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》Schneegestöber《 |  OneShots

Kurzbeschreibung
SammlungRomance / P12 / Mix
Anders Fannemel Cene Prevc Constantin Schmid Domen Prevc Halvor Egner Granerud Marius Lindvik
23.12.2021
18.03.2023
11
13.330
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18.03.2023 1.298
 
Bendik Jakobsen Heggli hatte ihr den Kopf verdreht – anders ließ es sich nicht mehr beschreiben.
Ronja fuhr sich durch die vollen, rotbraunen Haare und drehte eine weitere Runde in ihrer kleinen Einzimmerwohnung in Trondheim.
Das durfte einfach nicht sein, sie konnte nicht auf Bendik stehen! Nicht auf ihren guten Freund!
In Kürze würde für sie das dritte Semester ihres Jurastudiums beginnen, da konnte sie wirklich kein Chaos im Kopf gebrauchen. Es war zum Haare raufen!
Sie ließ sich auf ihren Sessel plumpsen und stütze den Kopf überlegend auf ihren Händen ab.
Was war zu tun? Und irgendetwas musste sie tun, denn es einfach zu ignorieren und weitermachen wie bisher erschien ihr doch wie eine fragwürdige Lösung. Also, was tun?
Ronja seufzte, und zerrte schließlich ihr Smartphone aus der Hosentasche der schwarzen Jeans - das war ein Fall für ihren besten Freund. Und Lasse ließ sie nicht im Stich - heute Nachmittag würden sie sich bei ihm treffen.

„Also Räubertochter, worüber zerbrichst du dir denn schon wieder den Kopf?“
Entnervt wandte Ronja ihren Blick Richtung Lasse – sie konnte den Spitznamen, den er ihr bereits als Kind gegeben hatte, nicht leiden.
„Nenn mich nicht so!“ Sie fuhr sich mit ihrer rechten Hand durchs offene Haar, schon wieder – blöde Übersprunghandlung – bevor sie nach einem tiefen Seufzen fortfuhr: „Es ist wegen Bendik... Ach, das ist doch alles Mist!“
Lasse hatte sie wachsam beobachtet und zog nun eine Augenbraue hoch: „Du stehst auf ihn?“
Verwundert musterten Ronjas grüne Augen den blonden Jungen, bevor sie schließlich antwortete: „Ja, verdammte Axt! Ich steh auf einen meiner engsten Freunde. Ist das etwa so offensichtlich?“
„An und für sich vermutlich nicht; für mich aber schon. Ich kenn dich aber auch schon ein paar Jahre länger, Ronja. Und jetzt setz dich endlich her, du machst mich noch wahnsinnig mit deinem umhergetiegere!“
Also setzte Ronja sich zu Lasse und wurde etwas gesprächiger, was ihre Situation mit Bendik betraf.
Am Anfang war Bendik Jacobsen Heggli für die brünette Studentin ein interessanter junger Mann, dem sie immer mal wieder auf dem Uni-Campus begegnete. Nach ein paar Gesprächen saßen sie auch im Hörsaal häufiger zusammen und schließlich entwickelte sich eine gute Freundschaft.  Zugegeben; das alles war noch nicht wirklich lange her.
Dennoch war Ronja eigentlich niemand, der ein großer Freund von ‚Friends to Lovers‘ war. Wenn es nicht gut ging – und wenn man ehrlich war, gingen die allermeisten Beziehungen nicht gut aus – hatte man nicht nur seinen Partner, sondern auch einen Freund verloren.
Ja, genau so erklärte sie Lasse ihre Gedanken.
Gut, vielleicht schwärmte sie auch von seinen weichen, dunkelblonden Haaren, seinen tiefblauen Augen, seinem attraktiven Lächeln. Von dem Leuchten seiner Augen, wenn er vom Skispringen sprach, von... Oh Gott, sie klang wie eine 13-Jährige, die zum ersten Mal bemerkt hatte, dass Jungs auch sehr anziehend sein können! Sie lief rot an. Lasse schmunzelte, anscheinend hatte er es auch bemerkt.  „Süß!“, kommentierte er das Ganze und piekte ihr mit dem Zeigefinger in die gerötete Wange. „He, lass das!“
Die Wahrheit war doch, dass Ronja tatsächlich zum ersten Mal verliebt war. Also so wirklich.
Ja, sie war bereits 20, dennoch war da bisher nie mehr als eine Schwärmerei gewesen; nichts ernstzunehmendes. Doch bei Bendik war es was anderes.
Dieses warme Gefühl in der Magengegend, wenn er in der Nähe war; diese dämliche Nervosität seit neustem, wenn sie mit ihm sprach (wirklich nervig!); dieses flatterhafte Gefühl, wenn er sie so anlächelte wie neulich, als sie ihm beim Training an der Schanze zusah... Okay, so kam sie auch nicht weiter.
„Also, was willst du tun?“ Ronja schreckte durch Lasses Frage wieder aus ihren Gedankengängen. „Was meinst du?“ „Naja“, begann der dunkelblonde, „Irgendwas musst du tun. Wenn du ihn weiter aus der Ferne anschmachten wollen würdest, hättest du mich kaum zu Rate gezogen. Also, was willst du tun? Ihn nach einem Date fragen?“ Ronja schaute Lasse ungläubig an. Nicht wegen seiner zutreffenden Schlussfolgerung – auf den Kopf gefallen war er noch nie, sondern wegen seinem Vorschlag.
Wie stellte er sich das bitte vor? Sollte sie einfach auf den jungen Norweger zugehen und sagen 'Hei Bendik, ich wollte dir nur sagen, dass ich dich echt gerne mag – und hey, da wollte ich fragen: willst da auf ein Date mit mir gehen?' Nein, das konnte sie wirklich nicht bringen! Zudem sie es sich auch nicht trauen würde.
„Räubertochter, hörst du mir eigentlich zu?“ Mit großen Augen richtete sie ihren Blick wieder auf ihren besten Freund. „Entschuldige, Lasse“ – „Also, wie ich gerade dabei war aus zu führen – schlag doch einfach vor, das ihr mal wieder was zu zweit macht. Geht wandern, oder was weiß ich. Und dann, meine liebe Ronja, versuche doch, Anspielungen in eure Gespräche einzubauen – das kannst du im Übrigen auch jetzt schon tun. Ein bisschen austesten, ob er darauf eingeht-“
„- oder ob er mich direkt friendzoned“, unterbrach die Brünette ihn. „Geh doch nicht immer so negativ ran! Aber ja, im Prinzip schon“, gab Lasse zu.
An diesem Nachmittag wurden noch so einige Ideen vorgeschlagen, vertieft und wieder verworfen, und ausgefeilt. Am Ende gab es tatsächlich so etwas ähnliches wie einen Plan, um den nicht existente Liebesleben Ronjas Leben einzuhauchen. Jetzt musste sie sich nur noch trauen, das Ganze auch umzusetzen.

Tja, genau so war es. Mehr als die eine oder andere Anmerkung, dass sie Bendik wirklich gerne hatte, war einfach nicht drin. Ronja konnte sich nicht vorstellen, dass das Bendik wirklich auffallen würde. Zum Wandern im Umland Trondheims waren sie auch, aber Date konnte man es nicht nennen. Die brünette junge Frau wüsste jedenfalls nicht, wo da der 'Date-Charakter' gewesen sein sollte.
Umso überraschter war Ronja, als Bendik auf einmal mit einem breiten Lächeln vor ihr stand und um ein Date bat. Ein Date der romanistischen Art. Einfach so. Direkt heraus. Ohne Umschweife, ohne großes Drumherum.
„Was?“, fragte die junge Norwegerin deshalb lieber noch mal nach. Sie musste sich einfach verhört haben! „Ich habe gefragt, ob der auf Date gehen würdest? Ich meine, ich mag dich, du magst mich; sagst du jedenfalls häufiger. Und Halvor meinte, dass sei ein gutes Zeichen, dass du auch...“ An der Stelle brach der junge norwegische Athlet ab. Nicht, weil er nicht wusste, wie er den Satz beenden sollte. Viel mehr lag es daran, dass er auf einmal die Arme voller Ronja hatte. Diese hatte ihn einfach überfallsartig in eine Umarmung gezogen, nachdem ihr Schwarm tatsächlich bestätigt hatte, was sie kaum glauben konnte. „Natürlich will ich mit dir auf ein Date gehen!“

Und es dauerte nicht lange, da war Ronja zum ersten Mal in ihrem Leben mehr als glücklich vergeben.
Als sie Lasse erzählte, wie es dazu kann, lachte er laut los. „Ihr zwei. Ich red' mir den Mund fusselig, und dann sowas...“ Er musste erneut auflachen, und Ronja stieg mit ein. Tja, manche Dinge ließen sich einfach nicht planen.

Etwa ein halbes Jahr später stand Ronja am Auslauf in Vikersund, um ihrem Freund beim Skifliegen anzufeuern.
Als Teil der nationalen Gruppe durfte Bendik zum Ende der Raw Air noch Skifliegen gehen, und war sehr froh darüber. Seine Freundin als seine treue Unterstützerin natürlich auch. Sie wusste nicht zu viel über Bendiks Sport, doch bemühte sich, zu behalten, was ihr der Dunkelblonde versuchte, hin- und wieder zu vermitteln.
Es herrschte eine fantastische Atmosphäre und es war aufregend, dem eigenen Freund zuzusehen, wie er den Monsterbakken hinunterflog. Auch, wenn sie natürlich trotz allem etwas besorgt um ihn war.
Sie jubelte laut, so wie es sich gehörte, natürlich auch nach dem sehr guten Flug zum Sieg von Landsmann Halvor Egner Granerud.
„Herzlichen Glückwunsch, Halvor“, gratulierte Ronja dem frisch gekürten Sieger. "Und nochmal vielen Danke!"
Halvor, der sich eben noch bedankt hatte, bedachte sie nun mit einem fragenden Blick. „Naja, ohne dich hätten Bendik und ich es wohl nie geschafft“. Ein schelmisch Grinsen legte sich auf die Lippen des norwegischen Skispringers. „Immer gerne“.
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