Ich spucke Blut und Lieder
von zuckerfuchs
Kurzbeschreibung
Die Hitze umschmeichelte ihn wie Wasser den Körper eines Fisches. Hielt ihn warm und küsste seine viel zu dünne, verletzliche Haut. War wie jener lachende Mond bei Tag und Regen ohne Wolken bei klarem Himmel. Immer wieder verlor er sich im Gesang des Windes, während Farben blieben - wenn auch unsichtbar. || Es ist der Moment, in welchem Megumi die Kontrolle über sein eigenes Leben zu verlieren scheint; als er selbst hinter den verschlossenen Türen der Akademie keine Ruhe mehr finden kann. Der Moment, in welchem seine Schatten ihn verraten, Hände nach ihm greifen und die rot glimmenden Augen des Königs der Flüche sich in seine Haut brennen. Sie ihm von den Knochen ätzen. [keine Spoiler | mit diesem Hauch von SukuFushi | ItaFushiKugi Trio]
GeschichteDrama, Horror / P18 / MaleSlash
Megumi Fushiguro
Nobara Kugisaki
Ryomen Sukuna
Satoru Gojo
Uraume
Yuji Itadori
16.01.2022
18.04.2023
16
66.892
24
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Dieses Kapitel
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16.01.2022
1.886
Allgemeine Warnung für die Geschichte: physische Gewalt / Manipulation / Blut / Kannibalismus
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Prolog
Jujuzisten lebten niemals ein langes und erfülltes Leben, das wusste er.
Sie starben brutal und oft viel zu früh; aber nicht so.
Eigentlich.
Sie starben brutal und oft viel zu früh; aber nicht so.
Eigentlich.
Es stank nach vergammelten Bananen und zerkochter Leber, als sein bisheriges Dasein ein letztes Mal an ihm vorbeizuziehen schien. Mit einem breiten Grinsen starrte das Zwiegesicht auf ihn herab und ließ sich Zeit. Genoss den Anblick seit Minuten, die sich wie Jahrtausende und noch mehr anfühlten. Sein dunkles Lachen fand selbst das letzte Staubkorn hinter der saubersten Mausefalle im Sektionssaal viele Stockwerke unter ihnen. Megumi vermochte nicht zu sagen, ob er sich all das nur einbildete, aber der kalte Schweiß auf seiner Stirn und das zu schnell rasende, fast kollabierende Herz, fühlten sich mehr als nur real an.
Es war, als würde die Zeit stillstehen und das Monster sich an alledem ergötzen; sich laben und nur darauf warten, dass der Schwarzhaarige eine Millisekunde zu lang blinzelte.
Eine Welt ohne Dunkelheit
-
Die Hölle
Auf Erden
-
Die Hölle
Auf Erden
Egal wie oft Fushiguru die Lider senkte und sie Minuten später wieder öffnete, die vier Augen, die in der Dunkelheit rot glühten, blieben. Obwohl nicht alle ihn zu fixieren schienen, bohrten sich die Blicke dennoch so tief in seine Seele, dass es sich anfühlte, als würde eben diese jeden Moment verfaulen. Zusammenschrumpeln wie Backobst.
Als würde alles von ihm genommen und nichts im Austausch gegeben.
Auch die Dunkelheit der Nacht, die ihm sonst Zuflucht gewährte, konnte in diesem Moment nicht ihren beruhigenden Schleier um ihn legen und Megumi vorgaukeln, dass es in Ordnung war. Zu präsent war die sich so fremd anfühlende Hitze in seinem Kopf, direkt hinter den Augäpfeln. Die Kontrolle über seine Atmung war ihm irgendwo, ja irgendwann genommen worden und er spürte nicht länger, wie weit der Luftstrom in seinen Organismus gelangte. Wie viel mehr Kohlenstoffdioxid er einatmete, als gut für ihn war. Wie von unsichtbaren Gewichten wurde der Körper auf die Matratze gedrückt, während etwas seine Lippen versiegelte; beinahe seine Stimmenbänder durchschnitt. Nicht einmal ein Wimmern, für das er sich sicherlich geschämt hätte, war ihm gestattet.
Fushiguru wusste wahrlich nicht, wann er sich das letzte Mal so ausgeliefert und schwach gefühlt hatte. Selbst ein Sonderklassefluch konnte längst nicht mehr dieses Ausmaß an Unwohlsein und Panik in ihm auslösen, wie diese Gestalt, die dort in der Dunkelheit seines Zimmers lauerte. Hier und jetzt, an einem doch absolut sicheren Ort, hatte er wahrhaftig Angst zu sterben.
Es nicht bis zum nächsten Morgen zu schaffen.
Während im Licht der Sommer lebte, hauste in den Schatten ein Winter, wie Menschen ihn sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorstellen wollten.
ICH SPUCKE BLUT UND LIEDER.
„Hallo? Erde an Megumi“, Kugisaki war ungefragt, aber wohl notwendigerweise, in Fushigurus persönlichen Bereich eingedrungen und schnippte ihm ungeniert gegen die Stirn. „Wo bist du schon wieder?“
Es dauerte mehr als nur einen kurzen Moment, bis die genervte Stimme Nobaras zum Schwarzhaarigen durchdrang und er perplex blinzelte. Leider saß er noch immer in Itadoris Zimmer und durfte so tun, als würde er hinter seinen Teamkameraden stehen; ihnen zuhören. Offensichtlich war sein Schauspiel aufgeflogen. Megumi wusste nicht, wie lang er apathisch an die Wand mit den vielen Postern von halbnackten Frauen gestarrt hatte, bevor man eine Antwort von ihm verlangt hatte. Wahrscheinlich ging es noch immer darum, wie sie es Gojō heimzahlen konnten, dass er einmal mehr seiner Verantwortung als Lehrer und Mentor nicht nachkam. Ohne sich abzumelden, verschwand. Nobara und Yūji, die den Träger der sechs Augen nicht etliche Jahre persönlich kannten, steckten eindeutig zu große Hoffnungen und Erwartungen in ihn. Megumi war seit seiner Kindheit nichts anderes von seinem irgendwie Ziehvater gewohnt und wusste, dass er sich in Notlagen durchaus immer auf seinen Mentor verlassen konnte, aber Satoru im Alltag die reinste Katastrophe war. Keine Konstante darstellte, auf die man vertrauen sollte.
„Und, was hältst du nun von der Idee?“, Yūji sah ihn noch immer so euphorisch an, wollte seinen besten Freund unbedingt mit an Bord holen. „Das ist genial, oder?“
„Uhm...“, Megumi brauchte eine Kunstpause, in der er sich durch die Haare fuhr und peinlich berührt versuchte, die Damen auf den Postern nicht zu sehr anzustarren, „macht einfach, was ihr wollt. Das bringt alles nichts.“
Hinzu kam, dass er zu müde für solch kindischen Kram war, der sie nicht weiterbrachte und ihm für Jujuzisten ihres Ranges durchaus mehr als nur unangebracht schien. Leider konnte er nicht leugnen, dass Gojō höchstwahrscheinlich mitgemacht und sich köstlich amüsiert hätte, wäre er nicht das Objekt des Anschlags gewesen. Das war eindeutig nicht Megumis Niveau. Nein.
„Ich geh rüber, ich glaube, ich muss mich doch nochmal hinlegen.“ – „Verdammt Fushiguru, dass sollte eine Teamaktion werden!“
Lächerlich.
Nobara sprang bereits auf, wurde aber von Yūji zurückgezogen. Dieser war doch recht empathisch und spürte, dass seinen Freund etwas belastete. Nicht erst seit heute.
„Megumi?“ – „Mhm?“ – „Du kannst mit uns reden, dass weißt du, oder?“
Aber der Schwarzhaarige winkte ab und verließ schweigend den Raum. Als die Tür hinter ihm zuglitt, atmete Fushiguru tief ein und massierte sich die Schläfen; überwand mit wenigen Schritten die Distanz zu seinem eigenen Reich und schloss ab. Reden. Itadori meinte es nur gut. Megumi wusste dennoch nicht, wie er in Worte fassen sollte, was ihn beschäftigte. Wie er es verpacken konnte, ohne sie zu sehr in Alarmbereitschaft zu versetzen und Yūji am Ende noch in Gefahr zu bringen.
Lieber ließ er sie sich in Spinnereien verlieren und Burgen aus Sand bauen, als das sie von dem heimgesucht wurden, was in Fushigurus Zimmer lauerte. Seinem Kopf.
Vollkommen erschöpft glitt er am kalten Holz herab und blieb sitzen; wusste zwar, dass das Bett die bessere Option wäre, aber es graute ihn auch davor. Megumi seufzte, schloss die Augen und ließ die Gedanken wieder zu seinen Freunden im Nebenraum gleiten. Und ja, mittlerweile war er ihrem Mentor dankbar, dass dieser sie alle auf einen Flur verfrachtet hatte. Teamstärkende Maßnahme; lustig sollte es sein. Schwachsinn hatte er gesagt und mit den Augen gerollt.
Seit ihrer ersten Begegnung hatte der Junge Nobara und Yūji dabei beobachtet, wie sie miteinander interagierten. Stritten und lachten, ja sich irgendwann weinend in den Armen lagen. Stundenlang über Blödsinn philosophierten. Megumi liebte diese Herzeskapaden, die seine Freunde an den Tag legten und das jene nichts dagegen tun konnten. Es lag in ihrer Natur; ihrer Menschlichkeit. Seine Mundwinkel hingegen hatten nur leicht gezuckt, sich kaum merklich Richtung Himmel bewegt. In ihm blieb es ruhig, fast schon kühl; als wäre die Heizung ausgefallen.
Selbst Gojō war nicht in der Lage sich gegen den Sommer in seinem Herzen zu erheben. Mit komödiantischer Übergriffigkeit (nicht im sexuellen Sinne) versuchte er Unsicherheiten zu überspielen, sich den Jugendlichen von heute anzupassen und den grauen Vorstellungen der Alten zu entgehen. Bunt zu bleiben. In Megumi hingegen blieb es ruhig, fast schon kühl; als wäre die Heizung ausgefallen.
Der Junge, der im Schatten lebte;
Der Finsternis.
Der Finsternis.
Ja, so genervt Megumi auch immer aussah, so sehr liebte er doch die Idiotie, die ein Herzflattern in sein Leben brachte. Ihn sich lebendig fühlen ließ.
Nobara, die ungefragt Grenzen überschritt und es hasste, wenn man dies bei ihr tat. Ihre flache Hand (klebrig vom Popcorn) ungeniert gegen Yūjis Gesicht gedrückt, presste sie den Jungen von sich.
„Nimm deine ungewaschenen Griffel von mir und meinem gepoppten Mais, du Idiot!“, halb grollend, halb belustigt starrte sie ihn an und dennoch wusste man nicht, ob sie die darauf folgende Drohung, wahrmachen würde. „Oder ich bring dich um!“
Sie würde es definitiv können. Oh ja.
Gojō, der wieder da war, schaufelte unterdessen unbemerkt Nobaras Popcorn in sein eigenes, fast leeres Behältnis und gab Yūji dann ein Zeichen. Manchmal fühlte es sich so an, als würden sich zwei Pubertierende ein halbes Gehirn teilen. Eher noch weniger. Denn sobald die brünette Dame merkte, was geschah, saß Megumi als einziger auf der Couch und schaute sich einen Film an, von dem er nicht sonderlich viel mitbekommen hatte. Nicht einmal den vollständigen Titel kannte er, aber das war auch nicht relevant. Es ging bloß darum, Zeit mit einigen der wichtigsten Menschen in seinem Leben zu verbringen. Personen, die lebten.
Auch, wenn diese schreiend durch den Flur rannten. Gojō, der manisch lachte; Yūji, der um Vergebung bettelte und Nobara, die keine Gnade kannte.
Selbst wenn er in solchen Momenten rot wurde und versuchte, das Gesicht hinter seinem Kragen zu verstecken, schlich sich heimlich ein Lächeln auf seine Lippen. Wenn er mit den Augen rollte, strahlte er im Innersten. Immer.
War es zu viel verlangt, dies nicht verlieren zu wollen?
Mehr. Mehr. Mehr.
Erst viele Stunden später, wenn sie sich getrennt hatten und Megumi allein in seinem Bett lag, fasste er sich an die nackte Brust; versuchte, seinen Herzschlag zu spüren, und hatte das Gefühl, den Kältetod zu sterben. Wann es damals angefangen hatte, dass sein Körper sich fast schon arktisch anfühlte, konnte er gar nicht mehr genau sagen. Als würde ihm seit Anbeginn der Zeit etwas fehlen. Wie ein Klauenfisch ohne Witz; ein streifenloser Tiger. In den Jahren, die er auf Erden wandelte, hatte er sich das ein ums andere Mal gewundert, ob es mit den Schatten zusammenhing, die ihn ausmachten; die er nutzte. Die er irgendwie war, ja durch die er ging. Licht trug Wärme in sich, die Dunkelheit Kälte. Einfache Menschen würden Fushiguru wohl für verrückt erklären, hätten ihn schon längst auf die Intensivstation gebracht. Aber Jujuzisten waren nicht normal. Nie gewesen.
Es lebte immerhin ein sprechender Panda unter ihrem Dach.
Und ja, der dunkelhaarige Junge hatte sich in der kühlen Nacht schon immer am wohlsten gefühlt. Spürte die Vertrautheit eben jener Schemen, die die Herrschaft über den Planeten erlangten – wenigstens für einige Stunden.
Jedenfalls bis vor kurzem. Nun aber war es zu warm, ja beinahe heiß. Wann auch immer er die Augen schloss, glühte es förmlich hinter seinen Lidern, das Herz raste unkontrolliert und er war nicht allein. Nicht sicher. Ehe Fushiguru es realisiert hatte, war diese Empfindung zu etwas geworden, was man grotesken Alltag nannte. Die ersten Nächte hatte er die Augen aufgerissen, fast schon panisch Richtung Tür geschaut und erwartet, eine Präsenz zu erblicken. Itadori oder Gojō. Vielleicht auch Nobara, die verrückter war, als man selbst auf den zweiten Blick glauben mochte. Vielleicht auch jemand gänzlich anderen, aber daran wollte er nicht denken.
Konnte es dennoch nicht verhindern.
Ein Schatten ohne Licht
War wie ein Hosenbein ohne Stoff.
Nichts.
War wie ein Hosenbein ohne Stoff.
Nichts.
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Danke fürs Lesen.
Hallo und Willkommen zu diesem neuen Projekt.
Schon wieder ein längeres Werk, Fuchs? Willst du nicht erst einmal „Mansion“ fertigschreiben? Vielleicht könnte man so argumentieren, mag es tun ... aber ja, es ist wohl meine eigene Entscheidung.
JJK tut mir aktuell sehr gut und dieses Projekt hier ist von vorne bis hinten durchgeplant, wohl sogar zu 70 Prozent schon fertiggeschrieben. Muss nur überarbeitet werden. Feinschliff und so.
Und genau deshalb: Tadaaaaa.
Was ich hierbei lernen möchte? Mich auf dieses „länger“ im Namen Projekt einlassen und nicht nur in Momentaufnahmen zu verweilen. Ich möchte hier eine Geschichte erzählen, die uns mit auf eine Reise nimmt, die nicht in dreißig Minuten geschrieben ist / war.
Und ja, ich würde mich sehr freuen, wenn du (ihr) mich auf dieser Reise begleitest!
Ganz viel Liebe geht raus an Torpedopenner, die mich immer wieder ermutigt und sich den Prolog im Park reingezogen hat, während der Wind sie fast in einen Eisklotz verwandelt hätte! #lebenamlimit
Danke <3
Liebst,
Eure zuckerfuchs