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Life is Strange - This is our Universe

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Mix
Chloe Price Maxine "Max" Caulfield OC (Own Character)
10.02.2022
27.02.2023
22
105.542
5
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Dieses Kapitel
1 Review
 
25.04.2022 3.144
 
Kapitel 9 - Der erste Arbeitstag

Chloe Price

London, UK – Montag, 05. Oktober 2015


Die Sonne stand schon grell leuchtend am Himmel, als mein Wecker mich aus dem Schlaf riss und die Sonnenstrahlen mein Schlafzimmer fluteten. Zu meiner Überraschung brauchte ich keinen zweiten Wecker, um aufzustehen. Normalerweise gelingt es mir selten, das Bett auf direktem Wege zu verlassen. Nach der zweiten Nacht in meinem neuen Bett kann ich definitiv sagen, dass es hella bequem ist. Es ist mindestens so bequem wie mein Bett zu Hause in Seattle, aber dafür ist das hier etwas größer und ich kann mich quer ausbreiten. Einfach perfekt. Ich konnte David weichkochen und habe erfahren, dass er das Bettgestell selbst gebaut hat. Es ist wirklich krass, wie viel Mühe er sich gegeben hat. Ich schulde ihm wohl noch einige Burger, um das wieder gutzumachen. Es wird schon komisch sein, wenn er bald abreist, aber er wollte zumindest noch die ersten paar Arbeitstage abwarten und hier bleiben, um mich beim Einstieg in den neuen Job zu begleiten. Er hat sich aber schon für weitere Besuche angekündigt. Mit Sicherheit ist er süchtig nach den genialen Burgern aus dem Blackbird und dem englischen Bier. Hoffentlich hält sich der General mit seinem Fitnessprogramm fit, sonst passt er nach einem halben Jahr nicht mehr durch die Tür. Bei dem Gedanken huscht mir ein freches Grinsen übers Gesicht. Die Neckereien zwischen uns sind erstaunlich angenehm, kein Vergleich zu früher und er ist wenigstens nicht beleidigt, wenn wir uns mal anzicken. Er meinte sogar, dass es ihm guttue, weil er dadurch locker sein kann und sich nicht verstellen muss.

Jedenfalls muss ich mich in dieser Woche erst einmal einrichten und alles aus den Kartons auspacken und in die Schränke räumen. Etwas Dekoration wäre auch nicht verkehrt, denn sonst sieht es hier so aus wie damals in meinem alten Zimmer in Arcadia Bay. Ich mag Ordnung theoretisch, nur neige ich schnell dazu, chaotisch zu werden.
Ein guter Vorsatz für die neue Wohnung: Seltener chaotisch sein! Der Punkt steht immerhin nicht ganz so weit unten wie der Punkt mit dem Rauchen aufzuhören. Ich suchte mir aus einen der Umzugskartons mit der Aufschrift „Bekleidung und so“, eine schwarze Jeans mit einem dezenten Flicken am linken Oberschenkel, das weiße Shirt mit dem Raben auf der Brust, welches ich schon ewig habe, Unterwäsche, Socken und ein schwarzen Beanie heraus. Ich schnappte mir ein Handtuch und meine Klamotten und verschwand im Badezimmer, um mir eine ausgiebige Dusche zu genehmigen. Die Dusche ist wirklich klasse, wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen das Ryan hier war und sie gebaut hat, denn sie ist beinahe identisch mit der Dusche in unserem alten Apartment. Ich muss ein Foto davon machen und es ihm schicken, mal sehen, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hat. Nachdem ich mich abgetrocknet, die Haare geföhnt und angezogen hatte, huschte ich aus dem Badezimmer, um Kaffee zu machen. Vor der Kaffeemaschine lag ein Zettel mit der wohl grässlichsten Handschrift, die es auf der Welt gibt, aber mittlerweile kann ich sie lesen.

„Hey Private… ich meinte Sergeant, bin kurz im Supermarkt und besorge uns etwas zum Frühstück. Bis gleich. Hochachtungsvoll General David.“

Belustigt hing ich den Zettel an die Pinnwand in der Küche und brühte eine Kanne Kaffee auf. Während ich aus dem Fenster blickte, wunderte ich mich erneut darüber, was für ein gutes Wetter zu dieser Jahreszeit herrschte. Gegen ein paar sonnige Herbsttage habe ich jedoch nichts einzuwenden, immerhin steht der Winter vor der Tür und dann wird noch früh genug hässlich und kalt. Gegen Schnee habe ich zwar auch nichts, aber einen richtigen Winter kann ich mir hier in England mit Sicherheit abschminken. Man kann wohl nicht alles haben. Ich stellte die Kanne Kaffee auf dem Balkontisch, setzte mich auf den Stuhl und zündete mir eine Zigarette an, um mir die Zeit zu vertreiben, bis David mit dem Frühstück eintrifft.
Auch wenn ich mir seit meiner Ankunft immer wieder sage, wie geil ich diesen Balkon finde, muss ich erneut feststellen, was für ein Luxus das ist. Ich legte den Kopf in den Nacken, zog an meiner Zigarette und schaltete die kleine, aber feine Stereoanlage im Wohnzimmer über mein Handy an, aus der direkt ein Song von Daughter ertönte. So lässt es sich entspannt in den Tag starten, sofern ich jetzt endlich etwas zum Frühstück bekomme. Kurz darauf kam David vom Einkaufen zurück und stellte direkt zwei hellbraune Papiertüten mit der Aufschrift "Smiths Bakery" auf den Tisch.
„Guten Morgen Chloe. Unser Frühstück“, begrüßte er mich und deutet auf die Tüten.
„Morgen General. Dann bin ich mal gespannt“, erwiderte ich und riss die Tüte auf.
Direkt wurde ich von einem wohlduftenden, noch warmen Baguette begrüßt. Es war mit allem belegt, was man sich nur vorstellen kann.
„Heilige Scheiße, na, das nenne ich mal ein Baguette. Hast du dasselbe?“, pfiff ich begeistert.
„Roger. Die Bedienung hat es mir empfohlen. Es ist mit Salami, Käse, Salat, Gemüse und einem hauseigenen Dip belegt. Das Baguette kam gerade frisch aus dem Ofen, als ich den Laden betrat. Daher musste ich etwas warten, aber es hat sich gelohnt.“
Ich schenkte uns etwas Kaffee ein und griff voller Vorfreude nach meinem Baguette. „Dann mal guten Appetit und danke dafür.“
David antwortete mit einem lächelnden Nicken und wir beide bissen fast zeitgleich in das Baguette. Es folgte ein Konzert aus Knuspergeräuschen und genüsslichen Seufzen.

Nachdem wir unser Baguette verspeist hatten, genehmigten wir uns noch eine weitere Tasse Kaffee und David erzählte mir, dass sein Rückflug nach Seattle für Donnerstag Nachmittag geplant sei. Es wird eine Umgewöhnung sein, wenn er weg ist. Natürlich freue ich mich auch auf etwas Privatsphäre, aber andererseits war die Zeit mit ihm sehr cool und hat mich echt unterstützt. Ich werde ihn natürlich zum Flughafen begleiten, auch wenn das wieder in Diskussionen ausarten wird, weil er nicht will, dass ich mir Umstände mache. Doch bisher hat er noch jede Diskussion gegen mich verloren. Nach dem Abwasch zog ich meine Lederjacke an, schlüpfte in meine Stiefel, griff nach meinem Rucksack und checkte, ob ich alle Unterlagen eingepackt habe. Es wäre ziemlich peinlich, am ersten Tag etwas zu vergessen. Gemeinsam verließen wir meine Wohnung und gingen hinunter zur Straße.
„Und, du bist sicher, dass ich dich nicht zur Universität fahren soll?“, erkundigte sich David.
„Alles gut, ich nehme die U-Bahn und mache mich mit ihr vertraut. Außerdem muss ich mir noch eine Monatsfahrkarte organisieren und weil meine Arbeit erst um 09:15 Uhr beginnt, habe ich noch genug Zeit“, antwortete ich und zog derweil meine Kopfhörer aus der Jackentasche.
„In Ordnung. Dann pass auf dich auf, Chloe. Ich wünsche dir einen schönen ersten Arbeitstag und melde dich, wenn du angekommen bist.“
Ich salutiere und grinse ihn an. „Und, was machst du heute?“
„Ich werde das neu eröffnete Freizeitbad in der Innenstadt ausprobieren, dann lecker essen gehen, einkaufen und dann kannst du mir beim Abendessen auf deinem Balkon berichten, wie dein erster Tag war“, erklärte David und rieb sich entschlossen die Hände.  
„Voller Terminkalender General. Dann viel Spaß und wir sehen uns später.“
Wir verabschiedeten uns mit einer „Bro fist“ und trennten uns in unterschiedliche Richtungen. Früher käme es mir niemals in den Sinn, David so zu verabschieden oder zu begrüßen beziehungsweise überhaupt etwas davon zu tun und nun ist es unser Ritual. Verrückt, wie sich die Dinge entwickeln. Ich zappte durch meine Playlist und machte mich auf den Weg. Der Zugang zur U-Bahn Station lag direkt gegenüber vom Blackbird und somit nur ein Katzensprung von meiner Wohnung entfernt. Auf der Rolltreppe, die in den Underground führte, wunderte ich mich darüber, dass alle Passanten auf der Rolltreppe rechtsbündig standen, dann wurde es mir aber klar. Scheinbar ist es hier Brauch, die linke Seite für Personen, die schnell überholen wollen, freizuhalten. Eine gute Sache, denn so muss ich niemanden boxen, weil ich vorbei möchte. Unten angekommen ging ich direkt zum Schalter, um mir eine Monatskarte zu buchen. Der grauhaarige Angestellte erklärte mir freundlich und ausführlich, wie die Fahrkarte funktioniert. Ich bezahlte die 39 Pfund in Bar und er händigte mir die kleine, kreditkartenähnliche Fahrkarte aus. Es ist wirklich der Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass man für den Preis in ganz London und allen Außenbezirken mit der U-Bahn, dem Bus oder der regulären Bahn fahren kann. Ein Ticket für alles.
Einfach am Drehkreuz vorhalten. Fertig. Perfekt. Gerade für so einen Chaoten wie mich. Wer braucht da noch ein Auto? Klar vermisse ich meinen Truck, aber er ist bei Ryan und Vanessa in guten Händen. Der Mitarbeiter war so freundlich, mir die richtige Linie für den Weg zum College zu nennen und gab mir den Tipp, die App herunterzuladen, um den kompletten Plan und alle Fahrmöglichkeiten einsehen zu können. Ich brauche nur zwei Stationen bis zur Arbeit, das ist wirklich purer Luxus. Mir tun die ganzen Menschen leid, die ewig zur Arbeit brauchen, weil der Stau den Verkehr blockiert oder die öffentlichen Verkehrsmittel auf längeren Strecken gerne mal ausfallen. Notfalls kann ich sogar laufen, denn die Universität ist laut Google Maps nur 2,5 Kilometer entfernt.
Die U-Bahn war schon brechend voll. Kein Wunder mit mir fahren sicher die meisten Menschen zur Arbeit in die Schule oder zum College. Ich stellte mich nahe den Eingangstüren und lehnte mich an die Innenwand des Waggons. Keine 10 Minuten später bin ich an meiner Zielhaltestelle angekommen und verließ den Underground über die Rolltreppe. Das College lag nur wenige Gehminuten von der Haltestelle entfernt, man konnte es schon von Weitem sehen. Es ist ein riesiger, moderner Gebäudekomplex. Dort angekommen musste ich erst mal ein Foto für Ryan und Vanessa schießen. David braucht keins, der hat sich sowieso schon die ganze Stadt angesehen. Aber ich schrieb ihm wie versprochen das ich gut angekommen bin, bevor General ein Suchtrupp schickt. Über einen langen, gepflasterten Weg durch die Grünanlage des Campus kam ich zum Eingangsbereich. Die gesamte Universität muss erst vor Kurzem modernisiert worden sein. Allein der Eingangsbereich ist hochmodern und einladend eingerichtet. In der Mitte der Eingangshalle befand sich die Anmeldung und Information aus massivem Holz und in der Form eines Schiffes. Dort angekommen wurde ich direkt von einer der Mitarbeiterinnen freundlich begrüßt.
„Willkommen am Imperial College, was kann ich für Sie tun?“
„Guten Morgen, mein Name ist Chloe Price, ich beginne heute mein Praktikum in der wissenschaftlichen Fakultät und wollte mich anmelden“, stellte ich mich vor.
Die Mitarbeiterin stöberte kurz in ihren Unterlagen. „Willkommen Ms Price. Ich melde Sie direkt an.“
„Danke schön und nennen Sie mich bitte Chloe, dann fühle ich mich nicht so alt“, erwiderte ich freundlich.
Die junge Angestellte wirkte sichtlich überrumpelt von meiner Antwort, aber bemühte sich freundlich zu bleiben.
„In Ordnung, Chloe. Bitte setzen Sie sich dort in die Lounge. Dr. Wenkins wird Sie gleich abholen“, erwiderte Sie und deutete auf den gemütlichen Wartebereich in der Nähe des Empfangs.
Ich bedankte mich und setzte mich auf eines der bequemen Sofas. Hoffentlich nennen mich die anderen nicht auch beim Nachnamen, sonst drehe ich noch durch. Aber von der übertriebenen Förmlichkeit mal abgesehen war der erste Eindruck wirklich beeindruckend. Kurz darauf kam Dr. Wenkins mit aufrechten Gang auf mich zu und lächelte mich schon von Weitem an. Ich stand auf und kam ihn mit ausgestreckter Hand entgegen.
„Guten Morgen Dr. Wenkins. Ich bin etwas zu früh dran, aber ich muss mich noch mit den Fahrzeiten der U-Bahn vertraut machen.“
„Guten Morgen Chloe. Vorweg, wir nennen uns alle beim Vornamen. Ich heiße Mark. Ist das okay für dich?“, erkundigte er sich.
„Das ist so was von okay. Ich stehe nicht wirklich darauf, mit meinem Nachnamen angesprochen zu werden“, erwiderte ich schmunzelnd und zog meinen Beanie aus und steckte ihn in die Jackentasche.
„Ich auch nicht. Was meinst du, was für ein Kampf das war, den Kollegen nach meiner Doktorarbeit abzugewöhnen, das sie mich nicht Dr. Mark nennen müssen“, erklärte er belustigt.
„Das kann ich mir vorstellen. Gilt das Ansprechen beim Vornamen für alle hier in der Universität oder gibt es Ausnahmen? Die freundliche Empfangsdame wirkte etwas überrumpelt, als ich ihr sagte, sie darf mich ruhig beim Vornamen nennen.“
„Das gilt für alle, die hier am College studieren und arbeiten. Dabei ist es völlig egal, ob von Kollege zu Kollege oder zwischen uns und den Studenten. Aber das Linda dich so angesprochen hat, liegt sicher an der Gewohnheit. Sie hat gerade ihre Ausbildung im Büro eines alten Traditionsunternehmens für Bekleidung hier in London abgeschlossen und dort wurde enorm auf Förmlichkeit gesetzt und sie ist jetzt seit ein paar Wochen bei uns und muss sich noch daran gewöhnen. Ich würde durchdrehen, wenn ich den ganzen Tag förmlich sein müsste“, erwiderte er mit einem Augenrollen.
„Absolut. Außerdem ist es nur ein geheuchelter Respekt. Nur weil jemand mit dem Nachnamen angesprochen wird, bedeutet das nicht automatisch Respekt. Das verdient man sich mit seiner Person und dem, was man tut oder sagt“, antwortete ich bestimmt.
Mark nickte beeindruckt und zustimmend zugleich. „Ganz meiner Meinung. Endlich mal jemand aus der aktuellen Jugend, der etwas weiter denkt. Leider eine Seltenheit. Wollen wir in die Fakultät? Dann stelle ich dich dem Team vor und wir können mit einer Führung durch die Universität fortfahren.“
„Sehr gern“, antwortete ich direkt.
Durch einen Flur auf der linken Seite vom Empfang ging es zu einem gläsernen Aufzug, mit dem wir in das dritte Obergeschoss fuhren. Während der Aufzugfahrt schaute ich mir Mark kurz etwas genauer an. Er müsste geschätzte 50-55 Jahre alt sein, trug seine grauen Haare kurz geschnitten und dazu einen gepflegten, ebenfalls grauen Vollbart. Er hatte blau-graue Augen, trug eine Brille und einen weißen Kittel, ein blaues Hemd und Jeans. Vom ersten Eindruck her wirkt er sehr sympathisch und so was von wie ein Wissenschaftler.
Dort angekommen wurden wir von einer großen Infotafel „Wissenschaftliche Fakultät“ begrüßt. Mark führte mich durch einen langen Gang vorbei an diversen Klassenräumen, einigen Laboren und dem großen Hörsaal. Hier ist jeder Winkel auf dem neusten Stand der Technik. Wie wohl die Kantine ausgestattet ist? Wehe das Essen ist nicht gut. Am Ende des Ganges betraten wir einen großen Raum mit einer geräumigen Küche und einem großen Tisch in der Mitte. Vom Tisch aus konnte man entweder über eine Glaswand von oben über das gesamte Foyer blicken oder in der anderen Ecke durch das Fenster nach draußen über einen Teil des Campus.
„Da wären wir. Warte einen Moment, ich hole die anderen zu uns“, erklärte Mark.
Wenige Augenblicke später betraten mehrere Personen den Raum. Die meisten waren in weiße Kittel gekleidet. Mark stellte sich neben das Team und fing an, jeden Einzelnen vorzustellen.
„Dann fange ich mal an, dir unser Team vorzustellen. Ihr könnt euch anschließend gerne persönlich bekannt machen. Mich kennst du bereits, also fangen wir links an. Das ist Lynn unsere Laborassistentin für den Bereich Chemieingenieurwesen, gefolgt von Tyler und Melissa unsere Dozenten in diesem Bereich, dann Elly, die Leitung der Fakultätsverwaltung.
Jede Fakultät hat eine eigene Verwaltung und trägt alle notwendigen Informationen, Anträge und Berichte an die oberste Dekanatsverwaltung weiter, Lee-Han, ebenfalls Forscher im Bereich Chemieingenieurwesen gemeinsam mit Lynn, unser letzter Neuzugang Mike, der für die Projektverwaltung und Verteilung an die Studenten in diesem Bildungsgang zuständig ist und dann noch Austin unser …“, Mark unterbrach die Vorstellung, als er bemerkte, das der letzte vom Team nicht anwesend war.
„Wo ist Austin?“, erkundigte er sich beim Team.
Elly von der Verwaltung erklärte ihm, dass er schon vor einer Stunde zur Wochenbesprechung erscheinen sollte, aber nicht aufgetaucht ist.
Mark fasste sich sichtlich genervt an die Stirn. „Dieser Junge. Ein brillanter Praktiker, aber ein absoluter Chaot bei der Einhaltung von Terminen.“
„Wie dem auch sei. Das ist unser Team. Wir freuen uns, dich an Bord zu haben. Natürlich kannst du dich nach und nach auch den anderen Teams aus den anderen Bereichen vorstellen und dort auch mal reinschnuppern. Aber primär gehörst du zu uns, denn wir wollten nicht, dass du ständig die Abteilung wechseln musst und rumgereicht wirst, außerdem hast du in deiner Bewerbung deutliches das Interesse an diesem Bereich geäußert.“
„Vielen Dank. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit euch. Ich heiße Chloe. Wenn etwas nicht passen sollte, dann sprecht mich ruhig direkt an, denn ich kann Getuschel hinter dem Rücken nicht leiden“, antwortete ich mit einem lockeren Grinsen.
Lynn blickte zu Mark rüber und lächelte ihn an. „Sie wird so was von zu uns passen und den scheinheiligen Quatschköpfen aus der theoretischen Physik das Lästern austreiben.“
„Das denke ich auch. Willkommen im Team!“, erwiderte Mark zwinkernd und das Team klatschte zur Begrüßung.
Anschließend stellten wir uns jeder noch einmal persönlich vor und tauschten erste Informationen aus. Für den Moment musste das reichen, denn ich werde meine neuen Kollegen im Laufe der Zeit mit Sicherheit noch genauer kennenlernen. Aber der erste Eindruck war schon einmal positiv und jeder von denen wirkt gelassen und sympathisch das sollte die Arbeit noch einmal um einiges angenehmer gestalten. Mark hat sich offensichtlich ein Team zusammengestellt, das wirklich gut miteinander harmoniert. Wir verabredeten uns später zum gemeinsamen Mittagessen, um uns alle noch besser kennenzulernen. Nachdem ich mich dem Team vorgestellt hatte, führte Mark mich durch die Räumlichkeiten der Fakultät. Er zeigte mir alle Labore, Klassenzimmer und Forschungsgeräte, die die Abteilung zu bieten hat. Ich konnte es kaum erwarten damit zu arbeiten, die Ausstattung war wirklich der absolute Hammer. Es müssen unbeschreibliche Summen in die neue Ausstattung investiert worden sein, denn das Equipment der Schule in Seattle kann mit dieser hier nicht mal im Ansatz mithalten. Als wir im Hörsaal der Fakultät angekommen sind, erklärte mir Mark, dass ich am Ende meines Praktikums dort einen Vortrag zu einem noch unbekannten Projekt halten werde. Im ersten Moment war ich etwas überrascht, aber machte mir keine großen Sorgen darüber, denn während ich meinen Abschluss nachholte, gehörten regelmäßige Vorträge zum Lehrplan also sollte mir das keine großen Probleme bereiten. Nach der Führung durch die Abteilung begleitete mich Mark zum Personalbüro, wo ich meine Unterlagen einreichen und noch ein paar Fragebögen ausfüllen sollte. Außerdem wird dort das Foto für den Mitarbeiterausweis und Intranet erstellt. Wir gingen gemeinsam zurück zum Aufzug, mit dem wir gekommen waren und fuhren weiter nach oben in die fünfte Etage, wo die Personalverwaltung und die Universitätsleitung ihre Büros haben. Auf dem Weg zum Personalbüro erklärte mir Mark, wie sich die Leitung der Universität zusammensetzte. Die Leiter der einzelnen Fakultäten, darunter auch Mark, bilden mit dem Rektorat den Leitungskreis. Gemeinsam werden Änderungen und Maßnahmen sowie der Lehrplan für die Studenten entwickelt. Somit hat jeder Dekan aus den einzelnen Fakultäten aktives Mitspracherecht. Wenn das wirklich aktiv umgesetzt wird, ist das für die Studenten und Mitarbeiter ein echter Gewinn, denn sie können so ihren Studienablauf aktiv mitgestalten.
Als wir an der Personalabteilung angekommen sind, wollte ich uns gerade die Türe öffnen, als diese mein Gesicht nur um Haaresbreite verfehlte. Ich machte einen schnellen Schritt zurück. Als ich in das Gesicht des Verantwortlichen für meinen beinah ersten Arbeitsunfall blickte, bekam ich sofort ein unangenehmes Déjà-vu.
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