Weihnachtschaos und Winterzauber
von Persiphone
Kurzbeschreibung
(Der Autor hat keine Kurzbeschreibung zu dieser Geschichte verfasst.)
OneshotHumor, Freundschaft / P16 / Gen
Chris "The Lord" Harms
Class Grenayde
Gared Dirge
Niklas 'Nik' Kahl
OC (Own Character)
Pi Stoffers
28.11.2021
28.11.2021
1
4.129
2
28.11.2021
4.129
Guten Morgen liebe Leser und Leserinnen!
Zum ersten Advent gibt´s einen kleinen Oneshot von mir. ^^
Ich hoffe er gefällt euch.
Rückmeldungen sind, wie immer, gern gesehen. :-)
Viel Spaß und einen schönen ersten Advent!
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Es war Anfang Dezember und der Winter hatte ganz Deutschland fest in seinem kalten Griff. Die Temperaturen erreichten kaum noch die Plusgrade und die Menschen zog es nur noch dann nach Draußen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Dick eingepackt in kuschelige Wintermäntel, Schal und Handschuhe trotteten sie durch den Schnee zu ihrer Arbeitsstätte oder zum Einkaufen. Immer darauf bedacht, nicht auf dem festgetretenen Schnee oder einer verdeckten Eisfläche auszurutschen.
Auch Chris Harms zog es, wie seine Bandkollegen und Freunde auch, aus dem Haus in Richtung Studio, um Ideen für das nächste Album von Lord of the Lost zu sammeln und eventuell sogar schon Demos von manch einer davon zu machen. Vielleicht hatte schon jemand einen Gitarrenriff, einen Bassrhythmus oder sogar schon Textansätze parat, die ihnen durch den Kopf gegangen waren.
Er selbst hatte schon so manche Idee, aber das musste er mit den Jungs beratschlagen. Immerhin waren sie keine „Ein-Mann-Kapelle“, sondern eine Band, in der jeder die gleichen Rechte und Pflichten besaß. Leise summte er eine Melodie vor sich hin und achtete dabei nicht mehr richtig auf den Weg vor sich. So kam es, wie es kommen musste und er rannte mit Schwung in eine auf dem Gehweg an einer roten Ampel stehende Person hinein, sodass beide zu Boden gingen.
„Es tut mir leid! Ich habe nicht richtig auf den Weg geachtet. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“ entschuldigte er sich und sah die Frau vor ihm, welche sich gerade wieder in eine aufrecht sitzende Position gebracht hatte, besorgt an. Seine Worte klangen durch den Schal etwas dumpf und so hoffte er, dass sie ihn auch verstanden hatte. „Schon gut. Ist ja noch alles dran.“ meinte sie leichthin, stand auf und richtete ihre Kleidung. Dabei fiel Chris auf, dass sie eine Umhängetasche seiner Band trug. Er hatte einen Fan umgerannt, doch sie schien ihn nicht zu erkennen, denn sobald ihre Kleidung wieder richtig saß, verschwand sie mit einem „Ciao“ hinter der nächsten Ecke und war nicht mehr auszumachen, als er in die Richtung sah.
Kopfschüttelnd ging er über die nun grüne Ampel, weiter in Richtung Studio. Sie hatte ihn offensichtlich wirklich nicht erkannt. Eine Seltenheit, seit die Band in der Szene immer populärer wurde.
Zwanzig Minuten später kam er am Studio an, schloss auf und ging hinein. Er genoss die Ruhe, die noch in den Räumen herrschte. Lange würde das nicht mehr der Fall sein. Er öffnete kurz die Fenster zum Stoßlüften und anschließend, als alle Fenster wieder zu und die Heizungen aufgedreht waren, entzündete er ein paar Stumpenkerzen und Teelichter, die er in einer der Schubladen gefunden hatte und verteilte sie im Aufnahmeraum. Immerhin ging es auf Weihnachten zu und wer sagte denn, dass man beim Arbeiten nicht auch eine besinnliche Stimmung haben konnte.
Zum Schluss holte er noch aus seinem Rucksack ein zwei Pakete Spekulatius, die er auf kleine Teller gab und auf die Tische im Aufenthaltsraum verteilte.
Zufrieden betrachtete er sein Werk und dachte, dass die Anderen nun anmarschieren konnten.
Kaum gedacht, fiel auch schon die Eingangstür ins Schloss und er hörte, wie Pi seinen Namen rief. „Ich bin in Studio 2.“ rief er zurück und Sekunden später lugte der junge Gitarrist um die Ecke. „Man, ist das schön hier!“ sagte er und sah sich weiter staunend um. „Hat jetzt etwas richtig heimeliges.“ fuhr er dann fort. Chris lächelte. Genau so etwas hatte er beabsichtigt. Versuch geglückt!
„Danke!“ sagte der Sänger nun. „Genau dieses Gefühl wollte ich rüberbringen.“ schob er noch nach. „Das ist dir gut gelungen. Ich freu mich schon auf Gerrit´s Gesicht, wenn er das Alles sieht!“ meinte Pi und fing an, breit zu grinsen. Das Lächeln vom Sänger verwandelte sich ebenfalls in ein breites Grinsen. „Das wird bestimmt lustig! Mal gucken, ob er wieder den ganzen Dekokram aus dem Kabuff im Aufenthaltsraum zieht. Dann kommen wir heute definitiv nicht zum Arbeiten.“ meinte er glucksend.
Pi fing ebenfalls an zu kichern und wie auf Kommando erscholl plötzlich ein aufgeregter Schrei von der Tür her. Gerrit war eingetroffen. „Uiiii!!! Toll, toll, toll! Ich hol sofort die Deko!“ rief er nun und war gleich darauf verschwunden. Pi und Chris sahen sich nur kurz an und lachten dann lauthals los. Das war Gerrit, wie er leibt und lebt!
Keine 5 Minuten später, war der besagte Allrounder auch schon wieder da und hielt zwei aufeinandergestapelte Kartons in der Hand. „Hört mal auf zu lachen und helft mir lieber, bevor mir der ganze Kram aus der Hand fliegt.“ murmelte das Einhorn und Pi, der ihm am nächsten stand, nahm die obere Kiste an sich.
Neugierig wie der Gitarrist nun einmal war, linste er auch sogleich rein, was da denn drin sein könnte. Sie hatten einiges an Deko und es kam immer mehr dazu, weil irgendwer von irgendwo etwas mitbrachte. Selbstverständlich wurde nicht jedes Jahr alles aufgestellt, sondern immer nur ein paar Sachen, aber so blieb es jedes Mal spannend, was denn nun „auf den Tisch kam“.
Vor allem, weil jeder einen anderen Geschmack hatte und so oft diskutiert wurde, was denn in dieser Weihnachtszeit ausgepackt wurde und was wieder in die Kiste wanderte. „Hey!!! Hier ist ja Rudolph! Den haben wir schon eine ganze Weile nicht mehr aufgestellt.“ meinte er nun und holte eine mittelgroße Elchfigur mit roter Nase aus dem Kiste in seinen Händen. „Stimmt. Das ist einige Zeit her, dass der kleine Elch Studioluft schnuppern durfte. Stell ihn gleich mal auf´s Klavier, dann kann er Gerrit beim Klimpern zuschauen.“ meinte Chris grinsend und fing sich eine Kopfnuss vom Keyboarder ein. „Ich geb dir gleich klimpern! Das ist ernst zunehmende Musik!“ echauffierte er sich nun, doch seine Augen blitzen dabei vor Schalk auf. „Wie du meinst…“ murmelte Pi und wurde sogleich von einem fliegenden Stofftier aus Gerrit´s Kiste getroffen! „Hey!!!! Das arme Nikolausschwein!“ empörte sich der Gitarrist, hob besagtes quietschrosa Stofftier auf, welches Nikolausmütze und -mantel trug und streichelte ihm sanft über den Kopf. Gerrit verdrehte nur die Augen, stand auf und wackelte mit dem Hintern. Dabei machte er quiekende Geräusche.
Das war zu viel für den Sänger! Er legte die Arme verschränkt auf das Mischpult vor sich, ließ seinen Kopf darauf sinken und lachte hemmungslos!
Genau in dem Moment kamen Klaas und Nik durch die Tür und blieben wie angewurzelt stehen. „Was ist denn hier los?! Unser Sänger lacht sich die Seele aus dem Leib und ihr beide habt Girlanden auf dem Kopf und wühlt in unseren Dekokisten!! Habt ihr was geraucht?!“ fragte der Bassist fast schon fassungslos und der Drummer schräg hinter ihm fing an zu glucksen. Er hatte das Schweinchen gesehen und konnte sich in etwa denken, was los war.
Pi hatte dieses Schweinchen auf dem Hamburger Dom beim Dosen werfen gewonnen und mitgebracht, doch Gerrit konnte sich immer noch nicht so richtig damit anfreunden. Das gab jedes Mal eine kleine Kabbelei zwischen den Beiden.
„Was hast du denn jetzt?“ fragte Klaas an Nik gewandt, doch der zeigte nur wortlos und breit grinsend auf das Nikolausschwein. „Nein!!! Nicht das schon wieder!!!!“ rief der Bassist theatralisch und sank auf die Knie, was Chris, der sich mittlerweile wieder etwas beruhigt hatte, erneut zum Lachen reizte. „Das ist nicht komisch! Dieses Theater um das Schwein ist noch mein Tod!“ ereiferte sich Klaas, doch seine Mundwinkel zuckten verdächtig. „Aber Schweinchen ist so niedlich!!!“ sagte Pi mit zuckersüßer Stimme und einem Bettelblick, der Seinesgleichen suchte.
Jetzt war es auch mit Klaas´ Selbstbeherrschung vorbei und er fing haltlos an zu lachen. Am Ende befanden sich nun 5 lauthals lachende Männer im Aufnahmeraum, die teils auf Stühlen und teils auf dem Boden saßen: Dabei versuchte einer trotzdem noch, einem anderen das quietschrosa Schweinchen wegzunehmen, was diese Person aber einfach nicht hergeben wollte.
Irgendwann öffnete sich vorsichtig die Tür und Jürgen, der Besitzer des Studiokomplexes, steckte seinen Kopf herein. Er zog ihn aber gleich wieder zurück und sagte sich breit grinsend, dass er gar nichts gesehen hatte. Dieser Anblick eben war einfach zu komisch gewesen und das würde ihm wahrscheinlich eh keiner glauben. Lord of the Lost hatten zwar den Ruf, teilweise verrückte Sachen zu machen, aber diese Szene würde ihm niemand abnehmen!
Hinter der Studiotür war wieder Ruhe eingekehrt und die Fünf hingen fast buchstäblich in den Seilen, bzw. auf den Stühlen. Pi hatte sein quietschrosa Schweinchen in Sicherheit bringen können und es thronte nun auf einem nahegelegenen Regal. „Leute… Für solche Eskapaden werde ich langsam zu alt!“ stöhnte Gerrit, der von allen der Älteste war. Dicht gefolgt von Chris und Klaas. „Bin ganz deiner Meinung!“ stöhnte Klaas und streckte sich, wobei mehrere seiner Gelenke knackten. „Na alter Mann… Knackiges Alter, oder was?“ meinte Pi grinsend und streckte sich ebenfalls – mit dem Ergebnis, dass einige seiner Gelenke auch knackten. „Wer im Glashaus sitzt…“ stichelte der Bassist und der Gitarrist streckte ihm die Zunge raus. „Na! Mal bitte nicht so respektlos, Kleiner!“ entrüstete sich Klaas. „Oh ja… Respekt vor einem alten Knacker! Bei dir rieselt bald der Kalk aus den Ohren! Und nenn mich nicht Kleiner! Ich bin größer als du!“ erwiderte Pi grinsend. „Ja, aber dafür jünger! Und was heißt hier alter Knacker und Kalk rieseln… Ich geb dir gleich alter Knacker!“ sagte der Bassist und baute sich vor dem jüngeren Gitarristen auf. „Oh hab Erbarmen!! Ich will´s auch nie wieder tun!“ winselte Pi gespielt und zeigte seinem Gegenüber die Handflächen. „So sei es!“ tat Klaas auf hochmütig und setzte sich auf einen der freien Stühle, während die anderen drei grinsten und Pi kichernd vom Boden aufstand und sich ebenfalls auf einen Stuhl setzte.
„Jetzt aber mal ernsthaft bei die Sache hier. Wollten wir nicht was für das nächste Album machen?“ meldete sich nun Gerrit zu Wort und Chris nickte nachdenklich.
„Ja, eigentlich wollten wir das, aber mir fehlt irgendwie das gewisse Etwas. Ich habe zwar Ideen, aber irgendwas fehlt. Verstehst du, was ich meine?“ Fragend sah er den Allrounder an und dieser nickte bedächtig. „Ich glaube ja. Das richtige Gefühl dafür will sich nicht einstellen, oder?“ Der Sänger nickte bestätigend und auch die Anderen nickten nach und nach. „Er hat Recht. Trotz Schnee, Kälte und einer wunderschönen Landschaft um Hamburg herum, will sich nicht das richtige Gefühl für neue Songs einstellen.“ warf Pi nun ein und wieder nickten alle. Dann verfielen alle ins Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach und überlegte, wie sich diese Situation ändern ließe. Schließlich meldete sich der Gitarrist nochmal zu Wort.0
„Wie wäre es, wenn wir nach Skandinavien fahren? Vielleicht würde uns das in Sachen Kreativität helfen?“ schlug er vor und im ersten Moment sahen ihn alle nur groß an. Das war´s! Dort waren sie schon gefühlt ewig nicht mehr gewesen.
„Gute Idee, Kleiner.“ meinte Klaas und wich der Kopfnuss von Pi aus. „Da waren wir schon länger nicht mehr. Wie wäre es diesmal mit Island? Da waren wir noch gar nicht.“ schlug er nun vor und der Vorschlag wurde einstimmig abgenickt. „Aber erst wird hier das Chaos beseitigt, bevor wir überhaupt an die Planung gehen können.“ meinte Chris und hob ein Büschel Lametta vom Boden auf.
Wo kam das denn her? Normalerweise hatten sie doch nie Lametta irgendwo angebracht. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Gerrit sich betont unauffällig von ihm wegbewegte und zählte eins und eins zusammen. Der „Übeltäter“ war gefunden. Kopfschüttelnd packte er das Zeug wieder in die Kiste, möglichst weit nach unten in eine der hintersten Ecken, damit dieses „Verbrechen“ nicht so leicht gefunden werden konnte.
Nach und nach wanderte so manches aus den 2 Kisten an einen Platz im Studio oder wieder in die Kiste zurück und bald sah es schon ziemlich weihnachtlich aus. Zumindest so weihnachtlich, wie es in einem Tonstudio, wo eigentlich gearbeitet werden sollte, aussehen konnte.
Am Ende saßen schließlich alle fünf an einem Tisch im Aufenthaltsraum und „wälzten“ in ihren Laptops Urlaubsseite um Urlaubsseite. Doch so richtig konnten sie sich nicht auf einen Ort einigen. „Leute, es hat doch keinen Zweck. Wir kommen bei Island einfach auf keinen gemeinsamen Nenner. Dann lasst uns lieber wieder in das Ferienhaus am See in der Nähe von Helsinki fahren.“ schlug Gerrit schließlich vor. Ihm ging dies ganze Hin und Her wahnsinnig auf den Zeiger und in Finnland war es auch sehr schön. „Er hat Recht. Lasst uns wieder dorthin reisen, bevor wir uns noch richtig an die Köppe kriegen.“ stimmte Klaas dem Allrounder zu und die restlichen Bandmitglieder nickten nach kurzem Zögern. „Dann weihe ich die Crew mal ein. Vielleicht will ja noch jemand mit.“ meinte Chris und verließ den Raum.
Am Ende wollten dann nur noch Bengt und Benny mit. Der Rest hatte entweder keine Lust oder kein Geld. „Wann soll es denn eigentlich los gehen?“ stellte Benny die alles entscheidende Frage. „Darüber haben wir uns ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht.“ sagte Klaas und kratze sich verlegen am Kopf. „Echt jetzt?“ fragte Bengt ungläubig und stöhnte entnervt auf, als alle außer ihm und Benny verlegen nickten.
„Wie wäre es, wenn wir Weihnachten dort verbringen?“ ließ sich Pi´s Stimme plötzlich vernehmen und alle sahen ihn erstaunt an. Das war es! Warum waren sie nicht selbst darauf gekommen? „Kleiner, das ist die Idee!“ grinste Klaas und schlug dem Gitarristen freundschaftlich auf die Schulter. „Nenn mich nicht immer „Kleiner“, Opa!“ konterte Pi, grinste aber dabei. Der Bassist streckte ihm nur die Zunge heraus. „Von wegen Opa! Bei dem kindischen Verhalten…“ meinte Chris kopfschüttelnd, grinste aber ebenfalls. „Oh das geht. Manche Senioren werden ja manchmal wieder zu Kindern.“ erwiderte Pi und wich einem fliegendem Kissen aus.
Weiß der Geier, wo der Bassist das nun wieder her hatte. „Also abgemacht?“ fragte er nochmal zur Sicherheit und die restliche Band nickte. Nur Bengt und Benny schüttelten die Köpfe. „Meine Freundin bringt mich um, wenn ich Weihnachten nicht da bin.“ erklärte Benny und Bengt hatte das gleiche Problem mit seiner Familie. „Ihr wisst ja, Tradition wird da bei uns ganz groß geschrieben. Erst Kirche; für Oma ganz wichtig; dann ein gemeinsames Abendessen und zum Schluss die Bescherung. Aus der Nummer komme ich nicht raus, sonst enterbt mich Oma doch noch. Das hätte sie schon fast, als sie erfahren hat, mit was ich mein Geld verdiene.“ erklärte Bengt und verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen.
„Dann also nur wir fünf.“ benannte Gerrit nochmal das Offensichtliche und suchte nebenbei schon nach Flügen, während Chris nachschaute, ob das besagte Haus am See zu der Zeit frei war. „So. Ich habe hier am 21.12. noch einen Flug für uns 5 gesichtet. Wie sieht es mit dem Haus aus?“ meldete sich nun der Allrounder, ohne vom Laptop aufzusehen. „Moment..“ Chris scrollte zum besagten Termin und siehe da, das Haus war vom 21.12. bis zum 28.12. frei. Ab dem 29.12. hatte sich eine Schneewandergruppe dort angemeldet.
Dies teilte er den anderen mit und Gerrit buchte sofort die Flüge, während Chris das Haus für den Zeitraum blockte.
Zufrieden klappten beide ihre Geräte zusammen und sahen in die Runde. „Damit ist das geritzt und in 2 Wochen geht es auf nach Finnland!“ meinte Gerrit freudestrahlend und man konnte sein Hirn förmlich hinter der Stirn arbeiten sehen, wie er dort nach Elfen, Einhörnern und anderen magischen Wesen Ausschau hielt.
Die restlichen 4 Bandmitglieder konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war doch immer wieder dasselbe mit diesem verrücktem Huhn, äh Hahn.
2 Wochen später trafen sich die 5 Freunde am Flughafen von Hannover und jeder von ihnen freute sich schon riesig auf den bevorstehenden „Urlaub“. Gerrit hibbelte von einem Fuß auf den Anderen und konnte nicht aufhören zu grinsen. Nik verdrehte nur leicht genervt die Augen, denn er hatte sich schon die ganze Fahrt zum Flughafen über anhören dürfen, wie aufgeregt das Allround- Talent der Band war und was es angeblich dort in Finnland für magische Wesen geben soll.
Pi, Klaas und Chris lächelten nur wissend. Sie kannten Gerrit´s Spleen schon ein paar Jahre länger, als der Drummer. Der Gitarrist war zwar in etwa zeitgleich mit ihm in die Band eingestiegen, doch hatte er vorher schon als Crewmitglied so seine Erfahrungen damit machen dürfen. „Sind dann alle da? Dann können wir ja unser Gepäck aufgeben.“ sagte Chris in die Runde und setzte sich in Richtung Schalter in Bewegung. Der Rest der Bagage folgte ihm auf dem Fuß.
„Erinnert mich irgendwie an eine Entenmutter mit ihren Küken.“ dachte er sich schmunzelnd und reichte der netten Dame am Schalter seine Flugunterlagen zur Kontrolle, ehe er sein Gepäck auf das Kofferband stellte, wo es mit dem passenden Klebestreifen für den Flug versorgt wurde. Nacheinander machte das jeder von ihnen und im Nu waren sie fertig, sodass sie weiter zum nächstgelegenen Bäcker laufen konnten, wo sie sich erst einmal ein ordentliches Frühstück gönnten. Immerhin war es erst kurz vor 7 Uhr Morgens.
Grade als sich Pi mit seinem Becher Kaffee in der Hand umdrehen und zum nächstgelegenen Stehtisch gehen wollte, wurde er von Klaas angestupst, sodass etwas Kaffee über den Rand der Tasse schwappte. „Maaan, pass doch auf!“ beschwerte er sich beim Bassisten, doch der winkte nur ungeduldig ab und zeigte zur großen Fensterfront. „Was..?“ setzte der Gitarrist ungeduldig an, doch dann sah er es selbst. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Dicke Flocken segelten vom Himmel und bedeckten immer mehr von der Start- und Landebahn. „Hoffentlich gibt das keine Probleme…“ meinte Klaas nachdenklich und zog die Stirn kraus. „Glaube ich nicht. Dort kommt schon das Streu- und Räumkommando, siehst du?“ Mit dem Zeigefinger der linken Hand zeigte Chris auf ein paar Räumfahrzeuge, welche grade aus einem der um den Flughafen herum liegenden Gebäude fuhren. Erleichterung machte sich auf den Gesichtern von allen breit, denn insgeheim hatten sie um ihren Urlaub gebangt.
„Kommt Leute! Lasst uns in den Boardingbereich gehen. Da können wir genauso gut sitzen und vielleicht haben wir dort sogar eine bessere Sicht. Ist ja diesmal im 1. Stock, wo wir hin müssen.“ meinte der Sänger nach einer halben Stunde, in der sie zwar miteinander geredet hatten, aber die meiste Zeit hatte jeder seinen Gedanken nachgehangen. Und wenn es nur der Gedanke an sein eigenes Bett war, was bei Klaas sehr wahrscheinlich der Fall gewesen ist. Der hatte nämlich nur 4 Stunden geschlafen, bevor ihn Chris unsanft aus dem Bett gebimmelt hatte. Dementsprechend mürrisch war der Bassist auch am Smartphone gewesen. Der Sänger grinste bei der Erinnerung und lief langsam los, als alle ihr Handgepäck zusammen hatten.
Um Punkt 9 Uhr wurde ihr Flug dann aufgerufen und sie reihten sich in die kleine Schlange vor dem Zugangstunnel zum Flugzeug ein. Brav zeigte jeder von ihnen sein Flugticket vor, es wurde erneut kontrolliert und sie wurden schließlich durchgewunken.
Bis alle auf ihren Plätzen saßen und das Flugzeug somit starten konnte, verging eine gute halbe Stunde. Dann noch die üblichen Einweisungen der Flugbegleiter/innen von wegen Notausgang, Sicherheitswesten und Atemmaske, dann konnte es endlich los gehen. Zufrieden lehnte sich Chris in seinem Sitz zurück und starrte aus dem Fenster auf die sich immer weiter entfernende Startbahn.
In Gedanken driftete er wieder zu der jungen Frau, welche er vor knapp 14 Tagen umgerannt hatte. Wer war sie? Bei den letzten 2 Konzerten in seiner Heimatstadt hatte er sie nicht unter den, auf Autogramme wartenden, Fans gesehen. War sie doch keiner? Aber sie hatte eine Tasche der Band gehabt… „Guten Tag! Würden sie sich bitte alle anschnallen?“ sagte plötzlich eine weibliche Stimme neben seiner Sitzreihe und als er aufsah, erblickte er genau die Frau von damals. Sie sah jeden der fünf Männer in den 2 Sitzreihen an und bei Chris verweilte sie etwas länger, sah ihn intensiv an, ehe sie dankend nickte, als sich alle wieder angeschnallt hatten und ging wieder nach vorne.
Komisch war nur, dass nur sie fünf dazu aufgefordert worden waren, wie sie bei einem schnellen Rundblick feststellten. „Warum sollten wir…“ fing Gerrit an, als schon ein heftiger Ruck durch das Flugzeug fuhr und viele Leute, die nicht angeschnallt gewesen waren, aus ihren Sitzen fielen und sich teilweise verletzten. Bemüht ruhig liefen die Flugbegleiter/innen durch die Gänge und versuchten die aufgebrachten Passagiere zu beruhigen. Mit mäßigem Erfolg, denn die nächste Turbulenz folgte. Das Flugzeug war in eine Schlechtwetterfront geraten...
Turbulente 45 Minuten später landete das Flugzeug endlich auf dem Helsinki-er Flughafen und trotz des nervenaufreibenden Fluges, stiegen die Leute ziemlich gesittet aus. Was wohl auch daran lag, dass die Meisten ziemlich wackelig auf den Beinen waren.
Während sie ausstiegen, suchte Chris die ganze Zeit nach der Frau, welche ihnen geraten hatte, sich anzuschnallen. Doch er fand sie nicht. Als er nach einer jungen, schwarzhaarigen Flugbegleiterin mit auffallend hellblauen Augen fragte, zuckten die Leute von der Crew nur mit der Schulter. Keiner kannte die Frau oder hatte sie gar gesehen.
Nachdenklich holten die Fünf ihre Koffer, gingen zu ihrem gemieteten Wagen und fuhren zu dem Haus am See. Vorher machten sie aber noch einen Abstecher zum nächsten Supermarkt und deckten sich mit allen möglichen Sachen ein.
Als sie endlich am Haus angekommen waren und alles verstaut hatten, setzten sie sich im Wohnzimmer zusammen und beratschlagten, was sie essen wollten. Mittlerweile war es schon 13 Uhr durch und sie hatten Hunger. „Wie wäre es mit Gemüselasagne?“ fragte Pi und schaute in die Runde. „Klingt an sich schon mal gut.“ meinte Gerrit, doch Nik schüttelte den Kopf. „Ich brauch was mit Fleisch, nach diesem Flug.“ erklärte er dann und Klaas schloss sich ihm an. „Dann lasst uns einfach Kartoffeln, Gemüse und Fleisch machen. Für die, welche kein Fleisch möchten oder essen, machen wir Tofu. Ist das eine Option?“ warf der Sänger nun in die Runde und erntete ein Nicken von allen. Gesagt, getan. Eine knappe Stunde später hatten alle ihr Essen und mampften genüsslich vor sich hin.
„Sagt mal, fandet ihr das nicht auch komisch, dass keiner aus der anwesenden Flugzeugbesatzung unsere Stewardess kannte oder überhaupt gesehen hatte?“ fragte Klaas nach dem Essen. „Stimmt. Das war sehr merkwürdig! Wir haben sie doch alle gesehen und sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.“ sinnierte Gerrit und der Rest nickte. „Leute, ich muss euch da noch was erzählen, was das Ganze noch verrückter macht.“ fing Chris nun an und erzählte ihnen von seinem Zusammenstoß mit genau dieser Frau vor zwei Wochen. „Das ist wirklich seltsam.“ meinten nun auch Klaas und Pi. „Wie ein Geist…“ dachte der Gitarrist laut und erntete verhaltene Blicke seiner Freunde. „Was ist? Es ist doch so. Sie erscheint ganz plötzlich, ist genauso schnell wieder weg und niemand will sie gesehen haben außer uns.“ rechtfertigte er sich. „Wie auch immer… Da kommen wir nicht weiter… Vergessen wir das Ganze einfach.“ meinte Klaas und brachte seinen leeren Teller zur Spüle.
Die Anderen folgten und räumten ihr Geschirr ebenfalls weg.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Pi. „Wie wäre es mit Songwriting? Neue Lieder testen?“ schlug Gerrit vor und erhielt zustimmendes Gemurmel von allen Seiten.
Ein paar Tage später war es dann endlich Weihnachten. Und wie auf Bestellung hatte es wieder angefangen zu schneien. Also hieß es vor der Tür Schnee schüppen, sonst wären sie irgendwann eingeschneit. Tatkräftig gingen alle ans Werk und bald waren die Zufahrt und die Terrasse hinten frei von Schnee.
„Das spart uns das Fitnessstudio.“ stöhnte Pi, als sie am 25. Dezember zum 3. Mal raus mussten, weil es so geschneit hatte. Zum Glück hatte es jetzt aufgehört und der Himmel klarte auf.
Abends saßen sie dann zusammen vor dem Kamin und genehmigten sich heißen Met. Das Wikingergetränk hier im hohen Norden.
„Leute… Schaut mal..“ sagte Chris plötzlich und wies mit dem Glas in der Hand nach draußen. „Was denn?“ fragte Klaas, doch dann sah er es auch – Polarlichter -.
Alle fünf zog es nun an die Fensterfont und mit halboffenen Mündern starrten sie gen Himmel. „Sie sind so wunderschön!“ flüsterte der Sänger und starrte wie gebannt in den Himmel. Wie aus dem Nichts schoss plötzlich eine Sternschnuppe über den Himmel und automatisch schlossen alle ihre Augen, um sich was zu wünschen. „Frohe Weihnachten Jungs!“ sagte Pi ehrfürchtig. „Frohe Weihnachten!“ erwiderten seine Freunde im Chor und sie umarmten sich nacheinander. Froh, einander zu haben.
Am 28.12. flogen sie dann wieder zurück nach Deutschland, diesmal ohne Turbulenzen. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag im Studio, um an den Ideen, die ihnen in Finnland gekommen waren, weiter zu arbeiten.
Zuhause angekommen, packte Chris seine Sachen aus und dachte sich dabei, dass sein Wunsch leider nicht in Erfüllung gegangen war. Er hätte gern die Frau aus dem Flugzeug noch einmal gesehen, um sich bei ihr zu bedanken.
In einer anderen Wohnung in Hamburg dachte Pi in diesem Moment dasselbe. Genauso wie Gerrit, Klaas und Nik.
Was alle fünf nicht wussten… Sie wurden beobachtet, alle zur selben Zeit, von ein und derselben Person…
„Gern geschehen, Jungs!“ sagte Layla leise und lächelte, ehe sie sich wieder ihren anderen Schützlingen auf dieser Welt zuwandte.
Zum ersten Advent gibt´s einen kleinen Oneshot von mir. ^^
Ich hoffe er gefällt euch.
Rückmeldungen sind, wie immer, gern gesehen. :-)
Viel Spaß und einen schönen ersten Advent!
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Es war Anfang Dezember und der Winter hatte ganz Deutschland fest in seinem kalten Griff. Die Temperaturen erreichten kaum noch die Plusgrade und die Menschen zog es nur noch dann nach Draußen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Dick eingepackt in kuschelige Wintermäntel, Schal und Handschuhe trotteten sie durch den Schnee zu ihrer Arbeitsstätte oder zum Einkaufen. Immer darauf bedacht, nicht auf dem festgetretenen Schnee oder einer verdeckten Eisfläche auszurutschen.
Auch Chris Harms zog es, wie seine Bandkollegen und Freunde auch, aus dem Haus in Richtung Studio, um Ideen für das nächste Album von Lord of the Lost zu sammeln und eventuell sogar schon Demos von manch einer davon zu machen. Vielleicht hatte schon jemand einen Gitarrenriff, einen Bassrhythmus oder sogar schon Textansätze parat, die ihnen durch den Kopf gegangen waren.
Er selbst hatte schon so manche Idee, aber das musste er mit den Jungs beratschlagen. Immerhin waren sie keine „Ein-Mann-Kapelle“, sondern eine Band, in der jeder die gleichen Rechte und Pflichten besaß. Leise summte er eine Melodie vor sich hin und achtete dabei nicht mehr richtig auf den Weg vor sich. So kam es, wie es kommen musste und er rannte mit Schwung in eine auf dem Gehweg an einer roten Ampel stehende Person hinein, sodass beide zu Boden gingen.
„Es tut mir leid! Ich habe nicht richtig auf den Weg geachtet. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“ entschuldigte er sich und sah die Frau vor ihm, welche sich gerade wieder in eine aufrecht sitzende Position gebracht hatte, besorgt an. Seine Worte klangen durch den Schal etwas dumpf und so hoffte er, dass sie ihn auch verstanden hatte. „Schon gut. Ist ja noch alles dran.“ meinte sie leichthin, stand auf und richtete ihre Kleidung. Dabei fiel Chris auf, dass sie eine Umhängetasche seiner Band trug. Er hatte einen Fan umgerannt, doch sie schien ihn nicht zu erkennen, denn sobald ihre Kleidung wieder richtig saß, verschwand sie mit einem „Ciao“ hinter der nächsten Ecke und war nicht mehr auszumachen, als er in die Richtung sah.
Kopfschüttelnd ging er über die nun grüne Ampel, weiter in Richtung Studio. Sie hatte ihn offensichtlich wirklich nicht erkannt. Eine Seltenheit, seit die Band in der Szene immer populärer wurde.
Zwanzig Minuten später kam er am Studio an, schloss auf und ging hinein. Er genoss die Ruhe, die noch in den Räumen herrschte. Lange würde das nicht mehr der Fall sein. Er öffnete kurz die Fenster zum Stoßlüften und anschließend, als alle Fenster wieder zu und die Heizungen aufgedreht waren, entzündete er ein paar Stumpenkerzen und Teelichter, die er in einer der Schubladen gefunden hatte und verteilte sie im Aufnahmeraum. Immerhin ging es auf Weihnachten zu und wer sagte denn, dass man beim Arbeiten nicht auch eine besinnliche Stimmung haben konnte.
Zum Schluss holte er noch aus seinem Rucksack ein zwei Pakete Spekulatius, die er auf kleine Teller gab und auf die Tische im Aufenthaltsraum verteilte.
Zufrieden betrachtete er sein Werk und dachte, dass die Anderen nun anmarschieren konnten.
Kaum gedacht, fiel auch schon die Eingangstür ins Schloss und er hörte, wie Pi seinen Namen rief. „Ich bin in Studio 2.“ rief er zurück und Sekunden später lugte der junge Gitarrist um die Ecke. „Man, ist das schön hier!“ sagte er und sah sich weiter staunend um. „Hat jetzt etwas richtig heimeliges.“ fuhr er dann fort. Chris lächelte. Genau so etwas hatte er beabsichtigt. Versuch geglückt!
„Danke!“ sagte der Sänger nun. „Genau dieses Gefühl wollte ich rüberbringen.“ schob er noch nach. „Das ist dir gut gelungen. Ich freu mich schon auf Gerrit´s Gesicht, wenn er das Alles sieht!“ meinte Pi und fing an, breit zu grinsen. Das Lächeln vom Sänger verwandelte sich ebenfalls in ein breites Grinsen. „Das wird bestimmt lustig! Mal gucken, ob er wieder den ganzen Dekokram aus dem Kabuff im Aufenthaltsraum zieht. Dann kommen wir heute definitiv nicht zum Arbeiten.“ meinte er glucksend.
Pi fing ebenfalls an zu kichern und wie auf Kommando erscholl plötzlich ein aufgeregter Schrei von der Tür her. Gerrit war eingetroffen. „Uiiii!!! Toll, toll, toll! Ich hol sofort die Deko!“ rief er nun und war gleich darauf verschwunden. Pi und Chris sahen sich nur kurz an und lachten dann lauthals los. Das war Gerrit, wie er leibt und lebt!
Keine 5 Minuten später, war der besagte Allrounder auch schon wieder da und hielt zwei aufeinandergestapelte Kartons in der Hand. „Hört mal auf zu lachen und helft mir lieber, bevor mir der ganze Kram aus der Hand fliegt.“ murmelte das Einhorn und Pi, der ihm am nächsten stand, nahm die obere Kiste an sich.
Neugierig wie der Gitarrist nun einmal war, linste er auch sogleich rein, was da denn drin sein könnte. Sie hatten einiges an Deko und es kam immer mehr dazu, weil irgendwer von irgendwo etwas mitbrachte. Selbstverständlich wurde nicht jedes Jahr alles aufgestellt, sondern immer nur ein paar Sachen, aber so blieb es jedes Mal spannend, was denn nun „auf den Tisch kam“.
Vor allem, weil jeder einen anderen Geschmack hatte und so oft diskutiert wurde, was denn in dieser Weihnachtszeit ausgepackt wurde und was wieder in die Kiste wanderte. „Hey!!! Hier ist ja Rudolph! Den haben wir schon eine ganze Weile nicht mehr aufgestellt.“ meinte er nun und holte eine mittelgroße Elchfigur mit roter Nase aus dem Kiste in seinen Händen. „Stimmt. Das ist einige Zeit her, dass der kleine Elch Studioluft schnuppern durfte. Stell ihn gleich mal auf´s Klavier, dann kann er Gerrit beim Klimpern zuschauen.“ meinte Chris grinsend und fing sich eine Kopfnuss vom Keyboarder ein. „Ich geb dir gleich klimpern! Das ist ernst zunehmende Musik!“ echauffierte er sich nun, doch seine Augen blitzen dabei vor Schalk auf. „Wie du meinst…“ murmelte Pi und wurde sogleich von einem fliegenden Stofftier aus Gerrit´s Kiste getroffen! „Hey!!!! Das arme Nikolausschwein!“ empörte sich der Gitarrist, hob besagtes quietschrosa Stofftier auf, welches Nikolausmütze und -mantel trug und streichelte ihm sanft über den Kopf. Gerrit verdrehte nur die Augen, stand auf und wackelte mit dem Hintern. Dabei machte er quiekende Geräusche.
Das war zu viel für den Sänger! Er legte die Arme verschränkt auf das Mischpult vor sich, ließ seinen Kopf darauf sinken und lachte hemmungslos!
Genau in dem Moment kamen Klaas und Nik durch die Tür und blieben wie angewurzelt stehen. „Was ist denn hier los?! Unser Sänger lacht sich die Seele aus dem Leib und ihr beide habt Girlanden auf dem Kopf und wühlt in unseren Dekokisten!! Habt ihr was geraucht?!“ fragte der Bassist fast schon fassungslos und der Drummer schräg hinter ihm fing an zu glucksen. Er hatte das Schweinchen gesehen und konnte sich in etwa denken, was los war.
Pi hatte dieses Schweinchen auf dem Hamburger Dom beim Dosen werfen gewonnen und mitgebracht, doch Gerrit konnte sich immer noch nicht so richtig damit anfreunden. Das gab jedes Mal eine kleine Kabbelei zwischen den Beiden.
„Was hast du denn jetzt?“ fragte Klaas an Nik gewandt, doch der zeigte nur wortlos und breit grinsend auf das Nikolausschwein. „Nein!!! Nicht das schon wieder!!!!“ rief der Bassist theatralisch und sank auf die Knie, was Chris, der sich mittlerweile wieder etwas beruhigt hatte, erneut zum Lachen reizte. „Das ist nicht komisch! Dieses Theater um das Schwein ist noch mein Tod!“ ereiferte sich Klaas, doch seine Mundwinkel zuckten verdächtig. „Aber Schweinchen ist so niedlich!!!“ sagte Pi mit zuckersüßer Stimme und einem Bettelblick, der Seinesgleichen suchte.
Jetzt war es auch mit Klaas´ Selbstbeherrschung vorbei und er fing haltlos an zu lachen. Am Ende befanden sich nun 5 lauthals lachende Männer im Aufnahmeraum, die teils auf Stühlen und teils auf dem Boden saßen: Dabei versuchte einer trotzdem noch, einem anderen das quietschrosa Schweinchen wegzunehmen, was diese Person aber einfach nicht hergeben wollte.
Irgendwann öffnete sich vorsichtig die Tür und Jürgen, der Besitzer des Studiokomplexes, steckte seinen Kopf herein. Er zog ihn aber gleich wieder zurück und sagte sich breit grinsend, dass er gar nichts gesehen hatte. Dieser Anblick eben war einfach zu komisch gewesen und das würde ihm wahrscheinlich eh keiner glauben. Lord of the Lost hatten zwar den Ruf, teilweise verrückte Sachen zu machen, aber diese Szene würde ihm niemand abnehmen!
Hinter der Studiotür war wieder Ruhe eingekehrt und die Fünf hingen fast buchstäblich in den Seilen, bzw. auf den Stühlen. Pi hatte sein quietschrosa Schweinchen in Sicherheit bringen können und es thronte nun auf einem nahegelegenen Regal. „Leute… Für solche Eskapaden werde ich langsam zu alt!“ stöhnte Gerrit, der von allen der Älteste war. Dicht gefolgt von Chris und Klaas. „Bin ganz deiner Meinung!“ stöhnte Klaas und streckte sich, wobei mehrere seiner Gelenke knackten. „Na alter Mann… Knackiges Alter, oder was?“ meinte Pi grinsend und streckte sich ebenfalls – mit dem Ergebnis, dass einige seiner Gelenke auch knackten. „Wer im Glashaus sitzt…“ stichelte der Bassist und der Gitarrist streckte ihm die Zunge raus. „Na! Mal bitte nicht so respektlos, Kleiner!“ entrüstete sich Klaas. „Oh ja… Respekt vor einem alten Knacker! Bei dir rieselt bald der Kalk aus den Ohren! Und nenn mich nicht Kleiner! Ich bin größer als du!“ erwiderte Pi grinsend. „Ja, aber dafür jünger! Und was heißt hier alter Knacker und Kalk rieseln… Ich geb dir gleich alter Knacker!“ sagte der Bassist und baute sich vor dem jüngeren Gitarristen auf. „Oh hab Erbarmen!! Ich will´s auch nie wieder tun!“ winselte Pi gespielt und zeigte seinem Gegenüber die Handflächen. „So sei es!“ tat Klaas auf hochmütig und setzte sich auf einen der freien Stühle, während die anderen drei grinsten und Pi kichernd vom Boden aufstand und sich ebenfalls auf einen Stuhl setzte.
„Jetzt aber mal ernsthaft bei die Sache hier. Wollten wir nicht was für das nächste Album machen?“ meldete sich nun Gerrit zu Wort und Chris nickte nachdenklich.
„Ja, eigentlich wollten wir das, aber mir fehlt irgendwie das gewisse Etwas. Ich habe zwar Ideen, aber irgendwas fehlt. Verstehst du, was ich meine?“ Fragend sah er den Allrounder an und dieser nickte bedächtig. „Ich glaube ja. Das richtige Gefühl dafür will sich nicht einstellen, oder?“ Der Sänger nickte bestätigend und auch die Anderen nickten nach und nach. „Er hat Recht. Trotz Schnee, Kälte und einer wunderschönen Landschaft um Hamburg herum, will sich nicht das richtige Gefühl für neue Songs einstellen.“ warf Pi nun ein und wieder nickten alle. Dann verfielen alle ins Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach und überlegte, wie sich diese Situation ändern ließe. Schließlich meldete sich der Gitarrist nochmal zu Wort.0
„Wie wäre es, wenn wir nach Skandinavien fahren? Vielleicht würde uns das in Sachen Kreativität helfen?“ schlug er vor und im ersten Moment sahen ihn alle nur groß an. Das war´s! Dort waren sie schon gefühlt ewig nicht mehr gewesen.
„Gute Idee, Kleiner.“ meinte Klaas und wich der Kopfnuss von Pi aus. „Da waren wir schon länger nicht mehr. Wie wäre es diesmal mit Island? Da waren wir noch gar nicht.“ schlug er nun vor und der Vorschlag wurde einstimmig abgenickt. „Aber erst wird hier das Chaos beseitigt, bevor wir überhaupt an die Planung gehen können.“ meinte Chris und hob ein Büschel Lametta vom Boden auf.
Wo kam das denn her? Normalerweise hatten sie doch nie Lametta irgendwo angebracht. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Gerrit sich betont unauffällig von ihm wegbewegte und zählte eins und eins zusammen. Der „Übeltäter“ war gefunden. Kopfschüttelnd packte er das Zeug wieder in die Kiste, möglichst weit nach unten in eine der hintersten Ecken, damit dieses „Verbrechen“ nicht so leicht gefunden werden konnte.
Nach und nach wanderte so manches aus den 2 Kisten an einen Platz im Studio oder wieder in die Kiste zurück und bald sah es schon ziemlich weihnachtlich aus. Zumindest so weihnachtlich, wie es in einem Tonstudio, wo eigentlich gearbeitet werden sollte, aussehen konnte.
Am Ende saßen schließlich alle fünf an einem Tisch im Aufenthaltsraum und „wälzten“ in ihren Laptops Urlaubsseite um Urlaubsseite. Doch so richtig konnten sie sich nicht auf einen Ort einigen. „Leute, es hat doch keinen Zweck. Wir kommen bei Island einfach auf keinen gemeinsamen Nenner. Dann lasst uns lieber wieder in das Ferienhaus am See in der Nähe von Helsinki fahren.“ schlug Gerrit schließlich vor. Ihm ging dies ganze Hin und Her wahnsinnig auf den Zeiger und in Finnland war es auch sehr schön. „Er hat Recht. Lasst uns wieder dorthin reisen, bevor wir uns noch richtig an die Köppe kriegen.“ stimmte Klaas dem Allrounder zu und die restlichen Bandmitglieder nickten nach kurzem Zögern. „Dann weihe ich die Crew mal ein. Vielleicht will ja noch jemand mit.“ meinte Chris und verließ den Raum.
Am Ende wollten dann nur noch Bengt und Benny mit. Der Rest hatte entweder keine Lust oder kein Geld. „Wann soll es denn eigentlich los gehen?“ stellte Benny die alles entscheidende Frage. „Darüber haben wir uns ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht.“ sagte Klaas und kratze sich verlegen am Kopf. „Echt jetzt?“ fragte Bengt ungläubig und stöhnte entnervt auf, als alle außer ihm und Benny verlegen nickten.
„Wie wäre es, wenn wir Weihnachten dort verbringen?“ ließ sich Pi´s Stimme plötzlich vernehmen und alle sahen ihn erstaunt an. Das war es! Warum waren sie nicht selbst darauf gekommen? „Kleiner, das ist die Idee!“ grinste Klaas und schlug dem Gitarristen freundschaftlich auf die Schulter. „Nenn mich nicht immer „Kleiner“, Opa!“ konterte Pi, grinste aber dabei. Der Bassist streckte ihm nur die Zunge heraus. „Von wegen Opa! Bei dem kindischen Verhalten…“ meinte Chris kopfschüttelnd, grinste aber ebenfalls. „Oh das geht. Manche Senioren werden ja manchmal wieder zu Kindern.“ erwiderte Pi und wich einem fliegendem Kissen aus.
Weiß der Geier, wo der Bassist das nun wieder her hatte. „Also abgemacht?“ fragte er nochmal zur Sicherheit und die restliche Band nickte. Nur Bengt und Benny schüttelten die Köpfe. „Meine Freundin bringt mich um, wenn ich Weihnachten nicht da bin.“ erklärte Benny und Bengt hatte das gleiche Problem mit seiner Familie. „Ihr wisst ja, Tradition wird da bei uns ganz groß geschrieben. Erst Kirche; für Oma ganz wichtig; dann ein gemeinsames Abendessen und zum Schluss die Bescherung. Aus der Nummer komme ich nicht raus, sonst enterbt mich Oma doch noch. Das hätte sie schon fast, als sie erfahren hat, mit was ich mein Geld verdiene.“ erklärte Bengt und verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen.
„Dann also nur wir fünf.“ benannte Gerrit nochmal das Offensichtliche und suchte nebenbei schon nach Flügen, während Chris nachschaute, ob das besagte Haus am See zu der Zeit frei war. „So. Ich habe hier am 21.12. noch einen Flug für uns 5 gesichtet. Wie sieht es mit dem Haus aus?“ meldete sich nun der Allrounder, ohne vom Laptop aufzusehen. „Moment..“ Chris scrollte zum besagten Termin und siehe da, das Haus war vom 21.12. bis zum 28.12. frei. Ab dem 29.12. hatte sich eine Schneewandergruppe dort angemeldet.
Dies teilte er den anderen mit und Gerrit buchte sofort die Flüge, während Chris das Haus für den Zeitraum blockte.
Zufrieden klappten beide ihre Geräte zusammen und sahen in die Runde. „Damit ist das geritzt und in 2 Wochen geht es auf nach Finnland!“ meinte Gerrit freudestrahlend und man konnte sein Hirn förmlich hinter der Stirn arbeiten sehen, wie er dort nach Elfen, Einhörnern und anderen magischen Wesen Ausschau hielt.
Die restlichen 4 Bandmitglieder konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war doch immer wieder dasselbe mit diesem verrücktem Huhn, äh Hahn.
2 Wochen später trafen sich die 5 Freunde am Flughafen von Hannover und jeder von ihnen freute sich schon riesig auf den bevorstehenden „Urlaub“. Gerrit hibbelte von einem Fuß auf den Anderen und konnte nicht aufhören zu grinsen. Nik verdrehte nur leicht genervt die Augen, denn er hatte sich schon die ganze Fahrt zum Flughafen über anhören dürfen, wie aufgeregt das Allround- Talent der Band war und was es angeblich dort in Finnland für magische Wesen geben soll.
Pi, Klaas und Chris lächelten nur wissend. Sie kannten Gerrit´s Spleen schon ein paar Jahre länger, als der Drummer. Der Gitarrist war zwar in etwa zeitgleich mit ihm in die Band eingestiegen, doch hatte er vorher schon als Crewmitglied so seine Erfahrungen damit machen dürfen. „Sind dann alle da? Dann können wir ja unser Gepäck aufgeben.“ sagte Chris in die Runde und setzte sich in Richtung Schalter in Bewegung. Der Rest der Bagage folgte ihm auf dem Fuß.
„Erinnert mich irgendwie an eine Entenmutter mit ihren Küken.“ dachte er sich schmunzelnd und reichte der netten Dame am Schalter seine Flugunterlagen zur Kontrolle, ehe er sein Gepäck auf das Kofferband stellte, wo es mit dem passenden Klebestreifen für den Flug versorgt wurde. Nacheinander machte das jeder von ihnen und im Nu waren sie fertig, sodass sie weiter zum nächstgelegenen Bäcker laufen konnten, wo sie sich erst einmal ein ordentliches Frühstück gönnten. Immerhin war es erst kurz vor 7 Uhr Morgens.
Grade als sich Pi mit seinem Becher Kaffee in der Hand umdrehen und zum nächstgelegenen Stehtisch gehen wollte, wurde er von Klaas angestupst, sodass etwas Kaffee über den Rand der Tasse schwappte. „Maaan, pass doch auf!“ beschwerte er sich beim Bassisten, doch der winkte nur ungeduldig ab und zeigte zur großen Fensterfront. „Was..?“ setzte der Gitarrist ungeduldig an, doch dann sah er es selbst. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Dicke Flocken segelten vom Himmel und bedeckten immer mehr von der Start- und Landebahn. „Hoffentlich gibt das keine Probleme…“ meinte Klaas nachdenklich und zog die Stirn kraus. „Glaube ich nicht. Dort kommt schon das Streu- und Räumkommando, siehst du?“ Mit dem Zeigefinger der linken Hand zeigte Chris auf ein paar Räumfahrzeuge, welche grade aus einem der um den Flughafen herum liegenden Gebäude fuhren. Erleichterung machte sich auf den Gesichtern von allen breit, denn insgeheim hatten sie um ihren Urlaub gebangt.
„Kommt Leute! Lasst uns in den Boardingbereich gehen. Da können wir genauso gut sitzen und vielleicht haben wir dort sogar eine bessere Sicht. Ist ja diesmal im 1. Stock, wo wir hin müssen.“ meinte der Sänger nach einer halben Stunde, in der sie zwar miteinander geredet hatten, aber die meiste Zeit hatte jeder seinen Gedanken nachgehangen. Und wenn es nur der Gedanke an sein eigenes Bett war, was bei Klaas sehr wahrscheinlich der Fall gewesen ist. Der hatte nämlich nur 4 Stunden geschlafen, bevor ihn Chris unsanft aus dem Bett gebimmelt hatte. Dementsprechend mürrisch war der Bassist auch am Smartphone gewesen. Der Sänger grinste bei der Erinnerung und lief langsam los, als alle ihr Handgepäck zusammen hatten.
Um Punkt 9 Uhr wurde ihr Flug dann aufgerufen und sie reihten sich in die kleine Schlange vor dem Zugangstunnel zum Flugzeug ein. Brav zeigte jeder von ihnen sein Flugticket vor, es wurde erneut kontrolliert und sie wurden schließlich durchgewunken.
Bis alle auf ihren Plätzen saßen und das Flugzeug somit starten konnte, verging eine gute halbe Stunde. Dann noch die üblichen Einweisungen der Flugbegleiter/innen von wegen Notausgang, Sicherheitswesten und Atemmaske, dann konnte es endlich los gehen. Zufrieden lehnte sich Chris in seinem Sitz zurück und starrte aus dem Fenster auf die sich immer weiter entfernende Startbahn.
In Gedanken driftete er wieder zu der jungen Frau, welche er vor knapp 14 Tagen umgerannt hatte. Wer war sie? Bei den letzten 2 Konzerten in seiner Heimatstadt hatte er sie nicht unter den, auf Autogramme wartenden, Fans gesehen. War sie doch keiner? Aber sie hatte eine Tasche der Band gehabt… „Guten Tag! Würden sie sich bitte alle anschnallen?“ sagte plötzlich eine weibliche Stimme neben seiner Sitzreihe und als er aufsah, erblickte er genau die Frau von damals. Sie sah jeden der fünf Männer in den 2 Sitzreihen an und bei Chris verweilte sie etwas länger, sah ihn intensiv an, ehe sie dankend nickte, als sich alle wieder angeschnallt hatten und ging wieder nach vorne.
Komisch war nur, dass nur sie fünf dazu aufgefordert worden waren, wie sie bei einem schnellen Rundblick feststellten. „Warum sollten wir…“ fing Gerrit an, als schon ein heftiger Ruck durch das Flugzeug fuhr und viele Leute, die nicht angeschnallt gewesen waren, aus ihren Sitzen fielen und sich teilweise verletzten. Bemüht ruhig liefen die Flugbegleiter/innen durch die Gänge und versuchten die aufgebrachten Passagiere zu beruhigen. Mit mäßigem Erfolg, denn die nächste Turbulenz folgte. Das Flugzeug war in eine Schlechtwetterfront geraten...
Turbulente 45 Minuten später landete das Flugzeug endlich auf dem Helsinki-er Flughafen und trotz des nervenaufreibenden Fluges, stiegen die Leute ziemlich gesittet aus. Was wohl auch daran lag, dass die Meisten ziemlich wackelig auf den Beinen waren.
Während sie ausstiegen, suchte Chris die ganze Zeit nach der Frau, welche ihnen geraten hatte, sich anzuschnallen. Doch er fand sie nicht. Als er nach einer jungen, schwarzhaarigen Flugbegleiterin mit auffallend hellblauen Augen fragte, zuckten die Leute von der Crew nur mit der Schulter. Keiner kannte die Frau oder hatte sie gar gesehen.
Nachdenklich holten die Fünf ihre Koffer, gingen zu ihrem gemieteten Wagen und fuhren zu dem Haus am See. Vorher machten sie aber noch einen Abstecher zum nächsten Supermarkt und deckten sich mit allen möglichen Sachen ein.
Als sie endlich am Haus angekommen waren und alles verstaut hatten, setzten sie sich im Wohnzimmer zusammen und beratschlagten, was sie essen wollten. Mittlerweile war es schon 13 Uhr durch und sie hatten Hunger. „Wie wäre es mit Gemüselasagne?“ fragte Pi und schaute in die Runde. „Klingt an sich schon mal gut.“ meinte Gerrit, doch Nik schüttelte den Kopf. „Ich brauch was mit Fleisch, nach diesem Flug.“ erklärte er dann und Klaas schloss sich ihm an. „Dann lasst uns einfach Kartoffeln, Gemüse und Fleisch machen. Für die, welche kein Fleisch möchten oder essen, machen wir Tofu. Ist das eine Option?“ warf der Sänger nun in die Runde und erntete ein Nicken von allen. Gesagt, getan. Eine knappe Stunde später hatten alle ihr Essen und mampften genüsslich vor sich hin.
„Sagt mal, fandet ihr das nicht auch komisch, dass keiner aus der anwesenden Flugzeugbesatzung unsere Stewardess kannte oder überhaupt gesehen hatte?“ fragte Klaas nach dem Essen. „Stimmt. Das war sehr merkwürdig! Wir haben sie doch alle gesehen und sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.“ sinnierte Gerrit und der Rest nickte. „Leute, ich muss euch da noch was erzählen, was das Ganze noch verrückter macht.“ fing Chris nun an und erzählte ihnen von seinem Zusammenstoß mit genau dieser Frau vor zwei Wochen. „Das ist wirklich seltsam.“ meinten nun auch Klaas und Pi. „Wie ein Geist…“ dachte der Gitarrist laut und erntete verhaltene Blicke seiner Freunde. „Was ist? Es ist doch so. Sie erscheint ganz plötzlich, ist genauso schnell wieder weg und niemand will sie gesehen haben außer uns.“ rechtfertigte er sich. „Wie auch immer… Da kommen wir nicht weiter… Vergessen wir das Ganze einfach.“ meinte Klaas und brachte seinen leeren Teller zur Spüle.
Die Anderen folgten und räumten ihr Geschirr ebenfalls weg.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Pi. „Wie wäre es mit Songwriting? Neue Lieder testen?“ schlug Gerrit vor und erhielt zustimmendes Gemurmel von allen Seiten.
Ein paar Tage später war es dann endlich Weihnachten. Und wie auf Bestellung hatte es wieder angefangen zu schneien. Also hieß es vor der Tür Schnee schüppen, sonst wären sie irgendwann eingeschneit. Tatkräftig gingen alle ans Werk und bald waren die Zufahrt und die Terrasse hinten frei von Schnee.
„Das spart uns das Fitnessstudio.“ stöhnte Pi, als sie am 25. Dezember zum 3. Mal raus mussten, weil es so geschneit hatte. Zum Glück hatte es jetzt aufgehört und der Himmel klarte auf.
Abends saßen sie dann zusammen vor dem Kamin und genehmigten sich heißen Met. Das Wikingergetränk hier im hohen Norden.
„Leute… Schaut mal..“ sagte Chris plötzlich und wies mit dem Glas in der Hand nach draußen. „Was denn?“ fragte Klaas, doch dann sah er es auch – Polarlichter -.
Alle fünf zog es nun an die Fensterfont und mit halboffenen Mündern starrten sie gen Himmel. „Sie sind so wunderschön!“ flüsterte der Sänger und starrte wie gebannt in den Himmel. Wie aus dem Nichts schoss plötzlich eine Sternschnuppe über den Himmel und automatisch schlossen alle ihre Augen, um sich was zu wünschen. „Frohe Weihnachten Jungs!“ sagte Pi ehrfürchtig. „Frohe Weihnachten!“ erwiderten seine Freunde im Chor und sie umarmten sich nacheinander. Froh, einander zu haben.
Am 28.12. flogen sie dann wieder zurück nach Deutschland, diesmal ohne Turbulenzen. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag im Studio, um an den Ideen, die ihnen in Finnland gekommen waren, weiter zu arbeiten.
Zuhause angekommen, packte Chris seine Sachen aus und dachte sich dabei, dass sein Wunsch leider nicht in Erfüllung gegangen war. Er hätte gern die Frau aus dem Flugzeug noch einmal gesehen, um sich bei ihr zu bedanken.
In einer anderen Wohnung in Hamburg dachte Pi in diesem Moment dasselbe. Genauso wie Gerrit, Klaas und Nik.
Was alle fünf nicht wussten… Sie wurden beobachtet, alle zur selben Zeit, von ein und derselben Person…
„Gern geschehen, Jungs!“ sagte Layla leise und lächelte, ehe sie sich wieder ihren anderen Schützlingen auf dieser Welt zuwandte.