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Hoto und Nuri - Friedliche Liebe

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteDrama, Romance / P12 / MaleSlash
Hotohori Nuriko
05.04.2022
07.05.2022
2
2.354
 
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05.04.2022 1.109
 
Hoto hatte ein Auge auf Lady Nuri geworfen. Sie war hübscher als die anderen Hofdamen, aber auch lustiger. Ihre freundliche, spitzbübische Art erinnerte ihn an einen Traum, den er nachts oft hatte. Sie war in diesem Traum merkwürdigerweise ein Mann, einer seiner Kumpel, und mit fünf Weiteren dienten sie einem Mädchen aus einer anderen Welt. Für dieses Mädchen hegte er tiefe Gefühle, doch sie erwiederte sie nicht, und so beschloss er, seine Liebe zu vergessen. Die Gemahlin, mit der er in diesem Traum einen Sohn hatte, sah der männlichen Traum-Nuri zum Verwechseln ähnlich. Merkwürdig war das alles.
Nicht, dass Hoto sich einen Traumdeuter nehmen konnte. Er war ein einfacher Krieger, mit 16 Jahren gerade am Ende seiner Ausbildung. Und nun würde er seinen Kaiser und das Land Kounan verteidigen. Das Land, das seit einigen Jahren unter dem Schutz des Gottes Suzaku stand, beschworen durch die Hüterin. Hoto interessierte sich sehr für diese alten Geschichten.
Eines Abends, als er nachts einige alten Schriften studierte, war Lady Nuri an seinem Zimmer vorbeigekommen.
Er konnte ihren Parfüm riechen und spannte sich sofort an. In ihrer Nähe war er nervös.
"Habe ich dich in Verlegenheit gebracht?" Ihr glockenhelles Lachen drang durch die Papiertür. Sie öffnete sich einen Spalt breit, und ein Notizzettel flatterte ins Zimmer. Hoto wollte sogleich Lady Nuri sehen, doch als er die Tür ganz öffnete, war sie verschwunden.
Er hob den Zettel auf. Auf diesem Stand "In einer Stunde bei den Kirschbäumen im hinteren Teil des Palastgartens." Darunter eine Zeichnung von ein paar grinsenden Kirschblüten. Hoto lächelte.
So war sie. Lady Nuri. Fröhlich, ein wenig zickig, aber mit einem wunderbar warmen Herzen.
Als er in den Palast kam, war sie ebenfalls neu. Wie bei einigen anderen Hofdamen hatte er durch sein überdurchschnittlich hübsches Äußeres ihr Interesse gewonnen. Aber sie hielt sich in seiner Gegenwart weniger zurück als die anderen Hofdamen. Obwohl sie sich ab und an liebreizend gab, scherzte sie mit ihm und koketierte in ironischer Manier um ihn herum. Es war angenehm erfrischend für ihn. Er war ein förmlicher Mensch, und ihre Art brachte ihm Heiterkeit.
Sogleich zog er sich ein schöneres Gewand an, machte sich zurecht und machte sich auf den Weg in den Palastgarten.
Dort fand er Nuri unter den Kirschblüten auf einem als Sitzgelegenheit herhaltendem niedrigen Felsen.
Ihr edler Haarschmuck passte perfekt zur Eleganz der Büten. Ihr Haar war seidenweich und glänzte im hellen Vollmond, ihre Kleider waren wohlgeordnet, und ihr Lächeln war spitzbübisch elegant.
"Du bist früh dran, Hoto. Konntest du es nicht abwarten, mich zu sehen?"
"Gleiches gilt für dich Lady Nuri." Hoto verbeugte sich formell. "Warum schicktest du mir diese Notiz?"
"Ich wollte dir näher kommen." Rasch erhob sich Nuri von ihrem Sitz und kam wehenden Gewandes näher. Kurz vor Hoto blieb sie stehen und sah ihm tief in die Augen.
"Gefalle ich dir, Hoto?" fragte sie und drehte sich einmal um ihre Achse. "Ich hörte, dass du auf Äußerlichkeiten Wert legst. Sei unbesorgt. Damit kenne ich mich aus. Ich weiß mich gut anzuziehen und zurecht zu machen. Aber für dich..." sie lächelte verschmitzt "...wollte ich besonders hübsch aussehen."
"Lady Nuri, ihr seit wahrlich eine wunderbare Erscheinung" sagte Hoto. Er konnte es sich nicht verkneifen und fügte halb im Scherz hinzu: "Aber ich bin immer noch der Hübscheste."
"Das sagst du in meinem Traum auch stets."
Hoto stutze. "Was?"
Nuri fuhr fort: "Hoto, ich träume von dir. In diesem Traum verzehre ich mich nach dir, kann dich aber nicht erreichen. Denn in diesem Traum bin ich ein Mann. Und liebst eine Andere. Doch dann sterbe ich, und du nimmst dir eine Gemahlin. Sie sieht mir sehr ähnlich. Unsere gemeinsamen Freunde in diesem Traum erzählen mir, dass du diese Dame ausgesucht hast, weil sie mir ähnlich sah. Du glaubtest, ich hätte sie zu dir geschickt." Nuri lächelte, diesmal von Herzen lieb und ohne Witz. "Obwohl du meine Gefühle nicht erwiedert hast, hast du sie nicht verachtet und dir zu Herzen genommen. Ich dachte in meinem Traum, dass mich das sehr glücklich machte. Obwohl ich dich nie gewann und starb, habe ich nie etwas bereut."
Hoto bemerkte, wie sich eine Träne die Wange hinunter stahl.
"Ich träumte das Gleiche, Nuri. Du warst ein männlicher Freund von mir. Aber du warst gut. Einer der Besten. Auch ich starb. Aber wir waren uns einig, wie glücklich wir zu Lebzeiten waren."
Nuri kam noch näher. Sie zupfte eine Kirschblüte aus Hotos langem Zopf. Doch anstatt die Hand zurückzuziehen, begann sie, mit dem Haar zu spielen.
"Ich sah, dass du viele Bücher last, Hoto. Ich las die Gleichen. Sie handeln von der Hüterin des Suzaku. Weißt du, was ich glaube?"
Hotos Miene hellte sich auf. Er nickte, hob seine Hand und strich über Nuris warme Wange. Wie angenehm weich und duftend sie war.
"Wir waren die Seishi, nicht wahr? Hotohori und Nuriko. Und der Traum... das war unser vergangenes Leben."
Nuri kicherte. "Erinnerst du dich, dass wir beide in die Hüterin verliebt waren? Die tolpatschige kleine Miaka?"
Hoto lächelte seelig. "Diese Zeiten kommen mir wie ein herrlicher Traum vor."
"Das sind sie heute" antwortete Nuri. Sie ließ ihre Hand zu Hotos Wange wandern.
"Das ist wahr." sagte Hoto. "Wir sind nicht mehr Hotohori und Nuriko. Wir haben ein neues Leben. Als Hoto und Nuri."
Nuri stellte sich auf die Zehenspitzen und hob ihr Gesicht zu Hoto. "Findest du nicht, dass wir uns wirklich gut ergänzen, Hoto?"
"Das finde ich auch." Hoto neigte sich zu Nuri. "Du verzauberst mich. Ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal bei Hof sah."
"Du bist mein Schicksal." Eine Röte überzog Nuris Wangen. "Wir sind für einander bestimmt, Hoto. Das Schicksal brachte uns zusammen und machte uns aufeinander aufmerksam, weil wir zusammengehören. In dieser Welt, die Suzaku hinterlassen hatte, wartet unser Glück auf uns."
Nuris Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von Hotos entfernt. "Hoto... Ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen."
"Nuri..."
"Ich werde dich glücklich machen, Hoto. Das ist in dieser Sekunde mein einziger Wunsch."
"So geht es mir auch, Nuri."
Dann küsste Hoto Nuri auf die roten Lippen. Ein Wind verwirbelte die hinunterfallenden Kirschblüten um die beiden, als wäre ein riesiger Vogel vom Himmel herabgestiegen und hätte mit seinen Flügeln die Luft gepeitscht.
Der Vollmond blickte nur wachend auf die Szene herab.
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