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Life is Strange - This is our Universe

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Mix
Chloe Price Maxine "Max" Caulfield OC (Own Character)
10.02.2022
27.02.2023
22
105.542
5
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
1 Review
 
16.02.2022 3.051
 
Kapitel 3 - Zwischen Zweifel und Antworten

Max Caulfield

Seattle, WA - Freitag, 30. Oktober 2015


Es ist schon wieder Freitag. Unglaublich, wie schnell die Woche verging. Bis auf meinen freien Samstag in der letzten Woche habe ich komplett durchgearbeitet. Giuseppe stand der Ärger darüber ins Gesicht geschrieben, aber weil in dieser Woche die Hölle los war und zu allem Übel auch noch Rita krank geworden ist, war er wohl glücklich darüber, dass ich sämtliche Doppelschichten übernommen habe. Einige Schichten habe ich mir mit Jenny geteilt. Seit unserem Treffen am vergangenen Freitag habe ich mich privat nicht mehr bei ihr gemeldet. Auch ihre letzte SMS blieb unbeantwortet. Als wir am Montag gemeinsam auf der Arbeit waren und uns wiedergesehen haben, konnte ich ein stetiges Lächeln in ihrem Gesicht erkennen. Damit hätte ich nicht gerechnet, denn immerhin habe ich ihre letzte SMS nicht beantwortet und mich sehr distanziert verhalten. Ein Teil von mir hat sich natürlich darüber gefreut, sie wiederzusehen. Besonders weil die gemeinsame Arbeit mit ihr deutlich angenehmer und spaßiger ist als mit Owen, der den Großteil der Arbeitszeit über nur meckert oder am Handy sitzt, weil er Stress mit seiner Ehefrau hat. Außerdem ist er ein totaler Kulturbanause. Er trinkt den guten Kaffee von Giuseppe mit flüssigem Süßstoff und Sojamilch. Er meint, das wäre besser für die Figur und Umwelt. Bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um. Nachdem ich einen Artikel über Süßstoff gelesen und eine Dokumentation über den aufwendigen Verarbeitungsprozess von Sojabohnen gesehen habe, zweifelte ich doch stark seine Absichten an. Es gibt Dinge, die sollte man einfach nicht kombinieren. Um 20:00 Uhr ging der letzte Gast und Jenny bereitete den Kassenabschluss vor während ich die Tische und Stühle abwischte und Speisekarten einsammelte.

Ich mag den Einrichtungsstil, den Giuseppe für sein Café gewählt hat. Der gesamte Innenraum hat einen gemütlichen und rustikalen Touch und liegt ruhig gelegen in einer Allee am Stadtpark von Seattle. Giuseppe hat den Flair seiner toskanischen Heimat sehr gut eingefangen. Im ganzen Café hingen Bilder von Roccastrada seiner Heimatstadt, nach der auch das Café benannt ist. Beim Anblick der wunderschönen Landschaftsaufnahmen bekam ich kurzzeitig das Bedürfnis, selbst wieder zur Kamera zu greifen, aber dann kam mir das Geschehene wieder in den Sinn und ich verwarf die Gedanken an meine Kamera schnell wieder. Als wir das Café absperrten, kam Giuseppe zu uns nach vorne. Ich musste jedes Mal lächeln, wenn er seine Pose zur Ansprache einnahm. Er ist und bleibt einfach das Ebenbild eines Mafiabosses. Im Übrigen hat er totale Ähnlichkeit mit Sergio Leone, nur ohne Bart. Er trägt am liebsten Designerhemden und Anzugshosen mit Hosenträgern. Aber auch sonst erkennt man auf einem Blick, dass er aus Italien kommt. Seine Ausstrahlung ist einfach unverwechselbar. Obwohl er oft sehr streng wirkt, ist Giuseppe ein guter Chef und sorgt sich um uns. Auf seine ganz besondere Art und Weise. Außerdem ist er ein wirklich ausgezeichneter Geschäftsmann und verfügt über enormes Wissen der kaufmännischen Prozesse. Ich bin schon froh, dass ich meine persönlichen Finanzen und den Papierkram managen kann, aber das, was er tagtäglich tun muss, überschreitet das um Längen.

„Mamma Mia, was für ein Tag. Gute Arbeit, meine Damen. Ich habe hier schon eure Gehaltschecks fertiggemacht", er überreichte sie uns.
„Gracie Chef. Damit werde ich mir für meinen Halloweenabend die besten Snacks gönnen, die ich auftreiben kann“, grinste Jenny unseren Chef an und wedelte freudig mit dem Gehaltsscheck umher.
„Feinstes Essen und gute Getränke sind immer eine lohnende Investition. Dann wünsche ich dir viel Spaß dabei. Und was hast du am Wochenende vor Max? Vergiss nicht, du hast morgen und Sonntag frei. Wegen der ganzen Ausfälle hast du diese Woche über 60 Stunden gearbeitet und ich möchte, dass du dich erholst. Außerdem steigt mir irgendwann die Gewerkschaft aufs Dach wenn sie deine Stundenkarten sieht“, antwortete er fürsorglich und zeitgleich mahnend. Ich konnte Jennys besorgten Blick sehen, als Giuseppe meine Wochenarbeitszeit ansprach.
„Den Scheck zur Bank bringen, Haushalt machen und die üblichen Dinge. Wer übernimmt dann am Wochenende die Schichten?“ Fragte ich neugierig.
„Owen hat sehr viele Fehlstunden und kann von Glück reden, wenn ich ihn nicht rauswerfe. Verzeiht mir den Ausdruck Ladys, aber dieser Stronzo soll lieber besser mit seiner Frau umgehen und den Arsch hochbekommen. Außerdem hat mich Rita vorhin angerufen und gesund gemeldet. Somit steht das Team für das Wochenende. Mach mal etwas für dich, Max. So ordentlich wie du hier bist, kann ich mir kaum vorstellen, das dein Haushalt gemacht werden muss", erwiderte er lächelnd.
Ich beantwortete seine Ansprache lediglich mit einem zurückhaltenden Nicken.
„Also wenn du möchtest, kannst du auch gerne zu mir kommen, dann schauen wir morgen Abend coole Horrorfilme und genehmigen uns ein paar Snacks", schlug Jenny lächelnd vor.
„Schauen wir mal“, antwortete ich kurz angebunden.
Ich konnte Jennys traurigen Blick aus den Augenwinkel sehen, es tat mir auch leid, so hart zu ihr zu sein, aber ich hatte Angst, näheren Kontakt zu neuen Leuten zuzulassen. Außerdem sorgte mein geringes Selbstwertgefühl dafür, dass ich mir ohnehin dachte, ich wäre nicht gut genug, das andere Menschen mich mögen und ich sie nur ins Verderben stürze. Nachdem wir uns von Giuseppe verabschiedeten, holte Jenny ihr Fahrrad aus dem Lager und sie begleitete mich still zur Bushaltestelle, die nur wenige Meter vom Café entfernt war.

An der Haltestelle angekommen fiel mir sofort die rote Informationsmeldung auf dem Display auf; „WICHTIGE MITTEILUNG! WEGEN KURZFRISTIGER AUSFÄLLE IM DEPOT SÜD 2 WIRD DIESE LINIE AM 30 UND 31. OKTOBER. 2015 AB 19:00 UHR NICHT MEHR BEFAHREN. AM 01. NOVEMBER 2015 WERDEN ALLE FAHRTEN WIE GEWOHNT AUSGEFÜHRT. WIR DANKEN FÜR IHR VERSTÄNDNIS! TRANSFER SERVICES SEATTLE, WA.“

„Wunderbar. Das nennt man wohl Pech oder Karma. Aber immerhin sagt das Schild die Wahrheit, denn sonst hätte mich George vorgewarnt, dass heute Abend kein Bus kommt“, erklärte ich und verschränkte die Arme.
„Das tut mir leid mit deinem Bus, Max. Wer ist denn George?“, fragte Jenny neugierig.
„George ist der Busfahrer. Er fährt meine Linie seitdem ich im Roccastrada arbeite. Aber das macht nichts dann laufe ich halt. So bekomme ich auch noch etwas Bewegung", erklärte ich.
„Als ob du noch mehr Bewegung nötig hättest! Aber ist doch toll, wenn man einen festen Fahrer und Ansprechpartner hat. Gibt einem das Gefühl von Verlässlichkeit. Kann dich denn niemand abholen?“, antwortete sie und lehnte mit den Unterarmen auf ihrem Fahrradlenker.
„Meine Eltern sind heute Abend bei Freunden zum Essen eingeladen. Ich würde Ihnen für so eine Sache niemals den Abend ruinieren", erklärte ich.

„Das verstehe ich. Würde mir genauso gehen. Auch wenn Eltern alles für einen tun würden, möchte man auch nicht zur Last fallen“, entgegnete sie zustimmend und spielte an ihrer weißen Armbanduhr herum. „Wie weit musst du den laufen?“, erkundigte sich Jenny.
„Etwa 45 Minuten vielleicht etwas weniger. Das macht mir nichts aus“, antwortete ich und deaktivierte den Handywecker für das Wochenende.
„Ich könnte dich doch begleiten, dann musst du nicht alleine durch den Abend laufen und wir können ein bisschen plaudern und mit dem Fahrrad bin sowieso schnell zu Hause. Ich wohne nicht weit weg vom Pier wo wir uns letzte Woche getroffen haben", schlug sie mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck vor.
Jenny ist wirklich fürsorglich. Wenn auch für meine aktuelle Verfassung ein klein wenig aufdringlich, aber das ist wohl eher ein Problem meinerseits. Natürlich würde sich ein Teil von mir freuen, wenn ich etwas Gesellschaft hätte und mich mit ihr unterhalten könnte. Irgendwie mag ich sie schon und sofern nicht wieder DAS THEMA angesprochen wird, könnte es doch ein ganz netter Spaziergang werden.

„Wenn es dir nichts ausmacht. Ich denke, gegen etwas Gesellschaft ist nichts einzuwenden“, erwiderte ich mit einem zaghaften Lächeln.
Jenny klatschte begeistert in die Hände und ihre Augen strahlten. „Ich freue mich, dann lass uns gehen“, antwortete sie und wir machten uns auf den Weg.
Während wir durch die Straßen Seattles zogen, schob Jenny ihr Fahrrad, damit wir uns besser unterhalten konnten. Ich beschloss eine Portion meiner alten Neugier á la Max Caulfield auszupacken und ihr ein paar Fragen zu stellen. Vielleicht konnte ich es so vermeiden, dass wir wieder auf mich zu sprechen kommen und ich womöglich wieder einen unfreiwilligen Zeitsprung verursache.

„Studierst du jetzt eigentlich? Du hattest mal erzählt, dass du es vorhast, aber wenn ich mich recht erinnere, hattest du nie erwähnt, welches Fach“, fragte ich sie.
„Stimmt. Gut gemerkt. Ich will gerne an die Seattle Police Academy. Das war schon immer mein Traum. Aber die Wartelisten sind lang. Ich stehe schon fast zwei Jahre auf der Liste, aber die Academy ist gefragt und die Konkurrenz ist groß. Bis dahin verdiene ich mir eine Rücklage mit dem Job bei Giuseppe", erklärte sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Du willst Polizistin werden? Das finde ich mutig und cool, aber auch beängstigend. Man riskiert täglich auch irgendwo sein Leben. Hast du denn schon eine Rückmeldung bekommen?“, erwiderte ich interessiert und mit besorgter Tonlage.
„Das stimmt, der Beruf birgt viele Risiken, aber ich wollte schon Polizistin werden, seit mich mein Großvater immer im Streifenwagen vom Kindergarten abgeholt hat. Eine Rückmeldung habe ich schon bekommen, aber in der Academy können neue Anwärter, die auf der Warteliste stehen, erst nachrücken, wenn die aktuellen Rekruten ihren Abschluss bekommen und je nachdem auf welchem Platz du bist, kann das schon ziemlich lange dauern. Aber ich habe noch Zeit, denn immerhin bin ich erst 20 Jahre alt“, erklärte sie gelassen und schmunzelte mich an.
„Dann verstehe ich deinen Berufswunsch. Die meisten Menschen entdecken doch so ihre Berufung. Durch die Familie. Ist dein Großvater noch im Dienst oder im Ruhestand?“, erkundigte ich mich in der Hoffnung nicht zu aufdringlich zu sein.

„Mein Opa ist schon lange im Ruhestand, aber noch sehr fit für sein Alter. Wir wollen ihn im Frühling nächstes Jahr besuchen“, antwortete sie freudig lächelnd.
„Du scheinst dich schon sehr darauf zu freuen. Wo lebt den dein Großvater?“
„In Bozeman, Montana. Er war dort der leitende Chief des Sheriff Departments. Meine Familie kommt ursprünglich auch von dort, aber meine Eltern sind mit mir nach Seattle gezogen als ich 6 Jahre alt war, weil mein Vater hier einen neuen Job bekommen hat“, berichtete sie.
„Das ist aber weit weg von eurem alten Zuhause aber Montana soll wunderschön sein. Ich selbst war noch nicht dort. Was macht den dein Vater beruflich?“, erwiderte ich und zog meine Jacke dabei zu.
„Max! Du bist aber ganz schön neugierig. Nur ein bisschen Neugier nicht die ganze Packung“, tadelte mich der selbstzweifelnde Part. „Halt die Klappe“, antwortete die alte Max.

„Du kannst gern mitkommen, dann gebe ich dir eine Führung durch Bozeman und wir reiten durch die Gegend und spielen die neuen Sheriffs der Stadt“ schmunzelte sie, aber schaute mich zeitgleich extrem überzeugt und entschlossen an.
„Du bist wirklich ein Scherzkeks. Aber klar machen wir“, antwortete ich mit einem ironischen Lächeln in der Hoffnung, das sie das nicht wirklich ernst meint.
Ich mit Jenny nach Montana? Das wäre doch zu verrückt.
„Ich nehme dich beim Wort“, raunte sie grinsend.  
„Zurück zu deiner Frage. Mein Vater ist Chirurg und meine Mutter betreibt eine kleine Schneiderei. Für sie war es auch kein Problem, nach Seattle zu ziehen. Nachdem mein Vater in Bozeman keine Perspektiven mehr sah, wurde ihm auf Empfehlung die Leitung der Unfallchirurgie also der Notaufnahme im Harborview Medical Center angeboten und so sind wir hier gelandet", erklärte sie mit einem stolzen Blick.
„Wahnsinn. Wirklich! Du bist sicher sehr stolz auf deine Eltern“, erwiderte ich sichtlich beeindruckt.
„Ja, das bin ich", antwortete sie zustimmend.

Wir unterhielten uns weiter und die Zeit verging dabei wie im Fluge, während wir eine ruhige Seitenstraße passierten und der kühle Oktoberwind über mein Gesicht wehte. Jenny warf mir dabei immer wieder mal liebevolle Blicke zu und dabei merkte ich, dass sie es wirklich ernst meint, wenn sie sagt, sie sorge sich um mich. Natürlich fiel es mir höllisch schwer, das zu glauben, denn meine Erfahrungen und Selbstzweifel zogen mich immer wieder zurück, wenn ich allein schon gedanklich einen Schritt auf Jenny zugehen wollte. Ich fragte mich, ob das überhaupt besser wird oder es auf ewig nur noch Mama, Papa und David sein werden, denen ich offen begegnen kann.
Wobei ich meine Gefühlswelt auch vor ihnen zu verbergen versuche. Natürlich gibt es noch eine Person, der ich alles sagen könnte, aber ich befürchtete, das ich diese Chance nie mehr bekommen werde. Umso wichtiger wäre es, wieder einen neuen Menschen an sich heranzulassen. Dem rationalen Teil in mir, der alten Max war bewusst, dass ich Chloe nicht aufgebe oder abschiebe, nur weil ich mit Jenny eine neue beziehungsweise weitere Freundin finde. Aber der zweifelnde Part warf mir vor, ein schlechter Mensch zu sein, der nur einen Ersatz für Chloe sucht, den man ebenfalls verletzen und runterziehen kann.
Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken für den Moment zu verdrängen. Es ist einfach anstrengend, zwischen diesen emotionalen Extremen gefangen zu sein, aber am Ende kam ich immer wieder auf dasselbe Ergebnis, das ich es verdiene zu leiden für das, was ich getan hab.

Jenny schaute mich besorgt an. „Alles in Ordnung Max? Geht es dir nicht gut?“,
sie fasste mir vorsichtig an die Schulter.
„Ja, alles in Ordnung. Danke der Nachfrage“, antwortete ich rasch.
Man konnte Jenny ansehen das sie mir das nicht so recht glauben wollte. Nach einigen Minuten kamen wir bei mir zu Hause an. Wenn man es so nennen kann. Jenny bewunderte das Haus als wir davor stehen blieben. Es war ein zweistöckiges Haus aus den späten 80ern mit einer cremefarbenen Fassade. Mein Dad hat den kompletten Vorgarten mit einem Wildgarten bepflanzt und einen Pavillon aus Holz mit angrenzendem Steingrill ergänzt. Vom farblich abgestimmten Briefkasten zog sich ein heller Kieselsteinweg zur Veranda und Eingangstür. Das gesamte Grundstück wurde von einer gepflegten Hecke umzäunt und dadurch das sich Bäume am Straßenrand befanden, wirkte der Ort sehr naturbelassen. Man konnte beinahe vergessen, dass wir hier in einer Großstadt lebten. Ich muss zugeben, der Garten wirkt selbst jetzt zu meiner bisherigen Lieblingsjahreszeit noch wunderschön. Aber die Frühling-Sommer Variante ist auch nicht schlecht. Meine Eltern haben sich wirklich ein wundervolles Haus ausgesucht, als wir damals nach Seattle gezogen sind. Ich rechne es ihnen hoch an das sie versuchten, auf Anhieb eine heimatliche und gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Außerdem freute es mich, dass mein Vater hier seine Freizeit im Garten verbringen kann und meine Mutter sich im Haus kreativ austoben konnte.

„Hier wohnst du also. Ein wunderschönes Haus und der Garten ist einfach ein Traum. Ich liebe Gärten, die so natürlich bepflanzt sind. Ich kann mit diesen spießigen Gärten, wo kein bisschen Wildpflanze wachsen darf, nichts anfangen“, gab sie begeistert von sich, während sie ihren Sweater zuzog.
„Da sind wir einer Meinung. Nichts gegen Kunst, aber Natur sollte so existieren dürfen, wie es vorgesehen ist. Mein Dad legt sehr viel wert darauf. Hat euer Haus auch einen Garten?“, antwortete ich zurückhaltend lächelnd.
„Natürlich. Ohne Garten geht bei den Hudsons überhaupt nichts. Aber leider will in unserem Garten das Sonnenblumenbeet nicht so wirklich gedeihen. Vielleicht sollte ich mal deinen Dad engagieren das er seinen grünen Daumen bei uns zum Einsatz bringt“, schmunzelte sie entschlossen.
„Versuch das ruhig. Sobald mein Dad Gartenarbeit und eine Limonade in Aussicht hat, kann ihn niemand mehr festhalten“, antwortete ich belustigt.
„Ich komme darauf zurück. Dann mal rein mit dir. Ich möchte ungern, dass du frierst und wegen morgen Abend: Mein Angebot steht. Ich habe die besten Horrorfilme von Klassikern bis zum Trash und organisiere Snacks. Ich würde mich freuen“, erwiderte sie mit einem herzlichen Lächeln auf den Lippen.
Ihre Lebensfreude war so schön anzusehen und erinnerte mich an alte, unbeschwerte Zeiten. Trotzdem leiteten mich meine Zweifel.
„Ich überlege es mir und schreibe dir. In Ordnung?“, antwortete ich zurückhaltend.
„Natürlich. Hab einen schönen Abend Max“, entgegnete sie mir mit neutraler Mine.
„Das wünsche ich dir auch und danke für die Begleitung. Komm bitte gut nach Hause“, gab ich schüchtern von mir.
Sie musste schmunzeln. „Hab ich gerne gemacht. Bye“, erwiderte sie und stieg aufs Fahrrad.
Als ich in Richtung Tür ging, drehte ich mich plötzlich wie ferngesteuert um und rief nach ihr.
„Jenny?“
Sie drehte sich um und schaute mich über ihre Schulter hinweg an. „Ja bitte Max?“
„Schreib mir bitte wenn du zu Hause bist, damit ich weiß das es dir gut geht“, antwortete ich lächelnd.
„Das werde ich. Versprochen“, erwiderte sie mit einem strahlenden Lächeln und dann radelte sie los.
Ich legte die Hände in den Nacken und war selbst erstaunt darüber, dass ich mich seit einer Ewigkeit wieder einer Person und wenn auch nur für einen kurzen Moment emotional gezeigt habe.

Als ich endlich oben war, wechselte ich direkt in eine bequeme Jogginghose und einen Hoodie, setzte mir einen Pfefferminztee auf und wartete ungeduldig auf die SMS von Jenny. Verdammt Caulfield was ist los mit dir und fahr mal drei Gänge zurück. Denk daran, du solltest niemanden mit deiner Person und deinem „Zustand“ zur Last fallen. Meine Selbstzweifel arbeiteten wieder auf Hochtouren, bis das negative Gedanken Bombardement von dem Nachrichtensignal meines Handys zum Schweigen gebracht wurde.

Jenny: Hey Max. Der Roadrunner mit dem Fahrrad ist sicher zu Hause angekommen. #Meep Meep!

Ich stieß einen unvorbereiteten Lacher aus, nachdem ich ihre Nachricht öffnete.

Max: Hey, das freut mich sehr! Roadrunner? Irgendwie passend, so schnell wie du warst. Was passt dann wohl zu mir?

Jenny: Dann bist du wohl der Coyote und rennst hinter mir her. Doch du kriegst mich eh nicht. Bin viel zu schnell, *lach*

Max: Das hättest du wohl gerne oder?

Jenny: Vielleicht? ;-)

Max: Ich denke über deinen Vorschlag nach. Hab eine gute Nacht.

Jenny: Das wünschte ich dir auch #potenzieller Coyote

Max: Ja, ja ich mag dich auch.

Hatte ich das gerade wirklich geschrieben? Ich kratzte mir verlegen und zugleich ertappt den Hinterkopf

Jenny: Kannst du das bitte noch einmal wiederholen, damit ich sichergehen kann, dass du wirklich meine SMS von letzter Woche beantwortet hast? x

Ich legte mein Handy schnell unter mein Kopfkissen, als ob ich bei etwas Verbotenen erwischt worden wäre. Hab ich ihr gerade wirklich gesagt, das ich sie auch mag? Ich war total verwirrt und beschloss, mich mit dem schlechten Abendprogramm im Fernsehen und meiner Tasse Tee abzulenken. Sollen sich doch die Abteilung Selbstzweifel und Abteilung "alte Max" damit beschäftigen. Ich checke für heute aus. Ich brauche echt mal wieder eine Nacht ohne depressive und destruktive Gedankendauersendung.
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