Mit ein bisschen Hilfe
von RoseInTheDark
Kurzbeschreibung
Sein ganzes Leben lang hat er getan, was man von ihm erwartet hat. Job, Karriere, Ehe - immer der gehorsame Sohn und der treusorgende Ehemann. Doch als seine Schwester ihn auf eine unverhoffte Urlaubsreise schickt, stellt das sein gesamtes Leben auf den Kopf.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood
Magnus Bane
03.02.2022
04.12.2022
15
30.809
11
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08.02.2022
1.813
Sie liefen bereits eine gefühlte Ewigkeit durch den nicht allzu dichten Wald und so langsam bekam Alec die ungewohnte Anstrengung zu spüren. Das Gewicht des Rucksacks drückte unangenehm auf seinen Schultern und seine Oberschenkel brannten, von dem unwegsamen Gelände. Er war ein Kind der Großstadt und das konnte er nicht leugnen. Allerdings schien es nicht nur ihm so zu gehen. Auch die anderen waren mit der Zeit immer ruhiger geworden und selbst der teilweise großspurig wirkende Jace zeigte erste Anzeichen von Erschöpfung. Selbst bei ihrem Reiseleiter und Magnus waren inzwischen feine Schweißperlen auf der Stirn zu sehen.
Doch irgendwann stoppten sie am Rand eines nahezu runden Platzes.
„Willkommen in unserem Camp.“
Luke war vor die Gruppe getreten und deutete mit einer allumfassenden Geste hinter sich.
„Ich gehe davon aus, dass ihr erst einmal euer Gepäck los werden und euch etwas umsehen wollt. Also sucht euch eine Hütte aus und richtet euch etwas ein. Wer etwas braucht, wir sind vorne in der ersten Hütte. In einer Stunde treffen wir uns an der Feuerstelle wieder.“
Unter leisen Gemurmel strömten die anderen auseinander, nur Alec blieb noch einen Moment schweigend stehen und ließ seinen Blick über die offensichtlich künstlich geschaffene Lichtung schweifen. Als erstes hefteten sich seine Augen auf eben jenes Gebäude, das der ältere Mann angesprochen hatte. Es war das einzige aus Stein gemauerte Bauwerk und nahm fast die komplette Stirnseite des Platzes in Anspruch. Er vermutete, dass es sich um eine Art Lagerraum handeln würde. Von dort aus führte ein mehr oder weniger angelegter Pfad zu einer großen, mit Steinen ausgelegten Kuhle im Boden. Irgendwer hatte sich die Mühe gemacht dicke Baumstämme darum zu legen, vermutlich als Sitzgelegenheiten am Feuer. Der restliche Mittelteil des Platzes wurde von einer Grünfläche eingenommen, auf der nur vereinzelt ein paar Bäume aufragten. Zwischen diesen waren ein paar Tische aus halbierten Baumstämmen im Halbkreis aufgebaut.
Erst dann fiel sein Blick auf die kleinen Behausungen, welche die Ränder der Lichtung säumten und unbewusst hielt er für einen Moment den Atem an. Auf den ersten Blick wirkten die Hütten wie aus Zweigen, dünnen Ästen, Schilf und Palmenwedeln zusammengeschusterte Hundehütten. Darin sollte er die nächsten Wochen wohnen? Doch sofort rügte er sich für diesen Gedanken. Er wusste durchaus, dass es mehr als genug Menschen gab, die selbst für eine winzige Hütte mit windschiefem Dach dankbar wären.
Vielleicht sollte er dem ganzen Versuch geben. Schließlich ist er nicht der erste Gast in diesem Camp und auch Luke schien keine mit seiner Größe zu haben. Trotzdem beobachtete er die anderen mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch. Und das verstärkte sich noch, als er die ersten Matten, Luftmatratzen und Schlafsäcke zum Vorschein kommen sah. Noch nie in seinem Leben hatte er auf etwas anderem als einem Bett oder hin und wieder einem Sofa geschlafen. Was hatte Izzy ihm da nur eingebrockt?
Aber was brachte es schon zu Hadern oder zu Jammern? Nichts. Es war nun einmal wie es war und er war nun einmal hier, also würde er sich damit abfinden und sich anpassen müssen. Noch einmal rückte er den Rucksack zurecht und ging ebenfalls los. Da die Hütten nahe der Feuerstelle nun bereits belegt waren, blieb nur noch eine der etwas abseits stehenden. Doch das störte ihn nicht wirklich. Da er vermutete, dass dort bei der Kuhle der Hauptversammlungspunkt sein würde, hoffte er darauf etwas entfernt mehr Ruhe zu finden. Gemächlich schritt er die Reihe der kleinen Behausungen ab und stellte fest, dass sie alle die gleiche Bauart hatten. Fast erinnerten sie ihn an die Dschungelhütten, die er in so mancher Dokumentation gesehen hatte.
Schließlich ließ er sein Gepäck mit einem unterdrückten Ächzen zu Boden gleiten und betrachtete sein vorübergehendes Domizil noch einmal genauer. Es war nicht ganz so klein, wie er im ersten Moment befürchtet hatte, dennoch würde er sich darin nicht vollständig aufrichten können. Es erinnerte in seiner Größe eher an ein Campingzelt. Aber er würde bequem darin liegen können und hatte noch genug Platz für Stauraum übrig. Außerdem machte es bei näherer Betrachtung durchaus einen stabilen und wasserdichten Eindruck, so dass er nicht befürchten musste unter dem Dach begraben oder bei Regen geduscht zu werden. Trotzdem war er sich ziemlich sicher, dass sich das kein Bauingenieur angesehen hatte. Naja, bei der geringen Höhe musste auch keine Statik berechnet werden.
Als er die Hütte schließlich betrat, stellte er fest, dass der Boden etwas unter seinen Füssen federte. Vermutlich hatte man einen etwas erhöhten Bretterboden eingebaut, damit bei Regen nicht sofort alles nass wurde und das Wasser unter der Hütte ablaufen konnte. Außerdem war der Untergrund mit Schilf und Reisig ausgelegt. Neugierig beugte er sich hinab und tastete das Material mit der Hand ab. Es war ein ungewohntes Gefühl, aber nicht unbedingt schlecht.
Doch noch ehe er sich genauer damit vertraut machen konnte, hörte er dumpfes Poltern und fluchende Stimmen von draußen. Ein Reflex ließ ihn innerlich den Kopf einziehen. Die einzigen, die normalerweise in seiner Gegenwart schimpfen, waren sein Vater und Camille, wenn sie der Meinung waren, dass er mal wieder etwas falsch gemacht hatte. Hatte sich vielleicht schon jemand anderes diese Hütte vor ihm ausgesucht? Oh, er wollte bestimmt niemandem seine Wahl streitig machen. Dann würde er eben eine Hütte weiter ziehen. Doch als er den Kopf hinaus streckte und sich umsah, konnte er im ersten Moment nur einen wohlgeformten Hintern in schwarzer Jeans mit silbernem Gürtel und dunkle Boots aus der Nachbarhütte heraus ragen sehen.
„...und alles nur weil er seinen scheiß Schwanz nicht unter Kontrolle halten kann.“
Auch wenn Alec noch nicht viel von ihm gehört hatte, so erkannte er doch die Stimme des Asiaten wieder. Der mitschwingende Zorn erschreckte ihn, doch das Gehörte ließ ihn erröten. Natürlich ahnte er was gemeint war, aber würde er es je wagen solch frivole Worte in den Mund zu nehmen, würde sein Vater ihm den Mund mit Kernseife auswaschen – oder schlimmeres.
„Ach komm schon, du kennst ihn jetzt wie lange? 20 Jahre? Wenn du ehrlich bist, wusstest du, dass es früher oder später passieren würde. Er hat sich schon immer durch alle Betten gevögelt.“
Erst jetzt bemerkte er Simon, der gelassen an der Außenwand der Hütte lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Nur einen Moment später tauchte der Kopf mit den rot gefärbten Haarspitzen in seinem Sichtfeld auf.
„Aber musste es gerade dieses Bett sein, verdammt. Das eine sag ich dir, wenn so etwas nochmal vorkommt, kastriere ich ihn eigenhändig.“
„Magnus, wenn das nochmal vorkommt, helfe ich dir sogar dabei. Aber jetzt ist es nun mal wie es ist. Raphael und Ragnor werden das schon wieder hinbiegen und in zwei Monaten ist Gras über die Geschichte gewachsen. Und jetzt mach hin, dann können wir uns noch etwas umschau...“
Er brach mitten im Wort ab, als er aufschaute.
„Oh. Hi. Alec, richtig?“
Ein kurzes Nicken mit glühenden Wangen folgte.
„Ähm, ja... hi... tut mir leid, ich... ich wollte nicht lauschen.“
Als Magnus sich auch noch in seine Richtung drehte, senkte Alec schnell wieder den Blick.
„Schon okay, wenn wir nicht wollen, dass uns jemand hört, sollten wir leiser sein.“ grinste Simon ihm entgegen. Der Geschäftsmann antwortete mit einem kurzen, verlegenen Lächeln.
„Ich... ähm... ich sollte... weiter machen...“
Kurz deutete er in seine Unterkunft, griff dann nach seinem Gepäck und verschwand eilig wieder im Inneren. Das es vielleicht ein wenig wie Flucht wirkte, war ihm in diesem Moment egal. Das war gerade einfach nur peinlich gewesen. Was mussten die beiden jetzt von ihm denken?
Es wurde langsam dunkel, als Alec später zu Feuerstelle kam. Alle anderen waren bereits anwesend und ein Feuer brannte in der Mitte der Kuhle. Er mochte es nicht als Letzter in eine Situation zu kommen, weil dann unweigerlich alle Blicke auf ihm ruhten und er das Gefühl hatte, dass er unpünktlich wäre und alle anderen aufgehalten würde. Anders als er liebte seine Frau so etwas hingegen, weil es ihr die Aufmerksamkeit einbrachte, nach der sie verlangte. Unwillkürlich wünschte er sich Camille an seine Seite. Ja, er vermisste sie in gewisser Weise. Ihre schlanke Gestalt, die langen pechschwarzen Haare und ihr ganzes Auftreten sorgten dafür, dass er in den Hintergrund rücken konnte. Das gab ihm immer die Gelegenheit erst in die Rolle eines Beobachters zu schlüpfen, ehe er sich an Gesprächen beteiligte. Doch hier war er auf sich alleine gestellt. Mit einem zögerlichen Lächeln nickte er den anderen zu, als er sich einen Platz auf einem der Baumstämme suchte.
Luke erklärte ihnen, dass es sich bei dem Steingebäude tatsächlich im einen gekühlten Vorratsraum handelte. Dort lagerten Essensvorräte und Getränke, genauso wie die medizinische Notfallausrüstung, Werkzeuge und noch so einiges anderes, was sie wohl benötigen würden. Doch Alec konnte ihm nur mit einem Ohr zuhören. Der andere Teil seiner Aufmerksamkeit wurde von dem blonden Undercut beansprucht. Dieser stand breitbeinig und mit freiem Oberkörper an einem aufgerichteten Stück Stamm, auf dem ein kleinerer Holzklotz stand. Schwungvoll ließ er eine große Axt darauf nieder sausen, so dass dieser mit einem lauten Knacken auseinander brach. Inzwischen glitzerte auf seiner leicht gebräunten Haut ein sanfter Schimmer von Feuchtigkeit, was die schwarzen Linien seiner Tattoos noch deutlicher hervor hob.
Einen Moment starrte der große junge Mann ihn einfach nur an, ehe er bemerkte was er tat und den Blick mit sich rot färbenden Ohren schnell wieder senkte. Dennoch blickte er immer wieder verstohlen und teilweise fasziniert hinüber.
Inzwischen erzählte Luke, dass die Inseln mit reichhaltiger Flora und Fauna ausgestattet waren, so dass sich manche frühere Urlaubsgruppen versucht hätten sich weitestgehend selbst mit Früchten, frischem Fleisch und vor allem Fisch zu versorgen.
„Hat den jemand Erfahrung mit der Jagd?“
Neugierig ließ der Reiseleiter seinen Blick über die Gruppe junger Menschen gleiten.
„Generell ja.“ meinte Jace und legte sich die Axt auf die Schulter. „Allerdings habe ich keine Gewehre gefunden.“
Lächelnd nickte der ältere Mann.
„Wir haben zwei Armbrüste und ein paar Bögen.“
Ein unverkennbares Schnauben ertönte, von dem Alec wusste, dass es zu Magnus gehörte.
„Spielen wir jetzt Cowboy und Indianer?“
„Es soll nur ein Zeitvertreib sein.“ beschwichtigte Jocelyn. „Wir sind nicht unbedingt darauf angewiesen.“
Sie schenkte dem Asiaten ein freundliches Lächeln. Dann richtete sie sich jedoch etwas auf und wurde eine Spur ernster.
„Etwa zehn Minuten von hier in diese Richtung ist ein See, der zum Baden geeignet ist. Auch wenn das Wasser sauber ist, bitte ich euch nicht daraus zu trinken. Wir haben ein eigens dafür vorgesehenes Trinkwasserreservoir.“
Außerdem erklärte sie, dass es eine kleine Auswahl an natürlichen Seifen gab, für den Fall das sich jemand im See waschen wollte. Aber sie hatten auch eine kleine Wasseraufbereitungsanlage, für Spülwasser und andere notwendige Dinge. Es gab keine konkrete Aufgabenverteilung, dennoch ging man davon aus, dass sich alle an den nötigen Arbeiten im Lager beteiligten. Während eines kleinen, schnellen Abendessens besprach man noch die Planung für den nächsten Tag. Es ging darum das Lager gemütlich einzurichten und ein paar Sonnensegel aufzuspannen. Doch schließlich zogen sich die meisten in ihre Hütten zurück.
Doch irgendwann stoppten sie am Rand eines nahezu runden Platzes.
„Willkommen in unserem Camp.“
Luke war vor die Gruppe getreten und deutete mit einer allumfassenden Geste hinter sich.
„Ich gehe davon aus, dass ihr erst einmal euer Gepäck los werden und euch etwas umsehen wollt. Also sucht euch eine Hütte aus und richtet euch etwas ein. Wer etwas braucht, wir sind vorne in der ersten Hütte. In einer Stunde treffen wir uns an der Feuerstelle wieder.“
Unter leisen Gemurmel strömten die anderen auseinander, nur Alec blieb noch einen Moment schweigend stehen und ließ seinen Blick über die offensichtlich künstlich geschaffene Lichtung schweifen. Als erstes hefteten sich seine Augen auf eben jenes Gebäude, das der ältere Mann angesprochen hatte. Es war das einzige aus Stein gemauerte Bauwerk und nahm fast die komplette Stirnseite des Platzes in Anspruch. Er vermutete, dass es sich um eine Art Lagerraum handeln würde. Von dort aus führte ein mehr oder weniger angelegter Pfad zu einer großen, mit Steinen ausgelegten Kuhle im Boden. Irgendwer hatte sich die Mühe gemacht dicke Baumstämme darum zu legen, vermutlich als Sitzgelegenheiten am Feuer. Der restliche Mittelteil des Platzes wurde von einer Grünfläche eingenommen, auf der nur vereinzelt ein paar Bäume aufragten. Zwischen diesen waren ein paar Tische aus halbierten Baumstämmen im Halbkreis aufgebaut.
Erst dann fiel sein Blick auf die kleinen Behausungen, welche die Ränder der Lichtung säumten und unbewusst hielt er für einen Moment den Atem an. Auf den ersten Blick wirkten die Hütten wie aus Zweigen, dünnen Ästen, Schilf und Palmenwedeln zusammengeschusterte Hundehütten. Darin sollte er die nächsten Wochen wohnen? Doch sofort rügte er sich für diesen Gedanken. Er wusste durchaus, dass es mehr als genug Menschen gab, die selbst für eine winzige Hütte mit windschiefem Dach dankbar wären.
Vielleicht sollte er dem ganzen Versuch geben. Schließlich ist er nicht der erste Gast in diesem Camp und auch Luke schien keine mit seiner Größe zu haben. Trotzdem beobachtete er die anderen mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch. Und das verstärkte sich noch, als er die ersten Matten, Luftmatratzen und Schlafsäcke zum Vorschein kommen sah. Noch nie in seinem Leben hatte er auf etwas anderem als einem Bett oder hin und wieder einem Sofa geschlafen. Was hatte Izzy ihm da nur eingebrockt?
Aber was brachte es schon zu Hadern oder zu Jammern? Nichts. Es war nun einmal wie es war und er war nun einmal hier, also würde er sich damit abfinden und sich anpassen müssen. Noch einmal rückte er den Rucksack zurecht und ging ebenfalls los. Da die Hütten nahe der Feuerstelle nun bereits belegt waren, blieb nur noch eine der etwas abseits stehenden. Doch das störte ihn nicht wirklich. Da er vermutete, dass dort bei der Kuhle der Hauptversammlungspunkt sein würde, hoffte er darauf etwas entfernt mehr Ruhe zu finden. Gemächlich schritt er die Reihe der kleinen Behausungen ab und stellte fest, dass sie alle die gleiche Bauart hatten. Fast erinnerten sie ihn an die Dschungelhütten, die er in so mancher Dokumentation gesehen hatte.
Schließlich ließ er sein Gepäck mit einem unterdrückten Ächzen zu Boden gleiten und betrachtete sein vorübergehendes Domizil noch einmal genauer. Es war nicht ganz so klein, wie er im ersten Moment befürchtet hatte, dennoch würde er sich darin nicht vollständig aufrichten können. Es erinnerte in seiner Größe eher an ein Campingzelt. Aber er würde bequem darin liegen können und hatte noch genug Platz für Stauraum übrig. Außerdem machte es bei näherer Betrachtung durchaus einen stabilen und wasserdichten Eindruck, so dass er nicht befürchten musste unter dem Dach begraben oder bei Regen geduscht zu werden. Trotzdem war er sich ziemlich sicher, dass sich das kein Bauingenieur angesehen hatte. Naja, bei der geringen Höhe musste auch keine Statik berechnet werden.
Als er die Hütte schließlich betrat, stellte er fest, dass der Boden etwas unter seinen Füssen federte. Vermutlich hatte man einen etwas erhöhten Bretterboden eingebaut, damit bei Regen nicht sofort alles nass wurde und das Wasser unter der Hütte ablaufen konnte. Außerdem war der Untergrund mit Schilf und Reisig ausgelegt. Neugierig beugte er sich hinab und tastete das Material mit der Hand ab. Es war ein ungewohntes Gefühl, aber nicht unbedingt schlecht.
Doch noch ehe er sich genauer damit vertraut machen konnte, hörte er dumpfes Poltern und fluchende Stimmen von draußen. Ein Reflex ließ ihn innerlich den Kopf einziehen. Die einzigen, die normalerweise in seiner Gegenwart schimpfen, waren sein Vater und Camille, wenn sie der Meinung waren, dass er mal wieder etwas falsch gemacht hatte. Hatte sich vielleicht schon jemand anderes diese Hütte vor ihm ausgesucht? Oh, er wollte bestimmt niemandem seine Wahl streitig machen. Dann würde er eben eine Hütte weiter ziehen. Doch als er den Kopf hinaus streckte und sich umsah, konnte er im ersten Moment nur einen wohlgeformten Hintern in schwarzer Jeans mit silbernem Gürtel und dunkle Boots aus der Nachbarhütte heraus ragen sehen.
„...und alles nur weil er seinen scheiß Schwanz nicht unter Kontrolle halten kann.“
Auch wenn Alec noch nicht viel von ihm gehört hatte, so erkannte er doch die Stimme des Asiaten wieder. Der mitschwingende Zorn erschreckte ihn, doch das Gehörte ließ ihn erröten. Natürlich ahnte er was gemeint war, aber würde er es je wagen solch frivole Worte in den Mund zu nehmen, würde sein Vater ihm den Mund mit Kernseife auswaschen – oder schlimmeres.
„Ach komm schon, du kennst ihn jetzt wie lange? 20 Jahre? Wenn du ehrlich bist, wusstest du, dass es früher oder später passieren würde. Er hat sich schon immer durch alle Betten gevögelt.“
Erst jetzt bemerkte er Simon, der gelassen an der Außenwand der Hütte lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Nur einen Moment später tauchte der Kopf mit den rot gefärbten Haarspitzen in seinem Sichtfeld auf.
„Aber musste es gerade dieses Bett sein, verdammt. Das eine sag ich dir, wenn so etwas nochmal vorkommt, kastriere ich ihn eigenhändig.“
„Magnus, wenn das nochmal vorkommt, helfe ich dir sogar dabei. Aber jetzt ist es nun mal wie es ist. Raphael und Ragnor werden das schon wieder hinbiegen und in zwei Monaten ist Gras über die Geschichte gewachsen. Und jetzt mach hin, dann können wir uns noch etwas umschau...“
Er brach mitten im Wort ab, als er aufschaute.
„Oh. Hi. Alec, richtig?“
Ein kurzes Nicken mit glühenden Wangen folgte.
„Ähm, ja... hi... tut mir leid, ich... ich wollte nicht lauschen.“
Als Magnus sich auch noch in seine Richtung drehte, senkte Alec schnell wieder den Blick.
„Schon okay, wenn wir nicht wollen, dass uns jemand hört, sollten wir leiser sein.“ grinste Simon ihm entgegen. Der Geschäftsmann antwortete mit einem kurzen, verlegenen Lächeln.
„Ich... ähm... ich sollte... weiter machen...“
Kurz deutete er in seine Unterkunft, griff dann nach seinem Gepäck und verschwand eilig wieder im Inneren. Das es vielleicht ein wenig wie Flucht wirkte, war ihm in diesem Moment egal. Das war gerade einfach nur peinlich gewesen. Was mussten die beiden jetzt von ihm denken?
Es wurde langsam dunkel, als Alec später zu Feuerstelle kam. Alle anderen waren bereits anwesend und ein Feuer brannte in der Mitte der Kuhle. Er mochte es nicht als Letzter in eine Situation zu kommen, weil dann unweigerlich alle Blicke auf ihm ruhten und er das Gefühl hatte, dass er unpünktlich wäre und alle anderen aufgehalten würde. Anders als er liebte seine Frau so etwas hingegen, weil es ihr die Aufmerksamkeit einbrachte, nach der sie verlangte. Unwillkürlich wünschte er sich Camille an seine Seite. Ja, er vermisste sie in gewisser Weise. Ihre schlanke Gestalt, die langen pechschwarzen Haare und ihr ganzes Auftreten sorgten dafür, dass er in den Hintergrund rücken konnte. Das gab ihm immer die Gelegenheit erst in die Rolle eines Beobachters zu schlüpfen, ehe er sich an Gesprächen beteiligte. Doch hier war er auf sich alleine gestellt. Mit einem zögerlichen Lächeln nickte er den anderen zu, als er sich einen Platz auf einem der Baumstämme suchte.
Luke erklärte ihnen, dass es sich bei dem Steingebäude tatsächlich im einen gekühlten Vorratsraum handelte. Dort lagerten Essensvorräte und Getränke, genauso wie die medizinische Notfallausrüstung, Werkzeuge und noch so einiges anderes, was sie wohl benötigen würden. Doch Alec konnte ihm nur mit einem Ohr zuhören. Der andere Teil seiner Aufmerksamkeit wurde von dem blonden Undercut beansprucht. Dieser stand breitbeinig und mit freiem Oberkörper an einem aufgerichteten Stück Stamm, auf dem ein kleinerer Holzklotz stand. Schwungvoll ließ er eine große Axt darauf nieder sausen, so dass dieser mit einem lauten Knacken auseinander brach. Inzwischen glitzerte auf seiner leicht gebräunten Haut ein sanfter Schimmer von Feuchtigkeit, was die schwarzen Linien seiner Tattoos noch deutlicher hervor hob.
Einen Moment starrte der große junge Mann ihn einfach nur an, ehe er bemerkte was er tat und den Blick mit sich rot färbenden Ohren schnell wieder senkte. Dennoch blickte er immer wieder verstohlen und teilweise fasziniert hinüber.
Inzwischen erzählte Luke, dass die Inseln mit reichhaltiger Flora und Fauna ausgestattet waren, so dass sich manche frühere Urlaubsgruppen versucht hätten sich weitestgehend selbst mit Früchten, frischem Fleisch und vor allem Fisch zu versorgen.
„Hat den jemand Erfahrung mit der Jagd?“
Neugierig ließ der Reiseleiter seinen Blick über die Gruppe junger Menschen gleiten.
„Generell ja.“ meinte Jace und legte sich die Axt auf die Schulter. „Allerdings habe ich keine Gewehre gefunden.“
Lächelnd nickte der ältere Mann.
„Wir haben zwei Armbrüste und ein paar Bögen.“
Ein unverkennbares Schnauben ertönte, von dem Alec wusste, dass es zu Magnus gehörte.
„Spielen wir jetzt Cowboy und Indianer?“
„Es soll nur ein Zeitvertreib sein.“ beschwichtigte Jocelyn. „Wir sind nicht unbedingt darauf angewiesen.“
Sie schenkte dem Asiaten ein freundliches Lächeln. Dann richtete sie sich jedoch etwas auf und wurde eine Spur ernster.
„Etwa zehn Minuten von hier in diese Richtung ist ein See, der zum Baden geeignet ist. Auch wenn das Wasser sauber ist, bitte ich euch nicht daraus zu trinken. Wir haben ein eigens dafür vorgesehenes Trinkwasserreservoir.“
Außerdem erklärte sie, dass es eine kleine Auswahl an natürlichen Seifen gab, für den Fall das sich jemand im See waschen wollte. Aber sie hatten auch eine kleine Wasseraufbereitungsanlage, für Spülwasser und andere notwendige Dinge. Es gab keine konkrete Aufgabenverteilung, dennoch ging man davon aus, dass sich alle an den nötigen Arbeiten im Lager beteiligten. Während eines kleinen, schnellen Abendessens besprach man noch die Planung für den nächsten Tag. Es ging darum das Lager gemütlich einzurichten und ein paar Sonnensegel aufzuspannen. Doch schließlich zogen sich die meisten in ihre Hütten zurück.
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