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Breakaway

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Het
27.03.2022
17.12.2022
31
117.601
44
Alle Kapitel
170 Reviews
Dieses Kapitel
6 Reviews
 
 
17.12.2022 1.895
 
Meine Lieben, mit diesem kleinen, aber hoffentlich trotzdem feinen Kapitel verabschiede ich mich von euch. Für dieses Jahr und auch eine Weile danach. Ich habe momentan nichts geschrieben, was schon bereit für die Öffentlichkeit ist.
Ganz herzlichen Dank für euer Interesse, Favos, Empfehlungen und ganz besonders für die Reviews, die mir das Veröffentlichen immer versüßt haben.
Nun wünsche ich euch schon mal ein frohes Fest und ein frohes und gesundes neues Jahr.


*** ***

Epilog


Der Sommer neigte sich dem Ende zu, aber das hatte ihm scheinbar niemand mitgeteilt. Obwohl der August bereits vorbei war, herrschten Temperaturen von weit über dreißig Grad und machten den Diner zum Vorhof der Hölle. Dankbar ließ sie ihn für diese Woche hinter sich und begann strahlend zu lächeln, als sie Tyler vor dem Diner stehen sah. Nach fast anderthalb Jahren war sie noch so verliebt, wie am ersten Tag in ihn. Und er in sie, wie nicht nur sein eigenes Lächeln verriet, sondern sein ganzes Verhalten ihr gegenüber.

„Hi“, grüßte sie ihn und hob warnend die Hand, als sie ihn erreichte. „Ich rieche bestimmt grauenhaft.“
„Tust du nicht und selbst wenn… Du weißt, dass mich das nie stören könnte.“ Mit diesen Worten zog er sie in seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf, der die Top 10 der Hollywood-Küsse vor Neid erblassen lassen würde.

„Gott sei Dank ist diese Woche vorbei“, seufzte sie, als er ihre Lippen wieder freigab.
„Wir haben noch ein ganzes Wochenende vor uns“, gab er zu bedenken.
„Ja, aber wir müssen nichts tun, als Pferde zu versorgen und das ist keine Arbeit, sondern Vergnügen.“ Amüsiert schüttelte er den Kopf. Ihre Begeisterung fürs Füttern und Putzen von Pferden ließ ihm immer grinsen. Aber für sie war es wirklich keine Arbeit. Selbst Ställe ausmisten, machte ihr Spaß, genauso wie das Pflegen des Reitzubehörs.

„Ich bin jedenfalls froh, zwei Tage lang kein Frittierfett riechen zu müssen. Oder Teller durch die Gegend schleppen zu müssen. Kannst du mir sagen, wie ich es früher geschafft habe, das elf Stunden am Tag zu tun? Heute bin ich nach sechs Stunden vollkommen fertig.“ Schmunzelnd legte Tyler ihr den Arm um die Schultern und setzte sich mit ihr in Bewegung.
„Du hättest einen meiner Heiratsanträge annehmen können, dann wäre ich gesetzlich verpflichtet, dich zu versorgen und du müsstest weder Frittierfett riechen, noch Teller schleppen.“ Noch immer grinsend, küsste er sie auf die Schläfe, ohne ihr Tempo zu verringern. „Wie viele Anträge waren es mittlerweile eigentlich? Ich habe den Überblick verloren.“

Es waren acht. Acht Anträge, die sie fest ins Herz geschlossen, aber alle abgelehnt hatte. Den ersten hatte er ihr in der Familienhütte gemacht. Weihnachten hatten sie mit seiner Familie und auch ihrer Mutter verbracht, aber zu Silvester hatten sie endlich ihren geplanten Urlaub nachgeholt. Eine Woche lang hatte es nur sie beide, den angrenzenden Wald und die gemütliche Hütte gegeben. Während der Rest des Landes Silvester mit Partys und Feuerwerk verbracht hatte, hatten sie nur die Gesellschaft des anderen genossen. Hauptsächlich nackt, um ganz ehrlich zu sein, aber das Kaminfeuer und vor allem ihre sportlichen Aktivitäten hatten sie warm gehalten. Am Neujahrsmorgen hatten sie einen Spaziergang durch den schneebedeckten Wald gemacht und am See hatte Tyler plötzlich einen wunderschönen Diamantring aus seiner Jackentasche gezogen und ihr einen Antrag gemacht. Es war ihr nicht leicht gefallen, Nein zu sagen, aber sie hatte gewusst, dass sie noch nicht bereit war und deshalb abgelehnt.

Seitdem hatte er sie sieben weitere Male gefragt, aber sie war weiterhin nicht so weit gewesen, auch wenn sie nie hatte sagen können, warum. Was würde sie zwischen ihnen ändern? Im Grunde doch nichts. Sie lebten zusammen, hatten keinerlei Geheimnisse voreinander und vor allem liebten sie sich. Und trotzdem… hatte sie bisher nicht Ja sagen können.

„Lass uns gehen. Ich habe eine Überraschung für dich“, wechselte Tyler das Thema. Er war nie böse, wenn sie dem Thema Heiraten nicht so offen gegenüberstand, wie er. Er akzeptierte ihre Unsicherheit und hatte genug Vertrauen in ihre Gefühle für ihn.

Ihre Überraschung wartete auf dem kleinen Parkplatz hinter Winham‘s.
„Er ist schon fertig?“, rief sie erfreut. Er war ihr neuer Wagen, den sie sich gekauft hatte. Oder vielmehr hatten Tyler und sie ihn zusammen gekauft. Ihr Cavalier war regelrecht unter ihr zusammengebrochen und sie hatte eingesehen, dass es wirklich Zeit für etwas Neues war.

Der Mann, der sie vor einem Jahr angefahren hatte, war gerichtlich belangt worden, ihr Schmerzensgeld zu bezahlen, was er ohne zu zögern getan hatte. Es war ein Unfall gewesen, der ihm wahnsinnig leid tat und da er versichert war, hatte sie nicht lange auf ihr Geld warten müssen. Sie war dadurch natürlich keine Millionärin, aber sie hatte ein bisschen finanzielle Sicherheit gewonnen. Vor allem, weil Tyler sich geweigert hatte, dass sie ihm das Geld überließ, um ihre Krankenhauskosten zurückzuzahlen. Stattdessen bestand er darauf, dass sie das Geld in ihre Zukunft investierte und sich einen langgehegten Traum erfüllte. Sie war neunundzwanzig Jahre alt und war seit wenigen Wochen ein Erstsemester, denn sie holte endlich ihren Collegeabschluss nach.

Auch wenn sie keine Elite-Uni besuchen würde, kostete es sie trotzdem Geld, deshalb hatte sie sich einfach wieder einen älteren Gebrauchtwagen kaufen wollen, aber Tyler hatte sie überredet, sie unterstützen zu dürfen. Natürlich hatte es wieder gedauert, aber letztlich hatte sie zugestimmt. Als Gegenleistung bekam er Lasagne und Pfirsichkuchen, so oft er wollte.

Und deshalb stand sie nun vor einem nagelneuen Auto, in einem wunderschönen Blauton.
„Er ist noch viel schöner, als ich ihn in Erinnerung hatte.“ Tyler lächelte über ihre Begeisterung. „Wie fährt er sich?“
„Probier es aus“, erwiderte er und drückte ihr die Schlüssel in die Hand.

Liebevoll strich sie über das Lenkrad, als sie hinterm Steuer saß. Hatte jemals jemand ein schöneres Auto besessen? Objektiv betrachtet, sicherlich. Sie selbst hatte mal einen nagelneuen Camaro bekommen, aber dieses Auto? Es war mit Liebe ausgesucht und geschenkt worden. Nicht, weil die Gesellschaft es erwartete, sondern Tyler wollte, dass sie sicher unterwegs war.

Bis zur Ranch war es nicht weit, aber es reichte, um ein Gefühl für ihr neues Auto zu bekommen. Ihr Cavalier hatte ihr gute Dienste geleistet, aber Fahrspaß sah anders aus. Den hatte sie jetzt. Tylers Lächeln, mit dem er sie bedachte, war wissend, aber er sagte nichts, sondern ließ sie einfach genießen. Er wusste, wie schwer es ihr fallen würde, zuzugeben, dass es gut war, dass sein Dickkopf diesmal größer gewesen war, als ihrer.

Als sie auf den Hof der Ranch fuhr, war die gesamte Familie Holt auf der Veranda und kaum dass sie den Wagen parkte, rannte Nicky auf sie zu. Tyler stieg aus und hob seinen Neffen in den Wagen.
„Dein neues Auto ist so schön“, begrüßte er sie. „Ich mag die Farbe. Es ist meine neue Lieblingsfarbe.“
„Meine auch“, erwiderte sie lächelnd.
„Können wir eine Runde fahren?“, bat er hoffnungsvoll.
„Nicht jetzt, Bärchen“, mischte Mel sich ein, die neben dem Wagen aufgetaucht war. „Das Essen ist jeden Moment fertig.“ Als Romy Nickys enttäuschtes Gesicht sah, wurde sie automatisch weich.
„Wie wäre es, wenn wir nach dem Essen eine Runde drehen? Nur wir beide. Wir könnten in die Stadt fahren und ein Eis zum Nachtisch essen“, schlug sie mit einem beinahe verschwörerischen Tonfall vor. Mit einem strahlenden Lächeln umarmte Nicky sie von der Seite.
„Du bist die Aller-Allerbeste!“

Die Aller-Allerbeste und ihre Begleitung für den Abend stiegen schließlich aus.
„Der Wagen sieht echt klasse aus“, sagte Mel. Ellen nickte zustimmend von der Terrasse und Dave hob gleich beide Daumen. Das war es, was sie am meisten an den Holts liebte. Ihre Bereitschaft, sich für andere zu freuen. Neid oder Missgunst schien es in ihrem Vokabular nicht zu geben.

„Wie war dein Tag?“, erkundigte Ellen sich zwei Minuten später, während sie das Essen auf den Tisch stellte. „Abgesehen vom tollen neuen Auto.“
„Sehr gut“, antwortete sie mit einem kleinen Grinsen. „Tyler hat mir einen Heiratsantrag gemacht.“
„Ich habe dir keinen….“ Tylers Prostest wurde vom müden Abwinken seiner Familie unterbrochen. Einzig Nicky ließ sich zu einem gelangweilten „Schon wieder?“ herab. Für einen Moment war sie von der Reaktion irritiert, bis ihr einfiel, dass sie das Wichtigste vergessen hatte.
„Ich habe ihn angenommen.“
„Ich habe dir keinen… Was?“ Tylers Augen waren groß wie Untertassen, aber sie konnte nicht reagieren, denn Mel und Ellen fielen ihr gleichzeitig um den Hals, Nicky sprang jubelnd auf und ab und Dave umarmte seinen immer noch überraschten Sohn.

„Stopp!“, rief Tyler plötzlich über den Tumult. „Ich habe Romy keinen Antrag gemacht, aber ich würde meine Verlobte trotzdem gerne küssen, bevor ihr uns gratuliert.“ Die Holts fingen lauthals an zu lachen, aber sie hörte auch ein wässriges Schluchzen von Ellen, als Tyler sie in seine Arme hob und ihr einen Kuss für die Geschichtsbücher aufdrückte.

*** ***

Sanft ließ er die Hollywoodschaukel hin und her schwingen. Romys Idee, eine aufzustellen, war absolut großartig gewesen. Sie passte perfekt in ihren Garten. Ihr kleines Paradies, geschützt vor neugierigen Augen. Egal, ob die Augen der Familie oder Besuchern gehörten.

Er stoppte die Schaukel, als Romy auf die Terrasse hinaustrat und rutschte einladend ein Stück zur Seite.
„Hast du Nicky glücklich gemacht?“, fragte er, während sie sich neben ihn setzte.
„Das geht bei ihm so leicht“, antwortete sie. „Mel hat wirklich alles richtig gemacht. Er ist so ein toller Junge.“ Dem konnte er nur zustimmen. Sein Neffe war ein fantastisches Kind. Freundlich, fröhlich und er konnte sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen. Er konnte nur hoffen, dass Romy und er das Glück hatten, selber ein so tolles Kind zu bekommen. Oder auch mehrere. Er war da für alles offen.

Er legte seinen Arm um Romys Schultern, als sie sich an ihn lehnte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als sie ihn sanft auf die Wange küsste.
„Hör mal“, sagte sie. „Das vorhin… Wenn deine Anträge nicht mehr gültig waren, dann ist das okay. Ich kann deiner Familie sagen, dass ich dich überfallen habe und wir nicht…“ Er unterbrach sie, indem er sie küsste.
„Könntest du kurz den Mund halten, damit ich dir endlich deinen Ring anstecken kann? Ich warte seit neun Monaten darauf.“ Lachend nickte sie und hielt ihm ihre linke Hand hin, als er ihr auffordernd ihren Verlobungsring hinhielt. „Ich liebe dich und wenn ich dir einen Antrag mache, gilt er für die Ewigkeit“, versicherte er ihr, während er den Ring auf ihren Finger schob.
„Ich liebe dich auch“, versicherte sie lächelnd, aber mit Tränen in den Augen.

Er zog sie wieder an sich und verschloss ihre Lippen zu einem Kuss. Ihre Verlobung mochte für andere seltsam sein, für ihn war sie absolut perfekt. Es hatte gedauert, bis Romy Ja gesagt hatte, aber das war für ihn immer in Ordnung gewesen. Sie war noch nicht so weit gewesen, aber er hatte gewollt, dass sie wusste, dass er soweit war, wenn sie es auch war. Und so, wie es letztlich gelaufen war, war es im Grunde so, dass sie beide den anderen gefragt hatten. Sie hatten sich beide den Wunsch versichert, dass sie ihre Liebe offiziell machen wollten. Vor sich, vor Familie und Freunden und vor dem Gesetz.

Er war erst fünf Jahre alt gewesen, als sein Herz die klügste Entscheidung seines Lebens getroffen hatte. Sich in Romina Grace Montgomery zu verlieben, war das Beste, was er hatte tun können. Es gab keine andere Frau auf der Welt, die er so lieben könnte und wegen der er sich so auf die Zukunft freuen würde.

ENDE
 
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