Mit ein bisschen Hilfe
von RoseInTheDark
Kurzbeschreibung
Sein ganzes Leben lang hat er getan, was man von ihm erwartet hat. Job, Karriere, Ehe - immer der gehorsame Sohn und der treusorgende Ehemann. Doch als seine Schwester ihn auf eine unverhoffte Urlaubsreise schickt, stellt das sein gesamtes Leben auf den Kopf.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood
Magnus Bane
03.02.2022
04.12.2022
15
30.809
11
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12.02.2022
2.005
Hallo Zusammen,
ich hab mich mal ein wenig umgeschaut und doch tatsächlich ein passendes Bild gefunden.
Alec als Geschäftsmann
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Die erste Nacht war gelinde gesagt... schrecklich.
Die ungewohnte Luftmatratze fühlte sich seltsam unter seinem Körper an und der Schlafsack engte seine Bewegungsfreiheit ein. So musste sich ein Roulade fühlen, ging ihm durch den Kopf und außerdem war ihm viel zu warm. Irgendwie fand er einfach keine gemütliche Position, aber er wollte auch nicht mitten in der Nacht anfangen seinen Schlafplatz umzubauen und damit vielleicht die anderen wach halten, oder noch schlimmer, sie wecken. Also versuchte er ruhig liegen zu bleiben und die Augen zu schließen, irgendwann würde der Schlaf schon kommen. Dennoch fühlte er sich seltsam unruhig und erneut musste er feststellen, dass er ein Kind der Großstadt war.
Eine Stadt wie Boston lebte und atmete. Autos, Menschen, Maschinen, Züge, Flugzeuge, alles bewegte sich rund um die Uhr, ließ die Luft vibrieren und die Erde beben. Selbst wenn es ruhig war, es war niemals still. Das Knistern und Brummen von Elektrizität war allgegenwärtig, auch wenn man es nicht bewusst wahrnahm. Es waren die Hintergrundgeräusche der Zivilisation, die ihm fehlten – das stündliche Leuten der fernen Kirchenuhr genauso wie das leise aber stetige Tick-Tack der Uhr an seiner Schlafzimmerwand.
Da war es fast schon beruhigend, das Lachen der Nachzügler am Feuer zu hören. Den tiefen Klang von Jace's Stimme erkannte er sofort, was aber auch nicht besonders schwer war. Dieser Mann war nicht zu übersehen und nicht zu überhören und er schien sich in dieser Rolle genauso gut zu gefallen wie Camille. Ob er sich wohl wie bei seiner Frau in dessen Schatten begeben konnte, um die Zeit hier zu überstehen?
Leise seufzend zog Alec den Deckenteil des Schlafsackes höher und vergrub sich geradezu darin, egal wie heiß ihm dadurch wurde. In Momenten wie diesen wünschte er sich auch so ungezwungen im Umgang mit Fremden zu sein. Aber er könnte sich nie so mit jemandem unterhalten, wie der Blonde mit den beiden Frauen, die ebenfalls noch da draußen saßen – vermutlich Aline und diese Maia. Im Gegenteil, er war erst einen halben Tag hier und kam sich jetzt schon vor wie ein Volltrottel. Wie würden da erst die nächsten Wochen werden?
Auf der anderen Seite aber brauchte er diese Ungezwungenheit in seinem normalen Leben nicht. Da kannte er die Leute mit denen er zu tun hatte, wusste was sie erwarteten und worüber sie reden wollten. Er kam aus einer Welt, in der es keine Zufallsbegegnungen gab. Es lief nichts ohne vorherige Terminabsprache, es gab keine Spontanität. So hatte man immer ausreichend Zeit sich Informationen über seine Gesprächspartner einzuholen.
Dennoch, er konnte zwar nicht verstehen was sie sagten, aber sie klangen als hätten sie Spaß.
Leichter Nebel lag über der Lichtung, als er am nächsten Morgen wieder ins Freie trat. Irgendwann war er doch in einen unruhigen und viel zu kurzen Schlaf gedriftet und so fühlte er sich im Moment auch. Sein Körper bettelte geradezu darum sich wieder hinlegen zu dürfen, dennoch schlüpfte er schnell in frische Kleidung und strich sich die Haare zurecht. Der Geruch nach feuchtem Waldboden und die angenehme Frische milderte den Druck hinter seiner Stirn und ließ ihn durchatmen. Die ersten Sonnenstrahlen zeichneten sich in den Wipfeln der umstehenden Bäume ab und die ersten Vögel begannen mit ihrem Gezwitscher. Wie kitschig, murrte die Stimme in seinem Kopf, die verdächtig nach Camille klang. Doch er mochte diesen Anblick und er genoss die Ruhe des Augenblicks. Es erinnerte ihn an die Geschichten und Märchen, die seine Mutter ihm in seiner Kindheit vorgelesen hatte und im Zwielicht der Dämmerung hatte er fast das Gefühl, als könnte jeden Moment eine jener Sagengestalten zwischen den Bäumen hervor treten und ihn grüßen.
Trotzdem löste er sich nach wenigen Augenblicken aus seiner Starre und machte sich leise auf den Weg zu Lagerhaus. Schnell hatte er aus der restlichen Glut der Nacht – dank ausreichend Übung am häuslichen Kamin – ein neues Feuer entzündet und machte sich auf die Suche nach einer Möglichkeit Wasser zu kochen. Es gab nicht vieles, was er wirklich brauchte, aber Kaffee gehörte definitiv dazu und er hoffte sehr, dass es dieses Gebräu hier geben würde. Während er die Regale durchstöberte, fiel ihm einer der Bögen in die Hände. Fast ehrfürchtig betrachtete er die einfache Waffe und strich über das glatte Holz. Während seines Studiums hatte er regelmäßig geschossen, wenn auch mit moderneren Bögen und er war sogar ziemlich gut gewesen. Aber in den letzten Jahren hatte er kaum noch Zeit für den Bogensport gehabt und das bedauerte er sehr. Ob er sich die Tage vielleicht eine der Waffen nehmen könnte? Es wäre schön wieder etwas mehr in Übung zu kommen.
„Guten Morgen.“
Erschrocken zuckte er zusammen, als er die Stimme hinter sich hörte.
„Miss Jocelyn... guten Morgen. Ich hoffe, ich habe sie nicht geweckt.“ antwortete er, nachdem er die Waffe weggelegt und sich zu der älteren Frau umgedreht hatte.
„Hatten wir uns nicht auf Du geeinigt?“ tadelte sie ihn gespielt. „Und nein, keine Sorge, hast du nicht.“
Wieder einmal senkte er leicht errötend den Blick.
„Gut.. ähm... ich wollte eigentlich Wasser kochen... für Kaffee... oder Tee... oder sowas. Ich hab nur...“
Schmunzelnd griff sie in eines der Regale und holte einen Wasserkessel hervor.
„Komm, ich zeige dir wo alles ist.“
Der Tag verging wie im Flug und nachdem auch die Nachtschwärmer aus ihren Hütten gekrochen waren, hatte Alec kaum noch Zeit gehabt sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Luke hatte ihn kurzerhand mit zum Sonnensegel aufbauen eingeteilt. Auch wenn er das noch nie gemacht hatte, er lernte schnell und er musste sich eingestehen, dass er sogar ein wenig Spaß dabei hatte. Er mochte die Leute hier irgendwie, sie schienen nett zu sein und selbst Magnus' Laune mache den Anschein sich gebessert zu haben.
Nachdem sie die Planen zwischen die Bäume gehängt und mit Stützen versehen hatten, machte der Asiat sich sogar daran die Tische umzustellen. Immer wieder hievten sie die schweren Holzmöbel umher und verrückten sie, bis sie scheinbar perfekt standen. Niemand murrte oder schimpfte darüber, so anstrengend es auch war.
„Wir kennen ihn nicht anders.“ hatte Jace nur mit einem Schulterzucken zu verstehen gegeben, ehe er die Ecke eines Tischen anheben sollte, um diesen um zehn Zentimeter zu verschieben. Und der Gemütszustand des exotisch anmutenden Mannes hellte sich sogar noch weiter auf, als Clary Kisten voll Kerzen und Lampen in der Steinbaracke gefunden hatte. Unter dem gutmütigen Spott seiner Freunde begann er damit die Lichtquellen scheinbar wahllos unter dem Sonnensegel zu verteilen. Mal stellte er ein Windlicht hier hin oder spannte ein Seil zwischen den Masten, um dort Laternen hinzuhängen. Neugierig und mit einer gewissen Faszination beobachtete Alec das etwas chaotisch anmutende Wirbeln, musste sogar darüber schmunzeln, wenn Magnus immer wieder einen Schritt zurück machte und sein Werk begutachtete, nur um dann das eine oder andere wenige Zentimeter zu verrücken. Und auch wenn er selbst kein Händchen für diese Dinge hatte, half er so gut er es vermochte. Immer wieder versuchten die anderen ihn in ihre Gespräche mit einzubeziehen, fragten nach seiner Meinung und brachten ihn dazu das ein oder andere mal leise zu lachen.
Irgendwann in dem ganzen Trubel waren einige der Frauen unter der Führung von Jocelyn aufgebrochen, um etwas Obst und Beeren und vielleicht sogar etwas wildes Gemüse zu sammeln. So hatten sie für das Abendessen nun eigentlich alles zusammen, außer frisches Fleisch. Aber keiner der Männer hatte sich nach der Arbeit noch aufraffen können. Deshalb hatten sie die Kühltruhe der Vorratskammer geplündert.
Nach dem Essen hatte Alec sich zu einem Spaziergang davon geschlichen. Es war ungewohnt und in gewisser Weise auch anstrengend für ihn sich den ganzen Tag unter eigentlich fremden Menschen zu bewegen und einfach nur zu reden. Aber er hatte geredet, nicht viel und sicherlich mit sehr viel Gestotter, aber niemand hatte sich über ihn lustig gemacht. Niemand hatte ihm einen dieser genervten Blicke zugeworfen oder ihn mit einer spöttischen Bemerkung bedacht.
Dennoch genoss er jetzt die Ruhe und die Einsamkeit, als er sich an das Ufer des Sees setzte. Den ersten Tag hatte er geschafft und sogar ganz gut überstanden, wie er fand. Trotzdem machte er sich Gedanken darüber, was seine Familie wohl sagen würde, wenn sie ihn so sehen würde. Zuhause lief er den ganzen Tag im Anzug umher, machte sich mehrmals am Tag frisch und wechselte wenigstens einmal das Hemd. Ständig musste er auf sein Aussehen achten, das wurde von ihm erwartet. Heute jedoch hatte er gar nicht die Zeit dazu gehabt. Er war den ganzen Tag in einem der Shirts und der Rangerhose umher gelaufen, die er in seinem Gepäck gefunden hatte. Er fühlte sich verschwitzt und dreckig und seine Haare waren für seine Verhältnisse unordentlich. Er sollte in Zukunft besser auf sein Aussehen achten.
Doch noch ehe weiter in seine Selbstanalyse abdriftete, konnte er Schritte hören und spüren, wie sich jemand neben ihn setzte. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass es sich um Jocelyn handelte. Er sagte nichts, nahm jedoch an dass die ältere Frau einen Grund haben würde.
„Alec, ich glaube, dass ich mich bei dir entschuldigen muss.“ begann diese nach einen Moment leise.
Leicht hob der junge Mann den Kopf und sah sie fragend an.
„Mein Mann und ich, wir kennen deine Schwester. Sie hat mit uns wegen diesem... Urlaub für dich gesprochen, aber wir gingen davon aus, dass es sich um ein ungewöhnliches Geschenk zu deinem Geburtstag handeln würde und dass du so etwas kennen und öfter machen würdest. Deshalb haben wir uns nichts dabei gedacht, als sie dich beim Einsteigen so überrumpelt hat. Erst hier ist uns langsam bewusst geworden, dass du das hier noch nie gemacht hast.“
Ein etwas missglücktes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
„Wir hätten besser aufpassen müssen, es tut mir leid.“
Doch Alec schüttelte nur leicht mit den Kopf und blickte wieder auf den See.
„Ist schon gut, es ist ja nicht eure Schuld. Und Izzy hat es nur gut gemeint.“
Er sprach leise und legte seine Arme auf seine angezogenen Beine.
„Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten...“ setzte sie an ohne ihn anzusehen. „Natürlich könnten wir versuchen dir einen zeitnahen Rückflug zu organisieren, auch wenn es ohne einen dringenden Notfall etwas umständlich werden wird. Aber dann könntest du in zwei oder drei Tagen wieder in Boston sein.“
Kurz schaute er auf. Natürlich musste es die Möglichkeit für einen Notfalltransport geben, aber er wollte wirklich niemandem Umstände bereiten.
„Oder du versuchst es durchzustehen. Acht Wochen sind keine Ewigkeit.“
Ungewollt presste sich ein kurzes gequältes Lachen aus seiner Brust. Errötend schlug er sich die Hand vor den Mund.
„Nicht?“ fragte er schließlich kläglich. „Im Moment bin ich mir nicht so sicher.“
Sanft legte sie eine Hand auf seinen Arm und lächelte mütterlich.
„Sieh mal, heute ist es doch ganz gut gelaufen. Versuch es doch einfach! Luke und ich werden dir helfen so gut es geht und ich bin mir sicher, die anderen auch.“
Noch immer sah er ziemlich zweifelnd und irgendwie verloren aus. Nur zu gerne hätte sie ihm die ganze Situation etwas erleichtert, aber sie wusste einfach nicht wie. Kurz zog sie sogar in Erwägung ihn über seinen Kopf hinweg nach Hause zu schicken. Doch er war kein Kind mehr und sollte selbst entscheiden. Irgendwie war ihr bewusst, dass der junge Mann vor ihr noch nie oder nur sehr selten wichtige Entscheidungen für sich selbst getroffen hatte.
„Na los, lass uns ins Camp zurück gehen. Schlaf eine Nacht darüber ehe du eine Wahl triffst.“
„Ich... ich würde gerne noch etwas hier sitzen bleiben.“ antwortete er leise und mit einem leicht missglückten Lächeln.
„Ganz wie du magst.“
Aufmunternd drückte sie seinen Arm, ehe sie sich langsam erhob und sich den Sand von der Hose wischte.
„Ich möchte nur das du weißt, dass du nur zu fragen brauchst, wenn du bei irgendwas Hilfe brauchst oder nicht weiter weißt.“
Kurz wurde ihr Blick eindringlich, doch dann bedachte sie ihn wieder mit einem ihrer gutmütigen Lächeln, ehe sie sich auf den Rückweg machte.
Es waren dunkelbraune Augen, die sie beobachteten und ihr folgten bis sie außer Sicht verschwand...
ich hab mich mal ein wenig umgeschaut und doch tatsächlich ein passendes Bild gefunden.
Alec als Geschäftsmann
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Die erste Nacht war gelinde gesagt... schrecklich.
Die ungewohnte Luftmatratze fühlte sich seltsam unter seinem Körper an und der Schlafsack engte seine Bewegungsfreiheit ein. So musste sich ein Roulade fühlen, ging ihm durch den Kopf und außerdem war ihm viel zu warm. Irgendwie fand er einfach keine gemütliche Position, aber er wollte auch nicht mitten in der Nacht anfangen seinen Schlafplatz umzubauen und damit vielleicht die anderen wach halten, oder noch schlimmer, sie wecken. Also versuchte er ruhig liegen zu bleiben und die Augen zu schließen, irgendwann würde der Schlaf schon kommen. Dennoch fühlte er sich seltsam unruhig und erneut musste er feststellen, dass er ein Kind der Großstadt war.
Eine Stadt wie Boston lebte und atmete. Autos, Menschen, Maschinen, Züge, Flugzeuge, alles bewegte sich rund um die Uhr, ließ die Luft vibrieren und die Erde beben. Selbst wenn es ruhig war, es war niemals still. Das Knistern und Brummen von Elektrizität war allgegenwärtig, auch wenn man es nicht bewusst wahrnahm. Es waren die Hintergrundgeräusche der Zivilisation, die ihm fehlten – das stündliche Leuten der fernen Kirchenuhr genauso wie das leise aber stetige Tick-Tack der Uhr an seiner Schlafzimmerwand.
Da war es fast schon beruhigend, das Lachen der Nachzügler am Feuer zu hören. Den tiefen Klang von Jace's Stimme erkannte er sofort, was aber auch nicht besonders schwer war. Dieser Mann war nicht zu übersehen und nicht zu überhören und er schien sich in dieser Rolle genauso gut zu gefallen wie Camille. Ob er sich wohl wie bei seiner Frau in dessen Schatten begeben konnte, um die Zeit hier zu überstehen?
Leise seufzend zog Alec den Deckenteil des Schlafsackes höher und vergrub sich geradezu darin, egal wie heiß ihm dadurch wurde. In Momenten wie diesen wünschte er sich auch so ungezwungen im Umgang mit Fremden zu sein. Aber er könnte sich nie so mit jemandem unterhalten, wie der Blonde mit den beiden Frauen, die ebenfalls noch da draußen saßen – vermutlich Aline und diese Maia. Im Gegenteil, er war erst einen halben Tag hier und kam sich jetzt schon vor wie ein Volltrottel. Wie würden da erst die nächsten Wochen werden?
Auf der anderen Seite aber brauchte er diese Ungezwungenheit in seinem normalen Leben nicht. Da kannte er die Leute mit denen er zu tun hatte, wusste was sie erwarteten und worüber sie reden wollten. Er kam aus einer Welt, in der es keine Zufallsbegegnungen gab. Es lief nichts ohne vorherige Terminabsprache, es gab keine Spontanität. So hatte man immer ausreichend Zeit sich Informationen über seine Gesprächspartner einzuholen.
Dennoch, er konnte zwar nicht verstehen was sie sagten, aber sie klangen als hätten sie Spaß.
Leichter Nebel lag über der Lichtung, als er am nächsten Morgen wieder ins Freie trat. Irgendwann war er doch in einen unruhigen und viel zu kurzen Schlaf gedriftet und so fühlte er sich im Moment auch. Sein Körper bettelte geradezu darum sich wieder hinlegen zu dürfen, dennoch schlüpfte er schnell in frische Kleidung und strich sich die Haare zurecht. Der Geruch nach feuchtem Waldboden und die angenehme Frische milderte den Druck hinter seiner Stirn und ließ ihn durchatmen. Die ersten Sonnenstrahlen zeichneten sich in den Wipfeln der umstehenden Bäume ab und die ersten Vögel begannen mit ihrem Gezwitscher. Wie kitschig, murrte die Stimme in seinem Kopf, die verdächtig nach Camille klang. Doch er mochte diesen Anblick und er genoss die Ruhe des Augenblicks. Es erinnerte ihn an die Geschichten und Märchen, die seine Mutter ihm in seiner Kindheit vorgelesen hatte und im Zwielicht der Dämmerung hatte er fast das Gefühl, als könnte jeden Moment eine jener Sagengestalten zwischen den Bäumen hervor treten und ihn grüßen.
Trotzdem löste er sich nach wenigen Augenblicken aus seiner Starre und machte sich leise auf den Weg zu Lagerhaus. Schnell hatte er aus der restlichen Glut der Nacht – dank ausreichend Übung am häuslichen Kamin – ein neues Feuer entzündet und machte sich auf die Suche nach einer Möglichkeit Wasser zu kochen. Es gab nicht vieles, was er wirklich brauchte, aber Kaffee gehörte definitiv dazu und er hoffte sehr, dass es dieses Gebräu hier geben würde. Während er die Regale durchstöberte, fiel ihm einer der Bögen in die Hände. Fast ehrfürchtig betrachtete er die einfache Waffe und strich über das glatte Holz. Während seines Studiums hatte er regelmäßig geschossen, wenn auch mit moderneren Bögen und er war sogar ziemlich gut gewesen. Aber in den letzten Jahren hatte er kaum noch Zeit für den Bogensport gehabt und das bedauerte er sehr. Ob er sich die Tage vielleicht eine der Waffen nehmen könnte? Es wäre schön wieder etwas mehr in Übung zu kommen.
„Guten Morgen.“
Erschrocken zuckte er zusammen, als er die Stimme hinter sich hörte.
„Miss Jocelyn... guten Morgen. Ich hoffe, ich habe sie nicht geweckt.“ antwortete er, nachdem er die Waffe weggelegt und sich zu der älteren Frau umgedreht hatte.
„Hatten wir uns nicht auf Du geeinigt?“ tadelte sie ihn gespielt. „Und nein, keine Sorge, hast du nicht.“
Wieder einmal senkte er leicht errötend den Blick.
„Gut.. ähm... ich wollte eigentlich Wasser kochen... für Kaffee... oder Tee... oder sowas. Ich hab nur...“
Schmunzelnd griff sie in eines der Regale und holte einen Wasserkessel hervor.
„Komm, ich zeige dir wo alles ist.“
Der Tag verging wie im Flug und nachdem auch die Nachtschwärmer aus ihren Hütten gekrochen waren, hatte Alec kaum noch Zeit gehabt sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Luke hatte ihn kurzerhand mit zum Sonnensegel aufbauen eingeteilt. Auch wenn er das noch nie gemacht hatte, er lernte schnell und er musste sich eingestehen, dass er sogar ein wenig Spaß dabei hatte. Er mochte die Leute hier irgendwie, sie schienen nett zu sein und selbst Magnus' Laune mache den Anschein sich gebessert zu haben.
Nachdem sie die Planen zwischen die Bäume gehängt und mit Stützen versehen hatten, machte der Asiat sich sogar daran die Tische umzustellen. Immer wieder hievten sie die schweren Holzmöbel umher und verrückten sie, bis sie scheinbar perfekt standen. Niemand murrte oder schimpfte darüber, so anstrengend es auch war.
„Wir kennen ihn nicht anders.“ hatte Jace nur mit einem Schulterzucken zu verstehen gegeben, ehe er die Ecke eines Tischen anheben sollte, um diesen um zehn Zentimeter zu verschieben. Und der Gemütszustand des exotisch anmutenden Mannes hellte sich sogar noch weiter auf, als Clary Kisten voll Kerzen und Lampen in der Steinbaracke gefunden hatte. Unter dem gutmütigen Spott seiner Freunde begann er damit die Lichtquellen scheinbar wahllos unter dem Sonnensegel zu verteilen. Mal stellte er ein Windlicht hier hin oder spannte ein Seil zwischen den Masten, um dort Laternen hinzuhängen. Neugierig und mit einer gewissen Faszination beobachtete Alec das etwas chaotisch anmutende Wirbeln, musste sogar darüber schmunzeln, wenn Magnus immer wieder einen Schritt zurück machte und sein Werk begutachtete, nur um dann das eine oder andere wenige Zentimeter zu verrücken. Und auch wenn er selbst kein Händchen für diese Dinge hatte, half er so gut er es vermochte. Immer wieder versuchten die anderen ihn in ihre Gespräche mit einzubeziehen, fragten nach seiner Meinung und brachten ihn dazu das ein oder andere mal leise zu lachen.
Irgendwann in dem ganzen Trubel waren einige der Frauen unter der Führung von Jocelyn aufgebrochen, um etwas Obst und Beeren und vielleicht sogar etwas wildes Gemüse zu sammeln. So hatten sie für das Abendessen nun eigentlich alles zusammen, außer frisches Fleisch. Aber keiner der Männer hatte sich nach der Arbeit noch aufraffen können. Deshalb hatten sie die Kühltruhe der Vorratskammer geplündert.
Nach dem Essen hatte Alec sich zu einem Spaziergang davon geschlichen. Es war ungewohnt und in gewisser Weise auch anstrengend für ihn sich den ganzen Tag unter eigentlich fremden Menschen zu bewegen und einfach nur zu reden. Aber er hatte geredet, nicht viel und sicherlich mit sehr viel Gestotter, aber niemand hatte sich über ihn lustig gemacht. Niemand hatte ihm einen dieser genervten Blicke zugeworfen oder ihn mit einer spöttischen Bemerkung bedacht.
Dennoch genoss er jetzt die Ruhe und die Einsamkeit, als er sich an das Ufer des Sees setzte. Den ersten Tag hatte er geschafft und sogar ganz gut überstanden, wie er fand. Trotzdem machte er sich Gedanken darüber, was seine Familie wohl sagen würde, wenn sie ihn so sehen würde. Zuhause lief er den ganzen Tag im Anzug umher, machte sich mehrmals am Tag frisch und wechselte wenigstens einmal das Hemd. Ständig musste er auf sein Aussehen achten, das wurde von ihm erwartet. Heute jedoch hatte er gar nicht die Zeit dazu gehabt. Er war den ganzen Tag in einem der Shirts und der Rangerhose umher gelaufen, die er in seinem Gepäck gefunden hatte. Er fühlte sich verschwitzt und dreckig und seine Haare waren für seine Verhältnisse unordentlich. Er sollte in Zukunft besser auf sein Aussehen achten.
Doch noch ehe weiter in seine Selbstanalyse abdriftete, konnte er Schritte hören und spüren, wie sich jemand neben ihn setzte. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass es sich um Jocelyn handelte. Er sagte nichts, nahm jedoch an dass die ältere Frau einen Grund haben würde.
„Alec, ich glaube, dass ich mich bei dir entschuldigen muss.“ begann diese nach einen Moment leise.
Leicht hob der junge Mann den Kopf und sah sie fragend an.
„Mein Mann und ich, wir kennen deine Schwester. Sie hat mit uns wegen diesem... Urlaub für dich gesprochen, aber wir gingen davon aus, dass es sich um ein ungewöhnliches Geschenk zu deinem Geburtstag handeln würde und dass du so etwas kennen und öfter machen würdest. Deshalb haben wir uns nichts dabei gedacht, als sie dich beim Einsteigen so überrumpelt hat. Erst hier ist uns langsam bewusst geworden, dass du das hier noch nie gemacht hast.“
Ein etwas missglücktes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
„Wir hätten besser aufpassen müssen, es tut mir leid.“
Doch Alec schüttelte nur leicht mit den Kopf und blickte wieder auf den See.
„Ist schon gut, es ist ja nicht eure Schuld. Und Izzy hat es nur gut gemeint.“
Er sprach leise und legte seine Arme auf seine angezogenen Beine.
„Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten...“ setzte sie an ohne ihn anzusehen. „Natürlich könnten wir versuchen dir einen zeitnahen Rückflug zu organisieren, auch wenn es ohne einen dringenden Notfall etwas umständlich werden wird. Aber dann könntest du in zwei oder drei Tagen wieder in Boston sein.“
Kurz schaute er auf. Natürlich musste es die Möglichkeit für einen Notfalltransport geben, aber er wollte wirklich niemandem Umstände bereiten.
„Oder du versuchst es durchzustehen. Acht Wochen sind keine Ewigkeit.“
Ungewollt presste sich ein kurzes gequältes Lachen aus seiner Brust. Errötend schlug er sich die Hand vor den Mund.
„Nicht?“ fragte er schließlich kläglich. „Im Moment bin ich mir nicht so sicher.“
Sanft legte sie eine Hand auf seinen Arm und lächelte mütterlich.
„Sieh mal, heute ist es doch ganz gut gelaufen. Versuch es doch einfach! Luke und ich werden dir helfen so gut es geht und ich bin mir sicher, die anderen auch.“
Noch immer sah er ziemlich zweifelnd und irgendwie verloren aus. Nur zu gerne hätte sie ihm die ganze Situation etwas erleichtert, aber sie wusste einfach nicht wie. Kurz zog sie sogar in Erwägung ihn über seinen Kopf hinweg nach Hause zu schicken. Doch er war kein Kind mehr und sollte selbst entscheiden. Irgendwie war ihr bewusst, dass der junge Mann vor ihr noch nie oder nur sehr selten wichtige Entscheidungen für sich selbst getroffen hatte.
„Na los, lass uns ins Camp zurück gehen. Schlaf eine Nacht darüber ehe du eine Wahl triffst.“
„Ich... ich würde gerne noch etwas hier sitzen bleiben.“ antwortete er leise und mit einem leicht missglückten Lächeln.
„Ganz wie du magst.“
Aufmunternd drückte sie seinen Arm, ehe sie sich langsam erhob und sich den Sand von der Hose wischte.
„Ich möchte nur das du weißt, dass du nur zu fragen brauchst, wenn du bei irgendwas Hilfe brauchst oder nicht weiter weißt.“
Kurz wurde ihr Blick eindringlich, doch dann bedachte sie ihn wieder mit einem ihrer gutmütigen Lächeln, ehe sie sich auf den Rückweg machte.
Es waren dunkelbraune Augen, die sie beobachteten und ihr folgten bis sie außer Sicht verschwand...
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