To all the Girls I loved before - NCIS:LA
von KarlottaBergmann
Kurzbeschreibung
Wer sind eigentlich diese " Girls, G loved before", frei nach seinem Karaoke - Lied? Ich habe mir 'mal Gedanken dazu gemacht ...
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / Het
Grisha "G" Callen
OC (Own Character)
11.05.2022
11.05.2022
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11.05.2022
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Manchmal kann ich aus Kleinigkeiten eine Geschichte machen, zum Beispiel, wer sind diese " Girls, G loved before"?
"Bitte, bei Ihnen ist eben ein Mann nach einer Schießerei eingeliefert worden! Er hat mehrere Schusswunden! Wo kann ich erfahren, wie es ihm geht?"
Die Schwester hinter der Anmeldung in der Notfallambulanz sah sie gelangweit an.
Malgorzatta war schon klar, dass ihr das hier, in Los Angeles, ständig passierte.
Doch sie hatte eben aus nur ein paar Meter Entfernung mit ansehen müssen, wie G niedergeschossen worden war.
Und bis jetzt war sie sich nicht mal sicher, ob er das Krankenhaus überhaupt noch lebend erreicht hatte!
"Sind Sie eine Angehörige?"
"Ja." log Margolzatta.
Sie wusste, sie würde sonst nichts erfahren.
Die Schwester machte eine gelangweilte Kopfbewegung zu einer schmalen Tür auf der rechten Seite.
"Dann nehmen Sie dort Platz! Ein Arzt wird sich bei Ihnen melden! Es ist schon jemand da wegen ihm!"
Malgorzatta zuckte im ersten Moment zurück.
Sie hatte nicht an Sam gedacht!
Natürlich hatte er G nicht alleine gelassen!
"Danke!"
Malgorzatta nickte der Schwester kurz zu und öffnete dann die Tür zu dem kleinen Warteraum.
Er war sehr ansprechend eingerichtet, mit blauem Teppich und hellen Holzmöbeln.
Sam stand in der kleinen Sitzgruppe oben rechts in der Ecke des Raumes und telefonierte.
Sein Blick streifte sie kurz.
Er wirkte nervös und angespannt.
Er kannte sie nicht.
Malgorzatta grüßte kurz, tat unbeteiligt, und nahm auf einem der Stühle Platz.
Vor ihren Augen lief noch immer der gleich Film ab, wie G die Straße entlang kam, auf dem Weg zu seiner Wohnung.
Sie hatte sogar gesehen, wie er aus Sams Wagen gestiegen war.
Dann war der Lieferwagen gekommen, langsam die Straße entlang gerollt, mit geöffneter Tür, zwei Männer darin, einer mit einem Maschinengewehr.
Sam musste sie noch gesehen haben, er hatte G noch gerufen.
Der Mann mit dem Gewehr hatte das Feuer eröffnet.
Vor dem Obsteckladen war G mehrfach getroffen auf dem Bürgersteig zusammengebrochen.
Sam war sofort zu ihm geeilt.
Das hätte sie am Liebsten auch gemacht, doch das durfte sie nicht.
Statt dessen hatte sie zu ihrem Mobiltelefon gegriffen und den Notarzt verständigt.
Dann war sie zu ihrem Auto geeilt und hatte von dort voller Entsetzen verfolgt, wie die eingetroffenen Sanitäter, der Notarzt sich lange Minuten um Gs Leben mühten.
Schließlich hatten sie ihn in den Rettungswagen gebracht.
Sie folgte der Ambulanz hier zum Krankenhaus.
An Sam hatte sie dabei gar nicht mehr gedacht.
Er ging nervös vor der Sitzgruppe auf und ab.
Seine schweren Schritte waren lautlos auf dem dicken Teppich.
Der Blick seiner dunklen Augen war unruhig.
Sicherlich war es von Vorteil, dass der Weg zum Krankenhaus nicht allzu weit war.
Zudem war es bestimmt auch gut, dass G sich in guter körperlicher Verfassung befand, trainiert, kräftig.
Nur zu gerne hätte sie sich Sam zu erkennen gegeben.
G hatte ihr viel von ihm erzählt, nur Gutes, nie etwas von ihren Jobs, aber immer sehr wohlwollend, sie wusste, dass er ihm mit seinem Leben traute.
Es hätte sie beruhigt, wenn sie sich gegenseitig nun etwas Mut hätten machen können!
Früher oder später würde er - falls sie hierblieb - ohnehin von ihr erfahren.
Und sie hatte unbedingt vor, hier zu bleiben, bis Gs Leben außer Gefahr war!
Sam ging noch immer hin und her.
Draußen, vor dem Fenster, wurde es dunkel.
Heute war Dienstag.
Sie hatte mit G das vorletzte Wochenende verbracht.
Er hatte dienstfrei gehabt:
Sie traf ihn in der Wartehalle des LAX.
Es gab einen toten Winkel in der Halle, direkt an der Tür zum Treppenhaus, der von den Sicherheitskameras nicht erfasst wurde.
Hier stand G, mit seiner Tasche neben sich am Boden, beide Händen in den Taschen, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, so hinreißend lässig, wie nur G Callen dies als erwachsener Mann vermochte.
Zu seinen Jeans trug er ein graues Shirt und seine graue kurze Jacke darüber.
Im ersten Moment, als sie ihn sah, musste sie ein par Schritte entfernt stehen bleiben und ihn ansehen.
Es war bestimmt zwei Wochen her, dass sie ihn das letzte Mal getroffen hatte, nur für ein Abendessen außerhalb der Stadt und ein paar Stunden danach bis Sonntagmorgen.
Nun ein ganzes Wochenende mit ihm verbringen zu dürfen, allein, weit weg von Los Angeles, erschien ihr fast wie ein Traum.
G sah zu ihr.
Er wandte den Kopf ein kleines bisschen mehr als ihre Blick sich trafen, ein ganz kleines Lächeln verzog seine Lippen.
G war kein großer Lächler.
Sein Gesicht war meist ernst.
Aber er konnte unglaublich charmant sein.
"Hallo."
Er rührte sich nicht, blieb weiter an die Wand gelehnt stehen, Malgorzatta machte die wenigen Schritte zu ihm.
"Hallo Mister ... Tedrow!"
Sie streckte ihre Linke aus und ließ sie kurz über seinen Arm streichen.
Sie mochte diesen Hauch Macho an ihm.
Es hatte etwas Kraftvolles, wie er einen Raum betrat, auch wenn er nicht übermäßig groß war, seine Authenzität vermittelte die Präsenz.
G lächelte.
"Schön, dass Du da bist, Mali!"
Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
Sein Atem war warm an ihrer Wange.
"Du weißt, dass ich eine Einladung von Dir nicht ausschlagen kann, G!"
Malgorzatta schmiegte sich ein wenig an ihn.
Sie hatte seine Wärme vermisst, den Geruch seines Körpers, seines Duschgels, das Kratzen seines Bartes an ihrer Haut und einfach die Art, wie er seinen Arm um ihre Schultern legte und sie an sich drückte.
"Ich habe Dich vermisst, Mali!"
Seine Stimme war ein halblautes Raunen an ihrem Ohr.
"Und Du hast mir unglaublich gefehlt, G!"
Malgorzatta schmiegte sich noch etwas enger an ihn.
Durch den dünnen Stoff seines Shirts, den Stoff ihres schwarzen Kleides konnte sie die Wärme seines Körpers an ihrem spüren.
Sie legte den Kopf ein wenig in den Nacken, gegen seinen Unterarm, um zu ihm aufsehen zu können.
"Ist alles in Ordnung? Geht es Dir gut, G?"
G lächelte ein bisschen.
Er wirkte ruhig, fast entspannt.
"Jetzt geht es mir auf jeden Fall gut!"
Malgorzatta erwiderte sein Lächeln.
Sie ließ ihre Hand langsam, betont zärtlich über seinen Oberkörper streicheln.
"Ging es Dir die letzten Tage nicht gut?"
Sie sah ihn besorgt an.
"War viel los ... Du weißt ... "
Malgorzatta nickte.
"Dann hast Du Dir ein erholsames Wochenende auch verdient!"
"Ich habe es mir mit Dir verdient!"
G beugte sich zu ihr vor und drückte ihr einen langen Kuss auf die Lippen bevor er sie auffordernd ansah, mit einer kleinen Kopfbewegung Richtung der Halle.
"Wollen wir los?"
"Ja ... sehr gerne."
Malgorzatta konnte es manchmal gar nicht glauben, wie unfassbar blau seine Augen waren, umkränzt von langen braunen Wimpern.
Sie kannte keinen anderen Mann der so schöne Augen hatte!
G nahm seine Tasche.
Er sah sie an.
Als Malgorzatta das spürte und seinen Blick erwiderte sah sie wieder dieses kleine Lächeln seine Lippen umspielen.
Es erstaunte sie ein wenig, dass offensichtlich sie es war, die dieses Lächeln hervorrief.
Sie folgte G zum Schalter der American Airlines.
Dort legte er die Buchungspapiere auf den Schalter.
Die Dame, die dahinter saß, warf bloß einen kurzen Blick darauf bevor ihr Lächeln noch breiter wurde.
"Mister Callen, meine Kollegin Shira ... " sie machte eine rasche kleine Handbewegung zu der jungen Frau, die links hinter ihr stand " ... wird sich weiter um Sie und Ihre Frau kümmern! Bitte lassen Sie Ihr Gepäck doch einfach schon `mal hier!"
Sie wies auf das kurze Gepäckband im Boden neben dem Schalter während Shira ihnen mit einem Kopfnicken zulächelte und dabei hinter dem Schalter hervorkam.
Außer ihrem Airline-Ausweis trug sie eine Schlüsselkarte an einem langen Band um den Hals.
"Mrs. Callen, Mister Callen, guten Tag! Mein Name ist Shira und ich werde sie bis zum Einchecken begleiten! Möchten Sie mir folgen, bitte!"
Danke!"
G stellte seine Tasche auf das Gepäckband neben dem Counter, wandte sich dann zu ihr um und nahm ihr sacht den Griff ihres Trolleys aus der Hand, stellte ihn dazu.
"Ich danke Dir!"
Die Angestellte hinter dem Schalter wandte sich sofort ihrem Gepäck zu während Shira mit einem strahlenden Lächeln zu einer undurchsichtigen Milchglastür neben dem Schalter wies und sich dann ihnen voran zu dieser Tür in Bewegung setzte, ihre Schlüsselkarte rasch durch das Schloss an der Wand zog.
Malgorzatta spürte Gs Hand leicht an ihrer Schulter während er sie vorangehen ließ.
Sie wusste, was hinter dieser Tür lag.
Sie war bereits zwei Mal mit G dort gewesen.
Es war ein kleines Paradies.
Hier gab es keine Überwachungskameras.
Es war eine der Airport Lounges des LAX.
Hier gab es dicken Teppich auf dem Boden, heimelige Holzverkleidung an den Wänden, indirektes Licht, eine riesige Panorama-Fensterwand links mit dem besten Blick auf das Rollfeld, es gab gemütliche kleine Sitzecken, eine Bar und ein ansprechendes Buffett an der Wand gegenüber.
Malgorzatta registrierte zufrieden mit einem raschen Rundblick, dass hier bloß ein einzelner Mann saß, der Zeitung las.
"Ich werde Sie ... " Shira warf einen raschen Blick auf ihre schmale Armbanduhr " ... in gut einer halben Stunde hier wieder abholen zum Einchecken! Bitte haben Sie bis dahin einen angenehmen Aufenthalt hier, Mrs. Callen, Mister Callen!"
Sie nickte ihnen kurz bevor sie sich abwandte und hinaus ging.
"Danke schön!" meinte Malgorzatta rasch hinter ihr her.
"Setz' Dich schon `mal, ja? Möchtest Du auch einen Kaffee?"
G wusste genau, wie sehr sie den Ausblick durch dieses große Fenster hier liebte und schob sie sanft in die Richtung während er ihr einen leichten Kuss auf die Wange hauchte, "Ja, gerne, danke!" gab Malgorzatta zurück, ließ ihre Hand rasch über seinen Oberkörper streichen als er sich abwandte, zur Bar ging um zu bestellen.
Sie ging zu der Sitzecke an der Kopfseite, ganz in der Ecke, und rutschte auf der dick gepolsterten Bank fast bis an die Wand.
Die Rückenpolster an der Wand waren hoch, es war richtig kuschelig hier.
Diesen Ort verließ man nur gerne wenn man etwas noch Schöneres vor sich hatte.
G kam zu ihr.
Er rutschte neben sie, lächelte ihr zu, "Kommt gleich!" meinte er dabei.
"Danke." meinte Malgorzatta zu ihm und versuchte seinen Blick fest zu halten.
G sah sie an.
Malgorzatta lächelte ihm zu.
Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel.
"Ich freue mich total auf das Wochenende mit Dir! Es ist so lange her, dass wir ein bisschen Zeit hatten!"
"Viel zu lange!"
G legte seinen Arm um ihre Schultern, Malgorzatta schmiegte sich sofort hinein.
Sie spürte seinen kleinen Kuss an ihrem Haar.
Es war wie in einem fremden Leben.
Freitagmorgen, 10.40 Uhr, frei von jeglichen Verpflichtungen, mit der Aussicht auf ein traumhaftes Wochenende, mit dem Mann der ihr wichtiger war als ihr eigener Ehemann.
Natürlich war das Ganze begrenzt, der Alltag würde sie wieder einholen, doch daran mochte sie jetzt noch nicht denken.
Das Mädchen von der Bar balancierte ein kleines Tablett zu ihnen, mit zwei Tassen, aber auch zwei Champagnergläsern, in denen eine hellrosa Flüssigkeit perlte.
"Bitte schön, ich hoffe, Sie haben einen angenehmen Aufenthalt hier!" meinte sie zu ihnen während sie Tassen und Gläser vor ihnen auf dem Tisch abstellte.
"Falls Sie hungrig sind, bitte bedienen Sie sich an unseren Buffett!"
Sie machte eine rasche Kopfbewegung zu den vielen Tabletts auf den Tischen an der Wandseite.
"Danke schön." meinte Malgorzatta noch mal.
G nickte ihr zu.
Das Mädchen wandte sich mit dem leeren Tablett wieder ab und ging an die Bar zurück.
Malgorzatta sah zu G.
Sein Lächeln zu ihr war zärtlich.
Er beugte sich vor, nahm eines der langstieligen Gläser und reichte es ihr.
Die Flüssigkeit darin war so kalt, dass das Glas beschlagen war.
"Danke, G."
Er nahm das andere Glas und hielt es ihr auffordernd entgegen.
"Auf ein schönes Wochenende!"
"Es wird ein wundervolles Wochenende mit Dir!"
Malgorzatta ließ das Glas leicht gegen das seine klingen, G lächelte ein bisschen offensichtlicher, beugte sich rasch zu ihr vor und berührte mit den Lippen sanft ihre Wange.
"Auf ein schönes Wochenende mit Dir!"
Der Champagner war eiskalt.
Malgorzatta spürte, wie ihr der erste kleine Schluck schon gleich zu Kopf stieg.
Sie vertrug keinen Alkohol.
"Ich ... ich hab' noch 'was für Dich!" meinte G jetzt ganz unvermittelt.
Malgorzatta sah ihn an während sie ihr Glas auf den Tisch zurück schob.
G griff in die Tasche seiner Jacke und förderte ein kleines Schmuckkästchen zutage, dass er ihr reichte.
"Für ein weiteres, wundervolles Wochenende mit Dir!"
Malgorzatta musste lächeln.
Sie ahnte, was sich in dem kleinen Kästchen befand, mit dem goldgeprägten "P" auf dem Deckel.
"Danke G. Das ist lieb von Dir! Aber das sollst Du nicht! Außerdem weißt Du nicht, ob dieses Wochenende wirklich so wundervoll wird und wir nicht streiten!"
G lachte.
Es war ein ungewohntes Bild.
Sie sah ihn nicht oft lachen.
Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, sah sie dann wieder an.
Sein Blick war zärtlich, zugetan.
Sie hatten noch nie gestritten!
Aber sie hatten ja auch keinen Alltag zusammen!
"Wir werden uns nicht streiten, Mali! Mit Dir zusammen fällt mir kein Grund ein, zu streiten! Komm, mach' es auf!"
Malgorzatta musste lächeln.
Typisch Mann, ungeduldig zu sehen, ob er das Richtige für seine Liebste 'erjagt' hatte! Da war er nicht anders als die Meisten!
Dennoch beugte sie sich erst zu ihm vor, legte ihre Hand an seine Wange und küsste ihn.
Das Kratzen seiner kurzen Bartstoppeln an der Innenfläche ihrer Hand war vertraut.
Sie mochte es.
Seine Lippen schmeckten nach dem Kaffee.
Der Blick seiner blauen Augen hielt den ihren fest während er ihren Kuss erwiderte, sanft, hingebungsvoll.
"Ich liebe Dich!"
Er hatte das schon oft gesagt.
Das erste Mal nach ein paar Tagen, so bestimmt, so authentisch, so ernst, dass sie ihm auf der Stelle glaubte.
Leider war sie auch damals schon verheiratet gewesen!
Doch auch sie kam nicht gegen ihr Gefühl für ihn an!
"Ich liebe Dich auch, G! Sehr sogar! Deswegen hör` bitte auf, mir solche Geschenke zu machen!"
"Nie im Leben!" raunte G leise.
Sein Blick lag noch immer auf ihrem Gesicht, gespannt.
Malgorzatta öffnete den Deckel des kleinen Kästchens.
Es war ein weiteres Schmucksegment für ihr Armband.
Er hatte ihr bereits eine Schneeflocke geschenkt zu Erinnerung an ihr langes Schneewochenende in Aspen und - nach ihrem ersten Wochenende zusammen in einem Luxus Resort in Puerto Vallarta - eine kleinen Würfel mit einem Herzchen auf jeder Seite und je einem Diamanten darin.
Sie hatte sich angewöhnt, zwei Armbänder zu tragen, eines mit einem 'G', das andere mit einem 'M', beide Schmuckstücke sorgfältig ineinander verschlungen.
Nun war ein silbernes Schmuckelement mit einer kurzen Kette in dem Kästchen, mit dem man beide Armbänder miteinander verbinden konnte.
Malgorzatta verstand die Symbolik sofort.
Für einen Moment spürte sie Tränen aufsteigen und ihr Hals wurde eng.
"Was? Gefällt es Dir nicht?"
Sie kannte G nur ganz selten so ungeduldig.
Langsam ließ sie ihren linken Arm um seinen Nacken rutschen, zog ihn ein wenig zu sich und küsste ihn.
Sofort konnte sie spüren wie G sich beruhigte.
"Es ist wunderschön! Du sollst mir nicht ständig etwas schenken!"
In dem Versuch, ihren Worten etwas Nachdruck zu verleihen, ließ sie ihre Lippen über seine kratzige Wange streichen.
"Deine wunderschönen Augen strahlen immer noch ein bisschen mehr wenn Du ein Geschenk auspackst!" raunte G.
Malgorzatta spürte sein Atmen gegen ihren Oberkörper.
"Geht gar nicht! Sie strahlen immer, wenn Sie Dich sehen! Danke, Du Charmeur!"
G lachte leise.
Sein Atem an ihrer Wange war warm.
Malgorzatta spürte seine Lippen zu ihrem Ohr weiterstreicheln, seine Zunge kurz an ihrem Ohrläppchen, seine Zähne.
"Ich kann es gar nicht abwarten bis wir in unserem Hotelzimmer sind!"
G lachte wieder.
"Vielleicht sollten wir uns im Flugzeug in der Toilette einschließen?"
Sein Gesicht war dem ihre noch immer ganz nah, sein warmer Atem kitzelte die feinen Härchen vor ihrem Ohr.
Malgorzatta konnte es einfach nicht lassen, ihre Rechte unter Gs Jacke zu schieben, auch wenn sie Zärtlichkeiten in aller Öffentlichkeit hasste.
Sie streichelte bis zum Bund seiner Jeans, unter sein Shirt, mogelte ihre Fingerkuppen an seine warme weiche Haut.
"Und morgen steht dann in der Zeitung ' NCIS-Special-Agent knallt Gattin des tschechischen Botschafters in zehntausend Meter Flughöhe'?"
Sie spürte Gs tiefes Einatmen an ihrer Hand als er auflachte.
Zärtlich legte er seine Hand an ihre Wange, streichelte mit dem Daumen sanft über ihre Haut während er halblaut flüsterte: " So lange ich dieser Special-Agent bin soll es mich nicht stören!"
Er küsste sie.
Der Blick seiner blauen Augen ruhte auf ihrem Gesicht.
"Das ist aufregend wenn Du so redest!"
"Und ich find' das total aufregend was Du da mit Deiner Zunge an meinem Ohr gemacht hast! Ich brauch' gleich kein Hotelzimmer mehr!"
"Du meinst ... das?"
G ließ seine Lippen sehr langsam, sehr betont über ihre Wange streicheln, Malgorzatta fiel es mit einem Mal etwas schwer, zu atmen.
Von einer Sekunde zur anderen war ihr sehr warm, viel zu warm, und die Lounge herum war sehr weit weg.
Es schien nur noch G und sie zu geben in dieser kleinen Sitzecke hier, ihre kleine Welt, ungestört, doch sie waren nicht allein.
Sie konnte ein kleines wohliges Seufzen nicht unterdrücken während sie Gs Zungenspitze warm, feucht an ihrem Ohrläppchen streicheln spürte.
Ihr Herz klopfte bis hoch in ihren Hals.
"Wir können einen späteren Flug nehmen und ins Flughafenhotel gehen!" flüsterte G.
Seine Zähne nagten kurz an ihrem Ohrläppchen, ganz behutsam, ganz vorsichtig, und doch - oder gerade deswegen - machte sie das ganz kribbelig.
"Sehr verführerisch, G!"
Sie musste sich ein wenig räuspern.
Langsam ließ sie ihre Linke, die noch immer an seinem Nacken lag, über seine Haut, seine kurzen Haare dort streicheln.
Sie spürte den leichten Schweißfilm an ihren Fingerspitzen.
"Aber ich würde es vorziehen zu warten bis wir in unserem Hotel sind ... dann brauchen wir nicht so auf die Uhr zu achten ... auch wenn's mir schwerfällt ... unheimlich schwerfällt ... das fühlt sich so wunderbar an, was Du da machst!"
Sie wandte absichtlich den Kopf, suchte mit den Lippen die seinen, langsam über die Bartstoppeln an seiner Wange.
G hielt sehr still.
Malgorzatta konnte sehen, dass er seine Augen in Erwartung ihres Kusses ein wenig schloss.
An ihrer Hand an seiner Seite spürte sie sein tiefes, schnelles Atmen.
So zärtlich, so behutsam wie es ihr nur eben möglich war berührte sie mit den Lippen die seinen, versuchte sie, so viel wie möglich von dem hinein zu legen, was sie für ihn empfand.
G schien für einen Moment den Atem anzuhalten.
Er ließ sich einfach küssen von ihr, für Malgorzatta ein unglaublicher Vertrauensbeweis seinerseits.
Sie wusste, dass er da so seine Schwierigkeiten hatte.
Sie wusste nicht viel von ihm.
Dass er in mehreren Pflegefamilien aufgewachsen war.
Dass er keine Angehörigen mehr hatte.
Und dass er eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte!
"Hilfst Du mir bitte, sie umzutun, G?"
"Natürlich, comoara meu!"
Gs Lippen bewegten sich leicht gegen die ihren, er sah sie an.
Wärme lag in seinem Blick und Zärtlichkeit.
Malgorzatta hielt ihm ihr linkes Handgelenk entgegen.
Mit sehr leichten, behutsamen Bewegungen öffnete G ihre Armbänder, Malgorzatta ließ die Ketten auf seinen Oberschenkel fallen.
Sie griff zu dem kleinen Schmuckkästchen, trank einen Schluck von ihrem Kaffee bevor sie das Schmuckelement vorsichtig aus dem dunklen Polster zog.
Sie schraubte es achtsam auf die beiden Armbänder, legte sie dann wieder um ihr Handgelenk und verschlang sie sorgfältig miteinander.
"Machst Du mir bitte zu?"
"Gerne!"
G griff zu den beiden Verschlüssen und schloss sie nacheinander, Malgorzatta mochte die Geste, mit der er dann seine Hand leicht über die ihre schob, ihre Finger sanft drückte.
Sie suchte seinen Blick.
"Danke schön! Die sehen sehr hübsch aus! Ich freue mich wirklich darüber, G!"
"Und Deine wunderschönen Augen leuchten wieder!" raunte G, legte seine Hand sacht an ihre Wange, beugte sich noch etwas zu ihr vor und küsste sie.
Malgorzatta sah aus dem Augenwinkel, wie Shira nun hereinkam und den Weg zu ihnen einschlug.
"Ich glaube, es geht weiter für uns!" flüsterte sie G rasch zu.
Er setzte sich etwas zurück, ließ ihre Hand aber nicht los.
Malgorzatta verdeckte mit der anderen dezent das Schmuckkästen auf ihrem Bein.
Shira blieb am Tisch stehen und räusperte sich dezent.
"Mrs. Callen! Mister Callen! Ich würde Sie jetzt gerne zum Einchecken begleiten!"
"Danke. Das ist sehr nett!" meinte Malgorzatta schnell und ließ das Schmuckkästchen in ihre Tasche fallen.
G trank seinen Kaffee aus, Malgorzatta ebenfalls, leerte ihr Champagnerglas.
Dann folgten sie Shira hinaus.
Es gab einen seperaten Durchgang zum Einchecken.
Malgorzatta legte ihre Handtasche auf das Rollband zum Durchleuchten, ihre Jacke, G legte seine Jacke dazu.
Nach dem problemlosen Passieren des Metalldetektors brachte Shira sie an Bord der Maschine, verabschiedete sich von ihnen und wünschte ihnen einen guten Flug.
Eine der Flugbegleiterinnen übernahm sie sogleich.
Sie zeigte ihnen in der First-Class ihre Plätze, abgeteilt von der Economy und Business durch einen sehr dichten Lamellenvorhang.
Malgorzatta empfand es als geradezu perfekt als sie feststellte, dass sie die beiden einzigen Passiere hier sein würden.
Die Sterne meinten es wirklich gut mit ihr für ein schönes Wochenende mit G.
Die Motoren der Maschine liefen schon.
Gleich nachdem sie sich angeschnallt hatten, während das Sicherheitsvideo noch lief, setzte sie sich schon in Bewegung.
Malgorzatta sah zu G.
Als ihre Blicke sich trafen legte er seine Hand warm auf ihre auf der Armlehne, drückte ihre Finger sacht.
Er wusste, dass sie nicht gerne flog.
Aber um nichts in der Welt hätte sie sich das hier entgehen lassen.
Lieber stürzte sie mit ihm zusammen ab.
Kaum waren sie in der Luft als ihre Stewardess, Linds, kam und ihnen die Speisekarten reichte,
Sie konnten zwischen drei Gerichten wählen, appetitliche Kleinigkeiten mit so phantasievollen Namen wie Risotto an Trüffelschaum mit Kalbsmedaillon, Seebarbe an Kartoffelstreifen mit Zuckermöhrchen und karamellisierte auf Sahnefrischkäseschaum im Tagliatellenest.
Auch die Desserts klangen verführerisch, fruchtig, sahnig, gefroren, schokoladig, kalorienreich!
Linda bot ihnen zuerst Wein dazu an, dann Champagner.
Sie entschieden sich für Mineralwasser, G trank selten Alkohol außer einem Bier, und Malgorzatta vertrug ihn nicht.
Sie spürte den Champagner aus der Lounge nach wie vor in ihrem Kopf.
Beduselt, nach dem Essen müde durch das monotone Motorengeräusch und mittlerweile auch etwas beruhigt nach einer guten Stunde Flug ohne Zwischenfall.
Auch G wirkte ein wenig mitgenommen.
Kleine Fältchen kringelten sich um seine Augen, die etwas kleiner wirkten als vorhin noch.
Auch er interessierte sich nicht für den Film, der im Bordkino lief, sondern lehnte irgendwann den Kopf an ihre Schulter und schloss seine Arme um ihre Taille.
An seinen ruhigen regelmäßigen Atemzügen merkte sie sehr bald, dass er eingeschlafen war.
Sein Kopf an ihrer Schulter, ihrer Brust war schwer, warm.
Der Vorhang nach vorne, im Durchgang, der ihren Bereich hier von den Stewardessen abtrennte, wurde zurückgeschoben und Linda kam zu ihnen.
Ihr Blick fiel auf G und ihr Lächeln wurde noch eine Spur freundlicher.
"Benötigen Sie noch etwas, Mrs. Callen?" erkundigte sie sich, öffnete eines der Gepäckfächer und nahm eine dicke flauschig aussehende Wolldecken in den Airline-Farben heraus, legte sie ihr auf die Oberschenkel.
"Möchte Ihr Mann vielleicht einen Kaffee wenn er aufwacht?"
Malgorzatta musste lächeln.
G trank gerne Kaffee.
"Ja, bestimmt! Das ist sehr nett von Ihnen, danke!"
"Ich werde ein Auge darauf haben!" gab Linda zurück.
"Darf ich Ihnen noch etwas bringen, Mrs. Callen?"
"Ich würde mich auch über einen Kaffee freuen wenn mein Mann einen bekommt!"
"Gerne, Mrs. Callen!" gab Linda mit einem kleinen Nicken zurück.
Sie ging weiter nach hinten durch, zu den Passagieren in der angrenzenden Business-Class.
Malgorzatta zupfte mit der Linken die Decke vorsichtig auseinander und breitete sie, so gut es ging, mit so wenigen Bewegungen wie nur eben möglich über G.
Sie zog die Decke über seinen Rücken, bis zu seinem Nacken hoch.
Sein Kopf sank noch ein bisschen vornüber.
Malgorzatta saß sofort ganz still.
G stöhnte leise.
"Nem tudom." murmelte er.
Es bedeutete ' Ich weiß es nicht' auf Ungarisch.
Dann schien sein Schlaf wieder tiefer zu werden, er lag ruhig.
Malgorzatta berührte mit den Lippen ganz behutsam seinen Kopf mit den kurzen Haaren.
Dann ließ sie ihren Blick zu den kleinen Fenstern schweifen.
Es war hell, strahlend blauer Himmel und ab und zu flogen ein paar Wolkenfetzen vorbei.
Die Sonnenstrahlen waren gleißend und tanzten auf der rechten Tragfläche, die sie von hier sehen konnte.
Sie hatten noch knapp vier Stunden Flug vor sich.
Malgorzatta lehnten den Kopf ein wenig zurück und schloss die Augen, zupfte noch ein wenig an der Decke für sich.
Die Anwesenheit der anderen Passagiere hinter ihnen war nicht mehr als ein entferntes Gemurmel.
Die Luft war trocken und warm.
Sie war bestenfalls etwas weggedöst, denn ganz unvermittelt wurde sie wach weil G zusammenzuckte und hoch schreckte.
Jetzt saß er neben ihr und wirkte ziemlich desorientiert, der Blick seiner blauen Augen war verschlafen während seine Brust sich rasch hob und senkte.
Die Decke war von seinen Schultern gerutscht.
"Wo sind wir?"
Malgorzatta ließ ihre Hand über seinen Rücken streichen.
"Auf dem Weg nach Hawaii. Du hast ziemlich tief geschlafen, hm?"
G wandte den Kopf und sah sie an.
Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.
"Oh ... natürlich."
Malrgorzatta konnte an seinen Augen erkennen, dass er erst langsam in die Realität zurück fand.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr bevor er sie wieder ansah.
"Ich ... ich hab' nicht gut geschlafen die letzten Tage!"
Malgorzatta rappelte sich noch etwas auf, rutschte zu ihm herüber und küsste ihn zärtlich auf die Wange.
Sie ließ ihren Arm um seinen Oberkörper rutschen während sie sich gegen ihn lehnte.
"Hattest Du so viel zu tun?" erkundigte sie sich möglich ungenau.
Sie wusste bestens, dass G nicht mit ihr über seine Arbeit sprach und sie wollte auch gar nicht erst den Eindruck erwecken als frage sie danach.
"Ja ... es waren ein paar sehr lange Nächte dabei!"
Er war ganz warm vom Schlafen, Malgorzatta mochte es, wie die Wärme seines Körpers sich an ihrem ausbreitete.
Der Geruch nach Schlaf mischte sich mit dem seines Duschgels, 'Un'cover' von Yves Saint Laurent.
Lindas Timing war perfekt.
Sie brachte ein kleines Tablett herein, sofort roch es verführerisch nach frischem Kaffee, es gab ein kleines Gebäck dazu und - was Malgorzatta besonders gefiel - warme feuchte Gästehandtücher, in Rollen, die einen wunderbar dezenten Duft nach Lavendel verströmten.
"Wir werden in etwa einer halben Stunde in Honolulu landen!" ließ sie sie beim Servieren wissen.
"Es tut mir leid, denn es bedeutet, dass ich in einer Viertelstunde schon wieder abräumen muss!"
"Der Kaffee riecht so gut, er würde eh nur eine Viertelstunde überstehen!" meinte Malgorzatta.
Linda lächelte.
Sie nickte ihnen kurz zu bevor sie wieder nach vorne verschwand und den Vorhang sorgsam vorzog.
G griff zu einem der Tücher, rollte es auseinander und legte es für einen langen Moment auf sein Gesicht.
Malgorzatta probierte den Kaffee.
Er war hervorragend.
G nahm das Tuch herunter, faltete es knapp zusammen und warf es auf das Tablett.
"Der Kaffee ist gut!" meinte Malgorzatta zu ihm.
Er wirkte ein bisschen wacher jetzt.
G legte seine Hand an ihre Schulter, beugte sich rasch zu ihr vor und küsste sie.
"Ja, Du hast Recht!"
Malgorzatta musste lachen.
Sie ließ ihre Hand über seinen Oberkörper streicheln während G zu seiner Tasse griff und von seinem Kaffee trank.
An seinem Gesicht konnte sie sehen, dass er ihm schmeckte.
"Wir sind bald da! Was machen wir dann, Schatz?"
"Wir fahren erstmal zum Hotel!" meinte G.
Er ließ seine Hand über ihre streicheln.
"Ich hab' uns einen Mietwagen genommen, dann sind wir unabhängig und können und ein bisschen umsehen! Vielleicht suchen wir uns auch ein Restaurant und essen erst einmal etwas! Oder es ist etwas Entsprechendes im Hotel! Ich habe mich da noch nicht so genau informiert!"
"Dann schauen wir uns das erst einmal alles an!" gab Malgorzatta zurück.
"Das hört sich doch gut an! Warst Du schon mal auf Hawaii?"
G schüttelte kurz den Kopf.
"Nein, noch nie! Du?"
"Nein! Ich war bisher immer mehr östlich! Sehr östlich!"
G lachte leise.
Er trank einen langen genießerischen Schluck von seinem Kaffee, griff dann noch mal zu dem Tuch, wischte sich damit die Hände ab.
"Ich verstehe!"
Sie landeten ein paar Minuten früher als angegeben auf dem HNL.
Linda übergab sie mit freundlichen Abschiedsworten und Wünschen für einen angenehmen Aufenthalt an ihre Kollegin am Boden, Kirsten, die sie im First-Class-Bereich problemlos und schnell durch die Paß-Kontrolle brachte, ihnen ihr Gepäck zeigte, das schon bereit stand, und sie zum Schalter der Autovermietung begleitete, nachdem sie die obligatorischen Leis bekommen hatten.
G musste bloß noch den vorbereiteten Mietvertrag unterschreiben, dann bekam er den Autoschlüssel.
Der Wagen wurde ihnen zum Ausgang vorgefahren, insgesamt hatte das Auschecken und die gesamten Formalitäten keine halbe Stunde gedauert.
Das hatte den Nachteil, dass gar keine Zeit blieb, sich umzusehen.
Malgorzatta mochte Flughäfen.
Sie mochte es, die Leute zu beobachten, den Hauch von Fernweh, die völlig andere Atmosphäre, losgelöst vom Alltag.
"Vielleicht können wir Sonntag etwas eher zurück fahren?" schlug sie G vor, auf der Fahrt zum Hotel.
"Ich würde mich gerne am Flughafen etwas umsehen!"
G warf ihr einen kurzen Blick zu bevor er wieder auf die Straße sah.
Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
"Du magst Flughäfen, nicht wahr?"
"Ja."
"Ich kenne gar nicht so viele zivile Flughäfen." meinte G.
"Wir fliegen meist von der Air Base!"
"Das ist gar kein Vergleich!"
Es war traumhaft hier.
Palmen säumten die breiten sauberen Straßen, es war üppig grün und überall blühte es bunt.
Schon vom Airport aus war der Pazifik zu sehen gewesen, nun führte die Straße oben über dem Strand entlang.
Fast wie in Los Angeles.
Doch hier war es anders.
"Meinst Du, Du kannst mal rechts ranfahren, G, bitte?"
G warf ihr einen raschen Blick zu.
"Warum? Ist Dir nicht gut?"
Er lenkte den Wagen schon rechts an den Straßenrand.
"Doch, alles wunderbar!"
Malgorzatta legte schnell ihre Linke an seinen Oberschenkel.
"Aber ich würde mir das da draußen ganz gerne einfach mal ansehen!"
"Ja, okay!"
G parkte den Wagen rechts am Straßenrand und schaltete den Motor ab.
Malgorzatta stieg aus.
Es war warm.
Doch es war eine andere Wärme als in L.A., als die Hitze in der Stadt.
Hier wehte momentan eine kühle Brise vom Wasser herüber, das sich wie eine riesige blaue Fläche in den verschiedensten Blautönen unter ihr, vor ihr ausbreitete.
Die Wellen waren klein.
Der Strand wirkte einladend, breit, cremefarben, der Sand sah fein aus.
Die Straße hier war so weit oben, dass die Leute unten nur als mittelgroße Punkte zu erkennen waren.
Eine grün bewachsene Böschung führte von hier, hinter der Leitplanke, bis hinunter an den Strand.
Es waren nicht viele Autos hier unterwegs.
"Mali!"
Malgorzatta wandte den Kopf und sah zu G, der um den Wagen herum kam.
Er hatte sein Mobiltelefon in der Hand, die Kamera auf sie gerichtet und er schien den Auslöseknopf gedrückt zu haben bevor sie protestieren konnte.
"G, bitte nicht! Du weißt, ich mag das nicht!"
G nahm ganz ungerührt Maß und machte ein zweites Photo von ihr bevor er das kleine Telefon in die Tasche seiner Jeans schob uns zu ihr kam.
"Gönn' mir doch das eine Bild!" meinte er, während er beide Arme um sie legte, sie an sich zog.
"Ich hab' doch sonst nichts von Dir!"
Malgorzatta sah zu ihm auf während sie beide Arme um seinen Oberkörper legte, sich an ihn schmiegte.
Für einen Moment spürte sie ihren Hals eng werden bei seinen Worten.
Es hatte nicht mal vorwurfsvoll geklungen, einfach nur wie eine Feststellung.
Sein Gesichtsausdruck war ruhig, zugetan.
Sie spürte die Wärme, Zärtlichkeit in seinem Blick.
Jetzt beugte er sich zu ihr vor und küsste sie.
Malgorzatta ließ ihre Linke langsam seinen Rücken hinauf streichen, bis zu seinem Nacken.
"Du hast mehr von mir als Du vielleicht denkst, mein Schatz!"
G senkte den Kopf für einen langen Moment.
Sie hörte ihn leise auflachen.
Eigentlich spürte sie es noch mehr als Bewegung gegen ihren Oberkörper.
Er verschränkte die Arme etwas mehr hinter ihrem Rücken, drückte sie so fest an sich, dass sie fast sekundenlang keine Luft mehr bekam.
Sie konnte ein kleines Keuchen nicht unterdrücken.
"Natürlich, Mali. Nur manchmal ... "
Er sah sie an, ruhig, bestimmt, liebevoll, legte seine Rechte an ihre Wange und ließ seine Fingerkuppen sanft über ihre Haut streicheln.
" ... wünsche ich mir, es wäre mehr! Es wäre mehr und es wäre öfter! Jeden Tag!"
Malgorzatta schluckte.
Sie hatte sofort das Gefühl, sich rechtfertigen, sich verteidigen zu müssen.
Dafür, dass sie verheiratet war!
Dass sie schon verheiratet gewesen war als sie sich kennen lernten.
Dafür, dass sie das nicht änderte!
Sie stemmte sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen zärtlich die seinen.
G erwiderte ihren Kuss leicht.
"Ich liebe Dich, G! Ich liebe Dich sehr! Ich wäre nicht hier mit Dir wenn es nicht so wäre! Und ich bin sehr glücklich über das Wochenende mit Dir! Ich hoffe sehr, dass es noch mehrere davon geben wird!"
"Das liegt an Dir!" meinte G prompt.
Manchmal hatte er etwas leicht Herausforderndes an sich.
So auch jetzt!
Aber Malgorzatta wollte nicht darauf eingehen.
Es tat weh!
Sie wollte das jetzt nicht hier, in dieser schönen Umgebung.
Sie wollte dieses Wochenende in guter Erinnerung behalten!
Also bemühte sie sich, ihre Stimme ruhig, sanft zu halten, lehnte sich noch ein wenig mehr gegen ihn.
"Dann lass' uns doch jetzt einfach ins Hotel fahren, hm?"
Sie sah ihn an.
Gs Gesichtsausdruck war noch immer weich, ihr zugetan, sein Blick ruhig.
Er war ihr nicht böse, dass sie es nicht änderte.
Er nahm es hin, wie es war und versuchte, seinen Vorteil daraus zu ziehen, so wie sie es von ihm kannte, sie wie sie es von ihm kennen gelernt hatte!
G. Callen blieb immer im Hintergrund.
Und dort durfte man ihn keinesfalls unterschätzen!
"Okay!" meinte er jetzt.
Und rührte sich nicht.
Sah sie bloß an, zärtlich, liebevoll.
Malgorzatta machte das nichts.
Sie hätte ewig mit ihm hier stehen mögen.
Weit weg von Zuhause, von ihrem normalen Leben, das ihr gar nicht mehr so gut gefiel.
Es war angenehm in der Sonne hier, in der leichten Brise, frei von jeglichen Verpflichtungen, mit nichts als der Aussicht auf ein Wochenende, das bereits angefangen hatte, mit dem Mann, den sie wirklich liebte.
Sie musste lächeln.
Langsam ließ sie ihre Rechte über seine Seite nach vorne streicheln, über die Vorderseite seines Shirts hinauf, über den Saum des Ausschnittes auf seinen Hals, behutsam gegen den Strich seiner Barthärchen, über sein Kinn.
Vorsichtig streichelte sie mit der Kuppe ihres Zeigefingers über seine schön geschwungene Unterlippe.
G ließ es einen sehr langen Moment geschehen.
Sie spürte sein tiefes Atmen gegen ihren Oberkörper.
Schließlich drückte er einen zärtlichen Kuss darauf.
"Komm, wir fahren!" meinte er dann und schob sie sacht Richtung des Wagens, öffnete ihr die Beifahrertür.
"Danke!"
Malgorzatta stieg ein.
Die zuvorkommenden Leute von der Autovermietung hatten ihnen am Flughafen den Weg zum Kahakai-Resort ins Navi programmiert.
Sie fanden den großen hellen Gebäudekomplex problemlos.
Ein Hotelangestellter versprach, den Wagen in der Tiefgarage zu parken während ein anderer ihr Gepäck ins Foyer brachte.
Ein Dritter begleitete sie zum Empfang.
Die Halle war groß, edel, die Leute besser gekleidet, das Ambiente schick, die Atmosphäre gediegen.
Das Einchecken strotzte vor Höflichkeitsfloskeln und nach ein paar Minuten begleitete eine Angestellte sie hinauf zu ihrem Zimmer.
' Kikino-Suite ' stand in goldenen Lettern an der doppelflügeligen weißen Tür.
Malgorzatta fand, dass das teuer klang und auch so aussah.
Die Hotels, in denen sie bisher übernachtet hatten, waren immer sehr gehobene Mittelklasse gewesen.
G bezahlte immer alles, ließ ihr gar keine Chance, auch mal eine Rechnung zu begleichen.
Das war ihr manchmal unangenehm.
Aber er ließ sich auch nicht überrumpeln.
Jetzt verschlug es ihr direkt ein wenig den Atem als er sie in die Räumlichkeiten vorangehen ließ während die Angestellte ihm die Schlüsselkarte aushändigte, zusammen mit den " besten Wünschen für einen angenehmen Aufenthalt".
"Danke schön!" meinte Malgorzatta noch schnell hinter ihr her und sah zu G, der die Tür schloss.
"Es ist traumhaft hier!" meinte sie nahezu überwältigt zu ihm.
Links gab es eine kleine Küche.
Sie stand im Wohnraum, mit einer riesigen Panoramascheibe und der Glastür hinaus zum Balkon.
Von hier, wo sie stand, vor dem Wohnzimmertisch mit einem großen flachen Blumenarrangement in einer Wasserschale, konnte sie den Pazifik sehen.
Das Wasser war so blau wie Gs Augen.
Auch der Strand war zu sehen, ein breiter weißer Bogen rechts, an dem sanfte Wellen ausliefen, Palmen säumten eine Straße weiter rechts.
Ein kleines Lächeln huschte über Gs Gesicht.
Er legte seine Jacke über die Sessellehne, die Schlüsselkarte auf den Glastisch, kam zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
"Komm, wir sehen uns um!" meinte er sanft und schob sie sacht Richtung des Raumes rechts.
Es war das Schlafzimmer.
Groß, cremefarben, mit einer kleinen Sitzecke links neben der Tür, einem begehbaren Kleiderschrank schräg rechts und einem recht großen Flatscreen an der Wand.
Das Bett, dem Eingang gegenüber, war üppig.
Es war hoch, es war sehr breit, mit einem Kopfende, das fast die halbe Wandhöhe erreichte.
Am Fußende stand eine längliche Sitzbank und zu beiden Seiten des Bettes warteten auf dem dicken hellen Teppich kuschelig aussehende Puschen auf sie.
Mindestens acht Kissen waren am Kopfende verteilt, die Tagesdecke war aus einem sehr schweren, beigenen Stoff und die Leute vom House-Keeping hatten aus roten Blütenblättern ein Herz darauf gelegt und es mit gelben und rosafarbenen Blütenblättern aufgefüllt.
"G!" entfuhr es Malgorzatta beeindruckt.
Aus dem Augenwinkel sah sie ihn lächeln.
Sie schmiegte sich an ihn.
Auch von hier bestand Zugang zum Balkon, auf dem sich sogar ein Jacuzzi befand.
Hier war eine kleine Sitzecke mit Gartenmöbeln mit dicken Polstern, ein Sonnenschirm und ein Schränkchen, in dem zusätzliche Hand- und Badetücher aufbewahrt wurden.
Hohe Sichtblenden verhinderten die Einsicht der Nachbarn.
"Komm!" G zog sie durch das Schlafzimmer in das angrenzende große Badezimmer.
Die Duschkabine war mit kleinen Mosaikkacheln verkleidet, ebenerdig und hatte eine Glastür.
Die Badewanne war eine große Eckbadewanne und befand sich auf der linken Seite des Raumes, ein paar kleine Stufen führten zum Rand hinauf.
Und an der rechten Seite des Raumes war eine große Waschzeile mit zwei Waschbecken und einer Spiegelwand.
Eine Tür an der Kopfseite des Raumes führte zu der seperaten Toilette.
Dort an der Tür hingen zwei weiße flauschig aussehende Bademäntel.
Hand- und Badetücher waren in ein Regal rechts neben der Tür gerollt.
Auf den Ablagen des Waschbeckens standen unfassbar viele kleine dieser Fläschchen für Shampoo, Spülung, Duschgel und mehr.
"Ich glaube, ich möchte hier nie wieder weg, G!" meinte Malgorzatta als G sie sanft wieder mit zurück ins Schlafzimmer zog.
Erst jetzt sah sie auf den niedrigen Couchtisch hier den Obstteller und die Etagere mit Pralinen.
G lachte leise.
Er zog sie in seine Arme und küsste sie.
Malgorzatta genoss es, wie fest er sie dabei an sich gedrückt hielt, dass er sie dabei ganz leicht hin und her wiegte.
Er sah sie an.
"Was hälst Du davon, wenn wir einen Happen Essen gehen? Ich könnte jetzt 'was vertragen! Danach ... ich weiß nicht! Was möchtest Du machen heute Abend? Bummeln, tanzen, irgendwo etwas trinken, eine Bootsfahrt?"
Malgorzatta erwiderte seinen Blick ruhig.
Sie musste lächeln.
Es war nett, was er ihr alles anbot, es wäre verlockend gewesen, hätten sie zwei Wochen Zeit hier gehabt!
Doch ihr Aufenthalt zu Zweit war begrenzt und ihre Stunden zusammen kostbar.
Sie wollte sie nicht mit Touristen-Attraktionen verschwenden!
Behutsam stemmte sie sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen Gs Unterlippe, drückte einen zärtlichen Kuss darauf, ließ ihre Zungenspitze sacht darüber streicheln.
Sie spürte, wie G es genoss.
Er hielt ganz still.
Seine Augen waren ein wenig geschlossen.
Er drängte sich leicht gegen sie.
Seine Hand streichelte sacht über ihren Rücken, von ihrem Nacken zu ihrem Hals, bis zu ihrer Wange.
Zärtlich begann er, ihren Kuss zu erwidern.
Das Spiel seiner Zungenspitze mit der ihren war leicht.
Malgorzatta schmiegte sich in seine Umarmung.
Sie spürte seine Wärme an ihrem Körper.
Sein Atmen gegen ihren Oberkörper.
Für lange Sekunden war sie versucht, ihre Hand unter sein Shirt streicheln zu lassen, seine warme weiche Haut an ihrer zu spüren.
Sie wollte ihn gerne ganz nah bei sich haben, vertraut, zärtlich, sie liebte es, mit ihm zusammen zu sein.
Dennoch beherrschte sie sich.
"Sollen wir jetzt zum Essen gehen, Schatz?"
G sah sie an.
Er lächelte.
"Hast Du Angst, dass ich Dir verhungere? Dass ich Dir ... " er küsste sie langsam, zärtlich " ... nicht durchhalte?"
Malgorzatta schenkte ihm ein Lächeln, versuchte, es aber nicht amüsiert sondern liebevoll werden zu lassen.
"Davor habe ich bei Dir ... " sie küsste ihn, langsam, zärtlich " ... am wenigsten Angst! Es ist wundervoll mit Dir, ich liebe es! Aber es ist noch schöner mit Dir wenn wir beide vorher romantisch essen waren ... so wie Letztes ... in dem kleinen Restaurant ... und dann sind wir zu Dir nach Haus gefahren ... Du weißt? Im Valley?"
Sie sah ihn an.
Gs Lächeln war warm, zärtlich.
Es berührte ihr Herz.
"Natürlich. Wie könnte ich das vergessen? Es war ein wunderschöner Abend mit Dir! Und eine wunderschöne Nacht! Wenn auch sehr kurz!"
"Ich bin froh, dass wir diesmal mehr Zeit haben, G!" meinte Malgorzatta.
Sie ließ ihre Hand über seine Seite streichen.
Malgorzatta spürte sein tiefes Einatmen.
"Du riechst wieder so gut! Ist das noch ... "
Er sah sie an.
Er überlegte, Malgorzatta sah es genau.
"NCIS: LA - pour femme!" meinte sie.
G lachte.
Er zog sie wieder eng an sich, drückte sie für einen Moment.
Dann sah er sie wieder an.
"Nein! Das ist Donna, nicht wahr?"
Malgorzatta nickte, ergeben.
"Ja."
G nickte.
"Ich muss immer an Dich denken wenn ich es rieche. Es passiert nicht so oft, ich denke öfter an Dich wenn ich es nicht rieche! Es ist ein sehr anspruchsvoller Duft, den können nur sehr wenige tragen!"
Malgorzatta musste lächeln.
"Ich weiß noch, wie wir ihn zusammen ausgesucht haben, in Soroca. Er hat Dir sofort gefallen!"
"Es war so ziemlich das Einzige, was mir dort gefallen hat!" gab G zurück.
"Wenn Du dort nicht aufgetaucht wärst, hätte ich mich bestimmt erschossen!"
"Du sollst so etwas nicht sagen!" mahnte Malgorzatta sanft und küsste ihn.
"Du bist die Einzige, an der ich es mag!" raunte G halblaut und erwiderte ihren Kuss.
Malgorzatta konnte, wollte einen kleinen Laut des Wohlbefindens nicht unterdrücken.
Im Moment gab es nichts, was sie sich mehr wünschte, allein mit G, in traumhafter Umgebung, mit der Aussicht auf zwar nur wenige, aber dafür ungestörte Stunden mit ihm.
"Sollen wir jetzt essen gehen, Schatz?"
G küsste sie bloß ohne Antwort.
Es gab drei Restaurants im Resort.
Malrgorzatta folgte G neugierig als er sie ziemlich bestimmt - als mache er dies nicht zum ersten Mal - zum dem Concierge am Empfang des ' Hale 'aina ' führte.
"Wir haben eine Reservierung auf den Namen 'Tedrow!" meinte er zu ihm.
Der Mann im weinroten Anzug hinter dem kleinen Stehpult, mit den großen, wichtig aussehenden Buch darauf, blätterte betont langsam eine Seite zurück.
"Ja ... Mister Tedrow... für zwei Personen ... "
Malgorzatta war sich ziemlich sicher, dass er nicht mal las.
"Poushour!"
Mit einer lässigen Kopfbewegung warf er das über seine linke Schulter, woraufhin sofort ein dunkel gekleideter junger Mann zu ihnen um die Ecke schoss.
Er verbeugte sich sogleich.
"Poushour wird sich heute Abend um sie kümmern!" meinte der Mann mit dem Buch.
"Wenn Sie mir bitte folgen möchten!" bat Poushour und deutete den Weg an, bevor er voran ging.
Malgorzatta fing Gs Blick auf und lächelte ihm rasch zu.
Sie fand es unheimlich spannend, was er sich für sie hatte einfallen lassen, fand es total süß von ihm, dass er sich solche Mühe gegeben hatte.
Stolz schmiegte sie sich an seinen Arm während Poushour sie durch das edle Restaurant führte.
Das Licht hier drinnen war gedämpft, es brannten viele Kerzen.
Die großen Glastüren zu beiden Seiten standen teilweise offen, dennoch war es sehr warm hier herinnen.
Die Tische waren eher klein, ausgerichtet auf zwei Personen, edle Stoffe in Weinrot und Braun, funkelnde Gläser, Besteck und Geschirr, schlicht aber zweifellos von höchster Qualität.
Malgorzatta sah kostbaren Schmuck an den Damen glitzern, die edle Stoffe trugen.
Alle Männer trugen Anzüge.
Auch G trug Anzug.
Schwarz, mit einem schwarzen Hemd, ohne Krawatte, er sah hinreißend aus.
Malgorzatta sah, wie ihnen die Blicke einiger Frauen folgten.
Das machte sie auch ein wenig eifersüchtig.
Poushour führte sie durch eine der offen stehenden Glasscheiben hinaus zum Strand.
Malgorzatta warf G einen verwunderten Blick zu.
Sein Lächeln zu ihr war zärtlich.
Poushour führte sie zu einer Gruppe von Palmen an der - vom Restaurant nicht einsehbar - ein Tisch stand, gedeckt für zwei Personen, mit langem, im sachten Abendwind sanft wehenden Tischtuch und Kristallgläsern, in denen der Sonnenuntergang funkelte.
Auf einem kleinen Beistelltisch stand ein Sektkübel, aus dem ein Flaschenhals ragte.
Es war so kitschig, dass es schon wieder schön war, Malgorzatta hätte dem toughen Agenten G so etwas nur schwerlich zugetraut, auch wenn sie seine weiche, zärtliche Seite bereits kannte.
Er konnte überaus liebevoll sein.
Doch dass er einen derartigen Aufwand für dieses Wochenende betrieben hatte, rührte sie zu Tränen.
Poushour machte Anstalten ihr den Stuhl zurecht zu rücken.
"Danke!" meinte G bestimmt zu ihm und nahm mit einer unmissverständlichen Geste seinen Platz ein, Poushour ging sofort zur Seite, zu dem kleinen Beistelltisch, und griff nach der noch geschlossenen Flasche.
"Danke schön, G!" meinte Malgorzatta zu ihm und ließ ihre Hand sacht über seine streichen.
Er lächelte ihr zu.
Poushour öffnete die Flasche geschickt und goss die rosane perlende Flüssigkeit in ihre Gläser, G nahm am Tisch ihr gegenüber Platz, "Danke schön!" meinte Malgorzatta zu Poushour nach dem Eingießen.
Er nickte kurz, wandte sich dann an G.
"Möchten Sie, dass ich die Vorspeisen serviere, Mister Tedrow?"
"Ja, aber lassen Sie sich Zeit!" gab G zurück.
Poushour nickte.
"Gerne, Sir!"
Dann nickte er ihr leicht zu und ging davon.
Malgorzatta schlüpfte aus ihren Sandalen.
Dann stand sie auf, ging durch den weichen Sand um den Tisch herum, zu G, legte beide Arme um seinen Hals und drückte ihm einen nachdrücklichen Kuss auf die Lippen.
"Danke, G! Das hast Du so wunderbar organisiert! Ich liebe Dich!"
G erwiderte ihren Kuss rasch.
Malgorzatta spürte seine Hand rasch über ihren Arm streichen.
Er hielt sie für einen Moment fest.
Malgorzatta legte ihre Hand an seine Wange.
Seine Haut war warm, fühlte sich ein klein wenig geschwitzt an.
"Warum ziehst Du Deine Jacke nicht aus, Schatz? Ich meine, Du siehst verdammt gut aus in dem Anzug, aber es ist sicher fürchterlich warm, hm?"
G sah zu ihr auf.
Seine Hand lag noch immer an ihrem Arm.
"Wenn das in Ordnung ist für Dich ... "
"Ja, natürlich."
Für einen Moment beließ Malgorzatta ihr Gesicht dem seinen ganz nah.
Dann küsste sie ihn auf die Wange.
G stand langsam auf.
Er reichte ihr ihr Glas, griff zu seinem.
"Lass' uns vorher noch auf dieses wunderschöne Wochenende für uns anstoßen, comoara meu!"
Malgorzatta sah zu ihm auf.
"Ist es ein wunderschönes Wochenende für Dich, G?"
Selbst im Halbdunkeln der untergetauchte Sonne leuchteten seine Augen strahlend blau.
Kleine Schweißperlen standen auf seiner Oberlippe, zwischen den dunklen Barthärchen.
"Es ist traumhaft mit Dir, Mali, ich wünsche, es würde nie enden!"
Es tat weh wie ehrlich, authentisch seine Worte klangen, Malgorzatta spürte einmal mehr sekundenlang das Bedürfnis, sich zu verteidigen.
"Danke, G." meinte sie statt dessen bloß und ließ ihr Glas sacht gegen das seine stoßen.
Es waren Kristallgläser, schwer, und sie hatten einen sanften Klang.
Die rosane, noch immer fein perlende Flüssigkeit darin schmeckte lieblich.
Malgorzatta nahm nur einen Schluck.
Dann schob sie das Glas auf den Tisch zurück.
Auch G stellte sein Glas beiseite.
Dann zog er seine Anzugjacke aus, hängte sie über die Stuhllehne, Malgorzatta mochte es, wie er dann beide Ärmel nachlässig bis zu seinen Ellbogen hinaufkrempelte.
Rasch beugte sie sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen bevor sie sich wieder auf ihren Platz setzte.
G nahm ihr gegenüber Platz.
Er sah sie über den Tisch hinweg an.
Malgorzatta sah aus dem Augenwinkel Poushour in ihre Richtung kommen.
Er trug ein Tablett mit zwei metallenen Servicehauben, Malgorzatta sah, wie umständlich es war, um durch den Sand zu ihrem Tisch zu gelangen.
So romantisch es hier auch war, für die Angestellten erschwerte es sicher die Arbeit.
Deswegen konnte sie es auch gar nicht so ganz genießen.
Poushour stellet die Teller vor ihnen auf dem Tisch ab und nahm mit gekonntem Schwung die Hauben ab.
"Unser Koch hat für Sie als Vorspeise Lachs auf einem weißen Trüffelschaum mit Charlottenreis zubereitet!" meinte er dabei.
"Danke schön!" sagte Malgorzatta.
"Möchten Sie einen leichten französischen Weißwein dazu?" erkundigte sich Poushour.
G sah sie fragend über den Tisch hinweg an.
Malgorzatta schüttelte den Kopf.
"Nein, danke!"
"Nein!" meinte G zu Poushour.
Der nickte daraufhin und entfernte sich wieder von ihrem Tisch.
Malgorzatta ließ ihre Rechte sanft über Gs streichen, die auf dem Tisch lag.
"Danke! Das ist einfach wunderschön!"
"Freut mich, dass es Dir gefällt!"
G hielt mit dem Daumen sanft ihre Hand fest und lächelte ihr zärtlich zu.
Nach der Vorspeise gab es zwei Gänge, ein wunderbares Dessert schloss sich an und ein Kaffee rundete die Mahlzeit ab.
Es war dunkel geworden im Laufe des Genießens, und spät, doch Malgorzatta konnte sich nicht dazu entschließen, den Abend zu beenden, vor allen Dingen nicht, weil dann schon der Samstag auf sie wartete.
Es war noch immer sehr warm.
Die Brise vom Wasser war angenehm.
Poushour hatte Kerzen für sie angezündet und in den Sand gestellt.
Malgorzatta merkte, dass G müde war.
Seine Augen wurden dann klein.
Und man sah es ihm am Gesicht an.
Sie drückte leicht seine Hand, die die ihre auf der Tischplatte sacht umfasst hielt.
"Sollen wir gehen, Schatz?"
"Möchtest Du?" fragte G zurück und sah sie an.
Sein kleines Lächeln zu ihr war zärtlich.
"Du bist müde." erwiderte Malgorzatta bloß.
"Ja."
Es wunderte Malgorzatta einmal mehr, wie ehrlich G meistens zu ihr war, dieser abgebrühte Special Agent, den sie in Kiew kennen gelernt hatte als er sich in die tschechische Botschaft schmuggelte.
Ihr gegenüber gab er Schwächen zu.
"Etwas."
"Macht es Dir etwas aus, wenn wir einen kleinen Umweg zum Hotel machen? Ich möchte so gerne ein Stück am Strand entlang."
G lächelte.
"Nein. Natürlich nicht! Komm ... "
Er zog ihre Hand über den Tisch an seine Lippen, drückte einen zärtlichen Kuss darauf.
Dan stand er auf, kam um den Tisch herum und rückte ihr den Stuhl zurecht beim Aufstehen, "Danke, G!" meinte Malgorzatta zu ihm, ließ ihre Hand rasch über seinen Arm streichen.
Er hatte so gute Manieren, manchmal fragte sie sich, wer in seiner unruhigen Kindheit dafür gesorgt hatte, dass der kleine G lernte, dass man Frauen die Tür aufhielt, ihnen den Stuhl zurecht rückte, aufstand, wenn sie den Raum betraten und ihnen Autotüren öffnete.
G zog seine Anzugjacke von der Stuhllehne, Malgorzatta spürte seine Hand sacht an ihrer Schulter als er fragte: "Wo möchtest Du hin?"
"Kommen wir zum Hotel zurück wenn wir dort entlang gehen?" fragte Malgorzatta und wies nach rechts.
Sie sah Gs Schulterzucken während er den Arm um sie legte.
"Probieren wir es aus! Wir haben schon in ganz anderen Gegenden zurück gefunden!"
Er zog sie sanft mit sich.
"Rio, nicht?"
Malgorzatta lachte leise.
Kurz nachdem sie sich das erste Mal in der Botschaft gesehen hatten, waren sie in Rio wieder aufeinander getroffen.
G hatte einen Auftrag dort zu erledigen gehabt.
Sie war mit ihrem Mann dort gewesen, Efremil, im Rahmen eines Wirtschaftssymposiums mit einer tschechischen Delegation.
G hatte sie nach ihrem ersten Zusammentreffen in der Botschaft auf der Straße wieder erkannt und sie einfach zu einem Kaffee eingeladen.
Sie hatte nicht ablehnen können.
Schon damals hatte sie viel zu viel Gefühl für ihn gehabt!
Auf dem Rückweg, als er sie zu ihrem Hotel bringen wollte, hatten sie sich verfahren.
Je öfter, je länger sie darüber nachdachte desto mehr kam sie allerdings zu dem Schluss, dass er das Versagens des Navis im Auto nur vorgetäuscht hatte.
"Du hast Dich damals nicht wirklich verfahren, oder?"
"Und Du warst nicht zufällig da, nicht wahr?"
Malgorzatta sah ihn an.
Sie ließ ihre Hand sanft über die Vorderseite seines Hemdes streichen.
Es war nicht so dunkel, dass sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte.
G wirkte amüsiert.
Als ihre Blicke sich jetzt trafen lächelte er zärtlich.
Er warf seine Schuhe, seine Jacke hinter ihr in den Sand.
"Du weißt, dass ich Dich zum Sprechen bringen kann!"
Malgorzatta musste lachen.
Sie blieb stehen, warf ihre Schuhe in den Sand, ließ ihre Hand über seinen Rücken streicheln, bis zum Bund seiner Anzughose, etwas mehr auf der rechten Seite.
"Bist Du etwa bewaffnet ... nein!"
Ihre prüfende Hand hatte unter seinem dunklen Hemd keine Waffe gespürt.
G sah sie an.
Sein Gesicht war dem ihren ganz nah.
"Und Du?"
"Warum soll ich mich bewaffnen wenn ich mit dem besten Agent des NCIS Los Angeles essen gehen? Gegen Dich, G, komme ich eh nicht an!"
G lachte.
Er ließ seinen Arm um ihre Taille rutschen, zog sie eng an sich, küsste sie.
"Du bist wundervoll, Mali! Ich liebe Dich!"
"Ich liebe Dich auch, G! Sehr sogar!"
Malgorzatta streichelte mit der Hand über seine kratzige Wange, berührte mit den Lippen sanft seine Unterlippe.
G ließ es geschehen.
Er hielt ganz still, sie konnte sein tiefes Einatmen gegen ihren Oberkörper spüren, so fest hielt er sie an sich gedrückt.
Kleine Wellen umspielten ihre Füße.
Das Wasser war kalt.
Insgeheim fragte sie sich ob die Pärchen, die sich für Videos oder Werbung immer so hingebungsvoll in der Brandung zu lieben schienen, wohl froren?
G gab einen kleinen Laut des Wohlbefindens von sich.
"Komm, lass uns ins Hotel gehen bevor Macy mich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses hier aus dem Gefängnis holen muss!" raunte er leise, zärtlich während sie seine Hand sacht durch ihre Haare streicheln spürte.
Sie musste lachen.
Leicht stemmte sie sich auf die Zehenspitzen, suchte mit den Lippen sein Ohr.
"Was genau stellst Du Dir denn da gerade vor?"
"Oh, Du legst es darauf an, inger meu?"
Dann ließ er seine Lippen über ihre Wange streicheln, bis zu ihrem Ohr, sein Atem strich für einen Moment über die kleinen Härchen dort, seine Zungenspitze streichelte sekundenlang ihr Ohrläppchen.
"Ich würde ... "
Malgorzatta spürte seine Hand über ihren Nacken streicheln, bis zum Knoten ihres Neck-Holder-Kleides, seine Finger begannen, daran zu zupfen.
" ... erst einmal diesen Knoten lösen ... "
Der Stoff lockerte sich rasch und begann zu rutschen, Malgorzatta konnte im ersten Moment gar nicht glauben, dass das hier wirklich geschah.
G zog sie noch ein wenig an sich.
Das Oberteil ihres Kleides rutschte.
Die Brise vom Wasser war kühl, angenehm an ihrer nackten Haut.
" ... und dann würde ich ... "
G beugte sich etwas vor und streichelte mit den Lippen von ihrer Wange über ihren Hals zu ihrer Schulter hinab, seine Bartstoppeln an seinem Kinn kratzten angenehm über ihre Haut bevor sein warmer Atem darüber streichelte.
" ... Dich hier küssen ... und ... hier ... und hier ... während meine Hand ... hier ... "
Malgorzatta stöhnte leise, behaglich.
Sie spürte die Kühle des Wassers kaum noch an ihren Füßen, Gs Berührungen jagten ihr kleine warme Schauer über den Rücken, brachten ihr Innerstes zum Kribbeln.
Mit einer leichten Bewegung ließ sie ihre Rechte zur Knopfleiste seine Hemdes wandern, begann, Knopf um Knopf zurück zu öffnen bevor sie ihre Hände schließlich unter den Stoff, auf seine warme, weiche Haut schob.
Sie wollte ihn ganz nah bei sich spüren.
G schmiegte sich an sie.
Seine Hand lag an ihrer Brust. federleicht, warm, sanft, er beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
Das Spiel seiner Zungenspitze mit ihren Lippen, mit der ihren, war aufregend, verlangend.
"G!"
Sie musste ihre Hand an seine Wange legen, ihren Kopf ein bisschen beiseite drehen.
"Bitte, lass uns ins Hotel gehen!"
"Warum?"
Gs Stimme war nicht mehr als ein halblautes Raunen an ihrem Ohr, sein Atmen gegen ihren Oberkörper rasch.
Ihr leichtes Zittern hatte nichts mit Kälte zu tun.
"Ich möchte jetzt unbedingt mit Dir alleine sein, und ich möchte das nicht hier am Strand, mein Schatz, sondern in unserem schönen Hotelzimmer!"
"Warum?" fragte G erneut.
Seine Linke lag noch immer an ihrer Wange während seine Lippen über ihre Haut streichelten, warm, zärtlich, verführerisch.
Malgorzatta drehte seinem Kopf behutsam zu sich, berührte mit den Lippen sanft die seinen.
Langsam, zärtlich streichelte sie mit der Zungenspitze über seine Unterlippe.
G hielt still.
Im Halbdunkel des Mondlichtes konnte sie erkennen, dass er die Augen leicht geschlossen hatte.
Langsam ließ sie ihre Fingernägel über seine Wange kratzen, gegen den Strich seiner Bartstoppeln während sie ihre Zungenspitze weiterstreicheln ließ, gegen seine Zähne, auf der Suche nach seiner Zungenspitze.
G stöhnte leise.
Er ließ ihr seine Zungenspitze entgegen kommen.
Der Griff seiner Finger an ihrer Schulter wurde fester, das Spiel seiner Zunge verlangender.
Malgorzatta streichelte mit der Linken langsam über seinen Rücken unter dem dunklen Stoff.
Seine Haut war warm, weich.
An den Fingerspitzen konnte sie den leichten Schweißfilm an der geraden Linie seiner Wirbelsäule spüren, einen Schweißtropfen, der langsam sein Rückrat hinab lief.
Er presste sich eng in ihre Umarmung.
Sein Atem war rasch.
Sein Kuss war innig, tief.
Auf gar keinen Fall wollte Malgorzatta sich hier am Strand auf ihn einlassen, nicht im nassen Sand und schon gar nicht in Sichtweite des Hotelkomplexes und des Restaurants.
G ließ sie erst los, wandte ein wenig den Kopf als sie beide atemlos waren.
"Sollen wir jetzt gehen?"
Seine Stimme war leise, klang belegt während er zu den beiden Hälfte ihres Oberteiles griff und sie ihr sehr sacht, zärtlich wieder um ihren Oberkörper legte, sie ihr im Nacken vorsichtig verknotete.
"Ich weiß nicht, ob ich das im Moment kann!"
Malgorzatta ließ beiden Arme um seinen Oberkörper geschlungen, hielt sich ein bisschen an ihm fest.
Ihre Knie zitterten leicht.
"Wieso?"
"Nach dem Kuss?" raunte sie ihm zu.
"Ich muss schon beinahe nicht mehr zurück zum Hotel!"
G lachte leise.
Er zog sie noch ein wenig fester an sich, wiegte sie leicht hin und her.
"Das wäre schade! Ich habe noch viel mit Dir vor!" ...
... Es wurde ein traumhafter Samstag.
Sie schliefen lange, frühstückten in aller Ruhe ausgiebig, dann fuhren sie in die Stadt und am Nachmittag gingen sie an den Strand.
Malgorzatta war sich sicher, nie mehr in ihrem Leben das Bild zu vergessen, wie G nach dem Surfen neben ihr in der Cabana schlief. Die luxuriösen Liegestätten waren in angemessenem Abstand am hoteleigenen Strand aufgestellt. Die luftig-weißen Vorhänge auf seiner Seite waren vorgezogen und befestigt, bauschten sich leicht in der warmen Sommerbrise. Das leichte Tuch über dem Dachgestänge verhinderte eine direkte Sonneneinstrahlung, aber selbst hier im Schatten war es noch sehr warm.
G lag fast etwas zusammengerollt rechts neben ihr, eine Schlafposition, die sie von ihm so nicht kannte. Meistens lag er sehr raumeinnehmend auf dem Rücken.
Seine leicht gebräunte Haut hob sich von dem hellen festen Stoff der Matratze ab.
Malgorzatta rollte sich behutsam ein wenig näher zu ihm heran und betrachtete sein Gesicht.
Gs Schlaf schien nicht sehr tief zu sein. Seine Augenlider zitterten ganz leicht. Hier, in der überaus hellen Umgebung, fiel die ungewöhnliche Länge seiner Wimpern, deren schöne braune Farbe besonders auf. Er hatte eine kleine rundliche Narbe vor der rechten Augenbraue, an der Nasenwurzel, sie hatte sie schon oft bemerkt, aber ihn noch nie danach gefragt. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn und zwischen den Bartstoppeln auf seiner Oberlippe. Rechts an seinem Hals verblaßte gerade der rote Streifen des Kragens seines Wet-Suits.
Malgorzatta musste lächeln, spürte ein warmes Gefühl in ihrer Herzgegend wenn sie ihn – so wie jetzt – bloß ansah.
Auch die feinen braunen Härchen auf seinen Unterarmen, auf seiner Brust waren in dem hellen Sonnenlicht besonders gut zu erkennen.
Sie konnte ihre Finger nur schwerlich bei sich behalten.
Gs Brust hob und senkte sich ruhig, regelmäßig.
Sie fand ihn hinreißend für Anfang Vierzig.
Selbst jetzt, im Schlaf, zeichnete sich unter der Haut seiner Oberarme sein scharf definierter Bizeps ab. Er hatte keinen Waschbrettbauch, aber der Bauchansatz über dem Bund seiner Shorts war durchaus tolerabel, ohne hätte sie ihn tatsächlich zu mager gefunden. Sie mochte den sanften Braunton seiner Haut, die ganz feinporig war und sehr weich, wenn man darüber streichelte.
G schlug ganz unvermittelt die Augen auf.
Fast zuckte Malgorzatta erschrocken zurück.
„Tur mir leid … ich wollte Dich nicht wecken!“
„Du hast mich nicht geweckt, Mali!“ gab G zurück.
Der Blick seiner blauen Augen war verhangen, seine Stimme klang belegt. Er rührte sich nicht, sah sie bloß an.
„Aufzuwachen, neben Dir, ist eine der schönsten Sachen, die ich mir vorstellen kann!“
„Danke. Das ist sehr nett von Dir, G!“
Malgorzatta stereckte ihre Hand aus und streichelte mit den Fingerspitzen sanft über seinen Unterarm, spürte das feine Kitzeln der Härchen dort.
G ließ es geschehen, reglos. Malgorzatta spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht, warm, zärtlich, zugetan. Sie rutschte noch etwas näher, ließ ihr Gesicht dem von G ganz nahe kommen, berührte mit den Lippen behutsam die seinen. Ein kleiner Laut des Wohlbefindes kam über Gs Lippen. Sie spürte seinen warmen Atem an ihren Lippen als er flüsterte: „Aufzuwachen und von Dir geküsst zu werden ist noch besser!“
Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich.
„Hab' ich Dir schon gesagt, wie wunderschön Du in dem Strandkleid aussiehst?“ raunte er ihr zu.
Der Blick seiner blauen Augen wanderte zärtlich über ihr Gesicht.
„Fünf Minuten bevor Du eingeschlafen bist, G, ich danke Dir!“ flüsterte sie zurück, streichelte mit den Fingerspitzen langsam, spielerisch über seinen Arm.
„Habe ich lange geschlafen?“
Seine Stimme war ruhig, er rührte sich noch immer nicht, lag ganz still, ließ ihr Streicheln geschehen. Das brachte sie zum Lächeln. Sie kannte G nur ganz selten so träge.
„Halbe Stunde vielleicht. Surfen war anstrengend, hm?“
„Auch.“ gab G matt zurück.
„Bin das Nichtstun nicht gewöhnt. Man wünscht sich immer Urlaub, aber wenn es dann so weit ist! Bin sonst den ganzen Tag … unter Strom! Das Adrenalin hält wach!“
„Und am Leben!“ fügte Malgorzatta leise, zärtlich hinzu.
G sah sie an. Malgorzatta spürte seine Hand leicht bis zu ihrem Hinterkopf streicheln, er reckte den Kopf zu ihr herüber und küsste sie. Sie rutschte ganz dicht an ihn heran.
Die Wärme seiner Haut, verstärkt durch die Sonnenwärme, fächerte über die ihre, breitete sich daran aus. Er roch, schmeckte verschlafen, sie mochte diese kleinen selbstverständlichen Dinge an ihm. Wahrscheinlich, weil sie ihr so selten gewährt wurden! G zog sie ganz nah an sich. Lehnte den Kopf an ihren und hielt sie ganz fest an sich gepresst. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, stark, kräftig, gegen ihre Brust.
Es war so ein Moment von dem sie sich wünschte, er würde nie enden!
Gs Hand an ihrem Nacken, an ihrem Hinterkopf vermittelte ihr unbedingten Schutz.
So hielt man etwas, das wichtig war, das einem etwas bedeutete!
„Ich liebe Dich, G!“
Gs Gesichtsausdruck wurde noch ein bisschen zärtlicher.
„Es bedeutet mir viel, dass Du das sagst, Mali … comoara meu!“
„Ich bin sehr froh, dass Du es bist, zu dem ich es sagen darf, G!“ flüsterte Malgorzatta zurück.
G lächelte ihr zu. Der Blick seiner schönen blauen Augen ruhte auf ihrem Gesicht. So
eben, unendlich sacht spürte Malgorzatta das Streicheln seiner Finger durch ihre kurzen Haare. Langsam ließ sie ihre Hand um seine Seite rutschen, auf seinen Rücken, ließ ihre Fingerkuppen über seine weiche sonnenwarme Haut wandern. Sie konnte sehen, wie G ein wenig die Augen schloss, es genoss. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich noch ein wenig mehr.
„G?“
„Mh?“
Er sah sie nur so eben an.
„Woher hast Du die Narbe an Deiner Stirn?“
„Welche Narbe?“
Malgorzatta berührte die kleine Vertiefung vor seiner rechten Augenbraue sanft mit dem Zeigefinger.
„Die hier.“
„Windpocken.“ gab G lapidar zurück.
„Hab' gekratzt.“
Er öffnete die Augen nur ein klein wenig während er das sagte.
„Wie alt warst Du damals?“
G überlegte einen Moment.
„Zwölf oder dreizehn.“
Er öffnete die Augen noch immer nicht ganz.
„Hat sich damals jemand um Dich gekümmert?“
Jetzt schlug er die Augen auf und sah sie an. Groß, erstaunt.
„Warum fragst Du?“
„Weil … ich immer den Eindruck habe, dass es Zeiten gab, in denen sich keiner um Dich gekümmert hat! Als Kind!“
Gs Lächeln war sehr klein und sehr kurz.
„Ich hätte Dich wahrscheinlich nie kennengelernt wenn es so nicht gewesen wäre!“ raunte er.
„Und das wäre sehr schade!“
„Danke, G!“ flüsterte Malgorzatta gerührt.
„Ja, das wäre sehr schade! Ich würde es außerordentlich bedauern!“
„Ich auch, inger meu!“ gab G zurück.
Er küsste sie, hingebungsvoll.
„Was hälst Du davon wenn wir die Vorhänge auf Deiner Seite auch zuziehen?“
Malgorzatta sah ihn an.
„Mir wäre es lieber, wir würden auf unser schönes Hotelzimmer gehen!“
„Warum?“ fragte G wieder einmal.
Sein Grinsen gefiel Malgorzatta. Es bedeutete, dass er bereit war, sich für sie über fast alles hinweg zu setzen, über gesellschaftliche Konventionen, die sich gehörten, für die sein guter Ruf als Special Agent eigentlich stand.
„Weil ich Dich dabei ganz für mich alleine haben möchte! Ich teile Dich nicht gerne mit irgendwelchen Ohren- oder Augenzeugen!“
G lächelte.
„Any time you want to, you can turn me on to, anything you want to, any time at all!“ flüsterte er.
„When I kiss your lips oh I start to shiver, can't control the quivering inside!“ fügte Malgorzatta hinzu.
G lächelte. Dann küsste er sie.
„Komm!“ flüsterte er während er mit der Linken blind nach seinem weißen Shirt am Kopfende tastete.
Fast verspürte sie so etwas wie Panik als sie unvermittelt wach wurde. Es war nicht komplett hell im Zimmer, doch der Tag hatte schon angefangen. Sonntag. Der Tag, an dem sie würden zurück müssen.
Sie drehte sich etwas auf den Rücken um nach G zu sehen, der neben ihr lag, dessen Arm um ihren Oberkörper lag.
Der Blick seiner schönen blauen Augen hatte den ihren sofort.
Sie musste lächeln.
„Oh, Du bist schon wach?“
Etwas umständlich streckte sie ihre Hand nach ihm aus um sie auf seine Wange zu legen, G griff danach, hielt sie fest, zog sie an seine Lippen, drückte einen Kuss in die Handinnenfläche.
„Ich wollte Dich noch ein bisschen ansehen!“
Malgorzatta musste lächeln.
Sie rappelte sich etwas hoch, rutschte an ihn heran, legte ihren Arm um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Seine Haut an ihrer war ganz warm.
„Danke, G!“
Sie drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, sah ihn dann an.
„Es war wundervoll mit Dir heute Nacht!“
G legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie fest an sich.
„Du warst wunderschön heute Nacht! Du bist wunderschön! Ich liebe Dich!“
Er küsste sie.
Magorzatta schmiegte sich an ihn.
Sie legte auch ihren anderen Arm um seinen Hals, sah ihn an. Er wirkte ausgeruht. Die Wärme seines Körpers breitete sich an ihrem aus. Einmal mehr konnte sie es nicht lassen, mit dem Zeigefinger sanft über die Sommersprosse an seiner rechten Halsseite zu streicheln. G hielt ganz still. Malgorzatta spürte seinen Blick zärtlich auf ihrem Gesicht.
„Was möchtest Du machen heute, inger meu?“
Malgorzatta sah ihn an.
„Ich glaube, ich möchte heute den ganzen Tag mit Dir im Bett bleiben!“
G lächelte.
Er wich ihrem Blick nicht aus.
„Es ist so schönes Wetter, wir könnten auch noch eine kleine Inselrundfahrt machen, oder?“
„Du scheinst da schon wieder etwas Schönes geplant zu haben, so wie das ganze Wochenende!“ vermutete Malgorzatta.
Sie konnte es nicht lassen, ihre Lippen über seine kratzige Wange streicheln zu lassen, über seinen Hals hinab, über seine Schulter.
G hielt ganz still.
Es war hell genug im Zimmer um die rosane Farbe seiner leicht geöffneten Lippen zu erkennen, die ganz kleinen Fältchen nach dem Schlaf um seine Augen. Er hatte sie leicht geschlossen, Malgorzatta konnte das ganz leichte Zittern seiner Augenlidern sehen.
„Ich könnte mir auch vorstellen, dass Du erstmal noch ein bisschen so weitermachst!“ flüsterte er.
Malgorzatte musste lächeln. Sie streichelte mit dem Zeigefinger behutsam über seine Unterlippe während er sprach. G zog die Kuppe in seinen Mund und biss sanft darauf.
„Das kann ich mir im Moment auch ziemlich gut vorstellen!“ flüsterte sie ihm zu, ließ ihre Linke über seine Seite hinabstreicheln, unter die Decke, ließ ihre Finger an seiner Hüfte ruhen. Über seine Schulter hinweg konnte sie ihrer beider Sachen auf dem Fußboden liegen sehen. Sie lagen noch von gestern Abend dort.
Behutsam befreite sie ihren Zeigefinger, legte ihre Hand auf Gs Wange und küsste ihn.
G erwiderte ihren Kuss sofort. Er zog sie ganz nah an sich, schloss beide Arme hinter ihrem Rücken. Malgorzatta blieb für einen Moment die Luft weg. Seine Haut an ihrer war warm verführerisch. Sie spürte seinen Herzschlag, schnell und kräftig gegen ihre Brust, seinen beschleunigten Atem. Sofort war wieder das Verlangen da, ihn ganz nah bei sich zu spüren.
Nur zu gerne, zu bereitwillig ließ sie geschehen, dass G sie nach hinten in die Kissen drückte. Seine Lippen rutschten über ihre Haut. Sein Bart kratzte hinterher. Ab und zu wurde die Linie auf ihrer Haut unterbrochen von einem trockenen Kuss oder von einem warmen feuchten Streicheln seiner Zungenspitze. G hatte seine Finger zwischen die ihren gegraben und seine Arme drückten die ihren neben ihren Körper in die Kissen. Malgorzatta mochte es, die Schwere seines Körpers zu spüren, ganz nah an ihrem, seine achtsamen Zärtlichkeiten. So nah bei ihm, gegen seinen Körper atmend, seinen Atem ganz warm, schnell an ihrer Haut spürend, konnte sie alles rundherum vergessen, sich ganz auf ihn konzentrieren. Nur zu bereitwillig rutschte sie ihm noch ein wenig entgegen, hielt sie im ersten Moment den Atem an als sie seine ganz behutsame vorsichtige Bewegung spürte, als sie sekundenlang den angespannten Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Langsam reckte sie ihm ihren Kopf entgegen, berührte mit den Lippen behutsam die seinen.
G hielt mit seinen blauen Augen ihren Blick fest.
Er senkte den Kopf ein wenig und sein Kuss war unendlich zärtlich und behutsam.
„Bitte heirate mich, Mali! Werde meine Frau!“
„Was?“
Malgorzatta wunderte weniger sein Antrag als die Situation, in der er ihn ihr machte. Vorgestern Abend beim Essen am Strand hätte sie mit so etwas gerechnet, heute Nachmittag im Whirlpool oder auch beim Abendessen heute im Dachgarten-Restaurant. Doch diese Situation hier war an Intimität nicht zu überbieten!
Behutsam befreite sie ihre Hände aus den seinen, streichelte mit den Fingern zu seinen breiten Schultern, sah ihn dabei an.
„Ich kann nicht, G! Ich bin schon verheiratet!“
„Du kannst nicht oder Du willst nicht?“ flüsterte G ihr halblaut zu. Sein Blick hielt den ihren noch immer fest. Er bewegte sich nur so eben, kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
Malgorzatta streichelte sie mit ihrem Zeigefinger fort.
„Bist Du überhaupt schon geschieden, G?“
„Weiß ich nicht! Ich weiß nicht mal, ob ich rechtmäßig verheiratet war!“
Sie mochte es, das kleine Zittern in seiner Stimme zu hören, das nicht-vollkommen- auf-das-Gespräch-konzentrierte!
„Und wie kam es dazu?“ flüsterte sie.
„Ich weiß es nicht!“
Gs Stimme war leise, sanft.
Sein Blick wanderte zärtlich über ihr Gesicht.
„Tracy hatte von Anfang an … bloß ihre Karriere im Kopf! Der Undercover-Job, auf dem wir waren, war ihr wichtiger als alles andere! Es hätte … mich stutzig machen sollen … sie wollte meinen Namen nicht annehmen … ein klassisches Zeichen von Widerstand!“
Seine letzten Worte klangen gepresst, angestrengt, die ungewohnte Heftigkeit seiner Bewegungen schien seinen Ärger darüber im Nachhinein noch auszudrücken.
„G … „ sie entzog sich ihm leicht, nur so eben, um ihm anzudeuten, dass ihr das nicht behagte.
Für einen Moment fragte sie sich, ob er sich vielleicht gerade an die Zärtlichkeiten mit seiner Ex-Frau erinnert hatte!
G hielt augenblicklich still.
„Entschuldige … comoara meu … „
Seine Hände wanderten zu ihrem Gesicht, legte sich auf ihre Wangen. Sie verbreiteten Wärme. Der Blick seiner blauen Augen hielt den ihren fest.
Malgorzatta legte ihre Rechte auf seine, wandte den Kopf und berührte mit den Lippen nachdrücklich seine Handinnenfläche. Für einen Moment genoss sie bewusst seine Nähe, spannte ein paar Muskeln an, die sie sonst so absichtlich nicht gebrauchte.
G spürte es natürlich. Ein kleines verwundertes Lächeln entspannte sein Gesicht. Er ließ den Kopf sinken und küsste sie.
„Es fühlt sich herrlich an, was Du da machst!“
Seine Stimme war leise, sein Atem strich über ihre Wange, so nah beließ er sein Gesicht dem ihren.
„Ich würde es lieben Callen zu heißen!“ flüsterte sie ihm zu.
Sie bewegte sich langsam, vorsichtig gegen ihn.
„Aber ist das realistisch? Würden wir das hinkriegen?“
G antwortete nicht gleich. Er schloss die Augen ein wenig und sie konnte für einen langen Moment sehen, dass er genoss was sie tat.
„Ja … mein Engel!“ raunte er schließlich.
„Und wie … stellst Du Dir das vor?“
G stöhnte leise. Wieder schloss er sekundenlang die Augen, seinen Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an.
„Wir besorgen uns falsche Papiere!“
Er öffnete die Augen, sah sie an, schob seine Arme noch ein wenig unter ihrem Rücken zusammen, drückte sie so noch näher an sich.
„Wir gehen nach Europa. In die Türkei … Ukraine … nach Rumänien … wo uns keiner kennt … keiner sucht!“
„Dann … heiße ich ja schon wieder nicht Callen!“ Malgorzatta schmiegte sich an ihn, hatte beide Arme unter seine Schultern geschoben und hielt sich fest an ihm, so sehr sie eben vermochte. Am Liebsten hätte sie ihn nie wieder los gelassen.
„Und … was … willst Du dann tun?“
Gs Kuss war flüchtig.
„Ich .. weiß nicht! … Käse herstellen … Ziegen hüten!“
Manchmal besaß Malgorzatta die Gabe für sich, unangenehme Sachen einfach wegzulachen. Wenn man einer schlechten Nachricht gar nicht erst erlaubte, sich unter 'negativ' abzuspeichern, wurde es meist gar nicht so schlimm! Jetzt hätte sie es auch gerne getan. Doch sie vermochte es nicht! Es war zu ernst! G hatte diese Situation gewählt um zu unterstreichen, wie wichtig es ihm war. Und sicher auch, um sie ein bisschen zu beeinflussen!
„Meinst Du wirklich … wir bekommen das hin?“
Sie konnte bloß flüstern. Es war ihr längst egal. Mit ihm würde sie auch irgendwo verhungern. Es ging bloß darum, was geschah, wenn sie ausfindig gemacht wurden! Man konnte beim Staat nicht so einfach kündigen!
G sah sie an. Seine Wangen waren leicht gerötet. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sein Kuss schmeckte ein klein wenig salzig als einer dieser Schweißtropfen sich zwischen ihrer beider Lippen mogelte.
Er ließ sie behutsam nach hinten in die Kissen sinken, wühlte seine Rechte unter das Kopfkissen.
„Mach' die Augen zu!“
„Bitte?“
Sie sah ihn verblüfft an.
„Bitte, Mali, mach' die Augen zu!“
Ein kleines, angespanntes Lächeln lag auf Gs verschwitztem Gesicht, stand in seinen blauen Augen. Malgorzatta schloss gehorsam die Augen. Sie spürte, wie etwas Kleines direkt etwas oberhalb ihres Dekolletes auf ihre Haut gelegt wurde. Und wie G einen zärtlichen Kuss darüber hauchte. Sein Atem war warm. Seine Bartstoppeln kratzten.
„Du kannst die Augen jetzt aufmachen!“
Malgorzatta sah direkt dorthin.
Auf ihrer Brust, auf ihrer verschwitzten Haut, lag ein Ring!
„Oh mein Gott … G!“
Es war ein Wellendorf-Ring. Das Besondere an diesen Ringen waren drehbare Ringschienen und das jeder einen anderen Namen hatte. Dieser hier hieß 'Seidenblüte'. Sie hatte ihn das erste Mal gesehen, als sie sich auf einen hastigen Kaffee mit G in der Innenstadt verabredet hatte, und bei einem Juwelier vorbei gekommen war. Er war rosa, mit winzig kleinen silbernen Elementen und zwei Reihen Diamanten. Die Preise für diese Ringe lagen im hohen fünfstelligen Bereich.
„Bitte, Mali!“ flüsterte G noch mal.
„Werde meine Frau!“
Malgorzatta traute sich nicht, nach dem Ring zu greifen. Es wäre einer Zusage gleich gekommen, von nun an alles Menschenmögliche zu tun für ihre Scheidung! Und dabei erschien ihr jetzt schon nichts mehr erstrebenswerter auf dieser Welt als in Zukunft rechtmäßig mit 'Mrs. Callen' angeredet zu werden!
G griff zu ihrer Rechten, zog sie an seine Lippen und drückte einen sanften Kuss auf ihren Ringfinger. Dann griff er zu dem Ring und steifte ihn ihr in einer unendlich zärtlichen Geste über den Finger. Malgorzatta spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie erkannte G nur noch verschwommen vor sich. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
„G … Du bringst mich in eine ganz schön ausweglose Situation damit!“ konnte sie nur flüstern.
G küsste sie hingebungsvoll.
„Ich bin Spezialist für so was!“
… Malgorzatta berührte auch jetzt mit dem Daumen ihrer rechten Hand den rosanen Ring. Sie hatte es seit Hawaii unzählige Male getan. Es hatte immer etwas Tröstliches.
Sie hatte mit G tatsächlich Pläne für ihre Scheidung gemacht. Es war ihr ernst. Und sie hatten auch heute Abend weitere Einzelheiten besprechen wollen!
Die Tür öffnete sich.
Lara Macy kam herein und sah sie rasch um. Ihr Blick verharrte einen Moment auf ihr, irritiert. Dann war Sam zu ihr gekommen und sprach mit ihr.
Malgorzatta wusste nicht, ob und wie genau Macy sie kannte. Ihr langer Blick beim Hereinkommen zu ihr herüber sprach dafür, dass sie sie kannte.
Sie selbst kannte sie vom Sehen und wusste, dass sie Gs Vorgesetzte war. Und sie hatte immer irgendwie den Eindruck gehabt, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hatte!
So eben konnte sie mithören, dass Sam Macy schilderte, was geschehen war. Aufmerksam versuchte sie, mit zuzuhören.
Macy nickte.
Dann entschuldigte sie sich bei Sam, ließ ihn stehen und kam zu ihr herüber. Malgorzatta tat erst einmal unbeteiligt.
Macy blieb direkt vor ihr stehen.
„Mrs. Vendulova?“
Malgorzatta sah zu ihr auf und schenkte ihr ein unverbindliches Lächeln.
„Miss Macy! Guten Abend!“
Sie sagte absichtlich nicht mehr.
Macy sah sie an.
„Mrs. Vendulova … darf ich fragen was Sie hier machen?“
Malgorzatta wusste nicht so ganz genau, wie sie sich verhalten sollte.
Mauern und es darauf ankommen lassen?
Macy war von einer Bundesbehörde.
Sie würde ihren Willen wahrscheinlich hier eher durchsetzen als die Frau des tschechischen Botschafters. Sie war wohl auf ihr Wohlwollen angewiesen!
„Ein Bekannter ist hier notfallmäßig eingeliefert worden!“
Sie sah Macy einen Moment tief einatmen.
„Reden Sie … von Mister Callen?“
Malgorzatta musste sich überwinden um zuzustimmen.
„Ja.“
Macy nickte kurz.
„Woher wissen Sie davon?“
„Ich habe es gesehen.“
„Wo?“
„Am Ocean Drive.“
Macy atmete sehr tief aus.
„Sam!“
Sie rief ihn über ihre Schulter.
Die Tür ging auf und Henrietta Lange kam herein.
„Guten Abend.“ grüßte sie verhalten.
Sam war in der Zwischenzeit zu ihnen gekommen. An seinem Shirt war Blut.
„Miss Lange!“ grüßte er freundlich, mit einem raschen Blick zu ihr.
Macy wandte sich bloß kurz um.
„Bringen Sie Mrs. Vendulova ins Bootshaus und lassen Sie sich von ihr erzählen, was sie gesehen hat!“ meinte sie zu ihm, mit einer raschen Kopfbewegung in ihre Richtung.
Henrietta Lange war nahe der Tür stehen geblieben. Sie sah interessiert herüber. Sam wirkte bedrückt.
„Kommen Sie, Ma'm!“
Er streckte seine Hand aus wie um ihr auf zu helfen.
Malgorzatta lehnte sich demonstrativ in ihrem Stuhl zurück.
„Ich werde dieses Krankenhaus erst verlassen wenn ich weiß, dass es G besser geht!“
Macy seufzte genervt.
Sams Blick streifte sie kurz.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein Arzt betrat den Raum. Er sah in die Runde.
„Die Angehörigen von … Mister Callen?“
„Ja, wir alle!“ meinte Sam schnell.
Malgorzatta hatte den Eindruck, er wolle Streitigkeiten unbedingt vermeiden. Sie schenkte ihm ein kleines dankbares Lächeln während sie aufstand. Er tat ihr leid. Ohne ihn persönlich zu kennen hörte sie das kleine Zittern in seiner dunklen Stimme heraus.
Der Arzt nickte leicht in ihre Runde.
„Wir haben Mister Callen mit Erfolg fünf Kugeln entfernt.“ meinte er dann.
„Die Beiden im Brustbereich haben uns besondere Schwierigkeiten bereitet! Der Patient hatte in der Notaufnahme einen dreiminütigen Herzstillstand, doch wir konnten ihn reanimieren! Die Operation ist gut verlaufen! Wir haben uns dazu entschlossen, ihn für wenigstens zwei Tage in ein künstliches Koma zu versetzen, damit sein Körper sich erholen kann. Er ist in einer sehr guten körperlichen Verfassung, doch im Moment muss ich seinen Zustand vorsichtig als 'kritisch' bezeichnen!“
„Dürfen wir zu ihm?“ fragte Macy sofort.
Der Arzt sah sie an.
Er wirkte erschrocken.
„Aber nicht alle! Bitte nur zwei von ihnen!“
Sam trat sofort zurück und machte eine abwehrende Handbewegung.
„Ich gehe!“ meinte Macy schnell, arrogant.
„Schließlich ist er mein Agent!“
Malgozatta fing Henrietta Langes Blick auf.
„Bitte, gehen Sie! Es machte mir den Eindruck, als läge Ihnen viel an Mister Callen! Nur bitte … „ sie sah kurz zu Sam „ … lassen Sie uns wissen, wie es ihm geht!“
Malgorzatta fand es merkwürdig, dass sie diese Bitte nicht an Macy richtete.
Kompetenzgerangel?
Macy rauschte prompt, wütend an dem Arzt vorbei aus dem Raum!
„Ja … ja, natürlich!“
„Danke!“ meinte Sam noch bevor Miss Lange es konnte.
Seine dunkle Stimme klang verwundert.
Seine ganze Haltung signalisierte Erschütterung.
Da der Arzt jetzt auch hinaus ging beeilte sich Malgorzatta, ihm zu folgen.
Macy stand auf dem Flur und wirkte ungeduldig.
Der Arzt führte sie in einen anderen Flügel des Gebäudes. Hier gab es mehrere Intensiv-Stationen. Große Glasscheiben grenzten die einzelnen Zimmer gegenüber dem hellen Kontrollbereich in der Mitte des Flures ab, es gab keine Türen und überall biepte und blinkte es auf Monitoren, Skalen, eine Menge Pfleger und Krankenschwestern liefen hier herum.
„Hier, bitte!“
Der Arzt ließ sie vorangehen.
Macy eilte mit harten Schritten an das Bett, Malgorzatta spürte sekundenlang Tränen aufsteigen, ihr Hals wurde eng. Ihre Füßen weigerten sich fast, den kleinen Raum mit dem Bett, den vielen Monitoren rechts und links davon und den vielen Infusionen an Haken darüber, zu betreten, als ihr Herz G erkannte.
Das dauerte einen Moment.
Er lag reglos in dem großen breiten Krankenhausbett und seine Gestalt wirkte klein und schmal. Gs Haut war ganz bleich und sein Gesicht erschreckend hohlwangig.
Ein pastellgrün gemustertes Krankenhaushemd war so eben über seine Arme, seinen Oberkörper hinauf gezogen, gab seine Schultern frei, auf der rechten Seite waren die Klebestreifen eines Verbandes zu sehen.
Gs Kopf war ein bisschen auf die linke Seite gesunken.
Eine Sonde, die ihn mit Sauerstoff versorgte, lag unter seiner Nase.
Kabel führten von einem Monitor, der seinen Herzschlag zeigte, auf der linken Seite über seine Schulter unter das Krankenhaushemd. Eine Blutdruckmanschette lag um seinen linken Oberarm, die Klemme zur Kontrolle seines Pulses war um seinen linken Zeigefinger befestigt. Eine Nadel steckte verpflastert in seinem rechten Handrücken, der angeschlossene Schlauch führte zu einer Leiste auf der Matratze, in der die Schläuche aus den vier Infusionsbeuteln über dem Bett mündeten, ebenso wie
die drei Schläuche aus den großen Spritzen in den Apparaten hinter dem Bett.
Gs Atmen erschien Malgorzatta mühsam.
Das Heben und Senken seiner Brust unter dem Hemd kam ihr unregelmäßig vor. Sein Blutdruck wurde mit 70 zu 40 angezeigt, Gs Puls mit 52.
Malgorzatta kannte sich ein bisschen aus mit Medizin.
„Meine Güte!“ stieß Macy jetzt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, warf ihr über das Bett einen Blick zu und stürzte wieder aus dem Zimmer.
Malgorzatta sah ihr einen kurzen Moment nach.
Dann wechselte sie auf die andere Bettseite und legte sacht ihre Hand auf Gs Linke.
Seine Haut war kalt.
Malgorzatta wusste, dass das normal war.
Dennoch erschreckte es sie. Sie kannte G nur warm, zum Ankuscheln, zum Wärmen, wenn sie selbst fror. Jetzt schien es ihre Aufgabe zu sein, für Wärme, für Leben für ihn zu sorgen!
Aber vorher wollte sie noch Henriettas Bitte nachkommen!
Sie streichelte kurz über Gs Arm, beugte sich dann über ihn und berührte mit den Lippen behutsam seine Wange. Auch hier war seine Haut kalt.
„Ich bin gleich zurück, Schatz! Ich sage nur eben den Leuten Bescheid, die sich auch noch Sorge um Dich machen!“
G rührte sich nicht. Natürlich nicht. Sie hatte es auch nicht wirklich erwartet!
Malgorzatta verließ das Zimmer. Sie trat an das Desk in der Mitte des Flures. Obwohl ihr die Zeit unter den Nägeln brannte wartete sie geduldig, bis die Krankenschwester fragend zu ihr aufsah.
„Ja, bitte?“
„Ich würde unseren Bekannten gerne eben sagen, wie es Mister Callen geht! Darf ich danach wieder hierher kommen?“
Die Schwester warf einen Blick an ihr vorbei zu Gs Zimmer.
„Sind Sie … seine Frau? Mrs. Callen?“
Malgorzatta nickte einfach.
„Natürlich.“
Die Schwester nickte ebenfalls.
„Wir begrüßen es, wenn Angehörige bei dem Patienten sind! Kommen Sie einfach wieder 'rein!“
„Danke!“
Malgorzatta nickte ihr noch einmal kurz zu und schlug dann den Weg zurück zu dem Wartebereich für Angehörige ein. Als sie dort wieder hereinkam waren Henrietta und Sam dort. Die Beiden standen sofort auf und wandten sich ihr zu, ein wenig zögerlich.
Malgorzatta schenkte den Beiden ein Lächeln, versuchte, es beruhigend werden zu lassen.
„Ich war gerade bei G … Mister Callen, und auf den ersten Blick sah es ganz gut aus! Er schläft tief und fest, er scheint die Operation wirklich gut überstanden zu haben, aber offenbar braucht er sehr viel Ruhe! Ich denke … „
Sie nickte, ohne es recht zu merken.
„ … es sieht erst mal ganz gut aus!“
„Mrs. Vendulova, ich danke Ihnen!“ meinte Henrietta Lange sofort.
Sie wirkte ein wenig erleichtert.
Tatsachlich schien sie sich sehr große Sorgen um G zu machen, obwohl Malgorzatta wusste, dass sie gar nicht mit ihm zusammen arbeitete.
Das Henrietta Lange ihren Namen kannte erschien ihr im Moment nur zweitrangig.
„Ich würde gerne zu ihm!“ meinte Sam.
Seine Ruhe machte Malgorzatta erst recht bewusst, wie wichtig es ihm war.
„Macy ist nicht mehr da! Der Arzt hat zwei Personen erlaubt! Miss Lange, wenn Sie auch zu ihm möchten … !
„Oh nein, ich muss zurück!“ unterbrach Henrietta Lange ihn liebenswürdig.
„Aber halten Sie mich doch bitte auf dem Laufenden, Mrs. Vendulova! Mister Hanna, geben Sie Ihr doch bitte meine Telefonnummern, auch die Privaten! Und lassen Sie mich bitte wissen, wenn ich etwas tun kann!“
„Natürlich!“ gab Sam zurück.
„Auf Wiedersehen, Mrs. Vendulova!“ meinte Henrietta Lange zu ihr, nickte Sam kurz zu und ging dann hinaus.
Malgorzatta fing Sams Blick auf.
Nach außen hin wirkte er noch immer sehr ruhig, doch sie konnte spüren, wie nervös, angespannt er war.
"Gehen wir!" meinte sie einfach freundlich zu ihm.
Sam hielt ihr die Tür auf und ließ sie voran gehen. Malgorzatta brachte ihn zu Gs Zimmer. G lag wie sie ihn verlassen hatte. Auch an seinen Werten hatte sich nicht viel geändert.
Malgorzatta sah, wie Sams Gesicht sich ganz kurz verzog als sie das Zimmer betraten und sein Blick auf G fiel, fast so, als fühle er einen körperlichen Schmerz. Sie glaubte ihn fast ein wenig zusammenzucken zu sehen. Bewusst machte sie ihm Platz, damit er an ihr vorbei zum Bett gehen konnte. Sam blieb rechts an der Seite stehen. Er sah nur auf G herab.
Schließlich, nach einer langen Weile, hob er den Kopf und sah zu ihr herüber.
"Bleiben Sie hier?"
Malgorzatta nickte.
Ihr Mann wusste nicht, wo sie war. Sie musste ihn noch anrufen. Was sie sich bisher mit G für einen Plan zurecht gelegt hatte, war nun nichtig! Vielleicht war das jetzt das Zeichen für sie, mit Efremil den Schlussstrich zu ziehen?!
"Ja! Auf jeden Fall!"
Es kam leidenschaftlicher heraus als sie beabsichtigt hatte!
Sam schien das auch zu merken. Ein kaum merkliches Lächeln verzog ganz kurz seine Lippen.
"Ich müsste eigentlich nach Hause." meinte er, nach einem Blick auf seine Armbanduhr.
"Meine Tochter wartet auf mich, ich versuche immer, sie abends ins Bett zu bringen! Aber ist es Ihnen Recht, wenn ich noch etwas hier bleiben?"
Malgorzatta konnte ein kleines gerührtes Lächeln nicht zurück halten. Dafür, dass sie Sam eben erst kennen gelernt hatte, hatte er ihr gerade schon sehr viel von sich anvertraut.
"Danke. Natürlich ... sehr gerne!" versicherte sie ihm rasch.
Sam nickte ihr mit einem kleinen Lächeln zu.
"Ich seh` 'mal zu, ob ich einen Kaffee für uns auftreiben kann!" meinte er dann und verließ den Platz neben dem Bett.
"Ich hab' Ihr Foto auf Gs Mobiltelefon gesehen!"
Er war schon aus dem Zimmer als der Satz ihr Gehirn erreichte, Malgorzatta sah ihm nach, musste ein bisschen lächeln.
Vorsichtig stellte sie einen Stuhl rechts neben Gs Bett und nahm darauf Platz, schob ihre Linke behutsam über Gs kalte Hand.
Aus einem anderen Zimmer drang ein leises, jedoch beständiges Piepsen gedämpft herüber. Malgorzatta war froh, dass Gs EKG-Monitor auf lautlos eingestellt war. Sie würde es als noch nervenaufreibender empfinden, als es ohnehin schon war, immer auf den nächsten Herzschlag von G zu warten.Durch die Lamellen vor dem Fenster konnte sie die Dunkelheit draußen sehen. Ihr war jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Wenn Sam mit dem Kaffee zurück kam würde sie Efremil anrufen. Besser, sie brachte es hinter sich!
Behutsam streichelte sie mit der Hand über Gs Finger.
Es war befremdlich ihn so leblos zu berühren, zu spüren!
Sie kannte ihn nur stark, kräftig, vital.
Ihr ging durch den Kopf wo sein Mobiltelefon sich wohl befand. Ihr Foto darauf war kompromitierend wenn es in die falschen Hände geriet. G trug sein Telefon normal immer in einer Tasche seiner Jeans mit sich herum. Wenn es den Anschlag unbeschadet überstanden hatte, würde sie Sam bitten, ihr Foto zu löschen.
Gs Atem erschien ihr noch immer schwer. Sie konnte zwar sehen wie seine Brust sich unter dem dünnen Krankenhaushemd hob und senkte, doch es kam ihr nicht regelmäßig vor!
Es konnte gut sein, dass sein Unterbewusstsein trotz des Medikamentes Schmerzen verspürte und deswegen sein Atmen verhielt.
Sie versuchte sich zu erinnern, wo sie die Blutflecke auf Gs weißem Hemd gesehen hatte als er zu Boden fiel.
Sie vermochte sich nicht zu erinnen. Es war zu schnell gegangen.
Sam kam zurück und balancierte zwei Becher herein. Einen stellte er neben ihrem Stuhl auf dem Nachttisch neben Gs Bett ab.
"Trinken Sie ihn mit Zucker und Milch, Mrs. Vendulova?"
"Ja, genau, danke!" gab Malgorzatta zurück.
"Und ich würde mich freuen, wenn Sie Malgorzatta zu mir sagen!"
Sam nickte mit einem kleinen Lächeln.
"Sam!" meinte er mit einem kurzen Fingerzeig auf seine breite Brust während er zu dem Sessel am Fenster ging und darin Platz nahm.
Malgorzatta sah zu ihm herüber.
"Danke. Es würde mich jetzt interessieren, wie es dazu kam ... dass Du mein Foto auf Gs Mobiltelefon gesehen hast!"
Sie wusste, dass G äußerst achtsam mit so etwas umging!
"Ich bin letztes an ihm vorbei als er bei uns im Büro saß und es sich angeschaut hat!" erzählte Sam einfach.
"Er konnte es nicht schnell genug wegdrücken! Ich hab' G noch nie mit einer Frau gesehen, ich dachte, dass sie 'was ganz Besonderes sein muss um sein Interesse zu haben! Und ich stelle fest, dass ich Recht hatte!"
"Danke!" Malgorzatta spürte mit einem Mal ihre Wangen brennen.
Verlegen streichelte sie über Gs Hand, sah dann wieder zu Sam.
"Wie lange seid ihr schon Partner?"
"Zwei Jahre." gab Sam zurück.
Malgorzatta nickte.
"Miss Lange kennt Dich!" fuhr Sam fort.
"Sie hat mir gerade erzählt, woher!"
Er machte eine kleine Pause, trank einen Schluck von seinem Kaffee bevor er sie wieder ansah.
"Wie hat G Dich kennengelernt?"
Malgorzatta sah zu ihm herüber.
Er erschien ihr nicht neugierig.
Es schien eher aufrichtige Anteilnahme am nicht so einfachen Leben seines Partners zu sein.
"Ich war in Kiew." antwortete Malgorzatta nach einem Moment des Nachdenkens, des Kaffeetrinkens. Sie streichelte über Gs kalte Finger.
""G war auch dort. Er hatte ... einen Auftrag. Er war in der Botschaft, mein Mann war zu dem Zeitpunkt der Botschafter dort!"
Sie wollte nicht mehr erzählen, weder von ihrer Arbeit noch von ihrer Beziehung zu G.
Sam nickte dennoch verstehend.
Er war sicherlich Heimlichkeiten gewöhnt!
"Ich kenne Deinen Status! Miss Lange hat mich gerade informiert!"
Malgorzatta nickte ihm mit einem kleinen Lächeln zu.
"Du warst in Venice weil Du mit G verabredet warst?" fragte Sam weiter und trank erneut von seinem Kaffee.
"Ihr wolltet euch treffen?"
Malgorzatta nickte bloß.
"Ich habe mich manchmal gewundert, was mit G ist." fuhr Sam fort.
"Er wirkte manchmal entsapnnte als sonst, ruhiger, nicht mehr so gereizt! Als er vom vorletzten Wochenende zurück kam sah er nach Urlaub aus! Er war braungebrannt! Und er wirkte erholt!"
"Da waren wir auf Hawaii." ließ Malgorzatta ihn bereitwillig wissen. Sie streichelte mit dem Daumen sanft über Gs Handrücken.
"Freitag bis Sonntag."
Sam nickte langsam.
"Das merkte man ihm an. Du tust ihm gut!"
Malgorzatta spürte ihre Wangen bloß noch mehr brennen. Sie versuchte, sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen.
"Danke. Das ist nett, dass Du das sagst! Aber G ist auch so ein liebenswerter Mensch. Ich weiß nicht viel von ihm, er erzählt kaum etwas von sich! Ich habe immer den Eindruck, er hat es nicht leicht gehabt als Kind! Trotzdem ist er ... so fürchterlich leicht zu lieben!"
Sam lächelte. Irgendwie versonnen.
"Keiner von uns weiß viel über G! Er lässt keinen an sich heran! Aber er ist unglaublich loyal und verläßlich!"
Malgorzatta nickte zustimmend.
Sie sah zu G.
Sein Kopf lag auf dem flachen Kissen noch immer ein wenig zur Seite gesunken. Er war so blass dass sie unter seinen dunklen kurzen Haare seine weiße Kopfhaut sehen konnte. Sämtliche Sonnebräune war verschwunden. Selbst seine Lippen waren farblos. Dunkle Schatten lagen schon jetzt unter seinen Augen.
Malgorzatta streichelte über seine Hand bevor sie aufstand.
"Entschuldige mich bitte!" meinte sie zu Sam nachdem sie ihr Mobiltelefon aus ihrer Tasche genommen hatte.
Sam nickte.
Er stand zwar nicht auf, deutete es aber an als sie hinausging, Malgorzatta wusste das zu schätzen. Sie verließ die Intensiv-Station und suchte die ausgeschilderte Ecke, in der das Telefonieren erlaubt war. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Ihre Hände waren eiskalt und ihre Finger zitterten. Sie war dabei, ihren Ehemann anzurufen um ihm mitzuteilen, dass sie nicht nach Hause kam um die Nacht am Krankenbett des Mannes zu verbringen, wegen dem sie ihn verlassen wollte.
Für einen Moment, während sie die Nummer eintippte, ging ihr durch den Kopf, ob Efremil wohl hinter der Schießerei steckte? Hatte er Wind davon bekommen und G ausschalten wollen? Wäre es nicht der blanke Hohn, wenn ein hochtrainierter Special-Agent einfach von einem eifersüchtigen Ehemann aus dem Weg geräumt würde?
Doch sie traute es Efremil nicht zu. Er war nicht eifersüchtig. So lange sie immer zu ihm zurück kehrte war die Welt in Ordnung für ihn. Er ahnte nicht, dass sie Pläne gemacht hatte mit G, für eine gemeinsame Zukunft! Und er ahnte auch nicht, dass sie ihre Ehe heute beenden würde! Sie hatte es selbst nicht gewusst!
Sie bekam nur eine Verbindung zu Efremils Mailbox. Enttäuscht sprach sie ihm auf das Band, dass sie heute Abend nicht nach Hause kommen würde weil ein guter Freund schwer erkrankt war.
Sie hätte es lieber hinter sich gebracht! Es war vielleicht ihre letzte Chance! Sie hätte es viel eher machen sollen!
Als sie ins Zimmer zurück kehrte war Sam aufgestanden. Er stand am Fußende des Bettes.
Malgorzatta sah rasch zu G. Er lag noch immer ruhig, reglos. Auch seine Werte waren im schwachen Bereich.
Irritiert sah sie zu Sam.
"Ich muss kurz nach Hause." meinte er.
"Ich komme zurück sobald ... ich hab' was zu erledigen. Können wir ins Gs Sachen eben nach seinem Schlüssel sehen, ich würde ihm gerne ein paar Sachen mitbringen wenn ich nachher wiederkomme!"
"Natürlich. Gute Idee!" fand Malgorzatta.
Sie sah sich suchend um.
Auf dem kleinen Schrank links neben der Tür stand eine Plastiktüte mit der Aufschrift 'Patienteneigentum'.
Gs Jeans lag darin.
Während Sam sie nach dem Schlüssel durchsuchte nahm Malgorzatta Gs blutverschmiertes Hemd. Die Knopfleiste war aufgeschnitten. Ein Loch war an der rechten Schulter zu erkennen, jeweils eins links und rechts neben der Knopfleiste, das Linke in beunruhigender Herzhöhe. Das vierte Loch war auf der linken Seite in Höhe der Milz und das Fünfte oben im Ärmel. Es war erstaunlich wenig Blut auf dem Hemd.
Malgorzatta hörte Sam tief einatmen als er zu ihr herüber sah. Sie registrierte, dass er dabei war, Gs Brieftasche wieder zurück in eine Tasche der Jeans zu schieben.
"Bitte, nimm sie mit!" bat sie ihn spontan.
"Da ist auch sein Dienstausweis drin, hm?"
Sam sah auf, sie an.
Für einen Moment wirkte er irritiert.
"Ja, ist gut." stimmte er dann zu.
"Und sein Mobiltelefon bitte auch!"
Sam sah sie an.
Dann nickte er und nahm das Mobiltelefon aus der Tasche von Gs Jeans. Er warf einen Blick darauf während er ihr die Hose reichte. Diese unbedeutende Geste entlockte Malgorzatta ein kleines Lächeln. Sie faltete die Hose und legte sie sorgsam in die Tasche zurück, und dann auch sein Hemd.
"Wenn Du bei ihm zu Hause warst, bitte bring' auch ein Hemd mit, dann hat er etwas anzuziehen wenn er entlassen wird!"
Sam sah sie an.
Ein ganz kleines Lächeln verzog seine Lippen, eigentlich mehr nur ein Zucken seiner Mundwinkel.
"Es ist schön, dass Du schon daran denkst!"
Malgorzatta versuchte, sein Lächeln zu erwidern.
Bevor ihr das jedoch gelang klopfte es leicht an das Glas der Scheibe.
Sam sah zur Tür.
"Nate!" meinte er verwundert.
Malgorzatta wandte sich um.
Ein großer dunkelhaariger Mann stand in der Tür, sein Blick kehrte soeben vom Bett zu ihnen zurück.
"Was tust Du hier?"
"Macy schickt mich." gab der Mann zurück.
"Sie meinte, Du ... jemand von euch ... will vielleicht reden! Wie geht es ihm?"
Er machte eine rasche Kopfbewegung zum Bett.
"Nicht gut." gab Sam knapp zurück.
Er nickte in ihre Richtung.
"Das ist Malgorzatta, eine Bekannte von G. Das ist Nate Getz. Er ist unser forensischer Psychologe!"
"Freut mich!"
Nate kam herein, reichte ihr die Hand.
"Ich wusste gar nicht dass Mister Callen ... G ... mittlerweile einen Bekanntenkreis aufgebaut hat?"
Er sah sie fragend an wie um weitere Information zu bekommen.
Malgorzatta durchschaute es und war nicht bereit, ihre Beziehung zu G zu verraten.
"Danke! Freut mich auch."
Sie erwiderte Nates Händedruck und schwieg.
"Ich muss los." meinte Sam. Es überraschte Malgorzatta, dass er sich ihr zuwandte und sie überaus sacht umarmte.
"Bleibst Du hier?"
"Ja."
Sie nickte sofort, viel zu heftig.
"Rufst Du mich an wenn es etwas Neues gibt?" bat Sam und nahm sein Mobiltelefon aus einer Tasche seiner Jeans.
"Ich geb' Dir meine Nummer, aber ich komm' morgen vor der Arbeit noch vorbei!"
"Gerne!" antwortete sie und tippte die Nummer in ihr Mobiltelefon, die Sam ihr nannte.
"Ruf' an, wenn 'was ist!" meinte er zu ihr.
"Zu jeder Tages- und Nachtzeit!"
"Danke!" meinte Malgorzatta zu ihm.
"Und danke für den Kaffee!"
"Gern geschehen!" meinte Sam und schenkte ihr ein Lächeln bevor er hinaus ging, sich dabei von Nate verabschiedete.
"Woher kennen Sie Mister Callen?" fragte Nate dann und suchte ihren Blick. Malgorzatta lächelte ihm zu, so unverbindlich wie möglich.
"Aus dem Ausland."
Nate nickte.
"Und wie lange schon?"
Malgorzatta sah ihn an.
Dann ging sie wieder zum Bett, beugte sich leicht darüber und streichelte über Gs Arm. Selbst durch den Stoff des Krankenhaushemdes spürte sie die Kälte seiner Haut.
Behutsam streichelte sie über seine Wange, legte ihre Hand dann wieder über seine Linke und setzte sich auf den Stuhl.
Es war sehr offensichtlich, dass sie Nate gerade böse abblitzen ließ, aber je eher und deutlicher sie ihm klarmachte, dass sie nicht mit ihm über G reden wollte, um so eher würde er sie in Ruhe lassen.
Nate räusperte sich.
Er machte ein paar langsame Schritte auf die andere Seite des Bettes.
"Hören Sie ... ich weiß, dass das jetzt schwer ist für Sie mit mir darüber zu reden! Aber was Sie wissen kann uns helfen, das, was passiert ist, aufzuklären! Und das ist doch sicher auch in Ihrem Interesse!"
Malgorzatta konnte es nicht haben wenn man an Ihr Interesse appellierte! Niemand konnte ihr Interesse kennen! Natürlich sollte aufgeklärt werden, wer für das Attentat auf G verantwortlich war. Doch in erster Linie war ihrnichts wichtiger als dass G überlebte!
"Natürlich! Aber Sie müssen verstehen, dass ich jetzt erstmal andere Sachen im Kopf habe!"
Nate wich für einen Moment ihrem Blick aus.
"Sicher! Aber unsere Erinnerungen sind immer am Frischesten kurz nachdem wir etwas beobachtet haben!"
Malgorzatta konnte es auch nicht haben wenn man sie drängte, egal, für wie subtil man sich hielt!
Nate enttäuschte sie insgeheim. Von einem Psychologen für eine Spezialeinheit hatte sie mehr erwartet! Mehr Einfühlungsvermögen! Mehr Verständnis! Oder vielleicht war sie im Moment auch einfach nur übersensibel!
"Mister Getz ... bitte!"
Sie drückte Gs kalte Hand leicht und sah genervt zu dem Psychologen herüber. Der wich ihrem Blick wieder aus, sekundenlang.
"Also gut!" meinte er dann, griff in seine Hemdentasche während er um das Fußende des Bettes herum kam. Er reichte ihr eine kleine Karte.
"Rufen Sie mich an wenn etwas sein sollte! Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung!"
"Danke!" meinte Malgorzatta bloß und nahm die Karte.
"Melden Sie sich!" bat Nate und nickte ihr zu bevor er das Zimmer verließ.
Malgorzatta ließ die Karte unbeeindruckt in ihre Handtasche fallen. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie dies nicht tun würde. Sanft streichelte sie über Gs Hand. Mittlerweile war es 23.20 Uhr. Sie spürte, dass sie Kopfschmerzen bekam. Langsam trank sie ihren Kaffee. Er war kalt. Vorsichtig, ohne ihre Finger von Gs Hand zu nehmen, versuchte sie sich ein bisschen bequemer hinzusetzen. Das ging nicht sehr gut. Sie konnte sich nicht zurücklehnen ohne Gs Hand los zu lassen, und das wollte sie nicht, sie wollte diese Verbindung nicht unterbrechen.
Gs Atmen kam ihr noch immer schwer, angstrengt vor. Ab und zu summte eine der Spritzen hinter dem Bett leise wenn die Flüssigkeit aus ihr langsam, nach Zeitplan, herausgedrückt wurde, über einen der Schläuche in Gs Körper. Die Manschette um seinen Oberarm pumpte sich jede Viertelstunde auf um seinen Blutdruck zu messen. Der Wert auf dem Monitor war zu niedrig. Auch sein Puls war schwach. Doch bei so einer Verletzung, nach einer solchen Operation konnte man nicht allzu viel erwarten. Im Moment mussten sie froh sein, dass er überhaupt noch lebte!
Ein Rollen kam vom Flur und riss sie aus ihren Gedanken. Dann ein leichtes Klopfen am Türrahmen. Als Malgorzatta den Kopf dorthin wandte kam eine der Krankenschwestern herein.
"Mrs. Callen, wir möchten jetzt die notwenigen Pflegemaßnahmen an Ihrem Mann durchführen! Würden Sie bitte draußen warten?"
"Natürlich!"
Malgorzatta stand langsam auf und beugte sich über das Bett.
"Ich komme gleich wieder, mein Schatz! Alles ist gut!"
Sie berührte mit den Lippen behutsam Gs kalte Wange, streichelte nachdrücklich über seinen Arm bevor sie sich vom Bett abwandte und ihre Tasche nahm.
"Wir haben zwei Zimmer weiter rechts im Gang, Ruheräume für Angehörige!" meinte die Schwetser zu ihr, mit einer raschen Kopfbewegung in die Richtung.
"Dort können Sie sich hinlegen wenn Sie möchten!"
"Danke schön!" meinte Malgorzatta, schenkte ihr ein kleines Lächeln und ging auf den Flur. Sie machte ein paar Schritte beiseite, weg von der Glasscheibe, um nicht mit ansehen zu müssen, was mit G geschah. Nie im Leben hätte sie den Ruheraum aufgesucht, den Abstand zwischen G und sich unnötig vergrößert. Sie wollte so nah wie möglich bei ihm bleiben.
Zum wiederholten Mal berührte sie mit den Daumen ihren Ring. Vielleicht war das ein Zeichen. Vielleicht war das der Weckruf für sie, endlich mit Efremil Schluss zu machen und sich G zuzuwenden! Hoffentlich war es noch nicht zu spät!
Hastrig ging sie zur Besuchertoilette, war zurück im Flur während die Schwestern noch im Zimmer bei G waren.
Es war sehr ruhig hier. Zu allen Seiten gingen Türen zu den verschiedenen Zimmern ab, manche lagen in Dunkelheit, bei anderen waren die Vorhänge vor die Glasscheiben gezogen. Zwei Krankenschwestern saßen hier hinter dem hohen Pult mit den vielen Schubladen, den Fächern, den Monitoren. Die Uhr an der Wand zeigte 0.05 Uhr.
"Mrs. Callen? Sie können wieder zu Ihrem Mann!"
Die Schwester lächelte ihr kurz zu während sie mit ihrer Kollegin den Weg zum nächsten Zimmer einschlug.
"Danke."
Malgorzatta nickte ihr rasch zu. Sie hatte sich schon oft gewünscht, so angeredet zu werden. Doch nicht unter diesen Umständen!
Langsam ging sie ins Zimmer zurück.
G lag auf seiner linken Seite. Eine zusammengerollte Wolldecke lag in seinem Rücken und sollte verhindern, dass er seine Lage änderte. Als sie sich wieder über ihn beugte um ihn mit einem Kuss auf die Wange zu begrüßen registrierte sie den leichten Geruch nach Zitrone, der von ihm ausging. Seine blassen Lippen glänzten frisch eingecremt.
Umbetten, Körperpflege, es machte ihr bloß noch erschreckender bewußt, wie schlecht sein Zustand war. Sein Körper war noch immer kalt, reglos, das ganze Gegenteil zu ihrem wundervollen Wochenende auf Hawaii. Sie kannte ihn bloß lebhaft, aufmerksam, seine Schwäche machte ihr Angst, führte ihr seine Sterblickeit vor Augen.
Langsam ließ sie sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett sinken, schob ihre Hand über Gs kalte Rechte. Die Schwestern hatten schon zwei locker zusammengerollte Waschlappen in seine Handinnenflächen gelegt, eine Kunststoffstütze am Fußende des Bettes, an der seine Füße glatt auflagen, sollte eine Spitzfußstellung vermeiden. Sie schienen mit längerer Bettlägerigkeit zu rechnen.
Gs Gestalt wirkte klein, kraftlos, hilflos in dem breiten Bett, unter der bis knapp zu seiner Brust hinaufgezogenen Bettdecke.
Malgorzatta spürte, dass sie sich schon mental auf die Situation hier im Krankenhaus eingerichtet hatte. Das Sitzen hier an Gs Bett, mit der Hand durch das Bettgitter gestreckt, ihre Finger über Gs kalte Hand geschoben, kam ihr schon gar nicht mehr so ungewöhnlich vor. Es war ihr bereits vertraut.
Ihr Nacken, ihr Kopf schmerzten. Dennoch hatte sie die Situation bereits für sich angenommen. Hier war ihr Platz. Sie gehörte nirgends anders hin als an Gs Seite.
Es klopfte leise am Türrahmen.
Als sie den Kopf dorthin wandte sah sie eine Schwester da stehen.
"Mrs. Callen, möchten Sie einen Tee? Sie sehen aus, als könnten Sie einen gebrauchen!"
Malgorzatta schenkte ihr ein Lächeln.
"Das ist sehr nett von Ihnen! Danke! Ich hätte wirklich gerne einen!"
Die Schwester nickte. Sie wandte sich um und nahm eine Tasse vom Servierwagen hinter sich, brachte sie ihr, bevor sie aufstehen konnte um sie sich zu holen.
"Danke schön!"
"Gerne!"
Die Schwester nickte ihr zu, warf einen prüfenden Blick auf G und verließ dann das Zimmer. Malgorzatta langte mit der Rechten zu der Tasse, legte ihre kalten Finger um das dicke warme Porzellan.
Es war sehr ruhig auf dem Flur. Ab und zu hörte sie das halblaute Flüstern der Schwestern draußen. Sie streichelte über Gs Finger. Sein Atmen war noch immer schwer, angestrengt, unregelmäßig. Sie konnte das Heben und Senken seiner Brust unter dem Krankenhaushemd sehen, die Bewegung des dünnen Stoffes.
Vosichtig nahm sie die Tasse hoch und trank einen kleinen Schluck. Die Wärme breitete sich angenehm in ihrem Magen aus. Der enthaltene Zucker belebte ihren Kreislauf etwas. Malgorzatta versuchte, eine etwas bequemere Haltung auf dem Stuhl zu finden ohne ihre Hand von Gs nehmen zu müssen.
Sie musste eingeschlafen sein. Die leichte Berührung an ihrer Schulter ließ sie hochschrecken.
"Ruhig! Alles in Ordnung!" hörte sie Sams dunkle Stimme. Sie blinzelte zu ihm hinauf. Er hatte sich leicht zu ihr hinab gebeugt. An ihm vorbei, vor dem Fenster draußen, sah sie Helligkeit.
Rasch sah sie zu G. Eine weitere Pflegeeinheit schien vorbei. Er lag nun auf seiner rechten Seite, mit dem Rücken zu ihr. Das Krankenhaushemd klaffte zwischen seinen Schultern etwas auseinander und sie konnte den Verband oben über seiner Wirbelsäule sehen.
Hastig stand sie auf, eilte um das Fußende des Bettes herum, auf die andere Seite.
G schlief.
Jetzt, mit der Helligkeit des Tages wirkte sein Gesicht noch immer fürchterlich blass, eingefallen. Die dunklen Schatten unter seinen Augen ließen es regelrecht verfallen aussehen. Er lag zusammengekrümmt, klein, irgendwie ätherisch, fast durchsichtig. Hätte sie es nicht besser gewußt, wäre es ihr vorgekommen als wäre er am Verschwinden. Dennoch jagte es ihr im ersten Moment einen Riesenschrecken ein.
„Oh … mein Gott!“
Rasch beugte sie sich über ihn, legte ihre Hand an seine Wange. Seine Haut war noch immer kalt. Sein Gesichtsausdruck war ruhig, ganz entspannt, ausdruckslos, sein Schlaf schien sehr tief. Wenigstens schien er keine Schmerzen zu spüren. Sie beugte sich noch weiter über ihn, küsste ihn nachdrücklich auf die Wange. Er rührte sich nicht.
„Hey!“ Sams Stimme war ganz sanft.
„Nimm Dir eine Auszeit! Fahr‘ nach Hause, nimm‘ eine Dusche, das habe ich auch gerade gemacht! Einfach für eine Stunde `mal etwas anderes machen, versuchen, den Kopf frei zu kriegen! Keiner weiß`, wie lange das hier noch dauert! Wir müssen fit sein für G! Ich bleibe so lange hier bei ihm bis Du wiederkommst!“
Malgorzatta sah ihn an. Sams Blick zu ihr war gütig, wohlwollend, mitleidig. Sein Angebot klang verlockend. Es würde ihr die Gelegenheit geben, die Sache mit Efremil ins Reine zu bringen. Danach, wenn die Sache erledigt war, konnte sie sich voll und ganz auf G konzentrieren.
„Danke, Sam! Das ist eine gute Idee! Rufst Du mich an falls etwas ein sollte?“
„Natürlich!“ gab Sam sanft zurück. Malgorzatta nickte ihm zu. Sie beugte sich über G, berührte mit den Lippen leicht, nachdrücklich die seinen.
„Ich bin bald wieder bei Dir, mein Schatz! Ich regel` das schon `mal … mit Efremil! Und dann sehen wir zu, dass Du schnell wieder gesund wirst! Ich liebe Dich, G!“
Sie streichelte mit der Hand langsam über seinen Arm, wandte sich dann ab. Als ihr Blick Sam streifte sah sie die Zustimmung in seinem Blick.
„Danke!“ meinte sie und nahm ihre Sachen, ihre Jacke, ihre Tasche. „Bis gleich!“
„Fahr` vorsichtig!“ meinte Sam. „Bis gleich!“
„Danke!“ meinte Malgorzatta und schenkte ihm ein Lächeln. Sie verließ das Zimmer, das Krankenhaus und ging zum Parkplatz. Es herrschte strahlender Sonnenschein, es war ein wunderschöner Morgen Anfang Mai in Los Angeles. Es kam ihr unwirklich vor. Ihr ganzes Leben war dabei, sich zu verändern. Sie fühlte sich verunsichert. Sie wusste nicht, was werden würde, sie hatte Angst um G, doch wenn mit Efremil erst einmal der erste Schritt gemacht war, würde sie sich sicher etwas besser fühlen. Sie setzte sich auf eine der freien Bänke unter den Bäumen, die den Parkplatz säumten. Zärtlich berührte sie mit dem Daumen ihren Ring:
„Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, Mrs. Vendulova?“ hatte sie die Stimme gehört. Und sofort erkannt. Sie brauchte sich gar nicht erst herum zu drehen. Sie spürte die Wärme der Gestalt schräg rechts hinter sich. So nah, dass sie beim Sprechen ihren warmen Atem an ihrem Nacken, ihrem Haar gespürt hatte. Ein kleiner Schauer lief ihren Rücken hinab. Für einen Moment genoss sie es bevor sie sich umwandte.
„Freut mich, Sie wiederzusehen, Mister Callen!“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ erwiderte er galant.
G Callen trug Jeans und ein dunkelgrünes Hemd dazu. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte war er im Smoking gewesen. Und hatte nicht weniger hinreißend ausgesehen!
Ob er sie wohl beim Treffen mit Parker beobachtet hatte? Die Übergabe war keine fünf Minuten her. Sie hatte ihn nicht bemerkt, aber das war kein Wunder, er war gut!
„Was führt Sie nach Rio, Mister Callen?“
Sie sah ihn an. Spürte ihre Wangen brennen. Wusste, dass sie sich diesmal nicht verstellen und verstecken konnte! Manche Dinge ließen sich einfach nicht verbergen!
„Ich bin beruflich hier!“ gab Callen lapidar zurück. Malgorzatta hätte beinahe gelacht. Hatte sie wirklich geglaubt, er würde er ihr genau sagen, was er hier tat? Er würde sie genau so anlügen wie sie ihn.
„Ja, natürlich!“
Sie sah ihn an. Er hatte so unglaublich blaue Augen. Das helle Licht hier auf der Straße hier zeigte ihr Details in seinem Gesicht, die sie im Halbdunkeln der Botschaft nicht gesehen hatte. Die kleine runde Narbe vor seiner rechten Augenbraue beispielsweise. Oder seine etwas hellere linke Augenbraue. Kleine Fältchen unter seinen Augen wirkten ausgeprägt. Er machte einen müden Eindruck, wirkte etwas erschöpft. Sie merkte es eigentlich mehr als dass sie es wirklich sah.
„Ich würde wirklich sehr gerne einen Kaffee mit Ihnen trinken, Mister Callen!“
G Callen lächelte. Malgorzatta spürte, dass dieses Lächeln genau so ehrlich war wie das, was sie gesagt hatte! Ganz leicht berührte er mit der Hand, kurz, ihren Arm.
„Hier ist gleich das Rio Beach Hotel in der Nähe! Kennen Sie das Café?“
„Nein.“ Antwortete Malgorzatta wahrheitsgemäß. Sie kannte sich überhaupt nicht aus in Rio, sie war das erste Mal hier. Und erst seit ein, zwei Minuten begann sie es richtig zu genießen!
„Dann gehen wir doch dorthin! Die Richtung!“ meinte Callen und wies zu der nächsten Querstraße links, die in ein paar Metern Entfernung abzweigte,
„Sie kennen sich hier aus, Mister Callen? Waren Sie schon öfter hier?“
Malgorzatta schlug die angegebene Richtung ein. Sie beging gerade zwei Todsünden auf einmal: als verheiratete Frau begann sie, sich auf einen anderen Mann einzulassen! Und was vielleicht noch schlimmer war: sie ließ sich auf einen Agenten ein!
„Einige Male!“ Callen warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Und Sie begleiten Ihren Mann zum Wirtschaftssymposium hier, Mrs. Vendulova? Wir müssen … `rüber!“
Er wies zur anderen Straßenseite und trat achtsam voran, auf die Straße, Malgorzatta registrierte, wie er seinen Arm in ihre Richtung ausstreckte, suchend, beschützend. Sie folgte ihm, über die wenig befahrene Seitenstraße, bis auf die andere Straßenseite, und die wenigen Meter bis vor die große hohe Glasfront des Beach Inn.
„Ja, richtig! Danke!“
Callen öffnete ihr die getönte Glastür und ließ sie in die große Halle vorangehen. Es war weit hier, hell und es wimmelte von Leuten, Leute, die eincheckten, Leute, die auscheckten, Leute, die die Restaurants, die Bars und die Cafés aufsuchten, zu den Fahrstühlen eilten, zu den Treppen oder zu den Ausgängen. Grünpflanzen unterteilten die Halle optisch in verschiedene Bereiche, in Sitzecken, es roch frisch, und leise easy Klaviermusik erklang über Deckenlautsprecher.
„Hier, Mrs. Vendulova!“
Callen wies ihr die Richtung zu den Fahrstühlen, berührte sie wieder leicht am Arm, Malgorzatta legte es darauf an, die Berührung für ein paar Sekunden zu verlängern. Callen merkte es. Er sah sie an. Sie wich seinem Blick nicht aus, konnte sich an dem unglaublichen Blau seiner Augen gar nicht satt sehen. Er ließ sie vorangehen als die Kabine kam, Malgorzatta spürte seine Hand sacht an ihrer Schulter. Auch hier war die leise Musik zu hören während die Kabine sich nach oben in Bewegung setzte.
„Es ist nett hier!“
Sie schenkte ihm ein unverbindliches Lächeln. Außer ihnen waren noch ein älteres Ehepaar und ein Mann mittleren Alters mit ihnen hier in der Kabine.
„Waren Sie noch nie hier?“ fragte Callen. Im begrenzten Raum des Liftes stand er so nah neben ihr, dass ihre Schultern sich so eben berührten. Sie spürte die Wärme seines Körpers, seine Nähe. Er roch nach einem frischen Duschgel und etwas verschwitzt, nicht unangenehm.
„Weder in Rio noch im Beach Inn.“ antwortete sie ihm.
Callen nickte leicht.
Die Kabine hielt mit einem kleinen Ruck, der ihre Schultern zusammen stießen ließ. Malgorzatta ging diese Berührung durch und durch. Sie wollte mehr davon. Nicht das erste Mal. Nicht `mal nach einer Berührung von Efremil hatte sie sich so gesehnt, selbst am Anfang nicht! Der ältere Mann stieg aus. Die Fahrstuhltüren schlossen sich wieder, die Kabine setzte sich in Bewegung, nach oben, wieder mit einem kleinen Ruck, wieder mit der kleinen Bewegung an Callens Schulter, Malgorzatta registrierte, dass auch Callen es ruhig geschehen ließ, er nicht einen Zentimeter von ihr abrückte.
Das Café lag im Dachgeschoss. Die Türen der Kabine öffneten sich direkt in den Gastraum, zu unzähligen Tischen, Stühlen und Sitzecken, zu großblättrigen Grünpflanzen, die die Sitzecken voneinander trennten. Zur rechten Seite hin stand eine große Glasfront offen zur Dachterrasse hinaus, wo man ebenfalls sitzen konnte. Auch hier erklang leise, entspannende Klaviermusik über Deckenlautsprecher. Es war sehr voll. Servicekräfte balancierten schnell und geschickt Tabletts umher.
„Kommen Sie! Ich denke, auf der Dachterrasse ist noch etwas frei!“ meinte Callen und legte wieder seine Hand sacht an ihre Schulter, schob sie so sanft in Richtung der offen stehenden Glaswand.
„Danke.“
Malgorzatta verhielt ihren Schritt absichtlich ein wenig, lehnte sich etwas gegen Callens Hand zurück. Es war aufregend zu spüren, dass er sie dort beließ. Er sah sie an, fast ein wenig erstaunt. Sie schenkte ihm ein Lächeln. Callen erwiderte es, führte sie hinaus auf die Dachterrasse. Sie war recht breit. Hinter dem Geländer ging es neun Stockwerke in den Innenhof des Hotels hinab. Malgorzatta vermied den Blick hinunter. Sie war nicht schwindelfrei!
„Sollen wir uns dort … ?“
Callen wies auf einen freien Tisch links. Es war ein kleiner runder dunkler Holztisch, mit zwei Stühlen, nebeneinander, um Beiden dort Sitzenden einen Blick über das nebenliegende niedrigere Gebäude Richtung Meer zu gewährleisten.
„Ja, das sieht nett aus! Danke!“
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln während er ihr den Stuhl zurecht rückte, dann neben ihr Platz nahm. Es war warm. Drinnen bewegten Deckenventilatoren die Luft ein wenig. Der Himmel war wolkenlos blau, die Sonne schien strahlend. Es war schön hier in Brasilien. Callen sah sie an. Der Blick seiner blauen Augen wanderte für einen langen Moment über ihr Gesicht. Malgorzatta spürte die Zugewandtheit darin. Sie wollte sie gerne zurück geben.
„Was haben Sie schon von Rio gesehen, Mrs. Vendulova? Wie lange bleiben Sie hier?“
Malgorzatta war sich ziemlich sicher, dass er wusste, dass das Symposium bis übermorgen ging.
„Ich habe bisher ein bisschen von der Innenstadt gesehen und genieße gerade das Café im Beach Inn-Hotel! Und ich würde mich freuen, wenn Sie Malgorzatta zu mir sagen!“
G lachte.
„Ich heiße G.“
„Einfach so?“
Bisher hatte sie den einzelnen Buchstaben für eine nachlässige Abkürzung in seiner Akte gehalten.
„Was darf ich Ihnen bringen?“
Ein Kellner war fast lautlos, aber schwungvoll an ihren Tisch getreten.
„Der Kaffee hier ist hervorragend!“ meinte Callen zu ihr und bestellte einen. Malgorzatta bestellte ebenfalls einen.
„Einfach so?“ wiederholte sie dann und sah Callen fragend an.
„Ja.“
Sein Gesicht war für einen Moment sehr ernst bevor seine Lippen sich wieder zu einem ganz kleinen Lächeln verzogen, Wärme in seinen Blick zurück kehrte.
„Ich hab` bisher gedacht, das wär` nur eine Abkürzung in … Deiner Akte?“
Ganz kurz sah sie seine linke Augenbraue hochzucken. Es signalisierte sein Erstaunen, das sie ein bisschen beabsichtigt hatte.
„Du … „ es klang fast zärtlich von seinen Lippen „ … siehst Akten über mich ein?“
„Du hast Dich unter falschem Namen bei uns in die Botschaft geschlichen!“
Callen öffnete den Mund wie um etwas zu sagen. Er schloss ihn wieder, wandte den Blick kurz ab, lachte, sah sie wieder an.
„Es steht nur drinnen, dass Du für den NCIS in Los Angeles arbeitest und früher beim DEA warst!“
Strenggenommen betrieb sie gerade Geheimnisverrat. Selbst Efremil würde ihr das nicht mehr durchgehen lassen!
„Und ich glaube, ich habe aus Versehen den falschen Knopf gedrückt und die Akte ist nicht mehr gespeichert worden!“
Callen lächelte.
Der Kellner kam und servierte ihren Kaffee, stellte die zwei Tassen und zwei Gläser mit Wasser sowie einen kleinen Beistellteller mit Gebäck vor ihnen auf dem Tisch ab.
„Danke schön.“
„Keine Ursache, Ma`m!“
Der Kellner nickte leicht und ging dann wieder. Malgorzatta sah zu Callen. Er hatte sich ihr zugewandt, seinen rechten Arm auf die niedrige Rückenlehne ihres Stuhles gelegt. Sie lehnte sich nach hinten zurück. Spürte die Wärme seines Armes an ihrem Rücken. Genoss es. Und dass er ihn dort liegen ließ.
„Woher wusstet ihr das mit dem falschen Namen?“
„Efremil lässt Überwachungsvideos routinemäßig über eine Gesichtserkennungssoftware laufen. Du warst gespeichert.“ gab sie wahrheitsgemäß zurück. Callen nickte langsam.
„Unglücklicherweise sind die Bänder falsch gelagert worden, so dass es im Moment da gar nichts zu belegen gibt!“ fuhr sie fort.
Callens blaue Augen wanderten zu ihr. Er verstand was sie meinte. Ein kleines Lächeln verzog sein Gesicht.
„Danke.“
Er wich ihrem Blick nicht aus. Sein Arm lag nach wie vor auf der Rückenlehne ihres Stuhles, warm an ihrem Rücken.
„Sehr gerne geschehen!“
Malgorzatta rührte Zucker, Milch in ihren Kaffee, nahm einen vorsichtigen Schluck. Er war heiß. Sie trank, wenn es warm war, ohnehin lieber heiße Sachen.
„Oh, der ist wirklich gut!“
Sie atmete ein wenig aus um Entspannung zu signalisieren, ließ bewusst ihre Schultern sinken, sah Callen an. Für ihre Begriffe hatte er einen Knopf seines Hemdes zu weit an seinem Hals geschlossen, er wirkte im wahrsten Sinne des Wortes `zugeknöpft`! Im hellen Licht der Sonne hier konnte sie die feinen braunen Härchen auf seinem linken Unterarm sehen, seine Hand lag auf dem Tisch, neben seiner Tasse.
„Darf ich fragen, wie lange Du noch bleibst?“
Callen sah sie an.
„Mein Flug zurück geht morgen. Morgen früh!“
Malgorzatta nickte.
„Und?“
Sie sah ihn aufmerksam an.
„Was kann ich mir hier noch ansehen? Außer dem Zuckerhut? Ich habe den Eindruck, Du kennst Dich hier doch ein bisschen besser aus?“
Callen lächelte. Er trank einen Schluck von seinem Kaffee, stellte die Tasse auf den Unterteller zurück. Er blinzelte ein wenig, die hellen Wände des Gebäudes reflektierten die Sonne hier, trotz der halb heruntergelassenen Markisen. Das Blinzeln verstärkte die kleinen Fältchen unter seinen Augen. Sie fand noch immer, dass er müde aussah.
„Das Seaquarium ist gut! Und eine halbe Stunde Fahrt von hier gibt es eine wunderschöne kleine Kapelle mit sehr aufwendigen Kachelarbeiten und Mosaiken!“
Malgozatta nickte verstehend. Sie trank wieder von ihrem Kaffee, vorsichtig, ihren Platz an der Rückenlehne des Stuhles nicht allzu weit aufgebend.
„Warum einfach nur G wenn ich fragen darf?“
Sie sah ihn an.
Callen wich ihrem Blick für einen Moment aus, senkte den Kopf.
„Ich war in meiner Kindheit in ziemlich vielen Pflegefamilien! Mein richtiger Vorname ist dabei irgendwie … verloren gegangen!“
„Das tut mir leid!“
Seine eigene Vergangenheit schien dem Bundesagenten schwer zu schaffen zu machen.
„Das muss es nicht!“ Callen sah sie wieder an, zuckte leicht die Schulter. Dabei nahm er es längst nicht so leicht um es mit einem Schulterzucken abzutun, das merkte man ihm an.
„Tut es aber! Manchmal trifft man Leute, die sind einem von Anfang an unheimlich sympathisch und bei denen nimmt man vielleicht mehr Anteil an ihrem Leben als sie das eigentlich möchten! Da kann man nichts machen!“
Sie griff wieder zu ihrer Tasse um ihre Worte beiläufig wirken zu lassen, auch wenn sie schwer wiegten. Nur zu genau spürte sie, dass sie ihre Wirkung auf Callen nicht verfehlten. Sein Lächeln, das im Ansatz spöttisch war, verschwand sehr schnell. Er wandte den Blick ab, drehte den Kopf, richtete die Augen auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne, weit über das Geländer. Malgorzatta sah ihn von der Seite an. Callens Gesichtsausdruck war verschlossen. Die Härchen seines Tage-alten Bartes hoben sich dunkel von seiner Wange, seinem Kinn, seinem Hals ab. Seine dunklen Haare waren fast so lang wie sie, gaben seine Ohren frei, viel von seiner Stirn, und ließen seine helle Kopfhaut durchscheinen. Er wirkte unheimlich tough, raubeinig! Und er schien ihren Blick zu spüren, wandte den Kopf, sah sie an. Nur so eben spürte sie seine Fingerkuppen sehr sacht auf ihren Rücken rutschen.
„Wie viele sind ziemlich viele Pflegefamilien?“
Sie sah Callens Schultern leicht zucken.
„Ich weiß es nicht! Hab‘ aufgehört zu zählen! Waren zu viele!“
„War es so schlimm dort?“
Sie sah ihn betroffen an.
„War schwer sich wohl zu fühlen.“ gab Callen einfach zurück. Das konnte Malgorzatta absolut nachvollziehen.
„Gab es überhaupt Familien, in denen Du Dich wohl gefühlt hast?“
„Es gab eine, da war ich mehrere Monate.“ erwiderte Callen. Malgorzatta spürte seine Finger ganz vorsichtig über ihren Rücken streicheln. Er sah sie an, lächelte ein wenig.
„Erzähl‘ mir lieber `was von Dir!“
„Ich rede nicht gerne über mich!“
Sie schaffte es, es unverbindlich und ganz und gar nicht abweisend klingen zu lassen. Callen lächelte noch ein bisschen mehr. Er mochte genau so wenig über sich reden wie sie über sich, doch sein Gesichtsausdruck war offen, zugewandt, sein Blick warm. Er hatte sich noch ein bisschen zu ihr herübergebeugt und sie konnte die Wärme seines Körpers an ihrem spüren, seine Nähe. Sie wandte sich ihm noch ein wenig mehr zu. Legte wie selbstverständlich ihre Hand auf sein Bein.
„Schlecht, wenn zwei Leute bei Kaffee zusammen sitzen die ungern von sich erzählen!“
Callen ließ die Berührung geschehen. Malgorzatta hatte den Eindruck, dass er sie sogar ein wenig genoss. Sein Gesichtsausdruck war wach.
„Wie lange bist Du schon verheiratet?“
Seine Stimme war leise, einschmeichelnd. Er war so nah gerückt, dass sie seinen Atem warm an ihrer Wange spüren konnte.
„Vier Jahre. Stimmt, Du hast Erfahrung darin, Leute zum Reden zu bringen!“
Callen lachte leise. Für einen kurzen Moment beugte er seinen Arm, wie unabsichtlich, zog sie damit sekundenlang noch ein wenig näher zu sich.
„Verzeih‘ bitte … so war das nicht gemeint!“
Malgorzatta spürte ihr Herz bis zum Hals klopfen. Seine unmittelbare Nähe nahm ihr fast den Atem. Zu spüren, dass er ihre Berührung geschehen ließ, war wie ein kleiner Rausch, ganz zu schweigen davon, seinen Arm an ihrer Schulter zu spüren, zu fühlen, wie er sie achtsam hielt, wie wichtig es ihm offensichtlich war.
"Ich hab's auch nicht so verstanden!"
"Gut." meinte Callen halblaut. Er sah sie an. Zugewandtheit lag in seinem Blick, ein Hauch Verwunderung und ein Funken Neugierde. Sie selbst war auch neugierig. Wie es weitergehen würde mit ihnen beiden. Sie war nicht bereit, die Sache jetzt noch zu beenden, es fühlte sich zu gut, zu richtig an! Sie war bisher noch nie bereit gewesen, ihre Ehe auf`s Spiel zu setzen. Jetzt war das keine Frage mehr!
"Hast Du nachher noch ein bisschen Zeit?" fragte Callen halblaut. Er wurde mutiger, beließ sein Gesicht sekundenlang an ihrem kurzen Haar, sie spürte, wie er tief einatmete. Für einen Moment fragte sie sich, wie ihr Haar wohl roch. Sie benutzte kein extra duftendes Shampoo, keine parfümierte Spülung. Ob er es wohl mochte?
"Ich habe noch eine Menge Zeit. Efremil hat heute Abend ein Abendessen mit einigen Leuten, da muss ich nicht unbedingt dabei sein!"
Callen nickte leicht, verstehend. Er griff zu seiner Tasse und trank seinen Kaffee aus.
"War er gut?" erkundigte Malgorzatta sich möglichst unverbindlich. Sie wollte nicht, dass die Situation zu ernst, verkrampft wurde. Callen nickte.
"Ja. Deiner nicht?"
"Doch. Er ist sehr gut. Ich werde ihn im Leben nicht vergessen!"
Callen sah sie an. Sein kleines Lächeln zeigte ihr, dass er verstanden hatte.
"Okay! Was hälst Du davon, wenn wir ein Stück `rausfahren und ein bisschen spazieren gehen?"
Malgorzatta sah ihn an.
"Bitte, versteh' das jetzt nicht falsch ... hast Du schon alles erledigt hier? Wenn ich davon ausgehe, dass Du hier nicht auf Urlaub bist!"
Callens blaue Augen wanderten für einen langen Moment ruhig über ihr Gesicht.
"Es gibt eine Sache, die ich noch erledigen möchte ... "
Sie wandte den Blick nicht ab. Einmal mehr fielen ihr im Sonnenlicht seine etwas hellere Augenbraue, die Länge seiner Wimpern auf.
"Das hört sich nach einem sehr netten Spaziergang an. Sehr gerne!"
Sie griff zu ihrer Tasse und trank ihren Kaffee aus.
"Macht es Dir etwas aus, vorher noch bei mir im Hotel vorbei zu fahren damit ich mir andere Schuhe anziehen kann?"
"Nein. Überhaupt nicht!"
Wieder kam Callen ihr beim Sprechen ein bisschen näher, wieder hatte sie den Eindruck, er röche an ihrem Haar.
"Entschuldige mich einen Moment!"
"Natürlich!"
Sie sah ihm zu als er aufstand, ihm nach, als er im Innenraum des Cafés verschwand. Hastig kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Spiegel, warf einen kurzen prüfenden Blick hinein. Dann ließ sie ihn wieder in ihrer Tasche verschwinden. Sie griff zu einem Keks auf dem Beistellteller, brach ihn in der Mitte durch und steckte sich die Hälfte in den Mund. Sie hatte kein schlechtes Gewissen. alles kam ihr vorbestimmt vor, so. als ob es nicht anders hätte sein sollen. Gerade als sie die anderen Hälfte des Kekses verspeiste kam Callen zurück. Im ersten Moment blinzelte er im Sonnenlicht als er auf die Terrasse hinaus trat. Er wirkte lässig, ganz unverkrampft als er an ihren Tisch zurück kam, sich leicht zu ihr hinab beugte, seine Hand an ihre Schulter legte.
"Sollen wir?"
"Sehr gerne?"
Malgorzatta registrierte mit Wohlwollen, wie er ihr den Stuhl zurecht rückte als sie aufstand, ihre Tasche nahm. Seine Hand verharrte sacht an ihrem Rücken während er sie durch den großen Innenraum vorangehen ließ, Richtung des Fahrstuhles sanft führte. Mit ihnen betraten zwei junge Frauen die Kabine. Malgorzatta bemerket, dass die beiden Callen ganz ungeniert anstarrten. Er schien ihre Blicke nicht zu bemerken. Sie verspürte Eifersucht. Als sie zu Callen hinaufblickte sah sie, wie seine blauen Augen links oben unter die Fahrstuhldecke rutschten. Als sie seinem Blick folgte sah sie die dort angebrachte Überwachungskamera. Die beiden Mädchen giggelten.
"Mein Wagen steht ganz in der Nähe." meinte Callen während er sie durch die weite Hotelhalle führte. Es war eindeutig ein unauffälliger Mietwagen, den er fuhr, und Malgorzatta bemerkte verwundert, dass er ein Navigationsgerät anschloss.
"Welches ist Dein Hotel?" fragte er dann, sah sie an.
"Es ist das Palace." gab sie zurück.
Callen nickte.
Das Palace war das ultimative Luxushotel in Rio, ein schickes, weißes kastiges Gebäude, in dem sie eine Suite bewohnten, die an Eleganz kaum zu überbieten war. Es lag in der Innenstadt. Als sie gut zehn Minuten später in einer ruhigen Vorortsiedlung am Straßenrand parkten sah Malgorzatta amüsiert zu Callen herüber.
"Es sah heute Mittag noch ein ganz klein wenig anders aus hier!"
Callen warf ihr einen Blick zu.
"Ja ... irgendetwas scheint hier nicht so richtig zu funktionieren."
Er beugte sich leicht herüber und drückte zwei, drei Knöpfe an dem kleinen Navigationsgerät auf dem Armaturenbrett.
"Palace, sagst Du?"
"Hmhm."
Callen drückte die verschiedenen Knöpfe noch drei Mal. Dann lenkte er den Wagen wieder auf die Straße.
"Ich denke, ich fahre eben ins Hotel zurück um das Navi an meinem PC zu synchronisieren!"
Malgorzatta biss sich auf die Unterlippe. Offensichtlicher konnte seine Ausrede kaum sein. Das Palace lag an einem großen Platz mitten in der Innenstadt, es würde kein Problem sein, es dort zu finden. Zur Not gab es Leute auf der Straße um zu fragen. Callen musste etwas ganz anderes im Sinn haben. Sie wollte es gerne darauf ankommen lassen.
"Das ist eine wirklich gute Idee."
Wie selbstverständlich ließ sie ihre Hand eben kurz über sein Bein streichen. Er hatte es im Café toleriert. Und er ließ es auch jetzt geschehen, sein Gesicht zeigte kein Zeichen von Missfallen als sie ihn von der Seite ansah. Dass sie keine fünf Minuten später vor einem kleinen unauffälligen Hotel ankamen amüsierte sie bloß noch mehr. Mit seinen drei Stockwerken schmiegte es sich harmonisch in die Häuserreihe auf seiner Straßenseite, Callen parkte den Wagen in einer Lücke vor dem Haus und stellte den Motor ab. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, stöpselte das Navi aus, nahm es vom Armaturenbrett und stieg aus. Er war um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür bevor sie es selbst tun konnte.
"Danke, G."
In dem Moment, in dem er die Wagentür zuschlug, bauschte ein Windstoß kurz sein grünes Hemd und legte es dann wieder an seinen Rücken an. Nur zu deutlich konnte sie dort sekundenlang die Ausbuchtung unter dem Stoff an der rechten Seite seines Hosenbundes erkennen. Sie blieb am Wagen stehen. Callen, der schon einen Schritt auf den Bürgersteig gemacht hatte, machte ihn wieder zurück und sah sie fragend an.
"Bevor wir da jetzt `rein gehen ... " sie streckte ihre Linke aus, zu ihm, und ließ sie sacht über seine rechte Seite, hinten am Rücken streichen " ... Du bist bewaffnet?"
Callen hob augenblicklich die Hände bis auf Schulterhöhe. Er sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war in keinster Weise irritiert über ihre Worte, über das, was sie tat. Dann, ganz unvermittelt, ließ er beide Arme sinken, legte sie um ihre Schultern, zog sie sacht zu sich und küsste sie. Malgorzatta verschlug es für einen Moment wirklich den Atem. Die Berührung seiner Lippen war kurz, aber unendlich sacht, ihr linker Arm rutschte um seine Seite ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Seine unmittelbare Nähe, seine Wärme überwältigte sie sofort. Am meisten jedoch berührte sie, dass Callen sie nach dem Kuss nicht los ließ sondern einfach nur weiter im Arm hielt, und sie ansah, für einen ganz langen Moment. Dann küsste er sie noch mal. Sie schmiegte sich an ihn. Erwiderte seinen Kuss. Behutsam, langsam ließ sie ihre Rechte über seinen Rücken streicheln.
An ihrem linken Arm spürte sie einen Sonnenstrahl. Gs Atmen gegen ihren Oberkörper war sacht. Das Spiel seiner Lippen zärtlich.
Irgendwo stand ein Fenster offen. Musik war aus der dahinter liegenden Wohnung zu hören:
Any time you want to, you can turn me on to, anything you want to, any time at all. When I kiss your lips oh I star to shiver, can't control the quivering inside!
Mit einem Mal fühlte sich alles richtig an! Selbst Efremil erschien ihr plötzlich bloß als eine Art Zwischenstation. G schien ihre wahre Bestimmung zu sein!
Er löste seine Lippen von den ihren und sah sie an. Sein Lächeln, das auch in seinen blauen Augen stand, was klein, warm, zärtlich.
"Komm, wir gehen `rein, ja?"
"Gerne, G!"
Sie ließ sich von ihm ins Haus führen, wo ihm in einer einfachen, fast wohnzimmerlich anmutenden Rezeption der Schlüssel zu seinem Zimmer ausgehändigt wurde. Es gab hier nicht mal einen Fahrstuhl.
Gs Zimmer lag im zweiten Stock. Verglichen mit ihrer Luxus-Suite war es sehr einfach. Aber es war sauber und penibel aufgeräumt. Es lagen auch keine persönlichen Gegenstände von G herum. Nicht mal sein Gepäck war zu sehen.
Als G die Tür hinter ihnen geschlossen, abgeschlossen hatte, legte er das Navi auf dem Tisch ab, griff dann zu seiner Waffe, zeigte sie ihr demonstrativ und legte sie dann in den Kleiderschrank. Malgorzatta stellte ihre Handtasche auf dem Sessel ab. hob- ohne es eigentlich recht zu wollen - ihre Rechte, wie um sich zu ergeben.
"Ich bin unbewaffnet! Du hattest leichtes Spiel!"
G lachte leise auf.
"Hätte es etwas geändert wenn Du bewaffnet gewesen wärst?"
Er machte die wenigen Schritte zu ihr, nahm ihre Rechte, zog sie leicht zu sich. Malgorzatta ließ es geschehen. Sie legte beide Arme um ihn, schmiegte sich an ihn als er sie sacht zu sich zog.
"Nein. Du hattest es ziemlich schnell ziemlich einfach!"
G lächelte.
Die Geste, mit der er seine Hand an ihre Wange legte und sie küsste, war sehr zärtlich.
"Du bist wundervoll. " raunte er.
"Du hast wunderschöne Augen! Das ist mir schon in der Botschaft aufgefallen!"
"Danke, G!" gab sie zurück und musste seinem Blick für einen Moment ausweichen, spürte, wie ihre Wangen zu brennen begannen.
"Du machst mich verlegen!"
"Tut mir leid, das wollte ich nicht!" gab G zurück.
"Aber es war wunderschön, wie Du mich den ganzen Nachmittag damit angesehen hast! So wie Du es jetzt auch tust!"
Malgorzatta musste lächeln. Ihre Wangen brannten noch mehr.
"Danke, G. Ich wusste gar nicht, dass die Agenten vom NCIS so schöne Komplimente machen können!"
"Ist weniger eine Ausbildungssache." gab G leise zurück.
Malgorzatta spürte seine Fingerkuppen sehr sacht über ihre Wange streicheln. Für einen Moment wandte sie den Kopf, berührte mit den Lippen seine Finger nachdrücklich bevor sie ihn wieder ansah.
"Schön, dass Du mich angesprochen hast! Ich habe mich wirklich gefreut, Dich wiederzusehen!"
"Bestimmt?"
G sah sie an. Seine Hand lag noch immer an ihrer Wange, sein Daumen streichelte sanft über ihre Haut. Malgorzatta mochte den ruhigen, entspannten Ausdruck seines Gesichtes.
"Ja."
Sie schob sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen behutsam die seinen. G ließ ihren Kuss geschehen. Er hielt ganz still, Malgorzatta konnte sehen, wie er ein wenig die Augen schloss. Sein Atmen gegen ihren Oberkörper wurde tief. Langsam ließ sie ihre Hand von seinem Rücken nach vorne streichen, über seine Brust. G wandte den Kopf ein bisschen beiseite. Seine Lippen rutschten leicht über ihre Wange.
"Fühlt sich gut an, was Du da machst."
"Ich glaube ... ich kann auch noch ein bisschen ... hier ... "
Sie streichelte mit dem Zeigefinger langsam über seine Wange hinab, über seinen Hals, genoss das leichte Kratzen seiner dichten Bartstoppeln. G senkte den Kopf ein wenig, ließ geschehen, dass sie mit ihrem Zeigefinger weiter über seine Haut strich, hinab bis zum ersten geschlossenen Knopf seines grünen Hemdes. Sein Gesicht war dem ihren noch immer so nah, dass seine Wange an ihrer ruhte, warm, kratzig. An ihrer Hand auf seiner Brust konnte sie sein schnelles Atmen spüren.
"Du kannst auch noch ein bisschen mehr ... gerne ... "
Der Blick seiner blauen Augen rutschte in ihren während er den Kopf nur ein ganz klein wenig in ihre Richtung wandte.
"Hmhm."
Langsam schob sie Knopf zurück, ließ ihre Finger auf, über seine nackte Haut rutschen, bis zum nächsten Knopf. Sie spürte Gs Hand leicht, nur so eben über ihren Oberkörper streichen, hinab bis zum Bund ihrer Leinenhose, wo sie sich behutsam unter den Stoff ihrer Bluse schob, auf das Stückchen freie Haut, das ihr hochgerutschtes Hemd frei gab. Die Berührung seiner warmen Finger ließ ihr im ersten Moment den Atem stocken.
"Stimmt. Es fühlt sich gut an, was Du da machst!" flüsterte sie ihm zu, musste sich erst einmal räuspern um überhaupt etwas sagen zu können. Sie schob den zweiten Knopf von Gs Hemd durch das Knopfloch zurück. G lächelte. Seine Lippen suchten die ihren. Seine Hand wurde mutiger, strich um ihre Seite auf ihren Rücken, die warme Berührung war wie ein kleiner Rausch. Sie wollte mehr davon. Konnte es kaum abwarten. Für einen Moment nahm sie ihre Rechte zur Hilfe um die restlichen vier Knöpfe zu öffnen. G ließ es geschehen. Er verfolgte mit den Augen die Bewegungen ihrer Hände, sein Gesichtsausdruck war ein bisschen angespannt. Malgorzatta genoss den Moment, in dem sie den Stoff seines Hemdes ein wenig zurückschob und ihre Hände darunter, auf seine Haut streicheln ließ. Sie war ganz warm, verführerisch weich, sie spürte einen leichten Schweißfilm an ihren Fingerkuppen an seinem Rücken.
G gab einen kleinen Laut des Wohlbefindens von sich. Für einen Moment schloss er die Augen ein wenig. Er küsste sie. Malgorzatta erwiderte seinen Kuss während sie sich an ihn schmiegte, das Streicheln seiner Hand an ihrem Rücken genoss, unter ihrem Hemd, sehr behutsam, sehr vorsichtig,
"Das ist wunderschön mit Dir hier, G!"
Sie legte ihren Hand an seine Wange und streichelte mit dem Daumen langsam über seine kratzigen Barthärchen, bevor sie ihn auf's Kinn küsste, das Kratzen seiner Bartstoppeln an ihren Lippen spürte. Sie setzte einen weiteren Kuss an seinen Hals, unter seinen Adamsapfel, und ließ ihre Lippen auch noch ein Stückchen über seine Brust hinab streichen. Seine feinen Härchen dort kitzelten ihre Haut.
G nahm ihr Gesicht zärtlich in beide Hände, "Komm her!" flüsterte er und, mit etwas belegter Stimme, küsste sie. Malgorzatta spürte seine Finger dabei sacht zur Knopfleiste ihrer Tunika streicheln.
Sehr langsam, sehr behutsam öffnete er Knopf um Knopf, und während sie es reglos, fast atemlos geschehene ließ, fragte sie sich insgeheim, ob es für ihn wohl ebenso aufregend gewesen war, als sie die Knöpfe seines Hemdes öffnete. Sie getraute sich kaum zu atmen.
Gs Blick war sehr ruhig. Er verfolgte mit den Augen, was er tat, beobachtete, wie er den leichten Stoff sanft von ihrer Schulter zurückstreichelte, verfolgte, wie er mit dem Finger ganz langsam, zärtlich neben dem Schmuckträger ihres BHs an ihrer rechten Schulter hinab strich. Dann beugte er sich vor und drückte einen behutsamen Kuss auf ihre Haut dort. Sein Atem war warm. Sein Bart kratzte, angenehm. Langsam streichelte sie mit der Hand über seinen Hinterkopf, über seine kurzen Haare. Gs Lippen streichelten über ihre Schulter zurück, über ihren Hals bis hinauf zu den ihren. Seine Umarmung, mit der er sie noch ein wenig an sich drückte, war fast ein bisschen ungestüm.
"Ich bin froh, dass Du bei mir bist!"
Er sah sie an. Der Blick seiner blauen Augen war sehr ruhig, ehrlich, Malgorzatta musste schlucken weil er ihr durch und durch ging. Tief drinnen etwas anrührte. Ihr Wissen, dass er ehrlich war!
Langsam streichelte sie mit der Hand hinab über seine Brust. Er war nicht mager, drahtig. Zum Glück nicht. An ihrer Hand spürte sie, über dem Bund seiner Jeans, über dem Gürtel, einen sehr kleinen Bauchansatz.
"Ich bin glücklich, dass ich bei Dir sein darf, G!"
"Ich habe mir das schon in Kiew vorgestellt." flüsterte G halblaut, seine Rechte sanft an ihrem Nacken, seine Linke leicht, langsam über ihren Rücken streichelnd.
"Ich habe es aber nicht zu hoffen gewagt ... "
"Ich auch nicht. Aber ich finde es wunderbar so. Es fühlt sich ... so richtig an."
G küsste sie und zog sie an sich.
... Malgorzatta fuhr in die Botschaft zurück. Bevor sie nach oben zu den Wohnräumen ging, suchte sie unten die Büroräume auf. Thoezuz war hier, Efremils Bruder und ihr Schwager. Malgorzatta blieb ohne Umschweife vor seinem Schreibtisch stehen.
"Ocean Drive, gestern Abend! Haben wir einen amerikanischen Agenten im Visier gehabt?"
Theozuz sah von unten, von seinem Platz am Schreibtisch zu ihr auf.
"Nein! Seit wann interessiert Dich das?"
"Seit ich mir ansehen musste wie er niedergemäht wurde!" gab Malgorzatta zurück, nun etwas versöhnlicher. Sie glaubte ihm.
"Wissen wir, wer es getan haben könnte?" fragte sie ihn weiter.
Theozuz war misstrauisch. Sie hatte ihn noch nie nach so etwas gefragt, sich für Interna interessiert. Zumindest nicht so offensichtlich!
"Nein! Wir haben Meldungen darüber gehört! Aber wir waren nicht beteiligt und wissen auch nicht, wer dahinter steckt!"
"Bestimmt?" fragte Malgorzatta nach.
Thoezuz nickte argwöhnisch.
"Jaa?"
"Danke Dir!"
Malgorzatta nickte ihm zu und verließ ohne weitere Erklärung das Büro, ging nach oben, in die Wohnräume der Botschaft. Ohne Umschweife ging sie ins Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank, nahm ihre Reisetasche heraus und begann zu packen. Es vergingen keine zehn Minuten bis Efremil herein kam. Theozuz schien ihn zweifellos über ihre Anwesenheit und wahrscheinlich auch über ihre Fragen informiert zu haben.
"Was tust Du?"
Er blieb neben dem offenen Kleiderschrank stehen, warf einen kurzen Blick auf ihre prall gefüllte Reisetasche. Er war so das ganze Gegenteil von G. Groß, schlank, markantes Gesicht, hohe Wangenkochen, dunkle Augen, schwarze Haare, er trug einen tadellosen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine bordeauxrote Krawatte. Als sie sich damals - auf Geheiß des CIA - auf ihn eingelassen hatte, hatte sie sich wirklich in ihn verliebt. Er hatte überaus ansprechende Manieren, er war weltgewandt und hatte einen tadellosen Ruf als Botschafter. Er vertrat sein Land wirklich ausgezeichnet im Ausland, er setzte sich ausnahmslos und vehement für die Bürger ein, die sich in der Not an ihn wandten. Nur liebte sie ihn jetzt nicht mehr!
"Ich packe." gab sie, so sanft, so unanklagend wie möglich zurück.
Sie musste Luft holen. Ihr Herz raste bis zum Hals. Ihr war eiskalt. Sie versuchte, an G zu denken. In ein paar Minuten würde alles vorbei, sie frei sein.
"Ich ... ich muss Dich verlassen, Efremil! Ich muss unsere Ehe beenden! Ich hatte es mir anders vorgestellt, aber ... es ist jetzt so gekommen!"
Sie brachte es nichts über das Herz zu sagen, es täte ihr leid! Es wäre gelogen gewesen!
"Du musst?" wiederholte Efremil. Er war sehr ruhig. Wie immer. Sie kannte ihn nicht aufgeregt.
"Ja. Das muss ich tun!"
"Wegen des amerikanischen Agenten? Theozuz hat mir erzählt, dass Du ihn gefragt hast!" Efremils dunkle Augen brannten auf ihrem Gesicht.
Malgorzatta wollte nicht diskutieren. Sie wollte es einfach nur hinter sich bringen.
"Ich muss es einfach tun, Efremil ... bitte!"
"Du wirst es aber nicht!" gab Efremil zurück. Streng, beherrscht, ruhig!
"Das kann ich nicht zulassen!"
Malgorzatta sah ihn verblüfft an. Sie vermochte seine Erwiderung beim besten Willen nicht einzuordnen. So kannte sie ihn nicht. Und so wollte sie ihn auch gar nicht mehr kennen lernen!
Sie griff zu ihrer Handtasche, zu den Henkeln der Reisetasche.
"Du bleibst!" schnitt Efremils dunkle Stimme durch den Raum.
"Dein Platz ist an meiner Seite!"
Malgorzatte machte zwei Schritte vom Bett weg. Diese unbekannte Seite ihres Noch-Ehemanns machte ihr auf einmal Angst! Er hatte ihr immer alle Freiheiten gelassen! Sie wollte nichts als weg hier!
G in seinem Krankenbett kam ihr in den Sinn. Sie konnte die Kälte seiner Haut an ihrer fühlen!
Dabei sah sie Efremil in die Innentasche seiner Anzugjacke greifen. Seine Hand kam mit einer Pistole zum Vorschein. Die richtete er auf sie. Es klickte sehr leise im Raum, als er sie entsicherte.
Malgorzatta spürte augenblicklich mehr Verblüffung als Angst. Das konnte doch nicht sein! Efremil, ihr vor Gott angetrauter Ehemann, der ihr unzählige Male versichert hatte, er würde sie lieben, würde sie doch nicht erschießen!
Doch während ihr das durch den Kopf ging sah sie die Bewegung seines Zeigefingers am Abzug. Der Knall war fürchterlich laut in dem Raum.
Der Schlag gegen ihre Brust riss sie von den Füßen. Was wirklich weh tat war, als sie beim Fallen mit dem Rücken auf die Kante des Nachttisches aufschlug. Ihr dunkles Shirt klebte plötzlich in warmer Feuchtigkeit an ihrem Oberkörper. Sie konnte einfach nicht mehr atmen.
Ihr wurde schwindelig. Rasch tastete sie mit dem Daumen nach dem Ring an ihrem Finger. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
"Bitte, bei Ihnen ist eben ein Mann nach einer Schießerei eingeliefert worden! Er hat mehrere Schusswunden! Wo kann ich erfahren, wie es ihm geht?"
Die Schwester hinter der Anmeldung in der Notfallambulanz sah sie gelangweit an.
Malgorzatta war schon klar, dass ihr das hier, in Los Angeles, ständig passierte.
Doch sie hatte eben aus nur ein paar Meter Entfernung mit ansehen müssen, wie G niedergeschossen worden war.
Und bis jetzt war sie sich nicht mal sicher, ob er das Krankenhaus überhaupt noch lebend erreicht hatte!
"Sind Sie eine Angehörige?"
"Ja." log Margolzatta.
Sie wusste, sie würde sonst nichts erfahren.
Die Schwester machte eine gelangweilte Kopfbewegung zu einer schmalen Tür auf der rechten Seite.
"Dann nehmen Sie dort Platz! Ein Arzt wird sich bei Ihnen melden! Es ist schon jemand da wegen ihm!"
Malgorzatta zuckte im ersten Moment zurück.
Sie hatte nicht an Sam gedacht!
Natürlich hatte er G nicht alleine gelassen!
"Danke!"
Malgorzatta nickte der Schwester kurz zu und öffnete dann die Tür zu dem kleinen Warteraum.
Er war sehr ansprechend eingerichtet, mit blauem Teppich und hellen Holzmöbeln.
Sam stand in der kleinen Sitzgruppe oben rechts in der Ecke des Raumes und telefonierte.
Sein Blick streifte sie kurz.
Er wirkte nervös und angespannt.
Er kannte sie nicht.
Malgorzatta grüßte kurz, tat unbeteiligt, und nahm auf einem der Stühle Platz.
Vor ihren Augen lief noch immer der gleich Film ab, wie G die Straße entlang kam, auf dem Weg zu seiner Wohnung.
Sie hatte sogar gesehen, wie er aus Sams Wagen gestiegen war.
Dann war der Lieferwagen gekommen, langsam die Straße entlang gerollt, mit geöffneter Tür, zwei Männer darin, einer mit einem Maschinengewehr.
Sam musste sie noch gesehen haben, er hatte G noch gerufen.
Der Mann mit dem Gewehr hatte das Feuer eröffnet.
Vor dem Obsteckladen war G mehrfach getroffen auf dem Bürgersteig zusammengebrochen.
Sam war sofort zu ihm geeilt.
Das hätte sie am Liebsten auch gemacht, doch das durfte sie nicht.
Statt dessen hatte sie zu ihrem Mobiltelefon gegriffen und den Notarzt verständigt.
Dann war sie zu ihrem Auto geeilt und hatte von dort voller Entsetzen verfolgt, wie die eingetroffenen Sanitäter, der Notarzt sich lange Minuten um Gs Leben mühten.
Schließlich hatten sie ihn in den Rettungswagen gebracht.
Sie folgte der Ambulanz hier zum Krankenhaus.
An Sam hatte sie dabei gar nicht mehr gedacht.
Er ging nervös vor der Sitzgruppe auf und ab.
Seine schweren Schritte waren lautlos auf dem dicken Teppich.
Der Blick seiner dunklen Augen war unruhig.
Sicherlich war es von Vorteil, dass der Weg zum Krankenhaus nicht allzu weit war.
Zudem war es bestimmt auch gut, dass G sich in guter körperlicher Verfassung befand, trainiert, kräftig.
Nur zu gerne hätte sie sich Sam zu erkennen gegeben.
G hatte ihr viel von ihm erzählt, nur Gutes, nie etwas von ihren Jobs, aber immer sehr wohlwollend, sie wusste, dass er ihm mit seinem Leben traute.
Es hätte sie beruhigt, wenn sie sich gegenseitig nun etwas Mut hätten machen können!
Früher oder später würde er - falls sie hierblieb - ohnehin von ihr erfahren.
Und sie hatte unbedingt vor, hier zu bleiben, bis Gs Leben außer Gefahr war!
Sam ging noch immer hin und her.
Draußen, vor dem Fenster, wurde es dunkel.
Heute war Dienstag.
Sie hatte mit G das vorletzte Wochenende verbracht.
Er hatte dienstfrei gehabt:
Sie traf ihn in der Wartehalle des LAX.
Es gab einen toten Winkel in der Halle, direkt an der Tür zum Treppenhaus, der von den Sicherheitskameras nicht erfasst wurde.
Hier stand G, mit seiner Tasche neben sich am Boden, beide Händen in den Taschen, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, so hinreißend lässig, wie nur G Callen dies als erwachsener Mann vermochte.
Zu seinen Jeans trug er ein graues Shirt und seine graue kurze Jacke darüber.
Im ersten Moment, als sie ihn sah, musste sie ein par Schritte entfernt stehen bleiben und ihn ansehen.
Es war bestimmt zwei Wochen her, dass sie ihn das letzte Mal getroffen hatte, nur für ein Abendessen außerhalb der Stadt und ein paar Stunden danach bis Sonntagmorgen.
Nun ein ganzes Wochenende mit ihm verbringen zu dürfen, allein, weit weg von Los Angeles, erschien ihr fast wie ein Traum.
G sah zu ihr.
Er wandte den Kopf ein kleines bisschen mehr als ihre Blick sich trafen, ein ganz kleines Lächeln verzog seine Lippen.
G war kein großer Lächler.
Sein Gesicht war meist ernst.
Aber er konnte unglaublich charmant sein.
"Hallo."
Er rührte sich nicht, blieb weiter an die Wand gelehnt stehen, Malgorzatta machte die wenigen Schritte zu ihm.
"Hallo Mister ... Tedrow!"
Sie streckte ihre Linke aus und ließ sie kurz über seinen Arm streichen.
Sie mochte diesen Hauch Macho an ihm.
Es hatte etwas Kraftvolles, wie er einen Raum betrat, auch wenn er nicht übermäßig groß war, seine Authenzität vermittelte die Präsenz.
G lächelte.
"Schön, dass Du da bist, Mali!"
Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
Sein Atem war warm an ihrer Wange.
"Du weißt, dass ich eine Einladung von Dir nicht ausschlagen kann, G!"
Malgorzatta schmiegte sich ein wenig an ihn.
Sie hatte seine Wärme vermisst, den Geruch seines Körpers, seines Duschgels, das Kratzen seines Bartes an ihrer Haut und einfach die Art, wie er seinen Arm um ihre Schultern legte und sie an sich drückte.
"Ich habe Dich vermisst, Mali!"
Seine Stimme war ein halblautes Raunen an ihrem Ohr.
"Und Du hast mir unglaublich gefehlt, G!"
Malgorzatta schmiegte sich noch etwas enger an ihn.
Durch den dünnen Stoff seines Shirts, den Stoff ihres schwarzen Kleides konnte sie die Wärme seines Körpers an ihrem spüren.
Sie legte den Kopf ein wenig in den Nacken, gegen seinen Unterarm, um zu ihm aufsehen zu können.
"Ist alles in Ordnung? Geht es Dir gut, G?"
G lächelte ein bisschen.
Er wirkte ruhig, fast entspannt.
"Jetzt geht es mir auf jeden Fall gut!"
Malgorzatta erwiderte sein Lächeln.
Sie ließ ihre Hand langsam, betont zärtlich über seinen Oberkörper streicheln.
"Ging es Dir die letzten Tage nicht gut?"
Sie sah ihn besorgt an.
"War viel los ... Du weißt ... "
Malgorzatta nickte.
"Dann hast Du Dir ein erholsames Wochenende auch verdient!"
"Ich habe es mir mit Dir verdient!"
G beugte sich zu ihr vor und drückte ihr einen langen Kuss auf die Lippen bevor er sie auffordernd ansah, mit einer kleinen Kopfbewegung Richtung der Halle.
"Wollen wir los?"
"Ja ... sehr gerne."
Malgorzatta konnte es manchmal gar nicht glauben, wie unfassbar blau seine Augen waren, umkränzt von langen braunen Wimpern.
Sie kannte keinen anderen Mann der so schöne Augen hatte!
G nahm seine Tasche.
Er sah sie an.
Als Malgorzatta das spürte und seinen Blick erwiderte sah sie wieder dieses kleine Lächeln seine Lippen umspielen.
Es erstaunte sie ein wenig, dass offensichtlich sie es war, die dieses Lächeln hervorrief.
Sie folgte G zum Schalter der American Airlines.
Dort legte er die Buchungspapiere auf den Schalter.
Die Dame, die dahinter saß, warf bloß einen kurzen Blick darauf bevor ihr Lächeln noch breiter wurde.
"Mister Callen, meine Kollegin Shira ... " sie machte eine rasche kleine Handbewegung zu der jungen Frau, die links hinter ihr stand " ... wird sich weiter um Sie und Ihre Frau kümmern! Bitte lassen Sie Ihr Gepäck doch einfach schon `mal hier!"
Sie wies auf das kurze Gepäckband im Boden neben dem Schalter während Shira ihnen mit einem Kopfnicken zulächelte und dabei hinter dem Schalter hervorkam.
Außer ihrem Airline-Ausweis trug sie eine Schlüsselkarte an einem langen Band um den Hals.
"Mrs. Callen, Mister Callen, guten Tag! Mein Name ist Shira und ich werde sie bis zum Einchecken begleiten! Möchten Sie mir folgen, bitte!"
Danke!"
G stellte seine Tasche auf das Gepäckband neben dem Counter, wandte sich dann zu ihr um und nahm ihr sacht den Griff ihres Trolleys aus der Hand, stellte ihn dazu.
"Ich danke Dir!"
Die Angestellte hinter dem Schalter wandte sich sofort ihrem Gepäck zu während Shira mit einem strahlenden Lächeln zu einer undurchsichtigen Milchglastür neben dem Schalter wies und sich dann ihnen voran zu dieser Tür in Bewegung setzte, ihre Schlüsselkarte rasch durch das Schloss an der Wand zog.
Malgorzatta spürte Gs Hand leicht an ihrer Schulter während er sie vorangehen ließ.
Sie wusste, was hinter dieser Tür lag.
Sie war bereits zwei Mal mit G dort gewesen.
Es war ein kleines Paradies.
Hier gab es keine Überwachungskameras.
Es war eine der Airport Lounges des LAX.
Hier gab es dicken Teppich auf dem Boden, heimelige Holzverkleidung an den Wänden, indirektes Licht, eine riesige Panorama-Fensterwand links mit dem besten Blick auf das Rollfeld, es gab gemütliche kleine Sitzecken, eine Bar und ein ansprechendes Buffett an der Wand gegenüber.
Malgorzatta registrierte zufrieden mit einem raschen Rundblick, dass hier bloß ein einzelner Mann saß, der Zeitung las.
"Ich werde Sie ... " Shira warf einen raschen Blick auf ihre schmale Armbanduhr " ... in gut einer halben Stunde hier wieder abholen zum Einchecken! Bitte haben Sie bis dahin einen angenehmen Aufenthalt hier, Mrs. Callen, Mister Callen!"
Sie nickte ihnen kurz bevor sie sich abwandte und hinaus ging.
"Danke schön!" meinte Malgorzatta rasch hinter ihr her.
"Setz' Dich schon `mal, ja? Möchtest Du auch einen Kaffee?"
G wusste genau, wie sehr sie den Ausblick durch dieses große Fenster hier liebte und schob sie sanft in die Richtung während er ihr einen leichten Kuss auf die Wange hauchte, "Ja, gerne, danke!" gab Malgorzatta zurück, ließ ihre Hand rasch über seinen Oberkörper streichen als er sich abwandte, zur Bar ging um zu bestellen.
Sie ging zu der Sitzecke an der Kopfseite, ganz in der Ecke, und rutschte auf der dick gepolsterten Bank fast bis an die Wand.
Die Rückenpolster an der Wand waren hoch, es war richtig kuschelig hier.
Diesen Ort verließ man nur gerne wenn man etwas noch Schöneres vor sich hatte.
G kam zu ihr.
Er rutschte neben sie, lächelte ihr zu, "Kommt gleich!" meinte er dabei.
"Danke." meinte Malgorzatta zu ihm und versuchte seinen Blick fest zu halten.
G sah sie an.
Malgorzatta lächelte ihm zu.
Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel.
"Ich freue mich total auf das Wochenende mit Dir! Es ist so lange her, dass wir ein bisschen Zeit hatten!"
"Viel zu lange!"
G legte seinen Arm um ihre Schultern, Malgorzatta schmiegte sich sofort hinein.
Sie spürte seinen kleinen Kuss an ihrem Haar.
Es war wie in einem fremden Leben.
Freitagmorgen, 10.40 Uhr, frei von jeglichen Verpflichtungen, mit der Aussicht auf ein traumhaftes Wochenende, mit dem Mann der ihr wichtiger war als ihr eigener Ehemann.
Natürlich war das Ganze begrenzt, der Alltag würde sie wieder einholen, doch daran mochte sie jetzt noch nicht denken.
Das Mädchen von der Bar balancierte ein kleines Tablett zu ihnen, mit zwei Tassen, aber auch zwei Champagnergläsern, in denen eine hellrosa Flüssigkeit perlte.
"Bitte schön, ich hoffe, Sie haben einen angenehmen Aufenthalt hier!" meinte sie zu ihnen während sie Tassen und Gläser vor ihnen auf dem Tisch abstellte.
"Falls Sie hungrig sind, bitte bedienen Sie sich an unseren Buffett!"
Sie machte eine rasche Kopfbewegung zu den vielen Tabletts auf den Tischen an der Wandseite.
"Danke schön." meinte Malgorzatta noch mal.
G nickte ihr zu.
Das Mädchen wandte sich mit dem leeren Tablett wieder ab und ging an die Bar zurück.
Malgorzatta sah zu G.
Sein Lächeln zu ihr war zärtlich.
Er beugte sich vor, nahm eines der langstieligen Gläser und reichte es ihr.
Die Flüssigkeit darin war so kalt, dass das Glas beschlagen war.
"Danke, G."
Er nahm das andere Glas und hielt es ihr auffordernd entgegen.
"Auf ein schönes Wochenende!"
"Es wird ein wundervolles Wochenende mit Dir!"
Malgorzatta ließ das Glas leicht gegen das seine klingen, G lächelte ein bisschen offensichtlicher, beugte sich rasch zu ihr vor und berührte mit den Lippen sanft ihre Wange.
"Auf ein schönes Wochenende mit Dir!"
Der Champagner war eiskalt.
Malgorzatta spürte, wie ihr der erste kleine Schluck schon gleich zu Kopf stieg.
Sie vertrug keinen Alkohol.
"Ich ... ich hab' noch 'was für Dich!" meinte G jetzt ganz unvermittelt.
Malgorzatta sah ihn an während sie ihr Glas auf den Tisch zurück schob.
G griff in die Tasche seiner Jacke und förderte ein kleines Schmuckkästchen zutage, dass er ihr reichte.
"Für ein weiteres, wundervolles Wochenende mit Dir!"
Malgorzatta musste lächeln.
Sie ahnte, was sich in dem kleinen Kästchen befand, mit dem goldgeprägten "P" auf dem Deckel.
"Danke G. Das ist lieb von Dir! Aber das sollst Du nicht! Außerdem weißt Du nicht, ob dieses Wochenende wirklich so wundervoll wird und wir nicht streiten!"
G lachte.
Es war ein ungewohntes Bild.
Sie sah ihn nicht oft lachen.
Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, sah sie dann wieder an.
Sein Blick war zärtlich, zugetan.
Sie hatten noch nie gestritten!
Aber sie hatten ja auch keinen Alltag zusammen!
"Wir werden uns nicht streiten, Mali! Mit Dir zusammen fällt mir kein Grund ein, zu streiten! Komm, mach' es auf!"
Malgorzatta musste lächeln.
Typisch Mann, ungeduldig zu sehen, ob er das Richtige für seine Liebste 'erjagt' hatte! Da war er nicht anders als die Meisten!
Dennoch beugte sie sich erst zu ihm vor, legte ihre Hand an seine Wange und küsste ihn.
Das Kratzen seiner kurzen Bartstoppeln an der Innenfläche ihrer Hand war vertraut.
Sie mochte es.
Seine Lippen schmeckten nach dem Kaffee.
Der Blick seiner blauen Augen hielt den ihren fest während er ihren Kuss erwiderte, sanft, hingebungsvoll.
"Ich liebe Dich!"
Er hatte das schon oft gesagt.
Das erste Mal nach ein paar Tagen, so bestimmt, so authentisch, so ernst, dass sie ihm auf der Stelle glaubte.
Leider war sie auch damals schon verheiratet gewesen!
Doch auch sie kam nicht gegen ihr Gefühl für ihn an!
"Ich liebe Dich auch, G! Sehr sogar! Deswegen hör` bitte auf, mir solche Geschenke zu machen!"
"Nie im Leben!" raunte G leise.
Sein Blick lag noch immer auf ihrem Gesicht, gespannt.
Malgorzatta öffnete den Deckel des kleinen Kästchens.
Es war ein weiteres Schmucksegment für ihr Armband.
Er hatte ihr bereits eine Schneeflocke geschenkt zu Erinnerung an ihr langes Schneewochenende in Aspen und - nach ihrem ersten Wochenende zusammen in einem Luxus Resort in Puerto Vallarta - eine kleinen Würfel mit einem Herzchen auf jeder Seite und je einem Diamanten darin.
Sie hatte sich angewöhnt, zwei Armbänder zu tragen, eines mit einem 'G', das andere mit einem 'M', beide Schmuckstücke sorgfältig ineinander verschlungen.
Nun war ein silbernes Schmuckelement mit einer kurzen Kette in dem Kästchen, mit dem man beide Armbänder miteinander verbinden konnte.
Malgorzatta verstand die Symbolik sofort.
Für einen Moment spürte sie Tränen aufsteigen und ihr Hals wurde eng.
"Was? Gefällt es Dir nicht?"
Sie kannte G nur ganz selten so ungeduldig.
Langsam ließ sie ihren linken Arm um seinen Nacken rutschen, zog ihn ein wenig zu sich und küsste ihn.
Sofort konnte sie spüren wie G sich beruhigte.
"Es ist wunderschön! Du sollst mir nicht ständig etwas schenken!"
In dem Versuch, ihren Worten etwas Nachdruck zu verleihen, ließ sie ihre Lippen über seine kratzige Wange streichen.
"Deine wunderschönen Augen strahlen immer noch ein bisschen mehr wenn Du ein Geschenk auspackst!" raunte G.
Malgorzatta spürte sein Atmen gegen ihren Oberkörper.
"Geht gar nicht! Sie strahlen immer, wenn Sie Dich sehen! Danke, Du Charmeur!"
G lachte leise.
Sein Atem an ihrer Wange war warm.
Malgorzatta spürte seine Lippen zu ihrem Ohr weiterstreicheln, seine Zunge kurz an ihrem Ohrläppchen, seine Zähne.
"Ich kann es gar nicht abwarten bis wir in unserem Hotelzimmer sind!"
G lachte wieder.
"Vielleicht sollten wir uns im Flugzeug in der Toilette einschließen?"
Sein Gesicht war dem ihre noch immer ganz nah, sein warmer Atem kitzelte die feinen Härchen vor ihrem Ohr.
Malgorzatta konnte es einfach nicht lassen, ihre Rechte unter Gs Jacke zu schieben, auch wenn sie Zärtlichkeiten in aller Öffentlichkeit hasste.
Sie streichelte bis zum Bund seiner Jeans, unter sein Shirt, mogelte ihre Fingerkuppen an seine warme weiche Haut.
"Und morgen steht dann in der Zeitung ' NCIS-Special-Agent knallt Gattin des tschechischen Botschafters in zehntausend Meter Flughöhe'?"
Sie spürte Gs tiefes Einatmen an ihrer Hand als er auflachte.
Zärtlich legte er seine Hand an ihre Wange, streichelte mit dem Daumen sanft über ihre Haut während er halblaut flüsterte: " So lange ich dieser Special-Agent bin soll es mich nicht stören!"
Er küsste sie.
Der Blick seiner blauen Augen ruhte auf ihrem Gesicht.
"Das ist aufregend wenn Du so redest!"
"Und ich find' das total aufregend was Du da mit Deiner Zunge an meinem Ohr gemacht hast! Ich brauch' gleich kein Hotelzimmer mehr!"
"Du meinst ... das?"
G ließ seine Lippen sehr langsam, sehr betont über ihre Wange streicheln, Malgorzatta fiel es mit einem Mal etwas schwer, zu atmen.
Von einer Sekunde zur anderen war ihr sehr warm, viel zu warm, und die Lounge herum war sehr weit weg.
Es schien nur noch G und sie zu geben in dieser kleinen Sitzecke hier, ihre kleine Welt, ungestört, doch sie waren nicht allein.
Sie konnte ein kleines wohliges Seufzen nicht unterdrücken während sie Gs Zungenspitze warm, feucht an ihrem Ohrläppchen streicheln spürte.
Ihr Herz klopfte bis hoch in ihren Hals.
"Wir können einen späteren Flug nehmen und ins Flughafenhotel gehen!" flüsterte G.
Seine Zähne nagten kurz an ihrem Ohrläppchen, ganz behutsam, ganz vorsichtig, und doch - oder gerade deswegen - machte sie das ganz kribbelig.
"Sehr verführerisch, G!"
Sie musste sich ein wenig räuspern.
Langsam ließ sie ihre Linke, die noch immer an seinem Nacken lag, über seine Haut, seine kurzen Haare dort streicheln.
Sie spürte den leichten Schweißfilm an ihren Fingerspitzen.
"Aber ich würde es vorziehen zu warten bis wir in unserem Hotel sind ... dann brauchen wir nicht so auf die Uhr zu achten ... auch wenn's mir schwerfällt ... unheimlich schwerfällt ... das fühlt sich so wunderbar an, was Du da machst!"
Sie wandte absichtlich den Kopf, suchte mit den Lippen die seinen, langsam über die Bartstoppeln an seiner Wange.
G hielt sehr still.
Malgorzatta konnte sehen, dass er seine Augen in Erwartung ihres Kusses ein wenig schloss.
An ihrer Hand an seiner Seite spürte sie sein tiefes, schnelles Atmen.
So zärtlich, so behutsam wie es ihr nur eben möglich war berührte sie mit den Lippen die seinen, versuchte sie, so viel wie möglich von dem hinein zu legen, was sie für ihn empfand.
G schien für einen Moment den Atem anzuhalten.
Er ließ sich einfach küssen von ihr, für Malgorzatta ein unglaublicher Vertrauensbeweis seinerseits.
Sie wusste, dass er da so seine Schwierigkeiten hatte.
Sie wusste nicht viel von ihm.
Dass er in mehreren Pflegefamilien aufgewachsen war.
Dass er keine Angehörigen mehr hatte.
Und dass er eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte!
"Hilfst Du mir bitte, sie umzutun, G?"
"Natürlich, comoara meu!"
Gs Lippen bewegten sich leicht gegen die ihren, er sah sie an.
Wärme lag in seinem Blick und Zärtlichkeit.
Malgorzatta hielt ihm ihr linkes Handgelenk entgegen.
Mit sehr leichten, behutsamen Bewegungen öffnete G ihre Armbänder, Malgorzatta ließ die Ketten auf seinen Oberschenkel fallen.
Sie griff zu dem kleinen Schmuckkästchen, trank einen Schluck von ihrem Kaffee bevor sie das Schmuckelement vorsichtig aus dem dunklen Polster zog.
Sie schraubte es achtsam auf die beiden Armbänder, legte sie dann wieder um ihr Handgelenk und verschlang sie sorgfältig miteinander.
"Machst Du mir bitte zu?"
"Gerne!"
G griff zu den beiden Verschlüssen und schloss sie nacheinander, Malgorzatta mochte die Geste, mit der er dann seine Hand leicht über die ihre schob, ihre Finger sanft drückte.
Sie suchte seinen Blick.
"Danke schön! Die sehen sehr hübsch aus! Ich freue mich wirklich darüber, G!"
"Und Deine wunderschönen Augen leuchten wieder!" raunte G, legte seine Hand sacht an ihre Wange, beugte sich noch etwas zu ihr vor und küsste sie.
Malgorzatta sah aus dem Augenwinkel, wie Shira nun hereinkam und den Weg zu ihnen einschlug.
"Ich glaube, es geht weiter für uns!" flüsterte sie G rasch zu.
Er setzte sich etwas zurück, ließ ihre Hand aber nicht los.
Malgorzatta verdeckte mit der anderen dezent das Schmuckkästen auf ihrem Bein.
Shira blieb am Tisch stehen und räusperte sich dezent.
"Mrs. Callen! Mister Callen! Ich würde Sie jetzt gerne zum Einchecken begleiten!"
"Danke. Das ist sehr nett!" meinte Malgorzatta schnell und ließ das Schmuckkästchen in ihre Tasche fallen.
G trank seinen Kaffee aus, Malgorzatta ebenfalls, leerte ihr Champagnerglas.
Dann folgten sie Shira hinaus.
Es gab einen seperaten Durchgang zum Einchecken.
Malgorzatta legte ihre Handtasche auf das Rollband zum Durchleuchten, ihre Jacke, G legte seine Jacke dazu.
Nach dem problemlosen Passieren des Metalldetektors brachte Shira sie an Bord der Maschine, verabschiedete sich von ihnen und wünschte ihnen einen guten Flug.
Eine der Flugbegleiterinnen übernahm sie sogleich.
Sie zeigte ihnen in der First-Class ihre Plätze, abgeteilt von der Economy und Business durch einen sehr dichten Lamellenvorhang.
Malgorzatta empfand es als geradezu perfekt als sie feststellte, dass sie die beiden einzigen Passiere hier sein würden.
Die Sterne meinten es wirklich gut mit ihr für ein schönes Wochenende mit G.
Die Motoren der Maschine liefen schon.
Gleich nachdem sie sich angeschnallt hatten, während das Sicherheitsvideo noch lief, setzte sie sich schon in Bewegung.
Malgorzatta sah zu G.
Als ihre Blicke sich trafen legte er seine Hand warm auf ihre auf der Armlehne, drückte ihre Finger sacht.
Er wusste, dass sie nicht gerne flog.
Aber um nichts in der Welt hätte sie sich das hier entgehen lassen.
Lieber stürzte sie mit ihm zusammen ab.
Kaum waren sie in der Luft als ihre Stewardess, Linds, kam und ihnen die Speisekarten reichte,
Sie konnten zwischen drei Gerichten wählen, appetitliche Kleinigkeiten mit so phantasievollen Namen wie Risotto an Trüffelschaum mit Kalbsmedaillon, Seebarbe an Kartoffelstreifen mit Zuckermöhrchen und karamellisierte auf Sahnefrischkäseschaum im Tagliatellenest.
Auch die Desserts klangen verführerisch, fruchtig, sahnig, gefroren, schokoladig, kalorienreich!
Linda bot ihnen zuerst Wein dazu an, dann Champagner.
Sie entschieden sich für Mineralwasser, G trank selten Alkohol außer einem Bier, und Malgorzatta vertrug ihn nicht.
Sie spürte den Champagner aus der Lounge nach wie vor in ihrem Kopf.
Beduselt, nach dem Essen müde durch das monotone Motorengeräusch und mittlerweile auch etwas beruhigt nach einer guten Stunde Flug ohne Zwischenfall.
Auch G wirkte ein wenig mitgenommen.
Kleine Fältchen kringelten sich um seine Augen, die etwas kleiner wirkten als vorhin noch.
Auch er interessierte sich nicht für den Film, der im Bordkino lief, sondern lehnte irgendwann den Kopf an ihre Schulter und schloss seine Arme um ihre Taille.
An seinen ruhigen regelmäßigen Atemzügen merkte sie sehr bald, dass er eingeschlafen war.
Sein Kopf an ihrer Schulter, ihrer Brust war schwer, warm.
Der Vorhang nach vorne, im Durchgang, der ihren Bereich hier von den Stewardessen abtrennte, wurde zurückgeschoben und Linda kam zu ihnen.
Ihr Blick fiel auf G und ihr Lächeln wurde noch eine Spur freundlicher.
"Benötigen Sie noch etwas, Mrs. Callen?" erkundigte sie sich, öffnete eines der Gepäckfächer und nahm eine dicke flauschig aussehende Wolldecken in den Airline-Farben heraus, legte sie ihr auf die Oberschenkel.
"Möchte Ihr Mann vielleicht einen Kaffee wenn er aufwacht?"
Malgorzatta musste lächeln.
G trank gerne Kaffee.
"Ja, bestimmt! Das ist sehr nett von Ihnen, danke!"
"Ich werde ein Auge darauf haben!" gab Linda zurück.
"Darf ich Ihnen noch etwas bringen, Mrs. Callen?"
"Ich würde mich auch über einen Kaffee freuen wenn mein Mann einen bekommt!"
"Gerne, Mrs. Callen!" gab Linda mit einem kleinen Nicken zurück.
Sie ging weiter nach hinten durch, zu den Passagieren in der angrenzenden Business-Class.
Malgorzatta zupfte mit der Linken die Decke vorsichtig auseinander und breitete sie, so gut es ging, mit so wenigen Bewegungen wie nur eben möglich über G.
Sie zog die Decke über seinen Rücken, bis zu seinem Nacken hoch.
Sein Kopf sank noch ein bisschen vornüber.
Malgorzatta saß sofort ganz still.
G stöhnte leise.
"Nem tudom." murmelte er.
Es bedeutete ' Ich weiß es nicht' auf Ungarisch.
Dann schien sein Schlaf wieder tiefer zu werden, er lag ruhig.
Malgorzatta berührte mit den Lippen ganz behutsam seinen Kopf mit den kurzen Haaren.
Dann ließ sie ihren Blick zu den kleinen Fenstern schweifen.
Es war hell, strahlend blauer Himmel und ab und zu flogen ein paar Wolkenfetzen vorbei.
Die Sonnenstrahlen waren gleißend und tanzten auf der rechten Tragfläche, die sie von hier sehen konnte.
Sie hatten noch knapp vier Stunden Flug vor sich.
Malgorzatta lehnten den Kopf ein wenig zurück und schloss die Augen, zupfte noch ein wenig an der Decke für sich.
Die Anwesenheit der anderen Passagiere hinter ihnen war nicht mehr als ein entferntes Gemurmel.
Die Luft war trocken und warm.
Sie war bestenfalls etwas weggedöst, denn ganz unvermittelt wurde sie wach weil G zusammenzuckte und hoch schreckte.
Jetzt saß er neben ihr und wirkte ziemlich desorientiert, der Blick seiner blauen Augen war verschlafen während seine Brust sich rasch hob und senkte.
Die Decke war von seinen Schultern gerutscht.
"Wo sind wir?"
Malgorzatta ließ ihre Hand über seinen Rücken streichen.
"Auf dem Weg nach Hawaii. Du hast ziemlich tief geschlafen, hm?"
G wandte den Kopf und sah sie an.
Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.
"Oh ... natürlich."
Malrgorzatta konnte an seinen Augen erkennen, dass er erst langsam in die Realität zurück fand.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr bevor er sie wieder ansah.
"Ich ... ich hab' nicht gut geschlafen die letzten Tage!"
Malgorzatta rappelte sich noch etwas auf, rutschte zu ihm herüber und küsste ihn zärtlich auf die Wange.
Sie ließ ihren Arm um seinen Oberkörper rutschen während sie sich gegen ihn lehnte.
"Hattest Du so viel zu tun?" erkundigte sie sich möglich ungenau.
Sie wusste bestens, dass G nicht mit ihr über seine Arbeit sprach und sie wollte auch gar nicht erst den Eindruck erwecken als frage sie danach.
"Ja ... es waren ein paar sehr lange Nächte dabei!"
Er war ganz warm vom Schlafen, Malgorzatta mochte es, wie die Wärme seines Körpers sich an ihrem ausbreitete.
Der Geruch nach Schlaf mischte sich mit dem seines Duschgels, 'Un'cover' von Yves Saint Laurent.
Lindas Timing war perfekt.
Sie brachte ein kleines Tablett herein, sofort roch es verführerisch nach frischem Kaffee, es gab ein kleines Gebäck dazu und - was Malgorzatta besonders gefiel - warme feuchte Gästehandtücher, in Rollen, die einen wunderbar dezenten Duft nach Lavendel verströmten.
"Wir werden in etwa einer halben Stunde in Honolulu landen!" ließ sie sie beim Servieren wissen.
"Es tut mir leid, denn es bedeutet, dass ich in einer Viertelstunde schon wieder abräumen muss!"
"Der Kaffee riecht so gut, er würde eh nur eine Viertelstunde überstehen!" meinte Malgorzatta.
Linda lächelte.
Sie nickte ihnen kurz zu bevor sie wieder nach vorne verschwand und den Vorhang sorgsam vorzog.
G griff zu einem der Tücher, rollte es auseinander und legte es für einen langen Moment auf sein Gesicht.
Malgorzatta probierte den Kaffee.
Er war hervorragend.
G nahm das Tuch herunter, faltete es knapp zusammen und warf es auf das Tablett.
"Der Kaffee ist gut!" meinte Malgorzatta zu ihm.
Er wirkte ein bisschen wacher jetzt.
G legte seine Hand an ihre Schulter, beugte sich rasch zu ihr vor und küsste sie.
"Ja, Du hast Recht!"
Malgorzatta musste lachen.
Sie ließ ihre Hand über seinen Oberkörper streicheln während G zu seiner Tasse griff und von seinem Kaffee trank.
An seinem Gesicht konnte sie sehen, dass er ihm schmeckte.
"Wir sind bald da! Was machen wir dann, Schatz?"
"Wir fahren erstmal zum Hotel!" meinte G.
Er ließ seine Hand über ihre streicheln.
"Ich hab' uns einen Mietwagen genommen, dann sind wir unabhängig und können und ein bisschen umsehen! Vielleicht suchen wir uns auch ein Restaurant und essen erst einmal etwas! Oder es ist etwas Entsprechendes im Hotel! Ich habe mich da noch nicht so genau informiert!"
"Dann schauen wir uns das erst einmal alles an!" gab Malgorzatta zurück.
"Das hört sich doch gut an! Warst Du schon mal auf Hawaii?"
G schüttelte kurz den Kopf.
"Nein, noch nie! Du?"
"Nein! Ich war bisher immer mehr östlich! Sehr östlich!"
G lachte leise.
Er trank einen langen genießerischen Schluck von seinem Kaffee, griff dann noch mal zu dem Tuch, wischte sich damit die Hände ab.
"Ich verstehe!"
Sie landeten ein paar Minuten früher als angegeben auf dem HNL.
Linda übergab sie mit freundlichen Abschiedsworten und Wünschen für einen angenehmen Aufenthalt an ihre Kollegin am Boden, Kirsten, die sie im First-Class-Bereich problemlos und schnell durch die Paß-Kontrolle brachte, ihnen ihr Gepäck zeigte, das schon bereit stand, und sie zum Schalter der Autovermietung begleitete, nachdem sie die obligatorischen Leis bekommen hatten.
G musste bloß noch den vorbereiteten Mietvertrag unterschreiben, dann bekam er den Autoschlüssel.
Der Wagen wurde ihnen zum Ausgang vorgefahren, insgesamt hatte das Auschecken und die gesamten Formalitäten keine halbe Stunde gedauert.
Das hatte den Nachteil, dass gar keine Zeit blieb, sich umzusehen.
Malgorzatta mochte Flughäfen.
Sie mochte es, die Leute zu beobachten, den Hauch von Fernweh, die völlig andere Atmosphäre, losgelöst vom Alltag.
"Vielleicht können wir Sonntag etwas eher zurück fahren?" schlug sie G vor, auf der Fahrt zum Hotel.
"Ich würde mich gerne am Flughafen etwas umsehen!"
G warf ihr einen kurzen Blick zu bevor er wieder auf die Straße sah.
Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
"Du magst Flughäfen, nicht wahr?"
"Ja."
"Ich kenne gar nicht so viele zivile Flughäfen." meinte G.
"Wir fliegen meist von der Air Base!"
"Das ist gar kein Vergleich!"
Es war traumhaft hier.
Palmen säumten die breiten sauberen Straßen, es war üppig grün und überall blühte es bunt.
Schon vom Airport aus war der Pazifik zu sehen gewesen, nun führte die Straße oben über dem Strand entlang.
Fast wie in Los Angeles.
Doch hier war es anders.
"Meinst Du, Du kannst mal rechts ranfahren, G, bitte?"
G warf ihr einen raschen Blick zu.
"Warum? Ist Dir nicht gut?"
Er lenkte den Wagen schon rechts an den Straßenrand.
"Doch, alles wunderbar!"
Malgorzatta legte schnell ihre Linke an seinen Oberschenkel.
"Aber ich würde mir das da draußen ganz gerne einfach mal ansehen!"
"Ja, okay!"
G parkte den Wagen rechts am Straßenrand und schaltete den Motor ab.
Malgorzatta stieg aus.
Es war warm.
Doch es war eine andere Wärme als in L.A., als die Hitze in der Stadt.
Hier wehte momentan eine kühle Brise vom Wasser herüber, das sich wie eine riesige blaue Fläche in den verschiedensten Blautönen unter ihr, vor ihr ausbreitete.
Die Wellen waren klein.
Der Strand wirkte einladend, breit, cremefarben, der Sand sah fein aus.
Die Straße hier war so weit oben, dass die Leute unten nur als mittelgroße Punkte zu erkennen waren.
Eine grün bewachsene Böschung führte von hier, hinter der Leitplanke, bis hinunter an den Strand.
Es waren nicht viele Autos hier unterwegs.
"Mali!"
Malgorzatta wandte den Kopf und sah zu G, der um den Wagen herum kam.
Er hatte sein Mobiltelefon in der Hand, die Kamera auf sie gerichtet und er schien den Auslöseknopf gedrückt zu haben bevor sie protestieren konnte.
"G, bitte nicht! Du weißt, ich mag das nicht!"
G nahm ganz ungerührt Maß und machte ein zweites Photo von ihr bevor er das kleine Telefon in die Tasche seiner Jeans schob uns zu ihr kam.
"Gönn' mir doch das eine Bild!" meinte er, während er beide Arme um sie legte, sie an sich zog.
"Ich hab' doch sonst nichts von Dir!"
Malgorzatta sah zu ihm auf während sie beide Arme um seinen Oberkörper legte, sich an ihn schmiegte.
Für einen Moment spürte sie ihren Hals eng werden bei seinen Worten.
Es hatte nicht mal vorwurfsvoll geklungen, einfach nur wie eine Feststellung.
Sein Gesichtsausdruck war ruhig, zugetan.
Sie spürte die Wärme, Zärtlichkeit in seinem Blick.
Jetzt beugte er sich zu ihr vor und küsste sie.
Malgorzatta ließ ihre Linke langsam seinen Rücken hinauf streichen, bis zu seinem Nacken.
"Du hast mehr von mir als Du vielleicht denkst, mein Schatz!"
G senkte den Kopf für einen langen Moment.
Sie hörte ihn leise auflachen.
Eigentlich spürte sie es noch mehr als Bewegung gegen ihren Oberkörper.
Er verschränkte die Arme etwas mehr hinter ihrem Rücken, drückte sie so fest an sich, dass sie fast sekundenlang keine Luft mehr bekam.
Sie konnte ein kleines Keuchen nicht unterdrücken.
"Natürlich, Mali. Nur manchmal ... "
Er sah sie an, ruhig, bestimmt, liebevoll, legte seine Rechte an ihre Wange und ließ seine Fingerkuppen sanft über ihre Haut streicheln.
" ... wünsche ich mir, es wäre mehr! Es wäre mehr und es wäre öfter! Jeden Tag!"
Malgorzatta schluckte.
Sie hatte sofort das Gefühl, sich rechtfertigen, sich verteidigen zu müssen.
Dafür, dass sie verheiratet war!
Dass sie schon verheiratet gewesen war als sie sich kennen lernten.
Dafür, dass sie das nicht änderte!
Sie stemmte sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen zärtlich die seinen.
G erwiderte ihren Kuss leicht.
"Ich liebe Dich, G! Ich liebe Dich sehr! Ich wäre nicht hier mit Dir wenn es nicht so wäre! Und ich bin sehr glücklich über das Wochenende mit Dir! Ich hoffe sehr, dass es noch mehrere davon geben wird!"
"Das liegt an Dir!" meinte G prompt.
Manchmal hatte er etwas leicht Herausforderndes an sich.
So auch jetzt!
Aber Malgorzatta wollte nicht darauf eingehen.
Es tat weh!
Sie wollte das jetzt nicht hier, in dieser schönen Umgebung.
Sie wollte dieses Wochenende in guter Erinnerung behalten!
Also bemühte sie sich, ihre Stimme ruhig, sanft zu halten, lehnte sich noch ein wenig mehr gegen ihn.
"Dann lass' uns doch jetzt einfach ins Hotel fahren, hm?"
Sie sah ihn an.
Gs Gesichtsausdruck war noch immer weich, ihr zugetan, sein Blick ruhig.
Er war ihr nicht böse, dass sie es nicht änderte.
Er nahm es hin, wie es war und versuchte, seinen Vorteil daraus zu ziehen, so wie sie es von ihm kannte, sie wie sie es von ihm kennen gelernt hatte!
G. Callen blieb immer im Hintergrund.
Und dort durfte man ihn keinesfalls unterschätzen!
"Okay!" meinte er jetzt.
Und rührte sich nicht.
Sah sie bloß an, zärtlich, liebevoll.
Malgorzatta machte das nichts.
Sie hätte ewig mit ihm hier stehen mögen.
Weit weg von Zuhause, von ihrem normalen Leben, das ihr gar nicht mehr so gut gefiel.
Es war angenehm in der Sonne hier, in der leichten Brise, frei von jeglichen Verpflichtungen, mit nichts als der Aussicht auf ein Wochenende, das bereits angefangen hatte, mit dem Mann, den sie wirklich liebte.
Sie musste lächeln.
Langsam ließ sie ihre Rechte über seine Seite nach vorne streicheln, über die Vorderseite seines Shirts hinauf, über den Saum des Ausschnittes auf seinen Hals, behutsam gegen den Strich seiner Barthärchen, über sein Kinn.
Vorsichtig streichelte sie mit der Kuppe ihres Zeigefingers über seine schön geschwungene Unterlippe.
G ließ es einen sehr langen Moment geschehen.
Sie spürte sein tiefes Atmen gegen ihren Oberkörper.
Schließlich drückte er einen zärtlichen Kuss darauf.
"Komm, wir fahren!" meinte er dann und schob sie sacht Richtung des Wagens, öffnete ihr die Beifahrertür.
"Danke!"
Malgorzatta stieg ein.
Die zuvorkommenden Leute von der Autovermietung hatten ihnen am Flughafen den Weg zum Kahakai-Resort ins Navi programmiert.
Sie fanden den großen hellen Gebäudekomplex problemlos.
Ein Hotelangestellter versprach, den Wagen in der Tiefgarage zu parken während ein anderer ihr Gepäck ins Foyer brachte.
Ein Dritter begleitete sie zum Empfang.
Die Halle war groß, edel, die Leute besser gekleidet, das Ambiente schick, die Atmosphäre gediegen.
Das Einchecken strotzte vor Höflichkeitsfloskeln und nach ein paar Minuten begleitete eine Angestellte sie hinauf zu ihrem Zimmer.
' Kikino-Suite ' stand in goldenen Lettern an der doppelflügeligen weißen Tür.
Malgorzatta fand, dass das teuer klang und auch so aussah.
Die Hotels, in denen sie bisher übernachtet hatten, waren immer sehr gehobene Mittelklasse gewesen.
G bezahlte immer alles, ließ ihr gar keine Chance, auch mal eine Rechnung zu begleichen.
Das war ihr manchmal unangenehm.
Aber er ließ sich auch nicht überrumpeln.
Jetzt verschlug es ihr direkt ein wenig den Atem als er sie in die Räumlichkeiten vorangehen ließ während die Angestellte ihm die Schlüsselkarte aushändigte, zusammen mit den " besten Wünschen für einen angenehmen Aufenthalt".
"Danke schön!" meinte Malgorzatta noch schnell hinter ihr her und sah zu G, der die Tür schloss.
"Es ist traumhaft hier!" meinte sie nahezu überwältigt zu ihm.
Links gab es eine kleine Küche.
Sie stand im Wohnraum, mit einer riesigen Panoramascheibe und der Glastür hinaus zum Balkon.
Von hier, wo sie stand, vor dem Wohnzimmertisch mit einem großen flachen Blumenarrangement in einer Wasserschale, konnte sie den Pazifik sehen.
Das Wasser war so blau wie Gs Augen.
Auch der Strand war zu sehen, ein breiter weißer Bogen rechts, an dem sanfte Wellen ausliefen, Palmen säumten eine Straße weiter rechts.
Ein kleines Lächeln huschte über Gs Gesicht.
Er legte seine Jacke über die Sessellehne, die Schlüsselkarte auf den Glastisch, kam zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
"Komm, wir sehen uns um!" meinte er sanft und schob sie sacht Richtung des Raumes rechts.
Es war das Schlafzimmer.
Groß, cremefarben, mit einer kleinen Sitzecke links neben der Tür, einem begehbaren Kleiderschrank schräg rechts und einem recht großen Flatscreen an der Wand.
Das Bett, dem Eingang gegenüber, war üppig.
Es war hoch, es war sehr breit, mit einem Kopfende, das fast die halbe Wandhöhe erreichte.
Am Fußende stand eine längliche Sitzbank und zu beiden Seiten des Bettes warteten auf dem dicken hellen Teppich kuschelig aussehende Puschen auf sie.
Mindestens acht Kissen waren am Kopfende verteilt, die Tagesdecke war aus einem sehr schweren, beigenen Stoff und die Leute vom House-Keeping hatten aus roten Blütenblättern ein Herz darauf gelegt und es mit gelben und rosafarbenen Blütenblättern aufgefüllt.
"G!" entfuhr es Malgorzatta beeindruckt.
Aus dem Augenwinkel sah sie ihn lächeln.
Sie schmiegte sich an ihn.
Auch von hier bestand Zugang zum Balkon, auf dem sich sogar ein Jacuzzi befand.
Hier war eine kleine Sitzecke mit Gartenmöbeln mit dicken Polstern, ein Sonnenschirm und ein Schränkchen, in dem zusätzliche Hand- und Badetücher aufbewahrt wurden.
Hohe Sichtblenden verhinderten die Einsicht der Nachbarn.
"Komm!" G zog sie durch das Schlafzimmer in das angrenzende große Badezimmer.
Die Duschkabine war mit kleinen Mosaikkacheln verkleidet, ebenerdig und hatte eine Glastür.
Die Badewanne war eine große Eckbadewanne und befand sich auf der linken Seite des Raumes, ein paar kleine Stufen führten zum Rand hinauf.
Und an der rechten Seite des Raumes war eine große Waschzeile mit zwei Waschbecken und einer Spiegelwand.
Eine Tür an der Kopfseite des Raumes führte zu der seperaten Toilette.
Dort an der Tür hingen zwei weiße flauschig aussehende Bademäntel.
Hand- und Badetücher waren in ein Regal rechts neben der Tür gerollt.
Auf den Ablagen des Waschbeckens standen unfassbar viele kleine dieser Fläschchen für Shampoo, Spülung, Duschgel und mehr.
"Ich glaube, ich möchte hier nie wieder weg, G!" meinte Malgorzatta als G sie sanft wieder mit zurück ins Schlafzimmer zog.
Erst jetzt sah sie auf den niedrigen Couchtisch hier den Obstteller und die Etagere mit Pralinen.
G lachte leise.
Er zog sie in seine Arme und küsste sie.
Malgorzatta genoss es, wie fest er sie dabei an sich gedrückt hielt, dass er sie dabei ganz leicht hin und her wiegte.
Er sah sie an.
"Was hälst Du davon, wenn wir einen Happen Essen gehen? Ich könnte jetzt 'was vertragen! Danach ... ich weiß nicht! Was möchtest Du machen heute Abend? Bummeln, tanzen, irgendwo etwas trinken, eine Bootsfahrt?"
Malgorzatta erwiderte seinen Blick ruhig.
Sie musste lächeln.
Es war nett, was er ihr alles anbot, es wäre verlockend gewesen, hätten sie zwei Wochen Zeit hier gehabt!
Doch ihr Aufenthalt zu Zweit war begrenzt und ihre Stunden zusammen kostbar.
Sie wollte sie nicht mit Touristen-Attraktionen verschwenden!
Behutsam stemmte sie sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen Gs Unterlippe, drückte einen zärtlichen Kuss darauf, ließ ihre Zungenspitze sacht darüber streicheln.
Sie spürte, wie G es genoss.
Er hielt ganz still.
Seine Augen waren ein wenig geschlossen.
Er drängte sich leicht gegen sie.
Seine Hand streichelte sacht über ihren Rücken, von ihrem Nacken zu ihrem Hals, bis zu ihrer Wange.
Zärtlich begann er, ihren Kuss zu erwidern.
Das Spiel seiner Zungenspitze mit der ihren war leicht.
Malgorzatta schmiegte sich in seine Umarmung.
Sie spürte seine Wärme an ihrem Körper.
Sein Atmen gegen ihren Oberkörper.
Für lange Sekunden war sie versucht, ihre Hand unter sein Shirt streicheln zu lassen, seine warme weiche Haut an ihrer zu spüren.
Sie wollte ihn gerne ganz nah bei sich haben, vertraut, zärtlich, sie liebte es, mit ihm zusammen zu sein.
Dennoch beherrschte sie sich.
"Sollen wir jetzt zum Essen gehen, Schatz?"
G sah sie an.
Er lächelte.
"Hast Du Angst, dass ich Dir verhungere? Dass ich Dir ... " er küsste sie langsam, zärtlich " ... nicht durchhalte?"
Malgorzatta schenkte ihm ein Lächeln, versuchte, es aber nicht amüsiert sondern liebevoll werden zu lassen.
"Davor habe ich bei Dir ... " sie küsste ihn, langsam, zärtlich " ... am wenigsten Angst! Es ist wundervoll mit Dir, ich liebe es! Aber es ist noch schöner mit Dir wenn wir beide vorher romantisch essen waren ... so wie Letztes ... in dem kleinen Restaurant ... und dann sind wir zu Dir nach Haus gefahren ... Du weißt? Im Valley?"
Sie sah ihn an.
Gs Lächeln war warm, zärtlich.
Es berührte ihr Herz.
"Natürlich. Wie könnte ich das vergessen? Es war ein wunderschöner Abend mit Dir! Und eine wunderschöne Nacht! Wenn auch sehr kurz!"
"Ich bin froh, dass wir diesmal mehr Zeit haben, G!" meinte Malgorzatta.
Sie ließ ihre Hand über seine Seite streichen.
Malgorzatta spürte sein tiefes Einatmen.
"Du riechst wieder so gut! Ist das noch ... "
Er sah sie an.
Er überlegte, Malgorzatta sah es genau.
"NCIS: LA - pour femme!" meinte sie.
G lachte.
Er zog sie wieder eng an sich, drückte sie für einen Moment.
Dann sah er sie wieder an.
"Nein! Das ist Donna, nicht wahr?"
Malgorzatta nickte, ergeben.
"Ja."
G nickte.
"Ich muss immer an Dich denken wenn ich es rieche. Es passiert nicht so oft, ich denke öfter an Dich wenn ich es nicht rieche! Es ist ein sehr anspruchsvoller Duft, den können nur sehr wenige tragen!"
Malgorzatta musste lächeln.
"Ich weiß noch, wie wir ihn zusammen ausgesucht haben, in Soroca. Er hat Dir sofort gefallen!"
"Es war so ziemlich das Einzige, was mir dort gefallen hat!" gab G zurück.
"Wenn Du dort nicht aufgetaucht wärst, hätte ich mich bestimmt erschossen!"
"Du sollst so etwas nicht sagen!" mahnte Malgorzatta sanft und küsste ihn.
"Du bist die Einzige, an der ich es mag!" raunte G halblaut und erwiderte ihren Kuss.
Malgorzatta konnte, wollte einen kleinen Laut des Wohlbefindens nicht unterdrücken.
Im Moment gab es nichts, was sie sich mehr wünschte, allein mit G, in traumhafter Umgebung, mit der Aussicht auf zwar nur wenige, aber dafür ungestörte Stunden mit ihm.
"Sollen wir jetzt essen gehen, Schatz?"
G küsste sie bloß ohne Antwort.
Es gab drei Restaurants im Resort.
Malrgorzatta folgte G neugierig als er sie ziemlich bestimmt - als mache er dies nicht zum ersten Mal - zum dem Concierge am Empfang des ' Hale 'aina ' führte.
"Wir haben eine Reservierung auf den Namen 'Tedrow!" meinte er zu ihm.
Der Mann im weinroten Anzug hinter dem kleinen Stehpult, mit den großen, wichtig aussehenden Buch darauf, blätterte betont langsam eine Seite zurück.
"Ja ... Mister Tedrow... für zwei Personen ... "
Malgorzatta war sich ziemlich sicher, dass er nicht mal las.
"Poushour!"
Mit einer lässigen Kopfbewegung warf er das über seine linke Schulter, woraufhin sofort ein dunkel gekleideter junger Mann zu ihnen um die Ecke schoss.
Er verbeugte sich sogleich.
"Poushour wird sich heute Abend um sie kümmern!" meinte der Mann mit dem Buch.
"Wenn Sie mir bitte folgen möchten!" bat Poushour und deutete den Weg an, bevor er voran ging.
Malgorzatta fing Gs Blick auf und lächelte ihm rasch zu.
Sie fand es unheimlich spannend, was er sich für sie hatte einfallen lassen, fand es total süß von ihm, dass er sich solche Mühe gegeben hatte.
Stolz schmiegte sie sich an seinen Arm während Poushour sie durch das edle Restaurant führte.
Das Licht hier drinnen war gedämpft, es brannten viele Kerzen.
Die großen Glastüren zu beiden Seiten standen teilweise offen, dennoch war es sehr warm hier herinnen.
Die Tische waren eher klein, ausgerichtet auf zwei Personen, edle Stoffe in Weinrot und Braun, funkelnde Gläser, Besteck und Geschirr, schlicht aber zweifellos von höchster Qualität.
Malgorzatta sah kostbaren Schmuck an den Damen glitzern, die edle Stoffe trugen.
Alle Männer trugen Anzüge.
Auch G trug Anzug.
Schwarz, mit einem schwarzen Hemd, ohne Krawatte, er sah hinreißend aus.
Malgorzatta sah, wie ihnen die Blicke einiger Frauen folgten.
Das machte sie auch ein wenig eifersüchtig.
Poushour führte sie durch eine der offen stehenden Glasscheiben hinaus zum Strand.
Malgorzatta warf G einen verwunderten Blick zu.
Sein Lächeln zu ihr war zärtlich.
Poushour führte sie zu einer Gruppe von Palmen an der - vom Restaurant nicht einsehbar - ein Tisch stand, gedeckt für zwei Personen, mit langem, im sachten Abendwind sanft wehenden Tischtuch und Kristallgläsern, in denen der Sonnenuntergang funkelte.
Auf einem kleinen Beistelltisch stand ein Sektkübel, aus dem ein Flaschenhals ragte.
Es war so kitschig, dass es schon wieder schön war, Malgorzatta hätte dem toughen Agenten G so etwas nur schwerlich zugetraut, auch wenn sie seine weiche, zärtliche Seite bereits kannte.
Er konnte überaus liebevoll sein.
Doch dass er einen derartigen Aufwand für dieses Wochenende betrieben hatte, rührte sie zu Tränen.
Poushour machte Anstalten ihr den Stuhl zurecht zu rücken.
"Danke!" meinte G bestimmt zu ihm und nahm mit einer unmissverständlichen Geste seinen Platz ein, Poushour ging sofort zur Seite, zu dem kleinen Beistelltisch, und griff nach der noch geschlossenen Flasche.
"Danke schön, G!" meinte Malgorzatta zu ihm und ließ ihre Hand sacht über seine streichen.
Er lächelte ihr zu.
Poushour öffnete die Flasche geschickt und goss die rosane perlende Flüssigkeit in ihre Gläser, G nahm am Tisch ihr gegenüber Platz, "Danke schön!" meinte Malgorzatta zu Poushour nach dem Eingießen.
Er nickte kurz, wandte sich dann an G.
"Möchten Sie, dass ich die Vorspeisen serviere, Mister Tedrow?"
"Ja, aber lassen Sie sich Zeit!" gab G zurück.
Poushour nickte.
"Gerne, Sir!"
Dann nickte er ihr leicht zu und ging davon.
Malgorzatta schlüpfte aus ihren Sandalen.
Dann stand sie auf, ging durch den weichen Sand um den Tisch herum, zu G, legte beide Arme um seinen Hals und drückte ihm einen nachdrücklichen Kuss auf die Lippen.
"Danke, G! Das hast Du so wunderbar organisiert! Ich liebe Dich!"
G erwiderte ihren Kuss rasch.
Malgorzatta spürte seine Hand rasch über ihren Arm streichen.
Er hielt sie für einen Moment fest.
Malgorzatta legte ihre Hand an seine Wange.
Seine Haut war warm, fühlte sich ein klein wenig geschwitzt an.
"Warum ziehst Du Deine Jacke nicht aus, Schatz? Ich meine, Du siehst verdammt gut aus in dem Anzug, aber es ist sicher fürchterlich warm, hm?"
G sah zu ihr auf.
Seine Hand lag noch immer an ihrem Arm.
"Wenn das in Ordnung ist für Dich ... "
"Ja, natürlich."
Für einen Moment beließ Malgorzatta ihr Gesicht dem seinen ganz nah.
Dann küsste sie ihn auf die Wange.
G stand langsam auf.
Er reichte ihr ihr Glas, griff zu seinem.
"Lass' uns vorher noch auf dieses wunderschöne Wochenende für uns anstoßen, comoara meu!"
Malgorzatta sah zu ihm auf.
"Ist es ein wunderschönes Wochenende für Dich, G?"
Selbst im Halbdunkeln der untergetauchte Sonne leuchteten seine Augen strahlend blau.
Kleine Schweißperlen standen auf seiner Oberlippe, zwischen den dunklen Barthärchen.
"Es ist traumhaft mit Dir, Mali, ich wünsche, es würde nie enden!"
Es tat weh wie ehrlich, authentisch seine Worte klangen, Malgorzatta spürte einmal mehr sekundenlang das Bedürfnis, sich zu verteidigen.
"Danke, G." meinte sie statt dessen bloß und ließ ihr Glas sacht gegen das seine stoßen.
Es waren Kristallgläser, schwer, und sie hatten einen sanften Klang.
Die rosane, noch immer fein perlende Flüssigkeit darin schmeckte lieblich.
Malgorzatta nahm nur einen Schluck.
Dann schob sie das Glas auf den Tisch zurück.
Auch G stellte sein Glas beiseite.
Dann zog er seine Anzugjacke aus, hängte sie über die Stuhllehne, Malgorzatta mochte es, wie er dann beide Ärmel nachlässig bis zu seinen Ellbogen hinaufkrempelte.
Rasch beugte sie sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen bevor sie sich wieder auf ihren Platz setzte.
G nahm ihr gegenüber Platz.
Er sah sie über den Tisch hinweg an.
Malgorzatta sah aus dem Augenwinkel Poushour in ihre Richtung kommen.
Er trug ein Tablett mit zwei metallenen Servicehauben, Malgorzatta sah, wie umständlich es war, um durch den Sand zu ihrem Tisch zu gelangen.
So romantisch es hier auch war, für die Angestellten erschwerte es sicher die Arbeit.
Deswegen konnte sie es auch gar nicht so ganz genießen.
Poushour stellet die Teller vor ihnen auf dem Tisch ab und nahm mit gekonntem Schwung die Hauben ab.
"Unser Koch hat für Sie als Vorspeise Lachs auf einem weißen Trüffelschaum mit Charlottenreis zubereitet!" meinte er dabei.
"Danke schön!" sagte Malgorzatta.
"Möchten Sie einen leichten französischen Weißwein dazu?" erkundigte sich Poushour.
G sah sie fragend über den Tisch hinweg an.
Malgorzatta schüttelte den Kopf.
"Nein, danke!"
"Nein!" meinte G zu Poushour.
Der nickte daraufhin und entfernte sich wieder von ihrem Tisch.
Malgorzatta ließ ihre Rechte sanft über Gs streichen, die auf dem Tisch lag.
"Danke! Das ist einfach wunderschön!"
"Freut mich, dass es Dir gefällt!"
G hielt mit dem Daumen sanft ihre Hand fest und lächelte ihr zärtlich zu.
Nach der Vorspeise gab es zwei Gänge, ein wunderbares Dessert schloss sich an und ein Kaffee rundete die Mahlzeit ab.
Es war dunkel geworden im Laufe des Genießens, und spät, doch Malgorzatta konnte sich nicht dazu entschließen, den Abend zu beenden, vor allen Dingen nicht, weil dann schon der Samstag auf sie wartete.
Es war noch immer sehr warm.
Die Brise vom Wasser war angenehm.
Poushour hatte Kerzen für sie angezündet und in den Sand gestellt.
Malgorzatta merkte, dass G müde war.
Seine Augen wurden dann klein.
Und man sah es ihm am Gesicht an.
Sie drückte leicht seine Hand, die die ihre auf der Tischplatte sacht umfasst hielt.
"Sollen wir gehen, Schatz?"
"Möchtest Du?" fragte G zurück und sah sie an.
Sein kleines Lächeln zu ihr war zärtlich.
"Du bist müde." erwiderte Malgorzatta bloß.
"Ja."
Es wunderte Malgorzatta einmal mehr, wie ehrlich G meistens zu ihr war, dieser abgebrühte Special Agent, den sie in Kiew kennen gelernt hatte als er sich in die tschechische Botschaft schmuggelte.
Ihr gegenüber gab er Schwächen zu.
"Etwas."
"Macht es Dir etwas aus, wenn wir einen kleinen Umweg zum Hotel machen? Ich möchte so gerne ein Stück am Strand entlang."
G lächelte.
"Nein. Natürlich nicht! Komm ... "
Er zog ihre Hand über den Tisch an seine Lippen, drückte einen zärtlichen Kuss darauf.
Dan stand er auf, kam um den Tisch herum und rückte ihr den Stuhl zurecht beim Aufstehen, "Danke, G!" meinte Malgorzatta zu ihm, ließ ihre Hand rasch über seinen Arm streichen.
Er hatte so gute Manieren, manchmal fragte sie sich, wer in seiner unruhigen Kindheit dafür gesorgt hatte, dass der kleine G lernte, dass man Frauen die Tür aufhielt, ihnen den Stuhl zurecht rückte, aufstand, wenn sie den Raum betraten und ihnen Autotüren öffnete.
G zog seine Anzugjacke von der Stuhllehne, Malgorzatta spürte seine Hand sacht an ihrer Schulter als er fragte: "Wo möchtest Du hin?"
"Kommen wir zum Hotel zurück wenn wir dort entlang gehen?" fragte Malgorzatta und wies nach rechts.
Sie sah Gs Schulterzucken während er den Arm um sie legte.
"Probieren wir es aus! Wir haben schon in ganz anderen Gegenden zurück gefunden!"
Er zog sie sanft mit sich.
"Rio, nicht?"
Malgorzatta lachte leise.
Kurz nachdem sie sich das erste Mal in der Botschaft gesehen hatten, waren sie in Rio wieder aufeinander getroffen.
G hatte einen Auftrag dort zu erledigen gehabt.
Sie war mit ihrem Mann dort gewesen, Efremil, im Rahmen eines Wirtschaftssymposiums mit einer tschechischen Delegation.
G hatte sie nach ihrem ersten Zusammentreffen in der Botschaft auf der Straße wieder erkannt und sie einfach zu einem Kaffee eingeladen.
Sie hatte nicht ablehnen können.
Schon damals hatte sie viel zu viel Gefühl für ihn gehabt!
Auf dem Rückweg, als er sie zu ihrem Hotel bringen wollte, hatten sie sich verfahren.
Je öfter, je länger sie darüber nachdachte desto mehr kam sie allerdings zu dem Schluss, dass er das Versagens des Navis im Auto nur vorgetäuscht hatte.
"Du hast Dich damals nicht wirklich verfahren, oder?"
"Und Du warst nicht zufällig da, nicht wahr?"
Malgorzatta sah ihn an.
Sie ließ ihre Hand sanft über die Vorderseite seines Hemdes streichen.
Es war nicht so dunkel, dass sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte.
G wirkte amüsiert.
Als ihre Blicke sich jetzt trafen lächelte er zärtlich.
Er warf seine Schuhe, seine Jacke hinter ihr in den Sand.
"Du weißt, dass ich Dich zum Sprechen bringen kann!"
Malgorzatta musste lachen.
Sie blieb stehen, warf ihre Schuhe in den Sand, ließ ihre Hand über seinen Rücken streicheln, bis zum Bund seiner Anzughose, etwas mehr auf der rechten Seite.
"Bist Du etwa bewaffnet ... nein!"
Ihre prüfende Hand hatte unter seinem dunklen Hemd keine Waffe gespürt.
G sah sie an.
Sein Gesicht war dem ihren ganz nah.
"Und Du?"
"Warum soll ich mich bewaffnen wenn ich mit dem besten Agent des NCIS Los Angeles essen gehen? Gegen Dich, G, komme ich eh nicht an!"
G lachte.
Er ließ seinen Arm um ihre Taille rutschen, zog sie eng an sich, küsste sie.
"Du bist wundervoll, Mali! Ich liebe Dich!"
"Ich liebe Dich auch, G! Sehr sogar!"
Malgorzatta streichelte mit der Hand über seine kratzige Wange, berührte mit den Lippen sanft seine Unterlippe.
G ließ es geschehen.
Er hielt ganz still, sie konnte sein tiefes Einatmen gegen ihren Oberkörper spüren, so fest hielt er sie an sich gedrückt.
Kleine Wellen umspielten ihre Füße.
Das Wasser war kalt.
Insgeheim fragte sie sich ob die Pärchen, die sich für Videos oder Werbung immer so hingebungsvoll in der Brandung zu lieben schienen, wohl froren?
G gab einen kleinen Laut des Wohlbefindens von sich.
"Komm, lass uns ins Hotel gehen bevor Macy mich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses hier aus dem Gefängnis holen muss!" raunte er leise, zärtlich während sie seine Hand sacht durch ihre Haare streicheln spürte.
Sie musste lachen.
Leicht stemmte sie sich auf die Zehenspitzen, suchte mit den Lippen sein Ohr.
"Was genau stellst Du Dir denn da gerade vor?"
"Oh, Du legst es darauf an, inger meu?"
Dann ließ er seine Lippen über ihre Wange streicheln, bis zu ihrem Ohr, sein Atem strich für einen Moment über die kleinen Härchen dort, seine Zungenspitze streichelte sekundenlang ihr Ohrläppchen.
"Ich würde ... "
Malgorzatta spürte seine Hand über ihren Nacken streicheln, bis zum Knoten ihres Neck-Holder-Kleides, seine Finger begannen, daran zu zupfen.
" ... erst einmal diesen Knoten lösen ... "
Der Stoff lockerte sich rasch und begann zu rutschen, Malgorzatta konnte im ersten Moment gar nicht glauben, dass das hier wirklich geschah.
G zog sie noch ein wenig an sich.
Das Oberteil ihres Kleides rutschte.
Die Brise vom Wasser war kühl, angenehm an ihrer nackten Haut.
" ... und dann würde ich ... "
G beugte sich etwas vor und streichelte mit den Lippen von ihrer Wange über ihren Hals zu ihrer Schulter hinab, seine Bartstoppeln an seinem Kinn kratzten angenehm über ihre Haut bevor sein warmer Atem darüber streichelte.
" ... Dich hier küssen ... und ... hier ... und hier ... während meine Hand ... hier ... "
Malgorzatta stöhnte leise, behaglich.
Sie spürte die Kühle des Wassers kaum noch an ihren Füßen, Gs Berührungen jagten ihr kleine warme Schauer über den Rücken, brachten ihr Innerstes zum Kribbeln.
Mit einer leichten Bewegung ließ sie ihre Rechte zur Knopfleiste seine Hemdes wandern, begann, Knopf um Knopf zurück zu öffnen bevor sie ihre Hände schließlich unter den Stoff, auf seine warme, weiche Haut schob.
Sie wollte ihn ganz nah bei sich spüren.
G schmiegte sich an sie.
Seine Hand lag an ihrer Brust. federleicht, warm, sanft, er beugte sich zu ihr vor und küsste sie.
Das Spiel seiner Zungenspitze mit ihren Lippen, mit der ihren, war aufregend, verlangend.
"G!"
Sie musste ihre Hand an seine Wange legen, ihren Kopf ein bisschen beiseite drehen.
"Bitte, lass uns ins Hotel gehen!"
"Warum?"
Gs Stimme war nicht mehr als ein halblautes Raunen an ihrem Ohr, sein Atmen gegen ihren Oberkörper rasch.
Ihr leichtes Zittern hatte nichts mit Kälte zu tun.
"Ich möchte jetzt unbedingt mit Dir alleine sein, und ich möchte das nicht hier am Strand, mein Schatz, sondern in unserem schönen Hotelzimmer!"
"Warum?" fragte G erneut.
Seine Linke lag noch immer an ihrer Wange während seine Lippen über ihre Haut streichelten, warm, zärtlich, verführerisch.
Malgorzatta drehte seinem Kopf behutsam zu sich, berührte mit den Lippen sanft die seinen.
Langsam, zärtlich streichelte sie mit der Zungenspitze über seine Unterlippe.
G hielt still.
Im Halbdunkel des Mondlichtes konnte sie erkennen, dass er die Augen leicht geschlossen hatte.
Langsam ließ sie ihre Fingernägel über seine Wange kratzen, gegen den Strich seiner Bartstoppeln während sie ihre Zungenspitze weiterstreicheln ließ, gegen seine Zähne, auf der Suche nach seiner Zungenspitze.
G stöhnte leise.
Er ließ ihr seine Zungenspitze entgegen kommen.
Der Griff seiner Finger an ihrer Schulter wurde fester, das Spiel seiner Zunge verlangender.
Malgorzatta streichelte mit der Linken langsam über seinen Rücken unter dem dunklen Stoff.
Seine Haut war warm, weich.
An den Fingerspitzen konnte sie den leichten Schweißfilm an der geraden Linie seiner Wirbelsäule spüren, einen Schweißtropfen, der langsam sein Rückrat hinab lief.
Er presste sich eng in ihre Umarmung.
Sein Atem war rasch.
Sein Kuss war innig, tief.
Auf gar keinen Fall wollte Malgorzatta sich hier am Strand auf ihn einlassen, nicht im nassen Sand und schon gar nicht in Sichtweite des Hotelkomplexes und des Restaurants.
G ließ sie erst los, wandte ein wenig den Kopf als sie beide atemlos waren.
"Sollen wir jetzt gehen?"
Seine Stimme war leise, klang belegt während er zu den beiden Hälfte ihres Oberteiles griff und sie ihr sehr sacht, zärtlich wieder um ihren Oberkörper legte, sie ihr im Nacken vorsichtig verknotete.
"Ich weiß nicht, ob ich das im Moment kann!"
Malgorzatta ließ beiden Arme um seinen Oberkörper geschlungen, hielt sich ein bisschen an ihm fest.
Ihre Knie zitterten leicht.
"Wieso?"
"Nach dem Kuss?" raunte sie ihm zu.
"Ich muss schon beinahe nicht mehr zurück zum Hotel!"
G lachte leise.
Er zog sie noch ein wenig fester an sich, wiegte sie leicht hin und her.
"Das wäre schade! Ich habe noch viel mit Dir vor!" ...
... Es wurde ein traumhafter Samstag.
Sie schliefen lange, frühstückten in aller Ruhe ausgiebig, dann fuhren sie in die Stadt und am Nachmittag gingen sie an den Strand.
Malgorzatta war sich sicher, nie mehr in ihrem Leben das Bild zu vergessen, wie G nach dem Surfen neben ihr in der Cabana schlief. Die luxuriösen Liegestätten waren in angemessenem Abstand am hoteleigenen Strand aufgestellt. Die luftig-weißen Vorhänge auf seiner Seite waren vorgezogen und befestigt, bauschten sich leicht in der warmen Sommerbrise. Das leichte Tuch über dem Dachgestänge verhinderte eine direkte Sonneneinstrahlung, aber selbst hier im Schatten war es noch sehr warm.
G lag fast etwas zusammengerollt rechts neben ihr, eine Schlafposition, die sie von ihm so nicht kannte. Meistens lag er sehr raumeinnehmend auf dem Rücken.
Seine leicht gebräunte Haut hob sich von dem hellen festen Stoff der Matratze ab.
Malgorzatta rollte sich behutsam ein wenig näher zu ihm heran und betrachtete sein Gesicht.
Gs Schlaf schien nicht sehr tief zu sein. Seine Augenlider zitterten ganz leicht. Hier, in der überaus hellen Umgebung, fiel die ungewöhnliche Länge seiner Wimpern, deren schöne braune Farbe besonders auf. Er hatte eine kleine rundliche Narbe vor der rechten Augenbraue, an der Nasenwurzel, sie hatte sie schon oft bemerkt, aber ihn noch nie danach gefragt. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn und zwischen den Bartstoppeln auf seiner Oberlippe. Rechts an seinem Hals verblaßte gerade der rote Streifen des Kragens seines Wet-Suits.
Malgorzatta musste lächeln, spürte ein warmes Gefühl in ihrer Herzgegend wenn sie ihn – so wie jetzt – bloß ansah.
Auch die feinen braunen Härchen auf seinen Unterarmen, auf seiner Brust waren in dem hellen Sonnenlicht besonders gut zu erkennen.
Sie konnte ihre Finger nur schwerlich bei sich behalten.
Gs Brust hob und senkte sich ruhig, regelmäßig.
Sie fand ihn hinreißend für Anfang Vierzig.
Selbst jetzt, im Schlaf, zeichnete sich unter der Haut seiner Oberarme sein scharf definierter Bizeps ab. Er hatte keinen Waschbrettbauch, aber der Bauchansatz über dem Bund seiner Shorts war durchaus tolerabel, ohne hätte sie ihn tatsächlich zu mager gefunden. Sie mochte den sanften Braunton seiner Haut, die ganz feinporig war und sehr weich, wenn man darüber streichelte.
G schlug ganz unvermittelt die Augen auf.
Fast zuckte Malgorzatta erschrocken zurück.
„Tur mir leid … ich wollte Dich nicht wecken!“
„Du hast mich nicht geweckt, Mali!“ gab G zurück.
Der Blick seiner blauen Augen war verhangen, seine Stimme klang belegt. Er rührte sich nicht, sah sie bloß an.
„Aufzuwachen, neben Dir, ist eine der schönsten Sachen, die ich mir vorstellen kann!“
„Danke. Das ist sehr nett von Dir, G!“
Malgorzatta stereckte ihre Hand aus und streichelte mit den Fingerspitzen sanft über seinen Unterarm, spürte das feine Kitzeln der Härchen dort.
G ließ es geschehen, reglos. Malgorzatta spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht, warm, zärtlich, zugetan. Sie rutschte noch etwas näher, ließ ihr Gesicht dem von G ganz nahe kommen, berührte mit den Lippen behutsam die seinen. Ein kleiner Laut des Wohlbefindes kam über Gs Lippen. Sie spürte seinen warmen Atem an ihren Lippen als er flüsterte: „Aufzuwachen und von Dir geküsst zu werden ist noch besser!“
Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich.
„Hab' ich Dir schon gesagt, wie wunderschön Du in dem Strandkleid aussiehst?“ raunte er ihr zu.
Der Blick seiner blauen Augen wanderte zärtlich über ihr Gesicht.
„Fünf Minuten bevor Du eingeschlafen bist, G, ich danke Dir!“ flüsterte sie zurück, streichelte mit den Fingerspitzen langsam, spielerisch über seinen Arm.
„Habe ich lange geschlafen?“
Seine Stimme war ruhig, er rührte sich noch immer nicht, lag ganz still, ließ ihr Streicheln geschehen. Das brachte sie zum Lächeln. Sie kannte G nur ganz selten so träge.
„Halbe Stunde vielleicht. Surfen war anstrengend, hm?“
„Auch.“ gab G matt zurück.
„Bin das Nichtstun nicht gewöhnt. Man wünscht sich immer Urlaub, aber wenn es dann so weit ist! Bin sonst den ganzen Tag … unter Strom! Das Adrenalin hält wach!“
„Und am Leben!“ fügte Malgorzatta leise, zärtlich hinzu.
G sah sie an. Malgorzatta spürte seine Hand leicht bis zu ihrem Hinterkopf streicheln, er reckte den Kopf zu ihr herüber und küsste sie. Sie rutschte ganz dicht an ihn heran.
Die Wärme seiner Haut, verstärkt durch die Sonnenwärme, fächerte über die ihre, breitete sich daran aus. Er roch, schmeckte verschlafen, sie mochte diese kleinen selbstverständlichen Dinge an ihm. Wahrscheinlich, weil sie ihr so selten gewährt wurden! G zog sie ganz nah an sich. Lehnte den Kopf an ihren und hielt sie ganz fest an sich gepresst. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, stark, kräftig, gegen ihre Brust.
Es war so ein Moment von dem sie sich wünschte, er würde nie enden!
Gs Hand an ihrem Nacken, an ihrem Hinterkopf vermittelte ihr unbedingten Schutz.
So hielt man etwas, das wichtig war, das einem etwas bedeutete!
„Ich liebe Dich, G!“
Gs Gesichtsausdruck wurde noch ein bisschen zärtlicher.
„Es bedeutet mir viel, dass Du das sagst, Mali … comoara meu!“
„Ich bin sehr froh, dass Du es bist, zu dem ich es sagen darf, G!“ flüsterte Malgorzatta zurück.
G lächelte ihr zu. Der Blick seiner schönen blauen Augen ruhte auf ihrem Gesicht. So
eben, unendlich sacht spürte Malgorzatta das Streicheln seiner Finger durch ihre kurzen Haare. Langsam ließ sie ihre Hand um seine Seite rutschen, auf seinen Rücken, ließ ihre Fingerkuppen über seine weiche sonnenwarme Haut wandern. Sie konnte sehen, wie G ein wenig die Augen schloss, es genoss. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich noch ein wenig mehr.
„G?“
„Mh?“
Er sah sie nur so eben an.
„Woher hast Du die Narbe an Deiner Stirn?“
„Welche Narbe?“
Malgorzatta berührte die kleine Vertiefung vor seiner rechten Augenbraue sanft mit dem Zeigefinger.
„Die hier.“
„Windpocken.“ gab G lapidar zurück.
„Hab' gekratzt.“
Er öffnete die Augen nur ein klein wenig während er das sagte.
„Wie alt warst Du damals?“
G überlegte einen Moment.
„Zwölf oder dreizehn.“
Er öffnete die Augen noch immer nicht ganz.
„Hat sich damals jemand um Dich gekümmert?“
Jetzt schlug er die Augen auf und sah sie an. Groß, erstaunt.
„Warum fragst Du?“
„Weil … ich immer den Eindruck habe, dass es Zeiten gab, in denen sich keiner um Dich gekümmert hat! Als Kind!“
Gs Lächeln war sehr klein und sehr kurz.
„Ich hätte Dich wahrscheinlich nie kennengelernt wenn es so nicht gewesen wäre!“ raunte er.
„Und das wäre sehr schade!“
„Danke, G!“ flüsterte Malgorzatta gerührt.
„Ja, das wäre sehr schade! Ich würde es außerordentlich bedauern!“
„Ich auch, inger meu!“ gab G zurück.
Er küsste sie, hingebungsvoll.
„Was hälst Du davon wenn wir die Vorhänge auf Deiner Seite auch zuziehen?“
Malgorzatta sah ihn an.
„Mir wäre es lieber, wir würden auf unser schönes Hotelzimmer gehen!“
„Warum?“ fragte G wieder einmal.
Sein Grinsen gefiel Malgorzatta. Es bedeutete, dass er bereit war, sich für sie über fast alles hinweg zu setzen, über gesellschaftliche Konventionen, die sich gehörten, für die sein guter Ruf als Special Agent eigentlich stand.
„Weil ich Dich dabei ganz für mich alleine haben möchte! Ich teile Dich nicht gerne mit irgendwelchen Ohren- oder Augenzeugen!“
G lächelte.
„Any time you want to, you can turn me on to, anything you want to, any time at all!“ flüsterte er.
„When I kiss your lips oh I start to shiver, can't control the quivering inside!“ fügte Malgorzatta hinzu.
G lächelte. Dann küsste er sie.
„Komm!“ flüsterte er während er mit der Linken blind nach seinem weißen Shirt am Kopfende tastete.
Fast verspürte sie so etwas wie Panik als sie unvermittelt wach wurde. Es war nicht komplett hell im Zimmer, doch der Tag hatte schon angefangen. Sonntag. Der Tag, an dem sie würden zurück müssen.
Sie drehte sich etwas auf den Rücken um nach G zu sehen, der neben ihr lag, dessen Arm um ihren Oberkörper lag.
Der Blick seiner schönen blauen Augen hatte den ihren sofort.
Sie musste lächeln.
„Oh, Du bist schon wach?“
Etwas umständlich streckte sie ihre Hand nach ihm aus um sie auf seine Wange zu legen, G griff danach, hielt sie fest, zog sie an seine Lippen, drückte einen Kuss in die Handinnenfläche.
„Ich wollte Dich noch ein bisschen ansehen!“
Malgorzatta musste lächeln.
Sie rappelte sich etwas hoch, rutschte an ihn heran, legte ihren Arm um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Seine Haut an ihrer war ganz warm.
„Danke, G!“
Sie drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, sah ihn dann an.
„Es war wundervoll mit Dir heute Nacht!“
G legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie fest an sich.
„Du warst wunderschön heute Nacht! Du bist wunderschön! Ich liebe Dich!“
Er küsste sie.
Magorzatta schmiegte sich an ihn.
Sie legte auch ihren anderen Arm um seinen Hals, sah ihn an. Er wirkte ausgeruht. Die Wärme seines Körpers breitete sich an ihrem aus. Einmal mehr konnte sie es nicht lassen, mit dem Zeigefinger sanft über die Sommersprosse an seiner rechten Halsseite zu streicheln. G hielt ganz still. Malgorzatta spürte seinen Blick zärtlich auf ihrem Gesicht.
„Was möchtest Du machen heute, inger meu?“
Malgorzatta sah ihn an.
„Ich glaube, ich möchte heute den ganzen Tag mit Dir im Bett bleiben!“
G lächelte.
Er wich ihrem Blick nicht aus.
„Es ist so schönes Wetter, wir könnten auch noch eine kleine Inselrundfahrt machen, oder?“
„Du scheinst da schon wieder etwas Schönes geplant zu haben, so wie das ganze Wochenende!“ vermutete Malgorzatta.
Sie konnte es nicht lassen, ihre Lippen über seine kratzige Wange streicheln zu lassen, über seinen Hals hinab, über seine Schulter.
G hielt ganz still.
Es war hell genug im Zimmer um die rosane Farbe seiner leicht geöffneten Lippen zu erkennen, die ganz kleinen Fältchen nach dem Schlaf um seine Augen. Er hatte sie leicht geschlossen, Malgorzatta konnte das ganz leichte Zittern seiner Augenlidern sehen.
„Ich könnte mir auch vorstellen, dass Du erstmal noch ein bisschen so weitermachst!“ flüsterte er.
Malgorzatte musste lächeln. Sie streichelte mit dem Zeigefinger behutsam über seine Unterlippe während er sprach. G zog die Kuppe in seinen Mund und biss sanft darauf.
„Das kann ich mir im Moment auch ziemlich gut vorstellen!“ flüsterte sie ihm zu, ließ ihre Linke über seine Seite hinabstreicheln, unter die Decke, ließ ihre Finger an seiner Hüfte ruhen. Über seine Schulter hinweg konnte sie ihrer beider Sachen auf dem Fußboden liegen sehen. Sie lagen noch von gestern Abend dort.
Behutsam befreite sie ihren Zeigefinger, legte ihre Hand auf Gs Wange und küsste ihn.
G erwiderte ihren Kuss sofort. Er zog sie ganz nah an sich, schloss beide Arme hinter ihrem Rücken. Malgorzatta blieb für einen Moment die Luft weg. Seine Haut an ihrer war warm verführerisch. Sie spürte seinen Herzschlag, schnell und kräftig gegen ihre Brust, seinen beschleunigten Atem. Sofort war wieder das Verlangen da, ihn ganz nah bei sich zu spüren.
Nur zu gerne, zu bereitwillig ließ sie geschehen, dass G sie nach hinten in die Kissen drückte. Seine Lippen rutschten über ihre Haut. Sein Bart kratzte hinterher. Ab und zu wurde die Linie auf ihrer Haut unterbrochen von einem trockenen Kuss oder von einem warmen feuchten Streicheln seiner Zungenspitze. G hatte seine Finger zwischen die ihren gegraben und seine Arme drückten die ihren neben ihren Körper in die Kissen. Malgorzatta mochte es, die Schwere seines Körpers zu spüren, ganz nah an ihrem, seine achtsamen Zärtlichkeiten. So nah bei ihm, gegen seinen Körper atmend, seinen Atem ganz warm, schnell an ihrer Haut spürend, konnte sie alles rundherum vergessen, sich ganz auf ihn konzentrieren. Nur zu bereitwillig rutschte sie ihm noch ein wenig entgegen, hielt sie im ersten Moment den Atem an als sie seine ganz behutsame vorsichtige Bewegung spürte, als sie sekundenlang den angespannten Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Langsam reckte sie ihm ihren Kopf entgegen, berührte mit den Lippen behutsam die seinen.
G hielt mit seinen blauen Augen ihren Blick fest.
Er senkte den Kopf ein wenig und sein Kuss war unendlich zärtlich und behutsam.
„Bitte heirate mich, Mali! Werde meine Frau!“
„Was?“
Malgorzatta wunderte weniger sein Antrag als die Situation, in der er ihn ihr machte. Vorgestern Abend beim Essen am Strand hätte sie mit so etwas gerechnet, heute Nachmittag im Whirlpool oder auch beim Abendessen heute im Dachgarten-Restaurant. Doch diese Situation hier war an Intimität nicht zu überbieten!
Behutsam befreite sie ihre Hände aus den seinen, streichelte mit den Fingern zu seinen breiten Schultern, sah ihn dabei an.
„Ich kann nicht, G! Ich bin schon verheiratet!“
„Du kannst nicht oder Du willst nicht?“ flüsterte G ihr halblaut zu. Sein Blick hielt den ihren noch immer fest. Er bewegte sich nur so eben, kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
Malgorzatta streichelte sie mit ihrem Zeigefinger fort.
„Bist Du überhaupt schon geschieden, G?“
„Weiß ich nicht! Ich weiß nicht mal, ob ich rechtmäßig verheiratet war!“
Sie mochte es, das kleine Zittern in seiner Stimme zu hören, das nicht-vollkommen- auf-das-Gespräch-konzentrierte!
„Und wie kam es dazu?“ flüsterte sie.
„Ich weiß es nicht!“
Gs Stimme war leise, sanft.
Sein Blick wanderte zärtlich über ihr Gesicht.
„Tracy hatte von Anfang an … bloß ihre Karriere im Kopf! Der Undercover-Job, auf dem wir waren, war ihr wichtiger als alles andere! Es hätte … mich stutzig machen sollen … sie wollte meinen Namen nicht annehmen … ein klassisches Zeichen von Widerstand!“
Seine letzten Worte klangen gepresst, angestrengt, die ungewohnte Heftigkeit seiner Bewegungen schien seinen Ärger darüber im Nachhinein noch auszudrücken.
„G … „ sie entzog sich ihm leicht, nur so eben, um ihm anzudeuten, dass ihr das nicht behagte.
Für einen Moment fragte sie sich, ob er sich vielleicht gerade an die Zärtlichkeiten mit seiner Ex-Frau erinnert hatte!
G hielt augenblicklich still.
„Entschuldige … comoara meu … „
Seine Hände wanderten zu ihrem Gesicht, legte sich auf ihre Wangen. Sie verbreiteten Wärme. Der Blick seiner blauen Augen hielt den ihren fest.
Malgorzatta legte ihre Rechte auf seine, wandte den Kopf und berührte mit den Lippen nachdrücklich seine Handinnenfläche. Für einen Moment genoss sie bewusst seine Nähe, spannte ein paar Muskeln an, die sie sonst so absichtlich nicht gebrauchte.
G spürte es natürlich. Ein kleines verwundertes Lächeln entspannte sein Gesicht. Er ließ den Kopf sinken und küsste sie.
„Es fühlt sich herrlich an, was Du da machst!“
Seine Stimme war leise, sein Atem strich über ihre Wange, so nah beließ er sein Gesicht dem ihren.
„Ich würde es lieben Callen zu heißen!“ flüsterte sie ihm zu.
Sie bewegte sich langsam, vorsichtig gegen ihn.
„Aber ist das realistisch? Würden wir das hinkriegen?“
G antwortete nicht gleich. Er schloss die Augen ein wenig und sie konnte für einen langen Moment sehen, dass er genoss was sie tat.
„Ja … mein Engel!“ raunte er schließlich.
„Und wie … stellst Du Dir das vor?“
G stöhnte leise. Wieder schloss er sekundenlang die Augen, seinen Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an.
„Wir besorgen uns falsche Papiere!“
Er öffnete die Augen, sah sie an, schob seine Arme noch ein wenig unter ihrem Rücken zusammen, drückte sie so noch näher an sich.
„Wir gehen nach Europa. In die Türkei … Ukraine … nach Rumänien … wo uns keiner kennt … keiner sucht!“
„Dann … heiße ich ja schon wieder nicht Callen!“ Malgorzatta schmiegte sich an ihn, hatte beide Arme unter seine Schultern geschoben und hielt sich fest an ihm, so sehr sie eben vermochte. Am Liebsten hätte sie ihn nie wieder los gelassen.
„Und … was … willst Du dann tun?“
Gs Kuss war flüchtig.
„Ich .. weiß nicht! … Käse herstellen … Ziegen hüten!“
Manchmal besaß Malgorzatta die Gabe für sich, unangenehme Sachen einfach wegzulachen. Wenn man einer schlechten Nachricht gar nicht erst erlaubte, sich unter 'negativ' abzuspeichern, wurde es meist gar nicht so schlimm! Jetzt hätte sie es auch gerne getan. Doch sie vermochte es nicht! Es war zu ernst! G hatte diese Situation gewählt um zu unterstreichen, wie wichtig es ihm war. Und sicher auch, um sie ein bisschen zu beeinflussen!
„Meinst Du wirklich … wir bekommen das hin?“
Sie konnte bloß flüstern. Es war ihr längst egal. Mit ihm würde sie auch irgendwo verhungern. Es ging bloß darum, was geschah, wenn sie ausfindig gemacht wurden! Man konnte beim Staat nicht so einfach kündigen!
G sah sie an. Seine Wangen waren leicht gerötet. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sein Kuss schmeckte ein klein wenig salzig als einer dieser Schweißtropfen sich zwischen ihrer beider Lippen mogelte.
Er ließ sie behutsam nach hinten in die Kissen sinken, wühlte seine Rechte unter das Kopfkissen.
„Mach' die Augen zu!“
„Bitte?“
Sie sah ihn verblüfft an.
„Bitte, Mali, mach' die Augen zu!“
Ein kleines, angespanntes Lächeln lag auf Gs verschwitztem Gesicht, stand in seinen blauen Augen. Malgorzatta schloss gehorsam die Augen. Sie spürte, wie etwas Kleines direkt etwas oberhalb ihres Dekolletes auf ihre Haut gelegt wurde. Und wie G einen zärtlichen Kuss darüber hauchte. Sein Atem war warm. Seine Bartstoppeln kratzten.
„Du kannst die Augen jetzt aufmachen!“
Malgorzatta sah direkt dorthin.
Auf ihrer Brust, auf ihrer verschwitzten Haut, lag ein Ring!
„Oh mein Gott … G!“
Es war ein Wellendorf-Ring. Das Besondere an diesen Ringen waren drehbare Ringschienen und das jeder einen anderen Namen hatte. Dieser hier hieß 'Seidenblüte'. Sie hatte ihn das erste Mal gesehen, als sie sich auf einen hastigen Kaffee mit G in der Innenstadt verabredet hatte, und bei einem Juwelier vorbei gekommen war. Er war rosa, mit winzig kleinen silbernen Elementen und zwei Reihen Diamanten. Die Preise für diese Ringe lagen im hohen fünfstelligen Bereich.
„Bitte, Mali!“ flüsterte G noch mal.
„Werde meine Frau!“
Malgorzatta traute sich nicht, nach dem Ring zu greifen. Es wäre einer Zusage gleich gekommen, von nun an alles Menschenmögliche zu tun für ihre Scheidung! Und dabei erschien ihr jetzt schon nichts mehr erstrebenswerter auf dieser Welt als in Zukunft rechtmäßig mit 'Mrs. Callen' angeredet zu werden!
G griff zu ihrer Rechten, zog sie an seine Lippen und drückte einen sanften Kuss auf ihren Ringfinger. Dann griff er zu dem Ring und steifte ihn ihr in einer unendlich zärtlichen Geste über den Finger. Malgorzatta spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie erkannte G nur noch verschwommen vor sich. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
„G … Du bringst mich in eine ganz schön ausweglose Situation damit!“ konnte sie nur flüstern.
G küsste sie hingebungsvoll.
„Ich bin Spezialist für so was!“
… Malgorzatta berührte auch jetzt mit dem Daumen ihrer rechten Hand den rosanen Ring. Sie hatte es seit Hawaii unzählige Male getan. Es hatte immer etwas Tröstliches.
Sie hatte mit G tatsächlich Pläne für ihre Scheidung gemacht. Es war ihr ernst. Und sie hatten auch heute Abend weitere Einzelheiten besprechen wollen!
Die Tür öffnete sich.
Lara Macy kam herein und sah sie rasch um. Ihr Blick verharrte einen Moment auf ihr, irritiert. Dann war Sam zu ihr gekommen und sprach mit ihr.
Malgorzatta wusste nicht, ob und wie genau Macy sie kannte. Ihr langer Blick beim Hereinkommen zu ihr herüber sprach dafür, dass sie sie kannte.
Sie selbst kannte sie vom Sehen und wusste, dass sie Gs Vorgesetzte war. Und sie hatte immer irgendwie den Eindruck gehabt, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hatte!
So eben konnte sie mithören, dass Sam Macy schilderte, was geschehen war. Aufmerksam versuchte sie, mit zuzuhören.
Macy nickte.
Dann entschuldigte sie sich bei Sam, ließ ihn stehen und kam zu ihr herüber. Malgorzatta tat erst einmal unbeteiligt.
Macy blieb direkt vor ihr stehen.
„Mrs. Vendulova?“
Malgorzatta sah zu ihr auf und schenkte ihr ein unverbindliches Lächeln.
„Miss Macy! Guten Abend!“
Sie sagte absichtlich nicht mehr.
Macy sah sie an.
„Mrs. Vendulova … darf ich fragen was Sie hier machen?“
Malgorzatta wusste nicht so ganz genau, wie sie sich verhalten sollte.
Mauern und es darauf ankommen lassen?
Macy war von einer Bundesbehörde.
Sie würde ihren Willen wahrscheinlich hier eher durchsetzen als die Frau des tschechischen Botschafters. Sie war wohl auf ihr Wohlwollen angewiesen!
„Ein Bekannter ist hier notfallmäßig eingeliefert worden!“
Sie sah Macy einen Moment tief einatmen.
„Reden Sie … von Mister Callen?“
Malgorzatta musste sich überwinden um zuzustimmen.
„Ja.“
Macy nickte kurz.
„Woher wissen Sie davon?“
„Ich habe es gesehen.“
„Wo?“
„Am Ocean Drive.“
Macy atmete sehr tief aus.
„Sam!“
Sie rief ihn über ihre Schulter.
Die Tür ging auf und Henrietta Lange kam herein.
„Guten Abend.“ grüßte sie verhalten.
Sam war in der Zwischenzeit zu ihnen gekommen. An seinem Shirt war Blut.
„Miss Lange!“ grüßte er freundlich, mit einem raschen Blick zu ihr.
Macy wandte sich bloß kurz um.
„Bringen Sie Mrs. Vendulova ins Bootshaus und lassen Sie sich von ihr erzählen, was sie gesehen hat!“ meinte sie zu ihm, mit einer raschen Kopfbewegung in ihre Richtung.
Henrietta Lange war nahe der Tür stehen geblieben. Sie sah interessiert herüber. Sam wirkte bedrückt.
„Kommen Sie, Ma'm!“
Er streckte seine Hand aus wie um ihr auf zu helfen.
Malgorzatta lehnte sich demonstrativ in ihrem Stuhl zurück.
„Ich werde dieses Krankenhaus erst verlassen wenn ich weiß, dass es G besser geht!“
Macy seufzte genervt.
Sams Blick streifte sie kurz.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein Arzt betrat den Raum. Er sah in die Runde.
„Die Angehörigen von … Mister Callen?“
„Ja, wir alle!“ meinte Sam schnell.
Malgorzatta hatte den Eindruck, er wolle Streitigkeiten unbedingt vermeiden. Sie schenkte ihm ein kleines dankbares Lächeln während sie aufstand. Er tat ihr leid. Ohne ihn persönlich zu kennen hörte sie das kleine Zittern in seiner dunklen Stimme heraus.
Der Arzt nickte leicht in ihre Runde.
„Wir haben Mister Callen mit Erfolg fünf Kugeln entfernt.“ meinte er dann.
„Die Beiden im Brustbereich haben uns besondere Schwierigkeiten bereitet! Der Patient hatte in der Notaufnahme einen dreiminütigen Herzstillstand, doch wir konnten ihn reanimieren! Die Operation ist gut verlaufen! Wir haben uns dazu entschlossen, ihn für wenigstens zwei Tage in ein künstliches Koma zu versetzen, damit sein Körper sich erholen kann. Er ist in einer sehr guten körperlichen Verfassung, doch im Moment muss ich seinen Zustand vorsichtig als 'kritisch' bezeichnen!“
„Dürfen wir zu ihm?“ fragte Macy sofort.
Der Arzt sah sie an.
Er wirkte erschrocken.
„Aber nicht alle! Bitte nur zwei von ihnen!“
Sam trat sofort zurück und machte eine abwehrende Handbewegung.
„Ich gehe!“ meinte Macy schnell, arrogant.
„Schließlich ist er mein Agent!“
Malgozatta fing Henrietta Langes Blick auf.
„Bitte, gehen Sie! Es machte mir den Eindruck, als läge Ihnen viel an Mister Callen! Nur bitte … „ sie sah kurz zu Sam „ … lassen Sie uns wissen, wie es ihm geht!“
Malgorzatta fand es merkwürdig, dass sie diese Bitte nicht an Macy richtete.
Kompetenzgerangel?
Macy rauschte prompt, wütend an dem Arzt vorbei aus dem Raum!
„Ja … ja, natürlich!“
„Danke!“ meinte Sam noch bevor Miss Lange es konnte.
Seine dunkle Stimme klang verwundert.
Seine ganze Haltung signalisierte Erschütterung.
Da der Arzt jetzt auch hinaus ging beeilte sich Malgorzatta, ihm zu folgen.
Macy stand auf dem Flur und wirkte ungeduldig.
Der Arzt führte sie in einen anderen Flügel des Gebäudes. Hier gab es mehrere Intensiv-Stationen. Große Glasscheiben grenzten die einzelnen Zimmer gegenüber dem hellen Kontrollbereich in der Mitte des Flures ab, es gab keine Türen und überall biepte und blinkte es auf Monitoren, Skalen, eine Menge Pfleger und Krankenschwestern liefen hier herum.
„Hier, bitte!“
Der Arzt ließ sie vorangehen.
Macy eilte mit harten Schritten an das Bett, Malgorzatta spürte sekundenlang Tränen aufsteigen, ihr Hals wurde eng. Ihre Füßen weigerten sich fast, den kleinen Raum mit dem Bett, den vielen Monitoren rechts und links davon und den vielen Infusionen an Haken darüber, zu betreten, als ihr Herz G erkannte.
Das dauerte einen Moment.
Er lag reglos in dem großen breiten Krankenhausbett und seine Gestalt wirkte klein und schmal. Gs Haut war ganz bleich und sein Gesicht erschreckend hohlwangig.
Ein pastellgrün gemustertes Krankenhaushemd war so eben über seine Arme, seinen Oberkörper hinauf gezogen, gab seine Schultern frei, auf der rechten Seite waren die Klebestreifen eines Verbandes zu sehen.
Gs Kopf war ein bisschen auf die linke Seite gesunken.
Eine Sonde, die ihn mit Sauerstoff versorgte, lag unter seiner Nase.
Kabel führten von einem Monitor, der seinen Herzschlag zeigte, auf der linken Seite über seine Schulter unter das Krankenhaushemd. Eine Blutdruckmanschette lag um seinen linken Oberarm, die Klemme zur Kontrolle seines Pulses war um seinen linken Zeigefinger befestigt. Eine Nadel steckte verpflastert in seinem rechten Handrücken, der angeschlossene Schlauch führte zu einer Leiste auf der Matratze, in der die Schläuche aus den vier Infusionsbeuteln über dem Bett mündeten, ebenso wie
die drei Schläuche aus den großen Spritzen in den Apparaten hinter dem Bett.
Gs Atmen erschien Malgorzatta mühsam.
Das Heben und Senken seiner Brust unter dem Hemd kam ihr unregelmäßig vor. Sein Blutdruck wurde mit 70 zu 40 angezeigt, Gs Puls mit 52.
Malgorzatta kannte sich ein bisschen aus mit Medizin.
„Meine Güte!“ stieß Macy jetzt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, warf ihr über das Bett einen Blick zu und stürzte wieder aus dem Zimmer.
Malgorzatta sah ihr einen kurzen Moment nach.
Dann wechselte sie auf die andere Bettseite und legte sacht ihre Hand auf Gs Linke.
Seine Haut war kalt.
Malgorzatta wusste, dass das normal war.
Dennoch erschreckte es sie. Sie kannte G nur warm, zum Ankuscheln, zum Wärmen, wenn sie selbst fror. Jetzt schien es ihre Aufgabe zu sein, für Wärme, für Leben für ihn zu sorgen!
Aber vorher wollte sie noch Henriettas Bitte nachkommen!
Sie streichelte kurz über Gs Arm, beugte sich dann über ihn und berührte mit den Lippen behutsam seine Wange. Auch hier war seine Haut kalt.
„Ich bin gleich zurück, Schatz! Ich sage nur eben den Leuten Bescheid, die sich auch noch Sorge um Dich machen!“
G rührte sich nicht. Natürlich nicht. Sie hatte es auch nicht wirklich erwartet!
Malgorzatta verließ das Zimmer. Sie trat an das Desk in der Mitte des Flures. Obwohl ihr die Zeit unter den Nägeln brannte wartete sie geduldig, bis die Krankenschwester fragend zu ihr aufsah.
„Ja, bitte?“
„Ich würde unseren Bekannten gerne eben sagen, wie es Mister Callen geht! Darf ich danach wieder hierher kommen?“
Die Schwester warf einen Blick an ihr vorbei zu Gs Zimmer.
„Sind Sie … seine Frau? Mrs. Callen?“
Malgorzatta nickte einfach.
„Natürlich.“
Die Schwester nickte ebenfalls.
„Wir begrüßen es, wenn Angehörige bei dem Patienten sind! Kommen Sie einfach wieder 'rein!“
„Danke!“
Malgorzatta nickte ihr noch einmal kurz zu und schlug dann den Weg zurück zu dem Wartebereich für Angehörige ein. Als sie dort wieder hereinkam waren Henrietta und Sam dort. Die Beiden standen sofort auf und wandten sich ihr zu, ein wenig zögerlich.
Malgorzatta schenkte den Beiden ein Lächeln, versuchte, es beruhigend werden zu lassen.
„Ich war gerade bei G … Mister Callen, und auf den ersten Blick sah es ganz gut aus! Er schläft tief und fest, er scheint die Operation wirklich gut überstanden zu haben, aber offenbar braucht er sehr viel Ruhe! Ich denke … „
Sie nickte, ohne es recht zu merken.
„ … es sieht erst mal ganz gut aus!“
„Mrs. Vendulova, ich danke Ihnen!“ meinte Henrietta Lange sofort.
Sie wirkte ein wenig erleichtert.
Tatsachlich schien sie sich sehr große Sorgen um G zu machen, obwohl Malgorzatta wusste, dass sie gar nicht mit ihm zusammen arbeitete.
Das Henrietta Lange ihren Namen kannte erschien ihr im Moment nur zweitrangig.
„Ich würde gerne zu ihm!“ meinte Sam.
Seine Ruhe machte Malgorzatta erst recht bewusst, wie wichtig es ihm war.
„Macy ist nicht mehr da! Der Arzt hat zwei Personen erlaubt! Miss Lange, wenn Sie auch zu ihm möchten … !
„Oh nein, ich muss zurück!“ unterbrach Henrietta Lange ihn liebenswürdig.
„Aber halten Sie mich doch bitte auf dem Laufenden, Mrs. Vendulova! Mister Hanna, geben Sie Ihr doch bitte meine Telefonnummern, auch die Privaten! Und lassen Sie mich bitte wissen, wenn ich etwas tun kann!“
„Natürlich!“ gab Sam zurück.
„Auf Wiedersehen, Mrs. Vendulova!“ meinte Henrietta Lange zu ihr, nickte Sam kurz zu und ging dann hinaus.
Malgorzatta fing Sams Blick auf.
Nach außen hin wirkte er noch immer sehr ruhig, doch sie konnte spüren, wie nervös, angespannt er war.
"Gehen wir!" meinte sie einfach freundlich zu ihm.
Sam hielt ihr die Tür auf und ließ sie voran gehen. Malgorzatta brachte ihn zu Gs Zimmer. G lag wie sie ihn verlassen hatte. Auch an seinen Werten hatte sich nicht viel geändert.
Malgorzatta sah, wie Sams Gesicht sich ganz kurz verzog als sie das Zimmer betraten und sein Blick auf G fiel, fast so, als fühle er einen körperlichen Schmerz. Sie glaubte ihn fast ein wenig zusammenzucken zu sehen. Bewusst machte sie ihm Platz, damit er an ihr vorbei zum Bett gehen konnte. Sam blieb rechts an der Seite stehen. Er sah nur auf G herab.
Schließlich, nach einer langen Weile, hob er den Kopf und sah zu ihr herüber.
"Bleiben Sie hier?"
Malgorzatta nickte.
Ihr Mann wusste nicht, wo sie war. Sie musste ihn noch anrufen. Was sie sich bisher mit G für einen Plan zurecht gelegt hatte, war nun nichtig! Vielleicht war das jetzt das Zeichen für sie, mit Efremil den Schlussstrich zu ziehen?!
"Ja! Auf jeden Fall!"
Es kam leidenschaftlicher heraus als sie beabsichtigt hatte!
Sam schien das auch zu merken. Ein kaum merkliches Lächeln verzog ganz kurz seine Lippen.
"Ich müsste eigentlich nach Hause." meinte er, nach einem Blick auf seine Armbanduhr.
"Meine Tochter wartet auf mich, ich versuche immer, sie abends ins Bett zu bringen! Aber ist es Ihnen Recht, wenn ich noch etwas hier bleiben?"
Malgorzatta konnte ein kleines gerührtes Lächeln nicht zurück halten. Dafür, dass sie Sam eben erst kennen gelernt hatte, hatte er ihr gerade schon sehr viel von sich anvertraut.
"Danke. Natürlich ... sehr gerne!" versicherte sie ihm rasch.
Sam nickte ihr mit einem kleinen Lächeln zu.
"Ich seh` 'mal zu, ob ich einen Kaffee für uns auftreiben kann!" meinte er dann und verließ den Platz neben dem Bett.
"Ich hab' Ihr Foto auf Gs Mobiltelefon gesehen!"
Er war schon aus dem Zimmer als der Satz ihr Gehirn erreichte, Malgorzatta sah ihm nach, musste ein bisschen lächeln.
Vorsichtig stellte sie einen Stuhl rechts neben Gs Bett und nahm darauf Platz, schob ihre Linke behutsam über Gs kalte Hand.
Aus einem anderen Zimmer drang ein leises, jedoch beständiges Piepsen gedämpft herüber. Malgorzatta war froh, dass Gs EKG-Monitor auf lautlos eingestellt war. Sie würde es als noch nervenaufreibender empfinden, als es ohnehin schon war, immer auf den nächsten Herzschlag von G zu warten.Durch die Lamellen vor dem Fenster konnte sie die Dunkelheit draußen sehen. Ihr war jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Wenn Sam mit dem Kaffee zurück kam würde sie Efremil anrufen. Besser, sie brachte es hinter sich!
Behutsam streichelte sie mit der Hand über Gs Finger.
Es war befremdlich ihn so leblos zu berühren, zu spüren!
Sie kannte ihn nur stark, kräftig, vital.
Ihr ging durch den Kopf wo sein Mobiltelefon sich wohl befand. Ihr Foto darauf war kompromitierend wenn es in die falschen Hände geriet. G trug sein Telefon normal immer in einer Tasche seiner Jeans mit sich herum. Wenn es den Anschlag unbeschadet überstanden hatte, würde sie Sam bitten, ihr Foto zu löschen.
Gs Atem erschien ihr noch immer schwer. Sie konnte zwar sehen wie seine Brust sich unter dem dünnen Krankenhaushemd hob und senkte, doch es kam ihr nicht regelmäßig vor!
Es konnte gut sein, dass sein Unterbewusstsein trotz des Medikamentes Schmerzen verspürte und deswegen sein Atmen verhielt.
Sie versuchte sich zu erinnern, wo sie die Blutflecke auf Gs weißem Hemd gesehen hatte als er zu Boden fiel.
Sie vermochte sich nicht zu erinnen. Es war zu schnell gegangen.
Sam kam zurück und balancierte zwei Becher herein. Einen stellte er neben ihrem Stuhl auf dem Nachttisch neben Gs Bett ab.
"Trinken Sie ihn mit Zucker und Milch, Mrs. Vendulova?"
"Ja, genau, danke!" gab Malgorzatta zurück.
"Und ich würde mich freuen, wenn Sie Malgorzatta zu mir sagen!"
Sam nickte mit einem kleinen Lächeln.
"Sam!" meinte er mit einem kurzen Fingerzeig auf seine breite Brust während er zu dem Sessel am Fenster ging und darin Platz nahm.
Malgorzatta sah zu ihm herüber.
"Danke. Es würde mich jetzt interessieren, wie es dazu kam ... dass Du mein Foto auf Gs Mobiltelefon gesehen hast!"
Sie wusste, dass G äußerst achtsam mit so etwas umging!
"Ich bin letztes an ihm vorbei als er bei uns im Büro saß und es sich angeschaut hat!" erzählte Sam einfach.
"Er konnte es nicht schnell genug wegdrücken! Ich hab' G noch nie mit einer Frau gesehen, ich dachte, dass sie 'was ganz Besonderes sein muss um sein Interesse zu haben! Und ich stelle fest, dass ich Recht hatte!"
"Danke!" Malgorzatta spürte mit einem Mal ihre Wangen brennen.
Verlegen streichelte sie über Gs Hand, sah dann wieder zu Sam.
"Wie lange seid ihr schon Partner?"
"Zwei Jahre." gab Sam zurück.
Malgorzatta nickte.
"Miss Lange kennt Dich!" fuhr Sam fort.
"Sie hat mir gerade erzählt, woher!"
Er machte eine kleine Pause, trank einen Schluck von seinem Kaffee bevor er sie wieder ansah.
"Wie hat G Dich kennengelernt?"
Malgorzatta sah zu ihm herüber.
Er erschien ihr nicht neugierig.
Es schien eher aufrichtige Anteilnahme am nicht so einfachen Leben seines Partners zu sein.
"Ich war in Kiew." antwortete Malgorzatta nach einem Moment des Nachdenkens, des Kaffeetrinkens. Sie streichelte über Gs kalte Finger.
""G war auch dort. Er hatte ... einen Auftrag. Er war in der Botschaft, mein Mann war zu dem Zeitpunkt der Botschafter dort!"
Sie wollte nicht mehr erzählen, weder von ihrer Arbeit noch von ihrer Beziehung zu G.
Sam nickte dennoch verstehend.
Er war sicherlich Heimlichkeiten gewöhnt!
"Ich kenne Deinen Status! Miss Lange hat mich gerade informiert!"
Malgorzatta nickte ihm mit einem kleinen Lächeln zu.
"Du warst in Venice weil Du mit G verabredet warst?" fragte Sam weiter und trank erneut von seinem Kaffee.
"Ihr wolltet euch treffen?"
Malgorzatta nickte bloß.
"Ich habe mich manchmal gewundert, was mit G ist." fuhr Sam fort.
"Er wirkte manchmal entsapnnte als sonst, ruhiger, nicht mehr so gereizt! Als er vom vorletzten Wochenende zurück kam sah er nach Urlaub aus! Er war braungebrannt! Und er wirkte erholt!"
"Da waren wir auf Hawaii." ließ Malgorzatta ihn bereitwillig wissen. Sie streichelte mit dem Daumen sanft über Gs Handrücken.
"Freitag bis Sonntag."
Sam nickte langsam.
"Das merkte man ihm an. Du tust ihm gut!"
Malgorzatta spürte ihre Wangen bloß noch mehr brennen. Sie versuchte, sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen.
"Danke. Das ist nett, dass Du das sagst! Aber G ist auch so ein liebenswerter Mensch. Ich weiß nicht viel von ihm, er erzählt kaum etwas von sich! Ich habe immer den Eindruck, er hat es nicht leicht gehabt als Kind! Trotzdem ist er ... so fürchterlich leicht zu lieben!"
Sam lächelte. Irgendwie versonnen.
"Keiner von uns weiß viel über G! Er lässt keinen an sich heran! Aber er ist unglaublich loyal und verläßlich!"
Malgorzatta nickte zustimmend.
Sie sah zu G.
Sein Kopf lag auf dem flachen Kissen noch immer ein wenig zur Seite gesunken. Er war so blass dass sie unter seinen dunklen kurzen Haare seine weiße Kopfhaut sehen konnte. Sämtliche Sonnebräune war verschwunden. Selbst seine Lippen waren farblos. Dunkle Schatten lagen schon jetzt unter seinen Augen.
Malgorzatta streichelte über seine Hand bevor sie aufstand.
"Entschuldige mich bitte!" meinte sie zu Sam nachdem sie ihr Mobiltelefon aus ihrer Tasche genommen hatte.
Sam nickte.
Er stand zwar nicht auf, deutete es aber an als sie hinausging, Malgorzatta wusste das zu schätzen. Sie verließ die Intensiv-Station und suchte die ausgeschilderte Ecke, in der das Telefonieren erlaubt war. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Ihre Hände waren eiskalt und ihre Finger zitterten. Sie war dabei, ihren Ehemann anzurufen um ihm mitzuteilen, dass sie nicht nach Hause kam um die Nacht am Krankenbett des Mannes zu verbringen, wegen dem sie ihn verlassen wollte.
Für einen Moment, während sie die Nummer eintippte, ging ihr durch den Kopf, ob Efremil wohl hinter der Schießerei steckte? Hatte er Wind davon bekommen und G ausschalten wollen? Wäre es nicht der blanke Hohn, wenn ein hochtrainierter Special-Agent einfach von einem eifersüchtigen Ehemann aus dem Weg geräumt würde?
Doch sie traute es Efremil nicht zu. Er war nicht eifersüchtig. So lange sie immer zu ihm zurück kehrte war die Welt in Ordnung für ihn. Er ahnte nicht, dass sie Pläne gemacht hatte mit G, für eine gemeinsame Zukunft! Und er ahnte auch nicht, dass sie ihre Ehe heute beenden würde! Sie hatte es selbst nicht gewusst!
Sie bekam nur eine Verbindung zu Efremils Mailbox. Enttäuscht sprach sie ihm auf das Band, dass sie heute Abend nicht nach Hause kommen würde weil ein guter Freund schwer erkrankt war.
Sie hätte es lieber hinter sich gebracht! Es war vielleicht ihre letzte Chance! Sie hätte es viel eher machen sollen!
Als sie ins Zimmer zurück kehrte war Sam aufgestanden. Er stand am Fußende des Bettes.
Malgorzatta sah rasch zu G. Er lag noch immer ruhig, reglos. Auch seine Werte waren im schwachen Bereich.
Irritiert sah sie zu Sam.
"Ich muss kurz nach Hause." meinte er.
"Ich komme zurück sobald ... ich hab' was zu erledigen. Können wir ins Gs Sachen eben nach seinem Schlüssel sehen, ich würde ihm gerne ein paar Sachen mitbringen wenn ich nachher wiederkomme!"
"Natürlich. Gute Idee!" fand Malgorzatta.
Sie sah sich suchend um.
Auf dem kleinen Schrank links neben der Tür stand eine Plastiktüte mit der Aufschrift 'Patienteneigentum'.
Gs Jeans lag darin.
Während Sam sie nach dem Schlüssel durchsuchte nahm Malgorzatta Gs blutverschmiertes Hemd. Die Knopfleiste war aufgeschnitten. Ein Loch war an der rechten Schulter zu erkennen, jeweils eins links und rechts neben der Knopfleiste, das Linke in beunruhigender Herzhöhe. Das vierte Loch war auf der linken Seite in Höhe der Milz und das Fünfte oben im Ärmel. Es war erstaunlich wenig Blut auf dem Hemd.
Malgorzatta hörte Sam tief einatmen als er zu ihr herüber sah. Sie registrierte, dass er dabei war, Gs Brieftasche wieder zurück in eine Tasche der Jeans zu schieben.
"Bitte, nimm sie mit!" bat sie ihn spontan.
"Da ist auch sein Dienstausweis drin, hm?"
Sam sah auf, sie an.
Für einen Moment wirkte er irritiert.
"Ja, ist gut." stimmte er dann zu.
"Und sein Mobiltelefon bitte auch!"
Sam sah sie an.
Dann nickte er und nahm das Mobiltelefon aus der Tasche von Gs Jeans. Er warf einen Blick darauf während er ihr die Hose reichte. Diese unbedeutende Geste entlockte Malgorzatta ein kleines Lächeln. Sie faltete die Hose und legte sie sorgsam in die Tasche zurück, und dann auch sein Hemd.
"Wenn Du bei ihm zu Hause warst, bitte bring' auch ein Hemd mit, dann hat er etwas anzuziehen wenn er entlassen wird!"
Sam sah sie an.
Ein ganz kleines Lächeln verzog seine Lippen, eigentlich mehr nur ein Zucken seiner Mundwinkel.
"Es ist schön, dass Du schon daran denkst!"
Malgorzatta versuchte, sein Lächeln zu erwidern.
Bevor ihr das jedoch gelang klopfte es leicht an das Glas der Scheibe.
Sam sah zur Tür.
"Nate!" meinte er verwundert.
Malgorzatta wandte sich um.
Ein großer dunkelhaariger Mann stand in der Tür, sein Blick kehrte soeben vom Bett zu ihnen zurück.
"Was tust Du hier?"
"Macy schickt mich." gab der Mann zurück.
"Sie meinte, Du ... jemand von euch ... will vielleicht reden! Wie geht es ihm?"
Er machte eine rasche Kopfbewegung zum Bett.
"Nicht gut." gab Sam knapp zurück.
Er nickte in ihre Richtung.
"Das ist Malgorzatta, eine Bekannte von G. Das ist Nate Getz. Er ist unser forensischer Psychologe!"
"Freut mich!"
Nate kam herein, reichte ihr die Hand.
"Ich wusste gar nicht dass Mister Callen ... G ... mittlerweile einen Bekanntenkreis aufgebaut hat?"
Er sah sie fragend an wie um weitere Information zu bekommen.
Malgorzatta durchschaute es und war nicht bereit, ihre Beziehung zu G zu verraten.
"Danke! Freut mich auch."
Sie erwiderte Nates Händedruck und schwieg.
"Ich muss los." meinte Sam. Es überraschte Malgorzatta, dass er sich ihr zuwandte und sie überaus sacht umarmte.
"Bleibst Du hier?"
"Ja."
Sie nickte sofort, viel zu heftig.
"Rufst Du mich an wenn es etwas Neues gibt?" bat Sam und nahm sein Mobiltelefon aus einer Tasche seiner Jeans.
"Ich geb' Dir meine Nummer, aber ich komm' morgen vor der Arbeit noch vorbei!"
"Gerne!" antwortete sie und tippte die Nummer in ihr Mobiltelefon, die Sam ihr nannte.
"Ruf' an, wenn 'was ist!" meinte er zu ihr.
"Zu jeder Tages- und Nachtzeit!"
"Danke!" meinte Malgorzatta zu ihm.
"Und danke für den Kaffee!"
"Gern geschehen!" meinte Sam und schenkte ihr ein Lächeln bevor er hinaus ging, sich dabei von Nate verabschiedete.
"Woher kennen Sie Mister Callen?" fragte Nate dann und suchte ihren Blick. Malgorzatta lächelte ihm zu, so unverbindlich wie möglich.
"Aus dem Ausland."
Nate nickte.
"Und wie lange schon?"
Malgorzatta sah ihn an.
Dann ging sie wieder zum Bett, beugte sich leicht darüber und streichelte über Gs Arm. Selbst durch den Stoff des Krankenhaushemdes spürte sie die Kälte seiner Haut.
Behutsam streichelte sie über seine Wange, legte ihre Hand dann wieder über seine Linke und setzte sich auf den Stuhl.
Es war sehr offensichtlich, dass sie Nate gerade böse abblitzen ließ, aber je eher und deutlicher sie ihm klarmachte, dass sie nicht mit ihm über G reden wollte, um so eher würde er sie in Ruhe lassen.
Nate räusperte sich.
Er machte ein paar langsame Schritte auf die andere Seite des Bettes.
"Hören Sie ... ich weiß, dass das jetzt schwer ist für Sie mit mir darüber zu reden! Aber was Sie wissen kann uns helfen, das, was passiert ist, aufzuklären! Und das ist doch sicher auch in Ihrem Interesse!"
Malgorzatta konnte es nicht haben wenn man an Ihr Interesse appellierte! Niemand konnte ihr Interesse kennen! Natürlich sollte aufgeklärt werden, wer für das Attentat auf G verantwortlich war. Doch in erster Linie war ihrnichts wichtiger als dass G überlebte!
"Natürlich! Aber Sie müssen verstehen, dass ich jetzt erstmal andere Sachen im Kopf habe!"
Nate wich für einen Moment ihrem Blick aus.
"Sicher! Aber unsere Erinnerungen sind immer am Frischesten kurz nachdem wir etwas beobachtet haben!"
Malgorzatta konnte es auch nicht haben wenn man sie drängte, egal, für wie subtil man sich hielt!
Nate enttäuschte sie insgeheim. Von einem Psychologen für eine Spezialeinheit hatte sie mehr erwartet! Mehr Einfühlungsvermögen! Mehr Verständnis! Oder vielleicht war sie im Moment auch einfach nur übersensibel!
"Mister Getz ... bitte!"
Sie drückte Gs kalte Hand leicht und sah genervt zu dem Psychologen herüber. Der wich ihrem Blick wieder aus, sekundenlang.
"Also gut!" meinte er dann, griff in seine Hemdentasche während er um das Fußende des Bettes herum kam. Er reichte ihr eine kleine Karte.
"Rufen Sie mich an wenn etwas sein sollte! Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung!"
"Danke!" meinte Malgorzatta bloß und nahm die Karte.
"Melden Sie sich!" bat Nate und nickte ihr zu bevor er das Zimmer verließ.
Malgorzatta ließ die Karte unbeeindruckt in ihre Handtasche fallen. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie dies nicht tun würde. Sanft streichelte sie über Gs Hand. Mittlerweile war es 23.20 Uhr. Sie spürte, dass sie Kopfschmerzen bekam. Langsam trank sie ihren Kaffee. Er war kalt. Vorsichtig, ohne ihre Finger von Gs Hand zu nehmen, versuchte sie sich ein bisschen bequemer hinzusetzen. Das ging nicht sehr gut. Sie konnte sich nicht zurücklehnen ohne Gs Hand los zu lassen, und das wollte sie nicht, sie wollte diese Verbindung nicht unterbrechen.
Gs Atmen kam ihr noch immer schwer, angstrengt vor. Ab und zu summte eine der Spritzen hinter dem Bett leise wenn die Flüssigkeit aus ihr langsam, nach Zeitplan, herausgedrückt wurde, über einen der Schläuche in Gs Körper. Die Manschette um seinen Oberarm pumpte sich jede Viertelstunde auf um seinen Blutdruck zu messen. Der Wert auf dem Monitor war zu niedrig. Auch sein Puls war schwach. Doch bei so einer Verletzung, nach einer solchen Operation konnte man nicht allzu viel erwarten. Im Moment mussten sie froh sein, dass er überhaupt noch lebte!
Ein Rollen kam vom Flur und riss sie aus ihren Gedanken. Dann ein leichtes Klopfen am Türrahmen. Als Malgorzatta den Kopf dorthin wandte kam eine der Krankenschwestern herein.
"Mrs. Callen, wir möchten jetzt die notwenigen Pflegemaßnahmen an Ihrem Mann durchführen! Würden Sie bitte draußen warten?"
"Natürlich!"
Malgorzatta stand langsam auf und beugte sich über das Bett.
"Ich komme gleich wieder, mein Schatz! Alles ist gut!"
Sie berührte mit den Lippen behutsam Gs kalte Wange, streichelte nachdrücklich über seinen Arm bevor sie sich vom Bett abwandte und ihre Tasche nahm.
"Wir haben zwei Zimmer weiter rechts im Gang, Ruheräume für Angehörige!" meinte die Schwetser zu ihr, mit einer raschen Kopfbewegung in die Richtung.
"Dort können Sie sich hinlegen wenn Sie möchten!"
"Danke schön!" meinte Malgorzatta, schenkte ihr ein kleines Lächeln und ging auf den Flur. Sie machte ein paar Schritte beiseite, weg von der Glasscheibe, um nicht mit ansehen zu müssen, was mit G geschah. Nie im Leben hätte sie den Ruheraum aufgesucht, den Abstand zwischen G und sich unnötig vergrößert. Sie wollte so nah wie möglich bei ihm bleiben.
Zum wiederholten Mal berührte sie mit den Daumen ihren Ring. Vielleicht war das ein Zeichen. Vielleicht war das der Weckruf für sie, endlich mit Efremil Schluss zu machen und sich G zuzuwenden! Hoffentlich war es noch nicht zu spät!
Hastrig ging sie zur Besuchertoilette, war zurück im Flur während die Schwestern noch im Zimmer bei G waren.
Es war sehr ruhig hier. Zu allen Seiten gingen Türen zu den verschiedenen Zimmern ab, manche lagen in Dunkelheit, bei anderen waren die Vorhänge vor die Glasscheiben gezogen. Zwei Krankenschwestern saßen hier hinter dem hohen Pult mit den vielen Schubladen, den Fächern, den Monitoren. Die Uhr an der Wand zeigte 0.05 Uhr.
"Mrs. Callen? Sie können wieder zu Ihrem Mann!"
Die Schwester lächelte ihr kurz zu während sie mit ihrer Kollegin den Weg zum nächsten Zimmer einschlug.
"Danke."
Malgorzatta nickte ihr rasch zu. Sie hatte sich schon oft gewünscht, so angeredet zu werden. Doch nicht unter diesen Umständen!
Langsam ging sie ins Zimmer zurück.
G lag auf seiner linken Seite. Eine zusammengerollte Wolldecke lag in seinem Rücken und sollte verhindern, dass er seine Lage änderte. Als sie sich wieder über ihn beugte um ihn mit einem Kuss auf die Wange zu begrüßen registrierte sie den leichten Geruch nach Zitrone, der von ihm ausging. Seine blassen Lippen glänzten frisch eingecremt.
Umbetten, Körperpflege, es machte ihr bloß noch erschreckender bewußt, wie schlecht sein Zustand war. Sein Körper war noch immer kalt, reglos, das ganze Gegenteil zu ihrem wundervollen Wochenende auf Hawaii. Sie kannte ihn bloß lebhaft, aufmerksam, seine Schwäche machte ihr Angst, führte ihr seine Sterblickeit vor Augen.
Langsam ließ sie sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett sinken, schob ihre Hand über Gs kalte Rechte. Die Schwestern hatten schon zwei locker zusammengerollte Waschlappen in seine Handinnenflächen gelegt, eine Kunststoffstütze am Fußende des Bettes, an der seine Füße glatt auflagen, sollte eine Spitzfußstellung vermeiden. Sie schienen mit längerer Bettlägerigkeit zu rechnen.
Gs Gestalt wirkte klein, kraftlos, hilflos in dem breiten Bett, unter der bis knapp zu seiner Brust hinaufgezogenen Bettdecke.
Malgorzatta spürte, dass sie sich schon mental auf die Situation hier im Krankenhaus eingerichtet hatte. Das Sitzen hier an Gs Bett, mit der Hand durch das Bettgitter gestreckt, ihre Finger über Gs kalte Hand geschoben, kam ihr schon gar nicht mehr so ungewöhnlich vor. Es war ihr bereits vertraut.
Ihr Nacken, ihr Kopf schmerzten. Dennoch hatte sie die Situation bereits für sich angenommen. Hier war ihr Platz. Sie gehörte nirgends anders hin als an Gs Seite.
Es klopfte leise am Türrahmen.
Als sie den Kopf dorthin wandte sah sie eine Schwester da stehen.
"Mrs. Callen, möchten Sie einen Tee? Sie sehen aus, als könnten Sie einen gebrauchen!"
Malgorzatta schenkte ihr ein Lächeln.
"Das ist sehr nett von Ihnen! Danke! Ich hätte wirklich gerne einen!"
Die Schwester nickte. Sie wandte sich um und nahm eine Tasse vom Servierwagen hinter sich, brachte sie ihr, bevor sie aufstehen konnte um sie sich zu holen.
"Danke schön!"
"Gerne!"
Die Schwester nickte ihr zu, warf einen prüfenden Blick auf G und verließ dann das Zimmer. Malgorzatta langte mit der Rechten zu der Tasse, legte ihre kalten Finger um das dicke warme Porzellan.
Es war sehr ruhig auf dem Flur. Ab und zu hörte sie das halblaute Flüstern der Schwestern draußen. Sie streichelte über Gs Finger. Sein Atmen war noch immer schwer, angestrengt, unregelmäßig. Sie konnte das Heben und Senken seiner Brust unter dem Krankenhaushemd sehen, die Bewegung des dünnen Stoffes.
Vosichtig nahm sie die Tasse hoch und trank einen kleinen Schluck. Die Wärme breitete sich angenehm in ihrem Magen aus. Der enthaltene Zucker belebte ihren Kreislauf etwas. Malgorzatta versuchte, eine etwas bequemere Haltung auf dem Stuhl zu finden ohne ihre Hand von Gs nehmen zu müssen.
Sie musste eingeschlafen sein. Die leichte Berührung an ihrer Schulter ließ sie hochschrecken.
"Ruhig! Alles in Ordnung!" hörte sie Sams dunkle Stimme. Sie blinzelte zu ihm hinauf. Er hatte sich leicht zu ihr hinab gebeugt. An ihm vorbei, vor dem Fenster draußen, sah sie Helligkeit.
Rasch sah sie zu G. Eine weitere Pflegeeinheit schien vorbei. Er lag nun auf seiner rechten Seite, mit dem Rücken zu ihr. Das Krankenhaushemd klaffte zwischen seinen Schultern etwas auseinander und sie konnte den Verband oben über seiner Wirbelsäule sehen.
Hastig stand sie auf, eilte um das Fußende des Bettes herum, auf die andere Seite.
G schlief.
Jetzt, mit der Helligkeit des Tages wirkte sein Gesicht noch immer fürchterlich blass, eingefallen. Die dunklen Schatten unter seinen Augen ließen es regelrecht verfallen aussehen. Er lag zusammengekrümmt, klein, irgendwie ätherisch, fast durchsichtig. Hätte sie es nicht besser gewußt, wäre es ihr vorgekommen als wäre er am Verschwinden. Dennoch jagte es ihr im ersten Moment einen Riesenschrecken ein.
„Oh … mein Gott!“
Rasch beugte sie sich über ihn, legte ihre Hand an seine Wange. Seine Haut war noch immer kalt. Sein Gesichtsausdruck war ruhig, ganz entspannt, ausdruckslos, sein Schlaf schien sehr tief. Wenigstens schien er keine Schmerzen zu spüren. Sie beugte sich noch weiter über ihn, küsste ihn nachdrücklich auf die Wange. Er rührte sich nicht.
„Hey!“ Sams Stimme war ganz sanft.
„Nimm Dir eine Auszeit! Fahr‘ nach Hause, nimm‘ eine Dusche, das habe ich auch gerade gemacht! Einfach für eine Stunde `mal etwas anderes machen, versuchen, den Kopf frei zu kriegen! Keiner weiß`, wie lange das hier noch dauert! Wir müssen fit sein für G! Ich bleibe so lange hier bei ihm bis Du wiederkommst!“
Malgorzatta sah ihn an. Sams Blick zu ihr war gütig, wohlwollend, mitleidig. Sein Angebot klang verlockend. Es würde ihr die Gelegenheit geben, die Sache mit Efremil ins Reine zu bringen. Danach, wenn die Sache erledigt war, konnte sie sich voll und ganz auf G konzentrieren.
„Danke, Sam! Das ist eine gute Idee! Rufst Du mich an falls etwas ein sollte?“
„Natürlich!“ gab Sam sanft zurück. Malgorzatta nickte ihm zu. Sie beugte sich über G, berührte mit den Lippen leicht, nachdrücklich die seinen.
„Ich bin bald wieder bei Dir, mein Schatz! Ich regel` das schon `mal … mit Efremil! Und dann sehen wir zu, dass Du schnell wieder gesund wirst! Ich liebe Dich, G!“
Sie streichelte mit der Hand langsam über seinen Arm, wandte sich dann ab. Als ihr Blick Sam streifte sah sie die Zustimmung in seinem Blick.
„Danke!“ meinte sie und nahm ihre Sachen, ihre Jacke, ihre Tasche. „Bis gleich!“
„Fahr` vorsichtig!“ meinte Sam. „Bis gleich!“
„Danke!“ meinte Malgorzatta und schenkte ihm ein Lächeln. Sie verließ das Zimmer, das Krankenhaus und ging zum Parkplatz. Es herrschte strahlender Sonnenschein, es war ein wunderschöner Morgen Anfang Mai in Los Angeles. Es kam ihr unwirklich vor. Ihr ganzes Leben war dabei, sich zu verändern. Sie fühlte sich verunsichert. Sie wusste nicht, was werden würde, sie hatte Angst um G, doch wenn mit Efremil erst einmal der erste Schritt gemacht war, würde sie sich sicher etwas besser fühlen. Sie setzte sich auf eine der freien Bänke unter den Bäumen, die den Parkplatz säumten. Zärtlich berührte sie mit dem Daumen ihren Ring:
„Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, Mrs. Vendulova?“ hatte sie die Stimme gehört. Und sofort erkannt. Sie brauchte sich gar nicht erst herum zu drehen. Sie spürte die Wärme der Gestalt schräg rechts hinter sich. So nah, dass sie beim Sprechen ihren warmen Atem an ihrem Nacken, ihrem Haar gespürt hatte. Ein kleiner Schauer lief ihren Rücken hinab. Für einen Moment genoss sie es bevor sie sich umwandte.
„Freut mich, Sie wiederzusehen, Mister Callen!“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ erwiderte er galant.
G Callen trug Jeans und ein dunkelgrünes Hemd dazu. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte war er im Smoking gewesen. Und hatte nicht weniger hinreißend ausgesehen!
Ob er sie wohl beim Treffen mit Parker beobachtet hatte? Die Übergabe war keine fünf Minuten her. Sie hatte ihn nicht bemerkt, aber das war kein Wunder, er war gut!
„Was führt Sie nach Rio, Mister Callen?“
Sie sah ihn an. Spürte ihre Wangen brennen. Wusste, dass sie sich diesmal nicht verstellen und verstecken konnte! Manche Dinge ließen sich einfach nicht verbergen!
„Ich bin beruflich hier!“ gab Callen lapidar zurück. Malgorzatta hätte beinahe gelacht. Hatte sie wirklich geglaubt, er würde er ihr genau sagen, was er hier tat? Er würde sie genau so anlügen wie sie ihn.
„Ja, natürlich!“
Sie sah ihn an. Er hatte so unglaublich blaue Augen. Das helle Licht hier auf der Straße hier zeigte ihr Details in seinem Gesicht, die sie im Halbdunkeln der Botschaft nicht gesehen hatte. Die kleine runde Narbe vor seiner rechten Augenbraue beispielsweise. Oder seine etwas hellere linke Augenbraue. Kleine Fältchen unter seinen Augen wirkten ausgeprägt. Er machte einen müden Eindruck, wirkte etwas erschöpft. Sie merkte es eigentlich mehr als dass sie es wirklich sah.
„Ich würde wirklich sehr gerne einen Kaffee mit Ihnen trinken, Mister Callen!“
G Callen lächelte. Malgorzatta spürte, dass dieses Lächeln genau so ehrlich war wie das, was sie gesagt hatte! Ganz leicht berührte er mit der Hand, kurz, ihren Arm.
„Hier ist gleich das Rio Beach Hotel in der Nähe! Kennen Sie das Café?“
„Nein.“ Antwortete Malgorzatta wahrheitsgemäß. Sie kannte sich überhaupt nicht aus in Rio, sie war das erste Mal hier. Und erst seit ein, zwei Minuten begann sie es richtig zu genießen!
„Dann gehen wir doch dorthin! Die Richtung!“ meinte Callen und wies zu der nächsten Querstraße links, die in ein paar Metern Entfernung abzweigte,
„Sie kennen sich hier aus, Mister Callen? Waren Sie schon öfter hier?“
Malgorzatta schlug die angegebene Richtung ein. Sie beging gerade zwei Todsünden auf einmal: als verheiratete Frau begann sie, sich auf einen anderen Mann einzulassen! Und was vielleicht noch schlimmer war: sie ließ sich auf einen Agenten ein!
„Einige Male!“ Callen warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Und Sie begleiten Ihren Mann zum Wirtschaftssymposium hier, Mrs. Vendulova? Wir müssen … `rüber!“
Er wies zur anderen Straßenseite und trat achtsam voran, auf die Straße, Malgorzatta registrierte, wie er seinen Arm in ihre Richtung ausstreckte, suchend, beschützend. Sie folgte ihm, über die wenig befahrene Seitenstraße, bis auf die andere Straßenseite, und die wenigen Meter bis vor die große hohe Glasfront des Beach Inn.
„Ja, richtig! Danke!“
Callen öffnete ihr die getönte Glastür und ließ sie in die große Halle vorangehen. Es war weit hier, hell und es wimmelte von Leuten, Leute, die eincheckten, Leute, die auscheckten, Leute, die die Restaurants, die Bars und die Cafés aufsuchten, zu den Fahrstühlen eilten, zu den Treppen oder zu den Ausgängen. Grünpflanzen unterteilten die Halle optisch in verschiedene Bereiche, in Sitzecken, es roch frisch, und leise easy Klaviermusik erklang über Deckenlautsprecher.
„Hier, Mrs. Vendulova!“
Callen wies ihr die Richtung zu den Fahrstühlen, berührte sie wieder leicht am Arm, Malgorzatta legte es darauf an, die Berührung für ein paar Sekunden zu verlängern. Callen merkte es. Er sah sie an. Sie wich seinem Blick nicht aus, konnte sich an dem unglaublichen Blau seiner Augen gar nicht satt sehen. Er ließ sie vorangehen als die Kabine kam, Malgorzatta spürte seine Hand sacht an ihrer Schulter. Auch hier war die leise Musik zu hören während die Kabine sich nach oben in Bewegung setzte.
„Es ist nett hier!“
Sie schenkte ihm ein unverbindliches Lächeln. Außer ihnen waren noch ein älteres Ehepaar und ein Mann mittleren Alters mit ihnen hier in der Kabine.
„Waren Sie noch nie hier?“ fragte Callen. Im begrenzten Raum des Liftes stand er so nah neben ihr, dass ihre Schultern sich so eben berührten. Sie spürte die Wärme seines Körpers, seine Nähe. Er roch nach einem frischen Duschgel und etwas verschwitzt, nicht unangenehm.
„Weder in Rio noch im Beach Inn.“ antwortete sie ihm.
Callen nickte leicht.
Die Kabine hielt mit einem kleinen Ruck, der ihre Schultern zusammen stießen ließ. Malgorzatta ging diese Berührung durch und durch. Sie wollte mehr davon. Nicht das erste Mal. Nicht `mal nach einer Berührung von Efremil hatte sie sich so gesehnt, selbst am Anfang nicht! Der ältere Mann stieg aus. Die Fahrstuhltüren schlossen sich wieder, die Kabine setzte sich in Bewegung, nach oben, wieder mit einem kleinen Ruck, wieder mit der kleinen Bewegung an Callens Schulter, Malgorzatta registrierte, dass auch Callen es ruhig geschehen ließ, er nicht einen Zentimeter von ihr abrückte.
Das Café lag im Dachgeschoss. Die Türen der Kabine öffneten sich direkt in den Gastraum, zu unzähligen Tischen, Stühlen und Sitzecken, zu großblättrigen Grünpflanzen, die die Sitzecken voneinander trennten. Zur rechten Seite hin stand eine große Glasfront offen zur Dachterrasse hinaus, wo man ebenfalls sitzen konnte. Auch hier erklang leise, entspannende Klaviermusik über Deckenlautsprecher. Es war sehr voll. Servicekräfte balancierten schnell und geschickt Tabletts umher.
„Kommen Sie! Ich denke, auf der Dachterrasse ist noch etwas frei!“ meinte Callen und legte wieder seine Hand sacht an ihre Schulter, schob sie so sanft in Richtung der offen stehenden Glaswand.
„Danke.“
Malgorzatta verhielt ihren Schritt absichtlich ein wenig, lehnte sich etwas gegen Callens Hand zurück. Es war aufregend zu spüren, dass er sie dort beließ. Er sah sie an, fast ein wenig erstaunt. Sie schenkte ihm ein Lächeln. Callen erwiderte es, führte sie hinaus auf die Dachterrasse. Sie war recht breit. Hinter dem Geländer ging es neun Stockwerke in den Innenhof des Hotels hinab. Malgorzatta vermied den Blick hinunter. Sie war nicht schwindelfrei!
„Sollen wir uns dort … ?“
Callen wies auf einen freien Tisch links. Es war ein kleiner runder dunkler Holztisch, mit zwei Stühlen, nebeneinander, um Beiden dort Sitzenden einen Blick über das nebenliegende niedrigere Gebäude Richtung Meer zu gewährleisten.
„Ja, das sieht nett aus! Danke!“
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln während er ihr den Stuhl zurecht rückte, dann neben ihr Platz nahm. Es war warm. Drinnen bewegten Deckenventilatoren die Luft ein wenig. Der Himmel war wolkenlos blau, die Sonne schien strahlend. Es war schön hier in Brasilien. Callen sah sie an. Der Blick seiner blauen Augen wanderte für einen langen Moment über ihr Gesicht. Malgorzatta spürte die Zugewandtheit darin. Sie wollte sie gerne zurück geben.
„Was haben Sie schon von Rio gesehen, Mrs. Vendulova? Wie lange bleiben Sie hier?“
Malgorzatta war sich ziemlich sicher, dass er wusste, dass das Symposium bis übermorgen ging.
„Ich habe bisher ein bisschen von der Innenstadt gesehen und genieße gerade das Café im Beach Inn-Hotel! Und ich würde mich freuen, wenn Sie Malgorzatta zu mir sagen!“
G lachte.
„Ich heiße G.“
„Einfach so?“
Bisher hatte sie den einzelnen Buchstaben für eine nachlässige Abkürzung in seiner Akte gehalten.
„Was darf ich Ihnen bringen?“
Ein Kellner war fast lautlos, aber schwungvoll an ihren Tisch getreten.
„Der Kaffee hier ist hervorragend!“ meinte Callen zu ihr und bestellte einen. Malgorzatta bestellte ebenfalls einen.
„Einfach so?“ wiederholte sie dann und sah Callen fragend an.
„Ja.“
Sein Gesicht war für einen Moment sehr ernst bevor seine Lippen sich wieder zu einem ganz kleinen Lächeln verzogen, Wärme in seinen Blick zurück kehrte.
„Ich hab` bisher gedacht, das wär` nur eine Abkürzung in … Deiner Akte?“
Ganz kurz sah sie seine linke Augenbraue hochzucken. Es signalisierte sein Erstaunen, das sie ein bisschen beabsichtigt hatte.
„Du … „ es klang fast zärtlich von seinen Lippen „ … siehst Akten über mich ein?“
„Du hast Dich unter falschem Namen bei uns in die Botschaft geschlichen!“
Callen öffnete den Mund wie um etwas zu sagen. Er schloss ihn wieder, wandte den Blick kurz ab, lachte, sah sie wieder an.
„Es steht nur drinnen, dass Du für den NCIS in Los Angeles arbeitest und früher beim DEA warst!“
Strenggenommen betrieb sie gerade Geheimnisverrat. Selbst Efremil würde ihr das nicht mehr durchgehen lassen!
„Und ich glaube, ich habe aus Versehen den falschen Knopf gedrückt und die Akte ist nicht mehr gespeichert worden!“
Callen lächelte.
Der Kellner kam und servierte ihren Kaffee, stellte die zwei Tassen und zwei Gläser mit Wasser sowie einen kleinen Beistellteller mit Gebäck vor ihnen auf dem Tisch ab.
„Danke schön.“
„Keine Ursache, Ma`m!“
Der Kellner nickte leicht und ging dann wieder. Malgorzatta sah zu Callen. Er hatte sich ihr zugewandt, seinen rechten Arm auf die niedrige Rückenlehne ihres Stuhles gelegt. Sie lehnte sich nach hinten zurück. Spürte die Wärme seines Armes an ihrem Rücken. Genoss es. Und dass er ihn dort liegen ließ.
„Woher wusstet ihr das mit dem falschen Namen?“
„Efremil lässt Überwachungsvideos routinemäßig über eine Gesichtserkennungssoftware laufen. Du warst gespeichert.“ gab sie wahrheitsgemäß zurück. Callen nickte langsam.
„Unglücklicherweise sind die Bänder falsch gelagert worden, so dass es im Moment da gar nichts zu belegen gibt!“ fuhr sie fort.
Callens blaue Augen wanderten zu ihr. Er verstand was sie meinte. Ein kleines Lächeln verzog sein Gesicht.
„Danke.“
Er wich ihrem Blick nicht aus. Sein Arm lag nach wie vor auf der Rückenlehne ihres Stuhles, warm an ihrem Rücken.
„Sehr gerne geschehen!“
Malgorzatta rührte Zucker, Milch in ihren Kaffee, nahm einen vorsichtigen Schluck. Er war heiß. Sie trank, wenn es warm war, ohnehin lieber heiße Sachen.
„Oh, der ist wirklich gut!“
Sie atmete ein wenig aus um Entspannung zu signalisieren, ließ bewusst ihre Schultern sinken, sah Callen an. Für ihre Begriffe hatte er einen Knopf seines Hemdes zu weit an seinem Hals geschlossen, er wirkte im wahrsten Sinne des Wortes `zugeknöpft`! Im hellen Licht der Sonne hier konnte sie die feinen braunen Härchen auf seinem linken Unterarm sehen, seine Hand lag auf dem Tisch, neben seiner Tasse.
„Darf ich fragen, wie lange Du noch bleibst?“
Callen sah sie an.
„Mein Flug zurück geht morgen. Morgen früh!“
Malgorzatta nickte.
„Und?“
Sie sah ihn aufmerksam an.
„Was kann ich mir hier noch ansehen? Außer dem Zuckerhut? Ich habe den Eindruck, Du kennst Dich hier doch ein bisschen besser aus?“
Callen lächelte. Er trank einen Schluck von seinem Kaffee, stellte die Tasse auf den Unterteller zurück. Er blinzelte ein wenig, die hellen Wände des Gebäudes reflektierten die Sonne hier, trotz der halb heruntergelassenen Markisen. Das Blinzeln verstärkte die kleinen Fältchen unter seinen Augen. Sie fand noch immer, dass er müde aussah.
„Das Seaquarium ist gut! Und eine halbe Stunde Fahrt von hier gibt es eine wunderschöne kleine Kapelle mit sehr aufwendigen Kachelarbeiten und Mosaiken!“
Malgozatta nickte verstehend. Sie trank wieder von ihrem Kaffee, vorsichtig, ihren Platz an der Rückenlehne des Stuhles nicht allzu weit aufgebend.
„Warum einfach nur G wenn ich fragen darf?“
Sie sah ihn an.
Callen wich ihrem Blick für einen Moment aus, senkte den Kopf.
„Ich war in meiner Kindheit in ziemlich vielen Pflegefamilien! Mein richtiger Vorname ist dabei irgendwie … verloren gegangen!“
„Das tut mir leid!“
Seine eigene Vergangenheit schien dem Bundesagenten schwer zu schaffen zu machen.
„Das muss es nicht!“ Callen sah sie wieder an, zuckte leicht die Schulter. Dabei nahm er es längst nicht so leicht um es mit einem Schulterzucken abzutun, das merkte man ihm an.
„Tut es aber! Manchmal trifft man Leute, die sind einem von Anfang an unheimlich sympathisch und bei denen nimmt man vielleicht mehr Anteil an ihrem Leben als sie das eigentlich möchten! Da kann man nichts machen!“
Sie griff wieder zu ihrer Tasse um ihre Worte beiläufig wirken zu lassen, auch wenn sie schwer wiegten. Nur zu genau spürte sie, dass sie ihre Wirkung auf Callen nicht verfehlten. Sein Lächeln, das im Ansatz spöttisch war, verschwand sehr schnell. Er wandte den Blick ab, drehte den Kopf, richtete die Augen auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne, weit über das Geländer. Malgorzatta sah ihn von der Seite an. Callens Gesichtsausdruck war verschlossen. Die Härchen seines Tage-alten Bartes hoben sich dunkel von seiner Wange, seinem Kinn, seinem Hals ab. Seine dunklen Haare waren fast so lang wie sie, gaben seine Ohren frei, viel von seiner Stirn, und ließen seine helle Kopfhaut durchscheinen. Er wirkte unheimlich tough, raubeinig! Und er schien ihren Blick zu spüren, wandte den Kopf, sah sie an. Nur so eben spürte sie seine Fingerkuppen sehr sacht auf ihren Rücken rutschen.
„Wie viele sind ziemlich viele Pflegefamilien?“
Sie sah Callens Schultern leicht zucken.
„Ich weiß es nicht! Hab‘ aufgehört zu zählen! Waren zu viele!“
„War es so schlimm dort?“
Sie sah ihn betroffen an.
„War schwer sich wohl zu fühlen.“ gab Callen einfach zurück. Das konnte Malgorzatta absolut nachvollziehen.
„Gab es überhaupt Familien, in denen Du Dich wohl gefühlt hast?“
„Es gab eine, da war ich mehrere Monate.“ erwiderte Callen. Malgorzatta spürte seine Finger ganz vorsichtig über ihren Rücken streicheln. Er sah sie an, lächelte ein wenig.
„Erzähl‘ mir lieber `was von Dir!“
„Ich rede nicht gerne über mich!“
Sie schaffte es, es unverbindlich und ganz und gar nicht abweisend klingen zu lassen. Callen lächelte noch ein bisschen mehr. Er mochte genau so wenig über sich reden wie sie über sich, doch sein Gesichtsausdruck war offen, zugewandt, sein Blick warm. Er hatte sich noch ein bisschen zu ihr herübergebeugt und sie konnte die Wärme seines Körpers an ihrem spüren, seine Nähe. Sie wandte sich ihm noch ein wenig mehr zu. Legte wie selbstverständlich ihre Hand auf sein Bein.
„Schlecht, wenn zwei Leute bei Kaffee zusammen sitzen die ungern von sich erzählen!“
Callen ließ die Berührung geschehen. Malgorzatta hatte den Eindruck, dass er sie sogar ein wenig genoss. Sein Gesichtsausdruck war wach.
„Wie lange bist Du schon verheiratet?“
Seine Stimme war leise, einschmeichelnd. Er war so nah gerückt, dass sie seinen Atem warm an ihrer Wange spüren konnte.
„Vier Jahre. Stimmt, Du hast Erfahrung darin, Leute zum Reden zu bringen!“
Callen lachte leise. Für einen kurzen Moment beugte er seinen Arm, wie unabsichtlich, zog sie damit sekundenlang noch ein wenig näher zu sich.
„Verzeih‘ bitte … so war das nicht gemeint!“
Malgorzatta spürte ihr Herz bis zum Hals klopfen. Seine unmittelbare Nähe nahm ihr fast den Atem. Zu spüren, dass er ihre Berührung geschehen ließ, war wie ein kleiner Rausch, ganz zu schweigen davon, seinen Arm an ihrer Schulter zu spüren, zu fühlen, wie er sie achtsam hielt, wie wichtig es ihm offensichtlich war.
"Ich hab's auch nicht so verstanden!"
"Gut." meinte Callen halblaut. Er sah sie an. Zugewandtheit lag in seinem Blick, ein Hauch Verwunderung und ein Funken Neugierde. Sie selbst war auch neugierig. Wie es weitergehen würde mit ihnen beiden. Sie war nicht bereit, die Sache jetzt noch zu beenden, es fühlte sich zu gut, zu richtig an! Sie war bisher noch nie bereit gewesen, ihre Ehe auf`s Spiel zu setzen. Jetzt war das keine Frage mehr!
"Hast Du nachher noch ein bisschen Zeit?" fragte Callen halblaut. Er wurde mutiger, beließ sein Gesicht sekundenlang an ihrem kurzen Haar, sie spürte, wie er tief einatmete. Für einen Moment fragte sie sich, wie ihr Haar wohl roch. Sie benutzte kein extra duftendes Shampoo, keine parfümierte Spülung. Ob er es wohl mochte?
"Ich habe noch eine Menge Zeit. Efremil hat heute Abend ein Abendessen mit einigen Leuten, da muss ich nicht unbedingt dabei sein!"
Callen nickte leicht, verstehend. Er griff zu seiner Tasse und trank seinen Kaffee aus.
"War er gut?" erkundigte Malgorzatta sich möglichst unverbindlich. Sie wollte nicht, dass die Situation zu ernst, verkrampft wurde. Callen nickte.
"Ja. Deiner nicht?"
"Doch. Er ist sehr gut. Ich werde ihn im Leben nicht vergessen!"
Callen sah sie an. Sein kleines Lächeln zeigte ihr, dass er verstanden hatte.
"Okay! Was hälst Du davon, wenn wir ein Stück `rausfahren und ein bisschen spazieren gehen?"
Malgorzatta sah ihn an.
"Bitte, versteh' das jetzt nicht falsch ... hast Du schon alles erledigt hier? Wenn ich davon ausgehe, dass Du hier nicht auf Urlaub bist!"
Callens blaue Augen wanderten für einen langen Moment ruhig über ihr Gesicht.
"Es gibt eine Sache, die ich noch erledigen möchte ... "
Sie wandte den Blick nicht ab. Einmal mehr fielen ihr im Sonnenlicht seine etwas hellere Augenbraue, die Länge seiner Wimpern auf.
"Das hört sich nach einem sehr netten Spaziergang an. Sehr gerne!"
Sie griff zu ihrer Tasse und trank ihren Kaffee aus.
"Macht es Dir etwas aus, vorher noch bei mir im Hotel vorbei zu fahren damit ich mir andere Schuhe anziehen kann?"
"Nein. Überhaupt nicht!"
Wieder kam Callen ihr beim Sprechen ein bisschen näher, wieder hatte sie den Eindruck, er röche an ihrem Haar.
"Entschuldige mich einen Moment!"
"Natürlich!"
Sie sah ihm zu als er aufstand, ihm nach, als er im Innenraum des Cafés verschwand. Hastig kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Spiegel, warf einen kurzen prüfenden Blick hinein. Dann ließ sie ihn wieder in ihrer Tasche verschwinden. Sie griff zu einem Keks auf dem Beistellteller, brach ihn in der Mitte durch und steckte sich die Hälfte in den Mund. Sie hatte kein schlechtes Gewissen. alles kam ihr vorbestimmt vor, so. als ob es nicht anders hätte sein sollen. Gerade als sie die anderen Hälfte des Kekses verspeiste kam Callen zurück. Im ersten Moment blinzelte er im Sonnenlicht als er auf die Terrasse hinaus trat. Er wirkte lässig, ganz unverkrampft als er an ihren Tisch zurück kam, sich leicht zu ihr hinab beugte, seine Hand an ihre Schulter legte.
"Sollen wir?"
"Sehr gerne?"
Malgorzatta registrierte mit Wohlwollen, wie er ihr den Stuhl zurecht rückte als sie aufstand, ihre Tasche nahm. Seine Hand verharrte sacht an ihrem Rücken während er sie durch den großen Innenraum vorangehen ließ, Richtung des Fahrstuhles sanft führte. Mit ihnen betraten zwei junge Frauen die Kabine. Malgorzatta bemerket, dass die beiden Callen ganz ungeniert anstarrten. Er schien ihre Blicke nicht zu bemerken. Sie verspürte Eifersucht. Als sie zu Callen hinaufblickte sah sie, wie seine blauen Augen links oben unter die Fahrstuhldecke rutschten. Als sie seinem Blick folgte sah sie die dort angebrachte Überwachungskamera. Die beiden Mädchen giggelten.
"Mein Wagen steht ganz in der Nähe." meinte Callen während er sie durch die weite Hotelhalle führte. Es war eindeutig ein unauffälliger Mietwagen, den er fuhr, und Malgorzatta bemerkte verwundert, dass er ein Navigationsgerät anschloss.
"Welches ist Dein Hotel?" fragte er dann, sah sie an.
"Es ist das Palace." gab sie zurück.
Callen nickte.
Das Palace war das ultimative Luxushotel in Rio, ein schickes, weißes kastiges Gebäude, in dem sie eine Suite bewohnten, die an Eleganz kaum zu überbieten war. Es lag in der Innenstadt. Als sie gut zehn Minuten später in einer ruhigen Vorortsiedlung am Straßenrand parkten sah Malgorzatta amüsiert zu Callen herüber.
"Es sah heute Mittag noch ein ganz klein wenig anders aus hier!"
Callen warf ihr einen Blick zu.
"Ja ... irgendetwas scheint hier nicht so richtig zu funktionieren."
Er beugte sich leicht herüber und drückte zwei, drei Knöpfe an dem kleinen Navigationsgerät auf dem Armaturenbrett.
"Palace, sagst Du?"
"Hmhm."
Callen drückte die verschiedenen Knöpfe noch drei Mal. Dann lenkte er den Wagen wieder auf die Straße.
"Ich denke, ich fahre eben ins Hotel zurück um das Navi an meinem PC zu synchronisieren!"
Malgorzatta biss sich auf die Unterlippe. Offensichtlicher konnte seine Ausrede kaum sein. Das Palace lag an einem großen Platz mitten in der Innenstadt, es würde kein Problem sein, es dort zu finden. Zur Not gab es Leute auf der Straße um zu fragen. Callen musste etwas ganz anderes im Sinn haben. Sie wollte es gerne darauf ankommen lassen.
"Das ist eine wirklich gute Idee."
Wie selbstverständlich ließ sie ihre Hand eben kurz über sein Bein streichen. Er hatte es im Café toleriert. Und er ließ es auch jetzt geschehen, sein Gesicht zeigte kein Zeichen von Missfallen als sie ihn von der Seite ansah. Dass sie keine fünf Minuten später vor einem kleinen unauffälligen Hotel ankamen amüsierte sie bloß noch mehr. Mit seinen drei Stockwerken schmiegte es sich harmonisch in die Häuserreihe auf seiner Straßenseite, Callen parkte den Wagen in einer Lücke vor dem Haus und stellte den Motor ab. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, stöpselte das Navi aus, nahm es vom Armaturenbrett und stieg aus. Er war um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür bevor sie es selbst tun konnte.
"Danke, G."
In dem Moment, in dem er die Wagentür zuschlug, bauschte ein Windstoß kurz sein grünes Hemd und legte es dann wieder an seinen Rücken an. Nur zu deutlich konnte sie dort sekundenlang die Ausbuchtung unter dem Stoff an der rechten Seite seines Hosenbundes erkennen. Sie blieb am Wagen stehen. Callen, der schon einen Schritt auf den Bürgersteig gemacht hatte, machte ihn wieder zurück und sah sie fragend an.
"Bevor wir da jetzt `rein gehen ... " sie streckte ihre Linke aus, zu ihm, und ließ sie sacht über seine rechte Seite, hinten am Rücken streichen " ... Du bist bewaffnet?"
Callen hob augenblicklich die Hände bis auf Schulterhöhe. Er sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war in keinster Weise irritiert über ihre Worte, über das, was sie tat. Dann, ganz unvermittelt, ließ er beide Arme sinken, legte sie um ihre Schultern, zog sie sacht zu sich und küsste sie. Malgorzatta verschlug es für einen Moment wirklich den Atem. Die Berührung seiner Lippen war kurz, aber unendlich sacht, ihr linker Arm rutschte um seine Seite ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Seine unmittelbare Nähe, seine Wärme überwältigte sie sofort. Am meisten jedoch berührte sie, dass Callen sie nach dem Kuss nicht los ließ sondern einfach nur weiter im Arm hielt, und sie ansah, für einen ganz langen Moment. Dann küsste er sie noch mal. Sie schmiegte sich an ihn. Erwiderte seinen Kuss. Behutsam, langsam ließ sie ihre Rechte über seinen Rücken streicheln.
An ihrem linken Arm spürte sie einen Sonnenstrahl. Gs Atmen gegen ihren Oberkörper war sacht. Das Spiel seiner Lippen zärtlich.
Irgendwo stand ein Fenster offen. Musik war aus der dahinter liegenden Wohnung zu hören:
Any time you want to, you can turn me on to, anything you want to, any time at all. When I kiss your lips oh I star to shiver, can't control the quivering inside!
Mit einem Mal fühlte sich alles richtig an! Selbst Efremil erschien ihr plötzlich bloß als eine Art Zwischenstation. G schien ihre wahre Bestimmung zu sein!
Er löste seine Lippen von den ihren und sah sie an. Sein Lächeln, das auch in seinen blauen Augen stand, was klein, warm, zärtlich.
"Komm, wir gehen `rein, ja?"
"Gerne, G!"
Sie ließ sich von ihm ins Haus führen, wo ihm in einer einfachen, fast wohnzimmerlich anmutenden Rezeption der Schlüssel zu seinem Zimmer ausgehändigt wurde. Es gab hier nicht mal einen Fahrstuhl.
Gs Zimmer lag im zweiten Stock. Verglichen mit ihrer Luxus-Suite war es sehr einfach. Aber es war sauber und penibel aufgeräumt. Es lagen auch keine persönlichen Gegenstände von G herum. Nicht mal sein Gepäck war zu sehen.
Als G die Tür hinter ihnen geschlossen, abgeschlossen hatte, legte er das Navi auf dem Tisch ab, griff dann zu seiner Waffe, zeigte sie ihr demonstrativ und legte sie dann in den Kleiderschrank. Malgorzatta stellte ihre Handtasche auf dem Sessel ab. hob- ohne es eigentlich recht zu wollen - ihre Rechte, wie um sich zu ergeben.
"Ich bin unbewaffnet! Du hattest leichtes Spiel!"
G lachte leise auf.
"Hätte es etwas geändert wenn Du bewaffnet gewesen wärst?"
Er machte die wenigen Schritte zu ihr, nahm ihre Rechte, zog sie leicht zu sich. Malgorzatta ließ es geschehen. Sie legte beide Arme um ihn, schmiegte sich an ihn als er sie sacht zu sich zog.
"Nein. Du hattest es ziemlich schnell ziemlich einfach!"
G lächelte.
Die Geste, mit der er seine Hand an ihre Wange legte und sie küsste, war sehr zärtlich.
"Du bist wundervoll. " raunte er.
"Du hast wunderschöne Augen! Das ist mir schon in der Botschaft aufgefallen!"
"Danke, G!" gab sie zurück und musste seinem Blick für einen Moment ausweichen, spürte, wie ihre Wangen zu brennen begannen.
"Du machst mich verlegen!"
"Tut mir leid, das wollte ich nicht!" gab G zurück.
"Aber es war wunderschön, wie Du mich den ganzen Nachmittag damit angesehen hast! So wie Du es jetzt auch tust!"
Malgorzatta musste lächeln. Ihre Wangen brannten noch mehr.
"Danke, G. Ich wusste gar nicht, dass die Agenten vom NCIS so schöne Komplimente machen können!"
"Ist weniger eine Ausbildungssache." gab G leise zurück.
Malgorzatta spürte seine Fingerkuppen sehr sacht über ihre Wange streicheln. Für einen Moment wandte sie den Kopf, berührte mit den Lippen seine Finger nachdrücklich bevor sie ihn wieder ansah.
"Schön, dass Du mich angesprochen hast! Ich habe mich wirklich gefreut, Dich wiederzusehen!"
"Bestimmt?"
G sah sie an. Seine Hand lag noch immer an ihrer Wange, sein Daumen streichelte sanft über ihre Haut. Malgorzatta mochte den ruhigen, entspannten Ausdruck seines Gesichtes.
"Ja."
Sie schob sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen behutsam die seinen. G ließ ihren Kuss geschehen. Er hielt ganz still, Malgorzatta konnte sehen, wie er ein wenig die Augen schloss. Sein Atmen gegen ihren Oberkörper wurde tief. Langsam ließ sie ihre Hand von seinem Rücken nach vorne streichen, über seine Brust. G wandte den Kopf ein bisschen beiseite. Seine Lippen rutschten leicht über ihre Wange.
"Fühlt sich gut an, was Du da machst."
"Ich glaube ... ich kann auch noch ein bisschen ... hier ... "
Sie streichelte mit dem Zeigefinger langsam über seine Wange hinab, über seinen Hals, genoss das leichte Kratzen seiner dichten Bartstoppeln. G senkte den Kopf ein wenig, ließ geschehen, dass sie mit ihrem Zeigefinger weiter über seine Haut strich, hinab bis zum ersten geschlossenen Knopf seines grünen Hemdes. Sein Gesicht war dem ihren noch immer so nah, dass seine Wange an ihrer ruhte, warm, kratzig. An ihrer Hand auf seiner Brust konnte sie sein schnelles Atmen spüren.
"Du kannst auch noch ein bisschen mehr ... gerne ... "
Der Blick seiner blauen Augen rutschte in ihren während er den Kopf nur ein ganz klein wenig in ihre Richtung wandte.
"Hmhm."
Langsam schob sie Knopf zurück, ließ ihre Finger auf, über seine nackte Haut rutschen, bis zum nächsten Knopf. Sie spürte Gs Hand leicht, nur so eben über ihren Oberkörper streichen, hinab bis zum Bund ihrer Leinenhose, wo sie sich behutsam unter den Stoff ihrer Bluse schob, auf das Stückchen freie Haut, das ihr hochgerutschtes Hemd frei gab. Die Berührung seiner warmen Finger ließ ihr im ersten Moment den Atem stocken.
"Stimmt. Es fühlt sich gut an, was Du da machst!" flüsterte sie ihm zu, musste sich erst einmal räuspern um überhaupt etwas sagen zu können. Sie schob den zweiten Knopf von Gs Hemd durch das Knopfloch zurück. G lächelte. Seine Lippen suchten die ihren. Seine Hand wurde mutiger, strich um ihre Seite auf ihren Rücken, die warme Berührung war wie ein kleiner Rausch. Sie wollte mehr davon. Konnte es kaum abwarten. Für einen Moment nahm sie ihre Rechte zur Hilfe um die restlichen vier Knöpfe zu öffnen. G ließ es geschehen. Er verfolgte mit den Augen die Bewegungen ihrer Hände, sein Gesichtsausdruck war ein bisschen angespannt. Malgorzatta genoss den Moment, in dem sie den Stoff seines Hemdes ein wenig zurückschob und ihre Hände darunter, auf seine Haut streicheln ließ. Sie war ganz warm, verführerisch weich, sie spürte einen leichten Schweißfilm an ihren Fingerkuppen an seinem Rücken.
G gab einen kleinen Laut des Wohlbefindens von sich. Für einen Moment schloss er die Augen ein wenig. Er küsste sie. Malgorzatta erwiderte seinen Kuss während sie sich an ihn schmiegte, das Streicheln seiner Hand an ihrem Rücken genoss, unter ihrem Hemd, sehr behutsam, sehr vorsichtig,
"Das ist wunderschön mit Dir hier, G!"
Sie legte ihren Hand an seine Wange und streichelte mit dem Daumen langsam über seine kratzigen Barthärchen, bevor sie ihn auf's Kinn küsste, das Kratzen seiner Bartstoppeln an ihren Lippen spürte. Sie setzte einen weiteren Kuss an seinen Hals, unter seinen Adamsapfel, und ließ ihre Lippen auch noch ein Stückchen über seine Brust hinab streichen. Seine feinen Härchen dort kitzelten ihre Haut.
G nahm ihr Gesicht zärtlich in beide Hände, "Komm her!" flüsterte er und, mit etwas belegter Stimme, küsste sie. Malgorzatta spürte seine Finger dabei sacht zur Knopfleiste ihrer Tunika streicheln.
Sehr langsam, sehr behutsam öffnete er Knopf um Knopf, und während sie es reglos, fast atemlos geschehene ließ, fragte sie sich insgeheim, ob es für ihn wohl ebenso aufregend gewesen war, als sie die Knöpfe seines Hemdes öffnete. Sie getraute sich kaum zu atmen.
Gs Blick war sehr ruhig. Er verfolgte mit den Augen, was er tat, beobachtete, wie er den leichten Stoff sanft von ihrer Schulter zurückstreichelte, verfolgte, wie er mit dem Finger ganz langsam, zärtlich neben dem Schmuckträger ihres BHs an ihrer rechten Schulter hinab strich. Dann beugte er sich vor und drückte einen behutsamen Kuss auf ihre Haut dort. Sein Atem war warm. Sein Bart kratzte, angenehm. Langsam streichelte sie mit der Hand über seinen Hinterkopf, über seine kurzen Haare. Gs Lippen streichelten über ihre Schulter zurück, über ihren Hals bis hinauf zu den ihren. Seine Umarmung, mit der er sie noch ein wenig an sich drückte, war fast ein bisschen ungestüm.
"Ich bin froh, dass Du bei mir bist!"
Er sah sie an. Der Blick seiner blauen Augen war sehr ruhig, ehrlich, Malgorzatta musste schlucken weil er ihr durch und durch ging. Tief drinnen etwas anrührte. Ihr Wissen, dass er ehrlich war!
Langsam streichelte sie mit der Hand hinab über seine Brust. Er war nicht mager, drahtig. Zum Glück nicht. An ihrer Hand spürte sie, über dem Bund seiner Jeans, über dem Gürtel, einen sehr kleinen Bauchansatz.
"Ich bin glücklich, dass ich bei Dir sein darf, G!"
"Ich habe mir das schon in Kiew vorgestellt." flüsterte G halblaut, seine Rechte sanft an ihrem Nacken, seine Linke leicht, langsam über ihren Rücken streichelnd.
"Ich habe es aber nicht zu hoffen gewagt ... "
"Ich auch nicht. Aber ich finde es wunderbar so. Es fühlt sich ... so richtig an."
G küsste sie und zog sie an sich.
... Malgorzatta fuhr in die Botschaft zurück. Bevor sie nach oben zu den Wohnräumen ging, suchte sie unten die Büroräume auf. Thoezuz war hier, Efremils Bruder und ihr Schwager. Malgorzatta blieb ohne Umschweife vor seinem Schreibtisch stehen.
"Ocean Drive, gestern Abend! Haben wir einen amerikanischen Agenten im Visier gehabt?"
Theozuz sah von unten, von seinem Platz am Schreibtisch zu ihr auf.
"Nein! Seit wann interessiert Dich das?"
"Seit ich mir ansehen musste wie er niedergemäht wurde!" gab Malgorzatta zurück, nun etwas versöhnlicher. Sie glaubte ihm.
"Wissen wir, wer es getan haben könnte?" fragte sie ihn weiter.
Theozuz war misstrauisch. Sie hatte ihn noch nie nach so etwas gefragt, sich für Interna interessiert. Zumindest nicht so offensichtlich!
"Nein! Wir haben Meldungen darüber gehört! Aber wir waren nicht beteiligt und wissen auch nicht, wer dahinter steckt!"
"Bestimmt?" fragte Malgorzatta nach.
Thoezuz nickte argwöhnisch.
"Jaa?"
"Danke Dir!"
Malgorzatta nickte ihm zu und verließ ohne weitere Erklärung das Büro, ging nach oben, in die Wohnräume der Botschaft. Ohne Umschweife ging sie ins Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank, nahm ihre Reisetasche heraus und begann zu packen. Es vergingen keine zehn Minuten bis Efremil herein kam. Theozuz schien ihn zweifellos über ihre Anwesenheit und wahrscheinlich auch über ihre Fragen informiert zu haben.
"Was tust Du?"
Er blieb neben dem offenen Kleiderschrank stehen, warf einen kurzen Blick auf ihre prall gefüllte Reisetasche. Er war so das ganze Gegenteil von G. Groß, schlank, markantes Gesicht, hohe Wangenkochen, dunkle Augen, schwarze Haare, er trug einen tadellosen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine bordeauxrote Krawatte. Als sie sich damals - auf Geheiß des CIA - auf ihn eingelassen hatte, hatte sie sich wirklich in ihn verliebt. Er hatte überaus ansprechende Manieren, er war weltgewandt und hatte einen tadellosen Ruf als Botschafter. Er vertrat sein Land wirklich ausgezeichnet im Ausland, er setzte sich ausnahmslos und vehement für die Bürger ein, die sich in der Not an ihn wandten. Nur liebte sie ihn jetzt nicht mehr!
"Ich packe." gab sie, so sanft, so unanklagend wie möglich zurück.
Sie musste Luft holen. Ihr Herz raste bis zum Hals. Ihr war eiskalt. Sie versuchte, an G zu denken. In ein paar Minuten würde alles vorbei, sie frei sein.
"Ich ... ich muss Dich verlassen, Efremil! Ich muss unsere Ehe beenden! Ich hatte es mir anders vorgestellt, aber ... es ist jetzt so gekommen!"
Sie brachte es nichts über das Herz zu sagen, es täte ihr leid! Es wäre gelogen gewesen!
"Du musst?" wiederholte Efremil. Er war sehr ruhig. Wie immer. Sie kannte ihn nicht aufgeregt.
"Ja. Das muss ich tun!"
"Wegen des amerikanischen Agenten? Theozuz hat mir erzählt, dass Du ihn gefragt hast!" Efremils dunkle Augen brannten auf ihrem Gesicht.
Malgorzatta wollte nicht diskutieren. Sie wollte es einfach nur hinter sich bringen.
"Ich muss es einfach tun, Efremil ... bitte!"
"Du wirst es aber nicht!" gab Efremil zurück. Streng, beherrscht, ruhig!
"Das kann ich nicht zulassen!"
Malgorzatta sah ihn verblüfft an. Sie vermochte seine Erwiderung beim besten Willen nicht einzuordnen. So kannte sie ihn nicht. Und so wollte sie ihn auch gar nicht mehr kennen lernen!
Sie griff zu ihrer Handtasche, zu den Henkeln der Reisetasche.
"Du bleibst!" schnitt Efremils dunkle Stimme durch den Raum.
"Dein Platz ist an meiner Seite!"
Malgorzatte machte zwei Schritte vom Bett weg. Diese unbekannte Seite ihres Noch-Ehemanns machte ihr auf einmal Angst! Er hatte ihr immer alle Freiheiten gelassen! Sie wollte nichts als weg hier!
G in seinem Krankenbett kam ihr in den Sinn. Sie konnte die Kälte seiner Haut an ihrer fühlen!
Dabei sah sie Efremil in die Innentasche seiner Anzugjacke greifen. Seine Hand kam mit einer Pistole zum Vorschein. Die richtete er auf sie. Es klickte sehr leise im Raum, als er sie entsicherte.
Malgorzatta spürte augenblicklich mehr Verblüffung als Angst. Das konnte doch nicht sein! Efremil, ihr vor Gott angetrauter Ehemann, der ihr unzählige Male versichert hatte, er würde sie lieben, würde sie doch nicht erschießen!
Doch während ihr das durch den Kopf ging sah sie die Bewegung seines Zeigefingers am Abzug. Der Knall war fürchterlich laut in dem Raum.
Der Schlag gegen ihre Brust riss sie von den Füßen. Was wirklich weh tat war, als sie beim Fallen mit dem Rücken auf die Kante des Nachttisches aufschlug. Ihr dunkles Shirt klebte plötzlich in warmer Feuchtigkeit an ihrem Oberkörper. Sie konnte einfach nicht mehr atmen.
Ihr wurde schwindelig. Rasch tastete sie mit dem Daumen nach dem Ring an ihrem Finger. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
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