Palach
von Anoka-chan
Kurzbeschreibung
16. Januar 1969: Tschechien ersäuft gerade aufs Neue ihren Kummer über die Niederschlagung des Prager Frühlings im Bier. Doch gerade heute wird sie etwas erleben, was - wenn auch lange Zeit nur als trübe Erinnerung - bei ihr bleiben wird. Nach wahren historischen Ereignissen. // Trigger: Alkohol, Suizid
GeschichteSchmerz/Trost, Historisch / P12 / Gen
OC (Own Character)
Tschechien
08.12.2021
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Palach
„Einen Krug pivo, aber von dem starken, prosím!“
Wie von Furien gehetzt war Tschechien in die Kneipe am Wenzelsplatz gestürmt. Als sie sich auf einen beliebig ausgesuchten Stuhl fallen ließ, schien dieses dauergehetzte, rasende Gefühl von ihr zunächst abzufallen. Müdigkeit und Lethargie, die sie seit letztem Jahr so oft übermannten, überkamen die Nation aufs Neue, sodass sie fast auf dem Stuhl einschlief.
Der Wirt kannte seine Kundin schon: „Mal wieder gestresst, Hedvika? Ach, hier bitte, Ihr Bier!“
Widerstandslos brachte er der Braunhaarigen einen Humpen mit Pils an ihren Platz. In diese schien Leben zu kommen, als sie das Bier vor sich sah, sie nahm es mit einer Hand hoch und trank es in einem Zug aus, sich insgeheim über den Kneipenwirt ärgernd – nur, weil der sich nicht dafür interessierte, was eigentlich der Auslöser ihres dauerhaften Frustes war. Für ihn war sie irgendeine Pragerin, die hier seit einem halben Jahr regelmäßig ihren Kummer im Bier ertränkte.
Andererseits konnte sie es ihm auch nicht übelnehmen, es war eigentlich sogar besser so. Man konnte ja nicht allen Bürgern erklären, dass man die Personifikation ihres Landes war, dachte Tschechien sich in diesem Moment. Wollte sie, aber eigentlich dachte sie nur: Her mit dem Bier! Denn es fühlte sich an, als würde sie einschlafen. Sie dachte aufs Neue an die Ereignisse des letzten Jahres. Sie hatte sich so stark gefühlt. Es hatte sie aufgemuntert, ihr so gut getan, nach vielen Jahren endlich einmal wieder einen Vorgesetzten zu haben, der sie verstanden hatte und nicht so blind durch naiven Glauben an den Kommunismus geworden war, dass er sie am Ende nur auslaugte. Gern dachte sie an die Zeiten zurück, als sie mit Slowakei und dem aus seinem Land stammenden Vorgesetzten der beiden, Alexander Dubcek zusammen in den Büros der Regierung gesessen und an Reformplänen gearbeitet hatte. Ihre vielen guten Ideen für eine bessere Zukunft … selbst Slowakei hatte da ausnahmsweise Kooperation gezeigt, obwohl er sich immer wieder verhielt, als würde er sich aus Prinzip gegen alles beschweren, was Tschechien wollte. Er sollte sich mal nicht über alles so haben. Ohne sie wäre er noch technisch am Anfang des Jahrhunderts. Ihr verdankte er doch eine gewisse Stabilität, der alte Chaot.
Sie trank ihr Bier in einem Zug leer. „Noch eins!“, rief sie dem Wirt zu, der ihr sofort eins an den Platz bringen ließ. Während Tschechien ihr zweites Bier austrank, überkam sie, wie ein Albtraum, wieder der schreckliche Gedanke an letztes Jahr. Sie sah Panzer in den Straßen Prags – Panzer der anderen Länder des Warschauer Pakts. Wie die Proteste dagegen durch diese auseinandergetrieben wurden. Wie Belarus auf einmal wütend kreischend in das Zimmer auf der Prager Burg stob, in dem sie sich gerade mit Slowakei zusammen das Geschehen fassungslos angesehen hatte, ihr ihr Messer an die Kehle presste, ihr schreiend befehlend, nichts mehr zu tun, was gegen den Willen ihres geliebten Brüderchens lief, während Russland hinter ihr das Zimmer betrat und unter lautem „kolkolkol“ zuerst Slowakei mit einem einzigen Schlag mit dem Wasserrohr mattsetzte. Im nächsten Moment hatte sie ebenfalls einen Schlag auf den Kopf gespürt und war in Ohnmacht gesunken. Wie sie sich völlig verängstigt, unter Tränen und dem eiskalten Blick Russlands, der das Wasserrohr drohend bereithielt, verpflichten musste, sich an die in Moskau für die Länder des Warschauer Pakts aufgestellten Regeln zu halten. Ein Schmerz im Kopf, als das alles, der gesamte Prager Frühling und dessen Niederschlagung, wieder hochkamen, zwang Hedvika dazu, sich den Kopf zu halten. Das war noch nicht vorbei, schwor sie sich, innerlich den Tränen nahe, die sie sich ständig verbot, das war noch nicht vorbei, irgendwann würde es der ganzen Russendisko noch an den Kragen gehen…in ihren Träumen warf sie Belarus und Russland eh regelmäßig aus den Fenstern der Prager Burg. Vielleicht würde das ja wirklich mal gelingen…hoffentlich…
Erst nach mehreren Stunden wankte Tschechien wieder aus der Kneipe. Weit kam sie nicht, betrunken, wie sie war, musste sie sich am halbrunden Brunnen vor dem Nationalmuseum abstützen. Nur einige Meter vor ihr stand ein Mann, dem es ähnlich gehen musste wie ihr, über einen Eimer gebeugt. Der Mann legte nun seinen Wintermantel ab und nahm den Eimer hoch, er schien sich sogar zur Abkühlung mit Wasser zu übergießen. Angezogen von diesem bei den Temperaturen eigenartigen Anblick, sah Tschechien ihm, da sie nichts Besseres zu tun hatte, zu.
Gut, wenn es dir bei dieser Kälte ansatzweise warm ist, dachte sie, mir ist nur noch kalt und schlecht. Und ich bin müde und lethargisch und habe eigentlich noch eine Rechnung offen…
Wieder dachte sie wütend an Russland und stellte sich vor, ihn aus einem Fenster zu werfen.
Eigentlich wäre ein kleines Feuer jetzt ganz nett…
Der Mann schien auf einmal Ähnliches zu denken, denn nun sah Tschechien, wie er ein Streichholz entzündete. Ganz kurz kreuzten sich ihre Blicke, als der Mann, der kaum älter als zwanzig Jahre schien, kurz innehielt. In seinen dunklen Augen war regelrecht sichtbar, wie ein kurzes Zweifeln etwas anderem wich: Wilder Entschlossenheit. Und Wut.
Nur eine kleine Fackel, die mein Herz wärmt…
Tschechien bemerkte gerade, dass aus diesen Augen dieselbe Wut strahlte wie die, die sie tagtäglich empfand. Sie empfanden dasselbe, ging es ihr durch den Kopf. In diesem Moment näherte der Mann das Streichholz bedenklich seiner Kleidung.
Da merkte Hedvika, dass ihr Benzingeruch in die Nase stieg.
Du zündest dich wohl an, oder?
Für mich?
Was waren das nur für Gedanken. Das war ein Selbstmörder, dachte Tschechien. So etwas passierte leider jeden Tag. Es war traurig, aber was sollte eine Nation dagegen tun? In ihrem Gebiet brachten sich täglich Menschen um, und das schon, seit sie existierte und sogar davor.
Doch etwas konnte nicht stimmen.
Dieser Mann hatte keineswegs gebrochen gewirkt.
Im Gegenteil.
Ehe Tschechien es richtig hatte einschätzen können, rannte der Brennende über die Straße, wobei er mehrfach beinahe überfahren wurde, mitten in die Menschenmenge, die auf dem Wenzelsplatz ihren täglichen Geschäften nachging. Und wo er entlangkam, folgte ihm eine Woge entsetzter Gesichter. Auch Tschechien blieb nicht von dem Schrecken verschont. Sie war entsetzt. Erschrocken.
So ein junger Mann, der kein bisschen gebrochen gewirkt hatte…Sollte sie ihm vielleicht helfen? Dieses Leben war schließlich bei weitem noch nicht vorbei.
Doch andererseits fühlte es sich diesem Moment auch an, als wäre ihr Herz gewärmt worden.
Zum ersten Mal seit langem, seit so langer Zeit fühlte sie sich gut. Vielleicht nicht sicher, aber auf einmal mutig. Als könne sie etwas ausrichten. Als wäre es möglich, dass zumindest ihr Leben wieder besser werden könnte.
Als habe es dieser Mann getan, um sie aus ihrer Lethargie, ihrer ständigen Müdigkeit, zu retten.
Ihr trotz allem zu helfen.
Trotz all der Tragik dieses Moments.
Sollte sie ihm helfen? Sie drehte sich um. Und sah, dass der junge Mann zusammengebrochen war. Ein Mitarbeiter der Straßenbahn hatte außerdem schon die nötige Zivilcourage besessen, sich dem Selbstmordversuch entgegenzustellen. Gerade erstickte er mit seinem Mantel die Flammen an dem jungen Mann, die nur noch kurz aufzüngelten und dann, wie erhofft, erloschen.
Tschechien stand still da. Sie beobachtete die Szenerie einfach nur. Scheinbar schien ihr Kopf sich durch den Schrecken vom Alkohol erholt zu haben. Sie stand völlig unter Adrenalin und war zugleich erstarrt, als sie ansah, wie der junge Mann schließlich von einem Krankenwagen, den ein besonnener Dabeistehender gerufen haben musste, abgeholt wurde. Er sah völlig entstellt aus, doch Hedvika hatte schon Schlimmeres gesehen. Erst, als er etwas rief, horchte sie auf.Já nejsem sebevrah. Und: Prectete si dopis.
„Hedviko Jelinekóvo!“, hörte sie da eine barsche Stimme. Zwei Angehörige der Leibwache ihres neuen Vorgesetzten kamen auf sie zu.
„Haben Sie sich wieder am hellichten Tag besoffen?“, fragte der eine, scheinbar besorgt. „Kommen Sie sofort nach Hause!“, sagte der andere.
Ehe Tschechien etwas sagen oder tun konnte, hatten die beiden sie sich schon untergehakt und brachten sie in ihr Auto. Wehrlos wurde sie zurück in die Prager Burg gefahren.Doch das Bild dieses jungen Mannes, der in Flammen aufging, brannte in ihrem Herzen wie das Feuer.
„Lasst mich!!! RAAAUUUUS!!!!“
Nach drei Tagen, in denen sie in ihr Zimmer eingesperrt worden war wie ein trotziges Kind, war Tschechien so langsam richtig wütend. Nicht, dass sie schon vorher wütend gewesen wäre. Man hatte ihr leider das Radio und den Fernseher gelassen, und die Zeit hatte sie zum großen Teil vor diesen verbracht. Auch war Slowakei zweimal an die Tür gekommen und Prag ebenfalls. Diese hatten ihr unter dem Vorwand gewöhnlicher politischer Angelegenheiten Nachrichten darüber zugesteckt, was wirklich geschah.
Daher wusste sie jetzt auch, dass der junge Mann, der sich auf dem Wenzelsplatz verbrannt hatte, Jan Palach hieß und ein Geschichtsstudent an der städtischen Karlsuniversität war. Und dass er, genau, wie sie es schon vermutet hatte, eigentlich nicht suizidal gewesen war.
Letzteres hatte sie allerdings nur von einem ihrer Bewacher, die rund um die Uhr vor ihrem Zimmer postiert waren, gehört. Ein Abschiedsbrief war aufgetaucht, der vielen in der Regierung Angst gemacht hatte. Palach hatte darin die Abschaffung der Zensur und der „Nachrichten“ genannten, von den Besatzern verbreiteten Zeitung gefordert. Außerdem forderte er zum Generalstreik auf – und angeblich gab es eine ganze Gruppe, die sich selbst verbrennen würde, wenn seine Tat keine Ergebnisse zeigen würde. Angeblich jetzt schon in zwei Tagen.
Ein politischer Protest. Einer, der genau das aussagte, was Tschechien schon die ganze Zeit jeden Tag heimlich gedacht und sich dagegen machtlos gefühlt und es einfach in krügeweise Bier ertränkt hatte, sich danach wundernd, warum das elende Gefühl nicht wegging.
Unterschrieben hatte Palach den Brief mit „Fackel Nr. 1“. Pochoden císlo jedna.
Noch mehr junge Tote wollte Tschechien nicht. Trotzdem war sie wütend. Seit Tagen fühlte sie etwas, was sie so lange nun nicht mehr gefühlt hatte. Seit drei Tagen hatte sie tatsächlich auch keinen Tropfen Alkohol getrunken, was ihr in den letzten fünf Monaten nie so lange gelungen war. Sie fühlte sich gerade wütend. Aber die Wut, die sie fühlte, machte sie stark. Sie war gerade unbändig sauer.
Sie hasste sich. Bereute alles, beinahe die gesamten letzten zwanzig Jahre. Sie bereute es, nach dem Krieg jemals Hilfe von Russland beansprucht zu haben. Sie bereute es, die Kommunisten an die Macht gelassen zu haben, glaubend, sie könnten ihr helfen.
Sie hasste einfach alles. Sie schrie ihren Zorn heraus. Auf einmal fühlte sie einen kurzen Stich in der Brust. Wahrscheinlich hatte sie zu laut geschrien.
Eine Stunde später unterhielten sich die beiden Wachen vor ihrem Zimmer: „Dieser Student…er ist wohl jetzt tot…“
„Seit wann denn?“
„Vor einer Stunde ist er gestorben, in einem Krankenhaus irgendwo in Prag-Vinohrady.“
„Scheiße…jetzt haben die ganzen Sozialismusfeinde einen Märtyrer…“
Da klopfte jemand ans Fenster. Tschechien drehte sich um und ging dorthin. „Zlata, nicht jetzt…“, sagte sie, als sie Prag auf einer Leiter erkannte.
Doch aus Prags grünen Augen schimmerte die absolute Entschlossenheit. „Komm, das musst du sehen.“, sagte sie und zog sie am Arm.
Ehe sich Tschechien versah, wurde sie aus dem Fenster auf die Leiter gezogen. Ehrlich gesagt, machte sie die Luft glücklich, obwohl sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Unten stand sogar lächelnd Slowakei.
„Wir gehen demonstrieren.“, grinste er verschwörerisch.„
Da komm ich mit.“, sagte Tschechien auf einmal, jetzt, wo sie Slowakei so sah, in voller Überzeugung. Sie lachte auf. So eine Wärme im Herzen hatte sie lange nicht mehr gespürt.
„Es ist einfach so traurig.“, hörte sie jemanden neben sich sagen. „Nicht, dass ich erwartet hätte, dass irgendwer eine Selbstverbrennung überlebt, aber…“
„Ich ahne, was du meinst.“, antwortete die Begleitung des Streikenden, der das gesagt hatte. „Das erst jemand sterben musste, damit es wieder so weit kam.“
„Aber mir ist klar, wie es dir geht. Ich bin Studentin der Wirtschaftshochschule,“, mischte sich eine dritte Demonstrantin in das Gespräch ein, „, ich war mit unserem Jan in einer Klasse.“
„Das behaupten sie doch aktuell alle.“, sagte der erste Streikende patzig. „Und warum überhaupt etwas so Schreckliches?“
Damit mein Herz wieder zu brennen begann, schoss es Tschechien, die an der mit Blumen, Kerzen, Plakaten und sogar der wahrscheinlich von jemandem im Krankenhaus abgenommenen Totenmaske Jan Palachs geschmückten Wenzelsstatue in unmittelbarer Nähe zu der kleinen Gruppe stand, durch den Kopf. Sie hatte sich Slowakei untergehakt, während Prag aufgeregt durch die Menge der Beteiligten lief, Fotos machte und die wüstesten Beschimpfungen gegen die neue Regierung hören ließ, wie es zuletzt im Oktober, als der Einmarsch passiert war, der Fall gewesen war. Zlata war völlig in Brand gesteckt, das konnte man sehen.
Doch Tschechien war selbst gerade glücklich. Zwar hatte sie etwas Angst vor der Regierung, doch hörte ihr eigenes Herz so laut schlagen wie lange nicht mehr. Leidenschaft brannte in ihr, Mut. Sie sah zu Slowakei, und beide lächelten sich an. Wie schon lange nicht mehr.
Einige Tage später war Tschechien dabei, als der verstorbene Student beerdigt wurde. Was auch nur hieß, dass sie den Trauerzug mitging, der durch halb Prag führte. In einen langen, schwarzen Mantel gehüllt, distanziert von ihm, aber an der Seite von Slowakei, der nach dem Tod Palachs und kurz nach ihrem Besuch bei den Streikenden fast aus dem Nichts nach Bratislava gefahren war, ohne sich zu erklären. Für Tschechien war das kein Problem gewesen, als Nation war sie nicht so von einem Schlafplatz und Nahrung abhängig wie Menschen, sie hatte die letzten paar Nächte, da sie nicht einfach hatte nach Hause zurückkehren können, bei den Streikenden verbracht, zuletzt hatte sie sich sogar in ein leeres Zimmer eines Studentenwohnheims geschlichen und dort in einem unteren Teil eines Doppelstockbetts geschlafen. Heute Morgen war er dann wieder in der Stadt aufgetaucht, extra für die Beerdigung hatte er sich unter eine Delegation von Studenten der Comenius-Universität Bratislava gemischt, wie er Hedvika erzählt hatte. „Die haben mich für einen von ihnen gehalten, den sie schlicht nicht kannten.“, hatte er gesagt. „Typisch du.“, hatte sie geantwortet, und beide hatten sich dem Trauermarsch angeschlossen.
So viele Menschen, dachte Tschechien, als sie die Massen überblickte. Und sie alle sind meine Bürger. Alle mit dem Ziel, jemandem eine angemessene letzte Ehre zu erweisen. Das ist also die Nation, für die ich stehe.
Den Sarg in dem Auto vorn zu erblicken, machte sie traurig. Auch die Wenzelsstatue trauerte scheinbar, so groß und dunkel, noch mit Plakaten und Blumen behängt, wie sie in die Luft ragte.
Wenn er sie jetzt sehen konnte, weinte ihr heiliggesprochener König Wenzel, der ihr einst versprochen hatte, sie über den Tod hinaus zu beschützen, mit Sicherheit jetzt mit. Tschechien war jetzt zwar bei Weitem nicht mehr so gläubig wie früher, doch ihr gefiel der Gedanke immer noch, dass ihr schon lange verstorbener König ihr noch von irgendeinem Ort aus zusah und sie leitete. Sie fragte sich nur, wie dieser sie je in den Kommunismus hatte leiten können. Sie erinnerte sich zwar kaum daran, aber wusste noch, dass sie sich mehr selbst entschieden hatte als alles andere, nach dem Krieg Hilfe bei Russland zu suchen und somit auch den Kommunismus gewählt hatte. Nur in ihrem Kopf machte sie jetzt gern daraus, dass Russland ihr das alles rücksichtslos aufgezwungen hätte.
Wie auch immer es gewesen war, wenn es nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt nicht auf dem Weg dahin, einen vor mehreren Tagen durch eine Selbstverbrennung gestorbenen Studenten zu beerdigen. Doch da es jetzt nicht zu ändern war, war sie gezwungen, bei dieser Beerdigung dabei zu sein. Tief bewegt, ging Tschechien den gesamten Weg mit. Vorn, direkt neben dem Leichenwagen, lief Prag, die aus der Ferne kaum zu erkennen war, ihre sonst markanten, langen Zöpfe hatte sie unter einer schwarzen Wollmütze versteckt.
Die vielen Menschen hier schienen ihr in diesem Moment, wie schon vor einigen Tagen, wie eine Chance. Eine Chance, endlich frei zu sein.
Doch frei werden sollte sie nicht.
Kaum war Jan Palach an diesem fünfundzwanzigsten Januar neunzehnhundertneunundsechzig in die Erde des Olsansky-Friedhofs gebettet, schien auch Tschechien wieder müde zu werden. Sie begann, ihre täglichen Aufgaben als Nation wieder aufzunehmen, erst in ständigem Groll, dann wieder lethargisch und einfach auf das Überleben des nächsten Tages bedacht. Ein paar Mal besuchte sie noch das Grab des jungen Mannes, dankte ihm für den Tag, an dem sie einmal wieder ihre eigene Stärke und Mut hatte erfahren dürfen, und versprach dem Toten, dass die Befreiung von Russland und aus dem Warschauer Pakt eines Tages kommen würde, wenn nicht jetzt, dann später und beschwerte sich auch mehrere Male bei ihm über weitere Selbstmorde, unter anderem verbrannte sich Ende Februar ein weiterer Student namens Jan auf dem Wenzelsplatz, der allerdings den Nachnamen Zajíc getragen hatte. Letzteres Ereignis ließ Tschechien sogar kurz denken, ob das jetzt wohl auch bei ihr Tradition werden würde, ähnlich, wie es in Prag fast normal war, dass immer wieder Menschen aus Fenstern geworfen wurden, aber die bloße Idee schon fand sie schrecklich.
Einige Jahre vergingen. Der freie Samstag wurde eingeführt, und Tschechien begann, sich am Wochenende aus Prag in ihre Wochenendhütte, die sie in der Nähe, direkt an der Moldau, gekauft hatte, zu verziehen und dort auch das Telefon auszustöpseln. Stattdessen ging sie dort wandern oder saß mit einer geöffneten Flasche Pils im Garten, selten lud sie auch andere Nationen dorthin ein, am häufigsten Slowakei, obwohl dieser meistens nicht kommen wollte, oder menschliche Freunde, die sie fand und für die sie dann einfach Hedvika Jelinekóva war. Unter der Woche erfüllte sie einfach ihre Pflichten oder saß in einer der Prager Kneipen, wo sie wieder ein Bier nach dem nächsten in sich hineinschüttete. Hin und wieder leistete ihr dabei DDR Gesellschaft, obwohl er immer noch gern als „Preußen“ angesprochen werden wollte. Manchmal kamen sogar Spanien und Frankreich mit, da besonders Frankreich Prag sehr gefiel – „natürlich nicht mit Paris zu vergleichen“ -, was sie aber eher weniger mochte, was vor allem an den aufdringlichen Flirtversuchen der beiden Nationen lag.
Wenn, hatte sie eh nur für Slowakei jemals Gefühle gehabt, weshalb sie sich auch mit diesem nach dem Ersten Weltkrieg zusammengetan hatte, nachdem sie beide nach Österreichs Scheidung aus dessen Haus ausgezogen waren. Aber er hatte sie so oft schon bitter enttäuscht, am meisten, als sie von den Westalliierten Deutschland praktisch zum Fraß vorgeworfen worden war und er, statt ihr beizustehen, sich auf Deutschlands Seite geschlagen hatte.
Unter all diesen Unternehmungen musste Tschechien eine Weile überlegen, wer eigentlich Jan Palach gewesen war, als ihr eines Tages im Jahr neunzehnhundertdreiundsiebzig eine Geheimaktion mit dem Titel „Hrob“ aufgetragen wurde. Am Abend dieses Tages stand sie dann vor dem Grab eines ihr bedeutungslos gewordenen Menschen und beaufsichtigte ein paar Arbeiter, die daraus einen hellen, geschmückten Sarg ausgruben. Ohne, dass sie wirklich etwas bewegte, fuhr sie mit dem Sarg anschließend in ein Krematorium, in dem sie fast in Tränen ausbrechen wollte, als sie sah, wie der dreckige Sarg in den Ofen gefahren wurde. Die Bilder traten wieder vor den Augen der Nation auf, wie dieser Mensch schon einmal in Flammen gestanden hatte, und wie sie die einst so sichtbare Fackel vom Wenzelsplatz nun zu einem Häufchen Asche verbrennen ließ, das anschließend in einer gut versteckbaren Urne untergebracht in das Städtchen Vsetaty gebracht wurde – dort war Jan scheinbar aufgewachsen.
Im Verhältnis zu der ersten Beerdigung in Prag war es ein scheinbares Verscharren, was nun in einer Nacht- und Nebelaktion auf dem Dorffriedhof geschah. Es entsprach eher dem Verstecken eines kleinen Gegenstandes, von dem keiner etwas wissen durfte, statt einem geliebten Menschen eine ewige Ruhestätte in der Erde zu schenken. Ihr tat es weh, dass dafür die zurückgebliebene Familie, eine verwitwete Mutter und ein älterer Bruder, der bereits selbst Familie hatte, erpresst worden waren.
Doch was sollte sie denn tun? Sie war auch nur dem Willen ihrer Vorgesetzten ausgesetzt.
Bei diesem Gedanken blieb Tschechien etwa die nächsten zwei Jahrzehnte. Bis sie eines Tages, im Januar 1989, sich zufällig wieder auf dem Wenzelsplatz aufhielt.
Die Gruppe Menschen war ihr zuerst nicht aufgefallen, die Stelle auch nicht. Tschechien war diesmal auch nicht betrunken, sie hatte nur ein paar Briefe zur Hauptpost gebracht. Die Menschen hatten sich mit ein paar Flaggen und Blumen um eine bestimmte Stelle versammelt, ein Mann hielt eine Ansprache.
War hier irgendwann etwas Besonderes gewesen?
Sie wusste es nicht mehr, doch plötzlich sagte er den Namen Palach.Und auf einmal blitzte die verdrängte Erinnerung wieder auf, so als wäre das Licht der menschlichen Fackel durch die Zeiten gedrungen.Jan, dachte sie. Prominte, dass es so lange gedauert hat.Von Mut erfasst, trat sie auf die Gruppe zu.
Die von da an jeden Tag größer wurde. Und einige Monate später brandeten neue Proteste auf. Tschechien hielt sich nun nicht mehr an das, was ihr ihre Vorgesetzten auftrugen. Sie schwirrte lieber mit den Protestierenden auf der Straße herum, sprach mit den Menschen und genoss diesmal die neugewonnene Stärke, die aufgeflammt war wie einst Jan.
Schließlich kam ein glückseliger Tag für sie: Ihre Vorgesetzten übergaben die Macht einer gewählten Regierung. Es waren nur zehn Tage zwischen dem Aufflammen der Proteste und diesem Tag gewesen. Die Menschen auf der Straße schienen glücklich über den Ausgang. Und es war auch Tschechiens Wunsch gewesen. Seit langer Zeit fühlte sie sich zum ersten Mal wieder richtig glücklich.
„Das ist unsere samtene Revolution!“, rief sie an diesem Abend euphorisch, als sie zurück nach Hause auf die Prager Burg kam.
„Ne, nur deine.“
Slowakei.
Wo kam der denn jetzt her? Sie hatte gedacht, er wäre aktuell in Bratislava.
„Solange ich nicht jetzt endlich in unserem Staatsnamen einen Unterschied zwischen unseren Namen erkennen kann.“
„Wir heißen doch zusammen Tschechoslowakei. Das ist gut und das bleibt so. Wir werden doch beide genannt.“
„Ich will aber, dass eine ordentliche Trennung zwischen unseren Namen stattfindet. Wie Tschechische und Slowakische Föderative Republik oder so. So klingt es endlich, als wären wir gleichberechtigte Partnernationen. Davon haben wir doch geträumt, oder?“
„Ich will aber, dass wir unseren Namen behalten. Damit gibt es doch kein Problem.“, sagte Tschechien. Sie hatte nie ein Problem mit dem Namen gehabt. War das jetzt eine neue Macke von Slowakei? Meistens war er zwar ganz in Ordnung, aber er konnte auch in einigen Punkten unerträglich sein.
„Reden wir darüber später?“, fragte sie Slowakei. „Ich will jetzt erst einmal diesen Abend genießen.“
„Du bist jetzt viel süßer, wenn du nicht reden willst. Nun gut, wir reden später. Ich geh jetzt Alexander Dubcek gratulieren, unserem neuen Parlamentspräsidenten.“
„Gut.“, dachte Tschechien, sich noch allzu gut an den Prager Frühling erinnernd und die guten Zeiten, die sie mit dem Politiker gehabt hatte, „Ich komme direkt mit.“
„Schön.“, sagte Slowakei und hakte sie sich unter, als sie Richtung Parlament gingen und der Wintermond die Moldau zum Glitzern brachte, als würde er selbst den glücklichen Tag mit einem Schauspiel feiern wollen.
„Auf die Samtene Revolution!“
„Auf die Samtene Revolution!“
Es war der neunundzwanzigste Dezember neunzehnhundertneunundachtzig.
Nicht nur Dubcek gratulierte Tschechien an diesem Abend, auch Vaclav Havel, ihrem neuen Staatspräsidenten. Der frühere Schriftsteller hatte schon einiges von ihr gehört, und sie auch von ihm. Beide verstanden sich schnell, und Tschechien freute sich darüber, nun ihn zum Vorgesetzten zu haben.
Der Regierungswechsel ging nun rasch voran. Bald stand eine neue Verfassung, und eine halbwegs stabile Demokratie war hergestellt. Und Tschechien ging eines Tages auf ihre Vorgesetzten zu, an einen Mann denkend, an den sie während der Revolution schon oft gedacht hatte, durch den ihr Herz nun endlich wieder brannte wie das Feuer.
„Ich halte den Olsansky-Friedhof für besser.“, sagte sie. „Dieses winzige Grab auf dem Kleinstadtfriedhof in Vsetaty ist für ihn zu wenig. Er war jetzt, in unserer Revolution, ein Nationalheld und wird es jetzt bleiben. Ich möchte, dass wir das alte Grab wieder einrichten und ihn zurückbringen, denn ich finde, er gehört nach Prag.“
Auf sie wurde gehört. Bald darauf stand sie wieder vor dem Grab auf dem Olsansky-Friedhof, in das die Urne, nun völlig offiziell, zurückgesetzt wurde.
Geschafft, Jan Palach, dachte sie und blickte zum Himmel, in der Hoffnung, dass der schon viele Jahre Verstorbene vielleicht ihre Gedanken irgendwie wissen könnte. Die Unterdrücker sind entmachtet. Ich bin frei, jetzt sind wir endlich frei. Und du bist zurück in der Stadt, wo du dein Leben geopfert hast.Wie verdiene ich das nur, dass Menschen ihr Leben für mich einsetzen? Aber danke dafür. Danke für alles. Ich hoffe, ich werde nie wieder vergessen, was du für mich getan hast. Die letzten zwei Jahrzehnte hast du so nicht verdient. Verzeih, dass es so lange gedauert hat, bis ich wirklich erkannte, dass ich für meine Freiheit einstehen musste.Fackel Nummer Eins, möge dein Licht mir den Weg in die Zukunft leuchten.
Etwas Tschechisch
pivo – Bier
prosím – bitte
Já nejsem sebevrah. – Ich bin kein Selbstmörder.
Prectete si dopis. – Lest den Brief.
Hedviko Jelinekóvo – Vokativ von Tschechiens Menschenname in dieser Version, er lautet im Nominativ Hedvika Jelinekóva
pochoden – Fackel
císlo jedna – Nummer eins
hrob – Grab
prominte – Entschuldigung
Namen (von eigenen Charakteren und realen Menschen)
Alexander Dubcek (1921-1992)
Slowakischstämmiger Politiker, der sich um das Jahr 1968 in der mächtigsten Position der Tschechoslowakei um einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ bemühte. Er erlaubte etwa Demonstrationen und Diskussionen, schaffte die Pressezensur ab und unter ihm war sogar eine gewisse Reisefreiheit in den Westen vorhanden, wodurch unter anderem Jan Palach im September 1968 noch in Frankreich bei der Weinlese half. Diese Reformen gingen als Prager Frühling in die Geschichte ein, doch hatten ein jähes Ende, als von Moskau befehligte Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei einmarschierten. Alexander Dubcek wurde mit vielen Mitstreitern durch Moskau seiner Position enthoben und stand die nächsten zwei Jahrzehnte in der Sowjetunion unter Arrest. Als er von Jan Palachs Tat erfuhr, soll er einen Nervenzusammenbruch erlitten haben. Im Rahmen der Samtenen Revolution konnte der beliebte Reformer zurückkehren und wurde in der neuen, gewählten Regierung zum Parlamentspräsidenten, bis er 1992 noch vor der Trennung von Tschechien und Slowakei in zwei Staaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.
Jan Palach (1948-1969)
Tschechischer Student, der 1948 in Melník in der Nähe von Prag geboren und in der Kleinstadt Vsetaty aufgewachsen war. Seine Eltern hatten im Rahmen der Enteignungen durch die Kommunisten ihre Konditorei verloren, wodurch sein Vater in einer staatlichen Getreidemühle arbeiten musste und an einem Herzinfarkt starb, als sein Sohn Jan erst dreizehn Jahre alt war. Jan wohnte danach allein mit seiner Mutter, da sein älterer Bruder Jiri, der sieben Jahre älter war als er, bereits von zu Hause ausgezogen war. Nach seinem Abitur studierte er zunächst einige Semester an der Wirtschaftshochschule Prag Landwirtschaftsökonomie, was aber nicht sein Wunschfach war, er hatte nur wegen zu hoher Nachfrage keinen Studienplatz in Geschichte an der Karlsuniversität bekommen. An diese wechselte er zum Wintersemester 1968/69 ziemlich pünktlich zur Niederschlagung des Prager Frühlings, um dort sein eigentliches Wunschstudium zu beginnen. Er kam mit dem studentischen Widerstand gegen die Besetzung in Kontakt und machte dort mehrfach gewagte Vorschläge, seinen Protest zu äußern, etwa schlug er einmal die Besetzung des tschechischen Staatsradios vor.
Am 16. Januar 1969 führte er schließlich seinen tödlichen Protestakt aus: Am Nachmittag übergoss er sich am Prager Wenzelsplatz mit Benzin, zündete sich selbst an und rannte brennend auf den Platz in die Menschenmenge. Ein Mitarbeiter der Straßenbahn löschte ihn zwar mit seinem Mantel und er wurde ins Krankenhaus gebracht, doch starb dort am Nachmittag des 19. Januar. Sein Tod löste einen Hungerstreik in Prag aus, an dem sich vor allem Studierende beteiligten, an der Stelle, wo er sich selbst verbrannt hatte, wurden Kränze niedergelegt und am 25. Januar erfolgte in einer teilweise öffentlichen Zeremonie die Beerdigung, an dem Trauerzug, der unter anderem über den Wenzelsplatz führte, nahmen über 10.000 Menschen teil. Die Beerdigung erfolgte schließlich als Sargbestattung auf dem Olsansky-Friedhof Prag, wobei aber nur geladene Gäste auf dem Friedhof teilnehmen konnten.
Die Regierenden spielten die Tat schnell herunter, indem sie behaupteten, Jan Palach wäre psychisch krank oder nicht aus freien Stücken handelnd gewesen. In einer Erklärung hieß es sogar, er habe sich eigentlich mit einer aus Westdeutschland bezogenen Mixtur namens „Kalte Flamme“, die auch von Feuerschluckern verwendet wird, anzünden wollen, doch seine Kommilitonen hätten die Flüssigkeit ohne sein Wissen durch Benzin ersetzt. Da jedoch sein Grab viel Besuch erhielt, wurde Jan Palach 1973 im Auftrag von oberster Stelle exhumiert, kremiert und auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Vsetaty beigesetzt.
Erst rund um den 20. Todestag herum wurde wieder an Jan Palach gedacht. Es begann durch eine Gruppe Dissidenten, die mit Gedenkkundgebungen eine „Palach-Woche“ feierten. Diese wird heute als die Generalprobe zur Samtenen Revolution gesehen, in der das kommunistische Regime Ende des Jahres 1989 fiel. Nach der Samtenen Revolution wurde Jan Palach wieder auf den Olsansky-Friedhof umgebettet, seither finden auch regelmäßig an Jahrestagen der Ereignisse offizielle Gedenkveranstaltungen für ihn statt.
Vaclav Havel (1963-2011)
Tschechischer Schriftsteller, Dissident, Staatspräsident der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik und ab 1993 bis zum Jahr 2003 Staatspräsident der Tschechischen Republik. Während des Prager Frühlings war er ein führender Kopf der nichtkommunistischen Intellektuellen und Unterstützer der Reformbemühungen Dubceks. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings erhielt er von den Kommunisten Aufführungs- und Publikationsverbot. Havel blieb jedoch weiterhin einer der führenden Köpfe, vielleicht sogar der führende Kopf in der tschechoslowakischen Opposition. In den folgenden beiden Jahrzehnten wurde er dreimal verhaftet und verbrachte insgesamt etwa fünf Jahre im Gefängnis. Als Staatspräsident setzte er sich für den Erhalt der Tschechoslowakei ein, was jedoch nicht gelang.
Prag (Zlata Jelinekóva)
Zlata ist eine Art kleine Schwester von Tschechien, obwohl sie sogar etwas älter ist als Tschechien an sich. Sie hat zwei lange, braune Zöpfe, grüne Augen, einen Mittelscheitel und trägt oft Goldschmuck. Tschechien findet, dass Zlata eine königliche Ausstrahlung besitzt, was Prag vollständig teilt, und ist sehr stolz auf sie. Die königliche Ausstrahlung spiegelt jedoch kaum ihren Charakter wider, Prag ist zu allerlei Kapriolen im Denken, Fühlen und Tun in der Lage, zum Beispiel wirft sie gern Leute aus dem Fenster, die sie nicht mag, klaut immer wieder und hat einige Erfahrung mit Drogen. Daher ist ihr Handeln durch Außenstehende oft nur schwer zu verstehen. Tschechien verzeiht Prag aber sehr viel, da sie nicht nur die meiste Zeit ihre Hauptstadt war, sondern ihr auch durch den Städtetourismus viel Geld einbringt. Schon öfter hat sie Prag neue Kleider oder neuen Schmuck gekauft und ist immer bereit, den Ruf ihrer Hauptstadt zu verteidigen.
Prag-Vinohrady: Stadtteil von Prag
„Einen Krug pivo, aber von dem starken, prosím!“
Wie von Furien gehetzt war Tschechien in die Kneipe am Wenzelsplatz gestürmt. Als sie sich auf einen beliebig ausgesuchten Stuhl fallen ließ, schien dieses dauergehetzte, rasende Gefühl von ihr zunächst abzufallen. Müdigkeit und Lethargie, die sie seit letztem Jahr so oft übermannten, überkamen die Nation aufs Neue, sodass sie fast auf dem Stuhl einschlief.
Der Wirt kannte seine Kundin schon: „Mal wieder gestresst, Hedvika? Ach, hier bitte, Ihr Bier!“
Widerstandslos brachte er der Braunhaarigen einen Humpen mit Pils an ihren Platz. In diese schien Leben zu kommen, als sie das Bier vor sich sah, sie nahm es mit einer Hand hoch und trank es in einem Zug aus, sich insgeheim über den Kneipenwirt ärgernd – nur, weil der sich nicht dafür interessierte, was eigentlich der Auslöser ihres dauerhaften Frustes war. Für ihn war sie irgendeine Pragerin, die hier seit einem halben Jahr regelmäßig ihren Kummer im Bier ertränkte.
Andererseits konnte sie es ihm auch nicht übelnehmen, es war eigentlich sogar besser so. Man konnte ja nicht allen Bürgern erklären, dass man die Personifikation ihres Landes war, dachte Tschechien sich in diesem Moment. Wollte sie, aber eigentlich dachte sie nur: Her mit dem Bier! Denn es fühlte sich an, als würde sie einschlafen. Sie dachte aufs Neue an die Ereignisse des letzten Jahres. Sie hatte sich so stark gefühlt. Es hatte sie aufgemuntert, ihr so gut getan, nach vielen Jahren endlich einmal wieder einen Vorgesetzten zu haben, der sie verstanden hatte und nicht so blind durch naiven Glauben an den Kommunismus geworden war, dass er sie am Ende nur auslaugte. Gern dachte sie an die Zeiten zurück, als sie mit Slowakei und dem aus seinem Land stammenden Vorgesetzten der beiden, Alexander Dubcek zusammen in den Büros der Regierung gesessen und an Reformplänen gearbeitet hatte. Ihre vielen guten Ideen für eine bessere Zukunft … selbst Slowakei hatte da ausnahmsweise Kooperation gezeigt, obwohl er sich immer wieder verhielt, als würde er sich aus Prinzip gegen alles beschweren, was Tschechien wollte. Er sollte sich mal nicht über alles so haben. Ohne sie wäre er noch technisch am Anfang des Jahrhunderts. Ihr verdankte er doch eine gewisse Stabilität, der alte Chaot.
Sie trank ihr Bier in einem Zug leer. „Noch eins!“, rief sie dem Wirt zu, der ihr sofort eins an den Platz bringen ließ. Während Tschechien ihr zweites Bier austrank, überkam sie, wie ein Albtraum, wieder der schreckliche Gedanke an letztes Jahr. Sie sah Panzer in den Straßen Prags – Panzer der anderen Länder des Warschauer Pakts. Wie die Proteste dagegen durch diese auseinandergetrieben wurden. Wie Belarus auf einmal wütend kreischend in das Zimmer auf der Prager Burg stob, in dem sie sich gerade mit Slowakei zusammen das Geschehen fassungslos angesehen hatte, ihr ihr Messer an die Kehle presste, ihr schreiend befehlend, nichts mehr zu tun, was gegen den Willen ihres geliebten Brüderchens lief, während Russland hinter ihr das Zimmer betrat und unter lautem „kolkolkol“ zuerst Slowakei mit einem einzigen Schlag mit dem Wasserrohr mattsetzte. Im nächsten Moment hatte sie ebenfalls einen Schlag auf den Kopf gespürt und war in Ohnmacht gesunken. Wie sie sich völlig verängstigt, unter Tränen und dem eiskalten Blick Russlands, der das Wasserrohr drohend bereithielt, verpflichten musste, sich an die in Moskau für die Länder des Warschauer Pakts aufgestellten Regeln zu halten. Ein Schmerz im Kopf, als das alles, der gesamte Prager Frühling und dessen Niederschlagung, wieder hochkamen, zwang Hedvika dazu, sich den Kopf zu halten. Das war noch nicht vorbei, schwor sie sich, innerlich den Tränen nahe, die sie sich ständig verbot, das war noch nicht vorbei, irgendwann würde es der ganzen Russendisko noch an den Kragen gehen…in ihren Träumen warf sie Belarus und Russland eh regelmäßig aus den Fenstern der Prager Burg. Vielleicht würde das ja wirklich mal gelingen…hoffentlich…
Erst nach mehreren Stunden wankte Tschechien wieder aus der Kneipe. Weit kam sie nicht, betrunken, wie sie war, musste sie sich am halbrunden Brunnen vor dem Nationalmuseum abstützen. Nur einige Meter vor ihr stand ein Mann, dem es ähnlich gehen musste wie ihr, über einen Eimer gebeugt. Der Mann legte nun seinen Wintermantel ab und nahm den Eimer hoch, er schien sich sogar zur Abkühlung mit Wasser zu übergießen. Angezogen von diesem bei den Temperaturen eigenartigen Anblick, sah Tschechien ihm, da sie nichts Besseres zu tun hatte, zu.
Gut, wenn es dir bei dieser Kälte ansatzweise warm ist, dachte sie, mir ist nur noch kalt und schlecht. Und ich bin müde und lethargisch und habe eigentlich noch eine Rechnung offen…
Wieder dachte sie wütend an Russland und stellte sich vor, ihn aus einem Fenster zu werfen.
Eigentlich wäre ein kleines Feuer jetzt ganz nett…
Der Mann schien auf einmal Ähnliches zu denken, denn nun sah Tschechien, wie er ein Streichholz entzündete. Ganz kurz kreuzten sich ihre Blicke, als der Mann, der kaum älter als zwanzig Jahre schien, kurz innehielt. In seinen dunklen Augen war regelrecht sichtbar, wie ein kurzes Zweifeln etwas anderem wich: Wilder Entschlossenheit. Und Wut.
Nur eine kleine Fackel, die mein Herz wärmt…
Tschechien bemerkte gerade, dass aus diesen Augen dieselbe Wut strahlte wie die, die sie tagtäglich empfand. Sie empfanden dasselbe, ging es ihr durch den Kopf. In diesem Moment näherte der Mann das Streichholz bedenklich seiner Kleidung.
Da merkte Hedvika, dass ihr Benzingeruch in die Nase stieg.
Du zündest dich wohl an, oder?
Für mich?
Was waren das nur für Gedanken. Das war ein Selbstmörder, dachte Tschechien. So etwas passierte leider jeden Tag. Es war traurig, aber was sollte eine Nation dagegen tun? In ihrem Gebiet brachten sich täglich Menschen um, und das schon, seit sie existierte und sogar davor.
Doch etwas konnte nicht stimmen.
Dieser Mann hatte keineswegs gebrochen gewirkt.
Im Gegenteil.
Ehe Tschechien es richtig hatte einschätzen können, rannte der Brennende über die Straße, wobei er mehrfach beinahe überfahren wurde, mitten in die Menschenmenge, die auf dem Wenzelsplatz ihren täglichen Geschäften nachging. Und wo er entlangkam, folgte ihm eine Woge entsetzter Gesichter. Auch Tschechien blieb nicht von dem Schrecken verschont. Sie war entsetzt. Erschrocken.
So ein junger Mann, der kein bisschen gebrochen gewirkt hatte…Sollte sie ihm vielleicht helfen? Dieses Leben war schließlich bei weitem noch nicht vorbei.
Doch andererseits fühlte es sich diesem Moment auch an, als wäre ihr Herz gewärmt worden.
Zum ersten Mal seit langem, seit so langer Zeit fühlte sie sich gut. Vielleicht nicht sicher, aber auf einmal mutig. Als könne sie etwas ausrichten. Als wäre es möglich, dass zumindest ihr Leben wieder besser werden könnte.
Als habe es dieser Mann getan, um sie aus ihrer Lethargie, ihrer ständigen Müdigkeit, zu retten.
Ihr trotz allem zu helfen.
Trotz all der Tragik dieses Moments.
Sollte sie ihm helfen? Sie drehte sich um. Und sah, dass der junge Mann zusammengebrochen war. Ein Mitarbeiter der Straßenbahn hatte außerdem schon die nötige Zivilcourage besessen, sich dem Selbstmordversuch entgegenzustellen. Gerade erstickte er mit seinem Mantel die Flammen an dem jungen Mann, die nur noch kurz aufzüngelten und dann, wie erhofft, erloschen.
Tschechien stand still da. Sie beobachtete die Szenerie einfach nur. Scheinbar schien ihr Kopf sich durch den Schrecken vom Alkohol erholt zu haben. Sie stand völlig unter Adrenalin und war zugleich erstarrt, als sie ansah, wie der junge Mann schließlich von einem Krankenwagen, den ein besonnener Dabeistehender gerufen haben musste, abgeholt wurde. Er sah völlig entstellt aus, doch Hedvika hatte schon Schlimmeres gesehen. Erst, als er etwas rief, horchte sie auf.Já nejsem sebevrah. Und: Prectete si dopis.
„Hedviko Jelinekóvo!“, hörte sie da eine barsche Stimme. Zwei Angehörige der Leibwache ihres neuen Vorgesetzten kamen auf sie zu.
„Haben Sie sich wieder am hellichten Tag besoffen?“, fragte der eine, scheinbar besorgt. „Kommen Sie sofort nach Hause!“, sagte der andere.
Ehe Tschechien etwas sagen oder tun konnte, hatten die beiden sie sich schon untergehakt und brachten sie in ihr Auto. Wehrlos wurde sie zurück in die Prager Burg gefahren.Doch das Bild dieses jungen Mannes, der in Flammen aufging, brannte in ihrem Herzen wie das Feuer.
„Lasst mich!!! RAAAUUUUS!!!!“
Nach drei Tagen, in denen sie in ihr Zimmer eingesperrt worden war wie ein trotziges Kind, war Tschechien so langsam richtig wütend. Nicht, dass sie schon vorher wütend gewesen wäre. Man hatte ihr leider das Radio und den Fernseher gelassen, und die Zeit hatte sie zum großen Teil vor diesen verbracht. Auch war Slowakei zweimal an die Tür gekommen und Prag ebenfalls. Diese hatten ihr unter dem Vorwand gewöhnlicher politischer Angelegenheiten Nachrichten darüber zugesteckt, was wirklich geschah.
Daher wusste sie jetzt auch, dass der junge Mann, der sich auf dem Wenzelsplatz verbrannt hatte, Jan Palach hieß und ein Geschichtsstudent an der städtischen Karlsuniversität war. Und dass er, genau, wie sie es schon vermutet hatte, eigentlich nicht suizidal gewesen war.
Letzteres hatte sie allerdings nur von einem ihrer Bewacher, die rund um die Uhr vor ihrem Zimmer postiert waren, gehört. Ein Abschiedsbrief war aufgetaucht, der vielen in der Regierung Angst gemacht hatte. Palach hatte darin die Abschaffung der Zensur und der „Nachrichten“ genannten, von den Besatzern verbreiteten Zeitung gefordert. Außerdem forderte er zum Generalstreik auf – und angeblich gab es eine ganze Gruppe, die sich selbst verbrennen würde, wenn seine Tat keine Ergebnisse zeigen würde. Angeblich jetzt schon in zwei Tagen.
Ein politischer Protest. Einer, der genau das aussagte, was Tschechien schon die ganze Zeit jeden Tag heimlich gedacht und sich dagegen machtlos gefühlt und es einfach in krügeweise Bier ertränkt hatte, sich danach wundernd, warum das elende Gefühl nicht wegging.
Unterschrieben hatte Palach den Brief mit „Fackel Nr. 1“. Pochoden císlo jedna.
Noch mehr junge Tote wollte Tschechien nicht. Trotzdem war sie wütend. Seit Tagen fühlte sie etwas, was sie so lange nun nicht mehr gefühlt hatte. Seit drei Tagen hatte sie tatsächlich auch keinen Tropfen Alkohol getrunken, was ihr in den letzten fünf Monaten nie so lange gelungen war. Sie fühlte sich gerade wütend. Aber die Wut, die sie fühlte, machte sie stark. Sie war gerade unbändig sauer.
Sie hasste sich. Bereute alles, beinahe die gesamten letzten zwanzig Jahre. Sie bereute es, nach dem Krieg jemals Hilfe von Russland beansprucht zu haben. Sie bereute es, die Kommunisten an die Macht gelassen zu haben, glaubend, sie könnten ihr helfen.
Sie hasste einfach alles. Sie schrie ihren Zorn heraus. Auf einmal fühlte sie einen kurzen Stich in der Brust. Wahrscheinlich hatte sie zu laut geschrien.
Eine Stunde später unterhielten sich die beiden Wachen vor ihrem Zimmer: „Dieser Student…er ist wohl jetzt tot…“
„Seit wann denn?“
„Vor einer Stunde ist er gestorben, in einem Krankenhaus irgendwo in Prag-Vinohrady.“
„Scheiße…jetzt haben die ganzen Sozialismusfeinde einen Märtyrer…“
Da klopfte jemand ans Fenster. Tschechien drehte sich um und ging dorthin. „Zlata, nicht jetzt…“, sagte sie, als sie Prag auf einer Leiter erkannte.
Doch aus Prags grünen Augen schimmerte die absolute Entschlossenheit. „Komm, das musst du sehen.“, sagte sie und zog sie am Arm.
Ehe sich Tschechien versah, wurde sie aus dem Fenster auf die Leiter gezogen. Ehrlich gesagt, machte sie die Luft glücklich, obwohl sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Unten stand sogar lächelnd Slowakei.
„Wir gehen demonstrieren.“, grinste er verschwörerisch.„
Da komm ich mit.“, sagte Tschechien auf einmal, jetzt, wo sie Slowakei so sah, in voller Überzeugung. Sie lachte auf. So eine Wärme im Herzen hatte sie lange nicht mehr gespürt.
„Es ist einfach so traurig.“, hörte sie jemanden neben sich sagen. „Nicht, dass ich erwartet hätte, dass irgendwer eine Selbstverbrennung überlebt, aber…“
„Ich ahne, was du meinst.“, antwortete die Begleitung des Streikenden, der das gesagt hatte. „Das erst jemand sterben musste, damit es wieder so weit kam.“
„Aber mir ist klar, wie es dir geht. Ich bin Studentin der Wirtschaftshochschule,“, mischte sich eine dritte Demonstrantin in das Gespräch ein, „, ich war mit unserem Jan in einer Klasse.“
„Das behaupten sie doch aktuell alle.“, sagte der erste Streikende patzig. „Und warum überhaupt etwas so Schreckliches?“
Damit mein Herz wieder zu brennen begann, schoss es Tschechien, die an der mit Blumen, Kerzen, Plakaten und sogar der wahrscheinlich von jemandem im Krankenhaus abgenommenen Totenmaske Jan Palachs geschmückten Wenzelsstatue in unmittelbarer Nähe zu der kleinen Gruppe stand, durch den Kopf. Sie hatte sich Slowakei untergehakt, während Prag aufgeregt durch die Menge der Beteiligten lief, Fotos machte und die wüstesten Beschimpfungen gegen die neue Regierung hören ließ, wie es zuletzt im Oktober, als der Einmarsch passiert war, der Fall gewesen war. Zlata war völlig in Brand gesteckt, das konnte man sehen.
Doch Tschechien war selbst gerade glücklich. Zwar hatte sie etwas Angst vor der Regierung, doch hörte ihr eigenes Herz so laut schlagen wie lange nicht mehr. Leidenschaft brannte in ihr, Mut. Sie sah zu Slowakei, und beide lächelten sich an. Wie schon lange nicht mehr.
Einige Tage später war Tschechien dabei, als der verstorbene Student beerdigt wurde. Was auch nur hieß, dass sie den Trauerzug mitging, der durch halb Prag führte. In einen langen, schwarzen Mantel gehüllt, distanziert von ihm, aber an der Seite von Slowakei, der nach dem Tod Palachs und kurz nach ihrem Besuch bei den Streikenden fast aus dem Nichts nach Bratislava gefahren war, ohne sich zu erklären. Für Tschechien war das kein Problem gewesen, als Nation war sie nicht so von einem Schlafplatz und Nahrung abhängig wie Menschen, sie hatte die letzten paar Nächte, da sie nicht einfach hatte nach Hause zurückkehren können, bei den Streikenden verbracht, zuletzt hatte sie sich sogar in ein leeres Zimmer eines Studentenwohnheims geschlichen und dort in einem unteren Teil eines Doppelstockbetts geschlafen. Heute Morgen war er dann wieder in der Stadt aufgetaucht, extra für die Beerdigung hatte er sich unter eine Delegation von Studenten der Comenius-Universität Bratislava gemischt, wie er Hedvika erzählt hatte. „Die haben mich für einen von ihnen gehalten, den sie schlicht nicht kannten.“, hatte er gesagt. „Typisch du.“, hatte sie geantwortet, und beide hatten sich dem Trauermarsch angeschlossen.
So viele Menschen, dachte Tschechien, als sie die Massen überblickte. Und sie alle sind meine Bürger. Alle mit dem Ziel, jemandem eine angemessene letzte Ehre zu erweisen. Das ist also die Nation, für die ich stehe.
Den Sarg in dem Auto vorn zu erblicken, machte sie traurig. Auch die Wenzelsstatue trauerte scheinbar, so groß und dunkel, noch mit Plakaten und Blumen behängt, wie sie in die Luft ragte.
Wenn er sie jetzt sehen konnte, weinte ihr heiliggesprochener König Wenzel, der ihr einst versprochen hatte, sie über den Tod hinaus zu beschützen, mit Sicherheit jetzt mit. Tschechien war jetzt zwar bei Weitem nicht mehr so gläubig wie früher, doch ihr gefiel der Gedanke immer noch, dass ihr schon lange verstorbener König ihr noch von irgendeinem Ort aus zusah und sie leitete. Sie fragte sich nur, wie dieser sie je in den Kommunismus hatte leiten können. Sie erinnerte sich zwar kaum daran, aber wusste noch, dass sie sich mehr selbst entschieden hatte als alles andere, nach dem Krieg Hilfe bei Russland zu suchen und somit auch den Kommunismus gewählt hatte. Nur in ihrem Kopf machte sie jetzt gern daraus, dass Russland ihr das alles rücksichtslos aufgezwungen hätte.
Wie auch immer es gewesen war, wenn es nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt nicht auf dem Weg dahin, einen vor mehreren Tagen durch eine Selbstverbrennung gestorbenen Studenten zu beerdigen. Doch da es jetzt nicht zu ändern war, war sie gezwungen, bei dieser Beerdigung dabei zu sein. Tief bewegt, ging Tschechien den gesamten Weg mit. Vorn, direkt neben dem Leichenwagen, lief Prag, die aus der Ferne kaum zu erkennen war, ihre sonst markanten, langen Zöpfe hatte sie unter einer schwarzen Wollmütze versteckt.
Die vielen Menschen hier schienen ihr in diesem Moment, wie schon vor einigen Tagen, wie eine Chance. Eine Chance, endlich frei zu sein.
Doch frei werden sollte sie nicht.
Kaum war Jan Palach an diesem fünfundzwanzigsten Januar neunzehnhundertneunundsechzig in die Erde des Olsansky-Friedhofs gebettet, schien auch Tschechien wieder müde zu werden. Sie begann, ihre täglichen Aufgaben als Nation wieder aufzunehmen, erst in ständigem Groll, dann wieder lethargisch und einfach auf das Überleben des nächsten Tages bedacht. Ein paar Mal besuchte sie noch das Grab des jungen Mannes, dankte ihm für den Tag, an dem sie einmal wieder ihre eigene Stärke und Mut hatte erfahren dürfen, und versprach dem Toten, dass die Befreiung von Russland und aus dem Warschauer Pakt eines Tages kommen würde, wenn nicht jetzt, dann später und beschwerte sich auch mehrere Male bei ihm über weitere Selbstmorde, unter anderem verbrannte sich Ende Februar ein weiterer Student namens Jan auf dem Wenzelsplatz, der allerdings den Nachnamen Zajíc getragen hatte. Letzteres Ereignis ließ Tschechien sogar kurz denken, ob das jetzt wohl auch bei ihr Tradition werden würde, ähnlich, wie es in Prag fast normal war, dass immer wieder Menschen aus Fenstern geworfen wurden, aber die bloße Idee schon fand sie schrecklich.
Einige Jahre vergingen. Der freie Samstag wurde eingeführt, und Tschechien begann, sich am Wochenende aus Prag in ihre Wochenendhütte, die sie in der Nähe, direkt an der Moldau, gekauft hatte, zu verziehen und dort auch das Telefon auszustöpseln. Stattdessen ging sie dort wandern oder saß mit einer geöffneten Flasche Pils im Garten, selten lud sie auch andere Nationen dorthin ein, am häufigsten Slowakei, obwohl dieser meistens nicht kommen wollte, oder menschliche Freunde, die sie fand und für die sie dann einfach Hedvika Jelinekóva war. Unter der Woche erfüllte sie einfach ihre Pflichten oder saß in einer der Prager Kneipen, wo sie wieder ein Bier nach dem nächsten in sich hineinschüttete. Hin und wieder leistete ihr dabei DDR Gesellschaft, obwohl er immer noch gern als „Preußen“ angesprochen werden wollte. Manchmal kamen sogar Spanien und Frankreich mit, da besonders Frankreich Prag sehr gefiel – „natürlich nicht mit Paris zu vergleichen“ -, was sie aber eher weniger mochte, was vor allem an den aufdringlichen Flirtversuchen der beiden Nationen lag.
Wenn, hatte sie eh nur für Slowakei jemals Gefühle gehabt, weshalb sie sich auch mit diesem nach dem Ersten Weltkrieg zusammengetan hatte, nachdem sie beide nach Österreichs Scheidung aus dessen Haus ausgezogen waren. Aber er hatte sie so oft schon bitter enttäuscht, am meisten, als sie von den Westalliierten Deutschland praktisch zum Fraß vorgeworfen worden war und er, statt ihr beizustehen, sich auf Deutschlands Seite geschlagen hatte.
Unter all diesen Unternehmungen musste Tschechien eine Weile überlegen, wer eigentlich Jan Palach gewesen war, als ihr eines Tages im Jahr neunzehnhundertdreiundsiebzig eine Geheimaktion mit dem Titel „Hrob“ aufgetragen wurde. Am Abend dieses Tages stand sie dann vor dem Grab eines ihr bedeutungslos gewordenen Menschen und beaufsichtigte ein paar Arbeiter, die daraus einen hellen, geschmückten Sarg ausgruben. Ohne, dass sie wirklich etwas bewegte, fuhr sie mit dem Sarg anschließend in ein Krematorium, in dem sie fast in Tränen ausbrechen wollte, als sie sah, wie der dreckige Sarg in den Ofen gefahren wurde. Die Bilder traten wieder vor den Augen der Nation auf, wie dieser Mensch schon einmal in Flammen gestanden hatte, und wie sie die einst so sichtbare Fackel vom Wenzelsplatz nun zu einem Häufchen Asche verbrennen ließ, das anschließend in einer gut versteckbaren Urne untergebracht in das Städtchen Vsetaty gebracht wurde – dort war Jan scheinbar aufgewachsen.
Im Verhältnis zu der ersten Beerdigung in Prag war es ein scheinbares Verscharren, was nun in einer Nacht- und Nebelaktion auf dem Dorffriedhof geschah. Es entsprach eher dem Verstecken eines kleinen Gegenstandes, von dem keiner etwas wissen durfte, statt einem geliebten Menschen eine ewige Ruhestätte in der Erde zu schenken. Ihr tat es weh, dass dafür die zurückgebliebene Familie, eine verwitwete Mutter und ein älterer Bruder, der bereits selbst Familie hatte, erpresst worden waren.
Doch was sollte sie denn tun? Sie war auch nur dem Willen ihrer Vorgesetzten ausgesetzt.
Bei diesem Gedanken blieb Tschechien etwa die nächsten zwei Jahrzehnte. Bis sie eines Tages, im Januar 1989, sich zufällig wieder auf dem Wenzelsplatz aufhielt.
Die Gruppe Menschen war ihr zuerst nicht aufgefallen, die Stelle auch nicht. Tschechien war diesmal auch nicht betrunken, sie hatte nur ein paar Briefe zur Hauptpost gebracht. Die Menschen hatten sich mit ein paar Flaggen und Blumen um eine bestimmte Stelle versammelt, ein Mann hielt eine Ansprache.
War hier irgendwann etwas Besonderes gewesen?
Sie wusste es nicht mehr, doch plötzlich sagte er den Namen Palach.Und auf einmal blitzte die verdrängte Erinnerung wieder auf, so als wäre das Licht der menschlichen Fackel durch die Zeiten gedrungen.Jan, dachte sie. Prominte, dass es so lange gedauert hat.Von Mut erfasst, trat sie auf die Gruppe zu.
Die von da an jeden Tag größer wurde. Und einige Monate später brandeten neue Proteste auf. Tschechien hielt sich nun nicht mehr an das, was ihr ihre Vorgesetzten auftrugen. Sie schwirrte lieber mit den Protestierenden auf der Straße herum, sprach mit den Menschen und genoss diesmal die neugewonnene Stärke, die aufgeflammt war wie einst Jan.
Schließlich kam ein glückseliger Tag für sie: Ihre Vorgesetzten übergaben die Macht einer gewählten Regierung. Es waren nur zehn Tage zwischen dem Aufflammen der Proteste und diesem Tag gewesen. Die Menschen auf der Straße schienen glücklich über den Ausgang. Und es war auch Tschechiens Wunsch gewesen. Seit langer Zeit fühlte sie sich zum ersten Mal wieder richtig glücklich.
„Das ist unsere samtene Revolution!“, rief sie an diesem Abend euphorisch, als sie zurück nach Hause auf die Prager Burg kam.
„Ne, nur deine.“
Slowakei.
Wo kam der denn jetzt her? Sie hatte gedacht, er wäre aktuell in Bratislava.
„Solange ich nicht jetzt endlich in unserem Staatsnamen einen Unterschied zwischen unseren Namen erkennen kann.“
„Wir heißen doch zusammen Tschechoslowakei. Das ist gut und das bleibt so. Wir werden doch beide genannt.“
„Ich will aber, dass eine ordentliche Trennung zwischen unseren Namen stattfindet. Wie Tschechische und Slowakische Föderative Republik oder so. So klingt es endlich, als wären wir gleichberechtigte Partnernationen. Davon haben wir doch geträumt, oder?“
„Ich will aber, dass wir unseren Namen behalten. Damit gibt es doch kein Problem.“, sagte Tschechien. Sie hatte nie ein Problem mit dem Namen gehabt. War das jetzt eine neue Macke von Slowakei? Meistens war er zwar ganz in Ordnung, aber er konnte auch in einigen Punkten unerträglich sein.
„Reden wir darüber später?“, fragte sie Slowakei. „Ich will jetzt erst einmal diesen Abend genießen.“
„Du bist jetzt viel süßer, wenn du nicht reden willst. Nun gut, wir reden später. Ich geh jetzt Alexander Dubcek gratulieren, unserem neuen Parlamentspräsidenten.“
„Gut.“, dachte Tschechien, sich noch allzu gut an den Prager Frühling erinnernd und die guten Zeiten, die sie mit dem Politiker gehabt hatte, „Ich komme direkt mit.“
„Schön.“, sagte Slowakei und hakte sie sich unter, als sie Richtung Parlament gingen und der Wintermond die Moldau zum Glitzern brachte, als würde er selbst den glücklichen Tag mit einem Schauspiel feiern wollen.
„Auf die Samtene Revolution!“
„Auf die Samtene Revolution!“
Es war der neunundzwanzigste Dezember neunzehnhundertneunundachtzig.
Nicht nur Dubcek gratulierte Tschechien an diesem Abend, auch Vaclav Havel, ihrem neuen Staatspräsidenten. Der frühere Schriftsteller hatte schon einiges von ihr gehört, und sie auch von ihm. Beide verstanden sich schnell, und Tschechien freute sich darüber, nun ihn zum Vorgesetzten zu haben.
Der Regierungswechsel ging nun rasch voran. Bald stand eine neue Verfassung, und eine halbwegs stabile Demokratie war hergestellt. Und Tschechien ging eines Tages auf ihre Vorgesetzten zu, an einen Mann denkend, an den sie während der Revolution schon oft gedacht hatte, durch den ihr Herz nun endlich wieder brannte wie das Feuer.
„Ich halte den Olsansky-Friedhof für besser.“, sagte sie. „Dieses winzige Grab auf dem Kleinstadtfriedhof in Vsetaty ist für ihn zu wenig. Er war jetzt, in unserer Revolution, ein Nationalheld und wird es jetzt bleiben. Ich möchte, dass wir das alte Grab wieder einrichten und ihn zurückbringen, denn ich finde, er gehört nach Prag.“
Auf sie wurde gehört. Bald darauf stand sie wieder vor dem Grab auf dem Olsansky-Friedhof, in das die Urne, nun völlig offiziell, zurückgesetzt wurde.
Geschafft, Jan Palach, dachte sie und blickte zum Himmel, in der Hoffnung, dass der schon viele Jahre Verstorbene vielleicht ihre Gedanken irgendwie wissen könnte. Die Unterdrücker sind entmachtet. Ich bin frei, jetzt sind wir endlich frei. Und du bist zurück in der Stadt, wo du dein Leben geopfert hast.Wie verdiene ich das nur, dass Menschen ihr Leben für mich einsetzen? Aber danke dafür. Danke für alles. Ich hoffe, ich werde nie wieder vergessen, was du für mich getan hast. Die letzten zwei Jahrzehnte hast du so nicht verdient. Verzeih, dass es so lange gedauert hat, bis ich wirklich erkannte, dass ich für meine Freiheit einstehen musste.Fackel Nummer Eins, möge dein Licht mir den Weg in die Zukunft leuchten.
Etwas Tschechisch
pivo – Bier
prosím – bitte
Já nejsem sebevrah. – Ich bin kein Selbstmörder.
Prectete si dopis. – Lest den Brief.
Hedviko Jelinekóvo – Vokativ von Tschechiens Menschenname in dieser Version, er lautet im Nominativ Hedvika Jelinekóva
pochoden – Fackel
císlo jedna – Nummer eins
hrob – Grab
prominte – Entschuldigung
Namen (von eigenen Charakteren und realen Menschen)
Alexander Dubcek (1921-1992)
Slowakischstämmiger Politiker, der sich um das Jahr 1968 in der mächtigsten Position der Tschechoslowakei um einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ bemühte. Er erlaubte etwa Demonstrationen und Diskussionen, schaffte die Pressezensur ab und unter ihm war sogar eine gewisse Reisefreiheit in den Westen vorhanden, wodurch unter anderem Jan Palach im September 1968 noch in Frankreich bei der Weinlese half. Diese Reformen gingen als Prager Frühling in die Geschichte ein, doch hatten ein jähes Ende, als von Moskau befehligte Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei einmarschierten. Alexander Dubcek wurde mit vielen Mitstreitern durch Moskau seiner Position enthoben und stand die nächsten zwei Jahrzehnte in der Sowjetunion unter Arrest. Als er von Jan Palachs Tat erfuhr, soll er einen Nervenzusammenbruch erlitten haben. Im Rahmen der Samtenen Revolution konnte der beliebte Reformer zurückkehren und wurde in der neuen, gewählten Regierung zum Parlamentspräsidenten, bis er 1992 noch vor der Trennung von Tschechien und Slowakei in zwei Staaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.
Jan Palach (1948-1969)
Tschechischer Student, der 1948 in Melník in der Nähe von Prag geboren und in der Kleinstadt Vsetaty aufgewachsen war. Seine Eltern hatten im Rahmen der Enteignungen durch die Kommunisten ihre Konditorei verloren, wodurch sein Vater in einer staatlichen Getreidemühle arbeiten musste und an einem Herzinfarkt starb, als sein Sohn Jan erst dreizehn Jahre alt war. Jan wohnte danach allein mit seiner Mutter, da sein älterer Bruder Jiri, der sieben Jahre älter war als er, bereits von zu Hause ausgezogen war. Nach seinem Abitur studierte er zunächst einige Semester an der Wirtschaftshochschule Prag Landwirtschaftsökonomie, was aber nicht sein Wunschfach war, er hatte nur wegen zu hoher Nachfrage keinen Studienplatz in Geschichte an der Karlsuniversität bekommen. An diese wechselte er zum Wintersemester 1968/69 ziemlich pünktlich zur Niederschlagung des Prager Frühlings, um dort sein eigentliches Wunschstudium zu beginnen. Er kam mit dem studentischen Widerstand gegen die Besetzung in Kontakt und machte dort mehrfach gewagte Vorschläge, seinen Protest zu äußern, etwa schlug er einmal die Besetzung des tschechischen Staatsradios vor.
Am 16. Januar 1969 führte er schließlich seinen tödlichen Protestakt aus: Am Nachmittag übergoss er sich am Prager Wenzelsplatz mit Benzin, zündete sich selbst an und rannte brennend auf den Platz in die Menschenmenge. Ein Mitarbeiter der Straßenbahn löschte ihn zwar mit seinem Mantel und er wurde ins Krankenhaus gebracht, doch starb dort am Nachmittag des 19. Januar. Sein Tod löste einen Hungerstreik in Prag aus, an dem sich vor allem Studierende beteiligten, an der Stelle, wo er sich selbst verbrannt hatte, wurden Kränze niedergelegt und am 25. Januar erfolgte in einer teilweise öffentlichen Zeremonie die Beerdigung, an dem Trauerzug, der unter anderem über den Wenzelsplatz führte, nahmen über 10.000 Menschen teil. Die Beerdigung erfolgte schließlich als Sargbestattung auf dem Olsansky-Friedhof Prag, wobei aber nur geladene Gäste auf dem Friedhof teilnehmen konnten.
Die Regierenden spielten die Tat schnell herunter, indem sie behaupteten, Jan Palach wäre psychisch krank oder nicht aus freien Stücken handelnd gewesen. In einer Erklärung hieß es sogar, er habe sich eigentlich mit einer aus Westdeutschland bezogenen Mixtur namens „Kalte Flamme“, die auch von Feuerschluckern verwendet wird, anzünden wollen, doch seine Kommilitonen hätten die Flüssigkeit ohne sein Wissen durch Benzin ersetzt. Da jedoch sein Grab viel Besuch erhielt, wurde Jan Palach 1973 im Auftrag von oberster Stelle exhumiert, kremiert und auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Vsetaty beigesetzt.
Erst rund um den 20. Todestag herum wurde wieder an Jan Palach gedacht. Es begann durch eine Gruppe Dissidenten, die mit Gedenkkundgebungen eine „Palach-Woche“ feierten. Diese wird heute als die Generalprobe zur Samtenen Revolution gesehen, in der das kommunistische Regime Ende des Jahres 1989 fiel. Nach der Samtenen Revolution wurde Jan Palach wieder auf den Olsansky-Friedhof umgebettet, seither finden auch regelmäßig an Jahrestagen der Ereignisse offizielle Gedenkveranstaltungen für ihn statt.
Vaclav Havel (1963-2011)
Tschechischer Schriftsteller, Dissident, Staatspräsident der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik und ab 1993 bis zum Jahr 2003 Staatspräsident der Tschechischen Republik. Während des Prager Frühlings war er ein führender Kopf der nichtkommunistischen Intellektuellen und Unterstützer der Reformbemühungen Dubceks. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings erhielt er von den Kommunisten Aufführungs- und Publikationsverbot. Havel blieb jedoch weiterhin einer der führenden Köpfe, vielleicht sogar der führende Kopf in der tschechoslowakischen Opposition. In den folgenden beiden Jahrzehnten wurde er dreimal verhaftet und verbrachte insgesamt etwa fünf Jahre im Gefängnis. Als Staatspräsident setzte er sich für den Erhalt der Tschechoslowakei ein, was jedoch nicht gelang.
Prag (Zlata Jelinekóva)
Zlata ist eine Art kleine Schwester von Tschechien, obwohl sie sogar etwas älter ist als Tschechien an sich. Sie hat zwei lange, braune Zöpfe, grüne Augen, einen Mittelscheitel und trägt oft Goldschmuck. Tschechien findet, dass Zlata eine königliche Ausstrahlung besitzt, was Prag vollständig teilt, und ist sehr stolz auf sie. Die königliche Ausstrahlung spiegelt jedoch kaum ihren Charakter wider, Prag ist zu allerlei Kapriolen im Denken, Fühlen und Tun in der Lage, zum Beispiel wirft sie gern Leute aus dem Fenster, die sie nicht mag, klaut immer wieder und hat einige Erfahrung mit Drogen. Daher ist ihr Handeln durch Außenstehende oft nur schwer zu verstehen. Tschechien verzeiht Prag aber sehr viel, da sie nicht nur die meiste Zeit ihre Hauptstadt war, sondern ihr auch durch den Städtetourismus viel Geld einbringt. Schon öfter hat sie Prag neue Kleider oder neuen Schmuck gekauft und ist immer bereit, den Ruf ihrer Hauptstadt zu verteidigen.
Prag-Vinohrady: Stadtteil von Prag
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