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Walking in the Wind

von NoMuggle
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Schmerz/Trost / P18 / MaleSlash
Harry Styles Liam Payne Louis Tomlinson Niall Horan Zayn Malik
23.04.2022
18.11.2022
37
80.157
25
Alle Kapitel
99 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
 
08.05.2022 2.164
 
Hello Friends :)

Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende :)
Zum Start der Woche gibts heute ein neues Kapitel :)

Ich bin gespannt, was ihr darüber denken werdet, und keine Sorge, das wars noch nicht :D

Ich würde mich natürlich wie immer sehr freuen, wenn ihr mir eine kleine Rückmeldung da lassen würdet :)

Und jetzt viel Spaß!





2. Täuschung



Zayn schluckte schwer, als er die Gestalt vor sich sah. Seine Locken sahen noch genau so aus, wie früher. Sie hatten die gleiche Farbe und den gleichen Schwung. Seine Schultern waren breit und durch ein lockeres, weißes Hemd bedeckt, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte. Seine Haut war gebräunt von der Sonne.

Zayn hatte Harry jahrelang nicht in lebendiger Form vor sich gesehen, und er hatte ihn ein Jahr lang nicht mal mehr auf einem Foto gesehen. Aber erkennen würde er ihn überall und zu jeder Zeit.
Aber andersrum war es ein anderer Fall.
Harry erwartete ihn hier nicht. Er erwartete ihn nirgendwo, denn er war ja tot. Er hatte ihm einen Abschiedsbrief geschickt, und nach einem ganzen Jahr, das seitdem zurück lag, würde er ihm auch nicht im Gedächtnis sein.
Zayn Malik war für ihn tot. Und das einzige, was ihn verraten würde, war sein eigenes Verhalten. Wenn er unauffällig blieb, kam er vielleicht davon. Also räusperte er sich leise und sagte dann in seiner freundlichen Verkäuferstimme „Guten Tag“
Er sprach ihn allerdings nicht auf Englisch an.
„guten Tag“ wiederholte Harry, und Zayn musste lächeln bei den Gedanken daran, wie Harry in seinem Flugzeug gesessen hatte und immer und immer wieder „guten Tag“ „Vielen Dank“ „Haben sie eine Toilette“ und „Auf Wiedersehen“ in Urdu geübt hatte, nur um die Menschen nicht sofort auf Englisch anzuquatschen.  
„Ich.. ähm.. sehe mich um?“ er sprach englisch. Sehr langsam und zeigte einmal durch den Laden.
Jetzt musste Zayn sich ein Grinsen verkneifen.
„Ja. Natürlich. Wenn sie etwas brauchen, fragen sie einfach.“ sagte er, und fühlte sich fast komisch dabei, wieder in seiner Muttersprache zu reden. Das tat er hier nämlich nie. Allerdings gab er sein bestes, einen Londoner Akzent aufzusetzen. Bei seinem eigenem war es zu riskant, dass Harry ihn doch erkannte.  
Harry sah überrascht auf. „Danke“ sagte er, und lief dann weiter durch den Laden.
Schließlich kam er mit einer Hand voll Pfirsichen und einer Papiertüte mit Datteln vor zum Tresen.
Zayn wog die Waren ab, und nannte ihm den Preis.
Sein Herz hämmerte dabei laut in seiner Brust, und Schweiß rann ihm den Rücken runter. Aber er durfte sich nichts anmerken lassen.
Harry bezahlte, und er bedankte sich.
Und dann sah er plötzlich hoch.

Er blinzelte.

Sein Blick wanderte über sein Gesicht und seinen Körper.

Und dann stieß er ein „Zayn?!“ aus.

Zayn schluckte. „Ich bin Afshin“ sagte er zittrig.
Harry blinzelte und schüttelte den Kopf.
„Ja. Natürlich… tut mir leid… Es ist nur… sie haben sehr viel Ähnlichkeit mit einem Freund, der vor kurzen verstorben ist.“
„Das tut mir Leid.“ Sagte Zayn, als sei er in diesen Tod nicht involviert gewesen.
„Ja… er….“ Harry brach ab und musterte ihn erneut.
Dann… „Red keinen Scheiß Zayn!“ Er starrte ihn schockiert an. „Auf deinem Hals ist ne fucking 25! Und die Linie! Und vorne sind diese geometrischen Formen! Und auf deiner Hand ist ein Mandala! Und auf deinem Knöchel steht Love!“ Er starrte ihn schockiert an.
Zayn war sich sicher, dass sein Blick ihn verriet. Denn er starrte Harry zwar gerade an, aber sicher nicht, verwirrt, oder als sei er übergeschnappt. Sondern eher wie ein verschrecktes Ree, oder ein Kind, dass erwischt wurde, wie es sich im Süßigkeiten laden ein Gummibärchen in den Mund schob, dass die Mama noch nicht bezahlt hatte.  
Dann schlug Harry sich die Hand auf den Mund, seine Augen füllten sich mit Tränen, und dann, aus dem Nichts, verpasste er ihm eine Ohrfeige.
Zayn schluckte.
Die hatte ihm nicht nur in der Seele weh getan, sondern tatsächlich auch ordentlich gezwiebelt. Und vermutlich hatte er auch einfach nicht erwartet, dass Harry irgendjemandem eine Ohrfeige verpassen würde. Er sah aber ein, dass er sie verdient hatte.

Er ging mit zittrigen Beinen zur Tür, schloss sie von innen ab, und hängte ein Schild vor, dass er Mittagspause machte.
Dann nahm er Harry einfach am Unterarm und zog ihn mit sich.
Über ein Hinterzimmer erreichten sie eine Tür, die zur Treppe seiner Wohnung führte.
Sie schwiegen, während Zayn Harry hoch und in sein Wohnzimmer manövrierte. „Setzt dich“ sagte er und ging in die Küche.
Dort holte er süßes Brot und Feigenlikör, und dann setzte er sich gegenüber von Harry auf den Teppich, zwischen ihnen ein Tischchen.
Er reichte Harry ein Stück des Brots, dass dieser geistesabwesend annahm, aber nicht aß.
Und dann platzte es richtig aus ihm heraus.

„Was zu Hölle, Zayn? Was ist das für eine Schieße? Ich war auf deiner Beisetzung, du Arschloch! Ich habe monatelang um dich getrauert! Und jetzt treffe ich dich im Urlaub in einem beschissenen Obstladen und lasse mir von dir Datteln verkaufen? Was für eine abgefuckte Scheiße ziehst du hier ab?“
Zayn schluckte und lies ihn ausreden. Für ihn war es vermutlich 100-Mal schlimmer ihm zu begegnen, als andersrum.
„Wie zur Hölle kommt man auf so eine Idee?  Ist dein Gehirn wirklich so krank, dass du das hier durchgezogen hast? Mann, du wurdes für tot erklärt! Ich hab deiner Mutter eine Karte geschrieben um mein Beileid auszudrücken! Und jetzt bist du überhaupt nicht tot?“
Zayn schüttelte den Kopf.
„Du bist nicht tot…“ sagte Harry. „Du bist nicht tot“ Seine Stimme wurde leiser.
„Du bist nicht tot“ murmelte er, und plötzlich füllten seine Augen sich mit Tränen.
„du bist nicht tot“ flüsterte er ein letztes Mal.
Und dann liefen ihm auf einmal Tränen wie Sturzbäche über die Wangen. Er starrte ihn hilflos an, das Bort immer noch in einer Hand, und vollkommen aufgelöst.

Zayn zog die Nase hoch, rappelte sich langsam auf, und setzte sich dann zu ihm auf das Sofa. Er nahm ihm das Brot wieder aus den Händen und legte ihm dann zaghaft einen Arm um die Schulter.
Und Harry warf sich an ihn. Er presste seinen ganzen Körper an Zayn, krallte sich mit den Fingern in seine Schultern und sein Hemd und schluchzte laut auf.

Zayn hielt ihn fest.
Und er hielt sich fest.
Er hatte seine Freunde und seine Familie vermisst.
Aber er hatte den Schmerz nicht zugelassen.
Er hatte sich davon nicht einnehmen lassen wollen, also hatte er es beiseite geschoben.
Verdrängt.
Ignoriert.
Aber jetzt, wo Harry hier war, wo er aussah, wie immer, roch wie früher und sich anfühlte, wie er sich eben anfühlte, da prasselten die Gefühle mit so einer Wucht auf ihn ein, dass er einen Augenblick lang keine Luft mehr bekam.
Harrys Hände strichen über seinen Rücken, während er weinte, wanderten hoch, und krallten sich in seinen Nacken.
Zayn schluckte einen Kloß runter.
Er löste sich langsam von seinem alten Bandkollegen und lehnte seine Stirn gegen Harrys, während er versuchte das Chaos in seinem inneren zu beruhigen.
Sie saßen einfach da. Stirn an Stirn.

Zayn war nicht sicher, wie es passiert war, von wem es ausgegangen war, und warum sie es taten, aber plötzlich lagen ihre Lippen in einem verzweifelten Kuss aufeinander.
Sie hatten nie romantisches Interesse aneinander gehabt. Also waren da vielleicht grade einfach zu viele Gefühle, aber dieser Kuss war grade genau das, was Zayn brauchte.
Es zog ihn irgendwie in eine unwirkliche Zwischenwelt, raus aus dem hier und jetzt. An einen Ort, an dem er nicht tot war. An dem er Harry noch kannte. An dem er aber auch vor Augen hatte, welchen unwiderruflichen Schaden er angerichtet hatte. Es zerriss ihn innerlich, und gleichzeitig war es Balsam für seine geschundene Seele.
Seine Wangen waren nass, genau wie die Harrys, von Tränen, die immer noch aus ihren Augen liefen.
Und ihr Kuss war nass, von Tränen und von ihren Lippen, die fahrig übereinander lagen.

Harry schluchzte leise auf, krallte sich mit einer Hand in seine wirren Haare und mit der anderen fuhr er ihm plötzlich über das Hemd, hin zu einem Knopf.
Zayn wusste, was passieren würde. Er wusste, dass er es damit nur noch schlimmer machen würde.
Aber es war eh schon zu spät. Er konnte sich nicht mehr dagegen entscheiden, hatte nicht die Kraft, es nicht zu tun. Und er hatte auch keine Lust, es nicht zu tun. Er wollte sich der Illusion hingeben, Harry sei noch in seinem Leben, oder würde es bleiben. Er wollte das Zimmer um sich herum ausblenden, so tun als wäre es ein Hotelzimmer in Miami oder Tokyo oder Berlin.  
Also lies er sich fallen, lies Harry sein Hemd öffnen, und lies zu, dass er sein Hemd ebenso aufknöpfte.
Er lies seine Kleidung fallen, wie Schutzwalle, lies Harry sich vor ihm entblößen und lies ihn ihn anfassen. Er lies zu, dass seine Finger über den Körper wanderten, und er lies sich genießen.
Er lies sich von seiner Wärme und Enge davontragen, von der Hitze ihrer Körper einnehmen und sein Herz so laut schlagen, dass er meinte, Harry müsste es hören.
Er lies es zu. Alles. Er lies es einfach auf sich niederprasseln.
Er lies seinen Tränen freien lauf, als Harry ihn wieder küsste, immer und immer wieder.
Und er lies Harry sich auf seiner Brust einrollen, als sie verschwitzt und außer Atem da lagen.

Es herrschte Stille.

Seine Augen waren inzwischen trocken, und auch Harry hatte aufgehört zu weinen.
Zayns eine Hand lag in seinen Locken am Nacken, die andere auf seinem Rücken.

„Warum?“
Harrys Stimme war so leise, dass man sie kaum hören konnte. Aber laut genug, damit Zayn verstand, welches Chaos sich in seinem Inneren hinter dieser Frage verbarg.
Er dachte nach, bevor er antwortete.
„Ich habe mein Leben nicht mehr ausgehalten. Aber ich war irgendwie noch nicht bereit, wirklich gar nicht mehr zu Leben. Also habe ich einen Arzt engagiert und ihn beauftragt meinen Tod mit mir vorzutäuschen.
Keiner wusste davon. Das wäre zu riskant gewesen. Ich habe tatsächlich einige Tabletten genommen, und habe mich hingelegt. Dann haben wir mir Blut abgenommen, nur für alle Fälle, und er hat ein paar Werte angepasst und gefälscht.
Ich bin ins Flugzeug gestiegen und her gefahren, habe mir einen neuen Ausweis organisiert und ein neues Leben angefangen.“
Harry nickt langsam.
„Warum bist du nicht untergetaucht?“
„Bin ich doch. Ich habe vier Jahre lang so privat gelebt, wie es nur ging. Aber es hat trotzdem nicht gereicht. Ich bin trotzdem verfolgt und fotografiert worden. Ich habe Monatelang mein Haus nicht verlassen. So konnte ich einfach nicht weiter Leben. Das ist kein Leben für mich. Ich will das nicht“
„Warum hast du dich dann dafür entschieden?“
Zayn seufzte. „Weil ich mit 16 überhaupt nicht wusste, was auf mich zukommt. Für euch hat es funktioniert. Mal besser mal schlechter. Aber für mich eben nicht.“
Harry nickte.
Und Zayn warf einen Blick zur Seite.
„Ich habe vier Minuten, bis ich meine Laden wieder auf machen werde. Du wirst gehen, und wenn du gefragt wirst, was du so lange hier gemacht hast, dann wirst du sagen, dass ich dir auf englisch ein bisschen was über die Kultur erzählt habe. Und dann wirst du vergessen, dass du mich getroffen hast. Du hattest einen Urlaubsflirt, über den du nicht reden wirst, damit der Obsthändler nicht in Schwierigkeiten kommt, und im Gefängnis landet, weil er was mit nem anderen Mann hatte, und dann wirst du nicht mehr darüber reden oder nachdenken.“
„Das kannst du nicht von mir verlangen!“ sagte Harry und setzte sich auf.
Zayn starrte ihn ernst an. „Es ist mein Leben. Du hast kein Recht darin einzugreifen. Ich habe diese Entscheidung getroffen und du wirst sie akzeptieren.“
„Gibst du mir deine Handynummer?“
„Nein!“
„Wie soll ich denn weiter so tun, als wärst du tot, wo du grade neben mir sitzt? Wir hatten grade Sex!“
„Tus einfach“ murmelte Zayn jetzt leise. „Bitte tus einfach“

Harry starrte ihn an.

Und dann schlang er plötzlich die Arme um ihn. „Ich vermisse dich… Wir vermissen dich alle.“
„Ich vermisse euch auch“ flüsterte Zayn zurück und strich ihm durch die Haare.  „Aber du wirst jetzt gehen.“

Also standen sie auf und zogen sich an. Zayn führte Harry durch einen Seitenausgang aus dem Haus. Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung und dann ging Harry. Höchst widerwillig. Aber er wusste vermutlich noch, was für ein Sturkopf Zayn sein konnte. Also diskutierte er nicht.
Zayn sammelte sich eine Minute lang. Dann eilte er zurück in den Laden, um wieder auf zu machen. Er bediente seine Kundschaft, und entschuldigte sich, dass er sich um ein paar Minuten verspätet hatte, mit der Erklärung, er habe sich mit dem Touristen verquatscht.
Harry verließ das Dorf noch am selben Abend.
Und Zayn hoffte inständig, dass er noch den selben Anstand und die selbe Großherzigkeit in sich hatte, wie früher, und ihn nicht verraten würde.
Ein Jahr lang hatte ihn keiner Erkannt. Nicht eine Menschenseele.
Und jetzt wanderte plötzlich Harry Styles in seinen Laden.
Das war fast zu unwirklich, als dass es ein Zufall hätte sein können…
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