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Was zum Teufel...

von Reader3
Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy, Liebesgeschichte / P18 / Het
28.02.2022
01.11.2022
21
26.541
4
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28.02.2022 1.063
 
Langsam zog ich mit dem Lippenstift meine Lippen nach. Das Rot passte perfekt zu meinem Nagellack. Ich steckte das Perückennetz fest und ließ so meine hellblonden Haare unter einer roten Perücke verschwinden. Ein prüfender Blick in den Spiegel und ich war fertig. Ein letztes Mal ging ich auf die Bühne mit den senkrechten Stangen, auf High Heels, welche als Mordwaffe durchgehen könnten und gebe alles. Immer kurz bevor ich die Bühne betrat, wurde aus Sarah die Stripperin Mona. Als ich vor drei Jahren als Stripperin angefangen hatte, dachte ich nie, dass es von einem Job zu einer Leidenschaft werden würde. Das gute Geld, welches man verdiente, war am Anfang der einzige Anreiz mich so auf einer Bühne zu präsentieren. Vor einem Publikum, welches ausschließlich aus Männern bestand. Die ersten Versuche waren noch unglaublich schüchtern gewesen. Vom Muskelkater, welchen ich am nächsten Tag hatte, brauchen wir gar nicht erst zu sprechen. Doch mit der Zeit bekam ich die Kondition, die Übung und den Ehrgeiz. Zu dem ganzen kam ich durch eine Schulfreundin, welche mir den Tipp gab, dass es dauernd neue Tänzerinnen brauchen würde. Das Publikum erwartete Abwechslungsreichtum. Umso öfter, umso besser. Es wurde für mich zu einem Wettbewerb, wer von uns Stripperinnen am Abend das meiste Trinkgeld verdienen würde. Und immer wenn es einen Wettbewerb gab, versuchte ich die Beste zu sein. Es war ein schnelllebiges Geschäft. Viele Mädchen gaben nach kurzer Zeit wieder auf. Manche brauchten diesen Job nur, um einige Monate überbrücken zu könne, bis sie etwas Besseres gefunden hatten. Mein ursprünglicher Plan war es, mein Studium damit zu finanzieren. Das Studium, welches ich dann nie begonnen hatte, weil meine Oma krank wurde und ich mich um sie kümmern musste. Vor zwei Monaten dann, erzählte mir eine ehemalige Kollegin aus dem ersten Stripclub, in dem ich gearbeitet hatte, dass sie jetzt als Escort arbeiten würde. Sie begleitet reiche alte Säcke auf verschiedenste Veranstaltungen und kassierte pro Abend bis zu fünfhundert Euro. So viel Geld für einen Abend, an dem ich nur neben jemandem her laufe und nett lächle, machte auch mich neugierig. Ich fragte sie einen halben Nachmittag darüber aus. Versicherte mich mehrmals, dass es dabei ausschließlich um das Begleiten gehe und nicht um andere „Dienste“. Am Ende ließ ich mir die Visitenkarte dieser Agentur geben. Erst war ich noch unschlüssig, ob ich mich dort melden sollte. Als zusätzliche Einnahmequelle wäre es eine gute Option. Doch nachdem meine Oma ein weiteres Mal in das Krankenhaus musste und ich von Albträumen mit hohen Arztrechnungen geplagt wurde beschloss ich, mich bei der Agentur zu melden. Ich füllte einen Fragebogen aus, man machte Fotos von mir und das war es dann. Sie sagte noch sie würden sich bei mir melden und schickten mir einen Arbeitsvertrag zu. Als meine Oma dann aus dem Krankenhaus entlassen wurde merkte man, dass die Demenz viel stärker geworden war. Man durfte sie nun nicht mehr besonders lange alleine lassen. Oft wusste sie nicht einmal mehr, wer ich war. Das zu sehen, ist schrecklich. Der einzige Mensch der von meiner Familie immer da war… Meine Oma ist die Mutter meines Vaters, welchen ich wohl bemerkt nie kennen gelernt hatte. Genauso wenig wie meine Mutter. Diese ist laut meiner Oma gleich nach meiner Geburt abgehauen. Mein Vater hielt dies nicht aus und brachte sich daraufhin selbst um. So wurde ich von meiner Oma großgezogen. Ich hängte also meine Stripper-Kariere an den Nagel, um mehr Zeit für meine Oma zu haben und begann als Escort. Der Vorteil in diesem Beruf ist es, dass man ca. drei bis vier Mal die Woche den Abend über arbeitet und den Rest der Zeit nichts tun muss. Vorausgesetzt man bekam genug Kunden, welche man begleiten soll. Bisher hatte ich Glück gehabt. Die meisten Männer, die ich begleitet hatte, waren sehr anständig gewesen. Die die es nicht waren, konnte ich durch meine langjährigen Erfahrungen mit Grapschern im Stripclub gekonnte ablenken. Es war also der Moment gekommen, in dem es hieß Abschied von der Stange zu nehmen. Vielleicht nicht für immer, aber fürs erste. Mona würde in eine Pappschachtel verpackt werden und Sarah begleitet reiche Männer zukünftig auf Wohltätigkeitsveranstaltungen. Was vollkommen ok war. Das redete ich mir zumindest weiterhin ein. Es war besser einen etwas salonfähigeren Job zu haben. Ich beendete meine Choreographie mit einer eleganten Drehung, welche in einem Spagat endete. Dann war es vorbei. Das erste Mal an diesem Abend schaute ich in das Publikum. Es war wenig los, was allerdings für einen Mittwochabend normal war. Ein gutaussehender Mann, der so aussah als müsste er nicht in ein solches Lokal gehen, um Frauen zu sehen die leicht bekleidet sind, saß ziemlich weit hinten und einige Stammkunden glaubte ich noch zu erkennen. Der Mann starrte mich einfach nur an. Seine Augen wirkten verschlingend schwarz. Ich konnte ihn nicht besonders gut erkennen bei diesem gedimmten Licht. Ich wendete meinen Blick von ihm ab und sammelte den Fetzten Stoff, was sich ein Kleid nennt ein. Mit schwingenden Hüften verließ ich die Bühne. In meiner Umkleidekabine wurde es mir nochmals richtig bewusst. Es war vorbei. Eine kleine Träne rollte von meiner Wange hinunter. Ich riss mir die künstlichen Wimpern runter, löste die Perücke von meinem Kopf, wusch mir die Schminke vom Gesicht ab und fing an meine Garderobe auszuräumen. Seit ich hier arbeitete, hatte sich eine Menge angesammelt. Nachdem ich alles in einen Müllbeutel verpackt hatte, verließ ich den Club durch den Hinterausgang. Ich achtete dabei immer darauf, dass mich keiner beobachtet. Die Perücke und der falsche Name hatten seine Gründe. Ich ging zur nächsten Bankfiliale und zahlte Bar auf mein Konto ein. Ich lief ungern mit einer Menge Bargeld herum. Dabei ignorierte ich gekonnt die roten Zahlen die mir in der Dunkelheit entgegen leuchteten. Danach stieg ich in die U-Bahn und fuhr bis zur Station nahe meiner Wohnung. Den Weg von der Station bis zu der Wohnungstür, fühlte ich mich irgendwie beobachtet. Doch wenn ich mich umsah konnte ich keine Menschenseele ausmachen. In der Wohnung sah ich erst einmal in das Schlafzimmer meiner Oma. Sie schlief ruhig. Zum Glück hatte ich meine Nachbarin, die regelmäßig bei Oma vorbeischaute, wenn ich arbeitete. Ich zog alle Vorhänge in der kleinen Wohnung zu und machte mich Bettfertig. Zum Einschlafen ließ ich wie immer den Fernseher laufen. Auch wenn in meinen Augen nichts Sinnvolles lief. Ein Mann gab gerade hirnrissige Börsentipps für die kommenden Wochen. Uninteressiert schlief ich bald ein.
 
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