Im Zauber liegt die Wahrheit
von weha
Kurzbeschreibung
Emma und Regina lernen sich in Boston kennen. Das glauben sie jedenfalls. Aber was, wenn sie sich bereits aus einer anderen Stadt kennen? Aus einer Stadt namens Storybrooke, von deren Existenz sie nichts mehr wissen. Warum sind sie in Boston gelandet und was passiert wenn sie sich plötzlich mitten in Storybrooke wiederfinden?
GeschichteRomance, Liebesgeschichte / P18 / FemSlash
Böse Königin / Regina Mills
Emma Swan
23.02.2022
20.06.2022
13
30.501
17
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23.02.2022
2.034
„Gut gemacht, Swan!“
„Danke.“ Sie nahm den Barscheck entgegen und nickte ihrem Boss nochmal kurz zu, ehe sie sein Büro verließ.
Sie war urlaubsreif. Das kam selten vor. Eigentlich so gut wie nie. Doch der letzte Fall hatte all ihre Energiereserven verbraucht. Als Kautionscop liebte sie es eigentlich den Zielobjekten hinterherzujagen, Rätsel zu lösen und sich verschiedenen Gefahren zu stellen. Dieses Mal war aber etwas anders gewesen, auch wenn sie nicht wusste weshalb. Sie war schon öfters Kugeln ausgewichen und auch bei diesem Fall hatte sie es geschafft unverletzt zu bleiben. Aber trotzdem fühlte sie sich, als wäre sie getroffen worden. Ihr Körper schmerzte und sie fühlte sich kraftlos. Sie konnte einfach nicht mehr.
Seufzend verließ sie das Gebäude und schüttelte den Kopf. Was für ein Quatsch! Sie brauchte einfach nur einen Kaffee, später eine erholsame Nacht und dann wäre sie wieder bereit den nächsten Fall anzugehen. Denn so wie sie ihren Boss kannte, würde er schon morgen anrufen und ihr das nächste Zielobjekt mitteilen.
Ein paar Straßen weiter, sie hatte endlich ihren heißersehnten Kaffeebecher in der Hand, war sie wieder in Gedanken beim letzte Fall, als sie um die Ecke bog. Sie hatte für eine Sekunde nicht aufgepasst und schon war es passiert, als sie gegen eine Person prallte.
„Autsch“, stöhnte die Frau, gegen die sie gekracht war. „Oh nein, sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben!“
Emma blickte vom Asphalt, auf dem ihr Kaffeebecher nun lag, hoch. Noch bevor sie ins Gesicht der Frau blickte, sah sie zerknirscht den großen, braunen Fleck auf ihrer weißen Bluse.
„Das tut mir leid“, sagte Emme und blickte der Frau ins Gesicht, die selbst auf ihre Bluse starrte. „Ich war in Gedanken und hab nicht aufgepasst. Bitte entschuldigen Sie!“
Nun blickte die Frau hoch und sah Emma aus ihren dunkelbraunen Augen an. „Schon gut“, seufzte sie. „War ja hoffentlich keine Absicht.“
„Natürlich nicht!“, bestätigte Emma sofort. „Ich zahle Ihnen die Reinigung oder eine neue Bluse. Wie Sie wollen. Es tut mit wirklich furchtbar leid.“
„Schon gut. Mein Geschäftstermin ist zum Glück schon vorbei und Kaffee lässt sich bestimmt rauswaschen. Ihre Entschuldigung reicht mir.“
„Sie sind wohl nicht von hier, oder?“, fragte Emma schmunzelnd.
Die Frau mit den dunklen Augen und ebenso dunklen Haaren sah sie verdutzt an. „Woher wissen Sie das?“
„Naja…“ Emma zuckte mit den Schultern, während sie die Frau musterte, die ein graues Kostüm trug und dazu die weiße Bluse. „Frauen, die in Boston so geschäftsmäßig gekleidet sind, versuchen doch meistens irgendwie an noch mehr Geld zu kommen. Und seien es nur Reinigungskosten.“
„Sie haben ja einen tollen Eindruck von Frauen!“, sagte die Fremde empört. „Sie beleidigen mich, weil ich ein Kostüm trage?“
„Nicht doch!“ Emma sah sie betreten an. „Tut mir schon wieder leid. Ist wohl nicht mein Tag heute um gefahrlos um Häuserecken zu gehen oder um mich zu unterhalten.“
Nun wirkte die Dunkelhaarige belustigt. „Also achten Sie sonst darauf was Sie sagen?“
„Naja, zumindest versuche ich Fremde nicht zu beleidigen oder mit Kaffee zu überschütten.“ Emma blickte seufzend zum Kaffeebecher am Boden. Sie hob ihn auf, um ihn im nächsten Abfalleimer zu entsorgen. „Dabei hätte mir dieser Kaffee helfen sollen den Tag zu überstehen.“
„So mies, hm?“
„Sie sagen es“, grummelte Emma. „Den Kaffee hätte ich echt nötig gehabt. Obwohl…“ Als ihr die Idee kam, lächelte sie die Fremde an. „Ich werde mich jetzt schutzsuchend ins nächste Café setzen und mich mit Koffein auf Vordermann bringen. Darf ich Sie als Entschuldigung auf eine Tasse einladen?“
Die Frau musterte Emma kurz, dann aber nickte sie und grinste frech. „Gern. Ich hoffe, dass wir das unfallfrei und ohne weitere Beleidigungen hinbekommen.“
„Ich gebe mein Bestes“ Emma lachte amüsiert auf. „Ich bin übrigens Emma. Emma Swan.“
„Regina Mills“, stellte sich die Frau vor und wirkte nach wie vor amüsiert.
Sehr sympathisch, dachte Emma. Trotz des Kaffeeunfalls und trotz der unvorteilhaften Bemerkung über Personen in Business Outfits, war Regina bemerkenswert freundlich.
Sie gingen in das Café aus dem Emma vorhin ihren Kaffee zum Mitnehmen geholt hatte und setzten sich an einen freien Tisch.
„Erzählen Sie von sich, Miss Swan“, bat Regina nachdem sie ihre Bestellung serviert bekommen hatten.
„Bitte nennen Sie mich Emma.“
„Gerne. Also Emma. Wieso sind Sie heute so durch den Wind? So wie ich Sie vorhin verstanden habe, ist das nicht alltäglich.“
„Nein, zum Glück nicht“, schmunzelte Emma. „Keine Ahnung. Ich denke, dass ich mich zum ersten Mal urlaubsreif fühle. Ich bin Kautionsagentin und normalerweise liebe ich mich von Fall zu Fall zu arbeiten, aber heute fühle ich mich, als wäre der Wind raus. Verstehen Sie wie ich das meine?“
„In der Theorie schon.“
„Nur in der Theorie? Ist bei Ihnen nie die Luft raus?“
„Ich liebe meine Arbeit, also nein.“
„Ich liebe meine auch. Und trotzdem fühle ich mich, als bräuchte ich eine Pause. Was machen Sie denn beruflich? Arbeiten Sie in einer Bank?“
Regina lachte wieder amüsiert. „Soll das wieder ein Seitenhieb wegen meines Outfits sein?“
„Was? Oh Gott, nein! Natürlich nicht!“ Es kam selten vor, dass Emma rote Wangen bekam. Nun war es aber so weit. „Sie sehen gut aus. Wirklich richtig gut und das Outfit steht Ihnen! Ich… also ich… Entschuldigung“, endete Emma und verbarg ihr krebsrotes Gesicht in ihren Händen.
Regina lachte laut auf und griff über den Tisch um Emmas Gesicht von den Händen zu befreien. „So falsch liegen Sie gar nicht, Emma. Ich arbeite zwar nicht in einer Bank, aber ich hatte dort heute einen Termin für den ich mich dementsprechend angezogen habe.“
Emma wagte es nicht mehr etwas zu sagen oder zu fragen, so sah sie Regina nur an.
„Ich lebe eine Stunde außerhalb von Boston und besitze ein Reiterhof mit ein paar Gästezimmern“, erklärte sie. „Ich war heute bei der Bank um einen Kredit anzufragen, weil ich weitere Pferde dazu holen möchte.“
„Pferde?“ Emma runzelte die Stirn und ihre Mundwinkel zogen sich nach unten.
„Sie mögen keine Pferde?“
„Nein“, antwortete Emma, doch besserte das Gesagte gleich wieder aus. „Das stimmt nicht. Pferde sind toll. Sie sind groß und stark. Anmutig und wunderschön. Naja… aus der Ferne zumindest.“ Mit einem scheuen Lächeln erklärte sie weiter. „Ich bin mal vom Pferd gefallen und seit dieser Steißbeinprellung flößen sie mir geheuer Respekt ein.“
„Viele sind schon vom Pferd geflogen“, sagte Regina. „Der Trick ist es, gleich wieder aufzusteigen, damit die Angst nicht Überhand nimmt. Sie sollten mal meinen Hof besuchen. Ich würde Ihnen zeigen wie großartig meine Tiere sind.“
„Das wäre wahrscheinlich vergeudete Lebensmüh.“ Emma grinste entschuldigend. „Ich habe echt Bammel vor diesen vierbeinigen Riesen.“
„Kommen Sie einfach mal vorbei.“ Regina kramte in ihrer Handtasche und zog eine Broschüre hervor, die sie Emma überreichte. „Vielleicht freunden Sie sich mit den Pferden an und falls nicht, dann können Sie am Land mal etwas entspannen. Meine Pension verfügt auch über einen kleinen aber feinen Wellnessbereich. Aber wahrscheinlich ist etwas Landluft auch schon des Rätsels Lösung, um Ihren Arbeitsstress hinter sich zu lassen.“
„Klingt verlockend“, gab Emma von sich, während sie die Broschüre ansah. „Aber aus Urlaub wird vermutlich nichts. Ich bin mir sicher, dass ich morgen schon den nächsten Fall zugeteilt bekomme.“
„Und da können Sie nicht ablehnen? Ihnen steht doch bestimmt Urlaub zu?“
„Zustehen tut er mir, ja.“ Emma nickte und blickte von der Broschüre zu Regina. „Aber ich habe meinem Chef noch nie etwas abgelehnt.“
„Dann wird es vielleicht Zeit.“ Regina schmunzelte bei ihren Worten, ehe sie nach der Kaffeetasse griff und einen Schluck daraus trank.
Emma hatte es nicht geschafft den nächsten Fall abzulehnen, der sich über zwei Wochen hingezogen hatte. Danach war sie aber so ausgebrannt, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Widerwillig musste sie vor sich selbst zugeben, dass sie eine Pause brauchte. Noch am selben Tag an dem sie ihr Zielobjekt gefasst und der Polizei übergeben hatte, hatte sie einen zweiwöchigen Urlaub beantragt. Anschließend war sie nach Hause gefahren, hatte sich die Broschüre von Reginas Reiterhof geschnappt und online ein Zimmer reserviert.
Und nun stand sie hier. Ihre Reisetasche, die sie eben aus dem Kofferraum geholt hatte, lag neben ihren Füßen am Boden, während sie sich umblickte und die saubere Luft tief durch die Nase inhalierte. Regina hatte damit recht behalten, dass ihr allein schon die Luft guttun würde. Auch der Blick war atemberaubend. Bis auf das große Gebäude, das die Pension beherbergte, sah sie nur Ställe, Weiden und freies Land. Atemberaubend, dachte sie erneut, wirklich atemberaubend. Keine Wolkenkratzer, die der Sicht im Weg standen, keine Menschenmassen auf die man achten musste und kein Verkehrslärm.
Sie schnappte sich ihre Reisetasche und ging zum Eingang des Hauses, als sich wenige Meter vor ihrer Ankunft die Tür öffnete. Regina stand darin, gekleidet in einem Reitoutfit und lächelte sie breit an.
„Als ich die Reservierungsanfrage einer Emma Swan bestätigt habe, hoffte ich dass Sie es sind. Aber sicher war ich mir nicht.“
„Ich konnte mich endlich dazu aufraffen Urlaub zu machen“, sagte Emma. „Hallo Regina.“
„Hallo Emma. Ich freu mich sehr, dass Sie hier sind.“ Regina lächelte und öffnete die Tür ein Stück weiter um Emma einzulassen. „Kommen Sie. Ruth an der Rezeption wird die Anmeldung übernehmen und Ihnen Ihr Zimmer zeigen.“
An der Rezeption drehte sich Regina wieder zu ihr. „Ich muss mich leider schon wieder verabschieden. Ich gebe gleich eine Reitstunde und werde schon im Stall erwartet. Ähm…“ Etwas unsicher blickte Regina sie an. „Haben Sie zufällig Lust heute mit mir gemeinsam zu Abend zu essen?“
„Ja, das würde ich gerne.“ Tatsächlich freute Emma sich schon jetzt darauf. Sie mochte Regina und würde sich gerne bald wieder mit ihr unterhalten. Im Café hatten sie mehrere Stunden zusammen verbracht und sich unglaublich gut verstanden. Für Emma war es selten, dass sie sich so schnell mit einem Menschen wohl fühlte. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie ihren Urlaub auf einem Pferdehof verbrachte, obwohl sie den Pferden keinesfalls zu nahe kommen wollte.
„Sehr schön“, sagte Regina. Mit einem Lächeln wandte sie sich an Ruth. „Haben wir in den nächsten zwei Wochen eine Reservierung für das Erkerzimmer?“
„Nein, das ist frei.“
„Sehr gut. Dann buche doch bitte Miss Swan mit einem kostenfreien Upgrade ins Erkerzimmer um. Miss Swan benötigt dringend Urlaub und hat sich das schönste Zimmer verdient.“ Sie sah zu Emma und zwinkerte ihr amüsiert zu, als sie weitersprach. „Das ist zu unser aller Sicherheit so am besten.“
Leise lachend ging Regina davon und ließ Emma mit hochrotem Kopf zurück, sowie Ruth, die Emma etwas argwöhnisch ansah.
Was war das nur in Reginas Nähe, dass Emma immer rote Wangen bekam? Verwirrt schüttelte sie den Kopf und sah Ruth mit einem unschuldigen Lächeln an. „Das war ein Insider“, murmelte sie. „Ihre Sicherheit ist nicht in Gefahr.“
Regina und Emma hatten sich nach dem hervorragenden Essen zurückgezogen. Damit sie ungestört miteinander reden konnten, saßen sie nun mit Rotwein in Reginas Wohnzimmer.
„Sie haben es hier wirklich schön“, schwärmte Emma mit Blick zum Kachelofen. Das Holz knisterte leise und die Flammen spendeten eine angenehme Wärme.
„Danke. Ich fühle mich hier auch sehr wohl. Und ich freue mich, dass es Ihnen scheinbar auch so geht.“
„Ja.“ Emma nickte zustimmend. „Ich bin erst wenige Stunden hier und fühle mich schon viel entspannter.“
„Das ist schön zu hören.“ Regina, die bis eben auch noch ins Feuer geblickt hatte, sah Emma an. „Haben Sie für morgen schon etwas geplant?“
„Nein“, antwortete Emma und lachte. „Ich habe für zwei Wochen nichts geplant.“
„Falls Sie Lust haben, würde ich Ihnen morgen gerne etwas zeigen.“
„Klar!“, nickte Emma. „Was denn?“
„Es hat mit Pferden zu tun.“ Als Emma schockiert die Augen aufriss, sprach Regina lächelnd weiter. „Keine Sorge. Ich werde Sie nicht auf ein Pferd setzen. Ich möchte Ihnen nur etwas zeigen, das mich sehr glücklich macht. Ich möchte das mit Ihnen teilen und vielleicht, hoffe ich zumindest, macht es auch Sie glücklich.“
Emma hatte keine Ahnung was es denn geben könnte, was sie in Zusammenhang mit Pferden glücklich machen könnte. Und trotzdem stimmte sie nickend zu. Warum auch immer. Vielleicht lag es ja an Reginas Blick oder daran, dass sie etwas mit ihr teilen wollte, was ihr scheinbar sehr wichtig war. Und wer war Emma schon, um Regina einen solchen Gefallen auszuschlagen.
Und egal was es war, das freudige Funkeln in Reginas dunklen Augen war es wert.
„Danke.“ Sie nahm den Barscheck entgegen und nickte ihrem Boss nochmal kurz zu, ehe sie sein Büro verließ.
Sie war urlaubsreif. Das kam selten vor. Eigentlich so gut wie nie. Doch der letzte Fall hatte all ihre Energiereserven verbraucht. Als Kautionscop liebte sie es eigentlich den Zielobjekten hinterherzujagen, Rätsel zu lösen und sich verschiedenen Gefahren zu stellen. Dieses Mal war aber etwas anders gewesen, auch wenn sie nicht wusste weshalb. Sie war schon öfters Kugeln ausgewichen und auch bei diesem Fall hatte sie es geschafft unverletzt zu bleiben. Aber trotzdem fühlte sie sich, als wäre sie getroffen worden. Ihr Körper schmerzte und sie fühlte sich kraftlos. Sie konnte einfach nicht mehr.
Seufzend verließ sie das Gebäude und schüttelte den Kopf. Was für ein Quatsch! Sie brauchte einfach nur einen Kaffee, später eine erholsame Nacht und dann wäre sie wieder bereit den nächsten Fall anzugehen. Denn so wie sie ihren Boss kannte, würde er schon morgen anrufen und ihr das nächste Zielobjekt mitteilen.
Ein paar Straßen weiter, sie hatte endlich ihren heißersehnten Kaffeebecher in der Hand, war sie wieder in Gedanken beim letzte Fall, als sie um die Ecke bog. Sie hatte für eine Sekunde nicht aufgepasst und schon war es passiert, als sie gegen eine Person prallte.
„Autsch“, stöhnte die Frau, gegen die sie gekracht war. „Oh nein, sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben!“
Emma blickte vom Asphalt, auf dem ihr Kaffeebecher nun lag, hoch. Noch bevor sie ins Gesicht der Frau blickte, sah sie zerknirscht den großen, braunen Fleck auf ihrer weißen Bluse.
„Das tut mir leid“, sagte Emme und blickte der Frau ins Gesicht, die selbst auf ihre Bluse starrte. „Ich war in Gedanken und hab nicht aufgepasst. Bitte entschuldigen Sie!“
Nun blickte die Frau hoch und sah Emma aus ihren dunkelbraunen Augen an. „Schon gut“, seufzte sie. „War ja hoffentlich keine Absicht.“
„Natürlich nicht!“, bestätigte Emma sofort. „Ich zahle Ihnen die Reinigung oder eine neue Bluse. Wie Sie wollen. Es tut mit wirklich furchtbar leid.“
„Schon gut. Mein Geschäftstermin ist zum Glück schon vorbei und Kaffee lässt sich bestimmt rauswaschen. Ihre Entschuldigung reicht mir.“
„Sie sind wohl nicht von hier, oder?“, fragte Emma schmunzelnd.
Die Frau mit den dunklen Augen und ebenso dunklen Haaren sah sie verdutzt an. „Woher wissen Sie das?“
„Naja…“ Emma zuckte mit den Schultern, während sie die Frau musterte, die ein graues Kostüm trug und dazu die weiße Bluse. „Frauen, die in Boston so geschäftsmäßig gekleidet sind, versuchen doch meistens irgendwie an noch mehr Geld zu kommen. Und seien es nur Reinigungskosten.“
„Sie haben ja einen tollen Eindruck von Frauen!“, sagte die Fremde empört. „Sie beleidigen mich, weil ich ein Kostüm trage?“
„Nicht doch!“ Emma sah sie betreten an. „Tut mir schon wieder leid. Ist wohl nicht mein Tag heute um gefahrlos um Häuserecken zu gehen oder um mich zu unterhalten.“
Nun wirkte die Dunkelhaarige belustigt. „Also achten Sie sonst darauf was Sie sagen?“
„Naja, zumindest versuche ich Fremde nicht zu beleidigen oder mit Kaffee zu überschütten.“ Emma blickte seufzend zum Kaffeebecher am Boden. Sie hob ihn auf, um ihn im nächsten Abfalleimer zu entsorgen. „Dabei hätte mir dieser Kaffee helfen sollen den Tag zu überstehen.“
„So mies, hm?“
„Sie sagen es“, grummelte Emma. „Den Kaffee hätte ich echt nötig gehabt. Obwohl…“ Als ihr die Idee kam, lächelte sie die Fremde an. „Ich werde mich jetzt schutzsuchend ins nächste Café setzen und mich mit Koffein auf Vordermann bringen. Darf ich Sie als Entschuldigung auf eine Tasse einladen?“
Die Frau musterte Emma kurz, dann aber nickte sie und grinste frech. „Gern. Ich hoffe, dass wir das unfallfrei und ohne weitere Beleidigungen hinbekommen.“
„Ich gebe mein Bestes“ Emma lachte amüsiert auf. „Ich bin übrigens Emma. Emma Swan.“
„Regina Mills“, stellte sich die Frau vor und wirkte nach wie vor amüsiert.
Sehr sympathisch, dachte Emma. Trotz des Kaffeeunfalls und trotz der unvorteilhaften Bemerkung über Personen in Business Outfits, war Regina bemerkenswert freundlich.
Sie gingen in das Café aus dem Emma vorhin ihren Kaffee zum Mitnehmen geholt hatte und setzten sich an einen freien Tisch.
„Erzählen Sie von sich, Miss Swan“, bat Regina nachdem sie ihre Bestellung serviert bekommen hatten.
„Bitte nennen Sie mich Emma.“
„Gerne. Also Emma. Wieso sind Sie heute so durch den Wind? So wie ich Sie vorhin verstanden habe, ist das nicht alltäglich.“
„Nein, zum Glück nicht“, schmunzelte Emma. „Keine Ahnung. Ich denke, dass ich mich zum ersten Mal urlaubsreif fühle. Ich bin Kautionsagentin und normalerweise liebe ich mich von Fall zu Fall zu arbeiten, aber heute fühle ich mich, als wäre der Wind raus. Verstehen Sie wie ich das meine?“
„In der Theorie schon.“
„Nur in der Theorie? Ist bei Ihnen nie die Luft raus?“
„Ich liebe meine Arbeit, also nein.“
„Ich liebe meine auch. Und trotzdem fühle ich mich, als bräuchte ich eine Pause. Was machen Sie denn beruflich? Arbeiten Sie in einer Bank?“
Regina lachte wieder amüsiert. „Soll das wieder ein Seitenhieb wegen meines Outfits sein?“
„Was? Oh Gott, nein! Natürlich nicht!“ Es kam selten vor, dass Emma rote Wangen bekam. Nun war es aber so weit. „Sie sehen gut aus. Wirklich richtig gut und das Outfit steht Ihnen! Ich… also ich… Entschuldigung“, endete Emma und verbarg ihr krebsrotes Gesicht in ihren Händen.
Regina lachte laut auf und griff über den Tisch um Emmas Gesicht von den Händen zu befreien. „So falsch liegen Sie gar nicht, Emma. Ich arbeite zwar nicht in einer Bank, aber ich hatte dort heute einen Termin für den ich mich dementsprechend angezogen habe.“
Emma wagte es nicht mehr etwas zu sagen oder zu fragen, so sah sie Regina nur an.
„Ich lebe eine Stunde außerhalb von Boston und besitze ein Reiterhof mit ein paar Gästezimmern“, erklärte sie. „Ich war heute bei der Bank um einen Kredit anzufragen, weil ich weitere Pferde dazu holen möchte.“
„Pferde?“ Emma runzelte die Stirn und ihre Mundwinkel zogen sich nach unten.
„Sie mögen keine Pferde?“
„Nein“, antwortete Emma, doch besserte das Gesagte gleich wieder aus. „Das stimmt nicht. Pferde sind toll. Sie sind groß und stark. Anmutig und wunderschön. Naja… aus der Ferne zumindest.“ Mit einem scheuen Lächeln erklärte sie weiter. „Ich bin mal vom Pferd gefallen und seit dieser Steißbeinprellung flößen sie mir geheuer Respekt ein.“
„Viele sind schon vom Pferd geflogen“, sagte Regina. „Der Trick ist es, gleich wieder aufzusteigen, damit die Angst nicht Überhand nimmt. Sie sollten mal meinen Hof besuchen. Ich würde Ihnen zeigen wie großartig meine Tiere sind.“
„Das wäre wahrscheinlich vergeudete Lebensmüh.“ Emma grinste entschuldigend. „Ich habe echt Bammel vor diesen vierbeinigen Riesen.“
„Kommen Sie einfach mal vorbei.“ Regina kramte in ihrer Handtasche und zog eine Broschüre hervor, die sie Emma überreichte. „Vielleicht freunden Sie sich mit den Pferden an und falls nicht, dann können Sie am Land mal etwas entspannen. Meine Pension verfügt auch über einen kleinen aber feinen Wellnessbereich. Aber wahrscheinlich ist etwas Landluft auch schon des Rätsels Lösung, um Ihren Arbeitsstress hinter sich zu lassen.“
„Klingt verlockend“, gab Emma von sich, während sie die Broschüre ansah. „Aber aus Urlaub wird vermutlich nichts. Ich bin mir sicher, dass ich morgen schon den nächsten Fall zugeteilt bekomme.“
„Und da können Sie nicht ablehnen? Ihnen steht doch bestimmt Urlaub zu?“
„Zustehen tut er mir, ja.“ Emma nickte und blickte von der Broschüre zu Regina. „Aber ich habe meinem Chef noch nie etwas abgelehnt.“
„Dann wird es vielleicht Zeit.“ Regina schmunzelte bei ihren Worten, ehe sie nach der Kaffeetasse griff und einen Schluck daraus trank.
Emma hatte es nicht geschafft den nächsten Fall abzulehnen, der sich über zwei Wochen hingezogen hatte. Danach war sie aber so ausgebrannt, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Widerwillig musste sie vor sich selbst zugeben, dass sie eine Pause brauchte. Noch am selben Tag an dem sie ihr Zielobjekt gefasst und der Polizei übergeben hatte, hatte sie einen zweiwöchigen Urlaub beantragt. Anschließend war sie nach Hause gefahren, hatte sich die Broschüre von Reginas Reiterhof geschnappt und online ein Zimmer reserviert.
Und nun stand sie hier. Ihre Reisetasche, die sie eben aus dem Kofferraum geholt hatte, lag neben ihren Füßen am Boden, während sie sich umblickte und die saubere Luft tief durch die Nase inhalierte. Regina hatte damit recht behalten, dass ihr allein schon die Luft guttun würde. Auch der Blick war atemberaubend. Bis auf das große Gebäude, das die Pension beherbergte, sah sie nur Ställe, Weiden und freies Land. Atemberaubend, dachte sie erneut, wirklich atemberaubend. Keine Wolkenkratzer, die der Sicht im Weg standen, keine Menschenmassen auf die man achten musste und kein Verkehrslärm.
Sie schnappte sich ihre Reisetasche und ging zum Eingang des Hauses, als sich wenige Meter vor ihrer Ankunft die Tür öffnete. Regina stand darin, gekleidet in einem Reitoutfit und lächelte sie breit an.
„Als ich die Reservierungsanfrage einer Emma Swan bestätigt habe, hoffte ich dass Sie es sind. Aber sicher war ich mir nicht.“
„Ich konnte mich endlich dazu aufraffen Urlaub zu machen“, sagte Emma. „Hallo Regina.“
„Hallo Emma. Ich freu mich sehr, dass Sie hier sind.“ Regina lächelte und öffnete die Tür ein Stück weiter um Emma einzulassen. „Kommen Sie. Ruth an der Rezeption wird die Anmeldung übernehmen und Ihnen Ihr Zimmer zeigen.“
An der Rezeption drehte sich Regina wieder zu ihr. „Ich muss mich leider schon wieder verabschieden. Ich gebe gleich eine Reitstunde und werde schon im Stall erwartet. Ähm…“ Etwas unsicher blickte Regina sie an. „Haben Sie zufällig Lust heute mit mir gemeinsam zu Abend zu essen?“
„Ja, das würde ich gerne.“ Tatsächlich freute Emma sich schon jetzt darauf. Sie mochte Regina und würde sich gerne bald wieder mit ihr unterhalten. Im Café hatten sie mehrere Stunden zusammen verbracht und sich unglaublich gut verstanden. Für Emma war es selten, dass sie sich so schnell mit einem Menschen wohl fühlte. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie ihren Urlaub auf einem Pferdehof verbrachte, obwohl sie den Pferden keinesfalls zu nahe kommen wollte.
„Sehr schön“, sagte Regina. Mit einem Lächeln wandte sie sich an Ruth. „Haben wir in den nächsten zwei Wochen eine Reservierung für das Erkerzimmer?“
„Nein, das ist frei.“
„Sehr gut. Dann buche doch bitte Miss Swan mit einem kostenfreien Upgrade ins Erkerzimmer um. Miss Swan benötigt dringend Urlaub und hat sich das schönste Zimmer verdient.“ Sie sah zu Emma und zwinkerte ihr amüsiert zu, als sie weitersprach. „Das ist zu unser aller Sicherheit so am besten.“
Leise lachend ging Regina davon und ließ Emma mit hochrotem Kopf zurück, sowie Ruth, die Emma etwas argwöhnisch ansah.
Was war das nur in Reginas Nähe, dass Emma immer rote Wangen bekam? Verwirrt schüttelte sie den Kopf und sah Ruth mit einem unschuldigen Lächeln an. „Das war ein Insider“, murmelte sie. „Ihre Sicherheit ist nicht in Gefahr.“
Regina und Emma hatten sich nach dem hervorragenden Essen zurückgezogen. Damit sie ungestört miteinander reden konnten, saßen sie nun mit Rotwein in Reginas Wohnzimmer.
„Sie haben es hier wirklich schön“, schwärmte Emma mit Blick zum Kachelofen. Das Holz knisterte leise und die Flammen spendeten eine angenehme Wärme.
„Danke. Ich fühle mich hier auch sehr wohl. Und ich freue mich, dass es Ihnen scheinbar auch so geht.“
„Ja.“ Emma nickte zustimmend. „Ich bin erst wenige Stunden hier und fühle mich schon viel entspannter.“
„Das ist schön zu hören.“ Regina, die bis eben auch noch ins Feuer geblickt hatte, sah Emma an. „Haben Sie für morgen schon etwas geplant?“
„Nein“, antwortete Emma und lachte. „Ich habe für zwei Wochen nichts geplant.“
„Falls Sie Lust haben, würde ich Ihnen morgen gerne etwas zeigen.“
„Klar!“, nickte Emma. „Was denn?“
„Es hat mit Pferden zu tun.“ Als Emma schockiert die Augen aufriss, sprach Regina lächelnd weiter. „Keine Sorge. Ich werde Sie nicht auf ein Pferd setzen. Ich möchte Ihnen nur etwas zeigen, das mich sehr glücklich macht. Ich möchte das mit Ihnen teilen und vielleicht, hoffe ich zumindest, macht es auch Sie glücklich.“
Emma hatte keine Ahnung was es denn geben könnte, was sie in Zusammenhang mit Pferden glücklich machen könnte. Und trotzdem stimmte sie nickend zu. Warum auch immer. Vielleicht lag es ja an Reginas Blick oder daran, dass sie etwas mit ihr teilen wollte, was ihr scheinbar sehr wichtig war. Und wer war Emma schon, um Regina einen solchen Gefallen auszuschlagen.
Und egal was es war, das freudige Funkeln in Reginas dunklen Augen war es wert.