand zur Hecke links.
Ihre grün-grauen Augen hingen an G. Er erwiderte ihren Händedruck sehr kurz. Zog seine Hand dann aus ihrer und machte zwei Schritte zurück.
Malisha schloss rasch zu ihm auf.
"Hallo."
Gs Erwiderung war sehr kurz.
Malisha wandte sich ihr knapp zu. Streckte ihr die Hand entgegen ohne sich groß von G weg zu bewegen.
"Hey."
Ihr gegenüber wirkte sie reichlich zurückhaltend.
Malgorzatta versuchte nachzuspüren, ob sie die Situation nur als merkwürdig empfand oder ob sie es wirklich war, während sie Malishas kurzen Händedruck erwiderte.
"Wann ziehen Sie ein?"
Malisha wandte sich gleich wieder an G. Ein Strahlen glitt über ihr Gesicht. Ihre Stimme klang euphorisch.
"Entschuldigen Sie uns, wir sind wirklich in Eile!" wich G aus und wandte sich ab, ging Richtung des Hauses.
Malgorzatta fing Malishas Blick auf.
Sie schenkte ihr ein rasches Lächeln.
"Tut mir leid! Wir haben noch einen Termin!" meinte sie und wandte sich ebenfalls Richtung des Hauses.
Sie sah, dass G schon dabei war, die Haustür aufzuschließen.
Mehr als das sie wirklich sah, ahnte sie, dass Malisha noch auf dem Rasen stand und ihnen nachsah. Rasch folgte sie G ins Haus.
G schob die Haustür ins Schloss.
"Hatte ich so früh nicht mit gerechnet!" meinte er, sah sie an.
"Wir haben uns nicht vorgestellt!"
"Wir hatten uns auch noch nicht abgesprochen!"
Malgorzatta streichelte rasch über seine Seite und machte dann die wenigen Schritte zum Fenster rechts neben der Haustür, spähte durch die geschlossenen Lamellen des Vorhanges hinaus.
Malisha verschwand gerade nach nebenan.
Sie ließ die Lamellen los und verharrte auf der Stelle, horchte in sich hinein.
Das Gefühl war noch immer da.
Sie war eifersüchtig.
Völlig unsinnigerweise, jeder Grundlage entbehrend, wie bei Kensi schon.
G hatte ihr bisher noch nie, nicht ein einziges Mal einen Grund zur Eifersucht gegeben.
Er hatte sich Malisha gegenüber absolut korrekt, distanziert verhalten.
Kensi gegenüber war der Umgang nicht ganz so förmlich, wie sie sich das wünschte. Doch sie waren Arbeitskollegen. Hin und wieder gab es eine flüchtige Berührung, einen langen Blick.
Malgorzatta vertraute G.
Dennoch musste sie sich zusammenreißen.
"Mali?"
G war im Flur stehengeblieben und sah nun fragend, verwundert zu ihr herüber.
"Alles okay?"
Sein Blick war erstaunt.
"Ja. Alles gut!"
Malgorzatta spielte ihm rasch ein Lächeln vor und verließ dann den Platz am Fenster, ging hinüber in den Hauswirtschaftsraum und ließ dort die Tasche mit der Wäsche vor die Waschmaschine fallen.
G stellte seine Tasche dazu.
"Was meinst Du? Was erzählen wir Ihnen?" fragte er dann.
"Den Nachbarn?"
Malgorzatta sah ihn fragend an.
"Sagen wir doch wieder, wir sind die Tedrows! Ich mag uns als Tedrows. Jason und Malin. Ist doch schön!"
G lachte leise.
Er wollte sich abwenden, verharrte aber in der Bewegung.
"Ach ... "
Er sah sie an und schien nach Worten zu suchen.
Malgorzatta sah ihn abwartend an.
"Wenn Du gleich wäscht, Mali, meine Shirts ... vielleicht kannst Du etwas weniger Weichspüler nehmen! Sam zieht mich auf wenn ich im Wagen neben ihm sitze und Kensi ... sie schnüffelt manchmal so hinter meinem Rücken."
Malgorzatta erwiderte seinen Blick im ersten Moment in kompletten Erstaunen.
"Wie bitte? Sie schnüffelt an Dir?"
Augenblicklich war sie noch viel eifersüchtiger.
"Nicht an mir. An meinen Shirts!" korrigierte G sie sanft.
"Ist dasselbe wenn Du sie anhast!" gab Malgorzatta zurück. Sie konnte nicht ganz ruhig bleiben. Und sie merkte, dass G das merkte.
"Am Besten bringt mir Marty seine Sachen `mal zum Waschen!"
"Was?" horchte G mit erstauntem Lachen nach.
Malgorzatta konnte ihm nicht ganz abnehmen, dass er von dem Knistern zwischen Kensi und Marty immer noch nichts gemerkt hatte.
Als Team-Leiter wollte er es wahrscheinlich erst einmal gar nicht. Wollte er sich mit so etwas sicher gar nicht beschäftigen!
Sie begann, ihrer beider Wäsche zu sortieren.
Es war schön, dass sie nicht mehr in den Waschsalon gehen musste. Ihre Wäsche nicht mehr vor den Augen fremder Leute sortieren musste!
Sie schob die dunklen Sachen in die Waschmaschine und schloss die Tür. Drehte den Hahn am Wasserzulauf auf und hatte gerade das Fach für die Waschmittelzugabe aufgezogen als sie eine Bewegung neben der Wasserleitung an der Wand sah.
Eine gut fünf Zentimeter große Spinne kam langsam die Wand hinauf.
Sie war schlammig-grau und so ekelerregend groß, dass man nur zu genau den runden Körper erkennen konnte, und dass ihre Beine vorne dünner waren als in Körpernähe.
Malgorzatta kam mit dünnen Zitterspinnen gut zurecht. Doch diese hier war zu unerwartet, zu groß.
Erschrocken, mit einem Aufschrei, den sie nicht zurückhalten konnte, wich sie instinktiv zwei Schritte zurück.
Ihr Herz pochte.
Sekundenlang fühlte sie sich schwindelig.
"Mali!"
G kam aus dem Wohnzimmer, durch den Flur gelaufen.
Er hatte seine Waffe in der Hand und hielt sie an ihr vorbei, in den Raum gerichtet.
"Was ist?"
Er sah sie kurz, fragend an, dann hastete sein Blick wieder suchend durch Hauswirtschaftsraum.
Malgorzatta musste lachen, obwohl sie sich noch immer erschrocken, angeekelt bis auf die Knochen fühlte.
Sie ließ ihre Hand auf Gs Arm sinken.
"Da, die Spinne an der Wand! Erschieß` sie! Oder ich mache es!"
Sie ließ ihre Hand seinen Arm entlang rutschen, Richtung seiner Waffe.
G wand seinen Arm sacht aus ihrem Griff.
Er sicherte seine Waffe und steckte sie ein während er Richtung der Waschmaschine ging.
Malgorzatta ging schnell hinaus, durchquerte das Wohnzimmer, ging in den angrenzenden Raum.
Früher war hier die Küche gewesen hatte G ihr erzählt.
Jetzt befand sie sich neben dem Hauswirtsschaftraum.
Malgorzatta hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war.
Wer die Küchengeräte überhaupt ausgesucht hatte.
Die Küche und der Hauswirtschaftsraum waren fertig gewesen als sie das Haus zum ersten Mal gesehen hatte. Sie wusste nicht, wie lange es her war, dass G es gekauft hatte.
Sie traute ihm zu, dass er es schon eine ganze Weile besessen hatte als er es sie schließlich wissen ließ.
Es war unwichtig.
So lange sie mit ihm hier wohnen durfte.
Unzählige Male hatte sie sich schon in Gedanken ausgemalt, wie sie es einrichten würde.
G gegenüber hatte sie keine Silbe davon erwähnt.
Es würde ohnehin ganz anders werden.
Jetzt kam G herein.
Er suchte ihren Blick während er zu ihr kam.
Ein Hauch von Amüsiertheit lag auf ihrem Gesicht.
"Ich wusste gar nicht, dass Du Angst vor Spinnen hast?"
Er streckte seinen Arm aus und zog sie zu sich. Malgorzatta atmete tief aus. Schmiegte sich in seine Umarmung. Legte beide Arme um ihn.
"Ich habe keine Angst vor Spinnen! Ich finde sie nur ekelhaft!"
"Du zitterst ja richtig, cormoara meu! Komm her!"
G verschränkte beide Arme fest hinter ihrem Rücken. Wiegte sie sacht hin und her während er mit den Lippen sanft ihre Haare berührte.
"Alles gut, cormoara meu! Alles gut!"
"Was hast Du mit ihr gemacht?"
Malgorzatta genoss für einen langen Moment Gs Fürsorge, Zärtlichkeiten, bevor sie den Kopf hob und ihn fragend ansah.
"Sam bringt sie zur Bootshütte!" gab G todernst zurück.
"Ich denke, Hetty wird sie verhören wegen unbefugten Eindringens in das Haus eines Bundesagenten!"
Malgorzatta musste lachen.
"G ... "
Sie stemmte sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen die seinen während sie ihre Rechte zu seinem Nacken streichen ließ.
Von dort zu seiner Wange. Seine Barthärchen waren lang, weich. Fühlten sich fast flauschig an.
Er hatte sich heute morgen nicht rasiert. Und die Haare immer noch nicht geschnitten.
G erwiderte ihren Kuss nach einem Moment. Schloss die Augen und drückte sich an sie während er ihre Zärtlichkeiten genoss. Sie konnte noch immer das Lächeln in seinen Mundwinkeln spüren.
"Ich liebe Dich, G!"
"Ich liebe Dich auch, Mali! Ich liebe Dich ... "
Er drückte sie einfach an sich.
Sein Körper war warm. Stark.
"War schön mit Dir vorhin!" raunte er leise, zärtlich an ihrem Ohr.
"Ich könnte jetzt noch `mal mit Dir ... "
Malgorzatta spürte seine Hand ihren Rücken hinab, zu ihrem Po streichen.
Seine Finger schlossen sich darum.
Sie musste überrascht lachen.
"Schade, dass wir hier kein Bett oder eine Couch haben!"
"Ich könnte Dich über die Waschmaschine legen!" gab G so selbstverständlich zurück als wäre es das Natürlichste auf der ganzen Welt.
"Nein, das könntest Du nicht!" gab Malgorzatta überzeugt zurück.
G grinste.
Er packte sie etwas fester und begann, sie aus dem Raum, durch das Wohnzimmer, durch den Flur Richtung der Waschmaschine zu schieben.
Malgorzatta musste nur noch mehr lachen.
Sie wusste, dass G nie etwas gegen ihren Willen tun würde, und das schon gar nicht!
Sie spürte das Haushaltsgerät in ihrem Rücken und konnte sich vor Lachen gar nicht wehren als G sie hochhob und auf die Maschine setzte.
"Nein, bitte, G ... nicht! Du kombinierst da etwas ungeschickt zwei Dinge! Wenn jetzt noch eine Spinne daherkommt bin ich so traumatisiert, dass ich nie wieder mit Dir schlafen kann!"
G zog sie augenblicklich von der Waschmaschine, gleich ein großes Stück beiseite. Mittlerweile lachte er auch und Malgorzatta genoss es, die Amüsiertheit, die momentane Unbekümmertheit bei ihm zu sehen.
Ab und zu gelang es ihr, ihn so zu amüsieren. Ab und zu ließ G es zu. Malgorzatta mochte sein Lachen. G wirkte damit wie ausgewechselt.
"Das wäre furchtbar!" flüsterte er ihr zu, küsste sie.
Malgorzatta schmiegte sich an ihn. Erwiderte seinen Kuss.
Gs Hände streichelten zu ihren Wangen. Blieben dort liegen. Seine Daumen strichen leicht über ihre Haut.
"Mali ... ich würde gleich gerne bevor wir in die Stadt fahren zum Friedhof! Zu Amy und zu Alina!"
"Natürlich."
Malgorzatta nickte sofort.
Legte ihre Rechte auf Gs Hand an ihrer Wange und streichelte darüber.
"Das ist eine nette Idee!"
G beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
"Dann lass` uns los, ja?"
"Ich schalte eben noch die Waschmaschine an!"

Sie hatte G erst einmal zum Friedhof begleitet. Vielleicht begleiten dürfen. Sie wusste nicht, wo oft er schon alleine hier gewesen war seit sie wieder zusammen waren. Ohne sie.
Sie wusste auch nur ungenau, wer Alina gewesen war.
Bei dem einen Mal, das sie G begleitet hatte, war der Stein auf der Grabstelle erst neu eingelegt worden. G hatte ihn bezahlt.
Wenn sie das richtig mitbekommen hatte, hatte G auch Alinas Grabstelle und ihre Beerdigung bezahlt.
Er war damals noch mit Harriet zusammen gewesen.
Der Stein war rechteckig.
Er war aus europäischem Marmor, hellgrau, von feinen rosanen, sich verzweigenden Äderchen durchzogen. Es wirkte sehr feminin und sah hübsch aus.
'Alina' lautete die Innschrift im Rahmen einer einfachen Schmuckgirlande.
Darunter standen kyrillische Buchstaben.
Malgorzatta hatte bei ihrem ersten Besuch nicht zu fragen gewagt, was sie bedeuteten.
Auch jetzt kämpfte sie mit sich.
G hatte zwei kleine bunte Sommersträuße in dem Geschäft an der Straße vor dem Friedhof ausgesucht. Hatte er alleine gemacht, er hatte sie bloß fragend angesehen, als er die beiden Sträuße schon in der Hand hielt.
Sie hatte ihm mit einem Lächeln zugenickt.
Die Grabstelle hier war wunderschön. Friedlich.
Eine Rasenfläche, überaus gepflegt, an einem großen Teich. Eine kleine Fontaine im oberen Drittel des Sees, mit einem beruhigenden halblauten Plätschern.
Seerosen säumten einen Rand des Teiches. Eine kühle Brise wehte herüber als der Wind über die Wasseroberfläche strich.
Gs Gesicht war sehr ernst.
Er hatte einen der Sträuße rechts schräg vor den Stein auf den Rasen gelegt und hockte nun, wie tief in Gedanken versunken, davor.
Malgorzatta streichelte nach einer langen Weile über seine Schulter. Sie hockte sich neben ihn.
G wandte den Kopf und sah sie an.
Sekundenlang sah sie noch das Glitzern in seinem Augen.
"Darf ich wissen, was das auf dem Stein bedeutet?" fragte sie ihn sanft, halblaut.
Sie sah G schwer schlucken.
Dann las er es vor. Auf Russisch.
Seine Stimme klang fremd, hart dabei.
Sie verstand kein Russisch.
"Kleine Schwester." fuhr G dann fort.
"Sie war ... wie eine kleine Schwester für mich! Und dann ... habe ich sie nicht `mal wiedererkannt!"
"Und wie hat sie Dich genannt?" fragte Malgorzatta sanft weiter.
Gs Lächeln war klein. Traurig.
"Großer Bruder."
Malgorzatta zwang sich zu einem Lächeln. Streichelte über Gs Arm.
"Ihr habt eine schöne Zeit zusammen gehabt, hm?"
"Ja. Nur leider sehr kurz."
G nickte leicht.
Er stand langsam auf. Zog sie mit sich hoch und legte seinen Arm um ihre Schultern.
"Ich habe mich nie wieder bei einer Pflegefamilie so wohl gefühlt wie bei den Rostoffs. Deswegen weiß ich, dass das Haus gut ist für uns!"
Er küsste sie auf die Wange und zog sie dann mit sich zu der anderen Seite des Sees, zu der Grabstelle seiner Schwester.
Malgorzatta war auch hier erst einmal gewesen.
Es fiel ihr wieder schwer, den fremden Namen auf dem dunkelgrauen hohen Grabstein mit G in Verbindung zu bringen, auch wenn G wie selbstverständlich mit der Linken kurz, fast zärtlich, den Stein berührte bevor er den kleinen Blumenstrauß davor niederlegte.
Sie spürte seine Verbundenheit zu dieser für ihn so besonderen Stelle.
Für einen langen Moment versuchte sie sich vorzustellen, wie ihr Leben wohl verlaufen würde wenn seine Angehörigen noch lebten.
Wahrscheinlich wäre er schon Onkel. Vielleicht wären seine Mum, sein Dad pflegebedürftig. Vielleicht würden sie mit ihnen zusammen wohnen.
Das Haus der Rostoffs würde G nicht gehören. Er hätte sie nie kennengelernt.
Vermutlich wäre seine berufliche Laufbahn eine ganz andere geworden. Vermutlich hätte auch sie ihn nie kennen gelernt.
Jetzt, wo sie so nah bei ihm stand, sein Atmen gegen ihre Seite spürte, die Wärme seines Körpers an ihrem, seinen Arm um ihre Schultern, war ihr der Gedanke unerträglich.
Ihrer beider Leben war bei Weitem nicht harmonisch. Sie hatten schon eine Menge durchgemacht, G mehr als sie. Sein Beruf war lebensgefährlich; sie war sich nie sicher, ob sie ihn abends wiedersah wenn er sich morgens von ihr verabschiedete. Es konnte sein, dass sie ihn tagelang nicht wiedersah weil sein Auftrag so lange dauerte. Dass sie für die Zeit gar nichts von ihm hörte, nicht `mal wusste, ob er noch am Leben war.
Sie mussten unendlich vorsichtig mit ihrem Privatleben sein. Eigentlich hatten sie so gut wie gar keines. Meistens immer bloss ein paar Stunden, oft auch noch gestört von einem Alarm aus dem OPS weil G zum Einsatz musste.
Sie hatte sich ihr Leben ganz anders vorgestellt.
Doch merkwürdigerweise war sie zufriedener so als mit ihrem ruhigen luxuriösen Dasein an der Seite von Efremil Vendulov.
G zog sie weiter mit zu einer Grabstelle weg vom Wasser.
Zu einer Reihe mehr im Friedhofskern, zu beiden Seiten belegt, wo die Grabstätten längst nicht mehr so exklusiv sondern eher einfach waren.
G blieb vor einer Grabstelle mit einem einfachen Stein stehen.
" Harriett Wycombe" hieß die schlichte Inschrift.
Malgorzatta schluckte.
Einfacher Rasen bedeckte die Grabstätte. Es gab keine Blumen, keinen sonstigen Schmuck.
G hatte auch keine Blumen für sie mitgebracht. Aber er wusste, wo sie begraben war.
Sie hatte sie gekannt. Sie hatte sie sogar erschossen. In Notwehr. Weil sie sich mit dem Mann zusammen getan hatte, der für den Anschlag auf G verantwortlich war. Sie hatten sich beide an ihm rächen wollen.
Stanhope, weil G ihn ins Gefängnis gebracht hatte.
Harriett, weil G sie für sie, Malgorzatta, Knall auf Fall verlassen hatte.
Es verwirrte sie, dass G diese Grabstelle kannte. Dass er sich offensichtlich noch mit ihr beschäftigt hatte, auch nach ihrem Tod.
Sie hatten nach der tödlichen Schießerei in Hariettes Wohnung nie über den Vorfall gesprochen. G war ihr bei ihren zaghaften Versuchen immer ausgewichen. Er war gut darin. Sie hatte es schließlich aufgegeben. Geduldig, dass er sich ihr irgendwann anvertrauen würde. Und wenn er es nicht tat, so war es dann auch nicht wichtig! Damit konnte sie leben.
Sie sah zu G, der neben ihr stand, ihre Rechte mit seiner Linken fest hielt.
Sein Gesicht war ausdruckslos.
"G ... wie hast Du sie eigentlich kennen gelernt, wenn ich fragen darf?" sprach sie ihn sanft an.
G wandte den Kopf in ihre Richtung.
Er räusperte sich.
"Es war ... ich musste zur Untersuchung um wieder dienstfähig geschrieben zu werden. Nach der ... nachdem ich angeschossen worden war. Sie hat dort gearbeitet. Hat mich da wirklich gut durch das ganze Programm gebracht ... Du weißt, ich hab`s nicht so mit Nadeln. Sie hat sich gekümmert ... und sie hat mich so an Dich erinnert, mit ihren kurzen Haare und den schönen Augen. Da hat das Eine ... "
Er räusperte sich erneut.
" ... das Eine zum Anderen geführt, verstehst Du?"
G sah sie fragend an.
Malgorzatta nickte.
Sie musste sich nicht fragen, ob G sie geliebt hatte.
Er hatte Harriett von einer Minute zur Nächsten für sie verlassen.
Jetzt sprach er nicht einmal mit ihrem Namen von ihr.
"Hört sich an ... "
Sie streichelte sanft über seine Brust.
" ... als hätte sie sich gut um Dich gekümmert während ich es nicht konnte!"
G gab einen unbestimmten Laut von sich.
Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie sanft.
"Es ist mir lieber, Du tust es!" raunte er.

Nach dem Besuch auf dem Friedhof fuhren sie in die Stadt. Zum Santa Monica Place.
Weil hier das Geschäft war, in dem G seine Shirts kaufte.
Das war immer ziemlich einfach.
Es war immer dieselbe Marke, der gleiche Schnitt, lange Ärmel, zwei in Dunkelblau. Nur in der Größe variierten sie manchmal.
G nahm diesmal - ganz ungewohnt modebewusst - noch zwei Hemden von einer Stange und schlug damit den Weg Richtung der Umkleidekabinen ein.
Malgorzatta lächelte der Verkäuferin schnell zu und folgte ihm dann überrascht.
Sie hatte schon drei neue Shirts für G in der Hand. Eins in Dunkelblau. Eins in Hellblau. Und eins in Schwarz.
Die Verkäuferin erwiderte ihr Lächeln unverbindlich und wandte sich dann ab.
Malgorzatta suchte G anhand seiner Schuhe unter den Pendeltüren der Kabinen. Er war in der Mittigen der Fünf.
Sie wartete hier.
Es war kein exklusiver Laden.
Die übliche Musikberieselung im Hintergrund, vollgestopfte Regale, eine Verkäuferin, die froh war, wenn man sie in Ruhe ließ.
Nicht wie in den teuren Läden, in denen man von der falschen Freundlichkeit der hochgestylten Angestellten sofort überschüttet wurde sobald man nur einen Fuß in den Shop setzte.
Dort würde sie auf G warten auf einer Couch vor den Umkleidekabinen, mit einem Glas Champagner. Eine total zugeschminkte Verkäuferin würde sie mit Nichtigkeiten volllabern.
Und sie würden dort für ein Shirt vermutlich so viel bezahlen wie hier für die drei Shirts und die beiden Hemden.
Gs bevorzugte Shirt-Marke gab es nur hier.
Und G hasste einkaufen!
Jetzt trat er vor die Kabine und sah sie fragend an.
Es war ein dunkelblaues Hemd, das er trug, im Schnitt eines Jeanshemdes. Jeder blaue Stoff sah gut an ihm aus.
"Was meinst Du?"
Malgorzatta wunderte sich ein bisschen.
Bisher war Bekleidung einkaufen immer so abgelaufen, dass sie den Laden betragen, G die Shirts nahm, sie nach der Größe sah, sie hatten bezahlt und waren wieder gegangen.
Dass er freiwillig etwas anprobierte war für sie neu.
"Sieht gut aus, G! Gerade bei der hellen Jeans! Steht Dir gut!"
G drückte ihr einen raschen Kuss auf die Lippen.
Malgorzatta strich mit der Hand rasch über seinen Rücken um den Stoff zu fühlen. Er war glatt, fest, dicht. Ihre Linke stieß am Bund seiner Jeans gegen seine Waffe.
Er nahm sie auch zum Einkaufen mit. Er war fast immer bewaffnet.
"Ich probiere noch das andere an!"
"Ja, ist gut!"
G knöpfte sich, während er sich abwandte und zurück in die Kabine ging, schon das Hemd auf.
Das andere Hemd war hellblau.
Aus einem dünnen, leichten Sommerstoff. Malgorzatta musste ganz unwillkürlich lächeln als G damit aus der Kabine kam.
G sah sie verwundert an.
"Was ist?"
"Die fünfzig Blautöne des G Callen!"
Sie strich über seinen Arm um den Stoff zu fühlen.
"Soll ich das nehmen?" fragte G und sah sie an.
Malgorzatta warf eine prüfenden Blick auf seinen Rücken.
"Es sieht super aus an Dir, G! Es ist blau! Aber der Stoff ist so dünn, dass man Deine Waffe sehen kann!"
G nickte.
Betrachtete sich kurz, prüfend in dem schmalen Spiegel, außen an der Trennwand zwischen den Kabinen hing.
Dann beugte er sich zu ihr herüber und drückte ihre einen raschen Kuss auf die Wange.
"Probiert Du für mich auch gleich `was an?"
Malgorzatta sah ihn verwundert an.
"Was meinst Du?"
G zuckte langsam die rechte Schulter
Sein kleines Grinsen war ein wenig zweideutig während er sich wieder im Spiegel ansah und den Stoff des Hemdes an seinem Oberkörper glatt strich.
"Nun ... da war weiter vorne ein Geschäft ... es gab da solche schönen Kleider ... "
Malgorzatta krauste die Stirn.
Der einzige Laden weiter vorne mit Kleidern war ein Erotik-Shop gewesen. Und er war ihr in Erinnerung geblieben weil er es wagte, eine etwas fülligere Schaufensterpuppe in einem hauchdünnen. hoch geschlitzten Spitzenkleid zu präsentieren. Eine Ungeheuerlichkeit hier im Land der Magermodels!
"Du meinst den mit der XXL-Puppe?"
"Ich hab` nicht auf die Puppe geguckt!" G ließ sie stehen und ging wieder in die Kabine zurück.
"Natürlich nicht!"
Malgorzatta musste lächeln.

Als nächstes gingen sie in den großen Drogeriemarkt um ein paar Alltagsartikel zu kaufen.
Malgorzatta sah prüfend durch die Badezimmergarnituren.
Sie konnte sich sehr gut vorstellen, jetzt schon eine mitzunehmen um ihr Haus nach und nach wohnlich zu gestalten.
Schließlich benutzten sie das Bad schon ab und zu.
Es wäre schön, eine dicke kuschelige Badematte zu haben statt sich nach dem Duschen oder Baden auf ein rutschiges dünnes Handtuch zu stellen.
Doch diese hier waren scheußlich.
"Was guckst Du hier?"
G trat neben sie.
Er hatte sich Deo und Zahnpasta geholt.
Jetzt überflog er rasch die Badezimmermatten.
Marlgorzatta sah, wie er das Gesicht verzog.
"Hm! Mit Engeln! Der hier sieht ein bisschen aus wie Deeks, findest Du nicht?"
Malgorzatta sah ihn an.
Sie verspürte ein warmes Gefühl in ihrer Herzgegend.
Das Licht hier im Laden war unglaublich hell.
Es brachte die leichte Bräune von Gs Haut erst richtig zur Geltung, seine kleine Fältchen um die Augen und die grauen Härchen in seinem Bart. Merkwürdigerweise waren sie nur an der einen Stelle unten an seiner rechten Wange. Seine Kopfbehaarung zeigte kein einziges graues Haar. Natürlich trug er wieder ein dunkelblaues Shirt. Es ließ seine Augen leuchten.
"Ich liebe Dich, G!"
Sie streichelte über seine Seite.
G beugte sich zu ihr hinab und küsste sie.
Leidenschaftlich hier im Gang zwischen den Bio-Riegeln auf der einen und dem Haar-Shampoo auf der anderen Seite.
Es war ihr etwas unangenehm, denn der Laden war voll.
G hielt sie fest an sich gedrückt. Sie spürte seine Hand über ihren Po streicheln.
"Können Sie sich kein Zimmer leisten, junger Mann!" meinte eine entrüstete Stimme im Vorbeigehen.
Malgorzatta wandte rasch den Kopf. Sie konnte ihr Grinsen nicht komplett verbergen als ihr Blick auf den älteren Mann fiel, bestimmt Anfang Siebzig, mit Gehstock, der sich noch einmal zu ihnen umwandte und den Kopf schüttelte.
Malgorzatta sah zu G.
Fühlte sich etwas ertappt. Ihre Wangen brannten. Es hatte schon seinen Grund, warum sie Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit nicht mochte.
"Nehmen wir uns ein Zimmer?" fragte G und sah sie an. Grinste.
Malgorzatta lächelte ihm zu.
"Wahrscheinlich gleich nachdem wir vorne in dem Geschäft gewesen sind, hm?"
Das kleine Grinsen blieb auf Gs Gesicht. Er machte eine ganz kleine Kopfbewegung nach links, nach weiter vorne im Gang.
“Sollen wir dann auch eine von diesen heiß-kalten Spielereien mitnehmen?”
Malgorzatta reckte ein wenig den Kopf.
Registrierte erstaunt, dass G offensichtlich auf die Regalecke mit den Kondomen und verschiedenen Gel-Kombinationen gedeutet hatte.
Sie konnte ihre Verwunderung nicht komplett verbergen.
Bisher war so etwas kein Thema zwischen ihnen gewesen. Sie hatten noch nie über so etwas geredet. Wie kam er jetzt darauf? Zudem wurde ihr einmal mehr bewusst, wie leer seine Vergangenheit für sie war. In der Annahme, dass er selber nichts wusste, fragte sie ihn selten danach. Doch das war ein Denkfehler ihrerseits.
Es gab einen jugendlichen G Callen. Teilweise hatte er auf der Straße gelebt, das wusste sie. Doch offenbar hatte er auch Erfahrungen gesammelt, die sich ihr bisher verborgen hatten. Woher hatte er seine sexuellen Erfahrungen? Mit wem hatte er sie gemacht? Wie, wo war sein erstes Mal gewesen? Sie hatte nie danach gefragt! Sie hatte immer mit dem G gelebt, der gerade da war! Und dabei gab es auch noch einen anderen, auch wenn dessen ganz frühe Vergangenheit im Dunkeln lag! Er hatte eine Vergangenheit, die er sich selbst geschaffen hatte! Bisher hatte sie sich kaum danach erkundigt!
“Ehm … Du kennst Dich aus damit?”
G zuckte leicht die rechte Schulter.
“Ein bisschen. Wir könnten es ausprobieren!”
Malgorzatta sah zu ihm auf. Sie fühlte sich geschmeichelt, dass er so locker mit ihr damit umging.
Die Selbstverständlichkeit, mit der er damit umging, machte sie zudem neugierig. Efremil war in dieser Beziehung … stockkonservativ gewesen!
“Okay. Such Dir `was aus!”
Sie zuckte die Schultern.
G zog sie sanft mit zu dem Regal.
“Nicht ich alleine, Mali!”

G hatte eine beeindruckende Ahnung von Möbeln.
Malgorzatta hatte das so nicht von ihm erwartet. Es war ihr zwar schon `mal aufgefallen, dass er sich ziemlich gut auskannte, Namen kannte, verschiedene Stile.
Sie hätte gerne eine Couch gehabt, die nett aussah und bequem war, groß genug, um mit G darauf vor dem Fernseher zu kuscheln, den sie noch nicht besaßen.
Man sollte auch gut darauf schlafen können.
Es verschlug ihr jedoch regelrecht die Sprache als G - ohne auf die Schilder an den Sitzmöbeln zu sehen - sofort wusste, wer das betreffende Stück entworfen hatte. Und in welchem Stil es designed war.
Sie hatte sich noch nie für so etwas interessiert.
Sie wollte eine Couch, die ihr auf den ersten Blick gefiel, und ihretwegen musste ihr Wohnzimmer auch nicht nach irgendeiner bestimmten Art eingerichtet werden.
Es sollte nur gemütlich sein.
Endlich ein Zuhause für G, für seine persönlichen Sachen und ein Ort, an den er nach seiner Arbeit gerne zurückkehrte um sich auszuruhen, zu entspannen.
Seine Wohnung in Venice, die sie kennengelernt hatte, war zweckmäßig, aber nahezu unpersönlich gewesen. Sie war sich bis heute nicht sicher, ob er wirklich dort gewohnt hatte!
Jetzt gerade, im Moment, strich er mit seiner Hand über die dunkelrote Rückenlehne eines Sofas von Tom DeVesto. Für sie war es keine Couch, für sie war es ein Sofa, mit kurzen Holzstummelbeinen, kastig, mit klaren Abgrenzungen und gerade mal mit viel gutem Willen ein Dreisitzer.
Sie wollte eine Couch.
Gerne auch zum Ausziehen, für einen gemütlichen Fernsehabend vielleicht. Für sie bedeutete das dicke, weiche runde Polster und Kissen, eine große Fläche und keine Kanten.
Das Schild an dem roten Sofa verriet ihr einen Preis von 7000 Dollar.
Malgorzatta schluckte.
Es war schon schwierig, mit G Kleidung zu kaufen.
Auf das hier war sie nicht vorbereitet gewesen.
Ihr war gerade ein wenig mulmig.
Vielleicht hätten sie sich diesen Designer-Laden sparen sollen.
Aber er war nun einfach hier in der Mall untergebracht und nach dem problemlosen Einkauf von drei Shirts und zwei Hemden, nach einem köstlichen Mittagessen und einem hervorragenden Kaffee war sie wahrscheinlich zu optimistisch geworden. Vermutlich war es besser, das Ganze als erste Orientierung abzuhaken und jetzt zu versuchen, G möglichst unauffällig aus dem Laden zu bekommen. Ob sie ihn nach IKEA würde locken können?
"Was hälst Du davon? Mali?"
Sie sah sich suchend nach ihm um.
Außer ihnen war noch ein Pärchen hier im Laden.
Vielleicht etwas jünger als sie, Mitte, Ende Dreißig.
Irgendwie passten die Beiden besser hierher.
G stand bei einem Sofa mit schrecklich gesprenkelten, rot-schwarzen Polstern. Sie sahen aus, als hätten sie schon Pilling. Dazu hatte es schwarze Lederarmlehnen. Sie mochte keine schwarzen Ledermöbel.
Malgorzatta sah an einem Schild, dass irgendjemand mit dem Vornamen "Harry" sich diese Scheußlichkeit ausgedacht hatte.
Als sie zu G trat strich sie mit der Hand über seine Seite.
"Gefällt Dir, hm?"
Sie konnte aus ihrer Stimme einfach nicht heraushalten, dass es ihr Geschmack nicht war.
G hörte das natürlich heraus.
"Dir nicht, oder?"
Er sah sie fragend an.
"Sollen wir nicht doch lieber vorne zu dem Laden mit den Kleidern gehen?"
G lachte.
Er zog sie leicht zu sich.
Seinen Lippen suchten über ihre Wange den Weg zu ihrem Ohr.
"Any time you want to, you can turn me on to, anything you want to, any time at all." flüsterte er ihr zu.
Malgorzatta spürte einen kleine Schauder ihren Rücken hinab rieseln als sein warmer Atem die empfindliche Hautstelle vor ihrem Ohr kitzelte. Ganz unwillkürlich zog sie die Schulter auf der Seite ein wenig nach oben.
Aus dem Augenwinkel sah sie dabei wie ein irgendwie dunkles Grüppchen hereinkam.
Quirlig. Nervös. Zu viel dunkler Stoff im Kopfbereich der Personen.
"Hände hoch! Keiner bewegt sich! Keinem wird etwas geschehen wenn Sie alle tun, was wir sagen! Hände hoch!"
Einer aus der Gruppe hatte sich direkt ihnen zugewandt und richtete eine Waffe auf sie, ein Gewehr, mit einem merkwürdig kurzen Lauf.
Malgorzattas erster Gedanke war, dass er vier Personen mit einer Waffe zu kontrollieren versuchte. Das andere Paar stand vielleicht drei Meter von ihnen entfernt.
G machte rasch einen Schritt vor sie und verdeckte sie halb mit seinem Körper.
Ein weiterer Mann hatte sich dem Verkäufer hinter dem Tresen zugewandt und forderte offensichtlich Geld. Zwei weitere Männer sicherten den Eingang.
Sie alle trugen weiten weite Kapuzenjacken, hatten die Kapuzen weit über ihre Köpfe gezogen. Darunter trugen sie Ski-Masken.
Malgorzattas zweiter Gedanke war, dass G die Vier innerhalb der nächsten Minuten einen nach dem anderen abknallte.
"Hey Lady! Mit dem schwarzen Oberteil! Hände hoch!"
Der Mann kam noch ein paar Schritte näher. Machte eine auffordernde Bewegung mit seiner Waffe in ihre Richtung. Ein Mann an der Tür sah sich kurz prüfend um.
Das galt ihr.
Malgorzatta hob gehorsam ihre Hände.
Sie hatte das völlig vergessen bei der Analyse der Situation. Weil sie sich so unbeteiligt fühlte. Weil sie an ein schnelles Ende durch G glaubte!
G hatte die Hände halb gehoben.
Sie war sich noch immer ziemlich sicher, dass er jeden Moment seine Waffe zog.
So eben wandte er jetzt den Kopf zu ihr.
"Hast Du eine Waffe?" raunte er ihr zu, kaum hörbar.
"Nein." hauchte Malgorzatta zurück.
Sie hatte sich noch keine Neue besorgen können. Gs Ersatzwaffe hatte sie nicht behalten dürfen. Er wollte auch eigentlich gar nicht, dass sie eine Waffe besaß. Und weil sie dennoch eine wollte, musste das sehr unauffällig geschehen. Jetzt, mit einer festen Adresse, würde es etwas einfacher werden! Aber sie war noch nicht dazu gekommen!
Ein Wachmann stürzte heran, aus dem Gang der Mall. Er lief auf den ersten Vermummten zu, griff zu seiner Kapuze, wollte sie von seinem Kopf ziehen.
Dann sah man plötzlich die Waffe in der Hand des anderen Mannes. Er schoss.
In der Mall wurden Schreie laut. Leute flüchteten. Der Wachmann fiel.
"Los zurück! Sie alle! Dort hinein!"
Der Mann vor ihnen machte rasche Schritte in ihre Richtung und wedelte auffordernd mit seinem Gewehr.
"Nach hinten! Los! Alle!"
Der zweite Mann von vorne vom Kassentresen kam ihm zu Hilfe.
"Machen Sie, was er sagt!" rief G dem anderen Paar zu. Sie wirkten verwirrt, ängstlich.
Der Mann sah ihn an.
"Hinten! Los Lady, öffnen Sie die Tür!" kommandierte der Vermummte und winkte wieder bedrohlich mit seiner Waffe.
In der Mall schrien Leute.
Malgorzatta öffnete die Tür, auf der ' Private' stand.
Es war ein Büroraum. Rechteckig. Fensterlos.
Es befand sich eine schmale Tür in der Kopfseite rechts.
G zog sie mit sich als er hinter ihr den Raum betrat. Drückte sie an die Wand und blieb wieder vor ihr stehen.
Das andere Paar folgte.
Einer der der Vermummten betrat den Raum ebenfalls und überprüfte die Tür. Sie war verschlossen. Dann ging er zum Schreibtisch und riss den Anschluss des Telefons aus der Wand.
Malgorzatta sah Gs Blick zu dem anderen Mann wandern, der in der Tür stehen geblieben war. Er hielt noch immer seine Waffe in den Raum gerichtet.
Sie registrierte, dass er prüfte, ob sie die Möglichkeiten hatten, die Beiden hier und jetzt zu überwältigen. Sie empfand die Chancen als nicht so günstig und hoffte, dass G das genau so sah.
"Geben Sie mir Ihre Mobiltelefone!"
Der Mann blieb vor ihnen stehen und streckte auffordernd seine Hand aus.
Fuchtelte dabei mit der Linken ungelenk mit seinem Gewehr herum.
Wahrscheinlich erschoss er noch jemanden aus Versehen!
G händigte sein Mobiltelefon als Erster aus.
Ruhig und wie selbstverständlich. Wahrscheinlich wollte er mit gutem Beispiel vorangehen. Und vermutlich hatte er auch die Situation genutzt, um das ANAS zu aktivieren, das ' Agent-needs-assistance-System, dass vermutlich schon jetzt Alarm im OPS ausgelöst hatte.
Malgorzatta musste direkt ein wenig lächeln als sie dem Vermummten ihr geliebtes lilanes Samsung in die Handfläche legte. Die Männer hatten keine Ahnung, mit wem sie sich da gerade angelegt hatten!
Die beiden anderen kamen der Aufforderung mit zitternden Fingern nach.
"Machen Sie keinen Unsinn! Dann kommen Sie auch wieder alle hier lebend `raus!"
Der Mann verließ den Raum.
Der Andere zog die Tür hinter ihm zu. Verschloss sie hörbar.
G zog seinen Ausweis aus der Tasche und zeigte ihn den anderen.

"Ich bin Bundesagent! Machen Sie sich keine Sorgen! Meine Behörde ist zu diesem Zeitpunkt informiert und wird sich darum kümmern, dass wir hier herausgeholt werden! Bitte, bleiben Sie ruhig!"
Er steckte seinen Ausweis wieder ein, hielt seine Hand noch einen Moment beschwörend zu dem Paar ausgestreckt.
Dann wandte er sich zu ihr um und suchte ihren Blick.
Malgorzatta spürte seine Hand sanft über ihren Arm streichen.
"Alles okay, Mali?"
Er sah sie fragend an. Besorgt.
"Alles wunderbar, G!" versicherte sie ihm leise. Lächelte ihm zu. Sie hatte nicht wirklich Angst. Sie fühlte sich unwohl. Beunruhigt. Aber direkte Angst hatte sie nicht!
"Was sind Sie?" fragte der Mann jetzt total konsterniert.
Er war groß, schlaksig. Trug eine hell-grauen, leichten Sommeranzug und ein weißes Hemd. Er wirkte wie ein Lehrer, hatte nur noch sehr wenige, schon weiße Haare.
"Ich bin Bundesagent."
G wandte sich kurz zu ihm um.
"Machen Sie sich keine Sorgen! Meine Kollegen holen uns hier `raus! Befolgen Sie nur meine Anweisungen!"
"Mein Name ist Delbert Gorne!" gab der Mann zurück.
"Das ist meine Frau. Helen!"
Seine Frau lächelte nervös.
"Freut mich!"
Sie knickste beinahe.
G machte keinerlei Anstalten, sie beide vorzustellen.
Er war viel zu sehr abgelenkt für höfliche Umgangsformen.
Er war mitten bei der Arbeit.
"Marlin und Jason Tedrow." holte Malgorzatta das Versäumte nach und lächelte ihnen beruhigend zu.
"Und Sie wollen uns jetzt hier herausholen?" wandte Delbert sich an G.
Malgorzatta merkte schon jetzt, dass G nicht mit ihm klarkommen würde.
Delbert war flüchtig, unaufmerksam, unkonzentriert.
G hatte nicht immer Geduld mit ' Zivilisten`!
"Meine Kollegen machen das, Delbert!" meinte G abgelenkt während er jetzt das schmale Etui mit seinen Picklocks aus der hinteren Tasche seiner Jeans zog. Er öffnete den Reißverschluss, nahm zwei der dünnen Metallstäbe heraus und ging damit zu der anderen Tür im Raum.
"`Mal sehen, was dahinter ist!"
Delbert beobachtete ihn fasziniert.
Helen schien die Stabilere von den Beiden zu sein.
Malgorzatta beobachtete prüfend Gs Rücken als er sich etwas hinabbeugte um mit den Picklocks im Türschloss zu arbeiten.
Er trug seine grüne halblange Jacke über seinem Shirt. Seine Waffe war nicht zu sehen.
G brauchte keine Minute um das Schloss zu knacken.
"Meine Güte, wie McGyver!" entfuhr es Delbert beeindruckt.
Malgorzatta hätte beinahe gelacht.
G stieß die Tür auf.
Warf einen Blick in den angrenzenden Raum.
"Waschraum." meinte er bloß, schob die Picklocks wieder in das Etui, verstaute es in seinen Jeans.
"Kein Fenster."
Er kam in den Raum zurück.
Malgorzatta suchte seinen Blick. Lächelte ihm zu.
Sie war stolz auf ihn.
G kam zu ihr und blieb bei ihr stehen.
Malgorzatta mochte keine Zärtlichkeiten vor anderen Leuten, selbst vor Fremden nicht. Doch jetzt konnte sie sich nicht zurückhalten, streichelte kurz über Gs Arm.
"Wie lange dauert so `was?" raunte sie ihm leise zu.
"Nur ein paar Minuten bis sie hier sind!" gab G zurück.
"Sie sind alarmiert. Es wird wahrscheinlich nur etwas länger dauern, den Zugriff zu planen. Gefahrlos ... für alle!"
Malgorzatta lächelte ihm zu.
G nahm ihre Hand. Beugte sich dann zu ihr vor und küsste sie ganz rasch, flüchtig, fast ein wenig verstohlen.
Malgorzatta umfasste seine Finger fest. G erwiderte den Druck sanft.
In der Ferne waren Sirenen von Einsatzfahrzeugen zu hören.
Helens Kopf ruckte hoch.
Sie sah Delbert an. Der zog sie ungelenk zu sich. Die Beiden ließen sich neben den Schreibtisch auf den Boden sinken.
Delbert sah zu G hoch.
"Und wie geht es jetzt weiter?" wollte er von ihm wissen.
Seine Stimme klang einen Hauch aggressiv.
"Wann kommen Ihre Kollegen ... Mister Bundesagent ... und befreien uns?"
Seine Angst machte ihn aggressiv. Malgorzatta konnte das nachvollziehen.
Man bekam schnell Angst wenn man zu wenige Informationen hatte.
G warf ihm einen kurzen Blick zu.
"Hören Sie, Delbert ... das Wichtigste ist jetzt, ruhig zu bleiben! Hilfe ist schon unterwegs!"
Delbert verzog das Gesicht.
Malgorzatta konnte sich sehr gut vorstellen, dass er der Erste sein würde, der hier austickte. Nach Möglichkeit sollte es nicht so weit kommen!
Sie sah zu G.
Lächelte ihm zu. Schob ihre Finger noch etwas fester zwischen seine.
"Komm, setzen wir uns! Ruhen wir uns etwas aus!" meinte G zu ihr, zog sie sanft mit hinab auf den Boden.
Malgorzatta setzte sich neben ihn. Lehnte sich gegen ihn als G seinen Arm um ihre Schultern legte. Es war schön. Fast machte es die gefährliche Situation vergessen! Sie hatte noch immer keine direkte Angst! Gs Nähe vermittelte ihr Sicherheit, Geborgenheit!
"Wir wollten nur nach einem Sideboard gucken!" meinte Helen ganz unvermittelt, jetzt, wo sie sich auf gleicher Ebene mit ihr befanden.
"Für unser Esszimmer. Wir sind vor zwei Monaten umgezogen, in das Haus im Valley. Es ist unser erstes eigenes Haus!"
"Haben Sie sich schon eingelebt?" erkundigte sich Malgorzatta liebenswürdig.
Helen lächelte ihr zu.
Sie war blond, hatte halblange glatte Haare und trug zu einer dunkelblauen Jeans eine einfache weiße Bluse.
Es sah schick aus. Mit so etwas konnte man nicht viel falsch machen!
"Es ... fällt uns noch etwas schwer!" gab sie zurück.
"Wir haben über zwanzig Jahre in Culver City gewohnt. Die Nachbarn, wir hatten uns so richtig mit ihnen angefreundet. Jetzt, mit den Neuen, ist das noch nicht so!"
Delbert sah genervt aus.
Malgorzatta lächelte Helen zu und nickte verstehend.
Sie hatten heute den ersten Kontakt zu ihren neuen Nachbarn gehabt. Wenn sie denn erst dort wohnte würden es sicher schwierig werden! Was würden sie ihnen erzählen? Wie viel von ihnen? Was würden sie als ihre Jobs angeben? Was, wenn die Leute irgendwann aus irgend einem Grund einfach `mal so vorbeikommen würden?
Sie musste ein bisschen grinsen.
Hatte sie hier als Geisel tatsächlich keine anderen Probleme?
Sie schob Gs Arm verstohlen noch etwas dichter an ihren Hals. Genoss das Gefühl der warmen Haut seiner Hand. So eben spürte sie das Kitzeln seiner feinen hellbraunen Härchen auf seinem Unterarm an ihrer dünnen Haut dort weil sein Jackenärmel etwas hinauf gerutscht war.
Delbert sah auf seine Armbanduhr.
Malgorzatta spürte, wie G mit den Lippen so eben ihren Hinterkopf berührte.
In diesem Moment wurde die Tür aufgeschlossen, aufgerissen.
Einer der Vermummten, bewaffnet, erschien im Türrahmen.
Malgorzatta spürte ihren Herzschlag hochjagen.
"Du!"
Der Mann wies mit der Waffe auf Helen.
"Mitkommen! Los!"
Helen quietschte erschrocken auf. Rutschte auf dem Boden zurück näher an Delbert heran, schutzsuchend.
"Nein!"
Delbert wirkte hilflos. Machte nicht einmal Anstalten, seiner Frau zu helfen, streckte nicht einmal beschützend die Arme nach ihr aus.
"Los! Steh` auf!" schnauzte der Bewaffnete und winkte mit der Waffe zur Tür.
"Lassen Sie sie! Nehmen Sie mich!" meinte G ganz unvermittelt.
Malgorzatta spürte, wie sie leicht zur Seite wegrutschte als er langsam neben ihr aufstand, mit halb erhobenen Händen.
`G, nein`! wollte sie rufen.
Doch sie brachte kein Wort heraus.
Konnte bloß zu G hochsehen, in blankem Entsetzen, während sie ganz irrational darauf wartete, dass Helen oder Delbert - ganz Kerl - eingriffen, denn schließlich war ja Helen die erste Wahl gewesen.
Oder dass der Vermummte auf seiner Auswahl bestand!
G ging langsam, mit erhobenen Händen zur Tür.
Der Vermummte gab sie frei und winkte G mit seiner Waffe hinaus.
Malgorzatta hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihrem Hintern weggezogen wurde. Dass sie fiel, als G den Raum verließ, ins Bodenlose, in eine Panik, als die Tür hinter ihm wieder verschlossen wurde.
Sekundenlang hatte sie das Gefühl, nicht atmen zu können. Sich überhaupt nicht mehr in der Realität zu befinden. Sie fühlte sich betäubt.
Helen und Delbert starrten sie an.
Wortlos.
Entsetzt, doch wahrscheinlich nicht im Geringsten so wie sie!
Wie konnte das geschehen? So schnell?
Sie hatte eben noch - fast gemütlich und bestenfalls ein bisschen beunruhigt - an G gelehnt hier gesessen und auf ihre Befreiung durch das Team gewartet.
Jetzt war G fort.
Und es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass sie ihn nicht lebend wiedersah! Normalerweise war das immer ihr Gedanke wenn er morgens zur Arbeit fuhr. Wenn er zu einem Einsatz gerufen wurde.
An seinem freien Tag hatte sie nicht damit gerechnet!
Durch das überlaute Pochen ihres Herzschlags in ihren Ohren versuchte sie, auf Geräusche vor der Tür zu lauschen.
Innerhalb weniger Minuten bekam sie Kopfschmerzen. Ihre Nackenmuskeln verspannten sich mehr und mehr.
Sie hatte bei der CIA gelernt, in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben.
Sie konnte das nicht, wenn es um G ging.
Musste man als Bundesagent diesen `Nehmen Sie mich!` unbedingt umsetzen um `Zivilisten` zu retten? War das eine Voraussetzung für den Job, Opferbereitschaft?
Sie würde unbedingt mit ihm darüber noch `mal reden müssen!
Die Kopfschmerzen pulsten jetzt synchron mit ihrem Herzschlag in ihrem Nacken. Sie konnte noch immer nicht begreifen, was geschehen war! Wann es geschehen war!
Ob vor fünf Minuten oder drei Stunden.
Sie hatte sehr schnell jegliches Zeitgefühl verloren!
Helen und Delbert starrten sie noch immer an.
Es war ruhig vor der Tür.
Helen rang jetzt nach Worten.
"Hören Sie ... Mrs. Tedrow ... Malin ... " sie räusperte sich. Ihre Stimme zitterte.
" ... das war unglaublich nett ... mutig von Ihrem Mann ... "
"Das ist sein verdammter Job als Bundesagent, die Bevölkerung zu beschützen!" warf Delbert jetzt ein.
Seine Stimme klang heiser.
Malgorzatta konnte nicht fassen, was er da von sich gegeben hatte! Dass er es als selbstverständlich ansah, dass man als Bundesbeamter bereit war, sein Leben für eine fremde Frau zu opfern. Er hatte bisher herzlich wenig getan, sie auch nur zu trösten oder zu beruhigen.
Ihr wurde übel.
Sie versuchte, sich zu beruhigen.
Versuchte, sich an einen der glücklichsten Momente in ihrem Leben zu erinnern: den Moment, in dem sie G wiederbekommen hatte:

Sie hatte Harriett und ihn drei Tage lang zuvor beobachtet.
Hatte vorher zwei Tage damit verbracht, herauszufinden, wo Harriett überhaupt wohnte. G war auch oft dort. Verliess mit seiner Tasche die Wohnung früh und war an einem Abend mit ihr dorthin zurück gekehrt.
Malgorzatta hatte das gereicht.
Sie hatte versucht, sich nicht an Harriett zu stören. War bereit, sie hinzunehmen, sie zu akzeptieren wenn G mit ihr glücklich war.
Doch so weit war es gar nicht erst gekommen!
Sie hatte in ihrem blauen Mietwagen gesessen und gesehen, dass G mit Harriett nach Hause gekommen war. Mitten am Tag.
Vielleicht hatte er frei.
Die Beiden hatten sehr vertraut gewirkt als sie ins Haus gegangen waren, G nahezu fürsorglich. Es hatte ihr weh getan, dies mit anzusehen.
Sie hatte ihn über neun Monate nicht gesehen.
Er sah ansprechend aus. Schien das Attentat körperlich gut überstanden zu haben, seine Bewegungen waren ruhig, flüssig, und er hatte etwas an Gewicht zugenommen, wirkte muskulöser, seine Schultern breiter.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
Ob sie sich ihm zu erkennen geben sollte. Auf die Gefahr hin, dass er glücklich mit Harriett war und er das Leben behalten wollte, das er sich offenbar mit ihr aufgebaut hatte.
Oder sie verschwand einfach wieder, spurlos, in ihr neues Leben in Washington, und ließ G in dem Glauben, sie wäre tot.
Sie saß einfach da und wägte ab.
Da wurde die Fahrertür ganz unvermittelt aufgerissen.
Jemand packte sie am Arm, riss sie vom Fahrersitz.
Den Schwung und seine personeneigene Kraft ausnutzend presste er sie gleich mit ihrer Körpervorderseite gegen den Wagen, während er ihren linken Arm auf ihren Rücken hochriss.
„Was tun Sie hier? Warum beobachten Sie das Haus?“
Sie wusste sofort, dass es G war.
Sie spürte es.
Wusste noch, wie er sich anfühlte, seine Haut an ihrer, wusste noch, wie er roch.
Seine Stimme klang böse, wütend. Das hatte sie vorher noch nie gehört!
Er versuchte, sie zu sich herum zu drehen.
Malgorzatta versuchte, dies zu verhindern.
Ihr Herz raste. Ihre Hände waren kalt. Sie hatte Angst vor dem nächsten Augenblick, vor Gs Reaktion. Sie versuchte, die verbleibenden Sekunden zu genießen.
Doch G war natürlich stärker und riss sie herum.
Warf sie mit dem Rücken gegen das Auto.
Sie sah seine Arme kraftlos hinabrutschen.
Jeglicher Ärger wich aus seinem Gesicht. Es wurde völlig ausdruckslos. Er wurde sogar blass.
Sie hatte seine Augen noch nie so riesengroß, ihn so völlig überwältigt gesehen.
„Mali … „
Gs Stimme war nicht mehr als ein tonloses, heiseres Flüstern.
„Sam sagte … es hieß … Du wärst tot?“
„Dafür freut es mich um so mehr, dass es dir wieder gut geht, G!“
Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht verbergen. Wollte es auch gar nicht.
Ebenso deutlich zitterten ihre Finger als sie die Kuppen vorsichtig über die Vorderseite von Gs Shirt streichen ließ.
G beugte sich zu ihr vor, legte beide Hände an ihre Wangen und küsste sie fest.
Malgorzatta schmiegte sich sofort an ihn.
Seine Nähe war ihr gleich wieder vertraut. Seine verhaltene Kraft. Sie spürte das leichte Beben seines Körpers.
Sein Kuss war so heftig, dass sie ein kleines Aufstöhnen nicht zurückhalten konnte.
„G … „
Rasch legte sie ihre Hände auf seine, drückte sich noch enger an ihn, weil er sich gleich wieder so vertraut anfühlte und doch auch aufregend neu.
Das Gewicht seines Körpers presste sie mit dem Rücken gegen den Wagen. Sie spürte das Metall deutlich. Gs Atembewegungen gegen ihren Oberkörper waren hastig während er sie noch immer küsste, ungestüm, als könne er gar nicht mehr genug von ihr bekommen.
Das Spiel seiner Zungenspitze mit der ihren war hastig, verlangend.
Sie fühlte das Streicheln seiner Daumen über ihre Haut.
Mit ihren Fingern umfasste sie seine Hände so fest es ihr nur eben möglich war.
Wenn es eben ging wollte sie ihn nie wieder loslassen!
„Mali … was ist passiert?“
G ließ seine Lippen von den ihren rutschen, atemlos über ihre Wange. Sie spürte, genoss die leichte Speichelspur an ihrer Haut, seinen warmen, hastigen Atem.
Der Blick seiner schönen blauen Augen rutschte noch immer fassungslos über ihr Gesicht.
„Wie hast Du es geschafft? Ich dachte, ich hätte Dich für immer verloren!“
Jetzt wanderte sein Blick zu ihrer rechten Hand.
Zu ihrem Ringfinger.
Sie trug den Ring noch, den er ihr auf Hawaii geschenkt hatte. Mit seinem Heiratsantrag!
G zog ihre Hand an seine Lippen. Drückte einen überaus zärtlichen Kuss auf ihren Ringfinger, vor den Ring, während er sie über das breite Metallband hinweg fragend ansah.
„Efremil hat auf mich geschossen! Unser Gärtner hat es mitbekommen und dafür gesorgt, dass ich ins Krankenhaus kam!“ antwortete sie ihm rasch, noch immer atemlos von seinem Kuss.
Sie hielt seine Hand ganz fest.
„Ich hab` noch im Krankenhaus eine neue Identität bekommen, wegen den Vendulovs und dem, was ich vorher gemacht habe! Es war mir nicht gestattet, Kontakt zu Dir aufzunehmen, sie haben mich vom Krankenhaus direkt in ein Zeugenschutzprogramm gesteckt! Ich hatte zuerst keine Möglichkeit, sie haben mich streng überwacht! Ich konnte mich erst vor ein paar Tagen davon machen!“
„Wo warst Du?“ fragte G.
Seine Stimme klang verunsichert, belegt, heiser.
Seine Augen hingen wieder an ihrem Gesicht, mit großen Pupillen, verwirrtem Blick.
„Ich musste nach Washington!“
„Und wo wohnst Du hier?“
„Im Road View Motel. Palm Garden Square.“
G nickte.
„Kann ich zu Dir kommen?“
Seine schönen blauen Augen funkelten. Der Hauch Rot, der auf seinen Wangen lag, betonte das bloß noch. Er hielt sie noch immer fest. Seine Stimme klang atemlos, ganz ungewohnt nervös.
Malgorzatta erwiderte seinen Blick ruhig.
Sie wusste seit dem Kuss, dass sie ihn wiederhatte.
Sie drückte seine Hände noch fester.
„G … ich dachte … verzeih … es geht mich nichts an, aber wohnst Du da nicht mit jemandem?“
Sie machte eine kleine, rasche Kopfbewegung zum Haus. Ihr Herz klopfte viel zu schnell, viel zu stark. Sie hatte Angst vor Gs Antwort. Obwohl sie tief in ihrem Inneren wusste, wie sie ausfallen würde.
Gs Blick rutschte wieder zu ihrem Ring. Verharrte lange darauf.
„Darf ich, Mali?“
Seine Stimme zitterte hörbar.
G sah sie an.
Malgorzatta spürte ihr Herz bis in den Hals hinauf rasen. Sie musste sich räuspern, bevor sie antworten konnte.
„Zimmer Zweihundertvierundfünfzig, G!“
G lächelte sofort.
Wieder beugte er sich zu ihr vor und küsste sie.
Malgorzatta stöhnte unwillkürlich auf.
Die Intensität seines Kusses, die Kraft seines Körpers überwältigte sie einmal mehr völlig. Seine Hände rutschten von ihren Wangen, seine Arme legten sich um ihre Schultern und er drückte sie so fest an sich, dass sie kaum atmen konnte. Sie fühlte sich warm eingehüllt von seiner unmittelbaren Nähe.
„Ich komme nachher zu Dir!“
Gs Stimme war nicht mehr als ein Raunen. Sie hörte ein deutliches Zittern darin.
„G!“
Er ließ sie ganz unvermittelt los.
Wandte sich ab und ging davon. Am Wagen vorbei Richtung des Hauses.
Malgorzatta spürte, dass sie zitterte.
Sie versuchte, ruhig zu atmen. Durchzuatmen.
Rasch setzte sie sich wieder in den Wagen.
Sie spürte, dass sie zitterte. Ihre Hände bebten.
Sie hatte G nicht gehen lassen wollen. Sie wollte ihn nie wieder gehen lassen!
Sie wusste nicht, ob sie jetzt jemals wieder ohne ihn sein konnte.
G würde später zu ihr kommen, das wusste sie einfach. Sie war sich nur noch nicht sicher, ob er bei ihr bleiben würde. Sie wusste es fast!
Und sie wusste es sicher nur fünfunddreißig Minuten später! Mehr als diese gute halbe Stunde hatte G offenbar nicht gebraucht, um sein „altes“ Leben mit Harriett zu beenden.
Dann klopfte er an ihre Hotelzimmertür.
Sie hatte wirklich nicht so schnell mit ihm gerechnet. Sie war selbst erst seit gut zehn Minuten zurück und hatte nur schnell ihre wenigen herumliegenden Sachen aufgeräumt.
Aufgeregt sah sie durch den kleinen Türspion.
Es war G.
Malgorzatta entriegelte hastig die Tür, riss sie auf.
„G! Ich hatte … „
G kam herein und ließ seine Taschen in dem kleinen Flur einfach achtlos auf den Boden fallen. Er legte gleich beide Hände auf ihre Wangen und küsste sie ungestüm während er mit dem Fuss der Tür hinter sich einen kleinen Schubs gab, so dass sie ins Schloss fiel.
Verlangend schmiegte sie sich an ihn.
Sie wollte ihn ansehen, wollte ihm vom Gesicht ablesen, ob alles gut für ihn verlaufen war, doch sie konnte nichts anderes tun als die Augen zu schließen und seinen Kuss zu genießen.
Sein Körper war warm, er hielt sie fest an sich gedrückt und seine Nähe war ihr sofort wieder vertraut. Sie wollte ihn so nah wie nur eben möglich wieder bei sich spüren.
Rasch schob sie ihre Hände unter seine Jacke, unter sein Shirt, über seine warme weiche Haut. Wie damals stieß sie mit dem linken Handgelenk an die Waffe am Bund seiner Jeans. Malgorzatta musste lächeln weil es ihr noch immer so vertraut war.
„Mali … „ hörte sie G seinen Kosenamen für sie flüstern.
Seine leise Stimme war rau.
Seine Lippen bewegten sich an ihrem Hals während er sie die wenigen Schritte durch den Flur zurück drängte. Dann spürte sie die Wand an ihrem Rücken. Gs Hände über ihren Körper abwärts, zum Bund ihrer Hose, während sie zum Gürtel seiner Jeans tastete und ihn mit bebenden Fingern öffnete.
Ihr Gefühl in dieser Situation war dem seinen hinterher.
Sie wollte seine warme Haut an ihrer spüren, konnte es kaum abwarten, doch es ging ihr viel zu schnell als er ihre Jeans hinabstreifte, sie fest umfasste, sich mit einer ganz ungewohnten Eile in sie schob.
„G … „
Sekundenlang konnte sie nicht `mal mehr atmen während sein Gewicht sie gegen die Wand presste. So fest wie nur eben möglich umfasste sie seine Finger, die er zwischen die ihren geschoben hatte, suchte seinen Blick.
Kleine Schweißperlen standen auf Gs Stirn. Ein Hauch Rot lag auf seinen Wangen. Sein Gesichtsausdruck war angespannt. Sie kannte das von ihm. Sekundenlang war sie überrascht, dass sie es schon sah. Dass sie es noch erkannte.
Gs Blick, der auf ihrem Gesicht lag, umflorte sich für einen Moment.
Er stöhnte leise. Dann spürte sie das leichte Zittern seines Körpers.
So fest sie nur eben vermochte zog sie ihn in ihre Umarmung.
Sie hatte diesen Augenblick herbeigesehnt.
Diesen kurzen Moment, der wirklich nur ihnen beiden gehörte, in dem sie sich ganz nahe waren, auch wenn sie ihn jetzt ganz anders erlebte.
G suchte ihren Blick.
Sein Atem war hastig, fast etwas keuchend gegen ihren Oberkörper.
Sein Gesichtsausdruck, sein Blick wirkten erschöpft, aber auch unendlich zärtlich.
Es war nicht seine Art sie zu lieben. Normalerweise war er aufmerksam, liebevoll, sanft gewesen. Hatte sich Zeit für sie genommen. Hatte ihre Zärtlichkeiten genossen und auch die, die er ihr gewährte.
Hier und jetzt kam es ihr so vor als hätte er sich einfach zurück gemeldet. Mehr für sich als für sie. Als hätte er … wieder seinen Besitzanspruch auf sie geltend gemacht! Als ihr der Gedanke `sein Revier markiert` durch den Kopf, konnte sie das Lachen nicht zurückhalten, mit dem sich ihre Anspannung löste.
„Callen, Du Tier … „
Ganz nah beließ sie ihr Gesicht an seinem. Sie spürte seine Haut, das Kratzen seiner Barthärchen an ihren Lippen während sie sprach, das Kratzen an ihren Fingern und den leichten Schweißfilm während sie seine Wange streichelte.
Es war wundervoll gewesen.
Aus dem Augenwinkel sah sie sein kleines Lächeln.
„Zu schnell für Dich? Tut mir leid!“
Gs Stimme war rau. Zitterte leicht. Sie hörte seine Aufrichtigkeit heraus.
Behutsam berührte drückte sie ihm einen kleinen Kuss auf die Unterlippe. Schmeckte das Salz in seinem Schweiß als sich ein kleiner Tropfen dazwischen mogelte.
„Es war wundervoll, G!“
Sie ließ ihre Hand langsam zu seinem Nacken weiterstreicheln, bis zu seinem Nacken. An ihren Fingern spürte sie auch hier den leichten Schweißfilm an seiner Haut.
„Es war jedes Mal wunderschön mit Dir und ich habe es unendlich vermisst!“ ...


Sie kroch zur Tür.
Auf Händen und Knien.
Es war ihr egal, was die Beiden von ihr denken würden.
Noch auf dem Weg über den Teppich meinte sie, draußen Schüsse zu hören.
Auch Helen und Delbert schienen etwas gehört zu haben, denn Helen zuckte erschrocken zusammen und presste sich mit dem Rücken wimmernd an ihren Mann.
Malgorzatta registrierte - aberwitzigerweise - dass noch immer keine beschützende Geste von ihm ausging. Keine Handreichung. Kein ausgestreckter Arm.
Mühsam stemmte sie sich am Türrahmen hoch.
Noch bevor sie wieder nach draußen lauschen konnte wurde der Schlüssel im Schloss herumgedreht.
Die Tür aufgerissen.
Malgorzatta zog erschrocken die Luft ein.
Sie war noch immer viel zu geschockt, viel zu betäubt um reagieren zu können.
Wäre es einer der Vermummten gewesen, hätte er sie ohne Weiteres erschießen können.
Doch es war G.
"Mali!"
Er war ebenso überrascht, dass sie direkt an der Tür war.
Jetzt atmete er tief aus und streckte seinen Arm zu ihr aus, riss sie an sich.
Malgorzatta konnte im ersten Moment nicht reagieren.
Die Heftigkeit von Gs Bewegung überrascht sie, obwohl sie sich Sekunden zuvor noch danach gesehnt hatte, und das plötzliche Zittern ihrer Knie ließ sie gegen ihn stolpern.
"Mali ... alles in Ordnung?"
G drückte sie an sich. Sekundenlang so fest, dass sie nicht atmen konnte.
Er presste sein Gesicht an ihren Hals und sie spürte, dass er zitterte.
"Ja, alles gut!" versicherte sie ihm hastig, obwohl sie sich meilenweit davon entfernt fühlte.
Rasch legte sie ihren Arm um seinen Nacken.
G neigte dazu, überzureagieren wenn es ihr nicht gut ging. Er konnte damit nicht umgehen.
"Ist bei Dir alles in Ordnung?"
An ihrer Handkante spürte sie den leichten Schweißfilm in seinem Nacken.
Sein Atmen gegen ihren Oberkörper fühlte sich schwer an.
G sah sie an.
Sie lächelte rasch.
"Alles okay." meinte er. Sie war nicht wirklich überzeugt davon.
Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Polizeibeamte Helen und Delbert aus dem Raum führten. Helen schluchzte hysterisch.
"G! Alles okay?" hörte sie Sam vom ganz anderen Ende des Raumes zu ihnen herüber rufen.
Sie wandte den Kopf in seine Richtung und lächelte.
"Danke Sam! Alles in Ordnung!" rief sie ihm in gespielter Ruhe zu.
Dabei sah sie die Männer in den Kapuzenjacken im Verkaufsraum verteilt auf dem Boden liegen. Alle hatten blutige Schusswunden in ihren Oberkörpern. Die Masken, die Kapuzen waren ihnen von den Köpfen gezogen worden.
"Alles gut!" rief auch G.
Seine Stimme klang bestimmt, wurde jedoch innerhalb von Sekundenbruchteilen ganz sanft, zärtlich als er ihr zuraunte "Ich liebe Dich, cormoara meu!"
Malgorzatta drückte sich an ihn.
"Ich liebe Dich auch, G!"
Ganz plötzlich war ihr kalt.
Sie konnte das Gefühl nicht verbergen, das sie schaudern ließ.
G küsste sie nachdrücklich auf die Wange.

Es war 23.20 Uhr als sie zu ihrem Haus zurückkehrten.
Nach ihrer Vernehmung beim LAPD, nach der Berichterstattung bei Hetty im OPS, nachdem G einen Bericht geschrieben hatte.
Er hatte alles auf morgen verschieben wollen.
Doch Malgorzatta hatte ihn dazu gedrängt, es heute noch zu erledigen.
Denn sie mussten ohnehin noch ins Haus zurück.
Die Wäsche war seit Stunden fertig und lag nass in der Maschine. Sie wollte sie unbedingt noch in den Trockner legen.
Wenn G morgen wieder arbeitete würde sie zurückkehren und sie aus dem Trockner nehmen.
G hatte sie absolut nicht-verstehend angesehen als sie ihm erklärt hatte, dass es nicht gut sei, Wäsche so lange nass in der Maschine zu lassen. Ihr Eindruck, dass er auf dem Gebiet nicht so viel Erfahrung besaß, hatte sich verstärkt. Sie wollte ihn - in einem günstigen Augenblick - unbedingt einmal darauf ansprechen, wer sich um seine Anziehsachen gekümmert hatte als er allein war. Vor allen Dingen als er ohne Wohnung war.
Es war nur noch in ganz wenigen der Nachbarhäuser Licht. Bei den Raffertys war es beruhigend dunkel.
G schloss die Haustür auf, machte das Licht an und ließ sie vorangehen.
Er war müde. Seine Bewegungen waren matt. Er hatte im OPS schon kleine Augen gehabt.
Während er seinen Bericht schrieb, Hetty Bericht erstattete, hatte sie sich auf der Couch ausgeruht.
Heimlich zwei Kopfschmerztabletten geschluckt.
Jetzt fühlte sie sich besser.
Aber müde. Sie freute sich auf ein Bett. Sie würden ins Hotel zurückkehren.
Rasch füllte sie die Wäsche aus der Waschmaschine in den Trockner und schaltete ihn an.
G hatte derweil noch eine Kontrollrunde durch das Haus gemacht.
Er kam gerade in den Haushaltsraum als sie hörte, wie das Smartphone in seiner Tasche sich meldete.
Er hatte im OPS ein Neues bekommen.
Sie würde ihr geliebtes Sony morgen wiederbekommen nachdem Eric es überprüft hatte.
Hetty wollte kein Risiko eingehen, dass einer der Gangster etwas damit angestellt haben könnte.
G zog das kleine Telefon aus seiner Hosentasche, wischte das Display frei und warf einen Blick darauf. Dabei kam er zu ihr.
Malgorzatta sah ihn an. Gs Gesicht blieb ernst.
Sie ahnte Böses.
G blieb bei ihr stehen und ließ seine Hand an ihre Nacken rutschen. Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie rasch.
"Ich bring` Dich ins Hotel!" meinte er.
"Ich muss zurück ins OPS!"
 
 
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