Schon als du erwachst, hast du dieses komische Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt.
Dass deine Welt gewaltig aus den Fugen geraten ist. Als sich deine Augen schließlich völlig an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkennst du, dass du dich nicht mehr in deinem Schlafzimmer befindest.
Du bist in einem Schlafzimmer, aber eben nicht in deinem eigenen.
Vor allem ist es das Interieur, das dich stutzig macht.
Es ist viel edler als dass deiner Studentenbude.
Und viel zu groß ist dieses Zimmer auch.
Von einer ungeheuren Unruhe gepackt schlägst du die Decke zur Seite, um aus dem Bett zu springen. Deine normalen Schlafsachen hast du noch an, wie du jetzt bemerkst. Dein Tank-Top und deine Shorts, aber alles andere um dich herum ist anders.
Völlig falsch und verdreht.
Du öffnest die Tür und trittst auf den Flur, der sich, in der schimmernden Dunkelheit, endlos vor dir zu erstrecken scheint.
Der Boden ist eiskalt.
Hättest du mal lieber deine Wollsocken zum Schlafen angezogen, dann würdest du jetzt ganz sicher nicht so frieren.

Draußen vor dem Fenster hüllt sich die Welt fast in vollkommene Dunkelheit.
Von hier aus kannst den Mond gut sehen.
Hoch oben, wie er über allem hier wie ein kostbares Juwel erstrahlt.
Sein Licht taucht die umliegenden Wälder in einen Hauch von Silberglanz.
Er ist so schön, dass du deinen Blick nicht abwenden kannst
Doch dann ist da plötzlich eine Stimme — jemand spricht dich an.
Du wendest dich der Stimme zu und blickst, zu deiner großen Überraschung — noch verrückter konnte das Alles hier wohl nicht mehr werden —, in Anthony Bridgertons Gesicht.
Er sieht genauso überrascht aus wie du dich fühlst.
Ihr öffnet fast gleichzeitig eure Münder; nur aus Anthonys kommt auch etwas heraus.
,,Wer sind Sie? Und was tun Sie hier?’’
Eine wirklich ausgezeichnete Frage, wie du findest, auf die du leider keine Antwort hast.
Du weißt ja nicht einmal selbst, was hier los ist.
Wie es dazu bekommen ist, dass du dich augenscheinlich nicht mehr in deiner eigenen Welt, sondern in einer fiktiven befindest.
Du kannst sehen wie sich die Miene des Vizegrafen deutlich verfinstert, wohl weil er noch immer keine Antwort erhalten hat.
Aber was sollst du ihm auch sagen?
Dass du eigentlich im 21.Jahrhundert lebst und wohl durch übernatürliche Mächte, durch komische Zufälle oder was auch immer, in seiner Welt gelandet bist?
Eine Welt, die es eigentlich gar nicht geben sollte.
,,Wer.Sind.Sie?’’, verlangt er noch einmal zu erfahren und dieses Mal kommt etwas über deine Lippen — das Erste, das dir in den Sinn kommt: ,,Kate. Kate Sheffield.’’
Noch im selben Moment hättest du dir auf die Zunge beißen mögen.
Warum ausgerechnet dieser Name?
Hättest du dir nicht irgendetwas Besseres einfallen lassen können?
,,Miss Sheffield’’, wiederholt Anthony und an der Art wie er diesen Namen ausspricht, wird dir klar, dass er ihn noch nie zuvor gehört haben muss. Er ist den beiden Sharma-Schwestern also noch nicht begegnet, stellst du im Stillen fest. Ob er wohl überhaupt schon den Entschluss gefasst hat, sich nach einer passenden Braut umzusehen? Oder ist er noch an dem Punkt der Geschichte, wo er diesen Wunsch noch nicht hegt? ,,Und was tun Sie hier, Miss Sheffield?’’
Noch so eine hervorragende Frage, auf die du keine wirkliche Antwort weißt.
,,Ich…ich weiß es nicht’’, entgegnest du daher.
Das ist die Wahrheit, aber sie lässt euch beide mehr als verwirrt zurück.