Einmal Himmel und zurück
von Leuchtboje85
Kurzbeschreibung
Richie Moser, Patricia Neuhold und Rex freuen sich auf den bevorstehenden gemeinsamen Urlaub. Aber ein Routineeinsatz nimmt einen verhängnisvollen Verlauf. Plötzlich geht es um Leben und Tod und seine zerkauten Badelatschen sind jetzt Mosers kleinstes Problem.
GeschichteKrimi, Angst / P12 / Het
Christian Böck
Dr. Leo Graf
Peter Höllerer
Rex
Richard "Richie" Moser
13.03.2022
24.03.2022
7
11.091
5
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Dieses Kapitel
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13.03.2022
1.857
Hallo oder wie man in Wien sagen würde "Servus",
es freut mich, dass du auf diese kleine Geschichte aufmerksam geworden bist und ihr deine kostbare Zeit schenkst, wofür ich herzlich danken möchte! :)
Als Rex-Fan der ersten Stunde bin ich vor einiger Zeit auf diese Seite gestoßen und habe die hier veröffentlichten FanFics mit großer Begeisterung verschlungen.
An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an Bibi77, die mich ermutigt hatte, ebenfalls eine Story zu schreiben und mein Erstlingswerk hier reinzustellen sowie auch für deine Unterstützung als Beta-Leserin :-)
Was ich nicht wünsche, auch wenn es selbstverständlich sein sollte, dass dieses kleine Werk in Auszügen oder als Ganzes anderweitig unter anderem Namen veröffentlicht wird.
Und viel Spaß beim Lesen und Mitfiebern!
Leuchtboye85
-------------------------
Es war eine Gegend von Wien, welche nicht unbedingt von Touristen frequentiert oder in einschlägigen Reiseführern empfohlen wurde. Selbst unter den Einheimischen verlief sich auch tagsüber hier eher selten jemand hin. Nur die Graffitis an den Wänden der verwaisten und herunter gekommenen Lagerhallen, leere Bierflaschen sowie gebrauchte Kondome auf der Erde gaben Hinweise auf menschliches Leben, welches sich mit bestimmten Absichten ab und zu in diese Gegend Wiens verirrte. Etwa einhundert Meter entfernt floss die Donau entlang, die unter dem Eindruck der Gegend scheinbar hier nicht ganz so schön und so blau erschien, wie vielfach betitelt und besungen. Die abendliche Luft hatte sich merklich abgekühlt. Auch wenn es tagsüber für April bereits angenehm mild war, so waren die Abende dennoch häufig noch feucht und kühl. Die Sonne war bereits unter gegangen.
Der sandige Weg endete an einem Parkplatz. Im hinteren Bereich an einer Laterne stand ein Mann. Er war etwa Anfang 30, von kräftiger Gestalt und trug einen Dreitagebart. Über einem schwarzen Achselshirt trug er eine dunkelgraue Bomberjacke. Sein Blick fiel in die Dunkelheit die einsame Straße entlang. Aus seiner Hosentasche holte er ein Feuerzeug sowie eine Packung Zigaretten. Er zündete sich eine Zigarette an.
Zwei Jahre hatte er gewartet auf diesen Tag. Jeden einzelnen verdammten Tag hatte er sich vorgestellt, wie es sein würde, endlich wieder als freier Mann den Boden unter seinen Füßen spüren zu können. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich endlich holen würde, was ihm zustand.
In der Ferne sah er die Lichter zweier Scheinwerfer auf sich zukommen. Ein dunkelblauer Kleinwagen fuhr auf den verwaisten Parkplatz und hielt unweit von ihm.
„So sieht man sich wieder, Behringer“, sagte der Mann, drückte seine Zigarette auf dem Boden aus und ging auf Behringer zu.
„Kowalski, bist ja schnell wieder raus gekommen“, sagte Behringer erstaunt.
„Je nachdem, aus welcher Perspektive man es sieht“, antwortete Kowalski trocken „Zwei Jahre im Knast können verdammt lang sein - so ganz ohne Weiber und andere nette Dinge, die einem die Welt vergessen lassen. Du hast dich aber auch nicht wirklich verändert. Fährst immer noch dieselbe abgewrackte Karre, wie früher, trotz der ganzen Kohle.“ Kowalski sah Behringer fest in die Augen. „Wo ist die Kohle? Ich habe damals den Kopf für dich hingehalten, den Bullen nichts g´sagt und bin dafür allein in den Bau gewandert. Jetzt will ich meinen Anteil dafür haben. So war es abg`macht.“ Behringer sah ihn schweigend an, blickte auf den Boden und dann wieder zu Kowalski auf. „Ich habe das Geld nicht mehr“, erwiderte er trocken. „Der Boss hatte etwas von unserem Zweierdeal mitbekommen. Ich musste ihm deinen Anteil geben, sonst..….“
Behringer konnte den Satz nicht mehr beenden, da packte Kowalski ihn fest mit beiden Händen am Kragen. “Sag mal, willst du mich verarschen? Wo ist die scheiß Kohle?“, fauchte Kowalski ihm ins Gesicht.
Behringer sah ihn mit großen Augen an. Er wusste, dass Kowalski schnell ausrastete und die Nerven verlor, wenn man sich ihm in den Weg stellte oder etwas nicht nach seinem Plan verlief. „Ich habe es dir doch g`sagt. Ich habe die Kohle nicht mehr.“
Behringer konnte nicht mehr weiterreden, da versetzte Kowalski ihm mit dem Knie mehrere heftige Tritte in den Oberbauch. Behringer spürte einen heftigen, stechenden Schmerz. Er stöhnte auf. Sterne tanzten vor seinen Augen.
„Mit mir macht man nicht solche Spielchen“, flüsterte Kowalski Behringer ins Ohr, der sich vor Schmerzen krümmte.
Ehe Behringer begriff, was geschehen war, stieß ihn Kowalski mit voller Wucht von sich weg. Behringer verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Ein dumpfer Knall war zu hören, als er mit dem Hinterkopf aufschlug und regungslos liegen blieb.
Kowalski sah ihn einige Sekunden schweigend an. Dann begann er Behringers Jacke zu durchsuchen. Als er nichts fand, ging er zu Behringers Auto. Er öffnete die Beifahrertür und beugte sich mit dem Oberkörper in den dunklen Innenraum. In der Luft lag eine Geruchswolke aus schwerem Männerparfum und Tabak. Kowalski tastete mit seiner Hand hektisch den Innenraum ab. Er öffnete das Handschubfach auf der Beifahrerseite. Im schummrigen Licht sah er eine Waffe, mehrere Tütchen gefüllt mit einem weißen Pulver sowie einen braunen gepolsterten Briefumschlag. Kowalski öffnete den Briefumschlag. Er erblickte drei Bündel 500 Schillingscheine. Zufrieden grinste er. „Na bitte. Das ist doch schonmal ein Anfang“, murmelte er. In der Ferne waren Scheinwerfer eines Autos zu sehen, die immer näherkamen. Hastig griff Kowalski das Geld, die Tüten mit dem Pulver und die Waffe. Dabei bemerkte er nicht, wie etwas aus seiner Jackentasche auf den Boden der Beifahrerseite fiel. Kowalski packte seine Beute und rannte in der Dunkelheit des Abends davon.
--------
Ihr erster gemeinsamer Urlaub sollte es werden. Zwei Wochen Ostküste USA. Einfach mal rauskommen und Abstand vom ganzen Stress und Wahnsinn bekommen, den der Job bei der Polizei so mit sich brachte. Es lagen harte Wochen hinter Kommissar Richard Moser und seinem Team. Der Entführungsfall einer wohlhabenden Wiener Unternehmerfrau hatte sie lange in Atem gehalten. Nachdem es bei der Lösegeldübergabe zu einem Zwischenfall kam, hatte man das Entführungsopfer drei Tage später tot in der Nähe von Wien gefunden. Moser hatte sich lange Vorwürfe gemacht, dass er etwas bei den Ermittlungen falsch gemacht hatte und sie die Frau deshalb nicht mehr lebend gefunden hatten. Mehrere Abende hatten er und seine Freundin, die Polizeipsychologin Patricia Neuhold, über den Fall gesprochen und sie versuchte ihm immer wieder klarzumachen, dass ihn keinerlei Schuld am Tod der zweifachen Mutter traf.
Es war also Zeit für eine Auszeit und etwas Abstand von all dem zu bekommen. Kommenden Samstag sollte es losgehen. Früh um 8 Uhr würde sie das Taxi abholen und nach Schwechat zum Flughafen bringen, Flug AT98 um 11 Uhr nach New York sollte es sein. Im Flur standen zwei große gepackte Koffer und zwei Reisetaschen. Daneben lag eine geöffnete blaue Sporttasche, aus der ein silberner Hundenapf, ein Hundeshampoo, ein Springseil und eine Gummiwurstsemmel herausblickten. Rex kam aus der Küche gelaufen mit einer Packung Hundekekse im Maul und legte diese in die blaue Sporttausche.
Aus dem Schlafzimmer war eine fluchende Männerstimme zu hören.
„Verdammt, das gibt es doch nicht.“
Durch das Schimpfen aufmerksam geworden, tapste Rex Richtung Schlafzimmer. In der Tür blieb er stehen und beobachtete mit schiefgelegtem Kopf, wie sein Herrchen barfuß auf allen Vieren durch den Raum kroch.
„Was suchen Herr Kommissar denn?“ Patricia stand in der Tür neben Rex und schmunzelte.
„Meine Badelatschen“, ächzte Moser mit hoch rotem Kopf. Mit dem rechten Arm fuchtelte er unterm Bett, in der Hoffnung die verloren gegangene Fußbekleidung dort zu finden.
„Ach und die ziehst du gewöhnlich nachts im Bett an oder warum suchst du sie ausgerechnet dort?“
„Sehr witzig! Ich hatte sie gestern Abend ganz sicher auf meinen Koffer gelegt.“
Patricia ging raus und kam kurz darauf ins Schlafzimmer zurück. „Suchst du vielleicht diese hier?“, fragte sie und hielt ihm ein paar dunkelblaue Badelatschen entgegen.
Moser hob den Kopf und setzte sich auf den Fußboden. „Da sind sie ja.“ Er nahm die Gummilatschen in die Hand, wobei ihm eindeutige Kauspuren und Flecken von getrocknetem Hundespeichel auf beiden Schuhen auffielen. Die Indizien sprachen also eine eindeutige Sprache. Mit betonter Stimme eines Kriminalbeamten fragte Moser scheinheilig unwissend: “Wo waren sie denn?“
„Dreimal darfst du raten. In der blauen Sporttasche neben deinem Koffer.“
„Und wie sind sie da hingekommen?“ Moser blickte mit aufgesetzt ernstem Blick zu Rex. Dieser stand in der Tür und schaute sein Herrchen mit schiefgelegtem Kopf unschuldig an, als wolle er sagen: „Woher soll ich denn wissen, wo du deine Schuhe verlegt hast?“
Rex kam auf Moser zugelaufen und stupste ihm mit der feuchten Nase ins Gesicht.
„Wahrscheinlich vom Koffer gefallen, oder? Du Gauner, du. Jetzt hast du wieder ein schlechtes Gewissen, was?“ Der Kommissar musste lachen und kraulte Rex am Kopf.
„Mit solch zerkauten Schuhen kann ich doch unmöglich am Strand laufen. Wie sieht das denn aus?“
Da klingelte das Telefon. Sofort lief Rex los und brachte es Moser.
„Die nächsten zerkauten Latschen zahlst du mir dann aber, verstanden?“, mahnte der Kommissar mit erhobenem Zeigefinger, während er Rex das Telefon abnahm.
„Ja, Moser…Ach Böck, was gibt’s? Ich habe keine Zeit, du weißt ja wir…..Was ja. Aber kann das nicht der...? Ja, ich weiß, ich bin noch im Dienst!! Ok..Wo..Floridsdorf….ich komme.“
Missmutig legte Moser das Telefon zur Seite. Er setzte sich auf das Bett und zog sich die Socken an. „Ich muss leider los. Leichenfund am Stadtrand“, murmelte Moser genervt und stand auf.
Patricia kam auf ihn zu. „Du hast es ja bald geschafft.“ Sie strich ihm zärtlich über die Brust.
„Nur noch drei Tage, dann haben wir endlich zwei Wochen ganz für uns“, sagte Moser erleichtert und strich ihr eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht. Beide schauten sich tief in die Augen.
Rex bellte empört.
„Ja, du natürlich auch, mein Bester. Ich meine doch uns drei.“ Moser lachte und kniete sich zu Rex, der ihm stürmisch die Pfoten auf die Schultern legte und ihn so fast zu Boden riss.
„Die USA werden dir bestimmt gefallen“, sagte Moser, drückte Rex fest an sich und tätschelte den Bauch des Hundes.
Dann stand er auf und ging in den Flur, wo er sich die Schuhe anzog. Suchend blickte er sich um.
„Hast du die Autoschlüssel gesehen?", fragte der Kommissar stirnrunzelnd an Rex gewandt. Als hätte dieser auf das Kommando gewartet, stürmte er davon, um einige Sekunden später mit den Fahrzeugschlüssel im Maul wieder aufzutauchen. Auffordern hielt er diese Moser hin.
„Ah, ist das jetzt die Entschuldigung für die Entführung meiner Badelatschen vorhin?"
Der Kommissar konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Er steckte die Schlüssel in die Hosentasche und streifte sich seine dunkle Stoffweste über.
„Auf geht's, Rex", sagte er und griff seine Jacke und die Pistole.
„Hast du alles?", fragte Patricia.
„Ich glaube ja."
„Gut, ich suche nur noch schnell unsere Reisepässe raus und fahre dann auch gleich ins Büro.“
„Alles klar, bis heute Abend dann!"
Moser hauchte ihr einen eiligen Kuss entgegen und hatte bereits die Hand an der Türklinke.
„Richard?"
„Ja?"
„Komm heute doch bitte mal etwas früher nach hause."
Sie strich über seinen Oberarm und zupfte den Kragen seines Hemdes zurecht.
„Ich möchte heute Abend gerne noch etwas Zeit mit dir verbringen...so kurz vor unserer Abreise."
„Versprochen, ich werde mich beeilen!" gelobte Moser Besserung und gab ihr zum Abschied einen innigen Kuss auf die Lippen.
„Bis später. Ich liebe dich.“
Er lächelte sie liebevoll an und strich ihr zärtlich mit der linken Hand über die Wange.
„Mach`s gut."
Dann verließen Moser und Rex das Haus.
es freut mich, dass du auf diese kleine Geschichte aufmerksam geworden bist und ihr deine kostbare Zeit schenkst, wofür ich herzlich danken möchte! :)
Als Rex-Fan der ersten Stunde bin ich vor einiger Zeit auf diese Seite gestoßen und habe die hier veröffentlichten FanFics mit großer Begeisterung verschlungen.
An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an Bibi77, die mich ermutigt hatte, ebenfalls eine Story zu schreiben und mein Erstlingswerk hier reinzustellen sowie auch für deine Unterstützung als Beta-Leserin :-)
Was ich nicht wünsche, auch wenn es selbstverständlich sein sollte, dass dieses kleine Werk in Auszügen oder als Ganzes anderweitig unter anderem Namen veröffentlicht wird.
Und viel Spaß beim Lesen und Mitfiebern!
Leuchtboye85
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Es war eine Gegend von Wien, welche nicht unbedingt von Touristen frequentiert oder in einschlägigen Reiseführern empfohlen wurde. Selbst unter den Einheimischen verlief sich auch tagsüber hier eher selten jemand hin. Nur die Graffitis an den Wänden der verwaisten und herunter gekommenen Lagerhallen, leere Bierflaschen sowie gebrauchte Kondome auf der Erde gaben Hinweise auf menschliches Leben, welches sich mit bestimmten Absichten ab und zu in diese Gegend Wiens verirrte. Etwa einhundert Meter entfernt floss die Donau entlang, die unter dem Eindruck der Gegend scheinbar hier nicht ganz so schön und so blau erschien, wie vielfach betitelt und besungen. Die abendliche Luft hatte sich merklich abgekühlt. Auch wenn es tagsüber für April bereits angenehm mild war, so waren die Abende dennoch häufig noch feucht und kühl. Die Sonne war bereits unter gegangen.
Der sandige Weg endete an einem Parkplatz. Im hinteren Bereich an einer Laterne stand ein Mann. Er war etwa Anfang 30, von kräftiger Gestalt und trug einen Dreitagebart. Über einem schwarzen Achselshirt trug er eine dunkelgraue Bomberjacke. Sein Blick fiel in die Dunkelheit die einsame Straße entlang. Aus seiner Hosentasche holte er ein Feuerzeug sowie eine Packung Zigaretten. Er zündete sich eine Zigarette an.
Zwei Jahre hatte er gewartet auf diesen Tag. Jeden einzelnen verdammten Tag hatte er sich vorgestellt, wie es sein würde, endlich wieder als freier Mann den Boden unter seinen Füßen spüren zu können. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich endlich holen würde, was ihm zustand.
In der Ferne sah er die Lichter zweier Scheinwerfer auf sich zukommen. Ein dunkelblauer Kleinwagen fuhr auf den verwaisten Parkplatz und hielt unweit von ihm.
„So sieht man sich wieder, Behringer“, sagte der Mann, drückte seine Zigarette auf dem Boden aus und ging auf Behringer zu.
„Kowalski, bist ja schnell wieder raus gekommen“, sagte Behringer erstaunt.
„Je nachdem, aus welcher Perspektive man es sieht“, antwortete Kowalski trocken „Zwei Jahre im Knast können verdammt lang sein - so ganz ohne Weiber und andere nette Dinge, die einem die Welt vergessen lassen. Du hast dich aber auch nicht wirklich verändert. Fährst immer noch dieselbe abgewrackte Karre, wie früher, trotz der ganzen Kohle.“ Kowalski sah Behringer fest in die Augen. „Wo ist die Kohle? Ich habe damals den Kopf für dich hingehalten, den Bullen nichts g´sagt und bin dafür allein in den Bau gewandert. Jetzt will ich meinen Anteil dafür haben. So war es abg`macht.“ Behringer sah ihn schweigend an, blickte auf den Boden und dann wieder zu Kowalski auf. „Ich habe das Geld nicht mehr“, erwiderte er trocken. „Der Boss hatte etwas von unserem Zweierdeal mitbekommen. Ich musste ihm deinen Anteil geben, sonst..….“
Behringer konnte den Satz nicht mehr beenden, da packte Kowalski ihn fest mit beiden Händen am Kragen. “Sag mal, willst du mich verarschen? Wo ist die scheiß Kohle?“, fauchte Kowalski ihm ins Gesicht.
Behringer sah ihn mit großen Augen an. Er wusste, dass Kowalski schnell ausrastete und die Nerven verlor, wenn man sich ihm in den Weg stellte oder etwas nicht nach seinem Plan verlief. „Ich habe es dir doch g`sagt. Ich habe die Kohle nicht mehr.“
Behringer konnte nicht mehr weiterreden, da versetzte Kowalski ihm mit dem Knie mehrere heftige Tritte in den Oberbauch. Behringer spürte einen heftigen, stechenden Schmerz. Er stöhnte auf. Sterne tanzten vor seinen Augen.
„Mit mir macht man nicht solche Spielchen“, flüsterte Kowalski Behringer ins Ohr, der sich vor Schmerzen krümmte.
Ehe Behringer begriff, was geschehen war, stieß ihn Kowalski mit voller Wucht von sich weg. Behringer verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Ein dumpfer Knall war zu hören, als er mit dem Hinterkopf aufschlug und regungslos liegen blieb.
Kowalski sah ihn einige Sekunden schweigend an. Dann begann er Behringers Jacke zu durchsuchen. Als er nichts fand, ging er zu Behringers Auto. Er öffnete die Beifahrertür und beugte sich mit dem Oberkörper in den dunklen Innenraum. In der Luft lag eine Geruchswolke aus schwerem Männerparfum und Tabak. Kowalski tastete mit seiner Hand hektisch den Innenraum ab. Er öffnete das Handschubfach auf der Beifahrerseite. Im schummrigen Licht sah er eine Waffe, mehrere Tütchen gefüllt mit einem weißen Pulver sowie einen braunen gepolsterten Briefumschlag. Kowalski öffnete den Briefumschlag. Er erblickte drei Bündel 500 Schillingscheine. Zufrieden grinste er. „Na bitte. Das ist doch schonmal ein Anfang“, murmelte er. In der Ferne waren Scheinwerfer eines Autos zu sehen, die immer näherkamen. Hastig griff Kowalski das Geld, die Tüten mit dem Pulver und die Waffe. Dabei bemerkte er nicht, wie etwas aus seiner Jackentasche auf den Boden der Beifahrerseite fiel. Kowalski packte seine Beute und rannte in der Dunkelheit des Abends davon.
--------
Ihr erster gemeinsamer Urlaub sollte es werden. Zwei Wochen Ostküste USA. Einfach mal rauskommen und Abstand vom ganzen Stress und Wahnsinn bekommen, den der Job bei der Polizei so mit sich brachte. Es lagen harte Wochen hinter Kommissar Richard Moser und seinem Team. Der Entführungsfall einer wohlhabenden Wiener Unternehmerfrau hatte sie lange in Atem gehalten. Nachdem es bei der Lösegeldübergabe zu einem Zwischenfall kam, hatte man das Entführungsopfer drei Tage später tot in der Nähe von Wien gefunden. Moser hatte sich lange Vorwürfe gemacht, dass er etwas bei den Ermittlungen falsch gemacht hatte und sie die Frau deshalb nicht mehr lebend gefunden hatten. Mehrere Abende hatten er und seine Freundin, die Polizeipsychologin Patricia Neuhold, über den Fall gesprochen und sie versuchte ihm immer wieder klarzumachen, dass ihn keinerlei Schuld am Tod der zweifachen Mutter traf.
Es war also Zeit für eine Auszeit und etwas Abstand von all dem zu bekommen. Kommenden Samstag sollte es losgehen. Früh um 8 Uhr würde sie das Taxi abholen und nach Schwechat zum Flughafen bringen, Flug AT98 um 11 Uhr nach New York sollte es sein. Im Flur standen zwei große gepackte Koffer und zwei Reisetaschen. Daneben lag eine geöffnete blaue Sporttasche, aus der ein silberner Hundenapf, ein Hundeshampoo, ein Springseil und eine Gummiwurstsemmel herausblickten. Rex kam aus der Küche gelaufen mit einer Packung Hundekekse im Maul und legte diese in die blaue Sporttausche.
Aus dem Schlafzimmer war eine fluchende Männerstimme zu hören.
„Verdammt, das gibt es doch nicht.“
Durch das Schimpfen aufmerksam geworden, tapste Rex Richtung Schlafzimmer. In der Tür blieb er stehen und beobachtete mit schiefgelegtem Kopf, wie sein Herrchen barfuß auf allen Vieren durch den Raum kroch.
„Was suchen Herr Kommissar denn?“ Patricia stand in der Tür neben Rex und schmunzelte.
„Meine Badelatschen“, ächzte Moser mit hoch rotem Kopf. Mit dem rechten Arm fuchtelte er unterm Bett, in der Hoffnung die verloren gegangene Fußbekleidung dort zu finden.
„Ach und die ziehst du gewöhnlich nachts im Bett an oder warum suchst du sie ausgerechnet dort?“
„Sehr witzig! Ich hatte sie gestern Abend ganz sicher auf meinen Koffer gelegt.“
Patricia ging raus und kam kurz darauf ins Schlafzimmer zurück. „Suchst du vielleicht diese hier?“, fragte sie und hielt ihm ein paar dunkelblaue Badelatschen entgegen.
Moser hob den Kopf und setzte sich auf den Fußboden. „Da sind sie ja.“ Er nahm die Gummilatschen in die Hand, wobei ihm eindeutige Kauspuren und Flecken von getrocknetem Hundespeichel auf beiden Schuhen auffielen. Die Indizien sprachen also eine eindeutige Sprache. Mit betonter Stimme eines Kriminalbeamten fragte Moser scheinheilig unwissend: “Wo waren sie denn?“
„Dreimal darfst du raten. In der blauen Sporttasche neben deinem Koffer.“
„Und wie sind sie da hingekommen?“ Moser blickte mit aufgesetzt ernstem Blick zu Rex. Dieser stand in der Tür und schaute sein Herrchen mit schiefgelegtem Kopf unschuldig an, als wolle er sagen: „Woher soll ich denn wissen, wo du deine Schuhe verlegt hast?“
Rex kam auf Moser zugelaufen und stupste ihm mit der feuchten Nase ins Gesicht.
„Wahrscheinlich vom Koffer gefallen, oder? Du Gauner, du. Jetzt hast du wieder ein schlechtes Gewissen, was?“ Der Kommissar musste lachen und kraulte Rex am Kopf.
„Mit solch zerkauten Schuhen kann ich doch unmöglich am Strand laufen. Wie sieht das denn aus?“
Da klingelte das Telefon. Sofort lief Rex los und brachte es Moser.
„Die nächsten zerkauten Latschen zahlst du mir dann aber, verstanden?“, mahnte der Kommissar mit erhobenem Zeigefinger, während er Rex das Telefon abnahm.
„Ja, Moser…Ach Böck, was gibt’s? Ich habe keine Zeit, du weißt ja wir…..Was ja. Aber kann das nicht der...? Ja, ich weiß, ich bin noch im Dienst!! Ok..Wo..Floridsdorf….ich komme.“
Missmutig legte Moser das Telefon zur Seite. Er setzte sich auf das Bett und zog sich die Socken an. „Ich muss leider los. Leichenfund am Stadtrand“, murmelte Moser genervt und stand auf.
Patricia kam auf ihn zu. „Du hast es ja bald geschafft.“ Sie strich ihm zärtlich über die Brust.
„Nur noch drei Tage, dann haben wir endlich zwei Wochen ganz für uns“, sagte Moser erleichtert und strich ihr eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht. Beide schauten sich tief in die Augen.
Rex bellte empört.
„Ja, du natürlich auch, mein Bester. Ich meine doch uns drei.“ Moser lachte und kniete sich zu Rex, der ihm stürmisch die Pfoten auf die Schultern legte und ihn so fast zu Boden riss.
„Die USA werden dir bestimmt gefallen“, sagte Moser, drückte Rex fest an sich und tätschelte den Bauch des Hundes.
Dann stand er auf und ging in den Flur, wo er sich die Schuhe anzog. Suchend blickte er sich um.
„Hast du die Autoschlüssel gesehen?", fragte der Kommissar stirnrunzelnd an Rex gewandt. Als hätte dieser auf das Kommando gewartet, stürmte er davon, um einige Sekunden später mit den Fahrzeugschlüssel im Maul wieder aufzutauchen. Auffordern hielt er diese Moser hin.
„Ah, ist das jetzt die Entschuldigung für die Entführung meiner Badelatschen vorhin?"
Der Kommissar konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Er steckte die Schlüssel in die Hosentasche und streifte sich seine dunkle Stoffweste über.
„Auf geht's, Rex", sagte er und griff seine Jacke und die Pistole.
„Hast du alles?", fragte Patricia.
„Ich glaube ja."
„Gut, ich suche nur noch schnell unsere Reisepässe raus und fahre dann auch gleich ins Büro.“
„Alles klar, bis heute Abend dann!"
Moser hauchte ihr einen eiligen Kuss entgegen und hatte bereits die Hand an der Türklinke.
„Richard?"
„Ja?"
„Komm heute doch bitte mal etwas früher nach hause."
Sie strich über seinen Oberarm und zupfte den Kragen seines Hemdes zurecht.
„Ich möchte heute Abend gerne noch etwas Zeit mit dir verbringen...so kurz vor unserer Abreise."
„Versprochen, ich werde mich beeilen!" gelobte Moser Besserung und gab ihr zum Abschied einen innigen Kuss auf die Lippen.
„Bis später. Ich liebe dich.“
Er lächelte sie liebevoll an und strich ihr zärtlich mit der linken Hand über die Wange.
„Mach`s gut."
Dann verließen Moser und Rex das Haus.