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Stalking G - NCIS:LA

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P18 / Het
Grisha "G" Callen OC (Own Character)
15.05.2022
15.05.2022
1
11.607
 
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15.05.2022 11.607
 
"Vorsicht, mein Schatz! Alles gut! Ich hab` Dich!"
G war schwer. Zudem mit Schlagseite. Das kannte sie nicht von ihm.
Ungelenk drehte sie mit der einen Hand den Schlüssel im Schloss. Musste ein wenig ruckeln bis die Tür nachgab.
Mit dem rechten Fuß stieß sie die Tür auf und schob G in den kleinen Flur.
Dann zog sie den Schlüssel aus dem Schloss, stieß die Tür mit dem Ellenbogen zu.
"Komm!"
Sie führte G nach links in den Wohnraum, Richtung des Segeltuchstuhles rechts neben dem Fenster. Ihrem bisher einzigen Möbelstück hier.
"Nur noch ein paar Schritte, G! Ja, alles gut! Hier ist der Stuhl! Setz` Dich! Schön langsam!"
Behutsam, so Sicherheits-vermittelnd wie noch eben möglich, ließ sie ihren Arm von seinen Schultern, seinem Rücken während G langsam in die Sitzfläche hinab sank.
„Komm, ruh` Dich erstmal aus!“
So unauffällig wie nur eben möglich atmete sie erst einmal durch. Reckte ihren Rücken.
Sie konnte sehen wie G etwas mehr in die Sitzfläche sank. Sein Kopf neigte sich leicht zur Seite. Er hatte die Augen geschlossen.
Malgorzatta lief nach oben.
Hastig riss sie ihr Kopfkissen vom Bett, die Wolldecke aus dem zweiten Segeltuchstuhl.
Damit lief sie wieder hinunter ins Wohnzimmer.
Sie breitete die Wolldecke über G und schob das Kopfkissen so behutsam wie nur eben möglich unter seinen Kopf.
Und ärgerte sich nebenbei, dass sie noch keine Couch hatten.
Behutsam legte sie die Außenfläche ihrer Finger an Gs Wange.
Seine Haut war kühl.
Sie zog die Wolldecke bis zu seinen Schultern hinauf.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie ihm zu, an sein Ohr.
Dann ging sie in die Küche und setzte Wasser auf.
Während sie darauf wartete, dass es kochte, atmete sie tief aus.
Versuchte, sich allmählich wieder zu beruhigen, herunterzukommen.
Der Vormittag war anstrengend gewesen. Der Morgen aufregend.
Denn G hatte auf dem Weg zum Auto plötzlich Blut gespuckt.
Sie hatte eher zufällig gesehen, als sie am Fenster zum Haushaltsraum vorbei kam, dass G auf dem Weg zur Garage stehengeblieben war, in einer merkwürdig verkrampften Haltung, die sie umgehend irritierte, alarmierte.
Sofort war sie aus dem Haus gelaufen.
Hatte den Blutfleck vor G auf dem hellen Steinboden gesehen!
Nicht besonders groß. Es mochte die Menge eines Teelöffels sein.
G hatte sie ganz verwundert angesehen, mit der linken Hand auf seinem Oberkörper liegend, etwa in Magenhöhe.
Malgorzatta hatte sich nicht weit entfernt von einer Panik gefühlt.
Während sie gleichzeitig zu analysieren versuchte, ob das Blut eher hell- oder dunkelrot war, beobachtete sie scharf Gs Lippen, ob noch mehr kam.
Sein Atmen war ruhig.
Er wirkte nicht mal als ob er Schmerzen hätte!
"Komm `rein, G!"
Sie griff zu seinem Arm.
G wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.
"Ach was! Ich fahre!"
"G!"
Malgorzatta war sich das letzte Mal so hilflos vorgekommen nachdem G angeschossen worden war.
"Du kannst jetzt nicht arbeiten! Das muss nachgesehen werden!"
"Ist alles okay, Mali, wirklich!"
G schenkte ihr ein Lächeln und setzte seinen Weg Richtung Garage fort.
"Ich rufe Hetty an wenn Du jetzt fährst!"
Sie wusste sich nicht anders zu helfen! Sie hasste es, ihm zu drohen, ihn zu erpressen! Bisher war es nie nötig gewesen!
Ein kleines Zögern war in Gs Schrittfolge. Er blieb stehen. Wandte sich zu ihr um.
Sein Blick war abschätzend.
Malgorzatta hielt ihm stand. Sie war fest entschlossen, nicht nachzugeben!
G kam langsam zurück in ihre Richtung.
Einen langen schrecklichen Moment dachte Malgorzatta, er würde wortlos an ihr vorbei zurück ins Haus gehen. Doch er ließ seine Hand um ihren Arm rutschen und zog sie sanft mit sich.
"Tut mir leid, G!" entschuldigte sie sich sofort bei ihm, kaum dass sich die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte.
G ließ seine Tasche in den kleinen Flur fallen.
"Ist schon gut!" wiegelte er ab.
Seine Stimme klang leicht angestrengt. Dann ging er hinauf ins oberste Stockwerk.
Malgorzatta musste Hetty trotzdem anrufen.
Um G krank zu melden.
Dann rief sie im NCIS-Gesundheitscenter an.
Rasch ging sie danach nach oben.
"G?"
Er war nicht im Schlafzimmer.
G saß im Bad auf dem Wannenrand. Sie sah ihn durch die offen stehende Badezimmertür.
"G."
Sie blieb im Türrahmen stehen und sah zu ihm.
G saß einfach da. Er trug noch seine Jacke. Er machte nicht den Eindruck als ginge es ihm schlecht.
Dennoch war es absolut befremdlich für sie, ihn so teilnahmslos dort sitzen zu sehen.
Sie ging zu ihm. Setzte sich neben ihn. Streichelte mit der Hand über sein Bein.
"Wir sollen um halb elf im Navy-Hospital sein!"
"Hmhm." meinte G bloß zustimmend.
Er wirkte noch immer etwas erstaunt, verwirrt.
"Was ist?" erkundigte sich Malgorzatta sanft.
"Hast Du Schmerzen?"
G sah sie an.
"Nein. Ich ... " er suchte nach Worten.
"Ich ... was mache ich? Ist das mein Leben? Ich habe keine Familie hinter mir und ich habe keine Familie vor mir! Ich riskiere jeden Tag mein Leben! Ich meine ... ich habe mir das so nicht vorgestellt!"
Malgorzatta kniff für einen Moment die Lippen fest zusammen. Sie sah ihn an. Streichelte weiter langsam über seinen Oberschenkel.
War das jetzt seine Midlife-Crisis?
"Was meinst Du, G?" fragte sie ihn behutsam weiter.
G sah sie an.
"Ich weiß es nicht! Ich kann nichts anderes! Ich denke, eine Familie zu haben ist leichtsinnig in meinem Job. Ich bewundere Sam, wie er das hinbekommt. Ich kann froh sein ... "
Er beugte sich zu ihr herüber, legte seine Hand an ihre Wange und küsste sie.
" ... dass Du bei mir bist!"
Malgorzatta schlang ihren Arm rasch um seinen Nacken während sie seinen Kuss erwiderte.
"Wünscht Du Dir ein Kind, G?"
G zuckte unsicher die Schultern.
"Manchmal." gestand er.
"Aber dann auch wieder nicht! Dann bin ich froh, kein Kind zu haben, keine Verantwortung, keine Sorgen, dass ihm etwas passieren könnte. Sonst ... "
Er sah kurz nach unten.
" ... sonst hätte ich mir das ja auch sparen können!"
Malgorzatta musste lächeln.
Sie beugte sich zu ihm vor und küsste ihn nachdrücklich.
"Ich liebe Dich, G!" meinte sie dann einfach.
"Bringen wir erst `mal den Termin im Krankenhaus hinter uns und reden dann weiter? Es muss nicht so bleiben wenn Du nicht willst! Und außerdem bin ich diejenige, die froh sein kann, dass Du mir nach Rio gefolgt bist!"
G lächelte. Er hatte wieder ein bisschen sicherer gewirkt.

Der Kocher schaltete sich mit einem deutlich hörbaren Klicken aus. Das Wasser in ihm brodelte noch. Malgorzatta stieß sich leicht von der Küchenzeile ab und holte die Wärmflasche.
Sie füllte vorsichtig das heiße Wasser hinein, verschloss sie sorgsam und umwickelte sie dann mit einem Handtuch.
Danach ging sie leise ins Wohnzimmer zurück, trat an den Sessel und betrachtete G.
Er hatte sich auf der Sitzfläche noch etwas mehr zusammengerollt, auf seiner rechten Seite. Es sah schrecklich unbequem aus.
Aber so unsicher wie er auf den Beinen war, würde sie ihn nie im Leben bis nach oben ins Schlafzimmer bekommen. Wo ihr Bett stand.
G hatte die Wolldecke bis zu seinem Kinn hinauf gezogen. Unter dem Stoff konnte sie erkennen, dass er sie mit geballter Faust dort festhielt. Sein Gesicht war etwas blass. Sein Atmen war ruhig, kam ihr jedoch mühsam vor.
Behutsam legte sie drei Fingerkuppen an seine Halsschlagader. Das Klopfen, das sie dort spürte, war ganz regelmäßig, ruhig.
Dennoch beruhigte es sie nicht vollständig.
G gab einen unbestimmten Laut von sich als er die Berührung ihrer Fingerkuppen zu spüren schien.
Seine Augenlider begannen leicht zu flattern.
„Was?“ kam ein heiseres Flüstern über seine Lippen.
Malgorzatta war im ersten Moment erschrocken über die unterschwellige Aggressivität, die in seiner Stimme mitklang.
„Alles gut, G! Alles in Ordnung mein Schatz!“
Sie streichelte behutsam über seinen Hinterkopf.
Konnte spüren, wie G sich leicht zu entspannen begann.
Es war ihr absolut unerklärlich, was heute Morgen mit ihm los gewesen war.
Vielleicht war es das Haus.
Sie wohnten erst seit einer guten Woche hier. Vermutlich mussten sie Hausbesitzer erst lernen.
G hatte vor wenigen Tagen einer Foto seiner Mutter zugespielt bekommen. Er war völlig neben sich nach Hause gekommen.
Malgorzatta hatte ihn taktvoll alleine gelassen.
Hatte vom Hauswirtschaftsraum aus gesehen, wie G im Wohnzimmer auf dem Boden saß und zögerlich das Foto aus dem Umschlag gezogen hatte.  
Er hatte es angesehen.
Hatte in einer unendlich zärtlichen Geste darüber gestreichelt.
G hatte alle seine wichtigen Sachen vor sich ausgebreitet gehabt.
Die Teekiste, in der er alles aufbewahrte, und die mittlerweile einen Ehrenplatz auf dem Kaminsims hatte. Es hatte lange gedauert, bis er sich hatte dazu durchringen können! Selbst als das Hausalarmsystem installiert worden war, hatte es noch ein paar Tage gedauert, bis G vertraute.
Das war ein großer Schritt für ihn gewesen!
Das Notizbuch mit den Adressen seiner Pflegefamilien lag auf dem Holzboden neben der Kiste. Und das Foto von ihm und seiner Pflegeschwester, die er auf den Armen durch die Luft schwenkte, hier in diesem Wohnzimmer. Alina.
Sie war erschossen worden als das Rätsel um das Attentat auf G sich zu lichten begann. Eigentlich hatte sie ihn warnen wollen. Arkady hatte sie geschickt.
Es war ein Ritual gewesen, wie immer, wenn G sich die Sachen ansah.
Malgorzatta ließ ihn dazu immer alleine.
Wartete geduldig, ob er sie dazu rief oder nicht.
Das Foto seiner Mutter hatte er ihr vorgestern das erste Mal gezeigt. Eine schwarz-weiß Fotographie von einer jungen hübschen schwarzhaarigen Frau.
G sah ihr kein bisschen ähnlich.
Er hatte ihr erzählt, dass er von Hetty erfahren hatte, dass ihr Namen Clara gewesen war. Clara Callen. Sie hatte für die CIA gearbeitet.
Im Rahmen eines Auftrages war sie in Rumänien untergetaucht. Für sechs  
Jahre. Dann hatte sie Hetty, ihre damalige Agentenführerin kontaktiert, mit der Bitte, sie zurück in die USA zu holen. Mit ihren beiden kleinen Kindern, Amy, sechs Jahre alt und G, vier Jahre alt.
Doch bevor es dazu gekommen war, war Clara am Strand, sie auf Hetty wartete, erschossen worden von Mitgliedern der Comescu-Familie. Bisher war nicht geklärt worden, wie G und Amy in die USA gekommen waren. Hetty hatte nicht mehr erzählt.
Malgorzatta verstand bis heute nicht wieso die Comescu-Familie die beiden einzigen Familienmitglieder der Callens verschont hatte. Vielleicht hatte es so etwas wie einen Ehrenkodex gegeben, dass man kleinen Kindern nichts antat. Aber es war barbarisch, ihnen die Eltern zu nehmen.
Doch sie war unendlich dankbar dafür, dass G damals nichts geschehen war, auch wenn es ihn bis heute, achtunddreißig Jahre später, quälte. Auch, dass sein Vorname auf diesem langen Weg verloren gegangen war. Seine Identität.
Sie schreckte regelrecht zusammen als es jetzt ganz unvermittelt an der Tür hämmerte.
Hastig lief sie zur Tür, um sofort dieses störende Geräusch zu stoppen, damit G nicht aufwachte.
Sie riss die Tür auf.
Es war Malisha.
Malgorzatta atmete tief aus. Genervt.
„Ich habe euch gerade nach Hause kommen sehen! Sah aus, als ginge es George nicht gut! Kann ich etwas für euch tun?“
Sie war kurz davor ins Haus zu kommen.
Malgorzatta zog die Tür demonstrativ noch etwas zu und machte sich etwas breiter in der verbleibenden Lücke.
Malisha Rafferty war die siebzehnjährige Tochter ihrer Nachbarn rechts. Sie hatte ein Auge auf G geworfen und machte mittlerweile kaum noch einen Hehl daraus.
„Danke Malisha! Alles in Ordnung!“
Malgorzatta zog die Tür noch ein weiteres Stückchen an sich heran.
„Hat George einen Moment Zeit?“
Malishas sorgsam geschminkte Augen versuchten, einen Blick in das Wohnzimmer zu erhaschen.
Der Einfachheit halber hatten sie G bei den Nachbarn als George vorgestellt. Sie hielten kaum Kontakt mit den Leuten links und rechts von ihnen. Aber so eine gewisse Grundhöflichkeit mussten sie einhalten um nicht aufzufallen.
„Nein!“ antwortete Malgorzatta schnell.
„Hat er grade nicht!“
„Gibst Du ihm das!“
Malisha hielt ihr einen braunen DIN-A4-Umschlag entgegen.
„Ist von meinem Blog. Wenn George es liked kann ich es veröffentlichen!“
Malgorzatta nahm den Umschlag und konnte im ersten Moment bloß nicken.
G würde sicher nichts von ihr liken. Er hatte andere Sachen im Kopf.
„Malisha, ich hab` Essen auf dem Herd! Ich muss wieder `rein! Bis dann!“
„Nicht den Umschlag vergessen!“ rief Malisha ihr von der Schwelle aus noch zu bevor sie ihr die Tür vor der Nase schloss.
Malgorzatta ging langsam wieder ins Wohnzimmer und blieb vor dem Sessel stehen.
G schlief noch. Er hatte von der Störung nichts mitbekommen.
Der Umschlag war offen.
Malgorzatta entschloss sich, erst Sam zu erlösen.
Sie nahm Handtasche und Umschlag mit in die Küche, legte das Papier auf der Arbeitsplatte ab und nahm ihr Smartphone aus der Tasche.
Sam hatte bereits fünf Mal angerufen.
Im Krankenhaus hatte sie ihr Telefon auf lautlos gestellt.
Leise stellte sie den einen ihrer beiden Küchenstühle so in den Durchgang, dass sie hinüber ins Wohnzimmer zu G sehen konnte. Setzte sich langsam während sie Sams Telefonnummer zum Schreiben einer Nachricht aufrief.
Mittlerweile besaßen sie das Bett, zwei Segeltuchstühle, einen Tisch und ein Sideboard sowie in der Küche zwei Stühle und einen kleinen Tisch.
Es war schwer mit G Möbel zu kaufen.
Bei solchen Alltagskleinigkeiten zeigten sich manchmal seine Defizite. Um nichts in der Welt hatte sie ihn bisher dazu bewegen können, einen Fernseher zu kaufen.
Und dabei war sie ein so medialer Mensch.
Immerhin sah er sich manchmal Nachrichten mit ihr auf ihrem Laptop an. Oder er schaute ab und zu mit hin wenn sie eine ihrer geliebten Dokus sah.
Sie war sich sicher, über kurz oder lang einen Fernseher zu bekommen. Und zwar einen ziemlich Großen.
`Alles in Ordnung! G schläft! Hat nur leichte Magenprobleme!` schrieb sie Sam.
Nachdem sie die Nachricht abgeschickt hatte, legte sie das kleine Telefon auf dem Tisch ab und lehnte sich gegen die Lehne zurück.
Sie hatte Stresskopfschmerzen. Und Hunger.
Sie fühlte sich schwach und verängstigt. Im Krankenhaus hatte sie bloß schnell einen warmen Kakao getrunken weil sie G so lange nicht alleine lassen wollte.
`Kann ich vorbeikommen?` lautete die fast sofortige Antwort von Sam.
Malgorzatta musste lächeln.
`Natürlich` schrieb sie zurück.
Sie reckte sich zum Tisch zur Seite und zog sich den Umschlag heran. Sie langte hinein.
Drei Seiten Papier bekam sie zu fassen.
Zwei von ihnen waren mit Photos bedruckt.
Diese Bilder zeigten G, schienen aufgenommen mit einem Mobiltelefon, keine schlechte Qualität, die Perspektive passte durchaus zum Nachbarhaus der Raffertys, wo Malisha mit ihrer Familie wohnte.
G auf dem Weg zur Garage, wo sein Wagen in der Auffahrt stand. Das Nummernschild war deutlich zu erkennen. G auf dem Weg zur Haustür. G vor der Haustür. G an der Garage.
Sie hatten die Nachbarn bloß wissen lassen, dass sie Berufe im Bereich `Sicherheit` ausführten.
Dies hier war eine Katastrophe sollte Malisha sie veröffentlichen.
Alarmiert überflog Malgorzatta das Geschriebene.
`Neue Nachbarn neben uns eingezogen.` las sie.
`Der Mann ist schon älter, aber heiß! Er sieht umwerfend gut aus, hat elektrisierend blaue Augen! Seine Frau ist klein und dick und paßt gar nicht zu ihm!'
Oder an anderer Stelle: `George arbeitet in der Innenstadt, in einem unzugänglichen Gebäude, das durch eine Alarmanlage gesichert ist. Eine hohe Mauer drumherum. Es soll eine Sicherheitsfirma sein! Er fängt morgens um halb zehn an!'
Oder auch: `George ist heute Morgen erst um 4.35 Uhr nach Hause gekommen. Würde mich nicht wundern wenn er Malin betrügt! Bis 5.10 Uhr war noch Licht im Wohnzimmer!'
Einem ersten Impuls folgend hätte sie G am Liebsten sofort geweckt.
Doch das konnte er jetzt nicht gebrauchen!
Sie musste unbedingt mit Malisha reden! Zur Not mit ihren Eltern.
Die Schwärmerei dieser Siebzehnjährigen konnte für G ganz böse Folgen haben!
Sie war nicht eifersüchtig.
Auch wenn Malishas Äußerungen über sie beleidigend waren.
Da stand sie drüber. G war ein Mann, der mit dem Kopf dachte.
Sie vertraute ihm mit ihrem Leben.
Und war doch eifersüchtig!
Malishas Schwärmerei war gefährlich für Gs Arbeit! Vor allen Dingen schien sie ihn schon bis zum Büro verfolgt zu haben!
Sie wollte es G sagen wenn es ihm besser ging!
Müde legte sie die Blätter beiseite und stand auf um sich einen Tee zu machen.
Das Wasser kochte noch nicht als es klopfte.
Malgorzatta erkannte Sam bereits am Klopfen.
Er tat es immer so sanft, rhythmisch, und sie wusste das zu schätzen, es war so etwas wie ein geheimes Zeichen. Sie konnte beruhigt öffnen.
Leise ging sie zur Haustür und öffnete.
„Hallo Malin!“
Sams dunkle Augen huschten sofort besorgt durch den freien Raum rechts von ihr. Suchend. Nach G. Er war ihm wirklich wichtig.
Malgorzatta hatte das vom ersten Augenblick an gespürt als sie Sam gesehen hatte, als er G im Arm hielt nachdem er angeschossen worden war. Sie hatte sein Bangen im Krankenhaus mit erlebt!
Deswegen gab sie sofort die Tür frei.
„Hallo Sam! Komm `rein! Alles gut, wirklich! G schläft!“
Sam nickte.
Er warf einen kurzen Blick zum Sessel hinüber, kam dann zu ihr und nahm sie zur Begrüßung in den Arm.
„Alles in Ordnung, Malin? Du siehst müde aus!“
Malgorzatta ließ es geschehen.
Schmiegte sich kurz an ihn während sie beide Arme um ihn legte. Sie mochte Sam aufrichtig. Er war nicht nur endlos geduldig-bemüht um G. Er war auch immer sehr nett zu ihr. Sie empfand ihn als einen sehr anständigen Menschen.
„Ja … es war ein bisschen anstrengend!“
Sam lachte leise.
„G ist kein geduldiger Patient, oder?“
Malgorzatta lächelte ihm zu.
„Sollen wir in die Küche gehen? Kann ich Dir etwas anbieten, Sam?“
„Im Moment nicht, danke!“
Sam machte eine kurze abwinkende Handbewegung.
„Aber ich würde gerne hören, was passiert ist! Hetty hat nur gesagt, G ginge es nicht gut! Ihr ward irre lange im Krankenhaus, ich wollte schon hinfahren! Sagst Du mir, was passiert ist?“
Er sah sie an.
Malgorzatta legte sacht ihre Hand an seinen Arm und zog ihn sacht mit in die Küche.
Sam sah dabei wieder zu G.
Malgorzatta sah aufrichtige Besorgnis in seinem Gesicht.
In der Küche goss sie das heiße Wasser über ihren Teebeutel in der Tasse.
„G hat einen kleinen Riss in der Magenschleimhaut, der heute Morgen etwas geblutet hat.“ wählte sie ihre Worte dabei sorgfältig.
„Nichts Schlimmes, er wird mit Medikamenten wahrscheinlich abheilen! Es war … für G vielleicht alles etwas viel … mit dem Haus … und den Neuigkeiten über seine Mutter … ehm, Du weißt davon?“
„Nein.“ meinte Sam sofort.
Er grinste spitzbübisch zu ihr herüber.
„Typisch G!“
Malgorzatta liebte ihn für seine unvoreingenommene Art, mit der er mit Gs Schwächen umging.
„Wir waren so lange im Krankenhaus weil G das Beruhigungsmittel schlecht vertragen hat!“ fuhr sie fort.
„Der Arzt wollte die Untersuchung nur machen mit Sedierung, aber G hat gegenteilig auf das Mittel reagiert. Dann haben sie ihm etwas anderes gegeben, aber die beiden Medikamente haben sich bei G zusammen nicht gut vertragen, sein Kreislauf wurde wackelig und er unterkühlte. Deswegen mussten wir erst noch ein bisschen zur Beobachtung dort bleiben! Es ist alles nur halb so schlimm, Sam!“
Sie lächelte ihm zu. Zuversichtlich.
Sie wollte selber gerne glauben was sie ihm da erzählte!
Sam sah sie an.
„Und wie geht es Dir dabei, Malin?“ erkundigte er sich ruhig, mitfühlend.
Malgorzatta zögerte einen Moment. Musste sich zurücknehmen. Manchmal, für Sekundenbruchteile, war da das Gefühl, all dem nachgeben zu wollen, sich die Schwäche zu gönnen.
Doch im letzten Moment konnte sie es dann doch nicht!
„Gut! Ganz gut! Ich hab` etwas Kopfschmerzen weil die Luft im Krankenhaus so schlecht war, aber ich habe jetzt Ruhe und Hauptsache, G geht es besser wenn er ausgeschlafen hat!“
„Kann ich `was tun?“ fragte Sam und sah sie weiter ruhig an.
Malgorzatta lächelte ihm sofort zu.
„Kannst Du G hoch ins Bett bringen, bitte? Er ist so wackelig auf den Beinen, ich trau` mich nicht mit ihm auf die Treppe!“
Sams kleines Lächeln wurde zu einem Grinsen.
„Natürlich.“ meinte er und wandte sich gleich dem Wohnzimmer zu.
Malgorzatta atmete erleichtert auf.
Sie beobachtete, wie Sam behutsam die Wolldecke über Gs Körper zurückschlug. Er klopfte ihm leicht auf die Schulter.
„G? Komm, ich bring` Dich nach oben!“
Gs Antwort war nicht mehr als ein unbestimmter Unmutslaut.
Er rollte sich noch etwas mehr in dem Sessel zusammen.
„Komm!“ meinte Sam noch `mal, auffordernd, rüttelte G an der Schulter.
Dann beugte er sich zu ihm hinab, legte Gs Arm um seine Schultern und zog ihn so aus dem Sessel hoch, führte ihn durch das Wohnzimmer Richtung des Flures, Richtung der Treppe nach oben.
Malgorzatta sah prüfend auf Gs Füße, seine Beine.
Er war durchaus in der Lage zu gehen.
Ein bisschen wackelig zwar, doch Sam hatte ihn fest.
Er führte ihn hinauf.
Malgorzatta atmete tief aus.
Sie war froh, dass G im Bett liegen konnte und nicht zusammengekrümmt in dem Sessel.
Mit einer kurzen Handbewegung schaltete sie den Wasserkocher an, der sich in der Zwischenzeit ausgeschaltet hatte.
Als das Wasser kochte goss sie es über den Teebeutel in ihre Tasse.
Sam kam die Treppe hinab und trat zu ihr in die Küche.
„Hab` ihn ins Bett gelegt!“ meinte er mit einem kleinen Grinsen und blieb bei ihr stehen.
Malgorzatta lächelte zu ihm hoch.
„Danke Sam!“
„Meinst Du, ihr könnt trotzdem zum Essen kommen?“ erkundigte sich Sam.
Malgorzatta nickte bestimmt.
„Ja. Der Doktor im Krankenhaus hat gesagt, es wäre nicht so schlimm. G soll nur nichts zu Scharfes oder zu Heißes essen! Und außerdem freuen wir uns auf die Halloween-Einladung bei euch!“
Sam lächelte ein bisschen.
„Michelle und ich freuen uns auch.“
Sein Lächeln wurde noch ein bisschen breiter.
„Und Kam freut sich auf ihren Onkel Callen!“
„Danke Sam!“
Sam nickte.
„Kensi und Deeks haben nach ihm gefragt.“ meinte er dann.
„Soll ich ihnen sagen, was los ist?“
„Sag` ihnen bitte erst `mal nur, G hätte einen verdorbenen Magen.“ erwiderte Malgorzatta rasch.
„Dann kann er selber entscheiden, was er sie wissen lassen möchte!“
„Okay.“ Sam nickte erneut.
„Ich muss wieder los … „
Er brach ab.
Sein Blick war auf Malishas ausgedruckte Bilder von G auf dem Küchentisch gefallen.
Ganz kurz wies er mit dem Finger darauf.
„Verzeih` Malin … alles okay?“
„Die Tochter unserer Nachbarn schwärmt für G.“ erklärte Malgorzatta ihm rasch.
„Sie hat wohl einen Blog und will das veröffentlichen. Aber das wird sie auf keinen Fall! Danke Sam!“
Sam wandte sich zum Gehen.
„Halt` mich auf dem Laufenden bitte! Melde Dich, wenn etwas sein sollte, ja?“
„Danke Sam! Natürlich!“ meinte Malgorzatta während die ihm folgte. Sam öffnete die Haustür.
Dann wandte er sich ihr zu und umarmte sie kurz zum Abschied.
„Wir sehen uns spätestens an Halloween, ja?“ versicherte er sich bei ihr.
„Ja. Wir freuen uns drauf!“ gab Malgorzatta zurück, erwiderte seine Umarmung kurz.
„Grüß` Michelle bitte!“
„Mache ich!“
Sam nickte ihr kurz zu und ging dann hinaus, durchquerte den Vorgarten und ging zu seinem Wagen, der am Straßenrand parkte.
Malgorzatta sah ihm noch einen Moment nach bevor sie die Tür schloss.
Sie machte einen Umweg durch die Küche und nahm ihre Tasse, bevor sie nach oben ging.
Die Tür zum Schlafzimmer stand einen breiten Spalt offen.
Gs Schuhe standen vor dem Bett. Seine Jacke lag am Fußende über der Bettdecke.
G schien zu schlafen.
Er hatte sich auf die rechte Seite gerollt und seine Augen waren locker geschlossen. Sein Atmen ruhig.
Malgorzatta trat leise, vorsichtig näher an das Bett heran und beugte sich behutsam über G, legte sacht die Außenseite ihrer Finger an seine Wange.
Seine Haut war warm.
Seine Atemzüge wirkten auch wieder etwas leichter.
Vorsichtig legte sie ihre Fingerkuppen an die linke Seite seinen Halses, an seine Halsschlagader.
Die Schläge seines Herzens waren regelmäßig, kräftig. Ruhig.
G wandte den Kopf etwas in Richtung ihrer Hand und gab einen undefinierbaren Laut von sich.
Dann schlug er die Augen auf, wühlte seine Linke unter der Decke hervor und fuhr sich damit durchs Gesicht. Er blinzelte.
Suchte ihren Blick.
Malgorzatta ließ sich auf den Bettrand sinken und lächelte ihm zu.
„Mali … „
Gs Stimme war rau, verschlafen.
„ … wie spät ist es?“
„Halb drei!“ antwortete Malgorzatta, streichelte sanft über seine Schulter.
„Du siehst aus, als hättest Du ganz gut geschlafen?!
Gs kleines Lächeln war schief, müde.
„So lange habe ich ewig nicht mehr geschlafen.“
Malgorzatta ließ ihre Hand weiterstreichen, von seiner Schulter, über seinen Hals zu seiner Wange.
„Wie fühlst Du Dich, G?“
Sie sah ihn aufmerksam an.
G zog ihre Hand von seiner Wange zu seinen Lippen. Drückte einen langen Kuss in ihre Handinnenfläche.
„Müde. Und schwindelig.“
Malgorzatta rührte es, dass er so ehrlich zu ihr war.
Sie beugte sich zu ihm hinab und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ich fände es gut, wenn Du jetzt etwas von der Magnesiummilch trinken würdest für Deinen Magen.“ raunte sie ihm zu.
Es gelang ihr, ihren Daumen unter seiner Hand leicht zu bewegen, über seine Oberlippe zu streicheln. Seine Bärthärchen kratzten.
„Hast Du mitgekriegt, dass Sam Dich hochgebracht hat? Er macht sich Sorgen um Dich!“
Sie spürte Gs kleines Lächeln an ihren Fingern.
Es war sicher schön für ihn, wenn er merkte, dass Leute sich um ihn sorgten!
„Ja.“ meinte G bloß. Natürlich ließ er sich das nicht anmerken.
„Ich hol` Dir jetzt erstmal etwas Milch!“
Malgorzatta wollte aufstehen.
Doch G hielt ihre Hand fest. Überraschend kräftig.
„G!“
Sie musste lachen.
G zog sie hinunter auf die Matratze.
Er legte beide Arme um ihren Oberkörper und schob sein Kinn über ihre Schulter. An ihrem Rücken spürte sie sein Atmen.
Es war wundervoll.
„Darf ich mit Dir unter die Decke, G?“
G schlug die Decke über sie.
Malgorzatta spürte seine Lippen an ihrem Nacken.
„Die Magnesiummilch muss scheußlich schmecken wenn Du das hier alles auf Dich nimmst damit ich sie nicht hole?“
G lachte leise.
Er zog sie noch etwas fester an sich.
Er war warm, kräftig, verführerisch, wie sonst.
Jetzt reckte er sich ein wenig, ließ seine Lippen über ihre Wange rutschen. Malgorzatta drehte ihm ihren Kopf noch ein wenig entgegen. Sie wandte sich um, ließ ihren Arm um seine Seite rutschen, schmiegte sich an ihn während G sie küsste.
Sein Kuss schmeckte noch nach dem lokalen Betäubungsspray in seinem Rachen.
„Ich nehme das nicht auf mich! Ich genieße das!“ flüsterte G.
Er streichelte langsam über ihre Haare.
Der Blick seiner schönen blauen Augen ruhte auf ihrem Gesicht.
Gehörte ihr. Nur ihr.
Einmal mehr registrierte sie die kleinen Fältchen an seinen Augen. Seine langen braunen Wimpern. Seine etwas hellere linke Augenbraue. Und die runde Windpockennarbe an seiner Nasenwurzel.
„G?“
„Hm?“
Er sah sie an.
„Was ist?“ fragte er auffordernd als sie nicht gleich weitersprach.
Malgorzatta suchte nach Worten.
Sie hatte es sich doch ein bisschen einfacher vorgestellt.
„Vorhin … nach der Untersuchung, als Du noch ein bisschen geschlafen hast, hast Du zweimal den Namen 'Michael' gesagt. Muss ich eifersüchtig werden? Du meintest doch nicht … Mike? Renko?“
G sah sie an.
Sie konnte ihm ansehen, dass er überlegte.
Suchte er etwa nach einer Ausrede für sie?
G räusperte sich leicht.
„Michael.“ wiederholte er. Es klang sehr sanft.
G atmete tief aus.
Er zog sie noch ein bisschen näher zu sich.
„Als ich undercover war … ist schon `ne Weile her, war ziemlich lange … musste ich mich auch mit einer Frau einlassen … der Schwester des Verdächtigen. Ich hasse so `was. Als ich sie ein paar Jahre später wiedergesehen habe, hatte sie ein Kind … Michael. Es lag im Bereich des Möglichen … er könnte auch … mein Sohn sein. Kristin hat gesagt 'Nein'. Aber manchmal denke ich an ihn. Ich habe ihn … letztens noch … gesehen. Er ist groß geworden!“
Malgorzatta musste schlucken.
Sie streichelte über seine Wange während sie nach Worten suchte.
„Du hast heute Morgen schon so `was erwähnt. Dass Du vielleicht ein Kind haben möchtest!“
G nickte leicht.
„Es ist eine so schwere Entscheidung in unserem Job. Ich bewundere Sam! Es ist schön, was er hat!“
„Du musst Dich jetzt ja noch immer nicht entscheiden, G!“ flüsterte sie ihm zu.
„Du schläfst erst noch ein bisschen und irgendwann sprechen wir dann in Ruhe darüber!“
G lächelte ein bisschen.
„Ich kann das nicht ewig aufschieben. Ich werde auch nicht jünger!“
Malgorzatta musste ein bisschen lächeln.
Verlegen.
Das war nicht das Problem.
Sie war längst zu alt für ein Kind. Das schien er galant auszublenden. Doch im Zuge der Sache würde das auch zur Sprache kommen müssen.
„Und ein Schreibtisch-Job für Dich?“
Sie sah ihn fragend an obwohl sie genau wusste, dass das nichts für ihn war.
G liebte Außeneinsätze, er war hervorragend für so etwas. Am Schreibtisch würde ihm die Arbeit keinen Spass machen! Aber sie wollte ihm das Gefühl geben, dass sie die Sache wenigstens schon `mal angegangen waren.
G sah sie an. Verzog das Gesicht.
„Ich glaube nicht.“
„Glaube ich auch nicht.“ stimmte sie ihm zu.
G nickte leicht. Nachdenklich.
„Kannst Du mir gleich noch `mal erklären, was der Arzt gesagt hat.“ bat er sie dann leise, nach einem langen Moment.
„Ich hab` das nicht so ganz mitbekommen!“
„Durch den Stress auf Deiner Arbeit, durch zu viel Kaffee, Aspirin und zu scharfe Gewürze hat sich eine kleine Schwachstelle in Deiner Magenschleimhaut gebildet und die ist heute Morgen eingerissen und hat geblutet.“ erklärte Malgorzatta ihm sanft.
„All diese Sachen reizen die Magenschleimhaut, es bildet sich zu viel Magensäure. Die Magnesiummilch und die Tabletten reduzieren die Magensäurebildung, so dass der Defekt abheilen kann. Du solltest in den nächsten Tagen auch mit dem Essen etwas aufpassen, bitte!“
Sie streichelte über seine Wange. Küsste ihn.
„Danke.“ flüsterte G.
„Für Dich sehr gerne, mein Schatz!“
Sie sah ihn an. Musste an Malisha denken.
Doch jetzt schien schon gar nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.
„Ich geh` jetzt die Milch holen!“
Sie streichelte mit der Hand langsam über die Vorderseite seines Shirts hinab.
Schob dabei ihr Bein über den Rand der Matratze.
G hielt sie fest.
„Nicht jetzt!“ raunte er ihr zu, küsste sie.
Malgorzatta erwiderte seinen Kuss ein bisschen zögerlich.
„Was hast Du vor?
Sie sah ihn an.
„Nun … „ G erwiderte ihren Blick ruhig. Sein Arm rutschte hoch, an ihren Nacken.
„ … wir haben noch nie, mitten in der Woche, hier in unserem Haus, mitten am Nachmittag, faul im Bett herumgelegen! Das ist schön!“
Malgorzatta musste lächeln. Zog ihr Bein wieder unter die Decke.
„Ja. Das ist schön!“
Langsam ließ sie ihre Hand über seine Wange, seinen Hals streicheln.
Sie konnte wieder lächeln als ihre Blicke sich trafen und ganz allmählich begann sie sich auch wieder besser zu fühlen!
G küsste sie.
Ganz behutsam, langsam, zärtlich, er streichelte mit den Lippen sacht über ihre Wange.
Malgorzatta ließ ihre Hand sacht über seinen Hinterkopf wandern.
Seine kurzen Haare kratzten leicht.
„G?“
Sie rieb ihre Wange ein wenig an seiner Nasenspitze.
G ließ es einen langen Moment geschehen bevor er sie ansah.
„Ja? Was ist?“
„Was Du  heute Morgen gesagt hast …“
Sie legte sanft ihre Hand an seine Wange.
„ … dass Du nicht weiß, was Du möchtest … Du keine Familie hast … was meinst Du damit?“
G schüttelte leicht den Kopf.
„Ich war durcheinander.“ erwiderte er ihr. Es klang etwas gezwungen.
„Du brauchst es mir nicht zu sagen, wenn Du nicht möchtest!“ meinte sie rasch.
G lächelte. Küsste sie schnell.
„Ich habe … bisher noch nie so richtig mitbekommen wenn mit mir etwas nicht in Ordnung war! Nachdem ich angeschossen worden war, war ich sofort weg. Aber das Blut heute Morgen … ich bin nicht unsterblich. Ich hatte mir ein ganz anderes Leben vorgestellt!“
Malgorzatta erwiderte seinen Blick ruhig.
„Tut mir leid, G! Ist es das Haus? Möchtest Du lieber wieder im Hotel wohnen? War das angenehmer für Dich?“
„Ich weiß es noch nicht!“ gab G sehr ehrlich zurück.
„Es ist so anders … so endlich. Als wäre es das jetzt gewesen!“
Malgorzatta lächelte ihn an.
„Wenn Du möchtest ziehen wie wieder in die Hotels zurück!“
Gs Augenbrauen hoben sich ein wenig erstaunt.
„Das würde Dir nichts ausmachen?“
Seine Stimme klang ein bisschen rau. Und – erschreckend – hoffnungsvoll.
Malgorzatta musste schlucken. Musste sich für einen Moment richtig Mühe geben, seinem Blick nicht auszuweichen.
„Ich finde es wunderschön mit Dir hier, G! In unseren eigenen vier Wänden. Es hat etwas Endliches, ja! Aber es ist auch eine Beständigkeit. Sicherheit. Ich denke, es ist gut für Dich, wenn Du bei Deinem Job wenigstens privat etwas Ruhe, Beständigkeit hättest! Ich habe mir mein Leben auch ganz anders vorgestellt. Als ich klein war, dachte ich immer, ich heirate und bekommen zwei Kinder. Dann habe ich einen wunderbaren Mann kennengelernt, der mich sogar in Rio aufgespürt hat. Ich liebe ihn unendlich. Ich möchte, dass es ihm gut geht, er hat es verdient. Mir ist egal, wo das sein wird! Hauptsache, er fühlt sich wohl. Wenn Du das möchtest, G, können wir wieder in Hotels wohnen! Das ist völlig in Ordnung für mich!“
Gs Einatmen war tief.
Er senkte für einen Moment den Kopf.
Malgorzatta spürte seine Hand weiter leicht über ihre Haare streicheln.
Sie spürte, dass er noch immer mitgenommen und unsicher war.
„Ich liebe Dich.“ raunte er, sah sie an.
Sein Gesicht war sehr ernst.
Malgorzatta lächelte ihm zu.
„Das Schöne ist, G, dass wir uns nicht sofort entscheiden müssen! Du hast einen guten Job, ich habe noch ein bisschen Geld, wir haben ein schönes Haus und wir können jederzeit zurück! Wir haben alle Zeit der Welt. Wir haben keinen Zwang, uns zu entscheiden!“
„Was möchtest Du?“ raunte G. Sein Blick verharrte ruhig auf ihrem Gesicht, fast ein wenig gespannt. Seine Hand lag leicht an ihrem Kopf während sein Daumen sacht ihre Schläfe streichelte.
„Ich brauche mich nicht zu entscheiden.“ antwortete sie ihm schlicht.
„Ich komme einfach mit Dir!“
G sah sie noch immer an.
Sie konnte sehen, spüren wie ihn ihre entschlossene Antwort beeindruckte, berührte. Es war so einfach für sie.
Sie wollte ihn nie wieder verlieren!
Vorsichtig rutschte sie noch ein wenig unter seinen Körper.
Sie mochte es, seine Nähe, seine Schwere zu spüren.
G ließ sich noch etwas über sie sinken.
Sie spürte sein Atmen gegen ihren Oberkörper.
„Na ja … seit wir das Bett haben … die guten Matratzen … ich steh` schon morgens mit weniger Rückenschmerzen auf!“
Malgorzatta musste lächeln.
Sie schätzte sein ehrliches Eingeständnis.
„Tja, so ist das im Alter, Special Agent Callen!“
Es dauerte einen langen Moment bis G lächelte.
Dann senkte er den Kopf leicht, küsste sie auf die Wange, streichelte mit den Lippen langsam zu den ihren.
Malgorzatta wandte den Kopf in seine Richtung.
G küsste sie.
Die Berührung seiner Lippen war langsam, behutsam und machte sie ganz kribbelig.
Sie wollte mehr.
Sacht ließ sie ihre Hand über seinen breiten Rücken hinabstreichen.
Gs Haut war warm.
Sie konnte es noch ein bisschen besser an ihren Fingerkuppen spüren als sie auf das Stückchen freie Haut zwischen dem Bund von Gs Jeans und dem hochgerutschten Stoff seines Shirts glitten.
G schmiegte sich an sie.
Seine Zungenspitze streichelte sacht über ihre Unterlippe bevor er sie darüber rutschen ließ, auf der Suche nach ihrer.
Malgorzatta schob ihre Hände sanft unter sein Shirt, auf seinen warmen Rücken.
G stöhnte leise auf.
„Schön.“ flüsterte er ihr zu.
„Mach` weiter!“
„Sicher?“ fragte sie ihn leise.
„Du hast vor vier Stunden … „
Sie konnte nicht weitersprechen weil G sie erneut küsste.
Hingebungsvoll.
So lange, bis sie Beide etwas atemlos waren.
„Ja. Du fühlst Dich wirklich besser!“ stellte sie fest.
G grinste ein wenig.
„Du hast Recht.“ flüsterte er ihr zu.
Seine Hand streichelte sacht ihren Oberkörper hinab. Langsam über ihren Bauch. Behutsam strich er den Stoff ihres Shirts beiseite.
Malgorzatta verschlug es noch immer kurz den Atem als er seine Hand sacht über ihre nackte Haut streicheln ließ.
„Es geht mir besser wenn Du bei mir bist!“
Er küsste sie zärtlich.
Malgorzatta ließ das Spiel seiner Lippen für lange Momente reglos geschehen. Sah G bloß an.
Sie mochte es zu sehen, wie er die Augen leicht geschlossen hatte, seinen sinnlichen, fast ein bisschen genießerischen Gesichtsausdruck.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie gegen seine Lippen.
G öffnete die Augen und sah sie an.
Malgorzatta spürte sein Lächeln gegen ihre Lippen.
„Ich liebe Dich auch, cormoara meu! Danke, dass Du vorhin die ganze Zeit bei mir warst! Das hat mir … sehr geholfen!“
Er küsste sie.
„Dafür bin ich da, G! Danke, dass ich bei Dir sein darf!“
Gs Kopfbewegung deutete ein kleines ergebenes Nicken an.
Seine Hände griffen zum Saum ihres Shirts, zogen den Stoff langsam über ihren Oberkörper hinauf.
„Es war Unsinn von mir, mein Leben mit Dir anzuzweifeln, heute Morgen, Mali! Mir ist es noch nie in meinem Leben so gut gegangen wie jetzt, mit Dir! Es tut mir leid!“
Malgorzatta schüttelte den Kopf, so gut es ging im Liegen.
Sie schlüpfte aus ihrem Shirt. Schob ihre Hände schnell wieder auf Gs warmen Rücken.
„Nein, G.“
Sie sah ihn an.
Zog sein Shirt langsam über seinen Rücken hinauf.
„Das war völlig in Ordnung. Wenn das hier nicht okay für Dich ist werden wir das ändern! Nur bitte … lass` es  mich wissen!“
„Im Moment … ist das hier völlig in Ordnung für mich!“ raute G ihr zu.
Er wand sich aus seinem Shirt.
Malgorzatta ließ es auf die Bettdecke fallen.
Lächelte ihm zu.
Sie legte beide Arme um seinen Hals.
„Es ist schön mit Dir hier! Nachmittags. In unserem Haus. In unserem Bett!“
G lächelte.
„Findest Du?“
Er ließ seine Lippen sanft ihren Hals, ihre Brust, ihren Oberkörper hinabstreicheln während er fragte. Er sah zu ihr hoch.
Sein Atem hinterließ eine warme Spur auf ihrer Haut. Ab und zu tupfte seine Zungenspitze dazwischen. Seine Barthärchen kratzten. Als er ihren Bauchnaben erreichte zwickte er ihre Haut leicht mit seinen Zähnen.
Malgorzatta stöhnte leise auf.
Streichelte mit der Hand sanft über seinen Hinterkopf. Gs kurze braune Haare kratzten.
„Ja.“ flüsterte sie ihm zu.
„Ich hab` mir auch schon vorgestellt … ob wir vielleicht Weihnachten hier verbringen können. Es wär` schön mit dem Kamin … und mit einem kleinen Baum. Ich stell` mir den Weihnachtsmorgen hier schön mit Dir vor, G!“
Sie kratzte mit den Fingernägeln leicht über seinen Nacken.
Sie fühlte sich ein bisschen unbehaglich, es auszusprechen.
Vielleicht verschaffte es G ein bisschen Zuversicht für das Wohnen hier, für ihre eigenen vier Wände. Vermittelte ihm ein bißchen Geborgenheit, auf die er sich einlassen konnte. Andererseits setzte es ihn aber eventuell bloß unter Druck, falls er wirklich nicht hier bleiben wollte.
„Das bekommst Du!“
G zog für einen Moment die Haut über ihrem Bauchnabel zwischen seine Lippen.
Malgorzatta konnte nicht sprechen.
Musste sogar den Atem anhalten, denn das Gefühl von Gs warmer Haut so großflächig an ihrer war einmal mehr überwältigend.
Noch einmal biss G sanft in ihre Haut bevor er seine Lippen wieder sanft ihren Oberkörper hinaufwandern ließ.
„Wenn Du Weihnachten hier haben möchtest, Mali, bekommst Du es auch!“ flüsterte er ihr zu bevor er sie küsste.
„Wenn Du magst … können wir nachher auch Eggnog machen!“
Malgorzatta musste lachen.
„Das ist süß von Dir, G!“
Als sie ihn Weihnachten besuchte hatte war er extra mit ihr Eggnog trinken gegangen weil sie seit Jahren keinen mehr gekostet hatte.
Sie schlang beide Arme um seine Schultern und zog ihn zu sich.
Sie kochten fast nie zusammen.
Sie konnte es nicht und G hatte selten Zeit und auch nicht viel Interesse daran. Irgendwie konnte sie immer eine Kleinigkeit machen.
Für größere Sachen gab es Restaurants und Lieferdienste.
Malgorzatta spürte Gs Hände zu ihrem Rücken wandern.
Behutsam zum Verschluss ihres BHs, den er geschickt, ohne hinsehen zu müssen, aufhaken konnte während er sie küsste.
Sie drängte sich an ihn.
Sie liebte es, seine warme nackte Haut so großflächig über ihrer zu spüren. G streifte das Kleidungsstück mit der Rechten behutsam von ihren Armen, ließ es auf die Decke fallen.
Er sah sie an.
Malgorzatta fiel es noch immer schwer, seinen durchaus wohlwollenden Blicken stand zu halten. Sie war nicht perfekt. War sie nie gewesen, doch ihr Alter trug nicht gerade zum Vorteil dazu bei.
G sah nicht nur großzügig darüber hinweg.
Er versicherte ihr auch immer wieder, wie wundervoll sie für ihn war.
Und es geschah fast nie, dass er in ihrer Gegenwart anderen, attraktiven Frauen nachsah.
Seine Rechte streichelte jetzt sehr langsam, sanft ihren Oberkörper hinab, bis zum Bund ihrer Jeans.
Er nahm seine Linke zur Hilfe. Öffnete sacht den Knopf ihrer Jeans.
Malgorzatte konnte das nicht untätig geschehen lassen.
Sie streichelte mit den Händen, ihren Fingernägeln sacht über seine Unterarme.
Seine langen braunen Härchen dort kitzelten ihre Fingerkuppen.
Es war eine zärtliche Geste mit der G den Zipper ihres Reißverschlusses ergriff, ihn langsam hinab zog. Behutsam schob er den dicken Stoff etwas beiseite. Dann beugte er sich leicht über sie und berührte mit den Lippen lange, nachdrücklich den Bereich unter ihrem Bauchnabel.
Malgorzatta stöhnte leise, behaglich.
Wieder ließ sie ihre Rechte sanft über Gs Hinterkopf streicheln.

Sie musste eingeschlafen sein. Tief und fest.
Es war eine Bewegung, die sie weckte.
G lag noch immer ganz nah bei ihr. Sein linker Arm lag um ihren Körper.
Er hielt sie noch immer ganz fest an sich gedrückt.
Es war warm unter der Decke. An Gs warmen Körper.
Es wurde dunkel im Zimmer. Dämmerung.
Müde schob sie ihren Arm über Gs. Schob ihre Finger zwischen die seinen. Sie spürte, wie G seine Finger fest zwischen die ihren schob. Er küsste ihren Nacken.
„Bist Du wach?“
„Nicht richtig.“ gab Malgorzatta zurück.
Sie spürte, wie G sie erneut küsste.
Sie umfasste seine Finger noch etwas fester. Presste seinen Arm sekundenlang fest an ihren Körper.
„Wie geht es Dir?“
Entschlossen wandte sie sich zu ihm um, sah ihn fragend, prüfend an.
Soweit sie das in der schwindenden Helligkeit des Tages erkennen konnte war sein Gesichtsausdruck ausgeruht, entspannt. Sie spürte die Ruhe, die er ausstrahlte.
„Ganz gut.“
Gs Hand rutschte an ihren Hinterkopf. Er küsste sie.
„Du hast Dich so gut um den Patienten gekümmert. Es war wundervoll, Mali.“
Malgorzatta musste lächeln.
Sie streichelte über seine Wange.
„Ja. Es war wunderschön, G. Es ist immer noch wunderschön mit Dir.“
G lachte leise.Es klang fast ein bisschen verlegen.
Malgorzatta streichelte noch einmal über seine Wange.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie ihm zu.
G küsste sie erneut.
Seine Hand streichelte sacht durch ihre kurzen Haare.
„Ich liebe Dich auch. Sollen wir nachher etwas Essen fahren?“
„Wonach ist Dir denn?“ erkundigte sich Malgorzatta, suchte im Halbdunklen seinen Blick.
G zuckte kurz die rechte Schulter.
„Wonach ist Dir?“
„Weiß ich nicht.“ gab sie zurück.
„Überlegen wir uns gleich noch?“
„Okay.“ erwiderte G.
„Ich geh` eben duschen und dann sehen wir weiter, ja?“
Malgorzatta nickte.
G küsste sie rasch.
Dann ließ er sie behutsam aus seiner Umarmung rutschen, stand auf und streifte seine Shorts über.
„Wo ist mein Telefon, Mali?“
„In meiner Handtasche. Unten auf dem Küchentisch.“ gab Malgorzatta zurück. Ruhig. Entspannt.
Dann sickerte allmählich in ihre Gedanken, was noch unten in der Küche lag.
Sie rutschte von der Matratze, streifte hastig ihr Shirt, ihre Jeans über während sie G hinterher nach unten in die Küche folgte.
„Was …?“
Er hatte die Papiere von Malisha schon in der Hand als sie in den Raum kam.
G sah sie fragend an.
„Malisha war da als Du geschlafen hast!“ berichtete Malgorzatta ihm schnell.
„Sie hat das hereingereicht! Du möchtest das bitte durchlesen, sie möchte das in ihrem Blog veröffentlichen!“
G schüttelte den Kopf.
Er las es gar nicht erst. Warf bloß einen kurzen Blick auf die Photos.
„Ich glaube, ich muss mit den Eltern reden!“ meinte er und legte die bedruckten Blätter beiseite.
Er griff in ihre Handtasche und nahm sein Smartphone heraus, wischte das Display frei, warf einen kurzen Blick darauf.
„Ich bin duschen.“ meinte er dann, drückte ihr einen raschen Kuss auf die Wange und ging dann nach oben.
Malgorzatta nickte.
Sie schob ihre Teetasse in die Mikrowelle und schaltete das Gerät an.
Ihre Kopfschmerzen waren verschwunden. Der Schlaf hatte ihr gut getan.
Auf dem Tisch, neben ihrer Tasche, lag noch die Packung Tabletten, die sie im Krankenhaus bekommen hatten. Die Flasche Magnesiummilch stand daneben.
G hatte es bisher sehr erfolgreich vermieden, auch nur einen Schluck der Medizin zu nehmen.
Sie konnte ihm das auf Dauer nicht durchgehen lassen.
Sonst würde er wirklich noch ein Magengeschwür bekommen.
Nachdem sie ein paar lange Schlucke von ihrem Tee getrunken, einen Keks gegessen hatte, nahm sie die kleine Flasche vom Küchentisch und verließ die Küche.
Zu ihrem Erstaunen kam ihr G auf der Treppe entgegen.
Er hatte sogar seine Jacke an, roch betörend frisch geduscht und hatte sogar noch ein paar Wassertropfen in seinen Haaren glitzern.
„Tut mir leid, Mali, ich muss weg! Hetty hat angerufen!“
„G, Du bist krank!“
Es war heraus ehe sie es verhindern konnte, es stimmte nur zum Teil, doch ihre Enttäuschung war hundertprozentig.
„Kannst Du Dich … Du solltest Dich noch ein bisschen ausruhen nach heute Morgen!“
„Ist dringend, wirklich!“
G legte seine Hand an ihre Wange, beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
„Ich ruf` Dich an wenn es länger dauert!“
Malgorzatta reichte ihm wortlos die kleine Flasche.
G nahm sie. Sah sie an.
Er war auf dem Sprung. Doch er rührte sich nicht von der Stufe weil sie nicht mit ihm sprach. Er wollte ihre Zustimmung.
Sie konnte ihm nicht `mal böse sein. Es war sein Job.
„Bitte, pass` auf Dich auf, G!“
Sie streichelte über seinen Arm.
„Natürlich.“
Rasch lief er die Treppe hinab und holte seine Tasche.
Malgorzatta blieb im Flur stehen.
Sie fing Gs kurzes Lächeln auf als er das Haus verließ, erwiderte es rasch bevor er die Haustür zuzog.
Sie hörte seinen Wagen wegfahren.

G war am nächsten Morgen ganz normal zum Büro gefahren.
Er nur ein paar Minuten weg als es an der Tür klopfte.
Malgorzatta öffnete widerwillig.
Und fand sich Malisha gegenüber.
Die Siebzehnjährige war wie immer sorgfältig zurecht gemacht. Erneut hatte sie ausgedruckte Bilder in der Hand.
„Hi Malin!“
Sie gab sich kaum noch Mühe, ihre Abneigung ihr gegenüber zu verbergen.
„Guten Morgen, Malisha.“ meinte Malgorzatta betont förmlich zu ihr. Sie sah das Mädchen ruhig an.
In Malishas Gesicht veränderte sich etwas.
Malgorzatta konnte es nicht einordnen.
Doch es alarmierte sie.
„Ich denke … „ Malisha schien es zu genießen als sie ihr jetzt die ausgedruckten Bilder reichte.
„ … Du solltest wissen, dass George Dich betrügt! Hier, bitte!“
Ihre Stimme klang herausfordernd. Triumphierend.
Malgorzatta sah sie an.
Sie war so perplex, dass sie automatisch zu den Ausdrucken griff.
Malisha grinste sie an. Schadenfroh.
Dann machte sie auf ihren hohen Absätzen kehrt und stöckelte den Steinweg hinab durch den Vorgarten davon.
Malgorzatta warf die Tür zu.
Im Hausflur betrachtete sie die drei DIN-A4-Seiten.
Sie zeigten jeweils zwei 10 x 15er Farbfotos, farbig, etwas unscharf ausgedruckt.
G war auf ihnen zu sehen.
Mit einer Frau vielleicht Anfang, Mitte Dreißig, mit halblangen, dunklen Haaren, glatt. Ihr Gesicht wurde zur Hälfte von einer Sonnenbrille mit ungewöhnlich großen, getönten Gläsern verdeckt, wie man sie in den 70ern getragen hatte.
Die Frau war mit einem eleganten Business-mäßigen Hosenanzug mit einer grauen Bluse gekleidet. Nicht mal unangemessen weit aufgeknöpft. Ihre Schuhe waren flach. Über der Schulter trug sie eine große dunkelgraue Beuteltasche.
Es war nicht Malgorzattas Eifersucht, die auf die Bilder ansprang.
Es war das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte.
G wirkte auf den Bildern nicht vertraut mit der Frau. Zumindest nicht so vertraut, wie Malisha es ihr zu implizieren versucht hatte.
Er hielt einen angemessenen Abstand zu ihr ein.
Malgorzatta fühlte sich nicht in der Lage zu bestimmen, wo die Bilder gemacht worden waren. G trug die Sachen, die er gestern angehabt hatte.
Er war gestern spät nach Hause gekommen.
Es war nach zehn gewesen.
Er hatte ihr nichts von dem neuen Auftrag erzählt. Nur, dass er nicht abgeschlossen war. Sie hatte absolut keinen Grund, ihm nicht zu glauben!
Doch etwas anderes war weitaus beunruhigender!
Malgorzatta holte ihre Jacke, ihre Tasche, ihren Autoschlüssel.
Sie verließ das Haus und machte sich auf den Weg zum NCIS-Gebäude.
Von unterwegs versuchte sie, G anzurufen. Er ging nicht `ran.
Also rief sie Hetty an als sie vor dem verschlossenen Tor des getarnten Gebäudes stand, in der Hoffnung, dass sie ihr Einlass verschaffen würde.
Tatsächlich öffnete sie ihr das Tor.
Malgorzatta fuhr in die Tiefgarage und eilte von dort über den Hof, und wirklich und wahrhaftig kam ihr Hetty am Holztor, dem Haupteingang des Gebäudes, entgegen.
„Malin … was führt Sie her? Ihr Besuch überrascht uns!“
„Guten Tag, Hetty!“ meinte Malgorzatta rasch.
„Tut mir leid, dass ich störe! Ist G hier?“
„Mister Callen und sein Team haben eine Außeneinsatz!“ antwortete Hetty förmlich, gab aber die Tür frei.
„Bitte Malin! Es muss etwas Wichtiges sein wenn Sie herkommen!“
„Danke.“
Malgorzatta trat ein.
Obwohl sie bereits unzählige Male hier gewesen war, beeindruckte sie das weit verzweigte, im spanischen Stil gehaltene Gebäude. Sie mochte es. Es erinnerte sie immer wieder an ihre spezielle Verbindung mit G.
„Bitte Malin, gehen Sie in mein Büro!“
Hetty wies in dem langen Flur, mit den leicht unebenen Steinplatten entlang, zu ihrer Büroecke.
„Danke.“ meinte Malgorzatta noch einmal. Sie schlug die angegebene Richtung ein.
Ganz automatisch wandte sie am Ende des Flures ihren Kopf nach rechts.
Zu Gs Arbeitsplatz.
G war nicht dort.
Auch keiner der anderen war zu sehen.
Mit einer erstaunlich unauffälligen Geschwindigkeit überholte Hetty sie in der Mitte der sich kreuzenden Gänge und wies in ihrer Büroecke auf die Korbstühle vor ihrem Schreibtisch.
„Bitte!“
Sie selbst setzte sich auf ihren Platz hinter dem Schreibtisch.
Aus Respekt vor Hetty, vor all dem, was sie schon für G getan hatte, nahm Malgorzatta erst Platz als Hetty schon saß.
„Also Malin, was gibt es?“ erkundigte sie sich und sah sie aufmerksam-freundlich an.
Malgorzatta legte ihr die ausgedruckten Bilder auf den Tisch.
„Die hat die siebzehnjährige Tochter unserer Nachbarn gemacht. Sie hat ein Auge auf G geworfen. Sie hat mir die Fotos gegeben mit der Aussage, dass G mich mit der Frau betrügen würde. Aber ich mache mir mehr Sorgen weil Malisha einfach so Fotos machen kann wenn G vielleicht gerade undercover ist! Dass sie in irgendetwas 'reingerät'! Bei irgendetwas stört!“
Hetty nahm die Blätter zur Hand und betrachtete sie eingehend.
„Recht haben Sie, Malin!“ meinte sie nach einer langen Weile.
Sie ließ die Blätter sinken und sah sie neugierig an.
„Und wie verhält sich Mister Callen der jungen Dame gegenüber?“
Malgorzatta schüttelte leicht den Kopf.
Sie konnte kaum glauben, dass Hetty das wirklich fragte.
„Er nimmt sie kaum wahr! Wenn, dann als störend! Er ist beruflich sehr engagiert!“
Hetty lachte.
„Oh ja, das ist er!“
Ihr Blick wurde fast ein wenig bohrend.
„Und es ist für Sie ausgeschlossen, dass Mister Callen Sie mit dieser Frau betrügt?“
Sie bewegte kurz die Blätter in ihrer Hand.
Malgorzatta sah sie an.
Sie verstand nicht, was Hetty mit dieser Frage bezweckte.
G war für sie in dieser Hinsicht über jeden Zweifel erhaben. Ihr Gefühl vermittelte ihr das unumstößlich!
Hetty nickte.
„Diese Frau ist Allison Petkou.“ erzählte sie ihr dann.
„Wir haben ernstznehmende Hinweise darauf, dass sie eine gesuchte Profikillerin ist. Gestern Abend ist sie am Flughafen durch die Gesichtserkennung aufgefallen und wir beobachten nun, um herauszufinden weswegen sie hier ist. Es ist Mister Callen gelungen, unter einem Vorwand Kontakt mit ihr aufzunehmen. Das zeigen diese Bilder. Es ist besorgniserregend, das alles beobachten konnte, da stimme ich Ihnen zu!“
Malgorzatta hörte Schritte auf dem Steinboden, von mehreren Personen, die hereinkamen.
„Mali?“ hörte sie Gs fragende Stimme.
Sie wandte sich um.
G kam langsam in Richtung Hettys Büro.
Sam war am Eingang zu ihren Arbeitsplätzen stehen geblieben, sah wachsam zu G.
Kensi und Marty waren ebenfalls auf dem Weg zu ihren Schreibtischen, ließen Callen aber auch nicht ganz aus den Augen.
„Leisten Sie uns bitte Gesellschaft, Mister Callen!“ forderte Hetty ihn freundlich, mit einer einladenden Handbewegung zu dem noch freien Stuhl auf.
„Alles in Ordnung, Mali?“ fragte G besorgt, Malgorzatta spürte seine Hand an ihrer Schulter während er schräg hinter ihrem Sessel stehen blieb, keine Anstalten machte, Hettys Aufforderung nachzukommen.
„Alles gut, G!“ versicherte sie ihm rasch, streichelte über seine Hand, sah zu ihm hoch.
„Setzen Sie sich, Mister Callen!“ bat Hetty noch einmal, in dem gleichen freundlichen Ton.
G ließ sich in den freien Sessel links neben ihren sinken.
Malgorzatta sah ihn an.
Er sah besorgt aus. Ernst.
Als er ihren Blick spürte wandte er den Kopf und sah sie an.
Sie lächelte ihm beruhigend zu.
Hier, vor Hetty, und vor dem Team, an seiner Arbeitsstelle, wollte sie gewiss keine Zärtlichkeiten mit ihm austauschen.
Aber sie wollte ihn auch nicht so besorgt sehen.
Rasch langte sie zu ihm herüber und streichelte mit der Linken über seinen Arm.
Hetty reichte G die Bilder über den Schreibtisch.
„Es scheint mir, Mister Callen, als wäre das Treffen mit Pekou nicht unbeobachtet geblieben!“ meinte sie dabei.
„Und wie Malin mir gerade berichtete, ist es einer Siebzehnjährigen gelungen, Ihr Team und Sie zu umgehen und diese Fotos zu machen!“
„Wer … ?“
G sah verblüfft auf die Bilder.
Sein Blick wanderte fragend zu ihr.
Seine absolute Ahnungslosigkeit war nur noch ein weiteres Anzeichen dafür, dass er Malisha nicht wahr nahm.
„Malisha.“ erklärte Malgorzatta ihm halblaut.
„Rafferty. Von nebenan. Sie hat sie mir heute Morgen gegeben als Du weg warst und gesagt, Du würdest mich mit dieser Frau betrügen!“
G sah sie an.
Malgorzatta sah, dass direkt ein wenig Farbe aus seinem Gesicht wich.
„Ich schlage vor, Miss Blye und Mister Deeks bringen die junge Dame erstmal ins Bootshaus.“ meinte Hetty jetzt.
„Mister Callen, wie weit sind Sie mit der Observation?“
„Wir … ich … das Hotelzimmer ist verwanzt.“
Malgorzatta hatte noch nicht oft erlebt, dass G nach Worten rang. Seine blauen Augen hingen an ihr, obwohl er mit Hetty sprach.
„Pekou kann das Hotel nicht verlassen ohne dass wir Kenntnis davon bekommen. Bisher hat niemand Kontakt zu ihr aufgenommen!“
Hetty nickte.
„Malin, haben Sie schon `mal mit Malisha gesprochen? Oder mit ihren Eltern?“
Malgorzatta schüttelte den Kopf.
Sie spürte, wie G zu ihr herüber langte, kurz über ihren Arm streichelte.
Malishas Anschuldigung schien ihn total verunsichert zu haben.
„G … Mister Callen … hat sie bisher ignoriert. Wir dachten, wenn ihre Bemühungen nicht auf Erwiderung stößt … dass sie dann irgendwann von alleine aufhört!“
Hetty nickte zustimmend.
„Mister Callen, wir machen mit unserem Plan weiter wie besprochen was Pekou betrifft! Miss Blye und Mister Deeks werden sich um Ihre Nachbarstochter kümmern. Zur Not wird sie ein paar Tage in unserer Obhut verbringen!“
„Okay.“ meinte G sofort und stand auf.
Er wandte sie ihr zu, griff mit der Hand um ihren Arm.
„Mali, kommst Du … „
„Setzen Sie sich, Mister Callen!“ meinte Hetty streng.
G wandte sich verwundert zu ihr um und sah sie an.
Auch Malgozatta alarmierte ihr scharfer Ton.
Sie hatte bestimmt keinen Grund, so mit G zu sprechen.
G ließ sich wieder in den Sessel sinken ohne Hetty aus den Augen zu lassen.
„Mister Callen, das LAPD hat uns vorhin eine Anzeige übermittelt!“ fuhr Hetty ernst fort.
„Sie liegt dort gegen Sie vor wegen eines Übergriffes auf eine junge Frau im Rahmen einer Personendurchsuchung als … „
Sie nickte kurz in ihre Richtung.
„ … als Sie auf der Suche nach Malin waren!“
G schwieg.
Er erwiderte Hettys Blick fest. Er verteidigte sich nicht `mal während Malgorzatta das Gefühl hatte, der Boden unter ihren Füßen würde schwanken obwohl sie saß.
„Was soll das heißen … ein Übergriff?“
Ihr Herz klopfte überlaut.
Hetty wandte ihren Blick ihr zu.
„Nun ja … die junge Dame gibt an, von Mister Callen während einer Durchsuchung unangemessen berührt worden zu sein!“
„Niemals!“ keuchte Malgorzatta.
Sie sah zu G.
Sein Gesicht war ausdruckslos. Nur hatte es noch ein bisschen mehr an Farbe verloren. Jetzt öffnete er den Mund. Sah sie an. Schwieg. Schloss den Mund wieder.
Es war eine absurde Idee.
Wenn sich jemand wie ein absoluter Gentlemen benahm, dann G.
Malgorzatta fiel sofort die Szene bei der Weihnachtsfeier ein, bei der Kensi ein weit ausgeschnittenes T-Shirt getragen hatte und sich irgendwann über dem Tisch beugte, um nach etwas weit Entferntem zu greifen.
G hatte sofort die Augen abgewandt.
Als Malgorzatta ihn später dafür gelobt hatte, hatte er sogar ein wenig verlegen reagiert.
Diese Beschuldigung jetzt konnte nur völlig haltlos sein. Im Zusammenhang mit Malishas Advancen konnten sie jedoch böse Folgen haben.
„Das sollten Sie wissen, Mister Callen!“ fuhr Hetty jetzt fort.
„Von den Leuten im Team ist nur Mister Deeks darüber informiert, aus nachvollziehbaren Gründen! Ich schlage vor, wir kümmern uns erst um Pekou und dann um die andere Sache! Mister Deeks wird sich dann um einen Termin für Ihre Aussage auf dem Revier kümmern!“
„Danke Hetty!“
G stand auf.
Wieder beugte er sich sofort zu ihr herüber, umfasste ihr Handgelenk.
„Ich muss mit Dir reden!“
Er wandte sich kurz zu Hetty um.
„Entschuldigen Sie uns!“
Hetty nickte bloß.
„Alles gut, G!“ versicherte Malgorzatta ihm rasch während sie aufstand.
Nach außen wirkte er ruhig, doch sie spürte, wie aufgeregt er war.
Sie langte nach seinem Arm, streichelte darüber.
„Alles gut, G, es ist alles in Ordnung!“ meinte sie noch `mal zu ihm, so ruhig sie es eben vermochte, während sie ihm aus Hettys Büro folgte. G zog sie in den kleinen Flur links.
„Ich habe nichts getan!“ versicherte er ihr rasch, als er vor ihr stehen blieb. Seine Stimme bebte. Seine Augen hingen groß an ihr.
„Was ich mit Allison Pekou zu tun hatte war nur beruflich und ich habe diese … diese Frau, als Du weg warst … ich habe sie nicht angefasst! Ich habe sie nur durchsucht! Normal durchsucht! Ich habe … „
„Ich weiß, G!“ unterbrach sie ihn rasch, streichelte über seinen Arm. Sie spürte, dass er leicht zitterte.
„Es ist alles in Ordnung! Ich weiß, dass Du nichts getan hast, G!“ versicherte sie ihm eindringlich.
Sie grub ihre Finger fest in seinen Unterarm.
So unbeteiligt er ihr eben erschienen war, um so aufgeregter schien er jetzt.
Sie sah bestimmt, eindringlich zu ihm hoch.
Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sein Gesicht war blass. Gs Atem war so aufgeregt, schnell, dass sie es hören konnte.
„Es ist alles in Ordnung, G! Bitte, lass` uns eins nach dem anderen machen, ja? Jetzt ist erst eure … eure Killerin dran und dann machen wir das andere! Die Anzeige und dann Malisha! Wir kriegen das hin, G!“
G sah sie an.
Sie konnte sehen, dass er ruhiger wurde.
Dafür fühlte sie sich von Minute zu Minute beunruhigter.
Wieder einmal stand … ja, was stand eigentlich auf dem Spiel?
Ihre Beziehung? Gewiss nicht! Sie wusste, dass G nichts Unrechtes getan hatte!
Ihr Haus? Das war nicht lebenswichtig!
Gs berufliche Zukunft? Hetty vertraute G ebenfalls, sonst hätte sie ihn augenblicklich suspendiert.
Es war nicht wirklich schlimm. Das Einzige, was Malgorzatta wirklich berührte, ärgerte, war einmal mehr die Beeinträchtigung für G. Dass ihm wieder Steine in den Weg gelegt wurden als habe er nicht schon genug durchgemacht.
Gs Blick ruhte noch immer auf ihr.
Er legte seine Hand auf ihre Wange und küsste sie rasch.
Malgorzatta empfand das als Ungeheuerlichkeit hier im Flur, seiner Arbeitsstelle, wo es sicher unzählige Überwachungskameras gab.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte sie rasch gegen seine Lippen, umfasste sein Handgelenk sanft.
Eine kleine pummelige Frau mit zwei Aktenordnern ging an ihnen vorbei.
Man merkte, dass sie sich bemühte, den Blick abgewandt zu halten, doch es gelang ihr nicht wirklich.
Malgorzatta bemühte sich, eine Haltung einzunehmen, als würde sie hier arbeiten und leihe Agent Callen bloß eben ihren Kugelschreiber aus.
G schien sie auch bemerkt zu haben.
Mittlerweile schien er sich wieder so weit gefangen zu haben, dass es auch ihm unangenehm war.
Er räusperte sich leicht.
„Ich … komm` so schnell wie möglich nach Hause, ja? Wir müssen den Fall hier noch abschließen … „
Seine Hand streichelte etwas verstohlen ihre Wange.
„ … komm, ich bring` Dich zum Auto, ja?“
Er sah sie an.
Fast lag die Bitte in seinem Blick, ihm jetzt nicht noch mehr Schwierigkeiten zu bereiten. Sie war meilenweit davon entfernt.
„Gerne, G! Danke!“
Sie lächelte ihn an und wandte sich gleich zum Gehen.
Es fiel ihr unheimlich schwer, ihn jetzt alleine zu lassen.
Doch Sam und die anderen würden auf ihn achten!
Sie spürte Gs Hand leicht an ihrem Rücken als sie den Weg Richtung des anderen Flures, Richtung des Ausganges einschlug.
Hetty war nicht mehr in ihrem Büro.
Malgorzatta sah, beim Durchqueren des kleinen Platzes, an dem die vier Gänge sich trafen, gewohnheitsmäßig zu der Ecke mit den Schreibtischen, und jetzt auch, um Sam zu grüßen.
Aus dem Augenwinkel meinte sie dabei, auf dem großen Bildschirm schräg neben Deeks Schreibtisch, der in Schwarz-Weiß eine Hotelhalle zeigte, eine bekannte Gestalt zu erkennen.
„G … „
Malgorzatta blieb stehen, wies zum Bildschirm.
„ … da war Malisha!“
G stoppte direkt hinter ihr.
„Was?“
Malgorzatta wies noch `mal zum Bildschirm.
„Das ist eine Hotelhalle, oder? Da war Malisha! Kannst Du es zurückspulen lassen? Ich bin mir ziemlich sicher! Ich hab` ihre Sandalen erkannt!“
„Sam, ich brauch` sofort Pekous Aufenthaltsort!“ rief G ihm zu, ergriff dabei ihren Arm.
„Komm!“
Er zog sie Richtung der Treppe.
Die Stufen hinauf und das Stückchen über den Flur, direkt hinein ins den Computerraum, dessen automatische Türen mit dem typischen Wischgeräusch beiseite strichen, an das sie sich nur noch allzu gut erinnern konnte.
Links auf der großen Bildschirmleinwand war das schwarz-weiße Überwachungsvideo der Hotelhalle zu sehen.
Eric saß an einem der PC-Bildschirme links neben der Tür.
Nell stand vor der Leinwand, mit dem Steuerungstablett.
„Pekou hat das Hotel nicht verlassen, befindet sich aber in einem toten Punkt im Flur zum Restaurant!“ meinte sie hastig als sie hereinkamen.
„Eric, spiel` das Video der Halle fünf Minuten zurück!“ ordnete G rasch an, zeigte auf die Leinwand.
„Natürlich Callen!“ erwiderte Eric und tippte ein paar Tasten.
Das Bild auf der großen Leinwand verschwamm kurz.
Wurde wieder klar. Zeigte die Hotelhalle. Verschiedene Leute kamen und gingen. Checkten ein oder checkten aus. Andere warteten in der Sitzecke vor der Glaswand, lasen Zeitung, sahen auf ihre Telefone.
Nach etwa anderthalb Minuten durchquerte Malisha die Hotelhalle. Sie ging langsam, schlenderte, wirkte beschwingt. Sie verließ das Hotel.
G verzog das Gesicht.
„Eric, hol`Deeks, Sam und Kensi!“
Gleichzeit wandte er sich ihr zu und berührte sie leicht am Arm.
„Fahr` nach Hause, ja? Ich melde mich!“
Malgorzatta nickte sofort.
„Ja.“
G war im Aktionsmodus. Ihm jetzt zu widersprechen wäre nicht gut. Doch sie wollte das auch gar nicht, es gab keinen Grund.
Bei dem, was er im Moment am Hals hatte, ging es für sie nur darum, ihm alles anderen Probleme aus dem Weg zu räumen.
Sie lächelte Nell beim Herausgehen zu.
„Bye Eric.“ meinte sie halblaut.
Die anderen kamen ihr auf dem Flur entgegen. Sie ließ ihnen den Vortritt.
Dann ging sie die Treppe hinab und sah dabei automatisch zu Hettys Büro.
Hetty war nicht dort.
Malgorzatta verließ das Gebäude und ging zur Tiefgarage, machte sich auf den Weg zurück nach Hause.
Gerade eben, bevor sie dort den Blinker setzten wollte um auf ihr Grundstück abzubiegen, sah sie den Wagen.
Er parkte gegenüber ihrem Haus.
Eine Person, die sie nicht erkennen konnte, saß ruhig auf dem Fahrersitz und fühlte sich offenbar sicher. Oder unantastbar.
G hatte ihr solche Situationen immer eingeschärft.
Jetzt verstand sie mit einem Mal, warum er mit dem Haus haderte.
Beständigkeit war gefährlich. Man konnte um so leichter ausspioniert werden wenn man feste Gewohnheiten an den Tag legte. Man wurde berechenbar.
Diese plötzliche Erkenntnis ging ihr durch und durch. Die Ahnung, dass sie vielleicht nie in der Lage sein würden, ein normales Leben zu führen.
Dennoch fuhr sie instinktiv weiter.
An dem Wagen vorbei.
Sie wagte nicht hinzusehen, wer am Steuer saß, sie wollte die Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen.
Sie griff zu dem Smartphone in ihrer Handtasche und bestätigte Gs Nummer.
Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
„Mali, was gibt`s?“
„G, jemand beobachtet unser Haus!“ erzählte sie ihm rasch.
„Das Kennzeichen ist Sieben Ef Ge Ha Drei Drei Neun, Kalifornien. Ich konnte nicht erkennen, ob ein Mann oder eine Frau am Steuer sitzt, ich wollte nicht so hinsehen. Moment … „
Sie warf einen Blick in den Rückspiegel.
„ … der Wagen ist jetzt hinter mir! Folgt mir!“
„Wo bist Du?“ fragte G sofort.
„Ich fahre gerade aus unserer Straße `raus!“ ließ Malgorzatta ihn wissen.
„Richtung Lavender Lane. Soll ich ins Clearmont fahren, ihr habt da die Kamera?“
„Nein, fahr` zum Bootshaus!“ wies G sie an.
„Kensi und Deeks sind auf dem Weg dorthin, Sam und ich kommen auch! Eric kann auf eurem Weg die Verkehrskameras anzapfen! Bleib` auf dem Weg auf der Hauptstraße, Mali, ja? Bleib` da, wo Leute sind! Wir sind gleich da!“
„Alles in Ordnung, G, mach Dir keine Sorgen!“ versicherte sie ihm.
Der Wagen folgte ihr noch immer.
Malgorzatta lotste ihn gehorsam zum Hafen.
Sie parkte, als ob sie nichts bemerkt hätte, auf dem der Bootshütte nächsten öffentlichen Parkplatz, zog sich in aller Seelenruhe einen Parkschein und schlenderte dann auf dem belebten Hauptweg entlang.
Restaurants gab es hier, kleine Souvenirgeschäfte, einige Freiluftstände, Cafés. Leute saßen an Tischen draußen und genossen ihre Mahlzeiten. Andere bummelten in der Sonne.
Es waren genug Passanten um kein unbemerktes Verbrechen begehen zu können.
Malgorzatta blieb an dem weiß lackierten Zaun stehen, der den Weg von den Zugängen zu den Stegen abgrenzten.
Ganz hinten in der Ferne, links, konnte sie das Bootshaus erkennen.
„Wo ist Ihr Mann, Mrs. Callen?“
Die Frau tauchte aus dem Nichts links neben ihr auf.
Stellte sich neben sie an den Metallzaun.
Malgorzatta erkannte sie sofort von den Fotos wieder, die Malisha ihr gegen hatte.
Allison Pekou.
Sie trug wieder den Hosenanzug und die große Beuteltasche über der Schulter. Zudem hatte sie jetzt eine kleinkalibrige Pistole in der Hand, die sie auf sie richtete.
„Ich nehme an, arbeiten.“ gab Malgorzatta so ruhig wie nur möglich zurück und bewegte sich nicht.
„Warum interessiert Sie das? Wer sind Sie?“
Jetzt sah sie die Frau an.
Sie hatte ihre Augen hinter der großen Sonnenbrille verborgen.
„Allison Pekou.“ gab sie zurück.
„Ihr Mann und ich haben beruflich miteinander zu tun! Dachte ich jedenfalls! Bis Ihre reizende Nachbarstochter mich aufgeklärt hat!“
Malgorzatta sah sich möglichst unauffällig um.
Leute schlenderten vorbei. Viel zu viele.
Es gab keinen Hinweis auf die Anwesenheit von Sam, Kensi oder Deeks.
Sie richtete ihren Blick auf Pekou.
„Verstehe ich nicht! Was meinen Sie?“
Allison Pekou lachte.
„Es gibt nichts über einen verliebten Teenager! Die Kleine ist so eifersüchtig, sie muss Ihren Mann und mich am Hotel beobachtet haben und hat mich dann angesprochen. Hat mir von Ihnen erzählt. Von der Arbeit Ihres Mannes im Sicherheitsbereich. Das war etwas ganz anderes als das, was er mich hatte wissen lassen! Sie war so herrlich naiv. Hat mir Ihre Adresse verraten. Mister Callen ist nicht wirklich der Mittelsmann, für den er sich ausgibt!“
„Sie glauben einer eifersüchtigen Siebzehnjährigen?“ erkundigte Malgorzatta sich gelassen, um Zeit zu schinden.
„In diesem Fall … ja!“ gab Pekou zurück.
„Es passte alles so gut zusammen! Sie war so ehrlich, sehr mitteilsam, in der Hoffnung, dass Ihr Mann sich bald von Ihnen trennt! Sie ist so süß in dem Glauben, Sie aus dem Weg schaffen zu können … Ja, die Jugend! Die denken noch, sie könnten die Welt verändern!“
„Und wie kann ich Ihnen da jetzt behilflich sein?“ erkundigte Malgorzatta sich weiter höflich.
Allison Pekou lächelte.
Sie trug einen rot-braunen Lippenstift.
Eine Farbe, die nicht viele Frauen wählten.
„Sie sind meine Versicherung, dass ich das Land wohlbehalten verlassen kann, jetzt … wo das Geschäft … über Ihren Mann, nicht zustande kommen wird!“
„Das kann ich mir nicht vorstellen!“ gab Malgorzatta zurück.
Pekou lachte auf.
Dann packte sie sie am Arm und zog sie vom Zaun weg, während sie ihr die Waffe in die Seite drückte.
„Wir nehmen Ihren Wagen!“
„Sehr gerne!“ meinte Malgorzatta.
Ihr Wagen wurde vom OSP aus GPS-überwacht. G hatte das durchgesetzt.
Aus dem Augenwinkel sah sie jetzt Deeks, der ganz leise, möglichst unauffällig Passanten Zeichen gab, fort zu gehen.
Sam war halb rechts.
Nach ein paar Schritten, noch weit vor dem Parkplatz, tauchte G mit gezogener Waffe hinter der Ecke einer Holzbude auf.
„Stehenbleiben!“
Seine Stimme war scharf.
Er lieb direkt vor ihnen stehen.
Sam kam jetzt langsam von rechts.
Allison Pekou blieb stehen.
„Ich lasse Ihre Frau gehen wenn ich sicher am Flughafen bin, Mister Callen!“ rief sie G zu.
„Soweit wird es nicht kommen!“ gab G ruhig zurück.
„Legen Sie die Waffe weg und lassen Sie sie gehen! Sie kommen hier sonst nicht lebend weg!“
„Ihre Frau dann allerdings auch nicht!“ rief Pekou.
Malgorzatta spürte, wie sie sie noch ein wenig dichter an ihren Körper zog.
`Klar, die ist so dünn, die kann sich hinter mir verstecken!` ging es ihr durch den Kopf.
Fast musste sie ein bisschen grinsen.
Sie sah zu G. Suchte seinen Blick.
Versuchte, sich ganz auf ihn zu konzentrieren.
Sie musste auf ein Zeichen von ihm warten.
Eine winzige Handbewegung vielleicht oder die Andeutung eines Nickens, um sich am Besten nach vorne auf den Boden zu werfen.
Dann hatte er ein freies Schussfeld.
Es knallte ganz unvermittelt.
Malgorzatta spürte Allison Pekou zusammenzucken. Ein Stöhnen kam über ihre Lippen. Die Pistole fiel ihr aus den Fingern.
Allison Pekou brach in die Knie. Ihr Körper stieß gegen ihren.
Malgorzatta machte rasch zwei Schritte beiseite.
Pekou fiel vorneüber und blieb reglos auf dem Bauch liegen.
Blut quoll aus einer großen hässlichen Wunde direkt oben in ihrem Nacken.
Malgorzatta sah G so eben aus dem Augenwinkel herankommen.
Er riss sie am Arm beiseite, stieß mit dem Fuß Pekous Waffe weg und dann kam er zu ihr, zog sie an sich, seine eigene Waffe noch immer in der Hand.
„Mali, alles in Ordnung?“
Seine Stimme zitterte ein bisschen. Sein Körper bebte leicht. Sie spürte sein rasches Atmen gegen ihren Oberkörper und seinen rasenden Herzschlag.
„Alles in Ordnung, G! Alles wunderbar!“
Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihren Kopf an seine Schulter.
„Hatte gerade ein günstiges Schussfeld!“ hörte sie Martys Stimme, mit seiner typischen gespielten Unbekümmertheit.
Malgorzatta sah, über Gs Schulter, wie Kensi sich neben Pekou hockte und zwei Finger prüfend an ihre Halsschlagader legte.
„Sie ist tot, Callen!“ rief sie dann geschäftsmäßig.
Malgorzatta hob den Kopf ein wenig.
„Danke Marty!“ rief sie ihn zu als er etwas näher kam.
Marty lächelte ihr offen zu.
„War mir ein Vergnügen! Und endlich die Gelegenheit, Hetty zu beweisen, dass ich nicht diese zusätzlichen Schießübungsstunden nehmen muss!“
 
 
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