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Life is Strange - This is our Universe

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Mix
Chloe Price Maxine "Max" Caulfield OC (Own Character)
10.02.2022
27.02.2023
22
105.542
5
Alle Kapitel
28 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
01.11.2022 11.914
 
Kapitel 16 - Das beste Hotel der Stadt

Chloe Price

London, UK - Sonntag, 11. Oktober 2015


Ein würziges Aroma durchflutete meine Lungen, während sich ein seichter Nebel, ein Gefühl der Gelassenheit über mich legte. Nicht das ich nicht schon vorher entspannt und gelassen gewesen wäre, aber die Entspannung nach einem Joint ist einfach die Kirsche auf der Torte. Allerdings muss ich eingestehen, dass Lynns Anwesenheit sehr, sehr nah an die Wirkung meines feinen Stoffs herankommt, aber eben nur sehr nah.
Das Unwetter draußen machte mir nichts aus, obwohl es das eigentlich müsste. Doch ich habe meinen Erlebnissen gehörig á la Chloe Price in den Arsch getreten. Darauf öffnete ich mir erst einmal ein kühles Fläschchen und nahm den letzten Zug, bevor ich das Überbleibsel meiner gedrehten Perfektion im Aschenbecher ausdrückte und direkt entsorgte, denn so gern ich mal einen durchziehe den Geruch in der Bude mag ich ehrlich gesagt nicht so gerne.
Glücklicherweise gehöre ich zu den wenigen Menschen, bei denen dieser Geruch nicht anhaftet, so bleibe ich stets undercover. Wenn ich da an einige von Franks Kunden zurückdenke, die bereits 10 Meilen gegen den Wind wie ein brennendes Marihuana Feld gestunken haben, war ich sehr dankbar für meine eingebaute Duftabwehr. So etwas gibt es einfach nicht serienmäßig, sondern nur bei Chloe Price. Über diese Beschreibung musste ich selbst lachen, wobei ich hoffte, nicht wieder einen Lachflash zu bekommen, denn der sorgte bisher immer dafür, dass sich meine Bauchmuskeln noch drei Tage später anfühlen, als hätte ich gemeinsam mit Mike Tyson meine Bauchmuskeln für einen Schwergewichtskampf vorbereitet.

Nachdem ich mein eiskaltes Bier vertilgt hatte, räumte ich ein wenig auf. Wer hätte gedacht, dass ich mal wieder zur Ordnung neige, wenn ich an mein Zimmer in Arcadia Bay zurückdenke, wie es zuletzt ausgesehen hat, würde man mir direkt den Titel des Messies verleihen. Aber Ordnung, zumindest in der Bude, gefällt mir gut und immerhin kannte ich das schon aus meiner Zeit als Teenager, denn dort war ich im Gegensatz zu vielen Altersgenossen verdammt ordentlich. Meistens jedenfalls. Selbst Max war stellenweise unordentlicher und das will was heißen, die Kleine hätte man mit zweiten Vornamen Monk taufen sollen, dabei fiel mir ein, dass ich die Serie mal wieder rewatchen muss, die hat mir immer ganz gut gefallen, mal etwas anderes und auch unfreiwillig komisch.
Als ich fertig war, überkam mich wieder das Bedürfnis, unter die Dusche zu springen, immerhin war meine Körpertemperatur seit mindestens 24 Stunden gefühlt weit über dem Normwert und das lag nicht daran, das ich Fieber hatte, sondern eher an einer schwarzhaarigen Schönheit mit ihren grauen Augen, die einen anfunkeln wie ein Wolf seine Beute. Bevor mich gleich wieder die beinahe Kernschmelze heimsucht, machte ich mich auf den Weg ins Bad. Die Wirkung von Joint und kaltem Bier ließen mich regelrecht durch mein Apartment tänzeln, wobei ich hinzufügen möchte, das ich auch ohne den Einfluss von gewissen grünen Substanzen gehörig Spaß haben kann. Im Bad rupfte ich mir meine Klamotten vom Leib, verbannte sie in die Wäschetonne und betrat pfeifend die Duschkabine. Eine beherzte Drehung am Kaltwasserhahn und ich stieß einen kurzen Schrei aus.
FUUUUUUUUUUUUUUCK, das ist etwas zu kalt!
Ich dusche gerne mal kühler, aber das war zu viel des Guten und ich gehe jede Wette ein, dass ich bis zu jenem Moment noch nie so ein krasses Nippelwetter gehabt habe.
Gut, dass mich keiner gehört hat, denn mein Schrei muss sich angehört haben wie der eines Kleinkindes dem man gerade ein Zäpfchen verpasst hat.
Nachdem ich die Temperatur angepasst hatte, seifte ich mich gründlich ein. Das gönnte ich mir einfach und mit geschlossenen Augen fühlt sich eine Dusche noch besser an als ohnehin schon, wenn dann noch ein benebelter Kopf dazukommt, bist du erst recht im Paradies, besonders wenn man mit Stolz eine Regendusche sein Eigen nennen darf. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt ließ ich mich hinunter zum Boden der ebenerdigen Dusche gleiten und setzte mich hin, den Kopf dabei an der Wand gelehnt und das Wasser plätscherte hinab, so muss sich ein warmer Regentag im Dschungel anfühlen.
Der Gedanke gefällt mir, vielleicht sollte ich öfter mal Duschen gehen, nachdem ich einen durchgezogen habe. Während der ganzen Zeit blieben meine Augen geschlossen und ich streifte den überschüssigen Seifenschaum von meinem Oberkörper und Oberschenkeln, dabei dachte ich wieder an dieses geniale Wochenende und wie viel doch passiert ist, dabei war ich gerade einmal etwas über eine Woche hier. Es war genial, klar würde es mit Sicherheit das ein oder andere Mal zu Konflikten, Reibungspunkten oder Stresssituationen kommen wird. Doch das würde sich alles lösen lassen und Herausforderungen gehören eben dazu. Mein absolutes Highlight am Abenteuer London ist definitiv Lynn. Allein der Gedanke an ihren Namen heizte meinen Körper so richtig auf und machte mich innerlich ganz hibbelig. Wir hatten uns vor nicht einmal zwei Stunden das letzte Mal gesehen und trotzdem wollte ich sie direkt wieder bei mir haben. Am liebsten gleich hier, in dieser Dusche, neben mir oder auf mir gemeinsam den wohltuenden Duschregen genießen, gemeinsam Zeit verbringen, uns küssen, gegenseitig einseifen und…
„Price du Unartiges! High bist du noch schlimmer als nüchtern!“
Mit einem Kopfschütteln verpasste ich dem Gedanken eine Backpfeife und schmunzelte, während ich auf meiner Unterlippe knabberte. Den Gedanken noch eine Weile genießend hockte ich am Boden der Dusche und bevor ich noch komplett in Unanständigkeiten abtauchte, obwohl ich absolut nichts gegen derartige Gedanken habe, öffnete ich meine Augen und stieg aus meinem kleinen Paradies. Ich trocknete mich ab und kämmte meine feuchten Haare nach hinten, was ich nach einem Blick in den Spiegel schon cool fand, es hatte etwas strenges, elegantes und zeitgleich auch wildes wegen meiner blauen Haarfarbe.
Ein Handtuch oder sonstige Bekleidung schenkte ich mir, denn zum einen ist das meine Wohnung und konnte hier rumlaufen, wie ich will, und zweitens war mir sowieso zu warm für irgendwelchen Stoff auf meiner Haut, außerdem hatte ich schon genug Stoff intus. Bei der Doppeldeutigkeit musste ich wieder grinsen und warf mich in die kühlen Lacken meines Betts. Definitiv eine hella gute Investition. Das Bett duftete noch nach Lynn und ihrem Parfum. Das Brummen meines Handys auf dem Nachttisch ließ mich aus meiner besonderen Art der Meditation erwachen.

Lynn: Hey, meine liebste Tanzpartnerin und Co., sorry, meine verspätete Nachricht. Wir hatten einen kleinen Notfall. Hoffe, du verzeihst mir und dir geht es gut.

Als ich die Nachricht öffnete, machte sich direkt wieder dieses besondere Gefühl in mir breit.


Chloe: Hi, immerhin habe ich es zur liebsten Tanzpartnerin (und Co) geschafft. Das macht mich stolz. Brauchst dich nicht entschuldigen (ausnahmsweise) – hab ich da etwa Notfall gehört? Was ist passiert?

Lynn: Ich hätte auch noch andere Bezeichnungen für dich ;-) – wir wollten gerade zum gemeinsamen Abendessen aufbrechen, als wir bemerkten, das unser Keller durch den Regen komplett vollgelaufen ist und die Elektronik geschrottet hat. Mein Dad hat geflucht wie ein Rohrspatz, war aber zeitgleich auch froh, das er damals die Versicherung gegen Elementarschäden abgeschlossen hat. Doch ein paar Tage wird es dauern, bis wir wieder Strom haben.

Wo wohnen Lynn und ihre Eltern dann, wenn sie keinen Strom im Haus haben? In einem Hotel oder bei Verwandten?

Chloe: Keine Emojis! Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Ach du Scheiße! Das klingt nicht gut. Ich bin aber froh, dass es euch gut geht. Was macht ihr denn jetzt ohne Strom, habt ihr eine Alternative, wo ihr ein paar Tage pennen könnt?

Meine Wohnung ist zwar nicht so groß, aber vielleicht könnte ich meine Hilfe anbieten. Wäre das nicht etwas zu vorschnell? Ich bin wirklich high oder doch hilfsbereit? Ich sollte mit dem Gedankenkarussell aufhören, sonst kotzt mir mein Hirn noch in den Schädel.

Lynn: Wenn du das sagst. Das wüsstest du wohl gerne. Haha. Zu meinem Onkel. Die haben ein großes Gästezimmer. Ein paar Tage auf der Couch werde ich überleben. Meine Eltern brauchen das Bett, gerade mein Dad nach seinen langen Schichten.

Hmmmmm….

Chloe: Und wie ich das wissen will. Raus mit der Sprache. Jetzt! – das ist aber cool von deinem Onkel, so müsst ihr nicht in ein teures Hotel und bei deiner Großmutter auch alles in Butter? Aber bist du sicher, dass eine Couch für mehrere Tage gut ist? Eine Nacht geht klar, aber länger nicht.

Was zum Teufel brütest du jetzt wieder aus?

Lynn: Ich mag es, wenn du so fordernd bist. Mach ruhig weiter, vielleicht verrate ich dann etwas. Mein Onkel ist wirklich cool und bei meiner Großmutter ist alles gut, sie hat ein kleines Apartment in der Nähe von uns und das ist von den Wassermassen nicht betroffen, nur zu klein für uns alle. Ich werde es überleben, außerdem gibt es gerade keine Alternative.

Chloe: Sicher, dass du das magst? Hinterher rennst du noch vor mir weg, weil ich dir zu fordernd bin. Gut zu hören, und du musst mir mal von deinem Onkel erzählen. Übrigens kenne ich rein zufällig eine Alternative.

Lynn: Ich haue definitiv nicht ab, verlass dich drauf. Das mach ich gerne. Was wäre die Alternative?

Jetzt hau mal einen raus, mal sehen, wie sie das findet.

Chloe: Stell keinen Scheck aus, den dein Hintern nicht einlösen kann.

Lynn: WAS???

Ups, zu viel?

Chloe: Ist nur eine Redewendung. Sorry.

Du Flasche! Du bist doch sonst nicht so ängstlich und gerade in Topform, also relax.

Lynn: Ich weiß. Wollte dich nur verunsichern. :D – hat es geklappt?

Chloe: Ehrlicherweise hast du mich in diesem Fall wirklich erwischt. Ausnahmsweise...und keine Emojis!

Lynn: Dann genieße ich mal meinen Triumph. Jetzt erzähl, welche Alternative hast du auf Lager?

Chloe: Wie wäre es, wenn du ein paar Tage im Hotel am Courtfield Gardens 121A eincheckst? Die haben das beste, größte und bequemste Bett weit und breit und deine Eltern haben so etwas Zweisamkeit.

Du bist wirklich ein berechnendes Biest, Chloe. Gefällt mir.

Lynn: Ist das dein Ernst??

Schwierig, per SMS einzuschätzen, ob sie sich gerade freut oder total überrumpelt ist.

Chloe: Mein totaler Ernst!

Lynn: Gib mir eine Stunde, dann bin ich bei dir!

Wow, das war einfach. Mein Plan ging erneut auf, geil. Kann es kaum erwarten sie wiederzusehen.

Chloe: Echt? Sehr cool. Aber pass auf dich auf, das Wetter dreht mal wieder auf und leider habe ich mein Auto nicht hier, sonst würde ich dich holen.

Klar, weil dein Rostkübel würde euch auch mit Sicherheit sicher durch London chauffieren, geschweige denn trocken.

Lynn: Nichts wird mich aufhalten. Ich freue mich sehr, Babe.

Wie hat sie mich gerade genannt?

Chloe: Das glaube ich dir aufs Wort. Die Bezeichnung gefällt mir sehr gut, Babe.

Lynn: Mir auch und ist nur eine von vielen. Bis gleich ;-*

Chloe: Bin immer noch neugierig und keine Emojis!

Lynn: Kannst mich später befragen, außerdem gib doch zu, das dir dieses Emoji gefällt, kleiner Vorgeschmack auf nachher.

Chloe: Dann mache ich das Verhörzimmer bereit. Bis später. Ich freue mich.

Ich ließ mein Handy in die Lacken fallen und war voller Vorfreude, das mein Vorschlag Anklang gefunden hat und Lynn unterwegs war, obwohl sie mich wirklich eiskalt erwischte und mir nach meiner schlüpfrigen Redewendung kurzzeitig die Düse ging. Ich hoffte jedoch, dass ich nicht zu komisch rüberkomme, weil ich echt high war. Für den Moment setzte ich aber meine Meditation auf den kühlen Lacken, die erneut versuchten, meine aufgeheizte Haut zu bändigen, fort. Es ist schwer, diesen Zustand zu beschreiben, es fühlt sich immer wie eine Mischung aus Entspannung und Träumen an. Ich stehe natürlich auch auf Zeit für mich allein, doch mit Ihr gemeinsam ist es total gechillt, wenn man von kleinen Erzählungen aus vergangenen Zeiten mal absieht, aber das gehört dazu. Neben jedem Berg aus Gold häuft sich auch ein kleiner Haufen Scheiße an. Das Wichtigste daran ist immer das Beste für sich und seine eigene Zukunft rauszuschlagen und negative Erfahrung so für sich zu nutzen, das es einen stärkt. Davon profitieren nicht nur Menschen in deinem Umfeld, sondern an erster Stelle du selbst.
Hast du etwa wieder deinen Philosophen aus der Gruft geholt oder was?
Manchmal bin ich wirklich eine Frau der Weisheit. Über diese Erkenntnis musste ich selbst lachen und verschluckte mich dabei beinahe an meiner eigenen Spucke.

Ich lag bestimmt schon über eine dreiviertel Stunde auf den Lacken und sollte eigentlich mal etwas anziehen, denn ohne irgendetwas am Körper könnte das zu ungeplanten Irritationen führen … oder es beschert mir etwas verdammt Gutes.
Mach du mal so die Tür auf. Ich wette 100 Mäuse darauf, dass Lynn geschockt das Haus verlässt.
Ich strich mir die noch feuchten Haare erneut nach hinten. „Halt die Klappe. Ich sehe doch verdammt gut aus, warum sollte sie schockiert sein?“, erwiderte ich selbstbewusst zu mir selbst.
Wir sehen auch verdammt gut aus, aber darum ging es nicht, eher das dein Talent „mit der Tür ins Haus zu fallen“ in diesem Stadium mit einer solchen Aktion etwas zu forsch wäre.
Ich beschloss es einfach auf mich zukommen zu lassen, aber tief im Inneren war mir klar, dass ich so keinesfalls vor eine geöffnete Tür trete, jedenfalls nicht im Moment, aber der Gedanke daran machte einfach Laune und dadurch das ich einem sitzen hatte, verstärkten sich solche Eingebungen sowieso deutlich.
Klar, weil du nüchtern auch so viel anständiger bist.
„Schnauze!“, warf ich meinem Gedankengang entgegen.

Ich hüpfte aus dem Bett und legte mir ganz entspannt meine Halskette mit den drei Patronen um den Hals und suchte mir eine schwarze Jeans mit Flicken an den Oberschenkel aus dem Schrank, denn für heute hatte ich keinen Bock mehr auf Jogginghose. Gerade als ich mir ein lockeres rot-schwarz kariertes Hemd überwarf, schrillte meine Türklingel auf. Hektisch knöpfte ich das Hemd zu und betätigte den Türsummer, um meinen heiß begehrten Gast hereinzulassen.
Ich hörte, wie sie die Treppe hinaufkam und mit jeder Stufe kribbelte mein ganzer Körper mehr und mutierte allmählich wieder zur geschüttelten Getränkedose und dann stand sie endlich vor mir, mit ihrem einmaligen Lächeln, der bekannten Regenjacke und einer größeren schwarzen Reisetasche quer über die Schultern geschnallt. Mit ihrem typischen Lächeln auf den Lippen spazierte sie auf mich zu, schob mich an den Schultern rückwärts in meine Wohnung und schloss die Tür hinter sich mit dem Absatz ihres Schuhs. Sie nahm mein Gesicht in Ihre Hände und küsste mich intensiv zur Begrüßung, als hätte sie mich Tage, vielleicht sogar Wochen nicht gesehen. Ich erwiderte Ihren Kuss natürlich sofort, denn in ihrer Gegenwart wird man förmlich dazu gezwungen, im positiven Sinne.
„Das nenne ich mal eine Begrüßung“, bemerkte ich grinsend, als sich unsere Lippen voneinander lösten.
„Ist doch wohl das Mindeste nach deinem Angebot, oder nicht?“, antwortete sie leise und ließ ihren Zeigefinger über mein Kinn gleiten.
„Dagegen ist nichts einzuwenden.“
Nach unserer Begrüßung setzten wir uns in die Küche und tranken gemeinsam einen Tee, dabei sprachen wir über verschiedene Themen allen voran natürlich das Unwetter und die Heimarbeit für die nächsten Tage. Dabei fiel mir auf das ich extrem schnell redete, was schon auffällig war, jedenfalls aus meiner Sicht. Kein Wunder, denn ich war noch ein wenig unter Strom. Nach dem Tee schnappte sich Lynn ihr technisches Equipment aus der Tasche und wir richteten uns anschließend im Wohnzimmer auf dem Tisch einen entspannten Arbeitsplatz für die kommenden Tage ein. Wir platzierten unsere Laptops gegenüber und legten Unterlagen, Stift und Papier sowie unsere In-Ear Kopfhörer bereit.

„Ich würde sagen, wir sind bereit für morgen, was meinst du?“, erkundigte ich mich zufrieden auf den Tisch blickend.
Lynn nickte zustimmend. „Auf jeden Fall. Das wird echt cool, denn ich habe noch nie von zu Hause aus gearbeitet, von Hausaufgaben mal abgesehen und irgendwie ist das doch der Traum eines jeden Angestellten oder?“
„Definitiv. Ich muss zwar zugeben, dass mir die Universität verdammt gut gefällt und unser Büro hella modern ist, jedoch kann das nicht gegen ein gemütliches Homeoffice und einzigartige Gesellschaft konkurrieren“, erwiderte ich schief lächelnd.
Lynn beugte sich zu mir vor, streichelte mir über den linken Arm und flüsterte mir zu. „Ich sehe es schon kommen, wir kommen bestimmt kaum zum Arbeiten.“
„Die Befürchtung habe ich auch und trotzdem glaube ich, das wir sehr produktiv sein werden“, antwortete ich mit einem Kuss auf ihre Schläfe, was sie mit geschlossenen Augen und einem entspannten Lächeln beantwortete.
„Möchtest du deine Tasche auspacken?“, erkundigte ich mich.
Lynn nickte und ich schnappte mir ihre Hand und wir gingen ins Schlafzimmer, wo ich ihr einen freien Platz im Kleiderschrank zeigte. Ich setzte mich entspannt aufs Bett und beobachtete sie beim Einräumen ihrer Sachen, als sie sich umdrehte und mich anfunkelte.
„Du könntest mir auch mal helfen“, murmelte sie gespielt provozierend.
Ich schüttelte den Kopf und grinste frech. „Nö, dir zuzuschauen macht mehr Spaß.“
Sie stellte ihre leere Tasche in die Ecke, schloss den Kleiderschrank und kam auf mich zu, ohne den Blick von mir abzuwenden. „So, so frech werden aber nicht einmal vernünftig Hemden zuknöpfen. Das sind mir die richtigen“, sie legte ihre Hände auf meine Schultern.
Sie sollte sich definitiv einen Waffenschein für ihren Blick anschaffen. Das kann nicht legal sein.
„Ich war etwas in Eile“, grinste ich und erwiderte ihren Blick.
„Bringen wir dir mal bei, wie das vernünftig geht“, antwortete sie und öffnete behutsam, aber entschlossen alle Knöpfe meines schief geknöpften Hemdes.
Mein Körper fing wieder an zu kribbeln und sich aufzuheizen. Auch wenn sie mein Hemd so öffnete, das man nichts von meiner Haut sah, war dieser Moment verdammt heiß, außerdem hatte ich nichts drunter, denn ich war wirklich in Eile.
Du warst nicht in Eile, du wolltest keine Unterwäsche anziehen. Du hattest sogar vor, nackt die Tür zu öffnen. Also quatsch doch keinen Mist, Price
Lynn knöpfte mein Hemd gerade von unten nach oben zu und schaute mich anschließend an. „So ist es besser. Das Hemd steht dir verdammt gut. Tolle Farbauswahl. Dein Style ist wirklich cool.“
„Danke deiner auch. Das zuknöpfen werde ich dann wohl üben“, lachte ich.
„Das solltest du“, erwiderte sie grinsend.
Ich legte meinen Kopf schief und zwinkerte ihr zu. „Im Aufknöpfen bin ich aber deutlich besser.“
Schon klar..
„Da bin aber mal gespannt, doch für den Moment habe ich total Lust auf Süßigkeiten und Chips“, erklärte sie mit einem Lodern in ihren Augenwinkeln.
Ich könnte schon etwas essen, aber nicht im klassischen Sinne. Wobei ein paar Snacks auch nicht verkehrt wären.
„Gute Idee. Dank dir haben wir einen Vorrat an Snacks“, antwortete ich und will mich auf den Weg in die Küche machen.
Lynn drückt mich zurück aufs Bett. „Bleib hier. Mach es dir bequem. Ich komme gleich wieder.“
Mit einem zustimmenden Nicken legte ich mich zurück aufs Bett und schaltete die Lichterkette über dem Bett mit der Fernbedienung an und sorgte so für ein bisschen zusätzliche Stimmung.
Du meinst wohl eher Romantik.
Ich ignorierte das Gedanken Gefasel und stellte vorsorglich einen frühzeitigen Wecker auf meinem Handy und legte es auf meinen Nachttisch.  

Nach wenigen Minuten kam Lynn zurück mit einem Tablett in der Hand, auf dem zwei Schüsseln, zwei Gläser und eine Flasche Rotwein standen. Man merkte, dass sie mal in einem Restaurant jobbte, denn die geübte und selbstbewusste Haltung mit dem Tablet in der Hand war eindeutig. Woher hat sie überhaupt das Tablet?
Das ist eines deiner Bretter zum Gemüse schneiden. Sie hat es zweckentfremdet. Dein Gehirn arbeitet manchmal echt nur in Teilzeit, oder?
Das stimmt wohl, aber die Flasche Rotwein war definitiv neu.
Lynn serviert das Tablet auf dem Nachttisch und schenkt Wein in unsere Gläser ein. „Du hast es uns schön gemacht, wie ich sehe. Sehr gut“, bemerkte sie zufrieden und reichte mir ein Glas und schnappte sich ihres.

„Auf einen schönen Abend und deine hervorragende Hotelempfehlung“, lächelte sie, wir stießen an und genehmigten uns einen ordentlichen Schluck.
„Ich hoffe doch sehr, dass dir das Hotel zusagt. Der Wein schmeckt gut, woher hast du ihn?“, erkundigte ich mich und ließ den Geschmack auf meiner Zunge wirken.
Lynn nahm einen weiteren Schluck und schmunzelte. „Mein Dad hat ihn mir für diesen Anlass aus seiner kleinen privaten Weinsammlung zugesteckt.“
Mit prüfenden Blick schaute ich zu ihr rüber „War dein Dad nicht neugierig, wohin du willst?“
„Ich sagte ihm, dass ich bei einem wundervollen Menschen eingeladen bin und wir uns einen schönen Abend machen wollen und ich ein paar Tage dortbleiben kann“, antwortete sie zuckersüß.
Auf der Spur der Niedlichkeit kann man beinahe ausrutschen, Pfui.
Ich kniff mir verdeckt in die Kniekehle, um den Sticheleien meiner Gedanken das Maul zu stopfen. „Ich fühle mich geehrt, das du mich als wundervoll bezeichnest und das vor deinem Vater. Das fühlt sich an wie eine Art von Beförderung“, bemerkte ich zufrieden am Glas nippend.
„Das soll sich auch so anfühlen“, flüsterte sie. „Außerdem war mein Dad echt froh über die Zweisamkeit mit meiner Mom. Die beiden haben sich in den letzten Wochen wegen der vielen Ausfälle auf der Arbeit kaum gesehen. Die beiden brauchen die Zeit zu zweit“, fügte sie verständnisvoll hinzu.
Ich wurde also befördert? Was zum Teufel bedeutet das?
„Kann ich verstehen. Also haben wir doch alle von dem Unwetter zum Positiven profitiert“, verkündete ich mit erhobenen Haupt.
„Hella das haben wir!“, antworte Lynn und tauchte ihre Oberlippe in den delikaten Rotwein.
Hat sie gerade etwa zum ersten Mal Hella gesagt?
„Hey, dein erstes Hella. Hab ich dich etwa damit angesteckt?“, stellte ich grinsend fest und hob meine Faust siegend empor.
Sie zog eine süße Schnute. „Von dir lasse ich mich halt gerne anstecken und mir gefällt dieses Hella wirklich gut. Es könnte unser Insider werden, denn außer dir verwendet es sonst kein anderer.“
„Dann ist das hiermit unser Insider“, beschloss ich und prostete ihr zu.
Wir machten es uns bei leckerem Wein, Snacks und entspannter Beleuchtung auf dem Bett bequem, die Stimmung war einfach nur fantastisch. Entspannend, Gelassen, witzig, vertraut und stets mit dieser leidenschaftlichen Note, als wir uns anschließend in den Armen lagen und küssten, musste ich meine Erkenntnis von vorhin revidieren, denn Lynns Anwesenheit kommt nicht nur nah an die Wirkung meines Stoffs heran, sondern übertrifft sie deutlich. Wir lösten uns zu keiner Zeit voneinander und hörten nur auf, uns zu küssen, wenn die Luft knapp wurde. Jeder Kuss mit ihr wurde noch intensiver als der vorherige, unsere Zweisamkeit umhüllte uns mit einer ungemeinen Entspannung, die mein Bett in eine schwebende Wolke verwandelte.

Der Sturm tobte durch den merkwürdig milden Herbst, doch zeitgleich legte sich mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Der heulende Wind jagte durch die Bäume, während er die Äste auseinanderriss. Kleine Windhosen mit Zeitungspapier, Blättern und anderem Zeug geschmückt wirbelten durch die Straßen, während der Regen auf meinen Kopf prasselte und sich anfühlte wie Hunderte kleiner Nadeln, die auf einen einstechen. Die Straßen waren überflutet von Trümmern, umgestürzten Autos und Dachziegeln, die auf den Asphalt einschlugen. Schreie aus den Seitengassen und Hilferufe aus den Häusern hallten dem tobenden Wind entgegen, doch verstummten kläglich. Die Stadt hat den geballten Zorn einer hören Macht zu spüren bekommen. Nachdem ich mich gegen Regen, Wind und Donner durch die Straßen von Arcadia Bay zum Two Whales Diner gekämpft hatte, war der Tornado nur noch einen gefühlten Steinwurf von mir entfernt. Durch die zerstörten Scheiben des Diners sah ich Frank, der Pompidou auf dem Arm hielt, Warren, der versuchte, per Telefon jemanden zu erreichen, meine Mom die beruhigend auf Anwesenden einwirkte und selbst in diesem Moment ihre ruhige Ausstrahlung nicht verloren hat. Es waren noch mehr Leute, die ich nicht kannte, anwesend und dann tauche ein Weiteres mir sehr bekanntes und schmerzlich vermisstes Gesicht auf: Rachel. Sie trat hinter meine Mom, fasste ihr an die Schulter und deutete in meine Richtung. Als die Blicke von Frank, Warren, Mom und Rachel auf mir lagen, wollte ich losstürmen, ihnen helfen einfach bei ihnen sein, doch ein Fluss aus Benzin, der aus einem umgestürzten Tanklaster trat, entzündete sich, erhellte das Szenario und verwandelte den Ort in die Hölle auf Erden. Wie angewurzelt stand ich dort und konnte nichts tun, außer einen letzten Blick, einen Blick des Abschiedes an meine geliebten Menschen zu senden, bevor der Sturm das Diner vor meinen Augen in Stücke riss und mich mehrere Meter rückwärts auf die Straße schleuderte. Als ich mich aufrichtete, um dem Sturm zu entkommen, stand ich auf einmal Max gegenüber. Ihr Gesicht war ausdruckslos, keine Regung, keinerlei Anteilnahme, als wäre sie nur noch die Hülle, die gerade hautnah bei den Konsequenzen ihrer Entscheidung in der ersten Reihe Platz nimmt. Als sich unsere Blicke trafen und obwohl meine Augen mit Tränen geflutet wurden, konnte ich erkennen, dass sie mich wahrnahm und wir zueinander rennen wollten. Dann kam dieser Moment, diese Stille im Auge des Sturms, als wäre man im luftleeren Raum, der vom Einschlag eines roten Autowracks, der nun auch noch Max aus meinem Leben riss, unterbrochen wurde und mich schreiend mit den Fäusten auf den Asphalt hämmernd zurückließ, ehe mich der Tornado an den Füßen packte und in den Abgrund zog.

Ich schreckte noch oben, meine Atmung war hektisch und mein ganzer Körper schweißgebadet. Fuck, es war wieder dieser Albtraum. Ich hatte ihn das letzte Mal kurz nach Arcadia und noch einmal, als wir bei Max Eltern eingezogen sind, gehabt. Seitdem war eigentlich Ruhe. Doch diesmal war es heftiger, viel mehr Menschen sind gestorben und Rachel war dabei. Warum holte mich das gerade jetzt ein, wo doch alles so gut verlief und mit Lynn an meiner Seite das Leben endlich wieder süße Limonade aus den ganzen bitteren Zitronen quetschte. Ich legte das Gesicht in meine schweißnassen Hände und konnte meinen rasenden Puls bis in die Fingerspitzen fühlen, als ich eine zärtliche Berührung an meiner Schulter verspürte.
„Hey ist alles in Ordnung? Was ist passiert?“, flüsterte sie und rückte näher an mich.
Ich holte tief Luft und versuchte die Fassung zu waren. „Alles gut. Bin nur hochgeschreckt wegen dem Sturm.“
„Hattest du einen Albtraum?“, harkte sie nach.
Ich wollte nicht schwach wirken, obwohl ein Teil von mir darum bettelte, die Gefühle dieses Albtraums rauszulassen und ordentlich in der emotionalen Ablage aufzuräumen. Zu meiner Überraschung erwartete mich gerade kein dummer Kommentar meines inneren Egos, was die Vermutung aufkommen ließ, das Lynn eine ungemein starke Wirkung auf meine Gefühlslage hat und das konnten bisher nur wenige Menschen von sich behaupten.
Ich nickte zaghaft. „Ja, aber es war nur ein Traum. Alles wieder gut.“
Sie legte ihre Arme um mich und stützte ihr Gesicht gegen meinen Oberarm. „Du kannst es mir ruhig erzählen, es tut dir sicherlich gut, dich mal auszusprechen.“
Ich antwortete nicht, sondern genoss einfach ihre Nähe. Sollte ich es wirklich wagen, etwas offener mit meinen Gefühlen umzugehen und nicht nur maximal drei Mal pro Jahr? Diese Aufgabe stand ohnehin auf meiner Liste, aber ziemlich weit unten. Die Gründe dafür waren eindeutig: einfach nicht schwach wirken. Durch die ganze Scheiße in den letzten Jahren hat sich das so eingebrannt, immer die Starke sein zu müssen und sich bloß nicht angreifbar zu machen. Doch andererseits könnte es mir helfen, noch stärker zu werden. Doch das würde ich nur herausfinden, wenn ich es versuche und nicht bloß spekuliere,
Wieder holte ich tief Luft, bevor ich zum ersten Wort ansetzte. „Ich habe von meiner Heimatstadt und dem Tornado geträumt. Diesen Traum hatte ich zuletzt kurz nach dem Vorfall und noch einmal etwas später. Seitdem aber nicht mehr. Der Inhalt änderte sich jedes Mal ein wenig. Ich bin ratlos, warum es ausgerechnet jetzt wieder losgeht. Vielleicht hat mich das Unwetter hier doch mehr getriggert, als ich zugeben wollte.“
Lynn küsste meinen Oberarm. „Das ist doch mehr als verständlich. So etwas steckt niemand so leichtfertig weg. Was du erlebt hast, die damit verbundenen Verluste und Erfahrungen sind hart und du solltest das zulassen dürfen. Nur so wird es besser werden und ich bin für dich da, wenn du reden willst. So wie du für mich da warst und mich nicht verurteilt hast, als ich beinahe abgehauen bin, sondern mich ermutigt hast, offen mit meinem Trauma umzugehen.“
Sie hatte recht. Wie soll man vernünftig damit umgehen, wenn es immer nur verdrängt und seine Gefühle zum Schweigen bringt. Ihre Worte machte auf so vielen Ebenen Sinn.
„Was hat sich den innerhalb der Träume verändert?“, fügte sie behutsam hinzu.
Ich lehnte meinen Kopf gegen ihren. „Das Szenario ist immer gleich geblieben, nur der Ablauf hat sich geändert. Bei meinem ersten Traum ist das Diner, in dem meine Mom zuletzt war, in einem riesigen Feuerball explodiert und ich habe sie und alle, die auch mit ihr dort waren, schreien gehört. Beim zweiten Mal war kein Mensch in der Stadt, nur ich alleine mit dem Sturm“, erklärte ich leise und starrte auf meine schweißnassen Hände.
„Und was war im aktuellen Traum?“
„Ich bin wieder durch die Stadt gelaufen und als ich am Diner ankam, sah ich dort alte Freunde, meine Mom und Rachel, obwohl sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Sie haben mich gesehen. Ich wollte zu ihnen, wurde aber durch eine Feuerwalze aufgehalten, eher der Tornado das Diner wegriss.“
Lynn drückte sich wärmend an mich. „Was ist dann passiert?“
„Ich wollte fliehen und traf auf Max. Sie stand nur so da und wurde dann von einem Autowrack erschlagen, bevor mich der Tornado an sich riss. Dann bin ich aufgewacht“, beendete ich meine Erzählung und verspürte trotz der emotionalen Belastung eine gewisse Erleichterung.
„Das tut mir sehr leid, es ist einfach eine schlimme Erfahrung. Warum glaubst du war auch Rachel in deinem Traum dabei?“, erkundigte sie sich.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich unterbewusst starke Verlustängste habe die ich nie zulassen wollte. Das hat wohl mit dem Tod meines Dads angefangen. Rachel war bestimmt ein Symbol dafür. Vielleicht für meinen Neustart hier und die unterbewusste Furcht das mir das positive Gefühl wieder entrissen wird.“
Lynn rutschte vor mich und wir saßen uns gegenüber und schnappte sich meine klatschnassen Hände, was ihr aber nichts ausmachte. „Ich verstehe was du meinst. So etwas ähnliches hatte ich auf empfunden als ich erfahren habe das ich adoptiert bin und nicht wollte das irgendwann meine Erzeuger doch kommen und mich an sich reisen wollten. Natürlich eine andere Ausgangslage aber ich verstehe dich und deine Ängste.“
Mein Daumen streichelte ihren Handrücken. „Das glaube ich dir. Versteh mich nicht falsch in Seattle, bei den Eltern von Max hatte ich eine tolle Zeit und ich bin unendlich dankbar, das sie und meinen Stiefvater an meiner Seite habe und werde sie bis an mein Lebensende festhalten, doch hier habe ich einfach für mich einen neuen Abschnitt gestartet und bereits so viel gefunden, was mich glücklich macht und..“, mein sonst so präsenter Mut machte gerade ein spontane Pause.
„und?“, flüsterte Lynn sanft.
„Ich will diesen Neuanfang nicht verlieren. Doch besonders will ich dich nicht verlieren, denn egal was das hier ist. Es fühlt sich einzigartig an, schau mich an, ich rede offen über meine Gefühle wie sonst kaum“, gestand ich zaghaft lächelnd. „Sorry, wenn das zu kitschig rüberkommt", fügte ich cool hinterher.

Lynn robbte zu mir rüber und setzte sich auf meinen Schoß und legte mit glänzenden Augen und einem glücklichen Lächeln die Arme um meinen Hals. „Das klingt keinesfalls kitschig. Du bist und bleibst für mich eine Löwin. Eine Kämpferin. Jetzt mehr denn je. Nur wahrhaft starke Menschen trauen sich, ihr Inneres zu offenbaren. Das hast du getan. Ich bin stolz auf dich und ich stimme dir vollends zu. Es ist etwas Einzigartiges zwischen uns.“
Halleluja, das tat wirklich gut, es rauszulassen. Price macht Fortschritte.
„Dank deiner Hilfe, Babe.“
„Du hattest diese Stärke schon. Ich habe nur etwas nachgeholfen, Süße“, fügte sie schmunzelnd hinzu und schaute mir eine Weile still in die Augen. „Chloe?“
„Ja?“, antwortete ich in Erwartung auf ihre Frage.
„Ich wollte damit eigentlich noch etwas warten, um dich nicht zu überrumpeln. Doch von meiner Seite ist das sowieso schon eindeutig und irgendwie ist gerade der Zeitpunkt einfach passend“, erklärte Lynn und wirkte dabei sichtlich nervös.
„Was genau meinst du?“, harkte ich an.
„Ich mag dich wirklich sehr und das letzte Wochenende war für mich die Bestätigung, das wir einfach ein tolles Team sind. Nicht nur auf der Arbeit. Daher..“
„Ja?“
Sie räuspert sich und hält meine Hände fest. „Daher will ich natürlich nur, wenn du das auch so siehst, mit dir zusammen sein. Ich will eine Beziehung mit dir und bin überzeugt, das wir das rocken. Ich weiß, es ist sicher etwas altmodisch und überdreht aber …“
Bevor sie sich noch an ihren Erklärungsversuchen verschluckte, zog ich sie lächelnd an mich und brachte sie mit einem langen, intensiven Kuss zum Schweigen, den sie in Sekundenbruchteilen erwiederte. „Ich will auch mit dir zusammen sein. Du machst süchtiger als jeder Stoff.“
Ups, habe ich gerade Stoff gesagt? Ja, hast du. Glückwunsch.
Lynn strahlte voller Freunde und rutschte so nah es ging an mich heran. „Ich mache also süchtig? Das sagst gerade du. Immerhin hast du dafür gesorgt das ich mich trotz deiner unterschwelligen Einladungen stets selbst eingeladen habe.“
„Also haben wir uns beide schon von Anfang an klare Signale gegeben“, grinste ich und küsste ihre Schläfe.
Sehr gut. Sie hat den Kommentar mit dem Stoff überhört.
„So kann man es sehen. Aber hast du etwa gerade „Stoff“ gesagt?“, fügte sie mit strenger Miene an und ich wusste gerade echt nicht, ob Alarmstufe Rot war oder nicht.
FUCK, doch nicht überhört. Du bist am Arsch Price
„Ähm. Ich meinte..“, murmelte ich nach einer passenden Antwort suchend, denn meine Schlagfertigkeit hat sich für den Moment wohl zu einem Spontanurlaub abgemeldet.
Sie grinste frech, zog mich an sich und knabberte an meinem Ohrläppchen. „Wenn du das nächste Mal etwas rauchen willst, dann teil wenigstens mit mir.“
Was zum Teufel? Echt jetzt? Wenn ich das gewusst hätte. Ich bin doch nicht am Arsch.
„Verzeihung. Ich denke das nächste Mal daran. Nur fürs Protokoll: Ich konsumiere nicht regelmäßig“, erklärte ich mit erhobener Hand.
Aber auch nicht unregelmäßig
„Und? Macht doch nichts. Wir leben die meiste Zeit gesund und sind es auch beide. Also darf man sich auch ab und an etwas genehmigen. Wir leben sowieso nicht ewig oder?“, antwortete Lynn feststellend und zwinkerte mir zu.
Da hat sie absolut recht und ich bin so weit fit. Obwohl ich etwas an meiner Kondition tun sollte.
„Abgemacht. Babe.“
Lynn legte ein vor freudiges Lächeln auf. „Jetzt kann ich dir auch einer meiner anderen Titel für dich verraten.“
„Du meinst jetzt, wo ich dir gehöre“, lachte ich.
Sie erwiderte das Lachen umgehend. „So in etwa. Ich habe dich doch liebste Tanzpartnerin in der SMS genannt. Ich meinte damit unterschwellig aber Liebste als Solo. Wobei Tanzpartnerin auch noch steht“, lächelte sie und klimperte niedlich mit ihren wundervollen Augen.
„Liebste. Das gefällt mir sehr gut. Ist genehmigt. Ich werde mir auch ein paar Titel für dich ausdenken“, entgegnete ich zufrieden.
„Sehr gut. Aber jetzt lass uns schlafen. Ich bin hundemüde und du brauchst auch etwas Schlaf, außerdem schläft es sich als Paar um Welten besser als ohnehin schon“, bemerkte sie grinsend.
„Das unterschreibe ich sofort“, antwortete ich und zog sie in meine Arme, bevor wir unsere Augen schlossen und uns mit einem Kuss in den Schlaf verabschiedeten.
Ich habe eine Freundin, eine feste Beziehung mit einer umwerfenden Frau. Mit dieser glücklichen Erkenntnis und einem breiten Lächeln auf den Lippen pennte ich direkt ein und schlief wie ein Bär.

Der nächste Morgen begann, wie der letzte Tag aufhörte. Dunkel, stürmisch und es pisste wie aus Eimern. Der Wetterbericht hatte nicht gelogen. Nachdem wir es uns noch eine Weile im Bett gemütlich machten, zogen wir uns an, frühstückten und setzten uns pünktlich um 09:00 Uhr an unsere Laptops und warteten darauf, dass Mark uns in die Videokonferenz reinholte. Dabei nippte ich an meinem Tee, während Lynn mich regelmäßig mit Blicken bewarfen. Es war immer noch unbeschreiblich und war jetzt ein Paar waren.
Wenige Augenblicke später öffnete sich das Programm und nach und nach loggten die anderen aus der Fakultät ein und wir begrüßten uns gegenseitig. Kurz darauf tauchte Mark als letzter im Bunde auf und begrüßte uns mit einem Augenzwinkern und erhobenen Kaffeebecher.
„Guten Morgen ihr Lieben. Freut mich das alles geklappt hat. Die momentane Wetterlage hat einiges an Improvisation abverlangt. Aber zum Glück ist die Uni technisch sehr gut ausgestattet und so kann jeder von uns und den Studenten sicher von zu Hause aus arbeiten. Ich möchte es kurz halten. Jeder von euch bekommt zwei Aufgaben für die Woche. Entgegen der gestrigen Nachricht wird die ganze Woche im Homeoffice stattfinden, auch wenn ab Donnerstagabend das Ende des Sturms gemeldet wurde. Die Aufgaben werden in Gruppen ausgearbeitet. Davon ausgenommen sind natürlich Elly, sie übernimmt sämtliche Anfragen, die in der Woche reinkommen und verteilt sie an euch. Die Partner für die Gruppenarbeit findet ihr in euren E-Mail-Postfächern zusammen mit den Unterlagen. Der Pub-Friday steht natürlich. Wenn etwas sein sollte, dann ruft mich gerne an. Wir treffen uns am Mittwoch vor Feierabend noch mal zum Meeting und persönlich am Freitag, dann tauschen wir uns über alles aus. Ich bin etwas in Eile, ein Onlinemeeting mit den Leitungen der Fakultäten und dem Rektorat steht gleich an, also viel Erfolg und meldet euch, wenn ihr etwas braucht. Bis später“, Mark verabschiedete sich mit einem Lächeln und Winken, bevor seine Kamera schwarz wurde.

Nachdem Mark den Chat verlassen hatte, haben wir uns untereinander noch etwas unterhalten und die meisten von uns sind glücklicherweise vom Unwetter verschont geblieben von Lynn und Lee-Han, dem auch der Keller vollgelaufen war, mal abgesehen. Anschließend verabschiedeten wir uns voller Vorfreude auf Freitag und ich checkte mein E-Mail Postfach, wo bereits eine persönliche Nachricht von Mark eingegangen war.

„Liebe Chloe, hier sind deine Aufgaben für diese Woche. Ich bitte dich für die Lernstandprüfungsvorbereitung der Studenten mit Austin gemeinsam einen Ablauf auszuarbeiten. Die Ausarbeitung der Präsentation „Praktische Arbeiten in der Fakultät und Labor“ kannst du weiterhin mit Lynn betreuen. Ihr beide seid ein gutes Team. Ich freue mich dich am Freitag mit den anderen wiederzusehen und melde dich, wenn du Fragen hast. Kommende Woche würde ich dir gerne dein eigenes Projekt geben, aber das machen wir dann persönlich in der Uni. Mark“

Sein Ernst? Ich muss wirklich mit Austin gemeinsam eine Ausarbeitung machen? Hat man ihm eine Portion Größenwahnsinn in den Kaffee geschüttet? Wenn denn sein muss, werde ich es tun, aber ich bespreche nur das Nötigste mit ihm und auch nur per Messenger oder E-Mail. Die Gruppenarbeit mit Lynn hingegen gefiel mir indes sehr gut. Als die Videokonferenz beendet wurde, rupften wir uns die Kopfhörer aus den Ohren, stürzten uns aufeinander und fanden uns küssend auf der Couch wieder das angestaute Kribbeln, was Lynn durch ihre dezenten Blicke während der Besprechung verursacht hat, wollte dringend entweichen. Sofort war mein Ärger über die erzwungene Gruppenmaßnahme mit Austin vom Tisch und ich machte es mir eine Weile mit Lynn bequem, ehe wir uns in die Arbeit stürzten. Den Großteil der Arbeitszeit half ich Lynn bei unserem Projekt und schickte Austin eine kurze, einzeilige E-Mail, das ich ihm morgen meine Beiträge zum Projekt zusende, die er mit einer enorm freundlichen Nachricht beantwortete. Er soll sich seine Freundlichkeit sonst wo hinschieben. Er war definitiv das Haar in der Suppe hier in London. Aber halb so wild. Der Rest ist geil und darauf kommt es an.
Am späten Nachmittag nach unserem Feierabend stand das Telefonat mit Ryan und Vanessa kurz an und ich freute mich schon wahnsinnig darauf. Nachdem wir uns für ein Abendessen vom asiatischen Lieferdienst entschieden haben, zog ich mich ins Schlafzimmer zurück und wählte den Videoanruf, der unmittelbar beantwortet wurde.
„Chloe Liebes. Schon dich zu sehen. Wie geht es dir?“, antwortete Vanessa mit einem freudigen Lächeln. „Es ist verdammt gut, dich zu sehen, Chloe“, fügte Ryan hinzu, der neben Vanessa auf der Bank der Terrasse saß.
„Mir geht es sehr gut, wie geht es euch? Es ist verdammt schön, euch zu sehen“, antwortete ich, lehnte mein Handy gegen das Kopfkissen und setzte mich im Schneidersitz davor.
„Bestens die Arbeit schlaucht war etwas, aber das erholsame Wochenende tat wirklich gut.
Erzähl, wie ist deine erste Woche verlaufen, wir haben dir die Daumen gedrückt, dass alles gut verläuft“, erkundigten sich beide neugierig.
„Das habt ihr euch auch redlich verdient und das Daumen drücken hat geholfen, der Start hier war hervorragend. Aktuell haben wir zwar ein heftiges Unwetter, weshalb wir auch alle im Homeoffice abhängen, aber das passt schon. Die Kollegen sind echt cool und die Arbeit macht echt Laune. David wird euch mit Sicherheit auch noch seinen Frontbericht abgeben“, berichtete ich mit einem amüsierten Lächeln.
Ryan und Vanessa fingen an zu lachen. „Das ist halt David. Wir sind gespannt. Es freut uns aber sehr, dass du so schnell Anschluss gefunden hast. Aber pass bitte auf dich auf, wir haben heute in den Nachrichten von dem Unwetter gehört“, fügte Vanessa besorgt hinzu.
Es ist wirklich süß, wie besorgt die beiden sind, das muss ich Ihnen schon lassen. Wobei Ryan immer die coolere Socke ist.
„Unkraut vergeht nicht. Ich passe schon auf keine Sorge. Wie geht es Max? Was macht sie so? Ich wollte Sie zeitnah auch mal anrufen.“
Das wollte ich wirklich, auch wenn es etwas schwierig sein wird.
„Sie ist auf der Arbeit wie immer. Wir sehen sie leider kaum. Sie arbeitet wirklich viel, aber über deinen Anruf wird sie sich sicher sehr freuen“, erwiderten beide mit sichtlich besorgten Gesichtern.
Das klingt aber heftig, denn die beiden neigen nicht gerade zu Übertreibungen, auch wenn es um die eigene Tochter geht.
„Passt bitte auf sie auf und grüßt sie von mir, wenn ihr sie seht. Ich werde sie bald mal kontaktieren. Was steht bei euch noch so auf dem Plan?“, antwortete ich, um die Stimmung wieder aufzuheitern.
„Das machen wir. Wir wollten heute noch ins Kino gehen, wir haben uns eine Dauerkarte gegönnt und das macht schon viel Spaß. Heute wollen wir uns den Marsianer anschauen. Und du?“, schmunzelten beide.
„Hoffentlich mit Essen vom Asia Lieferdienst versorgt werden, denn das Wetter ist wirklich heftig“, erklärte ich und rieb mir dabei hungrig über den Bauch.
In dem Moment klopfte es an der Tür und Lynn steckte ihren Kopf durch die Tür.
„Sorry die Störung Babe aber der Lieferdienst rief gerade an. Die Frühlingsrollen sind leider aus, sie würden aber Wan-Tans zum gleichen Preis anbieten. Ist das in Ordnung?“, erkundigte sie sich sichtlich schüchtern.
Ich schmunzelte sie an, obwohl mir klar war, dass gleich Fragen kommen würden. „Klar, das ist in Ordnung. Danke Süße“, erwiderte ich.
Lynn nickte und schloss die Tür.

„Sorry kleine Rückfrage wegen dem Essen“, erklärte ich bemüht, mein Grinsen zu verbergen.
Beide lehnten sich nach vorne in Richtung der Kameralinse und setzten einen gespielt prüfenden Blick auf, wobei Ryan deutliche Probleme hatte nicht zu Lachen. „Chloe, wer war den das?“
„Das war Lynn, eine Arbeitskollegin“, fügte ich hinzu.
„Arbeitskollegin? Soso“, schob Ryan hinterher.
„und meine Freundin?“, lächelte ich verlegen, was für mich echt untypisch war.
Einen Moment lang herrschte Stille und ich wusste nicht, ob die Verbindung abgebrochen war, die beiden aufgelegt haben oder einfach nur still dasaßen, dann aber unterbrachen beide das Schweigen mit dem mir bekannten liebevollen und glücklichen Lächeln.
„Das freut uns sehr für dich Chloe. Du verdienst nur das Allerbeste.“
„Ich danke euch. Es ist sehr schnell passiert“, antwortete ich mit einem Hauch von Unsicherheit.
„Was ist schon schnell. Ryan und ich waren nach unserem ersten Date zusammen und sind nun schon eine Ewigkeit verheiratet. Wichtig ist, dass es dir dabei gut geht“, antwortete Vanessa. „Kein Wunder, immerhin bin ich auch unwiderstehlich“, fügte Ryan zwinkernd hinzu und sofort musste ich lauthals lachen. Er ist einfach voll auf meiner Humorebene, wobei ich beide total lieb habe.
„Ihr habt recht. Es hat mich sehr gefreut, euch zu sehen. Wollen wir uns einmal pro Woche zum Telefonieren verabreden und zwischendurch schreiben?“, schlug ich vor.
Beide nickten eifrig zustimmend. „Sehr gerne. Das klingt fantastisch. So fühlt es sich an, als würdest du immer noch eine Etage über uns sein.“
„Cool. Dann machen wir das so. Sobald ich mich richtig eingelebt habe, müsst ihr mich besuchen kommen, dann machen wir die Umgebung unsicher“, forderte ich entschlossen.
„Auf jeden Fall! Wir hatten gehofft, dass du das sagst. Dann wünschen wir dir einen schönen Abend mit deiner Freundin, guten Appetit und bis spätestens nächste Woche“, lächelten beide und winkten mir zu.
„Das wünsche ich euch auch und viel Spaß im Kino. Lasst mich wissen, wie der Film war.“, erwiderte ich ebenfalls winkend und lächelnd, ehe ich das Gespräch über den roten Button beendete.
Glücklich und zufrieden über den Videoanruf verließ ich den Raum und ging zu Lynn in die Küche, die gerade auf Ihrem Laptop im Internet surfte.
„Hey tut mir leid, ich wollte nicht stören“, gab sie leise von sich.
Ich gab ihr einen Kuss aufs Haar. „Quatsch, kein Problem. Die beiden fanden es toll. Ich habe von dir erzählt. Was nur fair ist, wenn dein Dad auch schon etwas weiß. Vielleicht machen wir beide ein Foto für unsere Eltern. Auch wenn ich nicht so der Selfie-Typ bin“, schlug ich vor.
„Eine sehr gute Idee. Bin dabei“, antwortete sie klatschend, während es beinahe zeitgleich an der Tür läutete. Unser Abendessen war da, welches wir nur wenige Minuten nach der Annahme wie die Raubtiere verspeisten.
Den restlichen Abend verbrachten wir vorm Fernseher und machten es uns bequem, quatschten und entspannten uns, ehe wir irgendwann müde im Bett verschwanden.

Am nächsten Tag war ich deutlich ausgeruhter, es kam zu keinem weiteren Albtraum, worüber ich echt froh war. Nach dem Frühstück arbeitete ich mein Anteil zum Konzept für die Lernstandprüfungsvorbereitung der Studenten aus und schickte sie mehr oder weniger kommentarlos an Austin, worauf ich von ihm ein höchst positiv formuliertes Feedback bekam. Irgendwie war ich zwiegespalten bei seinen Reaktionen. Einerseits wirkte er total aufgesetzt und schmierig, aber auf der anderen Seite total aufrichtig und dankbar. Mich juckte es jedenfalls nicht wirklich. Mir war nur wichtig, das ich die Aufgabe für Mark zufriedenstellend erledigte.

Die restliche Woche verlief sehr entspannt und produktiv zugleich, die Arbeit von zu Hause aus hatte definitiv seinen Reiz, wobei ich das Feeling der Uni schon sehr vermisste. Außer zum Einkaufen verließen wir nicht das Haus und trotzdem wurde es nicht langweilig, denn wir hatten dennoch genug Zeit für uns allein, wobei immer wieder Blicke und zärtliche Gesten ausgetauscht wurden. Wir beschlossen spontan unseren Shoppingausflug am kommenden Samstag auf einen anderen Tag zu verlegen und die Unwetter freie Zeit lieber mit einem Spaziergang im Park zu verbringen, was nach den ganzen Tagen in der Bude mal eine feine Sache wäre.
Das Meeting am Mittwochnachmittag war locker und Mark sehr zufrieden mit unserem Arbeitsfortschritt. War auch zu erwarten, denn wir sind ein geniales Team und so hauten wir noch einmal richtig in den Endspurt.

Wie angesagt und als hätten die Wetterfrösche im Fernsehen eine Glaskugel hörte am Donnerstag am späten Abend das Unwetter auf. Der dämmernde Abendhimmel klarte auf und zum ersten Mal seit über einer Woche hat man wieder die Sterne am Himmel sehen können. Ein wirklich cooler Anblick und schon etwas Besonderes nach der ganzen Zeit, außerdem spürte ich, wie diese innere Unruhe, die während des beschissenen Wetters dezent in mir brodelte, davonzog. Nach dem Gespräch mit Lynn war es deutlich besser geworden, doch ich musste weiter daran arbeiten, Gefühle und Ängste nicht zu sehr in Schubladen zu schieben. Das wird noch ein gutes Stück Arbeit, denn ich bin ein echter Sturkopf und brauche halt meine Zeit.
Am Freitag leiteten wir alle unsere fertigen Arbeiten per E-Mail an Mark weiter, welche er kurz darauf mit einer Antwort in unserer Messengergruppe lobte.

Mark: Hey ihr Mafiosi, vielen Dank für die fristgerechten Abgaben. Auf dem ersten Blick sieht alles fantastisch aus und ich freue mich sehr darüber, dass die ausgewöhnlichen Umstände nichts an eurer gewohnt fantastischen Arbeit geändert haben. Das ist mir nachher ein Bierchen für alle im Blackbird wert.
Ich freu mich auf euch.

Elly: Hat Spaß gemacht, von zu Hause aus zu arbeiten, obwohl ich eure Nasen schon vermisst habe.

Mike: Ebenso. Außerdem fehlten mir die montagszickerein zwischen Tyler und Melissa, weil der eine die neuste Folge von Jessica Jones besser fand als der andere :D.

Tyler: Sei froh, dass Melissa gerade unter der Dusche steht, sonst würde sie dich jetzt nach allen Regeln der Kunst zusammenfalten. Lach.

Melissa: (sendet ein animiertes Foto von einem Jäger, der seine Flinte durchlädt) @Mike

Bei Sichtung des Chatverlaufs amüsierten Lynn und ich uns köstlich und dabei ist mir wieder einmal positiv aufgefallen, das ich so einen lockeren Umgang zwischen Kollegen und Freunden bisher selten erlebt hab. Keiner ist direkt angepisst, nur weil mal ein Scherz gemacht wurde und trotzdem mögen sich alle und sind füreinander da. Echt cool.

Austin: Ich bin selbstverständlich dabei und freue mich auch auf euch.

Natürlich bist du dabei du Pfeife.

Linda: Bis nachher ihr Lieben :)

Mike: (sendet ebenfalls ein animiertes Bild mit einem Typen, der einen gepackten Koffer greift mit dem Titel „On my Way“).

Lee-Han: Bin auch am Start. Komme aber etwas später, helfe meiner Tante dabei, dass vollgelaufene Pavillon im Garten zu leeren, bevor es reißt.

Lynn: Chloe und ich kommen auf jeden Fall und freuen uns sehr auf euch :).

Chloe: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Bis später Leute.

Mich überkam der Gedanke, wie wir gemeinsam vor der Gruppe auftreten sollten. Halten wir unsere Beziehung vorerst gemein oder gehen wir offen damit um? Ein Problem sollte das nicht darstellen, denn immerhin sind Tyler und Melissa auch zusammen, jedenfalls deuteten alle Anzeichen darauf. Wenn es nach mir ginge, sollten alle es wissen, aber vielleicht wäre es keine schlechte Idee, dezente Signale auszuwerfen und dann die Bombe platzen zu lassen. Für den Moment jedenfalls lockte die Vorfreude auf meinen zweiten Pub-Friday und ein kostenloses Bier vom Chef.
Gegen Abend begaben wir uns abwechselnd ins Badezimmer, duschten und zogen uns an. So gerne ich auch heimlich zugeschaut hätte, wollte ich auf keinen Fall zu dreist wirken, denn nur weil mit der Tür ins Haus fallen eine meiner Spezialitäten ist, sollte ich das nicht zu jeder Gelegenheit präsentieren.
Angetan von der Frisur letzten Sonntag nach dem Duschen feuchte ich meine Haare an und frisierte sie locker nach hinten, schnappte mir dazu eine eng anliegende schwarze Jeans mit grauen Applikationen, meine Stiefel, ein dunkelblaues Top, meine Halskette und eine schwarze Lederjacke. Diesmal habe ich nicht auf Unterwäsche verzichtet, sondern sogar farblich Angepasste genommen. Mir war einfach danach. Angezogen und mit dezentem Lippenstift bewaffnet, verließ ich das Bad und Lynn drehte sich zu mir um, wobei ihr beinahe die Kinnlade gen Süden fiel.
„HEILIGE SCHEISSE BABE! Du siehst umwerfend aus. Heiß. Rockig. Einfach alles“, jubelte sie und wurde dezent rot im Gesicht.
„Du bist einfach niedlich, aber das musst du gerade sagen oder? Du siehst mit jedem Male umwerfender aus“, erwiderte ich und musterte sie genau. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid mit einer schwarzen Strumpfhose, als Akzent eine helle Jacke und weiße Chucks. Ihre rabenschwarzen Haare fielen in leichter Welle über ihre Schultern und wurden durch ein dezentes Make-up abgerundet, wobei sie das keineswegs nötig hat.
Sie kam auf mich zu und drückte mir einen sanften und zugleich intensiven Kuss auf. „Danke Liebste, möchte doch gut für dich aussehen“, kicherte sie.
„Das tust du bei jeder Gelegenheit. Egal wann, egal wo, egal womit“, funkelte ich und strich ihr über die Unterlippe.
Erneut flutete dieser besondere Moment der Stille den Flur, den wir in letzter Zeit öfter erleben durften und der gerne jederzeit vorbeikommen darf.

Gerade als wir uns auf den Weg machen wollten, bimmelte mein Handy und ich zog es aus meiner Jacke, um zu sehen, wer mich gerade stören will. Es war der General persönlich, wenn er anruft, ist es meistens interessant und da wir sowieso noch etwas zu früh dran waren, beschloss ich zu antworten.
„Das ist mein Stiefvater. Ich beeile mich okay?“, entgegnete ich Lynn.
„Kein Problem, lass dir Zeit Süße ich warte unten und schnappe schon etwas frische Luft“, antwortete sie lächelnd und verließ das Apartment und ich nahm das Telefonat entgegen.
Nach etwa zehn Minuten ging ich zu Lynn, die auf der Treppe saß und auf mich wartete.
„Sorry hat etwas gedauert“, erklärte ich.
„Kein Problem. Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich leicht besorgt.
Ich nickte gelassen. „Alles in Butter. Er wollte mir nur erzählen, dass in den nächsten Tagen ein größeres Paket für mich ankommt, er habe ein besonderes Schnäppchen geschlagen und konnte nicht widerstehen, was auch immer das bedeutet“, berichtete ich ahnungslos.
„Dann lass dich mal überraschen.“
Ich schnappte mir Lynns Hand und sie verschränkte sofort ihre Finger in den meinen. „Wollen wir los?“
„Auf jeden Fall“, lächelte sie mit Blick auf unsere Hände.
„Ist das in Ordnung für dich oder soll ich loslassen?“
Sie setzte unverzüglich einen bösen Blick auf. „Untersteh dich! Wehe, du lässt meine Hand los!“
„Bitte friss mich nicht. Habe nicht vor loszulassen“, gab ich gespielt verängstigt vor.
Sie grinste wölfisch. „Vielleicht fresse ich dich später.“
Jederzeit Baby, jederzeit.
„Wollen wir den anderen eigentlich von uns erzählen oder es dezent einstreuen?“, erkundigte sie sich und legte ihre freie Hand forschend ans Kinn.
Hast du schon wieder meine Gedanken gelesen? Dasselbe habe ich vorhin auch gedacht. Es langsam wird echt gruselig.
„Von mir aus können wir es Ihnen direkt sagen. Du weißt, ich stehe drauf, mit der Tür ins Haus zu fallen. Andererseits habe ich nichts gegen einige dezente Andeutung heute Abend, damit heizen wir etwas vor“, gab ich entschlossen vor.
„Die Idee gefällt mir sehr. Du meinst so was wie dezente Berührungen, mein Kopf, der auf deiner Schulter liegt oder unsere berüchtigten Blickgefechte?“, flüsterte sie mir zu und legte dabei den Kopf etwas schief.
„So und nicht anders. Bist du dabei?“
„Dabei, wenn du es bist.“
Wir besiegelten den Plan mit einem High Five über unsere freien Hände und gingen Hand in Hand durch die Abenddämmerung in Richtung Blackbird während ein deutlich kühlerer Wind als noch in den letzten Tagen durch die orange farbenen Blätter der Bäume wehte.
Als wir den Pub betraten, wurden wir schon von Jeffrey herzlich begrüßt, der uns direkt ein Getränk auf den Tresen stellte. Glücklicherweise blieb das Blackbird vom Unwetter verschont nur die Kunden blieben in dieser Woche aus, weil sich so gut wie niemand auf die Straße traute. Kurz darauf kamen Tyler, Melissa, Linda und Austin dazu und wir begrüßten uns alle herzlich und weil ich kein permanentes Arschloch bin, hat auch Austin ein paar nette Worte zur Begrüßung von mir bekommen.
Während wir unser erstes Getränk genossen, schloss sich der Rest der Gruppe an und nach einer Begrüßung 2.0 waren wir endlich vollständig und verlegten auf unseren Stammplatz. Wir tauschten kreuz und quer über den Tisch hinweg Neuigkeiten aus der letzten Woche aus, dabei redete jeder mit jedem und niemand kam zu kurz, es war genauso wie bei meinem Debüt in der letzten Woche und einfach herrlich, als Mark dann noch seine versprochene Runde springen ließ, war alles perfekt. Lynn und ich schenkten uns immer wieder die angesprochenen Zuneigungen und Form von Blicken, Berührungen oder Worten. Das Ganze wirkte aber keineswegs aufgesetzt oder so, als würden wir das nur machen, weil es abgesprochen war, sondern ehrlich, echt liebevoll und gerade ein Mensch wie ich, der kein Bock auf übertriebene Schnulze hat, kann das sehr gut beurteilen. Von dem ein oder anderen aus der Gruppe wurde das wohl auch bemerkt, aber nicht angesprochen, sondern nur mit einem Schmunzeln aufgenommen. Als ich wieder neben Lynn saß, legte sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel und glitt nach vorne zum Knie, ohne das es jemanden auffiel. Ich musste mich wirklich beherrschen, nicht aufzufallen, auch wenn es gesittet blieb, sorgte die Tatsache, dass sie es war, die mich berührte für eine völlig andere Wahrnehmung.
Als ich mein Gespräch mit Lee-Han über die kommenden Playstation 4 Spiele beendete, beugte ich mich zu Lynn rüber und flüsterte ihr ins Ohr. „Willst du mich hier wahnsinnig machen?“.
Sie erwiderte herausfordernd. „Was wäre so schlimm daran?“
„Denk an meine Worte, stelle niemals einen Scheck aus, den du nicht einlösen kannst“, warnte ich mit einem entschlossenen Blick.
„Wir werden sehen“, zwinkerte sie.
Den restlichen Abend verbrachten wir bei ein paar Runden Dart und guter Musik, bevor sich die heitere Gesellschaft vor dem Pub herzlich verabschiedete und in den unterschiedlichsten Richtungen zerstreute. Lynn schnappte sich meine Hand und wir machten uns gemütlich auf den Weg zurück. Auf halber Strecke legte ich meinen Arm wärmend um sie, weil sie durch den kühlen Herbstwind sichtlich zitterte. Wie gut das ich nicht so schnell fröstel.

In der Wohnung angekommen, flitzte Lynn ins Wohnzimmer und verzog sich unter eine der schwarzen Decken, um sich aufzuwärmen.
„Heilige Scheiße. Es hat sich nach dem Unwetter heftig abgekühlt. Findest du auch?“, rief sie mir zu, während ich meine Lederjacke an die Garderobe hing.
„Auf jeden Fall. Als ich durch den Regen zum Supermarkt gelaufen fühlte sich das eher an wie Frühling."
Tatsächlich ist war es kälter geworden, aber kein Problem. Ich mag den Winter.

„OH FUCK! Was zum Teufel?“, ertönte es aus meinem Mund, als ich die Tür des Badezimmers öffnete.
Sofort hörte ich Lynns hastige Schritte auf mich zukommen. „Was ist passiert?“, erkundigte sie sich besorgt.
Ich bemühte mich, ernst zu bleiben. „Nichts weiter. Ich bin nur von meiner Arbeit begeistert“, erwiderte ich stolz und deutete ins Bad.
Lynn drehte sich um und ihren überraschten Gesichtsausdruck konnte man mit keiner Mastercard der Welt kaufen. „CHLOE! Das… Das…“, stammelte sie.
„Ja?“, erkundigte ich mich mit einem Grinsen im Gesicht.
Sie drehte sich zu mir um und fiel mir um den Hals. „Das ist doch verrückt. Wann hast du das denn gemacht?“
Ich gab ihr einen Moment, um selbst auf die Lösung zu kommen. Es hat nicht mal lange gedauert. Logisch, immerhin ist sie eine smarte Frau.
„Du Schlitzohr. Das Telefonat war eine Finte. Du hast gar nicht telefoniert“, grinste sie und kniff dabei leicht die Augen zusammen.
„Klar, aber ich hab David vorher die Anweisung gegeben, mich zu gegebener Zeit anzurufen und das Timing passte perfekt. Ich musste mir nur das Handy auf Freisprechfunktion stellen und konnte nebenbei alles vorbereiten und telefonieren. Multitasking können also nicht nur Hausfrauen“, erklärte ich belustigt.
„Also bekommst du doch noch ein mysteriöses Paket? Erstaunlich, dass du das in unter 10 Minuten gezaubert hast. Aber wieso? Für mich?“, flüsterte sie und ihre Wangen färbten sich in einen sanften Rotton.
Ich nickte und legte einen Arm um sie. „Das kommt auf jeden Fall.“ Einen Moment der Stille später fügte ich hinzu. „Weil ich dir etwas Gutes tun möchte und das Wetter spielte mir ungeplant noch zusätzlich in die Karten. Ich kam letzten Sonntag auf die Idee."

Auch wenn Romantik nicht mein Spezialgebiet ist, habe ich schon ein Gefühl dafür, was gut und der Entspannung zuträglich ist. Auf den schönen, grauen Fließen meines Badezimmers habe ich den Weg zur Regendusche mit ein paar Teelichtern und Kunstblumen in Efeu Optik gepflastert. Neben der Dusche auf der Kommode breitete ich noch zwei Gläser, eine Flasche Wein, ein paar Früchte und frische Handtücher, getoppt von noch ein paar Teelichtern vor. Keineswegs zu aufdringlich, denn Rosenblätter oder ähnliches Tam-Tam passte nicht zu mir und wäre mir zu stressig aufzufegen. Zum Glück ist Lynn direkt ins Wohnzimmer gerannt, sonst hätte ich die Kerzen nicht anzünden können und der Überraschungseffekt hätte einen kleinen Dämpfer bekommen.
In der Dusche selbst habe ich ebenfalls zwei Efeu Ranken aus Kunststoff gehängt. Meine kleine „geführte“ Meditation letzte Woche in der Dusche hat mir die Idee schmackhaft gemacht, dass es auch im nüchternen Zustand mega cool wäre, mit Dschungelfeeling zu duschen, aber dazu fehlte etwas Grünzeug. Zum Glück habe ich letzte Woche im Einrichtungshaus genug eingekauft und konnte im Supermarkt um die Ecke in der minimalistischen Dekoabteilung das benötigte Plastikgrünzeug erbeuten, denn bei dem Unwetter wäre ich wohl kaum noch einmal zum Einrichtungshaus gekommen. Jedenfalls nicht ohne ein Boot oder Hubschrauber. Eine perfekte Planung oder wie David es sagen würde „eine perfekt geplante Operation“.
Sofern das Ergebnis auch stimmt.

Lynn ging ins Bad über den geschmückten Weg und kam aus ihrem strahlenden Lächeln nicht mehr raus. Allein dieser Anblick war es mir schon wert.
Vor der Dusche drehte sie sich zu mir um. „Das ist der Wahnsinn. Dass du viele Facetten hast, war mir direkt klar, aber du übertriffst dich selbst.“
„Ich bin stets bemüht und ich denke, nachdem dich der kühle Wind durchgefroren hat, könntest du eine heiße Dusche im Dschungelflair mit anschließender Erfrischung vertraten", erklärte ich und deutete auf die Kommode, wo alles für sie bereitstand.
Sie schaute sich die gedeckte Kommode genau an und schnappte sich zwei Weintrauben, steckte sich eine in den Mund und kam zu mir zurück. „Das ist eine hella gute Idee. Das kann ich jetzt echt gut gebrauchen“, flüsterte sie grinsend und hielt mir die andere Traube vor den Mund, die ich direkt verspeiste. „Aber ich besuche den Dschungel sicher nicht ohne dich“, funkelte sie fordernd durch ihre grauen Augen.
Dann mal viel Spaß, Price, deine Arbeit hat sich wohl ausgezahlt.
„Bist du sicher, dass ich mitkommen soll?“, fragte ich ebenso fordernd nach.
Sie legte ihre Arme um meinen Hals. „Sonst würde ich nicht fragen. Außerdem habe ich dich die ganze Zeit schon indirekt herausgefordert. Aber du wolltest nicht“, neckte sie mich grinsend.
„Hey zu meiner Verteidigung, ich wollte dir nur nicht direkt an die Wäsche, um zu verhindern, dass du abhaust. Verstanden habe ich deine Signale schon“, erklärte ich lachend mit erhobenen Händen.
Einen Scheiß hast du verstanden, Price. Dich hatten die Sittenwächter kräftig am Sack gepackt, weil sie für dich von Anfang an etwas anderes war als nur ein Bettvergnügen. Manchmal bist du wohl doch kein Urzeittrampel, sondern ein kleiner Softie.
„Du bist so süß, Chloe. Aber keine Sorge, ich renne nicht weg, wollte ich nie. Jetzt sowieso nicht mehr“, erwiderte sie mit gerührtem Blick darauf anspielend, dass wir nun zusammen waren.
„Das hoffe ich, Babe“, gab ich leise von mir und versiegelte ihre Lippen mit einem Kuss, den sie direkt intensiv erwiderte.
Ich konnte spüren, wie mein Herz anfing zu pumpen, als würde es gerade einen Marathon durchziehen, auf meinem Rücken sprießte wieder diese angenehme Gänsehaut und mir wurde wärmer als zuvor schon. Diese Nervosität hatte ich bisher nur bei Rachel, bei den übrigen Verabredungen war ich deutlich offensiver. Offensichtlich gehe ich bei Menschen, die mir mehr bedeuten, komplett anders und vorsichtiger vor. Zugegeben war das für mich auch eine Ungewohnte aber zugleich auch schöne Erfahrung.
Während wir uns küssten, glitten meine Hände über ihren Rücken, während sie mein Top vom Hosenbund an auf beiden Seiten langsam hochschob. Dabei berührten ihre zarten Finger meine entblößten Flanken. Es fühlte sich wundervoll und ich erlaubte mir, ihr Cocktailkleid am unteren Ende zu greifen und langsam nach oben zu schieben, jedoch machte ich keinen Zwischenstopp und zog es ihr direkt über den Kopf und ließ es zu Boden in sicherere Entfernung zu den lodernden Teelichtern gleiten. Erstmals konnte ich sie genauer betrachten. Sie stand nur noch in ihrer schwarzen Strumpfhose und einem passend dazu ausgewählten schwarzen BH vor mir, ihre glänzenden Haare über den Schultern liegend. Sie hat eine wunderschöne Figur und ist einfach höllisch attraktiv.
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen zupfte sie mir als Antwort mein dunkelblaues Top vom Körper und warf es zu ihrem Kleid, somit standen wir beide gleich bekleidet oder eher entkleidet voreinander. Lustigerweise hatten wir uns beide für eine farblich passende Unterbodenbekleidung zu unseren Oberteilen entschieden. Sie in Schwarz und ich in Dunkelblau. Ein Grinsen huschte über mein Gesicht und sie beugte sich zu mir vor und fing an meinen Hals mit mehreren kleinen, aber intensiven Küssen zu benetzen, was dafür sorgte, das meine Atmung schneller ging und ich sie am Bund ihrer Strumpfhose enger an mich zog.

Ohne uns voneinander zu lösen, öffnete ich mit einer Hand die Glastür der Dusche und regelte blind das Wasser, während Lynn mich sanft in den Hals biss.
Sie ist definitiv ein Wolf, aber ich bin ein Löwe. Das gibt einen spannenden Kampf.
Als Antwort darauf glitten meine Hände an ihrem perfekten Hintern in die Strumpfhose und meine Daumen harkten sich am Bund ein, sodass ich die restliche Bekleidung des Unterkörpers in einer Aktion runterzog. Sie stieg mit den Füßen hinaus und ging vor mir auf die Knie, um meine Jeans unerträglich langsam, aber verdammt heiß zu öffnen und spiegelte mein Vorgehen von eben, doch drückte mehrere Küsse abwechselnd auf meine Oberschenkel, hoch zur Leiste über meinen Bauch bis zu meinen Schultern.
Wir trafen uns wieder auf Augenhöhe, obwohl Lynn ein Stück kleiner ist als ich und unsere Augen duellierten sich mal wieder, so, wie sie es schon mehrere Male davor getan hatten und es war mit jedem Male so aufregend wie beim ersten Mal. Die Gefühle und Empfindungen in diesem Augenblick waren allem überlegen, was ich bisher erlebt hatte und egal wie gut gelaunt, high oder betrunken ich bisher war das alles ein Witz gegen die Gefühlsbombe in diesem Moment.
Sie biss sich auf die Unterlippe und zog mich wieder zu sich, um selbiges bei mir zu tun, und während dem Kuss zogen wir uns gegenseitig das letzte Kleidungsstück vom Leib und die BHs flogen zu den anderen Klamotten, ehe wir die Glastür hinter uns schlossen und im Regen des Urwaldes verschwanden.

Das warme Wasser umhüllte uns sofort und die Duschkabine füllte sich mit dichten Wasserdampf, vermutlich weil wir beide wie zwei Stahlrohlinge, die gerade aus dem Schmiedefeuer kommen, glühten und nun in den Eimer mit Wasser getaucht wurden.
Meine Hände wanderten von ihren Hüften über die Flanken hinauf und umhüllten erst vorsichtig, aber dann verlangend ihre Brüste, die meine Hände perfekt ausfüllten, dabei küsste ich sie innig und bewegte meine Hände massierend, was sie mit festen Griffen auf meinem Hintern und einer heftigen Atemfrequenz beantwortete. Dabei glitten unsere Zungenspitzen suchend aneinander und wir schmiegten uns so eng wie nur möglich aneinander.
Gefühlt hatte ich Beine wie Pudding, als wäre es mein erstes Mal. Selbst bei Rachel war ich nie so nervös gewesen, wobei das auch eine andere Situation gewesen ist.
Von meinen Lippen und über den Mundwinkel wanderte Lynns Mund küssend zu meinem linken Ohr. „Ich gehe nicht weg, Liebste. Versprochen“, flüsterte sie und diese Worte fluteten meinen Endorphinespeicher komplett.
„Du machst mich echt wahnsinnig, aber ich hoffe wirklich, das du bleibst, Süße“, raunte ich.
Sie spiegelte erneut meine Handlung und legte nun ihre Hände auf meine Brüste, übte massierende Bewegungen aus und attackierte noch mal küssend meinen Hals.
„Glaubst du etwa, du machst mich weniger wahnsinnig? Ich drehe in deiner Gegenwart durch“, entgegnete sie. „Ich zeige dir wie sehr“, fügte sie knurrend hinzu.

Ich hatte keine Ahnung was sie vorhatte, doch ehe ich darüber nachdenken konnte ging sie auf die Knie und küsste sich über meine Brüste, meinen Bauch, die Hüfte weiter nach unten und als sie zwischen meinen Beinen angekommen war, meldete mein inneres Kraftwerk endgültig die Kernschmelze. Meine Hände vergruben sich in ihren nassen, rabenschwarzen Haaren und das was sie gerade da unten mit mir tat lockte endgültig die angestauten stöhnenden Laute aus mir heraus die sich zu vor noch durch zurückhaltendes aber schnelles und angeregtes Atmen angekündigt hatten.
Dein Beautyprogramm kommt dir heute auch noch zugute, nicht wahr?
Mit dem Verlust von Zeitgefühl durchzog mich der erfüllende Moment des Höhepunkts und ich verlagerte meine Hände in Lynns Nacken aus Angst, ihr in Ekstase die Haare rauszureißen.
Einen Moment stützte sie mich und kam grinsend nach oben und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Unterlippe. Zum Ausruhen blieb gerade keine Zeit, außerdem wollte und konnte ich nicht. So packte ich sie und drehte ihren Körper mit dem Rücken zu mir, fasste ihre Handgelenke und drückte sie an die Wand der Dusche, als stille Aufforderung, sich abzustützen. An der Schulter beginnend küsste ich mich hinab über ihren Rücken der Wirbelsäule entlang zu ihren Hüften, ihrem perfekten Gesäß und navigierte ihre Beine entschlossen auseinander.
Meine Rache sollte mindestens so süß werden wie das, was sie soeben bei mir angestellt hat, und so glitt mein Gesicht zwischen ihre Beine und meine rechte Hand, die auf ihrem rechten Oberschenkel ruhte, spürte, wie er sich schlagartig anspannte und das von einem lustvollen Stöhnen begleitet wurde.
Ein Teil von mir dachte kurzzeitig darüber nach, ob das hier gerade nur ein Traum war oder eine Halluzination wegen dem Joint und in Wahrheit ist immer noch letzte Woche Sonntag und ich hocke alleine in der Dusche, aber das war nur mein kleiner Anflug von Besorgnis, das hier nie wieder erleben zu dürfen.
Die Kombination aus Zunge und Lippen verwöhnte sie mal schnell, mal langsamer und es brauchte nicht lang, ehe ich die Hitze an den Lippen fühlte, sie genüsslich aufstöhnte und blind nach meiner Hand suchte die ich ihr nicht vorenthielt.
Wir verschränkten unsere Finger ineinander und zogen uns in die Arme. Für den Moment hörte ich nichts mehr außer unsere hektischen Atemgeräusche und das prasselnde Wasser.
Ich strich ihr die Haare nach hinten und schaute in strahlende Augen. „Ich würde sagen, du hast die Rechnung doch bezahlt“, grinste ich und küsste ihre Stirn.
Ehrlich Price? Selbst in so einem Moment musst du dir noch einen coolen Spruch aus dem Arsch leiern?  
Sie kicherte über meinen Kommentar. „Ich hab vorhin gesagt, du wirst schon sehen und ich halte Wort. Das war der Wahnsinn. Du bist der Wahnsinn“, flüsterte sie und legte ihr Gesicht auf meine Brust und wir schmiegten uns Nahe aneinander.
„Oh ja! Mehr als das Baby“, antwortete ich leise und umarmte sie fest.

Nachdem wir uns einige Zeit in den Armen wiegten, seiften wir uns gegenseitig ein, duschten uns ab und verließen die Dusche. Das gesamte Badezimmer war in seichtem Nebel getaucht und die Teelichter brannten nach wie vor und sorgten für eine echt coole Lichtstimmung.
Eins muss man dem schwedischen Einrichtungshaus schon lassen, sie verhökern echt stabile Kerzen.
Lynn schnappte sich sämtliche Handtücher und noch weitere aus der Kommodenschublade, breitete sie zu einer weichen Liegefläche aus, platzierte Wein und den Obstteller daneben, legte sich auf die Fläche und winkte mich mit dem Finger zu sich.
Bevor ich ihrer stillen Aufforderung nachkam, zog ich mein Handy aus der Hosentasche meiner Jeans, die auf dem Boden lag und machte uns etwas Musik. Meine Playlist sorgte im Hintergrund dezent für noch mehr Stimmung.
Lynn schenkte uns derweil ein Glas Wein ein, und als ich mich zu ihr legte, tranken wir einen Schluck und fielen über das Obst her. Die Energie konnte ich im Übrigen verdammt gut gebrauchen und sie mit Sicherheit auch.
Wir machten es uns bequem, dabei legte sie ein Bein quer über mich und ich zog sie in meine Arme.
„Ein wundervoller Tag. Ich danke dir von Herzen. Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind“, flüsterte sie gegen mein Schlüsselbein.
Ich streichelte ihr durchs feuchte Haar. „Kein Ding und er ist noch lange nicht zu Ende. Dass wir uns getroffen haben, ist unbeschreiblich und ich will es nicht missen.“
Alter, selbst für deine Verhältnisse war das echt mager. Amateur.
„Das hoffe ich doch, denn gegen einen Nachschlag hätte ich später nichts einzuwenden und keine Sorge, mich wirst du nicht los“, erwiderte sie entschlossen, schmunzelte und küsste mich.

Ich erwähne es immer wieder, aber die Entscheidung, nach London zu gehen war eine verdammt Gute und das nicht allein wegen der genialen Arbeit, den coolen Kollegen oder das ich mehr über mich selbst lerne, sondern ganz besonders wegen Lynn. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, klopft mein Herz und es kribbelt am ganzen Körper. Wenn ich an unsere erste Begegnung zurückdenke, war das damals schon so, doch zu dem Zeitpunkt schob ich es eher auf die Aufregung meines ersten Arbeitstages und den unzähligen Eindrücken. Doch heute, in diesem Moment wurde mir klar, dass es ihretwegen war. In jenem Moment wollte ich auch nicht darüber nachdenken, dass es neben schönen Momenten Phasen geben wird, die einem gehörig auf den Sack treten können. Aber auch das werde schon überleben.
Durch unsere Umarmung, dem Gefühl ihrer warmen, weichen Haut fiel ich in eine ganz neue Art der Meditation und dafür brauchte ich kein Feuerzeug oder Joint, um sie zu entfachen, sondern nur sie.
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