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Life is Strange - This is our Universe

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Mix
Chloe Price Maxine "Max" Caulfield OC (Own Character)
10.02.2022
27.02.2023
22
105.542
5
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07.12.2022 5.506
 
Kapitel 17 - In den Schatten

Chloe Price

London, UK - Freitag, 30. Oktober 2015


Kaum zu glauben, wie schnell die letzten zwei Wochen vorbeirauschten. Gefühlt war es gestern gewesen, als Lynn und ich gemeinsam unter der Regendusche standen und unserer angestauten Lust freien Lauf gelassen haben. Den Moment werde ich niemals vergessen, auch wenn es schon die ein oder andere prickelnde Fortsetzung gab. Doch es hielt sich in Grenzen, nicht zuletzt weil es auf der Arbeit zu einigen krankheitsbedingten Ausfällen kam. Elly hat sich eine fiese Magen-Darm-Infektion eingefangen und so übernahmen wir im Team abwechselnd ihren Aufgabenbereich. Kurz darauf hat Mark den Ringkampf gegen eine Grippe verloren und ist K. O. gegangen.
Dadurch verschob sich auch mein eigenes Projekt. Ursprünglich sollte es schon in der Woche nach dem unwetterbedingten Homeoffice losgehen, aber nachdem Mark spontan mit anderen Fakultätsleitern auf eine Dienstreise musste und anschließend von der Schnodderseuche heimgesucht wurde, mussten wir die Projektübergabe erneut verschieben. Doch ich war sehr zuversichtlich, dass es bald mit meiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit an den Start geht.

Während der Zeit habe ich mich mit alternativer Arbeit beschäftigt, unter anderem unterstützte ich Tyler und Melissa bei der Vorbereitung ihrer Vorlesungen, was spannender war als anfangs gedacht. Die Vorstellung anderen Studenten etwas beizubringen hat schon seinen Reiz und Professorin Price klingt hella gut. Bisher hatte ich die Vermutung, dass sich Vorbereitungen für Vorlesungen auf trockene Ausarbeitungen von Präsentationen und Arbeitsblättern beläuft, aber das stimmte ganz und gar nicht. Tatsächlich bereiteten wir viele praktische Projektarbeiten für die Studenten vor, konzeptionierten Klausuren und ich durfte sogar bei der Korrektur der letzten Hausarbeiten mithelfen, was mich schon stolz machte, immerhin war ich nur die Praktikantin, zwar mit einem verdammt guten High School Abschluss im wissenschaftlichen Schwerpunkt, aber noch keine studierte Forscherin in diesem Sektor. Trotzdem konnte ich viele der Aufgaben auf Richtigkeit überprüfen und obwohl es eine Prüfung für Erstsemester war, ist der Inhalt ziemlich knackig gewesen.
Wir hatten während unserer gemeinsamen Arbeit ordentlich Spaß in den Backen, die beiden sind echt cool, genau wie der Rest des Teams und zum Totlachen, wenn sie sich wegen unterschiedlicher Meinungen zu einer Serie an die Gurgel gehen und sie sind ein Paar, was für mich aber von Anfang an recht offensichtlich wirkte. Mike hatte im Gruppenchat jedenfalls nicht übertrieben, als er die Neckereien der beiden angepriesen hat.

Meinen Arbeitsablauf habe ich der gegenwärtigen Situation entsprechend zurechtgelegt, so kam eine angenehme Struktur hinein und nur weil ich Chloe Price bin muss nicht alles im Chaos versinken. Morgens kümmerte ich mich um meine E-Mails, Aufgaben, die in meinen eigenen Bereich fallen, sowie allgemeinem Kram und im Anschluss heftete ich mich an die Fersen meiner Kollegen, um Erfahrungen zu sammeln und mein Wissen zu vertiefen. Zu meiner Überraschung habe ich ein paar Tage hin und wieder mit Austin zusammengearbeitet und ihm über die Schulter geschaut. Zugegeben war das Projekt, welches er mit den Studenten des aktuellen Abschlusssemesters gemeinsam betreute, ziemlich interessant. Das Thema war die computergestützte Simulation bei Entwicklungsprozessen in pharmazeutischen Unternehmen. Wenn man die persönliche Komponente ausklammert und ihn nur als genialen Wissenschaftler betrachtet, konnte ich einiges an Wissen abstauben.
Trotzdem ist er mir nach wie vor suspekt und ich werde ihn im Visier behalten. Mit dem Finger am Abzug einer Knoblauch gefüllten Flinte. Oder doch Silber? Scheiß drauf, Brandmunition macht am meisten Spaß.

Ein weiteres Highlight wieder an der Universität zu sein ist unsere Kantine, das Essen habe ich in der Woche Heimarbeit echt vermisst, auch wenn die Lieferdienste durchaus genießbar waren.
Durch die personellen Ausfälle und dem hohen Arbeitsaufwand wurden Lynn und ich ein wenig voneinander getrennt, was unserer Arbeit natürlich zuträglich war, dem Verlangen aber weniger. Sie macht es einem auch nicht einfach, selbst wenn sie nur an ihrem Tisch sitzt und arbeitet will ich ihr nahe sein. Ihr Arbeitsoutfit, die Kombination aus ihrem Kleidungsstil, einem weißen Kittel und einer schwarzen Brille mit dicken eckigen Rahmen, die sie nur für die Arbeit am Schreibtisch braucht, forderten mich und meine Zurückhaltung zusätzlich heraus. Daher gab es in den letzten zwei Wochen schon Momente, in denen wir zufällig in den verwickelten Lagerräumen der Universität verschwanden, um uns mit ein paar intensiven Küssen über Wasser zu halten, dabei wären wir durchaus bereit gewesen unanständiger zu werden, aber durch die dünne Personaldecke wäre eine gemeinsame Abwesenheit von mehr als fünf Minuten aufgefallen und Lynn wollte meine Probezeit nicht riskieren, denn nicht alle Kollegen oder Mitarbeiter sind so locker und freundschaftlich zueinander wie unser Team. Allerdings hat sie schon eine kleine Mutprobe für die Zeit nach meiner Bewährung angekündigt, es blieb also weiterhin spannend bei mir.

Wir haben in den letzten zwei Wochen auch ein paar Mal etwas unternommen, man könnte auch sagen wir hatten Dates. Auch wenn wir uns offen darüber aussprachen, dass wir uns täglich sehen könnten, weil wir es wollen, haben wir die gemeinsame Zeit eingeteilt. So hatte jeder auch etwas Zeit für sich und ich konnte endlich meine Bude finalisieren, habe öfters mal mit David gechattet, er hat sich einen neuen Laptop gekauft und wollte ihn natürlich ausgiebig testen. Außerdem erzählte er mir, dass die ominöse Lieferung verspätet kommt, weil der Paketversand aktuell Probleme hat. Sollte das Paket verschwinden, werde ich mal kräftig bei USPS durchwischen und hoffentlich haben die zu dem Zeitpunkt gerade geschlossen. Für immer.

Wie versprochen, hatte ich bisher auch jede Woche mindestens einmal mit Ryan und Vanessa telefoniert. Am Dienstag haben wir geschlagene zwei Stunden geplaudert, sie erzählten mir von der Arbeit und ich ebenso. Zudem gaben sie mir ein ausführliches Feedback zum Film, den sie am Abend vor unserem ersten Telefonat schauen wollten und der ihnen sehr gut gefallen hat. Eigentlich wollten sie mir das direkt bei unserem nächsten Gespräch erzählen, aber Ryan hatte wieder ein paar lustige Geschichte seiner Arbeit und Dienstreisen auf Lager, die muss man sich einfach anhören. Seine Art zu erzählen ist immer spannend und man kommt aus dem Grinsen nicht heraus. Hätte er nicht schon seine Berufung gefunden, dann würde ich ihn glatt in der Rolle Stand-up-Comedian oder Geschichtenerzähler sehen, der jeden Abend vor einem ausgebuchten Publikum seine Show abliefert. Ich wäre auf jeden Fall Stammgast. Das ist eindeutig die Schattenseite an London: Ich vermisse die beiden echt.

Die Uhr auf meinem Computer tickte schnurstracks dem Feierabend entgegen und zum Glück wurde es in den letzten zwei Stunden deutlich ruhiger, das Telefon stand still und sämtliche Arbeit war vom Tisch. Daher beschloss ich, eine Nachricht in unsere Messengergruppe zu schreiben.

Chloe: Ciao, alle zusammen. Gleich haben wir es geschafft. Machen wir heute pünktlich Schluss? Ich denke, das haben wir uns nach der Woche verdient. Findet der Pub-Friday trotzdem statt oder wollen wir gehen, wenn alle wieder fit sind? Alternativ können wir auch eine Liveübertragung für unsere kranken Hühner starten.

Auch wenn ich mit den sozialen Medien weniger am Hut hab, klingt eine Liveübertragung innerhalb der Gruppe als vertretbar.

Lynn: Hey Sweetheart von Tisch 3, also ich wäre auf jeden Fall dabei.

Bisher hat noch niemand direkt nachgefragt, obwohl wir schon das ein oder andere deutliche Signal gesendet haben, was unsere Beziehung anbelangt. Mal sehen, wie lange das noch so bleibt. Ich wette aber die ahnen schon etwas.

Mark: Hey, ihr fleißigen Helden. Mir geht es seit gestern früh wieder gut, die laufende Nase ist nicht mehr der Rede wert und es besteht keine Ansteckungsgefahr mehr, doch meine Frau bestand darauf, dass ich die Woche noch aussetze. Für den heutigen Abend würde ich aber ausnahmsweise aussetzen und bin morgen auf jeden Fall dabei.

Austin: @Chloe, ich bin deiner Meinung und würde sagen wir hauen heute auf die Minute genau ab, es wurden von allen genug Überstunden geschoben und heute Abend bin ich auf jeden Fall dabei. @Mark wirklich gut, dass es dir besser geht und deine Frau dich mal zum Ausruhen zwingt :D. Übrigens plant für morgen Abend Zeit ein, denn das Blackbird feiert wieder seine legendäre Halloweenparty.

Klar bist du meiner Meinung du „Genie“. Ich habe auch recht.

Elly: Hey, wirklich tolle Arbeit. Mir geht es so weit auch wieder gut und werde am Montag wiederkommen. Ich würde es Mark gerne gleichtun, heute aussetzen, mich noch etwas ausruhen und dafür morgen zur Halloweenparty kommen. Ist das in Ordnung? Ab nächster Woche ist dann alles wieder wie vorher :-).

Lynn: Wir sind auch dabei und freuen uns, dass ihr auf dem Weg der Besserung seid.

Chloe: Natürlich, das muss man mir nicht zweimal sagen. Kein Ding. Ruht euch aus und Hauptsache ihr seid morgen mit am Start.

Austin: Kein Problem. Dann sehen wir euch Morgen, die anderen später und ab nächster Woche ist alles wieder beim Alten. Wird super!

Der Rest der Gruppe hat ebenfalls zugesagt und wir tauschten uns noch über mögliche Kostümideen aus, einigten uns aber darauf nicht zu sagen, was genau jeder von uns plant. Uns war es egal, ob mögliche Doppelbesetzungen vorkommen. Hauptsache, der Spaßfaktor ist gegeben. Wir planten lediglich den gemeinsamen Einmarsch in das Blackbird, um die geballte Ladung Horror vom Imperial College zu präsentieren. Ein verdammt guter Plan. Ich musste später mal schauen, was ich an Verkleidungen habe, ansonsten beehre ich das nächste Kostümfachgeschäft mit meiner entzückenden Anwesenheit. Über diese Selbstdarstellung grinsend schaltete ich meinen Computer aus, hing meinen Kittel über den Stuhl und traf meine Kollegen am Eingang der Fakultät und gemeinsam verließen wir die Universität in Richtig des wohlverdienten Feierabends und in Vorfreude auf das bevorstehende Wochenende.

Als ich zu Hause ankam, schnappte ich mir erst einmal eine eiskalte Limo aus dem Kühlschrank und durchforstete meine kleine Nerd-Kiste nach etwas, was sich als Kostüm eignete. Dabei wurde ich auch direkt fündig, denn von meinem letzten Halloween Event mit der Abschlussklasse in Seattle habe ich noch meine Jason Hockeymaske und eine selbstgebastelte Machete. Bei der Maske hat mir Ryan mit seiner umfangreichen Handwerksausstattung ausgeholfen und das Teil sah um Welten besser aus als jede Maske vom Filmset. Richtig gruselig und verfallen. Dazu die passende Machete aus Plastik, die mit der selbst aufgetragenen Lackierung verdammt echt aussieht. Dabei kam mir die Idee, das Kostüm etwas abzuwandeln, denn ich bin immerhin kein zwei Meter großer Kahlkopf mit breiten Schultern. Also entschloss ich dem Kostüm einen gewissen Pep „a la Chloe Price“ zu verpassen. Ich habe noch irgendwo meine alte, aber gut erhaltene schwarze Wildlederjacke, das würde eher zum Thema passen als eine meiner schwarz glänzenden Lederjacken. Dazu eine zerrupfte schwarze Jeans, meine schwarzen Winterboots und ein dunkelgraues Henley Shirt mit Knopfleiste am Dekolleté, die ich definitiv offen lassen werde, womit ich Lynn auch ein wenig einheizen kann, sollte das Outfit perfekt abrunden. Ich legte mir die Klamotten für den morgigen Abend zurecht und machte mich auf den Weg unter die Dusche, um mich für einen gemütlichen Freitagabend im Blackbird vorzubereiten.

Der Abend in kleiner Runde war wieder einmal entspannt und ausgelassen. Wir haben den abwesenden Kollegen ein paar Fotos in die Gruppe geschickt. Wie versprochen, starteten wir auch einen kurzen Videochat. Auch wenn ich nicht so sehr auf Selfies stehe, mache ich dann doch ab und an mal gerne Fotos, gerade im Kreise von coolen, anständigen Leuten. Wir tankten ein paar gute Drinks, futterten die ausgemachten und ich möchte hinzufügen affengeilen Sweet Potato Fritten von Jeffrey und starteten eine Partie Dart im Deathmatch Modus, wo ich natürlich alle anderen plattmachte. Wobei Lynn und Linda mir dicht auf den Fersen waren. Später am Abend verabschiedeten wir uns in Vorfreude auf das morgige Halloween Spektakel und ich brachte Lynn zum Taxi, denn sie hatte versprochen, mit ihrer Großmutter gemeinsam Frühstücken zu gehen und wenn sie die Nacht bei mir verbringt, würde sie es niemals pünktlich schaffen. Aus dem Grund gewährte ich ihr Ausnahmsweise Ausgang.
Als ich zurück in meine Wohnung kam, zischte ich eine eiskalte Dose Cola, schaltete das Freitag der 13 Remake auf Netflix ein und relaxte mit bequemen Klamotten auf meiner gemütlichen Couch bis mir irgendwann die Scheuklappen in Richtung Süden fielen.

Nachdem ich am nächsten Morgen ausgeschlafen auf der Couch wachgeworden war, genehmigte ich mir erst einmal eine heiße Tasse Kaffee, um den Motor richtig in Schwung zu bringen, ehe es in den Supermarkt ging. Immerhin brauchte der Kühlschrank Nachschub für das Wochenende. Außerdem musste ich Rosemary bald zum versprochen Tee einladen. Wir haben vor ein paar Tagen kurz telefoniert. Während sie ihre Schwester auf Canvey Island besuchte, haben die beiden spontan die Idee entwickelt für zwei Wochen in den Süden zu fliegen. Sowas können auch nur Personen im Ruhestand abziehen oder Millionäre. Es sei Ihnen aber gegönnt. Hauptsache, sie schreibt eine Karte.
Nach dem Einkauf schob ich mir ein leckeres Sandwich zwischen die Kiemen, saugte die Bude durch, machte meine Wäsche und sprang unter die Dusche. Der Tag rannte heute wie verrückt und ich musste noch etwas Zeit für mein Kostüm einplanen. Daher legte ich einen Zahn zu und hüpfte in meine Klamotten inklusive einer kleinen Überraschung für die Nacht, die Lynn sicher gefallen wird, verzierte meine Hals- und Dekolleté Partie mit etwas Kunstblut, frisierte meine Haare wild nach hinten und schnappte mir mein restliches Equipment bevor ich um 18:00 Uhr Lynn eine SMS schrieb.

Chloe: Hey Babe, sorry hab noch keinen eigenen Kosenamen gefunden, wann bist du hier? Wie war das Frühstück mit deiner Großmutter?

Lynn: Hey Liebste, dann halt dich mal ran ;-) – ich sitze schon im Taxi. Hoffe, der Fahrer baut keinen Unfall, denn er schaut mich ständig über den Rückspiegel an. Das Frühstück war super. Ich soll dich lieb grüßen, xoxo.

Chloe: Du siehst auch einfach umwerfend aus, klar schaut er dann. Aber sicherlich liegt es auch am Kostüm. Ich bin ganz aufgeregt. Das freut mich. Du hast von mir erzählt? Grüß mal zurück.

Lynn: Wenn du das sagst ;-) – klar hab ich das. Du kannst sie selbst grüßen, denn sie möchte nächste Woche mit uns beiden Frühstücken gehen. Sorry Süße, habe wohl etwas zu viel von dir geschwärmt.

Chloe: Keine Emojis! Solange es ein gutes Frühstück ist haha, dann hoffen wir mal nicht das deine Großmutter geschockt ist, von mir. Immerhin habe ich vor, dich noch eine ganze Weile zu behalten.

Lynn: Du bist verfressen! :-D und keine Sorge. Sie wird dich lieben. Das hoffe ich doch, denn ich habe die Quittung schon lange weggeworfen und kann dich nicht mehr umtauschen. Bis gleich xoxo

Chloe: Das bin ich wohl, aber immerhin sieht man es mir nicht an. Dann bin ich mal gespannt. Bis gleich und wenn der Typ dich doof anglotzt, schneide ich ihm den Kopf ab haha.

Lynn: Das ist meine Löwin ;-).

Ein gemeinsames Frühstück mit ihrer Großmutter wirkte schon als wäre das echt ernst zwischen uns. Außerdem stand mir noch ein Kennenlernen mit ihren Eltern bevor, wobei ich hier wenig Bedenken hatte, denn wir schickten uns schon öfter Grüße über Lynn hin und her.

Ich wartete vor der Haustür auf das Taxi, was überpünktlich vorgefahren kam. Als Lynn das Taxi verlassen hat, blieb mir fast der Atem weg.
Lynn huschte lächelnd auf mich zu. „Hey Babe, du siehst richtig heiß und verdammt gruselig zugleich aus. Deine Jason Vorhees Interpretation ist nun mein neuer Favorit und das sage ich nicht nur, weil du meine Freundin bist“, grinste sie und küsste mich.
Nachdem ich meine Stimme wiedergefunden habe, erwiderte ich ihre Begrüßung. „DAS SAGST GERADE DU? Kein Wunder, dass der Taxifahrer dich die ganze Zeit angestarrt hat. Du siehst einfach VERDAMMT SCHARF aus.“
Ihr Kostüm bestand aus einem schwarzen passgenauen Jumpsuit mit dezentem Ausschnitt, ebenfalls schwarzen Overknee Stiefeln mit Schnallen, einem dünnen schwarzen Mantel mit Fellkragen und einer venezianischen Wolfsmaske in schwarzgrau, aus denen ihre funkelnden grauen Augen deutlich hervorstachen.
„Du kannst eindeutig Gedanken lesen, denn für mich warst du von Anfang an ein Raubtier. Wegen deiner Augen, deiner Leidenschaft und deinem Appetit“, schmunzelte ich und bewunderte nach wie vor ihr Auftreten.
Sie kam näher zu mir und legte ihre Lippen an mein linkes Ohr. „Vielleicht kann ich Gedanken lesen, aber ich bin sehr gerne deine Wölfin. Und nur deine“, flüsterte sie entschlossen, was mir eine angenehme Gänsehaut verpasste.
„Das hoffe ich und wie du bereits sagtest, bin ich deine Löwin“, antwortete ich selbstbewusst. „Bist du bereit, den Laden ordentlich aufzumischen?“, fügte ich grinsend hinzu. „So bereit wie man für so einen Abend nur sein kann“, lachte sie und schnappte sich meine Hand.
Meine Finger verschlangen sich in die Ihren und wir machten uns auf den Weg in Richtung Blackbird. „Hätte ich geahnt, was du dir auf den Leib schnallst, dann hätte ich mir ein Löwenoutfit besorgt.“
„Das hätte definitiv seinen Reiz, aber du bist auch so meine Löwin und wie ich bereits sagte ist dein Jason Kostüm der absolute Hammer“, erklärte sie und musterte mich dabei von Kopf bis Fuß.
„Dann bin ich aber beruhigt“, fügte ich hinzu.
Sie biss sich auf die Unterlippe und schenkte mir wieder diesen speziellen Blick. „Außerdem kannst du dir gerne ein Löwenoutfit besorgen und das nur für mich.“
„Du kleines Biest, aber die Idee kommt definitiv auf die Liste“, erwiderte ich zwinkernd und verspürte diese Wärme in mir.
„Hoffentlich mit dem Vermerk eilige Erledigung“, fügte sie frech hinzu.

Kurz vorm Blackbird setzte ich nun auch meine Maske auf und griff mit meiner freien Hand nach der Machete, welche noch in meinem Gürtel geklemmt war. Wie zuvor abgesprochen warteten wir vor dem Pub auf die anderen und nur wenige Augenblicke später kamen Tyler und Melissa gemeinsam um die Ecke. Wie auch schon bei unserem Mafiaabend präsentierten sich die beiden im perfekten Partnerlook. Für den heutigen Anlass haben sie sich als das Geisterjäger Pärchen aus Conjuring verkleidet. Wirklich cool, aber diese verdammte Puppe auf Tylers Arm machte selbst mich nervös. Auch wenn ich damals beim Film eingepennt bin, habe ich genau mitbekommen, wie dieses verfluchte Ding aussah. Eine sehr detailgetreue Replika und sorgt für eine extra Portion vom Gruselfaktor. Kurz darauf kam Linda im „Billy the Puppet“ Kostüm mit passendem Make-up dazu, eindeutig ein Saw Fan. Lee-Han und Mike kamen auch gemeinsam an, verkleidet als Sensenmann und Horrorclown. Dabei überkam mich das Bedürfnis, die rote Nase von Mikes Clownsmaske zu drücken in der Hoffnung, dass sie quietscht. Nach etwa fünf Minuten erschien auch der Rest der Gruppe. Mark als Graf Dracula hatte auf jeden Fall etwas Cooles, denn durch seinen grauen Bart wirkte er nicht so geleckt wie die Flattermänner aus den 60er Jahren. Elly hingegen bevorzugte ein Hexenkostüm samt Besen, der, wenn ich es nicht besser wüsste, schon 100 Jahre alt sein müsste, so wie er aussah. Bestimmt hat sie den aus dem Museum für Antiquitäten in der Innenstadt geklemmt. Verdammt cool, dass auf solche Details geachtet wird, geht mir nicht anders. Für meine Maske und Machete haben Ryan und ich gefühlt Stunden in seiner Heimwerkstatt verbracht.
Der Letzte im Bunde war Austin, gekleidet in einer pechschwarzen Motorradkluft aus Leder, mit auffälligen Schnallen, einer Eisenkette quer über die Schulter gespannt und einer beeindruckenden Totenkopfmaske, auf der rote, vermutlich mit Haarlack fixierte, feuerrote Haare empor ragten, die als Flammenersatz dienten. Zugegeben war sein Ghostrider Outfit verdammt cool, doch irgendwie kam mir diese Lederklamotte sehr bekannt vor. Allerdings konnte ich mich in diesem Moment nicht mehr daran erinnern, wann ich sie schon einmal gesehen hatte. Ich war mir sicher, es würde mir wieder einfallen, für den Moment jedenfalls lag mein Fokus auf Spaß und einen geilen Abend. Nachdem wir uns alle freudig begrüßt und unsere Kostüme bewundert und komplimentiert haben, bildeten wir eine Schlange in der Reihenfolge: Lee-Han, Mike, Austin, Tyler und Melissa, Elly, Mark, Lynn und meine Wenigkeit. Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Dieser eingebildete Gedanke ließ mich kurz frech grinsen, aber in unserer Gruppe sind einfach alle cool und ich bin keineswegs eine eingebildete Schnepfe. Gäbe es aber ein Ranking, müsste Lynn an meiner Stelle stehen, denn sie ist trotz des genialen Ensembles das Allerbeste hier.
Als wir den Pub betraten, konnte man bereits stimmungsvolle Musik und klirren von Biergläsern, die aneinanderstoßen vernehmen. Einige verkleidete Gäste waren auch schon anwesend, die sich munter unterhielten. Während unseres Einmarsches wurden wir mit Applaus und Jubel begrüßt. Wie schon beim Mafiabend vor einigen Wochen fühlte ich mich wie auf dem roten Teppich, aber immerhin bedeutete das unsere Kostüme ordentlich Eindruck machten.

Jeffrey begrüßte uns von der Theke aus, mit beiden Daumen in die Höhe gestreckt und deutete auf unseren Stammplatz, wo bereits Snacks darauf warteten verspeist zu werden.
Lynn hat recht: Vielfraß!
Der ganze Laden war dezent aber stimmungsvoll mit Halloween Dekoration geschmückt und unter den Gästen entdeckte ich auch einige coole Verkleidungen. Darunter einen Zombiepiraten, eine gruselige Nonne und Pennywise. Wunderbar schon zwei Clowns im Pub. Tendenz steigend. Immerhin hatte ich so mehrere rote Nasen, die ich verhauen konnte.
Im Anschluss an die Getränkebestellung erklärte Jeffrey den traditionellen Blackbird Kostümwettbewerb. Die Teilnahme erfolgt pro Tisch und wenn sich fremde Personen an einen Tisch setzen und mitmachen wird der Gewinn entsprechend angepasst. Der Gewinner des Contests kommt, mit einem Siegerfoto an die Wand über den Tresen, zu den Gewinnern aus den letzten Jahren und bekommt ein Wochenende freien Verzehr. Mir war sofort klar, dass wir das Ding nach Hause holen müssen, denn der freie Verzehr in diesem Laden ist das wahre Paradies auf Erden.
Mark erklärte, dass die Gruppe im letzten Jahr bei ihrem ersten gemeinsamen Halloween als I.C.M. den dritten Platz gemacht hat und sich ein paar verrückten Star Trek Fans und einem Rudel Yetis geschlagen geben musste. Ein Grund mehr zu gewinnen, denn so hängen dann wenigstens die coolsten Personen in ganz London über dem Tresen. Bei Austin mache ich drei- … hundert Fragezeichen hinter dem cool, aber es ist ein Gruppenfoto, also gehört er wohl dazu.
Lynn füllte derweil die Teilnahmekarte aus. Sie hat eine wundervolle Handschrift und schrieb jeden Namen mitsamt der Charakterbezeichnung in die Kästchen. Dabei schenkte sie mir immer wieder einen dezenten Blick durch ihre Wolfsmaske, worauf ich meine Hand auf ihr Bein legte, wo ich durch den Stoff des Jumpsuits spüren konnte, wie ihre Haut zu glühen begann.

Der Abend verlief wie die vorherigen auch. Locker, entspannt, spaßig und mega gechillt. Wir genehmigten uns einige Runden an kalten Getränken und guten Snacks. Lediglich Austin blieb bei seinem Eistee hängen. Es war mir nach wie vor ein Rätsel, warum er so auf das Zeug stand. Vielleicht sollte er lieber Milch bestellen, nicht dass das bisschen Koffein im Eistee ihn umhaut. Während des Abends tauschten wir mal wieder wild die Plätze durch, damit jeder mit jedem ins Gespräch kommen konnte.
Als ich mich mit Melissa über ihren letzten Convention Besuch unterhielt und sie mir von den gebuchten Fotoshootings der anwesenden Promis, darunter dem Schauspieler von Doctor Who, erzählte, musste ich automatisch an Max denken. Nicht nur wegen der Fotografie, sondern auch wegen des heutigen Tages. Immerhin ist Halloween immer ihr liebster Feiertag gewesen, auf den sie sich wie ein Kind freute. Seit unserem Abschied am Flughafen in Seattle haben wir uns nicht mehr persönlich gesprochen. Natürlich haben wir uns über Ryan und Vanessa Grüße ausgerichtet, aber es fühlte sich total merkwürdig an. Das konnte man den beiden ebenfalls ansehen, doch bisher sprachen sie es noch nicht offen an. Vielleicht sollte ich mich mal melden und vorschlagen zu telefonieren. Doch sollte ich nicht direkt mit einem Selfie anklopfen, denn wer weiß, ob sie das überhaupt will.
Ich schnappte mir mein Handy und öffnete meine Textnachrichten und wählte Max in den Kontakten aus. Während ich gerade tippen wollte, ertönte der Gong, es war 22:00 Uhr und Melissa riss mich aus meinem Vorhaben.
„Chloe, es geht los. Die Gruppen werden vorgestellt und danach wird abgestimmt. Meinst du, wir gewinnen diesmal?“, erkundigte sie sich aufgeregt.
Ich steckte mein Handy in die Innentasche meiner Wildlederjacke. „Das hoffe ich doch, denn immerhin ist der Gewinn der blanke Wahnsinn und wir sind eine klasse Truppe.“
„Mit dir an Bord holen wir das auf jeden Fall nach Hause“, grinste sie und klaute sich nebenbei heimlich eine Süßkartoffelpommes von Tylers Teller.

Jeffrey betrat in einem passenden Matrosenoutfit die Bühne. Mit seiner Statur steht ihm der Popeye Look echt gut. Er schnappte sich das Mikrofon und begann die Karten vorzutragen und um kräftigen Applaus für jeden vorgestellten Tisch zu bitten. Während der Ansprache schweifte mein Blick durch die Menge und ich checkte die Konkurrenz aus. Obwohl einige gute Kostüme dabei waren, konnte in meinen Augen nur die Gruppe in den widerlich guten Zombiekostüme an Tisch 6 eine Gefahr darstellen. In doppelter Hinsicht vermutlich. Während ich der Veranstaltung gespannt zuhörte und an meinem frisch gezapften Guinness nippte, spürte ich zwei Arme, die sich von hinten um mich legten und ich wusste sofort, ohne hinzusehen, dass es meine Lynn war.
„Na Liebste, checkst du gerade unsere Gegner aus?“, flüsterte sie mir ins Ohr.
„In der Tat. Keine große Bedrohung bis auf die Zombiehorde dahinten“, erwiderte ich.
Sie deutete auf zwei Typen im Alien und Predatorkostüm. „Die beiden dort könnten den Tisch auch noch aufwerten.“
„Ich glaube nicht, dass die den gesamten Tisch aufpeppen, Babe. Wir holen das Ding“, gab ich zuversichtlich mit erhobenem Glas von mir.
Sie schnappte ich mein Glas, hob kurz ihre Maske und gönnte sich frech einen großen Schluck. „Ich bin gespannt, ob du recht hast.“
Ich funkelte sie gespielt böse an und zog mir meine Maske wieder übers Gesicht.

Für die Abstimmung reichte Jeffrey die Abstimmkarten herum und jeder Tisch musste sein Votum abgeben. Nachdem die Karten eingesammelt wurden, startete Jeffrey gemeinsam mit der heute anwesenden Servicekraft die Auswertung. Wie auf heißen Kohlen warteten wir auf das Ergebnis und die wenigen Minuten fühlten sich an wie Stunden. Eindeutig ein Beweis für Einsteins Relativitätstheorie. Verbrenn dich an einer heißen Herdplatte und eine Minute kommt dir vor wie eine Stunde. Nimm eine heiße Frau in die Arme und eine Stunde vergeht wie eine Minute. Alles relativ und es stimmt, denn die Zeit mit Lynn verflog nur so, aber das Wahlergebnis ließ auf sich warten.
Dann aber endlich war es so weit. Jeffrey betrat erneut die Bühne und schnappte sich das Mikrofon.
„So meine Freunde. Wir haben die Karten ausgewertet. Vorweg in diesem Jahr ist es ziemlich eindeutig. Wer sich noch an das letzte Jahr erinnert, wird wissen, wie knapp die einzelnen Platzierungen beieinander lagen. Daher mache ich es kurz und möchte aber vorab noch eine kleine Überraschung ankündigen. Jeder Tisch, der teilgenommen hat, bekommt eine Runde aufs Haus, denn dank euch brummt der Laden nur so“, verkündete der brummige Barchef und klatschte dem Publikum zu und die Menge erwiderte dies umgehend mit Applaus und jubelnden Pfiffen. „Genug der vielen Worte. Ich habe schon mehr gesagt als in der gesamten letzten Woche. Der diesjährige Gewinner unseres Kostümwettbewerbs, mit einer Gesamtpunktzahl von 39 von 50 möglichen Punkten: TISCH NUMMER 3!“

Noch bevor er die Zahl richtig ausgesprochen hatte, sprangen wir auf und jubelten, als hätten wir in der Lotterie gewonnen. Applaus erfüllte den Raum und wir umarmten uns freudig. Wir alle waren so begeistert, dass ich selbst Austin mit einem anerkennenden Schulterklopfen würdigte. Ein echtes Privileg, wenn man mich fragt. Immerhin gewann unsere Truppe mit mir an Bord den Wettbewerb. Ein gutes Omen würde ich sagen.
Nachdem wir uns ein wenig beruhigt haben, brachte die Kellnerin eine Runde mit Getränken aufs Haus herum und Jeffrey bat uns auf die Bühne für das Gruppenfoto. Der Größe nach und mit verschiedenen Posen platzierten wir uns in voller Montur auf die Bühne und natürlich war Lynn nah bei mir.
Nachdem Jeffrey einige Fotos geschossen und ein abschließender Jubel durch das Pub hallte, überreichte er jedem von uns einen kleinen laminierten Gutschein für ein Wochenende Freiverzehr.

JACKPOT! Dieses Teil ist um Lichtjahre wertvoller als meine Kreditkarte. Zumindest für ein Wochenende.

Für den Moment jedoch drückte mir aber höllisch die Blase. Das ganze Bier wollte seinen Weg nach draußen gehen, also verschwand ich kurzerhand im Bad und sicherte die Gewinnerkarte in meinem Portemonnaie.
Auf dem Weg zurück zur Gruppe traf ich auf Austin, der in der Schlange vor dem Herrenklo stand. Das war mir einen geistreichen Kommentar wert.
„Bei den Männern ist nicht nur im Straßenverkehr Stau angesagt, oder?“, grinste ich.
Er nahm seine Maske ab und blickte mich amüsiert an. „Das kann man wohl so sagen.“
„In der Tat, bis gleich“, antwortete ich und wollte gerade gehen als Austin für einen weiteren Satz ausholte.
„Chloe, warte einen Moment. Ich hatte noch keine wirkliche Gelegenheit dir für deine Mitarbeit an meinem Projekt zu danken. Das hat echt geholfen und du hast wirklich einiges auf dem Kasten. Die Materie ist nicht einfach, doch du lernst schnell und passt gut ins Team. Das wollte ich dir nur gesagt haben. Außerhalb der Uni“, erklärte er dankbar mit einem dezenten Lächeln.

Was schiebt er den für einen Film? Der ach so selbstbewusste Draufgänger mit Kittel wirkt wieder so schüchtern. Allerdings wirkt sein Dank aufrichtig und ich sollte vielleicht nicht 24/7 ein Arschloch zu ihm sein. Immerhin greife auch nützliches Wissen von ihm ab.

„Kein Ding. Hat ehrlich gesagt auch Bock gemacht. Bei euch lernt man echt viel“, erwiderte ich nickend.
„Das freut mich, zu hören. Hoffentlich fühlst du dich wohl und hast eine tolle Zeit bei uns. Wäre cool, wenn du länger bleibst, denn wie gesagt hast du einiges auf dem Kasten“, ergänzte er entschlossen.
„Schauen wir mal, was die Leitung am Ende meines Praktikums dazu sagt. Vielleicht sind die froh mich loszuwerden“, lachte ich und lehnte mich locker an die Wand.
Gespielt genervt verdrehte er die Augen. „Ja, ja, die gute Mallory. Sie ist speziell, aber im Prinzip eine gute Personalleitung. Ich denke, sie wird dein Potenzial erkennen. Das Team hat es immerhin schon.“
„Ach?“, fragte ich mit emporgezogener Augenbraue nach, was er nur mit einem grinsenden Schulterzucken beantworte.
Nach einer kurzen Gesprächspause ergriff er noch einmal das Wort.
„Übrigens freue ich mich für dich und Lynn“, haute er trocken raus.

Was zum Fick? Gerade er hat es zuerst bemerkt? Jetzt brat mir doch einer n Storch..

„Ähhh, was meinst du?“, erkundigte ich mich gespielt unwissend.
„Man muss echt blind sein, um nicht zu merken, dass ihr beide euch verdammt gern habt. Außerdem war das bei Tyler und Melissa damals ähnlich. Mach dir keine Sorgen, die anderen haben es sicherlich auch gemerkt und in unserem Team ist das kein Problem. Hauptsache ist doch, dass man zufrieden und glücklich ist. Solange ihr das Labor nicht in die Luft jagt, weil ihr wegen irgendwelcher Ablenkungen untereinander unachtsam seid, ist alles in Butter“, erklärte er mit einem Grinsen und zugleich aufrichtigen Lächeln.
„Keine Sorge. Eher jage ich deinen Schreibtisch hoch, wenn du dich zu sehr in meine Sachen einmischt“, antwortete ich mit einem bedrohlichen Grinsen.

Mal sehen wie humorvoll Mr. Eistee das aufnimmt.

„Da bin ich aber mal gespannt. Sag mir anschließend, welche Mischung du verwendest, dann kann ich das nutzen, um den Fakultätsbriefkasten der Pfeifen von der theoretischen Physik zu sprengen“, lachte er und rieb sich vorfreudig die Hände.

Verdammt, der Knilch hat mehr Humor und Schlagfertigkeit als ich ihm zugetraut habe. Doch um mir das Wasser zu reichen, muss er noch einige Jahrzehnte in die Lehre gehen.

„Lass dich nicht aufhalten“, rief ich ihm zu und ging zurück zur Gruppe.

Zum Glück hatte ich genug Bier und gute Vibes getankt, um dieses merkwürdige Gespräch mit Austin zu ignorieren. Wobei ich natürlich entspannter in Bezug auf die Beziehung zwischen mir und Lynn im Alltag wurde, dank seiner Aussage. Das musste ich zähneknirschend zugeben.
Am Tisch angekommen legte ich meinen Arm um Lynn und begrüßte sie mit einem Kuss, denn mir was nun egal was die anderen davon halten. Zu meinem Erstaunen erwiderte Lynn aber meinen Kuss und lächelte mich an.
„Hey Liebes, wie komme ich den vor Publikum zu der Ehre?“
Ich zog sie an mich heran. „Du gehörst doch zu mir Babe, das muss ich nicht verheimlichen.“

Ein Blick in die Gruppe offenbarte ein einheitliches Grinsen.
„Was?“, fügte ich fragend hinzu.
„Hab ich es doch gewusst. Bei euch beiden hat es doch sofort gefunkt. Hätte ich mal gewettet“, prustete Mike begeistert.
„Ein Gentleman genießt und schweigt“, lächelte Mark. „Es freut uns aber, dass ihr zwei euch gefunden habt. Harmonie im Beruf und privat muss nicht immer ein Ausschlusskriterium sein“, ergänzte er.
„Richtig. Schaut uns beide an“, warf Melissa in die Runde und deutete auf Tyler.
„Die Harmonie ist aber nur anwesend, wenn Tyler nichts gegen deine Lieblingsserie sagt“, lachte Mike belustigt, was Melissa mit einer fliegenden Erdnuss aus der Snackschale beantworte.
„In dem Sinne möchte ich gerne eine Runde spendieren. Auf das Team, die I.C.M. und dich, Liebes“, verkündete Lynn, legte ihren Arm um meine Taille und zog mich fest an sich, während sie Jeffrey heranwinkte.

Der Abend war der absolute Wahnsinn und es lag noch eine tolle Nacht vor uns, der ich voller Vorfreude entgegenblickte. Unterdessen legte sich draußen eine sternenklare Nacht über die Stadt und ein besonderes Licht überdeckte die mit Laub benetzten Straßen von London. Dezente Beleuchtung der Laternen flutete die Straßen und offenbarte einige Halloween Begeisterte, die kostümiert durch die Straßen zogen, aber auch normale Fußgänger, die einfach die wunderschöne Nacht an der frischen Herbstluft genießen wollten.

Aber nichts von alledem konnte mich auf das vorbereiten, was noch bevorstand, denn in den Schatten lauerten Gestalten, die nur den richtigen Moment abwarten, um zuzuschlagen. Doch von der drohenden Gefahr, die zu dem Zeitpunkt schon ihre Blicke auf uns richtete, ahnte niemand etwas.
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