Two out of Three ain't bad
von rheingoldweg12a
Kurzbeschreibung
Das hier ist eine Sammlung an Oneshots und kleineren Stories rund um eine polyamore AU zwischen Alberich x Boerne + Boerne x Thiel. Mal wird es h/c-lastig und mal sehr humorvoll. Mal werde ich mehr AxB betonen und mal mehr BxT. Und es wird auch Stories geben, die tatsächlich AxBxT sind. Das Rating wechselt auch. Diese Sammlung hat kein Verfallsdatum. Die Grenze ist nur mein Einfallsreichtum. Die Stories sind eher lose zusammenhängend und nicht chronologisch. Dennoch gehören sie alle in ein AU. In den Author's Notes werden ich etwas über meine headcanons zu diesem AU schreiben. Es gibt keinen bestimmten Update-Rhythmus. Immer wenn mir etwas einfällt, kommt ein Kapitel dazu.
SammlungSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P18 / Div
Kriminalhauptkommissar Frank Thiel
Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne
Rechtsmedizinerin Silke Haller
01.02.2022
06.03.2023
9
43.469
6
05.05.2022
7.560
A/N: Mal wieder eine Oneshot für meine kleine glückliche Poly-Welt. Das hier spielt etwa 10 Jahre nach „Das morgendliche Chaos“. Ich habe das alles vor „Propheteus“ geschrieben. Daher ist vieles off canon. Was es ja sowieso ist wegen des AU-Charakters. Aber die Story ignoriert die Abläufe dieser Folge schon sehr. Zudem gibt es einen Bezug zu „Rhythm and Love“. Mal wieder größtenteils aus Thiels PoV. Am Ende wechseln wir kurz zu Boerne.
Hier gibt es gaaaaanz viel Feels für Slasher aber auch jede Menge für Alberich- und Thielliebhaber. Auch die AxB-Fraktion sollte vor allem zum Ende auf ihre Kosten kommen. Die beiden Charaktere Alberich und Thiel bekommen dieses Mal sehr viel Raum, obwohl Alberich kaum persönlich in Erscheinung tritt. Thiel darf hier mal von seiner besten Vermittlerseite her glänzen. Zudem verschwimmen, dank der anregenden und spannenden Diskussionen mit der lieben Khaladriel, zunehmend die Linien und Barrieren zwischen den beiden Beziehungen und wir bewegen uns auf ein echtes AxBxT zu.
Für ALLE
Eifersucht
„Hast du Silke schon angerufen.“ Fragte er an Boerne gewandt, der hinter ihm ungewöhnlich wortkarg in sein Büro trottete. Schwungvoll warf er die Akte zu Magnus Rosponi auf seinen leicht chaotischen Schreibtisch. Das war ein wilder Fall gewesen. Aber immerhin war er jetzt abgeschlossen.
„Warum sollte ich?“ Kam die trotzige Antwort in seinem Rücken. Verwundert drehte er sich zu dem Rechtsmediziner um. Welche Laus war dem denn schon wieder über die Leber gelaufen?
„Na immerhin kannte sie ihn früher mal gut. Und er war ja nicht ganz unwichtig. Da denke ich schon, dass sie ein Anrecht hat zu erfahren, wie die ganze Sache ausgegangen ist. Findest du nicht?“ Auffordernd zog er die Augenbraue hoch und musterte seinen Partner aufmerksam.
„Hmmm.“ Brummte dieser nur als Antwort und stierte weiter missmutig vor sich hin. Dann fiel auch bei Thiel der Groschen und er musste sich das laute Lachen verkneifen.
„Nicht dein Ernst?“ Platzte es stattdessen amüsiert aus ihm heraus.
„Was? Was?“ Halb erbost, halb verwirrt riss der Rechtsmediziner die Augen weit auf und starrte ihn verärgert an. Dann hielt er es nicht mehr aus. Thiel lachte laut auf. Das brachte den anderen Mann nur noch mehr in Wallung. „Thiel, ich schwöre dir, wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, dann…“ Drohend hob Boerne seinen Zeigefinger, nur um ihn Sekunden später wieder unverrichteter Dinge sinken zu lassen.
Oha ‚Thiel‘ und nicht ‚Frank‘ war es heute. Sein Partner hatte also wirklich so richtig schlechte Laune. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Der Rechtsmediziner war sonst immer geradezu nervtötend mit seiner euphorischen Hochstimmung, wenn sie einen Fall erfolgreich gelöst hatten.
In den Jahren hatte es nur wenige Ausnahmen davon gegeben. Jetzt schien es mal wieder so weit zu sein. Aber wirklich. Und dann aus diesem Grund? Das konnte doch nicht wahr sein.
„Du willst mir doch jetzt echt nicht erklären, dass du eifersüchtig bist. DU, der in zwei Beziehungen gleichzeitig lebt. DU, der uns allen beinahe die Herzen gleichzeitig gebrochen hätte. Du bist eifersüchtig auf einen toten Jugendschwarm von Silke.“ Noch immer fiel es ihm schwer die Absurdität der Situation zu begreifen.
Wütend fuhr sein Partner herum. „Du hättest sie mal hören sollen. ‚Ach, er war ja so ein Schöner und klug.‘“ Äffte Boerne seine Frau in unvergleichbarer Art und Weise nach. „Und dann ihre verträumten Herzchenaugen dazu.“ Bockig verschränkte der andere Mann die Arme vor der Brust.
Tatsächlich. Der sture Griesgram war gelb vor Eifersucht und Neid. Seufzend klemmte er sich den nächsten blöden Spruch und schlug stattdessen eine andere Taktik ein. „Ich sag’s dir ja nur ungern. Aber keiner von uns war der erste, Boerne. So ist das nun mal.“ Das quittierte sein eingeschnappter Partner aber nur mit einem Augenrollen.
„Wie machst du das denn, wenn wir mal einem lebenden Mann hinterher sehen. Oder auch einer Frau? Bringst du die dann um oder was?“ Hakte er nach und lehnte sich entspannt an seinen Schreibtisch. Er wusste genau, was er mit dieser Frage ausgelöst hatte. Er brauchte nur gelassen bis drei zu zählen. Eins, zwei…
„Bitte was?“ Brach es sogleich lautstark aus dem Rechtsmediziner wie aus einem brodelnden Vulkan heraus. Böse funkelten ihn zwei kieferngrüne Augen an. Er blieb ruhig und zuckte nur mit den Schultern. „Na, das passiert dir doch wohl auch mal.“ Versuchte er seinem Partner verständlich zu machen, dass er sich doch nur über eine Lappalie aufregte.
Sofort begann der Rechtsmediziner in seiner üblichen Manier unruhig auf und abzulaufen. „Nein, tut es nicht. Ich bin nämlich treu und habe ein Mindestmaß an Anstand und Größe.“
Thiel verzog verwirrt das Gesicht. „Das hat doch nichts mit Treue oder Anstand zu tun. Außerdem wenn ich dich mal daran erinnern darf, warst du damals derjenige, der…“ Doch weiter kam er nicht.
„Dünnes Eis, Thiel.“ Zischte Boerne warnend. Er überlegte kurz, ob es sich lohnen würde, weiterzumachen. Aber er sah seinem Partner an, dass das alles selbst nach all diesen Jahren noch ein höchst sensibles Thema für ihn war.
So richtig würde er das schlechte Gewissen wohl nie ablegen können. Egal wie oft Silke und er ihm sagten und zeigten, dass sie ihm längst vergeben hatten. Dass nichts von dem Schmerz von damals übrig war. Es würde immer ein Teil von ihm sein. Eine Narbe, die, so hoffte er, gut verheilt ihn immer daran erinnern würde, was er beinahe verloren hätte.
Er würde es nicht leugnen, dass auch er ab und zu noch seine Momente hatte, die ihn zurück zu diesen schwierigen Zeiten führten und ins Schwanken brachten. Und meist war es gar nicht Boerne, der ihm die nötige Stabilität zurückgab.
Nee, der war meist völlig hilflos und überfordert mit solchen Situationen. Es war wieder mal die zierliche kleine Frau, die ihr über die Jahre immer stabileres Kartenhaus vor dem Einsturz bewahrte. Die ihm die Zweifel ansah, die ihn in den Arm nahm und ihm so zeigte, dass er absolut nichts zu befürchten hatte. Schon gar nicht von ihr.
Silke Haller-Boerne war sicher keine Heilige. Weiß Gott, auch sie beide hatten so ihre Reibungspunkte und Auseinandersetzungen miteinander. Sie konnte unfassbar schnell in ihrem Urteil sein und er wurde auch ihr gegenüber schon mal laut, wenn sein Sturkopf besonders hart war.
Tief im Inneren wusste Thiel, dass auch sie manchmal an ihren Unsicherheiten zu knabbern hatte. Umso wichtiger waren die ganz leisen Momente zwischen ihnen, die sie zusammenschweißten und alte Wunden heilten, wenn sie doch mal wieder aufbrachen. Keine Frage. Ohne Silke wären sie alle schon lange nicht mehr zusammen und längst tief gekränkt und verletzt ihre eigenen Wege gegangen.
Wie also konnte Boerne dieser Frau jetzt vorwerfen, dass sie mal ein bisschen ins Schwärmen kam. Erneut warf er einen Blick zu seinem aufgebrachten Partner. Nein, mit Brechstange und Vorschlaghammer würde er heute nicht weit kommen.
„Boerne, es ist doch ganz normal, wenn man lang in einer Beziehung ist und bei uns ist das ja nun auch etwas speziell.“ Versuchter er es dieses Mal auf dem etwas sanfteren Weg.
„Doch, doch, doch. Das hat sehr wohl was mit Treue und Anstand zu tun.“ Zeterte der Professor unbeirrt weiter. „Und was heißt hier, bei uns ist das speziell. Wir führen zwei ganz normale Beziehungen und einen gemeinsamen Haushalt.“
„Mit drei gemeinsamen Kindern.“ Gab er dem Forensiker vorsichtig zu bedenken. Aber der wollte davon gar nichts wissen. „Na und?“ Gab Boerne unbekümmert zurück.
„Frau Bollmann aus der Dritten würde dir sofort 50 Gründe nennen, warum das 80% der Bevölkerung alles andere als normal finden. Und warum wir alle drei in der Hölle schmoren werden, während der Teufel unsere Kinder frisst.“ Erläuterte er seinem Partner geduldig, dass bei allem Fortschritt vor allem Münster immer noch ein schwieriges Pflaster war, was moderne Beziehungskultur anging.
„Pfff. Alles unterbelichtete Kleingeister.“ Nörgelte Boerne mit einer abweisenden Handbewegung weiter. Nun gut. Er hatte es mal wieder vergeblich versucht. Aber das war ja auch gar nicht der Punkt.
„Volle Zustimmung hier. Aber zurück zum Thema. Du bist eifersüchtig.“ Lenkte er das Gespräch wieder auf seinen Ausgangspunkt zurück. Auf die heftige Gegenreaktion musste er nicht lange warten.
„Bin ich nicht.“ Kam es wie aus der Pistole geschossen von dem aufgebrachten Akademiker. Fehlte nur noch, dass er wütend aufstampfte, wie Ellie in ihren eher strapaziösen Kindertagen. Sowieso. Ihre Große war Boerne wie aus dem Gesicht geschnitten, auch wenn sich zum Glück für sie alle sehr viel von Silkes Genen dazu gesellt hatten.
In den letzten Jahren hatte er sich mehr als einmal dabei erwischt, wie er jeder höheren Macht auf Knien für die taffe kleine Frau gedankt hatte. Niemand hatte diesen verrückten Sack Flöhe besser im Griff als die zierliche Rechtsmedizinerin. „Was Mama sagt, ist eben Gesetz.“ war vielleicht deshalb der Lieblingsspruch ihrer drei so erfrischend unterschiedlichen Sprösslinge.
Vor allem aber amüsierte es Thiel immer wieder aufs Neue, wie herrlich sich der vermeidliche Herr und Gebieter des Hauses darüber echauffierte, dass seine Autorität scheinbar gar keine Beachtung bei ihren Kindern mehr fand. Sicher auch ein Glück. Denn jetzt da Ellie schwer in der Pubertät steckte, hätte er Silke für ihre schier endlose Engelsgeduld und Ausdauer am liebsten jeden Tag abgeknutscht. Dass sich inzwischen manchmal auch andere Motive dafür dazwischen mogelten, ignorierte er eisern.
Denn natürlich musste ihr viertes großes Kind die Launen der Teenagerin aus purer Solidarität gleich mitausleben. Es verging kein Tag mehr, dass sein Partner nicht wegen irgendeiner Kleinigkeit eine theatralische Show hinlegte, die selbst sehr hartgesottene Pädagoginnen Tränen der Verzweiflung in die Augen getrieben hätten.
Nicht aber dem besseren Viertel des Professors. Mit stoischer Gelassenheit ertrug sie jede wortgewaltige Tirade, warum denn Herr X oder Frau Y schon wieder die Müllsortierung vollkommen ruiniert hätten. Oder die lauten Wutausbrüche darüber, dass er ständig nur von inkompetenten Dilettanten umgeben sei, die einfach sein großartiges Genie nicht genug würdigten und anerkannten.
Dagegen wirkten Ellies vereinzelte Anfälle nach Freiheitsdrang und ihre „Ihr-versteht-mich-eh-nicht!“ Ausbrüche fast niedlich. Und selbst die fing ihre Mutter alle auf. Jeden Einzelnen, ohne Unterlass. Selbst wenn sie es sich mal erlaubte, selbst auszubrechen und für eine Woche auf irgendeinen Toxikologiekongress zu verschwinden.
Er erschauderte immer noch bei den Erinnerungen an ihre letzte Flucht nach Stuttgart. Der totalen Erschöpfung nahe hatte er schließlich am vierten Tag die Waffen gestreckt und sie am späten Abend angerufen. Verzweifelt hatte er ihr sein Leid geklagt und sich sogar die Blöße gegeben, Silke anzuflehen in den nächsten Zug Richtung Heimat zu steigen, was sie natürlich zum Glück lachend abgelehnt hatte.
***
Etwa 6 Monate zuvor
Zwischen Boerne und Ellie waren wieder mal derart die Fetzen geflogen, sodass die Zwillinge vor Panik synchron angefangen hatten zu weinen und lautstark verkündet hatten, sie wollten nur bei Silke wohnen und nicht in ein Heim. Er hatte zwischen Job, Haushalt, Seelsorger und Streitschlichter irgendwann das Handtuch geworfen. Hier konnte nur noch eine Person helfen, auch wenn sie hunderte Kilometer entfernt war.
Betreten wählte er die ihm so vertraute Nummer gegen wirklich jeglichen Kummer. Wie immer nahm sie sofort ab und wischte seine gestammelte Entschuldigung sofort liebevoll aus dem Weg. „Frank, entspann dich. Ich bin immer für unsere Familie da, selbst wenn ich es nicht bin. Wo drückt der Schuh?“
Kleinlaut schilderte er ihr die Lage. Während er sprach, wurde ihm erst das ganze Ausmaß so richtig bewusst. Beschämt über diesen erneuten Totalausfall seinerseits schloss er die Augen. Doch wieder war es die einfühlsame Frau am anderen Ende der Leitung, die ihm den Scham und jede Sorge nahm. „Lass mich mal machen, Frank. Ich rede erst mit Ellie und dann mit unserem anderen hochsensiblen ausgewachsenen Co-Teenager. Das wird schon. Du hast tapfer durchgehalten und übermorgen bin ich ja zurück.“
Und tatsächlich. Eine halbe Stunde später lagen sich Ellie und Boerne auf der großen Familiencoach schluchzend in den Armen. Die Zwillinge wie lebendige Kuscheltiere um die beiden ehemaligen Streithähne drapiert und dennoch immer noch müde mit der Bitte darum nicht in ein Heim zu kommen. Und natürlich wollten alle vier sofort von ihm wissen, wann endlich die wirkliche Herrin dieses Hauses wieder in persona aufschlagen würde.
Ungläubig raunte er wenig später ins Telefon. „Du bist wirklich eine kleine Hexe. Wie hast du das angestellt? Ich kapier’s nicht. Das grenzt an ein Wunder.“
„Du sagst es. Zauberei. Ich habe sie alle verhext.“ Kam die freche Antwort mit einem hellen Lachen. Sein Herz zog sich plötzlich zusammen und ihm wurde angenehm warm. Noch ehe er sich über diese Reaktion seinerseits zu sehr wundern konnte, wurde ihre Stimme noch weicher als sonst.
„Und sehr, sehr viel Liebe. Aber Frank, das heißt nicht, dass du versagt hast. Das heißt nicht, dass sie dich weniger lieben oder du sie. Wir sind ein Team, eine Familie. Verstanden? Manchmal ist der eine der Leader und manchmal geht jemand anderes voraus, ok?“
Wie immer erkannte sie seine Zweifel und zerstreute sie sogleich, bevor er sie überhaupt richtig wahrnehmen und sie tiefe Wunden schlagen konnten. „Du bist nicht von dieser Welt Silke Haller-Boerne.“ Ihr feines Lachen hallte noch immer in seinem Kopf nach. Genau wie das Zärtliche. „Danke, dass du auf unsere Rasselbande so gut aufpasst, wenn ich…wenn ich es gerade nicht kann.“ Er hörte ihr kurzes Zögern. Dann setzte sie nochmal an.
„Gib unserer großen Nervensäge einen Kuss von mir, ja. Ich glaube…er hat es gerade nicht sehr einfach mit…also ich meine…was ich sagen will…Er braucht einfach etwas mehr Liebe als sonst von uns.“ Rang sich die kleine Frau ab. Thiel seufzte schwer. Was immer sie vertrieben hatte, es hatte also definitiv auch etwas mit ihrem exzentrischen Chef zu tun und nicht nur mit dem Mann, den sie geheiratet hatte. Manchmal waren das zwei komplett verschiedene Menschen und manchmal gingen sie Hand in Hand. Er hatte so ein Bauchgefühl, dass dieses Mal eher letzteres der Fall gewesen war.
„Ellie und er…das ist eine schwierige Kiste im Moment. Dann diese Sache mit Thomsen und den Plagiatsvorwürfen. Dieses bescheuerte Haar. Und wir…wir sind gerade scheinbar ebenfalls in keiner ganz leichten Phase. Es ist einfach etwas viel zurzeit.“
Ihre Stimme klang mit einem Mal so brüchig. Die neuen Sorgenfalten auf seiner Stirn ignorierend stellte er dennoch keine weiteren Nachfragen. Er kannte das schon zur Genüge.
Natürlich waren ihm die Spannungen zwischen Silke und seinem Partner nicht entgangen. Boerne war seit geraumer Zeit ungewöhnlich unnahbar. Selbst seine übliche Grantigkeit fehlte. Seit Wochen schlief er weder bei ihm noch bei ihr, sondern zog sich stets schmollend auf die riesige Familiencoach im Wohnzimmer zurück. Die sicher nicht unerheblichen Rückenschmerzen machten den Professor nur noch unausstehlicher. Silkes traurige Blicke verfolgten den Kriminalhauptkommissar oft bis in den Schlaf.
Dennoch hielt er sich raus. Wenn sie ihn brauchten, würden sie ihren Weg schon zu ihm finden. Das taten sie doch immer irgendwann. Bis dahin musste er ihnen einfach vertrauen. Was immer die beiden Forensiker auszufechten hatten, sie würden es schon meistern. „Alles gut, Silke. Mach dir keine Sorgen. Ich übernehme ab hier wieder.“
„Danke. Ich…“ Er lauschte aufmerksam. Offensichtlich wollte sie ihm noch etwas mitteilen, aber dann sagte sie nur. „Schlaf gut, Frank. Das hast du dir verdient.“ Flüsterte sie ihm ins Ohr, während er schon auf der Suche nach seinem launischen Partner in die Küche stapfte. Etwas verwirrt legte er auf. Da war wohl mal wieder ein gemütliches Vier-Augen-Coach-Gespräch bei Bier und Prosecco fällig.
Boerne stand im Profil in seiner „Es kann nur einen geben“-Kochschürze am Herd als er die Küche betrat. Thiel musste grinsen. Die hatte ihm Ellie vor ein paar Jahren im Werkunterricht in wochenlanger Handarbeit angefertigt. Nachdem er sich anfänglich mal wieder etwas angestellt hatte, hütete Boerne das gute Stück nun wie seinen Augapfel.
Vor dem Rechtsmediziner dampften zwei Töpfe vor sich hin. Eine leere Auflaufform daneben. Aufwendiges Mitternachtskochen zur Nervenberuhigung. Schlussfolgerte Thiel messerscharf. Das tat der größere Mann immer, wenn ihn etwas besonders aufwühlte. „Silke?“ Brummte der Rechtsmediziner recht wortkarg. Leicht wandte er den Kopf zu ihm und schielte auf das Handy in Thiels Hand.
Oha, ‚Silke‘ und nicht ‚Alberich‘. Das scheint wirklich ernst zu sein. Thiel schob die wühlende Unruhe in seinem Magen entschieden zur Seite. Nickend trat er dicht neben Boerne und warf einen prüfenden Blick auf dessen Kochkünste. Es roch schon verdammt gut. Ah, Ratatouille mit Rosmarinkartoffeln. Silkes und Ellies Lieblingsessen.
Dann seufzte Boerne plötzlich erschöpft und ließ sich auf einem der Küchenstühle nieder. Thiel beobachtete, wie er sich mehrmals nervös mit der Hand über den Bart fuhr. „Frank, ich glaube ich…ich hab‘ Mist gebaut.“
Was du nicht sagst. Schoss es dem Kriminalkommissar sofort durch den Kopf. Doch dann warf ihm sein Partner einen derart verzweifelten Blick zu, dass er sich lieber auf die Zunge biss. „Ich hätte nicht…Gott, ich weiß doch auch nicht, was mit mir eigentlich los ist.“
Frustriert warf der Professor den hölzernen Kochlöffel auf die Arbeitsplatte und stützte die Arme schweratmend auf. Klappernd schlug das Holz auf dem dunklen Kunstmarmor auf. Thiel schwieg abwartend. Boerne brauchte das hier. Seit Wochen hatte er sich abgekapselt.
„Ich will das so gern alles vergessen. Thomsen, den Untersuchungsausschuss, dieses vermaledeite Haar, Silkes Schweigen. Mein Kopf weiß, dass sie es nicht absichtlich getan hat, dass ich es womöglich wirklich selbst war, der den Leichnam kontaminiert hat. Aber der Rest von mir…der hat einfach den Boden unter den Füßen verloren und sucht dringend nach Halt.“ Gedankenverloren betrachtete Boerne seine nervösen Finger.
„Ich habe sie ziemlich abweisend behandelt in den letzten Wochen und dass obwohl wir ausgiebig darüber gesprochen haben. Aber irgendetwas stimmt einfach nicht und sie sagt mir nicht, was es ist.“ Seufzend hob sein niedergeschlagener Partner den Kopf. „Ich vermisse sie, Frank. Ich vermisse euch beide. Und dabei sehe ich euch jeden verdammten Tag.“ Traurig schüttelte der Forensiker den Kopf.
„Ich will dich damit gar nicht behelligen. Es ist nur…Was wenn sie eines Tages nicht mehr zurückkommt? Also zu mir. Ich weiß, dass sie unsere Kinder über alles liebt. Sie würde sie niemals im Stich lassen. Aber manchmal treibt mich diese tiefsitzende Furcht, dass ihr beide eines Morgens aufwacht und dann einfach nicht mehr da seid, fast in den Wahnsinn. Ich weiß, dass ich nicht einfach bin. Aber…“
Er konnte sich das nicht einen Moment länger mit anhören. Nicht ein einziges Wort mehr. Rasch überbrückte er die Distanz zu Boerne. Entschlossen nahm er dessen Gesicht in seine Hände. Dann beugte er sich nach unten und brachte den aufgelösten Forensiker mit einem federleichten Kuss zum Schweigen.
Er spürte, wie sich Boernes Erstaunen in Verwunderung verwandelte. Dann endlich entspannte sich der Mann und ließ sich in die sanfte Berührung ihrer Lippen fallen. Gut so. Wurde auch Zeit, dass du die Klappe hältst. Sanft schob der Rechtsmediziner seine Hand in Thiels blondes Haar und vertiefte den Kuss.
Als sie sich nach einigen Augenblicken voneinander lösten, lag noch immer etwas Fragendes in den Augen des Professors. Thiel errötete leicht. Es kam tatsächlich selten vor, dass er die Initiative zwischen ihnen beiden ergriff.
„Von Silke.“ Flüsterte er daher schnell und ärgerte sich ein wenig über seine Atemlosigkeit. Verlegen räusperte er sich. Sanft begann er mit seinen Daumen über Boernes Wangenknochen zu streichen.
„Hör‘ bitte auf so einen Unfug zu reden. Natürlich kannst du jederzeit zu mir kommen, wenn dich etwas belastet. Selbst oder vielleicht gerade, wenn es um Silke geht. Und was immer es dieses Mal ist…ihr schafft das. Das weiß ich. Ihr habt schon so vieles überstanden.“ Sprach er seinem Partner Mut zu.
„Silke und ich werden auch nicht einfach so verschwinden, nur weil die Lage mal etwas angespannt ist. Du wirst uns nicht so einfach los, egal wie trampelig du dich benimmst. Wir kennen dich so gut, wie niemand sonst und wir lieben dich genau deshalb. Mit all deinen dramatischen Ecken und Kanten. Also mach dir nicht so viele Sorgen und nimm Silke einfach fest in den Arm, wenn sie Samstag zurückkommt.“
Der Rechtsmediziner beobachtete ihn mit aufgerissenen Augen wie ein scheues Reh, während er sprach. Dann nickte er schließlich ergeben. Thiel atmete erleichtert auf. Hatte er den Sturkopf also auch mal erfolgreich geknackt. Silke wäre ja so stolz auf ihn.
Langsam drehte Boerne den Kopf zur Seite und drückte einen Kuss auf Thiels Handfläche. Dann hauchte er. „Danke. Ich Glücklicher. Hab ich also gleich zwei sehr weise Seelen eingefangen oder färbt meine kleine Philosophin nun auch auf dich ab?“ Fragte ihn der Forensiker mit einem spitzen Grinsen.
Thiel schluckte schwer und vermied es diese Frage zu beantworten. Das wurde zunehmend gefährliches Terrain für ihn. Verdammte Axt. Er sollte sich wirklich mal wieder besser im Griff haben.
Immerhin. In dieser Nacht blieb die Coach im Wohnzimmer endlich wieder leer.
***
Noch immer bescherte ihm die Erinnerung an diese innigen Momente mit seinen beiden Rechtsmedizinern eine wohlige Wärme in der Brust und sein Herz schien nochmal größer zu werden. Silke hatte es verstanden ihm seine eigenen Ängste zu nehmen, sodass er sich um Boerne kümmern konnte. Die zierliche Frau hatte wie immer Recht behalten.
Bei allen äußerlichen Unstimmigkeiten. Bei all dem Trubel um sie herum. Obwohl alle Zeichen so oft schon gegen sie gesprochen hatten. Sie waren noch immer hier und noch immer zusammen. Ein erstaunlich unschlagbares Team.
Dennoch hatte er ihr Coach-Date erstmal aufgeschoben. Denn unerklärlicherweise hatte sein Herz ebenfalls ziemlich schnell geschlagen, als Silke zwei Tage später endlich mit ihrem roten Mini vorgefahren war.
Er versuchte seine verräterischen Gedanken abzuschütteln. Das war nun wenig hilfreich. Vor allem, wenn sein Partner gerade mit einschlägigen Empfindungen zu kämpfen hatte.
„Wohl bist du eifersüchtig. Warum?“ Hakte er dabei schnell bei Boerne nach. Er erwartete fast, dass sich der Rechtsmediziner noch etwas bitten lassen würde. Aber der andere Mann überraschte ihn.
„Na seid ihr das denn nicht? Also ich meine. Natürlich fühle ich mich sehr geschmeichelt, wenn sich mal jemand für mich näher interessiert. Aber ich würde weder dir noch Silke so etwas antun, geschweige denn euch das auch noch aufs Butterbrot schmieren.“ Erklärte ihm Boerne in einem erstaunlich sachlichen Ton.
Dennoch warf er seinem Partner einen vielsagenden Blick zu, sodass diese schnell ergänzte. „Ich meine, also nicht mehr. Nie wieder werde ich euch so verletzen.“ Kurz huschte ein schmerzhafter Blick über Boernes Gesicht. Dann fing sich der Forensiker.
„Und nein, ich gucke mich nicht um. Nicht mehr. Warum sollte ich auch? Ich habe doch alles, was ich brauche?“ Flüsterte der größere Mann schließlich und Thiel sah, wie er aus Verlegenheit leicht rot anlief. Den Kriminalhauptkommissar rührte diese Ehrlichkeit irgendwie.
Schwerfällig ließ sich der Rechtsmediziner in einen der Besucherstühle fallen „Also warum tut ihr das? Bin ich…bin ich nicht genug?“ Diese Frage traf Thiel mitten in die Brust. Das hatte er nun auch wieder nicht gewollt.
„Doch natürlich. Wie kommst du denn auf solchen Schwachsinn?“ Versuchte er daher in barschem Ton den anderen Mann zu beruhigen. Doch der war nun schon wieder in heller Aufruhe. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf.
„Weil die Frau, die ich liebe, seit Tagen mit einer Gewittermiene umherläuft, weil ein alter Jugendschwarm verstorben ist, von dem sie mir stundenlang erzählt und weil der Mann, den ich liebe, mir gerade eröffnet hat, dass er sich hier und da doch nochmal an beiden Geschlechtern sehr erfreut. Was soll ich denn da anderes denken?“ Lamentierte Boerne lautstark, während er erneut versuchte einen Graben in den hässlichen betongrauen Teppichfußboden zu laufen.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Thiel, dass sein Assistent sie inzwischen sichtlich besorgt durch die verglasten Wände beobachtete. Schwer seufzend rieb er sich einmal über das Gesicht. Er musste dieses Boerne-Drama ganz schnell unter Kontrolle bekommen. „Komm mal her.“ Forderte er daher mit sanfter Stimme seinen Partner auf. Zu seiner Erleichterung leistete Boerne dem auch überraschend sofort Folge und trat dicht vor ihn.
Fest sah er dem Forensiker in die Augen. „Natürlich bist du genug. Ich will sowas nie wieder hören, klar.“ Er überlegte kurz. Ach, scheiß doch auf Schrader und Co. Das hier ist viel zu wichtig. Vorsichtig legte er eine Hand auf Boernes Wange, der sich sofort in die Berührung schmiegte. Thiel wurde nun selbst etwas wärmer.
„Ich liebe dich. So sehr. Ich habe eine halbe Ewigkeit gebraucht, darauf zu vertrauen. Habe mich fast ein Jahr gequält bis Silke mich endlich geknackt hat. Das werf‘ ich doch nicht weg, nur weil mir mal jemand schöne Augen macht.“ Gestand er schließlich mit leicht zittriger Stimme. Himmel, wo kamen denn diese ganzen Emotionen plötzlich her.
Boernes hyperaktiver Geist, missverstand ihn natürlich sofort. „Was? Wer? Wer macht dir schöne Augen? Gerade hast du noch gesagt, dass du…“ Hakte sein Partner mit weit aufgerissenen Augen sofort nach.
„Beruhige dich.“ Herrschte er Boerne ungeduldig an. „Was ich sagen will ist, ich bin hier, weil ich das will. Weil ich dich will. Dieses vollkommen verrückte Leben und das absolute Chaos mit dir und Silke. Mit Ellie, Anni und Linus. Und glaube mir, Silke will genau das auch.“ Sprach er nun etwas ruhiger auf seinen aufgebrachten Partner ein.
„Aber du musst ihr auch ihre Vergangenheit lassen. Das hat sie verletzt. Das war eine Wunde, die erst noch heilen musste. Überleg doch mal, wie lange sie auf dich warten musste. Und dann komm ich auch noch dazwischen. Und statt aufzugeben, war sie es, die uns ordentlich den Kopf gewaschen hat. Gut mit Vadders und Klemms unmöglichen Sprüchen dazwischen. Aber dennoch.“
Er seufzte schwer und konnte die zarten Gefühle, die sich in seiner Brust regten, wenn er an die kleine starke Frau in ihrem Leben dachte, nicht ganz verdrängen. Sie brauchten sie. Ohne Silke wären sie alle längst hoffnungslos verloren.
„Sie hat das alles mit uns zusammen durchgestanden, hat mit uns gelitten und sie hat das alles erst möglich gemacht.“ Erinnerte er seinen Partner sanft. „Also wie zum Teufel kommst du auf den Gedanken, dass dich diese Frau nicht lieben würde? Dass sie dich nicht mit allem was du bist, was dich ausmacht, haben will und dich begehrt.“ Fragte er und hätte den anderen Mann liebend gern geschüttelt. Begriff er denn nicht, was das für ein Glück war, von jemandem wie Silke so innig geliebt zu werden?
Doch Boerne verstand es wie kein Zweiter seine Gedanken auf ganz andere Bahnen zu lenken. „Ich liebe dich auch, Frank. So, so sehr.“ Flüsterte der Rechtsmediziner mit Tränen in den Augen und griff nun selbst nach seinem Gesicht.
Nur eine Sekunde verschwendete er einen Gedanken an Schrader und die anderen neugierigen Gesichter vor seinem Büro. Dann ließ er sich bereitwillig von Boerne in einen sanften Kuss ziehen. Seufzend schloss er die Augen. Dieses Gefühl hatte wirklich selbst nach all diesen Jahren nichts von seiner Wirkung verloren. Er spürte das Kribbeln überall. Die Wärme und Geborgenheit, die er immer mit dem Rechtsmediziner verband, legte sich wie eine kuschlige Wolldecke um ihn und hüllte ihn ein.
Er musste ein enttäuschtes Stöhnen unterdrücken, als Boerne den Kuss schließlich beendete. Noch immer strich ihm der andere Mann mit den Daumen über die Wangen. Er brauchte einen Moment, um aus seiner rosaroten Wolke wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Boernes selbstgefälliges Grinsen half dabei immerhin enorm. Der Bastard wusste wirklich, was er da tat.
„Wieder gut?“ Fragte er dennoch möglichst sanft nach. Das schien auch den Rechtsmediziner wieder aus seiner Trance zu holen. Langsam ließ er Thiels Gesicht los, der die Wärme der Hände seines Partners eigentlich schon vermisste. „Ja, entschuldige. Keine Ahnung, wo das herkam.“ Gestand der Professor mit einem leichten Schulterzucken.
Verdutzt sah der Kriminalkommissar dem Professor an. Eine Entschuldigung von dem hochmütigen eitlen Gockel obendrauf. Das schien wirklich sein Tag heute zu sein. Jetzt, da ihn Boernes Nähe aber nicht mehr komplett den Verstand raubte, konnte Thiel immerhin wieder halbwegs klar denken.
„Naja Silkes Schwangerschaften sind schon eine Weile her. Wäre ja zu dumm, wenn nicht mit einem von uns immer wieder die Hormone durchgehen würden.“ Piesackte er seinen Partner behutsam. Der verzog nur angewidert das Gesicht, was Thiel direkt ein Lachen entlockte.
„So und jetzt fährst du nach Hause zu deiner Frau und nimmst sie in den Arm. Oder auch was anderes. Was immer euch gerade gut tut. Ich brauche hier eh noch eine Weile.“ Versuchte er schließlich den Forensiker auf bessere Gedanken zu bringen. Doch der sah nur erneut so aus, als hätte er in eine besonders giftige Zitrone gebissen.
„Geht nicht. Wir haben heute noch zwei Leichen auf dem Plan.“ Beschwerte sich Boerne verdrießlich und schob grollend die Hände in die Taschen seines Mantels.
„Ah, schon wieder ein autoerotisches Strangulationsopfer?“ Hakte Thiel keck nach. Seit Monaten hatten Silke und er eine helle Freude daran, den Professor mit mehr als zweideutigen Sprüchen über die letzte Obduktion dieser Art zur Weißglut zu bringen. Also brummte sein Partner nur mürrisch zur Antwort. Perfekte Voraussetzungen. Dachte Thiel triumphierend und widerstand dem Drang freudig in die Hände zu klatschen.
„Naja, dann eben das Zweitzuhause. Kann man ja auch abschließen.“ Frech grinste er Boerne zu und gab ihm einen leichten Stoß in die Rippen mit seinem Ellenbogen.
„Frank!“ Zischte dieser daraufhin erbost. „Hörst du bitte auf, mir am helllichten Tag solche Bilder in den Kopf zu pflanzen. Mein Gott es ist nicht mal Mittag. Muss ich mich etwa doch auch um dich sorgen, so oft, wie du meine Frau in diesem Zusammenhang erwähnst?“ Kritisch beäugte ihn sein Partner.
Das brachte den Kriminalhauptkommissar kurz ins Schwanken. Doch dann entschied er sich das Spiel mitzuspielen. „Och du, Silke ist eben eine sehr attraktive Frau und sie ist zufällig mit meinem über die Maßen gutaussehenden Lebenspartner verheiratet. Also da kommt einem schon mal der Gedanke…“ Begann er. Doch weiter kam er nicht.
„Stopp! Ich dachte, wir hätten gleich zu Beginn geklärt, dass das nicht in Frage kommt.“ Rief Boerne erregt dazwischen, was Thiel schon wieder zum Feixen brachte.
„Man Boerne, ich nehm‘ dich doch nur auf den Arm. Ich liebe Silke. Keine Frage. Aber absolut und zu 150% platonisch. Alles andere hebe ich mir für dich auf.“ Dass davon die Hälfte glatt gelogen war, musste sein eh schon hysterischer Partner ja nicht erfahren.
Nicht auszudenken, was der Rechtsmediziner für einen Aufstand machen würde, wenn er wüsste, dass es ihm zusehends schwerer fiel, Silke aus seinen nicht ganz unschuldigen Gedanken rauszuhalten. Ganz zu schweigen welchen Nervenzusammenbruch sein Partner erleiden würde, wenn er davon erfuhr, dass Thiel das eine oder andere Mal schon von ihr geträumt hatte. Nein, es war besser für Boerne und sie alle, wenn alles in ihrer eh schon sehr chaotischen Familie seinen Platz behielt, so schwer ihm das auch in letzter Zeit fiel.
Er schüttelte schnell den Kopf. Was dachte er da auch für dusseliges Zeug? Da hatten sich einfach ein paar verwirrte Schmetterlinge in seinem Bauch verirrt. Natürlich liebte er Silke. Wie konnte man die zierliche Frau auch nicht vergöttern? Es gab tausend Gründe, sie zu lieben, zu begehren. Vermutlich projizierte er da einfach etwas. Immerhin war er ja kein Deut weniger in ihren Mann verliebt wie an dem Tag, an dem er es endlich bemerkt hatte.
Ja, das würde es sein. Sein Herz oder besser seine Hormone waren einfach ebenfalls ein bisschen durcheinander. Er verbrachte so viel Zeit mit der kleinen Rechtsmedizinerin, die ihr ganzes hektisches Leben manchmal alleine für sie regelte. Er beobachtete sie so oft dabei, wie sie ihre ganze Familie liebevoll umsorgte. Wie sie jeden einzelnen von ihnen mit ihrer selbstlosen Zuneigung überschüttete. Da war es doch nur verständlich, dass er auch etwas davon haben wollte. Nichts, über das er sich weiter den Kopf zerbrechen musste also.
Daher sagte er nur zu Boerne mit voller Überzeugung. „So und jetzt fährst du bitte hübsch zu ihr und verdrehst ihr ordentlich den Kopf. Erinnere sie einfach mal daran, warum es verdammt gut ist, dass das mit Rosponi nichts geworden ist. Statt die ganze Zeit zu schmollen.“
„Ich schmolle nicht. Das würde ich nie tun.“ Kam prompt die beleidigte Retour. Doch nach fast zwanzig Jahren mit diesem emotionalen Pulverfass wusste er auch sehr genau, wie er Boerne zunehmen hatte.
„Exakt wie Linus, wenn er nicht sein Lieblingseis bekommt. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich habe ja eh den Verdacht, dass deine Gene so stur und aufdringlich sind, dass sie sich doch irgendwie reingeschummelt haben bei ihm.“ Konterte er daher so gut, dass Boernes Gesichtszüge einfach mit offenem Mund einschliefen.
„Also das muss ich mir echt nicht länger anhören.“ Polterte sein Partner noch etwas mit angezogener Handbremse. Aber Thiel war längst klar, dass er dem Tiger ordentlich die Krallen gestutzt hatte. Ohne Silke wäre er sowieso gänzlich zahnlos.
Also schob er den noch immer empörten Rechtsmediziner nur mit einem entschiedenen „Bis heute Abend und grüß mir Silke lieb.“ endlich aus der Tür, die er direkt vor dessen entrüsteter Miene auch sofort wieder ins Schloss fallen ließ.
Die amüsierten Gesichter davor ignorierte er vorsorglich, um sie nicht mit zwei erhobenen Mittelfingern zu beantworten. „So das wäre erledigt. Jetzt ist er dein Problem für den Rest des Tages, Silke.“ Ließ er die lachende Frau auf dem Familienbild, das seinen Schreibtisch verschönerte, wissen.
Dass ihr Anblick ihr ebenso viele Glücksgefühle wie Boernes Kuss bescherte, verdrängte er ebenso erfolgreich, wie den wehmütigen Gedanken, dass seine beiden Rechtsmediziner, wenn es gut lief, in der nächsten Stunde, wohl deutlich mehr Spaß haben würden als er mit dem schnöden Bericht für die Klemm.
***
Schnaufend beobachtete er durch die verglaste Tür, wie sich sein Partner pfeifend an den Schreibtisch setzte, um den Abschlussbericht für die Staatsanwaltschaft zu verfassen. Unfassbar, was er alles zwischen seinem mürrischen Kriminalhauptkommissar und seinem hämischen Giftzwerg über sich ergehen lassen musste.
Doch allein der Gedanke an die beiden stimmte ihn schon wieder milde und seine Gesichtszüge wurden augenblicklich weicher. Mit einem verträumten Blick sah er Frank dabei zu, wie er liebevoll das Familienfoto auf seinem Tisch betrachtete. Gott, er hatte schon verdammtes Glück mit den beiden. Dass sie das alles nicht nur so selbstverständlich mitmachten, sondern offensichtlich auch vollkommen darin aufgingen.
Leise räusperte sich jemand neben ihm und er sah überrascht auf. Schrader beäugte ihn mit einem nervösen Blick. „Hallo Herr Professor. Ich müsste mal…“ Stammelte der junge Mann und deutete mit einer vagen Geste auf die Tür zu Franks Büro.
Mit zunehmendem Unbehagen wurde ihm bewusst, dass Frank und er der Belegschaft des Präsidiums wohl mal wieder ein sehr anschauliches Spektakel geliefert haben mussten. Normalerweise machte ihm das wenig aus. Aber heute fühlte er sich merkwürdig ertappt. „Ja, dann sagen Sie das doch, Schrader.“ Keifte er daher den jungen Kommissar an und rauschte dann wutentbrannt Richtung Ausgang.
Als er über den Parkplatz zu seinem Wiesmann lief, verrauchte sein Zorn jedoch schon wieder. Stattdessen dachte er wehmütig daran, was Frank ihm geraten hatte.
In gewisser Weise hatte er ja recht. Es war unbenommen hochgradig unfair von ihm, wie er Alberich in den letzten Tagen behandelt hatte, nur weil sie ihrem ehemaligen Freund und Jugendschwarm ein bisschen hinterher trauerte. Warum hatte er denn plötzlich diese Sorge, dass sie deshalb ihr ganzes Leben infrage stellen würde? Sie hatte ihm doch niemals einen Anlass dafür gegeben. Oder doch?
Gedankenverloren stieg er in sein Auto und ließ die Hände auf das Lenkrad sinken. Dann fiel ihm sein Ehering ins Auge. Er seufzte schwer, als er das schimmernde weißgoldene Metall betrachtete.
Natürlich hatte er bemerkt, dass Alberich etwas beschäftigte, und zwar weit, bevor Rosponi auf ihrem Tisch gelandet war. Irgendetwas bereitete der kleinen Herrin des Hauses schweres Kopfzerbrechen. Ihn wurmte vor allem, dass sie nicht mit ihm darüber sprach. Vielleicht hatte er deshalb so heftig auf ihre Schwärmerei reagiert.
Denn das hatte sie doch sonst auch immer getan. Das war die ganze Grundlage ihrer Beziehung, ob sie nun verbal oder nonverbal kommunizierten. Wichtig war nur, dass sie es taten. Aber in den letzten Monaten war das fast vollkommen zum Erliegen gekommen und das bereitete ihm wiederum Magenschmerzen.
Nach der Sache mit dem verlorenen Haar und ihrer Rückkehr aus Stuttgart hatten sie viel miteinander geredet. Hatten mit Franks Hilfe ausgelotet, wo genau sie den Faden verloren hatten und eigentlich hatte er gedacht, dass sie seitdem wieder auf einem guten Weg gewesen wären. Aber jetzt…
Vielleicht hatte der Kriminalhauptkommissar recht. Vielleicht brauchten sie einfach mal wieder etwas Zeit für sich. Mussten etwas Verrücktes tun, dass nur sie beide verband. Plötzlich hatte er eine solche Sehnsucht nach ihr, dass es schon fast wehtat. Entschlossen griff er in seiner Manteltasche nach seinem Handy und wählte ihre Nummer.
„Haller. Rechtsmedizin.“ Sie klang immer noch so bedrückt und unglücklich, dass sich seine Brust sofort schmerzhaft zusammenzog. Er musste dringend etwas unternehmen. Keinen Tag länger hielt er diese Traurigkeit aus.
„Alberich, ich…ich wollte dir nur sagen, dass ich…“ Nervös begann er mit seinem Ehering zu spielen. Ja, was wollte er ihr eigentlich sagen? Ich liebe dich. Es tut mir leid, dass ich so ein egoistischer Mistkerl bin, der nichts Besseres zu tun hat, als dich mit seiner sinnlosen Eifersucht zu nerven.
Ja, das sollte er ihr eigentlich mal mitteilen. Aber sie kam ihm zuvor.
„Was ist los? Ist was mit den Kindern oder mit Frank?“ Drang ihre besorgte Stimme an sein Ohr. Ach verdammt. Er hatte ihr doch nicht noch mehr Sorgen machen wollen. Und wie sehr es ihn immer berührte, dass sie wie selbstverständlich zuerst nach den Kindern und Frank fragte, weil sie weit vor ihm begriffen hatte, wie wichtig der andere Mann für ihn war.
„Nein. Alles in Ordnung.“ Beschwichtigte er sie schnell. Gott, was war denn los mit ihm? Das war die Frau, die er liebte und sie liebte ihn auch. Was war denn sein Gott verdammtes Problem? Vielleicht war es wirklich seine Angst, dass sie gar nicht wusste, wie glücklich sie ihn machte, wie unfassbar dankbar er für sie war. Vielleicht war es einfach mal wieder Zeit, ihr genau das zu sagen.
Dann endlich fasste er sich ein Herz. „Ich…ich liebe dich. Ich bin sehr glücklich mit dir. Ich wollte einfach, dass du weißt, dass ich nicht einen Tag mit dir bereue. Nicht einen einzigen. Und dass ich…dass ich dir so unfassbar dankbar für alles bin. Dass du es mit mir aushältst, dass du mich erträgst.“ Presste er schließlich hervor. Irgendwie hatte ihn das erleichtert und dennoch bemerkte er, dass seine Augen schon wieder verräterisch zu brennen begangen.
„Ich liebe dich auch.“ Erwiderte sie sofort mit sanfter Stimme. „Aber wo kommt denn das plötzlich her, mein Herz. Ist was passiert?“ Er kniff die Augen zusammen. So nannte sie ihn höchst selten, aber immer genau dann, wenn er es brauchte, wenn er ihre Nähe spüren musste. Woher wusste sie nur immer, wann sie diese Karte einsetzen musste?
Womit hatte er dieses doppelte Glück nur verdient? Lucky bastard kam als Bezeichnung nicht mal nah genug ran. Er atmete tief durch und wischte sich die einzelne Träne weg. Verdammte Emotionen. Vielleicht doch die Hormone? Möglicherweise war ein weiteren Checkup doch nicht die schlechteste Idee. Seit geraumer Zeit fühlte er sich völlig instabil und wenn er damit die Menschen verletzte, die er liebte, dann war definitiv eine Grenze erreicht.
„Nichts. Gar nichts. Ich komme gleich ins Institut zurück.“ Versuchte er sie erneut zu beruhigen und hörte selbst wie kläglich sich dieser Versuch anhörte.
„Ok.“ Sie glaubte ihm nur halb, aber sie ließ ihn dennoch vom Haken, weil sie ihm vertraute. Warum tat er es dann nicht einfach auch? Aber das tue ich doch. Ging es ihm erbost durch den Kopf.
Vor fast 15 Jahren hatte er ihr endlich sein Herz und seine Seele anvertraut. Hatte beides in ihre kleinen Hände gelegt und sie hatte seitdem nichts anderes getan, als sie zu beschützen und zu umsorgen. Niemals würde sie sein Herz absichtlich brechen. Wie war er nur auf diese dummen Gedanken gekommen?
Es waren nicht Frank und Alberich, denen er nicht vertraute. Es war immer noch er selbst. Mehr als ein Jahrzehnt mit diesen beiden und er hatte noch immer Angst, dass er eines Tages aufwachen würde und er wäre wieder vollkommen allein. Vielleicht würden die Zweifel niemals ganz verstummen. Aber heute würde er ihnen einmal gebieten Ruhe zu geben.
Er räusperte sich kurz. „Du kannst ja schon mal…“ Setzte er an und brach ab. Kurz huschte sein Blick zu Franks Büro. Etwas Verrücktes tun. Etwas, dass uns lebendig fühlen lässt. Dachte er versonnen. Dann traf er seinen Entschluss.
„Ach weißt du, ich komme erstmal nach Hause und dann sehen wir weiter.“ Teilte er ihr mit und versuchte dabei möglichst gelassen zu bleiben.
„Nach Hause?“ Kam die skeptische Nachfrage.
„Naja Zweitzuhause. Wer weiß, vielleicht machen wir es uns erstmal ein bisschen gemütlich. Wir haben ja wirklich viel gearbeitet in letzter Zeit.“ Raunte er in den Apparat. Gott, das war wirklich schlecht gewesen. Er biss sich auf die Zunge. Hatte sie dennoch verstanden? Unfassbar. Er war wirklich etwas aus der Übung.
„Was? Du willst es dir hier gemü…Oh.“ Kurzes Schweigen. Er hielt gespannt den Atem an. „Wann bist du hier?“ Sagte sie schließlich in dieser verführerisch tiefen Stimme, die ihn immer rasend machte. Nervös rutschte er auf dem Ledersitz hin und her.
„20 Minuten Maximum. Weniger, wenn ich die Blitzer ignorieren darf.“ Versuchte er sie mit seiner ebenfalls nun sehr tiefen Stimmlage zu überreden.
„Worauf wartest du dann noch? Du hast doch noch ein paar Punkte in Flensburg frei, oder? Also komm her.“ Dass sie derart schnell darauf einging, sagte ihm alles, was er wissen musste.
„Dein Wunsch sei mir Befehl.“ Hauchte er noch ins Telefon, während er schon mit beschämend zittrigen Fingern den Motor startete.
„Aber fahr dennoch vorsichtig, mein Herz.“ Drang nochmal ihre besorgte Stimme zu seinem schon ziemlich benebelten Verstand durch.
„Immer.“ Flüsterte er ergeben zurück. „Gut. Ach, und schließ dann am besten gleich die Tür ab. Ich glaube nicht, dass du diesen Anblick mit anderen teilen willst. “ Wisperte sie noch ein letztes Mal verrucht in den Apparat. Dann legte sie mit einem leisen freudigen Kichern auf.
Oha, das konnte heiter werden. Seine fiese, kleine Sphinx. Jetzt konnte er nur hoffen, dass er es möglichst ungesehen bis in ihren Leichenkeller schaffen würde. Damit legte er den Gang ein und rauschte in Windeseile vom Parkplatz Richtung Institut.
Er brauchte tatsächlich nur 13 Minuten und 27 Sekunden. Rekord. Sogar für ihn. Und am Ende war er doch reichlich froh über ihre strikte Anweisung zum Abschließen der Tür. Denn der Anblick, der ihn in seinem Büro erwartete, raubte ihm wirklich den Atem und ließ ihn für die nächste Stunde keinen weiteren klaren Gedanken mehr fassen.
A/N: Tada. Den Rest muss euer Kopfkino übernehmen oder ihr müsst die liebe Khaladriel fragen, ob sie euch eine Fortsetzung schreibt. Mir ist derzeit nicht nach smut. Aber hier wieder ein paar meiner versprochenen Headcanons zu diesem AU.
Thema dieses Mal - Beziehungsgeflechte: Thiel und Boerne bezeichnen sich als Lebenspartner. Sie haben auf eine offizielle bzw. inoffizielle Zeremonie aber verzichtet, obwohl Alberich sich das sehr für die beiden gewünscht hätte. Alberich und Boerne sind verheiratet. Das ging sogar äußerst schnell, nachdem sie zusammengekommen sind. Boerne wollte sie und Ellie vor allem absichern.
Es gibt zwei Varianten wie sich die Polyamorie gefunden hat. In der einen waren Boerne und Alberich schon ein Paar und dann kamen Boernes Gefühle für Thiel dazu. In der anderen begreift Alberich, dass Boerne Thiel und sie liebt und sich halb zerreißt, weil er denkt, dass er wählen müsste. Sie schafft es mit viel Mühe die beiden Männer vom Gegenteil zu überzeugen.
In beiden Varianten ist Boerne erstmal ziemlich unglücklich verliebt, was Alberich bemerkt und ihr zu schaffen macht. In beiden sperrt sich Thiel erstmal gegen die Idee. Nachdem Boerne es erstmals so richtig versaut und den Karren mit mangelnder Kommunikation in den Dreck fährt, überzeugt Alberich schließlich mit der Hilfe von Vaddern und Frau Klemm Thiel und Boerne von dieser außergewöhnlichen Konstellation. Selbstverständlich braucht sie selbst viel Zuspruch zunächst, aber dafür sind Frau Klemm und Vaddern ja da.
In beiden Varianten ist Alberichs Hauptmotiv zwar, dass sie Boerne nicht verlieren will, aber ihr Thiels Freundschaft ebenfalls wichtig ist. Sie kommt auch in beiden Varianten an den Punkt, an dem sie fast bereit ist, das Feld zu räumen, wenn es Boerne und Thiel glücklicher machen würde. Beide Männer sagen ihr unabhängig voneinander, dass das nicht der Fall wäre und nichts lösen würde.
Es braucht dennoch eine ganze Weile bis Thiel und auch Alberich Boerne verzeihen und es dauert noch länger bis alle drei genügend Vertrauen in die Konstellation entwickeln. Der Prozess wird immer wieder von individuellen Rückschlägen unterbrochen.
Thiels und Alberichs Gefühle füreinander tanzen immer wieder auf der Grenzen zwischen platonisch und nicht platonisch hin und her. Sie lieben sich ohne Frage auch. Nur die Form dieser Liebe bleibt vorerst etwas schwammig. Mal bezeichnen sie sich als Freunde, mal als Wahl-Geschwister, die einfach denselben Mann lieben, mal als Seelenverwandte, die sich noch nicht so richtig erkannt haben. Sie gehen dennoch dann und wann sehr zärtlich miteinander um. Küsse auf die Wange und Stirn sind eigentlich Standard. Ob und wann das Körperliche mal etwas mehr wird, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Ganz ausschließen will ich es aber nicht mehr.
Ellie ist die leibliche Tochter von Alberich und Boerne, die während ihrer Affäre aus dem Pre-Poly-AU entstanden ist, was den Stein ins Rollen bringt. Anni und Linus sind Thiels und Alberichs Kinder, die mittels IVF gezeugt wurden. Ellie spricht Boerne mit Papa an und Thiel ist Pops. Linus und Anni nennen Thiel ebenfalls Papa, aber Boerne nur Bo. Alle drei sagen zu Alberich Mama oder Mamsilein, wenn sie etwas wollen.
Nächstes Mal gibt es ein anderes Thema mit einem kleinen Einblick in meinem Kopf. Zu den drei Kindern gibt es übrigens ausgefertigte Charakterprofile inzwischen. Die ich irgendwann mal zum Besten gebe. Das würde hier definitiv noch mehr den Rahmen sprengen.
Hier gibt es gaaaaanz viel Feels für Slasher aber auch jede Menge für Alberich- und Thielliebhaber. Auch die AxB-Fraktion sollte vor allem zum Ende auf ihre Kosten kommen. Die beiden Charaktere Alberich und Thiel bekommen dieses Mal sehr viel Raum, obwohl Alberich kaum persönlich in Erscheinung tritt. Thiel darf hier mal von seiner besten Vermittlerseite her glänzen. Zudem verschwimmen, dank der anregenden und spannenden Diskussionen mit der lieben Khaladriel, zunehmend die Linien und Barrieren zwischen den beiden Beziehungen und wir bewegen uns auf ein echtes AxBxT zu.
Für ALLE
Eifersucht
„Hast du Silke schon angerufen.“ Fragte er an Boerne gewandt, der hinter ihm ungewöhnlich wortkarg in sein Büro trottete. Schwungvoll warf er die Akte zu Magnus Rosponi auf seinen leicht chaotischen Schreibtisch. Das war ein wilder Fall gewesen. Aber immerhin war er jetzt abgeschlossen.
„Warum sollte ich?“ Kam die trotzige Antwort in seinem Rücken. Verwundert drehte er sich zu dem Rechtsmediziner um. Welche Laus war dem denn schon wieder über die Leber gelaufen?
„Na immerhin kannte sie ihn früher mal gut. Und er war ja nicht ganz unwichtig. Da denke ich schon, dass sie ein Anrecht hat zu erfahren, wie die ganze Sache ausgegangen ist. Findest du nicht?“ Auffordernd zog er die Augenbraue hoch und musterte seinen Partner aufmerksam.
„Hmmm.“ Brummte dieser nur als Antwort und stierte weiter missmutig vor sich hin. Dann fiel auch bei Thiel der Groschen und er musste sich das laute Lachen verkneifen.
„Nicht dein Ernst?“ Platzte es stattdessen amüsiert aus ihm heraus.
„Was? Was?“ Halb erbost, halb verwirrt riss der Rechtsmediziner die Augen weit auf und starrte ihn verärgert an. Dann hielt er es nicht mehr aus. Thiel lachte laut auf. Das brachte den anderen Mann nur noch mehr in Wallung. „Thiel, ich schwöre dir, wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, dann…“ Drohend hob Boerne seinen Zeigefinger, nur um ihn Sekunden später wieder unverrichteter Dinge sinken zu lassen.
Oha ‚Thiel‘ und nicht ‚Frank‘ war es heute. Sein Partner hatte also wirklich so richtig schlechte Laune. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Der Rechtsmediziner war sonst immer geradezu nervtötend mit seiner euphorischen Hochstimmung, wenn sie einen Fall erfolgreich gelöst hatten.
In den Jahren hatte es nur wenige Ausnahmen davon gegeben. Jetzt schien es mal wieder so weit zu sein. Aber wirklich. Und dann aus diesem Grund? Das konnte doch nicht wahr sein.
„Du willst mir doch jetzt echt nicht erklären, dass du eifersüchtig bist. DU, der in zwei Beziehungen gleichzeitig lebt. DU, der uns allen beinahe die Herzen gleichzeitig gebrochen hätte. Du bist eifersüchtig auf einen toten Jugendschwarm von Silke.“ Noch immer fiel es ihm schwer die Absurdität der Situation zu begreifen.
Wütend fuhr sein Partner herum. „Du hättest sie mal hören sollen. ‚Ach, er war ja so ein Schöner und klug.‘“ Äffte Boerne seine Frau in unvergleichbarer Art und Weise nach. „Und dann ihre verträumten Herzchenaugen dazu.“ Bockig verschränkte der andere Mann die Arme vor der Brust.
Tatsächlich. Der sture Griesgram war gelb vor Eifersucht und Neid. Seufzend klemmte er sich den nächsten blöden Spruch und schlug stattdessen eine andere Taktik ein. „Ich sag’s dir ja nur ungern. Aber keiner von uns war der erste, Boerne. So ist das nun mal.“ Das quittierte sein eingeschnappter Partner aber nur mit einem Augenrollen.
„Wie machst du das denn, wenn wir mal einem lebenden Mann hinterher sehen. Oder auch einer Frau? Bringst du die dann um oder was?“ Hakte er nach und lehnte sich entspannt an seinen Schreibtisch. Er wusste genau, was er mit dieser Frage ausgelöst hatte. Er brauchte nur gelassen bis drei zu zählen. Eins, zwei…
„Bitte was?“ Brach es sogleich lautstark aus dem Rechtsmediziner wie aus einem brodelnden Vulkan heraus. Böse funkelten ihn zwei kieferngrüne Augen an. Er blieb ruhig und zuckte nur mit den Schultern. „Na, das passiert dir doch wohl auch mal.“ Versuchte er seinem Partner verständlich zu machen, dass er sich doch nur über eine Lappalie aufregte.
Sofort begann der Rechtsmediziner in seiner üblichen Manier unruhig auf und abzulaufen. „Nein, tut es nicht. Ich bin nämlich treu und habe ein Mindestmaß an Anstand und Größe.“
Thiel verzog verwirrt das Gesicht. „Das hat doch nichts mit Treue oder Anstand zu tun. Außerdem wenn ich dich mal daran erinnern darf, warst du damals derjenige, der…“ Doch weiter kam er nicht.
„Dünnes Eis, Thiel.“ Zischte Boerne warnend. Er überlegte kurz, ob es sich lohnen würde, weiterzumachen. Aber er sah seinem Partner an, dass das alles selbst nach all diesen Jahren noch ein höchst sensibles Thema für ihn war.
So richtig würde er das schlechte Gewissen wohl nie ablegen können. Egal wie oft Silke und er ihm sagten und zeigten, dass sie ihm längst vergeben hatten. Dass nichts von dem Schmerz von damals übrig war. Es würde immer ein Teil von ihm sein. Eine Narbe, die, so hoffte er, gut verheilt ihn immer daran erinnern würde, was er beinahe verloren hätte.
Er würde es nicht leugnen, dass auch er ab und zu noch seine Momente hatte, die ihn zurück zu diesen schwierigen Zeiten führten und ins Schwanken brachten. Und meist war es gar nicht Boerne, der ihm die nötige Stabilität zurückgab.
Nee, der war meist völlig hilflos und überfordert mit solchen Situationen. Es war wieder mal die zierliche kleine Frau, die ihr über die Jahre immer stabileres Kartenhaus vor dem Einsturz bewahrte. Die ihm die Zweifel ansah, die ihn in den Arm nahm und ihm so zeigte, dass er absolut nichts zu befürchten hatte. Schon gar nicht von ihr.
Silke Haller-Boerne war sicher keine Heilige. Weiß Gott, auch sie beide hatten so ihre Reibungspunkte und Auseinandersetzungen miteinander. Sie konnte unfassbar schnell in ihrem Urteil sein und er wurde auch ihr gegenüber schon mal laut, wenn sein Sturkopf besonders hart war.
Tief im Inneren wusste Thiel, dass auch sie manchmal an ihren Unsicherheiten zu knabbern hatte. Umso wichtiger waren die ganz leisen Momente zwischen ihnen, die sie zusammenschweißten und alte Wunden heilten, wenn sie doch mal wieder aufbrachen. Keine Frage. Ohne Silke wären sie alle schon lange nicht mehr zusammen und längst tief gekränkt und verletzt ihre eigenen Wege gegangen.
Wie also konnte Boerne dieser Frau jetzt vorwerfen, dass sie mal ein bisschen ins Schwärmen kam. Erneut warf er einen Blick zu seinem aufgebrachten Partner. Nein, mit Brechstange und Vorschlaghammer würde er heute nicht weit kommen.
„Boerne, es ist doch ganz normal, wenn man lang in einer Beziehung ist und bei uns ist das ja nun auch etwas speziell.“ Versuchter er es dieses Mal auf dem etwas sanfteren Weg.
„Doch, doch, doch. Das hat sehr wohl was mit Treue und Anstand zu tun.“ Zeterte der Professor unbeirrt weiter. „Und was heißt hier, bei uns ist das speziell. Wir führen zwei ganz normale Beziehungen und einen gemeinsamen Haushalt.“
„Mit drei gemeinsamen Kindern.“ Gab er dem Forensiker vorsichtig zu bedenken. Aber der wollte davon gar nichts wissen. „Na und?“ Gab Boerne unbekümmert zurück.
„Frau Bollmann aus der Dritten würde dir sofort 50 Gründe nennen, warum das 80% der Bevölkerung alles andere als normal finden. Und warum wir alle drei in der Hölle schmoren werden, während der Teufel unsere Kinder frisst.“ Erläuterte er seinem Partner geduldig, dass bei allem Fortschritt vor allem Münster immer noch ein schwieriges Pflaster war, was moderne Beziehungskultur anging.
„Pfff. Alles unterbelichtete Kleingeister.“ Nörgelte Boerne mit einer abweisenden Handbewegung weiter. Nun gut. Er hatte es mal wieder vergeblich versucht. Aber das war ja auch gar nicht der Punkt.
„Volle Zustimmung hier. Aber zurück zum Thema. Du bist eifersüchtig.“ Lenkte er das Gespräch wieder auf seinen Ausgangspunkt zurück. Auf die heftige Gegenreaktion musste er nicht lange warten.
„Bin ich nicht.“ Kam es wie aus der Pistole geschossen von dem aufgebrachten Akademiker. Fehlte nur noch, dass er wütend aufstampfte, wie Ellie in ihren eher strapaziösen Kindertagen. Sowieso. Ihre Große war Boerne wie aus dem Gesicht geschnitten, auch wenn sich zum Glück für sie alle sehr viel von Silkes Genen dazu gesellt hatten.
In den letzten Jahren hatte er sich mehr als einmal dabei erwischt, wie er jeder höheren Macht auf Knien für die taffe kleine Frau gedankt hatte. Niemand hatte diesen verrückten Sack Flöhe besser im Griff als die zierliche Rechtsmedizinerin. „Was Mama sagt, ist eben Gesetz.“ war vielleicht deshalb der Lieblingsspruch ihrer drei so erfrischend unterschiedlichen Sprösslinge.
Vor allem aber amüsierte es Thiel immer wieder aufs Neue, wie herrlich sich der vermeidliche Herr und Gebieter des Hauses darüber echauffierte, dass seine Autorität scheinbar gar keine Beachtung bei ihren Kindern mehr fand. Sicher auch ein Glück. Denn jetzt da Ellie schwer in der Pubertät steckte, hätte er Silke für ihre schier endlose Engelsgeduld und Ausdauer am liebsten jeden Tag abgeknutscht. Dass sich inzwischen manchmal auch andere Motive dafür dazwischen mogelten, ignorierte er eisern.
Denn natürlich musste ihr viertes großes Kind die Launen der Teenagerin aus purer Solidarität gleich mitausleben. Es verging kein Tag mehr, dass sein Partner nicht wegen irgendeiner Kleinigkeit eine theatralische Show hinlegte, die selbst sehr hartgesottene Pädagoginnen Tränen der Verzweiflung in die Augen getrieben hätten.
Nicht aber dem besseren Viertel des Professors. Mit stoischer Gelassenheit ertrug sie jede wortgewaltige Tirade, warum denn Herr X oder Frau Y schon wieder die Müllsortierung vollkommen ruiniert hätten. Oder die lauten Wutausbrüche darüber, dass er ständig nur von inkompetenten Dilettanten umgeben sei, die einfach sein großartiges Genie nicht genug würdigten und anerkannten.
Dagegen wirkten Ellies vereinzelte Anfälle nach Freiheitsdrang und ihre „Ihr-versteht-mich-eh-nicht!“ Ausbrüche fast niedlich. Und selbst die fing ihre Mutter alle auf. Jeden Einzelnen, ohne Unterlass. Selbst wenn sie es sich mal erlaubte, selbst auszubrechen und für eine Woche auf irgendeinen Toxikologiekongress zu verschwinden.
Er erschauderte immer noch bei den Erinnerungen an ihre letzte Flucht nach Stuttgart. Der totalen Erschöpfung nahe hatte er schließlich am vierten Tag die Waffen gestreckt und sie am späten Abend angerufen. Verzweifelt hatte er ihr sein Leid geklagt und sich sogar die Blöße gegeben, Silke anzuflehen in den nächsten Zug Richtung Heimat zu steigen, was sie natürlich zum Glück lachend abgelehnt hatte.
***
Etwa 6 Monate zuvor
Zwischen Boerne und Ellie waren wieder mal derart die Fetzen geflogen, sodass die Zwillinge vor Panik synchron angefangen hatten zu weinen und lautstark verkündet hatten, sie wollten nur bei Silke wohnen und nicht in ein Heim. Er hatte zwischen Job, Haushalt, Seelsorger und Streitschlichter irgendwann das Handtuch geworfen. Hier konnte nur noch eine Person helfen, auch wenn sie hunderte Kilometer entfernt war.
Betreten wählte er die ihm so vertraute Nummer gegen wirklich jeglichen Kummer. Wie immer nahm sie sofort ab und wischte seine gestammelte Entschuldigung sofort liebevoll aus dem Weg. „Frank, entspann dich. Ich bin immer für unsere Familie da, selbst wenn ich es nicht bin. Wo drückt der Schuh?“
Kleinlaut schilderte er ihr die Lage. Während er sprach, wurde ihm erst das ganze Ausmaß so richtig bewusst. Beschämt über diesen erneuten Totalausfall seinerseits schloss er die Augen. Doch wieder war es die einfühlsame Frau am anderen Ende der Leitung, die ihm den Scham und jede Sorge nahm. „Lass mich mal machen, Frank. Ich rede erst mit Ellie und dann mit unserem anderen hochsensiblen ausgewachsenen Co-Teenager. Das wird schon. Du hast tapfer durchgehalten und übermorgen bin ich ja zurück.“
Und tatsächlich. Eine halbe Stunde später lagen sich Ellie und Boerne auf der großen Familiencoach schluchzend in den Armen. Die Zwillinge wie lebendige Kuscheltiere um die beiden ehemaligen Streithähne drapiert und dennoch immer noch müde mit der Bitte darum nicht in ein Heim zu kommen. Und natürlich wollten alle vier sofort von ihm wissen, wann endlich die wirkliche Herrin dieses Hauses wieder in persona aufschlagen würde.
Ungläubig raunte er wenig später ins Telefon. „Du bist wirklich eine kleine Hexe. Wie hast du das angestellt? Ich kapier’s nicht. Das grenzt an ein Wunder.“
„Du sagst es. Zauberei. Ich habe sie alle verhext.“ Kam die freche Antwort mit einem hellen Lachen. Sein Herz zog sich plötzlich zusammen und ihm wurde angenehm warm. Noch ehe er sich über diese Reaktion seinerseits zu sehr wundern konnte, wurde ihre Stimme noch weicher als sonst.
„Und sehr, sehr viel Liebe. Aber Frank, das heißt nicht, dass du versagt hast. Das heißt nicht, dass sie dich weniger lieben oder du sie. Wir sind ein Team, eine Familie. Verstanden? Manchmal ist der eine der Leader und manchmal geht jemand anderes voraus, ok?“
Wie immer erkannte sie seine Zweifel und zerstreute sie sogleich, bevor er sie überhaupt richtig wahrnehmen und sie tiefe Wunden schlagen konnten. „Du bist nicht von dieser Welt Silke Haller-Boerne.“ Ihr feines Lachen hallte noch immer in seinem Kopf nach. Genau wie das Zärtliche. „Danke, dass du auf unsere Rasselbande so gut aufpasst, wenn ich…wenn ich es gerade nicht kann.“ Er hörte ihr kurzes Zögern. Dann setzte sie nochmal an.
„Gib unserer großen Nervensäge einen Kuss von mir, ja. Ich glaube…er hat es gerade nicht sehr einfach mit…also ich meine…was ich sagen will…Er braucht einfach etwas mehr Liebe als sonst von uns.“ Rang sich die kleine Frau ab. Thiel seufzte schwer. Was immer sie vertrieben hatte, es hatte also definitiv auch etwas mit ihrem exzentrischen Chef zu tun und nicht nur mit dem Mann, den sie geheiratet hatte. Manchmal waren das zwei komplett verschiedene Menschen und manchmal gingen sie Hand in Hand. Er hatte so ein Bauchgefühl, dass dieses Mal eher letzteres der Fall gewesen war.
„Ellie und er…das ist eine schwierige Kiste im Moment. Dann diese Sache mit Thomsen und den Plagiatsvorwürfen. Dieses bescheuerte Haar. Und wir…wir sind gerade scheinbar ebenfalls in keiner ganz leichten Phase. Es ist einfach etwas viel zurzeit.“
Ihre Stimme klang mit einem Mal so brüchig. Die neuen Sorgenfalten auf seiner Stirn ignorierend stellte er dennoch keine weiteren Nachfragen. Er kannte das schon zur Genüge.
Natürlich waren ihm die Spannungen zwischen Silke und seinem Partner nicht entgangen. Boerne war seit geraumer Zeit ungewöhnlich unnahbar. Selbst seine übliche Grantigkeit fehlte. Seit Wochen schlief er weder bei ihm noch bei ihr, sondern zog sich stets schmollend auf die riesige Familiencoach im Wohnzimmer zurück. Die sicher nicht unerheblichen Rückenschmerzen machten den Professor nur noch unausstehlicher. Silkes traurige Blicke verfolgten den Kriminalhauptkommissar oft bis in den Schlaf.
Dennoch hielt er sich raus. Wenn sie ihn brauchten, würden sie ihren Weg schon zu ihm finden. Das taten sie doch immer irgendwann. Bis dahin musste er ihnen einfach vertrauen. Was immer die beiden Forensiker auszufechten hatten, sie würden es schon meistern. „Alles gut, Silke. Mach dir keine Sorgen. Ich übernehme ab hier wieder.“
„Danke. Ich…“ Er lauschte aufmerksam. Offensichtlich wollte sie ihm noch etwas mitteilen, aber dann sagte sie nur. „Schlaf gut, Frank. Das hast du dir verdient.“ Flüsterte sie ihm ins Ohr, während er schon auf der Suche nach seinem launischen Partner in die Küche stapfte. Etwas verwirrt legte er auf. Da war wohl mal wieder ein gemütliches Vier-Augen-Coach-Gespräch bei Bier und Prosecco fällig.
Boerne stand im Profil in seiner „Es kann nur einen geben“-Kochschürze am Herd als er die Küche betrat. Thiel musste grinsen. Die hatte ihm Ellie vor ein paar Jahren im Werkunterricht in wochenlanger Handarbeit angefertigt. Nachdem er sich anfänglich mal wieder etwas angestellt hatte, hütete Boerne das gute Stück nun wie seinen Augapfel.
Vor dem Rechtsmediziner dampften zwei Töpfe vor sich hin. Eine leere Auflaufform daneben. Aufwendiges Mitternachtskochen zur Nervenberuhigung. Schlussfolgerte Thiel messerscharf. Das tat der größere Mann immer, wenn ihn etwas besonders aufwühlte. „Silke?“ Brummte der Rechtsmediziner recht wortkarg. Leicht wandte er den Kopf zu ihm und schielte auf das Handy in Thiels Hand.
Oha, ‚Silke‘ und nicht ‚Alberich‘. Das scheint wirklich ernst zu sein. Thiel schob die wühlende Unruhe in seinem Magen entschieden zur Seite. Nickend trat er dicht neben Boerne und warf einen prüfenden Blick auf dessen Kochkünste. Es roch schon verdammt gut. Ah, Ratatouille mit Rosmarinkartoffeln. Silkes und Ellies Lieblingsessen.
Dann seufzte Boerne plötzlich erschöpft und ließ sich auf einem der Küchenstühle nieder. Thiel beobachtete, wie er sich mehrmals nervös mit der Hand über den Bart fuhr. „Frank, ich glaube ich…ich hab‘ Mist gebaut.“
Was du nicht sagst. Schoss es dem Kriminalkommissar sofort durch den Kopf. Doch dann warf ihm sein Partner einen derart verzweifelten Blick zu, dass er sich lieber auf die Zunge biss. „Ich hätte nicht…Gott, ich weiß doch auch nicht, was mit mir eigentlich los ist.“
Frustriert warf der Professor den hölzernen Kochlöffel auf die Arbeitsplatte und stützte die Arme schweratmend auf. Klappernd schlug das Holz auf dem dunklen Kunstmarmor auf. Thiel schwieg abwartend. Boerne brauchte das hier. Seit Wochen hatte er sich abgekapselt.
„Ich will das so gern alles vergessen. Thomsen, den Untersuchungsausschuss, dieses vermaledeite Haar, Silkes Schweigen. Mein Kopf weiß, dass sie es nicht absichtlich getan hat, dass ich es womöglich wirklich selbst war, der den Leichnam kontaminiert hat. Aber der Rest von mir…der hat einfach den Boden unter den Füßen verloren und sucht dringend nach Halt.“ Gedankenverloren betrachtete Boerne seine nervösen Finger.
„Ich habe sie ziemlich abweisend behandelt in den letzten Wochen und dass obwohl wir ausgiebig darüber gesprochen haben. Aber irgendetwas stimmt einfach nicht und sie sagt mir nicht, was es ist.“ Seufzend hob sein niedergeschlagener Partner den Kopf. „Ich vermisse sie, Frank. Ich vermisse euch beide. Und dabei sehe ich euch jeden verdammten Tag.“ Traurig schüttelte der Forensiker den Kopf.
„Ich will dich damit gar nicht behelligen. Es ist nur…Was wenn sie eines Tages nicht mehr zurückkommt? Also zu mir. Ich weiß, dass sie unsere Kinder über alles liebt. Sie würde sie niemals im Stich lassen. Aber manchmal treibt mich diese tiefsitzende Furcht, dass ihr beide eines Morgens aufwacht und dann einfach nicht mehr da seid, fast in den Wahnsinn. Ich weiß, dass ich nicht einfach bin. Aber…“
Er konnte sich das nicht einen Moment länger mit anhören. Nicht ein einziges Wort mehr. Rasch überbrückte er die Distanz zu Boerne. Entschlossen nahm er dessen Gesicht in seine Hände. Dann beugte er sich nach unten und brachte den aufgelösten Forensiker mit einem federleichten Kuss zum Schweigen.
Er spürte, wie sich Boernes Erstaunen in Verwunderung verwandelte. Dann endlich entspannte sich der Mann und ließ sich in die sanfte Berührung ihrer Lippen fallen. Gut so. Wurde auch Zeit, dass du die Klappe hältst. Sanft schob der Rechtsmediziner seine Hand in Thiels blondes Haar und vertiefte den Kuss.
Als sie sich nach einigen Augenblicken voneinander lösten, lag noch immer etwas Fragendes in den Augen des Professors. Thiel errötete leicht. Es kam tatsächlich selten vor, dass er die Initiative zwischen ihnen beiden ergriff.
„Von Silke.“ Flüsterte er daher schnell und ärgerte sich ein wenig über seine Atemlosigkeit. Verlegen räusperte er sich. Sanft begann er mit seinen Daumen über Boernes Wangenknochen zu streichen.
„Hör‘ bitte auf so einen Unfug zu reden. Natürlich kannst du jederzeit zu mir kommen, wenn dich etwas belastet. Selbst oder vielleicht gerade, wenn es um Silke geht. Und was immer es dieses Mal ist…ihr schafft das. Das weiß ich. Ihr habt schon so vieles überstanden.“ Sprach er seinem Partner Mut zu.
„Silke und ich werden auch nicht einfach so verschwinden, nur weil die Lage mal etwas angespannt ist. Du wirst uns nicht so einfach los, egal wie trampelig du dich benimmst. Wir kennen dich so gut, wie niemand sonst und wir lieben dich genau deshalb. Mit all deinen dramatischen Ecken und Kanten. Also mach dir nicht so viele Sorgen und nimm Silke einfach fest in den Arm, wenn sie Samstag zurückkommt.“
Der Rechtsmediziner beobachtete ihn mit aufgerissenen Augen wie ein scheues Reh, während er sprach. Dann nickte er schließlich ergeben. Thiel atmete erleichtert auf. Hatte er den Sturkopf also auch mal erfolgreich geknackt. Silke wäre ja so stolz auf ihn.
Langsam drehte Boerne den Kopf zur Seite und drückte einen Kuss auf Thiels Handfläche. Dann hauchte er. „Danke. Ich Glücklicher. Hab ich also gleich zwei sehr weise Seelen eingefangen oder färbt meine kleine Philosophin nun auch auf dich ab?“ Fragte ihn der Forensiker mit einem spitzen Grinsen.
Thiel schluckte schwer und vermied es diese Frage zu beantworten. Das wurde zunehmend gefährliches Terrain für ihn. Verdammte Axt. Er sollte sich wirklich mal wieder besser im Griff haben.
Immerhin. In dieser Nacht blieb die Coach im Wohnzimmer endlich wieder leer.
***
Noch immer bescherte ihm die Erinnerung an diese innigen Momente mit seinen beiden Rechtsmedizinern eine wohlige Wärme in der Brust und sein Herz schien nochmal größer zu werden. Silke hatte es verstanden ihm seine eigenen Ängste zu nehmen, sodass er sich um Boerne kümmern konnte. Die zierliche Frau hatte wie immer Recht behalten.
Bei allen äußerlichen Unstimmigkeiten. Bei all dem Trubel um sie herum. Obwohl alle Zeichen so oft schon gegen sie gesprochen hatten. Sie waren noch immer hier und noch immer zusammen. Ein erstaunlich unschlagbares Team.
Dennoch hatte er ihr Coach-Date erstmal aufgeschoben. Denn unerklärlicherweise hatte sein Herz ebenfalls ziemlich schnell geschlagen, als Silke zwei Tage später endlich mit ihrem roten Mini vorgefahren war.
Er versuchte seine verräterischen Gedanken abzuschütteln. Das war nun wenig hilfreich. Vor allem, wenn sein Partner gerade mit einschlägigen Empfindungen zu kämpfen hatte.
„Wohl bist du eifersüchtig. Warum?“ Hakte er dabei schnell bei Boerne nach. Er erwartete fast, dass sich der Rechtsmediziner noch etwas bitten lassen würde. Aber der andere Mann überraschte ihn.
„Na seid ihr das denn nicht? Also ich meine. Natürlich fühle ich mich sehr geschmeichelt, wenn sich mal jemand für mich näher interessiert. Aber ich würde weder dir noch Silke so etwas antun, geschweige denn euch das auch noch aufs Butterbrot schmieren.“ Erklärte ihm Boerne in einem erstaunlich sachlichen Ton.
Dennoch warf er seinem Partner einen vielsagenden Blick zu, sodass diese schnell ergänzte. „Ich meine, also nicht mehr. Nie wieder werde ich euch so verletzen.“ Kurz huschte ein schmerzhafter Blick über Boernes Gesicht. Dann fing sich der Forensiker.
„Und nein, ich gucke mich nicht um. Nicht mehr. Warum sollte ich auch? Ich habe doch alles, was ich brauche?“ Flüsterte der größere Mann schließlich und Thiel sah, wie er aus Verlegenheit leicht rot anlief. Den Kriminalhauptkommissar rührte diese Ehrlichkeit irgendwie.
Schwerfällig ließ sich der Rechtsmediziner in einen der Besucherstühle fallen „Also warum tut ihr das? Bin ich…bin ich nicht genug?“ Diese Frage traf Thiel mitten in die Brust. Das hatte er nun auch wieder nicht gewollt.
„Doch natürlich. Wie kommst du denn auf solchen Schwachsinn?“ Versuchte er daher in barschem Ton den anderen Mann zu beruhigen. Doch der war nun schon wieder in heller Aufruhe. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf.
„Weil die Frau, die ich liebe, seit Tagen mit einer Gewittermiene umherläuft, weil ein alter Jugendschwarm verstorben ist, von dem sie mir stundenlang erzählt und weil der Mann, den ich liebe, mir gerade eröffnet hat, dass er sich hier und da doch nochmal an beiden Geschlechtern sehr erfreut. Was soll ich denn da anderes denken?“ Lamentierte Boerne lautstark, während er erneut versuchte einen Graben in den hässlichen betongrauen Teppichfußboden zu laufen.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Thiel, dass sein Assistent sie inzwischen sichtlich besorgt durch die verglasten Wände beobachtete. Schwer seufzend rieb er sich einmal über das Gesicht. Er musste dieses Boerne-Drama ganz schnell unter Kontrolle bekommen. „Komm mal her.“ Forderte er daher mit sanfter Stimme seinen Partner auf. Zu seiner Erleichterung leistete Boerne dem auch überraschend sofort Folge und trat dicht vor ihn.
Fest sah er dem Forensiker in die Augen. „Natürlich bist du genug. Ich will sowas nie wieder hören, klar.“ Er überlegte kurz. Ach, scheiß doch auf Schrader und Co. Das hier ist viel zu wichtig. Vorsichtig legte er eine Hand auf Boernes Wange, der sich sofort in die Berührung schmiegte. Thiel wurde nun selbst etwas wärmer.
„Ich liebe dich. So sehr. Ich habe eine halbe Ewigkeit gebraucht, darauf zu vertrauen. Habe mich fast ein Jahr gequält bis Silke mich endlich geknackt hat. Das werf‘ ich doch nicht weg, nur weil mir mal jemand schöne Augen macht.“ Gestand er schließlich mit leicht zittriger Stimme. Himmel, wo kamen denn diese ganzen Emotionen plötzlich her.
Boernes hyperaktiver Geist, missverstand ihn natürlich sofort. „Was? Wer? Wer macht dir schöne Augen? Gerade hast du noch gesagt, dass du…“ Hakte sein Partner mit weit aufgerissenen Augen sofort nach.
„Beruhige dich.“ Herrschte er Boerne ungeduldig an. „Was ich sagen will ist, ich bin hier, weil ich das will. Weil ich dich will. Dieses vollkommen verrückte Leben und das absolute Chaos mit dir und Silke. Mit Ellie, Anni und Linus. Und glaube mir, Silke will genau das auch.“ Sprach er nun etwas ruhiger auf seinen aufgebrachten Partner ein.
„Aber du musst ihr auch ihre Vergangenheit lassen. Das hat sie verletzt. Das war eine Wunde, die erst noch heilen musste. Überleg doch mal, wie lange sie auf dich warten musste. Und dann komm ich auch noch dazwischen. Und statt aufzugeben, war sie es, die uns ordentlich den Kopf gewaschen hat. Gut mit Vadders und Klemms unmöglichen Sprüchen dazwischen. Aber dennoch.“
Er seufzte schwer und konnte die zarten Gefühle, die sich in seiner Brust regten, wenn er an die kleine starke Frau in ihrem Leben dachte, nicht ganz verdrängen. Sie brauchten sie. Ohne Silke wären sie alle längst hoffnungslos verloren.
„Sie hat das alles mit uns zusammen durchgestanden, hat mit uns gelitten und sie hat das alles erst möglich gemacht.“ Erinnerte er seinen Partner sanft. „Also wie zum Teufel kommst du auf den Gedanken, dass dich diese Frau nicht lieben würde? Dass sie dich nicht mit allem was du bist, was dich ausmacht, haben will und dich begehrt.“ Fragte er und hätte den anderen Mann liebend gern geschüttelt. Begriff er denn nicht, was das für ein Glück war, von jemandem wie Silke so innig geliebt zu werden?
Doch Boerne verstand es wie kein Zweiter seine Gedanken auf ganz andere Bahnen zu lenken. „Ich liebe dich auch, Frank. So, so sehr.“ Flüsterte der Rechtsmediziner mit Tränen in den Augen und griff nun selbst nach seinem Gesicht.
Nur eine Sekunde verschwendete er einen Gedanken an Schrader und die anderen neugierigen Gesichter vor seinem Büro. Dann ließ er sich bereitwillig von Boerne in einen sanften Kuss ziehen. Seufzend schloss er die Augen. Dieses Gefühl hatte wirklich selbst nach all diesen Jahren nichts von seiner Wirkung verloren. Er spürte das Kribbeln überall. Die Wärme und Geborgenheit, die er immer mit dem Rechtsmediziner verband, legte sich wie eine kuschlige Wolldecke um ihn und hüllte ihn ein.
Er musste ein enttäuschtes Stöhnen unterdrücken, als Boerne den Kuss schließlich beendete. Noch immer strich ihm der andere Mann mit den Daumen über die Wangen. Er brauchte einen Moment, um aus seiner rosaroten Wolke wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Boernes selbstgefälliges Grinsen half dabei immerhin enorm. Der Bastard wusste wirklich, was er da tat.
„Wieder gut?“ Fragte er dennoch möglichst sanft nach. Das schien auch den Rechtsmediziner wieder aus seiner Trance zu holen. Langsam ließ er Thiels Gesicht los, der die Wärme der Hände seines Partners eigentlich schon vermisste. „Ja, entschuldige. Keine Ahnung, wo das herkam.“ Gestand der Professor mit einem leichten Schulterzucken.
Verdutzt sah der Kriminalkommissar dem Professor an. Eine Entschuldigung von dem hochmütigen eitlen Gockel obendrauf. Das schien wirklich sein Tag heute zu sein. Jetzt, da ihn Boernes Nähe aber nicht mehr komplett den Verstand raubte, konnte Thiel immerhin wieder halbwegs klar denken.
„Naja Silkes Schwangerschaften sind schon eine Weile her. Wäre ja zu dumm, wenn nicht mit einem von uns immer wieder die Hormone durchgehen würden.“ Piesackte er seinen Partner behutsam. Der verzog nur angewidert das Gesicht, was Thiel direkt ein Lachen entlockte.
„So und jetzt fährst du nach Hause zu deiner Frau und nimmst sie in den Arm. Oder auch was anderes. Was immer euch gerade gut tut. Ich brauche hier eh noch eine Weile.“ Versuchte er schließlich den Forensiker auf bessere Gedanken zu bringen. Doch der sah nur erneut so aus, als hätte er in eine besonders giftige Zitrone gebissen.
„Geht nicht. Wir haben heute noch zwei Leichen auf dem Plan.“ Beschwerte sich Boerne verdrießlich und schob grollend die Hände in die Taschen seines Mantels.
„Ah, schon wieder ein autoerotisches Strangulationsopfer?“ Hakte Thiel keck nach. Seit Monaten hatten Silke und er eine helle Freude daran, den Professor mit mehr als zweideutigen Sprüchen über die letzte Obduktion dieser Art zur Weißglut zu bringen. Also brummte sein Partner nur mürrisch zur Antwort. Perfekte Voraussetzungen. Dachte Thiel triumphierend und widerstand dem Drang freudig in die Hände zu klatschen.
„Naja, dann eben das Zweitzuhause. Kann man ja auch abschließen.“ Frech grinste er Boerne zu und gab ihm einen leichten Stoß in die Rippen mit seinem Ellenbogen.
„Frank!“ Zischte dieser daraufhin erbost. „Hörst du bitte auf, mir am helllichten Tag solche Bilder in den Kopf zu pflanzen. Mein Gott es ist nicht mal Mittag. Muss ich mich etwa doch auch um dich sorgen, so oft, wie du meine Frau in diesem Zusammenhang erwähnst?“ Kritisch beäugte ihn sein Partner.
Das brachte den Kriminalhauptkommissar kurz ins Schwanken. Doch dann entschied er sich das Spiel mitzuspielen. „Och du, Silke ist eben eine sehr attraktive Frau und sie ist zufällig mit meinem über die Maßen gutaussehenden Lebenspartner verheiratet. Also da kommt einem schon mal der Gedanke…“ Begann er. Doch weiter kam er nicht.
„Stopp! Ich dachte, wir hätten gleich zu Beginn geklärt, dass das nicht in Frage kommt.“ Rief Boerne erregt dazwischen, was Thiel schon wieder zum Feixen brachte.
„Man Boerne, ich nehm‘ dich doch nur auf den Arm. Ich liebe Silke. Keine Frage. Aber absolut und zu 150% platonisch. Alles andere hebe ich mir für dich auf.“ Dass davon die Hälfte glatt gelogen war, musste sein eh schon hysterischer Partner ja nicht erfahren.
Nicht auszudenken, was der Rechtsmediziner für einen Aufstand machen würde, wenn er wüsste, dass es ihm zusehends schwerer fiel, Silke aus seinen nicht ganz unschuldigen Gedanken rauszuhalten. Ganz zu schweigen welchen Nervenzusammenbruch sein Partner erleiden würde, wenn er davon erfuhr, dass Thiel das eine oder andere Mal schon von ihr geträumt hatte. Nein, es war besser für Boerne und sie alle, wenn alles in ihrer eh schon sehr chaotischen Familie seinen Platz behielt, so schwer ihm das auch in letzter Zeit fiel.
Er schüttelte schnell den Kopf. Was dachte er da auch für dusseliges Zeug? Da hatten sich einfach ein paar verwirrte Schmetterlinge in seinem Bauch verirrt. Natürlich liebte er Silke. Wie konnte man die zierliche Frau auch nicht vergöttern? Es gab tausend Gründe, sie zu lieben, zu begehren. Vermutlich projizierte er da einfach etwas. Immerhin war er ja kein Deut weniger in ihren Mann verliebt wie an dem Tag, an dem er es endlich bemerkt hatte.
Ja, das würde es sein. Sein Herz oder besser seine Hormone waren einfach ebenfalls ein bisschen durcheinander. Er verbrachte so viel Zeit mit der kleinen Rechtsmedizinerin, die ihr ganzes hektisches Leben manchmal alleine für sie regelte. Er beobachtete sie so oft dabei, wie sie ihre ganze Familie liebevoll umsorgte. Wie sie jeden einzelnen von ihnen mit ihrer selbstlosen Zuneigung überschüttete. Da war es doch nur verständlich, dass er auch etwas davon haben wollte. Nichts, über das er sich weiter den Kopf zerbrechen musste also.
Daher sagte er nur zu Boerne mit voller Überzeugung. „So und jetzt fährst du bitte hübsch zu ihr und verdrehst ihr ordentlich den Kopf. Erinnere sie einfach mal daran, warum es verdammt gut ist, dass das mit Rosponi nichts geworden ist. Statt die ganze Zeit zu schmollen.“
„Ich schmolle nicht. Das würde ich nie tun.“ Kam prompt die beleidigte Retour. Doch nach fast zwanzig Jahren mit diesem emotionalen Pulverfass wusste er auch sehr genau, wie er Boerne zunehmen hatte.
„Exakt wie Linus, wenn er nicht sein Lieblingseis bekommt. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich habe ja eh den Verdacht, dass deine Gene so stur und aufdringlich sind, dass sie sich doch irgendwie reingeschummelt haben bei ihm.“ Konterte er daher so gut, dass Boernes Gesichtszüge einfach mit offenem Mund einschliefen.
„Also das muss ich mir echt nicht länger anhören.“ Polterte sein Partner noch etwas mit angezogener Handbremse. Aber Thiel war längst klar, dass er dem Tiger ordentlich die Krallen gestutzt hatte. Ohne Silke wäre er sowieso gänzlich zahnlos.
Also schob er den noch immer empörten Rechtsmediziner nur mit einem entschiedenen „Bis heute Abend und grüß mir Silke lieb.“ endlich aus der Tür, die er direkt vor dessen entrüsteter Miene auch sofort wieder ins Schloss fallen ließ.
Die amüsierten Gesichter davor ignorierte er vorsorglich, um sie nicht mit zwei erhobenen Mittelfingern zu beantworten. „So das wäre erledigt. Jetzt ist er dein Problem für den Rest des Tages, Silke.“ Ließ er die lachende Frau auf dem Familienbild, das seinen Schreibtisch verschönerte, wissen.
Dass ihr Anblick ihr ebenso viele Glücksgefühle wie Boernes Kuss bescherte, verdrängte er ebenso erfolgreich, wie den wehmütigen Gedanken, dass seine beiden Rechtsmediziner, wenn es gut lief, in der nächsten Stunde, wohl deutlich mehr Spaß haben würden als er mit dem schnöden Bericht für die Klemm.
***
Schnaufend beobachtete er durch die verglaste Tür, wie sich sein Partner pfeifend an den Schreibtisch setzte, um den Abschlussbericht für die Staatsanwaltschaft zu verfassen. Unfassbar, was er alles zwischen seinem mürrischen Kriminalhauptkommissar und seinem hämischen Giftzwerg über sich ergehen lassen musste.
Doch allein der Gedanke an die beiden stimmte ihn schon wieder milde und seine Gesichtszüge wurden augenblicklich weicher. Mit einem verträumten Blick sah er Frank dabei zu, wie er liebevoll das Familienfoto auf seinem Tisch betrachtete. Gott, er hatte schon verdammtes Glück mit den beiden. Dass sie das alles nicht nur so selbstverständlich mitmachten, sondern offensichtlich auch vollkommen darin aufgingen.
Leise räusperte sich jemand neben ihm und er sah überrascht auf. Schrader beäugte ihn mit einem nervösen Blick. „Hallo Herr Professor. Ich müsste mal…“ Stammelte der junge Mann und deutete mit einer vagen Geste auf die Tür zu Franks Büro.
Mit zunehmendem Unbehagen wurde ihm bewusst, dass Frank und er der Belegschaft des Präsidiums wohl mal wieder ein sehr anschauliches Spektakel geliefert haben mussten. Normalerweise machte ihm das wenig aus. Aber heute fühlte er sich merkwürdig ertappt. „Ja, dann sagen Sie das doch, Schrader.“ Keifte er daher den jungen Kommissar an und rauschte dann wutentbrannt Richtung Ausgang.
Als er über den Parkplatz zu seinem Wiesmann lief, verrauchte sein Zorn jedoch schon wieder. Stattdessen dachte er wehmütig daran, was Frank ihm geraten hatte.
In gewisser Weise hatte er ja recht. Es war unbenommen hochgradig unfair von ihm, wie er Alberich in den letzten Tagen behandelt hatte, nur weil sie ihrem ehemaligen Freund und Jugendschwarm ein bisschen hinterher trauerte. Warum hatte er denn plötzlich diese Sorge, dass sie deshalb ihr ganzes Leben infrage stellen würde? Sie hatte ihm doch niemals einen Anlass dafür gegeben. Oder doch?
Gedankenverloren stieg er in sein Auto und ließ die Hände auf das Lenkrad sinken. Dann fiel ihm sein Ehering ins Auge. Er seufzte schwer, als er das schimmernde weißgoldene Metall betrachtete.
Natürlich hatte er bemerkt, dass Alberich etwas beschäftigte, und zwar weit, bevor Rosponi auf ihrem Tisch gelandet war. Irgendetwas bereitete der kleinen Herrin des Hauses schweres Kopfzerbrechen. Ihn wurmte vor allem, dass sie nicht mit ihm darüber sprach. Vielleicht hatte er deshalb so heftig auf ihre Schwärmerei reagiert.
Denn das hatte sie doch sonst auch immer getan. Das war die ganze Grundlage ihrer Beziehung, ob sie nun verbal oder nonverbal kommunizierten. Wichtig war nur, dass sie es taten. Aber in den letzten Monaten war das fast vollkommen zum Erliegen gekommen und das bereitete ihm wiederum Magenschmerzen.
Nach der Sache mit dem verlorenen Haar und ihrer Rückkehr aus Stuttgart hatten sie viel miteinander geredet. Hatten mit Franks Hilfe ausgelotet, wo genau sie den Faden verloren hatten und eigentlich hatte er gedacht, dass sie seitdem wieder auf einem guten Weg gewesen wären. Aber jetzt…
Vielleicht hatte der Kriminalhauptkommissar recht. Vielleicht brauchten sie einfach mal wieder etwas Zeit für sich. Mussten etwas Verrücktes tun, dass nur sie beide verband. Plötzlich hatte er eine solche Sehnsucht nach ihr, dass es schon fast wehtat. Entschlossen griff er in seiner Manteltasche nach seinem Handy und wählte ihre Nummer.
„Haller. Rechtsmedizin.“ Sie klang immer noch so bedrückt und unglücklich, dass sich seine Brust sofort schmerzhaft zusammenzog. Er musste dringend etwas unternehmen. Keinen Tag länger hielt er diese Traurigkeit aus.
„Alberich, ich…ich wollte dir nur sagen, dass ich…“ Nervös begann er mit seinem Ehering zu spielen. Ja, was wollte er ihr eigentlich sagen? Ich liebe dich. Es tut mir leid, dass ich so ein egoistischer Mistkerl bin, der nichts Besseres zu tun hat, als dich mit seiner sinnlosen Eifersucht zu nerven.
Ja, das sollte er ihr eigentlich mal mitteilen. Aber sie kam ihm zuvor.
„Was ist los? Ist was mit den Kindern oder mit Frank?“ Drang ihre besorgte Stimme an sein Ohr. Ach verdammt. Er hatte ihr doch nicht noch mehr Sorgen machen wollen. Und wie sehr es ihn immer berührte, dass sie wie selbstverständlich zuerst nach den Kindern und Frank fragte, weil sie weit vor ihm begriffen hatte, wie wichtig der andere Mann für ihn war.
„Nein. Alles in Ordnung.“ Beschwichtigte er sie schnell. Gott, was war denn los mit ihm? Das war die Frau, die er liebte und sie liebte ihn auch. Was war denn sein Gott verdammtes Problem? Vielleicht war es wirklich seine Angst, dass sie gar nicht wusste, wie glücklich sie ihn machte, wie unfassbar dankbar er für sie war. Vielleicht war es einfach mal wieder Zeit, ihr genau das zu sagen.
Dann endlich fasste er sich ein Herz. „Ich…ich liebe dich. Ich bin sehr glücklich mit dir. Ich wollte einfach, dass du weißt, dass ich nicht einen Tag mit dir bereue. Nicht einen einzigen. Und dass ich…dass ich dir so unfassbar dankbar für alles bin. Dass du es mit mir aushältst, dass du mich erträgst.“ Presste er schließlich hervor. Irgendwie hatte ihn das erleichtert und dennoch bemerkte er, dass seine Augen schon wieder verräterisch zu brennen begangen.
„Ich liebe dich auch.“ Erwiderte sie sofort mit sanfter Stimme. „Aber wo kommt denn das plötzlich her, mein Herz. Ist was passiert?“ Er kniff die Augen zusammen. So nannte sie ihn höchst selten, aber immer genau dann, wenn er es brauchte, wenn er ihre Nähe spüren musste. Woher wusste sie nur immer, wann sie diese Karte einsetzen musste?
Womit hatte er dieses doppelte Glück nur verdient? Lucky bastard kam als Bezeichnung nicht mal nah genug ran. Er atmete tief durch und wischte sich die einzelne Träne weg. Verdammte Emotionen. Vielleicht doch die Hormone? Möglicherweise war ein weiteren Checkup doch nicht die schlechteste Idee. Seit geraumer Zeit fühlte er sich völlig instabil und wenn er damit die Menschen verletzte, die er liebte, dann war definitiv eine Grenze erreicht.
„Nichts. Gar nichts. Ich komme gleich ins Institut zurück.“ Versuchte er sie erneut zu beruhigen und hörte selbst wie kläglich sich dieser Versuch anhörte.
„Ok.“ Sie glaubte ihm nur halb, aber sie ließ ihn dennoch vom Haken, weil sie ihm vertraute. Warum tat er es dann nicht einfach auch? Aber das tue ich doch. Ging es ihm erbost durch den Kopf.
Vor fast 15 Jahren hatte er ihr endlich sein Herz und seine Seele anvertraut. Hatte beides in ihre kleinen Hände gelegt und sie hatte seitdem nichts anderes getan, als sie zu beschützen und zu umsorgen. Niemals würde sie sein Herz absichtlich brechen. Wie war er nur auf diese dummen Gedanken gekommen?
Es waren nicht Frank und Alberich, denen er nicht vertraute. Es war immer noch er selbst. Mehr als ein Jahrzehnt mit diesen beiden und er hatte noch immer Angst, dass er eines Tages aufwachen würde und er wäre wieder vollkommen allein. Vielleicht würden die Zweifel niemals ganz verstummen. Aber heute würde er ihnen einmal gebieten Ruhe zu geben.
Er räusperte sich kurz. „Du kannst ja schon mal…“ Setzte er an und brach ab. Kurz huschte sein Blick zu Franks Büro. Etwas Verrücktes tun. Etwas, dass uns lebendig fühlen lässt. Dachte er versonnen. Dann traf er seinen Entschluss.
„Ach weißt du, ich komme erstmal nach Hause und dann sehen wir weiter.“ Teilte er ihr mit und versuchte dabei möglichst gelassen zu bleiben.
„Nach Hause?“ Kam die skeptische Nachfrage.
„Naja Zweitzuhause. Wer weiß, vielleicht machen wir es uns erstmal ein bisschen gemütlich. Wir haben ja wirklich viel gearbeitet in letzter Zeit.“ Raunte er in den Apparat. Gott, das war wirklich schlecht gewesen. Er biss sich auf die Zunge. Hatte sie dennoch verstanden? Unfassbar. Er war wirklich etwas aus der Übung.
„Was? Du willst es dir hier gemü…Oh.“ Kurzes Schweigen. Er hielt gespannt den Atem an. „Wann bist du hier?“ Sagte sie schließlich in dieser verführerisch tiefen Stimme, die ihn immer rasend machte. Nervös rutschte er auf dem Ledersitz hin und her.
„20 Minuten Maximum. Weniger, wenn ich die Blitzer ignorieren darf.“ Versuchte er sie mit seiner ebenfalls nun sehr tiefen Stimmlage zu überreden.
„Worauf wartest du dann noch? Du hast doch noch ein paar Punkte in Flensburg frei, oder? Also komm her.“ Dass sie derart schnell darauf einging, sagte ihm alles, was er wissen musste.
„Dein Wunsch sei mir Befehl.“ Hauchte er noch ins Telefon, während er schon mit beschämend zittrigen Fingern den Motor startete.
„Aber fahr dennoch vorsichtig, mein Herz.“ Drang nochmal ihre besorgte Stimme zu seinem schon ziemlich benebelten Verstand durch.
„Immer.“ Flüsterte er ergeben zurück. „Gut. Ach, und schließ dann am besten gleich die Tür ab. Ich glaube nicht, dass du diesen Anblick mit anderen teilen willst. “ Wisperte sie noch ein letztes Mal verrucht in den Apparat. Dann legte sie mit einem leisen freudigen Kichern auf.
Oha, das konnte heiter werden. Seine fiese, kleine Sphinx. Jetzt konnte er nur hoffen, dass er es möglichst ungesehen bis in ihren Leichenkeller schaffen würde. Damit legte er den Gang ein und rauschte in Windeseile vom Parkplatz Richtung Institut.
Er brauchte tatsächlich nur 13 Minuten und 27 Sekunden. Rekord. Sogar für ihn. Und am Ende war er doch reichlich froh über ihre strikte Anweisung zum Abschließen der Tür. Denn der Anblick, der ihn in seinem Büro erwartete, raubte ihm wirklich den Atem und ließ ihn für die nächste Stunde keinen weiteren klaren Gedanken mehr fassen.
A/N: Tada. Den Rest muss euer Kopfkino übernehmen oder ihr müsst die liebe Khaladriel fragen, ob sie euch eine Fortsetzung schreibt. Mir ist derzeit nicht nach smut. Aber hier wieder ein paar meiner versprochenen Headcanons zu diesem AU.
Thema dieses Mal - Beziehungsgeflechte: Thiel und Boerne bezeichnen sich als Lebenspartner. Sie haben auf eine offizielle bzw. inoffizielle Zeremonie aber verzichtet, obwohl Alberich sich das sehr für die beiden gewünscht hätte. Alberich und Boerne sind verheiratet. Das ging sogar äußerst schnell, nachdem sie zusammengekommen sind. Boerne wollte sie und Ellie vor allem absichern.
Es gibt zwei Varianten wie sich die Polyamorie gefunden hat. In der einen waren Boerne und Alberich schon ein Paar und dann kamen Boernes Gefühle für Thiel dazu. In der anderen begreift Alberich, dass Boerne Thiel und sie liebt und sich halb zerreißt, weil er denkt, dass er wählen müsste. Sie schafft es mit viel Mühe die beiden Männer vom Gegenteil zu überzeugen.
In beiden Varianten ist Boerne erstmal ziemlich unglücklich verliebt, was Alberich bemerkt und ihr zu schaffen macht. In beiden sperrt sich Thiel erstmal gegen die Idee. Nachdem Boerne es erstmals so richtig versaut und den Karren mit mangelnder Kommunikation in den Dreck fährt, überzeugt Alberich schließlich mit der Hilfe von Vaddern und Frau Klemm Thiel und Boerne von dieser außergewöhnlichen Konstellation. Selbstverständlich braucht sie selbst viel Zuspruch zunächst, aber dafür sind Frau Klemm und Vaddern ja da.
In beiden Varianten ist Alberichs Hauptmotiv zwar, dass sie Boerne nicht verlieren will, aber ihr Thiels Freundschaft ebenfalls wichtig ist. Sie kommt auch in beiden Varianten an den Punkt, an dem sie fast bereit ist, das Feld zu räumen, wenn es Boerne und Thiel glücklicher machen würde. Beide Männer sagen ihr unabhängig voneinander, dass das nicht der Fall wäre und nichts lösen würde.
Es braucht dennoch eine ganze Weile bis Thiel und auch Alberich Boerne verzeihen und es dauert noch länger bis alle drei genügend Vertrauen in die Konstellation entwickeln. Der Prozess wird immer wieder von individuellen Rückschlägen unterbrochen.
Thiels und Alberichs Gefühle füreinander tanzen immer wieder auf der Grenzen zwischen platonisch und nicht platonisch hin und her. Sie lieben sich ohne Frage auch. Nur die Form dieser Liebe bleibt vorerst etwas schwammig. Mal bezeichnen sie sich als Freunde, mal als Wahl-Geschwister, die einfach denselben Mann lieben, mal als Seelenverwandte, die sich noch nicht so richtig erkannt haben. Sie gehen dennoch dann und wann sehr zärtlich miteinander um. Küsse auf die Wange und Stirn sind eigentlich Standard. Ob und wann das Körperliche mal etwas mehr wird, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Ganz ausschließen will ich es aber nicht mehr.
Ellie ist die leibliche Tochter von Alberich und Boerne, die während ihrer Affäre aus dem Pre-Poly-AU entstanden ist, was den Stein ins Rollen bringt. Anni und Linus sind Thiels und Alberichs Kinder, die mittels IVF gezeugt wurden. Ellie spricht Boerne mit Papa an und Thiel ist Pops. Linus und Anni nennen Thiel ebenfalls Papa, aber Boerne nur Bo. Alle drei sagen zu Alberich Mama oder Mamsilein, wenn sie etwas wollen.
Nächstes Mal gibt es ein anderes Thema mit einem kleinen Einblick in meinem Kopf. Zu den drei Kindern gibt es übrigens ausgefertigte Charakterprofile inzwischen. Die ich irgendwann mal zum Besten gebe. Das würde hier definitiv noch mehr den Rahmen sprengen.