Two out of Three ain't bad
von rheingoldweg12a
Kurzbeschreibung
Das hier ist eine Sammlung an Oneshots und kleineren Stories rund um eine polyamore AU zwischen Alberich x Boerne + Boerne x Thiel. Mal wird es h/c-lastig und mal sehr humorvoll. Mal werde ich mehr AxB betonen und mal mehr BxT. Und es wird auch Stories geben, die tatsächlich AxBxT sind. Das Rating wechselt auch. Diese Sammlung hat kein Verfallsdatum. Die Grenze ist nur mein Einfallsreichtum. Die Stories sind eher lose zusammenhängend und nicht chronologisch. Dennoch gehören sie alle in ein AU. In den Author's Notes werden ich etwas über meine headcanons zu diesem AU schreiben. Es gibt keinen bestimmten Update-Rhythmus. Immer wenn mir etwas einfällt, kommt ein Kapitel dazu.
SammlungSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P18 / Div
Kriminalhauptkommissar Frank Thiel
Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne
Rechtsmedizinerin Silke Haller
01.02.2022
06.03.2023
9
43.469
6
01.02.2022
5.223
A/N: Sooo dann lege ich mal los. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Eigentlich war das alles ganz anders geplant. Aber was soll’s. Hier also nun der erste One-Shot aus dieser etwas besonderen Reihe. Wir springen mitten hinein das süße chaotische Leben dieser drei. Da die andere AxBxT-Geschichte doch sehr h/c-lastig war. Hier mal was Humorvolleres mit weniger h/c bzw. Fluff-Anteil.
Ich hoffe, es gefällt euch. In die End Notes werde ich im Übrigen immer mal wieder über meine Headcanons zu diesem AU schreiben. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr gern mitlesen und eure Kommentare und Meinung dazu loswerden. Ideen und Ergänzungen nehme ich auch immer wieder gern an.
So dann schauen wir den dreien mal eine bisschen über die Schulter in ihrem Lebensalltag.
Das morgendliche Chaos
Silke und Boerne saßen schon einträchtig am Tisch, als er mal wieder als Letzter viel zu spät mit noch halbnassen Haaren in die Küche hetzte. Im Türrahmen hielt er kurz inne, um das Bild, dass sich ihm bot, angemessen in Augenschein zu nehmen.
Wie üblich blätterte Boernes besseres Viertel versonnen in einem ihrer Naturheilkundezeitschriften, die der Professor nur liebevoll „Hexenzeitschrift“ nannte. Der Professor selbst hackte dagegen bereits wild auf seinem IPad herum. Er stand sichtlich unter Strom. Der neue Artikel für das American Journal drückte und sie steckten noch immer tief in den Ermittlungen zu ihrem aktuellen Fall.
Normalerweise blühte der arbeitswütige Forensiker unter solch lapidaren Doppelbelastungen erst richtig auf. Aber gerade war es Boerne überhaupt nicht recht, dass sie beide so wenig zuhause waren. Selten schafften sie es sich vor Mitternacht nach Hause zu schleichen.
Ihm selbst schmeckte das Ganze auch nicht sonderlich. Sie hatten sich das alles auch irgendwie anders vorgestellt. Aber es half nichts zu jammern. Sie konnte diese Situation nur ändern, indem sie den Fall aufklärten.
Und das am besten so schnell wie möglich, um den Haussegen nicht noch weiter zu strapazieren. Auch wenn er wusste, dass es nicht Silke war, die gerade regelmäßig die Wände hochging und alle mit ihrer gereizten Übellaunigkeit nervte.
Er lächelte mild. Routinemäßig hatte sie ihre rechte Hand über den Tisch hinweg fest mit Boernes verschränkt und strich ihm beruhigend, fast beiläufig mit dem Daumen über den Handrücken. Dabei hatte der sture Bock es seiner Ansicht nach, zurzeit nicht gerade verdient, verhätschelt zu werden.
Doch er mischte sich, was das anging eher selten ein. Er hatte früh und auf die harte Tour gelernt, der kleinen taffen Frau in ihrem Umgang mit dem exzentrischen Professor lieber freie Hand zu lassen. Sie selbst konnte für so eine zierliche Person erstaunlich einschüchternd wirken.
Er warf einen Blick auf die alte Küchenuhr neben dem Fenster. Verdammt. Er hatte nicht mal mehr 5 Minuten. Missmutig griff er nach der Kaffeetasse, die ihm Silke wie immer vorbereitet hatte. Dann schnappte er sich im Vorbeigehen Boernes Buttertoast direkt aus dessen Klaue, während der andere Mann noch immer mit finsterem Blick auf das IPad starrte.
Empört sah der Rechtsmediziner auf. „Eh, du sollst das lassen, habe ich gesagt.“ Echauffierte sich sein Lebenspartner sogleich lautstark. „Warum klaust du nicht mal zur Abwechslung bei ihr?“ Schlug er beleidigt vor. Er löste seine Hand aus Silkes und deute mit einer flachsigen Handbewegung in ihre Richtung.
Die Angesprochene ließ das ziemlich kalt. Gelassen griff sie mit ihrer nun freien Hand nach ihrer Tasse. Grüner Tee, kein rabenschwarzer Kaffee. Stellte er mit einem prüfenden Seitenblick fest. Wenigstens eine von uns, die halbwegs vernünftig ist und auch mal den Rat von Kolleginnen annimmt.
„Nee, so lebensmüde bin ich nicht. Außerdem braucht sie ihre morgendlichen Kalorien deutlich mehr als wir beiden, findest du nicht?“ Antwortete er dem schmollenden Forensiker. Dann beugte er sich schnell zu der kleinen Frau hinunter.
„Morgen, Silke.“ Nuschelte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Morgen, Frank.“ Erwiderte sie und hob kurz den Kopf, um ihn anzulächeln. Ihre Augen funkelten an diesem Morgen besonders schön, wie er fand. Er grinste vergnügt zurück. Keine dunklen Augenringe dieses Mal auf ihrem hübschen Gesicht.
Ah, sehr gut. Sie scheint letzte Nacht besser geschlafen zu haben. Stellte er zufrieden fest. Das konnte natürlich daran gelegen haben, dass Boerne und er es gestern mal zum einem späten gemeinsamen Abendessen Heim geschafft hatten. Die Gewissheit, dass sie beide sicher und munter zuhause waren, tat ihr oft gut.
„Dann steh‘ einfach mal früher auf.“ Blaffte ihn Boerne an und riss ihn unsanft aus seinen Überlegungen.
Er warf dem anderen Mann einen genervten Blick zu. „Bin ich. Aber das Bad war mal wieder stundenlang blockiert.“ Grummelt er zurück.
„Wir haben zwei Bäder, wenn ich dich erinnern darf.“ Keifte Boerne besserwisserisch. Silke gab derweilen vor, wieder ganz vertieft in ihrer Zeitschrift zu sein. Aber er sah das kleine spitzbübische Grinsen, das sich auf ihre Gesicht stahl, dennoch.
„Ja, das andere war ebenfalls besetzt.“ Konterte er an Boerne gewandt.
„Und warum hast du da nicht wie ein Besessener an die Tür gehämmert?“ Fragte der Professor scharf nach.
„Nochmal. Ich würde gern noch eine Weile leben. Außerdem braucht Silke ihren Freiraum gerade etwas mehr.“ Erklärte er ruhig und legte eine Hand auf ihr Schulterblatt.
„Silke braucht ihren Freiraum etwas mehr.“ Äffte ihn Boerne mit einem Augenrollen nach. „Ich glaube, dass sie sich da gut selbst behaupten kann und ganz sicher nicht dich als selbstlosen Ritter braucht. Alberich, jetzt sag doch auch mal was dazu.“ Forderte Boerne schließlich lautstark.
Mit einem tiefen Seufzen gab sie jeden Vorwand auf, dass sie noch in der Zeitschrift las und klappte sie zu. Dann drehte sie sich kurz zu ihm. „Ich hatte eine sehr angenehme Dusche, danke Frank.“ Sagte sie spitz und schenkte dann dem aufgebrachten Rechtsmediziner ein zuckersüßes Lächeln.
Der war gerade dabei tief Luft zu holen, um vermutlich eine seiner üblichen Tiraden abzuliefern. Aber die kleine Frau gab ihm keine Gelegenheit für seine übliche Dramashow. „Müsst ihr nicht langsam mal los?“ Fragte sie ruhig und deutete auf die Uhr an der Wand.
Sie folgten fast zeitgleich ihrem Fingerzeig. „Stimmt. Wollen wir?“ Fragte er an seinen immer noch beleidigten Partner gewandt.
„Wenn’s sein muss.“ Kam die mürrische Antwort nach einigen Sekunden. Amüsiert wechselte er nochmal einen Blick mit Silke, während der Professor sich erhob und in den Flur stampfte.
Sie waren gerade dabei sich ihre Mäntel anzuziehen, als sich Silke nochmal bedeutungsschwer vor sie aufbaute. Ihr ernster Blick ließ nichts Gutes erahnen. Boerne, der sich gerade seinen Schal umband, hielt mitten in der Bewegung inne und schielt zu ihm hinüber.
Dann huschte der Blick des Forensikers zur Tür, als wollte er sagen. Schnell lass uns verschwinden. Sie will irgendwas Unangenehmes von uns. Doch zu spät. Die kleine Frau hatte ohne Frage die Blicke ihres fluchtwilligen Gatten bemerkt und verdrehte die Augen.
„Denkt ihr bitte dran, zwischendurch Ellie aus dem Kindergarten abzuholen.“ Flötete sie ihnen in einer Engelsstimme zu.
Augenblicklich erstarrten sie beide. Panische Blicke wurden ausgetauscht. Was machen wir jetzt? Sagte Boernes Blick. Keine Ahnung. Du bist doch hier das selbsterklärte Genie. Quatsch uns eben raus. Antwortete seiner.
Der größere Mann verengte kurz erbost die Augen zusammen. Aber dann drehte er sich doch mit einem sehr falschen Lächeln wieder zu Silke. Sie ließ ihn dieses Mal nicht mal Luft holen.
Stattdessen stemmte sie ihre Arme in ihre Hüfte und musterte sie beide mit einem teils verärgerten, teils vergnügten Blick. „Wie können zwei erwachsene Männer nur solchen Schiss vor einer Erzieherin haben?“ Fragte sie und lachte kopfschüttelnd.
Boerne riss komikhaft die Augen auf, als könne er nicht glauben, was sein kleiner Zwerg Naseweis da von sich gab. „Du machst dir keine Begriffe. Diese Frau ist das manifestierte Böse.“ Platzte es aus ihm heraus.
„Da muss ich Boerne mal recht geben. Mit der ist echt nicht gut Kirschen essen, Silke. Wie die mich letztes angesehen hat, weil mal ich Ellie gebracht habe.“ Pflichtete er seinem Partner bei und stellte sich gleich demonstrativ dichter zu ihm. „Ich habe auch echt schon überlegt, ob wir Ellie nicht…“ Setzte er an. Kam aber selbst nicht weiter als Boerne.
„Kommt gar nicht in Frage.“ Fuhr Silke ihn an und drückte ihm einen ihrer kleinen Finger in den Bauch. „Nur weil ihr euch vor einer Frau fürchtet, die einen Kopf kleiner ist als ihr.“
„Naja in Franks Fall ist es maximal ein halber Kopf.“ Gab Boerne zum Besten. Er stieß seinem Partner daraufhin unsanft in den Rücken, sodass er einen Satz nach vorn machen musste. Dann funkelte er ihn böse an. Nicht hilfreich, Boerne!
„Ich versteh‘s nicht. Sie kommt mir sehr sympathisch vor. Und Ellie scheint sie auch zu mögen.“ Sinniert Silke weiter laut nach.
„Blanke Solidarität unter bösartigen Kleingewächsen.“ Nuschelte Boerne leise in seinen Bart. Dann setzte er etwas lauter nach. „Du kommst auch immer bei allen engelsgleich, unfassbar lieb und harmlos rüber.“
Thiel hätte sich in diesem Moment nur zu gern die Hand vors Gesicht geschlagen. Das konnte ab hier nur noch eskalieren zwischen den beiden. Sie waren auf Hochtouren.
„Das bin ich ja wohl auch oder willst du was Anderes behaupten?“ Zischte Silke mit einem gefährlichen Blitzen in ihren sonst so freundlichen Augen.
„Naja, also manchmal bist du schon ganz schön garrr…“ Er trat Boerne mit einem kräftigen Tritt auf den Fuß, sodass der Forensiker aufjaulte. Er hatte keine Wahl. Er musste das hier sofort unterbinden, bevor sie sich weiter verbal die Köpfe einschlugen.
„Mensch, jetzt halt doch mal die Klappe, Boerne.“ Polterte er verbal entschieden dazwischen.
Für einen Moment herrschte bis auf Boernes leises Wimmern eisige Stille. Sie starrten sich alle recht unschlüssig an.
„Sie ist deine Frau.“ Murmelte er schließlich zu Boerne, ohne den Blick von Silke zu wenden, die ihm immer mehr wie ein sehr kleines Pulverfass vorkam, dass aber eine gewaltige Sprengkraft freisetzen würde, wenn es hochging.
„Ja, und sie ist deine beste Freundin.“ Kam es genervt von seiner Seite zurück. Er hätte gern widersprochen und betont, dass er sich das mit Mirko teilte, aber das würde sie jetzt auch nicht weiterbringen. Also hielt er den Mund.
„Es ist ja EIGENTLICH deine Tochter.“ Konterte er deshalb lieber und zog das Wort ‚Eigentlich‘, solang er konnte. Silke hob nur provokant eine Augenbraue. Dünnes Eis, Thiel. Ganz dünnes Eis. Ging es ihm warnend durch den Kopf.
„Ja, und in ein paar Monaten können wir gern über DEINE Zwillingsbrut die gleiche Diskussion führen.“ Fauchte der Professor zurück. Seine Lebensgefährte hatte die Gefahr, in der sie sich gerade befanden, scheinbar noch nicht ganz erkannt.
„Wie wär’s denn, wenn wir mal wieder von UNSEREN Kindern sprechen?“ Schaltete sich die kleine wütende Frau wieder ein. Thiel ahnte Schlimmes. Er machte sich auf alles gefasst und wappnete sich. Schnell griff er nach Boernes Hand. Wenigstens gingen sie zusammen unter.
Doch dann warf Silke nur frustriert die Hände in die Luft. Es war, als wenn jegliche Wut mit einem Mal aus ihr gewichen wäre. „Na schön. Dann hole ich eben Ellie später ab.“ Sagte sie tonlos. Verdutzt schaut er sie an. Nanu. Was ist denn jetzt passiert? Fragte er sich stirnrunzelnd. Das gefiel ihm nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Zumal sie, was das anging, einen ziemlich eindeutigen Deal hatten.
„Kommt gar nicht in Frage.“
„Kommt nicht in die Tüte.“
Riefen daher Boerne und er im Gleichklang.
Silke zog verwirrt die Stirn kraus. „Na, was denn nun? Soll das Kind laufen, oder was?“ Blaffte sie sie an. Sie hatte recht. Das ging nun auch wieder nicht. Schien sein Partner allerdings anders zusehen.
Er wusste schon, was kommen würde, noch bevor Boerne den Mund öffnete. „Na, wenn ich es so recht überlege. Sie ist ja schon so langsam in einem Alter, in dem man…“ Fing er nachdenklich an.
„Karl, sie ist drei.“ Unterbrach ihn Silke mit einem bedrohlichen Knurren. Das war der Moment, in dem scheinbar auch bei seinem verbal eher inkontinenten Lebenspartner der Groschen fiel.
Boerne seufzte schwer und stellte seine Tasche neben ihm ab. Dann trat er ein paar zaghafte Schritte auf seine Frau zu. Langsam ging er vor ihr auf die Knie. Das war ein Bild, das Thiel auch nach all den Jahren irgendwie immer noch ins Staunen versetze und eines, das er eigentlich nicht oft genug sehen konnte. Es ging ihm direkt ins Herz.
Der große Professor Doktor Doktor Karl-Friedrich Boerne. Hier, in dieser Wohnung war er zwar selten weniger aufgeblasen und arrogant, aber doch irgendwie sanfter. Und in seinem ganzen ruhmreichen Leben würde er immer nur für eine einzige Person auf die Knie gehen und sich absichtlich klein machen.
Mit leicht zittrigen Händen griff er jetzt nach genau dieser Person. „Du sollst dich doch schonen. Du hast gehört, was der Arzt gesagt hat. Das Beschäftigungsverbot kommt nicht von ungefähr, Alberich. Auch wenn ich selbst alles andere als glücklich damit bin.“ Erinnerte er sie im Halbflüsterton.
„Ärztin. Und das ist erstmal nur vorläufig.“ Korrigierte Silke ihn sofort trotzig und konnte sich ein wehmütiges Lächeln trotzdem nicht verkneifen. Dann wurde sie wieder ernst. „Ich bin schwanger und nicht krank, Karl. “ Antwortete sie ihm schlicht. „Ich mache das auch nicht zum ersten Mal.“ Betonte sie weiter ihren Standpunkt ruhig, aber bestimmt. Dennoch hörte Thiel auch den Frust durch. Er biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe und senkte den Kopf.
„Ja, aber es ist dieses Mal noch deutlich komplizierter als bei Ellie damals. Mir wäre einfach wohler, wenn du es nicht übertreibst und erstmal kein Auto mehr allein fährst. Du weißt doch, was beim letzten Mal war.“ Sprach Boerne eindringlich auf sie ein und begann besänftigend ihre Oberarme zu streicheln.
Doch Silke hatte es offensichtlich satt, dass alle sie beruhigen wollten und wie ein rohes Ei behandelten. Er konnte sie nur zu gut verstehen. Angespannt ließ er seine Händen in den Hosentaschen seiner Jeans verschwinden.
„Er ist mir in die Seite gefahren, Karl. Er hat mir die Vorfahrt genommen. Das war komplett was anderes.“ Boerne und er zuckten gleichzeitig zusammen, als Silke ihnen diese Schreckmomente von vor einem Monat in Erinnerung rief.
Sie hatte recht. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Und zum Glück war weder ihr noch Ellie groß etwas passiert. Außer ein paar Kopfschmerzen des nachlassenden Schrecks und der obligatorischen blauen Flecken waren sie fast viel zu glimpflich davongekommen.
Während er eisern sein Pokerface die ganze Zeit über aufbehalten hatte, war Boerne kurzzeitig völlig durchgedreht und hatte dem anderen Autofahrer sonst was angedroht, bis Silke ihn harsch zu Räson gerufen hatte. Ja, nach außen war er die Ruhe selbst gewesen. Die feste Umarmung, in der er seine beiden Lieblingsminimenschen danach gehalten hatte, war dennoch deutlich länger ausgefallen als sonst.
„Außerdem war das doch eure Idee mit der IVF.“ Brachte ihn Silkes aufgebrachte Stimme wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Ihr habt doch was gefaselt von. ‚Alberich, lass uns eine richtige Familie werden.‘“ Imitierte sie Boerne in sehr betrunkenem Zustand erstaunlich gut.
„Was kann ich dafür, dass Franks Jungs etwas zu motiviert waren. Ich werde mich bestimmt nicht die nächsten 6 Monate wegen ein paar Bluttests hier einsperren lassen. Warum vertraut mir hier eigentlich keiner, dass ich weiß, was am besten für mich und meinen Körper ist. Ich schaff das schon.“ Redete sich die kleine Frau langsam in Rage.
Thiel konnte sehen, dass es inzwischen nicht nur Wut und Frust waren, die da aus ihr sprachen. Nein, sie war auch verletzt, stellte er beschämt fest. Das hatte er nun wirklich nicht gewollt.
„Und was heißt das überhaupt? Richtige Familie? In meinen Augen sind wir das längst. Was heißt hier SEINE Tochter.“ Sie warf ihm an Boerne vorbei einen zornigen Blick zu. Mit einem Mal fühlte er sich nochmal deutlich kleiner, als er eh schon war.
„Ich dachte, sie ist auch deine Frank. Glaubst du ernsthaft Karl wird diese Kinder etwas weniger lieben? Oder war das vorhin gemeint mit DEINE Zwillingsbrut.“ Erzürnt richtete sie ihren Blick wieder auf dem knieenden Mann vor ihr.
„Ich weiß ja, dass ich einen irren Gen-Vorteil habe als Mutter. Aber ich würde meine Kinder nicht auch nur einen Hauch weniger lieben, wenn jemand anderes sie geboren hätte, solange sie ein Teil von euch sind. Ich dachte, dass wäre klar. Ich hatte angenommen, dass wir diesen Punkt längt überwunden hätten. Ich dachte…“ Sie stockte kurz und mit Entsetzen beobachtete Thiel, wie ihre Augen verräterisch zu glitzern begann.
„Ich dachte, wir sind genug für euch.“ Dann lief ihr die erste Träne über das Gesicht. Sie wischte sie zugleich unwirsch weg. Aber es verpasste ihm dennoch einen dumpfen Schlag in die Brust. Das hatte er nun wahrlich nicht gewollt. Verdammte Hormone.
Er war es immer noch nicht gewöhnt, dass sie so emotional war. Silke hatte sich normalerweis immer am besten von ihnen im Griff. Als sie mit Ellie schwanger gewesen war, hatte er noch nicht hier gewohnt. Daher waren ihm die Gefühlsschwankungen, die sie fast täglich ertragen musste, nie so präsent wie jetzt gewesen.
Er hatte das verursacht. Er und seine dumme Frotzelei mit Boerne. Sein Partner schwieg derweilen. Ein klares Zeichen, dass er für den Moment mit der Situation völlig überfordert war. Also lag es an ihm das wieder geradezurücken. Er schluckte schwer und trat einen Schritt auf die beiden zu.
„Natürlich seid ihr das. Das waren doch nur unsere üblichen dämlichen Zankereien, Silke. Selbstverständlich sind wir eine Familie. Ich liebe Ella. Und natürlich ist sie auch meine Tochter.“ Er fixierte sie mit dem einfühlsamstes Blick, den er aufbringen konnte und hoffte einfach, dass sie ihm glauben würde.
„Aber er hat recht, Silke. Ich weiß, dass du das alles schaffst und du kannst das sicher auch viel besser einschätzen. Aber wir eben nicht. Wir sind nur zwei Deppen, die keine Ahnung haben und die sich schrecklich fürchten und sorgen. Also tu‘s einfach für uns, für deine beiden ängstlichen Taugenichtse.“ Er setzte dazu seinen besten treudoofen Blick auf.
Er sah es sofort in ihrem Gesicht, als sich ihre Züge entspannten. Sie glaubte ihm. Sie würde nachgeben und wenn es nur aus reiner Liebe war. Erleichtert atmete er auf.
„Na schön. Ich rufe Mirko nachher mal an, ob er Ellie auch abholen kann. Wir schulden ihm langsam was. Er hatte sie schon das ganze Wochenende bei sich. Aber er versteht sich mit Frau Brandenburger ja hervorragend im Gegensatz zu euch Angsthasen.“ Verkündete sie schließlich mit einen verschmitzten Grinsen. Thiel war alles recht. Er war einfach nur froh, dass sie wieder lachen konnte. Und ja auch, dass sie sich nicht allein hinters Steuer setzen würde. Aber das brauchte sie ja nicht zu wissen.
„Danke dir, Liebling.“ Fand endlich auch Boerne leise seine Stimme wieder. Dann zog er die kleine Frau sanft zu sich und küsste sie zärtlich. Er sah nicht weg, so wie früher. Im Gegenteil. Er sog die bedingungslose tiefe Liebe, die zwischen den beiden herrschte, wie ein Schwamm auf.
Zudem war Thiel längst klar, dass Boerne ihr kleiner Gefühlsausbruch auch ordentlich mitgenommen hatte. Natürlich würde es ihnen beiden nun doppelt schwerfallen, sie zuhause zu lassen. Aber es war das Richtige. Sie steckten mitten in den Ermittlungen und Silke konnte sagen was sie wollte, konnte noch so sehr ihre Stärke betonen. Diese Schwangerschaft verlangte ihr einiges ab. Das war kein Spaziergang. Für keinen von ihnen.
Einmal mehr wurde ihm schmerzlich bewusst, was sie aufs Spiel setzte, was sie bereit war zu opfern. Sie war von Natur aus ein äußerst willensstarker Mensch, der sehr an seiner Eigenständigkeit hing. Umso mehr hatte es Gewicht, dass sie diese nun so bereitwillig aufgab. Hilfe annahm und sich dem Wunsch ihrer Familie beugte.
Ein Moment tiefer Dankbarkeit erfüllte ihn für diese zierliche Frau vor ihm. Sie tat dies alles für ihn, für ihre Familie. Ohne sich groß zu beschweren, egal wie ungünstig und einengend die Bedingungen für sie gerade waren. Das nötigte ihm einfach einiges an zärtlicher Zuneigung ihr gegenüber ab.
Nachdem Silke und Boerne ihren Kuss beendet hatten, hauchte sie leise. „Bis später.“ Mit einem verliebten Blick strich sie Boerne über die Wange. „Bis später.“ Gab der ebenso ergriffen zurück. Doch die Sorge war noch nicht so ganz aus seinen kiefergrünen Augen gewichen. „Du ruhst dich wirklich aus, ja?“ Versicherte er sich daher erneut.
Silke und er rollten fast zeitgleich die Augen. Er war schon wirklich eine kleine Dramaqueen. Aber immerhin war er ihre Dramaqueen. „Ja, das mach ich. Jetzt haut schon ab.“ Schubste sie den Professor schließlich auf die Beine und schob ihn entschieden zur Tür.
Als er gerade die Tür in seinem Rücken öffnen wollte, drang ihre Stimme nochmal zu ihnen hinüber. „Und Jungs, wenn ich meine beiden Untermieter los bin, mache ich wieder, was ich will. Ist das klar?“ Fragte sie streng.
„Vollkommen klar.“
„Wie Kloßbrühe.“
Antworteten Boerne und er nacheinander im Tandem.
Sie lachte erneut auf. „Ihr Spinner. Kommt mir ja heil wieder. Ich werde nämlich bestimmt nicht drei Haller-Boerne-Thiel Gören allein großziehen. Das ist mir dann doch eine Nummer zu groß.“ Gab sie mit einem frechen Augenzwinkern zurück.
Dramatisch warf Boerne neben ihm den Kopf in den Nacken. „Oh Gott, sie macht schon wieder Witze über sich selbst. Wir sind sollten jetzt wirklich gehen.“ Darin konnte er seinem Partner nur zustimmen. Sie waren durch ihre kurze Intermezzo-Seifenoper eh schon wieder viel zu spät dran. Er hörte bereits die dummen Sprüche seiner Kollegen, woran das wohl wieder gelegen haben mochte.
Beherzt öffnete er daher die Tür und sie traten gemeinsam auf den Flur. Silke lehnte sich mit einem kecken Gesichtsausdruck an den Türrahmen, während er seine Schuhe anzog. Die guten mit dem soliden Profil, die Boerne nicht ausstehen konnte und deshalb immer vor die Haustür verbannte.
„Knutscht bitte nicht wieder ewig im Treppenhaus herum.“ Ermahnte sie die kleine Frau plötzlich. „Wozu hat Karl dieses Schlachtross von Auto? Wenn Frau Wöllnitz euch nochmal so sieht, bekommt die sicher einen Herzinfarkt.“ Er wurde augenblicklich knallrot im Gesicht, als er sich an diesen Vorfall erinnerte. Boerne dagegen schien wie üblich weniger Scham bei dieser Sache zu empfinden.
„Wäre jetzt nicht das Schlechteste. Die alte Spießerhexe.“ Murmelte er vor sich hin, was Silke mit einem vielsagenden Blick beantwortete.
„Ja, sicher. Und Frank und ich können uns dann wieder wochenlang das Gejammere wegen der ausfallenden Miete anhören und wie anstrengend es doch heutzutage ist, anständige Nachmieter zu finden. Nichts da. Verlagert das doch mal ins Präsidium oder zu uns in die Rechtsmedizin. Dann lernt die Jugend vielleicht noch was dazu.“ Schlug sie stattdessen gehässig vor.
Das schien selbst Boerne zu überraschen und er zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Seit wann bist du so…“ Doch sie schnitt ihm erneut das Wort ab. „Tschüss, Karl. Mach‘s gut, Frank. Kommt nicht zu spät und passt bitte auf euch auf, ja.“
„Ey, ey Ma’am.“ Antwortete er noch lässig, während Boerne schon wieder drohend den Zeigefinger in ihre Richtung hob. Sicher hätte er wieder eine wortgewaltige Predigt für sie parat gehabt.
Silke schloss jedoch einfach die Tür in Boernes verdutztes Gesicht. Er verkniff sich nur mit Mühe das laute Lachen. Kein Zweifel. Sie kam mehr als hervorragend ohne sie beide Volltrottel zurecht. Es tat auch einfach nur verdammt gut, nach den ganzen letzten Wochen der Sorge und Furcht mal wieder so unbeschwert sein zu können.
Mit einem mürrischen Blick wandte sich sein Partner zu ihm um. Blieb aber vorerst stumm.
„Deine Frau eben.“ Stellte er nochmal schulterzuckend fest und wollte bereits zu Eingangstür schlendern, als er nochmal Boernes Blick auffing. Oh, das bedeutete nichts Gutes.
Er kannte diesen Blick nur zu gut. Sie sollten jetzt schleunigst hier verschwinden. Was hatte Silke nochmal gleich über Boernes Auto gesagt? Dennoch blieb er wie angewurzelt stehen, als der größere Mann ein paar Schritte auf ihn zukam.
„Hmm ist sie. Habe ich gut ausgesucht, oder? Ich habe eben einen tadellosen Geschmack.“ Raunte er ihm entgegen und drängte Thiel langsam gegen die Wand. Wie eine Raubkatze, die ihre Beute in die Enge drängte.
„Ja, und ausnahmsweise macht der dich mal nicht einsam.“ Versuchte er noch zu parieren. Aber selbst er hörte, wie atemlos er klang. Verdammter Mist. Silke würde ihnen beiden das Fell über die Ohren ziehen.
„Hmm, ich Glückspilz.“ Flüsterte Boerne und lehnte sein Gesicht dicht zu seinem. Warum musste der Mistkerl auch immer so unfassbar gut am Morgen riechen?
„Hat sie nicht was von ‚Kein Treppenhaus‘ gesagt.“ Wisperte er in einem letztem verzweifelten Versuch sich zu wehren. Doch es war aussichtslos. Tut mir leid, Silke. Aber ich bin eben genauso verrückt nach ihm.
„Hat sie.“ Hauchte sein Partner ihm direkt gegen die Lippen. Dann war eh alles aus. Zärtlich legte Boerne ihm eine Hand auf die Wange und strich über den Drei-Tage-Bart, der dort bereits wieder wucherte.
Zu wenig Zeit im Bad. Deine Schuld. Ging es ihm durch den Kopf, als Boerne seine Lippen wie immer meisterhaft liebkoste und ihn für den Moment Raum und Zeit vergessen ließ. Mit einem leisen Stöhnen krallte er seine Finger in die Hüften des anderen Mannes.
Sie wären unvorsichtigerweise sicher noch ein Stück weiter gegangen. Aber dann rissen sie drei laute Töne aus ihrer zärtlichen Umarmung. Pling, Pling, Pling. Das war einmal Boernes Handy gewesen und zweimal sein eigenes.
Mit einen enttäuschten Seufzen lösten sie sich voneinander und fischten in ihren jeweiligen Taschen nach den Störenfrieden.
Dieses Mal hielt er sich nicht zurück und lachte laut los. „Ihr sollt zur Arbeit fahren, ihr verliebten Knallköpfe. *Kusssmiley*“ Las Boerne laut aus dem Familienchat vor und zog die Augenbrauen irritiert zusammen. „Woher weiß das dieses durchtriebene Biest schon wieder.“
„Deine Auto steht immer noch vor der Tür. Im Halteverbot.“ Gab er nur feixend zurück und lehnte sich betont lässig an die Wand. Boerne warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
„Das hat sie dir gerade privat geschrieben, stimmt’s?“ Thiel zog nur grinsend die Schultern hoch. „Vielleicht.“
„Lass mich raten. ‚Und sag Karl, er soll nicht immer im Halteverbot parken. Nochmal renne ich nicht halbbekleidet raus, um sein geliebtes Fahrwerk zu retten.‘“ War nun der Professor es, der perfekt die höhere Stimme seines besseren Viertels nachahmte.
„So ungefähr.“ Gestand er ihm immer noch mit einen frechen Grinsen auf den Lippen. Boerne schüttelt seufzend den Kopf. „Sie hat uns schon ganz schön im Griff. Unsere kleine Chefin.“
„Und die Mutter unserer Kinder.“ Ergänzte er nachdenklich.
„Ohne Frage. Hätten uns keine bessere suchen können, oder.“ Boernes Blick hatte jegliche Gehässigkeit verloren. Stattdessen war sie einer unglaublich tiefen Zuneigung gewichen. Und auch sein Grinsen verwandelte sich in ein versonnenes Lächeln.
„Nee, haben wir gut gemacht.“ Bestätigte er seinem Partner. Sie mussten beide leise auflachen. Aber es stimmte. Sie hatten schon verdammtes Glück. Nicht nur mit Silke, sondern auch miteinander. Wer hätte denn vor fünf Jahren ahnen können, dass sie alles so fügen würde, als wäre es vorbestimmt gewesen? Er hatte es ganz sicher nicht kommen sehen.
Auffordernd hielt ihm Boerne seine Hand hin. Er zögerte keinen Moment. Dann liefen sie mit verschränkten Händen endlich zur Tür.
„Sehr raffiniert übrigens, wie du das mit Mirko und der alten Brandenburger eingefädelt hast. Das muss ich dir lassen.“ Lobte ihn sein Partner, als sie am Briefkasten Halt machten.
„Nun ja, es ist deine Frau.“ Wiederholte er sich an diesem Morgen erneut. „Ich kenne Silke eben inzwischen auch schon sehr gut. Außerdem heißt das nicht, dass ich nicht Vieles davon auch sehr ernst gemeint habe.“
„Und nochmal sie ist deine beste Freundin.“ Gab Boerne beharrlich zurück, während er den Briefkasten wieder abschloss. Thiel begann unterdessen wieder fies zu grinsen.
„Ja, aber du willst ja auch noch mit ihr schlafen.“ Stichelte er liebevoll.
„Ja, und du noch mit mir, also pass besser auf, was du sagst.“ Konterte der Rechtsmediziner. Das war fast zu leicht. Thiel konnte dieser Vorlage nicht widerstehen.
„Och du, ich glaube Silke und ich wissen sehr genau, wer von uns am heftigsten auf Liebesentzug in dieser Wohnung reagiert. Also solltest du dich vielleicht eher in Acht nehmen.“ Das selbstgefällige Grinsen war nun nicht mehr aufzuhalten. Und Boernes Zügen entglitten ihm auch wirklich in einer Art, wie nur ein Meister des Melodramas es konnte.
„Was hat mich da nur vor vier Jahren geritten, dass ich mir das tagtäglich antue mit euch zwei.“ Echauffierte sich der Rechtsmediziner mit einem theatralischen Blick. Uh, den konnte er nun auch nicht liegen lassen. Boerne machte es ihm heute aber auch wirklich sehr einfach.
„Ähm, auch dazu könnte ich jetzt etwas sehr Delikates und Unanständiges sagen.“ Gab er mit einem vielsagenden Blick zurück.
„Jetzt reicht‘s aber mal mit den Sprüchen unter der Gürtellinie, Frank. Du redest immer noch über meine Frau.“ Rief Boerne entrüstet. Jetzt war es ganz mit der Rücksichtnahme aus.
„Wer sagt denn, dass ich Silke meinte.“ Lieferte er seine Retourkutsche in dem unschuldigsten Ton ab, der möglich war. Der Mund des Forensikers schnappte ein paar Mal auf und zu, wie er ein Fisch, der verzweifelt um Atem rang. Punkt, Satz und Sieg. Dachte er zufrieden.
„Weißt du was. Ich hab’s mir überlegt. Du kannst heute auch echt mal wieder mit Fahrrad fahren. Die Bewegung wird dir sicher guttun. Ach, schau mal, es regnet auch noch schön. Na dann. Viel Spaß und bis später, SCHATZ.“ Giftete ihn Boerne schließlich an und öffnete demonstrativ die Tür.
Thiel sah ihm nur laut lachend hinterher, wie er sich durch den Regen in seinen riesigen in elegantem Schwarz gehaltenen Maybach flüchtete.
Er nahm es sportlich. Das würde Silke Boerne sowieso wieder verbal um die Ohren hauen. Denn sie mochte zwar immer noch wie frisch verliebt in den Rechtsmediziner sein. Das hieß aber nicht, dass sie sich nicht oft genug auch auf seine Seite schlug.
Tja, Herr Professor wer doppelt liebt, muss auch das doppelte Leid ertragen. Und zwar in jeder Hinsicht. Mit diesem Gedanken warf er sich schließlich selbst in die Münsteraner Sintfluten. Und tatsächlich als er 25 Minuten später bis auf die Knochen durchnässt und mindestens eine Stunde zu spät im Präsidium ankam, hatte er bereits zwei weitere Nachrichten auf seinem Handy.
„Ich zieh‘ ihm die Ohren lang. Such dir ja was Trockenes zum Anziehen, Frank und lass dir von Mirko einen schönen heißen Kaffee kochen. *Kusssmiley*“ Lautete die eine Nachricht.
„Du bist wirklich ein mieser Verräter, Frank Thiel. Genau wie mein blödes Herz. *Grimmiger Smiley*“ Lautete die andere.
Herzhaft lachen musste er über beide. Und das war doch das Wichtigste. Egal wie kompliziert alles gewesen war, wie chaotisch es oft bei ihnen zuging oder was noch auf sie zukommen würde. Am Ende zählte nur das eine. Seine beiden forensischen Sturköpfe machten ihn jeden Tag aufs Neue verdammt glücklich. Er hoffte nur, dass es ihnen genauso ging.
A/N: Tada. That’s it. Der Aufschlag ist gemacht. Sicher ist Einiges hier und da ooc. Aber das ist ja auch ein ganzes eigenes AU, in dem ich mich austoben kann.
Hier nun die angekündigten Headcanons, sodass ihr euch etwas besser in dieses AU hineinversetzen könnt. Thema heute: Namensgebung. Silke nennt die anderen beiden fast ausschließlich Karl und Frank. Thiel bleibt bei Boerne und Silke. Boerne nennt die anderen Frank und Alberich. Ab und zu rutscht er mal ins Thiel. Das aber nur, wenn er besonders genervt ist und meist passiert es im Arbeitskontext. Alberich bleibt meist einfach Alberich für ihn. Nur in besonderen Momenten verwendet er Silke. Kommt aber ebenfalls selten vor.
Wenn Silke besonders wütend wird, nennt sie die beiden Männer schon mal bei vollem Namen.
Anderweitige Kosenamen meiden sie eigentlich alle, außer um sie für zynische Momente und Sarkasmus einzusetzen. Wenn es sehr emotional wird, nennt Alberich aber Boerne auch schon mal mein Herz. Ab und zu greift er für sie zu Liebling, aber nur wenn er sich einschleimen will oder richtig Mist gebaut hat. Meist klappt das bei ihr aber eh nicht.
So viel dazu. Nächstes Mal ein anderes Thema.
Ich hoffe, es gefällt euch. In die End Notes werde ich im Übrigen immer mal wieder über meine Headcanons zu diesem AU schreiben. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr gern mitlesen und eure Kommentare und Meinung dazu loswerden. Ideen und Ergänzungen nehme ich auch immer wieder gern an.
So dann schauen wir den dreien mal eine bisschen über die Schulter in ihrem Lebensalltag.
Das morgendliche Chaos
Silke und Boerne saßen schon einträchtig am Tisch, als er mal wieder als Letzter viel zu spät mit noch halbnassen Haaren in die Küche hetzte. Im Türrahmen hielt er kurz inne, um das Bild, dass sich ihm bot, angemessen in Augenschein zu nehmen.
Wie üblich blätterte Boernes besseres Viertel versonnen in einem ihrer Naturheilkundezeitschriften, die der Professor nur liebevoll „Hexenzeitschrift“ nannte. Der Professor selbst hackte dagegen bereits wild auf seinem IPad herum. Er stand sichtlich unter Strom. Der neue Artikel für das American Journal drückte und sie steckten noch immer tief in den Ermittlungen zu ihrem aktuellen Fall.
Normalerweise blühte der arbeitswütige Forensiker unter solch lapidaren Doppelbelastungen erst richtig auf. Aber gerade war es Boerne überhaupt nicht recht, dass sie beide so wenig zuhause waren. Selten schafften sie es sich vor Mitternacht nach Hause zu schleichen.
Ihm selbst schmeckte das Ganze auch nicht sonderlich. Sie hatten sich das alles auch irgendwie anders vorgestellt. Aber es half nichts zu jammern. Sie konnte diese Situation nur ändern, indem sie den Fall aufklärten.
Und das am besten so schnell wie möglich, um den Haussegen nicht noch weiter zu strapazieren. Auch wenn er wusste, dass es nicht Silke war, die gerade regelmäßig die Wände hochging und alle mit ihrer gereizten Übellaunigkeit nervte.
Er lächelte mild. Routinemäßig hatte sie ihre rechte Hand über den Tisch hinweg fest mit Boernes verschränkt und strich ihm beruhigend, fast beiläufig mit dem Daumen über den Handrücken. Dabei hatte der sture Bock es seiner Ansicht nach, zurzeit nicht gerade verdient, verhätschelt zu werden.
Doch er mischte sich, was das anging eher selten ein. Er hatte früh und auf die harte Tour gelernt, der kleinen taffen Frau in ihrem Umgang mit dem exzentrischen Professor lieber freie Hand zu lassen. Sie selbst konnte für so eine zierliche Person erstaunlich einschüchternd wirken.
Er warf einen Blick auf die alte Küchenuhr neben dem Fenster. Verdammt. Er hatte nicht mal mehr 5 Minuten. Missmutig griff er nach der Kaffeetasse, die ihm Silke wie immer vorbereitet hatte. Dann schnappte er sich im Vorbeigehen Boernes Buttertoast direkt aus dessen Klaue, während der andere Mann noch immer mit finsterem Blick auf das IPad starrte.
Empört sah der Rechtsmediziner auf. „Eh, du sollst das lassen, habe ich gesagt.“ Echauffierte sich sein Lebenspartner sogleich lautstark. „Warum klaust du nicht mal zur Abwechslung bei ihr?“ Schlug er beleidigt vor. Er löste seine Hand aus Silkes und deute mit einer flachsigen Handbewegung in ihre Richtung.
Die Angesprochene ließ das ziemlich kalt. Gelassen griff sie mit ihrer nun freien Hand nach ihrer Tasse. Grüner Tee, kein rabenschwarzer Kaffee. Stellte er mit einem prüfenden Seitenblick fest. Wenigstens eine von uns, die halbwegs vernünftig ist und auch mal den Rat von Kolleginnen annimmt.
„Nee, so lebensmüde bin ich nicht. Außerdem braucht sie ihre morgendlichen Kalorien deutlich mehr als wir beiden, findest du nicht?“ Antwortete er dem schmollenden Forensiker. Dann beugte er sich schnell zu der kleinen Frau hinunter.
„Morgen, Silke.“ Nuschelte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Morgen, Frank.“ Erwiderte sie und hob kurz den Kopf, um ihn anzulächeln. Ihre Augen funkelten an diesem Morgen besonders schön, wie er fand. Er grinste vergnügt zurück. Keine dunklen Augenringe dieses Mal auf ihrem hübschen Gesicht.
Ah, sehr gut. Sie scheint letzte Nacht besser geschlafen zu haben. Stellte er zufrieden fest. Das konnte natürlich daran gelegen haben, dass Boerne und er es gestern mal zum einem späten gemeinsamen Abendessen Heim geschafft hatten. Die Gewissheit, dass sie beide sicher und munter zuhause waren, tat ihr oft gut.
„Dann steh‘ einfach mal früher auf.“ Blaffte ihn Boerne an und riss ihn unsanft aus seinen Überlegungen.
Er warf dem anderen Mann einen genervten Blick zu. „Bin ich. Aber das Bad war mal wieder stundenlang blockiert.“ Grummelt er zurück.
„Wir haben zwei Bäder, wenn ich dich erinnern darf.“ Keifte Boerne besserwisserisch. Silke gab derweilen vor, wieder ganz vertieft in ihrer Zeitschrift zu sein. Aber er sah das kleine spitzbübische Grinsen, das sich auf ihre Gesicht stahl, dennoch.
„Ja, das andere war ebenfalls besetzt.“ Konterte er an Boerne gewandt.
„Und warum hast du da nicht wie ein Besessener an die Tür gehämmert?“ Fragte der Professor scharf nach.
„Nochmal. Ich würde gern noch eine Weile leben. Außerdem braucht Silke ihren Freiraum gerade etwas mehr.“ Erklärte er ruhig und legte eine Hand auf ihr Schulterblatt.
„Silke braucht ihren Freiraum etwas mehr.“ Äffte ihn Boerne mit einem Augenrollen nach. „Ich glaube, dass sie sich da gut selbst behaupten kann und ganz sicher nicht dich als selbstlosen Ritter braucht. Alberich, jetzt sag doch auch mal was dazu.“ Forderte Boerne schließlich lautstark.
Mit einem tiefen Seufzen gab sie jeden Vorwand auf, dass sie noch in der Zeitschrift las und klappte sie zu. Dann drehte sie sich kurz zu ihm. „Ich hatte eine sehr angenehme Dusche, danke Frank.“ Sagte sie spitz und schenkte dann dem aufgebrachten Rechtsmediziner ein zuckersüßes Lächeln.
Der war gerade dabei tief Luft zu holen, um vermutlich eine seiner üblichen Tiraden abzuliefern. Aber die kleine Frau gab ihm keine Gelegenheit für seine übliche Dramashow. „Müsst ihr nicht langsam mal los?“ Fragte sie ruhig und deutete auf die Uhr an der Wand.
Sie folgten fast zeitgleich ihrem Fingerzeig. „Stimmt. Wollen wir?“ Fragte er an seinen immer noch beleidigten Partner gewandt.
„Wenn’s sein muss.“ Kam die mürrische Antwort nach einigen Sekunden. Amüsiert wechselte er nochmal einen Blick mit Silke, während der Professor sich erhob und in den Flur stampfte.
Sie waren gerade dabei sich ihre Mäntel anzuziehen, als sich Silke nochmal bedeutungsschwer vor sie aufbaute. Ihr ernster Blick ließ nichts Gutes erahnen. Boerne, der sich gerade seinen Schal umband, hielt mitten in der Bewegung inne und schielt zu ihm hinüber.
Dann huschte der Blick des Forensikers zur Tür, als wollte er sagen. Schnell lass uns verschwinden. Sie will irgendwas Unangenehmes von uns. Doch zu spät. Die kleine Frau hatte ohne Frage die Blicke ihres fluchtwilligen Gatten bemerkt und verdrehte die Augen.
„Denkt ihr bitte dran, zwischendurch Ellie aus dem Kindergarten abzuholen.“ Flötete sie ihnen in einer Engelsstimme zu.
Augenblicklich erstarrten sie beide. Panische Blicke wurden ausgetauscht. Was machen wir jetzt? Sagte Boernes Blick. Keine Ahnung. Du bist doch hier das selbsterklärte Genie. Quatsch uns eben raus. Antwortete seiner.
Der größere Mann verengte kurz erbost die Augen zusammen. Aber dann drehte er sich doch mit einem sehr falschen Lächeln wieder zu Silke. Sie ließ ihn dieses Mal nicht mal Luft holen.
Stattdessen stemmte sie ihre Arme in ihre Hüfte und musterte sie beide mit einem teils verärgerten, teils vergnügten Blick. „Wie können zwei erwachsene Männer nur solchen Schiss vor einer Erzieherin haben?“ Fragte sie und lachte kopfschüttelnd.
Boerne riss komikhaft die Augen auf, als könne er nicht glauben, was sein kleiner Zwerg Naseweis da von sich gab. „Du machst dir keine Begriffe. Diese Frau ist das manifestierte Böse.“ Platzte es aus ihm heraus.
„Da muss ich Boerne mal recht geben. Mit der ist echt nicht gut Kirschen essen, Silke. Wie die mich letztes angesehen hat, weil mal ich Ellie gebracht habe.“ Pflichtete er seinem Partner bei und stellte sich gleich demonstrativ dichter zu ihm. „Ich habe auch echt schon überlegt, ob wir Ellie nicht…“ Setzte er an. Kam aber selbst nicht weiter als Boerne.
„Kommt gar nicht in Frage.“ Fuhr Silke ihn an und drückte ihm einen ihrer kleinen Finger in den Bauch. „Nur weil ihr euch vor einer Frau fürchtet, die einen Kopf kleiner ist als ihr.“
„Naja in Franks Fall ist es maximal ein halber Kopf.“ Gab Boerne zum Besten. Er stieß seinem Partner daraufhin unsanft in den Rücken, sodass er einen Satz nach vorn machen musste. Dann funkelte er ihn böse an. Nicht hilfreich, Boerne!
„Ich versteh‘s nicht. Sie kommt mir sehr sympathisch vor. Und Ellie scheint sie auch zu mögen.“ Sinniert Silke weiter laut nach.
„Blanke Solidarität unter bösartigen Kleingewächsen.“ Nuschelte Boerne leise in seinen Bart. Dann setzte er etwas lauter nach. „Du kommst auch immer bei allen engelsgleich, unfassbar lieb und harmlos rüber.“
Thiel hätte sich in diesem Moment nur zu gern die Hand vors Gesicht geschlagen. Das konnte ab hier nur noch eskalieren zwischen den beiden. Sie waren auf Hochtouren.
„Das bin ich ja wohl auch oder willst du was Anderes behaupten?“ Zischte Silke mit einem gefährlichen Blitzen in ihren sonst so freundlichen Augen.
„Naja, also manchmal bist du schon ganz schön garrr…“ Er trat Boerne mit einem kräftigen Tritt auf den Fuß, sodass der Forensiker aufjaulte. Er hatte keine Wahl. Er musste das hier sofort unterbinden, bevor sie sich weiter verbal die Köpfe einschlugen.
„Mensch, jetzt halt doch mal die Klappe, Boerne.“ Polterte er verbal entschieden dazwischen.
Für einen Moment herrschte bis auf Boernes leises Wimmern eisige Stille. Sie starrten sich alle recht unschlüssig an.
„Sie ist deine Frau.“ Murmelte er schließlich zu Boerne, ohne den Blick von Silke zu wenden, die ihm immer mehr wie ein sehr kleines Pulverfass vorkam, dass aber eine gewaltige Sprengkraft freisetzen würde, wenn es hochging.
„Ja, und sie ist deine beste Freundin.“ Kam es genervt von seiner Seite zurück. Er hätte gern widersprochen und betont, dass er sich das mit Mirko teilte, aber das würde sie jetzt auch nicht weiterbringen. Also hielt er den Mund.
„Es ist ja EIGENTLICH deine Tochter.“ Konterte er deshalb lieber und zog das Wort ‚Eigentlich‘, solang er konnte. Silke hob nur provokant eine Augenbraue. Dünnes Eis, Thiel. Ganz dünnes Eis. Ging es ihm warnend durch den Kopf.
„Ja, und in ein paar Monaten können wir gern über DEINE Zwillingsbrut die gleiche Diskussion führen.“ Fauchte der Professor zurück. Seine Lebensgefährte hatte die Gefahr, in der sie sich gerade befanden, scheinbar noch nicht ganz erkannt.
„Wie wär’s denn, wenn wir mal wieder von UNSEREN Kindern sprechen?“ Schaltete sich die kleine wütende Frau wieder ein. Thiel ahnte Schlimmes. Er machte sich auf alles gefasst und wappnete sich. Schnell griff er nach Boernes Hand. Wenigstens gingen sie zusammen unter.
Doch dann warf Silke nur frustriert die Hände in die Luft. Es war, als wenn jegliche Wut mit einem Mal aus ihr gewichen wäre. „Na schön. Dann hole ich eben Ellie später ab.“ Sagte sie tonlos. Verdutzt schaut er sie an. Nanu. Was ist denn jetzt passiert? Fragte er sich stirnrunzelnd. Das gefiel ihm nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Zumal sie, was das anging, einen ziemlich eindeutigen Deal hatten.
„Kommt gar nicht in Frage.“
„Kommt nicht in die Tüte.“
Riefen daher Boerne und er im Gleichklang.
Silke zog verwirrt die Stirn kraus. „Na, was denn nun? Soll das Kind laufen, oder was?“ Blaffte sie sie an. Sie hatte recht. Das ging nun auch wieder nicht. Schien sein Partner allerdings anders zusehen.
Er wusste schon, was kommen würde, noch bevor Boerne den Mund öffnete. „Na, wenn ich es so recht überlege. Sie ist ja schon so langsam in einem Alter, in dem man…“ Fing er nachdenklich an.
„Karl, sie ist drei.“ Unterbrach ihn Silke mit einem bedrohlichen Knurren. Das war der Moment, in dem scheinbar auch bei seinem verbal eher inkontinenten Lebenspartner der Groschen fiel.
Boerne seufzte schwer und stellte seine Tasche neben ihm ab. Dann trat er ein paar zaghafte Schritte auf seine Frau zu. Langsam ging er vor ihr auf die Knie. Das war ein Bild, das Thiel auch nach all den Jahren irgendwie immer noch ins Staunen versetze und eines, das er eigentlich nicht oft genug sehen konnte. Es ging ihm direkt ins Herz.
Der große Professor Doktor Doktor Karl-Friedrich Boerne. Hier, in dieser Wohnung war er zwar selten weniger aufgeblasen und arrogant, aber doch irgendwie sanfter. Und in seinem ganzen ruhmreichen Leben würde er immer nur für eine einzige Person auf die Knie gehen und sich absichtlich klein machen.
Mit leicht zittrigen Händen griff er jetzt nach genau dieser Person. „Du sollst dich doch schonen. Du hast gehört, was der Arzt gesagt hat. Das Beschäftigungsverbot kommt nicht von ungefähr, Alberich. Auch wenn ich selbst alles andere als glücklich damit bin.“ Erinnerte er sie im Halbflüsterton.
„Ärztin. Und das ist erstmal nur vorläufig.“ Korrigierte Silke ihn sofort trotzig und konnte sich ein wehmütiges Lächeln trotzdem nicht verkneifen. Dann wurde sie wieder ernst. „Ich bin schwanger und nicht krank, Karl. “ Antwortete sie ihm schlicht. „Ich mache das auch nicht zum ersten Mal.“ Betonte sie weiter ihren Standpunkt ruhig, aber bestimmt. Dennoch hörte Thiel auch den Frust durch. Er biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe und senkte den Kopf.
„Ja, aber es ist dieses Mal noch deutlich komplizierter als bei Ellie damals. Mir wäre einfach wohler, wenn du es nicht übertreibst und erstmal kein Auto mehr allein fährst. Du weißt doch, was beim letzten Mal war.“ Sprach Boerne eindringlich auf sie ein und begann besänftigend ihre Oberarme zu streicheln.
Doch Silke hatte es offensichtlich satt, dass alle sie beruhigen wollten und wie ein rohes Ei behandelten. Er konnte sie nur zu gut verstehen. Angespannt ließ er seine Händen in den Hosentaschen seiner Jeans verschwinden.
„Er ist mir in die Seite gefahren, Karl. Er hat mir die Vorfahrt genommen. Das war komplett was anderes.“ Boerne und er zuckten gleichzeitig zusammen, als Silke ihnen diese Schreckmomente von vor einem Monat in Erinnerung rief.
Sie hatte recht. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Und zum Glück war weder ihr noch Ellie groß etwas passiert. Außer ein paar Kopfschmerzen des nachlassenden Schrecks und der obligatorischen blauen Flecken waren sie fast viel zu glimpflich davongekommen.
Während er eisern sein Pokerface die ganze Zeit über aufbehalten hatte, war Boerne kurzzeitig völlig durchgedreht und hatte dem anderen Autofahrer sonst was angedroht, bis Silke ihn harsch zu Räson gerufen hatte. Ja, nach außen war er die Ruhe selbst gewesen. Die feste Umarmung, in der er seine beiden Lieblingsminimenschen danach gehalten hatte, war dennoch deutlich länger ausgefallen als sonst.
„Außerdem war das doch eure Idee mit der IVF.“ Brachte ihn Silkes aufgebrachte Stimme wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Ihr habt doch was gefaselt von. ‚Alberich, lass uns eine richtige Familie werden.‘“ Imitierte sie Boerne in sehr betrunkenem Zustand erstaunlich gut.
„Was kann ich dafür, dass Franks Jungs etwas zu motiviert waren. Ich werde mich bestimmt nicht die nächsten 6 Monate wegen ein paar Bluttests hier einsperren lassen. Warum vertraut mir hier eigentlich keiner, dass ich weiß, was am besten für mich und meinen Körper ist. Ich schaff das schon.“ Redete sich die kleine Frau langsam in Rage.
Thiel konnte sehen, dass es inzwischen nicht nur Wut und Frust waren, die da aus ihr sprachen. Nein, sie war auch verletzt, stellte er beschämt fest. Das hatte er nun wirklich nicht gewollt.
„Und was heißt das überhaupt? Richtige Familie? In meinen Augen sind wir das längst. Was heißt hier SEINE Tochter.“ Sie warf ihm an Boerne vorbei einen zornigen Blick zu. Mit einem Mal fühlte er sich nochmal deutlich kleiner, als er eh schon war.
„Ich dachte, sie ist auch deine Frank. Glaubst du ernsthaft Karl wird diese Kinder etwas weniger lieben? Oder war das vorhin gemeint mit DEINE Zwillingsbrut.“ Erzürnt richtete sie ihren Blick wieder auf dem knieenden Mann vor ihr.
„Ich weiß ja, dass ich einen irren Gen-Vorteil habe als Mutter. Aber ich würde meine Kinder nicht auch nur einen Hauch weniger lieben, wenn jemand anderes sie geboren hätte, solange sie ein Teil von euch sind. Ich dachte, dass wäre klar. Ich hatte angenommen, dass wir diesen Punkt längt überwunden hätten. Ich dachte…“ Sie stockte kurz und mit Entsetzen beobachtete Thiel, wie ihre Augen verräterisch zu glitzern begann.
„Ich dachte, wir sind genug für euch.“ Dann lief ihr die erste Träne über das Gesicht. Sie wischte sie zugleich unwirsch weg. Aber es verpasste ihm dennoch einen dumpfen Schlag in die Brust. Das hatte er nun wahrlich nicht gewollt. Verdammte Hormone.
Er war es immer noch nicht gewöhnt, dass sie so emotional war. Silke hatte sich normalerweis immer am besten von ihnen im Griff. Als sie mit Ellie schwanger gewesen war, hatte er noch nicht hier gewohnt. Daher waren ihm die Gefühlsschwankungen, die sie fast täglich ertragen musste, nie so präsent wie jetzt gewesen.
Er hatte das verursacht. Er und seine dumme Frotzelei mit Boerne. Sein Partner schwieg derweilen. Ein klares Zeichen, dass er für den Moment mit der Situation völlig überfordert war. Also lag es an ihm das wieder geradezurücken. Er schluckte schwer und trat einen Schritt auf die beiden zu.
„Natürlich seid ihr das. Das waren doch nur unsere üblichen dämlichen Zankereien, Silke. Selbstverständlich sind wir eine Familie. Ich liebe Ella. Und natürlich ist sie auch meine Tochter.“ Er fixierte sie mit dem einfühlsamstes Blick, den er aufbringen konnte und hoffte einfach, dass sie ihm glauben würde.
„Aber er hat recht, Silke. Ich weiß, dass du das alles schaffst und du kannst das sicher auch viel besser einschätzen. Aber wir eben nicht. Wir sind nur zwei Deppen, die keine Ahnung haben und die sich schrecklich fürchten und sorgen. Also tu‘s einfach für uns, für deine beiden ängstlichen Taugenichtse.“ Er setzte dazu seinen besten treudoofen Blick auf.
Er sah es sofort in ihrem Gesicht, als sich ihre Züge entspannten. Sie glaubte ihm. Sie würde nachgeben und wenn es nur aus reiner Liebe war. Erleichtert atmete er auf.
„Na schön. Ich rufe Mirko nachher mal an, ob er Ellie auch abholen kann. Wir schulden ihm langsam was. Er hatte sie schon das ganze Wochenende bei sich. Aber er versteht sich mit Frau Brandenburger ja hervorragend im Gegensatz zu euch Angsthasen.“ Verkündete sie schließlich mit einen verschmitzten Grinsen. Thiel war alles recht. Er war einfach nur froh, dass sie wieder lachen konnte. Und ja auch, dass sie sich nicht allein hinters Steuer setzen würde. Aber das brauchte sie ja nicht zu wissen.
„Danke dir, Liebling.“ Fand endlich auch Boerne leise seine Stimme wieder. Dann zog er die kleine Frau sanft zu sich und küsste sie zärtlich. Er sah nicht weg, so wie früher. Im Gegenteil. Er sog die bedingungslose tiefe Liebe, die zwischen den beiden herrschte, wie ein Schwamm auf.
Zudem war Thiel längst klar, dass Boerne ihr kleiner Gefühlsausbruch auch ordentlich mitgenommen hatte. Natürlich würde es ihnen beiden nun doppelt schwerfallen, sie zuhause zu lassen. Aber es war das Richtige. Sie steckten mitten in den Ermittlungen und Silke konnte sagen was sie wollte, konnte noch so sehr ihre Stärke betonen. Diese Schwangerschaft verlangte ihr einiges ab. Das war kein Spaziergang. Für keinen von ihnen.
Einmal mehr wurde ihm schmerzlich bewusst, was sie aufs Spiel setzte, was sie bereit war zu opfern. Sie war von Natur aus ein äußerst willensstarker Mensch, der sehr an seiner Eigenständigkeit hing. Umso mehr hatte es Gewicht, dass sie diese nun so bereitwillig aufgab. Hilfe annahm und sich dem Wunsch ihrer Familie beugte.
Ein Moment tiefer Dankbarkeit erfüllte ihn für diese zierliche Frau vor ihm. Sie tat dies alles für ihn, für ihre Familie. Ohne sich groß zu beschweren, egal wie ungünstig und einengend die Bedingungen für sie gerade waren. Das nötigte ihm einfach einiges an zärtlicher Zuneigung ihr gegenüber ab.
Nachdem Silke und Boerne ihren Kuss beendet hatten, hauchte sie leise. „Bis später.“ Mit einem verliebten Blick strich sie Boerne über die Wange. „Bis später.“ Gab der ebenso ergriffen zurück. Doch die Sorge war noch nicht so ganz aus seinen kiefergrünen Augen gewichen. „Du ruhst dich wirklich aus, ja?“ Versicherte er sich daher erneut.
Silke und er rollten fast zeitgleich die Augen. Er war schon wirklich eine kleine Dramaqueen. Aber immerhin war er ihre Dramaqueen. „Ja, das mach ich. Jetzt haut schon ab.“ Schubste sie den Professor schließlich auf die Beine und schob ihn entschieden zur Tür.
Als er gerade die Tür in seinem Rücken öffnen wollte, drang ihre Stimme nochmal zu ihnen hinüber. „Und Jungs, wenn ich meine beiden Untermieter los bin, mache ich wieder, was ich will. Ist das klar?“ Fragte sie streng.
„Vollkommen klar.“
„Wie Kloßbrühe.“
Antworteten Boerne und er nacheinander im Tandem.
Sie lachte erneut auf. „Ihr Spinner. Kommt mir ja heil wieder. Ich werde nämlich bestimmt nicht drei Haller-Boerne-Thiel Gören allein großziehen. Das ist mir dann doch eine Nummer zu groß.“ Gab sie mit einem frechen Augenzwinkern zurück.
Dramatisch warf Boerne neben ihm den Kopf in den Nacken. „Oh Gott, sie macht schon wieder Witze über sich selbst. Wir sind sollten jetzt wirklich gehen.“ Darin konnte er seinem Partner nur zustimmen. Sie waren durch ihre kurze Intermezzo-Seifenoper eh schon wieder viel zu spät dran. Er hörte bereits die dummen Sprüche seiner Kollegen, woran das wohl wieder gelegen haben mochte.
Beherzt öffnete er daher die Tür und sie traten gemeinsam auf den Flur. Silke lehnte sich mit einem kecken Gesichtsausdruck an den Türrahmen, während er seine Schuhe anzog. Die guten mit dem soliden Profil, die Boerne nicht ausstehen konnte und deshalb immer vor die Haustür verbannte.
„Knutscht bitte nicht wieder ewig im Treppenhaus herum.“ Ermahnte sie die kleine Frau plötzlich. „Wozu hat Karl dieses Schlachtross von Auto? Wenn Frau Wöllnitz euch nochmal so sieht, bekommt die sicher einen Herzinfarkt.“ Er wurde augenblicklich knallrot im Gesicht, als er sich an diesen Vorfall erinnerte. Boerne dagegen schien wie üblich weniger Scham bei dieser Sache zu empfinden.
„Wäre jetzt nicht das Schlechteste. Die alte Spießerhexe.“ Murmelte er vor sich hin, was Silke mit einem vielsagenden Blick beantwortete.
„Ja, sicher. Und Frank und ich können uns dann wieder wochenlang das Gejammere wegen der ausfallenden Miete anhören und wie anstrengend es doch heutzutage ist, anständige Nachmieter zu finden. Nichts da. Verlagert das doch mal ins Präsidium oder zu uns in die Rechtsmedizin. Dann lernt die Jugend vielleicht noch was dazu.“ Schlug sie stattdessen gehässig vor.
Das schien selbst Boerne zu überraschen und er zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Seit wann bist du so…“ Doch sie schnitt ihm erneut das Wort ab. „Tschüss, Karl. Mach‘s gut, Frank. Kommt nicht zu spät und passt bitte auf euch auf, ja.“
„Ey, ey Ma’am.“ Antwortete er noch lässig, während Boerne schon wieder drohend den Zeigefinger in ihre Richtung hob. Sicher hätte er wieder eine wortgewaltige Predigt für sie parat gehabt.
Silke schloss jedoch einfach die Tür in Boernes verdutztes Gesicht. Er verkniff sich nur mit Mühe das laute Lachen. Kein Zweifel. Sie kam mehr als hervorragend ohne sie beide Volltrottel zurecht. Es tat auch einfach nur verdammt gut, nach den ganzen letzten Wochen der Sorge und Furcht mal wieder so unbeschwert sein zu können.
Mit einem mürrischen Blick wandte sich sein Partner zu ihm um. Blieb aber vorerst stumm.
„Deine Frau eben.“ Stellte er nochmal schulterzuckend fest und wollte bereits zu Eingangstür schlendern, als er nochmal Boernes Blick auffing. Oh, das bedeutete nichts Gutes.
Er kannte diesen Blick nur zu gut. Sie sollten jetzt schleunigst hier verschwinden. Was hatte Silke nochmal gleich über Boernes Auto gesagt? Dennoch blieb er wie angewurzelt stehen, als der größere Mann ein paar Schritte auf ihn zukam.
„Hmm ist sie. Habe ich gut ausgesucht, oder? Ich habe eben einen tadellosen Geschmack.“ Raunte er ihm entgegen und drängte Thiel langsam gegen die Wand. Wie eine Raubkatze, die ihre Beute in die Enge drängte.
„Ja, und ausnahmsweise macht der dich mal nicht einsam.“ Versuchte er noch zu parieren. Aber selbst er hörte, wie atemlos er klang. Verdammter Mist. Silke würde ihnen beiden das Fell über die Ohren ziehen.
„Hmm, ich Glückspilz.“ Flüsterte Boerne und lehnte sein Gesicht dicht zu seinem. Warum musste der Mistkerl auch immer so unfassbar gut am Morgen riechen?
„Hat sie nicht was von ‚Kein Treppenhaus‘ gesagt.“ Wisperte er in einem letztem verzweifelten Versuch sich zu wehren. Doch es war aussichtslos. Tut mir leid, Silke. Aber ich bin eben genauso verrückt nach ihm.
„Hat sie.“ Hauchte sein Partner ihm direkt gegen die Lippen. Dann war eh alles aus. Zärtlich legte Boerne ihm eine Hand auf die Wange und strich über den Drei-Tage-Bart, der dort bereits wieder wucherte.
Zu wenig Zeit im Bad. Deine Schuld. Ging es ihm durch den Kopf, als Boerne seine Lippen wie immer meisterhaft liebkoste und ihn für den Moment Raum und Zeit vergessen ließ. Mit einem leisen Stöhnen krallte er seine Finger in die Hüften des anderen Mannes.
Sie wären unvorsichtigerweise sicher noch ein Stück weiter gegangen. Aber dann rissen sie drei laute Töne aus ihrer zärtlichen Umarmung. Pling, Pling, Pling. Das war einmal Boernes Handy gewesen und zweimal sein eigenes.
Mit einen enttäuschten Seufzen lösten sie sich voneinander und fischten in ihren jeweiligen Taschen nach den Störenfrieden.
Dieses Mal hielt er sich nicht zurück und lachte laut los. „Ihr sollt zur Arbeit fahren, ihr verliebten Knallköpfe. *Kusssmiley*“ Las Boerne laut aus dem Familienchat vor und zog die Augenbrauen irritiert zusammen. „Woher weiß das dieses durchtriebene Biest schon wieder.“
„Deine Auto steht immer noch vor der Tür. Im Halteverbot.“ Gab er nur feixend zurück und lehnte sich betont lässig an die Wand. Boerne warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
„Das hat sie dir gerade privat geschrieben, stimmt’s?“ Thiel zog nur grinsend die Schultern hoch. „Vielleicht.“
„Lass mich raten. ‚Und sag Karl, er soll nicht immer im Halteverbot parken. Nochmal renne ich nicht halbbekleidet raus, um sein geliebtes Fahrwerk zu retten.‘“ War nun der Professor es, der perfekt die höhere Stimme seines besseren Viertels nachahmte.
„So ungefähr.“ Gestand er ihm immer noch mit einen frechen Grinsen auf den Lippen. Boerne schüttelt seufzend den Kopf. „Sie hat uns schon ganz schön im Griff. Unsere kleine Chefin.“
„Und die Mutter unserer Kinder.“ Ergänzte er nachdenklich.
„Ohne Frage. Hätten uns keine bessere suchen können, oder.“ Boernes Blick hatte jegliche Gehässigkeit verloren. Stattdessen war sie einer unglaublich tiefen Zuneigung gewichen. Und auch sein Grinsen verwandelte sich in ein versonnenes Lächeln.
„Nee, haben wir gut gemacht.“ Bestätigte er seinem Partner. Sie mussten beide leise auflachen. Aber es stimmte. Sie hatten schon verdammtes Glück. Nicht nur mit Silke, sondern auch miteinander. Wer hätte denn vor fünf Jahren ahnen können, dass sie alles so fügen würde, als wäre es vorbestimmt gewesen? Er hatte es ganz sicher nicht kommen sehen.
Auffordernd hielt ihm Boerne seine Hand hin. Er zögerte keinen Moment. Dann liefen sie mit verschränkten Händen endlich zur Tür.
„Sehr raffiniert übrigens, wie du das mit Mirko und der alten Brandenburger eingefädelt hast. Das muss ich dir lassen.“ Lobte ihn sein Partner, als sie am Briefkasten Halt machten.
„Nun ja, es ist deine Frau.“ Wiederholte er sich an diesem Morgen erneut. „Ich kenne Silke eben inzwischen auch schon sehr gut. Außerdem heißt das nicht, dass ich nicht Vieles davon auch sehr ernst gemeint habe.“
„Und nochmal sie ist deine beste Freundin.“ Gab Boerne beharrlich zurück, während er den Briefkasten wieder abschloss. Thiel begann unterdessen wieder fies zu grinsen.
„Ja, aber du willst ja auch noch mit ihr schlafen.“ Stichelte er liebevoll.
„Ja, und du noch mit mir, also pass besser auf, was du sagst.“ Konterte der Rechtsmediziner. Das war fast zu leicht. Thiel konnte dieser Vorlage nicht widerstehen.
„Och du, ich glaube Silke und ich wissen sehr genau, wer von uns am heftigsten auf Liebesentzug in dieser Wohnung reagiert. Also solltest du dich vielleicht eher in Acht nehmen.“ Das selbstgefällige Grinsen war nun nicht mehr aufzuhalten. Und Boernes Zügen entglitten ihm auch wirklich in einer Art, wie nur ein Meister des Melodramas es konnte.
„Was hat mich da nur vor vier Jahren geritten, dass ich mir das tagtäglich antue mit euch zwei.“ Echauffierte sich der Rechtsmediziner mit einem theatralischen Blick. Uh, den konnte er nun auch nicht liegen lassen. Boerne machte es ihm heute aber auch wirklich sehr einfach.
„Ähm, auch dazu könnte ich jetzt etwas sehr Delikates und Unanständiges sagen.“ Gab er mit einem vielsagenden Blick zurück.
„Jetzt reicht‘s aber mal mit den Sprüchen unter der Gürtellinie, Frank. Du redest immer noch über meine Frau.“ Rief Boerne entrüstet. Jetzt war es ganz mit der Rücksichtnahme aus.
„Wer sagt denn, dass ich Silke meinte.“ Lieferte er seine Retourkutsche in dem unschuldigsten Ton ab, der möglich war. Der Mund des Forensikers schnappte ein paar Mal auf und zu, wie er ein Fisch, der verzweifelt um Atem rang. Punkt, Satz und Sieg. Dachte er zufrieden.
„Weißt du was. Ich hab’s mir überlegt. Du kannst heute auch echt mal wieder mit Fahrrad fahren. Die Bewegung wird dir sicher guttun. Ach, schau mal, es regnet auch noch schön. Na dann. Viel Spaß und bis später, SCHATZ.“ Giftete ihn Boerne schließlich an und öffnete demonstrativ die Tür.
Thiel sah ihm nur laut lachend hinterher, wie er sich durch den Regen in seinen riesigen in elegantem Schwarz gehaltenen Maybach flüchtete.
Er nahm es sportlich. Das würde Silke Boerne sowieso wieder verbal um die Ohren hauen. Denn sie mochte zwar immer noch wie frisch verliebt in den Rechtsmediziner sein. Das hieß aber nicht, dass sie sich nicht oft genug auch auf seine Seite schlug.
Tja, Herr Professor wer doppelt liebt, muss auch das doppelte Leid ertragen. Und zwar in jeder Hinsicht. Mit diesem Gedanken warf er sich schließlich selbst in die Münsteraner Sintfluten. Und tatsächlich als er 25 Minuten später bis auf die Knochen durchnässt und mindestens eine Stunde zu spät im Präsidium ankam, hatte er bereits zwei weitere Nachrichten auf seinem Handy.
„Ich zieh‘ ihm die Ohren lang. Such dir ja was Trockenes zum Anziehen, Frank und lass dir von Mirko einen schönen heißen Kaffee kochen. *Kusssmiley*“ Lautete die eine Nachricht.
„Du bist wirklich ein mieser Verräter, Frank Thiel. Genau wie mein blödes Herz. *Grimmiger Smiley*“ Lautete die andere.
Herzhaft lachen musste er über beide. Und das war doch das Wichtigste. Egal wie kompliziert alles gewesen war, wie chaotisch es oft bei ihnen zuging oder was noch auf sie zukommen würde. Am Ende zählte nur das eine. Seine beiden forensischen Sturköpfe machten ihn jeden Tag aufs Neue verdammt glücklich. Er hoffte nur, dass es ihnen genauso ging.
A/N: Tada. That’s it. Der Aufschlag ist gemacht. Sicher ist Einiges hier und da ooc. Aber das ist ja auch ein ganzes eigenes AU, in dem ich mich austoben kann.
Hier nun die angekündigten Headcanons, sodass ihr euch etwas besser in dieses AU hineinversetzen könnt. Thema heute: Namensgebung. Silke nennt die anderen beiden fast ausschließlich Karl und Frank. Thiel bleibt bei Boerne und Silke. Boerne nennt die anderen Frank und Alberich. Ab und zu rutscht er mal ins Thiel. Das aber nur, wenn er besonders genervt ist und meist passiert es im Arbeitskontext. Alberich bleibt meist einfach Alberich für ihn. Nur in besonderen Momenten verwendet er Silke. Kommt aber ebenfalls selten vor.
Wenn Silke besonders wütend wird, nennt sie die beiden Männer schon mal bei vollem Namen.
Anderweitige Kosenamen meiden sie eigentlich alle, außer um sie für zynische Momente und Sarkasmus einzusetzen. Wenn es sehr emotional wird, nennt Alberich aber Boerne auch schon mal mein Herz. Ab und zu greift er für sie zu Liebling, aber nur wenn er sich einschleimen will oder richtig Mist gebaut hat. Meist klappt das bei ihr aber eh nicht.
So viel dazu. Nächstes Mal ein anderes Thema.