Mit ein bisschen Hilfe
von RoseInTheDark
Kurzbeschreibung
Sein ganzes Leben lang hat er getan, was man von ihm erwartet hat. Job, Karriere, Ehe - immer der gehorsame Sohn und der treusorgende Ehemann. Doch als seine Schwester ihn auf eine unverhoffte Urlaubsreise schickt, stellt das sein gesamtes Leben auf den Kopf.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood
Magnus Bane
03.02.2022
04.12.2022
15
30.809
11
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07.04.2022
2.070
In der nächsten Nacht erwachte Alec mitten in der Nacht, weil ein starker Wind durch das Camp rauschte. Heulend strich er um die Hütten, riss an den Planen der Sonnensegel und spielte klimpernd am draußen hängenden Kochgeschirr. Es regnete nicht, doch die Geräusche des Windes reichten, um ihn aus seinem leichten Schlaf zu holen.
Unsicher drehte er sich auf den Rücken und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Drohte ihnen Gefahr von einem Sturm? Würden die Hütten stand halten? War es überhaupt ein Sturm oder doch nur ein... ja was? Ein starker Wind? Er hatte keine Ahnung davon, aber Luke hätte mit Sicherheit schon alle geweckt, wenn er wegen irgendetwas Bedenken gehabt hätte. Dennoch konnte Alec nicht wieder einschlafen und fuhr jedes Mal hoch, wenn er das dumpfe Knallen der Planen hörte oder ein leises Klirren und Scheppern.
Irgendwann richtete er leise seufzend auf und linste nervös aus dem Eingang seiner Hütte.
Das Licht des Mondes tauchte das Lager in ein seltsam wirkendes Zwielicht und die über den Boden wirbelnden Blätter und kleine Zweige weckten den Eindruck von tanzenden Feen. Gott, war er wieder kitschig. Dennoch kroch er von diesem Anblick fasziniert aus seiner Urlaubsbehausung und stellte fest, dass der ihn umspielende Wind nicht kalt sondern angenehm warm war. Kurz schloss er die Augen und genoss die Luft, die berührungslos durch seine Haare und über sein Gesicht strich.
„Kannst du nicht schlafen?“ riss ihn eine warme Stimme aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammen zucken. Mit einem Anflug von Panik blickte er sich nach dem Ursprung der Stimme um. Erst jetzt erkannte er den Mann, der in Boxershorts und einem Shirt mitten auf dem Platz zwischen den Hütten saß, die Beine im Schneidersitz untergeschlagen. Das schwarze Haar lag wirr auf seinem Kopf und die goldbraunen Augen waren hinter den geschlossenen Lidern verborgen. Dennoch lag ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
„D-der Sturm hat mich... geweckt.“ flüsterte Alec leise.
Langsam drehte Magnus den Kopf in seine Richtung und öffnete die Augen.
„Mich auch...“
„Warum...“ kurz unterbrach er sich mit einem leisen Räuspern, ehe Alec neu ansetzte. „Warum... sitzt du hier draußen?“ fragte Alec schüchtern und senkte leicht den Blick. Er konnte spüren, wie leichte Hitze in seine Wangen stieg.
„Weil ich so den Wind spüren kann.“ antwortete der andere leise. „Es gibt nicht viele Orte, an denen man die unberührte Natur so spüren und genießen kann.“
„Genießen?“ kurz schämte Alec sich ob des leicht piepsigen Tonfalls. Er konnte durchaus die Natur genießen, das bewies er jeden Morgen. Aber das hier? Was wenn doch ein Sturm aufzog? Wie sollten sie das ohne richtigen Schutz genießen können.
Doch Magnus lächelte nur und klopfte neben sich auf den Boden.
„Komm her.“
„Was?“
Unsicher machte er einen Schritt zurück.
„Keine Panik, Alexander.“ versuchte Magnus ihn zu beruhigen. „Setz dich einfach neben mich.“
Alec hatte keine Ahnung warum, aber beinahe sofort reagierte sein Körper auf die Worte und ging auf ihn zu. Er konnte es fast selbst nicht glauben, als er sich schließlich neben den anderen Mann setzte und die Beine ebenfalls im Schneidersitz verschränkte. Allerdings zuckte er kurz zusammen als ihre Knie sich berührten.
„Mach die Augen zu...“ flüsterte Magnus neben ihm.
„Atme ruhig und langsam. Versuch einfach nur hinaus zu horchen und die Natur zu fühlen.“
Zuerst einmal fühlte Alec sich unbehaglich. Er saß mitten in der Nacht auf einer Wiese irgendwo im Nirgendwo, bekleidet nur mit Unterhose und einem dünnen Shirt, neben einem Mann, den er gerade mal ein paar Tage kannte, umgeben von lauter schlafenden Fremden.
„Konzentriere dich auf den Geruch.“ raunte Magnus weiter „Kannst du es riechen? Den leicht holzigen und würzigen Duft der Bäume um uns herum? Die leicht fruchtige Note der Blumen und Obstbäume, die der Wind vom See herüber trägt und der leicht erdige Touch, der vom noch leicht warmen Boden aufsteigt?“
Plötzlich wurde Alec ruhiger. Der laue Wind strich über seinen Körper und spielte mit dem Stoff seines Shirts und seinen Haaren, streifte die feinen Härchen auf seiner nackten Haut. Er hörte das Säuseln in den Baumwipfeln, das leise Knacken, wenn sich ein Ast löste und natürlich die leise Stimme aus dem Mund des Mannes neben ihm. Aber genauso nahm er auch eben die Dinge wahr, welche die Stimme soeben beschrieben hatte.
„Besser?“ flüsterte dieser nach einigen Momenten fast tonlos.
Langsam öffnete Alec seine Augen wieder und blickte ihn fragend an.
„Du hast gezittert, Alexander.“ stellte Magnus noch immer nahezu tonlos fest. „Und ich glaube nicht, dass es daran lag, dass dir kalt war.“
Schnell richtete er seinen Blick wieder auf die Bäume auf der anderen Seite der Lichtung und schluckte leicht.
„N-nein, du … du bist... unheimlich... manchmal.“ murmelte er leise und wunderte sich, warum er nicht einfach aufstand und in seine Hütte zurückkehrte. Vielleicht weil er nicht wieder einfach flüchten wollte? Weil er nicht wieder feige sein wollte?
Einen Moment breitete sich Stille zwischen ihnen aus, die schließlich erneut durch die leisen Worte des Asiaten durchbrochen wurde.
„Weiß deine Frau, dass du hier bist?“
Nervös fuhr Alec sich durch die Haare und atmete tief ein.
„Izzy wird es ihr wohl inzwischen gesagt haben. Naja, außer wo genau ich bin.“
Magnus nickte stumm.
„Ich... verstehe nicht ganz warum sie zu solchen Mitteln gegriffen hat.“ gesteht er nach einigen Augenblicken nachdenklich. „Ich meine, ich kann mir vorstellen, dass deine Frau ziemlich aufgebracht darüber sein wird.“
Nicht nur Camille, auch mein Vater wird toben, antwortete Alec in Gedanken. Doch statt es auszusprechen, biss er sich leicht auf die Unterlippe.
„Sie.. sie meinte es nur gut und wollte mir einen Gefallen tun. Sie wollte, dass...“
Seufzend brach er ab und schüttelte leicht den Kopf.
„Sie wollte, dass...?“ hacke der andere fragend nach.
„Sie wollte einfach, dass ich gezwungen bin mal etwas allein zu tun, ohne dass mir jemand vorschreibt, was ich zu tun habe.“ antwortete der Größere resigniert.
„Aha.“ war die einfache Erwiderung von Magnus.
Eine ganze Weile starrte Alec auf den grasbewachsenen Boden vor sich und auch Magnus sagte nichts mehr. Doch obwohl sich Schweigen über sie gelegt hatte, schien die Stille nicht unangenehm zu sein. Wie sollte er es beschreiben? Es war als würden sie gemeinsam ihren eigenen Gedanken nachhängen...
Und wieder tat er etwas, dass er bisher nur ein einziges Mal getan hatte. Er stellte eine persönliche Frage.
„Was... was machst du eigentlich... beruflich?“
Kaum das er ausgesprochen hatte, konnte er erneut spüren, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Doch Magnus drehte nur leicht den Kopf und lächelte.
„Ich besitze zusammen mit den anderen beiden Chaoten eine kleine Pferde-Ranch in der Nähe von New York.“
„Zusammen mit Simon und Jace?“
Ein leichtes Nicken antwortete ihm.
„Entschuldige.. es ist nur... ihr seit ein seltsames Trio. So... so grundverschieden.“
„Hmm, das stimmt wohl. Aber ich denke, genau das macht uns aus. Weißt du, ich kenne die beiden schon eine Ewigkeit. Wir sind zusammen aufgewachsen. Sie sind für mich wie Geschwister. Und auch wenn viele sagen, dass wir zu jung wären, geben wir doch unser bestes und das Geschäft läuft.“
Leicht lächelte er, als er bemerkte, dass Alec ihn mit großen Augen anschaute. Irgendwie tat er ihm leid. Er wusste nicht, warum dieses Gefühl in ihm aufstieg, immerhin kannte er ihn erst ein paar Tage. Aber seine Unsicherheit und dieses Unschuldige, etwas dass man in dem Alter heutzutage kaum noch antraf, rührte ihn.
„Unsere Eltern waren miteinander befreundet und arbeiteten alle auf der Ranch, die mein Großvater aufgebaut hatte. Als nach dessen Tod mein Vater die Leitung übernommen hatte, wurde Jace's Vater seine rechte Hand. Simons Mum war und ist immer noch die gute Seele und hat immer darauf geachtet, dass wir Jungs auch ja nicht verhungern.“
Sanft schmunzelte er, als er an die Tage seiner Kindheit zurück dachte. Er wusste nicht, ob das Alec überhaupt interessierte. Aber er wollte das der andere Mann noch etwas sitzen blieb und sich vielleicht noch etwas mit ihm unterhielt.
„Leider starben meine Eltern bei einem Autounfall, als ich 12 war.“
„Das... das tut mir leid.“ unterbrachen ihn die leisen, bedrückten Worte des Jüngeren.
„Danke, aber es ist schon lange her und ich hatte großes Glück. Mein Vater hatte im Testament festgehalten, dass die Herondales die Treuhänderschaft für die Ranch übernehmen sollten, bis ich alt genug wäre. Und Jace's Eltern haben von sich aus angeboten die Vormundschaft für mich zu übernehmen, damit ich mein Zuhause nicht verlassen und in ein Heim gehen musste. Ich habe sie sogar gebeten das solange zu übernehmen, bis wir alle mit der Schule und der Ausbildung fertig waren und danach habe ich die Jungs gebeten, mir dabei zu helfen. Also teilen wir uns jetzt die Aufgaben, wobei Simon sich um Technik und den ganzen Internet-Kram kümmert, Jace eher der Typ ist, der überall anpackt und ich... naja, ich plane und dekoriere unter anderem.“
„Das... das klingt schön, fast wie eine richtige Familie.“
Ein kleines Lächeln spielte um Alec's Mundwinkel und mit jedem Wort, dass er sprach schien seine Nervosität nachzulassen. Er erwischte sich sogar dabei darüber nachzudenken, dass der andere nicht von einer Frau sprach. Hatte er vielleicht keine? Doch eine solch neugierige Frage zu stellen, kam ihm nicht in den Sinn.
Magnus hingegen schmunzelte sanft.
„Und du, Alexander?“
Die Röte schoss wieder in seine Wangen und sein Blick wanderte zu seinen Händen, die er auf seinen Unterschenkeln abgelegt hatte. Einen Moment verfluchte Magnus sich dafür immer wieder den vollen Namen zu benutzen, doch auf der anderen Seite fand er diese Reaktion auch irgendwie... niedlich. Moment, was dachte er da grade....
„I-ich bin... Juniorpartner in... in der Firma meines Vaters.“
„Und was ist das für eine Firma?“
„E-ein Bauunternehmen...“
Langsam zog der Asiat eine Augenbraue hoch und musterte ihn einen Moment.
„Das klingt interessant. Und was macht man als Juniorpartner?“
„Eigentlich... keine Ahnung.“
Ein leises Seufzen entwich ihm, was ihn noch mehr erröten ließ, als er es bemerkte.
„Hauptsächlich begleite ich meinen Vater bei seinen Geschäftsterminen und führe Protokolle, oder erledige was sonst noch so drum herum anfällt.“
„Also mehr wie ein persönlicher Sekretär?“ fragte Magnus ungerührt weiter und zog leicht die Augenbrauen zusammen.
„Mein Vater meint, dass ich erst alles richtig lernen muss, bevor er mir mehr Verantwortung übertragen kann.“
„Ich nehme an, du hast studiert?“
Ein leichtes Nicken folgte.
„Bauingenieur...“
„Dann solltest du doch aber in der Lage sein zumindest auf dem Gebiet eigenständig zu arbeiten.“
Als er die sinkenden Schultern des Jüngeren sah, versetzte ihm das einen leichten Stich.
„Mir fehlt die praktische Erfahrung und die muss ich erst sammeln.“
„Sagt dein Vater?“
„Und mein Großvater...“
Auf seinen fragenden Blick antwortete der andere mit einem traurig wirkenden Lächeln.
„Mein Vater hat die Firma von seinem Vater übernommen und auch wenn er sich mittlerweile aus dem Geschäft zurück gezogen hat, mischt er sich im Hintergrund immer noch hier und da ein.“
„Hmm.“ gab Magnus nachdenklich von sich. „Warum versuchst du es nicht einfach, vielleicht erst mal mit einem kleineren Projekt?“
„Das kann ich nicht...“ kam die geflüsterte Antwort.
„Warum nicht?“
„Weil...“
Ja, warum eigentlich nicht? Er hatte doch die entsprechende Ausbildung und diese sogar als einer der Besten abgeschlossen. Er hatte das nötige Fachwissen und die entsprechenden Kontakte. Er würde nur seinen Vater überzeugen müssen. Aber was wenn er doch etwas falsch machte. In der Theorie war das alles sehr viel einfacher, als in der Praxis. Ein Fehler konnte die Firma Unsummen kosten, Leute könnten ihren Job verlieren, Familien in den Ruin getrieben werden...
„Ich...ich bin noch nicht so weit.“ flüsterte Alec leise und diesmal schwang Schwermut in der Stimme mit.
Magnus hakte nicht weiter nach. Er freute sich vielmehr darüber, dass Alec sich überhaupt mit ihm unterhalten hatte und wollte ihn nicht mit seinen Ansichten und Denkweisen verschrecken.
Einige Zeit saßen sie noch schweigend nebeneinander und genossen die laue Sommernacht, ehe der Wind endlich nachließ. Ein Frösteln ließ Alec aufschrecken und sich über die Oberarme reiben. Verlegen schaute er in Magnus's Richtung und senkte gleich darauf wieder den Blick.
„Ich... ich geh mal wieder.“ murmelte er und deutete etwas hilflos in Richtung seiner Hütte, was den anderen zu einem leichten Nicken veranlasste.
„Es war... schön, sich mit dir zu unterhalten.“ setzte Alec noch hinterher und hoffte, dass Magnus nicht bemerken würde wie rot sein Gesicht schon wieder war.
„Ich fand es auch schön, Alexander.“ antwortete dieser lächelnd. „Schlaf gut.“
„D-du auch.“ erwiderte der Jüngere und wandte sich schnell ab, um in seiner Hütte zu verschwinden.
Unsicher drehte er sich auf den Rücken und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Drohte ihnen Gefahr von einem Sturm? Würden die Hütten stand halten? War es überhaupt ein Sturm oder doch nur ein... ja was? Ein starker Wind? Er hatte keine Ahnung davon, aber Luke hätte mit Sicherheit schon alle geweckt, wenn er wegen irgendetwas Bedenken gehabt hätte. Dennoch konnte Alec nicht wieder einschlafen und fuhr jedes Mal hoch, wenn er das dumpfe Knallen der Planen hörte oder ein leises Klirren und Scheppern.
Irgendwann richtete er leise seufzend auf und linste nervös aus dem Eingang seiner Hütte.
Das Licht des Mondes tauchte das Lager in ein seltsam wirkendes Zwielicht und die über den Boden wirbelnden Blätter und kleine Zweige weckten den Eindruck von tanzenden Feen. Gott, war er wieder kitschig. Dennoch kroch er von diesem Anblick fasziniert aus seiner Urlaubsbehausung und stellte fest, dass der ihn umspielende Wind nicht kalt sondern angenehm warm war. Kurz schloss er die Augen und genoss die Luft, die berührungslos durch seine Haare und über sein Gesicht strich.
„Kannst du nicht schlafen?“ riss ihn eine warme Stimme aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammen zucken. Mit einem Anflug von Panik blickte er sich nach dem Ursprung der Stimme um. Erst jetzt erkannte er den Mann, der in Boxershorts und einem Shirt mitten auf dem Platz zwischen den Hütten saß, die Beine im Schneidersitz untergeschlagen. Das schwarze Haar lag wirr auf seinem Kopf und die goldbraunen Augen waren hinter den geschlossenen Lidern verborgen. Dennoch lag ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
„D-der Sturm hat mich... geweckt.“ flüsterte Alec leise.
Langsam drehte Magnus den Kopf in seine Richtung und öffnete die Augen.
„Mich auch...“
„Warum...“ kurz unterbrach er sich mit einem leisen Räuspern, ehe Alec neu ansetzte. „Warum... sitzt du hier draußen?“ fragte Alec schüchtern und senkte leicht den Blick. Er konnte spüren, wie leichte Hitze in seine Wangen stieg.
„Weil ich so den Wind spüren kann.“ antwortete der andere leise. „Es gibt nicht viele Orte, an denen man die unberührte Natur so spüren und genießen kann.“
„Genießen?“ kurz schämte Alec sich ob des leicht piepsigen Tonfalls. Er konnte durchaus die Natur genießen, das bewies er jeden Morgen. Aber das hier? Was wenn doch ein Sturm aufzog? Wie sollten sie das ohne richtigen Schutz genießen können.
Doch Magnus lächelte nur und klopfte neben sich auf den Boden.
„Komm her.“
„Was?“
Unsicher machte er einen Schritt zurück.
„Keine Panik, Alexander.“ versuchte Magnus ihn zu beruhigen. „Setz dich einfach neben mich.“
Alec hatte keine Ahnung warum, aber beinahe sofort reagierte sein Körper auf die Worte und ging auf ihn zu. Er konnte es fast selbst nicht glauben, als er sich schließlich neben den anderen Mann setzte und die Beine ebenfalls im Schneidersitz verschränkte. Allerdings zuckte er kurz zusammen als ihre Knie sich berührten.
„Mach die Augen zu...“ flüsterte Magnus neben ihm.
„Atme ruhig und langsam. Versuch einfach nur hinaus zu horchen und die Natur zu fühlen.“
Zuerst einmal fühlte Alec sich unbehaglich. Er saß mitten in der Nacht auf einer Wiese irgendwo im Nirgendwo, bekleidet nur mit Unterhose und einem dünnen Shirt, neben einem Mann, den er gerade mal ein paar Tage kannte, umgeben von lauter schlafenden Fremden.
„Konzentriere dich auf den Geruch.“ raunte Magnus weiter „Kannst du es riechen? Den leicht holzigen und würzigen Duft der Bäume um uns herum? Die leicht fruchtige Note der Blumen und Obstbäume, die der Wind vom See herüber trägt und der leicht erdige Touch, der vom noch leicht warmen Boden aufsteigt?“
Plötzlich wurde Alec ruhiger. Der laue Wind strich über seinen Körper und spielte mit dem Stoff seines Shirts und seinen Haaren, streifte die feinen Härchen auf seiner nackten Haut. Er hörte das Säuseln in den Baumwipfeln, das leise Knacken, wenn sich ein Ast löste und natürlich die leise Stimme aus dem Mund des Mannes neben ihm. Aber genauso nahm er auch eben die Dinge wahr, welche die Stimme soeben beschrieben hatte.
„Besser?“ flüsterte dieser nach einigen Momenten fast tonlos.
Langsam öffnete Alec seine Augen wieder und blickte ihn fragend an.
„Du hast gezittert, Alexander.“ stellte Magnus noch immer nahezu tonlos fest. „Und ich glaube nicht, dass es daran lag, dass dir kalt war.“
Schnell richtete er seinen Blick wieder auf die Bäume auf der anderen Seite der Lichtung und schluckte leicht.
„N-nein, du … du bist... unheimlich... manchmal.“ murmelte er leise und wunderte sich, warum er nicht einfach aufstand und in seine Hütte zurückkehrte. Vielleicht weil er nicht wieder einfach flüchten wollte? Weil er nicht wieder feige sein wollte?
Einen Moment breitete sich Stille zwischen ihnen aus, die schließlich erneut durch die leisen Worte des Asiaten durchbrochen wurde.
„Weiß deine Frau, dass du hier bist?“
Nervös fuhr Alec sich durch die Haare und atmete tief ein.
„Izzy wird es ihr wohl inzwischen gesagt haben. Naja, außer wo genau ich bin.“
Magnus nickte stumm.
„Ich... verstehe nicht ganz warum sie zu solchen Mitteln gegriffen hat.“ gesteht er nach einigen Augenblicken nachdenklich. „Ich meine, ich kann mir vorstellen, dass deine Frau ziemlich aufgebracht darüber sein wird.“
Nicht nur Camille, auch mein Vater wird toben, antwortete Alec in Gedanken. Doch statt es auszusprechen, biss er sich leicht auf die Unterlippe.
„Sie.. sie meinte es nur gut und wollte mir einen Gefallen tun. Sie wollte, dass...“
Seufzend brach er ab und schüttelte leicht den Kopf.
„Sie wollte, dass...?“ hacke der andere fragend nach.
„Sie wollte einfach, dass ich gezwungen bin mal etwas allein zu tun, ohne dass mir jemand vorschreibt, was ich zu tun habe.“ antwortete der Größere resigniert.
„Aha.“ war die einfache Erwiderung von Magnus.
Eine ganze Weile starrte Alec auf den grasbewachsenen Boden vor sich und auch Magnus sagte nichts mehr. Doch obwohl sich Schweigen über sie gelegt hatte, schien die Stille nicht unangenehm zu sein. Wie sollte er es beschreiben? Es war als würden sie gemeinsam ihren eigenen Gedanken nachhängen...
Und wieder tat er etwas, dass er bisher nur ein einziges Mal getan hatte. Er stellte eine persönliche Frage.
„Was... was machst du eigentlich... beruflich?“
Kaum das er ausgesprochen hatte, konnte er erneut spüren, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Doch Magnus drehte nur leicht den Kopf und lächelte.
„Ich besitze zusammen mit den anderen beiden Chaoten eine kleine Pferde-Ranch in der Nähe von New York.“
„Zusammen mit Simon und Jace?“
Ein leichtes Nicken antwortete ihm.
„Entschuldige.. es ist nur... ihr seit ein seltsames Trio. So... so grundverschieden.“
„Hmm, das stimmt wohl. Aber ich denke, genau das macht uns aus. Weißt du, ich kenne die beiden schon eine Ewigkeit. Wir sind zusammen aufgewachsen. Sie sind für mich wie Geschwister. Und auch wenn viele sagen, dass wir zu jung wären, geben wir doch unser bestes und das Geschäft läuft.“
Leicht lächelte er, als er bemerkte, dass Alec ihn mit großen Augen anschaute. Irgendwie tat er ihm leid. Er wusste nicht, warum dieses Gefühl in ihm aufstieg, immerhin kannte er ihn erst ein paar Tage. Aber seine Unsicherheit und dieses Unschuldige, etwas dass man in dem Alter heutzutage kaum noch antraf, rührte ihn.
„Unsere Eltern waren miteinander befreundet und arbeiteten alle auf der Ranch, die mein Großvater aufgebaut hatte. Als nach dessen Tod mein Vater die Leitung übernommen hatte, wurde Jace's Vater seine rechte Hand. Simons Mum war und ist immer noch die gute Seele und hat immer darauf geachtet, dass wir Jungs auch ja nicht verhungern.“
Sanft schmunzelte er, als er an die Tage seiner Kindheit zurück dachte. Er wusste nicht, ob das Alec überhaupt interessierte. Aber er wollte das der andere Mann noch etwas sitzen blieb und sich vielleicht noch etwas mit ihm unterhielt.
„Leider starben meine Eltern bei einem Autounfall, als ich 12 war.“
„Das... das tut mir leid.“ unterbrachen ihn die leisen, bedrückten Worte des Jüngeren.
„Danke, aber es ist schon lange her und ich hatte großes Glück. Mein Vater hatte im Testament festgehalten, dass die Herondales die Treuhänderschaft für die Ranch übernehmen sollten, bis ich alt genug wäre. Und Jace's Eltern haben von sich aus angeboten die Vormundschaft für mich zu übernehmen, damit ich mein Zuhause nicht verlassen und in ein Heim gehen musste. Ich habe sie sogar gebeten das solange zu übernehmen, bis wir alle mit der Schule und der Ausbildung fertig waren und danach habe ich die Jungs gebeten, mir dabei zu helfen. Also teilen wir uns jetzt die Aufgaben, wobei Simon sich um Technik und den ganzen Internet-Kram kümmert, Jace eher der Typ ist, der überall anpackt und ich... naja, ich plane und dekoriere unter anderem.“
„Das... das klingt schön, fast wie eine richtige Familie.“
Ein kleines Lächeln spielte um Alec's Mundwinkel und mit jedem Wort, dass er sprach schien seine Nervosität nachzulassen. Er erwischte sich sogar dabei darüber nachzudenken, dass der andere nicht von einer Frau sprach. Hatte er vielleicht keine? Doch eine solch neugierige Frage zu stellen, kam ihm nicht in den Sinn.
Magnus hingegen schmunzelte sanft.
„Und du, Alexander?“
Die Röte schoss wieder in seine Wangen und sein Blick wanderte zu seinen Händen, die er auf seinen Unterschenkeln abgelegt hatte. Einen Moment verfluchte Magnus sich dafür immer wieder den vollen Namen zu benutzen, doch auf der anderen Seite fand er diese Reaktion auch irgendwie... niedlich. Moment, was dachte er da grade....
„I-ich bin... Juniorpartner in... in der Firma meines Vaters.“
„Und was ist das für eine Firma?“
„E-ein Bauunternehmen...“
Langsam zog der Asiat eine Augenbraue hoch und musterte ihn einen Moment.
„Das klingt interessant. Und was macht man als Juniorpartner?“
„Eigentlich... keine Ahnung.“
Ein leises Seufzen entwich ihm, was ihn noch mehr erröten ließ, als er es bemerkte.
„Hauptsächlich begleite ich meinen Vater bei seinen Geschäftsterminen und führe Protokolle, oder erledige was sonst noch so drum herum anfällt.“
„Also mehr wie ein persönlicher Sekretär?“ fragte Magnus ungerührt weiter und zog leicht die Augenbrauen zusammen.
„Mein Vater meint, dass ich erst alles richtig lernen muss, bevor er mir mehr Verantwortung übertragen kann.“
„Ich nehme an, du hast studiert?“
Ein leichtes Nicken folgte.
„Bauingenieur...“
„Dann solltest du doch aber in der Lage sein zumindest auf dem Gebiet eigenständig zu arbeiten.“
Als er die sinkenden Schultern des Jüngeren sah, versetzte ihm das einen leichten Stich.
„Mir fehlt die praktische Erfahrung und die muss ich erst sammeln.“
„Sagt dein Vater?“
„Und mein Großvater...“
Auf seinen fragenden Blick antwortete der andere mit einem traurig wirkenden Lächeln.
„Mein Vater hat die Firma von seinem Vater übernommen und auch wenn er sich mittlerweile aus dem Geschäft zurück gezogen hat, mischt er sich im Hintergrund immer noch hier und da ein.“
„Hmm.“ gab Magnus nachdenklich von sich. „Warum versuchst du es nicht einfach, vielleicht erst mal mit einem kleineren Projekt?“
„Das kann ich nicht...“ kam die geflüsterte Antwort.
„Warum nicht?“
„Weil...“
Ja, warum eigentlich nicht? Er hatte doch die entsprechende Ausbildung und diese sogar als einer der Besten abgeschlossen. Er hatte das nötige Fachwissen und die entsprechenden Kontakte. Er würde nur seinen Vater überzeugen müssen. Aber was wenn er doch etwas falsch machte. In der Theorie war das alles sehr viel einfacher, als in der Praxis. Ein Fehler konnte die Firma Unsummen kosten, Leute könnten ihren Job verlieren, Familien in den Ruin getrieben werden...
„Ich...ich bin noch nicht so weit.“ flüsterte Alec leise und diesmal schwang Schwermut in der Stimme mit.
Magnus hakte nicht weiter nach. Er freute sich vielmehr darüber, dass Alec sich überhaupt mit ihm unterhalten hatte und wollte ihn nicht mit seinen Ansichten und Denkweisen verschrecken.
Einige Zeit saßen sie noch schweigend nebeneinander und genossen die laue Sommernacht, ehe der Wind endlich nachließ. Ein Frösteln ließ Alec aufschrecken und sich über die Oberarme reiben. Verlegen schaute er in Magnus's Richtung und senkte gleich darauf wieder den Blick.
„Ich... ich geh mal wieder.“ murmelte er und deutete etwas hilflos in Richtung seiner Hütte, was den anderen zu einem leichten Nicken veranlasste.
„Es war... schön, sich mit dir zu unterhalten.“ setzte Alec noch hinterher und hoffte, dass Magnus nicht bemerken würde wie rot sein Gesicht schon wieder war.
„Ich fand es auch schön, Alexander.“ antwortete dieser lächelnd. „Schlaf gut.“
„D-du auch.“ erwiderte der Jüngere und wandte sich schnell ab, um in seiner Hütte zu verschwinden.
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