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Magica Academia Trualentis oder wie kommt man durch vier lange Jahre im Hexenkessel Eliteschule

Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy / P18 / Gen
Ritter & Krieger Zauberer & Hexen
24.04.2022
04.06.2023
12
216.947
8
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Dieses Kapitel
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24.04.2022 2.950
 
Prolog:
Es ist eigentlich immer das Gleiche. Ein besonders begabter Schüler, sei er aus niedrigem Adel oder Stipendiat aus dem Volk, kommt an eine renommierte Eliteschule, dominiert nach kurzer Zeit alle Kurse, schart eine große Gefolgschaft um sich, bricht die alten Normen von Adelsrängen und Loyalitäten und verändert Schule und Schüler nachhaltig. Etwas dagegen haben nur diejenigen, die es gewohnt sind, Macht zu haben und diese eventuell auch missbrauchen. Alter Adel, zum Beispiel. oder Abkömmlinge von Elitefamilien, meistens dann auch schon alter Adel.
Manchmal ist es auch so, dass einer oder mehrere Prinzen an besagte Schule kommen, und dort das erste Mal andere Leute sehr gut kennen lernen, die sie in ihren Leben bisher nicht gekannt haben und dann zum Beispiel mit der Verlobten aus Kindertagen brechen, um mit, sagen wir, einer besonders begabten Stipendiatin aus dem Volk zusammenzukommen. Also Personen, mit denen man eigentlich irgendwie Sympathien entwickelt, oder?

Kurzer Break. Diese Alter Adel-Geschichte, das bin ich. Lasst mich das erklären. Mein Name ist Arden. Ich bin der Sohn eines Herzogs. Eines Herzogs mit einer sehr langen Ahnenkette. Vor ein paar Jahrhunderten stellte ein Zweig meines Hauses auch den König unseres Staates. Und selbst  heute ist der König eng mit meinem Adelshaus verwandt; wir sind Cousins zweiten Grades. Was mich auf die Thronfolgeliste setzt. Ein bisschen weiter unten, aber wenn man es ganz genau nimmt, ist mein Status so hoch, dass eigentlich nur der König über mich Weisungsbefugnis hat. Natürlich muss ich mich an die Gesetze halten, die Akademieregeln beachten und dergleichen, aber mir etwas befehlen, dass kann nur Harrid. Ich meine natürlich seine Majestät, König Hardonitian. Man kann sagen, ich stehe sehr weit oben in der, wie hat Janes das neulich in seiner burschikosen Art ausgedrückt? Ach ja, in der Fresskette. Wenn nicht sogar fast ganz an der Spitze. Und genau das ist mein Problem. Wie, man hat kein Problem, wenn man so weit oben ist? Dann lasst euch eines besseren belehren.
Jeder, der in unserem Reich etwas werden will, oder einen bedeutenden Namen hat, sieht zu, dass er auf die Magia Academia Trualentis kommt, die älteste und beste Schule für Magie in den neun Königreichen, sodass die Adligen aus eben diesen neun Staaten die limitierten Plätze stürmen. Natürlich lehrt diese Schule Magie, sonst würde sie ja nicht so heißen. Aber über die Jahrhunderte hat sie sich stark gewandelt, sodass nicht mehr nur Magie auf dem Lehrplan steht. Hier wird einem mittlerweile sehr viel mehr beigebracht. Tatsächlich, wer es als Staatsmann zu etwas bringen will, braucht den Abschluss auf dieser Schule.
Und hier beginnt mein persönliches Dilemma. Zwar kann nahezu jedermann Magie anwenden, aber was diese angeht, bin ich derart unbegabt, dass ich die ersten Jahre meiner Karriere an einer öffentlichen Schule - Vater und Mutter hatten drauf bestanden - einen eigenen Bodyguard hatte, der mich gegen magische Angriffe aller Art abschirmte. Wir reden hier nicht von Attentaten und dergleichen. Wir reden von den üblichen Streichen, Unachtsamkeiten und Fehlversuchen, die es nun mal gibt, wenn Kinder, denen das Siegel entfernt wird, ihr magisches Potential entdecken und damit experimentieren.

Was das Siegel ist? Magie ist bei uns nun mal omnipräsent, bis auf ein paar wenige Magietaube kann jeder, ob Mensch, ob Elf, ob Ork, egal welcher Rasse halt, sie benutzen. Aber nicht jeder gleich gut. Was uns wieder zu den Stipendien bringt, aber dazu später mehr. Jedenfalls ist meine magische Kraft so gering, dass ich zu den unteren zehn Prozent zähle. Seien wir ehrlich, eher zu den letzten fünf. Und das auch nur, weil ich übermäßig viel Zeit und Energie darauf verwandt habe, um wenigstens das bisschen Mana, über das ich verfüge, sinnvoll einzusetzen. Was es nun mit dem Siegel auf sich hat? Das ist eben so eine Sache. Neugeborene erhalten das bei uns. Die Magie wird quasi abgeschlossen und erst im achten Lebensjahr, wenn das Kind die Grundschule besucht, wieder entfernt. Warum? Weil wir viel zu oft das Problem hatten, dass ein besonders magisch begabtes Kind einen echten Ausbruch im Kindergarten hatte und die Erzieher es nicht bändigen konnten.
Was also tun? Alle Erzieher auf Unterdrückungsmagie schulen? Oder einmal einen kräftigen Schlussstrich ziehen und die Magie erst wieder entsiegeln, wenn sie auch auf dem Lehrplan steht? Letzteres, ja, das haben wir auch gedacht. Also unsere Vorfahren zumindest.

Oh, ich merke, ich schweife ab. Also, ich bin von Adel, ein Cousin des Königs, und seit dem Unfalltod - ha, Unfalltod! - meiner Eltern auch noch Oberhaupt meines Landes und der Familie, zudem der derzeitige Träger des Herzogstitels. Und ich muss insgesamt vier verdammte Jahre auf eine Schule gehen, in der 95 von 100 Leuten stärker, besser, und erfolgreicher in der Magie sind, als ich es je sein werde. Ohne meinen Titel bin ich hier also ein Niemand, und ohne die Ausbildung hier habe ich keinen Leumund. Den ich aber dringend brauche, um den Adelstitel gegen die Nebenzweige meiner eigenen Familie zu verteidigen.
Ja, ich habe es schwer. Wie, den Titel abgeben und es leichter haben? ...ihr kennt meine Familie nicht. Es gibt nur einen Nebenzweig, dem ich zutraue, gute Arbeit zu machen und das Herzogtum weiterhin erfolgreich und wachstumsorientiert zu führen. Deshalb ist deren Oberhaupt, Edmont Trusiel, auch mein Verwalter und Stellvertreter. Die anderen Zweige, mit Haus Trusiel immerhin fünf, leben vor allem von den Erträgen des Haupthauses, also von mir, und würden, ihren jetzigen Lebensstil betrachtend, Land, Leute und Vermögen eiligst gegen die nächste Wand fahren.
Warum ich dann nicht an Edmont abgebe? Würde ich ja gerne. Aber erstens würde ausgerechnet er mir niemals in den Rücken fallen, und zweitens ist seine Nebenfamilie die mit der wenigsten politischen Macht. Ohne seine Position als mein Truchsess, also ohne mich, würden ihn die anderen Zweige meiner Familie in erschreckend kurzer Zeit entmachten und sich dann entweder im Kampf um die Herzogswürde gegenseitig abschlachten, oder den großen Kuchen in viele kleine Stücke teilen und tüchtig vor die bereits erwähnte Wand fahren. Ja, auch deshalb brauche ich den verdammten Abschluss von dieser Schule. Um die mir schutzbefohlenen Menschen vor dem Bankrott, ja, vor dem Tod durch Verelendung, das ganze Adelshaus davor zu bewahren, verprasst zu werden, und Edmont und seine Seitenlinie zu beschützen, damit sie weiter so gute Arbeit leisten kann. Zu Wohle aller, die im Herzogtum leben.

Der Name meiner Familie? Darcon. Ihr habt schon von den Darcons gehört? Lasst mich raten. Arrogante, von sich vollkommen überzogen denkende, ihre Macht ausnutzende Bastarde, intrigant, abgehoben, herrisch, und noch ein paar weitere hässliche Worte? Ja. Weiß ich. Kenne ich. Und als Oberhaupt der Familie bin ich es auch, der darauf aufpassen muss, dass die anderen fünf Familien es nicht zu weit treiben. Muss mich für sie entschuldigen, die verursachten Kosten begleichen, ihren Lebensstil finanzieren. Ich weiß, dass sie für alle, die gesellschaftlich unter ihnen stehen, meistens ein kräftiger - wie hat Lloid das genannt? Schmerz im Arsch sind. Und ich finde, das passt ganz gut. Nachteil: Alle negativen Adjektive, die auf meine Darcon-Verwandten angewendet werden, hängen nun auch an mir. Weil, sie sind meine Familie, ich bin das Oberhaupt, ihr Verhalten schlägt nicht nur auf meine Reputation, sondern wird auch mir angedichtet.
Ein altes Sprichwort der runianischen Religion lautet: "Verwandte kannst du dir nicht aussuchen." Das ist absolut wahr. Aber manchmal wünsche ich mir, die Gesetze würden es mir leichter machen, wenigstens ein paar von ihnen weit, weit weg in die Verbannung zu schicken. Wie? Ich übertreibe? Hört mal, ich bin jetzt im dritten Jahr auf der Schule, und in dieser Zeit hat es genug offene und auch versteckte Attacken gegeben, mein Heimatland militärisch oder juristisch zu zerschlagen, mir den Titel zu entreißen, mich umzubringen, was natürlich ein tolles Licht auf den Unfalltod meiner Eltern wirft, oder mich in irgendwelche komischen Allianzen zu drängen, meistens durch Heiratsversprechen.
Wenigstens da kann ich mich gut heraus reden. Meine Eltern haben meine Ehe schon arrangiert, seit ich drei Jahre alt war, und ehrlich gesagt ist diese Verlobte für mich jetzt ein erstklassiges Schutzschild gegen jede dieser Avancen. ...ich will nicht zu tief ins Detail gehen und nicht auch noch ausplaudern, wer und wie es dennoch versucht hat, mich aus der Verlobung zu brechen oder auf andere Art zu verführen. Es würde zu weit führen.

Jedenfalls war diese Kleinkinderverlobung für meine ersten beiden Jahre auf der Magica Academia eigentlich von Vorteil. Ich wurde größtenteils in Ruhe gelassen und konnte mich ganz gelassen auf mein Studium konzentrieren. Nebenbei blieb noch genug Zeit, um jene Dokumente durchzusehen und gegenzuzeichnen, die mir Edmont regelmäßig zusandte. Immerhin bin ich das Familienoberhaupt und habe in vielen Dingen die letzte Entscheidung zu treffen. Wenn die Leute denken, man ist ein arroganter Arsch, suchen sie dich eigentlich nur auf, um dir in denselben zu kriechen. Kenne ich, kann ich mit umgehen. Aber leider, leider, was das normale Schulleben angeht, schlägt dann doch auf mich zurück, was ich eingangs erwähnt habe. Ich habe kaum magische Power, trotz meines intensiven Studiums. Und je stärker jemand in der Magie ist, desto angesehener ist er an der Schule.
Das bedeutet natürlich, ich habe eine Schwachstelle. Eine gravierende Schwachstelle. Und so hoch ich auch im Adel eingeordnet bin, und egal wie groß mein Vermögen ist, egal mit welchen mächtigen Leuten des Königreichs ich per du bin, das ist der Hebel, an dem viele anzusetzen versuchen, um mich zu vernichten oder zu benutzen. Manchmal auf eine infame und intrigante Weise, die den Verschwörer eigentlich beschämen müsste. Aber was nützt mir das? Ich muss mich den Dingen stellen, oder die Menschen, die mir vertrauen, sind verloren. Ergebnis: Die zwei Jahre, in denen die Intrigen und Attacken über mich und meine Entourage hereingebrochen sind, haben mich sehr kurz angebunden, mürrisch und sehr laut gemacht.

Da beginnt allerdings mein eigentliches Problem. Was ich auch anfangs erwähnt habe, kommen Leute mit Stipendien oder niederrangige Adlige mit enormem magischen Potential, manche mit einem Genius, der seinesgleichen sucht, ab und an auf die Academia. Zu meinem Pech wurden und werden diese jungen Menschen gerne verwendet, um mich auf diese oder jene Art zu attackieren, meist gegen deren Wissen, ja, gegen deren eigentliche Überzeugung. Aber damit kann ich umgehen, solange ich Janes und die anderen habe. Doch jetzt zu Beginn des dritten Jahres - nur noch zwei Jahre bis zu meinem Abschluss, zwei Jahre, bevor ich mich wieder auf mein Herzogtum konzentrieren kann - ist nicht nur einer dieser niederrangigen Adligen mit enormen Potential in der Schule aufgenommen worden und hat unaufhaltsam seinen Weg an die Spitze gemacht, er ist auch bereits ein paarmal mit mir zusammen gerasselt. Und wir reden hier von einem extraordinär herausragend Begabten, der nicht nur über das größte magische Potential seines Jahrgangs verfügt, sondern auch stärker ist als die Klassenbesten im vierten Jahr.
Er ist so stark, dass er bekannte Zaubersprüche modifiziert, vereinfacht und verstärkt hat. Magisch gesehen ist der Kerl ein Monster, eines, dem ich nicht begegnen will. Aber ihm scheint das nichts auszumachen. Zu seiner Entschuldigung, es war nicht seine Schuld und es ist nicht sein Fehler. Meine Feinde in der Politik und hier an der Schule - ja, ich habe nicht nur Feinde in der eigenen Familie - haben versucht, mich gegen ihn auszuspielen, und ihn gegen mich. Entweder, um mich politisch zu treffen, oder aber, um mein Untalent bloßzustellen. Oder, damit er mich einfach umbringt, was bei seiner magischen Übermächtigkeit nicht wirklich ein Problem wäre, wäre ich eben kein Herzog. Ich denke, nicht mal Janes könnte länger als ein paar Minuten gegen ihn bestehen.

Wie? Mit ihm reden? Die Lage erklären? Ihn zum Verbündeten machen? Oh, ich würde ihn gerne zu meinem Verbündeten machen. Leider kennt er meine Familie. Ihr wisst schon, die fünf Zweige von Nassauern, Lebeleuten und Taugenichtsen, die auf Kosten des Herzogtums luxuriös leben.
Und deshalb hat er beschlossen, mich genauso zu behandeln wie den Rest meiner Familie. Das kann ich ihm nicht mal übel nehmen, denn ich weiß ja selbst, dass ich die letzten beiden Jahre unleidlich und manchmal sogar ekelhaft arrogant geworden bin, aber die ständigen Intrigen und Attentate, da reißt wohl jedem einmal der Geduldsfaden.
Das schürt ein wenig Angst in mir, was bei einer richtigen Konfrontation von uns beiden wohl übrig bleiben würde - von mir speziell. Ja, ich habe Janes für die Magiegeschichte. Er ist ein treuer Gefolgsmann und der jüngste Sohn Edmonts. Er hat das magische Potential, von dem ich träume, und er beschützt mich schon seit acht Jahren gegen magische Attacken. Aber gegen diesen überstarken Landadligen hat er, wie ich schon erwähnt habe, meiner Einschätzung nach nur eine Chance von drei, vier Minuten. Wenn sie auf Leben und Tod kämpfen würden, vielleicht zwei. Und das ist schon ein herausragender Wert. Also ist das keine Option.

Dann ist da noch Lloid. Er ist nicht von Adel, aber ich kenne ihn schon seit dem ersten Tag, an dem ich eine öffentliche Schule besucht habe. Auch er hat eine erkleckliche magische Macht, ist aber "nur" ein Bürgerlicher. Er kommt dem, was ich einen Freund nenne, noch am nächsten, daher bildet er zusammen mit Janes den harten Kern meiner Entourage, bleibt quasi im Schutz meines Windschattens und erhält so die Chance, aus eigener Kraft aufzusteigen. Das ist das Wesen der Entourage. Ich beschütze sie, fördere sie, öffne ihnen Möglichkeiten, und dafür unterstützen sie mich. Und ich bin mir sehr sicher, dass wir drei nicht nur ein professionelles Verhältnis haben, sondern, dass Janes und Lloid mich genauso mögen, wie ich sie mag, und dass wir deshalb zusammenarbeiten.

Und schließlich Henny, eine Alf, eigentlich Hennavientiuel Arbavent. Heutzutage würde man Hochelfe zu ihr sagen, aber da sie einer Mischlingslinie entspringt, wird sie nur etwa dreihundert Jahre alt werden und verfügt nicht über das volle Potential eines "richtigen" Hochelfen. Aber sie ist schlau, gewitzt, magisch stark genug, um mal ein Großmeister eines Magiezweigs zu werden. Ihr Clan Arbavent ist den Darcons verpflichtet, deshalb wurde sie mir "zugeteilt", als ich vor sechs  Jahren auf die Mittelschule wechselte. Offiziell, um an meiner Seite zu lernen, aber inoffiziell als Bodyguard. Selbst eine Alf ist normalen Menschen an Geschwindigkeit und Geschick um einiges überlegen. Sie kennt sehr viele Gifte, hat einen sechsten Sinn für Fallen, und sie erahnt Hinterhalte und Leute mit Mordabsichten. Eigenschaften, die sie für die Entourage prädestinieren. Und, ich will es nicht verhehlen, ich mag sie, sehr sogar. Habe ich erwähnt, dass alle drei in meinem Alter sind?

Natürlich könnte ich eine wesentlich größere Entourage haben. Ich bin Herzog. Einer der mächtigsten Adligen im Land gleich nach dem König. Und solange die Söhne und die Tochter Harrids zu jung sind, die magische Academiamie zu besuchen, bin ich auch der höchstrangige Adlige an der Schule. Ebenso aber einer der schwächsten Magier. Der immer wieder gegen diesen einen Tausendsassa gelenkt wird, ob er will, oder nicht. Mittlerweile, rund einen Monat nach der Einlistung unseres jungen Genius und diversen seiner Großtaten, hat er selbst eine eigene Entourage um sich geschart. Magisch Hochbegabte, denen er einen Teil seiner Zaubersprüche beigebracht hat und die ihm gegenüber absolut loyal sind. Also Mädchen und Jungs, die ich, wenn sie ihren Abschluss in Händen halten, nur zu gerne im Dienste meines Herzogtums oder zumindest meines Königs sehen würde. Genau diese kleine Entourage von ihm macht die Dinge problematisch, denn sie macht es für die Manipulateure von außen leichter, ihn gegen mich und meine Leute aufzubringen. Natürlich auch gegen das, was ich meine erweiterte Entourage nenne, Leute, die nicht ständig mit mir zusammen sind, aber irgendwie dazu gehören.
Nele zum Beispiel. Sie ist Tochter aus der Nebenfamilie Hatol, einem Zweig der Darcon-Familie, der zumindest einige fähige Soldaten hervorgebracht hat und der sich nicht vollkommen auf die Zahlungen aus dem Haupthaus verlässt.
Nele ist ein Jahr unter mir und eigentlich ein ganz liebes Mädchen. Leider ist sie arroganter, als selbst drei von meiner Sorte sein könnten, und ich muss immer wieder gerade rücken, was sie an Porzellan zerbricht, denn mit ihrer Methode gewinnt sie vielleicht ein paar Speichellecker, vergrätzt aber jeden, den man einen wahren Freund nennen möchte. Freunde, die sie dringend braucht. Ein Grund vielleicht, warum sie trotz meiner drakonischen Strafen bei Fehlverhalten doch immer als erstes zu mir kommt, wenn sich ihr Probleme in den Weg stellen.
Natürlich muss ich noch von Smie erzählen, also Asamilia Anvant, meine Großcousine vierten Grades, die einem ans Königshaus angeheirateten Clan angehört. Ihr wurde ich im zarten Alter von drei Jahren versprochen, weil wir gleich alt waren. Damals war es eine politische Geschichte zur Stabilisierung der Beziehung der Anvants zum Königshaus mit mir als dicker, fetter Karotte, dem Esel vor die Nase gehalten.
Ich will es nicht verhehlen, sie ist nicht nur mein Schutzschild gegen Intrigen, Heiratsavancen, Verleumdungen und subtilere verbale Angriffe, sie ist auch meine Kindheitsfreundin. Seit wir auf dem Wunsch unserer Eltern verlobt wurden, haben wir sehr viel Zeit zusammen verbracht, bevor wir eingeschult wurden, meistens die Sommer. Während der ersten sechs Jahre Schulzeit, also inklusive der vier Jahre Mittelstufe, verloren wir einander ein wenig aus den Augen, aber in den letzten beiden Jahren Academia haben wir uns wieder angenähert, und, da will ich ehrlich sein, der Gedanke, Smie zu heiraten, war mir niemals fremd. Es erschien mir immer als ein Schicksal, aber kein schlimmes, mehr wie eine Bestimmung. Dieser Gedanke wurde in zwei Jahren Academia eher noch verstärkt, aber ... Nun, der Stipendiat. In letzter Zeit wird sie mir zunehmend fremder, und das liegt daran, dass sie sich mehr und mehr mit ihm beschäftigt. Auch, wenn ich auf magischem Wege keine Chance gegen ihn habe, auch wenn ich es gar nicht will, ich, Herzog Arden Darcon, werde gegen den aufsteigenden Stern der Schule, Baron Konades Matriel, in einen Konflikt getrieben. Und meine einzige Chance, dies lebend zu überstehen, oder zumindest ohne Reputationsverluste oder andere Niederlagen, scheint darin zu liegen, ihn so gut es geht zu ignorieren. Wenn das mal klappt bei meinem kurzen Geduldsfaden.
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