* completamente = alle zusammen
* Mira = Schau dort
* Araña = Spinne
* Claro = Natürlich



"Die Kisten kommen ins Wohnzimmer. Pass auf wohin du gehst ja?"

Carla schloss ihrem sehr voll bepackten Freund Polo die Wohnungstür auf und ließ ihn, mitsamt der beiden großen Umzugskartons vorgehen. Sie selbst hatte keine der Kisten nehmen können, denn die Blondine hatte ihre 2. Jährige Tochter Malia auf dem Arm. Die großen grünen Augen des Kindes beobachteten neugierig was ihr Daddy vor sich her schleppte, ehe Malia hinauf zu Carla blickte. Ein großes Fragezeichen stand im Gesicht des Kleinkindes und natürlich verstand sie noch nicht, was hier vor sich ging.

"Mamá? Wo Daddy?", fragte Malia neugierig.
"Er bringt die Umzugskartons ins Wohnzimmer. Die Umzugsfirma hat sie vergessen. Die Kartons standen bei Daddy im Keller. Unfähiges Personal", erklärte Carla und betrat mit dem Kleinkind auf dem Arm die Wohnung, zog die Wohnungstür hinter sich ins Schloss und hörte Polo aus dem Wohnzimmer leise mit sich selbst sprechen.

"Lia auch Karton helfen?", fragte Malia fröhlich nach und verstand nicht was es mit dem Umzug auf sich hatte. Natürlich nicht.
"Du bist zu klein mein Liebling. Aber es dauert nicht lange. Wir wollten die Kartons nur abstellen und dann zu Guzmán fahren. Aber Mamá kann dir schon einmal die Wohnung zeigen hm? Hier werden wir wohnen. In naher Zukunft", sprach Carla schmunzelnd auf das Hilfsangebot ihrer Tochter hin.
"Lia bei Mamá y Daddy....nicht hier", Malia schüttelte empört den Kopf, sie würde hier nicht wohnen wollen. Das war doch so neu und ungewohnt und ihr Kinderzimmer war viel hübscher.

"Aber wir werden hier alle zusammen wohnen. Dann bist du nicht mal bei Daddy oder mir. Wäre das nicht toll?", lachte Carla über die Empörung ihrer Tochter, die sofort davon ausging, dass sie ganz alleine hier wohnen würde und ihre Eltern nicht mehr sehen würde. Das aktuelle Modell, dass die 2. Jährige mal einige Tage bei Carla und dann bei Polo verbringt war eine....Übergangslösung. Diese kleine Wohnung, welche ihre Eltern bereits gekauft und komplett eingerichtet haben war....etwas besseres....für die Zukunft.

"Lia, Daddy y Mamá...completamente?", Malia hatte Probleme beim letzten Wort und brauchte mehre Anläufe.
"Ganz genau. Wir alle zusammen. La Familia", sprach Carla und gab ihrem Kind einen Kuss auf den Haarschopf. Malia schwieg und schien sich nicht sicher zu sein, ob dieses - baldige zu Hause - so toll sein konnte.
"Na komm, wir schauen mal ob Daddy mit den Kartons weitergekommen ist", sprach Carla und setzte das Mädchen schließlich auf dem Boden ab. Für eine Wohnungstour würde später oder zu einem anderen Zeitpunkt noch die Möglichkeit bestehen.

Tapsige Schritte machte Malia in ihren kleinen schwarzen Designerschuhen, welche Carla passend zu dem Kleid ausgesucht hatte, auf dem Flurboden und bereits nach wenigen Sekunden, griff das Mädchen dann doch ängstlich nach Carlas Hand, damit sie Unterstützung beim Laufen hatte. Diese fremde Umgebung war ihr doch etwas unheimlich. Liebevoll hielt Carla die kleine Hand ihrer Tochter fest und einige Momente später betraten die beiden das Wohnzimmer. Wo auch viele Kisten herumstanden und Polo gerade dabei war eine der mitgebrachten Kisten auszuräumen.

"Carla? Bist du dir sicher, dass du unbedingt diese Figur auf dem Wohnzimmerschrank stehen haben willst....irgendwie erinnere ich mich nicht daran, dass du ein Fan von Spiderman bist?", verwirrt drehte Polo sich mit einer Handgroßen Glasnachbildung von Spiderman zu seiner Freundin um.
"Bin ich auch nicht. Wie kommt die Figur denn da rein?", wunderte Carla sich. Weder sie noch Polo hatten jemals einen solchen Kauf getätigt, noch konnten sie sich daran erinnern so etwas geschenkt bekommen zu haben. Oder dass der Partner ein Spiderman Fan war.

"Ah hier ist ein Notizzettel von Valerio - Hola ihr Turteltauben hier ein kleines Geschenk, damit ihr an mich denkt, wenn ihr die Wohnzimmercouch einweiht....passt auf Radioaktive Spinnen auf hasta luego Val - ", Polo fand Momente später ein Post-It in dem besagten Karton und verdrehte die Augen. Das gerade Valerio auf so eine Idee kam war mal wieder typisch. Carla hatte die Hand von Malia mittlerweile los gelassen und war neben ihren Freund gekommen, um sowohl auf das Post-it, als auch auf die Glas Figur einen genaueren Blick zu werfen.

Während ihre Eltern das....ungewöhnliche Einzugsgeschenk mitsamt Nachricht beäugten, schaute Malia nun doch etwas interessierter in den großen Raum. Viele Möbel standen noch nicht im Wohnzimmer. Nur ein großes Sofa war dort bereits aufgestellt und überall standen am Rande des Raums Umzugskartons.

Und dann....huschte etwas ganz schnell und fast unbemerkt über den fast schon glatten Boden. Malia blinzelte einmal überrascht und gab dann doch ein hohes freudiges Geräusch von sich, ehe sie mit der Hand auf das kleine Tierchen deutete, dass sich wohl durch irgendein Loch an der Außenfassade einen Weg direkt in die Wohnung genagt hatte.

"Mira! Araña!" - rief Malia freudig aus und deutete auf die kleine Spinne, die nun schnell aus dem Wohnzimmer in Richtung Küche lief. Das kleine Mädchen hatte erst letztens von ihren Abuelas Begoña und Andrea eine Geschichte vorgelesen bekommen, wo eine Spinne ein Abenteuer erlebt und sich mit einem Menschenmädchen anfreundet. Vielleicht brauchte die kleine Spinne auch eine Freundin.
Und so lief Malia dem Tierchen tapsig hinterher, während ihre Eltern vorerst noch mit dem ungewöhnlichen Einzugsgeschenk von Valerio und der recht zweideutigen Andeutung betreffend der Sofa Einweihung - beschäftigt waren.

Die Wohnung und vor allem die Küche waren noch relativ leer was die Möbel und co betraf. Die Wohnung war zwar von Carla und Polos Eltern finanziert und gekauft worden, nur wurde die Inneneinrichtung nach und nach geliefert. Das beste vom besten war für das vorbestimmte Paar ausgesucht worden. In der Küche herrschte komplette Hightech Ausstattung. Neben der dunklen Eingangstür befand sich eine Videokamera, die den Außenbereich zeigte und per Tastendruck konnte man dem Gast Einlass ins Treppenhaus gewähren.
Es gab bereits eine kleine Theke mit mehreren Stühlen und eine kleine Vitrine mit importiertem Wein.
Dementsprechend gab es viel Platz zum herumkrabbeln und herumrennen, was der kleinen Spinnen und dem 2. Jährigen Kleinkind als Vorteil ausgelegt wurde.

Das kleine Tierchen hatte sich unter einen der Barhocker verkrochen und Malia hatte sich vorsichtig einige Schritte entfernt von dem Barhocker hingekniet und versuchte die kleine Spinne durch gutes zureden doch aus ihrem Versteck zu locken. Immerhin war die so winzig klein und wollte bestimmt auch nach einem Abenteuer suchen.

"....und wie kommt dann eine Spinne hier rein?!", Polo lief Carla hinterher, die bereits ein Glas in der Hand hatte, um den ungebetenen Gast aus dem nächsten Fenster zu befördern.
"Keine Ahnung, die wichtigere Frage ist, warum du Angst vor einer Spinne hast?", konterte Carla eher amüsiert.
"Ich habe keine.....okay vielleicht ein wenig", gab Polo zu und bekam einen Kuss auf die Wange von Carla.
"Keine Sorge, Lu hat mir erzählt dass Guzmán auch nicht irgendwelche kleineren Tiere weg macht, sie muss es tun", sprach Carla mit einem sarkastischen Unterton, ehe sie mit dem Glas in der Hand den Küchenbereich betrat.

"Wo ist das Ungeziefer? Ich dulde keine Spinne in meiner zukünftigen Wohnung", Carla schritt direkt entschlossen auf die Theke zu und Malia schaute fast schon besorgt zu der Spinne.
"Araña da....aber lieb", sprach Malia und wollte ihre Mama so überzeugen, dass die kleine Spinne gar nicht böse war und bestimmt nicht nach draußen getragen werden musste.
"Süß, unsere Tochter sorgt sich um eine Spinne. Jetzt bring sie raus ja? Bitte Carla", sprach Polo und ging vorsichtig zu Malia um sie auf den Arm zu nehmen. Das Kleinkind kuschelte sich an Polo und beobachtete gemeinsam mit ihm, wie Carla geschickt die kleine Spinne mit dem Glas und einem Taschentuch einfing und damit in Richtung Badezimmer verschwand. Nicht um sie in die Freiheit zu entlassen sondern um sie wie einen ungeliebten Goldfisch im WC hinunterzuspülen.

"Nein! Abenteuer - Mami nein!", rief Malia erschrocken und fing an in Polos Armen zu quengeln. Ihre Mutter sollte der Spinne doch ihr Abenteuer genehmigen, sonst ist die Spinne ganz traurig.
"Araña traurig....kein Abenteuer.....Geschichte....Mami!", quengelte Malia unglücklich und es dauerte einen Moment bis Polo den Zusammenhang verstand und das Mädchen in seinen Armen sanft anlächelte, um mit ihr gemeinsam zum Badezimmer zu gehen.

"Carla? Ich glaube Malia denkt aufgrund einer Geschichte meiner Mütter, dass die Spinne ein Abenteuer sucht. Du schickst sie doch gerade auf ein Abenteuer oder?", Polo sagte es mit einem spielerischen Unterton und Carla die das lästige Ungeziefer gerade ins Klo geworfen hatte, hielt inne und schaute zu ihrer kleinen Familie.
"Claro - die Spinne geht jetzt auf ein Abenteuer.....wie Spiderman", ging Carla auf dieses ´Spiel´ mit ein und drückte die Toilettenspülung.
"Spiderman Wasserabenteuer?", fragte Malia nun doch beruhigter und neugieriger.
"Genau Liebling, siehst du die Spinne geht....wie Spiderman auf ein Wasserabenteuer", bestätigte Carla und als Malia zum Abschied in die Richtung des WC´s winkte, machten die drei sich auf den Rückweg ins Wohnzimmer.

Es gab noch einige Dinge die aus den kleinen Umzugskartons ausgepackt werden mussten. Nichts besonderes nur Kleinigkeiten von Polo und Carla, Dinge die sie zum Beispiel gemeinsam im Urlaub gekauft hatten, weitere Erinnerungsgegenstände oder Fotos.
Das Paar begnügte sich am Ende aber damit, nur schnell über die geöffneten Umzugskartons zu schauen und sie dann in die Abstellkammer zu bringen.
Auf eine weitere Begegnung mit einer Spinne....oder ´Spiderman´ hatten die Teenager nicht.
Eine kleine Verfolgungsjagt durch die noch leere Wohnung stand auch nicht auf der Liste mit Dingen, welche die jungen Eltern unbedingt tun wollten.

Die komische Spiderman Glasfigur von Valerio allerdings fand seinen Platz einige Momente später auf einem der Wohnzimmerschränke.

Wo die Figur mit der Zeit nur Staub fangen und kaum beachtet werden sollte.

Immerhin hatte sie keinerlei Wert für das Paar.

Malia aber war überzeugt, dass die Figur gut auf die kleine Spinne aufpassen und sie bei dem Wasserabenteuer begleiten würde. Dem Kleinkind kam eine Person in den Sinn, die auch viel mehr Glück von einer solchen Figur haben könnte. Denn Carla hatte gesagt,

"Tio Guzmán....geben?"
Malia deutete vor dem Verlassen des Wohnzimmer, als Carla ihr bereits wieder die kleine Jacke übergezogen hatte, auf die Glasfigur.
"Hm, keine schlechte Idee. So werden wir das Ding los und ich wette Guzmán freut sich darüber. Hält die Spinnen aus seinem Schlafzimmer fern", kicherte Carla amüsiert und Polo schien ebenso mit dem Vorschlag einverstanden zu sein.
"Was hältst du davon Lia, wenn du Tio Guzmán später Spiderman gibst? Er kann nicht nein zu dir sagen. Und er freut sich bestimmt sehr darüber", stimmte Polo zu und griff nach der Glasfigur von Spiderman. Wenn Malia später beim Erreichen des Hauses, Guzmán das Geschenk geben würde, konnte er bestimmt nicht nein sagen.

Und das junge Paar hatte ein Problem weniger.

Es war die perfekte Lösung.

Nur würde jemand in den kommenden Wochen nachschauen müssen, wo die kleine Spinne einen Weg in die Wohnung gefunden hat.

Denn auf ein Ungezieferproblem konnten sowohl Polo als auch Carla verzichten.