Kowalskis Rückkehr
von Leuchtboje85
Kurzbeschreibung
Eine Geiselnahme am Naschmarkt und die Begegnung mit einem alten Bekannten, lassen in Moser und seinem Team die Erinnungen an die dramatischen Ereignisse von vor 1,5 Jahren wieder hochkommen. ------ Diese Geschichte ist die Fortsetzung von "Einmal Himmel und zürück". Eine Vorablektüre ist aber nicht unbedingt notwendig.
GeschichteKrimi / P12 / Het
Christian Böck
Dr. Leo Graf
Peter Höllerer
Rex
Richard "Richie" Moser
30.03.2022
20.05.2022
7
14.255
4
30.03.2022
1.400
Hallo und herzlich Willkommen,
schön, dass du (zufällig oder mit Absicht ) auf meine Geschichte aufmerksam geworden bist und ihr deine kostbare Zeit schenkst, vielen Dank dafür :)
Macht es euch gemütlich, holt euch einen Kaffee, schmiert euch eine Wurstsemmel und dann viel Spaß beim Lesen!! :):)
Dany85
P.S. Was ich nicht wünsche, auch wenn es selbstverständlich sein sollte, dass dieses kleine Werk in Auszügen oder als Ganzes anderweitig unter anderem Namen veröffentlicht wird.
--------
Gut eine Stunde Dienst hatte er noch vor sich. Dann würde er nachhause zu seiner Familie fahren und den Feierabend zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern verbringen. Morgen dann endlich ein freier Tag. Mal lange ausschlafen, in Ruhe frühstücken und nicht den ganzen Tag in der Grazer Innenstadt auf Streife gehen, nur um irgendwelche Halbstarken und Möchtegern-Rambos zu belehren. Der uniformierte Polizist atmete durch und schaute auf seine Armbanduhr. Am Rathaus schlug die Uhr sieben Mal. Die Innenstadt war an diesem regnerisch kühlen Oktoberabend fast menschenleer. Vereinzelnd hetzten Menschen in Regenjacken gehüllt eilig über den Marktplatz. Die Sonne war schon untergegangen. Über dem Schlossberg hing ein leichter Nebelschleier. Die meisten Menschen waren schon zu Hause oder saßen in einer der vielen Gaststätten und genossen die Geselligkeit bei Wein, Kürbiscremesuppe, Rindergulasch oder anderen steirischen Köstlichkeiten.
Der Streifenpolizist ging eine einsame schmale Gasse entlang. Von hinten hörte er schnelle Schritte, die merklich immer näher auf ihn zu kamen. Plötzlich spürte er einen Arm, der sich fest um seine Kehle presste und ihm gefühlt die Luftzufuhr zum Atmen abschnürte. An der rechten Seite seines Halses spürte er einen spitzen, scharfen Gegenstand. Ohne Näheres zu sehen, war ihm sofort klar, dass es sich dabei um ein Messer handeln musste.
„Kein Mucks, sonst bist du tot! Verstanden?“ hörte er eine harte, männliche Stimme ihm ins Ohr flüstern. Der Atem des Fremden roch nach Nikotin und Pfefferminz. Der Polizist nickte.
„Gib mir deine Waffe!“ Er zögerte. „Deine Waffe!!!“ Der Polizist sah seine Familie vor dem inneren Auge. Ihm war klar, dass es keinen Sinn machen würde, jetzt den Helden zu spielen, wenn er seine Frau und die Kinder heute Abend wohlbehalten in die Arme schließen wollte. Er entschied sich dem Fremden zu gehorchen. Mit zitternden Händen griff er an seinen Gürtel und gab dem Unbekannten seine Dienstwaffe.
„Du zählst jetzt ganz langsam bis zwanzig. Dann darfst du dich umdrehen. Ich beobachte dich. Wenn du dich vorher umdrehst, schieße ich. Hast du mich verstanden?“
„Ja.“
Er hörte die Laufschritte des Unbekannten auf dem Kopfsteinpflaster. Der Streifenpolizist blieb wie erstarrt stehen.
„18, 19, 20“ ratterte es in seinem Kopf. Er spürte den wiedereinsetzenden Regen auf seiner Haut. Dann sank er zu Boden.
----
Rex beäugte von unten aufmerksam den hübsch gedeckten Tisch im Wohnzimmer. Wobei das Wort „hübsch“ in diesem Zusammenhang auch eher Ansichtssache war. Schließlich war an diesem Abend Richard für die Tischdekoration zuständig und Kreativität und Gestaltung zählten bekanntlich nicht gerade zu seinen Kernkompetenzen. Die Stärken des Kommissars waren mehr analytischer Natur. Aber Rex interessierte sich nicht für das bunt zusammengewürfelte Ensemble aus Servietten, Kerzen und Blumen, sondern für die beiden Stücke zart gebratenes Entrecôte, welche einen verführerischen Geruch verströmten. Das Rindfleisch erweckte bereits heute Morgen seine ganze Aufmerksamkeit, als Moser es beim Fleischer gekauft hatte. Für ihn, Rex, war immerhin ein leckeres Wiener Würstchen bei der Shopping-Tour herausgesprungen. Obwohl, so Rex` Meinung, hatte sein Herrchen auch schonmal spendablere Tage gehabt. Aber Würstchen hin oder her. Jetzt galt seinem ganzen Interesse den beiden Stücken Fleisch, welche auf den Tellern über ihm lagen. Rex leckte sich mit der rosa Zunge über sein Maul.
In der Küche unterhielten sich seine beiden Zweibeiner.
„Wie war dein Tag?“, fragte der Kommissar. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ach, normal eigentlich. Ich musste heute einen Vortrag über die beruflichen Perspektiven in der Polizeipsychologie für angehende Psychologen halten.“
„Ein bisschen Nachwuchsförderung also“, entgegnete Moser verschmitzt.
„Ja, sozusagen.“ Sie nahm zwei Weingläser aus dem Schrank.
„Möchtest du auch ein Glas?“, fragte sie ihn.
„Ja, gerne.“ Er ging zum Kühlschrank, nahm Kopfsalat, Tomaten, Gurke und Feta heraus und stellte alles neben eine Plastikschüssel auf die Arbeitsplatte.
„Ich mache noch schnell den Salat. Dann können wir gleich essen. “ Er wusch sich die Hände und trocknete diese am Geschirrtuch ab, das als Schürze an seinem Gürtel geklemmt war. In diesem Moment hörten Patricia und Richard ein schepperndes Geräusch im Nebenraum.
Beide eilten ins Wohnzimmer. Dort blickte sie ein mit Spaghetti übergossener Rex an, der doch sichtlich verwundert über seinen neuen Kopfschmuck war. Die Schüssel mit den Nudeln, welche eigentlich für das heutige gemeinsame Abendessen gedacht waren, lag auf dem Boden vor ihm. Die Nudeln verteilten sich auf dem Fell des Schäferhundes und breit verstreut auf dem Teppich vor dem Tisch.
„Dann gibt es heute eben trockene Semmeln zum Rind“, sagte Patricia grinsend beim Anblick von Rex.
„Da haben wir einmal einen Abend Ruhe und ganz für uns…“
Der Kommissar seufzte und schüttelte den Kopf, während er sich auf den Boden hockte und begann die Spaghetti vom Fußboden und aus dem Fell seines Hundes zu sammeln.
„Du kannst einem auch jede romantische Stimmung ruinieren, weißt du das?“ Er sah seinen Hund an, konnte ihm aber, wie immer, nicht lange böse sein.
„Gibt zu, das hast du doch mit Absicht gemacht!“, witzelte der Kommissar.
Als könne Rex die Worte seines Herrchens verstehen, gab er in diesem Moment ein leises zustimmendes Bellen von sich.
-----
Nur noch schnell das Auto volltanken, dann ab nach Hause und sofort ins Bett. Die Nachtschicht in der Klinik steckte ihm in den Knochen. Er konnte sich einen herzhaften Gähner nicht verkneifen, als er die Auffahrt zur Tankstelle hochfuhr. Er stieg aus seinem Opel Corsa aus und wollte die Zapfpistole in die Hand nehmen, da vernahm er zwei gedämpfte Stimmen, die sich nach einem Wortgefecht anhörten. Dann zwei Schüsse. Stille. Erschrocken blickte er auf und sah, wie im Verkaufsraum der Tankstelle ein Mann sich hektisch im Kassenbereich aufhielt. Der Unbekannte schien dort etwas zu suchen. Es sah so aus, als ob er eine Waffe in der Hand hielt. Anscheinend hatte der Fremde noch nicht bemerkt, dass er beobachtet wurde. Schnell versteckte er sich zwischen der Tanksäule und seinem Auto. Er wollte kein Risiko eingehen und sich nicht in unnötige Gefahr begeben. Dann sah er, wie der Mann die Tankstelle verließ und mit schnellen Schritten in die Dunkelheit des beginnenden Tages davonlief.
-----
Patricia fand sich plötzlich allein in einem dunklen leeren Raum wieder. Sie wusste nicht, wo sie war und wie sie dort hingekommen ist. Es schien, als säße sie irgendwo auf einem kalten, steinigen Boden. Ein durchdringender Benzingeruch stieg ihr in die Nase. An ihren beiden Händen spürte sie auf einmal etwas Feuchtes und Warmes. Sie sah ihre Hände an und bemerkte, dass diese dunkelrot gefärbt waren - Blut, überall Blut. Beim Anblick des vielen Blutes kam Panik in ihr auf. Sie wollte schreien, aber kein Ton kam aus ihrem Mund. Patricia blickte hoch und sah Richard vor sich. Es schien, als würde er irgendwo liegen. Seine Augen waren geschlossen. Sie rief seinen Namen, immer und immer wieder, aber auch jetzt brachte sie keinen Ton heraus, so sehr sie sich auch bemühte. Patricia wollte aufstehen und zu ihm rennen, aber sie konnte sich nicht von dem kalten Boden lösen. Es fühlte sich für sie an, als würde sie am Boden festkleben. Sie blickte zu Richard. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Augen noch immer geschlossen. Dann sah sie, wie ein weißes Tuch ihn von rechts Stück für Stück bedeckte, bis er schließlich ganz unter dem Tuch verschwand und sie nur noch die Konturen seines Körpers erkennen konnte.
Patricia riss die Augen auf. Ihr Herz raste. Sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich beruhigte und bemerkte, dass sie in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer war. Der Vollmond schien durch das Fenster und erhellte den Raum merklich. Die Ereignisse von vor eineinhalb Jahren schienen sie im Unterbewusstsein immer noch zu beschäftigen. Patricia blickte nach rechts und sah Richard, der friedlich schlief und von ihrer Panikattacke anscheinend nichts mitbekommen hatte. Sie sah ihn für einen Augenblick schweigend an. Dabei fiel ihr Blick auch auf die Narbe auf seiner linken Brustseite. Die Bettdecke auf Richards Bauch hob und senkte sich unter ruhigen, regelmäßigen Atemzügen. Patricia atmete befreit durch. Gott sei Dank - es war nur ein Alptraum. Sie gab Richard einen sanften Kuss auf die Schulter, bevor sie ihren Kopf an die selbige legte und sich erleichtert an ihn schmiegte.
schön, dass du (zufällig oder mit Absicht ) auf meine Geschichte aufmerksam geworden bist und ihr deine kostbare Zeit schenkst, vielen Dank dafür :)
Macht es euch gemütlich, holt euch einen Kaffee, schmiert euch eine Wurstsemmel und dann viel Spaß beim Lesen!! :):)
Dany85
P.S. Was ich nicht wünsche, auch wenn es selbstverständlich sein sollte, dass dieses kleine Werk in Auszügen oder als Ganzes anderweitig unter anderem Namen veröffentlicht wird.
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Gut eine Stunde Dienst hatte er noch vor sich. Dann würde er nachhause zu seiner Familie fahren und den Feierabend zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern verbringen. Morgen dann endlich ein freier Tag. Mal lange ausschlafen, in Ruhe frühstücken und nicht den ganzen Tag in der Grazer Innenstadt auf Streife gehen, nur um irgendwelche Halbstarken und Möchtegern-Rambos zu belehren. Der uniformierte Polizist atmete durch und schaute auf seine Armbanduhr. Am Rathaus schlug die Uhr sieben Mal. Die Innenstadt war an diesem regnerisch kühlen Oktoberabend fast menschenleer. Vereinzelnd hetzten Menschen in Regenjacken gehüllt eilig über den Marktplatz. Die Sonne war schon untergegangen. Über dem Schlossberg hing ein leichter Nebelschleier. Die meisten Menschen waren schon zu Hause oder saßen in einer der vielen Gaststätten und genossen die Geselligkeit bei Wein, Kürbiscremesuppe, Rindergulasch oder anderen steirischen Köstlichkeiten.
Der Streifenpolizist ging eine einsame schmale Gasse entlang. Von hinten hörte er schnelle Schritte, die merklich immer näher auf ihn zu kamen. Plötzlich spürte er einen Arm, der sich fest um seine Kehle presste und ihm gefühlt die Luftzufuhr zum Atmen abschnürte. An der rechten Seite seines Halses spürte er einen spitzen, scharfen Gegenstand. Ohne Näheres zu sehen, war ihm sofort klar, dass es sich dabei um ein Messer handeln musste.
„Kein Mucks, sonst bist du tot! Verstanden?“ hörte er eine harte, männliche Stimme ihm ins Ohr flüstern. Der Atem des Fremden roch nach Nikotin und Pfefferminz. Der Polizist nickte.
„Gib mir deine Waffe!“ Er zögerte. „Deine Waffe!!!“ Der Polizist sah seine Familie vor dem inneren Auge. Ihm war klar, dass es keinen Sinn machen würde, jetzt den Helden zu spielen, wenn er seine Frau und die Kinder heute Abend wohlbehalten in die Arme schließen wollte. Er entschied sich dem Fremden zu gehorchen. Mit zitternden Händen griff er an seinen Gürtel und gab dem Unbekannten seine Dienstwaffe.
„Du zählst jetzt ganz langsam bis zwanzig. Dann darfst du dich umdrehen. Ich beobachte dich. Wenn du dich vorher umdrehst, schieße ich. Hast du mich verstanden?“
„Ja.“
Er hörte die Laufschritte des Unbekannten auf dem Kopfsteinpflaster. Der Streifenpolizist blieb wie erstarrt stehen.
„18, 19, 20“ ratterte es in seinem Kopf. Er spürte den wiedereinsetzenden Regen auf seiner Haut. Dann sank er zu Boden.
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Rex beäugte von unten aufmerksam den hübsch gedeckten Tisch im Wohnzimmer. Wobei das Wort „hübsch“ in diesem Zusammenhang auch eher Ansichtssache war. Schließlich war an diesem Abend Richard für die Tischdekoration zuständig und Kreativität und Gestaltung zählten bekanntlich nicht gerade zu seinen Kernkompetenzen. Die Stärken des Kommissars waren mehr analytischer Natur. Aber Rex interessierte sich nicht für das bunt zusammengewürfelte Ensemble aus Servietten, Kerzen und Blumen, sondern für die beiden Stücke zart gebratenes Entrecôte, welche einen verführerischen Geruch verströmten. Das Rindfleisch erweckte bereits heute Morgen seine ganze Aufmerksamkeit, als Moser es beim Fleischer gekauft hatte. Für ihn, Rex, war immerhin ein leckeres Wiener Würstchen bei der Shopping-Tour herausgesprungen. Obwohl, so Rex` Meinung, hatte sein Herrchen auch schonmal spendablere Tage gehabt. Aber Würstchen hin oder her. Jetzt galt seinem ganzen Interesse den beiden Stücken Fleisch, welche auf den Tellern über ihm lagen. Rex leckte sich mit der rosa Zunge über sein Maul.
In der Küche unterhielten sich seine beiden Zweibeiner.
„Wie war dein Tag?“, fragte der Kommissar. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ach, normal eigentlich. Ich musste heute einen Vortrag über die beruflichen Perspektiven in der Polizeipsychologie für angehende Psychologen halten.“
„Ein bisschen Nachwuchsförderung also“, entgegnete Moser verschmitzt.
„Ja, sozusagen.“ Sie nahm zwei Weingläser aus dem Schrank.
„Möchtest du auch ein Glas?“, fragte sie ihn.
„Ja, gerne.“ Er ging zum Kühlschrank, nahm Kopfsalat, Tomaten, Gurke und Feta heraus und stellte alles neben eine Plastikschüssel auf die Arbeitsplatte.
„Ich mache noch schnell den Salat. Dann können wir gleich essen. “ Er wusch sich die Hände und trocknete diese am Geschirrtuch ab, das als Schürze an seinem Gürtel geklemmt war. In diesem Moment hörten Patricia und Richard ein schepperndes Geräusch im Nebenraum.
Beide eilten ins Wohnzimmer. Dort blickte sie ein mit Spaghetti übergossener Rex an, der doch sichtlich verwundert über seinen neuen Kopfschmuck war. Die Schüssel mit den Nudeln, welche eigentlich für das heutige gemeinsame Abendessen gedacht waren, lag auf dem Boden vor ihm. Die Nudeln verteilten sich auf dem Fell des Schäferhundes und breit verstreut auf dem Teppich vor dem Tisch.
„Dann gibt es heute eben trockene Semmeln zum Rind“, sagte Patricia grinsend beim Anblick von Rex.
„Da haben wir einmal einen Abend Ruhe und ganz für uns…“
Der Kommissar seufzte und schüttelte den Kopf, während er sich auf den Boden hockte und begann die Spaghetti vom Fußboden und aus dem Fell seines Hundes zu sammeln.
„Du kannst einem auch jede romantische Stimmung ruinieren, weißt du das?“ Er sah seinen Hund an, konnte ihm aber, wie immer, nicht lange böse sein.
„Gibt zu, das hast du doch mit Absicht gemacht!“, witzelte der Kommissar.
Als könne Rex die Worte seines Herrchens verstehen, gab er in diesem Moment ein leises zustimmendes Bellen von sich.
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Nur noch schnell das Auto volltanken, dann ab nach Hause und sofort ins Bett. Die Nachtschicht in der Klinik steckte ihm in den Knochen. Er konnte sich einen herzhaften Gähner nicht verkneifen, als er die Auffahrt zur Tankstelle hochfuhr. Er stieg aus seinem Opel Corsa aus und wollte die Zapfpistole in die Hand nehmen, da vernahm er zwei gedämpfte Stimmen, die sich nach einem Wortgefecht anhörten. Dann zwei Schüsse. Stille. Erschrocken blickte er auf und sah, wie im Verkaufsraum der Tankstelle ein Mann sich hektisch im Kassenbereich aufhielt. Der Unbekannte schien dort etwas zu suchen. Es sah so aus, als ob er eine Waffe in der Hand hielt. Anscheinend hatte der Fremde noch nicht bemerkt, dass er beobachtet wurde. Schnell versteckte er sich zwischen der Tanksäule und seinem Auto. Er wollte kein Risiko eingehen und sich nicht in unnötige Gefahr begeben. Dann sah er, wie der Mann die Tankstelle verließ und mit schnellen Schritten in die Dunkelheit des beginnenden Tages davonlief.
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Patricia fand sich plötzlich allein in einem dunklen leeren Raum wieder. Sie wusste nicht, wo sie war und wie sie dort hingekommen ist. Es schien, als säße sie irgendwo auf einem kalten, steinigen Boden. Ein durchdringender Benzingeruch stieg ihr in die Nase. An ihren beiden Händen spürte sie auf einmal etwas Feuchtes und Warmes. Sie sah ihre Hände an und bemerkte, dass diese dunkelrot gefärbt waren - Blut, überall Blut. Beim Anblick des vielen Blutes kam Panik in ihr auf. Sie wollte schreien, aber kein Ton kam aus ihrem Mund. Patricia blickte hoch und sah Richard vor sich. Es schien, als würde er irgendwo liegen. Seine Augen waren geschlossen. Sie rief seinen Namen, immer und immer wieder, aber auch jetzt brachte sie keinen Ton heraus, so sehr sie sich auch bemühte. Patricia wollte aufstehen und zu ihm rennen, aber sie konnte sich nicht von dem kalten Boden lösen. Es fühlte sich für sie an, als würde sie am Boden festkleben. Sie blickte zu Richard. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Augen noch immer geschlossen. Dann sah sie, wie ein weißes Tuch ihn von rechts Stück für Stück bedeckte, bis er schließlich ganz unter dem Tuch verschwand und sie nur noch die Konturen seines Körpers erkennen konnte.
Patricia riss die Augen auf. Ihr Herz raste. Sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich beruhigte und bemerkte, dass sie in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer war. Der Vollmond schien durch das Fenster und erhellte den Raum merklich. Die Ereignisse von vor eineinhalb Jahren schienen sie im Unterbewusstsein immer noch zu beschäftigen. Patricia blickte nach rechts und sah Richard, der friedlich schlief und von ihrer Panikattacke anscheinend nichts mitbekommen hatte. Sie sah ihn für einen Augenblick schweigend an. Dabei fiel ihr Blick auch auf die Narbe auf seiner linken Brustseite. Die Bettdecke auf Richards Bauch hob und senkte sich unter ruhigen, regelmäßigen Atemzügen. Patricia atmete befreit durch. Gott sei Dank - es war nur ein Alptraum. Sie gab Richard einen sanften Kuss auf die Schulter, bevor sie ihren Kopf an die selbige legte und sich erleichtert an ihn schmiegte.