Mit ein bisschen Hilfe
von RoseInTheDark
Kurzbeschreibung
Sein ganzes Leben lang hat er getan, was man von ihm erwartet hat. Job, Karriere, Ehe - immer der gehorsame Sohn und der treusorgende Ehemann. Doch als seine Schwester ihn auf eine unverhoffte Urlaubsreise schickt, stellt das sein gesamtes Leben auf den Kopf.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood
Magnus Bane
03.02.2022
04.12.2022
15
30.809
11
Alle Kapitel
28 Reviews
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Dieses Kapitel
1 Review
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28.04.2022
1.898
Hallo meine Lieben,
es hat ein bisschen gedauert. Aber die aufmerksamen Leser meiner ersten Geschichte werden mitbekommen haben, dass ich zuerst dort ein paar Kapitel fertig gemacht habe. Da sich „Feuer und Flamme“ aber langsam dem Ende nähert, werde ich demnächst mehr Zeit haben mich auf diese Story zu konzentrieren – nur noch ein bisschen Geduld.
Lieben Gruß
RoseInTheDark
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Der nächste Morgen war... anders und das irritierte ihn.
Es fing damit an, dass er beim Aufwachen nicht wie üblich von der morgendlichen, kühlen Stille begrüßt wurde. Stattdessen drang Stimmengewirr an sein Ohr, genauso wie das rhythmische Klopfen der Axt. Erschrocken riss er die Augen auf. Er hatte verschlafen. Umständlich pellte er sich aus der dünnen Decke, in die er sich eingewickelt hatte und stolperte nahezu aus seinem Bett. Hektisch entledigte er sich seiner Schlafklamotten und schlüpfte in eine dünne Rangerhose, ehe er sich ein sauberes Shirt aus seinem Rucksack griff und über zog. Fast schon eilig krabbelte er ins Freie und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, um dieses wenigstens etwas zu ordnen. Er hatte seine Mähne zwar auch am Vortag wieder mit Pomade zu bändigen versucht, sie aber am Abend wieder ausgewaschen. Doch heute war er schon zu spät dran und wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Izzy behauptete doch, dass es besser aussehen würde. Und Magnus hatte doch auch gesagt, dass es ihm eher gefallen würde, oder? Wenn er sich nur nicht so unsicher dabei fühlen würde...
„Guten Morgen, Schlafmütze.“ schallte ihm schon die fröhliche Stimme der Rothaarigen entgegen, als er sich den anderen näherte. Schnell huschte sein Blick über die Anwesenden und bis auf den Asiaten schienen alle anderen bereits wach zu sein.
„Morgen... entschuldigt...“ versuchte er anzusetzen, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
„Du musst dich doch nicht Entschuldigen. Wir sind hier im Urlaub, da darfst auch du mal ausschlafen.“
Mit einem breiten Lächeln hielt Clary ihm einen Becher mit Kaffee entgegen.
„Du trinkst doch schwarz, oder?“
Mit einem Nicken und leicht rosa Wangen nahm er die Tasse entgegen.
„Kann... kann ich noch irgendwas helfen?“
„Setz dich einfach hin, Kleiner, und lass uns machen.“ grinste ihn nun Simon an und drückte ihn an der Schulter auf eine der Holzbänke runter.
„O-okay...“
Er wusste nicht wirklich mit der Situation umzugehen. Es war ihm einfach unsagbar peinlich so lange geschlafen zu und die morgendlichen Arbeiten vernachlässigt zu haben. Jetzt einfach nur da zu sitzen und den anderen zuzusehen war so gar nichts für ihn. Er konnte sich doch nicht einfach bedienen lassen...
Also erhob er sich nach einem weiteren Schluck seines Muntermachers wieder und begann damit wenigstens den Tisch zu decken.
Schließlich gesellte sich auch Magnus zu ihnen. Allerdings kam er nicht aus seiner Hütte gekrochen, sondern aus dem Wald mit einem Korb voller Früchte. Fröhlich grinste er Alec entgegen und reichte ihm eine der frisch geernteten Mangos. Gemeinsam bereiteten sie einen Teil des Obstes als kleine Snacks vor.
Nach dem Frühstück erklärte Alec sich freiwillig dazu bereit sich um den Abwasch zu kümmern.
So hatte er sich auch erst Mittags zu seinem einsamen Spaziergang zurück ziehen können. Noch immer war er nachdenklich und irgendwie wollte ihm das nächtliche Treffen einfach nicht aus dem Kopf gehen.
'Mach die Augen zu...' hörte er wieder die geflüsterten Worte. 'Versuch einfach hinaus zu horchen.'
Unsicher blieb er stehen und atmete noch einmal tief durch. Dann schloss er die Augen.
'Konzentriere dich auf den Geruch.' hauchte die Stimme in seiner Erinnerung.
Doch diesmal war es anders. Wo in der Nacht eine gewisse Leichtigkeit in der Luft gelegen hatte, war der ihn umgebende Duft jetzt beinahe drückend und schwer. Der von der Sonne aufgeheizte Geruch der Bäume klebte fast wie Sirup in der Luft und überlagerte dominant die süßliche Note von Blumen und Obst. Dafür nahm er deutlich das Surren, Summen und Brummen der tagaktiven Insekten wahr. Langsam ließ er seine Füße eine Richtung einschlagen und immer wieder machte er kleine Pausen, um seine Umgebung mit geschlossenen Augen in sich aufzunehmen. So war es leicht die Gedanken ziehen zu lassen, auf nichts fokussiert...
Als er das nächste Mal bewusst auf seine Umgebung achtete, musste er erschrocken feststellen, dass er nicht mehr wusste wo er sich befand. Er hatte die bekannten Pfade verlassen und sich in einem Meer aus gleich aussehendem Grün verloren. Bäume und Sträucher, Vogelgezwitscher, alles gleich. Nicht einmal das unterschwellige Rauschen des Meeres konnte er noch hören.
Sofort kehrte die Unsicherheit zurück, als er sich umschaute. Orientierungslos drehte er sich im Kreis.
„Verdammt...“ murmelte er zu sich selbst. „Du bist doch echt der größte Trottel der Nation, Lightwood.“
Warum hatte er nicht besser auf den Weg geachtet? Nervös fuhr er sich durch die Haare und blickte auf den Pfad, den er gekommen war.
„Nimm einfach den Weg zurück. Kann ja nicht so schwer sein.“
Gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, ließ ein nahes Knacken ihn mit einem erstickten Quieken herum fahren. Gab es hier wilde Tiere? Luke hätte bestimmt was gesagt, aber auch er konnte nicht alles wissen. Oder? Bären... es gab bestimmt Bären... oder Wölfe... vielleicht auch Raubkatzen...
„Hey Kleiner, was machst du denn hier draußen, soweit weg vom Camp?“
Blinzelnd sah er in das grinsende Gesicht des blonden Mannes, der ihn amüsiert musterte. Kurz musste Alec den Kopf schütteln, um seine Gedanken wieder zu fokussieren.
„S-spazieren...“ schaffte er es schließlich hervor zu pressen, während sich seine Wangen röteten.
„Hast du dich verlaufen?“ deutlich war der neckende Unterton zu hören.
„Nein.“ platzte der Dunkelhaarige heraus und wandte leicht den Blick ab.
„V-vielleicht...“ gab er schließlich leise und weiter errötend zu. Als er das leise Lachen des anderen hörte, senkte er den Blick verlegen zu Boden. Wie konnte sich ein erwachsener Mann auch auf einer Insel verlaufen. Das war doch einfach zu dumm.
„Entschul...“
„Macht doch nichts. Ich hab mich beim ersten Mal auch verirrt.“ unterbrach Jace ihn mit einem Zwinkern. „Verrat es nur nicht. Magnus und Simon würden sich ewig darüber lustig machen.“
Erstaunt schaute Alec wieder auf.
„V-versprochen.“
„Na Komm, ich begleite dich ein Stück.“
„Danke.“
Ein leichtes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Dunkelhaarigen.
„Eigentlich ist es gar nicht so schwer sich hier zurecht zu finden.“ begann der Kleinere nach einem Moment zu erzählen. „Man muss sich nur ein paar Landmarken einprägen, wie die Spitze des Berges zum Beispiel.“
„Ich... ich weiß.“ antwortete Alec leise. Als er den fragenden Blick seines Gegenübers bemerkte, fuhr er sich erneut verlegen durch die Haare.
„Ich... ich war wohl etwas in Gedanken.“
„Müssen schöne Gedanken gewesen sein, wenn es dich so völlig abgelenkt hat.“ grinste Jace und stieß ihn freundschaftlich mit der Schulter an.
„I-irgendwie schon... denke ich.“
„Denkst du?“
Ein leichtes Nicken, gefolgt von einem kaum merklichen Schulterzucken beantwortete die Frage. Doch eine wirkliche Antwort blieb Alec dem anderen schuldig. Was sollte er auch sagen? Ihm war das ganze einfach nur unangenehm und peinlich. Also lief er schweigend neben Jace her, wenngleich tausend Fragen in seinem Kopf kreisten. Mit jedem Schritt in Richtung Camp versuchte er den Mut zu finden, auch nur eine davon zu stellen. Warum fiel es ihm so schwer? Bei Magnus hatte er es doch auch geschafft... irgendwie.
„D-darf ich...“
Leise, unsicher und mit zittriger Stimme setzte er an, doch schon im nächsten Moment lag eine Hand auf seinem Mund und brachte ihn wieder zum schweigen. Erstaunt und verwirrt blieb er stehen und blinzelte. Ängstlich richtete er seinen Blick auf den blonden Mann. Dieser jedoch hob den Zeigefinger seiner anderen Hand an seine eigenen Lippen und bedeutete ihm still zu sein. Der Blick der zweifarbigen Augen war knapp an Alec vorbei gerichtet und konzentrierte sich auf etwas hinter ihm. Langsam und vorsichtig drehte der Dunkelhaarige sich und erstarrte augenblicklich.
Unweit von ihnen, auf einer kleinen sonnendurchfluteten Lichtung, sah er das schönste Tier, dass er je gesehen hatte. Nun, nicht dass es besonders viele in seinem bisherigen Leben gewesen wären. Natürlich kannte er das übliche – Hunde und Katzen, Kühe und Pferde und auch einiges aus Tierdokumentationen im Fernsehen. Aber mit eigenen Augen? Sein letzter Zoobesuch war wenigstens 15 Jahre her.
Doch dieses Wesen war einfach wunderschön. Ein Hirsch... nein, es hatte kein Geweih. Ein Reh, oder etwas in der Art, mit seidig wirkendem leicht rötlich schimmerndem braunen Fell und langen, schlanken Beinen. Der Körper wirkte zierlich und edel, fast majestätisch, mit schlankem Hals und doch konnte man das Spiel der Muskulatur erahnen. Große aufgestellte Ohren zierten den Kopf mit der schwarzen Nase und den dunklen Augen.
Eine Bewegung im Augenwinkel ließ den Dunkelhaarigen leicht zusammen zucken und er wandte sich wieder dem anderen Mann zu. Dieser war gerade dabei mit langsamen und vorsichtigen Bewegungen die Armbrust von seiner Schulter zu nehmen.
„Was hast du vor?“ zischte Alec und kurz traf ihn ein verwunderter Blick, weil er wohl zum ersten Mal ohne ein Anzeichen von Scheu oder Scham gesprochen hatte.
„Wir wollen doch auch mal Frischfleisch, oder?“ erklärte Jace, als wäre es das Normalste der Welt. Dann zog er erstaunt eine Augenbraue hoch, als die Augen des anderen in einem Anflug von Zorn auf funkelten und er sein Kinn nach vorn streckte.
„Bist du komplett übergeschnappt?“ motzte der Größere und schlug mit einer Hand die Waffe zur Seite. Er war laut genug, um das Reh auffahren zu lassen und im nächsten Moment preschte es mit weiten Sprüngen davon.
„Du kannst doch so ein schönes Tier nicht...“
Plötzlich verstummte er und schlug sich die Hand vor den Mund. Oh Gott... er hatte die Beute verjagt und weiß der Teufel wie der andere Mann darauf reagieren würde. Mit hochrotem Kopf machte er ein paar Schritte zurück und versuchte Distanz zwischen sich und Jace zu bringen.
„H-hör zu... ich wollte nicht.... tut... tut mir leid.“
Der Blonde hingegen sah ihn einfach nur weiter mit hochgezogener Augenbraue an und rührte sich nicht, bis auf ein leichte Zucken der Mundwinkel. Er war nicht wirklich wütend, denn verhungern würden sie mit Sicherheit nicht. Er hatte es einfach mal ausprobieren wollen und es wäre schön gewesen sich nicht von Tiefkühlfleisch ernähren zu müssen. Es war eher so, dass er versuchte nicht lauthals loszulachen. Doch je panischer sein Gegenüber zu werden schien, um so ulkiger fand er die Situation. Schließlich gab er auf und warf losprustend den Kopf in den Nacken.
Überfordert und mit sichtlichen Unwohlsein zog Alec den Kopf zwischen die Schultern.
„Ich... ich gehe...“ ließ er den Blonden mit zitternder Stimme wissen und wandte sich ab.
„Andere Richtung.“ japste Jace noch immer amüsiert.
„I-ich weiß.“ patzte Alec und stapfte an ihm vorbei.
Jace folge ihm, noch immer vor sich hin grinsend. Aber er wollte sicher stellen, dass der Größere auch wieder sicher ins Camp fand. Dieser beruhigte sich zwar langsam wieder, trotzdem war sein Gesicht noch immer von einer deutlich sichtbaren Röte überzogen, als er das Lager erreichte.
„Alec? Ist alles in Ordnung?“ rief ihm Aline entgegen, als sie ihn erblickte.
„J-ja, alles... alles gut.“ versuchte er ihr lächelnd zu entgegnen.
„Er hat nur einen Spaziergang gemacht.“ erklärte der Blonde noch immer mit einem feixenden Unterton.
„Hast du dich verlaufen?“ mutmaßte nun Magnus mit hochgezogener Augenbraue.
„Nein, ich... also... ich meine... ja.“ gestand Alec stotternd .
„Nicht schlimm, hier geht man nicht so schnell verloren.“ versuchte der Asiat ihn zu beruhigen. Dankbar schenkte er ihm ein scheues Lächeln, wandte sich dann aber schnell wieder ab und bot Jocelyn an bei den Vorbereitungen zum Abendessen zu helfen.
es hat ein bisschen gedauert. Aber die aufmerksamen Leser meiner ersten Geschichte werden mitbekommen haben, dass ich zuerst dort ein paar Kapitel fertig gemacht habe. Da sich „Feuer und Flamme“ aber langsam dem Ende nähert, werde ich demnächst mehr Zeit haben mich auf diese Story zu konzentrieren – nur noch ein bisschen Geduld.
Lieben Gruß
RoseInTheDark
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Der nächste Morgen war... anders und das irritierte ihn.
Es fing damit an, dass er beim Aufwachen nicht wie üblich von der morgendlichen, kühlen Stille begrüßt wurde. Stattdessen drang Stimmengewirr an sein Ohr, genauso wie das rhythmische Klopfen der Axt. Erschrocken riss er die Augen auf. Er hatte verschlafen. Umständlich pellte er sich aus der dünnen Decke, in die er sich eingewickelt hatte und stolperte nahezu aus seinem Bett. Hektisch entledigte er sich seiner Schlafklamotten und schlüpfte in eine dünne Rangerhose, ehe er sich ein sauberes Shirt aus seinem Rucksack griff und über zog. Fast schon eilig krabbelte er ins Freie und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, um dieses wenigstens etwas zu ordnen. Er hatte seine Mähne zwar auch am Vortag wieder mit Pomade zu bändigen versucht, sie aber am Abend wieder ausgewaschen. Doch heute war er schon zu spät dran und wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Izzy behauptete doch, dass es besser aussehen würde. Und Magnus hatte doch auch gesagt, dass es ihm eher gefallen würde, oder? Wenn er sich nur nicht so unsicher dabei fühlen würde...
„Guten Morgen, Schlafmütze.“ schallte ihm schon die fröhliche Stimme der Rothaarigen entgegen, als er sich den anderen näherte. Schnell huschte sein Blick über die Anwesenden und bis auf den Asiaten schienen alle anderen bereits wach zu sein.
„Morgen... entschuldigt...“ versuchte er anzusetzen, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
„Du musst dich doch nicht Entschuldigen. Wir sind hier im Urlaub, da darfst auch du mal ausschlafen.“
Mit einem breiten Lächeln hielt Clary ihm einen Becher mit Kaffee entgegen.
„Du trinkst doch schwarz, oder?“
Mit einem Nicken und leicht rosa Wangen nahm er die Tasse entgegen.
„Kann... kann ich noch irgendwas helfen?“
„Setz dich einfach hin, Kleiner, und lass uns machen.“ grinste ihn nun Simon an und drückte ihn an der Schulter auf eine der Holzbänke runter.
„O-okay...“
Er wusste nicht wirklich mit der Situation umzugehen. Es war ihm einfach unsagbar peinlich so lange geschlafen zu und die morgendlichen Arbeiten vernachlässigt zu haben. Jetzt einfach nur da zu sitzen und den anderen zuzusehen war so gar nichts für ihn. Er konnte sich doch nicht einfach bedienen lassen...
Also erhob er sich nach einem weiteren Schluck seines Muntermachers wieder und begann damit wenigstens den Tisch zu decken.
Schließlich gesellte sich auch Magnus zu ihnen. Allerdings kam er nicht aus seiner Hütte gekrochen, sondern aus dem Wald mit einem Korb voller Früchte. Fröhlich grinste er Alec entgegen und reichte ihm eine der frisch geernteten Mangos. Gemeinsam bereiteten sie einen Teil des Obstes als kleine Snacks vor.
Nach dem Frühstück erklärte Alec sich freiwillig dazu bereit sich um den Abwasch zu kümmern.
So hatte er sich auch erst Mittags zu seinem einsamen Spaziergang zurück ziehen können. Noch immer war er nachdenklich und irgendwie wollte ihm das nächtliche Treffen einfach nicht aus dem Kopf gehen.
'Mach die Augen zu...' hörte er wieder die geflüsterten Worte. 'Versuch einfach hinaus zu horchen.'
Unsicher blieb er stehen und atmete noch einmal tief durch. Dann schloss er die Augen.
'Konzentriere dich auf den Geruch.' hauchte die Stimme in seiner Erinnerung.
Doch diesmal war es anders. Wo in der Nacht eine gewisse Leichtigkeit in der Luft gelegen hatte, war der ihn umgebende Duft jetzt beinahe drückend und schwer. Der von der Sonne aufgeheizte Geruch der Bäume klebte fast wie Sirup in der Luft und überlagerte dominant die süßliche Note von Blumen und Obst. Dafür nahm er deutlich das Surren, Summen und Brummen der tagaktiven Insekten wahr. Langsam ließ er seine Füße eine Richtung einschlagen und immer wieder machte er kleine Pausen, um seine Umgebung mit geschlossenen Augen in sich aufzunehmen. So war es leicht die Gedanken ziehen zu lassen, auf nichts fokussiert...
Als er das nächste Mal bewusst auf seine Umgebung achtete, musste er erschrocken feststellen, dass er nicht mehr wusste wo er sich befand. Er hatte die bekannten Pfade verlassen und sich in einem Meer aus gleich aussehendem Grün verloren. Bäume und Sträucher, Vogelgezwitscher, alles gleich. Nicht einmal das unterschwellige Rauschen des Meeres konnte er noch hören.
Sofort kehrte die Unsicherheit zurück, als er sich umschaute. Orientierungslos drehte er sich im Kreis.
„Verdammt...“ murmelte er zu sich selbst. „Du bist doch echt der größte Trottel der Nation, Lightwood.“
Warum hatte er nicht besser auf den Weg geachtet? Nervös fuhr er sich durch die Haare und blickte auf den Pfad, den er gekommen war.
„Nimm einfach den Weg zurück. Kann ja nicht so schwer sein.“
Gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, ließ ein nahes Knacken ihn mit einem erstickten Quieken herum fahren. Gab es hier wilde Tiere? Luke hätte bestimmt was gesagt, aber auch er konnte nicht alles wissen. Oder? Bären... es gab bestimmt Bären... oder Wölfe... vielleicht auch Raubkatzen...
„Hey Kleiner, was machst du denn hier draußen, soweit weg vom Camp?“
Blinzelnd sah er in das grinsende Gesicht des blonden Mannes, der ihn amüsiert musterte. Kurz musste Alec den Kopf schütteln, um seine Gedanken wieder zu fokussieren.
„S-spazieren...“ schaffte er es schließlich hervor zu pressen, während sich seine Wangen röteten.
„Hast du dich verlaufen?“ deutlich war der neckende Unterton zu hören.
„Nein.“ platzte der Dunkelhaarige heraus und wandte leicht den Blick ab.
„V-vielleicht...“ gab er schließlich leise und weiter errötend zu. Als er das leise Lachen des anderen hörte, senkte er den Blick verlegen zu Boden. Wie konnte sich ein erwachsener Mann auch auf einer Insel verlaufen. Das war doch einfach zu dumm.
„Entschul...“
„Macht doch nichts. Ich hab mich beim ersten Mal auch verirrt.“ unterbrach Jace ihn mit einem Zwinkern. „Verrat es nur nicht. Magnus und Simon würden sich ewig darüber lustig machen.“
Erstaunt schaute Alec wieder auf.
„V-versprochen.“
„Na Komm, ich begleite dich ein Stück.“
„Danke.“
Ein leichtes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Dunkelhaarigen.
„Eigentlich ist es gar nicht so schwer sich hier zurecht zu finden.“ begann der Kleinere nach einem Moment zu erzählen. „Man muss sich nur ein paar Landmarken einprägen, wie die Spitze des Berges zum Beispiel.“
„Ich... ich weiß.“ antwortete Alec leise. Als er den fragenden Blick seines Gegenübers bemerkte, fuhr er sich erneut verlegen durch die Haare.
„Ich... ich war wohl etwas in Gedanken.“
„Müssen schöne Gedanken gewesen sein, wenn es dich so völlig abgelenkt hat.“ grinste Jace und stieß ihn freundschaftlich mit der Schulter an.
„I-irgendwie schon... denke ich.“
„Denkst du?“
Ein leichtes Nicken, gefolgt von einem kaum merklichen Schulterzucken beantwortete die Frage. Doch eine wirkliche Antwort blieb Alec dem anderen schuldig. Was sollte er auch sagen? Ihm war das ganze einfach nur unangenehm und peinlich. Also lief er schweigend neben Jace her, wenngleich tausend Fragen in seinem Kopf kreisten. Mit jedem Schritt in Richtung Camp versuchte er den Mut zu finden, auch nur eine davon zu stellen. Warum fiel es ihm so schwer? Bei Magnus hatte er es doch auch geschafft... irgendwie.
„D-darf ich...“
Leise, unsicher und mit zittriger Stimme setzte er an, doch schon im nächsten Moment lag eine Hand auf seinem Mund und brachte ihn wieder zum schweigen. Erstaunt und verwirrt blieb er stehen und blinzelte. Ängstlich richtete er seinen Blick auf den blonden Mann. Dieser jedoch hob den Zeigefinger seiner anderen Hand an seine eigenen Lippen und bedeutete ihm still zu sein. Der Blick der zweifarbigen Augen war knapp an Alec vorbei gerichtet und konzentrierte sich auf etwas hinter ihm. Langsam und vorsichtig drehte der Dunkelhaarige sich und erstarrte augenblicklich.
Unweit von ihnen, auf einer kleinen sonnendurchfluteten Lichtung, sah er das schönste Tier, dass er je gesehen hatte. Nun, nicht dass es besonders viele in seinem bisherigen Leben gewesen wären. Natürlich kannte er das übliche – Hunde und Katzen, Kühe und Pferde und auch einiges aus Tierdokumentationen im Fernsehen. Aber mit eigenen Augen? Sein letzter Zoobesuch war wenigstens 15 Jahre her.
Doch dieses Wesen war einfach wunderschön. Ein Hirsch... nein, es hatte kein Geweih. Ein Reh, oder etwas in der Art, mit seidig wirkendem leicht rötlich schimmerndem braunen Fell und langen, schlanken Beinen. Der Körper wirkte zierlich und edel, fast majestätisch, mit schlankem Hals und doch konnte man das Spiel der Muskulatur erahnen. Große aufgestellte Ohren zierten den Kopf mit der schwarzen Nase und den dunklen Augen.
Eine Bewegung im Augenwinkel ließ den Dunkelhaarigen leicht zusammen zucken und er wandte sich wieder dem anderen Mann zu. Dieser war gerade dabei mit langsamen und vorsichtigen Bewegungen die Armbrust von seiner Schulter zu nehmen.
„Was hast du vor?“ zischte Alec und kurz traf ihn ein verwunderter Blick, weil er wohl zum ersten Mal ohne ein Anzeichen von Scheu oder Scham gesprochen hatte.
„Wir wollen doch auch mal Frischfleisch, oder?“ erklärte Jace, als wäre es das Normalste der Welt. Dann zog er erstaunt eine Augenbraue hoch, als die Augen des anderen in einem Anflug von Zorn auf funkelten und er sein Kinn nach vorn streckte.
„Bist du komplett übergeschnappt?“ motzte der Größere und schlug mit einer Hand die Waffe zur Seite. Er war laut genug, um das Reh auffahren zu lassen und im nächsten Moment preschte es mit weiten Sprüngen davon.
„Du kannst doch so ein schönes Tier nicht...“
Plötzlich verstummte er und schlug sich die Hand vor den Mund. Oh Gott... er hatte die Beute verjagt und weiß der Teufel wie der andere Mann darauf reagieren würde. Mit hochrotem Kopf machte er ein paar Schritte zurück und versuchte Distanz zwischen sich und Jace zu bringen.
„H-hör zu... ich wollte nicht.... tut... tut mir leid.“
Der Blonde hingegen sah ihn einfach nur weiter mit hochgezogener Augenbraue an und rührte sich nicht, bis auf ein leichte Zucken der Mundwinkel. Er war nicht wirklich wütend, denn verhungern würden sie mit Sicherheit nicht. Er hatte es einfach mal ausprobieren wollen und es wäre schön gewesen sich nicht von Tiefkühlfleisch ernähren zu müssen. Es war eher so, dass er versuchte nicht lauthals loszulachen. Doch je panischer sein Gegenüber zu werden schien, um so ulkiger fand er die Situation. Schließlich gab er auf und warf losprustend den Kopf in den Nacken.
Überfordert und mit sichtlichen Unwohlsein zog Alec den Kopf zwischen die Schultern.
„Ich... ich gehe...“ ließ er den Blonden mit zitternder Stimme wissen und wandte sich ab.
„Andere Richtung.“ japste Jace noch immer amüsiert.
„I-ich weiß.“ patzte Alec und stapfte an ihm vorbei.
Jace folge ihm, noch immer vor sich hin grinsend. Aber er wollte sicher stellen, dass der Größere auch wieder sicher ins Camp fand. Dieser beruhigte sich zwar langsam wieder, trotzdem war sein Gesicht noch immer von einer deutlich sichtbaren Röte überzogen, als er das Lager erreichte.
„Alec? Ist alles in Ordnung?“ rief ihm Aline entgegen, als sie ihn erblickte.
„J-ja, alles... alles gut.“ versuchte er ihr lächelnd zu entgegnen.
„Er hat nur einen Spaziergang gemacht.“ erklärte der Blonde noch immer mit einem feixenden Unterton.
„Hast du dich verlaufen?“ mutmaßte nun Magnus mit hochgezogener Augenbraue.
„Nein, ich... also... ich meine... ja.“ gestand Alec stotternd .
„Nicht schlimm, hier geht man nicht so schnell verloren.“ versuchte der Asiat ihn zu beruhigen. Dankbar schenkte er ihm ein scheues Lächeln, wandte sich dann aber schnell wieder ab und bot Jocelyn an bei den Vorbereitungen zum Abendessen zu helfen.
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