Autumn Sky
von Ascendancy
Kurzbeschreibung
BRIDGERTON NACH STAFFEL 2 "Drei Sätze. Nur drei Sätze und doch hatten sie die Kraft gehabt ihr Herz in Stücke zu reißen. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie Colin ob seiner furchtbar grausamen Worte zu hassen gelernt hätte." Während Penelope noch versucht, Colins Worte zu vergessen, begegnet sie Jemandem, der ihr dabei helfen könnte. Doch Colin ist immer noch in der Nähe und das verkompliziert die Angelegenheit. PenxOc/ PenXColin.
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
15.04.2022
04.06.2022
18
49.097
10
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Dieses Kapitel
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17.04.2022
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London, 1815
Wie immer stand sie am Rand, versuchte möglichst nicht aufzufallen in der gelben Monstrosität, die sie bereits im letzten Jahr hatte tragen müssen. Allein diese Tatsache war innerhalb des ton schon ein Anlass für Spott, da die Kleider der Vorsaison aufzutragen meist einen Hinweis auf die finanzielle Situation einer Familie gab und entsprechend ausgeschlachtet werden konnte. Dann war da noch die grässliche Farbe, die ihr stets negative Aufmerksamkeit schenkte. Zwei Gründe also, warum Penelope Featherington sich im Moment gerne an einen anderen Ort gewünscht hätte. Entsprechend elend war ihr zumute, als sie sich näher an die Wand in ihrem Rücken drängte, in dem Versuch sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Was, wenn man aussah, wie eine überdimensionale Quitte, ein schwieriges Unterfangen war.
Sie ließ den Blick verstohlen über die anwesenden Gäste schweifen. Am anderen Ende des Saales konnte sie Lady Bridgerton und ihre ältesten Söhne im Gespräch mit einem älteren Ehepaar entdecken. Von Eloise fehlte jede Spur. Es war bezeichnend für den Zustand ihrer Beziehung, dass Penelope ihre Abwesenheit mit Erleichterung zu Kenntnis nahm. Noch vor einem Jahr hätte Eloises Fehlen den Ballabend für sie unerträglich gemacht. Es war keine angenehme Erfahrung, Zeit damit totzuschlagen in einer Ecke zu stehen und zu versuchen, Menschen wie Cressida Cowper aus dem Weg zu gehen, ohne dabei die Unterstützung einer Freundin zu haben. Nun würde sie sich selbst vor Begegnungen dieser Art schützen müssen. Begegnungen bei denen ihr der Mut ihres Alter Egos Lady Whistledown schnell vergehen würde. Es war eine Sache im stillen Kämmerlein über passende, schneidende Bemerkungen bezüglich der Verfehlungen unliebsamer Zeitgenossen zu brüten, eine völlig andere jedoch eine ähnlich spitze Zunge in der Gegenwart dieser Menschen an den Tag zu legen. Zumal sie aufpassen musste: Außer Eolise durfte niemand wissen, wer sie einst gewesen war. Sie konnte den Menschen deswegen kein Futter geben, das es ihnen ermöglicht hätte, eins und eins zusammen zu zählen.
Das Rascheln feinen Stoffs zu ihrer Linken ließ sie den Kopf drehen. Ihr Blick landete auf einer jungen Frau, die ihr seltsam bekannt vorkam. Penelope dachte nach, kramte in ihrer Erinnerung und konnte dem Gesicht schließlich einen Namen zuordnen. Mary Cavendish. Die Schwester des Mannes, dem ihr Hut vor die Füße gerollt war.
Mary schien sie ebenfalls bemerkt und erkannt zu haben, denn auf ihrem vom Tanzen noch geröteten Gesicht, breitete sich ein Lächeln aus.
„Miss Featherington. Wie schön, Sie hier zu sehen.“
Penelope erwiderte die Begrüßung, rechnete jedoch nicht damit, dass Mary ihr weiter Gesellschaft leisten würde. Eine junge Dame, die erst vor Kurzem ihr Debüt gemacht hatte, konnte meist mit einer geschäftigen Ballsaison rechnen. Es sei denn man hieß Penelope Featherington und hatte das Unglück gehabt mitsamt ihrer Schwestern eine schlechte Vorstellung bei Hofe gegeben zu haben.
Dann verziehen einem die Gentlemen der feinen Gesellschaft wohl auch nicht mehr das unvorteilhafte Äußere.
Marys Stimme riss sie unerwartet aus ihrer düsteren Erinnerung. Penelope wandte sich ihr wieder zu.
„Mir ist so furchtbar heiß. Ein Glück, dass ich Sie getroffen habe. Ein wenig Entspannung kann nur gut tun. Sagen Sie, haben Sie vor den ganzen Abend hier zu stehen? Ich habe Sie bis jetzt kein einziges Mal tanzen sehen.“
Sie begann auf ihrer Unterlippe zu kauen. Ihrer Erfahrung nach hatten derartige Gesprächsanfänge meist sehr schnell zu höhnischen Bemerkungen über sie geführt. Doch anders als bei Cressida Cowper und ihren Handlangerinnen schien Marys Lächeln nicht aufgesetzt. Dennoch war sie vorsichtig.
„Mir ist nicht ganz wohl.“, log sie daher.
„Ich glaube, wenn ich tanzen würde, würde mir schwindlig werden.“
Mary nickte verständnisvoll, nicht erkennend, dass Penelope unaufrichtig war.
„Bei der Hitze ist das wirklich kein Wunder. Wie gerne würde ich jetzt einfach draußen in den Gärten etwas Luft schnappen gehen, aber ich fürchte, Großtante Cecily wird sich weigern mich zu begleiten. Ihre alten Knochen machen ihr zu schaffen und jeder größere Gang scheint ihr eine wahre Tortur zu sein. Und mein Bruder ist gerade nicht auffindbar.“
Penelope öffnete den Mund, um anzubieten, gemeinsam nach Mister Cavendish Ausschau zu halten, schloss ihn jedoch sogleich wieder, als ihr bereits suchender Blick an Colin Bridgerton hängenblieb, der auf sie beide zuhielt.
Penelope schluckte und betete, dass er sie nicht ansprechen möge. Obwohl bereits viel Zeit ins Land gegangen war, hatte sie immer noch keine Ahnung, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Colin war nach dem Ball ihrer Familie im letzten Jahr zu einer weiteren Reise aufgebrochen und dem Vernehmen nach erst zu Beginn dieser Saison wieder zurückgekehrt.
Für ihn mochten die wenigen Sätze, die er über sie geäußert hatte, bereits vergessen sein, für sie hingegen waren sie allgegenwärtig. Wie also sollte sie sich verhalten? Er wusste nicht, dass sie ihn gehört hatte. Ihr war zum Weinen zumute, aber vor ihm in Tränen auszubrechen hätte nur Fragen nach sich gezogen, vor deren Beantwortung sie sich sträubte. Zu offenbaren, dass sie wusste, wie wenig er tatsächlich von ihr hielt, war eine Peinlichkeit, die sie sich ersparen wollte. Genau so wie etwaige Erklärungsversuche seinerseits, die auf diese Offenbarung wohl folgen mochten. Sie konnte keine weiteren Lügen ertragen. Ebenso wenig wie leere Phrasen.
Ihm die kalte Schulter zu zeigen erschien ihr jedoch ähnlich unangenehm. Auch dies hätte ihn bewegt, sich zu erkundigen, ob es ihr gut ginge, ob er irgendetwas getan hatte, das sie nun dazu brachte ihm gegenüber derartig zu agieren. Sollte sie ihm also etwas vorspielen? Ihr übliches, ihm bekanntes Selbst in seiner Gegenwart überstreifen wie eine Maske hinter der sich ihr Schmerz versteckte? Würde sie die Scharade denn überhaupt aufrecht erhalten können, wenn sie aus jedem freundlichen Satz seinerseits doch nur seine Abneigung ihr gegenüber heraushören würde? Und was wenn er Eloise ansprach? Sie schloss verzweifelt die Augen. Nie hatte sie sich mehr gewünscht tatsächlich unsichtbar zu sein.
„Geht es Ihnen schlechter, Miss Featherington?“
Marys Stimme drang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr und Penelope fand nicht die Kraft, ihr zu antworten, während sie fieberhaft nach einem Ausweg aus der Situation suchte.
„Penelope?“
Er war näher gekommen und jetzt gab es tatsächlich keinen Zweifel mehr, dass er sie begrüßen wollte.
Colin Bridgerton lächelte freundlich, als er vor ihr zum Stehen kam. Er schenkte Mary ein ebenso freundliches Lächeln.
„Miss Cavendish. Ich hoffe, der Abend verläuft gut für Sie.“
Penelope hoffte, dass er sie links liegen lassen und ein längeres Gespräch mit Mary beginnen würde infolgedessen er ihre Anwesenheit schnell vergessen würde, doch sobald Mary ihm geantwortet hatte, wandte er ihr seinen Kopf erneut zu.
„Penelope. Ich hatte schon befürchtet, du wärest nicht gekommen. Deine Mutter und Schwestern habe ich schon vor einer halben Stunde gesehen!“
„C-Colin… Sch-Schön, dich zu sehen. N-nun, i-ich war einfach… nur hier.“
Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr Stammeln gepaart mit dem aufgesetzten Lächeln, das schmerzhaft an ihren Mundwinkeln zerrte, konnte doch selbst einen Blinden nicht darüber hinwegtäuschen, wie unangenehm ihr seine Anwesenheit war. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Mary sie mit gehobenen Brauen musterte. Die junge Dame hatte sie definitiv nicht täuschen können. Colin hingegen schien über ein schlechteres Sehvermögen als besagter Blinder zu verfügen, denn er quittierte ihr Verhalten ihr gegenüber nicht mal mit dem Hauch eines zweifelnden Stirnrunzelns. Stattdessen begann er über seine letzte Reise zu berichten. Penelope zwang sich, hier und da einen interessierten Laut von sich zu geben, während sie innerlich darauf hoffte, dass er sie bald wieder sich selbst überließ. Mary war ihr währenddessen keine Hilfe. Aber das konnte sie der jungen Frau wohl kaum zum Vorwurf machen. Sie war weder ihre Freundin, noch kannte sie Colin Bridgerton oder wusste um die Einzelheiten ihrer Beziehung zueinander. Penelope konnte sich schlicht nicht erhoffen, dass die junge Frau eine Lanze für eine Fremde brach in einer Angelegenheit von der sie ohnehin nichts verstand. Eloise hätte es vielleicht vermocht. Aber Eloise war nicht hier. Und selbst wenn, so hätte sie sie wohl gnadenlos ihrem Schicksal zu überlassen.
„… du mit mir tanzen würdest?“
Sie schreckte aus ihrer Verzweiflung auf und vergaß für einen Moment zu atmen. Colin sah sie abwartend an. Schweiß brach auf ihrer Stirn aus. Ihr lief die Zeit davon, die nötig gewesen wäre, um sich eine Ausrede zuzulegen. Eine, die weder zu neuen Peinlichkeiten führte noch dazu, diesen Tanz bloß hinauszuzögern. Währenddessen hoffte sie, dass Mary nicht aussprach, was sie vorhin als Notlüge für ihr Fehlen auf dem Tanzparkett ausgegeben hatte. Colins angeekelten Blick wenn er sich vorstellte, dass sie sich womöglich auf seine Schuhe erbrechen könnte, konnte sie am Wenigsten gebrauchen.
Ihr Blick wanderte über seine Schulter, auf der Suche nach irgendetwas, irgendjemandem, der eine potentielle Rettungsleine hätte darstellen können.
Ein Fehler, denn ihr Herz sank augenblicklich. Nicht weit von ihnen entfernt stand Lady Bridgerton und ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Es war jene Art von Miene, die eine Mutter des ton trug, wenn sie ihre Söhne darum bat, auch die unbeliebten, ausgeschlossenen Damen zum Tanz zu bitten.
Tief in ihrem Inneren hatte sie es bereits geahnt, aber die Bestätigung der Annahme, dass Colin sie seiner Mutter zuliebe zum Tanz aufgefordert hatte und nicht weil er selbst es wollte, fühlte sich an, als hätte jemand einen Dolch in ihr Herz gestoßen.
Nach allem was er ihr ohnehin schon unwissentlich angetan hatte, tat seine Dienstbeflissenheit seiner Mutter gegenüber nun nur noch mehr weh.
Sie wollte seine Almosen nicht. Sie wollte nicht, dass er ihre Dankbarkeit erhielt, für etwas, das er nicht aus freien Stücken tat. Aber war sie auch stark genug ihn abzuweisen ohne eine Szene zu machen? Ohne ihn vor den Kopf zu stoßen?
Sie öffnete den Mund, versuchte ihren ohnehin schon kaum vorhandenen Mut zusammen zu nehmen und wollte gerade etwas sagen, das in ihrem Kopf schon verdächtig nach „Es wäre mir eine Ehre.“ klang, als eine fremde Stimme zu ihrer Linken ertönte.
„Ich fürchte, Sie werden sich gedulden müssen, Mister Bridgerton. Miss Featherington hat den nächsten Tanz schon mir versprochen.“
Ihr Kopf schnellte entgeistert zur Linken. Perplex blinzelnd erkannte sie den Mann, dem ihr Hut vor ein paar Tagen vor die Füße geweht worden war. Mister Richard Cavendish. Er war neben seine Schwester getreten und hinter ihm stützte sich Lady Neville mit griesgrämiger Miene auf ihren Gehstock.
Zu ihrem Glück hatte Colin Penelopes Reaktion auf Mister Cavendishs Lüge nicht bemerkt. Er war stattdessen viel zu sehr damit beschäftigt, ähnlich überrascht den Neuankömmling zu mustern.
Natürlich überrascht es ihn. Er rechnet nicht damit, dass mich jemand freiwillig zum Tanz auffordern würde, fuhr es ihr bitter durch den Kopf.
Was sie zu der Frage führte, warum Mister Cavendish log. Er hatte sie definitiv nicht angesprochen. Ein kurzer Seitenblick zu Mary und Penelope erkannte, dass auch seine Schwester die Lüge bereits erkannt hatte. Sie hielt jedoch nicht nur den Mund, sondern sah ihren Bruder mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Stolz an. Noch bevor Penelope länger über Cavendishs Motive oder den Gesichtsausdruck seiner Schwester hätte grübeln können, stimmte das Orchester das nächste Stück an. Cavendish streckte ihr auffordernd seine Hand entgegen.
„Miss Featherington?“
Jetzt lag es an ihr. Sollte sie bleiben und den Herrn vor aller Augen brüskieren, weil er gelogen hatte oder den sich so günstig präsentierenden Ausweg nehmen und aus Colins unangenehm erdrückender Präsenz entfliehen?
Sie atmete tief ein, ergriff die ihr dargebotene Hand und ließ sich zur Tanzfläche geleiten.
*
Mister Bridgerton war kaum in der Menge verschwunden, als Lady Neville die Hand ihrer Großnichte ergriff.
„Liebes Kind, sei so gut und versuche mir zu erklären, was genau hier gerade vor sich ging. Es sieht deinem sturen Esel von Bruder überhaupt nicht ähnlich, seine fragwürdigen Prinzipien urplötzlich über Bord zu werfen.“
Mary sah sich um. Es waren zu viele Menschen in der Nähe, als dass sie ihre Vermutung hätte aussprechen können. Obwohl sie Penelope nicht kannte, wollte sie trotzdem verhindern, dass jemand sie belauschen könnte, der der Frau oder ihrem Bruder daraus einen Strick hätte drehen können. Cecily hinaus auf den Gang zu ziehen erschien ihr auch wenig ratsam. Zur Ballsaison schien jede Mauer Ohren zu haben und Münder, die selbst das kleinste Gerücht weitertrugen. Ansonsten hätte Lady Whistledown wohl auch kaum so oft recht behalten können.
Also täuschte sie vor nichtsahnend zu sein.
„Ich weiß es nicht.“
Cecily war nicht zufrieden mit der Antwort. Sie verzog den Mund als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
„Hmpf… Er hätte seine Wahl zumindest überlegter treffen können.“
Mary wusste nicht genau wieso sie ihrer Großtante den Kommentar nicht recht verzeihen wollte. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass ihr Penelope wie ein Bild einer alternativen Zukunft vorgekommen war, wenn sie weniger Glück und eine weniger respektable Familie gehabt hätte. Sie konnte das Gefühl, das sie beim Anblick der Älteren empfand wohl am treffendsten als Mitleid beschreiben.
„Wen er erwählt, kann nur er selbst entscheiden. Und wenn ihn Miss Featherington glücklich machen sollte, dann steht es uns nicht zu, ihm Vorhaltungen zu machen.“
Cecily schien bereits im Begriff eine Entschuldigung für die Meinungsäußerung ihrer Großnichte einzufordern. Dann gab sie jedoch lediglich einen weiteren ungehaltenen Laut von sich.
Mary suchte derweil die Tanzfläche nach ihrem Bruder ab. Da war er und machte eine ausgesprochen gute Figur. Für jemanden, der diesen Teil des Unterrichts immer als Zeitverschwendung betrachtet hatte, hatte er erstaunlich viel behalten.
Er lächelte, sagte etwas zu Miss Featherington, die tatsächlich kurz auflachte. Mary gluckste. Verschwunden war der gehetzte Gesichtsausdruck, den Penelope eben noch getragen hatte. Richard war es gelungen, ihre Gedanken mit Heiterkeit zu füllen.
Und er selbst? Nun, sie kannte ihn, wenn er gute Laune heuchelte. Dies hier war kein Schauspiel, so viel stand fest.
Mary legte verträumt den Kopf schief. Sie wusste, es war viel zu früh, sich überhaupt über so etwas Gedanken zu machen. Dennoch, wäre es nicht wundervoll, wenn aus einem Akt der Ritterlichkeit Liebe werden würde?
„Mary!“
Das Zischen zu ihrer Linken ließ sie den Blick von dem tanzenden Paar abwenden. Ihre Großtante funkelte sie verärgert an und der Gentleman, der dieser gegenüberstand wirkte, als hätte man ihn mit einem Eimer kalten Wassers übergossen.
„Ihr müsst meiner Großnichte verzeihen, Lord Fitzgerald. Sie ist schon ein wenig erschöpft, fürchte ich.“
Fitzgeralds Mundwinkel zuckten leicht.
„Lord Fitzgerald will dich um den nächsten Tanz bitten, Mary...“, fuhr ihre Großtante unnötigerweise fort.
„Ich habe ihm gesagt, dass noch Platz auf deiner Karte ist.“
Die Aussage stimmte zwar, doch Mary hätte lieber noch ein Weilchen am Rand gestanden und sich ausgeruht. Pflichtbewusst sah sie den derzeitigen Anwärter um ihre Gunst an. Einer von zu vielen, wie sie fand. Wie sollte man da noch wissen, welcher Herr die richtige Wahl war? Zumal sie alle so darauf versessen schienen, bloß nichts Interessantes über sich preiszugeben. Oder zumindest etwas, das nicht darauf abzielte, ihr zu imponieren. Sie wollte den Menschen hinter der Fassade des Werbens kennen lernen. Ein schwieriges Unterfangen, wenn die Herren davon ausgingen, sie würde ihre Aufwartung schon zu schätzen wissen, wenn sie vorgaben sich in romantischer Poesie oder Literatur auszukennen. Sie öffnete den Mund. Länger konnte sie Fitzgerald ohnehin nicht mehr wortlos gegenüberstehen ohne ihn zu beleidigen.
„Es wäre mir eine Ehre, mit Ihnen zu tanzen, Lord Fitzgerald.“