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[Bridgerton] What's a soulmate?

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Liebesgeschichte / P16 / Gen
12.05.2022
12.05.2022
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"Kommen Sie rein."

Die junge Schreibkraft hob die müden Augen von ihren Unterlagen und massierte sich mit beiden Händen die Schläfen. Sie kniff für einen Augenblick die Augen zusammen und fragte sich, ob sie so wirklich den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Eingepfercht in eine Büronische, ständig nur die neuesten, völlig sterbenslangweiligen Lokalnachrichten, in ihren kleinen Laptop tippend. Sie seufzte und beobachtete wie langsam die Tür aufging. Als sie schließlich sah, wer dort eintrat, fiel ihre Kinnlade hinab.

"Elijah?"

Ihre ruhige Stimme durchbrach die Stille für einen Moment, ehe ein Lächeln sich über ihre Lippen legte. Sie schob ihren Stuhl zurück und stand von ihrem Schreibtisch auf, während ein attraktiver, dunkel gekleideter Mann sich mit eleganten Bewegungen auf sie zubewegte. Ein leichtes, nervöses Lächeln lag auf seinem Gesicht, doch in seinen Augen zeichnete sich echte Zuneigung ab.

"Es ist schön dich zu sehen, Elizabeth. Bitte verzeih mir den plötzlichen Überfall."

Seine raue Stimme klang wie die eines Bergtigers oder eines Bären und versetzte die junge Frau in eine kurze, nostalgische Trance. Sofort fand sie sich leicht verdutzt und in einem sanften Schock wider. Sie sah sich selbst, jünger und naiver, in London, umhergejagt von niemand geringerem als dem Klaus Mikaelson. Eine Verbindung aus der Ellie nur mit Hilfe von Elijah Mikaelson lebend herausgekommen war.

"Sag doch sowas nicht. Ich bin immer froh dich zu sehen", erwiderte sie und ließ sich von ihm in eine kurze, freundschaftliche Umarmung ziehen.

Nach kurzem Smalltalk und allgemeinen Höflichkeiten, bot Ellie Elijah an, sich zu setzen, was er tat und schließlich einmal tief durchatmete.

"Das ist eigentlich kein Höflichkeitsbesuch", bemerkte der Mann und hielt dabei stets seinen Blick gesenkt. Er räusperte sich kurz und las aus Ellies Gesicht, dass sie ihm zuhören würde und ihn still bat, weiter zu sprechen.

Er schien einige Zeit mit seinen Gedanken zu ringen, was für Elijah eigentlich eher unüblich war. Er war ein Mann von Klasse, der stets wusste, was er wollte und wie er es bekam. Anders als sein grausamer, blutgieriger Bruder Niklaus, wusste Elijah jedoch, sich zu beherrschen und hielt sich an allgemeine Höflichkeitsregeln. Dazu zählte aber auch, dass er stets wusste, was er zu sagen hatte und sagte es immer gleich gerade heraus. Dieses Mal jedoch, war das nicht so. Schließlich hob er den Blick und fasste einen klaren Gedanken.

"Du weißt doch, dass Menschen manchmal wiedergeboren werden", sagte er langsam.

Die junge Frau fuhr sich nachdenklich mit den Fingerspitzen durch das Haar, mehr als überrumpelt von seiner Aussage. Dennoch nickte sie vorsichtig.

"Ich denke schon", bemerkte sie kühl und nickte, obwohl sie sich eigentlich gar nicht so sicher war. Und sie wusste schon gar nicht, wieso Elijah ausgerechnet sie darüber aufzuklären versuchte.

"Es ist so", fuhr er fort und fuhr sich mit der Hand über das markante Kinn, "Ich habe Besuch von einer Hexe bekommen. Ihr Name ist Genevieve Delacroix."

Offensichtlich schien Elijah irgendeine Reaktion von ihr zu erwarten, doch Ellie hörte ihm nur interessiert, schweigend und leicht verwirrt zu. Er seufzte mit einem müden Lächeln und erzählte nun weiter.

"Nun denn, Madame Delacroix ist eine Hexe und sie besucht mich aus dem Jahr 1813."

Plötzlich spürte Ellie wie ein seichter Schwindel sie überkam. Natürlich wusste sie bescheid. Selbstverständlich verstand sie einiges von Hexen, Vampiren, Werwölfen und noch so vielem mehr. Sie kannte sich aus mit Zeitreisen und den Dämonen, die sich nachts in der Dunkelheit versteckten. Sie kannte das Gesicht von Klaus Mikaelson und sie wusste, dass sie längst tot wäre, wäre sie von Klaus nicht schon seit einer Ewigkeit totgeglaubt. Aber was sie nicht verstand, war das hier. Was wollte Elijah von ihr und was um alles in der Welt hatte all das zu bedeuten? Allerdings beschloss sie noch ein paar weitere Augenblick Ruhe zu bewahren und ihm zuzuhören. Sie schenkte ihm schließlich wieder ihre Aufmerksamkeit.

"Es ergibt sich mir folgende These, über die ich dich gerne aufklären würde. Sie stützt sich auf die Aussagen dieser Hexe, die gerade mich aufgesucht hat. Im Jahre 1789 wurde in London ein Mädchen zur Welt gebracht, ein Mädchen mit dem schönen Namen Victoria Elizabeth Hastings. Sie war die Tochter des damaligen Duke of Hastings und Schwester seines baldigen Nachfolgers, Simon. Wie du also siehst, gehörte Victoria einer wichtigen Familie an. Einer Familie, die allerdings auch viele Schwierigkeiten aufwies. Nachdem der Erbe, Simon, auf die Welt gekommen war, verstarb seine Mutter. Der Duke bekam sechs Jahre später eine Tochter mit einer Frau, von dessen Existenz niemand etwas berichten kann. Keiner kennt sie. Sie hat theoretisch niemals existiert."

Ellie runzelte die Stirn, völlig verdutzt und überfordert von dieser, zwar sehr lehrreichen, aber absolut aus dem Nichts gegriffenen, Geschichtsstunde.

"Elijah, ich verstehe nicht..."

"Das wirst du."

Schließlich verstummte sie und drückte mit der linken Hand auf ihrem Kugelschreiber herum. Sie wusste nicht, warum, aber irgendwie wurde sie von einem unguten Gefühl erfasst.

"Bitte, sprich weiter", bedeutete sie ihm.

Er nickte ihr dankbar zu.

"Das Mädchen, Victoria, war also adliger Abstammung. Sie wuchs zu einer wunderschönen, jungen Frau heran. Und das Leben der jungen Frau wurde nach knapp dreiundzwanzig Jahren auf den Kopf gestellt, als sie einen Heiratsantrag von dem Viscount Anthony Bridgerton bekam."

Bridgerton. Bridgerton. Bridgerton.

Dieses Gefühl, dass Ellie zuvor gehabt hatte, wurde intensiver. Es fühlte sich an, wie eine dunkle Wolke, ein Regenschauer, ein warmer Regen, der sich plötzlich in einen, alles mit sich reißenden, Wirbelsturm verwandelt. Sie überlegte so angestrengt sie konnte, aber sie kam nicht darauf. Sie meinte, den Namen in ihrem Leben noch nie zuvor gehört zu haben. Aber aus irgendeinem seltsamen Grund kannte sie den Namen Anthony Bridgerton dennoch.

"Eigentlich begann das Gefühlschaos schon lange vor dem Heiratsantrag, aber es ist...wie soll ich sagen...Als der Antrag kam, ging alles erst so richtig von statten. Das Leben der jungen Herzogsschwester wurde von Grund auf auf den Kopf gestellt."

"War sie denn nicht glücklich mit dem Vizegrafen?", hörte Ellie sich fragen, völlig gefangen zwischen ihrem Verstand (der ihr riet, schnellstmöglich nach einem Ausweg aus der Situation zu suchen) und ihrem Herzen (das irgendwie wissen wollte, wie die Geschichte 1813 ausging).

"Doch, das war sie. Tatsächlich waren die beiden das wohl glücklichste Paar, das ganz London je zuvor gesehen und erlebt habe. Victoria Hastings und Anthony Bridgerton waren das absolute Traumpaar. Aber es kamen einige Umstände hinzu, äußere Umstände, unter anderem..."

Sie hielt die Luft an.

"Klaus."

Ellie schloss für einen Moment die Augen, um sie kurz darauf wieder zu öffnen. Ein Schauer durchfuhr sie, der sich tatsächlich eher wie ein Stromschlag oder ein Faustschlag ins Gesicht anfühlte.

"Klaus?", wiederholte sie mit trockenen Lippen. Es fühlte sich falsch an, diesen Namen auch nur auszusprechen. Sie hatte es seit Jahren nicht getan. Es war, als habe sie Angst, wenn sie laut seinen Namen sagte, dann würde er sie hören und auftauchen. Dann war es, als würde die Dunkelheit sie verschlingen.

"Elijah, ich flehe dich an. Ich weiß nicht, was du hier tust oder wieso du mir diese völlig absurde Geschichte erzählst, aber wenn auch nur im Geringsten Klaus mit da drin hängt, dann will ich es nicht wissen. Ich will niemals wieder etwas von diesem Mann hören. Ich will nicht einmal von seiner Existenz wissen. Alles, was ich will, ist Frieden."

"Du wirst es schon bald verstehen", versprach Elijah und griff unbewusst nach ihrer Hand. Für einen Augenblick schien sie sich zu beruhigen und nickte ihm schließlich mit wachsendem Unbehagen zu.

"Es scheint der Fall zu sein, dass...Dass jemand vor langer Zeit einen Fluch auf Victoria gelegt hat. Vor sehr langer Zeit. Und dieser Fluch besagt, dass sie verpflichtet ist, immer und immer wieder von Neuem geboren zu werden. Immer und immer wieder ins Leben zu finden. Bis sie diesen Fluch nicht bricht, wird es immer so weiter gehen. Bis ans Ende aller Zeit."

Ellie starrte ihn durch abwesende, braune Augen an. Das, was sie vorher als Unbehagen abgetan hatte, fühlte sich inzwischen an, als würde sie von innen heraus verbrennen.

"Und wie kann sie diesen Fluch brechen?", hörte sie sich fragen und klang dabei wie jemand, der so eben erst aufgewacht war.

"Nur durch die echte, wahre Liebe. Die alles verzehrende und alles andere in den Schatten stellende Liebe. Die Liebe zum Vizegrafen Anthony Bridgerton."

Ellie biss sich auf die Lippe und schüttelte vorsichtig den Kopf, alle Signale in ihrem Kopf ignorierend. Sie ballte die Hände voller Nervosität zu Fäusten und lehnte sich unsicher in ihrem Stuhl zurück. Was auch immer, er zu sagen hatte, sie wollte es nicht hören. Was auch immer das zu bedeuten hatte, sie wollte es nicht wissen. Sie kannte diese Menschen nicht, sie kannte ja Elijah kaum. Sie kannte diese verdammte Geschichte nicht. Sie wollte nur raus.

"Was hat das mit mir zu tun, Elijah?"

Der galante Urvampir warf ihr einen traurigen, fast mitleidenden Blick zu und drückte ihre Hand erneut in seiner. Er nickte vorsichtig und ließ seinen Blick über ihr Antlitz gleiten.

"Du bist es. Du bist Victoria Hastings."

Ellie schüttelte sich, als könne sie damit den Gedanken von sich abschütteln. Als könnte sie dadurch Elijahs Worte nichtig werden lassen. Das war alles ein großes Missverständnis. Mehr noch: Ein großer Schwachsinn. Ellie führte ein ganz normales, langweiliges Leben. Sie hatte eine langweilige Wohnung, einen langweiligen Job, es fehlte nur noch ein langweiliger Mann und ihr langweiliges Leben wurde vollkommen.

"Elijah, ich-"

Ehe sie zu Ende gesprochen hatte, ließ Elijah etwas über den Tisch gleiten. Es war ein Bild, nicht größer als eine Handbreite. Jemand hatte es gemalt, offensichtlich. Es zeigte eine Frau mit braunen Locken und leichtem Lächeln, die Farbe hingegen war schon ziemlich verwischt und obwohl man das Gesicht der Frau nicht richtig erkennen konnte, spürte Ellie wie sie erstarrte.

Die Aufschrift des Bildes las in geletterten Buchstaben Miss Victoria Elizabeth von Hastings im Jahre 1809.

Mit zitternden Fingern angelte ihre Hand nach dem Bild und sie erschrak, als sie spürte, wie scharfkantig und seltsam sich das Papier anfühlte. Sofort ließen ihre Hände wieder von dem Bild ab und sie blickte Elijah erschrocken ins Gesicht. Er saß in aller Stille vor ihr auf seinem Stuhl und sah sie  geduldig abwartend an.

"Das hätte jeder malen können, Elijah. Das bin ich nicht. Das ist absoluter Irrsinn."

"Das ist nicht alles", beteuerte er vorsichtig, "Es gibt da noch etwas...jemanden."

Ellie spürte wie der Kloß in ihrer Magengegend wuchs und wie ihr übel wurde.

"Jemanden? Die Hexe?", fragte sie leise.

Doch Elijah schüttelte den Kopf und sah sie eindringlich an.

"Der Vizegraf, Ellie. Er ist hier. Er ist auf der Suche nach dir."
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